2 Die verschiedenen Anwendungsgebiete der FEM In der Technik wird die Physik allgemein in 5 Bereiche unterteilt, in die Mechanik, die Schwingungslehre, die Wärmelehre, die Elektrizitätslehre und die Optik. In allen diesen Bereichen wird heute die FEM eingesetzt, wobei dies nur in der Optik seltener vorkommt und daher in diesem Buch nicht behandelt wird. In der FEM ergibt sich aufgrund der Programmfunktionen eine etwas andere Unterteilung. Grundsätzlich unterscheiden wir zwischen linearen und nichtlinearen sowie stationären und instationären Problemen, die wie die nichtlinearen Probleme als schrittweise lineares Problem gelöst werden. Die Mechanik als Lehre der Kräfte und Bewegungen gasförmiger, flüssiger und fester Körper findet sich in der linearen und nichtlinearen Statik wieder. Die Schwingungslehre als Lehre der zeitabhängigen, wellenförmigen Bewegung der gleichen Körper als träge Massen und dem Sonderfall des Schalls findet sich in der linearen und nichtlinearen Dynamik und der Akustik wieder, wobei die nichtlineare Dynamik Spezialprogramme erfordert und daher auch in dem verwendeten Programm nur eingeschränkt (Dynamik mit Vorspannung) realisiert ist. Die 3 übrigen Bereiche basieren auf Potenzialgleichungen und finden sich in den stationären und instationären Potenzialproblemen, jeweils auch als nichtlineare Probleme wieder. Eine wichtige Funktionalität eines FEM-Programms ist die Kopplung dieser unterschiedlichen Bereiche, z.B. die Berechnung eines Temperaturfelds als Potenzialproblem und die daraus resultierenden Verformungen, Spannungen und Kräfte in der linearen Statik. 2.1 Lineare Statik Die lineare Statik versteht sich als der Problembereich, in dem die Beanspruchungen der zu berechnenden Bauteile im elastischen, d.h. linearen Bereich des Werkstoffgesetzes erfolgen und die lokalen Verschiebungen relativ klein sind, verbunden mit kleinen Drehungen d (d < 3.5°). Die zweite Einschränkung beruht darauf, dass die Verlagerungen der Lastangriffspunkte im Element bei der Formulierung der Gleichgewichtsbedingungen vernachlässigt werden. Sind diese Voraussetzungen durch zu große Elemente oder zu große Verformungen nicht erfüllt, so erhält man nur bedingt brauchbare Ergebnisse. 14 2 Die verschiedenen Anwendungsgebiete der FEM Ein FEM-Programm arbeitet mit einer hardwareabhängigen Genauigkeit von mindestens 13 gültigen (signifikanten) Stellen bei der Formulierung der Gleichungen, bei der Lösung des Gleichungssystems und bei der Berechnung der Kräfte und Spannungen über die Verformungen. Material- und damit Steifigkeitsunterschiede um den Faktor 10 7 Längeneinheiten und mehr in einer Struktur führen damit in der Regel nicht zu numerischen Schwierigkeiten. Zu vermeiden sind jedoch sehr stark unterschiedliche Elementabmessungen innerhalb eines Strukturbereichs sowie Starrkörperbewegungen aufgrund elastischer Lagerungen von der Art, dass die elastischen Deformationen eines Elements in der Knotendeformation erst ungefähr ab der 5. Stelle nach dem Komma enthalten sind. Unter den aufgeführten Voraussetzungen wird das nachfolgende lineare Gleichungssystem formuliert: f=K*v (2.1) mit f = Vektor der Knotenkräfte K = Steifigkeitsmatrix der Struktur v = Vektor der Knotendeformationen Die Knotenkräfte f und -deformationen v sind auf das globale Koordinatensystem x, y, z bezogen, dabei handelt es sich um max. 3 Kräfte (F x, Fy, Fz), 3 Momente (Mx, My, Mz) sowie 3 Verschiebungen (vx, vy, vz) und 3 Verdrehungen (dx, dy, dz). Die Steifigkeitsmatrix K der Struktur beschreibt das elastische Verhalten des Bauteils. Die Größe der Koeffizienten ist abhängig von der Bauteilgeometrie und den Werkstoffdaten. Im Falle eines einfachen Zug-Druck-Stabs als Struktur entspricht die Steifigkeitsmatrix der Federkonstanten c, sie wurde daher früher auch Federmatrix genannt. Zur Lösung dieses symmetrischen und quadratischen linearen Gleichungssystems wird der Cholesky-Algorithmus mit Skyline-Technik verwendet. Optional steht für Modelle mit großen Bandbreiten ein iterativer Blockmatrizengleichungslöser zu Verfügung. 2.1.1 Mögliche Materialeigenschaften Beachtenswert ist die Möglichkeit, jedem Element andere Materialeigenschaften zuzuweisen. Dies ist z.B. bei Kunststoff oder Leichtmetalllegierungen erforderlich, wenn ein Temperaturgefälle vorliegt, da diese Werkstoffe stark temperaturabhängig sind. Wie in fast allen FEM-Programmen unterscheiden wir auch in unserem Programm zwischen isotropem, orthotropem und anisotropem Material. Bei orthotropem Material sind neben der Definition des Materialgesetzes auch die Bezugsrichtungen über Winkeleingabe festzulegen. 2.2 Nichtlineare Statik 15 2.1.2 Zur Formulierung des Rechenmodells Bei der Auswahl der Elemente ist Voraussetzung, dass die Eigenarten und Qualitäten aller vorhandenen Elementtypen bekannt sind (Abschn. 3.6). In der Regel gibt es unter den verfügbaren Elementtypen für das jeweilige Problem nur ein ideales Element. Zur Formulierung des Elementnetzes gehört immer die Überlegung über das Tragverhalten bzw. über den zu erwartenden Kraft- und Spannungsverlauf. In Bereichen mit zu erwartenden hohen Spannungsgradienten wird man das Netz verfeinern. In den Bereichen, die nur zur Steifigkeitserfassung und Kraftweiterleitung dienen, in denen aber keine Festigkeitsaussage verlangt wird, wird ein gröberes Netz verwandt. Der Fehlerschätzer des Programms hilft mit der Modellbeurteilung je Lastfall bei der Beurteilung, ob die Netzqualität ausreicht. 2.2 Nichtlineare Statik Das Grundprinzip der nichtlinearen Statik ist die Auflösung des nichtlinearen Problems in lineare Schritte mit Lösung des in der linearen Statik beschriebenen Gleichungssystems ergänzt um die geometrische Steifigkeitsmatrix. Diese berücksichtigt jeweils aus dem Spannungszustand des vorausgegangenen Schritts den Energieinhalt. Dazu kommt die Addition der Verformungen nach jedem Schritt und wenn gewünscht die Änderung des Materials gemäß der vorgegebenen Materialkurve. Das bedeutet die schrittweise Lösung von fi = [KK + KL]* vi (2.2) für i = 1 bis n mit fi = Vektor der Knotenkräfte im Schritt i KK = linear elastische Steifigkeitsmatrix der Struktur KL = geometrische Steifigkeitsmatrix oder Initialspannungsmatrix der Struktur vi = Vektor der Knotendeformationen im Schritt i n = max. Anzahl Iterationsschritte Dabei gelten für jeden Schritt die in der linearen Statik definierten Voraussetzungen. Es können damit sowohl Materialnichtlinearitäten als auch geometrische Nichtlinearitäten für kleine Dehnungen und Rotationen berücksichtigt werden. Die Gesamtbelastung als Kraft und Moment, Verformung oder Temperaturfeld wird schrittweise durch Lastinkremente (Teillasten) aufgebracht. Die Summe aller Lastinkremente ist gleich der Gesamtbelastung. Dabei müssen die Lastinkremente nicht von gleicher Größe sein. Bei dieser Vorgehensweise ist klar, dass der Benutzer die max. Anzahl der Lastschritte vorher festlegen muss. Diese Vorgehensweise 16 2 Die verschiedenen Anwendungsgebiete der FEM wird auch als Teillastverfahren bezeichnet. Die in Spezialprogrammen wie ABAQUS [13] oder DYNA-3D [14] vorhandene automatische Zerlegung in Lastinkremente und damit eine automatische Schrittanpassung ist in unserem Programm nur zur Lösung instationärer Potenzialprobleme realisiert. 2.2.1 Iterationsmethoden In unserem FEM-Programm stehen wie üblich zwei unterschiedliche Iterationsmethoden zur Verarbeitung des nichtlinearen Materials zur Verfügung, die vom Anwender je nach Aufgabe auszuwählen sind. In beiden Methoden ist die sog. mitgehende Updated-Lagrange'sche Formulierung realisiert. Eine nichtlineare Berechnung setzt sich dabei aus der Summe linearer Berechnungen zusammen, die im folgenden Lastschritte genannt werden. Full Newton Raphson Bei Full Newton Raphson erfolgt der Ablauf eines Lastschritts gemäß nachstehendem Schema: Aufstellung der Steifigkeitsmatrix mit Addition der geometrischen Steifigkeitsmatrix Lösung des Gleichungssystems Berechnen der Spannungen und inneren Kräfte mit: Materialänderung und Berechnung der Ungleichgewichtskräfte Addition der Knotenverschiebungen entweder: Nachiteration zum Ausgleich der Ungleichgewichtskräfte oder nächster Lastschritt (Last addieren) Ab dem 2. Schritt wird auf die mit geänderten Material- und Geometriedaten formulierte Steifigkeitsmatrix, die sich aus den Spannungen des vorherigen Schritts ergebende geometrische Steifigkeitsmatrix addiert und der Lösung des linearen Gleichungssystems zugeführt. Auf den jeweils nächsten Lastschritt 1R wird erst weitergeschaltet, wenn die Ungleichgewichtskräfte (Bild 2.1) durch Lastumlagerung entsprechend der vorgegebenen Schranke ausgeglichen sind. 2.2 Nichtlineare Statik 17 Bild 1.1: Full-Newton-Raphson-Methode mit Lastschritten 1R und 2R jeweils mit Korrektur über Lastumlagerung bei jeweils neuer Steifigkeitsmatrix Modified Newton Raphson Bei dieser Art der Berechnung bleibt die Steifigkeitsmatrix in einem Lastschritt unverändert und die Ungleichgewichtskräfte werden durch Variation der rechten Seite ausgeglichen. Dadurch wird ganz erheblich an Rechenzeit gegenüber der klassischen Newton-Raphson-Methode gespart. Die Lastschritte sollten jedoch möglichst klein sein. Die Anpassung an die Materialkurve erfolgt wieder solange durch Lastumlagerung, bis die Ungleichgewichtskräfte entsprechend der vorgegebenen Schranke ausgeglichen sind. Dies erfolgt durch Variation der rechten Seite bei gleichbleibender Steifigkeitsmatrix (parallele Linien in Bild 2.2). Dadurch können sehr viele Iterationen zur Berechnung eines Lastschritts mit geringer Rechenzeit durchgeführt werden. Die Geometrieänderung, die sich während eines Lastschritts ergibt, wird erst im nächsten Lastschritt berücksichtigt. Ab dem 2. Schritt wird auf die mit geänderten Material- und Geometriedaten formulierte Steifigkeitsmatrix die sich aus den Spannungen des vorherigen Schrittes ergebende geometrische Stei- Bild 2.2: Modified-Newton-Raphson-Methode mit Lastschritten 1R und 2R jeweils mit Korrektur über Lastumlagerung bei gleicher Steifigkeitsmatrix (parallele Steigung) 18 2 Die verschiedenen Anwendungsgebiete der FEM figkeitsmatrix aufaddiert und das Gleichungssystem neu gelöst. Der Ablauf eines Lastschritts erfolgt bei Modified Newton Raphson nach folgendem Schema: Aufstellung der Steifigkeitsmatrix mit Addition der geometrischen Steifigkeitsmatrix Lösung des Gleichungssystems Berechnen der Spannungen und inneren Kräfte Berechnen des Verschiebungsvektors durch Variation der rechten Seiten und Rücksubstitution entweder: Nachiteration zum Ausgleich der Ungleichgewichtskräfte und/oder wahlweise: Materialänderung und Berechnung der Ungleichgewichtskräfte Addition der Knotenverschiebungen Nächster Lastschritt (Last addieren) 2.2.2 Mögliche Materialeigenschaften Die genaue Eingabebeschreibung zur Materialänderung wird in den Abschn. 4.8 und 4.9 aufgezeigt. Hier werden nur die Möglichkeiten vorgestellt. Grundsätzlich muss dabei das Material isotrop sein. Veränderlicher E-Modul; --Verfahren Am einfachsten wird der Verlauf der Materialdaten (E-Modul und Querdehnungszahl) in Abhängigkeit der Elementbeanspruchung (Dehnung) in einer Tabelle beschrieben. Zusätzlich kann dabei der E-Modul in Abhängigkeit von einer weiteren Variablen (Zeit- oder Temperatur) definiert werden. Bei diesem Verfahren findet keine Spannungsumlagerung statt. Die Knotenvergleichsspannungen und Dehnungen werden elementweise gemittelt. Über diese Spannungen und Dehnungen werden dann aus der eingegebenen --Kurve den Elementen neue Werkstoffwerte (E-Modul und Querdehnungszahl) zugeordnet. Damit ist das Verfahren eher für nichtlinear-elastisches Werkstoffverhalten geeignet. Eine feinere Elementaufteilung als in der linearen Statik ist auf jeden Fall zu empfehlen. 2.2 Nichtlineare Statik 19 Fließverhalten Ein Werkstoffverhalten, bei dem bleibende Verformungen auftreten, wird allgemein als Fließen bezeichnet. Zur Modellierung eines Fließverhaltens werden drei Gesetzmäßigkeiten benötigt: 1. die Fließbedingung, 2. die Fließregel und 3. das Verfestigungsgesetz. Die Dehnungen und Spannungen werden in einzelnen Integrations-(Gauß)Punkten verarbeitet. Falls Fließen auftritt, werden die Dehnungen in einen elastischen und einen plastischen Anteil aufgeteilt. Aus diesen Werten wird eine elastoplastische Materialmatrix gebildet, die das Fließverhalten eines jeden Gaußpunkts simuliert. Darüber hinaus kann der Verlauf der Werkstoffeigenschaften über ein Element veränderlich sein, dabei findet im Gegensatz zum nichtlinear-elastischen Material (--Verfahren) eine Spannungsumlagerung statt (s. TP2000-OnlineManual Abschn. 4.3.3). Realisiert sind die Fließbedingung nach von Mises und nach Drucker-Prager. Federkennlinie (nur für Stabelemente) Eine Feder wird durch die Abhängigkeit des Federwegs von einer Federkraft bzw. einem Federmoment definiert und bezieht sich immer auf ein Stabelement. Dazu ist die Eingabe einer Federkennlinientabelle möglich. Gummimaterial Realisiert ist das Materialgesetz nach Mooney-Rivlin. Bei diesem Materialgesetz ergeben sich die Spannungen aus der Ableitung des Funktionals der Verzerrungsenergie nach den Verzerrungen. Es gilt ij = W / ij (2.3) Ein solches Material wird hyperelastisch genannt. Grundlegende Annahmen für die Berechnung mit Gummi bestehen darin, dass das Material inkompressibel ist und dass das Hooke'sche Gesetz für einfachen Schub gilt. Von Rivlin wurde die Verzerrungsenergie in einer unendlichen Reihe entwickelt, die dann von Mooney folgendermaßen angenähert wurde: W = C1 (I1 - 3) + C2 (I2 - 3) (2.3.a) mit C1, C2 Mooney-Konstante und I1, I2 Dehnungsinvarianten I1 = 12 + 22 + 32 I2 = 12 22 + 22 32 + 32 12 (2.3.b) In unserem FEM-Programm müssen unter Einhaltung des Hooke'schen Gesetzes für Schub aus den Mooney-Konstanten ein Pseudoschubmodul und daraus mit der Querdehnungszahl = 0.5 ein Anfangs-E-Modul berechnet werden. 20 2 Die verschiedenen Anwendungsgebiete der FEM Pseudoschubmodul: G = 2 · (C1 + C2) Anfangs-E-Modul : E = 2 · G(1 + ) = 6 · (C1 + C2) mit = 0.5 Die Querdehnungszahl kann nicht exakt als 0.5 eingegeben werden (Division durch Null!). Die Erprobung hat gezeigt, dass die Berechnung mit = 0.495 problemlos funktioniert. Bei Formulierung des Gummimaterials über den Preprozessor werden Anfangs-E-Modul und Querdehnzahl automatisch gesetzt. 2.2.3 Zur Formulierung des Rechenmodells Die Verformungen an den Knoten werden i. d.R. auf die Anfangsgeometrie addiert. Damit können große Verformungen mit kleinen Verzerrungen berücksichtigt werden. Bei räumlichen Problemen ist zu beachten, dass durch die Änderung der ursprünglichen Geometrie aus einer reinen Plattenbeanspruchung eine Schalenbeanspruchung werden kann. Form der Elemente Die Elemente sollten im Ausgangszustand, besonders bei großen Verformungen, möglichst ideale Formen aufweisen, da bei Berechnungen mit großen Verformungen Elementverzerrungen auftreten. Wahl der Lastinkremente Da keine automatische Schrittanpassung vorhanden ist, wird dringend empfohlen, bei starker Änderung der Materialkenndaten, die Belastungsschritte klein zu halten. Darüber hinaus sollte der Zuwachs der Verformungen im Verhältnis der Elementgröße pro Iterationsschritt so liegen, dass jeweils die Bedingungen der linearen Berechnung eingehalten werden und insbesondere die max. Knotendrehung < 0.1 ist. Nachiteration bei großen Verformungen (nur für Stäbe bei Full Newton Raphson) Die Berechnung der neuen Materialgrößen und der inneren Kräfte des Systems erfolgt nach der Lösung mit der Geometrie des i-ten Iterationsschritts. Danach erfolgt die Addition der Verschiebungen auf die Geometrie des Zustands i zur Bildung der neuen Geometrie für den nächsten Schritt i+1. Dies bedeutet, dass Geometrie und innerer Kräftezustand nicht exakt übereinstimmen. Dieser, meist sehr kleine Fehler, kann durch zusätzliche Iterationen (Full Newton Raphson) nach dem letzten Lastschritt beseitigt werden. Dabei ist zu beachten, dass für jede Nachiteration die Steifigkeitsmatrix neu erstellt und dieses Gleichungssystem neu gelöst werden müssen. Konvergenz- und Abbruchkriterium Jede nichtlineare Berechnung setzt sich aus linearen Schritten zusammen. Um die richtige, d.h. innerhalb eines Lastschritts konvergierte Lösung zu finden und zu- 2.3 Stabilitätsprobleme 21 gleich die Iterationsschleife abzubrechen, werden sog. Konvergenzkriterien verwendet. In unserem FEM-Programm werden die Knotenverschiebungen in jedem Lastschritt i zur Bildung einer Euklidischen Norm (ENi ) benutzt: Kmax ENi = mit (vxk2 + vyk2 + vzk2 ) K=1 (2.4) = max. Anzahl der Knoten = Komponenten des Verschiebungsinkrements vom Knoten k im Lastschritt i und j = 1, 2, 3 Das Konvergenzkriterium ist wie folgt definiert: oder Kmax vxk, vyk , vzk ENi 100 / EN0 < Option(175) in % ENi - ENi-1 < 107 (2.4.a) Falls in einem Lastschritt die Konvergenzkriterien nicht erfüllt sind, wird die Iterationsschleife automatisch nach N Iterationsschritten (N = Option (174)) abgebrochen und der nächste Lastschritt gerechnet. Die Erfüllung einer vernünftigen Toleranz (ca. 0.1 - 3 %) in jedem Lastschritt ist jedoch eine wichtige Voraussetzung für richtige Lösungen in weiteren Lastschritten, da diese Toleranz das Erreichen der Gleichgewichtslage am Ende jedes Lastschritts repräsentiert. 2.3 Stabilitätsprobleme Häufig liefern lineare oder nichtlineare Spannungs- und Verformungsuntersuchungen nicht hinreichende Informationen, um Aussagen über das Versagen einer Struktur unter bestimmten Belastungen machen zu können. Beim Erreichen einer kritischen Last kann das Gleichgewicht der inneren und äußeren Kräfte instabil werden. Schlanke Bauteile oder große Blechflächen können dadurch ausknicken oder ausbeulen. Dazu berechnet man das sog. kritische Lastvielfaches, also die max. mögliche Belastung bis zur Instabilität in Verbindung mit der Knick- oder Beulform. Solche Stabilitätsprobleme werden am einfachsten als Eigenwertproblem der vorgespannten Struktur gelöst, denn aus der Dynamik sind die erforderlichen Algorithmen schon vorhanden. Dazu wird folgendes Gleichungssystem der nichtlinearen Statik nach dem 1. Lastschritt wie folgt umgeformt und gelöst. Ausgehend von der linearelastischen Steifigkeitsmatrix KK und der zu den Knotenlasten f des 1. Lastinkrements der nichtlinearen Statik aus den Spannungen σ berechneten, geometrischen Steifigkeitsmatrix KL, erhält man die Gl. (2.5). Dabei wird von der Grundgleichung der nichtlinearen Statik ausgegangen. Diese gilt für von Null linear anwachsende Knotenlasten λ*f, unter Annahme der konstant 22 2 Die verschiedenen Anwendungsgebiete der FEM bleibenden Steifigkeitsmatrix KK und einer mit den Spannungen σ von Null linear zunehmenden geometrischer Steifigkeitsmatrix λ*KL : λ*f = [KK + λ*KL]* v mit (2.5) f = Vektor der Knotenkräfte im Lastschritt 1 KK = linearelastische Steifigkeitsmatrix der Struktur KL = geometrische Steifigkeits- oder Initialspannungsmatrix der Struktur nach dem 1. Iterationsschritt v = Vektor der Knotendeformationen Dieses lineare Gleichungssystem liefert keinen endlichen Lösungsvektor v, wenn es singulär wird. In solch einem Fall gibt es nichttriviale Lösungen v ≠ 0 für das homogenen Gleichungssystem mit Knotenlasten 0. Das führt auf das Eigenwertproblem (2.6). Dabei sind die Eigenwerte λ kritische Lastvielfache, da sie die Vielfachen λ*f der als 1. Lastinkrement angenommenen Knotenlasten f angeben, die sich als kritische Knotenlasten ergeben. Die Eigenvektoren v sind dann die zugehörigen Knick- und Beulformen. [KK + λ*KL] *v = 0 mit (2.6) λ = Eigenwert v = Eigenvektor Im Unterschied zu dem im Abschn. 2.3.1 beschriebenen Eigenwertproblem des ungedämpften elastischen Systems in der Dynamik, bei dem die mit dem Eigenwert multiplizierte Massenmatrix M in unserem FEM-Programm eine Diagonalmatrix ist, ist die geometrische Steifigkeitsmatrix KL eine symmetrische Bandmatrix wie die Steifigkeitsmatrix KK. 2.3.1 Mögliche Materialeigenschaften Es gelten die in der linearen Statik beschriebenen Materialeigenschaften. 2.3.2 Zur Formulierung des Rechenmodells Es gelten die Regeln der linearen Statik. 2.4 Lineare und nichtlineare Dynamik 23 2.4 Lineare und nichtlineare Dynamik In unserem FEM-Programm stehen zwei Verfahren zur Lösung linearer Dynamikprobleme zur Verfügung, die auch miteinander gekoppelt werden können. Nichtlineare Dynamikprobleme, wie zeitabhängige Dämpfung, nichtlineares Material oder Anschlagprobleme (das Klappern), können mit Ausnahme vorgespannter Strukturen nicht gelöst werden. Dazu sind in der Regel Spezialprogramme erforderlich. 1. Im ersten Verfahren werden die Eigenwerte und Eigenvektoren (Eigenfrequenzen und Eigenschwingungsformen) der Struktur mit diagonaler Massenmatrix, ausgehend von einem (mit Winkelfunktionen produzierten) orthonormierten Vektorsystem, durch reziproke Simultaniteration ermittelt. Verbesserung des Iterationsergebnisses nach dem von Jennings [15] angegebenen Verfahren und Orthonormierung mit dem Schmidt'schen Orthogonalisierungsverfahren ergeben. Damit ergeben sich die Lösungen des Gleichungssystems für das ungedämpfte elastische System. Dabei ist abweichend vom Gebrauch in der Statik v für den Vektor der Knotenverschiebungen und -drehungen, w für den Vektor der Geschwindigkeiten und b für den Vektor der Beschleunigungen verwendet: M b + [KK + KL] v = 0 mit M b KK KL v (2.7) Massenmatrix der Gesamtstruktur in Diagonalform Beschleunigungsvektor an allen Knoten linear elastische Steifigkeitsmatrix der Struktur geometrische Steifigkeits- oder Initialspannungsmatrix der Struktur (nur bei Vorspannung) Vektor aller Knotenbewegungen Die allgemeine Bewegungsgleichung M b + [KK + KL] v + C w = fr mit C w fr (2.8) Dämpfungsmatrix der Gesamtstruktur in Diagonalform Geschwindigkeitsvektor an allen Knoten Erregungsvektor (Kraftvektor) aufbauend auf der durchgeführten Modalanalyse unter Berücksichtigung von Dämpfung, muss gelöst werden. Damit können verschiedene Sonderfälle der Bewegungsgleichung, wie die harmonische Kraft- und Fußpunkterregung, sowie eine Antwortspektrenuntersuchung für Erdbebennachweise durchgeführt werden. Die Lösung setzt jedoch voraus, dass die aus der Addition linear elas- 24 2 Die verschiedenen Anwendungsgebiete der FEM tischer und geometrischer Steifigkeitsmatrix gebildete Matrix nicht singulär ist, d.h., das Modell muss, wie in der Statik, ordnungsgemäß gelagert sein. Der Anteil der geometrischen Steifigkeitsmatrix beinhaltet den Vorspannungszustand der Struktur und wird daher nur bei Vorspannung berücksichtigt. Die Berechnung als sog. Frei/Freischwingung, wie dies z.B. in der Luftund Raumfahrt und im Schiffbau, aber auch in der Akustik häufig vorkommt, ist ebenfalls möglich. Durch einen einfachen Kunstgriff kann die aufgestellte Forderung, dass die Steifigkeitsmatrix nicht singulär sein darf, umgangen werden. Durch Einführen der Kreisfrequenz und Umformen der GL. (2.8) des Eigenwertproblems wird aus (K - 2 ·M) ·v = 0 (2.9) [(K + ·M) - (2 + ) ·M] ·v = 0 (2.10) das Eigenwertproblem Damit ist die Anwendung weiterhin gültig und eine Lösung des Eigenwertproblems möglich. Der Wert ist eine willkürliche Konstante, die jedoch in der gleichen Größenordnung wie das gesuchte 2 liegen sollte. 2. Die Lösung allgemeiner Dynamikprobleme mit Dämpfung und Erregung über kondensierte Matrizen oder Modaltransformation erfolgt im zweiten Verfahren, basierend auf dem Matrizencode Symbolic Matrix Interpretive System der University of California, Berkley [16]. Dabei wird obiges Gleichungssystem (2.8) nach vorheriger Kondensation (Gyan-Methode) der Matrizen KK und M für auszuwählende, dynamische Freiheitsgrade gelöst. Die Anzahl der dynamischen Freiheitsgrade ist begrenzt! Damit können in Erweiterung zu den Möglichkeiten im ersten Verfahren auch beliebige Erregungen, wie z.B. Stoßbelastung mit Materialdämpfung, berücksichtigt werden. Da die Auswahl der dynamischen Freiheitsgrade sehr viel Erfahrung mit dynamischen Problemen voraussetzt (die kondensierten Matrizen müssen alle für das Problem relevanten Eigenwerte besitzen!), ist es sinnvoller, die zusätzliche Möglichkeit, die Mischung beider Methoden zu verwenden (mixed Methode). 2.4.1 Lösung von Schallproblemen, Akustik Voraussetzung ist die Lösung des Eigenwertproblems. Im Bereich stationärer Potenzialprobleme (Abschn. 2.5) führt dies auf die Aufgabe zurück, für das eigentliche Eigenwertprogramm die quasi Steifigkeitsmatrix K (hier Potenzialmatrix P) mit der dazu gehörenden Quasi-Massenmatrix M zu formulieren. Dies geschieht durch geeignete Wahl der Werkstoffdaten für die Matrix K und (als QuasiDichte) in der Materialeingabe. 2.5 Stationäre und instationäre Potenzialprobleme 25 Bei Schallproblemen ist als Werkstoffkonstante der Wert für Luft ( = 1) einzutragen, Quasi-Dichte ergibt sich zu = g/c2 = 0.00008486 1/m mit und (2.11) c = 340 m/s Schallgeschwindigkeit g = 9,81 m/s2 Erdbeschleunigung Die bei Eingabe über FEMAP einzugebende Dichte wird automatisch mit g = 9.81 multipliziert, sodass dort eine Pseudo-Dichte als 1/c2 = 0.86505*10-5 s2/m2 einzugeben ist. Zur Berechnung der Massenmatrix aus den „Eigengewichtskräften“ ist die Eigengewichtsbelastung in x-Richtung anzufordern { Load > Create Body Loads > Acceleration > x = 1.0 > Set = 1 > ok }. Bei der Formulierung des Rechenmodells ist weiter zu beachten, dass der Programmteil Dynamik auf der linearen Statik aufsetzt. Da die Potenzialmatrix nur einen Freiheitsgrad pro Knoten besitzt (das Potenzial p), darf hier jeder Knoten nur den Freiheitsgrad vx aufweisen! 2.4.2 Mögliche Materialeigenschaften Es gelten die in der linearen Statik beschriebenen Materialeigenschaften. 2.4.3 Zur Formulierung des Rechenmodells Es gelten die Regeln der linearen Statik zur Formulierung des Rechenmodells. 2.5 Stationäre und instationäre Potenzialprobleme Bei den Potenzialproblemen unterscheiden wir zwischen stationären Problemen, bei denen alles im Gleichgewicht ist und die Zeit somit keine Rolle spielt, wie z.B. bei einer konstanten, laminaren Strömung, und instationären Problemen, bei denen alles zeitabhängig ist, wie z.B. die Aufheizung eines Körpers. 2.5.1 Analogie der Potenzialprobleme Zum besseren Verständnis der Potenzialprobleme ist nachfolgend die Analogie zwischen allen beschriebenen Problemen aufgezeigt. Zur Erinnerung: die zu ver- 26 2 Die verschiedenen Anwendungsgebiete der FEM wendende Energieeinheit ist 1 J = 1 Nm = 1000 Nmm = 1 Ws = 0.2389 cal. Nachfolgend sind Erklärungen und Hilfsgrößen eingerückt. a) Wärmefluss p=T grad T b K oder C K/mm J/mm2hK J/mmhK q = Vektor der Knotentemperaturen = Gradient, Temperaturgefälle = Wärmeübergangszahl = Wärmeleitwert als Werkstoffkonstante bei isotropem Material = Wärmeleitmatrix = - 1 · grad T = - · grad T 1 (Einheitsmatrix) bei orthotropem Material = q Q J/mm2h J/mm3h F = = Q = = A = x 0 0 y 0 0 0 0 z Wärmefluss pro Flächeneinheit Wärmequellenstärke pro Volumeneinheit div q q · A + Q · Elementvolumen = Wärmeflussmenge Flächen-Normalenvektor b) Drehungsfreie Strömung p = mm2/s grad mm/s = = v = = Vektor Geschwindigkeitspotenzial Geschwindigkeitsvektor v grad 1 (Einheitsmatrix) [ ] = q mm/s Q 1/s F = q = = Q = A = = 1 0 0 0 1 0 0 0 1 Randabfluss/-zufluss-Vektor - vn Quellenstärke (Q = 0; quellenfreie Strömung) div v Flächen-Normalenvektor Flussmenge q·A + Q ·Elementvolumen c) Akustik (Schall) p grad p N/mm2 = Schalldruckvektor (Amplitude) nicht vorhanden 2.5 Stationäre und instationäre Potenzialprobleme = 1 (Einheitsmatrix) = q = 0 qn = p / n = 0, qn = p / n = - p · b, = Q 1 0 0 0 1 0 0 0 1 schlaffer Rand starrer Rand flexibler Rand 0 d) Magnetfeld p H µ B = = Vektor magnetisches Potenzial = Vektor magnetische Erregung (Feldstärke) oder Magnetisierung H = - grad Vs/Amm oder H/mm = Permeabilität, Induktionskonstante als = 1/ µ oder Werkstoffkonstante oder Matrix bei orthotropem Material µ = µr · µo; mit µo = Permeambilität des Vakuums und µr = Permeambilitätszahl Vs/mm2 oder Tesla = magnetische Induktion, Magnetfeld B = µ ·H µx 0 0 µ = 0 µy 0 0 0 µz A A/mm div B F = 0 keine Quellen! = div B · Elementvolumen = Flussmenge e) Elektrisches Feld p E V V/mm = = E = As/Vmm = = U Vektor des elektrischen Potenzials Vektor elektrische Feldstärke gad U Dielektrizitäts-Konstante (isotrop) 1 · o = Dielektrizitäts-Matrix bei orthotropem Material = x 0 0 0 y 0 0 0 z 27 28 2 Die verschiedenen Anwendungsgebiete der FEM D Q F A s/mm2 = Vektor dielektrische Verschiebung D = ·E A s/mm3 = Ladungsdichte = D · A + Q · Elementvolumen = Flussmenge A = Flächen-Normalenvektor Zusammenstellung der Analogie der Potenzialprobleme (a) (b) T p grad T grad p =1 q q Q Q (c) (d) (e) p =1 q Q=0 H µ B div B=0 U E D Q Potenzial Gradient Werkstoff Flussmenge Quellenstärke 2.5.2 Grundlagen der stationären Potenzialprobleme Mit dem Programmteil „stationäre Potenzialprobleme“ können alle Probleme gelöst werden, die sich auf nachfolgendes Gleichungssystem zurückführen lassen: P·T+F=0 mit (2.11) P = Potenzialmatrix T = Vektor der Potenziale an allen Knoten (z.B. Temperaturen) F = Vektor der Flussmengen, Quellen Das Gleichungssystem lässt sich mit dem der linearen Statik vergleichen. Dabei entspricht die Potenzialmatrix P der Steifigkeitsmatrix K, der Vektor der Potenziale T der Knotendeformation v und der Vektor der Flussmengen F den Knotenkräften. Eine der vorrangigsten Anwendungen des Programmteils ist die Lösung von Wärmeflussproblemen. Daher beziehen sich alle nachfolgenden Beschreibungen auf diese Aufgabe. Hat man die Problemstellung des Wärmeflussproblems erkannt, lassen sich aufgrund der beschriebenen Analogie alle gängigen Potenzialprobleme formulieren und mit dem Programmteil lösen. 2.5.3 Zur Formulierung des Rechenmodells Die Modellerstellung erfolgt wie in der linearen Statik mit den notwendigen Ergänzungen in der Bandbreitenminimierung, den Werkstoffdaten, den Potenzialverknüpfungen, wenn vorhanden { Model > Constraint > Set >> Create Cons- 2.5 Stationäre und instationäre Potenzialprobleme 29 traints Equations als Potenzialverknüpfung } oder automatisch über Kontaktrandbedingungen der Statik, sowie in den Randbedingungen mit {Model > Load > Nodal > Define Nodes >> Temperature } oder { Model > Load > Elemental > Define Elements >> Heat Flux (an Elementoberflächen) oder Heat Generation (elementbezogene Wärmequellen) oder Convection (bei Umgebungsbedingungen) > Values = x > ok }. Das Material ist isotrop oder orthotrop und kann nichtlinear, also abhängig, vom Potenzial sein. Für das stationäre Potenzialproblem ergibt sich pro Knoten nur ein Freiheitsgrad, das Potenzial (die Temperatur). Die Gesamtanzahl der Freiheitsgrade und damit der Gleichungen ist gleich der Anzahl der wirksamen Knoten (durch Elemente angesprochen) unter Berücksichtigung der Potenzialverknüpfungen abzgl. der Knoten, für die als Randbedingung ein Knotenpotenzial vorgegeben wurde. Für diese Knoten erhält man in der Ergebnisliste analog zur Statik entsprechend den Stützgrößen die hier zu- oder abgeführte Wärmemenge bzw. einen äquivalenten Wert. Die Tabelle der Knotenfreiheitsgrade des Potenzialproblems sowie die Anzahl der zu lösenden Gleichungen, die der „Stützgleichungen“ und die max. Bandbreite, werden in name-p.lst ausgedruckt. Die Erstellung des linearen Gleichungssystems (Potenzialmatrix) erfolgt analog zur linearen Statik. Hierbei werden die vom Elementtyp her nicht verfügbaren Elemente (z.B. Stabelement) durch eine Bemerkung angezeigt. Die Lösung des linearen Gleichungssystems (Potenzialmatrix) erfolgt mit dem gleichen Gleichungslöser wie in der Statik. 2.5.4 Mögliche nichtlineare Magnetfeldmodelle Zur Lösung nichtlinearer Magnetfelder als 2D- oder rotationssymmetrisches Modell wird das Full-Newton-Raphson-Iterationsverfahren verwendet. Die Iterationsschleife wird jeweils mit neuer Potenzialmatrix so oft durchlaufen, bis die geforderten Konvergenzkriterien erreicht sind. 2D-Magnetfeld Das 2D nichtlineare stationäre Magnetfeld wird im (x,y,z)-Koordinatensystem durch folgende Gleichung beschrieben, die schrittweise gelöst wird: - /x { B z/x } - /y { | B z/y } = Jz mit z = Vektorpotenzial des 2D-Magnetfelds Jz = elektr. Stromdichte-Vektor des 2D-Magnetfelds | B| = Bx2 + By2 die magnetische Induktion des 2D Magnetfeldes = 1/µ spezifischer magnetischer Widerstand des nichtlinearen Materials B µ = nichtlineare Permeabilität des Materials (2.12) A A/mm2 T(esla) Amm/Vs H/mm 30 2 Die verschiedenen Anwendungsgebiete der FEM Rotationssymmetrisches Magnetfeld Das rotationssymmetrische, nichtlineare stationäre Magnetfeld wird durch folgende Gleichung im (r,,z)-Koordinatensystem beschrieben mit Radial-, Tangential-, Axial-Koordinaten und schrittweise gelöst: - /r { /r B /r (r )} - /z { B /z } = J mit = Vektorpotenzial des rotsym. Magnetfelds J = elektr. Stromdichte-Vektor des rotsym. Magnetfelds B = B r2 + B z 2 magnetische Induktion des rotsym. Magnetfelds = 1/µ der spezifische magnetische Widerstand des nichtlinearen Materials B µ = die nichtlineare Permeabilität des Materials (2.13) A A/mm2 T(esla) Amm/Vs H/mm Magnetfeld-Rechenmodell Für lineare und nichtlineare Magnetfeldberechnungen sind für isotropes Material folgende Randbedingungen möglich, mit c1, c2, und c3 als beliebige konstante Werte: oder z = c1 Dirichlet'sche Randbedingung > magnetisches Vektorpotenzial = Konstante / N = 0 Neumann'sche Randbedingung > magnetische Feldlinien stehen normal auf der Berandung (N = Normalenvektor des Randes), diese Bedingung ist automatisch an allen freien Rändern erfüllt II = c2 ·I + c3 Periodizitäts-Bedingung 2.5.5 Grundlagen der instationären Potenzialprobleme Bei der Lösung instationärer Potenzialprobleme ist folgendes Gleichungssystem zu lösen: P T + C T/ t + F = 0 (2.14) bezogen auf ein Wärmeleitproblem bedeuten dabei P T C T/ t F Potenzialmatrix (analog Steifigkeitsmatrix K) Vektor der Knotenpunktpotenziale (z.B. Temperaturen ) Kapazitätsmatrix Vektor der Potenzial-Änderungen pro Zeiteinheit Fluss-Vektor (z.B. Wärmefluss, Wärmequellen, Quellen und Senken) 2.5 Stationäre und instationäre Potenzialprobleme 31 Zur Lösung dieses zeitabhängigen Gleichungssystems wird das nachfolgend beschriebene, vollimplizite Zeitschrittverfahren verwendet. Vollimplizites Zeitschrittverfahren Das vollimplizite Zeitschrittverfahren von TP2000 zeichnet sich durch numerische Stabilität und gute Konvergenz aus. Es ist für lineare und nichtlineare Probleme gleichermaßen geeignet. Das Verfahren lässt durch automatische Schrittanpassung oder Schrittsteuerung variable Zeitschritte zu. Dabei werden in Gl. (2.15) das Potenzial T und der zeitliche Differentialquotient T/ t durch folgende Ausdrücke ersetzt: mit T = Tt + Tt (2.16) T/ t = ((Tt - Tt1) - A2 Tt + A3 (Tt + Tt)) / (A1 t) (2.17) A1 = 2, A2 = 4, A3 = 3 bei festem Zeitschritt ( t1 = t ) (Tt - Tt1), Tt und (Tt + Tt) sind die Temperaturvektoren zu den Zeitpunkten t - t1 , t und t + t . Mit den Gl. (5.15) und (5.16) ergibt sich das folgende Gleichungssystem für T = Tt + Tt {P + (A3 / (A1 t)) · C } · (Tt + Tt ) = -F + 1 / (A1 t) · C · (-(Tt - Tt1) + A2·Tt) (2.18) Bei Anforderung der Schrittanpassung mit Änderung des Zeitschritts über Optionen werden die Faktoren A1, A2 und A3 automatisch korrigiert. Die Lösung nichtlinearer Probleme (temperaturabhängige Matrizen, P C, F) erfordert die Einführung einer Iterationsschleife (Index i), die innerhalb der Zeitschleife geführt wird. Ausgehend von Schätzwerten Tti-1 + Tt = Tt für i = 1 (2.19) wird das Gleichungssystem für i = 1, 2 .. imax {P i -1 + (A3 / (A1 t)) · C i -1 } · (Tt +Tt ) = -F i -1 + 1 / (A1 t) · C i -1· (-(Tt -Tt1) + A2·Tt) (2.20) iterativ gelöst. Dabei ist P i -1 eine abgekürzte Schreibweise für P (Tti -1 + Tt) . Die Korrektoriteration wird abgebrochen, wenn die Beträge der relativen Temperaturänderungen 32 2 Die verschiedenen Anwendungsgebiete der FEM ( Tti + Tt - Tti-1 + Tt ) / ( Tti + Tt ) (2.21) an allen vom Anwender vorgegebenen Knoten einen vorgegebenen Schwellwert unterschreiten (in Datenart POTI der Zusatzeingabe name.zus (s. Abschn. 8.3.5) über Kennworte KNR1 - KNR5 bzw. TAM1 - TAM5 max. können 5 Knoten ausgewählt werden). Ist dies nach imax Schritten nicht der Fall, so wird der Rechenlauf abgebrochen. Formulierung des Rechenmodells Bei der Formulierung des Rechenmodells ist zu beachten, dass das Elementnetz dort fein sein muss, wo eine starke örtliche Änderung der Lösung zu erwarten ist. Bei stationären Problemen, in denen nur eine Lösung berechnet wird, ist dies ein eindeutiges Kriterium. Beim instationären Problem mit einer Reihe von Lösungen ist die Beurteilung schwieriger, da sich die Erfordernisse möglicherweise ändern. Als wichtige Hilfe dient das Prüfprotokoll der Modellbeurteilung, welches bei der Flussmengenmittelung anfällt. Dieses ist sehr sorgfältig zu lesen. Wird z.B. ein Körper mit konstanter Anfangstemperatur von der Oberfläche her stark erwärmt, so entsteht dort ein großer Temperaturgradient. Dem ist mit einer feineren Aufteilung nahe der Oberfläche Rechnung zu tragen, die später nicht mehr erforderlich ist. Gegenüber dem stationären Problem ist das instationäre Problem zeitabhängig und benötigt zusätzlich nachfolgend aufgeführte Eingaben. Steuerung des Zeitschritts (Über Optionfile oder als Datenart POTI in Zusatzeingabe name.zus gemäß Abschn. 8.3.5) mit Startzeit t1, (TIM1), Endzeit t2 (TIM2) und Zeitschritt t (DELT) sowie Anzahl Iterationen i (ITER) als zusätzliches Abbruchkriterium der Iteration. Zur Verbesserung der Lösung steht eine automatische Schrittanpassung des Zeitschritts t mit wahlweise zusätzlicher Korrektoriteration (Nachiteration mit Konvergenzkriterium) zur Verfügung. Startvektor T0 In der Regel als konstanter Wert für alle Knoten über TSTA in Datenart POTI oder als Feld über { Loads > Create Nodal Temperaures }. Materialdaten Die Materialdaten müssen um die Wärmekapazität aus Dichte und spezifischer Wärme c (ROCE = c ) bzw. den äquivalenten Werten eines Potenzialproblems ergänzt werden. Zusätzlich können Tabellenwerte zur Berücksichtigung beliebiger Nichtlinearitäten oder Phasenübergänge berücksichtigt werden.