Laudatio von Kolping-Präsidentin Christine Leopold Gehalten am 2. März 2012 anlässlich der Verleihung der päpstlichen Auszeichnung „Dame des Silvesterordens“ an Renate Draskovits Sehr geehrter Herr Kardinal, liebe Renate, sehr geehrte Festgäste, als Präsidentin von Kolping Österreich habe ich die große Aufgabe, Ihnen das Lebenswerk von Frau Renate Draskovits zu skizzieren und damit zu begründen, warum sie diese hohe Auszeichnung erhalten hat. Sie ist die erste Frau im weltweiten Kolpingverband, die diesen hohen päpstlichen Orden, den Silvesterorden erhält, und das ist für unsere Kolpingwelt schon etwas Besonderes. Als Heimleiterin hat Frau Draskovits vor dreißig Jahren bei Kolping begonnen. Und es hat nicht lange gedauert, bis sie gefragt wurde, ob sie die Gesamtleitung der Sozialarbeit von Kolping mitgestalten möchte. Denn sie hat von ihrer Basisarbeit als Heimleiterin die verschiedenen Probleme von jungen Leuten gekannt. Probleme wie Arbeitslosigkeit, gestörte Familienverhältnisse, Beziehungsschwierigkeiten, Suchtfragen, Sinnfragen und alles, was das Leben junger Menschen durcheinander rütteln kann. Ein unendliches Feld der Aufgaben hat sich aufgetan. An dieser Stelle möchte ich auch daran erinnern, dass damals die letzverantwortliche Leitung von Kolping ein katholischer Priester, nämlich Ehrenpräses Ludwig Zack innehatte – auch ein Mensch mit einem unheimlichen Gespür für soziale und menschliche Nöte. Und es hat sich bald herausgestellt, dass die beiden, was die Arbeit betrifft, ein kongeniales Team waren, für die brennenden Fragen der Zeit Lösungen und Antworten zu finden. Renate Draskovits hat in all diesen Jahren mit sehr viel Initiative, Kreativität und einem ausgeprägten Sinn für das sozial Notwendige in unserer Gesellschaft immer wieder, bis zum heutigen Tag kann man sagen, neue Einrichtungen initiiert und in Kooperation mit den öffentlichen Stellen verwirklicht. Fast zwingend kam eine Einrichtung nach der anderen, weil Renate Draskovits eben hingeschaut hat auf die Probleme: Heime für alleinerziehende Mütter mit ihren Kindern – mittlerweile beherbergen wir nahezu 100 Personen in diesem Bereich Projekte für arbeitslose Jugendliche – meist sind es dabei Jugendliche mit Migrationshintergrund gewesen Beratungsstellen für Asylsuchende mit all ihren – wie sie alle es aus den Medien oder ihrer eigenen Arbeit kennen – Aufenthalts-, Arbeits- und familiären Problemen die Entwicklung einer stationären Drogeneinrichtung für minderjährige Mädchen, die nunmehr in eine ambulante Beratungsstelle umgewandelt wurde und erweiterte Angebote für Eltern, Familien und Freunde anbietet. Wohnprojekte für junge Frauen, die von Zwangsverheiratung bedroht oder betroffen sind, Wohngemeinschaften für Kinder, die den Eltern abgenommen werden müssen, sozialpädagogische Wohngemeinschaften für junge Mädchen und Frauen, die aus vielfältigen Gründen nicht mehr in ihren Familien verbleiben können, Frauenhäuser für direkt von Gewalt betroffene, und vieles andere mehr, das Frau Draskovits ein Herzensanliegen war. An all diesen unseren Einrichtungen wird sichtbar, was ein Mensch bewegen kann, wenn er oder sie in der richtigen Gemeinschaft ist. Die Arbeit von Frau Draskovits ist aber nie in einem Aktionismus ausgeartet, sondern sie kam aus der inneren Überzeugung, dass es dabei im letzten um die Würde des einzelnen Menschen geht. So eine Einstellung zur Arbeit verlangt natürlich einen hohen Einsatz und viel persönliche Kraft. Und immer wieder haben sich ihre Mitarbeiter gefragt, woher nimmt sie denn diese Kraft? Für sie war das klar, sie hat sich an das Wort unseres Gründers, des seligen Adolph Kolping gehalten, der es sehr deutlich ausdrückt: „Aus der Kirche holen wir uns die Kraft, um in die Gesellschaft hineinwirken zu können.“ Und das hat sich bei Renate in einer ganz selbstverständlichen Gläubigkeit gezeigt, die sie selber lebt. Und sie hat damit viele Leute angesprochen, unseren Glauben zu verstehen, ohne sich vereinnahmt fühlen zu müssen. Leute der verschiedensten Religionen, Kulturen und auch Wohlstandsphilosophien, mit denen sie in ihrem Berufsleben konfrontiert war. Damit hat sie ein Zeugnis der Glaubwürdigkeit unseres christlichen Handelns gegeben, das unserer Kirche immer wieder gut tut. Und wenn Not an der Frau war, dass zum Beispiel jemand gerne sein Kind taufen lassen wollte, aber keine Patin hatte, dann nahm sie sich sogar um diese Aufgabe an und hat auf diese Weise viele Patenkinder um sich gesammelt. Aber nicht nur gesammelt, sondern auch gesorgt für sie und die Verbindung aufrecht erhalten. Renate, ich gratuliere dir sehr herzlich und bin stolz, dass du zum Profil unserer Kolpinggemeinschaft einen so wertvollen Beitrag geleistet hast, aber noch mehr, dass so viele junge Leute durch dich bei Kolping ein zuhause gefunden haben, wenn auch manchmal nur für kurze Zeit. Diese Auszeichnung ist uns allen bei Kolping Ermutigung und Auftrag, deine Arbeit im Dienste unserer Kirche, der Gesellschaft und letztlich der Menschen weiterzuführen.