Suchtpräventionsstelle Freiburg Web www.prevention-fr.ch Email [email protected] Tel. 026 321 22 00 Ref to Ein Projekt für mehr Bewegung im Kindergarten www.purzelbaum.ch Gestaltung der Bewegungspausen - Methodische und didaktische Konsequenzen Nach der Entwicklungstheorie von Piaget kann davon ausgegangen werden, dass für Kinder die Bewegung einen wesentlichen Zugang zur Welt bedeutet. Empirische Untersuchungen belegen deutliche Zusammenhänge zwischen der motorischen, intellektuellen, affektiven und sozialen Entwicklung. Mit den vielfältigen Erfahrungen durch das Medium der Bewegung wird eine Erweiterung der kindlichen Handlungsfähigkeit erreicht. Das Kind setzt die motorische Aktivität ein, um zu Wissen über seine Umwelt zu gelangen, auf der Basis von eigenen selbständig erworbenen Erfahrungen. Die beste Voraussetzung für Eigeninitiative und Handlungsimpulse sind Möglichkeiten zu freien und spontanen Bewegungsspielen, Geräteangebote, die Kinder zur Aktivität herausfordern und eine ungezwungene, lustvolle Atmosphäre. Damit ein möglichst vielseitiger und umfangreicher Gewinn an Erfahrungen und Einsichten erreicht werden kann, sollte das Bewegungsangebot sowohl freie, ungelenkte als auch gelenkte Lernsituationen umfassen. In den freien Lernsituationen sollen die Kinder Gelegenheit haben, Neugierde zu entwickeln und zu befriedigen, ihren Interessen nachzugehen, Einfälle auszuprobieren, mit Geräten und Materialien zu experimentieren und Neues zu erfinden. Dadurch wird das Prinzip der Selbstbestimmung realisiert. Im spielerischen Umgang mit unbekannten Materialien wird das Neue in die bestehenden Erfahrungen integriert, so dass der Prozess der Assimilation zur Anwendung kommt. Für die Entwicklungsförderung sind jedoch auch gelenkte Lernsituationen unerlässlich. Hier sollte das Bewegungsrepertoire der Kinder erweitert und durch gezielte Aufgabenstellungen die Bewegungssicherheit gefördert werden. Ausserdem sollten die Kinder das spontan Gelernte auf neue Situationen übertragen können. Durch die Anpassung bereits bekannter Verhaltensschemata an die neuen Erfahrungen wird hier der Prozess der Akkommodation gefördert. In den vorstrukturierten Lernsituationen können die Kinder Problemlösestrategien entwickeln und erproben. Konkrete Aufgabenstellungen vermitteln dem Kind sowohl Erfolgs- als auch Misserfolgserlebnisse und sollten dazu führen, dass beide Gefühle verarbeitet werden können. So lernt das Kind, seine eigene Leistungsfähigkeit einzuschätzen und seine motorische Sicherheit weiter zu entwickeln. Die Spielsituationen sollten Probleme stellen, die zur Lösung reizen, aber die Kinder nicht überfordern. Gelenkte und ungelenkte Lernsituationen sind nicht deutlich voneinander abzugrenzen, sie gehen teilweise ineinander über. Spontane Einfälle der Kinder sollten immer aufgenommen werden. Nach einer ersten Erkundung der Situation und Erprobung der Materialien sollten gezielte Aufgabenstellungen eingebracht werden, die dem Kind neue Handlungsmöglichkeiten erschliessen und den Bewegungsspielraum erweitern. Organisation der materialen Umweltbedingungen Voraussetzung für Eigenaktivität und selbständiges Handeln ist eine Umwelt, die die Kinder zu Aktivität auffordert. Bewegungs- und Lernangebote müssen einen Entdeckungsspielraum aufweisen, der selbständiges Experimentieren ermöglicht und den Kindern Gelegenheit zur Entfaltung von Phantasie und Einfallsreichtum bietet. Zur Ausstattung gehören Spielmaterialien und Sportgeräte, die dem Bewegungsdrang und den Interessen der Kinder entgegen kommen und die sowohl individuelle Beschäftigungen als auch gemeinsame Aktivitäten erlauben. Spielmaterialien und Geräte sollen die Neugier der Kinder herausfordern, zum Experimentieren und Erforschen anregen und zur Bewegung mit oder an ihnen aufgefordert werden. Dazu eignen sich auch unübliche Bewegungsmaterialien wie verfremdete Gebrauchsgegenstände oder vertraute Geräte, deren ursprünglicher Zweck aufgehoben worden ist. Kleingeräte wie Bälle, Luftballons, Seile, Reifen etc, ermöglichen eigenständiges Handeln, da sich im Umgang mit ihnen meist jedes Kind auf sein eigenes Gerät konzentriert. Grossgeräte wie Kästen, Bänke, Matten etc. zwingen zu gemeinsamen Spielaktionen denn sowohl ihr Transport als auch ihr zweckmässiger Gebrauch gelingt vor allem in der Gruppe. Suchtpräventionsstelle Freiburg Web www.prevention-fr.ch Email [email protected] Tel. 026 321 22 00 Ref to Ein Projekt für mehr Bewegung im Kindergarten www.purzelbaum.ch Soziale und personale Voraussetzungen Die Rolle der erwachsenen Person: Die eigene Person in den Hintergrund treten lassen, eine mehr abwartende Haltung einnehmen, die den Kindern Raum lässt. Kinder ermutigen, die nicht von sich aus aktiv an ihre Umwelt herangehen. Hilfestellung nur dann geben, wenn das Kind danach verlangt oder auf unüberwindliche Schwierigkeiten stösst. Hilfestellung immer im Sinne von Hilfe zur Selbsthilfe geben. Das Kind nicht stören bei einer Tätigkeit, die es sich selbst ausgewählt hat. Die intensive Beschäftigung auch dann nicht unterbrechen, wenn man selbst eine noch viel bessere Idee hat oder um zu zeigen, wie man es richtig macht. Spielideen einzelner Kinder aufnehmen und sie an die Gruppe weiter geben zum gemeinsamen Ausprobieren. Über didaktische Planung verfügen und trotzdem offen sein für unerwartete Situationen und Spielideen der Kinder. Bei der sozialen Interaktion sind folgende Punkte wichtig: Entspannte, fröhliche Atmosphäre, auch bewegungsgehemmte und ungeschickte Kinder sollen sich wohl und akzeptiert fühlen. Die Kinder sollen bei der Auswahl der Aktivitäten mitbestimmen dürfen, Eigeninitiativen müssen ebenso wichtig genommen werden wie die geplanten Lernsituationen. Die Kinder sollen lernen, sowohl eigene Wünsche zu artikulieren als auch auf die Interessen der andern einzugehen. Soziale Konflikte sollen nicht unterdrückt oder durch sofortiges Eingreifen des Erwachsenen gelöst werden, sondern die Kinder sollen selbst nach Lösungsmöglichkeiten suchen. Absprachen und Regeln für den Umgang miteinander sollen gemeinsam getroffen, von den Kindern eingesehen und eingehalten werden. Entwicklung und Lernen werden gefördert durch: ·Wecken der Neugier Sensibilisierung der Wahmehmungsfähigkeit Unterstützung der Eigenaktivität Verstärken der Entdeckerlust Herausforderung der Selbsttätigkeit · Akzeptanz und Unterstützung des Strebens nach Selbständigkeit Einräumen von Entscheidungsspielräumen Eingehen auf den Wunsch nach Selbstbestimmung Unterstützung der Stärken des Kindes Berücksichtigung der Spontaneität Wecken der Kreativität Respektieren der Entscheidung des Kindes Literatur: Renate Zimmer (1985): Frühkindliche Bewegungserfahrungen, Motorik Heft 3, Schorndorf Renate Zimmer (1993): Handbuch der Bewegungserziehung, Herder, Freiburg Renate Zimmer (1996): Motorik und Persönlichkeitsentwicklung bei Kindern, Hofmann Schorndorf Renate Zimmer (2004): Toben macht schlau, Herder, Freiburg Renate Zimmer (1999): Handbuch der Psychomotorik, Herder, Freiburg