Aktiengesellschaft für Dienstleistungen in der Schweineproduktion Geschäftsbereich SGD-SSP Literaturrecherche Clinical herd health, farm management and antimicrobial resistance in Campylobacter coli on finishing pig farms in Switzerland M. E. Schuppers et al. Preventive Veterinary Medicine 69, 2005, 189-202 In der Schweiz sind antimikrobielle Leistungsförderer seit 1999 verboten. Trotzdem werden immer noch grosse Mengen Antibiotika prophylaktisch und therapeutisch eingesetzt. Der Gebrauch von Antibiotika kann zur Bildung von Resistenzen führen, wobei auch weitere Faktoren wie Gesundheitsstatus, Betriebsmanagement und Umweltfaktoren die Resistenzbildung beeinflussen. Bisher wurde in der Literatur nur wenig über die nicht-antimikrobiellen Risikofaktoren für die Prävalenz von resistenten Bakterien in Schweinemastbetrieben informiert. Campylobacter spp. sind die häufigsten Zoonoseerreger in der Schweiz und wurden deshalb als Model für die Überwachung der antimikrobiellen Resistenzen ausgewählt. Obwohl C. jejuni bei den Zoonosen am häufigsten nachgewiesen werden konnte, wurden in 5% der untersuchten Fälle C. coli gefunden. Da diese Keime auch in handelsüblichen Produkten von Schweinen entdeckt wurden, und häufiger gegen wichtige Antibiotika resistent sind, wurde C. coli als Überwachungskeim ausgesucht. Ziel dieser Arbeit war mögliche nicht-antimikrobielle Risikofaktoren für die Prävalenz von resistenten C. coli auf Schweinemastbetrieben zu identifizieren. Zwischen Mai und November 01 wurden auf 64 Betrieben je 20 Kottupferproben entnommen. Die Schweinemastbetriebe umfassten mind. 60 Tiere (rein-raus) bzw. 100 Tiere (kont.) und hatten zuvor schon an einer anderen Studie betreffend unterschiedliche Haltungssysteme teilgenommen, so dass bereits viele Daten vorhanden waren. Jeder Betrieb wurde einmal zwischen Mai und November 01 besucht und 20 Kotproben vom Boden gesammelt. Die Proben stammten jeweils von Tieren, die kurz vor der Schlachtung standen. Für die Analyse wurden jeweils fünf Proben gepoolt. Die Daten bezüglich Management und Haltungssystemen wurden mit einem Fragebogen während des Betriebsbesuchs ermittelt. Folgende Punkte wurden erfragt: Betriebstyp (Zucht-Mast, Mast), Haltungssystem, Einstreumaterial, Anzahl Stallgebäude, Alter der Gebäude, Anzahl Jagerlieferanten. Zusätzlich wurden Fragen zum Produktionsablauf gestellt (rein-raus, partiell rein-raus, kont.), Desinfektion der Kammern zwischen den Umtrieben, Schadnagerkontrolle, Routineentwurmung, Fütterungstechnik (ad libitum, rationiert), Einsatz von Schotte. Der Antibiotikaverbrauch wurde für Gruppentherapien und Einzeltierbehandlungen erfragt. Dabei wurde der Einsatz bei den getesteten Gruppen aber auch bei der vorherigen Mastgruppe berücksichtigt. Obwohl folgende Punkte auch abgeklärt wurden: Anzahl und Gewicht der behandelten Tiere, Behandlungsgrund, Medikament und Dosierung und Behandlungsdatum, konnten die Daten anschliessend nicht verwertet werden, da nur 20 Betriebe die vollständigen Daten liefern konnten. Somit wurde diese Information in eine Variabel (antimikrobielle Behandlung ja oder nein) zusammen genommen. Pro Betrieb wurden zwei Gruppe klinisch untersucht, einmal ca. 2 Wochen nach dem Einstallen (25-30 kg) und einmal ca. 2 Wochen vor der Schlachtung. Bei den meisten Betrieben waren die Tiere, welche klinisch untersucht wurden nicht die gleichen, bei welchen die Kotproben gesammelt wurden. Es wurde eine Gruppenbeurteilung durchgeführt für Hundesitz, Husten, Niesen, Festsitzen, Lahmheiten, geschwollene Gelenke, Schwanzbeissen und Durchfall. Pro Betrieb wurden auch 15-20 Tiere individuell auf sichtbare Läsionen der Tarsal- und Karpalgelenke sowie der Rüsselscheibe, Kronsaumläsionen, Kratzwunden an den Schultern und Ohren und Schwanzbeissen untersucht. Die gesammelten Kotproben wurden für Campylobacter kultiviert und die Isolate phänotypisch identifiziert. Die Antibiogramme wurden mittels Plättchendiffusionstest durchgeführt. Die 64 Betriebe, die an der Studie teilgenommen haben hatten durchschnittlich 160 Mastplätze. 56% betrieben eine „tierfreundliche Haltung“ mit eingestreuten Liegeflächen und Auslauf. Bei 245 der insgesamt 256 gepoolten Proben konnten Campylobacter spp. nachgewiesen werden. Von diesen positiven Proben waren 236 für Campylobacter coli positiv. Die Resistenzen gegen Antibiotika sind in der Tabelle aufgeführt. Ersteller : Riccarda Ursprung Datum : 31.01.2006 Seite 1 von 3 Antimikrobielle Resistenz Keine Resistenzen Chloramphenicol Ciprofloxacin Erythromycin Gentamycin Kanamycin Nalidixinsäure Polymyxin Streptomycin Tetracyclin Multiple Resistenzen Probenprävalenz (%) 14.3 0.0 26.1 19.2 0.0 1.2 26.5 2.0 78.0 9.4 6.5 Betriebsprävalenz (%) 0 0 53.1 48.4 0 1.6 53.1 4.7 100 26.6 18.8 Tabelle: Prävalenz der antimikrobiellen Resistenzen in 245 Campylobacter Strängen aus 64 Schweizer Schweinemastbetrieben. Betriebe mit mindestens einem resistenten Campylobacter Isolat wurden als resistent klassifiziert. Als multipel gelten Resistenzen, die gegen 3 und mehr Antibiotika wirksam sind. Nach den statistischen Auswertungen war die Streptomycinresistenz assoziiert mit klinischen Anzeichen von Schwanzbeissen bei den 30 kg schweren Tieren. Die Resistenz gegen Tetracyclin war geknüpft an Verwurmung, Husten, Lahmheiten, und mit zwei oder mehreren Stallgebäuden auf dem Betrieb. Gekürzte Schwänze konnten häufiger in Kombination mit Ciprofloxacin Resistenzen gesehen werden. Erythromycin resistente Campylobacter waren assoziiert mit neuen Stallungen, ad libitum Fütterung, Kratzspuren an den Ohren und Lahmheiten bei der Gruppe der 30 kg Tiere. Multiple Resistenzen waren geknüpft an die Produktionsform, Lahmheit, Kümmern und Kratzspuren im Schulterbereich bei 30 kg Tieren. Gekürzte oder abgefressene Schwänze erhöhte die Resistenz für Streptomycin und Ciprofloxacin. In der Schweiz werden Tiere mit verletzten Schwänzen häufig mit einer Kombination von Streptomycin und Penicillin behandelt. Fluoroquinolone (Ciprofloxacin und Enrofloxacin) werden nicht für die Behandlung solcher Verletzungen empfohlen und es konnte keine Erklärung für diese Assoziation gefunden werden. Tetracycline wurden früher häufig für die Behandlung von respiratorischen Erkrankungen eingesetzt. Obwohl die untersuchten Betriebe saniert waren, konnten solche Resistenzen nachgewiesen werden. Es wird vermutet, dass Campylobacter fähig sind, ihre Tetracyclinresistenz über längere Zeit zu erhalten, auch wenn kein Kontakt mit dem entsprechenden Antibiotika mehr stattfindet, wie dies auch bei E. coli bekannt ist. Nebst den gesundheitlichen Gesichtspunkten scheinen auch die Managementfaktoren wichtige Indikatoren für antimikrobielle Resistenzen zu sein. In dieser Studie zeigten die Tiere von Betrieben mit regelmässigem Entwurmungsregime geringere Prävalenzen für Tetracyclinresistenzen. Offensichtlich besteht kein direkter Zusammenhang zwischen Entwurmung und Tetracyclinresistenz, aber ein regelmässiges Entwurmungsregime lässt vielleicht generell auf ein besseres Management schliessen und somit auf einen vorsichtigeren Umgang mit Antibiotika. Die Berechnungen für Tetracyclin- und multiple Resistenzen zeigen eine erhöhte Wahrscheinlichkeit bei Betrieben mit einer grösseren Anzahl von Gebäudeeinheiten und für Betriebe, die kein striktes rein-raus Management praktizieren. Mehrer Studien haben bisher gezeigt, dass die Anzahl Gebäude oder Einheiten und der kontinuierliche Tierfluss die Prävalenz für Zoonoseerreger in einer Herde stark beeinflussen. Ad libitum Fütterung erhöhte die Resistenzen für Erythromycin im Vergleich mit rationierter Fütterung. Wenn Futter immer verfügbar ist, ist der GIT immer gefüllt, was zu einem guten Umfeld für Campylobacter führen kann. Eine Erklärung für den Zusammenhang der Fütterung und der Resistenz konnte jedoch nicht gefunden werden. Die Verfütterung von Schotte war verknüpft mit einer erniedrigten Ciprofloxacinresistenz. Frühere Studien haben gezeigt, dass Schottefütterung eine protektive Wirkung gegen Salmonellen und E. coli Infektionen hat. Wenn durch diese Art der Fütterung die Tiere vor einer E. coli Infektion geschützt werden erübrigt sich die Therapie mittels Fluoroquinolonen, und Campylobacter hätten weniger Möglichkeiten eine entsprechende Resistenz zu entwickeln. Die Tatsache, dass Lahmheiten (100 kg) und Kronsaumverletzungen (30 kg) zu geringerer Resistenzen gegenüber Ciprofloxacin führten, konnte nicht nachvollzogen werden. Ein statistischer Fehler konnte nicht ausgeschlossen werden. Die meisten Gesundheitsfaktoren die mit Resistenzen assoziiert waren konnten in Schweinen der Gewichtsklasse um die 30 kg gefunden werden. Eine Studie in der Schweiz hat gezeigt, dass 75% der Ersteller : Riccarda Ursprung Datum : 31.01.2006 Seite 2 von 3 verschriebenen Fütterungsantibiotika bei Schweinen mit einem Gewicht von 20 kg oder weniger eingesetzt werden. Somit werden die Vorraussetzungen für die Bildung von Antibiotika-Resistenzen bereits in einem frühen Alter geschaffen. - - - - In der Schweiz wurde eine Risikoanalyse für die Prävalenz von Antibiotika-resistenten Campylobacter coli in 64 Schweinemastbetrieben durchgeführt. Kurz vor der Schlachtung wurden pro Betrieb 20 Kotproben entnommen und die gepoolten Proben für Campylobacter Spezies kultiviert. Die isolierten C. coli wurden auf Resistenzen gegen ausgewählte Antibiotika getestet. Daten über Gesundheitsstatus und Betriebsmanagement wurden gesammelt. Weil die Informationen über den Einsatz von Antibiotika ungenügend waren, wurden nur nichtantimikrobielle Risikofaktoren ausgewertet. Die Resistenzen der Campylobacter Isolate waren folgende: Ciprofloxacin 26.1%, Erythromycin 19.2%, Streptomycin 78.0%, Tetracyclin 9.4% und multiple Resistenzen 6.5%. Risikofaktoren welche zu einer erhöhten Prävalenz von Antibiotika-Resistenzen führten waren coupierte Schwänze, Lahmheiten, Hautläsionen, Schotte-freie und ad libitum Fütterung. Multiple Resistenzen traten häufiger bei Betrieben auf, die nur teilweise ein rein-raus Management betrieben oder kontinuierlich geführt wurden. Ebenfalls bei Tieren mit Lahmheiten, Kümmern oder Kratzspuren an den Schultern. Ersteller : Riccarda Ursprung Datum : 31.01.2006 Seite 3 von 3