- PRESSEAUSSENDUNG PROTEOMIK-TAGUNG SEEFELD - Zwischen Skepsis und Hoffnung Lebhafte Diskussionen in Seefeld über die schwierige Suche nach Biomarkern im Blut Seefeld (23.1.09) Weltweit suchen Wissenschaftler nach Biomarkern im Blut, die schwerwiegende Erkrankungen frühzeitig anzeigen. Biomarker sind Moleküle, oder Muster von Molekülen, die für einen biologischen Vorgang charakteristisch sind. Besondere Erwartungen knüpfen sich dabei an die Eiweiße, die Proteine. Sie sind die „Arbeitstiere“ unter den Bio-Molekülen. Das Proteinmuster, also die Art und Menge vorhandener Eiweiße, gibt Auskunft über den aktuellen Zustand eines biologischen Systems, und möglicherweise auch über ein Krankheitsgeschehen. Dank der immensen Fortschritte der Analytik hat sich in den letzten zehn Jahren eine Technologie entwickelt, die diese Proteinmuster systematisch aufspürt und analysiert: die Proteomik. Die neuesten Erkenntnisse aus diesem Fachgebiet wurden Anfang der Woche auf der Tagung der Österreichischen Proteomik Plattform (APP) in Seefeld vorgestellt. Die Suche nach Biomarkern im Blut gestaltet sich schwieriger, als manche in der Anfangsphase der Proteomik erwartet hatten. Dies wurde auf dem Symposium in Seefeld deutlich. Im menschlichen Blutplasma gibt es wahrscheinlich eine Million oder mehr verschiedene Eiweißmoleküle. Sie sind in äußerst unterschiedlichen Konzentrationen vorhanden, die sich um mehr als ein Billionfaches, also um zwölf Zehnerpotenzen, unterscheiden können. Gerade die seltenen Moleküle sind aber in der Regel die interessanten – sie zu finden ist eine enorme technische Herausforderung. Friedrich Lottspeich vom Max-Planck-Institut für Biochemie in München und seine Mitarbeiter versuchen, Biomarker für Darmkrebs zu finden. Das Problem dabei: So unterschiedlich die Menschen, so verschieden sind auch ihre Proteinmuster. Die Unterschiede zwischen zwei Individuen sind in der Regel viel größer als zwischen Gesundheits- und Krankheitszustand. Ein weiteres Problem besteht darin, dass sich die Proteinzusammensetzung einer Blutprobe ändert, je nachdem, wie sie nach der Abnahme behandelt wird. Lottspeich versucht, beide Probleme in den Griff zu bekommen, indem er die Daten langjähriger Blutspender auswertet. Wenn einer von ihnen später Darmkrebs bekommt, existieren eine Menge Vergleichsdaten aus Zeiten, in denen er noch gesund war. Da es sich immer um dieselbe Person handelt, fallen zwischenmenschliche Unterschiede nicht ins Gewicht. Hinzu kommt der Vorteil, dass die Blutproben für die Blutbank nach standardisierten Bedingungen abgenommen werden. Wie Lottspeich in Seefeld berichtete, ist es aber noch nicht gelungen, ein charakteristisches Muster für Darmkrebs ausfindig zu machen. Denis Hochstrasser von der Universiätsklinik Genf plädierte dafür, zunächst nach Biomarkern in Geweben zu suchen. Eine Möglichkeit ist, nach Krebsoperationen Proben aus krankem Gewebe zu sammeln, und darin nach gemeinsamen Mustern Ausschau zu halten. Ein solcher Gewebe-Biomarker könne anschließend leichter im Blut gefunden werden, weil man wisse, wonach man suche. Hochstrasser ist davon überzeugt, dass für therapeutische Entscheidungen die Betrachtung der Proteine mindestens so entscheidend ist wie die der Gene. Gen-Chips, wie sie heute zum Teil bereits auf dem Markt sind, gäben häufig kein umfassendes Bild eines Krankheitsgeschehens. Das 6. Symposium der Österreichischen Proteomik Plattform (Austrian Proteomic Platform – APP) fand vom 18. – 21. Jänner in Seefeld, Tirol, statt. 110 Forscher und Forscherinnen aus aller Welt nahmen teil. 31 Referentinnen und Referenten aus den USA, Niederlande, Österreich, Dänemark, Schweiz, Großbritannien, Deutschland, Kanada und Italien berichteten über neueste Entwicklungen. Die Tagung wurde von Prof. Günther Bonn, Universität Innsbruck, Prof. Lukas Huber, Medizinische Universität Innsbruck und Prof. Giulio Superti-Furga, CeMM, Forschungszentrum für Molekulare Medizin, Wien, geleitet. Die österreichische Proteomik Plattform APP ist ein Forschungsnetzwerk, das im Rahmen des österreichischen Genomforschungsprogramms GEN-AU von der Bundesregierung gefördert wird. APP wurde im Jahr 2003 gestartet und ist mittlerweile als Österreichische Proteomik Plattform II wiederaufgelegt. Sie wird von Prof. Dr. Lukas Huber, Medizinische Universität Innsbruck, geleitet. www.proteomics.or.at Rückfragen CEMIT – Center of Excellence in Medicine and IT GmbH Carola Hanisch 6020 Innsbruck, Leopoldstraße 1 Tel. +43.512.576523-221, Fax. +43.512.576523-301 Email: [email protected] www.cemit.at