Bündnis 90 Die Grünen Redebeitrag Haus B, Kreistag 17.10.2011 Peter Höschele Man stelle sich vor, da plant der RMK den Bau einer hochmodernen attraktiven Klinik, neue Chefarztstellen werden mit gut ausgebildeten Medizinern besetzt, die moderne konkurrenzfähige Leistungen anbieten, (ich warte immer noch auf die erste Chefärztin) , und zahlungskräftige Patienten können nicht untergebracht werden, weil schlicht die dafür notwendigen Räumlichkeiten fehlen. Was für ein Schwabenstreich! Die Belegungszahlen des Klinikums erreichen, dank guter Besetzung der freien Chefarztposten, jetzt schon das Niveau, dass erst für das Jahr 2017 eingeplant war. Schon Anfang 2011 wurde klar, dass ein größerer Bedarf als geplant an Wahlleistungsbetten (Umgangssprachlich Privatbetten) bestehen würde. Die eigentlich für die Verwaltung vorgesehene Etage soll dafür eine Lösung bieten. Aber wohin nun mit der Verwaltung? Haus B, schon von Anfang an in der Schublade, wurde hervorgezogen. Die Verwaltung, bisher auf mehrere Standorte verteilt, muss im neuen Klinikum zusammengeführt werden. Daran führt nach unserer Meinung kein Weg vorbei. Auf der einen Seite werden durch die Betriebsführung Synergieeffekte und damit Einsparungen erreicht, auf der anderen Seite wird Geld verpulvert, weil die Verwaltungsstrukturen nicht effektiv sind. Das Rems Murr Klinikum benötigt eine ökonomisch arbeitende, leicht erreichbare, räumlich vernetzte Verwaltung auf dem Gelände des Klinikums. Mit Verwirklichung von Haus B wird auch die dringend notwendige Kinderbetreuung eingerichtet werden können. Die hinter uns liegenden Diskussionen im Aufsichtsrat haben mir vor Augen geführt, dass der gesellschaftliche Wandel noch nicht bei allen Kommunalpolitikern angekommen ist. Sechzig Jahre konservative (CDU) Politik, die ein entsprechendes Frauenbild favorisiert hat, ist wohl doch nicht so schnell zu überwinden. . Heute hängt der Erfolg eines Betriebes auch von der Möglichkeit ab, gut ausgebildeten Frauen einen attraktiven Arbeitsplatz mit einer bedarfsgerechten Kinderbetreuung zu bieten. Gerade der medizinische Bereich wird auf allen Ebenen mehr und mehr von Frauen dominiert werden, von Frauen die Freude an ihrem Beruf haben, aber auch den Wunsch nach Kindern und Familie. Kinderbetreuung vor Ort wird für Fachkräfte das wichtigste Argument sein, sich für einen Arbeitsplatz in unserer Klinik zu entscheiden. Am Marienhospital Stuttgart denkt man beispielsweise darüber nach, die Dienstpläne zu ändern, weil die Kitaöffnungszeiten nicht mit den Arbeitszeiten der Mitarbeiterinnen übereinstimmen. Bei der Ausschreibung der Kita am Klinikum Winnenden ist zu fordern, dass der Betreiber die Klinikarbeitszeiten berücksichtigt und den Betrieb darauf abstimmt. Im Aufsichtsrat hatte man oft den Eindruck, die Brisanz des Themas war manchem Bürgermeister nicht bewusst. Anstatt Weitblick und Verantwortung für die Kreisklinik zu übernehmen, verharrte manch einer im Konkurrenzkampf der Kommunen und diskutierte trefflich über die Möglichkeit, die Stadt Winnenden könne vielleicht Vorteile aus der geplanten Kita ziehen. Mein Respekt gilt der Klinikleitung, die diese zermürbenden Diskussionen an den Rand der Verzweiflung gebracht hat. Eine effektive Klinikleitung muss wichtige Entscheidungen schnell treffen können, um im Konkurrenzkampf mit privaten Klinikanbietern bestehen zu können. Ein endlos lange diskutierendes Gremium wirkt da wie ein Bremsklotz. Haus B bietet die Möglichkeit, dass das Klinikum Winnenden akademisches Lehrkrankenhaus werden kann. Dies ist unter dem Aspekt der Arztstellenbesetzung sehr wichtig. Wenn Studentinnen und Studenten früh in ihrer Ausbildung die Klinik kennen lernen, werden sie dort auch eher eine Stelle suchen. Beim Punkt Ausbildung möchte ich noch auf die Verantwortung des Klinikums für die ambulante medizinische Versorgung der Bevölkerung im Rems-Murr Kreis eingehen .Die Klinik bildet Ärzte aus, die sich dann potentiell im Einzugsgebiet der Klinik niederlassen. Eine besondere Ausbildungsverpflichtung sehe ich im Fachgebiet Allgemeinmedizin. Es ist jetzt schon absehbar, dass wir auch im Rems-Murr- Kreis einen großen Mangel an Hausärzten bekommen werden. Derzeit noch befriedigende Zahlen dürfen darüber nicht hinwegtäuschen. Die neuerdings diskutierte bessere Vergütung von Hausärzten ist sicher nur ein kleiner Aspekt zur Lösung des Problems. Unter den angehenden Ärzten genießt die Allgemeinmedizin die geringste Attraktivität. Die Zahl der Fachärzte ist von 1993 bis 2009 um 50,5 % gestiegen, die der Hausärzte aber um 7,6 % gefallen. Viel zu spät wurde dieses Fach an den Universitäten etabliert und damit Forschung in Allgemeinmedizin etabliert. . Auch heute gibt es erst an sechs deutschen Universitäten medizinische Lehrstühle. Dabei wäre an allen Universitäten ein Institut für Allgemeinmedizin wünschenswert. Der Hausarzt gilt unter Medizinern bedauerlicherweise als Doktor, der hauptsächlich Husten und Schnupfen behandelt und darüber hinaus wenig attraktive Arbeit zu tun hat.. Um dieses schlechte Image zu beseitigen, muss die Ausbildung der Allgemeinmediziner besser aufgestellt werden. Um jungen angehenden Allgemeinärzte/innen nach dem Studium eine strukturierte, fundierte Ausbildung zu geben, wurde von der Uni Heidelberg die „Verbundweiterbildung plus“ ins Leben gerufen. (Beispiel wie es bisher war) Hier bewirbt sich der Arzt in Weiterbildung einmal, kann dann die verschiedenen Ausbildungsstationen durchlaufen und muss sich nicht jedes Mal neu bewerben. Diesem Verbund gehören Kliniken und Ausbildungspraxen an. Hier sehe ich die Verantwortung der Klinik Allgemeinärzte nach dem vorhandenen Curriculum an der Klinik auszubilden, damit sie später für die hausärztliche Versorgung im Rems-Murr-Kreis zur Verfügung stehen. Die Fraktion der Grünen bittet um Beantwortung in der nächsten Sitzung, welche Schritte die RMK unternimmt oder unternommen hat, die Ausbildung von Allgemeinärzten am Klinikum zu fördern. Aus Sicht unserer Fraktion ist der Beschluss zum Bau von Haus B längst überfällig und jeder Tag Verzögerung wird sich in erhöhten Bauaufwendungen niederschlagen. Dank der umsichtigen Arbeit der Bauleitung, namentlich Frau Daniela Feindor, ist die Prognose für die Baukosten derzeit rund 6 Mill Euro unter dem Planungsansatz. Es besteht also auch hier kein Grund, Haus B nicht zu bauen. Die für Preissteigerungen und andere unvorhersehbare Ereignisse als Puffer eingestellten 7 Millionen € werden nicht für Haus B benötigt werden.