12 Diagnose & Therapie LMU Kardiologie und Herzchirurgie Operative oder kathetergestützte Herzklappentherapie? Operative oder kathetergestützte Herzklappentherapie? – Um im Einzelfall die jeweils bestmögliche Therapiemöglichkeit zu finden, muss diese Frage für jeden Patienten mit einem behandlungsbedürftigen Herzklappenfehler individuell getroffen werden. Am Klinikum der Universität München kümmern sich gleich zwei Fachgebiete darum: das der Kardiologen und das der Herzchirurgen. Von Dr. Nicole Schaenzler Z u den häufigsten operationsbedürftigen Herzklappenfehlern im Erwachsenenalter gehören die Mitralklappeninsuffizienz und die Aortenklappenstenose. Bei der Mitralklappeninsuffizienz ist die Mitralklappe nicht mehr in der Lage vollständig zu schließen, sodass ein Teil des Bluts – entgegen der eigentlichen Flussrichtung – wieder in den linken Vorhof zurückfließt (»Pendelblut«). Die anhaltende Druckund Volumenbelastung kann unbehandelt eine Vergrößerung von linkem Vorhof und linker Herzkammer sowie eine Verschlechterung der Pumpleistung des Herzens zur Folge haben – und damit zu Einbußen der körperlichen Leis- dass die Patienten wieder beschwerdefrei sind. Das kathetergestützte Mitralklappen-Clipping erlaubt sogar eine Behandlung am schlagenden Herzen: Unter kontinuierlicher Ultraschallkontrolle wird ein Clip mittels Herzkatheter zwischen die Segel der Mitralklappe platziert, ohne dass der Brustraum chirurgisch eröffnet werden und eine Herz-Lungen-Maschine mit künstlicher Kreislaufzirkulation eingesetzt werden muss. Inzwischen sind weltweit mehrere tausend Patienten auf diese Weise behandelt worden. Am Klinikum der Universität München wird diese Methode bereits seit 2008 erfolgreich eingesetzt. Die Kardiologen und Herzchirurgen des Klinikums der Universität München in einer gemeinsamen Fallkonferenz (Vorne: dritter v. l. Prof. Steffen Massberg, rechts neben ihm Prof. Christian Hagl) tungsfähigkeit, Atemnot und oft auch zu Herzrhythmusstörungen führen. Häufigste Form einer Aortenklappenstenose im höheren Lebensalter ist eine Verengung der Aortenklappe als Folge einer Verkalkung, wodurch der Blutfluss aus der linken Herzkammer in die Hauptschlagader behindert wird. Mit der Zeit kann das Herz nicht mehr genügend Blut in den Kreislauf pumpen. Es kommt zu Atemnot, Brustschmerz, Schwindel, Bewusstlosigkeit – und im Extremfall zum Tod. Behandlungsmöglichkeiten der Mitralklappeninsuffizienz … Dank der Fortschritte in der Mitralklappenchirurgie können viele undichte Mitralklappen, die früher durch eine künstliche Klappe ersetzt werden mussten, heute so rekonstruiert werden, Topfit 3 / 2013 MitraClip-Behandlung jedoch nicht verstanden wissen: »Auch wenn die Methode unser Behandlungsspektrum sinnvoll erweitert hat, haben die etablierten Rekonstruktionsverfahren aufgrund ihrer hohen Erfolgsrate und günstigen Langzeitprognose nach wie vor einen wichtigen Stellenwert in der modernen Mitralklappenchirurgie«, sagt Prof. Hagl. … und der Aortenklappenstenose Die operative Behebung einer Aortenklappenstenose kann heute ebenfalls kathetergestützt durchgeführt werden. Auch bei dieser Erkrankung standen die Ärzte lange vor dem Problem: Die Ergebnisse der Standardtherapie – in diesem Fall der operative Austausch der verkalkten Aortenklappe gegen eine biologische oder künstliche Klappenprothese – sind zwar überzeugend, doch ist die Operation am offenen Brustkorb für viele ältere Patienten mit einer Begleiterkrankung mit einem zu hohen Risiko verbunden. Sie profitieren nun von einer ­neuartigen minimal-invasiven Methode: dem perkutanen kathetergestützten Aortenklappenersatz, kurz TAVI. Hierbei erfolgt die Implan­ tation einer biologischen Aortenklappe über einen Katheter, der über die Beckenarterie ein­ geführt wird. Eine Eröffnung des Brustkorbs ist nicht notwendig; zudem lässt sich der Eingriff in lokaler Betäubung durchführen. »Mittlerweile führen wir diesen schonenden Eingriff in unserer Klinik pro Jahr an 150 bis 250 Patienten durch – Patienten, denen wir früher nicht hätten helfen können, weil für sie die Standardmethode zu riskant gewesen wäre«, sagt Prof. Dr. Steffen Massberg, Direktor der Medizinischen Klinik I. Die Frage, mit welcher Rekonstruktionstechnik im Einzelfall ein bestmögliches Ergebnis erzielt werden kann, wird im Klinikum der Universität München in einer interdisziplinären Konferenz mit Kardiologen und Herzchirurgen für jeden Patienten individuell diskutiert. »Durch die Bündelung der Kompetenzen von Kardiologie und Herzchirurgie im HeartTeam ist sichergestellt, dass jeder einzelne Patient – basierend auf einer sorgfältigen Risikoabschätzung und unabhängig von wirtschaftlichen Erwägungen – die für ihn optimale Therapie erhält«, erklärt Prof. Massberg. Damit gehört es zu den führenden Zentren mit der größten MitraClip-Erfahrung im süddeutschen Raum. »Das kathetergestützte Mitralklappen-Clipping ist eine schonende, komplikationsarme Behandlungsalternative, von der vor allem hochbetagte, multimorbide und andere Hochrisikopatienten profitieren, für die die ›offene‹ Vorgehensweise möglicherZu DEN PersonEN weise mit unkalkulierbaren Kontakt: Risiken verbunden wäre«, Prof. Dr. med. Christian Hagl Prof. Dr. med. Steffen Massberg erläutert der Direktor der Klinikum der Universität München, Klinikum der Universität München, Herzchirurgischen Klinik, Herzchirurgische Klinik und Poliklinik Medizinische Klinik und Poliklinik I Prof. Dr. Christian Hagl. Als Tel. 089 / 70 95-29 51 Tel. 089 / 7095-23 71 konkurrierendes Verfahren Campus Großhadern · Marchioninistr. 15 · 81377 München zu den konventionellen Mitralklappenrekonstruktionen www.klinikum.uni-muenchen.de möchte der Herzchirurg die