Handout 1 Thema : Einführung in das Fach Psychologie Psychologie Schuljahr 2009/10 Dagmar Fitz Teildisziplinen der Psychologie Wie viele Wissenschaften gliedert sich die Psychologie in mehrere Teildisziplinen auf, die sich durch ihre eigene Geschichte, Forschungstraditionen und Perspektiven auf menschliches Verhalten und Erleben unterscheiden. Dennoch einigt sie die Akzeptanz sowie Betonung einer gemeinsamen empirisch-objektiven Forschungsmethodik, mit deren Hilfe verlässliche Erkenntnisse gesammelt werden sollen. Allgemeine Psychologie: Die Allgemeine Psychologie sucht nach Gesetzen und Regeln, denen Erleben und Verhalten aller Menschen folgt. Ihre Themengebiete sind: Wahrnehmung, Kognition (u.a. Denken), Lernen, Gedächtnis, Motivation, Emotion, Bewegung und Handlungssteuerung. Differentielle Psychologie: Sie erforscht die individuellen psychologischen Unterschiede in Verhalten und Erleben, die zusammen das Konzept der Persönlichkeit bilden, und versucht anhand ihrer Ergebnisse die Gesetze der Allgemeinen Psychologie zu differenzieren. Traditionelle Themen der Differentiellen Psychologie sind: Intelligenz, Kreativität, Persönlichkeitszüge (Traits; z.B. Extraversion - Introversion, Neurotizismus), Ängstlichkeit, Aggressivität, Kontrollüberzeugungen, Belohnungsaufschub. Entwicklungspsychologie: Die Aufgabe der Entwicklungspsychologie ist die Untersuchung, auf welche Weise biologische und Umweltfaktoren die Entwicklung menschlichen Verhaltens und Erlebens über das Lebensalter hinweg beeinflussen. Dabei greift sie die Themen der Allgemeinen und Differentiellen Psychologie auf und verfolgt sie über die Lebensspanne. Sozialpsychologie: Das Forschungsgebiet der Sozialpsychologie ist das Verhalten und Erleben des Menschen in seiner zwischenmenschlichen Umwelt. Traditionellerweise bestehen zwei große Forschungsrichtungen: Zum einen handelt es sich um das Studium allgemeinpsychologischer Themen im sozialen Kontext, wie es z.B. bei der Untersuchung der sozialen Wahrnehmung, der sozialen Kognition und der sozialen Einstellung der Fall ist. Zum anderen ist es die Forschung zum Verhalten und Erleben des Menschen in Gruppen, z.B. im Fall von Intergruppenkonflikten. Biologische Psychologie / Physiologische Psychologie: Die Biologische Psychologie erforscht menschliches Verhalten und Erleben auf der Basis ihrer biologischen Grundlagen. Als Grundlagen werden dabei sowohl proximate Faktoren (z.B. Gene, Neurotransmitter, Hormone) als auch ultimate Faktoren (Evolution, natürliche Selektion) anerkannt. Daher versteht sich die Biologische Psychologie als interdisziplinäre Forschungsrichtung, in der psychologische (Allgemeine Psychologie, Differentielle Psychologie, Entwicklungspsychologie) und biologische und medizinische Teildisziplinen (Physiologie, Ethologie, Verhaltensökologie, Soziobiologie) integriert werden. Der Integrationscharakter kommt in dem Trend zum Ausdruck, die Forschungsrichtungen, die menschliches Verhalten und Erleben anhand ihrer biologischen Grundlagen erklären wollen, unter dem Oberbegriff “Neurowissenschaften” zusammenzufassen. Psychologische Methodenlehre: Das Teilgebiet der Psychologie, in der Bedingungen untersucht und Verfahren entwickelt werden, mit deren Hilfe psychologische Forschungsfragen so untersucht werden können, daß objektive, zuverlässige und gültige Schlußfolgerungen aus Forschungsstudien gezogen werden können. Angewandte Psychologie: Der Begriff “Angewandte Psychologie” steht für eine Reihe von Teildisziplinen der Psychologie, in denen Erkenntnisse aus den Grundlagenfächern Handout 1 Thema : Einführung in das Fach Psychologie Psychologie Schuljahr 2009/10 Dagmar Fitz Allgemeine, Differentielle, Entwicklungs-, Sozial- und Biologische Psychologie auf die klassischen Berufsfelder von Psychologen angewendet werden. Darunter fallen: Arbeits-, Betriebs- und Organisationspsychologie, die sich mit menschlichem Verhalten und Erleben im Kontext von Arbeit und in Wirtschaftsunternehmen sowie Organisationen beschäftigt; Marktpsychologie, die das Verhalten und Erleben des Menschen als Teilnehmer des Marktes (im wirtschaftswissenschaftlichen Sinn) erforscht; Klinische Psychologie, in der pathologisches menschliches Verhalten und Erleben auf seine Ursachen hin untersucht wird; Pädagogische Psychologie, die menschliches Verhalten und Erleben im Kontext von Erziehung, Schule und Bildung erforscht; Psychologische Diagnostik, in der die Bedingungen untersucht und herausgearbeitet werden, unter denen die individuellen Unterschiede im Verhalten und Erleben erkannt werden können; Kleinere Anwendungsfächer der Psychologie sind forensische Psychologie, Rechtspsychologie, Verkehrspsychologie, Wehrpsychologie, Sportpsychologie, Ernährungspsychologie, Gesundheitspsychologie und Umweltpsychologie1. Was gehört nicht n i c h t zur Psychologie 1 Psychiatrie: Teilgebiet der Medizin, das die Diagnose und Behandlung psychischer Störung zur Aufgabe hat. Psychopathologie: Teilgebiet der Medizin, in dem die Ursachen psychischer Störungen erforscht werden. Psychosomatik: Teilgebiet der Medizin, in der die Ursachen, die Erkennung und die Behandlung derjenigen Krankheiten erforscht werden, die sowohl durch körperliche als auch durch psychische Faktoren maßgeblich beeinflußt werden. Psychotherapie: sowohl Teilgebiet der Medizin als auch Sammelbegriff für Verfahren, die ohne körperliche Eingriffe versuchen, psychische Störungen zu behandeln. Dazu gehören u.a. die Psychoanalyse, die Verhaltenstherapie und die Gesprächspsychotherapie. Psychoanalyse: Ursprünglich auf den Wiener Nervenarzt Sigmund Freud zurückzuführende Lehre über das menschliche “Seelenleben”, welche die Grundlage für ein gleichnamiges Psychotherapieverfahren bildet. Gerade Außenstehende verwechseln die Psychoanalyse aufgrund häufiger irrtümlicher Berichterstattung und populärwissenschaftlicher Veröffentlichungen mit der Psychologie. Beide haben sich jedoch in ihrer Geschichte weitgehend unabhängig voneinander entwickelt und pflegen sehr unterschiedliche Forschungstraditionen und Blickwinkel auf menschliches Verhalten und Erleben. Der Status der Psychoanalyse als Wissenschaft ist sehr umstritten. Tiefenpsychologie: Sammelbegriff für alle Theorien und Lehren, die ein hypothetisches Konstrukt wie das psychoanalytische Unbewußte annehmen. Zur Tiefenpsychologie im engeren Sinn gehören die Psychoanalyse und ihre Modifikationen. 1 vgl. http://www.verhaltenswissenschaft.de/Psychologie/psychologie.htm Handout 1 Thema : Einführung in das Fach Psychologie Psychologie Schuljahr 2009/10 Dagmar Fitz