Komplexität als Herausforderung in Lehr- und Beratungskonzepten Lv 190415 SE - § 2.2. laut neuem Studienplan: Theorie und Praxis des Erziehens und Beratens (2 Std.) Lehrveranstaltungsleiter: Mag. Martin Steger HS 16, Blockveranstaltung: 13.03., 9.00-12.00; 24.04., 09.00-19.00; 15.05., 09.00-17.00; 19.06., 09.00-17.00 korrigiert: 09.00-19.00 3. Termin 15.05.06: Lernen und Lehren 1. Formales: Zeitplan Wegen Krankheit konnte ich den letzten Termin leider nur bis 14.00 halten. Die beiden Folgetermine haben wir daher bis 19.00 angekündigt. Nachdem allerdings mein Gesundheitszustand sich nach Herzinfarkt zumindest nicht gebessert hat, haben wir um 16.30 geschlossen. Der letzte Termin am 19.6. bleibt von 9.00 – 19.00 terminisiert Programmpunkt 1: Positionen im erkenntnistheoretischen Kontext siehe dazu die Dokumente: eine kleine Geschichte der Erkenntnistheorie und eine kleine Geschichte der Systemtheorie (neu ergänzt) Aus der erkenntnistheoretischen Charakteristik der Positionen ergeben sich für die Vorstellungen von lernen und lehren wesentliche Konsequenzen. Diese haben wir zunächst in den Positionsgruppen erarbeitet: Programmpunkt 2: Lernvorstellungen der Positionen anhand der Fragen: 1. Wer handelt / lernt? 2. Was ist handeln / lernen? aus Sicht der Position allgemein akzeptabler Vorschlag 3. Was hat handeln mit lernen zu tun? 4. Wie geschieht handeln / lernen? 5. Was ist Handlungsbefähigung / Lehre? aus Sicht der Position allgemein akzeptabler Vorschlag 6. Wie geschieht Handlungsbefähigung / Lehre? 7. Wie hängen lernen und Lehre zusammen Ergebnisse: HANDLUNGSTHEORIE 1. Wer handelt / lernt? (da handeln nötig ist, um zu lernen je:) Individuum, Subjekt 2. Was ist handeln / lernen? in unserer Position: Handeln ist Erkenntnisgewinn, Subjekt versucht (durch Ereignisse) auf Welt Einfluss zu nehmen. Lernen ist ein Gewöhnungsprozess, ist Problemlösung (Anm. Steger: Der typische handlungstheoretische Ansatz ist der des Problemlösens, der mit meint, dass der Charakter der Situation Handlungsaufforderung besitzt (Problem)) allgemein: möglichst selbständiger Erkenntnisgewinn 3. Was hat handeln mit lernen zu tun? Lernen findet durch handeln statt 4. Wie geschieht handeln / lernen? Subjekt stößt auf komplexe Situation (Problem), versucht es zu lösen, dies tut es, indem es handelt (Eigenaktivität!). Durch das Handeln lernt das Individuum und verallgemeinert den Lösungsweg für die Zukunft 5. Was ist Handlungsbefähigung / Lehre? in unserer Position: Anleitung, Begleitung des Lernprozesses (Coaching) allgemein akteptable Position: Lehre initiiert den Lernprozess (Anm. Steger: Das ist wohl allgemein akzeptabel, aber nicht erschöpfend - in keiner Position beschränkt sich Lehre auf das Initiieren von Lernen) 6. Wie geschieht Handlungsbefähigung / Lehre? reflektierendes Anpassen des Unterrichts zur Verfügung stellen von komplexen Situationen initiieren und organisieren, Hilfestellung 7. Wie hängen Lehre und Lernen zusammen? Lernen ist Ziel von Lehre Lehre initiiert Lernen, Lehre orientiert sich an Lernprozess und passt sich dann an, reflektiert das Lernen Handlungsbefähigung geschieht, indem der Lehrer helfend und beratend in den Prozess eingreift. GRUPPENDYNAMIK 1. Wer handelt / lernt? alle Mitglieder (Anm. Steger: Eigentlich: die Gruppe – die Antwort: 'alle Mitglieder' legt nahe, dass innerhalb der Gruppe individuelle Lernprozesse stattfinden – das wesentliche Charakteristikum der Gruppendynamik ist aber, dass die (Lern-/Handlungs/-etc) Prozesse eben nicht auf die einzelnen Mitglieder rückführbar ist (wenn zB. Ihre Gruppe in der vierten Sitzung die Abläufe bereits besser und effektiver erledigt als in der ersten, ist das das Verdienst der Gruppe, keine Einzelleistung) 2. Was ist handeln / lernen? Handeln kann alleine stehen, lernen nicht, lernen passiert durch handeln bewusst/unbewusst handeln ist jegliche Aktivität, Einfluss auf die Umwelt 3. Was hat handeln mit lernen zu tun? Lernen ist eine Form von handeln, es ist zirkulär handeln – bewerten - handeln – bewerten - ... 4. Wie geschieht handeln / lernen? handeln = Rollenverteilung, = problemlösen lernen = über sich selbst und andere lernen 5. Was ist Handlungsbefähigung / Lehre? Lehre ist das facit, Resultat, auch außerhalb der Gruppe verwendbar (Anm. Steger: das sind Lerninhalte) 6. Wie geschieht Handlungsbefähigung / Lehre? Handlungsbefähigung durch lernen Lehre durch handeln in der Gruppe (Anm. Steger: ???) 7. Wie hängen Lehre und Lernen zusammen? lernen Lehre aktiv passiv Prozess Endresultat Scheitern = Teil davon Scheitern bzw. Fehler ausgemerzt (Anm. Steger: ???) KONSTRUKTIVISMUS 1. Wer handelt / lernt? Der Schüler handelt bzw. lernt eigenständig und aktiv, der Lehrer initiiert, motiviert und irritiert, um den Schüler vor neue Probleme zu stellen und den Lernprozess wieder neu anzufachen 2. Was ist handeln / lernen? Die aktive Aneignung von Wissen basierend auf den eigenen Erfahrungen Der Lernende lässt sich emotional und geistig auf das Thema ein und wird als Gesamtperson herausgefordert. 3. Was hat handeln mit lernen zu tun? Das Handeln des Schülers ist die Voraussetzung für das Lernen – 'selber machen statt zuschauen'. 4. Wie geschieht handeln / lernen? Lernen geschieht aktiv, indem Bezüge zum eigenen Leben hergestellt werden. Der Lernende braucht Anregung aus der Umwelt und eigene Impulse und erfährt das Lernen als dynamischen Konstruktionsprozess (Anm. Steger: sehr schön beschrieben) 5. Was ist Handlungsbefähigung / Lehre? Lehre ist die Schaffung eines Umfeldes, in dem Lernen und Aneignung von Wissen möglich (Anm. Steger: und notwendig) ist. 6. Wie geschieht Handlungsbefähigung / Lehre? Der Lehrer wirft Fragen auf, die an das bestehende Wissen der Lernenden möglichst gut anknüpfen, Lernkontexte werden aus der Umwelt und der Arbeitswelt der Lernenden genommen. 7. Wie hängen Lernen und Lehre zusammen? Lernen und Lehre sind aufeinander bezogen. Sind die Anknüpfungspunkte optimal auf das Wissen der Lernenden abgestimmt, findet Lernen leichter statt. Grundlegende Autonomie das Schülers wird betont, der Lehrer kann motivieren, indem er eigenes Interesse an Stoff glaubhaft macht. SYSTEMTHEORIE 1. Wer handelt / lernt? System 2. Was ist handeln / lernen? Interaktion der Systemelemente nach äußerem Reiz (Anm. Steger: Jede Interaktion? warum?) 3. Was hat handeln mit lernen zu tun? -(Anm. Steger: ???) 4. Wie geschieht handeln / lernen? Anstoß aus Umwelt führt im System zu wechselseitiger Interaktion mit Rückantwort auf die Elemente, wodurch in weiterer Folge die Systemelemente beeinflusst werden 5. Was ist Handlungsbefähigung / Lehre? Strukturieren der Information 6. Wie geschieht Handlungsbefähigung / Lehre? Lehrer ist Informant und strukturiert Information und erhält Feedback über die Strukturänderungen (Anm. Steger: und dadurch lernt wieder er, weil Feedback ja strukturierte, auf vorhergehende bezogene Information ist) 7. Wie hängen Lernen und Lehre zusammen? Lehrer ist außerhalb des Systems (Anm. Steger: und ist selbst System, daher Lernen spiegelbildlich – d.h. Lernende sind immer auch Lehrer ihrer Lehrer, siehe Anm. oben), gibt nur Anstöße System lernt Feedback an Lehrer Anm. Steger: Liebe KollegInnen, wir werden diese Antworten noch einmal ansprechen – überlegen Sie daher bitte noch einmal, ob die Antworten Ihrer Gruppe noch einmal ergänzungsbedürftig sind (vor allem auch dort, wo ich Fragezeichen angemerkt habe) Programmpunkt 3: Kriterien einer gemeinsamen Vorstellung von Lernen Von diesen Lernmodellen ausgehend haben wir versucht, uns an einen gemeinsamen Lernbegriff anzunähern. Dabei ging es nicht vorrangig darum, eine Definition von 'lernen' zu formulieren, weil es keinen Sinn macht, Ihnen eine fertige Problemlösung mitzugeben, damit Sie diese als erledigt zu den Akten legen. Selbstbezügliche Begriffe wie lernen sind prinzipiell nicht definierbar und es geht auch nicht darum, diese Definition zu finden, sondern es geht darum, das Problem als Problem im Bewusstsein zu halten. Sie brauchen in Ihrem Unterricht nicht zu definieren, was lernen insgesamt ist, Sie werden aber jeden Tag das Problem lösen müssen, wie Sie dazu beitragen, dass Schüler das lernen, was Ihnen zu lernen zugemutet wird. D.h.: Sie werden für sich definieren müssen, was lernen ist1 , und zwar jeden Tag und immer bezogen auf das, was es zu lernen gilt: Es ist ein Unterschied, ob es darum geht, einen Buchstaben / eine Bewegung beim Autofahren zu routinisieren oder geschichtliche Zusammenhänge zu reflektieren – beides heißt lernen. Ausgehend von den Gruppenvorschlägen haben wir zunächst Bestimmungen, die von 'Eigenschaftsmodellen' ausgegangen sind (Kompetenzen, Fähigkeiten) zurückgewiesen, bei Heinz von Foerster ist das eine Freiheitsbestimmung: "Nur die Fragen, die prinzipiell unentscheidbar sind, können wir entscheiden." - FÖERSTER, Heinz von: KybernEthik.- Berlin: Merve - Verlag 1993, S. 153 1 weil dieser Lernbegriff für Systemtheorie und auch Gruppendynamik zu eng ist. Auch der Versuch, diese Begriffe auch für Systeme gültig zu erklären muss scheitern – eben weil die Begriffe Eigenschaftscharakter haben, d.h. 'Seinszustände' beschreiben. Sie sind damit im gegenständlichen Denken verankert, während Systeme über das 'Tun', also funktional bestimmt sind. Wir haben uns dann dem Lernbegriff über das Offensichtliche genähert und ausdifferenziert: Lernen ist eine Veränderung, ein Prozess Um diese Veränderung festzustellen, braucht man einen Anfangs- und einen Endpunkt. Lernen ist eine positiv besetzte Veränderung: Der Endpunkt wird als besser bewertet als der Anfang. Dabei beginnen die Perspektiven zentral zu werden. Aus der (praktischen) Innenperspektive des Lernenden ist dieser Endpunkt ein Ziel. Die Veränderung ist eine 'gerichtete', nicht zufällige. Diese Gerichtetheit wird aus der Vergangenheit (Motive, um überhaupt mit dem Lernen zu beginnen) in die Zukunft (Absichten, Ziele, die man erreichen will) fortgeschrieben. Dabei fokussiert der Lernende von Anfangs- auf Endpunkt, d.h. er stellt diese Entwicklung in den Vordergrund, Nebenaspekte, Zufälligkeiten etc. werden möglichst ausgeblendet. Das ist kausales Denken aus der subjektiven Perspektive der 1. Person: Es beurteilt Handlungsmöglichkeiten anhand von Werten und leitet daraus Absichten und Ziele ab. Und damit sind wir letztendlich bei Motivation (Interesse, Bedürfnis, Nutzen), beim Willensmoment, bei der unhintergehbaren Frei-willigkeit angelangt, also der Entscheidung zur Auseinandersetzung (und der Möglichkeit dazu) und dem Ausgangspunkt dazu im Willen des Lernenden angelangt. Aus der (poietischen) Außenperspektive des Beobachters – in unserem Kontext: des Lehrenden - ist dieser Endpunkt ein Ergebnis, das in seinem Kontext (mit anderen Schülern, mit der Lebenswelt des Lernenden, mit allgemeinen Standards,..) beurteilt wird – d.h. es geht nicht darum, ob ein Ziel erreicht wurde (diese subjektiven Aspekte sind für den Außenstehenden ja auch nicht direkt beobachtbar/beurteilbar), sondern um eine verbesserte Gesamtsituation. Das ist homöostatisches Denken. Es ist eines der 'kritischen' Punkte jedes Lernmodells, wem wie und mit welcher Dominanz das 'Beurteilungsprivileg' zugestanden wird. Im Prinzip werden immer beide Aspekte mit unterschiedlicher Gewichtung zu beachten sein – nicht zuletzt auch im Kontext der Schule, die sich sowohl über die Lebensbefähigung der Schüler als auch über die Erteilung von Berechtigungen definiert.2 Wie auch bei den anschließenden Punkten sind es eben nicht die Lösungen, also die fertigen Definitonen, sondern die Probleme, also Kriterien, die den verschiedenen Lernmodellen gemeinsam sind. Interessant ist, wie sie im Zusammenspiel der selben Kriterien3 einen je eigenen Lösungsvorschlag – einen Lernbegriff – finden, der eben die Aspekte, die der Position wichtig sind, besser behandeln wird – zuungunsten anderer Aspekte. Das heißt es geht um die unterschiedlichen Erklärungsgehalte und –stärken bezüglich des selben Phänomens. Dass beide Beurteilungsperspektiven unverzichtbar sind, hat natürlich mit dem Prozess des Lernen zu tun. Wir haben gesagt, dass dieser eine positiv bewertete Veränderung, die diese Bewertung durch Vergleich, also Rückbezug des Endpunktes auf den Anfang gewinnt.4 Dieser Rückbezug muss immer in zwei Richtungen hin erfolgen (lernen ist ein 'zweiwertiger' Begriff) und damit kommen wir zu den Voraussetzungen des Lernens: Es wird immer etwas gelernt, d.h. ich brauche ein Objekt des Lernens - lernen ist immer Auseinandersetzung mit der Welt, mit einem Gegenüber (selbst wenn ich 'Selbsterfahrung' treibe, setze ich mich mit mir als Objekt auseinander). Im Begriff der Auseinandersetzung ist neben dem dynamischen Aspekt des Prozesses auch der der Relation impliziert, dass also ein Verhältnis gesetzt wird, dass die Beziehung zur Welt Thema ist und wie diese zu gestalten ist, sowie die Welt, das Gegenüber selbst als Fokus des Interesses - wobei diese Welt, wie gesagt, man selbst als Teil der Welt sein kann. Hier kommt wieder zentral die Erkenntnistheorie ins Spiel: nämlich die Frage, wie weit ich Welt als Gegenüber überhaupt unabhängig von mir erkennen kann. Im Zusammenhang mit lernen ist dabei der phänomenologische Ansatz besonders interessant, der davon ausgeht, dass alles, was wir erkennen, uns als 'Phänomen' vorgegeben ist – d.h. soweit siehe dazu den Text 'Zum Verhältnis von Bildung und Ausbildung' von Bernd Hackl und Maria Spindler, der als Vorbereitung zu desem Termin zu lesen war. 2 Die jeweilige Ausbalancierung dieser Kriterien - bezogen auf den Anlassfall - kann man wohl als die Praxis einer theoretisch fundierten Didaktik bezeichnen. Das heißt auch Didaktik ist nicht lediglich ein technisches Wissen, ein 'Know how'. Natürlich gibt es auch in der Praxis der Didaktik 'Techniken', um einiges darüber zu wissen, was funktioniert und was nicht (z.B. der Vorrang positiver vor negativen Sanktionen) – aber diese Techniken haben in der Lehre den selben Status wie überall sonst: Sie erleichtern die Umsetzung, nachdem man etwas mit Gründen als wünschenswert und machbar beurteilt hat. Sie haben auch die selben Gefahren wie überall sonst: Sich für das durch Technik Machbare zu entscheiden, ohne zu überlegen, wie wünschenswert es ist. 3 Dabei ist nach dem Gesagten klar, dass die Bewertung je nach Perspektive auch zu unterschiedlichen Zeitbzw. Bezugspunkten stattfindet. In der praktischen Perspektive liegt die Bewertung schon in der Zielsetzung, d.h. am Beginn des Prozesses (mit laufender Korrektur), in der poetischen Perspektive ist der Bezugspunkt das Ende, das Ergebnis (der klassische Konflikt des schlechten Schülers, der subjektiv besser wird, etwas leistet, aber vom Ergebnis her dennoch ungenügend bleibt – der Prototyp von Demotivation). 4 und wie es vor unser Bewusstsein tritt. Das kann ebenso eine Idee wie ein Sinneseindruck sein. In diesem Ansatz ist damit zugleich das Verhältnis zur Welt bereits unauflöslich eingebunden und der Gegensatz zwischen der Auseinandersetzung mit der 'äußeren Welt' und der mit mir selbst aufgehoben (beim lernen besonders wichtig): Ich setze mich mit dem auseinander, das mir 'ins Bewusstsein kommt' – egal ob ein 'äußerer' Gegenstand oder ein Gedanke – es ist beides Phänomen und wird im Prinzip gleich reflektiert (siehe dazu auch eine 'Kürzesteinführung' zur Phänomenologie – anknüpfend an unsere erkenntnistheoretischen Überlegungen – auf der Homepage). Lernen heißt damit immer, dass unser Verhältnis zur Welt verbessert wird. Dieser Aspekt wird von äußerer Beurteilung erfasst. Zugleich braucht Lernen ein 'Lernendes'. Lernen bezieht damit diesen beurteilenden Vergleich des eigenen Prozesses auch immer auf den Lernenden selbst. Aus Sicht der Subjekttheorien können das immer nur Subjekte, konkret Menschen, sein. Die Gruppendynamik und vor allem die Systemtheorie versucht das zu erweitern – aus Sicht der Systemtheorie, die ja nicht subjektivgegenständlich, sondern funktional denkt, heißt das, es müssen die Funktionen/Prozesse identifiziert werden, die Lernen ausmachen. Finden sich diese auch in Organisationen, so kann man von lernenden Organisationen sprechen. Dabei ist klar, dass ich dafür auch andere – nicht subjektive – Begriffe verwenden muss Was also brauche ich, um von einem Lernenden zu sprechen, was muss gegeben sein, damit gelernt wird? ein 'Selbst' (Subjekt, Gruppe, System) als Erweiterung des Subjektbegriffs, das o für sich steht, eigene Beurteilungsinstanz ist, also selbstbestimmt (im praktischen), selbstbenennend (=autonom im theoretischen), selbsterzeugend (=autopoietisch im poietischen Kontext). o aus diesen Bewertungen Anstoß für Handlungen bezieht, also eigenaktiv ist. Damit ist klar, dass lernen die Aktivität des Lernenden – eben seine Auseinandersetzung mit etwas anderem - ist (und nicht bloß das Auffüllen eines Empfängers, eines leeren Gefäßes etc.) – wenn auch das Beurteilungsprivileg nicht klar ist, wer agiert, ist geklärt. Ebenso impliziert ist damit der Prozesscharakter des Lernens und zwar im engen Wortsinn: es vergeht nicht nur Zeit dabei, sondern es wird etwas prozessiert: also Gedanken und/oder(?) damit verbunden Bewegungen etc. – hier ist auch ein Konnex zwischen subjektiven und sozialen Lernvorstellungen: Denen liegt zugrunde, dass Kommunikation ebenso in Abfolge und Rückbezug prozessiert wird wie Bewusstsein oder Leben (darum psychische und analog soziale und biologische Systeme) und daher auch soziale Systeme lernen können – nämlich zu relevanten Entscheidungen als Basis weiteren Vorgehens kommen. Damit verbunden ist auch eine Vorstellung des Gelingens, einer Erreichbarkeit der Werte durch Handeln. Dieses Gelingen ist kein diskretes (dh. ohne Abstufungen eindeutig positives oder negatives) Kriterium, sondern ein fließendes, d.h. es ist immer noch ein besser vorstellbar – lernen ist im Prinzip nie abschließbar, es ist zirkulär und es ist damit auch immer auf einen noch früheren Anfangspunkt rückbeziehbar, d.h. es hat auch nie bei null begonnen (siehe Anmerkung zu Konstruktivisten bei Programmpunkt 4). o sich auf sich rückbeziehen kann, sich also thematisieren kann, das sich als Einheit begreift, das auch die Welt auf sich bezieht und sich damit auseinandersetzt d.h. Selbstbewusstsein oder Selbstreferenz oder Selbstbezüglichkeit besitzt. Diese Auseinandersetzung ist also eine, die sich selbst auch reflektiert (nicht bloße Adaption, die passiert) und / weil sie mit dem Anspruch des Gelingens geschieht und diesen beurteilt, somit bewusst ist.5 Es wird also beim Lernen eine Relation hergestellt zwischen einem Selbst und seiner (erfahrbaren) Um-Welt, und über eine aktive Auseinandersetzung dieses Selbst unter dem unabschließbaren wertenden Anspruch des Gelingens thematisiert. Wir sind somit wieder bei unserem erkenntnistheoretischen Bild angelangt (siehe Text: eine kleine Geschichte der Erkenntnistheorie): der Auseinandersetzung mit der Welt als menschliche Grundrelation: Damit ist noch nicht gesagt, dass jeder einzelne 'Lernschritt' im Zuge dieser Auseinandersetzung bewusst geschieht oder gar beabsichtigt ist (klassisch: welches viellesende Kind liest, damit es besser liest? Zumeist will es einfach die Spannung des Buches auskosten, den Inhalt kennen etc.) 5 Wir haben damit einen Begriffsumriß, der Ihnen ermöglicht zu bestimmen, um was es bei dem von Ihnen intendierten Lernprozeß geht: Wer ist dieses Selbst, (wie weit sind die Schüler etc?), die Welt/der 'Stoff', welche Auseinandersetzung bietet sich an etc. etc. Wovon wir nicht sprechen können, ist eine Definition – dazu ist unser Umriss zu allgemein (und es sollen ja unterschiedliche Positionen darin ihren Rahmen finden): die handlungstheoretische Gleichsetzung von Lernen mit Handeln findet hier ihren Platz (besser gesagt – wird auf eine Priorisierung hin moduliert – steht die Dynamik des immer besseren Gelingens oder die Akzeptanz des jetzt konkreten Ergebnisses im Vordergrund) ebenso wie systemtheoretische kommunikative Rückkoppelungsprozesse. Es werden also die Kriterien eines Lernprozesses, nicht die jeweiligen Ausformungen, Ausprägungen, Konkretisierungen dieser Kriterien thematisiert. Sie werden aber diese Kriterien in unterschiedlichsten Lernvorstellungen wiederfinden – die Art, wir sie mit Leben gefüllt werden, sagt enorm viel über die dahinter stehende Position aus (wird etwa in der Auseinandersetzung eher der Handlungs/Problemlösungsaspekt oder der der Orientierung betont? Was wird als Selbst zugelassen und wie wird beschrieben, dass dieses Selbst jene Leistungen vollbringt, die den Kriterien so weit entsprechen, um von Lernen reden zu können? Welche Kriterien werden noch weiter ausdifferenziert, weil sie besonders wichtig sind? Wo werden weitere Implikationen in das Grundbild der anspruchsvollen Auseinandersetzung mit Welt herausgearbeitet (etwa Bezug auf die Natur des Menschen)? Programmpunkt 4: Austausch der Positionen und ihrer Vorstellungen von Lernen anhand der Fragen: Vorbereitungsfragen (Kerngruppe): Wie findet sich ihre Position in unserer Grafik zum Lernmodell wieder? Wie finden sich die anderen Positionen in unserer Grafik zum Lernmodell wieder? Wie findet sich das Bildungs-/Ausbildungsproblem in den Positionen? Was wollen Sie von ihrer Position vor allem vermitteln? Was wollen Sie von anderen Positionen vor allem wissen? Gruppenfragen Was ist gemeinsam/ähnlich? Was verträgt sich? Was findet keine Entsprechung? Was widerspricht sich? Was hat das für Auswirkung für einen gemeinsamen Einsatz im Unterricht? Wer handelt / lernt? Was ist handeln / lernen? Handlungsbefähigung / Lehre? Wie geschieht handeln / lernen? Was ist Wie geschieht Handlungsbefähigung / Lehre? Ergebnisse: Handlungstheorie – Gruppendynamik Wer handelt? Aus Sicht der Handlungstheorie handelt das Individuum, in der Gruppentheorie handelt die Gruppe. Gemeinsam haben die beiden Theorien jedoch, dass sie Theorien der 1. Person sind, Subjekttheorien. Was ist Handeln/Lernen? Beide Theorien stimmen bei der Definition des Handelns weitgehend überein: Handeln ist der Problemlöseprozess, und Lernen ist eine Konsequenz aus dem Handeln. Der Vorgang des Lernens ist zirkulär: nach dem Handeln folgt Bewerten, darauf folgt wieder Handeln, und so weiter. Handeln ist ein aktiver Vorgang. Bei der Gruppentheorie ist auch wichtig, die Umwelt mit einzubeziehen. Wie geschieht Handeln? Am Anfang des Lernprozesses steht eine komplexe Problemstellung, es folgt die Problemlösung durch Handeln -> Lernen. In der Gruppentheorie entspricht Lernen dem gemeinsamen Problemlösen. Die Handlungstheorie beinhaltet eine Reflexion des Ergebnisses durch den Lernenden. Was ist Handlungsbefähigung/ Lehren? In beiden Theorien ist Lehren Anleitung/Begleitung des Lernprozesses. Wie geschieht Handlungsbefähigung/Lehre? In beiden Theorien ist die Aufgabe des Lehrers vor allem die Initiierung des Lernprozesses und die Hilfestellung und Begleitung während der Handlung. In der Gruppentheorie die die Rolle des Coaches aber viel dynamischer. Am Anfang greift er sehr aktiv in den Lernprozess ein. Je mehr sich die Gruppe aber weiter entwickelt und reifer wird, desto mehr wird der Lehrer aus dem Prozess hinausgedrängt. Der Lehrer wird fast als „Feind“ wahrgenommen, zu diesem Zeitpunkt zieht er sich aus dem Prozess zurück und wird passiv. Bei der Handlungstheorie initiiert der Lehrer den Lernprozess, der Schüler muss jedoch für sich selbst eine persönliche Problemstellung finden. Der Lehrer bleibt während des ganzen Prozesses als Hilfestellung erhalten. Ihm obliegt die Organisation und Reflexion des Lernprozesses, geht also auf den Lernprozess des Individuums ein. Der große Unterschied zwischen den Theorien ist vor allem, dass bei der Handlungstheorie ein Individuum ein selbst gestelltes Problem löst, wobei bei der Gruppentheorie die Gruppe ein gemeinsames Problem löst, über das ein Konsens gefunden wurde. In diesem Fall kann man auch Kommunikation als Lernthema vorschlagen. Auswirkungen bei einem Unterricht, in dem beide Theorien umgesetzt werden sollen Es wird eine Herausforderung sein, das selbst formulierte Problem des Lernenden, wie es in der Handlungstheorie gefordert wird, in der Gruppe umzusetzen. Innerhalb einer Klasse mit Handlungstheorie wird eine Vielfalt von Problemen auftreten, während in der Gruppe nur ein Problem gelöst werden kann. Man könnte diese Herausforderung bewältigen, indem man einem gruppendynamischen Prozess einen handlungstheoretischen Prozess vorangehen lässt. In der Gruppe muss dann ein Konsens über das Ziel gefunden werden. Die Bewertung erfolgt dann von der Gruppe/vom Individuum, auf jeden Fall vom Lernenden. Gruppe: Handlungstheorie - Konstruktivismus 1.) Wer handelt/lernt? Sowohl im Konstruktivismus (K) wie auch in der Handlungstheorie (H) handelt/lernt der Schüler, also das Individuum, das Subjekt; 2.) Was ist Handeln/Lernen? K: Aufnehmen der Wirklichkeit Verbindungen mit bestehenden Erfahrungen knüpfen (was wiederum Wissen ermöglicht) H: Problemlösungsprozess zur Erkenntnisgewinnung Findet keine Entsprechung in den beiden Theorien. Im Falle des K wird Neues aus der Umwelt in bestehende Informationen eingebaut, im Falle von H wird nach dem neuen Wissen gesucht um eine Lücke zu schließen. 3.) Wie geschieht Handeln/Lernen? K: aufgrund von eigenen Erfahrungen durch Anregung aus der Umwelt Anknüpfungspunkt um Wirklichkeit zu konstruieren H: durch komplexe Situation (Problem) wird Handeln hervorgerufen, das bereits dem Lernen entspricht; In beiden Theorien obliegt die Vorgehensweise dem Individuum. Selbstgesteuertes Lernen findet statt, die Aufgabenstellung wird durch Eigeninitiative gelöst. Sie vertragen sich also durchaus. Allerdings ist im K der Ausgangspunkt des Handelns ein Impuls von außen (der Lehrer gibt den Anstoß), in der H hingegen ist im Idealfall ein Problem des Individuums der Grund für ein Handeln. Es erfolgt also kein direkter Eingriff von außen um dieses in Gang zu setzen. Der Lehrer ist in diesem Fall nur Coach. Außerdem unterscheiden sich beide Theorien insofern, als dass im K zwar das eigene Weltbild, nicht aber die Welt verändert wird. In der H hingegen wird in die Welt eingegriffen und die Welt wird beeinflusst/verändert. Im K ist handeln nötig um zu lernen, in der H ist handeln lernen. (K: Lernen a u s Handeln, H: Lernen d u r c h Handeln) 4.) Was ist Handlungsbefähigung/Lehre? K: teilweise erfolg eine Instruktion, es werden Fragen gestellt H: Anleitung, Begleitung, Coaching, Hilfestellung; Beide Positionen ähneln einander, weisen aber doch Unterschiede auf: im Falle des K erfolgt eine Instruktion, die H beschränkt sich auf Coaching; Beide jedoch stellen eine Hilfestellung für das lernende Subjekt dar 5.) Wie geschieht Handlungsbefähigung/Lehre? K: initiiert eine Aufgabe, reflektiert und hinterfragt, ist am Ergebnis interessiert und arbeitet auf bestimmtes Ziel hin; H: Ziel ist Schüler überlassen, reflektiert dennoch, passt aber Unterricht an; Ist hauptsächlich Coaching, stellt Mittel zur Verfügung; Gemeinsam haben beide Ansichten, dass der Lehrer eine reflektierende Funktion einnimmt. Jedoch unterscheiden sie sich durch die Bewertung des Ergebnisses, dass im Fall des K der Lehrer bewertet, in der H allerdings in erster Linie der Schüler selbst. Damit Hand in Hand geht der Unterschied, dass im K der Lehrer auf ein Ergebnis hinzielt, im H hingegen das Ziel aus Sicht des Lehrers offen ist, da der Schüler selbst darüber bestimmt. Weiters löst im Fall der H ein Problem, dass der Schüler im bestehenden Wissensstand nicht lösen kann den Lernprozess aus. Im K dagegen ist der Impuls dazu von außen gegeben. Mischgruppe: Konstruktivismus (K) + Gruppendynamik (G) Wer handelt/ lernt? bei K+G gleich: alle Schüler lernen/ handeln. alle Mitglieder der Gruppe bzw. Teilnehmer am Unterricht (Anm. Steger: nein, das ist gar nicht gleich: in der Gruppendynamik lernen nicht nur die Teilnehmer, sondern vor allem die Gruppe insgesamt - siehe Anm. oben: Programmpunkt2, Gruppendynamik) Was Ist handeln/ lernen? Lernen= beim K rein aktiv, bei G sowohl aktiv als auch passiv keine Übereinstimmung der Theorien (Anm. Steger: doch: auch in der Gruppendynamik sind die Lernenden aktiv) handeln= jegliche Aktivitäten, bei G und K gleich im Unterricht werden aktive Problemstellungen vorwiegen Wie geschieht handeln/lernen? bei K + G durch selbstständiges Problemlösen der Schüler, der Lehrer ist nur als Hilfestellung gedacht (Anm. Steger: wo ist hier die oben behauptete - von mir so nicht geglaubte - Passivität der Lernenden ?) Was ist Handlungsbefähigung/ Lehre? Lehre: aus dem Weltbild herausreißen, neue Problemstellung beide von Lehrer/ von außen Handlungsbefähigung: bei K+G das Vorwissen auf dem man aufbaut (???) Wie geschieht Handlungsbefähigung/ Lehre? Handlungsbefähigung: Irritation im K, Problemstellung von außen durch Lehrer bei G (Anm. Steger: G ist eine Handlungstheorie, sie hat eigene Probleme – oder behandelt von außen gestellte als eigene und ist dabei immer auch ein wenig unberechenbar im Ergebnis (Risiko etwa von politisch beauftragten Expertengruppen) Lehre: verschieden: bei der G: der Lehrer gibt Problemstellungen, Hilfestellung, kann beurteilen weil er auch die Aufgabe und somit das Ziel definiert hat beim K: der Schüler sucht sich eine Problemstellung, der Lehrer irritiert das Weltbild der Schüler, Beurteilung erfolgt durch den Schüler und den Lehrer (Anm. Steger: wenn dann gibt eher der KonstruktivismusProblemstellungen vor) gleich: bei beiden ist der Lehrer zur Hilfestellung da im Unterricht wird die Beurteilung schwer: beurteilt man nach Kriterien, die man vorher festgelegt hat oder nach einem Bereich in dem der Schüler darlegt, wie und ob sich sein Weltbild positiv verändert hat allerdings wenn davon die Note abhängt wird der Wahrheitsgehalt nicht sehr groß sein Gruppe Handlungstheorie - Systemtheorie In unserer Gruppendiskussion konnten wir nur wenige Gemeinsamkeiten unserer beiden sehr konträren Theoriepositionen erkennen. Trotzdem konnten wir eine Ähnlichkeit bezüglich der „Eigenaktivität“ feststellen, da die Handlungstheorie selbstständiges Handeln und entdeckendes Lernen in den Vordergrund stellt und die Systemtheorie ebenfalls nur Hilfestellungen bzw. Informationen gibt. Der Lehrer tritt also in den Hintergrund und übernimmt daher in beiden Theorien die Außenrolle. (Anm. Steger: nein, in der Handlungstheorie ist der Lehrer eher kollegialer Helfer, also in möglichst der selben (Innen)Perspektive) Die Handlungstheorie unterscheidet sich von der Systemtheorie in mehreren Punkten. Während die Handlungstheorie Ich-bezogen (1. Person) ist und das Individuum - welches handelt und lernt - in den Vordergrund stellt, stellt die Systemtheorie die 3. Person dar und stellt demnach das Netzwerk in den Mittelpunkt. Im Gegensatz zur Handlungstheorie handelt und lernt das System (z.B. eine Organisation). Zudem ist die Handlungstheorie ein lineares System, während die Systemtheorie ein zirkuläres Modell darstellt. Das bedeutet, in der Handlungstheorie gibt es ein Problem, das es zu lösen gilt. In der Praxis des schulischen Unterrichts bietet die Systemtheorie eine gute Ergänzung zur Handlungstheorie. Die beiden Positionen setzen sich gegenseitig Bedingungen, kooperieren aber nicht. (Anm. Steger: kommt darauf an, ob man das schon als Kooperation sieht) Die Handlungstheorie übernimmt im Unterricht die inhaltliche Struktur. Am Anfang eines jeden Lernprozesses steht eine überschaubare komplexe Problemstellung. Der Schüler sollte dafür sensibilisiert werden diese zu erkennen und einen Lösungsansatz zu finden. Die Schule muss den Raum bieten um diese Prozesse (selbstständiges Handeln, Bewusstsein für Komplexität, Persönlichkeitsentwicklung,…) zu ermöglichen. Der Lehrer sollte dabei eine anleitende aber nicht kontrollierende Rolle übernehmen. Er fungiert quasi als Coach. Prototypisch für die Handlungstheorie ist die Projektarbeit. Die Systemtheorie bietet dazu eine gute Ergänzung, indem es die Struktur vorgibt. Sie organisiert beispielsweise die Anzahl der Arbeitsgruppen, die Arbeitsmaterialien und übernimmt das Zeitmanagement. Die Systemtheorie bietet sozusagen den Raum bzw. das Umfeld um einen selbstständigen Lernprozess zu ermöglichen. Im Unterschied zur Handlungstheorie beeinflusst der Lehrer die Schüler im Lernprozess und bewertet das Ergebnis. Die Ergebnisbewertung übernimmt in der Handlungstheorie der Schüler selbst. Gruppendynamik / Systemtheorie: 1) Wer handelt / lernt? G: alle Gruppenmitglieder (gemeinsam) S: das System – baut Rückkoppelungsfunktionen auf, die das System überprüfen widerspricht sich G: es geht um die Klasse selbst (von innen her) S: es geht um die Verbesserung der Institution Schule (von außen nach innen) (Anm. Steger: kommt darauf an, was man als das interessierende System sieht) gemeinsam eine ganze Gruppe / Organisation lernt gemeinsam 2) Was ist handeln / lernen? G: lernen ist eine Form von handeln; zirkulärer Kreislauf von handeln und bewerten – inhaltlich S: Beobachtung von außen Feedback systemregulierende Maßnahmen – organisatorisch formal, strukturell 3) Wie geschieht handeln / lernen? G: handeln = Rollenverteilung in der Gruppe lernen = gemeinsame Problemlösung, lernen innerhalb der Gruppe S: Reaktion auf eine (Anm. Steger: vom System 'aufgesuchte') Anregung von außen können ein gemeinsames Ziel haben reife Gruppen als Elemente eines Systems, Gruppen sorgen für Problemlösung – System gibt Feedback und erleichtert die Kommunikation (Rückkoppelung!) 4) Was ist Handlungsbefähigung / Lehre? G: Handlungsbefähigung Voraussetzung um in die Gruppe zu kommen Lehre Resultat nach dem Problemlösen (???) S: strukturierende Information – es werden keine Inhalte weitergegeben 5) Wie geschieht Handlungsbefähigung / Lehre? G: jeder in der Gruppe ist befähigt zu handeln, es gibt keinen Führer keine Hierarchie! S: strikte Hierarchie (Anm. Steger: nein, sehen Sie in ihren Unterlagen nach: Heterarchie ist bei Schwaninger ein antihierarchisches, systemisches Modell!!!) beides sind Netzwerke, S: bezieht sich auf organisatorische, formale, strukturelle Fragen; G: bezieht sich auf inhaltliche Fragen gar nicht so unähnlich, aber verschiedene Ansätze Lehrer steht bei beiden außerhalb S: übergeordnete Funktion G: inhaltliche Planung Mischgruppe Systemtheorie – Konstruktivismus: Was ist gemeinsam/ähnlich? Konstruktivismus und Systemtheorie sind beide ein zirkuläres Lernmodell, eine Theorie der 3. Person und gehen beide vom konstruierten Weltbild aus (es gibt keine echte Realität, sondern nur Interpretationen. Generell vertragen sich Konstruktivismus und Systemtheorie gut, da die Systemtheorie eine Erweiterung des Konstruktivismus ist, wobei sie auf die Gruppe (Anm. Steger: v.a. auf Organisationen) ausgerichtet ist. Was verträgt sich? Konstruktivismus vertritt die Ansicht, dass der Wissenserwerb nur vom Lernenden selbst ausgehen kann, wenn er eine Anregung aus der Umwelt bekommt. Er muss die Möglichkeit haben, sich aktiv daran zu beteiligen. Laut Systemtheorie lernt die Klasse/das System auf einen Anstoß durch die Information hin, die vom Lehrer eingebracht wird. Was findet keine Entsprechung? Nach der Systemtheorie lernt die Klasse als Ganzes, als System. Was widerspricht sich? Konstruktivismus: Lernen ist die aktive Aneignung von Wissen basierend auf den eigenen Erfahrungen des Einzelnen. Systemtheorie: Lernen durch Interaktion der Systemelemente: die Klassenmitglieder lernen nach äußeren Reizen bzw. Info durch den Lehrer. Was hat das für Auswirkungen für einen gemeinsamen Einsatz im Unterricht? Konstruktivismus und Systemtheorie ergänzen einander gut, da die Systemtheorie die ganze Klassengemeinschaft als System betrachtet und sich die Dynamik im Großen anschaut; der Konstruktivismus orientiert sich am Einzelnen, ist also hilfreich als Ergänzung zur Systemtheorie, da die Gruppe als Ganzes betrachtet, aber auch der Einzelne nicht aus den Augen verloren wird. Programmpunkt 6: Ausblick Ausgehend von diesem Lernbegriff werden wir in der nächsten und letzten Einheit Konsequenzen für den konkreten Unterricht diskutieren. Als Zwischenschritte bitte ich sie, Folgendes zu überlegen: 1. Skizzieren Sie ein Beispiel aus dem Unterricht, für das Ihre Position besonders geeignet ist. 2. Wie agieren Sie als LehrerIn darin? 3. Inwiefern behandelt dabei Ihre Position Komplexität angemessener als traditioneller Unterricht? d.h.: Wenn Sie Ihre Position als Ausformung dieser Kriterien eines Lernbegriffes betrachten, d.h. als einen spezifischen Problemlösungsweg: Inwieweit spielt dabei die Bewältigung von Komplexität eine Rolle – d.h. wo stößt Ihre Position auf Komplexität, in welcher Form, auf welcher unserer 4 Ebenen und wie versucht sie damit umzugehen. Wo sehen Sie Aspekte, die Ihr Lernmodell für den Unterricht geeignet oder notwendig machen? Welche Unterrichtssituationen, Lerngegenstände etc. betrifft das? In welchem Ausmaß sollte der Unterricht insgesamt Ihrem Modell folgen. Das hängt unmittelbar mit dem obigen Punkt der Komplexität zusammen – wenn Sie nämlich mitdenken, was Ihre Position besser kann, als der traditionelle Unterricht (und wo Sie nur aufwändig und kontraproduktiv wäre). Die Vermutung dahinter ist, das der Anspruch der Positionen, mit immer wichtiger werdenden Aspekten von Komplexität besonders gut umgehen zu können, stimmt (mit sozialem Kontext, mit Dynamk, mit schwindender Selbstverständlichkeit gemeinsamer Weltbilder, mit vorgegebenen Handlungsund Berufstraditionen etc.) Sollten Sie Ihre Überlegungen – um sie abzutesten, nachzufragen oder herzuzeigen – ins Diskussionsform stellen wollen, sind Sie herzlich eingeladen. Ansonsten wünsche ich Ihnen einen wunderschönen Sommerbeginn. Wir sehen uns wieder am 19.6. Martin Steger