Adam Smith Zitate zitiert nach: [www.jusos-oberbayern.de/Arbeitskreise/Theorie/8862_adam_smith_zitate.doc] Adam Smith, Der Wohlstand der Nationen. Aus dem Englischen übertragen und mit einer umfassenden Würdigung des Gesamtwerkes von Horst Claus Recktenwald. München, 1974 (Taschenbuchausgabe dtv 1978) Reihenfolge der Zitate analog meines Vortrages vom 02.04.2006 1. S. 9f Wir wollen daher als Beispiel die Herstellung von Stecknadeln wählen, ein recht unscheinbares Gewerbe, das aber schon häufig zur Erklärung der Arbeitsteilung diente. Ein Arbeiter, der noch niemals Stecknadeln gemacht hat und auch nicht dazu angelernt ist (erst die Arbeitsteilung hat daraus ein selbständiges Gewerbe gemacht), so daß er auch mit den dazu eingesetzten Maschinen nicht vertraut ist (auch zu deren Erfindung hat die Arbeitsteilung vermutlich Anlaß gegeben), könnte, selbst wenn er sehr fleißig ist, täglich höchstens eine, sicherlich aber keine zwanzig Nadeln herstellen. Aber so, wie die Herstellung von Stecknadeln heute betrieben wird, ist sie nicht nur als Ganzes ein selbständiges Gewerbe. Sie zerfällt vielmehr in eine Reihe getrennter Arbeitsgänge, die zumeist zur fachlichen Spezialisierung geführt haben. Der eine Arbeiter zieht den Draht, der andere streckt ihn, ein dritter schneidet ihn, ein vierter spitzt ihn zu, ein fünfter schleift das obere Ende, damit der Kopf aufgesetzt werden kann. Auch die Herstellung des Kopfes erfordert zwei oder drei getrennte Arbeitsgänge. Das Ansetzen des Kopfes ist eine eigene Tätigkeit, ebenso das Weißglühen der Nadel, ja, selbst das Verpacken der Nadeln ist eine Arbeit für sich. Um eine Stecknadel anzufertigen, sind somit etwa 18 verschiedene Arbeitsgänge notwendig, die in einigen Fabriken jeweils verschiedene Arbeiter besorgen, während in anderen ein einzelner zwei oder drei davon ausführt. Ich selbst habe eine kleine Manufaktur dieser Art gesehen, in der nur 10 Leute beschäftigt waren, so daß einige von ihnen zwei oder drei solcher Arbeiten übernehmen mußten. Obwohl sie nun sehr arm und nur recht und schlecht mit dem nötigen Werkzeug ausgerüstet waren, konnten sie zusammen am Tage doch etwa 12 Pfund Stecknadeln anfertigen, wenn sie sich einigermaßen anstrengten. Rechnet man für ein Pfund über 4000 Stecknadeln mittlerer Größe, so waren die 10 Arbeiter imstande, täglich etwa 48000 Nadeln herzustellen, jeder also ungefähr 4800 Stück. Hätten sie indes alle einzeln und unabhängig voneinander gearbeitet, noch dazu ohne besondere Ausbildung, so hätte der einzelne gewiß nicht einmal 20, vielleicht sogar keine einzige Nadel am Tag zustande gebracht. Mit anderen Worten, sie hätten mit Sicherheit nicht den zwei-hundertvierzigsten, vielleicht nicht einmal den vierhundertachzigsten Teil von dem produziert, was sie nunmehr infolge einer sinnvollen Teilung und Verknüpfung der einzelnen Arbeitsgänge zu erzeugen imstande waren. 2. S. 662f Mit fortschreitender Arbeitsteilung wird die Tätigkeit der überwiegenden Mehrheit derjenigen, die von ihrer Arbeit leben, also der Masse des Volkes, nach und nach auf einige wenige Arbeitsgänge eingeengt, oftmals auf nur einen oder zwei. Nun formt aber die Alltagsbeschäftigung ganz zwangsläufig das Verständnis der meisten Menschen. Jemand, der tagtäglich nur wenige einfache Handgriffe ausführt, die zudem immer das gleiche oder ein ähnliches Ergebnis haben, hat keinerlei Gelegenheit, seinen Verstand zu üben. Denn da Hindernisse nicht auftreten, braucht er sich auch über deren Beseitigung keine Gedanken zu machen. So ist es ganz natürlich, daß er verlernt, seinen Verstand zu gebrauchen, und so stumpfsinnig und einfältig wird, wie ein menschliches Wesen nur eben werden kann. Solch geistige Trägheit beraubt ihn nicht nur der Fähigkeit, Gefallen an einer vernünftigen Unterhaltung zu finden oder sich daran zu beteiligen, sie stumpft ihn auch gegenüber differenzierten Empfindungen, wie Selbstlosigkeit, Großmut oder Güte, ab, so daß er auch vielen Dingen gegenüber, selbst jenen des täglichen Lebens, seine gesunde Urteilsfähigkeit verliert. Die wichtigen und weitreichenden Interessen seines Landes kann er überhaupt nicht beurteilen, und falls er nicht ausdrücklich darauf vorbereitet wird, ist er auch nicht in der Lage, sein Land in Kriegszeiten zu verteidigen. Ein solch monotones Dasein erstickt allen Unternehmungsgeist und verleitet ihn, das unstete, ungewisse und abenteuerliche Leben eines Soldaten mit Widerwillen zu betrachten. Selbst seine körperliche Tüchtigkeit wird beeinträchtigt, und er verliert die Fähigkeit, seine Kräfte mit Energie und Ausdauer für eine andere Tätigkeit als der erlernten einzusetzen. Seine spezifisch berufliche Fertigkeit, so scheint es, hat er sich auf Kosten seiner geistigen, sozialen und soldatischen Tauglichkeit erworben. Dies aber ist die Lage, in welche die Schicht der Arbeiter, also die Masse des Volkes, in jeder entwickelten und zivilisierten Gesellschaft unweigerlich gerät, wenn der Staat nichts unternimmt, sie zu verhindern. 3. S. 17 Wie das Verhandeln, Tauschen und Kaufen das Mittel ist, uns gegenseitig mit fast allen nützlichen Diensten, die wir brauchen, zu versorgen, so gibt die Neigung zum Tausch letztlich auch den Anstoß zur Arbeitsteilung. Unter Jägern oder Hirten stellt beispielsweise ein Mitglied des Stammes besonders leicht und geschickt Pfeil und Bogen her. Häufig tauscht er sie bei seinen Gefährten gegen Vieh oder Wildbret ein, und er findet schließlich, daß er auf diese Weise mehr davon bekommen kann, als wenn er selbst hinaus geht, um es zu jagen. Es liegt deshalb in seinem Interesse, daß er das Anfertigen von Pfeil und Bogen zur Hauptbeschäftigung macht und somit gleichsam zum Büchsenmacher wird. 4. S. 28 Der wirkliche oder reale Preis aller Dinge, also das, was sie einem Menschen, der sie haben möchte, in Wahrheit kosten, sind die Anstrengung und Mühe, die er zu ihrem Erwerb aufwenden muß. Was Dinge wirklich für jemanden wert sind, der sie erworben hat und der über sie verfügen oder sie gegen etwas anderes tauschen möchte, sind die Anstrengung und Mühe, die er sich damit ersparen und die er anderen aufbürden kann. 5. S. 44 Auch ist nunmehr die Menge Arbeit, die gewöhnlich eingesetzt wird, um eine Ware zu erwerben oder herzustellen, nicht mehr der einzige Faktor, der die Menge der Ware bestimmen kann, zu welcher sie üblicherweise gekauft, beansprucht oder getauscht werden sollte. Offensichtlich muß eine zusätzliche Menge davon für den Gewinn des Kapitals abgezweigt werden, als welchem die Löhne vorgestreckt und das Material für die Arbeit geliefert wird. 6. S. 44 Der wirkliche Wert aller Bestandteile des Preises, das sollte man beachten, wird mit Hilfe der Arbeitsmenge gemessen, welche man mit jedem einzelnen Teil kaufen oder beanspruchen und einsetzen kann. Arbeit mißt nicht nur den Wert des Bestandteiles eines Preises, welcher sich in Arbeit verwandelt, sondern auch jenen, der sich in Rente und Gewinn auflöst. 7. S. 48f Eine Ware wird dann zu dem verkauft, was man als ihren natürlichen Preis bezeichnet, wenn der Preis genau dem Betrag entspricht, der ausreicht, um nach den natürlichen Sätzen die Grundrente, den Arbeitslohn und den Kapitalgewinn zu bezahlen, welche anfallen, wenn das Produkt erzeugt, verarbeitet und zum Markt gebracht wird. 8. S. 49f Ist die am Markt angebotene Menge einer Ware kleiner als die effektive Nachfrage, so kann nicht jeder, der bereit ist, den vollen Wert von Rente, Lohn und Gewinn, die ausgegeben werden mußten, zu bezahlen, die Menge davon erhalten, die er zu haben wünscht. Einige bieten bereitwillig mehr, ehe sie völlig darauf verzichten. Es setzt sofort ein Wettbewerb unter ihnen ein, so daß der Marktpreis mehr oder weniger hoch über den natürlichen Preis steigen wird, je nachdem, wie stark entweder Dringlichkeit oder Wohlstand und zügelloser Luxus der Wettbewerber die Konkurrenz unter ihnen gerade verschärfen. Sind Reichtum und Wohlhabenheit unter den Konkurrenten gleich, wird dieselbe Dringlichkeit im allgemeinen zu einem mehr oder weniger scharfen Wettbewerb fuhren, je nachdem wie wichtig der Erwerb der Ware für die Nachfragenden gerade ist. Daraus erklärt sich auch der einer weit stärkeren Konkurrenz führen als im Falle von haltbaren Gütern, wie etwa Alteisen. Übersteigt indes das Angebot die effektive Nachfrage am Markt, so kann es nicht an jene abgesetzt werden, die bereit sind, den vollen Wert von Rente, Lohn und Gewinn, die ausgelegt werden mußten, zu bezahlen. Ein Teil muß an die Nachfrager verkauft werden, die weniger bieten, so daß der niedrige Preis, den sie dafür entrichten, zwangsläufig den Preis insgesamt drückt. Der Marktpreis wird um so mehr unter den natürlichen Preis fallen, je mehr die Höhe des Überschusses den Wettbewerb unter den Verkäufern verschärft oder je dringender diese ihre Ware gerade absetzen müssen. So wird ein gleich großer Angebotsüberhang beim Import verderblicher Waren, wie etwa Orangen, zu einer weit stärkeren Konkurrenz führen als im Falle von haltbaren, wie etwa Alteisen. Entspricht das Angebot auf dem Markt gerade der effektiven Nachfrage, so kommt der Marktpreis ganz von selbst dem natürlichen Preis entweder gleich oder doch weitestgehend gleich. Das vorhandene Angebot kann zu diesem, aber nicht zu einem höheren Preis vollständig abgesetzt werden. Der Wettbewerb unter den Händlern zwingt alle, diesen, keinesfalls aber einen niedrigeren Preis zu akzeptieren. 9. S. 51 Aus diesem Grunde ist der natürliche Preis gleichsam der zentrale, auf den die Preise aller Güter ständig hinstreben. Verschiedene Zufälle mögen sie bisweilen ein gutes Stück über dem natürlichen Preis halten und sie gelegentlich zwingen, sogar etwas unter ihm zu bleiben, doch welche Hindernisse sie auch davon abhalten können, daß sie sich einpendeln und in diesem Zentrum zur Ruhe kommen, sie werden dennoch dauernd in diese Richtung drängen. 10. S. 54 Ein Monopol, das einem einzelnen oder einer Handelsgesellschaft gewährt wird, wirkt wie ein Handels- oder Fabrikationsgeheimnis. Der Monopolist versorgt nämlich den Markt ständig mangelhaft und befriedigt die effektive Nachfrage niemals ganz, so daß er seine Ware weit über dem natürlichen Preis verkaufen kann, wodurch seine Einkünfte, ob Lohn oder Gewinn, beträchtlich über die natürliche Höhe steigen. Der Monopolpreis ist auf jeden Fall der höchste, den man erzielen kann. Demgegenüber ist der natürliche oder der Preis bei freier Konkurrenz der tiefste, den man nehmen kann, wenn auch sicherlich nicht bei jeder Gelegenheit, so doch über eine geraume Zeit hinweg. Der erste ist immer und überall der höchste, den man aus den Käufern herauspressen kann oder mit dem sie vermutlich einverstanden sein werden, der zweite ist der niedrigste, den der Verkäufer gewöhnlich noch hinnehmen kann, ohne aus dem Markt ausscheiden zu müssen. 11. S. 112 Geschäftsleute des gleichen Gewerbes kommen selten, selbst zu Festen und zur Zerstreuung, zusammen, ohne daß das Gespräch in einer Verschwörung gegen die Öffentlichkeit endet oder irgendein Plan ausgeheckt wird, wie man die Preise erhöhen kann. Solche Zusammenkünfte kann man aber unmöglich durch irgendein Gesetz unterbinden, das durchführbar oder mit Freiheit und Gerechtigkeit vereinbar wäre, doch sollte das Gesetz keinerlei Anlaß geben, solche Versammlungen zu erleichtern, und, noch weniger, sie notwendig zu machen. 12. S. 76 Ein erhöhter Einsatz von Kapital, der zu einem Anstieg der Löhne führt, wirkt gewinnschmälernd. Investieren nämlich viele reiche Kaufleute im gleichen Gewerbe, so verringert natürlich ihr gegenseitiger Wettbewerb in der Tendenz ihren Gewinn, und fließt allen Erwerbszweigen einer Volkswirtschaft im gleichen Maße mehr Kapital zu, so muß dieselbe Konkurrenz überall dieselbe Wirkung haben. 13. S. 84f Tatsächlich führen hohe Gewinne weit eher zu einem Preisanstieg als hohe Löhne. Würde in einer Leinenmanufaktur, zum Beispiel, der Lohn aller Arbeiter, der Flachszurichter, der Spinner, der Weber und so fort, um zwei Pence je Tag verbessert, so müßte man den Preis für einen Ballen Leinen lediglich um folgenden Betrag anheben: Zwei Pence mal die Zahl der jeweils eingesetzten Arbeiter, multipliziert mit der Zahl der erforderlichen Arbeitstage. Der Lohnanteil am Preis würde somit über alle Produktionsstufen nur in arithmetischer Reihe mit der Lohnerhöhung zunehmen. Würden indes die Gewinne der einzelnen Unternehmer, die diese Arbeiter beschäftigen, um jeweils fünf Prozent erhöht, so würde der Gewinnanteil am Preis auf allen Stufen der Fabrikation entsprechend dem Gewinnanstieg in geometrischer Reihe wachsen. S. 85 Unsere Kaufleute und Unternehmer klagen zwar über die schlimmen Folgen höherer Löhne, da sie zu einer Preissteigerung führen, wodurch ihr Absatz im In- und Ausland zurückgehe, doch verlieren sie kein Wort über die schädlichen Auswirkungen ihrer hohen Gewinne. Sie schweigen einfach über die verwerflichen Folgen der eigenen Vorteile und klagen immer nur über die anderen Leute. 14. S. 17 Jeder, der einem anderen irgendeinen Tausch anbietet, schlägt vor: Gib mir, was ich wünsche, und du bekommst, was du benötigst. Das ist stets der Sinn eines solchen Angebotes, und auf diese Weise erhalten wir nahezu alle guten Dienste, auf die wir angewiesen sind. Nicht vom Wohlwollen des Metzgers, Brauers und Bäckers erwarten wir das, was wir zum Essen brauchen, sondern davon, daß sie ihre eigenen Interessen wahrnehmen. Wir wenden uns nicht an ihre Menschen- sondern an ihre Eigenliebe, und wir erwähnen nicht die eigenen Bedürfnisse, sondern sprechen von ihrem Vorteil. 15. S. 369 Der einzelne ist stets darauf bedacht, herauszufinden, wo er sein Kapital, über das er verfügen kann, so vorteilhaft wie nur irgend möglich einsetzen kann. Und tatsächlich hat er dabei den eigenen Vorteil im Auge und nicht etwa den der Volkswirtschaft. Aber gerade das Streben nach seinem eigenen Vorteil ist es, das ihn ganz von selbst oder vielmehr notwendigerweise dazu führt, sein Kapital dort einzusetzen, wo es auch dem ganzen Land den größten Nutzen bringt. 16. S. 371 Wenn er es vorzieht, die nationale Wirtschaft anstatt die ausländische zu unterstützen, denkt er eigentlich nur an die eigene Sicherheit und wenn er dadurch die Erwerbstätigkeit so fördert, daß ihr Ertrag den höchsten Wert erzielen kann, strebt er lediglich nach eigenem Gewinn. Und er wird in diesem wie auch in vielen anderen Fällen von einer unsichtbaren Hand geleitet, um einen Zweck zu fördern, den zu erfüllen er in keiner Weise beabsichtigt hat. Auch für das Land selbst ist es keineswegs immer das schlechteste, daß der einzelne ein solches Ziel nicht bewußt anstrebt, ja, gerade dadurch, daß er das eigene Interesse verfolgt, fördert er häufig das der Gesellschaft nachhaltiger, als wenn er wirklich beabsichtigt, es zu tun. 17. S. 60 Die Nachfrage nach Lohnarbeitern steigt also zwangsläufig, wenn Einkommen und Kapital in einem Lande zunehmen, aber auch nur unter dieser Voraussetzung. Wachstum von Einkommen und Kapital bedeutet Zunahme des nationalen Wohlstands, was wiederum die entscheidende Voraussetzung für eine wachsende Nachfrage nach Arbeitskräften ist. 18. S. 61 Es ist nicht die absolute Höhe des nationalen Wohlstandes, sondern seine kontinuierliche Zunahme, von welcher ein Anstieg der Arbeitslöhne abhängt. Und es sind folglich nicht die wohlhabenden Länder, in denen der Arbeitslohn am höchsten ist, sondern jene, die sich am schnellsten entwickeln oder am raschesten reich werden. England ist sicherlich im Augenblick viel reicher als irgendein Teil Nordamerikas, doch sind die Löhne dort wesentlich höher als irgendwo in England. 19. S. 70 Eine großzügige Entlohnung ist also auf der einen Seite die Folge des zunehmenden Wohlstandes, auf der anderen ist sie wiederum die Bedingung für eine wachsende Bevölkerung. Über hohe Löhne klagen, heißt daher nichts anderes, als über die notwendige Folge und Ursache höchster Prosperität des Landes jammern. 20. S. 278 Kapital wird durch Sparsamkeit erhöht und durch Verschwendung und Mißwirtschaft vermindert. Was jemand von seinem Einkommen spart, fügt er seinem Kapital hinzu, wenn er entweder selbst damit neue Arbeitskräfte beschäftigt oder einem anderen einen solchen Einsatz ermöglicht, indem er es ihm gegen einen Zins, also einen Teil des Gewinns, leiht. So, wie das Kapital eines einzelnen nur dadurch vermehrt werden kann, daß er etwas von seinem Einkommen oder Verdienst im Jahr spart, so kann auch das Kapital eines Landes, das sich mit dem aller Bürger deckt, nur auf gleiche Weise zunehmen. 21. S. 283 Wie die Erfahrung indes lehrt, reichen Sparsamkeit und Umsicht in den meisten Fällen aus, um, neben Verschwendung und Mißwirtschaft der Privatleute, auch noch die Zügellosigkeit der Regierung zu kompensieren. 22. S. 234 In allen Ländern, die einigermaßen sicher sind, wird jeder halbwegs vernünftige Mensch bestrebt sein, alles verfügbare Vermögen entweder für einen augenblicklichen Genuß oder einen künftigen Gewinn zu verwenden. Im einen Falle handelt es sich um Kapital für unmittelbaren Konsum, im anderen um festes oder umlaufendes Kapital, je nachdem, ob er es bei sich behält oder ausgibt. Es müßte schon jemand vollkommen verrückt sein, würde er nicht unter sicheren Verhältnissen alles verfügbare Vermögen, sein eigenes oder ein geliehenes, auf eine dieser drei Arten verwerten. 23. S. 229 Es gibt zwei Arten, wie man ein Kapital verwenden kann, damit es seinem Eigentümer einen Gewinn oder ein Einkommen abwirft. Erstens kann man es dazu verwenden, um selbst Güter in der Absicht zu erzeugen, zu verarbeiten oder zu kaufen, sie wieder mit Gewinn zu verkaufen. Der Eigentümer des auf diese Weise eingesetzten Kapitals erhält solange weder ein Einkommen noch einen Gewinn, wie es in seinem Besitze bleibt oder die ursprüngliche Form behält. So bringen Waren dem Kaufmann erst dann Einkommen oder Gewinn, wenn er sie gegen Geld verkauft. Auch Geld bringt ihm ebensowenig ein, wenn er es nicht wieder gegen Güter eintauscht. Er gibt ständig Kapital in der einen Form hin und erhält es in einer anderen wieder zurück. Und nur durch diesen Umlauf oder ständigen Tausch kann es ihm überhaupt einen Gewinn abwerfen. Solche Kapitalien kann man daher sehr zutreffend als Umlaufvermögen bezeichnen. Zweitens kann Kapital dazu dienen, Grund und Boden zu verbessern, nutzbringende Maschinen und Werkzeuge zu kaufen oder ähnliche Gegenstände zu erwerben, die Einkommen oder Gewinn abwerfen, ohne seinen Besitzer zu wechseln oder ohne umzulaufen. Solche Kapitalien kann man, ebenfalls zutreffend, festes Kapital oder Anlagevermögen nennen. 24. S. 236 Das Bruttoeinkommen aller Einwohner eines Landes, sein Bruttosozialprodukt, umfaßt den gesamten Jahresertrag aus Boden und Arbeit, während das Nettoeinkommen aus dem besteht, was bleibt, wenn man davon den Aufwand für die Erhaltung des Anlage- und des Umlaufvermögens abzieht, anders ausgedrückt, was die Einwohner, ohne den Kapitalstock anzugreifen, für den Konsum zurücklegen können oder unmittelbar für ihren Unterhalt, für Annehmlichkeiten und Vergnügungen ausgeben können. Auch ihr wirklicher Wohlstand richtet sich nach dem Netto- und nicht nach dem Bruttoeinkommen. 25. S. 272f Es gibt eine Art Arbeit, die den Wert eines Gegenstandes, auf den sie verwandt wird, erhöht, und es gibt eine andere, die diese Wirkung nicht hat. Jene kann als produktiv bezeichnet werden, da sie einen Wert hervorbringt, diese hingegen als unproduktiv1. So vermehrt ein Fabrikarbeiter den Wert des Rohmaterials, das er bearbeitet, im allgemeinen um den Wert des eigenen Lebensunterhalts und um den Gewinn seines Unternehmers. Die Arbeit eines Dienstboten dagegen erzeugt nirgendwo einen solchen Wert. Zwar hat der Fabrikbesitzer den Lohn des Arbeiters vorgestreckt, in Wirklichkeit entstehen ihm aber dadurch keinerlei Kosten, da der Wert des Lohns, zusammen mit dem Gewinn, in der Regel durch den erhöhten Wert des bearbeiteten Werkstückes ersetzt wird. Hingegen wird der Unterhalt eines Dienstboten niemals auf diese Weise reproduziert. Wohlhabend wird also, wer viele Arbeiter beschäftigt, arm hingegen, wer sich viele Dienstboten hält. Natürlich hat auch die Arbeit des Dienstboten ihren Wert und verdient gleichermaßen eine Entlohnung. Doch manifestiert sich die Arbeit des Fabrikarbeiters in einem einzelnen Werkstück oder einer käuflichen Ware, so daß sie auch noch eine Zeitlang nach der Bearbeitung fortbesteht. Dadurch wird es möglich, eine bestimmte Menge Arbeit gleichsam anzusammeln und zu speichern, um sie, falls erforderlich, bei anderer Gelegenheit wieder zu verwenden. Mit Hilfe eines solchen Gutes oder, was das gleiche ist, seines Wertes oder Preises, können späterhin, falls nötig, ebenso viele Arbeiter beschäftigt werden, wie es ursprünglich erzeugt haben. Umgekehrt wird die Arbeit eines Dienstboten nirgends sichtbar, weder in einem Werkstück noch in einem käuflichen Gut. Im allgemeinen geht seine Leistung im selben Augenblick unter, in dem er sie vollbringt, ohne eine Spur oder einen Wert zu hinterlassen, mit dem man später wieder eine entsprechende Leistung kaufen könnte. 1 Einige französische Autoren von großer Gelehrsamkeit und großem Scharfsinn haben diese Ausdrucke in einem anderen Sinne benutzt. Im letzten Kapitel des vierten Buches werde ich mich um den Nachweis bemühen, daß sie diese Begriffe nicht richtig verwendet haben. 26. S. 571 Der entscheidende Irrtum dieses Systems scheint allerdings darin zu liegen, daß es die Klasse der Handwerker, der in einem Gewerbe Tätigen und der Kaufleute für völlig steril und unproduktiv hält. 27. S. 307f Die Erzielung eines eigenen Gewinnes ist das einzige Motiv, welches den Besitzer eines Kapitals leitet, dieses entweder in der Landwirtschaft, im Gewerbe oder in irgendeinem Zweig des Groß- oder Kleinhandels anzulegen. Niemals macht er sich Gedanken darüber, wie viele Arbeitskräfte das Kapital zum Einsatz bringen könnte und wie viel es zum Ertrag aus Boden und Arbeit eines Landes im Jahre beiträgt, je nachdem, ob es auf diese oder eine andere Art und Weise investiert wird. 28. S. 371f Ein Familienvater, der weitsichtig handelt, folgt dem Grundsatz, niemals selbst etwas herzustellen versuchen, was er sonstwo billiger kaufen kann. So sucht der Schneider, seine Schuhe nicht selbst zu machen, er kauft sie vielmehr vom Schuhmacher. Dieser wiederum wird nicht eigenhändig seine Kleider nähen, sondern läßt sie vom Schneider anfertigen. Auch der Bauer versucht sich weder an dem einen noch an dem anderen, er kauft beides jeweils vom Handwerker. Alle finden, daß es im eigenen Interesse liegt, ihren Erwerb uneingeschränkt auf das Gebiet zu verlegen, auf dem sie ihren Nachbarn überlegen sind und den übrigen Bedarf mit einem Teil ihres Erzeugnisses oder, was dasselbe ist, mit dem Erlös daraus zu kaufen. Was aber vernünftig im Verhältnis einer einzelnen Familie ist, kann für ein mächtiges Königreich kaum töricht sein. 29. S. 402 Es gibt wohl kaum etwas törichteres als diese ganze Lehre von der Handelsbilanz, auf die sich ja nicht nur die genannten Beschränkungen sondern auch beinahe alle anderen Regulierungen des Handels stützen. Betreiben zwei Orte miteinander Handel, so verliert oder gewinnt nach dieser Doktrin keiner von beiden, sofern die Handelsbilanz ausgeglichen ist. Weicht sie aber nur etwas davon ab, so verliert der eine und gewinnt der andere, je nach Abweichung vom Gleichgewicht. Beide Behauptungen sind falsch. Ein Handel, mit Hilfe von Prämien und Monopolen erzwungen, kann für das Land, zu dessen Gunsten man meinte, sie einführen zu müssen, nachteilig sein, und er ist es gewöhnlich auch, wie ich später noch darlegen werde. Demgegenüber ist ein Handel ohne Zwang oder Beschränkung, den zwei Orte frei und regelmäßig miteinander betreiben, für beide stets vorteilhaft, wenn auch nicht immer im selben Ausmaß. 30. S. 558 Der Verbrauch allein ist Ziel und Zweck einer jeden Produktion, daher sollte man die Interessen des Produzenten eigentlich nur soweit beachten, wie es erforderlich sein mag, um das Wohl des Konsumenten zu fördern. Diese Maxime leuchtet ohne weiteres ein, so daß es töricht wäre, sie noch beweisen zu wollen. In der merkantilistischen Wirtschaftsordnung aber wird das Wohl des Verbrauchers beinahe ständig dem Interesse des Produzenten geopfert, und man betrachtet offenbar die Produktion und nicht den Konsum als letztes Ziel oder Objekt allen Wirtschaftens und Handelns. 31. S. 614 Wird das Wegegeld für Luxusfahrzeuge, wie Kutschen und Postchaisen, im Verhältnis zu ihrem Gewicht etwas höher angesetzt als für unentbehrliches Fuhrwerk, wie Karren und Lastwagen, so läßt man den Wohlhabenden aufgrund seiner Bequemlichkeit und Eitelkeit auf höchst einfache Art zur Unterstützung der ärmeren Leute beitragen, da die Fracht für schwere Waren dadurch im ganzen Land verbilligt wird. 32. S. 693 In einer wohlhabenden und entwickelten Gesellschaft, in der die Angehörigen aller Stände täglich mehr für ihre Häuser, ihre Möbel, ihre Speisen, ihre Kleidung und ihre Equipage aufwenden, kann man nicht gut erwarten, daß der Souverän als einziger dieser Entwicklung gegenüber standfest bleiben sollte. 33. S. 695 Einnahmen, die außer dem Aufwand für Landesverteidigung und Repräsentation des Staatsoberhaupts jeden anderen öffentlichen Bedarf, für den die Verfassung keine eigenen Einkünfte vorsieht, decken müssen, können erstens entweder aus einem Fonds, der eigens dem Staatsoberhaupt oder dem Staat gehört und der unabhängig vom Einkommen der Bevölkerung ist, oder zweitens aus dem Volkseinkommen bezogen werden. 34. S. 703ff Bevor ich nun beginne, die einzelnen Steuern abzuhandeln und zu überprüfen, scheint es mir erforderlich zu sein, vier allgemeine Grundregeln für die Besteuerung voranzustellen. I. Die Bürger eines jeden Landes sollten eigentlich zur Finanzierung der öffentlichen Aufgaben soweit als möglich im Verhältnis zu ihren Fähigkeiten beisteuern, was bedeutet, daß sich ihr Beitrag nach dem Einkommen richten sollte, das sie jeweils unter dem Schutz des Staates erzielen. Staatsausgaben sind für die einzelnen Angehörigen eines großen Volkes ungefähr das, was die Ausgaben der Wirtschaftsführung eines ausgedehnten Gutes für alle Pächter sind, die verpflichtet sind, jeweils im Verhältnis zu ihren Interessen am Grund und Boden dazu beizutragen. In der Be- oder Mißachtung dieser Grundregel besteht das, was Gleichheit oder Ungleichheit in der Besteuerung genannt wird. Jede Steuer, das sollte vorweg und ein für allemal festgehalten werden, die lediglich eine der drei oben erwähnten Einkommensquellen ausschöpft, ist zwangsläufig insofern ungleich, als sie die beiden anderen unberührt läßt. In der folgenden Analyse einzelner Steuern werde ich nur noch gelegentlich auf diese Art Ungleichheit eingehen, statt dessen werde ich in den meisten Fällen meine Ausführungen auf jene Ungleichheit beschränken, die dadurch entsteht, daß eine einzelne Steuer sogar jenes Privateinkommen ungleichmäßig belastet, das durch sie betroffen wird. II. Eine Steuer, die jeder einzelne zu zahlen verpflichtet ist, sollte genau und nicht willkürlich festgelegt sein. Der Steuertermin, die Zahlungsform und der zu entrichtende Betrag sollten für den Steuerpflichtigen und jeden anderen klar und offenkundig sein. Im anderen Fall ist der Pflichtige mehr oder weniger der Willkür des Steuereinnehmers ausgesetzt, der entweder einen ihm nicht wohlgesonnenen Zensiten die Zahlung erschweren oder durch Androhung einer solchen Unannehmlichkeit Geschenke oder Nebeneinkünfte für sich erpressen kann. Die Unbestimmtheit in der Besteuerung fördert Anmaßung und begünstigt Bestechlichkeit eines Standes, dessen Mitglieder zwangsläufig in der Bevölkerung wenig beliebt sind, selbst dort, wo sie weder anmaßend noch bestechlich sind. Die Bestimmtheit dessen, was der einzelne zahlen sollte, ist in der Tat bei der Besteuerung von so großer Bedeutung, wie ich glaube, daß ein höchst beachtlicher Grad an Ungleichheit von weit geringerem Übel ist als eine nur minimale Unsicherheit, wie die Erfahrung in allen Ländern lehrt. III. Jede Steuer sollte zu einer Zeit oder auf eine Art und Weise erhoben werden, daß die Zahlung der Abgabe dem Pflichtigen am leichtesten fällt. Ist zum Beispiel eine Steuer auf Grund- oder Hauseigentum dann fällig, wenn die Renten üblicherweise eingehen, wird sie zu einer Zeit erhoben, die dem Pflichtigen für die Zahlung höchstwahrscheinlich bequem und angenehm ist oder in der er über die nötigen Mittel verfügt. Steuern auf Konsumgüter, die zum Luxus gehören, werden letztlich alle vom Konsumenten bezahlt und in der Regel auf eine Weise, die für ihn recht angenehm ist, nämlich nach und nach, so wie er die Waren gerade kauft. Da es zudem in seinem Belieben steht, ob er kaufen will oder nicht, liegt es zwangsläufig bei ihm selbst, ob ihm der Zeitpunkt der Zahlung irgendwie paßt oder nicht. IV. Jede Steuer sollte so erhoben werden, daß sie aus den Taschen der Leute nicht viel mehr nimmt oder heraushält, als sie an Einnahmen in die Kasse des Staates bringt. Auf vier Wegen kann eine Abgabe den Bürgern mehr wegnehmen oder nicht zukommen lassen, als dem Staat letztlich zufließt. Erstens kann ihre Erhebung sehr viele Beamte erfordern, deren Gehälter bereits den größeren Teil des Steueraufkommens aufzehren und deren Nebeneinkünfte den Bürger noch zusätzlich mit einer Steuer belasten können. Zweitens kann eine Abgabe den Erwerbsfleiß der Bevölkerung beeinträchtigen und sie davon abhalten, in bestimmten Geschäftszweigen tätig zu werden, die sehr vielen Menschen Unterhalt und Beschäftigung bieten könnten. Indem sie den einzelnen zur Steuerzahlung verpflichtet, kann sie einzelne Fonds angreifen, ja vielleicht aufzehren, die ihn möglicherweise in die Lage versetzt hätten, solche Investitionen leichter durchzuführen. Drittens kann sie des öfteren jene Unglücklichen ruinieren, die erfolglos versuchen, der Steuer auszuweichen, und dadurch Beschlagnahmung und andere Strafen erleiden. Auf diese Weise verliert das Land den Gewinn, den es sonst aus dem Einsatz ihres Kapitals gezogen haben könnte. Eine Steuer, die auf Unverständnis stößt, ist eine große Versuchung zur Hinterziehung. Je größer diese nun ist, desto schärfer müssen auch die Strafen sein. Im Gegensatz zu den Grundsätzen der Gerechtigkeit, wie sie allenthalben üblich sind, veranlaßt das Gesetz erst die Versuchung, um dann die zu bestrafen, die ihr erliegen. Ja, gewöhnlich verschärft es noch die Strafe, indem es die Höhe nach dem Umstand bemißt, den es eigentlich mildern sollte, nämlich die Versuchung, das Delikt zu begehen. Viertens mag eine Steuer den Bürger viel überflüssiger Beunruhigung, Verdruß und Bedrängnis aussetzen, indem sie ihn den häufigen Besuchen und der verhaßten Überprüfung durch den Steuereinnehmer unterwirft. Wenn es sich auch bei der Beunruhigung nicht um Kosten im eigentlichen Sinne handelt, so ist sie doch ganz sicher mit den Kosten gleichzusetzen, die jeder gerne aufwenden würde, um sich davon loszukaufen. Auf dem einen oder anderen dieser vier verschiedenen Wege belasten Steuern nicht selten mehr, als sie dem Staat Nutzen bringen. Die augenfällige Gerechtigkeit und Nützlichkeit, die mit den vier Grundregeln verbunden sind, haben sie mehr oder weniger zur Beachtung in allen Ländern empfohlen. Alle Staaten waren nach bester Einsicht bestrebt, ihre Steuern so gleich oder gerecht auszugestalten, wie sie es konnten, und so bestimmt oder genau und so bequem für den Steuerpflichtigen nach Ort und Zeit der Zahlung und im Verhältnis zu den Einnahmen festzulegen, die sie dem Staat einbrachten, daß sie möglichst wenig die Bevölkerung belastet haben. In dem nun folgenden kurzen Überblick über einige der bedeutendsten Steuern, die zu verschiedenen Zeiten und in einzelnen Ländern erhoben worden sind, wird allerdings nachgewiesen, daß nicht alle Völker in diesem Bestreben gleich erfolgreich waren. 35. S. 740 Alle Steuern, die an eine Vermögensübertragung gleich welcher Art anknüpfen, führen, soweit sie den Kapitalwert dieses Eigentums mindern, zu einer Abnahme der Fonds, die für den Einsatz produktiver Arbeitskräfte bestimmt sind. Sie sind alle mehr oder weniger unnütze Abgaben, die das Einkommen des Landesherrn erhöhen, mit dem selten nichts anderes als unproduktive Arbeitskräfte bezahlt werden, und zwar auf Kosten des Kapitals von Leuten, die es ausschließlich für produktive Zwecke einsetzen. 36. S. 743 Wenn direkte Lohnsteuern nicht immer eine entsprechende Lohnsteigerung veranlaßt haben, so ist dies darauf zurückzuführen, daß sie in der Regel zu einem beträchtlichen Rückgang der Nachfrage nach Arbeitskräften geführt haben. Abnahme der Wirtschaftstätigkeit, weniger Arbeitsplätze für die ärmere Bevölkerung und Rückgang des Jahresprodukts aus Boden und Arbeit eines Landes sind die Folgen solcher Steuern gewesen. Ferner muß der Preis für Arbeitskräfte stets höher sein, als er sonst bei entsprechender Nachfrage jeweils gewesen wäre. Und für diesen überhöhten Lohn nebst Gewinn für jene, die ihn vorlegen, müssen letzten Endes immer Grundbesitzer und Verbraucher aufkommen. 37. S. 747 Soweit eine Kopfsteuer von den unteren Volksschichten gefordert wird, handelt es sich um eine direkte Besteuerung des Arbeitslohnes mit allen Nachteilen einer solchen Abgabe. Das Einziehen einer Kopfsteuer verursacht nur geringe Ausgaben, und dort, wo es rigoros geschieht, ist die Abgabe eine höchst sichere Einnahme für den Staat. Und eben aus diesem Grunde ist sie auch in Ländern allgemein üblich, in denen nur wenig auf Erleichterung, Wohlbefinden und Sicherheit für die unteren Schichten Rücksicht genommen wird. Man kann im allgemeinen jedoch davon ausgehen, daß die öffentlichen Einnahmen nur zu einem geringen Teil in einem großen Land jemals aus solchen Steuern bestanden haben und daß man auch selbst das höchste Aufkommen, das diese Steuern jemals hervorgebracht haben, auf eine für die Bevölkerung angenehmere Weise hätte erzielen können. 38. S. 748 Eine Verbrauchssteuer auf lebenswichtige Waren wirkt mithin genauso wie eine direkte Besteuerung der Löhne. 39. S. 763 Man sollte indes nie übersehen, daß Luxusausgaben und nicht die zum Leben notwendigen Dinge der unteren Bevölkerungsschichten besteuert werden sollten. 40. S. 785 Dasselbe Vertrauen, das wohlhabende Kaufleute und Fabrikanten unter normalen Umständen ihr Vermögen dem Schutz einer einzelnen Regierung anvertrauen läßt, veranlaßt sie auch bei außergewöhnlichen Ereignissen, dem Staat die Nutzung ihres Eigentums zu übertragen. Leihen sie ihm Geld, schränken sie damit nicht für einen Augenblick ihren finanziellen Spielraum ein, die eigenen Handelsgeschäfte und gewerblichen Projekte fortzuführen, im Gegenteil, sie erweitern ihn sogar in der Regel noch. Da nämlich die Regierung unter Zwang steht, ist sie zumeist bereit, den Gläubigern äußerst vorteilhafte Bedingungen einzuräumen. Die Sicherheit, die sie dem Ersterwerber der Schuldtitel gewährt, ist auf jeden weiteren Erwerber übertragbar, und wegen des uneingeschränkten Vertrauens in die Redlichkeit des Staates sind die Anleihepapiere auf dem Markt gewöhnlich zu einem höheren Kurs zu verkaufen, als er ursprünglich bezahlt wurde. Gibt also ein Kaufmann oder ein Geldbesitzer der Regierung einen Kredit, so verdient er damit Geld. Er erhöht also sein Geschäftskapital, anstatt es zu mindern, so daß er es durchweg als eine Begünstigung betrachtet, wenn ihn der Staat zur ersten Zeichnung eines Anteils einer neuen Anleihe zuläßt. Daraus erklären sich Neigung und Bereitschaft der Untertanen in einer Handelsnation, ihrer Regierung Geld zu leihen. Sie verläßt sich nur allzu gerne darauf, daß die Bürger in der Lage und willens sind, ihr in Notfällen Geld zu borgen. Da sie im voraus ungefähr weiß, daß es für sie einfach sein wird, einen Kredit zu bekommen, hält sie sich nicht für verpflichtet, selbst zu sparen. 41. S. 786 Überall in Europa haben die Schulden enorm zugenommen, die heute in allen großen Staaten als drückend empfunden und auf die Dauer vermutlich zum Ruin führen werden. Wie Privatpersonen, so haben auch Staaten damit begonnen, sozusagen Personalkredite aufzunehmen, ohne daß sie einen besonderen Fonds zur Tilgung der Schuld eingerichtet oder verpfändet haben. Ist diese Quelle einmal versiegt, verschulden sie sich gegen Zuweisung oder Verpfändung einzelner Fonds weiter. 42. S. 802 Die Politik der öffentlichen Verschuldung hat nach und nach jeden Staat geschwächt, der sich ihrer bedient hat, und wie es scheint, haben die italienischen Republiken damit begonnen. Dieses Verfahren der Finanzierung hat Genua und Venedig, die beiden einzigen Republiken in Italien, die noch als unabhängig gelten können, geschwächt. Spanien hat die Methode offenbar von den italienischen Republiken über-übernommen und, gemessen an seiner natürlichen Stärke, noch mehr darunter gelitten (es besaß auch wahrscheinlich ein schlechteres Steuersystem). Die spanische Verschuldung reicht weit zurück. Bereits vor Ende des 16. Jahrhunderts war das Land tief verschuldet, ein Jahrhundert bevor der englische Staat auch nur einen Schilling schuldete. Trotz aller natürlichen Hilfsquellen leidet Frankreich unter einer ähnlich drückenden Last. Auch der Republik der Vereinten Provinzen hatten die Staatsschulden ebenso geschadet wie Genua und Venedig. Sollte ein Verfahren, das jedes andere Land geschwächt, ja verarmt hat, allein für Großbritannien völlig harmlos sein? 43. S. 13f So war bei den ersten Dampfmaschinen ein Junge dauernd damit beschäftigt, den Durchlaß vom Kessel zum Zylinder abwechselnd zu öffnen und zu schließen, wenn der Kolben herauf- oder herunterging. Einer dieser Jungen, der lieber mit den anderen spielen wollte, beobachtete dabei folgendes: Verbindet er den Griff des Ventils, das die Verbindung öffnet, durch eine Schnur mit einem anderen Teil der Maschine, so öffnet und schließt sich das Ventil von selbst, und es bleibt ihm dadurch Zeit, mit seinen Freunden zu spielen. Auf diese Weise entdeckte ein Junge, der sich Arbeit sparen wollte, eine der bedeutendsten Verbesserungen an der Dampfmaschine seit ihrer Erfindung. 44. S. 566 Die Herstellung vollkommener Gerechtigkeit, uneingeschränkter Freiheit und weitgehender Gleichheit ist ganz einfach das Geheimnis, das allen drei Klassen höchsten Wohlstand am wirksamsten sichert. 45. S. 661f Für Mädchen gibt es keine öffentlichen Bildungsstätten, folglich auch nichts Unnützes, Absurdes oder Überspanntes in ihrer Erziehung. Sie lernen gemeinhin nicht mehr als das, was ihre Eltern oder Erzieher für sie als notwendig oder nützlich ansehen. Alles in ihrer Erziehung ist auf einen praktischen Zweck ausgerichtet: Sei es, ihre natürliche Anmut zu vervollkommnen, sei es, sie zu Sittsamkeit, Bescheidenheit, Keuschheit und Sparsamkeit zu erziehen, mit dem Ziel, sie gleichermaßen darauf vorzubereiten, Hausfrau und Mutter zu werden und ihre Aufgaben als solche gut zu erfüllen.