Nerdinger, F.W., Blickle, G. & Shaper, N. (2008) Arbeits- und Organisationspsychologie (295-323) Personalentwicklung (PE) Vor allem in mittelständischen Unternehmen ist die Personalentwicklung noch nicht weit verbreitet, was dann oft dazu führt, dass frei werdende Stellen nicht mit adäquat qualifizierten Personen aus dem eigenen Unternehmen besetzt werden können. Außenstehende Personen, die die Qualifikationen (eventuell) haben, müssen sich dagegen erst mit den Besonderheiten des Unternehmens und der Aufträge auseinandersetzen. Auch für andere Aufgaben – z.B. die Eröffnung von Außenstellen in anderen Ländern (Sprache Lernen, Informationen über Kultur) – oder um die Mitarbeiter für den Einsatz neuer Technologien fit zu machen ist eine gezielte Personalentwicklung von Nutzen. Definition Unter Personalentwicklung versteht man alle gezielten Maßnahmen einer Organisation, die darauf ausgerichtet sind, die Qualifikationen des Personals auf allen Hierarchieebenen für gegenwärtige und zukünftige Aufgaben systematisch sicherzustellen. Systematisches Vorgehen wird bei Planung, Durchführung und Evaluation der Maßnahmen angewendet. Ziele: - Erweiterung des Wissens theoretisches Wissen in anwendungsbezogenes Können umwandeln Erwerb und Festigung neuer Verhaltensweisen Persönlichkeitsentwicklung methodische und soziale Kompetenzen verbessern Das Motto: Stärken stärken, Schwächen schwächen! Abgrenzungen Nicht geplante aber dennoch eingetretene Qualifikationsveränderungen werden nicht der Personalentwicklung, sondern der betrieblichen Sozialisation zugerechnet. Team- und Organisationsentwicklung sind nicht auf Individuen zentriert und werden deshalb nicht unter Personalentwicklung subsumiert. Arbeitsgestaltung ist für sich allein noch keine Personalentwicklung, kann aber Teil einer Personalentwicklungsmaßnahme sein. Wichtig ist noch, dass die Organisation, die die Personalentwicklung durchführt, auch einen Nutzen davon hat. Dadurch lässt sich das Konzept vom Trainingskonzept abgrenzen, dass oft nur den trainierten Individuen zugute kommt (Trainings in der beruflichen Reha werden vom Arbeitsamt veranlasst, bringen aber nur den Personen etwas). Personalentwicklung hat oft auch eher einen Laufbahnbezug und zielt nicht auf das Erlernen einzelner Aufgabe ab. Unternehmensplanung, Laufbahnplanung und Personalentwicklung Überlegungen der Unternehmensstrategie: - zukünftige Herausforderungen zukünftige Rahmenbedingungen bei Kunden und Wettbewerbern Position des Unternehmens angesichts der Herausforderungen (Innovator, im Kernmarkt, als Nischenanbieter)? Kompetenzen und Fähigkeiten, die für zukünftigen Erfolg wichtig sind Aus diesen Überlegungen entsteht ein Unternehmensplan, der die Unternehmensstrategie vor dem Hintergrund der Markt- und Wettbewerbssituation konkretisiert. Auch der Personalplan, der die benötigte Art und Anzahl bestimmter Qualifikationen bestimmt, gehört dazu. Hier wird auch bestimmt, ob das Personal extern oder intern rekrutiert werden soll: - externe Rekrutierung hat das Problem, das schwer zu bestimmen ist, wie gut eine Person wirklich qualifiziert ist (Intransparenzproblem) Personalauswahl: Aufgabe des Personalmarketings - interne Rekrutierung erfordert PE und hat den Vorteil, dass man in Frage kommende Personen sehr lange beobachten kann und so sehr genaue Aussagen über Leistungsverhalten und Ergebnisse der Person zu machen Laufbahnkonzept Laufbahnplanung geschieht meist anhand von Aufstiegskanälen - den typischen Wegen nach oben in einer Firma – für die Qualifikationsanforderungen und Aufstiegsvoraussetzungen definiert sind. Es gibt normalerweise eine Fach- und eine Führungslaufbahn als Kanäle. Ein Aufstiegskanal durchquert verschiedene Funktionsgruppen, die als Positionen gleicher hierarchischer Ebenen in der ganzen Firma definiert sind z.B. Sachbearbeitung und Gruppenleitung. Ziele: - Karriereambitionen und Pläne der Organisation abstimmen Bindung an die Organisation und Abruf des Leistungspotentials von viel versprechenden Personen durch viel versprechende Karriereaussichten Wenn Aufstiege transparent und leistungsgerecht geschehen und nicht durch Seilschaften, haben Laufbahnkonzepte Aussicht auf Erfolg. Personalentwicklungsplanung Aufgaben: - Soll-Qualifikationen durch laufbahnbezogene Anforderungsprofile festlegen - Feststellung der Ist-Qualifikationen in der Firma - Individuelle Lernziele zur Angleichung von Soll-und Ist-Qualifikationen - Planung, Durchführung und Evaluation von PE-Maßnahmen Potenzialanalyse Dient zur Klärung der kognitiven Fähigkeiten, der sozialen Kompetenz und der Leistungsund Entwicklungsbereitschaft einer Person. Das Potenzial einer Person entscheidet über ein sinnvolles Laufbahnniveau und passende Fördermaßnahmen. Unternehmen stellen mehr Personen an als sie am Ende wirklich brauchen. Im Rahmen der Ausbildung oder von Traineeprogrammen werden meist auch Potenzialanalysen durchgeführt, um zu entscheiden, welche Angestellten ein Unternehmen an sich binden möchte. Methoden Für Bewertung von Personal sollten immer mehrere Informationsquellen zu Rate gezogen werden (Multiplismus): - zeitstabile Eigenschaften - Verhalten in konkreten Bewährungssituationen - Biographische Informationen – Wirken der Person und die Ergebnisse dieses Wirkens im Zeitverlauf Instrumente: - Tests zur allgemeinen Intelligenz - Persönlichkeitstests (Gewissenhaftigkeit, Extraversion) - Potenzial-Assessment-Center - Leistungsbeurteilung - 360-Grad-Feedback Faktoren Die beste Größe zur Vorhersage von Berufserfolg und auch für den Erfolg von Trainingsmaßnahmen ist nach einer Metaanalyse die allgemeine Intelligenz (soziale und künstlerische Berufe wurden nicht untersucht). Trotzdem sollte man die Bedeutung einschlägigen Fachwissens (siehe Päda) nicht unterschätzen. Deshalb wird auch oft in PE-Maßnahmen Wissen vermittelt. Aufgabenspezifisches Wissen und Problemlösefähigkeiten bezeichnet man als Expertise. Diese entwickelt sich im Laufe der Zeit und schneller bei hoher Intelligenz. Schon vorhandenes Vorwissen hilft aber auch beim Aneignen weiteren Wissens (Interaktion von Wissen und Intelligenz). In einer Langzeitstudie wurden Persönlichkeitsmerkmale im Alter von 12-14 erfasst und mit dem Berufserfolg ca. 30-35 Jahre später in Beziehung gesetzt. Sie erwiesen sich als recht stabil (r=.43); am besten sagten Neurotizismus (Änstlichkeit, emotionale Instabilität korreliert hoch negativ) und Gewissenhaftigkeit (Ordnungsliebe, Leistungsmotivation) Einkommen und sozialen Status voraus. Extraversion steht mit der Anerkennung als Führungskraft und auch mit Führungserfolg insgesamt in positivem Zusammenhang. Außer den stabilen Persönlichkeitsmerkmalen sollten auch Verhaltensbeurteilungen in Bewährungssituationen z.B. mit Assessment-Centern (AC) erhoben werden. Der Aufstieg im Management konnte mit dem Erfolg im AC in einer Studie positiv vorhergesagt werden. Die Teilnehmer sollten auf keinen Fall Wissen, auf welchen Dimensionen sie bewertet werden. Ein weiterer Ansatz ist der der Lernpotenzial-Assessment-Center, bei dem Lernfähig- und Lernwilligkeit erfasst werden sollen; erfolgreichen Teilnehmern wird eine agile Lernpersönlichkeit zugeschrieben; dass heißt, sie suchen aktiv Lerngelegenheiten auf und Nutzen Fehler als Chancen, um sich zu verbessern. Wichtiges Konzept bei Führungskräften, da diese sich an sich ständig ändernde Umweltbedingungen anpassen müssen. Bei entsprechenden ACn wird untersucht, ob und wie sich das Verhalten aufgrund von Feedback und Selbsteinschätzungen zum eigenen Verhalten in einer Übung in der nächsten Übung verändert. Bisher positive Ergebnisse aber noch kein Nachweis der prognostischen Validität. Biographische und auf Ergebnisse bezogene Aspekte der Potenzialanalyse können durch Leistungsbeurteilungen durch Vorgesetzte sowie durch multiple Fremdbeurteilungen erhoben werden. Es ist für Führungskräfte oft schwer möglich, die Leistung in der kurzen Zeit, in der sie Nachwuchskräfte sehen, richtig zu beurteilen. In einer Studie zeigte sich, dass Leistungsbeurteilungen erst nach 4 Jahren ihre vollständige Validität erreichen. Kollegen sind oft näher dran und deshalb wird vorgeschlagen, das direkte Umfeld kontextuelle Leistungen wie Umgang mit Konflikten, das Verhalten in der Gruppe und die Beachtung von Regeln und Vorschriften bewerten zu lassen. Bei längerer Betriebszugehörigkeit kann man auch das 360-Grad-Feedback einsetzen. Dabei bewerten multiperspektivisch Kollegen, Mitarbeiter, Vorgesetzte, Kunden und die Person selbst (Selbsteinschätzung) bisheriges Verhalten und Leistung (in der Regel anhand standardisierter schriftlicher Fragebogen). Potentialanalysen sind umso aussagekräftiger, je unterschiedlicher die Informationen sind, die dafür herangezogen werden Diagnose des Entwicklungsbedarfs Diagnose des Entwicklungsbedarfs kann durch Selbsteinschätzungen, Beurteilungen von Vorgesetzen und Fachexperten oder durch AC erfolgen. Das AC wird in so einem Fall anders konzipiert als für die Auswahl von Bewerbern und zwar indem man Übungen auswählt, die Verhaltens- und Leistungsdimensionen erfassen, die sich auch wirklich entwickeln lassen. Dabei sollten die Übungen möglichst realitätsnah zum Zielbereich sein. Im Unterschied zum Auswahl-AC sollten den Teilnehmern hier die Bewertungsdimensionen bekannt sein, da dies die Spezifität der Beobachterurteile erhöht, was für eine Diagnose des Entwicklungsbedarfs wichtig ist. Das Rückmeldungsgespräch sollte zeitnah angesetzt werden und der Teilnehmer darf seine eigene Sicht schildern, so dass Selbst- und Fremdwahrnehmung von Stärken und Schwächen verglichen werden können. Auch das Protokoll des AC kann nach durch das Gespräch noch verändert werden, so dass alle Teilnehmer des Gesprächs (Psychologe, PE-Verantwortlicher) eine gemeinsame Endversion unterschreiben. So soll die Änderungsmotivation vergrößert werden. Ca. zwei Wochen später sollte ein Gespräch folgen, bei dem konkrete Fördermaßnahmen vereinbart werden. Hier sollte der Vorgesetzte anwesend sein. Ca. ein Jahr später sollte besprochen werden, inwiefern die vereinbarten Maßnahmen umgesetzt wurden und welche Ergebnisse sich zeigen. Es sollten auch negative Auswirkungen wie „High-Potential-Gehabe“ der Geförderten und Demotivierung bei den Nicht-Geförderten betrachtet werden. Maßnahmen Es gibt für PE- Maßnahmen kein anerkanntes Klassifikationssystem. Persönlichkeits- und erlebnisorientierte Maßnahmen Solche Maßnahmen werden von Praktikern als wichtige Bausteine für die Entwicklung von Managementkompetenzen betrachtet. Selbsterfahrung soll zum Nachdenken über die eigene Persönlichkeit führen, Konflikte zwischen verschiedenen Lebenszielen lösen und so zu mehr Selbstverwirklichung beitragen. Ähnlich sind Sensitivitätstrainings, bei denen individuelle Entwicklungsprozesse durch das Erleben neuartiger Situationen in Erfahrungsgruppen angestoßen werden sollen. Diese Gruppen finden mit Personen anderer Organisationen statt und wirken durch intensives Feedback. Persönlichkeitstrainings werden auch oft in Form nicht sehr seriöser „Psychogruppen“ durchgeführt. Typische Manipulationstechniken in solchen Gruppen: - Verschleierung (keine Info über die Maßnahmen) - Allmachtsfantasien (totale Verantwortung für das eigene Schicksal) - Isolation (unbekannte Orte, die mit Sonderbussen erreicht werden) - Kommunikationsverbot (zwischen den Teilnehmer außerhalb der Gruppen) Insbesondere Sensitivitätstrainings werden von den Teilnehmern als positiv erlebt. Gruppendynamische Trainings ändern Selbstkonzept und Verhalten meistens, oft aber auch in die negative Richtung (unsicherer als vorher). Die Wirkung im Sinne einer Personalentwicklung ist also äußerst umstritten, konkrete Lernziele werden meist nicht erreicht (Qualifizierung). Es scheint also eher, als würden die Trainings, bei denen man außerhalb der Firma außergewöhnliche Erfahrungen machen kann, also eine Art Belohnung eingesetzt. Verhaltensorientierte Maßnahmen Verhaltensmodellierung (Behavior Modelling Training) Vermittlung und Einübung ausgewählter Verhaltensweisen wird angestrebt. Dazu ist zuerst eine Anforderungsanalyse vonnöten. Die Aufmerksamkeit soll auf die Zielverhaltensweisen ausgerichtet, die Ausführung des Verhaltens geübt und die Anwendung des Zielverhaltens im Arbeitsumfeld sichergestellt werden. Ablauf: Ein Trainer stellt die Zielverhaltensweisen vor und stellt sie dann auch selbst oder mit einem Modell in einem Video dar. Es folgt eine Gruppendiskussion über das Modellverhalten. Danach sollten alle Teilnehmer in eigenen Worten das Zielverhalten beschreiben. In der nächsten Phase wird das Zielverhalten eingeübt und aufgezeichnet. Mithilfe des Videoprotokolls wird Feedback zu den Übungen gegeben. Die Teilnehmer sollten so lange üben, bis sie das Zielverhalten sicher beherrschen. Am Ende steht ein Gruppengespräch, bei dem diskutiert wird, wie die erlernten Verhaltensweisen am besten im Berufsalltag umgesetzt werden können. Der Transfer gelingt am besten, wenn das Verhalten am Arbeitsplatz verstärkt wird. Metaanalysen zufolge haben solche Verfahren eine hohe Wirksamkeit in Bezug auf Trainings- und Transfereffekte. Simulationsorientierte Verfahren Solche Maßnahmen bieten die Möglichkeit, in einem künstlichen Erfahrungsraum ohne Zeitdruck und ohne Risiko neue Verhaltensweisen auszuprobieren. Höhere Realitätsnähe sorgt für höhere Motivation. Es lassen sich Rollen- und Planspiele unterscheiden. Rollenspiele Simulation verschiedenster Situationen aus dem Berufsleben mit Videofeedback. Lerneffekte: - fremde Rollen einnehmen mehr Verständnis für andere - Beobachtung des eigenen Verhaltens auf Video eventuell Verhaltensänderung - Beobachtung der anderen Teilnehmer andere Verhaltensweisen abschauen Planspiele Simulation von Märkten, Branchen, Unternehmen oder Organisationsbereichen mithilfe moderner Kommunikationstechnologien. Beispiel für ein klassisches Rollenspiel ohne PC: „Looking Glass“ - Verteilung von Managementpositionen einer fiktiven Organisation an die Teilnehmer - 6 Stunden lang Unternehmen führen - Feedback - Feedback umsetzen in einer weiteren Phase Lerneffekte sind vorhanden, aber eher gering und nur bei mehrmaliger Durchführung. Außerdem ist für komplexere Planspiele auch umfangreiches Sachwissen vonnöten. Fallstudienmethode (ähnlich zu simulationsorientierten Verfahren) Die Teilnehmer erhalten eine detaillierte Beschreibung eines realen Beratungsfalls. Jeder Einzelne soll erklären, wodurch das Problem in der Organisation entstanden sein könnte und Lösungsvorschläge entwickeln. Dann werden neue Lösungsvorschläge durch Kleingruppendiskussionen erarbeitet. Ein Experte moderiert schließlich noch eine Diskussion über die Vorschläge in der Gesamtgruppe. Gelernt werden sollen Problemanalyse und Entscheidungsfindung in einem Gegenstandsbereich. Es gibt noch keine Studien über die Wirkung dieser Methode. Kommunikationszentrierte Maßnahmen Führungskräfte verbringen ca. 70% ihrer Arbeitszeit mit verbaler Kommunikation. Deswegen sind Verbesserungen der Kommunikationskompetenz Teil vieler PE- Maßnahmen. Stärkung der Präsentationskompetenz Teilnehmer sollen lernen, Wissen kompetent, selbstsicher und ihrer Zielgruppe angemessen darzustellen und dabei auch gleichzeitig die eigene Organisation positiv erscheinen lassen. Präsentationen bestehen meist aus Vorträgen und einer folgenden Diskussionsrunde. Aufbau von Präsentationstrainings: - Wissensvermittlung über eine gute Präsentation - Einüben von Visualisierungsmedien - Persönliches Auftreten (Körpersprache, Haltung) - Bewältigung schwieriger Situationen (kritische Fragen, Störungen) Stärkung der Moderationskompetenz Personen sollen Arbeitsgruppentreffen so führen können, dass diese zum Ziel kommen. Das beinhaltet heraus halten aus inhaltlichen Fragen und Einsetzen des Wissens über Gruppenarbeitstechniken und Gruppenprozesse. In den Trainings wird zuerst der Unterschied zwischen Führung und Moderation eines Gruppentreffens klar gemacht. Moderator soll allparteilich sein, also in der Sache neutral und allen gegenüber wertschätzend. Die Trainingsteilnehmer lernen in einem nächsten Schritt, Probleme und Lösungsvorschläge zu sammeln und zu bewerten. Die Moderation wird dann anhand von Rollenspielen geübt. Schließlich gibt es noch Informationen zu den Themen Gruppenprozesse und schwierige Situationen (Dominanzverhalten einer Person). Moderierte Gruppen sind unmoderierten beim Lösen komplexer Probleme überlegen. Stärkung der Unterweisungskompetenz Eine sehr gängige Methode ist das Vier-Stufen-Modell zur Unterweisung: 1. Vorbereitung der lernenden Person 2. Vorführung durch die unterweisende Person 3. Einübung der Ausführung durch die lernende Person 4. Abschluss der Unterweisung durch die unterweisende Person Unterweisungen sollten darauf abzielen, dass die Lernenden ein Verständnis für die der Tätigkeit zugrunde liegenden Prinzipien entwickeln (mentales Modell). Dazu muss das Vorgehen klar gegliedert werden. Außerdem sollte das Vorwissen des Lernenden aktiviert werden. Beispiele oder Modellwerkstücke sind sehr nützlich in diesem Prozess. Den Lernenden sollte die Möglichkeit gegeben werden, zu üben und das Gelernte praktisch umzusetzen und dabei auch Feedback zu bekommen. Auf Dauer ist der Lernende dann fähig, seine Arbeit alleine bewerten zu können. Zusammenfassungen und Wiederholungen helfen auch weiter ( Cognitive Apprenticeship) Bei Studien wurde festgestellt, dass viele dieser Punkte nicht beachtet werden und Erklärungen häufig eher verwirrend als erhellend sind. Stärkung der Gesprächsführungskompetenz + Stärkung zur Kompetenz zu inspirierender Kommunikation fass ich jetzt nicht mehr zusammen. Wir müssen ja auf keinen Fall alle Maßnahmen kennen. Selbstmanagementorientierte Maßnahmen (abgeleitet von der funktionalen Verhaltensanalyse der klinischen Psychologie) Unter Selbstmanagement versteht man die zielgerichtete Beeinflussung des eigenen Verhaltens. Personen sollen im Selbstmanagementtraining lernen, Handlungsweisen zu identifizieren, die für sie selbst zielführend sind. Ziele können z.B. die Steigerung der eigenen Verkaufszahlen oder Verbesserung des individuellen Zeitmanagements sein. Die Schritte des Trainings: - Günstige Ausgangsbedingungen schaffen - Änderungsmotivation aufbauen - Verhalten durch Selbstbeobachtung analysieren (Wann passiert es? Was sind die Auslöser? Welche Konsequenzen?) - Zielvereinbarung (spezifisch, verhaltensbezogen, realistisch); im Folgenden Verhalten darauf prüfen, ob es zielkonform ist - Selbstverstärkung, Selbstbestrafung und Stimuluskontrolle (Versuch, auslösende Bedingungen zu verändern) - Verträge mit sich selbst (in Anwesenheit einer bedeutenden anderen Person); enthält Ziele und Belohnungen oder Strafen Transfersicherung - Rückfallprävention (Sensibilisierung für Risikosituationen) Auch das Üben der Verhaltensweisen ist ein wichtiger Teil des Trainings. Es zeigen sich signifikante Effekte und in der Praxis deutlich erkennbare Veränderungen. Zuweisung entwicklungsförderlicher Aufgaben Es gibt viele Arten von Wissen, die man nicht aus Vorträgen lernen kann, sondern nur durch eigene Tätigkeit und Erfahrung. Solches Wissen wird als praktisches Know-how, tacit knowledge oder implizites Wissen bezeichnet. Nachwuchsführungskräfte sollen bestimmte Aufgaben durch das Übertragen entwicklungsförderlicher Aufgaben erlernen, z.B.: - Kompetenz zum Aufbau und zur Umsetzung einer Agenda (lose Verknüpfung von persönlichen Zielen und sachlichen Plänen) - Gestaltung von Beziehungen (mit anderen und durch andere Aufgaben bewältigen) - Aneignung grundlegender Werte und Arbeitshaltung des Umfelds - Einsichten zur eigenen Person (Stärken, Schwächen, Präferenzen, Abneigungen) Drei Klassen entwicklungsförderlicher Aufgaben: - neue Aufgaben (in Bezug auf Funktion, Status, Arbeitsort) man stößt mit bisherigem Verhalten an Grenzen und ist gezwungen, neuartige Verhaltensweisen zu erproben; sozialer Anreiz durch Bewertung von Kollegen (empirisch werden solche Aufgaben tatsächlich als lernförderlich, aber auch als bedrohlich angesehen) - Aufgaben mit spezifischen Charakteristika Verantwortung, z.B. hohe Erwartungen des Managements und soziale Sichtbarkeit der Ergebnisse (bedrohlich und lernförderlich) Probleme, die der Vorgänger verursacht hat, Verantwortung für problematische Mitarbeiter, Zwang zur Entlassung (lernföderlich aber auch leidvoll) Zusammenarbeit mit Personen, gegenüber denen man nicht weisungsbefugt ist (bedrohlich und lernförderlich) - Unterstützung durch das berufliche Umfeld Positive Effekte stellen sich nicht bei allen ein, bestimmte Persönlichkeitsmerkmale sind Voraussetzung dafür. Außerdem stammen die Ergebnisse aus Selbstberichten der Führungskräfte und wurden nicht durch Prüfungen oder Bewertungen durch andere ergänzt. Coaching Unter dem Begriff Coaching versteht man im modernen Personalwesen einen individuell unterstützenden Beratungsprozess, bei dem ein Berater, der Coach, mit einer anderen Person, dem Coachee, eine Beratung durchführt. Coaching ist im Personalwesen (im Gegensatz zum Sport) kurzfristig angelegt über einen Zeitraum von 6-9 Monaten und besteht aus 10-15 Sitzungen von 1,5-2 Stunden Dauer. Im Rahmen der PE werden Einzelpersonen meist zu folgenden Themen gecoacht: - Erlernung des Umgangs mit neuen Rollen - Verbesserung der sozialen Kompetenz - Managementfähigkeiten Zielpersonen sind meist Führungskräfte. Es wird unterschieden zwischen Coaching durch den Vorgesetzen und Coaching durch eine Person, die eigentlich nichts mit dem Coachee zu tun hat (professionelle Berater) Vorgesetze vermitteln normalerweise ihre Erfahrung in der konkreten Arbeitssituation und für bestimmte Aufgaben, um diese dann an den Mitarbeiter delegieren zu können. Er vereinbart meist mit ihm Ziele und einen Zeitplan, wann diese erreicht sein sollen. Feedback ist hier sehr nützlich. Gute Ziele: - SMART (spezifisch, messbar, attainable, time phrased) - PURE (positiv formuliert, understood, relevant, ethisch korrekt) - CLEAR (challenging, legal, environmentally sound, agreed, recorded) Es handelt sich um eine sehr direktive Vorgehensweise; offene Kommunikation zwischen Coach und Coachee ist unerlässlich. Unterschied zu Trainings ist, dass nicht nur kurzfristig bestimmte Leistungsziele erreicht werden sollen, sondern auch langfristig Fähigkeiten aufgebaut und das Selbstvertrauen gestärkt werden soll. Professionelle Berater sollen die Übernahme neuer Rollen erleichtern und die soziale Kompetenz steigern (durch Förderung der Selbstreflexion, der Selbstwahrnehmung und der Selbstmanagementfähigkeiten). Empirisch zeigt sich ein positives Gesamtbild: Coaching wirkt auf vielen Ebenen (kognitiv, Verhalten, Ergebnisse). Es gibt allerdings meist keine Qualitätsstandards für Coaches und viele sind nicht psychologisch ausgebildet. Branchenbezogene Berufserfahrung und eigene Führungserfahrung werden in der Praxis als wichtig erachtet. Mentoring Im modernen Personalwesen bezeichnet der Begriff Mentor eine höherrangige, einflussreiche Person im Arbeitsumfeld einer Nachwuchskraft, die dort über große berufliche Erfahrung sowie breites berufliches Wissen verfügt und der daran gelegen ist, die berufliche Entwicklung der Nachwuchskraft zu fördern und ihren Aufstieg zu unterstützen. Der Mentor nimmt drei Funktionen wahr: - die karrierebezogene Funktion beinhaltet vermitteln von Erfahrungen über formale und informale Regeln und die Mikropolitik der Organisation. Außerdem knüpft der Mentor Kontakte und unterstützt Beförderungen und Versetzungen seines Mentee; so hilft er ihm beim Aufstieg - die psychosoziale Funktion beinhaltet Zuhören, Ratschläge erteilen und Stärken und Schwächen aufzeigen; Unterstützung bei Problemen - der Mentor soll ein Rollenmodell sein Abgrenzung (Mentorfunktionen werden wahrgenommen, es besteht aber keine MentorMentee-Beziehung)): - geht es nur um Einfluss geltend machen und Türen öffnen (kein emotionales Band) Sponsoring - Karriereberatung: Karrierecoaching Tolle Effekte, deshalb gibt es bei vielen Unternehmen Mentorprogramme, bei denen die Personen einander zugewiesen werden, was auch Effekte zeigt aber nicht so große wie von sich aus entstandene Beziehungen. Transfersicherung Abgesehen von Aspekten der einzelnen Maßnahmen, die zum Transfer beitragen, sollte auch das Arbeitsumfeld so gestaltet sein, dass ein so genanntes günstiges Lerntransferklima entsteht. In der modernen Arbeitswelt, in der immer weniger Leute produzieren und immer mehr Leute Dienstleistungen vollführen (Industrie Wissensgesellschaft), wird PE immer wichtiger, zukünftig nötige Qualifikationen zu planen aber immer schwieriger. Wissen und Flexibilität (Lernfähigkeit) sind entscheidende Faktoren, wenn es um Produktivität geht. Deshalb sollte bei der Evaluation von PE-Maßnahmen nicht nur beachtet werden, ob sie Konsequenzen in der Arbeitstätigkeit der betroffenen Person haben, sondern auch: - ob die Teilnehmer der PE sensibel für ihren weiteren Entwicklungsbedarf werden - ob sie selbstständig aktiv neue Erfahrungen aufsuchen - ob sie Rückmeldung über ihren Lernerfolg einfordern - ob sich Lernbereitschaft- und fähigkeit erhöhen - ob eigene Fehler als Chance zur Verbesserung genutzt werden agile Lernpersönlichkeit als Ziel von PE-Maßnahmen