Dr. Maria Schwarz-Herda Kommunikation Ekkehard Crisand (Psychologie der Gesprächsführung) Das Gespräch ist der Königsweg zum Mitmenschen. Reizwörter beeinflussen den Gesprächsverlauf. Literatur: Crisand, E.: Psychologie der Gesprächsführung.Heidelberg: Sauer-Verlag 1992, 4. Auflage Watzlawick, Paul et al.: menschliche Kommunikation. Formen, Störungen, Paradoxien.- Bern: Verlag Hans Huber 2007, 11. Auflage Dr. Maria Schwarz-Herda Kommunikation Die 5 Axiome der Kommunikation (Watzlawick) Die Unmöglichkeit, nicht zu kommunizieren – man kann sich nicht nicht verhalten. Inhalts- und Beziehungsaspekte Der Inhaltsaspekt vermittelt die Daten, der Beziehungsaspekt weist an, wie diese Daten aufzufassen sind. Interpunktion von Ereignisfolgen – welche Details der Kommunikation werden als für die jeweilige Reaktion entscheidend wahrgenommen. Digitale Kommunikation (exakte Übermittlung v. Informationen) Analoge Kommunikation (steuert die Bedeutung) Symmetrische Kommunikationsabläufe komplementäre Kommunikationsabläufe Dr. Maria Schwarz-Herda Kommunikation Kommunikation nach Friedemann Schulz von Thun Die Anatomie einer Nachricht Sachinhalt Selbstoffenbarung Beziehung Appell Mit „vier Ohren“ empfangen Wie Gespräche besser gelingen Literatur: Schulz von Thun, F.: Miteinander reden 1. Störungen und Klärungen. Allgemeine Psychologie der Kommunikation.- Reinbek b. Hamburg: Rowohlt Taschenb. Verlag2007, 45. Auflage Dr. Maria Schwarz-Herda Kommunikation Die Anatomie einer Nachricht = Verständigung = wenn eine(r) etwas von sich gibt, .... Sender Nachricht Empfänger 1 Nachricht – viele Botschaften Rückmeldung Dr. Maria Schwarz-Herda Eine Alltagssituation (?!) Kommunikation Dr. Maria Schwarz-Herda 1. Sachinhalt worüber ich informiere 2. Selbstoffenbarung Was ich von mir selbst kundgebe: bin deutschsprachig, farbtüchtig, wach, habe es eventuell eilig Kommunikation Dr. Maria Schwarz-Herda Kommunikation 3. Beziehung was ich von dir halte und wie wir zueinander stehen Formulierung, Tonfall, Körpersprache, ... Du brauchst meine Hilfe Empfänger ist für diese Seite besonders empfindlich! Sie betrifft die Person! Dr. Maria Schwarz-Herda Kommunikation 4. Appell Wozu ich dich veranlassen möchte, Einfluss nehmen Gib Gas! Manipulation: versteckter Versuch der Einflussnahme Funktionalisierung von 1 – 3 zur Wirkungsverbesserung des Appells Dr. Maria Schwarz-Herda Kommunikation Mit 4 Ohren empfangen Auf alle 4 Seiten einer Nachricht hören Selbstoffenbarung Sachinhalt Was ist das für einer? Wie ist der Sachverhalt zu Was ist mit ihm? verstehen? Beziehung Appell Wie redet der eigentlich mit mir? Was soll ich tun, denken, fühlen, Wen glaubt er vor sich zu haben? auf Grund seiner Mitteilung? Problem: Freie Wahl des Empfängers, welches „Ohr“ er/sie öffnet! Dr. Maria Schwarz-Herda Kommunikation Einseitige Empfangsgewohnheiten Männer und Akademiker bevorzugen das „Sach-Ohr“ z.B.: Sie: Liebst du mich? Er: ..... !? z.B.: Vater - Sohn Dr. Maria Schwarz-Herda Kommunikation Dr. Maria Schwarz-Herda Kommunikation Wie Gespräche besser gelingen 5 Grundsätze 1. Beziehung zum Partner aufbauen Offenheit sich selbst herzeigen und ins Gespräch bringen Zeit geben 2. Vom Anderen her denken lernen Inhalt und Gefühle zu verstehen suchen gemeinsame Sprache finden 3. Mich und den anderen ernst nehmen Mein Gegenüber ist so wichtig wie ich selbst 4. Gesprächssituation Ort, Zeit, Stimmung 5. Signale der Körpersprache beachten Selbstbild und Fremdbild auf Körperzeichen des anderen achten Sinne bewusst einsetzen Dr. Maria Schwarz-Herda Kommunikation Drei Persönlichkeitsinstanzen das Eltern-Ich ( Hilfe, Behütung, Lebensweisheiten, Ermahnung, wie „man“ sein soll) kritisch – verurteilend – moralisierend - fürsorglich Dr. Maria Schwarz-Herda Kommunikation das Kindheits-Ich (hat jeder noch in sich) natürlich – ausgelassen, verspielt, spontan angepasst – brav, unterwürfig rebellisch – trotzig, aufmüpfig, wehleidig Dr. Maria Schwarz-Herda Kommunikation das Erwachsenen-Ich (lässt nur Reaktionen aus dem Elternund dem Kindheits-Ich zu, die in der Situation angemessen sind) sachlich – informierend – feststellend – analysierend – um Auskunft ersuchend Dr. Maria Schwarz-Herda Kommunikation Das Bild, das man sich von einer anderen Person macht, setzt sich zusammen aus: Wahrnehmung konkreter Verhaltensweisen Vermutungen über dahinter liegende Fähigkeiten, Eigenschaften… Verallgemeinerungen emotionalen Bewertungen blinden Flecken Dr. Maria Schwarz-Herda Kommunikation Nur wer sich selbst gut orten kann, kann andere gut in den Blick bekommen! Selbstbild was ich an mir bemerke, zu dem ich stehen kann (Stärken, Ressourcen, Schwächen…) Fremdbild wie ich von anderen gesehen werde Wunschbild wie ich gerne wäre Realbild könnte nur jemand auf einer Metaebene erfassen Lit.: Mehl, Ch.: Beobachten unter der Lupe. In: Entwicklungsraum Kindergarten.Linz: Verlag Unsere Kinder 2005, 6. Aufl. S.32-39 Dr. Maria Schwarz-Herda Kommunikation Wahrnehmungsfehler Primacy- und Recencyeffekt erster Eindruck – letzter Eindruck Halo-Effekt Überstrahlungseffekt Kontrastfehler Self-fulfilling Prophecy Rosenthal-Effekt Kategorisierungstendenz Typisch…! Projektion Übertragung Unrepräsentativer Kontakt Lit.: Schulz v. Thun, F.: Miteinander reden 1. Störungen und Klärungen.- Reinbek b. H.: Rowohlt Taschenb. Vlg. 2007, 45. A. Dr. Maria Schwarz-Herda Kommunikation Hören mit dem Sachohr Chancen sachliche Klärungen ohne Aggression möglich Gefahr Sender fühlt sich unverstanden Hören mit dem Selbstkundgabeohr Chancen Sender fühlt sich verstanden, begegnet Argumenten des Gegenübers eher aufgeschlossen Gefahren Empfänger kann sich Betroffenheit entziehen Sender kann Empfangsweise als „daneben“ einstufen Lit.: Schulz von Thun, F.: klarkommen mit sich selbst und anderen: Kommunikation und soziale Kompetenz Reden, Aufsätze, Dialoge.- Reinbek b. Hamburg: Rowohlt V. 2004, 2. Auf. Dr. Maria Schwarz-Herda Kommunikation Hören mit dem Beziehungsohr Chancen verdeckte Konflikte kommen auf den Tisch Gefahr Empfänger nimmt alles persönlich Hören mit dem Appellohr Chancen Empfänger erfasst, was von ihm erwartet wird – kann Lösung anstreben Gefahren Ausrichtung auf Erwartungen des Senders Position des Empfängers ungeklärt Dr. Maria Schwarz-Herda Kommunikation Aktives Zuhören Königsweg zum guten Zuhören Ich gebe das, was ich von anderen aufgenommen und atmosphärisch erspürt habe, mit meinen eigenen Worten wieder. Ergebnis meines Zuhörens = Gegenstand meiner Rückäußerung Paraphrasieren Ich gebe das gehörte mit eigenen Worten wieder. Verbalisieren Ich fasse auch den aufgenommenen Gefühlston in Worte Dr. Maria Schwarz-Herda Kommunikation Aktives Zuhören ist wichtig in der Therapie wenn der Sender Mühe hat, die richtigen Worte zu finden wenn der Empfänger nicht sicher ist, den Sender richtig verstanden zu haben in Streitgesprächen Dr. Maria Schwarz-Herda Kommunikation Gefahr, sich „voll reden“ zu lassen Abhilfen Unterbrechen sich zeigen, Farbe bekennen zuhören – Stellung nehmen Antwort enthält den Hinweis auf präzises Zuhören und eigene Stellungnahme = höchste Form der dialogischen Gesprächskunst gestaltendes Zuhören Dr. Maria Schwarz-Herda Kommunikation Erziehungsstil Verhaltensmuster von Erziehern/ Erzieherinnen Verhaltensweisen, die sich zu einer typischen erzieherischen Grundhaltung zusammenfassen lassen Kurt Lewin autoritäre Verhaltensweisen demokratische Verhaltensweisen laissez-faire verhaltensweisen Anne-Maria und Reinhard Tausch Lenkungsdimension emotionale Dimension autokratischer Stil sozial-integrativer Stil Lit.: Hobmair, H. (Hrsg.) et al.: Pädagogik. – Troisdorf : Bildungsv. EINS 2002, 3. Aufl. Erziehungsstile (vgl. Hobmair, H. et al. 1996, vgl. Rollett, B. 1997) Erziehungsstil Dr. Maria Schwarz-Herda Kommunikation Verhaltensweisen eines/einer Erziehenden, die sich zu einer typischen erzieherischen Grundhaltung zusammenfassen lassen Kurt Lewin (österr. Psychologe, vor dem zweiten Weltkrieg in die USA ausgewandert) 1. autoritäre Verhaltensweisen 2. demokratische Verhaltensweisen 3. laissez-faire Verhaltensweisen ad 1.) Merkmale: Aktivitäten vom Leiter bestimmt, Leiter gibt Befehle und Kommandos (etwa 60 % seiner Tätigkeit), übernimmt für alle Tätigkeiten der Kinder die Verantwortung, lobt und tadelt personenbezogen, eher freundlich, aber unpersönlich, Kinder kennen den Arbeitsplan nicht, können sich ihre Gruppe nicht selbst aussuchen… ad 2.) Merkmale: Kinder bekommen Überblick über den Arbeitsplan und das Ziel, Entscheidungen in der Gruppe diskutieren, Leiter unterstützt/ermutigt Gruppenmitglieder, Kinder suchen sich Gruppe aus, Gruppe teilt die Aufgaben eigenverantwortlich auf, Lob/Tadel sachbezogen, Leiter gibt mehrere Lösungswege zur Auswahl, Leiter versteht sich als Gruppenmitglied mit schwacher Mitbeteiligung, keine Unterbrechung der Gruppenarbeit durch Befehle/Kommandos, persönliche Gespräche mit einzelnen Kindern… ad 3.) Merkmale: Leiter ist weitgehend passiv, versichert aber, dass er hilft, minimale Vorgaben, Leiter bietet Materialien an, Arbeitsergebnisse kaum bewertet, Leiter ist freundlich, aber neutral… Ergebnisse: Laissez-faire-Stil – Desorganisation, Arbeitsergebnisse sind schlecht Demokratischer-Stil – gute Arbeitsergebnisse, bestes Gruppenklima Autoritärer-Stil – gute Arbeitsergebnisse, schlechtes Gruppenklima, Arbeit sofort eingestellt, wenn Leiter den Raum verlässt Dr. Maria Schwarz-Herda Kommunikation Tausch & Tausch sehr autokratisches Verhalten (sehr ausgeprägt: Lenkung, Dirigierung, Kontrolle Geringschätzung, emotionale Kälte) autokratisches Verhalten (ausgeprägt: Lenkung, Dirigierung, Kontrolle Geringschätzung, emotionale Kälte) sozialintegratives Verhalten (mittelmäßig vorhanden: Lenkung, Dirigierung, Kontrolle sehr ausgeprägt: Wertschätzung, emotionale Wärme, Zuneigung) laissez-faire-Verhalten (minimale Lenkung, Dirigierung, Kontrolle mittelmäßig vorhanden: Wertschätzung, emotionale Wärme, Zuneigung) Literatur Hobmair, H. et al.: Pädagogik.- Köln : Stam Verlag, 1996 Rollett, B. : Lernen und Lehren. Eine Einführung in die Pädagogische Psychologie und ihre entwicklungspsychologischen Grundlagen.- Wien: Univ.-Verl., 19975 Dr. Maria Schwarz-Herda Kommunikation Der pädagogische Bezug (Hermann Nohl) Erziehung geschieht um des Zu-Erziehenden willen Erziehung unterliegt einem historischen Wandel Das päd. Verhältnis ist ein Verhältnis der Wechselwirkung Das päd. Verhältnis kann nicht erzwungen werden Das päd. Verhältnis strebt danach, sich aufzulösen und überflüssig zu machen Im päd. Verhältnis akzeptiert der Erzieher den zu Erziehenden und fördert ihn nach seinen Möglichkeiten Dr. Maria Schwarz-Herda Kommunikation Aspekte, die aktueller Bestand aller päd. Arbeit sind (Hermann Giesecke 1999) Der/die zu Erziehende muss für ein erwünschtes Verhalten gewonnen werden. Seine/Ihre Bedürfnisse müssen erkannt werden und für die erzieherischen Zwecke verwendet werden. Das Leben muss dem/der zu Erziehenden erträglich und befriedigend erscheinen. Der/Die zu Erziehende muss eine Perspektive für sein /ihr späteres Leben erkennen können. Die Anforderungen an den/die Erziehende müssen seinen /ihren Möglichkeiten entsprechen. Der/Die Erziehende muss die Motivation der/des zu Erziehenden erkennen und daran anknüpfen. Dr. Maria Schwarz-Herda Kommunikation Checkliste für das Geben von Feedback Ist mein Partner bereit, Feedback zu empfangen? Ist mein Feedback angemessen? Habe ich den richtigen Zeitpunkt für mein Feedback gewählt? Ist das Maß meines Feedbacks richtig? Wünscht mein Partner Feedback? Ist mein Feedback beschreibend? Erkläre ich die Motive für mein Feedback? Prüfe ich, ob mein Feedback richtig ankommt? Prüfe ich meine eigene Urteilsfähigkeit? Formuliere ich klar und genau? Habe ich den sachlichen Informationsgehalt erfasst? Habe ich den gefühlsmäßigen Informationsgehalt erfasst? Habe ich beschrieben und nicht bewertet? Beziehe ich mich auf ein begrenztes Verhalten? Habe ich den Gesprächspartner nicht analysiert? Trenne ich zwischen Wahrnehmung, Vermutung, Gefühl? Gebe ich Ich-Botschaften? Spreche ich reversibel? Habe ich Feedback unmittelbar gegeben? Achte ich auf die eigene psychische Verfassung? Achte ich auf die psychische Verfassung des Gesprächspartners? Gebe ich auch positives Feedback? (Crisand, E. (Hrsg.): Psychologie der Gesprächsführung.- Heidelberg: Sauer-Verlag, 19924 S. 45) Dr. Maria Schwarz-Herda Kommunikation Körpersprache im Unterricht wichtige Ergänzung und Unterstützung der Verbalsprache Unterrichtliche Kommunikation hat Inhalts-, Beziehungs- und Prozessaspekt sowohl in der Verbal- als auch in der Körpersprache nachweisbar Dr. Maria Schwarz-Herda Kommunikation Inhaltsbotschaften im Unterricht überwiegend über Verbalsprache vermittelt Beziehungsbotschaften im Unterricht überwiegend über Körpersprache vermittelt Prozessbotschaften im Unterricht sowohl über Verbal- als auch über Körpersprache vermittelt Nonverbale Kommunikation lässt „Gegenverkehr“ zu Meyer, H.: Unterrichtsmethoden II: Praxisband.- Berlin: Cornelsen 2008 14 S. 377-379