GRUNDLAGE DER PSYCHOTHERAPIE IM ERWACHSENENALTER

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GRUNDLAGEN DER PSYCHOTHERAPIE IM
ERWACHSENENALTER
25. November 1999
Psychotherapie hat Geschichte
 Schamanen, Priester, Magier, Rabbis, Astrologen, weise Frauen  Vorläufer des
Psychotherapeuten
a) Hochkulturen der Antike, Religionen, Heilungs- und Beschwörungsrituale der
Urvölker, Gelehrte und Ärzte des Altertums
 Bibel, Märchen, Sagen, Schriften des Altertums, Wunderheilungen
 sporadische Praxis so alt wie Menschheitsgeschichte
 «Psychotherapie hat eine lange Geschichte, aber eine kurze Vergangenheit» 
Ebbinghaus-Zitat für die Psychologie ist auch auf die Psychotherapie anwendbar
b) Entstehung der wissenschaftlichen Psychotherapie – 18. Jahrhundert
 wissenschaftlicher Hypnotismus (MESMERismus, BERNHEIM, LAVATER)
 MESMER: böhmischer Badearzt, seine suggestiven Methoden förderte Heilung seiner
Patienten
 Hypnose (CHARCOT, 1885, Salpetiere; BLEULER, FREUD)
 Begriff «Hypnose»: James BRAID (1795 – 1860)
 Hypnose = wissenschaftliche Geburtsstunde der Psychotherapie
c) Wissenschaftliche Institutionalisierung der Psychotherapie
 Sigmund FREUD  Psychoanalyse um 1900
 I. P. PAWLOW  Behaviorismus (WATSON, SKINNER, THORNDIKE)  Verhaltenstherapie
(1910 – 1920; aber Anwendung erst ab 1950)
 Carl R. ROGERS  Humanistische Psychotherapie («3. Kraft»)

Gesprächspsychotherapie, Personzentrierter Ansatz (um 1940)
 MAHONEY, MEICHENBAUM  Kognitive Psychotherapie – Kognitive Wende (um 1970)
 Ursachen für Entwicklung der Psychotherapie im 20. Jahrhundert sind auch in
Weltkriegen zu suchen  Kriegstraumatisierung, überforderte Frauen und Kinder
Psychotherapie – Definition
Psychotherapie realisiert als Behandlungsprinzip die planvolle psychologische Beeinflussung
von
Faktoren
der
Individuum-Umwelt-Beziehung
unter
medizinischen
Anforderungsbedingungen mit dem Ziel, die subjektiven (organismischen und
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PSYCHOTHERAPIE – WS 1999/2000
Script von Tobias Elze
psychosozialen) Voraussetzungen des Individuums
Lebensbedingungen zu verbessern (GEYER, 1989).
zur
aktiven
Gestaltung
seiner
Merkmale der Psychotherapie
 geplante, zielorientierte Maßnahme, führt zu Veränderungen der Persönlichkeit und von
Verhalten
 Maßnahme im Zusammenhang mit behandlungsbedürftigen, krankheitswertigen
Verhaltensstörungen,
Leidenszuständen,
psychischen
Beeinträchtigungen
und
Krankheiten
 zur Veränderung werden psychologische Methoden eingesetzt
 Vorgehensweisen, die im Erleben und Verhalten ihren Ansatzpunkt haben (versus
physikalische, medikamentöse, soziale und chirurgische Maßnahmen)
 erfolgt durch ausgebildete, professionelle Helfer
 ist ein Prozess, der hinsichtlich Zielsetzung, Planung, Realisierung der Maßnahmen, der
behandelnden und behandelten Personen und deren Interaktionen untereinander
theoretisch fundiert sein muss
 ist empirischer Effektkontrolle zugänglich
Therapeutische Prozessphasen
Phase
 Indikatoren
Ziele
Mittel
 Diagnostische
 Interview / Anamnese
Abklärung
 Persönlichkeitstests und
 Klärung der geeigneten
klinische Tests
Therapiemethode
 u. U. neben
Medizinische Intervention?
psychologischer auch
Psychologische Intervention?
medizinische
Welche klinisch-psychologische
Untersuchung
Behandlungs- bzw.
Therapiemethoden?
 Aufbau der
Therapeutischen
Beziehung
 Inszenierung des
therapeutischen
Lernens
 Rollenstrukturierung
(dem Patienten die Rolle als
Patient erleichtern und
erklären)
 Bildung von positiven
Veränderungserwartungen
 Aufbau der
therapeutischen
Beziehung
 Eventuell Vermittlung
eines globalen
Ätiologiekonzepts
 Systematischer
Kompetenzaufbau
(Verhaltenstherapie)
 Analyse und Erfahrung
 Verwirklichung von
Wertschätzung und
Empathie
 Klärung der
therapeutischen
Spielregeln
 Therapeutischer
Kontakt
 Einsatz spezieller
psychotherapeutischer
Techniken
 Kontinuierliche
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PSYCHOTHERAPIE – WS 1999/2000
Script von Tobias Elze

 Evaluation vor / nach 
Abschluss


von Verhaltens- und
Erlebensmotiven
(Psychoanalyse)
Restrukturierung des
Selbstbildes
(Gesprächspsychotherapie)
Psychodiagnostische
Klärung der
Therapiezielerreichung
Sicherung der
Generalisierung der
Therapieergebnisse
Formelle Beendigung
des therapeutischen
Verhältnisses
Beobachtung und
Evaluation des
therapeutischen
Verlaufs
 Gespräch
 Diagnostische
Verfahren
 u. U. Reduzierung der
therapeutischen
Kontakte
 einvernehmliche
Abschlussvereinbarung
Allgemeine Wirkprinzipien einer nichttherapieschulartig
verfassten Allgemeinen Psychotherapie
a) Problembewältigung
 Aktive Hilfe zur Problembewältigung
 Bewältigungsarbeit – Bewältigungsperspektive
b) Klärung
 Therapeutische Klärung und Klärungsarbeit
 motivationale Aspekte des Verhaltens / der Fehlanpassung erfahrbar machen
c) Problemaktualisierung
 Prinzip der realen Erfahrung (Setting muss den Problemen entsprechen und Konflikte
erlebbar machen)
 Veränderung erlebter Bedeutungen
d) Ressourcenaktivierung
 Therapiebeziehung
 Stützelemente in der Therapie und des Sozialfeldes
Lit.: GRAWE, Klaus (1994): Psychotherapie ohne Grenzen. Von Therapieschulen zur
Allgemeinen Psychotherapie. Verhaltenstherapie und psychosoziale Praxis 3, 357 – 370
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PSYCHOTHERAPIE – WS 1999/2000
Script von Tobias Elze
Grundelemente und allgemeine Wirkfaktoren der
Psychotherapie
(nach J. FRANK, 1960: Die Heiler)
Grundelemente:
a) Persönliche Helfer-Patient-Beziehung
b) Ziel- und sinnvermittelnde Behandlungstheorie
c) Fördernde und stützende Behandlungsverfahren
d) Gesellschaftlich geachteter Behandlungsort
Wirkfaktoren:
a) Korrektive Lernmöglichkeiten
b) Hoffnung und Besserungserwartung
c) Erfolgserlebnisse mit Selbstwertsteigerung
d) Aufhebung zwischenmenschlicher Entfremdung
e) Emotionale Erregungsabfuhr
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PSYCHOTHERAPIE – WS 1999/2000
Script von Tobias Elze
9. Dezember 1999
Gast in der Vorlesung:
Karin TEICHMANN.
 ortsansässige Psychotherapeutin
 stellt sich vor und spricht über Probleme freiberuflicher Psychotherapeuten in Sachsen
 inhaltlich interessant, doch nicht prüfungsrelevant
 (ca. 1 Stunde)
Entspannungstechniken
 Schwerpunkt: Autogenes Training (AT)  Verfahren von J. H. SCHULTZ (veröffentlicht
1934)
 Literatur:
 KÖNIG, DIPOL, SCHAEFFER: Autogenes Training. Jena: Thieme 1979
 gleiche Autoren: Fibel für das AT
 Günter KRAMPEN: Übungskurse zum AT. Göttingen: Hogrefe
Der Aufmerksamkeitsscheinwerfer
 Hintergrund: Gate-Control-Theorie
 im Rückenmark Nervenschaltstelle («gate»), die für Schmerzweiterleitung
verantwortlich ist
 wenn man sich auf Schmerz konzentriert  «gate» erweitert sich  mehr Schmerz
wird wahrgenommen
 Konsequenz: Man muss Patient Fähigkeit beibringen, Aufmerksamkeit weg vom
Schmerz hin zu anderem zu lenken
  «Genusstraining»  Sinne neu trainieren
 andere Möglichkeit: Entspannungstechniken wie AT
Sehen
Riechen
Hören
Schmerz
Bewusstsein
Denken
Tasten
Schmecken
TemperaturEmpfinden
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PSYCHOTHERAPIE – WS 1999/2000
Script von Tobias Elze
 Abb.: der Aufmerksamkeitsscheinwerfer
 er muss in der Schmerztherapie vom Schmerz wegbewegt wreden
Einteilung der Formen der Entspannungstherapie
autosuggestiv
AT, Yoga, Meditation,
Atemtherapie
fremdsuggestiv
Hypnose, Coué-Fremdsuggestion, Beginn des
AG
Psychologie /
Psychotherapie
körper- und
bewegungsbezogen
Tai Chi,
Feldenkrais, KoE,
Funktionelle Entsp.,
Tanztherapie, PMR
medienunterstützt
Entspannungstherapie
Biofeedback,
Musiktherapie
(rezeptive), AlphaTraining (MindMaschinen)
aktiv
passiv
medizin.pharmakolog.
Tranquilizer,
Naturheilmittel
physiotherapeut.
Bäder, Massage,
Gymnastik, Stretching
Medizin
Erläuterung einiger Begriffe:
 COUÉ: «Mit jedem Tag geht es dir in jeder Hinsicht immer besser und besser.»
 jedes Organ wird «angesprochen», z. B.: «Dein Magen kann heute noch besser die
Nahrung verdauen. Er arbeitet hervorragend. Nun kommt die Nahrung in deinem
Darm an. Die Ausscheidung funktioniert wunderbar...»
 Moshe FELDENKRAIS: Physiker, Physiologe  entwickelte Bewegungsfolgen, die
gesundheitsförderlich sind (wird nicht von Krankenkasse finanziert)
 KoE: Konzentrative Entspannung (von Frau GRINDLER in Leipzig in 20-er Jahren
entwickelt)
 ähnliche Technik: Funktionelle Entspannung (Frau FUCHS)
 PMR: Progressive Muskelrelaxation (E. JAKOBSEN)
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PSYCHOTHERAPIE – WS 1999/2000
Script von Tobias Elze
16. Dezember 1999
 Beginn der Vorlesung: Reschke gibt Demonstration von Entspannungsinduktionsformeln
zur Übung
 Möglichkeiten zur Entspannungsinduktion, die Reschke oft verwendet:
a) Pt. soll sich «Zitrone» vorstellen  physiologische Reaktion (Speichelfluss) vollzieht
sich  Konditionierte Reaktion verbal ausgelöst
b) «Fallversuch»: Pt. stellt sich hin und schließt die Augen; Instruktion: «Stell dir vor, du
fällst nach hinten.», dabei leichte Berührung am Rücken, darauf Zurückziehen der
Hände  Pt. fällt nach hinten
c) «Pendelversuch»: Pendel wird von Pt. still gehalten; Suggestion: Pendel schwingt 
Pt. sieht es schwingen
 a) bis c) sind Versuche, die Pt. zeigen sollen, dass über Autosuggestion menschliche
Wahrnehmung beeinflusst werden kann, so dass Pt. überzeugt wird, z. B. auch seine
Schmerzen beeinflussen zu können
Entspannung – Was bewirkt sie?
Ent-Spannung
z. B. PMR, Muskelentspannung,
Atementspannung, Yoga,
Bewegungstraining
Körpervorgänge
Normalisierung des
sympathischen NS, langsamerer
Puls, Blutdrucksenkung, tiefere
Atmung
Gefühle
Bewert.‘gen, Gedanken
Verhalten
angenehmer, entspannter,
größeres Wohlgefühl, weniger
Ängste, mehr Gelassenheit
positiver, freundlicher, weniger
bedrohlich, günstigere
Wahrnehmung der eigenen
Person und Umwelt, mehr
Kreativität
weniger gespannt, gelöster,
leichter, flüssiger, müheloser
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PSYCHOTHERAPIE – WS 1999/2000
Script von Tobias Elze
Physiologische Reaktionen
(nach VAITL, 1978)
a)
b)
c)
d)
e)
f)
Verlangsamung und Gleichmäßigkeit der Atmung
Reduktion des O2-Verbrauchs
Absinken der Herzfrequenz
Zunahme des galvanischen Hautwiderstands
Tonusverlust der Skelettmuskulatur
Zunahme der Aktivität der Alpha-Wellen (in Folge Reduktion des sensorischen Inputs und
Abnahme der okulomotorischen Aktivität)
g) Zunahme der EEG-Synchronisation (durch Lenkung der Aufmerksamkeit auf einen
internen wiederkehrenden Reiz und durch weitgehende Ausblendung akustischer und
taktiler Reize)
Grundformeln des AT
 sollte Pt. mindestens 6 mal subvokal wiederholen
Verlauf des AT (nach MENSEN):
Übung bzw. Schritt Übungsformel
0. Ruhetönung
«Ich bin ganz ruhig.»
1. Schwereübung
«Der rechte (bei Linkshändern der linke) Arm ist ganz schwer.» 
(Muskelentspannung)
der linke  rechtes Bein  linkes Bein  Arme und Beine
2. Wärmeübung
wie Schwereübung, aber mit «ganz warm»
(Gefäßerweiterung)
0. bis 2.: Grundkonzept des AT.
 darüber hinaus: spezielle Organformeln:
3. Herzübung
«Mein Herz schlägt ganz ruhig und gleichmäßig.»
(Herzberuhigung)
4. Atemübung
«Die Atmung ist ganz ruhig und gleichmäßig.» J. H. SCHULTZ: «Es
(Atemberuhigung)
atmet mich.»
5. Leibübung
«Mein Bauch ist strömend warm.» J. H. SCHULTZ:
(Regulierung der
«Sonnengeflecht» statt Bauch
Bauchorgane)
6. Konzentrative
«Meine Stirn ist angenehm kühl.» (nicht bei Kopfschmerzen!)
Kopfübung
7. Rücknahme
«Arme fest, tief atmen, Augen auf.»
«Arme fest»: Arme strecken, Fäuste ballen, Arme gestreckt zur Seite und nach oben bewegen
Vorsicht:
 Organismus kann bei Entspannung mit Dysregulation reagieren (z. B. epileptischer
Anfall)
PSYCHOTHERAPIE – WS 1999/2000
Script von Tobias Elze
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 bei «Schwereübung»: Absinken von Muskeltonus und Blutdruck  Vorsicht bei
Patienten mit Hypotonie
 Mit paradoxen Reaktionen ist immer zu rechnen!
Techniken bei der Vermittlung des AT
a) Einführungsinfomationen, Motivierung
b) Gruppengröße: 6 bis 10 ideal, max. 20
 besser in Gruppen als einzeln (Gruppendynamik)
c) Vorgespräch mit jedem Teilnehmer, evtl. Fragebogen, z. B.
 KRAMPEN: AT-Eva
 Uni Leipzig: KEVA (computerisiert)
d) Rücknahme vorher üben: «Schließen Sie die Augen. Sagen Sie jetzt bitte leise zu sich
selbst: ...»
e) Formeln: 6 mal Darbietung im Lernprozess, möglichst wenig heterosuggestive Elemente
 Pt. soll sich selbst suggerieren, nicht Therapeut
f) Fortschreiten zur nächsten Übung erst, wenn vorherige Stufe mindestens zweimal sicher
erreicht wurde
g) Häufigkeit des Übens: am besten zwar 3 mal täglich, in Praxis aber oft nicht durchführbar
 wenigstens einmal täglich zu realisieren versuchen, in Woche besser möglich als am
WE, denn dieses hat keine Struktur (gut: Feiertage in Woche)
h) Haltungen: Liegen (Toter-Mann-Stellung); nicht: Droschkenkutscherstellung
i) externe Bedingungen: Abschirmung von Außenwelt, angenehme Raumtemperatur,
bequemer Sitz, Ruhe; lieber keine besprochenen Tonbänder, aber Musik möglich
j) Protokoll: Rückmeldung über die Hausaufgaben in schriftlicher Form wichtig
k) Dauer des Erlernens: mindestens 10 Wochen
 Formelhafte Vorsatzbildung ( Übungsformeln) individuell lernen
 positiv
 kurz
 mit persönlichem Wertesystem kompatibel
 affirmativ (nicht: «Ich rauche nicht mehr.»)
Grundsatz von ROSA: «Finde deinen Lehrer.»  auf keinen Fall Lehrer wählen, der nicht aus
Überzeugung handelt.
 kurz zu PMR: ähnliche Technik, aber weniger suggestiv
 16 Muskeln werden sukzessive angespannt und wieder entspannt
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PSYCHOTHERAPIE – WS 1999/2000
Script von Tobias Elze
6. Januar 2000
Humanistische Psychotherapie
 Stichwort Klientzentrierte Psychotherapie:
 in Deutschland 1956 Reinhard TAUSCH (Schüler von Carl ROGERS)
 Zentrum: «Therapeutische Beziehung» (s. u.)
 in Deutschland noch nicht als wissenschaftliches Verfahren anerkannt  nicht zur
Ausbildung freigegeben
Aktualisierungstendenz
des Selbst, des Organismus
 = das jedem Organismus eigene Potenzial zur konstruktiven Veränderung seiner selbst in
der jeweiligen Umgebung
 grundlegendes Merkmal allen organischen Lebens
 Neigung zur totalen, organisierten, zielgerichteten Reaktion
 Tendenz, sich zu erhalten, zu erhöhen, zu wachsen, zu differenzieren, sich
weiterzuentwickeln
 Substrat aller menschlichen Motivation
 Problem:
 Entfaltung, positive Entwicklung ist gut zu erklären, schwieriger: negative
Entwicklung (Versuch: Selbst ist bei destruktiver Entwicklung blockiert)
 vergleiche auch Bedürfnispyramide von MASLOW: vom klientzentrierten Ansatz werden
die «höheren» Bedürfnisse bedacht; Selbstaktualisierungstendenz findet sich bei MASLOW
sehr weit oben
 Erklärung, warum es Kriminalität gibt (z. B. stehlen Straßenkinder nicht aus
Selbstverwirklichung, sondern aus Hunger, der in der Pyramide ganz unten ist)
Therapeutische Beziehung
 Beziehung = Grundlage menschlicher Entwicklung  zentraler Stellenwert für:
 konstruktive psychotherapeutische Veränderung
 für Entwicklung der Persönlichkeit (ROGERS 1957, 1991)
 Beziehungserfahrungen des Kindes mit bedeutsamen Personen bestimmen:
 Inhalte und Werte des Selbst
 (In-)Kongruenz zwischen Selbst und Erfahrung
 gesundes vs. gestörtes Funktionieren der Person
 Bedürfnis nach positiver Beachtung durch Bezugsgruppen (Bindungstheorie BOWLBY,
GROSSMANN & GROSSMANN)
 sich an begrenzte Zahl vertrauter Personen zu binden
 sich der zuverlässigen Verfügbarkeit und Zuwendung der Beziehungspersonen zu
versichern
 = Elementarbedürfnis, biologisch notwendig, primär, angeboren?
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PSYCHOTHERAPIE – WS 1999/2000
Script von Tobias Elze
Psychopathologieauffassung
des klientzentrierten Ansatzes
Wie entsteht Psychopathologie?
 Selbst muss ständig neue Erfahrungen aufnehmen können
 PIAGET: Assimilation und Akkomodation
 = kongruente Symbolisierung
 Wesen der Entstehung psychischer Störungen = inkongruente Symbolisierung
 externe und interne Reize und Bedürfnisse werden verzerrt oder gar nicht mehr
wahrgenommen
  Erstarrung, Verfestigung, psychische Verspannung des Selbst
 Verteidigungshaltung des Selbst absorbiert psychische Energie  Angst
Therapietheorie
Wodurch findet Heilung statt?
 Initiierung eines entkrampften, angstfreien Selbstexplorationsprozesses
 Bedingungen:
 Beziehung muss angstfrei sein.
 Selbst muss Achtung erfahren.
 Neuorganisation ohne Druck, Tempo wird allein durch Person bestimmt.
 Therapie: Selbstkonzept entkrampfen, so dass es sich in Frage stellen kann und neue
Erfahrungen aufnehmen: Wirksamwerden der Selbstheilungskräfte.
Geschichte der Klientzentrierten Gesprächspsychotherapie
4 Phasen:
 nicht-direktive Therapie (1942-1950):
 Carl ROGERS übernimmt 2 Ideen von seinem Lehrer Otto RANK aus Psychoanalyse:
a) Biete dem Patienten Sicherheit.
b) Glaube an die Selbstheilungskräfte des Patienten.
 nicht-direktiv: Verzicht auf Hypnose, Deutung u. ä.
 Buch von ROGERS (1942): «Client-centered Psychotherapy»
 Skandal: Rogers gibt Protokolle von Psychotherapien wieder
 gefühlsverbalisierende Psychotherapie (1950-1962):
 «Spiegeln der Gefühle»
 empathisches Einfühlen
 therapeutisches Basisverhalten exakt beschrieben  Bedingungsgefüge
klientzentrierten Handlung:
a) Selbstkongruenz des Therapeuten (Echtheit etc.)
b) Akzeptanz, positive Wertschätzung, Wärme
c) Empathie (einfühlendes Verstehen der Erlebnisinhalte des Patienten)
 Technik der Empathie: Verbalisierung
 Erlebniszentrierte Gesprächspsychotherapie (bis heute):
der
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PSYCHOTHERAPIE – WS 1999/2000
Script von Tobias Elze
 E. GENDLIN: untersucht stagnierende Therapieprozesse; Ergebnis: Patient kommt mit
eigenen Gefühlen nicht in Kontakt
  Technik: «Experiencing», «Focusing» (1967): Fokussierung des Augenblicks, des
unmittelbaren Erlebens
 ganzer Körper einbezogen
 Methodenintegration, -kombination, differenzielle Gesprächspsychotherapie (GT) (parallel
zu )
 Anwendung der GT auch auf Gruppen und Kinder
 partnerorientierte GT; elternkonzentrierte GT (GORDON-Ansatz)
 differenzielle GT: «GT ist kein Allheilmittel.»
13. Januar 2000
Modell der inkongruenzbedingten Störung
ursprüngl.
Selbst
Inkongruenz
aktuelles
Lebensereignis
kindlicher
Konflikt
Selbstkonzept
Konflikt  Symptom
organismisches
Erleben
(Modell nach Jobst FINKE)
Wissen und Umsetzung der Basiskomponenten des Beraters
Kongruenz
Direktheit
Ehrlichkeit
Ausdrucksvermögen
Akzeptanz
Toleranz
Achtung / Zuwendung ohne
Vorbedingungen
Wachheit
Bewusstheit
«Awareness»
Relflexion des Prozesses
Einfühlendes Verstehen
(Empathie)
Konfrontationsfähigkeit
Konfliktfähigkeit
Durchsetzungsfähigkeit
Selbsteinbringung
Abgrenzungsfähigkeit
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PSYCHOTHERAPIE – WS 1999/2000
Script von Tobias Elze
Therapieprinzipien
Bedingungsfreies Akzeptieren
Einfühlendes Verstehen
Echtheit
Therapietechnik
Einfühlendes Verstehen
Anerkennen
Konfrontieren
Konkretisierendes Verstehen
Bestätigen
Beziehungsklären
Selbstbezogenes Verstehen
Solidarisieren
Organismusbezogenes
Verstehen
Selbsteinbringen
(nach Jobst FINKE)
Standardbedingungen
Indikation






Therapiezielbestimmung
Psychogenese
Therapievertrag



Kontrolle des
Therapieverlaufs


Beziehungsfähigkeit zum Selbst
seelisches Leiden, Leidensdruck, Therapiemotivation
Freiwilligkeit, Bereitschaft zur Selbstauseinandersetzung
15 – 65 Jahre, auch noch darüber möglich
normale Intelligenz
Vorsicht bei chronischer Sucht und Psychosen! (keine
sofortige Therapie möglich; PROUTY entwickelte «pretherapy», um auch solche Menschen therapierfähig zu
machen)
gemeinsame Therapiezielvereinbarung
Anerkennung der Psychogenese durch den Patienten
Vereinbarung über Therapie, Dauer, Modi (5
probatorische und 10 – 15 Sitzungen), Übergänge, Absage
prä-postdiagnostische und verlaufsdiagnostische Kontrolle
Tonbandaufnahme zur Eigenkontrolle
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PSYCHOTHERAPIE – WS 1999/2000
Script von Tobias Elze
Gestalttherapie
humanistisch – wachstumsorientiert
 zentrale Figur: Fritz PERLS (1893 – 1970, eigentlich Frederic Salomon PERLS)
 metaphorisch-analoger Bezug zur Gestalttheorie in der wahrnehmungs- und
kognitionspsychologischen Forschung
 aber: aus der Psychoanalyse heraus entwickelt
 Suche nach Namen: concentration therapy  Existenzpsychotherapie  Gestalttherapie
(in Abgrenzung zu nihilistischen Zügen des Existenzialismus (SARTRE, CAMUS))
 Mitstreiter: Laura (Lore) PERLS und Paul GOODMAN
 Kombination vieler Strömungen und Ansätze
 Werke:
 Ego, Hunger und Aggression
 Gestalttherapy. Excitement and Growth in the Human Personality.
 in Deutschland: Hilarion PETZOLD
«The difference [...] is essentially that we do not analyze. We integrate.»
Begriffskonzepte der Gestalttherapie
 Wachstum – Selbstaktualisierung – ständiger Kontakt von Umwelt und eigener Innenwelt
 Fluss des Gewahrwerdens der Bewusstheit (awareness) – Begegnung von Ich und Du im
Hier und Jetzt
 Awareness:
 ist der Zustand des lebendigen Organismus, der mit sich und der Umwelt in Kontakt
ist, ohne dass Blockierungen wie z. B. die neurotischen Mechanismen die bewusste
Wahrnehmung seiner selbst und des anderen trüben oder einschränken
 Theoretische Konzepte in der Gestalttherapie:
 Gestaltgesetz der Geschlossenheit (WERTHEIMER) [Bemerkung von mir: die Gestaltpsychologen
selbst widersetzten sich der Bezeichnung «Gestalttheorie», da sie eine Verbindung zu der eigenen Richtung nicht
erkennen konnten – explizit Wolfgang KÖHLER, den man in den USA mit den Arbeiten PERLS’ konfrontierte. T. E.]
 ZEIGARNIK-Effekt: unerledigte Handlungen werden bevorzugt behalten
 Figur-Grund-Bildung
 Konzept der Selbstaktualisierung
 autonome Selbstregulierung und Gleichgewicht aller Kräfte (aus ZEN-Meditation)
 Bild der Gestalttherapie:
 aus der Praxis heraus entwickelt
 Vermittlung einer Lebensform
 Therapie-Protokolle statt Therapie-Ansätze
 wenig geschlossen-strukturierte Ansammlung von Interventionstechniken
 Erfahrung und Begegnung über das Theoretisieren gestellt
 Weltbild der Therapie und Lebensgestalt des Therapeuten (gehen ineinander über)
Neun Kern-Gebote der Gestalttherapie (NARANJO 1979)
 «Lebe jetzt. Kümmere Dich um die Gegenwart, statt um die Vergangenheit und die
Zukunft.» Vergangenheit und Zukunft, das sind Phantasien
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PSYCHOTHERAPIE – WS 1999/2000
Script von Tobias Elze
 «Lebe hier. Beschäftige Dich mit dem Anwesenden, statt mit dem Abwesenden.» Es müssen
viele «unerledigte Geschäfte» aus der Vergangenheit erledigt werden, «unfertige Gestalten»
geschlossen, bis man im Hier und Jetzt leben kann.
 «Höre auf, Dir etwas vorzustellen. Erfahre die Realität.» Die Therapie besteht im
Wesentlichen darin, dem Pt. zu helfen, zwischen seiner Phantasie und Wirklichkeit zu
unterscheiden.
 «Höre auf, unnötig zu denken. Besser: Probier und schau.» Experimentiere mit Dir.
 «Drücke Dich lieber aus, anstatt zu manipulieren, zu erklären, zu rechtfertigen und zu
urteilen.»
 «Lass Dich auf Unerfreuliches und Schmerz ebenso ein wie auf Freude. Schränke Deine
Bewusstheit (awareness) nicht ein.» Vermeide nichts.
 «Akzeptiere keine ‚sollte‘ oder ‚müsste‘ außer Deinen eigenen. Bete keine Götzenbilder
an.»
 «Übernimm die Verantwortung für Deine Handlungen, Gefühle und Gedanken.»
 «Akzeptiere Dich (und die anderen), wie Du jetzt bist (wie sie jetzt sind).»
«Nur, wenn wir die Unausweichlichkeit des jetzigen Zustandes akzeptieren, können wir neue
Bewusstheiten entwickeln und neue Seinswege im nächsten Augenblick ausprobieren.»
«Schick Dich rein, die Person zu sein, die Du bist.» [An der Formulierung bin ich unschuldig – habe sie
wörtlich übernommen. T. E.]
Neurose
 Verteidigungsmanöver gegen zu starke Bedrohung
 Störungen an der Kontaktgrenze in Form von vier Mechanismen
[Ich weiß nicht, welche vier
gemeint sind. T. E.]
a) Introjektion: ungeprüftes Hineinstopfen von Material, das nicht assimiliert wird
b) Projektion: unerwünschte Teile der Person werden als etwas außerhalb der Person
Liegendes halluziniert
c) Retroflektion: aggressive Impulse statt auf Objekte außen auf das Selbst zurück gerichtet
(Haareraufen, Muskelverspannungen, Schuldgefühle)
d) Konfluenz: Verschmelzungstendenzen mit anderen (Partnern) sind wichtiger als Auf- und
Ausbau der eigenen Identität, Unterdrückung eigener Wünsche, Bedürfnisse, Erfahrungen.
e) Deflektion: Vermeidung von engerem Kontakt zur Außenwelt.
f) Desensitivierung: Reduzierung der awareness und der Empfindungen auf ein Minimum.
PERLS 1976, S. 58:
«Der Introjektor tut, was andere von ihm erwarten könnten; der Projektor tut anderen das an,
was er ihnen vorwirft; der pathologisch Konfluente weiß nicht, wer wem was tut; der
Retroflektor tut sich selbst das an, was er am liebsten anderen antäte.»
 growth disorder – disturbance of development
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PSYCHOTHERAPIE – WS 1999/2000
Script von Tobias Elze
20. Januar 2000
Kontakt- und Therapiephasen
(hypothetisch, nicht linear)
a) Klischeephase (Panzer, Klischees, Mythen)  seelisches Erleben spielt sich in «Als-ob»Form ab; darüber ein Panzer  Panzer muss gelockert werden, Klischees werden evtl.
frustriert
b) Rollenspielphase (Rollenmuster)  Patient bekommt Rolle zugewiesen
c) Blockierungsphase (impasse, Leere, Ratlosigkeit)  Patient «versteckt» sich
d) Implosionsphase (Rückgriff auf inadäquate implizite Programma)
e) Explosionsphase (Ausdruck blockierter, abgespaltener Bedürfnisse)
f) Aufarbeitungsphase (Integration der erw. neuen Identität im Erleben)  nach Explosion
darf man Patient nicht «hängenlassen»
g) Verhaltensmodifizierende Schlussphase (Erprobung und Festigung)
Zusammenfassung der Grundkonzepte
a) Hier-und-Jetzt-Prinzip (Stoppen von Dort-und-Dann des Patienten)
b) Therapeut ist nicht Beobachter, sondern Protagonist der therapeutischen Szene, nimmt
also aktiv teil
 typische Fragen: «Was machst du gerade?», «Was macht das jetzt mit dir?»  keine
Warum-Fragen, damit keine Rationalisierung
 «Ich lade dich ein. Mache eine Erfahrung über dich.»
 Hilfsmittel: Lumpensack (kann als Personifizierung des Therapeuten dienen, so dass
Patient an ihm seinen Frust auslassen kann), Bata-Schläger
c) Identifiziere dich mit dem Symptom  Erlebnisaktivierung
Techniken:
a) Fokussierung(stechnik) im Hier und Jetzt
b) Schwingen mit dem Gefühl
c) Vermeidung direkter Beratung und weitgehender Verzicht auf Deutungen
d) Rückkehr bei der Sprache zum «Ich» (also nicht «man», sondern «ich» verwenden)
e) «Entscheide dich!», «Sei dein eigener Chairman!»
Therapiewerkzeuge:
a) persönliche Präsenz des Therapeuten in der Gruppe  Herstellen und Aushalten von
Nähe
b) Herstellen von Awareness  Verstehen des Augenblicks in seiner tiefsten Bedeutung
c) Experimente, z. B. Heißer Sitz (Pt. sitzt wortlos in Gruppenmitte, alle anderen müssen ihm
sagen: Mir gefällt an Dir... / Mir gefällt an Dir nicht...) oder Leerer Stuhl (Repräsentiert
nicht Anwesende Personen)
Therapieziele:
a) Wachstum: Bewusstheit über eigene Person und Ressourcen  Frustration von
Vermeidungs- und Ausweichtendenzen
b) Erwerb von Kontaktfähigkeit, auch Rückzugsfähigkeiten
c) Selbsthilfetechnik: bewusstseins- und orientierungsgebend
d) «Schließen ungeschlossener Gestalten»
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PSYCHOTHERAPIE – WS 1999/2000
Script von Tobias Elze
«Durch wohlwollende Frustration und persönlichen Kontakt soll der Mensch zum
Lebenskünstler werden.»
27. Januar 2000
Psychoanalyse
Literaturempfehlungen:
 THOMÄ & KÄCHELE: Grundlagen der psychoanalytischen Theorie  umfangreich und
mit empirischer Forschung
 J. RATTNER: Klassiker der Psychoanalyse  einfach geschrieben
 Zeitschrift Forum der Psychoanalyse
 Zeitschrift Psyche
Entwicklung der Psychoanalyse als psychotherapeutische
Methode
 aus nicht zufriedenstellender Hypnose entwickelt
 FREUD: Schüler bei CHARCOT, hatte aber Misserfolge mit dessen hypnotischer
Methode
  deutet Fehlreproduktion von Ereignissen als «widersetzen» gegen Hypnose 
Schwierigkeiten der Affektentäußerung (heute in allen therapeutischen Schulen)
  Lehre der «Abwehr»
 FREUD wählt Sitzplatz am Kopfende (wollte vielleicht direkten Blickkontakt vermeiden)
 FREUD erklärt schließlich Hypnose für unnötig: geht auch im Wachzustand des Patienten
 dieser muss Material produzieren, aus dem man auf Verdrängtes schließen kann
Klassische Methode:
 Setting: Patient liegt auf Couch, Analytiker am Kopfende, keine Berührung
 Psychoanalytische Grundregel: vorbehaltlos alles sagen, was Patient in diesem Moment in
den Sinn kommt (auch wenn ihm dies völlig unwichtig erscheint)
 Ziel des Therapeuten: Verstehen, Aufnehmen, Pt. Deutungen anbieten, um mehr Material
von ihm zu bekommen, überbrücken von Erinnerungslücken
 «Wo Es war, soll Ich werden.»
 wöchentliche Sequenz von 1 bis 5 Stunden, ist aber von Entscheidung des Patienten
abhängig; oft über Jahre
 [im Gegensatz dazu empirische Therapieforschung: nach 40 bis 60 Stunden erreicht
Therapiewirkung ihr Maximum, unabhängig von Methode]
2 Grundeinstellungen:
 Abstinenzregel  nicht einmal persönliche Einladungen des Patienten dürfen angenommen
werden
 Haltung von Neutralität und Anonymität gegenüber Patient («therapeutisches
Inkognito»)
 Frei schwebende Aufmerksamkeit:
 breites «Suchfeld», um Gefühle des Patienten richtig zu interpretieren, nicht auf
eine Sache einzuschränken
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PSYCHOTHERAPIE – WS 1999/2000
Script von Tobias Elze
 Folge: Therapie nicht mit Bekannten oder Verwandten
Orientierungsschwerpunkte Psychoanalytischer und
tiefenpsychologisch fundierter Therapie
In der abwartenden, diagnostisch interessierten Neutralität beginnt die Suche nach Zeichen
für:
ES:
 Selbstrepräsentanzen
 Objektrepräsentanzen
 Abwehrleistungen
 Übertragungsbereitschaften
 Übergangsphänomenen
ICH:
 szenischer Entfaltung des Ichs / der Ich-strukturellen Besonderheiten in der offenen analyt.
Situation
 Ausprägung der Ich-Funktionen
ÜBER-ICH:
 Weltsicht und Wertesystem
 Norm- und Moralverinnerlichungen
3. Februar 2000
Psychologie des Unbewussten
 «Cogito, ergo sum.» (DESCARTES)
 «Nicht ich denke, sondern es denkt mich.» (NIETZSCHE)
 «Das Unbewusste ist wie ein fremdes Wesen, das für uns schafft und vorbereitet, um uns
endlich die reifen Früchte in den Schoß zu werfen.» (WUNDT)
 Ergebnisse zum unbewussten Lernen, subliminale Wahrnehmung, unbewusste
Denkvorgänge, Forschungen zum emotionalen Unbewussten, unbewusster,
gefühlsbezogener Informationsverarbeitung, unbewusster Bedeutungsaktivierung  P.
LEWICKI
Literaturempfehlung:
 Andrea HUBER: In den Dunkelkammern der Psyche. Psychologie Heute, 12, 1994, S. 6469
Die psychische Struktur umfasst die Gesamtheit der Funktionsweisen und den Aufbau einer
Person. Die Funktionen und Fähigkeiten des Ichs werden als Ich-Funktionen benannt:
PSYCHOTHERAPIE – WS 1999/2000
Script von Tobias Elze
Realitätsprüfung
(Wahrnehmung)
Sinn für Realität
(Welt und Selbst)
Kontrolle von Impulsen
= die Fähigkeit, innere und äußere Reize adäquat zu beurteilen
Fähigkeit zu
Objektbeziehungen
Defensive Funktionen
= die Fähigkeit, Kontakte aufzubauen, Beziehungen
aufrechtzuerhalten und wechselseitig zu gestalten
= der adäquate Einsatz von Abwehrmechanismen
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= das adäquate innere Erleben der äußeren und inneren Welt mit
Aufrechterhaltung von Ich-Grenzen
= die Fähigkeit, Gefühle und Antriebe zu steuern
Therapeutische Interventionstechniken
 Gesamte Intervention verläuft im Rahmen einer Beziehung
 therapeutisches Agent: Beziehungsfähigkeit
 Herausbildung einer Übertragungsneurose  Therapeut aktiviert eine Art
sekundäre Neurose [indem er quasi die Rolle einer Konfliktperson für den Patienten spielt, T. E.]
 nicht «Dort und Dann» gedeutet, sondern das sich übertragungsneurotisch
Entfaltende
 Einzeltechniken:
a) Analyse von Widerständen
 «Widerstandsarbeit geht vor inhaltlicher Arbeit.»  sobald Widerstand auftaucht,
muss er analysiert werden
b) Übertragung
 Suchfenster
 Übertragung – Gegenübertragung – Kontrolle der Gegenübertragung
 Übertragung = Verhaltensmuster, meist in Kindheit gelernt, Rekonstellierung auf
den Therapeuten
 Sinn: Beschwerden des Pt. verlieren an Bedeutung, dafür Übertragungsneurose
(Schmerz in Therapeut-Pt.-Beziehung)
 kathartisch (also nie schmerzfrei) gelöst
c) Gegenübertragung
= «umgekehrte» Übertragung (Analytiker  Patient)
 muss streng kontrolliert werden, also Supervision, Eigenanalyse
 Folgen von nicht kontrollierter Gegenübertragung:
1) Verlust von schwebender Aufmerksamkeit
2) Agieren (Vorschläge, die nicht zur Therapie gehören)
3) Abstinenzverletzung
4) Pt. bekommt nicht mehr erforderliche Hilfe
5) reziproke emotionale Abhängigkeit
d) Freies Assoziieren
 «Materialspender», daher PA-Grundregel
 bereits z. B. Sprechen von Kinobesuch oder Auto = externe Inhalte  wird als
Widerstand gedeutet
 zu Beginn Freies Assoziieren niemals flüssig, zuletzt gut und von existenzieller
Natur
 C. G. JUNGs Zusatztechnik: JUNGsches Assoziationsexperiment: 25 Wörter wie
Haus, Ball, Liebe, Achtung, Kreuzung, Straße etc. vorgelesen, Pt. muss
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PSYCHOTHERAPIE – WS 1999/2000
Script von Tobias Elze

e)




f)

Assoziationen laut nennen; gemessen: Latenzzeit (heute aber auch Antwort
ausgewertet)
auch: Berichten von Träumen
Deuten / Interpretation
PA-Hauptaktivität
= Einsichtsfördernde Intervention, folgt Prozess des Pt.
Erinnern, Wiederholen, Durcharbeiten  dieser Prozess muss durch Deuten
stimuliert werden
1) aufzeigend: «Was ist das für ein Zucken in Ihrem Gesicht?»
2) klarifizierend: anamnestisch relevante Informationen herausfiltern
3) eigentliches Deuten: Ursachen von Verhalten bewusst machen
Gefahr: fehlerhafte Deutungen
Durcharbeiten
Erreichen der Einsicht
Gesprächsführung im analytischen Sinne, Stufen:
a)
b)
c)
d)
Kontaktherstellung
Exploration notwendiger Zusammenhänge
Ringen um die Psychogenese / Aufhebung der somatischen Fixierung
Fokussieren und Herausarbeiten des Störungsumfeldes  Aufzeigen, Fokussieren,
Deuten
e) Vereinbarung
Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie
Die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie umfasst Therapieformen, die aktuell
wirksame neurotische Konflikte behandeln, dabei aber durch Begrenzung des
Behandlungszieles, durch ein konfliktzentriertes Vorgehen und durch Einschränkung
regressiver Tendenzen (d. h. die Wiederholung kindlicher Einstellungen gegenüber dem
Therapeuten wird nicht forciert) eine Konzentration des therapeutischen Prozesses anstreben.
PA
160 – 240 Stunden,
2 – 3 Jahre
2 – 3 mal pro Woche
im Liegen,
Übertragungsneurose
Aufarbeitung der Übertragung

Deutung

Neutralität

Klarifikation
Tiefenpsychologisch
Dynamische Therapie
fundierte Verfahren
(Fokaltherapie)
50 – 80 Stunden,
1 – 2 Jahre
1 mal pro Woche
bis zu 1 mal pro Woche
im Gegenübersitzen,
konfliktzentriert
()







21
PSYCHOTHERAPIE – WS 1999/2000
Script von Tobias Elze

Aktive Förderung des Dialogs



14. Februar 2000 – Blockvorlesung
Individualpsychologie (Alfred Adler)
 in Deutschland propagiert von Michael TITZE
 Unterschiede zur FREUDschen Psychoanalyse theoretischer und praktischer Natur:
 theoretische Unterschiede:
 ADLER: Der Mensch ist ein primär soziales Wesen. (deutlicher Gegensatz zu FREUD)
  Befriedigung des Trieblebens ist soziokulturell mitbestimmt
 Gemeinschaftsgefühl als zentrale Kategorie (Mitmenschlichkeit, soziale
Verantwortlichkeit etc.)
 Teleologisches Prizip: Mensch soll erkennen, woraufhin er lebt (nicht nur auf
Vergangenheit gerichtet, wie bei FREUD)
 2 Begriffe: Lebenslinie, Lebensstil
 Pathogene Faktoren:
 Minderwertigkeitsgefühl: «Mensch sein heißt, sich minderwertig fühlen.»
 Organminderwertigkeit: «Ich hasse meinen Körper.»  großes Konfliktpotenzial
 Kompensation, Überkompensation, aber auch Dekompensation (= Rückzug in
depressive Verstimmungen)
 Arrangement (neurotisch z. B. Überfreundlichkeit)
 tendenziöse Apperzeption (= selektive Wahrnehmung, Filmrohrblick)
 Entwertungstendenzen des Anderen zur Sicherung des Selbstwerts
 neue Foci der Analyse.
 Ansatz ADLERS ist nicht solitär: schließt z. B. Verhaltenstraining mit ein.
Neue Interventionstechniken:
 Ermutigungsprinzip (heute: Ressourcen stärken)
 Prinzip der Bewusstmachung
Def.: «Die Neurose kann damit zunächst als der Versuch angenommen werden, einem
bestehenden Konflikt mit selbstschädigenden, d. h. pathologischen Mitteln aufzulösen.
Daneben stellt die Neurose selbst aber auch einen untrüglichen Hinweis auf eben diesen
Konflikt dar, der hinter der spanischen Wand des Symptomgeschehens weiterhin, wenn auch
in einer weniger manifesten Form besteht.»
Therapiepraxis:
 Therapeutische Beziehungsaufnahme:
a) Klient gewinnen
 Akzeptanz zeigen für Persönlichkeit des Kranken
 Humor
 therapeutische Atmosphäre schaffen: Offenheit, Anteilnahme
 Therapeut überlässt sich der Führung durch den Klienten (!)
b) Verstehende Einfühlung:
 Empathie
 bildhafte Sprache
PSYCHOTHERAPIE – WS 1999/2000
Script von Tobias Elze
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 Nondirektivität: Kommen lassen statt Erzeugen
 Intuition
 Sinngehalt unverstandener Analogiesymbolik in Sprache der Begriffe kleiden
c) Sprache des Analytikers:
 keine Expertensprache – Authentizität, Humor, Gleichnisse
 anteilnehmende Fragen
d) wohlwollende Abstinenz: Mittragenkönnen der Berichte des Patienten
e) Vergangenheitsprinzip: Frage nach Bild der Biographie für den Patienten, nach
Leitthemen seines Lebens  motivierendes Einbinden des teleologischen Prinzips
f) Frage nach Familienkonstellationen (Familienklima, wie kam es sozialisatorisch zu
Minderwertigkeitsgefühlen?)
 Arbeitsphase:
 dialogischer Perspektivwandel: Patient muss sich durch Reflexion langsam unstellen
 Techniken:
a) Konfrontation
b) Mut zur Unvollkommenheit vermitteln
c) Paradoxien
d) Herstellung eines autonomen Gewissens
Carl Gustav JUNG (1875 – 1961)
Das Persönlichkeitsmodell von C. G. Jung
PSYCHOTHERAPIE – WS 1999/2000
Script von Tobias Elze
a) Persona:
 Ich-Komplex, Anpassung an die Umwelt
 «Kompromiss zwischen Individuum und Sozietät über das, als was er erscheint»
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[sic!,
ich bin unschuldig, T. E.]




flexibler Schutzwall, enthält Wunschbild, Fremdbild, Grenzen des Ich-Ideals
Maske nach Außen, Rollen im Leben, Fassade
gute Persona: wie Haut  Schutz bieten, aber Wärme durchlassen
kranke Persona: wie Panzer  schützt zwar, verhindert aber jeglichen Austausch 
Verkümmerung der Seele
b) Schatten:
 im Ich-Aufbau vernachlässigte Seiten, positiv und negativ; dennoch Teile des Ich
 Nachreifung durch Bewusstmachung der Schatten oder bewusste Übernahme der
Verantwortung für gelebte Schattenseiten  erste Stufe der Individuation
 Mängel und Schwächen, die man kennt, aber nicht wahrhaben will
 oft von selbst keine Auseinandersetzung damit  Therapie: Integration der Schatten
c) Anima, Animus:
 gegengeschlechtliche Archetypen
 Teil des Unbewussten neben dem persönlichen Unbewussten
 ererbte kollektive Bilder, darunter gegengeschlechtliche Seelenbilder
Theoretische Unterschiede zur Psychoanalyse
 Libidotheorie
 Libido bei JUNG: Lebenskraft (élan vital), Energie, die allen psychischen Prozessen zu
Grunde liegt
a) Wille und Willenshandlung
b) Affekt und Emotion im positiven und negativen Sinne
c) Bewusstes und Unbewusstes
d) durch symbolische Manifestation verständlich
e) kann regredieren, kanalisiert und projiziert werden
f) kann inflatorisch anschwellen, verdrängt, gezähmt, gespeichert, verwandelt werden
g) kann im kollektiven Unbewussten versinken
 Kollektives Unbewusstes
 Unbewusstes, dass von der gesamten Menschheit geteilt wird
 beinhaltet Archetypen: zeitlose Symbole der Regulation der Psyche, Urbilder seelischer
Gestaltungsmöglichkeiten, finden sich in allen Kulturen (Bsp.: weiser Mann, Drache,
ewiger Jüngling, Jungfrau etc.)
 Methode der aktiven Imagination: Patient muss sich Szenen vorstellen, z. B. auf
Grundlage eines Traumes  Analytiker ermuntert dazu
 darin: Selbst- und Welterfahrung in bildhaft symbolischer Form
Ziel der Therapie:
 Kollektives Unbewusstes in die Psyche integrieren
 Heilung: Individuum ist aus Zwang der Kollektivpsyche befreit, assimiliert und integriert
 «Werde, der du bist!»
Anmerkungen zu Carl Gustav JUNG:
PSYCHOTHERAPIE – WS 1999/2000
Script von Tobias Elze
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 hatte als einziger Analytiker Bezug zu WUNDT  JUNGsches Assoziationsexperiment (s.
o.)
 Gesamtwerk: 20 Bände, breite Melange, religiös / mystisch geprägt
 Seelisches weniger kausales Prinzip denn Finalitätsprinzip (Werde, der du bist...)
 mythologische Symbollehre
 psychologische Typenlehre, z. B. Extra- und Introvertierter
 Trennung von FREUD
 Gesundheitsauffassungen der drei Analytiker:
Freud
Adler
Jung
Arbeiten und Lieben können
Arbeiten und Lieben können und Gemeinschaftsgefühl haben
 gelingende Individuation (kollektives Unbewusstes integriert)
 Akzeptanz der Schatten
 Ich-Funktionen (Denken, Fühlen, Intuition [und eine vierte, die mir leider entgangen
ist... ich bin noch auf der Suche, T. E.] ) erlauben es, sich dem Leben zuzuwenden
Psychotherapie JUNGs:
 mytisch religiös
 Hilfe zur Befreiung von Selbstentfremdung
 Anleitung zur Selbstfindung
 therapeutische Beziehung im Zentrum
 am Ende der Therapie stehen Therapeut und Patient gleichermaßen verändert da
 nicht so starker Vergangenheitsbezug, eher Gegenwartsbezug
 Erkennung von Lebensaufgaben und Ausweichmechanismen davor
 Therapeut = Katalysator der Selbsterkenntnis des Patienten, soll blinde Flecken erkennen
helfen; Traumdeutung
Gruppenpsychotherapie
 Psychotherapie in Gruppen entwickelte sich in den Jahren 1940 bis 1960
Faktoren der Entstehung von Gruppenpsychotherapie
 Grundlegende Entwicklungen in der Psychologie und Psychotherapie
a) Kurt LEWIN  Psychologisches Laboratorium – Kleingruppenforschung
b) J. MORENO  Soziometrie, Messung von Gruppenstrukturen – Psychodrama
c) Carl ROGERS  Encountergruppen innerhalb des klientzentrierten PsychotherapieAnsatzes
d) Maxwell JONES (kanad. Psychiater, wollte mit Gruppentherapie klass. Hierarchie im
psychiatrischen Krankenhaus entgegenwirken)  therapeutische Gemeinschaft
 Historische und gesellschaftliche Entwicklungsfaktoren
a) Behandlungsnotwendigkeit für große Anzahl von Kriegsopfern mit zum Teil
neurologischen und psychiatrischen Erkrankungen
b) Morbiditätswandel in den entwickelten Industrieländern mit ansteigender Tendenz
psychosozial mitbedingter Krankheiten und psychischer Störungen (zu deutsch:
psychische Krankheiten nehmen zu)
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PSYCHOTHERAPIE – WS 1999/2000
Script von Tobias Elze
Formen der Gruppentherapie
a) Suggestive Gruppentherapie  AT in Gruppen
b) Informative Gruppenbehandlung  Gesundheitsbildung in Gruppen (Ptn. sollen lernen,
ihre Krankheit zu verstehen), Themenzentrierte Interaktion (TZI, Ruth COHN)
 TZI: Man gibt Gruppe gemeinsames Thema vor
Sache
TZI
ICH
WIR
c) Aktivierende Gruppenbehandlung  Tanztherapie, alle Bewegungstherapien
d) Agierende Gruppentherapie  Psychodrama, Kommunikative Bewegungstherapie
e) Reflektierende und dynamische Gruppenpsychotherapie  auf die Persönlichkeits- und
Verhaltensänderung im engeren Sinne gerichtet (möglich z. B. auch gemeinsames
Schweigen  hoch belastend, soll Aushalten lehren)
Einige Gruppenregeln, v. a. für TZI:
a) Alle persönlichen Dinge, die in der Gruppe besprochen werden, bleiben in der Gruppe.
b) Es kann immer nur einer sprechen.
c) Ich versuche, genau zu verstehen, was der Andere sagen will.
d) Ich spreche nicht in Allgemeinplätzen («man»), sondern von mir selbst («ich»).
e) Ich bin für mich selbst verantwortlich.
u. v. a. m.
 Sollten nicht einfach vorgelegt, sondern mit Klienten gemeinsam aufgestellt werden.
Exkurs: Arbeitsformen in der Psychotherapie:
Dyade
Triade
Mediatorenmodell
(THARP & WETZEL)
systemische
Arbeitsform
Gruppe
Patient – Therapeut
Patient – 2 Therapeuten
Therapeut – unmittelbarer Therapeut – Patient
Therapeut / ggf. Co-Therapeut – Paar / Familie
Sonderform: bifokale Therapie
Therapeut / Co-Therapeut – Gruppe
Sonderformen: Kleingruppe und Großgruppe
PSYCHOTHERAPIE – WS 1999/2000
Script von Tobias Elze
Medienvermittelte
Therapie
Selbsthilfe
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Ablationshypnose, Video, PC, Tonband
Patienten helfen Patienten
12 Faktoren für Gruppendynamik
1. Interpersonelles
Lernen (Input)
2. Katharsis
3. Kohäsion
Offene Rückmeldung darüber, welche Wirkung man mit seinem
Verhalten bei anderen erzielt hat.
Offenes Äußern und Ausleben von Gefühlen in der Gruppe
Gefühl
der
Zusammengehörigkeit
in
der
Gruppe
(Gruppenkohäsion)
Einsichten in das eigene seelische Funktionieren
Möglichkeit, in der Gruppe neues zwischenmenschliches
Verhalten zu lernen und zu erproben
Erkenntnis, im Leben letztlich selbst verantwortlich zu sein
4. Einsicht
5. Interpersonelles
Lernen (Output)
6. Existenzielles
Bewusstsein
(Bewusstwerden)
7. Universalität des
Leidens
8. Einflößen von
Hoffnung
9. Altruismus
10. «Wiederbeleben der
Familie»
11. Anleitung
12. Identifizierung
Erkenntnis, mit seinem Leiden nicht allein dazustehen, sondern
es mit anderen zu teilen
Hoffnung schöpfen durch das Erleben, wie andere mit ihren
Problemen allmählich besser fertig werden
Erfahrung machen, für andere wichtig zu sein und ihnen helfen
zu können und Hilfe zu erhalten
Wiedererleben ähnlicher Beziehungssituationen, wie sie in der
eigenen Familie bestanden
Ratschläge und Anleitung durch andere Gruppenmitglieder und
den Therapeuten
Möglichkeit, neue Lernerfahrungen zu machen, wenn man sich
mit anderen Gruppenmitgliedern identifiziert
Gruppenpositionen nach SCHINDLER
-Position
-Position
-Position
-Position
Führerposition
Spezialisten, hoch geachtet in Gruppe
heben sich aus Gruppe nicht hervor
Schwarzes Schaf
Körperorientierte Therapie
 Psychotherapie ist wesentlich effektiver, wenn man Körper einbezieht
PSYCHOTHERAPIE – WS 1999/2000
Script von Tobias Elze
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Thesen der körperorientierten Psychotherapie
a) Das Leben ist Materie und Energie (Wilhelm REICH).
b) Das freie Strömen und Pulsieren dieser Energie = körperliche Gesundheit.
 mangelnde Bedürfnisbefriedigung und durch Gefühlsunterdrückung  Grundlage von
körperlichen Krankheiten
c) Die Neurose manifestiert sich in einem System statischer und funktioneller
Verspannungen  Muskelpanzer.
d) Sexualität, v. a. orgastische Potenz, hat regulierende Wirkung für den Energiehaushalt des
Körpers.
e) Persönlichkeitstheorie: «Die Oberfläche des Menschen besteht aus einer
Charaktermaske.»  wurde in Kindheit gebildet
 Charaktermaske = falsches Selbst
f) Therapietheorie: Maske auflösen  schmerzhafte Gefühle (Pendant des
Entspannungsprozesses vom ursprünglichen Selbst); darunter: primäre Kernschicht (Lust,
Liebe, primäres Selbstbewusstsein)
 «Ich bin mein Körper.», «Der Körper lügt nicht.»
g) Ziel: Auflösung charakterlicher und muskulärer Blockierungen, um Emotionen frei fließen
zu lassen und adäquat damit umzugehen
spezielle Methode: Bioenegetik (Alexander LOWEN, *1910):
 therapeutische Methode, die dem Menschen hilft, wieder zu seinem Körper
zurückzufinden
 will Einklang zwischen Körperhaltung, Bewegung, Atmung, Gefühl und Worten wieder
herstellen
 versucht durch Arbeit mit dem Körper, im Körper eingefrorene, blockierte Gefühle zu
befreien
[Hab' ich ergänzt durch Fakten aus dem DORSCH, da Reschke zwar sinngemäß das gleiche erzählt hat, aber so schnell
gesprochen hat, dass man nicht wörtlich mitschreiben konnte, T. E.]
Bioenergetische Übungen (vom Therapeuten vorgeführt):
 Demonstration von Ladungen (Handfalte-Versuch)
 Atemübungen (Beginn jeder Therapie)
 Grounding (fest auf der Erde stehen, die Erde fühlen)
 Augen-Übungen / Seh-Übungen (z. B. Augen weit aufmachen)
 Körperausdrucksübungen
 Bewegungsübungen
 Hemmungen, Fehlhaltungen entdecken und verändern
 Fallübungen (Angst, sich fallen zu lassen)
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