Technische Universität Dresden Datum: 04.01.2007 Seminar: Konflikt und Gewalt zwischen Gruppen Dozent: Dr. Andreas Zick Referenten: Lilli Schall, Marcel Fischer Wie kann aggressives Verhalten reduziert werden? 1.1Bewirkt das Bestrafen von Aggressionen eine Reduktion aggressiven Verhaltens? Kinder entwickeln mit strafenden, aggressiven Eltern eine Neigung zur Gewalt, wenn sie älter werden (Vissing, Straus, Gelies&Harrop, 1991) Exp.: Aronson&Carlsmith, 1963; Freedman,196 Spielverbot mit attraktiven Spielsachen für Kinder Bestrafung mit milder / strengen Strafe Erg.: Kinder mit milder Strafe stufen Spielsachen hinterher als weniger attraktiv ein/ Kinder mit harter Strafe wollen trotzdem mit den Spielsachen spielen gleicher Test nach 2 Wochen: Kinder haben Mgl. Mit dem verbotenen Spielzeug zu spielen Erg.: Kinder mit milder Strafe spielen nicht damit und umgekehrt 1.2.Bestrafung für gewalttätige Erwachsene Bower&Hilgart, 1981: unter Idealbedingungen dient harte Bestrafung als Abschreckung Idealbedingungen: Situation, in der Strafe der Gewalthandlung sofort folgt und die Chance dieser Strafe zu entgehen gleich null ist in der realen Welt so gut wie nie gegeben Feldexperiment (Sherman & Berk, 1984): Bei Gewaltverbrechen gegen Frau/ Freundin willkürlich eine von 3 Bedingungen zu geteilt: a)Beratungsgespräch, b)Entfernen vom Schauplatz für 8 h, c)verhaften Erg.: Wiederholungstäter bei a) 19% b) 24% c) 10% 2.1.Katharsis und Aggression Katharsis: Konzept, das besagt, dass ein „Dampf –ablassen“ durch eine aggressive Handlung, das Beobachten anderer bei Aggressionsverhalten oder der Hingabe zu aggressiven Phantasien- von aufgestauten aggressiven Energien befreit und somit die Wahrscheinlichkeit von weiteren aggressiven Handlungen reduziert (von Freud begründet) 2.2.Auswirkungen aggressiver Handlungen auf weitere Aggression Patterson, 1974: Feindseeligkeit bei Footballspielen eine Woche vor und nach Saison gemessen Erg.: signifikanter Anstieg der Feindseeligkeit Russel, 1983: Zuschauerverhalten bei gewalttätigen Hockeyspiel untersucht Erg.: Teilnahme und Zuschauen von Sportspielen steigert Aggressivität Green Stonner&Shope, 1975: Experiment mit Bestrafung durch Elektroschocks Erg. Verbale und physische Angriffe begünstigen weitere aggressive Handlungen Katharsishypothese lässt sich nicht aufrechterhalten 2.3.Dem Opfer unserer Aggression die Schuld in die Schuhe schieben aggressives Verhalten kann Hemmungen abbauen es wird einfacher in ähnlicher Weise wieder zu handeln Legitimierung der Aggression kognitive Dissonanz( >Festinger): zwei relevante Kognitionen, die zu einander im Widerspruch stehen, erzeugen Dissonanz =Rechtfertigen des Gewaltaktes Mensch= rationalisierendes Wesen Verringern der Dissonanz durch Betonung der schlechten Eigenschaften des Opfers -> Exp. Von D. Glass,1964 und K. Davis&Nes Jones, 1964 M. Kahn (1996) Exp. bei nicht völlig unschuldigen Opfern Erg: Steigerung der Aggressionsbereitschaft 4 .1Was sollen wir mit unserer Wut tun? Lässt sich Wut überhaupt unterdrücken oder führt dies unweigerlich zu körperlicher Krankheit? Wie kann man seine Gefühle ausdrücken ohne dabei einen anderen Schaden zu zufügen? 4.2.Abreaktion und Selbstwahrnehmung Wut und Ärger soll und muss ausgedrückt werden- dies muss in einer Art und Weise gesehen, die keine Gewalt beinhaltet. Dies kann so aussehen: Zuerst bis „zehn zählen“ und dann eine ruhige und klare Aussage über dass treffen, was einen gestört hat. oder: Man kann seine Gefühle einem dritten mitteilen. Experiment von Pennebaker(1990): Menschen mit Traumata, die sich anderen mitgeteilt haben, verzeichneten nach 6 Monaten eine deutliche Verbesserung ihres physischen und psychischen Zustandes. Experiment Berkowitz/ Troccoli(1990): Interview zwischen zwei Personen- eine Teil der Probanten hält dabei den Arm die ganze Zeit nach oben ausgestreckt und darf sich nicht zu seinen Gefühlen äußerndieser Teil reagiert deutlich härter und gereizter als der Teil der seinen Gefühlen freien Lauf lassen konnte. 4.3.Wut durch Entschuldigung entschärfen Experiment Obuchi/ Kameda/ Agarie(1989): Collegestudenten schneiden bei der Erfüllung ihrer Aufgaben schlecht ab, weil absichtliche Fehler durch den Assistenten gemacht wurden. In drei von vier Fällen entschuldigt sich der Assistent bei den Gruppen/ Einzelnen oder auch gar nicht. Im vierten Fall behebt der Versuchsleiter den Schaden und macht die Studenten auf Grund eines administrativen Fehlers nicht verantwortlich. Resultat: Studenten waren von Assistenten der sich entschuldigt wesentlich angetaner und reagierten weniger aggressiv, als wenn er nur Versucht den Schaden ohne Entschuldigung zu beheben. 4.4.Vorbilder nicht- aggressiven Verhalten Experiment z.B. Baron(1972): Kinder die aggressive Vorbilder haben, reagieren eher aggressiv als Kinder, die nicht aggressive Vorbilder haben. 4.5.Kommunikationstraining und das Lernen von Problemlösungen Experiment Davitz(1952): Kinder spielen in Vierergruppen, dabei wurde einigen Gr. gelehrt, wie man konstruktiv kommunizieren, verhandeln und Kompromisse schließen kann und anderen Gruppen nicht. Danach erfolgt eine absichtliche Frustration der Gruppen, indem man sie Filme sehen lässt und ihnen Süßwaren austeilt. Nach einiger Zeit wird abgebrochen und die Kinder sollen sich frei beschäftigen. Resultat: Kinder die gelernt konstruktiv zu kommunizieren usw. reagierten auf den Abbruch wesentlich gelassener als die anderen Kinder. 4.6.Das Entwickeln von Empathie Experiment Baron(1976): Autofahrer steht vor grüner Ampel und fährt nicht sofort los. Fast 90% der dahinter stehenden Autos reagieren darauf mit massivem Hupkonzert. Als weiteren Teil des Experimentes werden Fußgänger eingesetzt, die die Straße zwischen dem ersten und zweiten Auto überqueren bevor die Ampel auf Grün schaltet. Resultat: Der erste Fußgänger bewirkt keine deutliche Veränderung der Reaktion der Autofahrer. Der zweite Fußgänger läuft auf Krücken- er erreicht die andere Seite ebenfalls bevor die Ampel grün wird- nun benutzen aber nur noch 57% der Autofahrer ihre Hupe. 4.7.Das Lehren von Empathie in Schulen Norma Feshbach entwickelte Lernprogramm für Grundschulkinder, dabei sollen sich die Kinder mit Fragen wie: - Wie würde die Welt aussehen, wenn du so klein wärst wie eine Katze? oder - Was für ein Geburtstagsgeschenk würde jedes Familienmitglied am glücklichsten machen? auseinandersetzen, und so die Fähigkeit erlangen empathischer zu denken und zu handeln. Darüber hinaus zeigte dieses Programm, dass die Kinder ein höheres Selbstwertgefühl, mehr Freigiebigkeit, positivere Einstellung und weniger Aggressivität aufzeigen, als andere die nicht an diesem Programm teilgenommen haben. 5. Selbstwertgefühl und Aggression hohes Selbstwertgefühl /Narzissmus = höheres Aggressionspotential niedriges Selbstwertgefühl/ hohes Selbstwertgefühl ohne narzisstische Prägung = niedrigeres Aggressionspotential - siehe Exp. (B. Bushmann& K. Campbell; R. Baumeister, 2000)