Hannibal Beurteiler Verfasser Klasse Jahr Mag. Dr. E. Kniely Martin Stoff 5.a 2003/04 2 Inhaltsangabe 1. Hannibals Anfänge ....................................................... Seite 3 – 5 1.1. Hannibals Vater .................................................................. Seite 3 1.2. Die Barkiden in Spanien..................................................... Seite 3 1.3. Hasdrubal wird Oberbefehlshaber ................................ Seite 4 – 5 2. Der junge Befehlshaber ................................................ Seite 5 – 6 2.1. Jugend und Ernennung zum Oberbefehlshaber .................. Seite 5 2.2. Der Sagunt Konflikt ..................................................... Seite 5 – 6 3. Der 2. Punische Krieg ................................................ Seite 6 – 11 3.1. Kriegsvorbereitungen ................................................... Seite 6 – 7 3.2. Aufbruch nach Norden ....................................................... Seite 7 3.3. Rhoneüberquerung ............................................................. Seite 8 3.4. Beginn der Alpendurchquerung ......................................... Seite 8 3.5. Der Hochgebirgsmarsch ..................................................... Seite 8 3.6. Der Abstieg......................................................................... Seite 9 3.7. Ereignisse in Spanien ......................................................... Seite 9 3.8. Schlachten am Ticinus und an der Trebbia ....................... Seite 9 3.9. Die Schlacht am Trasimenischen See .............................. Seite 10 3.10. Die Schlacht von Cannae ......................................... Seite 10 – 11 3.11. Bündnis mit Philipp V. von Makedonien ......................... Seite 11 4. Hannibals Niedergang .............................................. Seite 11 – 12 4.1. Erste Niederlagen ............................................................. Seite 11 4.2. Rom und Karthago schließen Frieden .............................. Seite 12 4.3. Hannibals Flucht und Selbstmord .................................... Seite 12 Martin Stoff 5.a 2003/04 3 HANNIBAL ( punisch > Geschenk des Baal <) 1. Hannibals Anfänge 1.1. Hannibal wurde 247 v. Chr. als Sohn des Heerführers und Staatsmannes Hamilkar Barkas in Karthago geboren. Nach den Söldnerkriegen beschlossen die Karthager, sich auf die alten phönikischen Niederlassungen im Süden und im Osten der Iberischen Halbinsel zu konzentrieren. Dieses Gebiet war durch seine Bodenschätze sehr wertvoll. Hamilkar wurde zum Oberbefehlshaber ernannt und mit entsprechender Handlungsfreiheit ausgestattet. Hamilkar und sein Schwiegersohn Hasdrubal hatten ein klares Ziel, ihre Aktivitäten sollten stets im vollen Einklang mit Karthago erfolgen, zum anderen die Machtposition der Barkiden stärken.1 1.2. Im Frühjahr des Jahres 237v. Chr. stieß Hamilkar mit seiner Armee nach Gades vor, begleitet von seiner Familie und Hasdrubal, der eine kleine Flotte befehligte. Darunter befand sich auch der damals neunjährige Hannibal. In diese Zeit fällt nun auch die oft zitierte Szene von Hannibals Schwur. Polybios schilderte: Hannibals Vater soll nach einem Opfer für Melkart, vor Antritt der Expedition, den Jungen herbeigerufen und ihn gefragt haben, ob er ihn begleiten wolle. Als er freudig ja gesagt habe und ihn nach Knabenart sogar dringend darum gebeten habe, da habe jener seine Rechte ergriffen, ihn an den Altar geführt und ihn unter Berührung der Opfer ihn den Schwur leisten lassen, den Römern niemals wohlgesonnen zu sein.2 Ob dieser Schwur, der den Hass der Barkiden auf die Römer und vielleicht auch den 2.Punischen Krieg ausgelöst hat, überhaupt stattgefunden hat, wird immer wieder in Frage gestellt. 1 2 vgl. CHRIST, Hans: A.a.O., S. 45 POLYBIOS, A.a.O., 3, 11-12 Martin Stoff 5.a 2003/04 4 Hamilkars Operationen gegen Iberer, Tartessier und Kelten verliefen erfolgreich. Gefangene wurden großteils in das Heer der Barkiden eingereiht. Von Kap Nao bis an die Ostküste wurde seine Herrschaft anerkannt. Als Indiz für Hamilkars materielle Gewinne wird die wachsende Qualität der Münzprägung gewertet, die um Gades angesiedelt war.3 Ein neues Machtzentrum wurde in Leuke Akra ( Alicante ) gegründet. Doch je stärker sich diese Macht zu verfestigen begann, je größer die Gewinne wurden, die teilweise auch nach Karthago überwiesen wurden, desto bedrohlicher schien auch die Lage für die anderen Mittelmeermächte. Möglicherweise sah sich zuerst Massalia in seiner Handelsaktivität beschränkt und alarmierte Rom.4 Römische Gesandte konnten aber von Hamilkar beschwichtigt werden. Hamilkar konnte aber nicht in Sicherheit schwelgen, latent herrschte die Bereitschaft zum Verrat. 229/228 v.Chr.fiel er einer Hinterlist des Orisserkönigs zum Opfer. Durch diesen Verlust wurden die Barkiden geschwächt, jedoch nicht vernichtet. 1.3. In einer Heeresversammlung wurde Hasdrubal zu Hamilkars Nachfolger bestellt und von Karthago bestätigt. Die Leistung von Hannibals Vater wird immer wieder relativiert. Wie immer es darum ist, Hamilkar Barkas gehört zu jenen wenigen Heerführern und Politikern, denen es gelang, ihrem Staat nach denkbar schwersten Katastrophen wieder Erfolge und Hoffnung zu schenken.5 Hasdrubal bereitete sogleich einen Rachefeldzug vor. Alle am Verrat beteiligten Stammesführer und der Orisserkönig fanden den Tod. Anschließend unterwarfen sich benachbarte Stämme der Herrschaft Hasdrubals. Dieser knüpfte auch freundschaftliche Beziehungen und heiratete die Tochter eines Stammesfürsten, wodurch auch seine Stellung in der iberischen Führungsschicht gefestigt wurde. Er setzte verstärkt auf politische Methoden, nicht hauptsächlich auf militärische wie einst Hamilkar. Neues barkidisches Machtzentrum wurde Quart Hadasht (Carthago nova, Cartagena ), welches sich durch seine besondere Hafenanlage auszeichnete. 3 vgl. SEIBERT, Jakob: A.a.O., S. 20-22 vgl. SEIBERT, Jakob: A.a.O., S. 25 5 CHRIST, Hans: A.a.O., S. 47 4 Martin Stoff 5.a 2003/04 5 Als den Römern 226/225 v. Chr. erneut ein Kampf mit den Kelten drohte, schlossen sie mit Hasdrubal einen Vertrag, der besagte, dass die Karthager nicht in kriegerischer Absicht den Ebro überschreiten sollten. 224/223 v.Chr. übernahm der junge Hannibal in Spanien die Funktion eines Kavalleriekommandeurs und befehligte jene Waffengattung, die in seinen strategischen und taktischen Überlegungen immer wieder eine große Rolle spielen sollte. Rasch wurde er anerkannt und verehrt von seinen Truppen, was von Bedeutung war, als Hasdrubal 221v.Chr. von einem Sklaven ermordet wurde. 2. Der junge Befehlshaber 2.1.Über Hannibals Kindheit und Jugend gibt es nur wenige Überlieferungen. Fest steht, dass der Spartaner Sosylos in seine Erziehung eingebunden war und dessen Geschichte schrieb. Er dürfte Hannibal mit griechischen Autoren vertraut gemacht haben und ihm den Zugang zu fremden Sprachen vermittelt haben. Politisch und militärisch profitierte er von seinem Vater und seinem Schwager Hasdrubal. Nach der Ermordung Hasdrubals wurde der damals 26- jährige Hannibal zum Oberbefehlshaber über das iberische Heer. Er begann sogleich mit militärischen Aktivitäten und eroberte einige Städte nördlich von Carthago nova, wie z.B. Althia, Helmantike sowie Arbukale und machte reiche Beute, wodurch seine Stellung als neuer Befehlshaber gefestigt wurde. Bei der großen Schlacht gegen die Karossier am Tajo, erlitt der Feind trotz numerischer Überlegenheit eine vernichtende Niederlage. Dies war Hannibals erster Sieg in einer offenen Feldschlacht. 2.2.In dem, unter römischem Schutz stehenden Sagunt kam es 220v.Chr. angesichts der Ausweitung des barkidischen Machtbereichs, zu innerpolitischen Auseinandersetzungen. Die Lage spitzte sich zu und Sagunt appellierte an die Hilfe Roms. Eine römische Gesandtschaft forderte Hannibal kategorisch auf, das mit Rom befreundete Sagunt nicht anzugreifen und den Martin Stoff 5.a 2003/04 6 Ebro nicht zu überschreiten. Würde er dies nicht unterlassen, drohte Rom mit Krieg. Hannibal lehnte Roms Auflagen ab und meldete die Vorfälle Karthago. Die römische Gesandtschaft reiste auch dorthin und wiederholten ihre Forderungen.Doch der karthagische Rat überließ Hannibal die notwendigen Entscheidungen. Sein Verhalten in der Krise war sicher und bestimmt. Jedes Nachgeben gegenüber den Römern und jeder Kompromiss mussten Hannibals Prestige schwächen.6 So beschloss er im Frühjahr 219v.Chr. Sagunt anzugreifen. Trotz zahlenmäßiger Überlegenheit gelang es ihm nicht, die Stadt im ersten Sturm einzunehmen. Die Stadt, auf einem Plateau liegend und nach allen Seiten abfallend, war durch die günstige Lage von seinen Bewohnern leicht zu verteidigen. Diese leisteten erbitterten Widerstand in Hoffnung auf baldige römische Hilfe, die jedoch ausblieb. In der achtmonatigen Belagerung wurde Hannibal selbst auch schwer verwundet. Als Sagunt schließlich fiel, kannte das Heer keine Gnade. Man nimmt an, dass die Bedeutung dieses Belagerungskrieges, später bei Cannae Einfluss auf Hannibals Entscheidung, Rom nicht direkt anzugreifen, genommen hat.7 Als die Meldung vom Fall Sagunts kam, herrschte in Rom Handlungsbedarf. Der ehemalige Censor M.Fabius Pueto reiste 218v.Chr. mit fünf Senatoren nach Karthago und forderte die Auslieferung Hannibals. Bei einer Weigerung kündigten sie eine Kriegserklärung an. Die Vorgänge im karthagischen Rat hat Livius in einer klassischen Szene so geschildert: Darauf machte der Römer (Fabius) mit seiner Toga einen Bausch und sagte: ´Hier bringen wir euch Krieg und Frieden. Nehmt was ihr wollt.´ Da antworteten sie nicht weniger aufgebracht mit Geschrei, er solle nur geben, was er wolle. Und als er den Bausch seiner Toga ausschüttete und erklärte, er gebe ihnen den Krieg, da antworteten alle, sie nähmen ihn an und würden ihn auch mit dem gleichen Mut führen, mit dem sie ihn jetzt annähmen.8 So wurde aus dem lokalen Konflikt um Sagunt ein Krieg zwischen Rom und Karthago, der 2. Punische Krieg. 6 vgl. BARCELO, Pedro: A.a.O., S. 36 vgl. CHRIST, Hans: A.a.O., S. 52 8 LIVIUS: A.a.O., 21, 18, 13-14 7 Martin Stoff 5.a 2003/04 7 3. Der 2. Punische Krieg 3.1. In den folgenden Monaten ließ Hannibal die künftigen Operationsräume, zwischen Ebro und Po, auf systematische Weise erkunden. Diesseits der Pyrenäen sorgte er mit Absprachen und Geschenken für den freien Durchzug seines Heeres.9 Er holte Erkundigungen ein, welche Einstellung die oberitalienischen Keltenstämme beziehen würden und ob es möglich wäre, mit einem großen Heer durch die Alpen zu ziehen. Diese Vorgangsweise belegt, dass Hannibal das Verantwortungsbewusstsein und die Umsicht eines bedeutenden Befehlshabers hatte.10 Er verstand es auch geschickt, die verschiedenen ethnischen Gruppen innerhalb des barkidischen Heeres zu einen: Libysche und numidische Truppen, iberische und mauretanische Einheiten. Hannibals jüngerer Bruder Hasdrubal übernahm dessen Vertretung und den Oberbefehl über die iberische Basis. Vor der Offensive unternahm Hannibal eine Reise nach Gades, wo er im Melkart- Tempel opferte und die Gunst und den Schutz der Gottheit suchte. Melkart wurde im außerphönikischen Raum mit Herakles gleichgesetzt und war Hannibals bevorzugter Gott. Wie schon sein Schwager Hasdrubal heiratete er eine vornehme Dame aus Castulo, deren Name möglicherweise Himilke war. Ebenso zweifelhaft ist, ob Hannibal Nachkommen hatte.11 3.2.Mit 90 000 Fußsoldaten, 12 000 Reitern und 37 Elefanten brach Hannibal im Mai des Jahres 218v. Chr. schließlich auf.12 Er gliederte sein Heer in drei Korps und besetzte in den folgenden Monaten den Raum zwischen Ebro und den Pyrenäen. Die Stämme der Ibergeten, Airenusier und Andosiner leisteten keinen Widerstand, lediglich die mit Rom verbündeten Bargusier. Nach seinen Erfolgen nördlich des Ebro formierte Hannibal sein Massenheer in eine Stoßarmee um. Das Heer, welches die Pyrenäen überquerte, umfasste angeblich nur noch 50 000 Fußsoldaten und 9 000 Reiter.13 9 vgl. POLYBIOS: A.a.O., 3, 34 vgl. CHRIST, Hans: A.a.O., S. 54 11 vgl. SEIBERT, Jakob: A.a.O., S. 28 12 vgl. LIVIUS: A.a.O., 21, 23 13 vgl. POLYBIOS: A.a.O., 3, 35, 8 10 Martin Stoff 5.a 2003/04 8 Nach der Überwindung der Pyrenäen traf Hannibal auf ein größeres keltisches Heer, das in Perpignon gegen ihn bereit stand. Durch geschickte Verhandlungen seinerseits, konnte sein Heer ungehindert weiterziehen. Rom schätzte indessen die Lage völlig falsch ein und begann mit einer Invasion Nordafrikas und Karthagos. Eine zweite gleichzeitige Offensive sollte Konsul P. Cornelius Scipio in Spanien eröffnen. 3.3.Als Hannibal nach einigen taktischen Manövern die Rhone überquerte, wurden sie von den Kelten bereits erwartet. Doch die Kämpfe endeten mit einem vollen Erfolg für Hannibal. Inzwischen lag ein römischer Flottenverband in der Rhonemündung vor Anker. Doch Hannibal suchte nicht die Schlacht gegen den römischen Verband, sondern setzte seinen Zug über die Alpen, angesichts des bevorstehenden Winters, fort. Konsul P.C.Scipio, der Flottenführer erkannte jetzt, dass Hannibal entgegen allen bisherigen Annahmen die Alpen überqueren und in Italien einfallen würde.14 Dort waren aber nur angeschlagene römische Verbände. So wurde die Flotte geteilt, sein Bruder Konsul Gnaeus C. Scipio landete wie vorgesehen in Spanien und er kehrte nach Oberitalien zurück, um mit Hilfe neuer Truppen die Verteidigung gegen Hannibal aufzubauen. Die Invasion Nordafrikas wurde aufgegeben und Sempronius Longus nach Italien zurückbeordert. Doch der Kriegsrat traf nur halbherzige Entscheidungen, unterschätzte den Gegner und unterließ es, alle verfügbaren Truppen nördlich des Po zu konzentrieren, um die durch den Alpenmarsch geschwächten Truppen anzugreifen.15 3.4.Nach der Rhone- Überquerung zog Hannibals Armee entlang des östlichen Ufers bis zur Mündung der Isere in die Rhone. Dort war das Gebiet der Allobroger. Deren König Braneus unterstützte ihn, stellte Nahrungsmittel und Führer zur Verfügung und bildete mit seinen Truppen die Nachhut. Als das breite Tal der Isere endete, begann die eigentliche Alpendurchquerung. Die Routen der Geschichtsschreiber sind unterschiedlich, doch die Variante über 14 15 vgl. CHRIST, Hans: A.a.O., S. 60 vgl. CHRIST, Hans: A.a.O., S. 61 Martin Stoff 5.a 2003/04 9 den Kleinen Sankt Bernhard, wie sie Polybios beschreibt, ist am wahrscheinlichsten. 3.5.Der Hochgebirgsmarsch war mühsam. Auf äußerst engen Wegen, die meist nur zwei Mann mit ihrem Gepäck und ihren Waffen nebeneinander marschieren ließen, bildete der kilometerlange Tross ein gutes Angriffsziel. Erschwerend wirkten sich die Bedürfnisse der Pferde und Elefanten aus. Durch wiederholte Angriffe der Alpenbewohner wurde der Zug immer wieder auseinander gerissen. Oft wurden Engpässe von Kelten besetzt. Bei den Angriffen erlitten die Karthager große Verluste. Am heutigen Pas de LavisTrafford wurde am neunten Tag das erste Ziel der Durchquerung erreicht. 3.6. Nun begann der gefährliche Abstieg. Felsstürze verursachten Umwege. Teilweise sah sich Hannibal auch gezwungen Umgehungen zu nehmen, doch frischer Schneefall auf altem Schnee ließ die Tiere feststecken und die Männer abstürzen.16 Am dritten Tag des Abstieges wurde endlich das Tal erreicht. Polybios berichtete: Endlich, nachdem er nun fünf Monate unterwegs war, den Alpenübergang in fünfzehn Tagen durchgeführt hatte, rückte er mutig in die Ebenen um den Po und in das Gebiet der Insubrer ein. Von seinem Heer hatte er glücklich durchgebracht an Fußtruppen 12000 Libyer und gegen 8000 Iberer, Reiter aber im Ganzen nicht mehr als 6000: Dies bezeugt er selbst auf der Säule in Lacinium, welche die Zahl seiner Truppen verzeichnet.17 3.7. Inzwischen konnte Scipio in Spanien Emporion als Basis gewinnen. Einige Städte und Stämme liefen zu den Römern über. Hanno, der das Gebiet nördlich des Ebro sicherte, wurde geschlagen. Hannibals direkte Landverbindung war so unterbrochen. Auch Sizilien, Malta und der Seeraum vor Sizilien waren umkämpft. Mitten in den Kämpfen wurde der Großteil der römischen Truppen nach Italien zurückbeordert. 3.8. Hannibal sicherte sich einstweilen die Unterstützung einiger keltischer Stämme in der Poebene, nahm Taurina (Turin) ein und plünderte es. Am Ticinus kam es zum ersten größeren Aufeinandertreffen mit den Römern. Konsul P. Cornelius Scipio wurde verlustreich geschlagen. Schon bei dieser Reiterschlacht wurden die Grundzüge von Hannibals Gefechtstaktik erkennbar, 16 17 vgl. POLYBIOS: A.a.O., 3, 35, 1-5 vgl. POLYBIOS: A.a.O., 3, 56, 3-4 Martin Stoff 5.a 2003/04 10 welche in ähnlicher Form auch in späteren Schlachten zu beobachten sind. Seine Einheiten stießen vor allem an den Seiten vor und versuchten, den Gegner auch von deren Rücken anzugreifen. Auch bei der Trebbia schlug er die Römer erfolgreich und konnte die gallischen Stämme Oberitaliens für sich gewinnen. 217v.Chr. durchquerte er den Apennin und die Arnosümpfe. 3.9.Bei der Schlacht am Trasimenischen See schlug er die vier Legionen des Konsuls Gaius Flamenius. Entlang der Norduferstraße lockte er die Römer in eine Falle und kesselte sie ein. Auch hier kam es Dank seiner Auswertung des erkundeten Geländes, seiner Taktik und den Reitertruppen zum gewünschten Erfolg. Schon wie bei der Trebbia ließ er die Verbündeten und Bundesgenossen frei (ohne Lösegeld) und versicherte ihnen, dass er nicht gegen sie Krieg führe. Er sicherte ihnen die Rückgabe der von den Römern enteigneten Besitzungen zu. Deutlich geht daraus hervor, dass es ihm nicht darum ging, auf römischem Boden eine karthagische Territorialherrschaft aufzubauen, sondern darum, die römische Vormachtstellung zu erschüttern.18 3.10. 216 v.Chr. kam es zur Schlacht von Cannae. Monatelang lagen sich die Heere der Römer und der Karthager bei Gereonium gegenüber. Als Hannibal gegen das Städtchen Cannae vorrückte, das Rom als Versorgungszentrum diente, waren die Römer gezwungen zu handeln. Den Oberbefehl über die römischen Truppen hatten Lucius Aemelius Paullus und Terentius Varro. Mit einem enormen Verband von Fußtruppen versuchten die Römer durchzubrechen, wurden aber von der Kavallerie eingekesselt. Hannibal schlug die acht Legionen vernichtend. Lucius Aemelius Paullus wurde getötet und Konsul Gaius Terentius Varro floh mit einem Teil der römischen Streitkräfte. Die Cannae Schlacht hatte für beide Seiten weitreichende Folgen. Die Karthager bekamen durch den Sieg das restliche Küstengebiet und hatten große Hoffnung, Rom im ersten Sturm einzunehmen. Die Römer selbst hatten Angst Hannibal könnte jederzeit einfallen, hatten sie doch auch die verbündeten Italiker an ihn verloren. Hannibals taktische und militärische Erfolge wurden 18 vgl. LANCEL, Serge: A.a.O., S. 161 Martin Stoff 5.a 2003/04 11 von den Römern stets relativiert und eher als Hinterlisten dargestellt, wie z. B. bei Appian: Hannibal errang diesen Sieg, indem er an einem einzigen Tag vier Kriegslisten zur Anwendung brachte: den heftigen Sturmwind, die vorgetäuschte Desertion der Keltiberer, die angebliche Flucht eigener Abteilungen und die in den Schlachten versteckten Hinterhalte.19 Unmittelbar nach dem Sieg bei Cannae stand Hannibal vor der schwierigsten Entscheidung seines Lebens: Rom anzugreifen oder nicht. Sein Kavalleriekommandeur riet ihm dazu, doch Hannibal lehnte dies ab. Maharbal meinte laut Cato und Livius: Zu siegen verstehst du Hannibal, den Sieg zu nutzen verstehst du nicht! 20 3.11. Viele römische Bundesgenossen konnte Hannibal nun für sich gewinnen. Auch die zweitmächtigste reiche Stadt Capua schloss sich ihm an. Sein jüngerer Bruder Mago stand ihm hier zur Seite. Dieser reiste auch nach Karthago um den Rat von der Notwendigkeit ausreichender Unterstützung zu überzeugen. Diese erfolgte nur schleppend. 215v.Chr. ging Hannibal ein Bündnis mit Philipp V. von Makedonien ein. Sie schworen sich und ihren Verbündeten Hilfe bei einem Angriff der Römer. Das Hauptziel war, den römischen Einfluss zurückzudrängen. Die Auswirkungen für beide Seiten war eher bescheiden, doch die Römer waren über diesen Vertrag sehr beunruhigt. In den folgenden Jahren konnte sich Philipp bei den Kämpfen behaupten, schloss 206v.Chr. jedoch einen Kompromissfrieden mit den Römern. 214v.Chr. schloss sich Syrakus Karthago an. 4. Hannibals Niedergang 4.1. Doch allmählich verließ Hannibal das Kriegsglück. Die karthagische Regierung unterstützte ihn 19 APPIAN, Annibalike: A.a.O., 26, 111, siehe CHRIST, Hans: S. 93 20 LIVIUS: A.a.O., 22, 51, 4 Martin Stoff 5.a 2003/04 12 nicht ausreichend. 212v.Chr. nahmen die Römer Syrakus ein und 211v.Chr. eroberten sie auch Capua zurück. Kurz zuvor hatte Hannibal versucht Rom einzunehmen, was aber noch vor den Toren scheiterte. 210v.Chr. gelang es den Römern Carthago nova einzunehmen. Sein Bruder Hasdrubal kam, nachdem er Spanien an die Römer verloren hatte, nach Italien, um beide Heere zu vereinen. Doch Hasdrubal wurde von Konsul Gaius Claudius Nero in der Schlacht am Metaunus besiegt und getötet. 204v.Chr. wurde Hannibal nach Nordafrika zurückbeordert, wo er 202v.Chr. bei der Entscheidungsschlacht in Zama entgültig besiegt wurde. 4.2. 201v.Chr. schlossen Rom und Karthago Frieden, somit war auch der 2.Punische Krieg beendet. Karthago musste Spanien und seine Mittelmeerinseln an Rom abtreten, seine Kriegsschiffe wurden beschlagnahmt bzw. zerstört und Reparationszahlungen mussten geleistet werden. Hannibal durchlebte eine erbitterte politische Atmosphäre. Seine Gegner belasteten ihn mit Kriegsschuld und Niederlage. Es war üblich besiegten Feldherren den Prozess zu machen, das widerfuhr auch Hannibal. Doch er konnte sich gegen seine Feinde behaupten, und wurde 196v.Chr. sogar zum Sufeten gewählt. Er leitete Reformen in Verwaltung, Landwirtschaft und Finanz- und Gerichtswesen ein. Doch die Reihen seiner Gegner vergrößerte sich – Hannibal wurde in Rom verleumdet. 4.3. Rom beschuldigte ihn des Vertragsbruches und forderte seine Auslieferung. Hannibal floh an den Hof des syrischen Königs Antiochos III. Bei der Schlacht von Magnesia wurden sie von den Römern besiegt und Hannibal floh zu Prusias I. von Bythinien und unterstützte ihn im Kampf gegen Pergamon. Als 183v.Chr. eine römische Delegation unter Quinctius Flamenius erschien um den Kampf gegen Pergamon beizulegen, forderten sie Hannibals Auslieferung. Doch Hannibal wählte den Freitod durch Gift. Abb. 2: Martin Stoff 5.a 2003/04 13 Der Selbstmord Hannibals Martin Stoff 5.a 2003/04 14 Literaturverzeichnis 1. BARCELO, Pedro: Hannibal Verlag C. H. Beck, München 2003 2. CHRIST, Hans: Hannibal Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt Hrsg. Manfred Clauss, Primus Verlag 2003 3. CHRIST, Karl: Hannibal u. Scipio Afrikanus, Die Großen der Weltgeschichte Primus Verlag, Zürich 1971 4. LANCEL, Serge: Hannibal - Die Biographie Patamos - Albatros Verlag, Düsseldorf 2000 5. PLUTARCH: Lebensbeschreibungen, übersetzt von F. Kaltwasser, bearb. v. F. FLOERKE München, Goldmann Verlag 1964 6. POLYBIOS: Geschichte Hrsg. Hans Drexler, Zürich und Stuttgart Artemis Verlag 1961 7. PUTZGER, LENDL, WAGNER: Historischer Weltatlas Hölder – Pichler - Tempsky Wien 1972, Österreichischer Bundesverlag 8. SEIBERT, Jakob: Hannibal- Feldherr und Staatsmann Verlag Philipp von Zabern - Mainz am Rhein 1997 9. SEIBERT, Jakob: Forschungen zu Hannibal Darmstadt 1993 Verlag: Philipp von Zabern- Mainz am Rhein 10. TITUS LIVIUS: Römische Geschichte, Hrg.: J. FEIX München Heimeran Verlag 1974 Martin Stoff 5.a 2003/04 15 Abbildungen: Titelbild: Portraitbüste aus Marmor (als Hannibal gedeutet) Neapel, Museo Nazionale Archeologico; AKG Photo, Berlin. Aus: LANCEL, Serge, S. 159 Abb. 2: Der Selbstmord Hannibals, flämische Buchmalerei aus dem 15. Jhdt. Gent, Universitätsbibliothek. Aus: SEIBERT, Jakob, S. 126 Martin Stoff 5.a 2003/04