Universität Regensburg, Institut für Theoretische Physik SS 2015 Gunnar Bali, Petra Högl, Susanne Irmer, Michael Kammermeier, Michael Niklas, Claudia Uebler Übungen zur Theoretischen Physik Ia (Mechanik) Blatt 5 (vorzurechnen am 19., 20. oder 21.5.) Aufgabe 16 Wir definieren eine beschleunigungsabhängige Lagrangefunktion L = L(q, q̇, q̈, t), wobei q = (q1 , . . . , qf ). q(t) und q̇(t) seien an den Randpunkten t1 und t2 festgelegt. Benutzen Sie das Hamiltonprinzip um die Eulergleichungen d ∂L ∂L d2 ∂L − + =0 dt2 ∂ q̈ i dt ∂ q̇ i ∂q i herzuleiten. Wenden Sie dieses Resultat auf die Lagrangefunktion L=− m k q · q̈ − q2 2 2 an. Kommen Ihnen die Bewegungsgleichungen bekannt vor? Aufgabe 17 Ein Massenpunkt der Masse m bewege sich reibungsfrei in einem homogenen konstanten Gravitationsfeld F = −mgey vom Punkt (0, 0) hin zu dem Punkt (xe , ye ), ye < 0. Die Geschwindigkeit ergibt sich als v = ds/dt, wobei ds2 = dx2 + dy 2 . Die Anfangsgeschwindigkeit sei v0 = v(0) = 0. Wir wollen eine Parametrisierung der Kurve (x(ψ), y(ψ)) finden, welche die beiden Punkte so verbindet, dass die Ankunftszeit am Endpunkt minimal ist (Brachistochrone). Die Lagrangefunktion lautet L(y, y 0 , x) und wir kürzen ab: y 0 = dy/dx. a) Wie lange benötigt das Teilchens um entlang eines vorgegebenen Weges y(x) zum Endpunkt zu gelangen? Stellen Sie die für das Minimierungsproblem relevante Lagrangefunktion auf. b) Finden Sie die Lösung, entweder indem Sie die Euler-Lagrangegleichung lösen oder unter Ausnutzung der Beziehung dH/dx = −∂L/∂x, wobei die sog. Hamiltonfunktion gegeben ist als: H= ∂L 0 y − L. ∂y 0 Da L für dieses Beispiel nicht explizit von x abhängt, gilt H = const. Dieser Lösungsweg ist der einfachere. 1 Aufgabe 18 Wir parametrisieren die Oberfläche einer Einheitskugel in sphärischen Koordinaten: r = (sin ϑ cos ϕ, sin ϑ sin ϕ, cos ϑ), wobei ϕ ∈ [0, 2π), ϑ ∈ [0, π]. Wir möchten die kürzeste Verbindung (Geodäte) auf der Kugeloberfläche zwischen zwei Punkten r(ϑ1 , ϕ1 ) und r(ϑ2 , ϕ2 ) finden. a) Zeigen Sie, dass ṙ2 = ϕ̇2 sin2 ϑ + ϑ̇2 gilt, wobei α̇ = dα/dt die Ableitung nach einem Bahnparameter t bezeichnet. b) Wir nehmen an, dass Anfangs- und Endpunkte so gewählt sind, dass sich ϑ als Funktion von ϕ schreiben läßt und√definieren ϑ0 = dϑ/dϕ Zeigen Sie, dass dann die Lagrangefunktion L(ϑ, ϑ0 ) = sin2 ϑ + ϑ02 dem zu lösenden Minimierungsproblem entspricht. c) Stellen Sie die Euler-Lagrangegleichung für ϑ auf. Welche Vereinfachung ergibt sich für den Spezialfall ϑ0 = 0? Welchen Wert muss ϑ dann annehmen? d) Berechnen Sie die Hamiltonfunktion H (siehe Aufgabe 17). Da L nicht explizit von ϕ abhängt, ist die Hamiltonfunktion konstant. Welche Differentialgleichung ergibt sich für ϑ(ϕ)? Machen Sie einen Separationsansatz. Verzichten Sie dabei darauf, das sich ergebende Integral zu lösen. Aufgabe 19 Wir betrachten ein Punktteilchen der Masse m, welches sich reibungsfrei auf der Oberfläche einer Kugel des Radius R bewegt. Es wirke ein homogenes konstanten Gravitationsfeld F = −mge3 (sphärisches Pendel). a) Stellen Sie die Lagrangefunktion L = T − U auf. Benutzen Sie dabei sphärische Polarkoordinaten: r(r, ϑ, ϕ) = r(sin ϑ cos ϕ e1 + sin ϑ sin ϕ e2 + cos ϑ e3 ). b) Leiten Sie die Bewegungsgleichungen her. c) Für die Anfangsbedingung ϕ(t0 ) = ϕ̇(t0 ) = 0 reduzieren sich die Bewegungsgleichungen auf die eines ebenen Pendels. Lösen Sie diese Gleichung für den Grenzfall kleiner Auslenkungen aus der Ruhelage ϑ ≈ π. 2