Department Mathematik Preisaufgabe Aus falsch wird wahr. . . Preisfragen Wie erhält man den wahren Satz? Einen solchen Selbstbezüglichen Satz kann man erhalten, indem man die Anzahlen in einem falschen so lange verändert, bis man einen wahren hat. Um diesen Vorgang mathematisch zu beschreiben, stellen wir zunächst fest, dass wir statt des Satzes nur die Anzahlen für jede Ziffer des Dezimalsystems notieren müssen. Der Zustand 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 entspricht also dem Satz: 1 11 1 1 1 1 1 1 1 1 1. Gibt es im Dezimalsystem (10er) eine Folge solcher Sätze mit Periodenlänge ≥ 2? In diesem Satz kommt die Ziffer 0 genau 1mal, die Ziffer 1 genau 1-mal, die Ziffer 2 genau 1-mal, . . . und die Ziffer 9 genau 1-mal vor. Ein wahrer Satz In diesem Satz kommt die Ziffer 0 genau 1-mal, die Ziffer 1 genau 11-mal, die Ziffer 2 genau 2-mal, die Ziffer 3 genau 1-mal, die Ziffer 4 genau 1-mal, die Ziffer 5 genau 1-mal, die Ziffer 6 genau 1-mal, die Ziffer 7 genau 1-mal, die Ziffer 8 genau 1-mal und die Ziffer 9 genau 1-mal vor. Die Veränderung ist eine Vorschrift, also eine Funktion f , die einfach zählt, wie häufig welche Ziffer im Satz zu einem Zustand vorkommt: f ((1, 1, 1, 1, 1, 1, 1, 1, 1, 1)) = (1, 11, 1, 1, 1, 1, 1, 1, 1, 1) f 1 12 1 1 1 1 1 1 1 1 f 1 11 2 1 1 1 1 1 1 1 Die Folge der Zustände ist periodisch geworden mit Periodenlänge 1. Der Satz ist wahr! Aus falsch wird wahr. Eine periodische Folge mit Länge 1 entspricht f einem wahren Satz. Eine längere periodische Folge entspräche einer Folge von Sätzen, bei denen sich jeder auf den nächsten bezieht und der letzte wieder auf den ersten. 2. Gibt es im Dualsystem (2er) einen wahren solchen Satz? Es ist jeweils ein Beispiel anzugeben oder zu beweisen, dass keins existiert. Sonderpreis: 1. Gibt es in irgendeinem Zahlensystem eine Folge mit Periodenlänge ≥ 3 außer der unten angegebenen? Teilnahmebedingungen Teilnahmeberechtigt sind alle Schüler einer weiterführenden Schule in der Stadt Hamburg. Dazu zählen alle Gymmnasien und alle Schulen mit gymnasialer Oberstufe, unabhängig vom Träger der Schule, die ihren Standort innerhalb des Stadtgebietes von Hamburg haben. Teilnehmen kann man durch Senden einer Email mit Betreff Preisaufgabe Nortec“ an: ” [email protected] Diese Mail soll die Lösung sowie Namen und Anschrift des Teilnehmers und seiner Schule beinhalten. Einsendeschluss ist der 14. Februar 2010. Bei mehr richtigen Antworten als Preisen entscheidet das Los. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Weitere Information siehe auf der unten angegebenen Webseite. Eine Periodenlänge 3 Im 3er-System gibt es eine periodische Folge mit Länge 3 (alle Zahlen sind zur Basis 3 geschrieben): Im nächsten Satz kommt die Ziffer 0 genau 1-mal, die Ziffer 1 genau 10-mal und die Ziffer 2 genau 10-mal vor. Im nächsten Satz kommt die Ziffer 0 genau 10-mal, die Ziffer 1 genau 11-mal und die Ziffer 2 genau 1-mal vor. Im nächsten Satz kommt die Ziffer 0 genau 2-mal, die Ziffer 1 genau 12-mal und die Ziffer 2 genau 1-mal vor. Dynamik im Detail Wir stellen uns eine Menge X von Objekten vor, denken uns eine Vorschrift, die jedem Objekt x ∈ X ein neues Objekt in X zuordnet und schreiben dafür x 7→ f (x). Diesen Vorgang kann man wiederholen: Wir schreiben f 2(x) für f (f (x)), also für das Objekt, das durch zweifaches Anwenden der Vorschrift f auf das Objekt x entsteht. Durch weiteres Wiederholen erhalten wir eine Folge von Objekten: x, f (x), f 2(x), f 3(x), f 4(x), . . . , f n(x), . . . Uns interessieren solche x, für die die Folge periodisch wird, so dass ab einer bestimmten Wiederholung immer wieder die gleichen Objekte in gleicher Abfolge auftreten. Die einfachsten Objekte sind Zahlen und dafür wollen wir eine einfache Vorschrift angeben: Ist x eine natürliche Zahl, so setzen wir ( x, falls x gerade ist 2 f (x) = . 3x + 1, falls x ungerade ist ge eine Periode mit Periodenlänge 3. Um periodische Folgen, allerdings für kompliziertere Objekte, soll es hier gehen. Die Objekte sind alle Sätze der Form: In diesem Satz kommt die Ziffer 0 genau s0-mal, die Ziffer 1 genau s1-mal, . . . und die Ziffer b − 1 genau sb−1-mal vor. Dabei stehen s0, s1, . . . , sb−1 jeweils für eine Zahl geschrieben zur Basis b. X ist die Menge all solcher Sätze (diese können wahr oder auch falsch sein). Wir wählen die folgende Vorschrift f : Ist x einer dieser Sätze, so soll f (x) der Satz sein, der entsteht, indem wir in x die Ziffern 0 zählen, das Ergebnis als Zahl t0 notieren, die Ziffern 1 zählen, dies als Zahl t1 notieren und diesen Vorgang bis b − 1 fortsetzen. Damit geben wir f (x) an: In diesem Satz kommt die Ziffer 0 genau t0mal, die Ziffer 1 genau t1-mal, . . . und die Ziffer b − 1 genau tb−1-mal vor. Wiederholtes Anwenden dieser Vorschrift führt Beginnen wir mit x = 11, so erhalten wir durch auf eine Folge von Sätzen. Eine Besonderheit hat diese Folge, wenn die Vorschrift einen Satz wiewiederholtes Anwenden von f : derholt, also falls f (x) = x, dann ist dieser Satz wahr. So werden mit unserer Vorschrift unwahre x = 11, f (x) = 34, f 2(x) = 17, f 3(x) = 52 Sätze nach mehreren Wiederholungen hoffentlich danach 26, 13, 40, 20, 10, 5, 16, 8, 4, 2, 1. zu wahren Sätzen, wie dem, der oben in der MitDie letzten Zahlen 4, 2, 1 wiederholen sich nun te steht. Wir haben dieses Vorgehen in der Box für immer. Wir nennen diesen Abschnitt der Fol- oben links an einem Beispiel vorgeführt. Universität Hamburg · Tor zur Welt der Wissenschaft Department Mathematik · http://www.math.uni-hamburg.de/ Zahlsysteme Gewöhnlich schreiben wir Zahlen im 10er-System, bei dem es die Ziffern 0 bis 9 gibt und die Stellen die 1er, 10er, 100er, . . . sind. Natürlich ist 10 dabei eine willkürliche Festlegung und kann durch eine beliebige Basis b ersetzt werden, als Beispiel betrachten wir b = 3. Im 3er-System gibt es die Ziffern 0, 1 und 2. Die Stellen sind die 30 = 1er, 31 = 3er, 32 = 9er, 33 = 27er usw. Wir zählen: 10er-Zahl 3er-Zahl 1 (1)3 = 1 · 30 2 (2)3 = 2 · 30 3 (10)3 = 1 · 31 + 0 · 30 4 (11)3 = 1 · 31 + 1 · 30 5 (12)3 = 1 · 31 + 2 · 30 6 (20)3 = 2 · 31 + 0 · 30 . . . (. . . )3 Möchte man andererseits wissen, wie eine Zahl im 3er-System aussieht, so muss man für jede mögliche Stelle testen, wie häufig sie passt. Hier am Beispiel von z = 523: Zunächst einmal ist 35 ≤ z < 36, also beginnen wir mit 35: 523 37 37 10 1 1 = 2 · 35 + 37 = 0 · 34 + 37 = 1 · 33 + 10 = 2 · 32 + 1 = 0 · 31 + 1 = 1 · 30 ⇒ ⇒ ⇒ ⇒ ⇒ ⇒ z z z z z z = (200000)3 + 37 = (200000)3 + 37 = (201000)3 + 10 = (201200)3 + 1 = (201200)3 + 1 = (201201)3 Wenn man Zahlen im 3er-System notiert, muss man natürlich nicht für jede Rechenoperation umrechnen. Man rechnet direkt, zum Beispiel: Hat man eine Zahl im 3er-System gegeben, muss man also nur ihre Ziffern mit den Werten der Stellen multiplizieren und aufaddieren, zum Beispiel die Zahl (12022)3 im 3er-System ist (12022)3 = 1·34+2·33+0·32+2·31+2·30 = 143. (201201)3 − (12022)3 (112102)3 (201201)3 · (12022)3 (201201 )3 (1110102 )3 (1110102 )3 + (1110102)3 (10212100122)3 Talentförderung Mathematik Hamburg e. V. http://tmh.math.uni-hamburg.de/ · [email protected]