LITERARISCHE GATTUNGEN VORWORT Der Begriff Gattung bezeichnet in grundsätzlich verschiedener Terminologie zwei verschiedene Bezirke innerhalb der Literatur: einmal die Arten der Präsentation von Texten, einmal deren formale Zugehörigkeit zu bestimmten Klassen oder Ausprägungen. Seit der Antike gibt es poetologische Normen, die bestimmen, wie man Dichtung unterteilt und welche Kennzeichen die einzelnen Teile, die so genannten Gattungen, haben. Die heutige Gattungspoetik schreibt den Autoren keine Regeln vor, wie die antike, normative Poetik, sondern sie ordnet die Texte nach Eigenschaften (Prädikatoren) ein:wenn eine Menge von Texten gleiche Prädikatoren aufweist, handelt es sich um eine Gattung, die wir so und so benennen. Die moderne Poetik sucht in der Abstraktion des Individuellen und historisch Gegebenen, des literarischen Textes, bleibende Kategorien und Grundeinteilungen zu gewinnen. Die Frage nach Gattungen oder Grundformen ist bislang keineswegs eindeutig, endgültig und unbestreitbar beantwortet, so dass eine Aufzählung der einzelnen Gattungsbegriffe sowie aller Misch- und Übergangsformen undurchführbar wäre. Die Aufstellung von literarischen Formen (Genres) ist problematisch, weil erstens Verallgemeinerungen immer fragwürdig sind, zweitens die Merkmale jeder Form im Laufe der Geschichte Wandlungen durchmachen, und drittens, verschiedene Formen innerhalb der Hauptgattung so nahe verwandt sein können, dass es schwer ist, eine Trennungslinie zu ziehen. Trotz dieser Schwierigkeiten ist es hilfreich, wenn sich die Mannigfaltigkeit der Texte gruppieren und bestimmen lässt. Man sollte sich jedoch immer bewusst sein, dass die Bestimmungen keine absolute Geltung haben. Bei allen Formalbegriffen und Gattungsdefinitionen handelt es sich um bloße Arbeitsmittel, um Werkzeuge. Wenn man einen Text untersuchen und sich wissenschaftlich damit auseinandersetzen will, ist es bequem und arbeitssparend, mit Fachbegriffen zu operieren. In diesem Sinne sind diese Begriffe nützlich, auch dann, wenn keiner so eindeutig ist, dass sich eine ganz bestimmte Menge von Texten zu einer “Sorte” zusammenfassen lässt. Das Hauptziel dieses Heftes ist, die bekanntesten und gebräuchlichsten Gattungsbezeichnungen innerhalb der einzelnen Textarten aufzuzeichnen und sie zu beschreiben, um den Studenten die erste Orientierung in der Poetik zu erleichtern. Drei traditionelle literarische Gattungen In der literaturwissenschaftlichen Tradition werden drei Hauptgattungen behandelt, die als fundamentale Möglichkeiten dichterischer "Versprachlichung" zu erkennen sind: Epik, Lyrik und Drama. Die Zugehörigkeit eines Textes zu einer der Dichtungsarten zu bestimmen, bedeutet, die Art seiner Präsentation zu ermitteln. EPIK EPIK vollzieht sich, vom Autor ausgesehen, auf der Ebene des Erzählens, Schilderns: für den Leser gibt sie pragmatisch umgrenzte Grundhaltung der Fiktion vor. Die Epik ist ausführliche, gelassene Vergegenwärtigung einer vergangenen Handlung, für eine Hörer- oder Leserschaft aus zeitlicher und emotionaler Distanz. Sie bekundet sich als epische und ist gekennzeichnet durch: a)Distanz, denn der Autor steht der vergangenen Handlung gegenüber; b) erzählendes Gedenken von Vergangenem; mit der erzählenden Sprache wird alles Geschehen, äußerliches wie innerliches, erfasst; c) Ansprechen einer Zuhörerschaft ( oder des Lesers) durch mündlichen Vortrag; Sprache muss daher anschauliche Lebendigkeit haben, Klarheit und Dichte; Handlung muss aufhorchen lassen und soll durch den Erzähler zum Mitspiel auffordern: jedes Erzählen ist eine Art Spiel: doch darf die epische Illusion nie dramatische Trugkraft gewinnen; d) ausdrückliche Darstellung aller Begebenheiten, die auf das Ziel der Handlung hinführen; e) epische Wiederholung; Freude an der Wiederkehr formelhafter Wendungen oder eines bestimmten (typisierenden) Beiworts; im Märchen z.B. Wiederkehr der ZauberformeIn oder der Dreizahl, Aufbau-, Spannungs- und Längungsmomente.. Der zeitliche lineare Fluss des Geschehens kann vorübergehend aufgehoben werden durch: (1) Rückwendung Bereits Geschehenes wird nachgeholt, um Klärungen für die fiktive Gegenwart zu finden oder Handlungszusammenhänge herzustellen. Die Rückwendung im großen Umfang bestimmt das Wesen der Rahmenerzählung, die Rückwendung in kleinerem Umfang holt Informationen auf, die für den Gang des Geschehens wesentlich sind. Nach der Funktion unterscheidet man: -aufbauende Rückwendung: am Beginn der Erzählung versorgt sie den Leser nach dem unmittelbaren Einstieg in die fiktive Gegenwart mit den notwendigen Informationen über die Vorgeschichte (nachgeholte Exposition). -auflösende Rückwendung: am Ende der Erzählung zur Klärung von Vorgängen, die in der bisher erfolgten epischen Präsentation unklar geblieben sind. (2) Vorausdeutung : Vorgriff auf später folgende Ereignisse: (a) nach der Art der Präsentation: -Erzählervorausdeutung: betrifft etwas, das innerhalb der Fiktion im Zukünftigen liegt, für den auktorialen Erzähler oder Ich-Erzähler aber bereits Vergangenheit ist. Die Vorausdeutung ergibt sich dabei aus dem Wissen über den Erzählfort- bzw. -ausgang. (b) nach der Erfüllung: - zukunftsgewisse Erfüllung : sieht sich im Lauf der Handlung bestätigt; - zukunftsungewisse Vorausdeutung: Mutmaßungen einer Figur oder auch des Erzählers über die fiktionale Zukunft, die sich aber im Verlauf des epischen oder dramatischen Geschehens als ganz anders erweist. (c) nach der Position im Text: - einführende Vorausdeutung: am Beginn der Erzählung, als Einführung, als Vorwort. Streng genommen eigentlich jeder Titel, da er beim Leser Erwartungen und Ahnungen über das Kommende weckt; - eingeschobene Vorausdeutung: kann Handlungsablauf kurzfristig verzögern oder ihn in neue Bahnen lenken; - abschließende Vorausdeutung: weist in Zukunft, die vom Erzähler nicht mehr näher erschlossen wird(z.B. Märchenabschluss: "Und wenn sie nicht gestorben sind, so leben sie noch heute"). DRAMATIK DRAMATIK reproduziert fiktionale Wirklichkeit durch die Medien des Raums (der Bühne), der Aktion(Schauspieler) und der Sprache (Dialog). Sie bedient sich also somit der literarischen Wirklichkeitselemente und zielt, auch wenn sie im Kern literarisch ist, auf eine synästhetische (d.h. mehreren Sinnesorganen zugängliche)Rezeptionshaltung. Raum und Zeit , in der epischen Abstraktion nur symbolhaft greifbar, werden ebenso präsent wie die physische Anwesenheit der handelnden Personen (Schauspieler). Das Dramatische besteht also in der dichterischen Verdeutlichung eines Geschehens durch Rollenträger .Im Unterschied zu Epik und Lyrik wird Drama umgesetzt in die Wirklichkeit der Bühne, muss sich also mit Theatralischem verschmelzen. Zum Drama gehört neben dem Wort notwendig das Mimische. Das Dramatische ist gekennzeichnet durch die Benutzung der dramatisch wirkenden Dialogform ( Rede - Gegenrede). Dialog ist auch in epischen Stücken möglich, jedoch nur dann dramatisch, wenn er als Grundelement Spannung besitzt. Damit grenzt sich der Dialog einerseits gegen "Unterhaltung", andererseits das Streitgespräch, das nur logische Denkergebnisse gegeneinander setzt. Ohne den Zusatz einer besonderen Spannung, einer besonderen Situation gibt es keinen dramatischen Dialog"(Kayser, 34) LYRIK LYRIK(zumindest die traditionelle Lyrik)entbehrt in den meisten Fällen der pragmatischen Fiktionsebene. Sie ensteht auf der Grundlage der Zeitlosigkeit, des Nichgebundenheit an empirische Kausalität:sie ist auf engste mit der Reflexion oder Meditation verbunden. Lуrisch heißt stimmungsvoll, gefühlsbetont, voller Empfindungen. Die Bezeichnung Lyrik (Lyra = Leier, das älteste Saiteninstrument) weist auf Urgrund und Ursprung aller Dichtung (auch des epischen und Dramatischen): die Bindung an die Musik. Die durch Musik kompositorischrhythmisch und klanglich verwandelte und durch die Beschwörungskraft der dichterischen Bildes gesteigerte Sprache heißt Lyrik.(Poetik,147). Die Lyrik ist gekennzeichnet durch besondre formale Mittel: Reim, Rhythmus, Metrik, Takt, Vers, Strophe u.ä., die durch subjektives Empfinden, Gefühle, Stimmungen oder Reflexionen zum Ausdruck kommen. Zu den besonderen Merkmalen der lyrischen Sprache gehören seelische Gestimmtheit, Gefühlsbetontheit, Musikalität. Epik, Drama und Lyrik als Hauptgattungen gliedern sich in Untergattungen (literarische Formen oder Genres). Die Aufstellung von literarischen Formen (Genres) ist problematisch, trotzdem ist es sinnvoll, die bekanntesten und gebräuchlichsten Gattungsbezeichnungen innerhalb der einzelnen Textarten aufzuzeichnen, damit sie als Arbeitsmittel die Analyse eines konkreten Textes erleichtern könnten. Schematisch könnte man sie folgenderweise darstellen: EPIK DRAMATIK Kleinepik Großepik Märchen Epos Tragödie Dokumentartheater Lied Ballade Sage Volksbuch Schauspiel episches Theater Ode konkrete Poesie Saga Roman Komödie Hörspiel Elegie Legende Novelle Schwank Anekdote Grundformen Sonderformen LYRIK Gedicht Sonderformen Lautgedicht Hymne Dithyrambus Madrigal Geschichten Fabel Gleichnis Parabel Epische Genres. KLEINEPIK MÄRCHEN. Märchen ist eine kurze Prosaerzählung aus freier Erfindung, ohne zeitlich-räumliche Festlegung in die Wirklichkeit, "von phantastisch-wunderbaren Begebenheiten, die sich in Wahrheit nicht ereignet haben und nie ereignen können, weil sie, in wechselndem Umfange, Naturgesetzen widerstreiten". Mhd.Stammwort: maere = Kunde, Bericht , Erzählung. Noch Luther verwendete das Wort in diesem Sinne .Verkleinerungsformen "märchen", "märlein" bedeuteten ursprüglich"kurze Erzählung"; erst im Spät-Mittelalter mit dem Nebensinn „erdichtete Erzählung. Weitere Bedeutungsverengung erlebt das Wort Märchen im18.Jh.; zunächst wurde es gebraucht für französische Feengeschichten, dann festgelegt auf die Sammlung der Brüder Grimm „Kinder- und Hausmärchen“ (1812/15 in zwei Bänden erschienen). Das Märchen führt aus der wirklich vorstellbaren Welt unversehens und bruchlos und die m a g i s c h e Welt. Unwirklichkeit wirkt glaubhaft, u.a. durch knappe, nicht schildernde Benennung, formelhafte Wendungen ( am Anfang- z.B.“ es war einmal.." ,und am Ende z.B.“ und wenn sie nict gestorben sind, leben sie noch heute") und Verse (Zauber- und Verschwörungsformeln) sowie durch Gebrauch der gesprochener Sprache. Der Satzbau im Märchen bevorzugt Nebenordnung (Parataxe). Die Kompositionsform ist kunstvoll durchdacht: sie weist meistens dreigliedrigen Aufbau auf: Ausgangssituation mit spannungsvoller Erwartung Mittelstuck- Schluss: Im Mittelstück muss die Hauptfigur in der Regel drei Abenteuer oder drei Aufgaben lösen, ehe die Wende eintritt. Solche Dreigliederung gibt dem Erzähler das Gerüst für sein Erzählen. Da die Wiederholung zugleich eine Steigerung bringt, das Gewicht also jeweils hinten liegt("Achtergewicht"), wird Spannung erzeugt. Außerdem dehnt die Wiederholung die Geschichte aus. Der Erzähler kann seine Zuhörer länger unterhalten. Die Dreizahl ist also zugleich Aufbau-, Spannungs- und Längungsformel. Sie steht der in der Personenzeichnung herrschenden Zweizahl (arm - reich, gut - böse) als Stilelement entgegen. Die wesentlichen Merkmale des Märchens sind: (1) Eindimensionalität: keine Trennung von diesseitiger und jenseitiger Welt, kein Erlebnis des Numinösen wie in der Sage; das Magische ist keine andere Dimension; (2) Flächenhaftigkeit: dem Märchen fehlt die Tiefgliederung; seine Gestalten sind Figuren ohne Körperlichkeit, ohne Innenwelt, ohne Umwelt; ihnen fehlt die Beziehung zu Vor- und Nachwelt , zur Zeit überhaupt; (3) abstrakter Stil: die handelnden Personen werden nicht genau charakterisiert, nur benannt, sie sind nur Träger bestimmter Charakterzüge (böse, dumm, listig etc.) (4) Isoliertheit: das Märchen liebt das Seltene, Kostbare, Extreme: das einzige Kind, die schöne Prinzessin; der Held muss sich als einzelner bewähren); (5)alles fügt sich, unsichtbar gelenkt, zu harmonischem Zusammenspiel; die Märchchenfigur oder Märchending ist kontaktfähig mit allem und jedem; Für die meisten Märchen gelten folgende Kompositionsregeln: das Einleitungsgesetz, das Gesetz der Wiederholung, der Dreizahl, von Topgewicht und Achtergewicht, der szenischen Zweiheit, des Gegensatzes, der Einsträngigkeit, der Konzentration auf eine Person u.a. Man unterscheidet Volksmärchen und Kunstmärchen. Im Unterschied zum Kunstmärchen, das der Individualliteratur zuzurechnen ist, ist es das Merkmal des Volksmärchens, dass es längere Zeit in mündlichen Tradition gelebt hat und durch die mitgeformt worden ist. Beim Volksmärchen handelt es sich nicht urn die Hervorbringungen einzelner Dichter, sondern um ein mehr kollektives Besitztum, das nicht in individuellen Spitzenleistungen gipfelt, sondern allen Völkern mehr oder weniger gemeinsam ist. Es gibt kein Volk, in dem es keine Märchen gibt. Die mündliche Überlieferung vergangener Jahrhunderte ist heute weitgehend Buchmärchen geworden. Märchen sind noch immer beliebteste Kinderlektüre. Das Märchen zeigt, dass es zwar Böses in der Welt gibt, aber auch überwunden werden kann. Das Menschenbild des Märchens ist von uberzeitlicher Gültigkeit. SAGE 1.Volkssage Im Gegensatz zum Märchen spiegelt die Volkssage naives, unkritisches Wissen des Volkes wider, zielt auf Wiedergabe der W i r k 1 i c h k e i t und erhebt Anspruch , geglaubt, für wahr gehalten zu werden.Die Sage ist an bestimmte Personen, Örtlichkeiten oder Ereignisse angeknüpft, währnd das Märchen in einer zeitlosen Welt spielt. Im Mittelpunkt des Märchens steht immer der Mensch, während die Sage vom Übernatürlichen beherrscht wird. Sage will packen, erschüttern, (selten) belustigen, den Hörerkreis zum Miterleben in Staunen und in Grauen, aber auch zum Nachsinnen führen. Charakteristisch ist die v o r w i e g e n d p e s s i m m i s t i s c h e Haltung der Welt und den Menschen gegenüber. Typisch fur die Sage ist formal schmuckloser, erlebnis-intensiver Erzählbericht, der sich am Anfang oder Schluß gern auf Gewahrsmänner beruft ( "Das hat mein Großvater selbst erlebt"!) Zu unterscheiden sind 3 Typen: (1) Natursagen: merkwürdige Naturereignisse oder -erscheinungen, Felsbildungen,Versteinerungen oder Witterungsphänomene regen die Phantasie des Volkes zu Erklärungesversuchen an. (2) Ereignissagen:den Hintergrund bildet ein charakteristisches Ereignis oder geschichtliche Persönlichkeit. (3) Erlebniesagen: führen in der Regel auf Traumerlebnisse (Alp-, Angsttraum) zurück, die mit dämonischen Wesen in Zusammenhang gebracht werden. 2. Heldensage. Heldensage ist eine höhere Form gemeingermanischer Dichtung der so genannten Reckenzeit . Heldensage mischt Geschichte und Sage,hat aber keine geschichtliche Einstellung, obwohl sie auf geschichtlichen Ereignissen beruht und auf geschichtliche Persönlichkeiten anspielt, vielmehr gestaltet sie beispielgebende Schicksale in dichterischer Steigerung: sie ist Standesdichtung des germanischen Kriegsadels. Abgesehen von dem einzigen deutschen Bruchstück des "Hildebrandsliedes" und den Zeugnissen der nordischenÜberlieferung ("Edda") ist Heldensage fast nur in Gestalt der mittelhochdeutschen Großepen der "Ritterzeit" überliefert und damit in weiter Entfernung vom Ursprung. 3. Göttersage Göttersagen, wie schon der Name sagt, reden von Göttern. In deutscher Sprache ist wenig überliefert. z.B. "Merseburger Zaubersprüche" (entst. vor 750) werden kriegerische Halbgöttinnen erwähnt, germanische Götter Wuodan und Balder und zwei göttliche Schwesterpaare (Sinthgunt und Sunna, Friia und Volla). SAGA Saga gehört zu altisländischer Prosagattung. In der Regel sind es geschichtliche Erzählungen mit biographischer Grundstruktur.Der Stil ist sachlich, kühl und faktenreich, mit strengem Sinn für Wirklichkeitsnähe und Lebenswahrheit. Hauptthemen sind Sippenfeheden und Einzelfehde mit Mord, Blutrache, gerichtlichen Vorgängen ,Klagen und Sühne. LEGENDE Das Wort Legende stammt aus dem Lateinischen und bezeichnete ursprünglich Lesung ausgewählter Kapitel aus dem Leben eines Heiligen am Tag seines Festes im Kirchkalender (lat. legenda = das zu Lesende). Diese Bezeichnung wurde später übertragen allegemein auf die religiös erbauliche Erzählung vom Leben und Leiden eines Heiligen. Legende ist eine geistliche Abart der Volkssage, in der Gottes Wirken auf übernatürliche Weise (Wunder) im irdischen Geschehen gezeigt wird. Die Legende bezieht alle Dinge auf Gott. Die Sage verwirrt, belustigt, ängstigt, erregt den Menschen, die Legende klärt und festigt. Die Sage stellt Fragen, die Legende antwortet. Aber ihre Antwort ist dogmatischer Art.Die Legende ist unter dem Einfluß kirchlicher Belehrung entstanden. Abgrenzung der Legende gegen das Märchen erfolgt durch ihren Wirklichkeitsbezug, da stets ein Stück geschichtlicher Wirklichkeit in sie hineingewebt ist; dadurch ist sie mit der Sage verwandt. Von dieser unterscheidet sie sich durch den Ton, der nicht raunende, sondern heller, mehr auf idyllische Gestimmtheit eingestellt ist. Mit der Fabel verbindet sie ihr erbaulich-didaktischer Zug SCHWANK Schwank ( mhd. swanc = leicht zu schwingen) bedeutet Schwung,Hieb, Streich, daher: die Erzählung eines Streiches.Schwank ist eine realistische Kurzgeschichte mit lustigem, oft derb drastischem Inhalt. Beliebte Motive sind ertappte Betrügerei, Prahlsucht, Dummheit, eheliche Untreue u.ä. Schwank will in erster Linie unterhalten, er hat nur gelegentlich lehrhafte Tendenz; ist unbefangen gegenüber dem Derben bzw. Obszönen. Charakteristisch ist die Neigung zu Häufungen: Schwänke gruppieren sich oft um ganzeGemeinden, z.B. Schilda in "Die Schildbürger". Als Form der Volksdichtung ist Schwank uralt und heute noch lebendig. ANEKDOTE Anekdote ist eine kurze, charakteristische Geschichte um eine geschichtliche Persönlichkeit oder bezeichnende Begebenheit mit einem meist pointenartigen Schluß, der blitzartig verborgene Zusammenhäge erleuchtet. Ist ihre Wahrheit auch nicht historisch verbürgt, so könnte sie doch wahr sein. Die witzige Gebärde wie das witzige Wort zeugen von der Überlegenheit eines Menschen, der sich nicht verblüffen läßt.Das Wort "Anekdote" stammt aus dem Griechischen und heißt etwa soviel wie "das nicht Veröffentlichte"und "die mündliche Erzählung". Ursprünglich ist sie also eine Erzählung, die mündlich weitergegeben wird: Irgendjemand hat bei der Begegnung mit einem anderen ein besonders bemerkenswertes, in der Regel witziges Ereignis erlebt und erzählt diesen Vorfall an Bekannte weiter. Daraus kann eine Anekdote entstehen. Eine Anekdote handelt meist von einer berühmten Persönlichkeit oder Begebenheit. Als literarische Form hat die Anekdote einen typischen Aufbau. Im Wechselspiel von Rede und Gegenrede geht es häufig um eine Auseinandersetzung zwischen einem Mächtigen und einem scheinbar Schwächeren. Diese Auseinandersetzung endet oft mit einer Pointe, einer überraschenden Wende, die schlagartig einen Charakterzug der Persönlichkeit erhellt. Diese Pointe kann entweder in einem einfallsreichen Wort (Wortpointe) oder einer einfallsreichen Tat (Handlungspointe) bestehen. Ganz zum Schluß folgt manchmal noch eine Erklärung oder Lehre. In früheren Zeiten waren vor allem von ihrem Stand her herausragende Personen - Könige, Fürsten, hohe Adelige oder Geistliche - bevorzugte Figuren anekdotischer Erzählungen. In unserer Zeit begegnen uns Anekdoten vor allem im Unterhaltungsteil von Tageszeitungen und Illustrierten, wo diese kurzen, pointierten Erzählungen von den Großen und Stars aus der Welt der Politik, Wirtschaft, Film, Mode, Sport usw. handeln. Nur wenige moderne Autoren bedienen sich heute der anekdotischen Form, wo sie Abwandlungen und Verfremdungen gefallen lassen. Durch Abwandlung der Gattungsmerkmale üben die Schriftsteller Kritik an den Wertvorstellungen und Verhältnissen unserer Zeit (z.B. Peter Handke, Wondratschek, Günter Kunert u.a.). Durch ihre Gestaltung stellen sie auch die Gattung selbst in Frage, die nach ihrer Auffassung früher oft ein Mittel war, fragwürdige Persönlichkeiten und menschliche Verhaltensweisen volkstümlich zu machen. Durch ähnlichen Aufbau - knappen Dialog und Pointe- sind Anekdote und Witz nahe miteinander verwandt. Über Schlagfertigkeit und Einfallsreichtum in heilklen Situationen verfügen nicht nur berühmte Personen. Auch einfache Menschen verstehen sich zu wehren und zu helfen. Darüber erzählen zahlreiche Witze. GESCHICHTE Geschichte gehört entweder zur volklstümlichen Epik oder zur Trivialliteratur.Sie unterscheidet sich von der Anekdote durch breitere Erzählform (kein pointenartiger Schluß), von der Erzählung durch den einfachen Aufbau (Reihung), von Sage und Märchen durch Betonung des Wirklichen. Man unterscheidet verschiedene Typen von Geschichten, z.B.: (1) Kalendergeschichte: Ist eine ursprünglich in Kalendern veröffentlichte, kurze, volkstümliche, anekdotische o.ä. Erzählung mit belehrendem Inhalt.Seit der Erfindung des Buchdrucks waren in Kalendern gedruckte Texte eine der beliebtesten Lektüre der niederen Volksschichten. In den Kalendern fand man neben der Verzeichnis der Tage, Wochen und Monate des Jahres auch Maß- und Gewichtstabellen, belehrende Aufsätze (Ratschläge, Anweisungen, Rezepte), später auch Erzählungen, Schwänke, Legenden, Sagen, Anekdoten, Witze, Fabeln, Rätsel, die seit dem 18.Jahrzehnt durch Übermittlung von Wissen belehrende Zwecke verfolgten. Im 20. Jahrhundert löst sich die Kalendergeschichte vom Kalender und wird zur eigenständigen Gattung volkstümlicher Kurzprosa. Zu Hauptzügen der Kalendergeschichte gehören knappe, pointierte Erzählung, aphoristische Zuspitzung, belehrender Charakter, Streben nach volkstümlicher Denktradition, aufklärerischer und didaktischer Tugendgehalt. Scheinbar oberflächliche Natur-,Tier- und Menschenbeobachtungen werden in der Kalendergeschichte zu philosophischen Verallgemeinerungen (Im Leben ist alles beachtenswert).Die Darstellung ist in der Kalendergeschichte bald lyrisch, bald schalkhaft-lustig, bald gutmütig-traurig. Der Verlauf der Handlung nimmt ( ähnlich der Pointe in der Anekdote) nicht selten eine überraschende Wende. Die Kalendergeschichten werden im Hinblick auf die angesprochene Leserschaft meist volkstümlich erzählt und handeln in der Regel von einfachen Leuten. Besinnliche Kalendergeschichten über Begebenheiten aus dem Volksleben meist im lehrhaftvolkstümlichen Ton schrieben u.a. Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen (“Des Abentheuerlichen Simplicissimi Ewigwährenden Calender”-1671), Johann Peter Hebel gab zwischen 1808 und 1811 den in Baden erscheinenden Kalender „Der Rheinländische Hausfreund“ heraus, zu dem er eine große Anzahl von Kalendergeschichten beitrug, die 1811 geschlossen unter dem Titel „Schatzkästlein des rheinischen Hausfreundes „ erschienen. Darunter finden sich kleine Mesterwerke wie „Unverhofftes Wiedersehen“,“Der Husar in Neiße“ oder das zum geflügeltem Wort gewordene „Kannitverstan“. Auch später haben sich Autoren der Kalendergeschichte bedient, wie z.B. B.Auerbach,L.Anzengruber,B.Brecht, P.Weißkopf und E.Strittmatter. (2) Reise- und Abenteuergeschichte: umfaßt verschiedene Spielarten vom einfachen Bericht über Reisen und erlebte Abenteuerschilderungen bis zu dichterisch gestalteten Erzählungen, Novellen und Romanen; uberwiegend ist die Berichtform. (3) Kriminalgeschichte: wird nur durch stoffliche Spannung zusammengehalten und spekuliert in oft undenklicher Weise auf Leserwünsche, gehört damit häufig zur K o 1 p o r t a g e 1 i t e r a t u r (frz. colporter = (Waren) auf dem Nacken herumtragen), auf niedrigem Niveau stehende Massenprodukte, die früher von Hausierern angeboten wurden, daher auch "Hintertreppenroman". (4) Gespenstergeschichte (auch Spuk- oder Gruselgeschichte): thematisiert übernatürliche und unheimliche Eregnisse, die sich rationalem Zugriff entziehen. Sie strebt nach der vordergründigen Ausgestaltung sensationeller Effekte mit dem Ziel, durch Grauen und Spannung den Leser zu unterhalten. Der Reiz dieser Geschichten liegt vor allem in der Mischung aus Wirklichkeit und Phantasie, die Einblicke in die Grenzregionen der menschlichen Seele erlaubt.Typisch sind folgende Handlungselemente: Geister, Vampire, Wiedergänger, kuünstliche Menschen. (5)Erzählung Epische Form zwischen Geschichte einerseits und Novelle und Roman andererseits. Von der Geschichte unterscheidet sie sich quantitativ durch bewußt eingesetzte Gestaltungsmittel; dagegen fehlt der Erzälung die Konzentrierung des Erzählten auf ein Geschehnis wie in der Novelle. Die chronologische Reihenfolge der einsträngigen Handlung unterscheidet sie vom Roman, in dem mehrere Handlungen verknüft sind. (6)Kurzgeschichte Kurzgeschichte ist eine in der Praxis sehr unbekümmert gebrauchte, in der Theorie aber sehr unterschiedlich definierte Bezeichnung für eine verhältnismäßig junge Form der Kurzprosa. Das Wort "Kurzgeschichte" ist eine Lehnübersetzung von "short story", womit im Amerikanischen rein äußerlich eine kurze Geschichte gemeint wird, die zwischen 2000 und 30 000 Wörtern zählt, oder wie es Poe formuliert hat, "at one sitting" gelesen werden kann.Die bloß umfangmäßig definierte "short story" deckt sich nur partiell mit dem, was im deutschen Sprachraum als "Kurzgeschichte" gilt. Die deutsche Literaturwissenschaft bemüht sich ,die Kurzgeschichte als eine eigenen Gestzen folgende, also eigenständige Gattung zu bestimmen, indem sie unter anderen folgende typische Merkmale formuliert: Das Wesen der Kurzgeschichte besteht in der "künstlerischen Wiedergabe eines entscheidenden Lebensausschnittes (eines Schicksalsbruches). Bevölkert sind die Kurzgeschichten von Gescheiterten und Außenseitern, von verkrachten Existenzen, Träumern, Schwermütigen, Verklemmten, von Einsamen ohne Familie und ohne Freunde. Es gibt keine strahlenden Helden in der Kurzgeschichte. Die Menschen in der Kurzgeschichte erregen die Sympathie des Mitleides, wo die Gestalten der Anekdote bzw. der Novelle Bewunderung fordern oder Schrecken verbreiten. Der Erzähler der Kurzgeschichte scheint, wenn er sich nicht überhaupt mit einer der Gestalten identifiziert, von der ihnen eigenen Schwäche befallen zu sein .Als Ich-Erzähler bleibt er hilfloser Zuschauer oder ist selbst heillos in die eigene Situation verstrickt. Meist erzählt er eingefangen in die Perspektive der handelnden Personen (personale Erzählhaltung). An die Stelle des ratenden, erklärenden oder belehrenden Erzählers ist der nur mehr darstellende und mitteilende (unter Umständen auch sich selbst mitteilende) getreten. Trotz dieser Zurückhaltung sind die meisten Kurzgeschichten von einem starken Engagement geprägt. Als typisch für die Kurzgeschichte werden der offene Eingang und der offene Schluss genannt. Die Kurzgeschichte beginnt unvermittelt, ohne den Leser in die Vorgeschichte der Helden einzuweihen. Die Kunst des ersten Satzes besteht in einem überraschend-unvermittelten Erzähleinsatz. Der offene Schluss besagt, dass trotz der szenischen Abrundung des Geschehens der vorgestellte Konflikt andauert, die aufgezeigten Schwierigkeiten weiter bestehen. Die Kurzgeschichte beschränkt sich auf ein einziges Ereignis und auf nur wenige Personen. Kurze szenische Dialoge oder monologisierende vorgetragene Seelenzustände prägen viele Kurzgeschichten. Die geschilderten Lebensausschnitte zeigen ein krisenhaftes Erlebnis oder ein irritierendes Ereignis nur an, ohne das Werden oder die Folgen vorzuführen. Die handelnden Personen sind aufs Typische hin stilisiert. Sie bleiben meist gesichtslos und ohne Namen, und selbst wo sie Namen tragen, da sind es doch nur Vertreter eines Menschentyps,denen ähnlich, die als "er" oder "seine Frau", "alter Mann" der Kurzgeschichte symbolische Transparenz verleihen. Die handelnden Personen sind Menschen des Alltags, die keine Entwicklung durchmachen, sondern in Grenzsituationen geraten, aber zugleich Muster, die für viele andere stehen.Auf Verweisend-Typische reduzert sind auch die Schauplätze, denen selten eigenständige Beschreibungen gewidmet sind. Handle es sich um die Küche, einen Wartesaal, ein Abteil in einem Zug, in der Regel sind sie nur funktional gesehen. Die Kurzgeschichte wendet sich zum Elementar-Durchschnittlichen, das im Schatten der großen Ereignisse vor sich geht und keinen Platz in den Geschichtsbüchern findet. (7)Sonderform der Geschichte: Prosaskizze Prosaskizze ( ital. schizzo = hastig, flüchtig) ist ein kurzer Prosatext , zuweilen aphoristisch zugespitzt, von nicht abgerundetem, fragmentarischem Charakter. Im Impressionismus waren es Stimmungsbilder, z.B. bei A.Schnitzler oder Th.Mann, in jüngerer Zeit Beispiele bei W.Bächler oder B.Strauss, z.T. mit Nahe zum Prosagedicht bei Jürgen Becker (Erzählen bis Ostende,1981). FABEL Eabel ist eine kurze lehrreiche Geschichte, die ihre Einsichten aus praktischer Lebensweisheit des Volkes bezieht. Tiere und manchmal auch Dinge verhalten sich und reden wie Menschen. Daraus ergibt sich eine Verhaltenslehre oder eine Aussage über den Weltzustand, die Moral, die nicht immer, aber in der Regel an die eigentliche Fabel als Lehrsatz angehängt wird.Seit Lessing ist der Lehrsatz zunehmend immanent, d.h. im Fabeltext selbst versteckt, und muss aus ihm erschlossen werden. Man kann heute zwei Arten von Fabeln unterscheiden: 1. die klassische, aus der Antike überlieferte, in der Löwe, Wolf, Fuchs, Esel usw. auftreten und zeitlose Typen und Eigenschaften der Menschen verkörpern, die konventionell festgelegt sind; 2. die gegenwartsbezogene Fabel, die einen gesellschaftlichen oder politischen Zustand aufgreift und - kaum verhüllt- auf Tiere oder Dinge uberträgt. Sie benutzt dazu die konventionelleTypisierung ( den listigen Fuchs, das machtlose Schaf) oder schafft neue (das politisch unmündige Kalb). Sozialkritische Tendenzen tauchten schon in der klassischen Fabel .Inwieweit auch die klassische Fabel schon politische Dimensionen hatte, ist Gegenstand der Diskussion. Fabeln weisen meistens dreigliedrige Komposition auf: 1. Situationsschilderung, 2. Rede - Gegenrede, 3. Schluß. Die Moral kann explizit ausgedrückt werden oder als implizit mitschwingender Gedanke im Fabeltext verhüllt werden.In der Fabel reden oder handeln zwei bis drei (selten mehr) Figuren. Dabei treten sie ganz klar hervor,denn es sind Typen, keine Charaktere; außerdem stehen sie im leeren Raum und kein Hintergrund lenkt von ihnen ab.Das Prinzip der Reduktion fordert eine Darstellung an möglichst überschaubaren, unkomplizierten Lebensverhältnissen, in denen die Erkenntnis reibungslos erfolgen kann. Fabeln finden sich in Ägypten und in altorientalischen Kulturen. Als Vater der Fabel gilt jedoch Äsop, eine halblegendäre Gestalt, vielleicht ein phrygischer Sklave in Athen um 600 v. Chr. Die ihm zugesprochenen Fabeln sind nur in späteren Fassungen aus griechischen und lateinischen Sammlungen überliefert.Muster der Gattung sind in Frankreich von Jean La Fontaine (1621 - 1695) und in Deutschland von Gotthold Ephraim Lessing geschaffen worden. Die Zeit der Aufklärung gilt als die Blütezeit der Fabel. Es gab sentimentale und lehrhafte, aber auch agitatorische und zeitkritische, gereimte und ungereimte Fabeln. Dem Inhalt nach verstand man darunter verschiedenartige allegorische, d.h. ins Bild übertragene lehrhafte Texte, die wir heute am ehesten unter dem Oberbegriff "Parabel" fassen. Die Folgezeit war der Fabel wie aller lehrhaften Dichtung überdrussig; erst die politisch-didaktische Dichtung unserer Zeit entdeckte sie wieder und belebte sie neu in der Regimekritik und der Menschenrechtsbewegung.Beispiele aus dem 20.Jahrhundert:F.Kafka, E.Kästner, G.Anders, W.Schnurre, J.Federspiel u.a. GLEICHNIS Das Gleichnis versetzt wie die Fabel einen Sachverhalt in einen anderen Lebensbereich. Aber es verknüpft im Gegensatz zu Fabel nur in einem Punkte unmittelbar mit dem Gegenstand, bedarf keiner selbständigen Handlung, ist nur Abbild, Umsetzung des Abstrakten ins konkrete Bild.Alle seine Glieder lassen sich durch Analogieschluß zurückführen auf den abstrakten Kern des Gleichnisses. Der Begriff "Gleichnis" wird mit der Bibel verbunden: Jesus verwendet diese Form zur Verdeutlichung von Glaubenssätzen.Sie ist darüber hinaus und früher als das Neue Testament vorhanden als Methode,etwas Rätselhaftes, gedanklich Schwieriges zu illüstrieren, und ist so ein altes Mittel der Dichtung und der Rhetorik. Eine dem menschlichen Geiste grundsätzliche Neigung, einen abstrakten Satz durch eine konkrete, vorstellbare Geschichte zu verdeutlichen, ist der Ursprung dieser rhetorisch-literarischen Form. Das Gleichnis dient dazu, einen schwer verständlichen oder einen mißverständlichen Wahrheitssatz eindeutig werden zu lassen. Das Gleichnis weist ein dreischrittiges Formalschema auf: 1. Wahrheitssatz; 2. Beispielsgeschichnte aIs Verdeutlichung;3. Wiederaufnahme des Wahrheitssatzes in der verdeutlichten Form. An dieser Trias ist das Gleichnis prinzipiell zu erkennen. (Die genannte Trias ist für veile parabelhafte Formen zutreffend, weswegen der Begriff Gleichnis immer wieder verschiedenartig und mit wechselndem Umfang verwendet wird). Aber im Gleichnis gibt es nicht, wie in der Parabel, den Überraschungseffekt, wonach jemand eine problematische Sache auf unerwartete Weise löst; wielmehr ist der Aha-Effekt charakteristisch; ich sehe plötzlich zwischen dem Wahrheitssatz und der Beispiegeschichte klar das Gemeinsame, die Analogie, die ich nicht wahrgenommen hatte ,die aber immer da war. PARABEL Die Parabel entstammt der Rhetorik. Sie hatte die Aufgabe, schwierige Zusammenhänge durch ein eingeschobenes Beispiel zu verbildlichen und somit verständlich zu machen. Lange blieb sie ein Bestandteil der Predigt in der religiosen Kehrdichtung; erst sehr spät wurde sie zu einer selbständigen Kunstform. Die Parabel ist von der Fabel und vom Gleichnis nach Herkunft, Aufgabe und Struktur nur schwer zu unterscheiden. Vielfach werden diese Begriffe synonym gebraucht.Dem heutigen Wortgebrauch dürfte folgende Abgrenzug dieser Begriffe entsprechen: Die Parabel schlidert einen in der Wirklichkeit möglichen Vorgang, während die Fabel ein Phantasiegebilde ist, in dem Tiere und Gegenstände sprechen können. Man hat die Parabel auch "menschliche Fabel genannt. Wer eine Parabel ersinnt, verwandelt einen Sachverhalt in eine passende Bildgeschichte, die Zug für Zug zutreffen und ausdeutbar sein muß. Der Hörer oder Leser projiziert die aus dem Bild gewonnenen Erkenntnisse wieder in die Wirklichkeit. Die Parabel unterscheidet sich vom Gleichnis durch ihren Überraschungseffekt. Ihren Höhepunkt als selbständige Kunstform erlebte die Parabel erst im 20.Jahrhundert. Sie erfaßte zwei Bereiche, die schon in ihrem Ursprung angelegt sind: die religiöse und die politische Belehrung. Aus religiösem Geist stammen die Parabeln Kafkas, deren immer wiederkehrendes Thema die Unergründlichkeit des Daseins ist. Brecht benutzte die parabolische Form, um soziale Zustände bloßzustellen. Keine andere Form eignet sich besser, den Menschen zum Nachsinnen zu zwingen, denn Distanz und Verfremdungseffekt sind immanent. Parabel (gr. parabole von paraballein = nebeneinanderstehen) Parabolisch kann jede literarische Gattung sein (Der Autor nur indirekt, mittels einer Beispielgeschichte aus einem anderen Bereich mitteilt, was er sagen will): ein Roman wie "Der Prozeß" von Kafka ,das Drama "Der gute Mensch von Sezuan" von Brecht,"Andorra" von Frisch. Parabel ist eine epische Form, in der eine Geschichte erzählt wird, die sich tatsächlich ereignet haben könnte - oder zumindest Realitätsbezüge hat-, die aber nicht um ihrer selbst willen wiedergegeben wird, sondern um ein Problem, ein Fehlverhalten oder dergleichen zu verdeutlichen. GROBEPIK 1. EPOS Epos ist eine erzählerische Großform in Versen,(gr. epos = Wort,Rede Erzählung), die vornehmlich in geschichtlichen Frühzeiten der Völker auftritt. Charakteristisch für Epos sind: gehobene Verssprache, übersichtliche Struktur, Wiederholungen, Formeln. Epos entwirft möglichst umfassendes Weltbild, in dem seine handelnden Figuren fest verankert sind. In diesem Sinne ist das Epos in der deutschen Dichtung nur im anonymen Heldenepos verwirklicht.Das Epos tritt in folgenden Formen auf: (1) Heldenepos. Es sind nur drei Heldenepen erhalten; keines davon in der Sprache des Originals:“Waltharius“ (Ende des 9. Jahrhunderts) in Latein;“Niebelungenlied“ ( um 1200) in Mittelhochdeutsch; „Gudrunlied“(um1240). (2) Christliches Leseepos: dichterische Darstellung des ,Lebens und Leidens Jesu: "Heliand" (830), "Evangelienharmonie" Otfried von Weissenburg (vollendet 863-871) (3) Höfisches Epos: Übergagnsform zum Roman, daher auch höfischer Roman genannt.Im Gegensatz zum Heldenepos beschränkt die Wirklichkeit idyllisch zu einer rein idealischen Wirklichkeit. Hauptwerke: Heinrich von Veldeke "Eneide" (vor 1190), Hartmann von Aue "Erec"(um 1190/92).Wolfram von Eschenbach "Parzival"(1200/10), Gottfried von Strassburg "Tristan und Isolt"(um1210). (4) Komisches Epos:Das komische Heldengedicht füllt die Form des hohen Epos mit einem Bagatell-Inhalt. Die epischen Stillmittel des hohen Epos werden parodiert (Musenanruf, rhetorische Figuren, Gleichnis u.a.) sowie typische Szenen(Volksversammlungen,Götterrat,Schlachtbeschreibungen). Diese Mittel wirken, auf den trivialen Inhalt angewendet, komisch .Beispiele: Wittenweller "Der Ring"(1510), Rollenhagen "Froschmeuseler"(1595), Zachariae "Der Renommiste"(1744) u.a. 2. VOLKSBUCH Volksbuch vereinigte im wesentlichen frühneuhochdeutsche Prosanacherzählungen mittelalterlicher epischer Versdichtungen verschiedener Herkunft und erschien im 15. und 16. Jahrhundert in Buchform.Die Erfindung des Buchdruckes und der aufblühende Buchhandel bewirkten die Populariserung der Prosawerke, die ursprünglich nicht als Volkslesestoff gedacht waren, sondern als Bildungsgut einer Oberschicht Stoffe der Volksbücher entstammen mittelhechdeutschen höfischen Epen und französischen Epen, ferner Romanen, Novellen und Legenden aus dem spätantiken und romanischen Bereich und den umlaufenden Geschichten um Abenteuer-, Schwank-und Magiergestalten sowie der Tierdichtung. Beispiele: "Die Historie von Herrn Tristant und der schönen Isalde von Irland" (1484), "Till Eulenspiegel (1515), , "Historia von D.Johannes Faust"(1587) ,"Reincke Fuchs"(1544). 3. ROMAN Der Roman ist eine erzählerische Großform in Prosa. Die Bezecihnung Roman bedeutet: a) ursprünglich alles in romanischer Sprache Geschriebene; b) in Frankreich eine auf altem epischen Hintergrund ruhende abenteuerliche Helden-, Ritter- und Liebesgeschichte in Vers oder Prosa; c) seit Ende des 13.Jahrhunderts eine erdichtete längere Erzählung in Prosa. Die Aufgabe des Romans ist Darstellung erdichteter menschlicher Begebenheiten, deren Hauptzweck Charaktensierung und Sittenschilderung ist, daher Darstellung besonders der Entwicklungs- und Bildungsgeschichte eines einzelnen Menschen. Der Roman ist eine Erzählung, in der vom Persönlichen aus das ganze des Weltseins erfahren wird oder erfahren werden soll. Nicht mehr "das große Schicksal" , sondern die seelische Entwicklung des einzelnen ist bestimmend. Typen : Jede Zuordnung eines Romans zu einer bestimmten Romanform ist einseitig. Es bestehen zahlreiche Einteilungsmöglichkeiten, die einander im Einzelfall überschneiden. Folgende Hauptgruppen ergeben sich: a) nach dem thematischen Ordnungsprinzip: Abenteuerroman - Entwicklungsroman - Zeitroman experimentierdnder Roman; b) nach dem formalen Ordnungsprinzip: Ich-Roman - Er-Roman -Es-Roman. Abenteuerroman: ist eine umfassende Bezeichnung für verschiedene Formen abenteuerlicher Art. Unter anderen gehören dazu: Schelmenromane, Robinsonaden, Reiseromane, Wildwestromane, Landstreicherromane , Fantasy-Romane. Entwicklungsroman: Kennzecichnend für ihn ist der Übergang von der Darstellung äußerer Erlebnisse zur Darstellung innerer Erlebnisse,vom Abenteuerroman zum psychologischen Roman. a) psychologischer Roman: als Höhepunkt in der deutschen Dichtung kann Goethes "Die Leiden des jungen Werthers (1774) gelten. Er ist einne gültige Gestaltung der typischen Krise jedes jugendlichen Daseins. Ausschließlicher Schauplatz der Handlung ist die Seele Werthers; seine seelische Welt zerbricht an den Grenzen, die die Umwelt setzt, und erstickt an ihrem eigenen Reichtum; b) Bildungsroman: Neben der Darstellung der Persönlichkeits- und Charakterentwicklung liegt der Akzent im Bildungsroman mehr auf der Darstellung , Einfluß und Wirkung der Kulturgüter.Beispiele:"Wilchelms Meisters Lehrjahre" von Goethe (1795/96), "Titan" von Jean Paul (1800/03). Im 20.Jahrhundert wurde die Form des Bildungsromans wieder aufgenommen von Th.Mann ("Der Zauberberg", 1924),H.Hesse („Das Glasperlenspiel",1943). B.Strauss (“Der junge Mann",1984) u.a. c)Künstlerroman: Abart des Bildungsromans, im wesentlichen Maler-Dichter- oder Musikerroman.Z.B. E.T.A.Hoffman "Kreisleriana",1910, Keller G."Der grüne Heinrich",1854/55. P.Härtling "Hölderlin"1976. d) Erziehungsroman: Sonderform des Bildungsromans bei betontem Hervortreten pädagogischer Tendenzen. VorbiId war der Roman von J.-J.Rousseau "Emil oder über die Erziehung", 1762. In der deutschen Literarur: Pestalozzi „Lienhard und Gertrud",1781/87,Härtling "Niebsch oder der Stillstand",1975. e)Zeitroman Zeitroman ist ein Oberbegriff fur diejenigen Romantypen, die weder das abenteuerliche Ereignis noch die psychologische Entwicklung, sondern allgemeinere , überindividuelle Themen gestalten.Als Untergruppen sind zu unterscheiden: utopischer Roman, historischer Roman,Gesellschaftsroman,Großstadtroman, Dorf-und Heimatroman. f)Experimentierender Roman Im experimentierenden Roman wird die alte Romanform aufgelöst durch: (a) Zweifel an dem alles wissenden Erzahler; (b) Entpsychologisierung: statt der Darstellung von Charakteren werden Träume dargestellt. Seit Kafka setzt das ein und bedeutet "Ablösung der realistischen, kausal-psychlogischen Erzählweise durch ein (mystihsches) Aufheben der zeit-räumlichen Gesetzlichkeit des Vorderund Hintergründigen, des Realen und Irrealen, des Sinnlichen und Übersinnlichen in ein Geschehen komplexer Gegenwärtigkeit und des Einbruchs von Zufall und alogischem Geheimnis" (Schwerte,89) (c) neues Verhältnis zur Zeit: alle Wirklichkeit ist Schein und Lüge, nur die erinnernde Vergegenwärtigung besitzt Wahrheit:Hauptthema ist das Zeitbewußtsein. "Außere Zeit" wird in "innere Zeit" verwandelt, in die "reine Dauer". Der moderne Roman will d i e se Zeit im Kunstwerk halten; (d) Versuch, den Bewußtseinsstrom in der Romanfigur festzuhalten. Der Autor erzählt nicht das, was geschehen ist, sondern von etwas, was geschehen will. (e) Weitung des Erzählraums ins Unbegrenzte. Die Einheit der epischen Erzählordnung wird bewußt zerschlagen, z.B. durch plötzliches Verlassen der Situation und den Übergang zur philosophischen Reflexion oder Desillusion einer Situation, durch Einblenden einer Reklame usw. (f) verfremdende Eingruppierungen bzw. rein assoziative Reihung von scheinbar Zusammenhanglosem: Montage, übernommen von der Bild-und Erzählkunst des Films. Beispiele deutscher Dichtung: Th.Mann "Lotte in Weimar",1939, "Doktor Faustus" 1947; R.Musil "Der Mann ohne Eigenschaften"1930/4 .E.Langgässer "Das unauslöschliche Siegel"1946, M.Frisch "Stiller", 1954, "Homo faber" 1957,“ Mein Name sei Gantenbein" 1964, u.a. Romanformen nach formalem Ordnungsprinzip 1. Ich-Roman Ich-Roman löst eine fingierte Geschichte, in der das Erzählte von der erzählenden Person als selbserlebt ausgegeben wird . Die Erzählperspektive ist eingeengt, da nur von e i n e m Standpunkt aus die Geschehnisse betrachtet werden. Sonderform des Ich-Romans ist der Briefroman. Als Abart des Briefromans wird der Tagebuchroman betrachtet. 2. Er-Roman Der Er-Roman ist gekennzechnet durch Anwesenheit eines auswählend wertenden, gelegentlich kommentierenden und auch den Leser unmittebar ansprechenden Erzählers. 3. Es-Roman Im Gegensatz zu medialisierten Erzählungen (Ich-Roman, Er-Roman) wird dargestelltes Geschehen nur unmittelbar vorgeführt. Hier gibt es keinen Erzähler; seine Stelle nehmen Gestalten ein, deren Bewußtsein sich dem Leser öffnet in einer anscheinend unredigierten Spiegelung von Bewußtseinsprozessen. Verschiedene Möglichkeiten der Wiedergabe von Gedanken einer handelnden Person in der Epik sind: a) Monolog in direkter Rede oder Monolog in indirek t e r Rede ; b) erlebte Rede: Zwischenform in der 3.Person, Wirklichkeitsform = Wiedergabe des unformulierten Bewußtseinstroms in der dritten Person. c) innerer Monolog: Wiedergabe von unausgesprochenen Gedanken, im Gegensatz zur erlebten Rede in direkter Ich-Form (Selbstgespräch ohne alle Zwischenglieder). NOVELLE Novelle stammt aus dem Italienischen: novelle = Neuigkeit.Daher muß sie den Charakter des Neuen und Überraschenden haben.Das Neue kann sich in einem ungewöhnlichen Charakter zeigen, häufiger aber in einem Ereignis, das den Mittelpunkt der Geschichte ausmacht. Für die Novelle, die eine Mittelstellung zwischen Kurz- ung Langerzählung nimmt, sind folgende Kriterein charakteristisch: a) Geflecht von Vorfall und Mensch, Verknüpfung von Schicksal und Charakter; b) Wendepunkt: Kristallisation; die Novelle ist in ihrer Bauform um ein Mittelpunktereignis zentriert;alles wird in einem einzigen Vorfall zusammengefaßt, von dem aus das Leben des Helden dann nach rückwärts und nach vorwärts bestrahlt wird. c) Konzentrierung des Erzählten, äußerste Verdichtung und abgekürzte Darstellung ,vielfältige Verkürzungstechnik (kunstvolle Aussparungen der Zeitgestaltung, Fortfall retardierender Momente, Einsträngigkeit der Handlungsführung u.a. Struktureller Aufbau: knappe Exposition, zusammenraffendes Hinführen zum Höhe- und Wendepunkt, Abfall und Ausklang. d) szenischer Ausschnitt statt eines breiten Gemäldes. Schauplätze sind oft wie Bühnenbilder gestaltet, keine Milieuschilderung. Die Länge der Novelle ist nicht entscheidend. Beispiele uas der deutschen Dichtung:H.v.Kleist Michael Kolhaas", Märchennovellen von Romantikern (T.A.Hoffman, Brentano,Arnim u.a.) Th.Mann, S.Zweig, A.Schnitzler, F.Kafka, L.Frank u.v.a. DRAMATISCHE GENRES Grundformen: TRAGÖDIE Die Tragödie ist der Ausdruck des tragischen Bewußtseins, das menschliches Leben als einen notwendigen und unaufhebbaren, metaphysisch begründeten Konflikt erfaßt. Im Untergang erfährt der tragische Held einen Grundwiderspruch der Welt, eine Schranke, die seiner Natur, seinem Streben, seinem Erkenntnisvermögen durch ein Absolutes gesetzt wird. Dem Zuschauer, der sich mit dem tragischen Helden identifiziert, offenbart sich im Anschauen des Unheils aber auch die Größe, die der suchende, kämpfende und im Unterliegen ein unauslöschliches Zeichen setzende Mensch zu erreichen vermag.Für den Begriff des Tragischen, der sich in der Tragödie verankert ist, sind notwendig: die unbedingte Ausweglosigkeit tragischen Geschehens, das tragische Bewußtsein ihres Trägers und die tragische Schuld. Tragödie heute ist im wesentlichen gleichbedeutend mit Trauerspiel; in ihm gehen tragische Gestalten durch das Unheil und erreichen ihre Erfüllung im Tod. Die Tragödie will uns zeigen, daß allein schon in der Tatsache der menschlichen Existenz eine Provokation oder ein Paradox enthalten ist; sie sagt uns daß die Absichten des Menschen bisweilen den unerklärlichen oder zerstörerischen Kräften zuwiderlaufen. Seit Shakespeares bildeten sich in der europäischen Bühnendichtung 2 Typen der Tragödie heraus: 1) Klassische Tragödie, für die das Prinzip der Stilreinheit ( Einhaltung von 3 Einheiten: der Handlung= Durchführung eines Grundmotivs ohne Nebenhandlungen; des Ortes = unveränderter Schauplatz; der Zeit = Ablauf der Handlung innerhalb 24 Stunden) und der Stiltrennung ( keine Mischung mit Komischem). 2) Gemischte Tragödie: für sie ist das Prinzip der Stilmischung charakteristisch:Tragisches mit Komischem, Staatsaktionen mit Volkszenen, Vers mit Proisa verbunden; Absage an die Einheiten des Orts und der Zeit. Schauspiel Nebenform der Tragödie seit Ende des I8.Jahrhunderts, in der die tragische Situation überwunden wird und die frei ist von jeder Beimischung komischer Elemente. Lösung und Rettung deuten sich am Schluß an, und zwar: entweder tritt Versöhnung bereits am Ende des Schauspiels ein, oder Ausgleich kann sich noch im Scheitern beweisen, oder er wird für die Zukunft gesichert sein, oder er wird besiegelt in einem Fest. Komödie( Lustspiel) Komödie ( gr. komodia von komos = lustiger, ritueller Umzug als Bestandteil des Dionysos-Kults, und ode= Gesang; )ist ein Gegenstück zur Tragödie. Sie erwächst aus der Haltung der Komik. Die Komödie wird als "komisches Bühnenstück bezeichnet, das im Unterschied zur Tragödie stofflich meist im Bereich des Alltäglichen oder Phantastischen, nicht jedoch des Erhabenen angesiedelt ist und mit Respektlosigkeit Personen, aber auch Normen und Institutionen dem Gelächter preisgibt“. Ihrem Wesen nach ist die Komödie eine Mischform, d.h. sie steht inhaltlichen und formalen Anregungen offen und verarbeitet sie. Die handelnden Personen gehören meist nicht den höheren Ständen an, sondern sind Vertreter unterschiedlicher Schichten des Volkes. Der erste große Komödiendichter ist Aristophanes. Bei ihm ist deutlich die belehrende Absicht zu bemerken .Die Komödie hat desillusionistischen Grundcharakter: in Verfall begriffene und überholte geschichtliche bzw. soziale Erscheinungen bilden den Hintergrund. Sie sihet aus der Nähe, ist mit der alltäglich erfahrbaren Realität verbunden. Das Komische beruht dabei auf dem Kontrast zum allgemein Gewohnten: diese Aufdeckung des "Risses durch die Welt" führt die Komödie auf ihrem Höhepunkt in die Nähe des Tragischen, doch folgt in Erkenntnis der Unlösbarkeit des Widerspruchs die befreiende Lösung im reinigenden "Dennoch" des Lachens.( Poetik,299). Sondernformen des Dramas: VOLKSSTÜCK Das Volksstück verlangt theatralische Anschaulichkeit, daher Buntheit der Handlung, Mischung von Scherz und Ernst, Realismus und Phantastik. Für ein Volksstück ist typisch guter Ausgang, "gerechte Spannung, oft verdeckte lehrhafte Tendenz; ernste Szenen gleiten zuweilen ins Rührselige ab. Kennzeichnend ist einfache Sprache (Mundart), die sich an Herz und Gemüt, weniger an den Verstand wendet. HÖRSPIEL Hörspiel ist eine neue dramatische Form seit Erfindung und Verbreitung des Rundfunks. Eigenen Gesetzen gehorchend, weil nur auf den Hörraum beschränkt, ist das Hörspiel einerseits begrenzter als das Bühnenspiel, andererseits doch "entgrenzter", denn der Hörspielautor kann viel häufiger ohne störenden Bruch die Szene wechseln.Von hier aus ist Einbeziehung der irrealen Welt (Traum,Vision,.Märchen) erlaubt. Eigentliche Thematik des Hörspiels, da es nicht im Raum sondern nur in der Zeit abläuft, ist die Zeit. Man muß im Hörspiel Spannung durch die Distanz der Zeit erzeugen, man muß die Zeiträume aufreißen. Die Mittel des Hörspiels sind Wort, Geräusch und Musik, Hilfsmittel: die Bleneden (Ein- und Ausblenden, Überblenden, Montage, Rückblende;im modernen Hörspiel : Verzerrer, Echo, stereophonische Effekte, Klangbearbeitung und -erzeugung durch Computer.Im akustischen Raum stößen nur "Stimmen" aufeinander. LYRISCHE FORMEN LIED Mit dem Begriff wird eine lyrische Form bezeichnet, die sowohl dem Bereich der Dichtung als auch der Musik gehört. Das Lied ist bei allen Völkern zu treffen und gehört von jeher zum lebendigen Kulturschatz des Menschen. Dieser Begriff umfaßt die Gesamtheit aller mit Gesang vorgetragenen Lyrik und darüber hinaus die zum Singen bestimmten aber nicht vertonten Gedichte. Seit dem 18.Jahrhundert gehört das Lied als Gattung innerhalb der lyrischen Poesie zu den Ausdrucksformen vieler Dichter; nur einige dieser Lieder wurden, häufig erst später vertont. Dann umfaßt es so verscghiedenartige Gebilde wie den religiösen Hymnus und den Schlager, die Opernarien und Protestsong oder Hochzeitslied. Gemeinsames Kennzeichen dieser unterschiedlichen Formen ist die Sangbarkeit, d.h. die innere Musikalität, die sich an Rhythmik und Melodik der Sprache als auch häufig an äußere Merkmale wie Reim und Strophenform festmachen läßt.Zur Unterscheidung der unterschiedlichen Liedformen hat man verschiedene Kriterien aufgestellt, z.B. die Entstehung (Volks/Kunstlied), den Wirkungsbereich (religiöses/weltliches Lied), oder die Kompositionsform (Strophenlied/durchkomponiertes Lied). Auch thematisch wurden die Lieder aufgeteilt, wie z.B. Liebeslider, Kampf-oder Preislieder. Dabei gibt es Formen, die im Laufe der Geschichte zum ständigen festen Bestandteil des Liedgutes gehörten, und andere, die an bestimmte historische Epochen gebunden sind. Zu den ersteren zählen z.B. Liebeslieder, Hochzeitslieder, Trinklieder, zu den letzteren z.B. Minnesang, Meistersang, Protestsong oder Schlager. In den meisten Fällen treten in den Liedern reflektierend betrachtende Elemente zurück, es überwiegt der subjektive gefühlhafte Ton, in dem sich zumeist gehobene Stimmung des Sängers ausdrückt. Volkslied Die Bezeichnung Volkslied stammt von Herder als Lehnübersetzung aus dem Englischen (Popular song). Jedes Volkslied, ebenso wie das Kunstlied, hat einen Verfasser und Komponisten, im Laufe der Zeit aber werden die Lieder jedoch vom Volk umgestaltet und umgeprägt, "zersungen", wobei der individuelle Anteil des Urhebers an Wort und Melodie gleichgültig ist. Ausschlaggebend sind zwei entscheidende Bestimmungen des Volksliedes: - Untrennbarkeit von Wort und Weise, - Leben im Volke (Volksläufigkeit). Voraussetzung für ein Volkslied ist die Schlichtheit des Textes mit Themen von allgemeinmenschlichem Gehalt, die. von jedem Mitglied der singenden Gruppe nachempfunden werden können.Form des Volksliedes ist einfach, aber nicht kunstlos; meist klar gebaute vierzeilige, gereimte Strophen, bestehend aus Vier- oder Dreiaktern (oder wechselnd), häufig mit Kehrreim (Refrain). Kunstlied Seit und mit Herder begannen zahlreiche Dichter Ton, Motive und Symbole des Volksliedes nachzuahmen und oft täuschend ähnliche Gebilde zu schaffen. Eine Reihe von ihnen sind, wenn glücklich mit einer Melodie verbunden, zu volkstümlichen Liedern geworden (z.B."Lorelei" von H.Heine). Die eigentliche dichterische Leistung des Volksliedes liegt in der sprachlichen Bewußtmachung einfacher, allgemeinmenschlicher Erlebnisbereiche im wiederkehrenden Rhythmisch-Melodischem; sie geht dem späteren Kunstlied nie wieder verloren, im Gegenteil, mit ihr wird in höchst kunstvoller Weise weitergespielt. BALLADE Die Ballade ist ein ezählendes Gedicht mit einer stark dramatischen Handlung. Es ist ein poetisches Genre, in dem lyrische, epische und dramatische Elemente wirken. Das Lyrische ist in der Ballade durch die stark subjektive Haltung des Dichters zum Gegenstand der Darstellung ausgprägt. Das Epische realisiert sich in dem berichtenden Erzählton einiger Strophen und Zeilen. Das dramatische Element kommt in der sich stürmisch entwickelnden Handlung un in dem vorherrschenden Dialog vor. Als Stoff der Ballade dienen handlungsreiche, oft tragische Ereignisse aus Geschichte und Volkspoesie. Es werden hier Leid und Liebe, Märchenhaftes und Realistisches, schauerlichrührselige Mordgeschichten und Naturkatastrophen, Kampf um Gerechtigkeit und Würde des Menschen gestaltet. Oft kennzeichnet sich die Ballade durch den mystischen Inhalt. Das Geschehen wird aufs äußerste gerafft, oft gibt der Autor nur den Schlußakt der sich tragisch entwickelnden Handlung. Formal hat die Ballade eine Reihe von Stilelementen: die eigenartige Mischung von 3 dichterischen Möglichkeiten, die gedrängte, sprunghafte Aussage und beim Höhepunkt den Einsatz dramatischer Mittel (Dialog). Zuweilen fehlen epische Brücken ganz (reine Dialogform), oder nur wenige, kurze Berichtstrophen stehen zahlreichen Gesprächsstrophen gegenüber. Hier wechseln sich also monologisch-epische und szenisch-dialogische Darstellungsarten ab. Oft enthält die Ballade einen Prolog und einen Epilog. Die Verszeilen sind in der Regel kurz.Eine große Rolle spielt die Wiederholung einzelner Wörter und ganzer Verszeilen. Der sangbare Rhythmus der Ballade wird durch das Versmaß und den Reim bestimmt. In der deutschen Dichntung kristallisieren sich 3 Balladentypen heraus: die Geister- oder numinöse Ballade, die (historisch)-heldische, oder Ideenballade und die balladenartige Versdichtung, oder das Erzählgedicht. (1)Numinöse Ballade: wird bestimmt durch das Erlebnis des "ganz Anderen" mit seinem Doppelcharakter des Anziehenden und des Abschreckenden. Der Begriff des Numinösen prägt das Heilige und Göttliche, das ganz außerhalb des menschlich Faßbaren und Vertrauten steht , es ist fesselnd, lockend und furcherregend zugleich: z.B. „Erlkönig“, „Der Fischer“ von Goethe, „Lenore“ von Bürger u.a. (2) Ideenballade: Hauptmerkmal : Mittelpunkt des Geschehens ist der aktiv handelnde Mensch im Konfliktfeld ethisch-diesseitiger Menschlichkeit. Ideenballade ist Gegenpol zur naiven Volksballade und zur numinösen Kunstballade, Vorbild für unzählige Balladendichtungen des 19.Jahrhunderts, abgesunken durch epigonalen Vielgebrauch. Beginn mit der klassischen Ideenballade von Goethe: Der Sänger“(1783), fortgesetzt in den Werken des sogenannten Balladenjahre (1798) Schillers und Goethes: Schiller –„ Der Taucher“;“ Hero und Leander“;“Kassandra“;“ Bürgschaft“;“ Der Ring des Polykrates“;“ Der Handschuh“. Besonders Schiller verwendet die Ballade zur Darstellung der sittlichen Welt, z.B. den Kampf des erhabenen Menschen mit den Gewalten der äußeren Natur, den schweren Kampf mit der inneren Natur, den Sinn des Opfers usw. Dieser Idealisierung entspricht auch die höchst kunstmäßige Behandlung der Form: Nicht sprunghaft, sondern logisch fortschreitend und gegliedert. Die Rhythmen sind nicht musikalisch, wie in der Volksballade, sondern deklamatorisch und symbolisieren den Gehalt (3) Erzählgedicht: Sammelgruppe für balladenartige, erzählende Versdichtungen geringeren Umfangs, die nicht in die beiden ersten Gruppen einzuordnen sind. Dazu gehören: - die soziale Ballade (z.B. Chamisso: Die alte Waschfrau; Der Bettler und der Hund; Heine: Die schlesischen Weber; Brecht: Von der Kindermörderin Marie Farrar; Kinderkreuzzug). - die humoristische Ballade(Fontane: Herr von Ribbeck im Havelland-Jan Bart; Reuter: De blinde Schusterjung) - das engagierte Erzählgedicht in der modernen deutschen Dichtung: Brecht, Celan, Eich, Grass, Härtling, Meckel u.a. Die Sachlichkeit und Genauigkeit der Bericherstattung, die Hinwendung zum Alltäglichen, die Tendenz, möglichst ohne das große Ach und Oh der Beschwörung auszukommen, das Aussparen des Dramatischen ,der negative Held, die Verwerfung der Chronologie - all das begegnet uns im Erzählgedicht. Ende der 60-ger Jahre erweiterte sich der Balladenbegriff in Richttung Protestsong und poltisches Chanson (Wichtige Vertreter: F.J.Degenhardt, W.Biermann). ANTIKE FORMEN ODE (griechisch = aedein = singen). Ursprünglich im antiken Griechenland Bezeichnung für alle strophischen Dichtung, die zur Musik vorgetragen wurde. Später galt die Ode als erhabene Form der Lyrik, in der im feierlichen Ton Themen wie Freundschaft und Liebe, Vaterland und Ehre, Natur und Gottheiten besungen wurden. Größe und Würde der ergriffenen Themen verlangen Gehobenheit der Sprache und als Bindung für die pathetische Aussage den festen metrischen Rahmen, anspruchsvollere Stilhöhe und strengere Form.Formal zeichnet sich die Ode durch klare Strophengliederung und hohes sprachliches Niveau aus.Die großen Oden-Dichter Griechenlands waren Sappho, besonders aber Pindar, von dem 44 Oden erhalten sind. Wesentliches Kennzeichen der pindarischen Ode ist triadischer Bau: Strophe, Gegenstrophe und Nachstrophe(oder: Strophe, Antistrophe und Epode). Alle Strophen und Antistrophen haben unter sich und ebenso alle Epoden die gleiche Form; Verszahl der ersteren zwischen 12 und 16, der letzteren zwischen l0 und 14. In der Regel ist die Epode kürzer,außerdem tritt meistens der Wechsel im Rhythmus ein: steigende Vierheber gegen fallende. Bis ins 18.Jahrhundert hinein wurde die Ode nach dem Muster der antiken Vorbilder geformt, bis Friedrich Gottlieb Klopstock versuchte, das strengeVersmaß der Ode auf die deutsche Sprache zu übertragen Auch Goethe, Schiller und einige Autoren des Sturm und Drang bedienten sich der Ode, den Höhepunkt der deutschen Oden-Dichtung aber bildet das Werk Hölderlins. ELEGIE (griechisch elegos = Trauergesang mit Flötenbegleitung) In der antiken Dichtungstheorie sind bereits zwei Bedeutungen der Eleigie festgehalten: Formal kann jedes Gedicht als Elegie bezeichnet wreden, das in Distichen gehalten ist (Doppelvers).Darüber hinaus sind unter Elegien solche Gedichte zu verstehen, die im klagenden Ton Trauer über Trennung, Verlust und Tod oder andere Unzulänglichkeiten des Lebens ausdrücken. HYMNE (gr. hymnos = Festgesang, feierlicher Gesang zum Lobe Gottes oder eines Helden im Rahmen eines Kultfestes). Hymne ist ohne formale und inhaltliche Kennzeichen. Sie steht zwischen Ode und Diphyrambus , aber die Abgrenzung nach beiden Seiten ist unscharf. Gefordert wird Gehobenheit der Sprache wie in der Ode, doch im Ton schwungvoller, dagegen unbeschränkt in der metrischen Form. Erst mit Klopstock entstand in Deutschland Hymnendichtung im Sinne des heutigen Sprachgebrauchs. Vorherrschend seit Klopstock und besonders im Sturm und Drang sind freie Rhythmen. DITHYRAMBUS (gr.Beiname des Weingottes Dionysos, lat Bacchus)) war in griechischer Antike ein begeisterter, stürmischer,anfangs strophisch gegliederter, dann freirhythmischer Lobgesang auf Dithyrambus , vom Chor im Reigen zur Flöte gesungen. Später bezeichnete Dithyrambus hochgestimmte, lobpreisende Dichtung auch auf andere Gottheiten und Helden, schließlich allgemein: Gedicht in rauschhafter Ekstase als Steigerung des Tons über den der Hymne hinaus. In der deutschen Dichtung treffen die seit Mitte des 18.Jh. als Dithyramben bezeichneten Versdichtungen selten diese geforderte Stillage, meistens sind es gereimte Lobgedichte nach dem Vorbild des Barock und der Aufklärung. MADRIGAL (lat. cantus materialis = einfacher Gesang) bezeichnet ein Gedicht volkstümlichen Ursprungs. Seit dem 14.Jahrhundert ist das Madrigal eine ausgewiesene volkssprachliche Gattung gesungener Lyrik. Es war ein kurzes Gedicht aus 2 oder 3 Terzetten von Elfsilblern oder 2 Reimpaaren als Abschluß. Schema dieses klassischen Typs ist : abb cdd ee ff. Später wurden Terzette aufgegeben, unter Elfsilblern mischen sich Siebensilbler, schließlich wurde das Madrigal zum Inbegriff der metrisch freien Form: es kombiniert verschieden lange Verse (also freie Taktzahl) mit einheitlichem oder wechselndem Metrum, mit beliebigem Reim (auch Waisen) und wechselndem Umfang, nicht weniger als 5 ( in der Regel) Zeilen, nicht mehr mit 15 Zeilen. SONETT(ital. sonetto = kleiner Tonsatz von. lat. sonare = klingen). Das Sonett ist eine lyrische Form; die Anfang des 13.Jahrhunderts in Italien entstand und bis in die Gegenwart in der gesamten Weltliteratur nachgebildet wurde Es ist ein Gedichttyp mit strengen Formgesetzen.Dante Alighieri und Francesco Petrarca waren die ersten berühmten Sonettdichter..Ursprünglich bestand das Sonett aus 14 meistens fünffüßigen (jambischen) steigenden Versen, die in 2 vierzeilige Strophen (Quartette) und 2 dreizeilige (Terzette) eingeteilt sind, mit variierenden Reimverschränkung. Für die Quartette gab es zwei Grundformen:die alternierende(abab /abab) und die umschlingende (abba /abba) .Bei den Terzettan werden neue Reimsilben verwendet. Ihre Ordnung ist variabler, das umschlingende Prinzip ist aber auch hier eindeutig domi nierend. ( cdc / dcd und cde/cde).Man unterscheidet drei Grundtypen des Sonetts: a)Petrarca-Typ: alternierender Quartettenoednung und zwei Terzettenordnungen abab / abab /cdc / cdc oder abab /abab / cde / cde -umschlingender Quartetenreim und zwei trzettenordnungen: abba / abba / cdc / cdc oder abba / abba / cde / cde b) Ronsard-Typ: Umschlingender Quartettenreim und zwei Terzettenordnungen - abba / abba / ccd / eed oder abba / abba / ccd / ede: c) Shakespeare-Typ : drei alternierend reimende Quartette und ein Reimpaar abab / cdcd / efef / gg Inhaltaliche Aspekte: Wie bei allen Gedichtformen ist auch beim Sonett das Zuschreiben einer festen Sinnstruktur möglich. Dennoch kann gesagt werden, daß der spezifische Aufbau oftmals zu einer konzetrierten, pointierten Gedankenfolge verleitet: Vorwurf/Verteidigung, Frage/Antwort; ganz allgemein: These - Antithese - Synthese. 1.Strophe: Themenstellung; 2.Strophe. Gegensatz oder Variation; 3.Strophe: Beginn der Lösung;4.Strophe: Ausformulieren des Schlußgedankens.) Sonettenkranz besteht aus 15 Sonetten. Schlußvers des ersten Sonetts ist Anfangsvers des 2. u.s.w. MEISTERSONETT setzt sich aus den Anfangsversen der 14 vorangegangenen mmen.KONKRETE POESIE (Lat. concretus = zusammengewachsen). Auch: konkrete Dichtung, abstrakte Dichtung. Strömung in der Dichtung besonders in den fünfziger und sechziger Jahren, die die Sprache auf ihre Formseite hin reduzierte, also auf Laut und Buchstaben. Dieses Material benutzten die Autoren, um graphische ader klangliche Gebilde zu entwickeln, wie Bildgedichte bzw. Lautgedichte. Schweigen schweigen schweigen Schweigen schweigen schweigen Schweigen schweigen Schweigen schweigen schweigen Schweigen schweigen schweigen Egon Gomringer "Schweigen" Anregungen holten sich die Dichter beim Dadaismus und beim Futurismus. Heute führt unter anderen der Österreicher Ernst Jandl mit seinen Lautgedichten die Tradition der konkreten Poesie fort.. LAUTGEDICHT ist ein Gedicht, das weitgehend auf Wortbedeutung und Sinn verzichtet und aus der klanglichen Gestalt heraus lebt. Als Vorläufer hat am Ende des 18.Jahrhunderts Johann Heinrrich Voß Lautgedichte hervorgebracht ("Lallgedicht", "Klingsonate"), doch erst seit Anfang des 20.Jahrhunderts haben sich Paul Scheerbart, Christian Morgenstern und dann besonders die Dadaisten mit dieser experimentellen Form der Lyrik beschäftigt. Nach dem Zweiten Weltkrieg haben Autoren der konkreten Poesie mit Lautgedichten experimentiert (Z.B.Ernst Jandl). Morgensterns Gedicht "Das große Lalula" aus der Sammlung "Galgenlieder" 1905) ist ein Beispiel: „Kroklowafzi? Semememi! Seiokronto –prafripodplo: Bifzi, bafzi , hulalemi: Quasti basti bo ... Lalu lalu lalulalu la! Hontraruru miromente Zasku zes rü rü? Entepente, leilolente Klewapufzi lü? Lalu lalu lalu lalu la! Simarar kos malzipempu Silzuzankukrei: Marjomar dos: Quempu Lempu SiriSuri Sei! Lalu lalu lalu lalu la!“ QUELLENVERZEICHNIS 1. Asmuth B. Einführung in die Dramenanalyse. Sammlung Metzler, Bd.188, Vg J.B.Metzler. Stuittgart 1990 2. Behrmann A. Einführung in die Analyse von Prosatexten.Sammlung Metzler, Bd.59. Vg J.B.Metzler, Stuttgart. 1982. 3.Bühlow F., Schmidt M. Deutsch. Buch und Zeit Verlagsgesellschaft mbH.Köln,2000.. 4. Fleischer W. Stilistik der deutschen Gegenwartssprache. Vg Enzyklopädie. Lpz.,1988. 5. Grundzüge der Literatur- und Sprachwissenschaft. Bd.l: Literaturwissenschaftliche Reihe. München, 1974. 6. Gelfert H.D. Wie interpretiert man einen Roman? Arbeitstexte für den Unterricht. Philipp Reclam jun. Stuttgart, 1993. 7. Kahrmann C., Reiß G., Schluchter M. Erzähltextanalyse. Athenäum Verlag, Frankfurt a.M., 1991. 8. Kayser W. Das sprachliche Kunstwerk. Eine Einführung in die Literaturwissenschaft. 20.Auflage. Francke Verlag,Tübingen und Basel 1992. 9.Kohrs P. 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