dramatische genres

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LITERARISCHE GATTUNGEN
VORWORT
Der Begriff Gattung bezeichnet in grundsätzlich verschiedener Terminologie zwei verschiedene
Bezirke innerhalb der Literatur: einmal die Arten der Präsentation von Texten, einmal deren formale
Zugehörigkeit zu bestimmten Klassen oder Ausprägungen.
Seit der Antike gibt es poetologische Normen, die bestimmen, wie man Dichtung unterteilt und
welche Kennzeichen die einzelnen Teile, die so genannten Gattungen, haben. Die heutige
Gattungspoetik schreibt den Autoren keine Regeln vor, wie die antike, normative Poetik, sondern sie
ordnet die Texte nach Eigenschaften (Prädikatoren) ein:wenn eine Menge von Texten gleiche
Prädikatoren aufweist, handelt es sich um eine Gattung, die wir so und so benennen. Die moderne
Poetik sucht in der Abstraktion des Individuellen und historisch Gegebenen, des literarischen
Textes, bleibende Kategorien und Grundeinteilungen zu gewinnen.
Die Frage nach Gattungen oder Grundformen ist bislang keineswegs eindeutig, endgültig und
unbestreitbar beantwortet, so dass eine Aufzählung der einzelnen Gattungsbegriffe sowie aller
Misch- und Übergangsformen undurchführbar wäre. Die Aufstellung von literarischen Formen
(Genres) ist problematisch, weil erstens Verallgemeinerungen immer fragwürdig sind, zweitens die
Merkmale jeder Form im Laufe der Geschichte Wandlungen durchmachen, und drittens,
verschiedene Formen innerhalb der Hauptgattung so nahe verwandt sein können, dass es schwer ist,
eine Trennungslinie zu ziehen. Trotz dieser Schwierigkeiten ist es hilfreich, wenn sich die
Mannigfaltigkeit der Texte gruppieren und bestimmen lässt. Man sollte sich jedoch immer bewusst
sein, dass die Bestimmungen keine absolute Geltung haben. Bei allen Formalbegriffen und
Gattungsdefinitionen handelt es sich um bloße Arbeitsmittel, um Werkzeuge. Wenn man einen Text
untersuchen und sich wissenschaftlich damit auseinandersetzen will, ist es bequem und
arbeitssparend, mit Fachbegriffen zu operieren. In diesem Sinne sind diese Begriffe nützlich, auch
dann, wenn keiner so eindeutig ist, dass sich eine ganz bestimmte Menge von Texten zu einer
“Sorte” zusammenfassen lässt.
Das Hauptziel dieses Heftes ist, die bekanntesten und gebräuchlichsten Gattungsbezeichnungen
innerhalb der einzelnen Textarten aufzuzeichnen und sie zu beschreiben, um den Studenten die
erste Orientierung in der Poetik zu erleichtern.
Drei traditionelle literarische Gattungen
In der literaturwissenschaftlichen Tradition werden drei Hauptgattungen behandelt, die als
fundamentale Möglichkeiten dichterischer "Versprachlichung" zu erkennen sind: Epik, Lyrik und
Drama. Die Zugehörigkeit eines Textes zu einer der Dichtungsarten zu bestimmen, bedeutet, die Art
seiner Präsentation zu ermitteln.
EPIK
EPIK vollzieht sich, vom Autor ausgesehen, auf der Ebene des Erzählens, Schilderns: für den
Leser gibt sie pragmatisch umgrenzte Grundhaltung der Fiktion vor. Die Epik ist ausführliche,
gelassene Vergegenwärtigung einer vergangenen Handlung, für eine Hörer- oder Leserschaft aus
zeitlicher und emotionaler Distanz. Sie bekundet sich als epische und ist gekennzeichnet durch:
a)Distanz, denn der Autor steht der vergangenen Handlung gegenüber;
b) erzählendes Gedenken von Vergangenem; mit der erzählenden Sprache wird alles Geschehen,
äußerliches wie innerliches, erfasst;
c) Ansprechen einer Zuhörerschaft ( oder des Lesers) durch mündlichen Vortrag; Sprache muss
daher anschauliche Lebendigkeit haben, Klarheit und Dichte; Handlung muss aufhorchen lassen und
soll durch den Erzähler zum Mitspiel auffordern: jedes Erzählen ist eine Art Spiel: doch darf die
epische Illusion nie dramatische Trugkraft gewinnen;
d) ausdrückliche Darstellung aller Begebenheiten, die auf das Ziel der Handlung hinführen;
e) epische Wiederholung; Freude an der Wiederkehr formelhafter Wendungen oder eines
bestimmten (typisierenden) Beiworts; im Märchen z.B. Wiederkehr der ZauberformeIn oder der
Dreizahl, Aufbau-, Spannungs- und Längungsmomente..
Der zeitliche lineare Fluss des Geschehens kann vorübergehend aufgehoben werden durch:
(1) Rückwendung
Bereits Geschehenes wird nachgeholt, um Klärungen für die fiktive Gegenwart zu finden oder
Handlungszusammenhänge herzustellen.
Die Rückwendung im großen Umfang bestimmt das Wesen der Rahmenerzählung, die
Rückwendung in kleinerem Umfang holt Informationen auf, die für den Gang des Geschehens
wesentlich sind.
Nach der Funktion unterscheidet man:
-aufbauende Rückwendung: am Beginn der Erzählung versorgt sie den Leser nach dem
unmittelbaren Einstieg in die fiktive Gegenwart mit den notwendigen Informationen über die
Vorgeschichte (nachgeholte Exposition).
-auflösende Rückwendung: am Ende der Erzählung zur Klärung von Vorgängen, die in der bisher
erfolgten epischen Präsentation unklar geblieben sind.
(2) Vorausdeutung : Vorgriff auf später folgende Ereignisse:
(a) nach der Art der Präsentation:
-Erzählervorausdeutung: betrifft etwas, das innerhalb der Fiktion im Zukünftigen liegt, für den
auktorialen Erzähler oder Ich-Erzähler aber bereits Vergangenheit ist. Die Vorausdeutung ergibt
sich dabei aus dem Wissen über den Erzählfort- bzw. -ausgang.
(b) nach der Erfüllung:
- zukunftsgewisse Erfüllung : sieht sich im Lauf der Handlung bestätigt;
- zukunftsungewisse Vorausdeutung: Mutmaßungen einer Figur oder auch des Erzählers über die
fiktionale Zukunft, die sich aber im Verlauf des epischen oder dramatischen Geschehens als ganz
anders erweist.
(c) nach der Position im Text:
- einführende Vorausdeutung: am Beginn der Erzählung, als Einführung, als Vorwort. Streng
genommen eigentlich jeder Titel, da er beim Leser Erwartungen und Ahnungen über das Kommende
weckt;
- eingeschobene Vorausdeutung: kann Handlungsablauf kurzfristig verzögern oder ihn in neue
Bahnen lenken;
- abschließende Vorausdeutung: weist in Zukunft, die vom Erzähler nicht mehr näher erschlossen
wird(z.B. Märchenabschluss: "Und wenn sie nicht gestorben sind, so leben sie noch heute").
DRAMATIK
DRAMATIK reproduziert fiktionale Wirklichkeit durch die Medien des Raums (der Bühne), der
Aktion(Schauspieler) und der Sprache (Dialog). Sie bedient sich also somit der literarischen
Wirklichkeitselemente und zielt, auch wenn sie im Kern literarisch ist, auf eine synästhetische (d.h.
mehreren Sinnesorganen zugängliche)Rezeptionshaltung. Raum und Zeit , in der epischen
Abstraktion nur symbolhaft greifbar, werden ebenso präsent wie die physische Anwesenheit der
handelnden Personen (Schauspieler).
Das Dramatische besteht also in der dichterischen Verdeutlichung eines Geschehens durch
Rollenträger .Im Unterschied zu Epik und Lyrik wird Drama umgesetzt in die Wirklichkeit der
Bühne, muss sich also mit Theatralischem verschmelzen. Zum Drama gehört neben dem Wort
notwendig das Mimische. Das Dramatische ist gekennzeichnet durch die Benutzung der dramatisch
wirkenden Dialogform ( Rede - Gegenrede). Dialog ist auch in epischen Stücken möglich, jedoch
nur dann dramatisch, wenn er als Grundelement Spannung besitzt. Damit grenzt sich der Dialog
einerseits gegen "Unterhaltung", andererseits das Streitgespräch, das nur logische Denkergebnisse
gegeneinander setzt. Ohne den Zusatz einer besonderen Spannung, einer besonderen Situation gibt
es keinen dramatischen Dialog"(Kayser, 34)
LYRIK
LYRIK(zumindest die traditionelle Lyrik)entbehrt in den meisten Fällen der pragmatischen
Fiktionsebene. Sie ensteht auf der Grundlage der Zeitlosigkeit, des Nichgebundenheit an empirische
Kausalität:sie ist auf engste mit der Reflexion oder Meditation verbunden.
Lуrisch heißt stimmungsvoll, gefühlsbetont, voller Empfindungen. Die Bezeichnung Lyrik (Lyra =
Leier, das älteste Saiteninstrument) weist auf Urgrund und Ursprung aller Dichtung (auch des
epischen und Dramatischen): die Bindung an die Musik. Die durch Musik kompositorischrhythmisch und klanglich verwandelte und durch die Beschwörungskraft der dichterischen Bildes
gesteigerte Sprache heißt Lyrik.(Poetik,147). Die Lyrik ist gekennzeichnet durch besondre formale
Mittel: Reim, Rhythmus, Metrik, Takt, Vers, Strophe u.ä., die durch subjektives Empfinden,
Gefühle, Stimmungen oder Reflexionen zum Ausdruck kommen. Zu den besonderen Merkmalen der
lyrischen Sprache gehören seelische Gestimmtheit, Gefühlsbetontheit, Musikalität.
Epik, Drama und Lyrik als Hauptgattungen gliedern sich in Untergattungen (literarische Formen
oder Genres). Die Aufstellung von literarischen Formen (Genres) ist problematisch, trotzdem ist es
sinnvoll, die bekanntesten und gebräuchlichsten Gattungsbezeichnungen innerhalb der einzelnen
Textarten aufzuzeichnen, damit sie als Arbeitsmittel die Analyse eines konkreten Textes erleichtern
könnten. Schematisch könnte man sie folgenderweise darstellen:
EPIK
DRAMATIK
Kleinepik
Großepik
Märchen
Epos
Tragödie
Dokumentartheater
Lied
Ballade
Sage
Volksbuch
Schauspiel
episches Theater
Ode
konkrete Poesie
Saga
Roman
Komödie
Hörspiel
Elegie
Legende
Novelle
Schwank
Anekdote
Grundformen
Sonderformen
LYRIK
Gedicht
Sonderformen
Lautgedicht
Hymne
Dithyrambus
Madrigal
Geschichten
Fabel
Gleichnis
Parabel
Epische Genres.
KLEINEPIK
MÄRCHEN.
Märchen ist eine kurze Prosaerzählung aus freier Erfindung, ohne zeitlich-räumliche Festlegung in
die Wirklichkeit, "von phantastisch-wunderbaren Begebenheiten, die sich in Wahrheit nicht ereignet
haben und nie ereignen können, weil sie, in wechselndem Umfange, Naturgesetzen widerstreiten".
Mhd.Stammwort: maere = Kunde, Bericht , Erzählung. Noch Luther verwendete das Wort in diesem
Sinne .Verkleinerungsformen "märchen", "märlein" bedeuteten ursprüglich"kurze Erzählung"; erst
im Spät-Mittelalter mit dem Nebensinn „erdichtete Erzählung. Weitere Bedeutungsverengung erlebt
das Wort Märchen im18.Jh.; zunächst wurde es gebraucht für französische Feengeschichten, dann
festgelegt auf die Sammlung der Brüder Grimm „Kinder- und Hausmärchen“ (1812/15 in zwei
Bänden erschienen). Das Märchen führt aus der wirklich vorstellbaren Welt unversehens und
bruchlos und die m a g i s c h e Welt. Unwirklichkeit wirkt glaubhaft, u.a. durch knappe, nicht
schildernde Benennung, formelhafte Wendungen ( am Anfang- z.B.“ es war einmal.." ,und am Ende
z.B.“ und wenn sie nict gestorben sind, leben sie noch heute") und Verse (Zauber- und
Verschwörungsformeln) sowie durch Gebrauch der gesprochener Sprache. Der Satzbau im Märchen
bevorzugt Nebenordnung (Parataxe). Die Kompositionsform ist kunstvoll durchdacht: sie weist
meistens dreigliedrigen Aufbau auf: Ausgangssituation mit spannungsvoller Erwartung Mittelstuck- Schluss: Im Mittelstück muss die Hauptfigur in der Regel drei Abenteuer oder drei
Aufgaben lösen, ehe die Wende eintritt. Solche Dreigliederung gibt dem Erzähler das Gerüst für
sein Erzählen. Da die Wiederholung zugleich eine Steigerung bringt, das Gewicht also jeweils
hinten liegt("Achtergewicht"), wird Spannung erzeugt. Außerdem dehnt die Wiederholung die
Geschichte aus. Der Erzähler kann seine Zuhörer länger unterhalten. Die Dreizahl ist also zugleich
Aufbau-, Spannungs- und Längungsformel. Sie steht der in der Personenzeichnung herrschenden
Zweizahl (arm - reich, gut - böse) als Stilelement entgegen. Die wesentlichen Merkmale des
Märchens sind:
(1) Eindimensionalität: keine Trennung von diesseitiger und jenseitiger Welt, kein Erlebnis des
Numinösen wie in der Sage; das Magische ist keine andere Dimension;
(2) Flächenhaftigkeit: dem Märchen fehlt die Tiefgliederung; seine Gestalten sind Figuren ohne
Körperlichkeit, ohne Innenwelt, ohne Umwelt; ihnen fehlt die Beziehung zu Vor- und Nachwelt ,
zur Zeit überhaupt;
(3) abstrakter Stil: die handelnden Personen werden nicht genau charakterisiert, nur benannt, sie sind
nur Träger bestimmter Charakterzüge (böse, dumm, listig etc.)
(4) Isoliertheit: das Märchen liebt das Seltene, Kostbare, Extreme: das einzige Kind, die schöne
Prinzessin; der Held muss sich als einzelner bewähren);
(5)alles fügt sich, unsichtbar gelenkt, zu harmonischem Zusammenspiel; die Märchchenfigur oder
Märchending ist kontaktfähig mit allem und jedem;
Für die meisten Märchen gelten folgende Kompositionsregeln: das Einleitungsgesetz, das Gesetz der
Wiederholung, der Dreizahl, von Topgewicht und Achtergewicht, der szenischen Zweiheit, des
Gegensatzes, der Einsträngigkeit, der Konzentration auf eine Person u.a.
Man unterscheidet Volksmärchen und Kunstmärchen. Im Unterschied zum Kunstmärchen, das der
Individualliteratur zuzurechnen ist, ist es das Merkmal des Volksmärchens, dass es längere Zeit in
mündlichen Tradition gelebt hat und durch die mitgeformt worden ist. Beim Volksmärchen handelt
es sich nicht urn die Hervorbringungen einzelner Dichter, sondern um ein mehr kollektives
Besitztum, das nicht in individuellen Spitzenleistungen gipfelt, sondern allen Völkern mehr oder
weniger gemeinsam ist. Es gibt kein Volk, in dem es keine Märchen gibt. Die mündliche
Überlieferung vergangener Jahrhunderte ist heute weitgehend Buchmärchen geworden. Märchen
sind noch immer beliebteste Kinderlektüre. Das Märchen zeigt, dass es zwar Böses in der Welt gibt,
aber auch überwunden werden kann. Das Menschenbild des Märchens ist von uberzeitlicher
Gültigkeit.
SAGE
1.Volkssage
Im Gegensatz zum Märchen spiegelt die Volkssage naives, unkritisches Wissen des Volkes wider,
zielt auf Wiedergabe der W i r k 1 i c h k e i t und erhebt Anspruch , geglaubt, für wahr gehalten zu
werden.Die Sage ist an bestimmte Personen, Örtlichkeiten oder Ereignisse angeknüpft, währnd das
Märchen in einer zeitlosen Welt spielt. Im Mittelpunkt des Märchens steht immer der Mensch,
während die Sage vom Übernatürlichen beherrscht wird. Sage will packen, erschüttern, (selten)
belustigen, den Hörerkreis zum Miterleben in Staunen und in Grauen, aber auch zum Nachsinnen
führen. Charakteristisch ist die v o r w i e g e n d p e s s i m m i s t i s c h e Haltung der Welt und
den Menschen gegenüber. Typisch fur die Sage ist formal schmuckloser, erlebnis-intensiver
Erzählbericht, der sich am Anfang oder Schluß gern auf Gewahrsmänner beruft ( "Das hat mein
Großvater selbst erlebt"!) Zu unterscheiden sind 3 Typen:
(1) Natursagen: merkwürdige Naturereignisse oder -erscheinungen, Felsbildungen,Versteinerungen
oder Witterungsphänomene regen die Phantasie des Volkes zu Erklärungesversuchen an.
(2) Ereignissagen:den Hintergrund bildet ein charakteristisches Ereignis oder geschichtliche
Persönlichkeit.
(3) Erlebniesagen: führen in der Regel auf Traumerlebnisse (Alp-, Angsttraum) zurück, die mit
dämonischen Wesen in Zusammenhang gebracht werden.
2. Heldensage.
Heldensage ist eine höhere Form gemeingermanischer Dichtung der so genannten Reckenzeit .
Heldensage mischt Geschichte und Sage,hat aber keine geschichtliche Einstellung, obwohl sie auf
geschichtlichen Ereignissen beruht und auf geschichtliche Persönlichkeiten anspielt, vielmehr
gestaltet sie beispielgebende Schicksale in dichterischer Steigerung: sie ist Standesdichtung des
germanischen Kriegsadels. Abgesehen von dem einzigen deutschen Bruchstück des
"Hildebrandsliedes" und den Zeugnissen der nordischenÜberlieferung ("Edda") ist Heldensage fast
nur in Gestalt der mittelhochdeutschen Großepen der "Ritterzeit" überliefert und damit in weiter
Entfernung vom Ursprung.
3. Göttersage
Göttersagen, wie schon der Name sagt, reden von Göttern. In deutscher Sprache ist wenig
überliefert. z.B. "Merseburger Zaubersprüche" (entst. vor 750) werden kriegerische Halbgöttinnen
erwähnt, germanische Götter Wuodan und Balder und zwei göttliche Schwesterpaare (Sinthgunt und
Sunna, Friia und Volla).
SAGA
Saga gehört zu altisländischer Prosagattung. In der Regel sind es geschichtliche Erzählungen mit
biographischer Grundstruktur.Der Stil ist sachlich, kühl und faktenreich, mit strengem Sinn für
Wirklichkeitsnähe und Lebenswahrheit. Hauptthemen sind Sippenfeheden und Einzelfehde mit
Mord, Blutrache, gerichtlichen Vorgängen ,Klagen und Sühne.
LEGENDE
Das Wort Legende stammt aus dem Lateinischen und bezeichnete ursprünglich Lesung
ausgewählter Kapitel aus dem Leben eines Heiligen am Tag seines Festes im Kirchkalender (lat.
legenda = das zu Lesende). Diese Bezeichnung wurde später übertragen allegemein auf die religiös
erbauliche Erzählung vom Leben und Leiden eines Heiligen. Legende ist eine geistliche Abart
der Volkssage, in der Gottes Wirken auf übernatürliche Weise (Wunder) im irdischen Geschehen
gezeigt wird. Die Legende bezieht alle Dinge auf Gott. Die Sage verwirrt, belustigt, ängstigt, erregt
den Menschen, die Legende klärt und festigt. Die Sage stellt Fragen, die Legende antwortet. Aber
ihre Antwort ist dogmatischer Art.Die Legende ist unter dem Einfluß kirchlicher Belehrung
entstanden. Abgrenzung der Legende gegen das Märchen erfolgt durch ihren Wirklichkeitsbezug, da
stets ein Stück geschichtlicher Wirklichkeit in sie hineingewebt ist; dadurch ist sie mit der Sage
verwandt. Von dieser unterscheidet sie sich durch den Ton, der nicht raunende, sondern heller, mehr
auf idyllische Gestimmtheit eingestellt ist. Mit der Fabel verbindet sie ihr erbaulich-didaktischer
Zug
SCHWANK
Schwank ( mhd. swanc = leicht zu schwingen) bedeutet Schwung,Hieb, Streich, daher: die
Erzählung eines Streiches.Schwank ist eine realistische Kurzgeschichte mit lustigem, oft derb
drastischem Inhalt. Beliebte Motive sind ertappte Betrügerei, Prahlsucht, Dummheit, eheliche
Untreue u.ä. Schwank will in erster Linie unterhalten, er hat nur gelegentlich lehrhafte Tendenz; ist
unbefangen gegenüber dem Derben bzw. Obszönen. Charakteristisch ist die Neigung zu Häufungen:
Schwänke gruppieren sich oft um ganzeGemeinden, z.B. Schilda in "Die Schildbürger". Als Form
der Volksdichtung ist Schwank uralt und heute noch lebendig.
ANEKDOTE
Anekdote ist eine kurze, charakteristische Geschichte um eine geschichtliche Persönlichkeit oder
bezeichnende Begebenheit mit einem meist pointenartigen Schluß, der blitzartig verborgene
Zusammenhäge erleuchtet. Ist ihre Wahrheit auch nicht historisch verbürgt, so könnte sie doch wahr
sein. Die witzige Gebärde wie das witzige Wort zeugen von der Überlegenheit eines Menschen, der
sich nicht verblüffen läßt.Das Wort "Anekdote" stammt aus dem Griechischen und heißt etwa soviel
wie "das nicht Veröffentlichte"und "die mündliche Erzählung". Ursprünglich ist sie also eine
Erzählung, die mündlich weitergegeben wird: Irgendjemand hat bei der Begegnung mit einem
anderen ein besonders bemerkenswertes, in der Regel witziges Ereignis erlebt und erzählt diesen
Vorfall an Bekannte weiter. Daraus kann eine Anekdote entstehen.
Eine Anekdote handelt meist von einer berühmten Persönlichkeit oder Begebenheit. Als
literarische Form hat die Anekdote einen typischen Aufbau. Im Wechselspiel von Rede und
Gegenrede geht es häufig um eine Auseinandersetzung zwischen einem Mächtigen und einem
scheinbar Schwächeren. Diese Auseinandersetzung endet oft mit einer Pointe, einer überraschenden
Wende, die schlagartig einen Charakterzug der Persönlichkeit erhellt. Diese Pointe kann entweder
in einem einfallsreichen Wort (Wortpointe) oder einer einfallsreichen Tat (Handlungspointe)
bestehen. Ganz zum Schluß folgt manchmal noch eine Erklärung oder Lehre.
In früheren Zeiten waren vor allem von ihrem Stand her herausragende Personen - Könige,
Fürsten, hohe Adelige oder Geistliche - bevorzugte Figuren anekdotischer Erzählungen. In unserer
Zeit begegnen uns Anekdoten vor allem im Unterhaltungsteil von Tageszeitungen und Illustrierten,
wo diese kurzen, pointierten Erzählungen von den Großen und Stars aus der Welt der Politik,
Wirtschaft, Film, Mode, Sport usw. handeln. Nur wenige moderne Autoren bedienen sich heute der
anekdotischen Form, wo sie Abwandlungen und Verfremdungen gefallen lassen. Durch
Abwandlung der Gattungsmerkmale üben die Schriftsteller Kritik an den Wertvorstellungen und
Verhältnissen unserer Zeit (z.B. Peter Handke, Wondratschek, Günter Kunert u.a.). Durch ihre
Gestaltung stellen sie auch die Gattung selbst in Frage, die nach ihrer Auffassung früher oft ein
Mittel war, fragwürdige Persönlichkeiten und menschliche Verhaltensweisen volkstümlich zu
machen.
Durch ähnlichen Aufbau - knappen Dialog und Pointe- sind Anekdote und Witz nahe miteinander
verwandt. Über Schlagfertigkeit und Einfallsreichtum in heilklen Situationen verfügen nicht nur
berühmte Personen. Auch einfache Menschen verstehen sich zu wehren und zu helfen. Darüber
erzählen zahlreiche Witze.
GESCHICHTE
Geschichte gehört entweder zur volklstümlichen Epik oder zur Trivialliteratur.Sie unterscheidet sich
von der Anekdote durch breitere Erzählform (kein pointenartiger Schluß), von der Erzählung durch
den einfachen Aufbau (Reihung), von Sage und Märchen durch Betonung des Wirklichen.
Man unterscheidet verschiedene Typen von Geschichten, z.B.:
(1) Kalendergeschichte:
Ist eine ursprünglich in Kalendern veröffentlichte, kurze, volkstümliche, anekdotische o.ä.
Erzählung mit belehrendem Inhalt.Seit der Erfindung des Buchdrucks waren in Kalendern gedruckte
Texte eine der beliebtesten Lektüre der niederen Volksschichten. In den Kalendern fand man neben
der Verzeichnis der Tage, Wochen und Monate des Jahres auch Maß- und Gewichtstabellen,
belehrende Aufsätze (Ratschläge, Anweisungen, Rezepte), später auch Erzählungen, Schwänke,
Legenden, Sagen, Anekdoten, Witze, Fabeln, Rätsel, die seit dem 18.Jahrzehnt durch Übermittlung
von Wissen belehrende Zwecke verfolgten. Im 20. Jahrhundert löst sich die Kalendergeschichte
vom Kalender und wird zur eigenständigen Gattung volkstümlicher Kurzprosa. Zu Hauptzügen der
Kalendergeschichte gehören knappe, pointierte Erzählung, aphoristische Zuspitzung, belehrender
Charakter, Streben nach volkstümlicher Denktradition, aufklärerischer und didaktischer
Tugendgehalt. Scheinbar oberflächliche Natur-,Tier- und Menschenbeobachtungen werden in der
Kalendergeschichte zu philosophischen Verallgemeinerungen (Im Leben ist alles
beachtenswert).Die Darstellung ist in der Kalendergeschichte bald lyrisch, bald schalkhaft-lustig,
bald gutmütig-traurig. Der Verlauf der Handlung nimmt ( ähnlich der Pointe in der Anekdote) nicht
selten eine überraschende Wende. Die Kalendergeschichten werden im Hinblick auf die
angesprochene Leserschaft meist volkstümlich erzählt und handeln in der Regel von einfachen
Leuten.
Besinnliche Kalendergeschichten über Begebenheiten aus dem Volksleben meist im lehrhaftvolkstümlichen Ton schrieben u.a. Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen (“Des
Abentheuerlichen Simplicissimi Ewigwährenden Calender”-1671), Johann Peter Hebel gab
zwischen 1808 und 1811 den in Baden erscheinenden Kalender „Der Rheinländische Hausfreund“
heraus, zu dem er eine große Anzahl von Kalendergeschichten beitrug, die 1811 geschlossen unter
dem Titel „Schatzkästlein des rheinischen Hausfreundes „ erschienen. Darunter finden sich kleine
Mesterwerke wie „Unverhofftes Wiedersehen“,“Der Husar in Neiße“ oder das zum geflügeltem
Wort gewordene „Kannitverstan“. Auch später haben sich Autoren der Kalendergeschichte bedient,
wie z.B. B.Auerbach,L.Anzengruber,B.Brecht, P.Weißkopf und E.Strittmatter.
(2) Reise- und Abenteuergeschichte: umfaßt verschiedene Spielarten vom einfachen Bericht über
Reisen und erlebte Abenteuerschilderungen bis zu dichterisch gestalteten Erzählungen, Novellen
und Romanen; uberwiegend ist die Berichtform.
(3) Kriminalgeschichte: wird nur durch stoffliche Spannung zusammengehalten und spekuliert in oft
undenklicher Weise auf Leserwünsche, gehört damit häufig zur K o 1 p o r t a g e 1 i t e r a t u r
(frz. colporter = (Waren) auf dem Nacken herumtragen), auf niedrigem Niveau stehende
Massenprodukte, die früher von Hausierern angeboten wurden, daher auch "Hintertreppenroman".
(4) Gespenstergeschichte (auch Spuk- oder Gruselgeschichte): thematisiert übernatürliche und
unheimliche Eregnisse, die sich rationalem Zugriff entziehen. Sie strebt nach der vordergründigen
Ausgestaltung sensationeller Effekte mit dem Ziel, durch Grauen und Spannung den Leser zu
unterhalten. Der Reiz dieser Geschichten liegt vor allem in der Mischung aus Wirklichkeit und
Phantasie, die Einblicke in die Grenzregionen der menschlichen Seele erlaubt.Typisch sind folgende
Handlungselemente: Geister, Vampire, Wiedergänger, kuünstliche Menschen.
(5)Erzählung
Epische Form zwischen Geschichte einerseits und Novelle und Roman andererseits. Von der
Geschichte unterscheidet sie sich quantitativ durch bewußt eingesetzte Gestaltungsmittel; dagegen
fehlt der Erzälung die Konzentrierung des Erzählten auf ein Geschehnis wie in der Novelle. Die
chronologische Reihenfolge der einsträngigen Handlung unterscheidet sie vom Roman, in dem
mehrere Handlungen verknüft sind.
(6)Kurzgeschichte
Kurzgeschichte ist eine in der Praxis sehr unbekümmert gebrauchte, in der Theorie aber sehr
unterschiedlich definierte Bezeichnung für eine verhältnismäßig junge Form der Kurzprosa. Das
Wort "Kurzgeschichte" ist eine Lehnübersetzung von "short story", womit im Amerikanischen rein
äußerlich eine kurze Geschichte gemeint wird, die zwischen 2000 und 30 000 Wörtern zählt, oder
wie es Poe formuliert hat, "at one sitting" gelesen werden kann.Die bloß umfangmäßig definierte
"short story" deckt sich nur partiell mit dem, was im deutschen Sprachraum als "Kurzgeschichte"
gilt. Die deutsche Literaturwissenschaft bemüht sich ,die Kurzgeschichte als eine eigenen Gestzen
folgende, also eigenständige Gattung zu bestimmen, indem sie unter anderen folgende typische
Merkmale formuliert:
Das Wesen der Kurzgeschichte besteht in der "künstlerischen Wiedergabe eines entscheidenden
Lebensausschnittes (eines Schicksalsbruches). Bevölkert sind die Kurzgeschichten von
Gescheiterten und Außenseitern, von verkrachten Existenzen, Träumern, Schwermütigen,
Verklemmten, von Einsamen ohne Familie und ohne Freunde. Es gibt keine strahlenden Helden in
der Kurzgeschichte. Die Menschen in der Kurzgeschichte erregen die Sympathie des Mitleides, wo
die Gestalten der Anekdote bzw. der Novelle Bewunderung fordern oder Schrecken verbreiten. Der
Erzähler der Kurzgeschichte scheint, wenn er sich nicht überhaupt mit einer der Gestalten
identifiziert, von der ihnen eigenen Schwäche befallen zu sein .Als Ich-Erzähler bleibt er hilfloser
Zuschauer oder ist selbst heillos in die eigene Situation verstrickt. Meist erzählt er eingefangen in
die Perspektive der handelnden Personen (personale Erzählhaltung). An die Stelle des ratenden,
erklärenden oder belehrenden Erzählers ist der nur mehr darstellende und mitteilende (unter
Umständen auch sich selbst mitteilende) getreten. Trotz dieser Zurückhaltung sind die meisten
Kurzgeschichten von einem starken Engagement geprägt. Als typisch für die Kurzgeschichte
werden der offene Eingang und der offene Schluss genannt. Die Kurzgeschichte beginnt
unvermittelt, ohne den Leser in die Vorgeschichte der Helden einzuweihen. Die Kunst des ersten
Satzes besteht in einem überraschend-unvermittelten Erzähleinsatz. Der offene Schluss besagt, dass
trotz der szenischen Abrundung des Geschehens der vorgestellte Konflikt andauert, die aufgezeigten
Schwierigkeiten weiter bestehen. Die Kurzgeschichte beschränkt sich auf ein einziges Ereignis und
auf nur wenige Personen. Kurze szenische Dialoge oder monologisierende vorgetragene
Seelenzustände prägen viele Kurzgeschichten. Die geschilderten Lebensausschnitte zeigen ein
krisenhaftes Erlebnis oder ein irritierendes Ereignis nur an, ohne das Werden oder die Folgen
vorzuführen. Die handelnden Personen sind aufs Typische hin stilisiert. Sie bleiben meist
gesichtslos und ohne Namen, und selbst wo sie Namen tragen, da sind es doch nur Vertreter eines
Menschentyps,denen ähnlich, die als "er" oder "seine Frau", "alter Mann" der Kurzgeschichte
symbolische Transparenz verleihen. Die handelnden Personen sind Menschen des Alltags, die keine
Entwicklung durchmachen, sondern in Grenzsituationen geraten, aber zugleich Muster, die für viele
andere stehen.Auf Verweisend-Typische reduzert sind auch die Schauplätze, denen selten
eigenständige Beschreibungen gewidmet sind. Handle es sich um die Küche, einen Wartesaal, ein
Abteil in einem Zug, in der Regel sind sie nur funktional gesehen. Die Kurzgeschichte wendet sich
zum Elementar-Durchschnittlichen, das im Schatten der großen Ereignisse vor sich geht und keinen
Platz in den Geschichtsbüchern findet.
(7)Sonderform der Geschichte: Prosaskizze
Prosaskizze ( ital. schizzo = hastig, flüchtig) ist ein kurzer Prosatext , zuweilen aphoristisch
zugespitzt, von nicht abgerundetem, fragmentarischem Charakter. Im Impressionismus waren es
Stimmungsbilder, z.B. bei A.Schnitzler oder Th.Mann, in jüngerer Zeit Beispiele bei W.Bächler
oder B.Strauss, z.T. mit Nahe zum Prosagedicht bei Jürgen Becker (Erzählen bis Ostende,1981).
FABEL
Eabel ist eine kurze lehrreiche Geschichte, die ihre Einsichten aus praktischer Lebensweisheit des
Volkes bezieht. Tiere und manchmal auch Dinge verhalten sich und reden wie Menschen. Daraus
ergibt sich eine Verhaltenslehre oder eine Aussage über den Weltzustand, die Moral, die nicht
immer, aber in der Regel an die eigentliche Fabel als Lehrsatz angehängt wird.Seit Lessing ist der
Lehrsatz zunehmend immanent, d.h. im Fabeltext selbst versteckt, und muss aus ihm erschlossen
werden. Man kann heute zwei Arten von Fabeln unterscheiden:
1. die klassische, aus der Antike überlieferte, in der Löwe, Wolf, Fuchs, Esel usw. auftreten und
zeitlose Typen und Eigenschaften der Menschen verkörpern, die konventionell festgelegt sind;
2. die gegenwartsbezogene Fabel, die einen gesellschaftlichen oder politischen Zustand aufgreift
und - kaum verhüllt- auf Tiere oder Dinge uberträgt. Sie benutzt dazu die konventionelleTypisierung
( den listigen Fuchs, das machtlose Schaf) oder schafft neue (das politisch unmündige Kalb).
Sozialkritische Tendenzen tauchten schon in der klassischen Fabel .Inwieweit auch die klassische
Fabel schon politische Dimensionen hatte, ist Gegenstand der Diskussion. Fabeln weisen meistens
dreigliedrige Komposition auf: 1. Situationsschilderung, 2. Rede - Gegenrede, 3. Schluß. Die Moral
kann explizit ausgedrückt werden oder als implizit mitschwingender Gedanke im Fabeltext verhüllt
werden.In der Fabel reden oder handeln zwei bis drei (selten mehr) Figuren. Dabei treten sie ganz
klar hervor,denn es sind Typen, keine Charaktere; außerdem stehen sie im leeren Raum und kein
Hintergrund lenkt von ihnen ab.Das Prinzip der Reduktion fordert eine Darstellung an möglichst
überschaubaren, unkomplizierten Lebensverhältnissen, in denen die Erkenntnis reibungslos erfolgen
kann.
Fabeln finden sich in Ägypten und in altorientalischen Kulturen. Als Vater der Fabel gilt jedoch
Äsop, eine halblegendäre Gestalt, vielleicht ein phrygischer Sklave in Athen um 600 v. Chr. Die ihm
zugesprochenen Fabeln sind nur in späteren Fassungen aus griechischen und lateinischen
Sammlungen überliefert.Muster der Gattung sind in Frankreich von Jean La Fontaine (1621 - 1695)
und in Deutschland von Gotthold Ephraim Lessing geschaffen worden. Die Zeit der Aufklärung gilt
als die Blütezeit der Fabel. Es gab sentimentale und lehrhafte, aber auch agitatorische und zeitkritische, gereimte und ungereimte Fabeln. Dem Inhalt nach verstand man darunter verschiedenartige
allegorische, d.h. ins Bild übertragene lehrhafte Texte, die wir heute am ehesten unter dem
Oberbegriff "Parabel" fassen. Die Folgezeit war der Fabel wie aller lehrhaften Dichtung
überdrussig; erst die politisch-didaktische Dichtung unserer Zeit entdeckte sie wieder und belebte
sie neu in der Regimekritik und der Menschenrechtsbewegung.Beispiele aus dem
20.Jahrhundert:F.Kafka, E.Kästner, G.Anders, W.Schnurre, J.Federspiel u.a.
GLEICHNIS
Das Gleichnis versetzt wie die Fabel einen Sachverhalt in einen anderen Lebensbereich. Aber es
verknüpft im Gegensatz zu Fabel nur in einem Punkte unmittelbar mit dem Gegenstand, bedarf
keiner selbständigen Handlung, ist nur Abbild, Umsetzung des Abstrakten ins konkrete Bild.Alle
seine Glieder lassen sich durch Analogieschluß zurückführen auf den abstrakten Kern des Gleichnisses.
Der Begriff "Gleichnis" wird mit der Bibel verbunden: Jesus verwendet diese Form zur
Verdeutlichung von Glaubenssätzen.Sie ist darüber hinaus und früher als das Neue Testament
vorhanden als Methode,etwas Rätselhaftes, gedanklich Schwieriges zu illüstrieren, und ist so ein
altes Mittel der Dichtung und der Rhetorik. Eine dem menschlichen Geiste grundsätzliche Neigung,
einen abstrakten Satz durch eine konkrete, vorstellbare Geschichte zu verdeutlichen, ist der
Ursprung dieser rhetorisch-literarischen Form. Das Gleichnis dient dazu, einen schwer
verständlichen oder einen mißverständlichen Wahrheitssatz eindeutig werden zu lassen. Das
Gleichnis weist ein dreischrittiges Formalschema auf: 1. Wahrheitssatz; 2. Beispielsgeschichnte aIs
Verdeutlichung;3. Wiederaufnahme des Wahrheitssatzes in der verdeutlichten Form. An dieser Trias
ist das Gleichnis prinzipiell zu erkennen. (Die genannte Trias ist für veile parabelhafte Formen
zutreffend, weswegen der Begriff Gleichnis immer wieder verschiedenartig und mit wechselndem
Umfang verwendet wird). Aber im Gleichnis gibt es nicht, wie in der Parabel, den
Überraschungseffekt, wonach jemand eine problematische Sache auf unerwartete Weise löst;
wielmehr ist der Aha-Effekt charakteristisch; ich sehe plötzlich zwischen dem Wahrheitssatz und
der Beispiegeschichte klar das Gemeinsame, die Analogie, die ich nicht wahrgenommen hatte ,die
aber immer da war.
PARABEL
Die Parabel entstammt der Rhetorik. Sie hatte die Aufgabe, schwierige Zusammenhänge durch ein
eingeschobenes Beispiel zu verbildlichen und somit verständlich zu machen. Lange blieb sie ein
Bestandteil der Predigt in der religiosen Kehrdichtung; erst sehr spät wurde sie zu einer
selbständigen Kunstform. Die Parabel ist von der Fabel und vom Gleichnis nach Herkunft, Aufgabe
und Struktur nur schwer zu unterscheiden. Vielfach werden diese Begriffe synonym gebraucht.Dem
heutigen Wortgebrauch dürfte folgende Abgrenzug dieser Begriffe entsprechen:
Die Parabel schlidert einen in der Wirklichkeit möglichen Vorgang, während die Fabel ein
Phantasiegebilde ist, in dem Tiere und Gegenstände sprechen können. Man hat die Parabel auch
"menschliche Fabel genannt. Wer eine Parabel ersinnt, verwandelt einen Sachverhalt in eine
passende Bildgeschichte, die Zug für Zug zutreffen und ausdeutbar sein muß. Der Hörer oder Leser
projiziert die aus dem Bild gewonnenen Erkenntnisse wieder in die Wirklichkeit. Die Parabel
unterscheidet sich vom Gleichnis durch ihren Überraschungseffekt. Ihren Höhepunkt als
selbständige Kunstform erlebte die Parabel erst im 20.Jahrhundert. Sie erfaßte zwei Bereiche, die
schon in ihrem Ursprung angelegt sind: die religiöse und die politische Belehrung. Aus religiösem
Geist stammen die Parabeln Kafkas, deren immer wiederkehrendes Thema die Unergründlichkeit
des Daseins ist. Brecht benutzte die parabolische Form, um soziale Zustände bloßzustellen. Keine
andere Form eignet sich besser, den Menschen zum Nachsinnen zu zwingen, denn Distanz und
Verfremdungseffekt sind immanent. Parabel (gr. parabole von paraballein = nebeneinanderstehen)
Parabolisch kann jede literarische Gattung sein (Der Autor nur indirekt, mittels einer
Beispielgeschichte aus einem anderen Bereich mitteilt, was er sagen will): ein Roman wie "Der
Prozeß" von Kafka ,das Drama "Der gute Mensch von Sezuan" von Brecht,"Andorra" von Frisch.
Parabel ist eine epische Form, in der eine Geschichte erzählt wird, die sich tatsächlich ereignet
haben könnte - oder zumindest Realitätsbezüge hat-, die aber nicht um ihrer selbst willen
wiedergegeben wird, sondern um ein Problem, ein Fehlverhalten oder dergleichen zu verdeutlichen.
GROBEPIK
1. EPOS
Epos ist eine erzählerische Großform in Versen,(gr. epos = Wort,Rede Erzählung), die vornehmlich
in geschichtlichen Frühzeiten der Völker auftritt. Charakteristisch für Epos sind: gehobene
Verssprache, übersichtliche Struktur, Wiederholungen, Formeln. Epos entwirft möglichst
umfassendes Weltbild, in dem seine handelnden Figuren fest verankert sind. In diesem Sinne ist das
Epos in der deutschen Dichtung nur im anonymen Heldenepos verwirklicht.Das Epos tritt in
folgenden Formen auf:
(1) Heldenepos. Es sind nur drei Heldenepen erhalten; keines davon in der Sprache des
Originals:“Waltharius“ (Ende des 9. Jahrhunderts) in Latein;“Niebelungenlied“ ( um 1200) in
Mittelhochdeutsch; „Gudrunlied“(um1240).
(2) Christliches Leseepos: dichterische Darstellung des ,Lebens und Leidens Jesu: "Heliand" (830),
"Evangelienharmonie" Otfried von Weissenburg (vollendet 863-871)
(3) Höfisches Epos: Übergagnsform zum Roman, daher auch höfischer Roman genannt.Im
Gegensatz zum Heldenepos beschränkt die Wirklichkeit idyllisch zu einer rein idealischen
Wirklichkeit. Hauptwerke:
Heinrich von Veldeke "Eneide" (vor 1190), Hartmann von Aue "Erec"(um 1190/92).Wolfram von
Eschenbach "Parzival"(1200/10), Gottfried von Strassburg "Tristan und Isolt"(um1210).
(4) Komisches Epos:Das komische Heldengedicht füllt die Form des hohen Epos mit einem
Bagatell-Inhalt. Die epischen Stillmittel des hohen Epos werden parodiert (Musenanruf, rhetorische
Figuren, Gleichnis u.a.) sowie typische
Szenen(Volksversammlungen,Götterrat,Schlachtbeschreibungen). Diese Mittel wirken, auf den
trivialen Inhalt angewendet, komisch .Beispiele: Wittenweller "Der Ring"(1510), Rollenhagen
"Froschmeuseler"(1595), Zachariae "Der Renommiste"(1744) u.a.
2. VOLKSBUCH
Volksbuch vereinigte im wesentlichen frühneuhochdeutsche Prosanacherzählungen mittelalterlicher
epischer Versdichtungen verschiedener Herkunft und erschien im 15. und 16. Jahrhundert in
Buchform.Die Erfindung des Buchdruckes und der aufblühende Buchhandel bewirkten die
Populariserung der Prosawerke, die ursprünglich nicht als Volkslesestoff gedacht waren, sondern als
Bildungsgut einer Oberschicht Stoffe der Volksbücher entstammen mittelhechdeutschen höfischen
Epen und französischen Epen, ferner Romanen, Novellen und Legenden aus dem spätantiken und
romanischen Bereich und den umlaufenden Geschichten um Abenteuer-, Schwank-und
Magiergestalten sowie der Tierdichtung. Beispiele: "Die Historie von Herrn Tristant und der
schönen Isalde von Irland" (1484), "Till Eulenspiegel (1515), , "Historia von D.Johannes
Faust"(1587) ,"Reincke Fuchs"(1544).
3. ROMAN
Der Roman ist eine erzählerische Großform in Prosa. Die Bezecihnung Roman bedeutet:
a) ursprünglich alles in romanischer Sprache Geschriebene;
b) in Frankreich eine auf altem epischen Hintergrund ruhende abenteuerliche Helden-, Ritter- und
Liebesgeschichte in Vers oder Prosa;
c) seit Ende des 13.Jahrhunderts eine erdichtete längere Erzählung in Prosa.
Die Aufgabe des Romans ist Darstellung erdichteter menschlicher Begebenheiten, deren
Hauptzweck Charaktensierung und Sittenschilderung ist, daher Darstellung besonders der
Entwicklungs- und Bildungsgeschichte eines einzelnen Menschen. Der Roman ist eine Erzählung, in
der vom Persönlichen aus das ganze des Weltseins erfahren wird oder erfahren werden soll. Nicht
mehr "das große Schicksal" , sondern die seelische Entwicklung des einzelnen ist bestimmend.
Typen : Jede Zuordnung eines Romans zu einer bestimmten Romanform ist einseitig. Es bestehen
zahlreiche Einteilungsmöglichkeiten, die einander im Einzelfall überschneiden. Folgende
Hauptgruppen ergeben sich:
a) nach dem thematischen Ordnungsprinzip: Abenteuerroman - Entwicklungsroman - Zeitroman experimentierdnder Roman;
b) nach dem formalen Ordnungsprinzip: Ich-Roman - Er-Roman -Es-Roman.
Abenteuerroman: ist eine umfassende Bezeichnung für verschiedene Formen abenteuerlicher Art.
Unter anderen gehören dazu: Schelmenromane, Robinsonaden, Reiseromane, Wildwestromane,
Landstreicherromane , Fantasy-Romane.
Entwicklungsroman: Kennzecichnend für ihn ist der Übergang von der Darstellung äußerer
Erlebnisse zur Darstellung innerer Erlebnisse,vom Abenteuerroman zum psychologischen Roman.
a) psychologischer Roman: als Höhepunkt in der deutschen Dichtung kann Goethes "Die Leiden des
jungen Werthers (1774) gelten. Er ist einne gültige Gestaltung der typischen Krise jedes
jugendlichen Daseins. Ausschließlicher Schauplatz der Handlung ist die Seele Werthers; seine
seelische Welt zerbricht an den Grenzen, die die Umwelt setzt, und erstickt an ihrem eigenen
Reichtum;
b) Bildungsroman: Neben der Darstellung der Persönlichkeits- und Charakterentwicklung liegt der
Akzent im Bildungsroman mehr auf der Darstellung , Einfluß und Wirkung der
Kulturgüter.Beispiele:"Wilchelms Meisters Lehrjahre" von Goethe (1795/96), "Titan" von Jean
Paul (1800/03). Im 20.Jahrhundert wurde die Form des Bildungsromans wieder aufgenommen von
Th.Mann ("Der Zauberberg", 1924),H.Hesse („Das Glasperlenspiel",1943). B.Strauss (“Der junge
Mann",1984) u.a.
c)Künstlerroman: Abart des Bildungsromans, im wesentlichen Maler-Dichter- oder
Musikerroman.Z.B. E.T.A.Hoffman "Kreisleriana",1910, Keller G."Der grüne Heinrich",1854/55.
P.Härtling "Hölderlin"1976.
d) Erziehungsroman: Sonderform des Bildungsromans bei betontem Hervortreten pädagogischer
Tendenzen. VorbiId war der Roman von J.-J.Rousseau "Emil oder über die Erziehung", 1762. In der
deutschen Literarur: Pestalozzi „Lienhard und Gertrud",1781/87,Härtling "Niebsch oder der
Stillstand",1975.
e)Zeitroman
Zeitroman ist ein Oberbegriff fur diejenigen Romantypen, die weder das abenteuerliche Ereignis
noch die psychologische Entwicklung, sondern allgemeinere , überindividuelle Themen
gestalten.Als Untergruppen sind zu unterscheiden: utopischer Roman, historischer
Roman,Gesellschaftsroman,Großstadtroman, Dorf-und Heimatroman.
f)Experimentierender Roman
Im experimentierenden Roman wird die alte Romanform aufgelöst durch:
(a) Zweifel an dem alles wissenden Erzahler;
(b) Entpsychologisierung: statt der Darstellung von Charakteren werden Träume dargestellt. Seit
Kafka setzt das ein und bedeutet "Ablösung der realistischen, kausal-psychlogischen
Erzählweise durch ein (mystihsches) Aufheben der zeit-räumlichen Gesetzlichkeit des Vorderund Hintergründigen, des Realen und Irrealen, des Sinnlichen und Übersinnlichen in ein
Geschehen komplexer Gegenwärtigkeit und des Einbruchs von Zufall und alogischem
Geheimnis" (Schwerte,89)
(c) neues Verhältnis zur Zeit: alle Wirklichkeit ist Schein und Lüge, nur die erinnernde
Vergegenwärtigung besitzt Wahrheit:Hauptthema ist das Zeitbewußtsein. "Außere Zeit" wird in
"innere Zeit" verwandelt, in die "reine Dauer". Der moderne Roman will d i e se Zeit im Kunstwerk
halten;
(d) Versuch, den Bewußtseinsstrom in der Romanfigur festzuhalten. Der Autor erzählt nicht das,
was geschehen ist, sondern von etwas, was geschehen will.
(e) Weitung des Erzählraums ins Unbegrenzte. Die Einheit der epischen Erzählordnung wird bewußt
zerschlagen, z.B. durch plötzliches Verlassen der Situation und den Übergang zur philosophischen
Reflexion oder Desillusion einer Situation, durch Einblenden einer Reklame usw.
(f) verfremdende Eingruppierungen bzw. rein assoziative Reihung von scheinbar
Zusammenhanglosem: Montage, übernommen von der Bild-und Erzählkunst des Films.
Beispiele deutscher Dichtung: Th.Mann "Lotte in Weimar",1939, "Doktor Faustus" 1947; R.Musil
"Der Mann ohne Eigenschaften"1930/4 .E.Langgässer "Das unauslöschliche Siegel"1946, M.Frisch
"Stiller", 1954, "Homo faber" 1957,“ Mein Name sei Gantenbein" 1964, u.a.
Romanformen nach formalem Ordnungsprinzip
1. Ich-Roman
Ich-Roman löst eine fingierte Geschichte, in der das Erzählte von der erzählenden Person als
selbserlebt ausgegeben wird . Die Erzählperspektive ist eingeengt, da nur von e i n e m Standpunkt
aus die Geschehnisse betrachtet werden.
Sonderform des Ich-Romans ist der Briefroman. Als Abart des Briefromans wird der
Tagebuchroman betrachtet.
2. Er-Roman
Der Er-Roman ist gekennzechnet durch Anwesenheit eines auswählend wertenden, gelegentlich
kommentierenden und auch den Leser unmittebar ansprechenden Erzählers.
3. Es-Roman
Im Gegensatz zu medialisierten Erzählungen (Ich-Roman, Er-Roman) wird dargestelltes Geschehen
nur unmittelbar vorgeführt. Hier gibt es keinen Erzähler; seine Stelle nehmen Gestalten ein, deren
Bewußtsein sich dem Leser öffnet in einer anscheinend unredigierten Spiegelung von
Bewußtseinsprozessen.
Verschiedene Möglichkeiten der Wiedergabe von Gedanken einer handelnden Person in der Epik
sind:
a) Monolog in direkter Rede oder Monolog in indirek t e r Rede ;
b) erlebte Rede: Zwischenform in der 3.Person, Wirklichkeitsform = Wiedergabe des unformulierten
Bewußtseinstroms in der dritten Person.
c) innerer Monolog: Wiedergabe von unausgesprochenen Gedanken, im Gegensatz zur erlebten
Rede in direkter Ich-Form (Selbstgespräch ohne alle Zwischenglieder).
NOVELLE
Novelle stammt aus dem Italienischen: novelle = Neuigkeit.Daher muß sie den Charakter des Neuen
und Überraschenden haben.Das Neue kann sich in einem ungewöhnlichen Charakter zeigen,
häufiger aber in einem Ereignis, das den Mittelpunkt der Geschichte ausmacht. Für die Novelle, die
eine Mittelstellung zwischen Kurz- ung Langerzählung nimmt, sind folgende Kriterein
charakteristisch:
a) Geflecht von Vorfall und Mensch, Verknüpfung von Schicksal und Charakter;
b) Wendepunkt: Kristallisation; die Novelle ist in ihrer Bauform um ein Mittelpunktereignis
zentriert;alles wird in einem einzigen Vorfall zusammengefaßt, von dem aus das Leben des Helden
dann nach rückwärts und nach vorwärts bestrahlt wird.
c) Konzentrierung des Erzählten, äußerste Verdichtung und abgekürzte Darstellung ,vielfältige
Verkürzungstechnik (kunstvolle Aussparungen der Zeitgestaltung, Fortfall retardierender Momente,
Einsträngigkeit der Handlungsführung u.a. Struktureller Aufbau: knappe Exposition,
zusammenraffendes Hinführen zum Höhe- und Wendepunkt, Abfall und Ausklang.
d) szenischer Ausschnitt statt eines breiten Gemäldes. Schauplätze sind oft wie Bühnenbilder
gestaltet, keine Milieuschilderung.
Die Länge der Novelle ist nicht entscheidend. Beispiele uas der deutschen Dichtung:H.v.Kleist
Michael Kolhaas", Märchennovellen von Romantikern (T.A.Hoffman, Brentano,Arnim u.a.)
Th.Mann, S.Zweig, A.Schnitzler, F.Kafka, L.Frank u.v.a.
DRAMATISCHE GENRES
Grundformen:
TRAGÖDIE
Die Tragödie ist der Ausdruck des tragischen Bewußtseins, das menschliches Leben als einen
notwendigen und unaufhebbaren, metaphysisch begründeten Konflikt erfaßt. Im Untergang erfährt
der tragische Held einen Grundwiderspruch der Welt, eine Schranke, die seiner Natur, seinem
Streben, seinem Erkenntnisvermögen durch ein Absolutes gesetzt wird. Dem Zuschauer, der sich
mit dem tragischen Helden identifiziert, offenbart sich im Anschauen des Unheils aber auch die
Größe, die der suchende, kämpfende und im Unterliegen ein unauslöschliches Zeichen setzende
Mensch zu erreichen vermag.Für den Begriff des Tragischen, der sich in der Tragödie verankert ist,
sind notwendig: die unbedingte Ausweglosigkeit tragischen Geschehens, das tragische Bewußtsein
ihres Trägers und die tragische Schuld. Tragödie heute ist im wesentlichen gleichbedeutend mit
Trauerspiel; in ihm gehen tragische Gestalten durch das Unheil und erreichen ihre Erfüllung im Tod.
Die Tragödie will uns zeigen, daß allein schon in der Tatsache der menschlichen Existenz eine
Provokation oder ein Paradox enthalten ist; sie sagt uns daß die Absichten des Menschen bisweilen
den unerklärlichen oder zerstörerischen Kräften zuwiderlaufen.
Seit Shakespeares bildeten sich in der europäischen Bühnendichtung 2 Typen der Tragödie heraus:
1) Klassische Tragödie, für die das Prinzip der Stilreinheit ( Einhaltung von 3 Einheiten: der
Handlung= Durchführung eines Grundmotivs ohne Nebenhandlungen; des Ortes = unveränderter
Schauplatz; der Zeit = Ablauf der Handlung innerhalb 24 Stunden) und der Stiltrennung ( keine
Mischung mit Komischem).
2) Gemischte Tragödie: für sie ist das Prinzip der Stilmischung charakteristisch:Tragisches mit
Komischem, Staatsaktionen mit Volkszenen, Vers mit Proisa verbunden; Absage an die Einheiten
des Orts und der Zeit.
Schauspiel
Nebenform der Tragödie seit Ende des I8.Jahrhunderts, in der die tragische Situation überwunden
wird und die frei ist von jeder Beimischung komischer Elemente. Lösung und Rettung deuten sich
am Schluß an, und zwar: entweder tritt Versöhnung bereits am Ende des Schauspiels ein, oder
Ausgleich kann sich noch im Scheitern beweisen, oder er wird für die Zukunft gesichert sein, oder
er wird besiegelt in einem Fest.
Komödie( Lustspiel)
Komödie ( gr. komodia von komos = lustiger, ritueller Umzug als Bestandteil des Dionysos-Kults,
und ode= Gesang; )ist ein Gegenstück zur Tragödie. Sie erwächst aus der Haltung der Komik. Die
Komödie wird als "komisches Bühnenstück bezeichnet, das im Unterschied zur Tragödie stofflich
meist im Bereich des Alltäglichen oder Phantastischen, nicht jedoch des Erhabenen angesiedelt ist
und mit Respektlosigkeit Personen, aber auch Normen und Institutionen dem Gelächter preisgibt“.
Ihrem Wesen nach ist die Komödie eine Mischform, d.h. sie steht inhaltlichen und formalen
Anregungen offen und verarbeitet sie. Die handelnden Personen gehören meist nicht den höheren
Ständen an, sondern sind Vertreter unterschiedlicher Schichten des Volkes. Der erste große Komödiendichter ist Aristophanes. Bei ihm ist deutlich die belehrende Absicht zu bemerken .Die
Komödie hat desillusionistischen Grundcharakter: in Verfall begriffene und überholte geschichtliche
bzw. soziale Erscheinungen bilden den Hintergrund. Sie sihet aus der Nähe, ist mit der alltäglich
erfahrbaren Realität verbunden. Das Komische beruht dabei auf dem Kontrast zum allgemein
Gewohnten: diese Aufdeckung des "Risses durch die Welt" führt die Komödie auf ihrem Höhepunkt
in die Nähe des Tragischen, doch folgt in Erkenntnis der Unlösbarkeit des Widerspruchs die
befreiende Lösung im reinigenden "Dennoch" des Lachens.( Poetik,299).
Sondernformen des Dramas:
VOLKSSTÜCK
Das Volksstück verlangt theatralische Anschaulichkeit, daher Buntheit der Handlung, Mischung von
Scherz und Ernst, Realismus und Phantastik. Für ein Volksstück ist typisch guter Ausgang,
"gerechte Spannung, oft verdeckte lehrhafte Tendenz; ernste Szenen gleiten zuweilen ins Rührselige
ab. Kennzeichnend ist einfache Sprache (Mundart), die sich an Herz und Gemüt, weniger an den
Verstand wendet.
HÖRSPIEL
Hörspiel ist eine neue dramatische Form seit Erfindung und Verbreitung des Rundfunks. Eigenen
Gesetzen gehorchend, weil nur auf den Hörraum beschränkt, ist das Hörspiel einerseits begrenzter
als das Bühnenspiel, andererseits doch "entgrenzter", denn der Hörspielautor kann viel häufiger
ohne störenden Bruch die Szene wechseln.Von hier aus ist Einbeziehung der irrealen Welt
(Traum,Vision,.Märchen) erlaubt. Eigentliche Thematik des Hörspiels, da es nicht im Raum sondern
nur in der Zeit abläuft, ist die Zeit. Man muß im Hörspiel Spannung durch die Distanz der Zeit
erzeugen, man muß die Zeiträume aufreißen. Die Mittel des Hörspiels sind Wort, Geräusch und
Musik, Hilfsmittel: die Bleneden (Ein- und Ausblenden, Überblenden, Montage, Rückblende;im
modernen Hörspiel : Verzerrer, Echo, stereophonische Effekte, Klangbearbeitung und -erzeugung
durch Computer.Im akustischen Raum stößen nur "Stimmen" aufeinander.
LYRISCHE FORMEN
LIED
Mit dem Begriff wird eine lyrische Form bezeichnet, die sowohl dem Bereich der Dichtung als auch
der Musik gehört. Das Lied ist bei allen Völkern zu treffen und gehört von jeher zum lebendigen
Kulturschatz des Menschen. Dieser Begriff umfaßt die Gesamtheit aller mit Gesang vorgetragenen
Lyrik und darüber hinaus die zum Singen bestimmten aber nicht vertonten Gedichte. Seit dem
18.Jahrhundert gehört das Lied als Gattung innerhalb der lyrischen Poesie zu den Ausdrucksformen
vieler Dichter; nur einige dieser Lieder wurden, häufig erst später vertont. Dann umfaßt es so
verscghiedenartige Gebilde wie den religiösen Hymnus und den Schlager, die Opernarien und
Protestsong oder Hochzeitslied. Gemeinsames Kennzeichen dieser unterschiedlichen Formen ist die
Sangbarkeit, d.h. die innere Musikalität, die sich an Rhythmik und Melodik der Sprache als auch
häufig an äußere Merkmale wie Reim und Strophenform festmachen läßt.Zur Unterscheidung der
unterschiedlichen Liedformen hat man verschiedene Kriterien aufgestellt, z.B. die Entstehung
(Volks/Kunstlied), den Wirkungsbereich (religiöses/weltliches Lied), oder die Kompositionsform
(Strophenlied/durchkomponiertes Lied). Auch thematisch wurden die Lieder aufgeteilt, wie z.B.
Liebeslider, Kampf-oder Preislieder. Dabei gibt es Formen, die im Laufe der Geschichte zum
ständigen festen Bestandteil des Liedgutes gehörten, und andere, die an bestimmte historische
Epochen gebunden sind. Zu den ersteren zählen z.B. Liebeslieder, Hochzeitslieder, Trinklieder, zu
den letzteren z.B. Minnesang, Meistersang, Protestsong oder Schlager. In den meisten Fällen treten
in den Liedern reflektierend betrachtende Elemente zurück, es überwiegt der subjektive gefühlhafte
Ton, in dem sich zumeist gehobene Stimmung des Sängers ausdrückt.
Volkslied Die Bezeichnung Volkslied stammt von Herder als Lehnübersetzung aus dem
Englischen (Popular song). Jedes Volkslied, ebenso wie das Kunstlied, hat einen Verfasser und
Komponisten, im Laufe der Zeit aber werden die Lieder jedoch vom Volk umgestaltet und
umgeprägt, "zersungen", wobei der individuelle Anteil des Urhebers an Wort und Melodie
gleichgültig ist. Ausschlaggebend sind zwei entscheidende Bestimmungen des Volksliedes:
- Untrennbarkeit von Wort und Weise,
- Leben im Volke (Volksläufigkeit).
Voraussetzung für ein Volkslied ist die Schlichtheit des Textes mit Themen von
allgemeinmenschlichem Gehalt, die. von jedem Mitglied der singenden Gruppe nachempfunden
werden können.Form des Volksliedes ist einfach, aber nicht kunstlos; meist klar gebaute vierzeilige,
gereimte Strophen, bestehend aus Vier- oder Dreiaktern (oder wechselnd), häufig mit Kehrreim
(Refrain).
Kunstlied
Seit und mit Herder begannen zahlreiche Dichter Ton, Motive und Symbole des Volksliedes
nachzuahmen und oft täuschend ähnliche Gebilde zu schaffen. Eine Reihe von ihnen sind, wenn
glücklich mit einer Melodie verbunden, zu volkstümlichen Liedern geworden (z.B."Lorelei" von
H.Heine).
Die eigentliche dichterische Leistung des Volksliedes liegt in der sprachlichen Bewußtmachung
einfacher, allgemeinmenschlicher Erlebnisbereiche im wiederkehrenden Rhythmisch-Melodischem;
sie geht dem späteren Kunstlied nie wieder verloren, im Gegenteil, mit ihr wird in höchst
kunstvoller Weise weitergespielt.
BALLADE
Die Ballade ist ein ezählendes Gedicht mit einer stark dramatischen Handlung. Es ist ein poetisches
Genre, in dem lyrische, epische und dramatische Elemente wirken. Das Lyrische ist in der Ballade
durch die stark subjektive Haltung des Dichters zum Gegenstand der Darstellung ausgprägt. Das
Epische realisiert sich in dem berichtenden Erzählton einiger Strophen und Zeilen. Das dramatische
Element kommt in der sich stürmisch entwickelnden Handlung un in dem vorherrschenden Dialog
vor.
Als Stoff der Ballade dienen handlungsreiche, oft tragische Ereignisse aus Geschichte und
Volkspoesie. Es werden hier Leid und Liebe, Märchenhaftes und Realistisches, schauerlichrührselige Mordgeschichten und Naturkatastrophen, Kampf um Gerechtigkeit und Würde des
Menschen gestaltet. Oft kennzeichnet sich die Ballade durch den mystischen Inhalt. Das Geschehen
wird aufs äußerste gerafft, oft gibt der Autor nur den Schlußakt der sich tragisch entwickelnden
Handlung.
Formal hat die Ballade eine Reihe von Stilelementen: die eigenartige Mischung von 3 dichterischen
Möglichkeiten, die gedrängte, sprunghafte Aussage und beim Höhepunkt den Einsatz dramatischer
Mittel (Dialog). Zuweilen fehlen epische Brücken ganz (reine Dialogform), oder nur wenige, kurze
Berichtstrophen stehen zahlreichen Gesprächsstrophen gegenüber. Hier wechseln sich also
monologisch-epische und szenisch-dialogische Darstellungsarten ab. Oft enthält die Ballade einen
Prolog und einen Epilog. Die Verszeilen sind in der Regel kurz.Eine große Rolle spielt die
Wiederholung einzelner Wörter und ganzer Verszeilen. Der sangbare Rhythmus der Ballade wird
durch das Versmaß und den Reim bestimmt.
In der deutschen Dichntung kristallisieren sich 3 Balladentypen heraus: die Geister- oder numinöse
Ballade, die (historisch)-heldische, oder Ideenballade und die balladenartige Versdichtung, oder das
Erzählgedicht.
(1)Numinöse Ballade: wird bestimmt durch das Erlebnis des "ganz Anderen" mit seinem
Doppelcharakter des Anziehenden und des Abschreckenden. Der Begriff des Numinösen prägt
das Heilige und Göttliche, das ganz außerhalb des menschlich Faßbaren und Vertrauten steht , es
ist fesselnd, lockend und furcherregend zugleich: z.B. „Erlkönig“, „Der Fischer“ von Goethe,
„Lenore“ von Bürger u.a.
(2) Ideenballade: Hauptmerkmal : Mittelpunkt des Geschehens ist der aktiv handelnde Mensch
im Konfliktfeld ethisch-diesseitiger Menschlichkeit. Ideenballade ist Gegenpol zur naiven
Volksballade und zur numinösen Kunstballade, Vorbild für unzählige Balladendichtungen des
19.Jahrhunderts, abgesunken durch epigonalen Vielgebrauch. Beginn mit der klassischen
Ideenballade von Goethe: Der Sänger“(1783), fortgesetzt in den Werken des sogenannten
Balladenjahre (1798) Schillers und Goethes: Schiller –„ Der Taucher“;“ Hero und
Leander“;“Kassandra“;“ Bürgschaft“;“ Der Ring des Polykrates“;“ Der Handschuh“. Besonders
Schiller verwendet die Ballade zur Darstellung der sittlichen Welt, z.B. den Kampf des erhabenen
Menschen mit den Gewalten der äußeren Natur, den schweren Kampf mit der inneren Natur, den
Sinn des Opfers usw. Dieser Idealisierung entspricht auch die höchst kunstmäßige Behandlung
der Form: Nicht sprunghaft, sondern logisch fortschreitend und gegliedert. Die Rhythmen sind
nicht musikalisch, wie in der Volksballade, sondern deklamatorisch und symbolisieren den
Gehalt
(3) Erzählgedicht: Sammelgruppe für balladenartige, erzählende Versdichtungen geringeren
Umfangs, die nicht in die beiden ersten Gruppen einzuordnen sind. Dazu gehören:
- die soziale Ballade (z.B. Chamisso: Die alte Waschfrau; Der Bettler und der Hund; Heine: Die
schlesischen Weber; Brecht: Von der Kindermörderin Marie Farrar; Kinderkreuzzug).
- die humoristische Ballade(Fontane: Herr von Ribbeck im Havelland-Jan Bart; Reuter: De blinde
Schusterjung)
- das engagierte Erzählgedicht in der modernen deutschen Dichtung:
Brecht, Celan, Eich, Grass, Härtling, Meckel u.a.
Die Sachlichkeit und Genauigkeit der Bericherstattung, die Hinwendung zum Alltäglichen, die
Tendenz, möglichst ohne das große Ach und Oh der Beschwörung auszukommen, das Aussparen
des Dramatischen ,der negative Held, die Verwerfung der Chronologie - all das begegnet uns im
Erzählgedicht.
Ende der 60-ger Jahre erweiterte sich der Balladenbegriff in Richttung Protestsong und poltisches
Chanson (Wichtige Vertreter: F.J.Degenhardt, W.Biermann).
ANTIKE FORMEN
ODE (griechisch = aedein = singen). Ursprünglich im antiken Griechenland Bezeichnung für alle
strophischen Dichtung, die zur Musik vorgetragen wurde. Später galt die Ode als erhabene Form der
Lyrik, in der im feierlichen Ton Themen wie Freundschaft und Liebe, Vaterland und Ehre, Natur
und Gottheiten besungen wurden. Größe und Würde der ergriffenen Themen verlangen Gehobenheit
der Sprache und als Bindung für die pathetische Aussage den festen metrischen Rahmen,
anspruchsvollere Stilhöhe und strengere Form.Formal zeichnet sich die Ode durch klare
Strophengliederung und hohes sprachliches Niveau aus.Die großen Oden-Dichter Griechenlands
waren Sappho, besonders aber Pindar, von dem 44 Oden erhalten sind. Wesentliches Kennzeichen
der pindarischen Ode ist triadischer Bau: Strophe, Gegenstrophe und Nachstrophe(oder: Strophe,
Antistrophe und Epode). Alle Strophen und Antistrophen haben unter sich und ebenso alle Epoden
die gleiche Form; Verszahl der ersteren zwischen 12 und 16, der letzteren zwischen l0 und 14. In der
Regel ist die Epode kürzer,außerdem tritt meistens der Wechsel im Rhythmus ein: steigende
Vierheber gegen fallende.
Bis ins 18.Jahrhundert hinein wurde die Ode nach dem Muster der antiken Vorbilder geformt, bis
Friedrich Gottlieb Klopstock versuchte, das strengeVersmaß der Ode auf die deutsche Sprache zu
übertragen Auch Goethe, Schiller und einige Autoren des Sturm und Drang bedienten sich der Ode,
den Höhepunkt der deutschen Oden-Dichtung aber bildet das Werk Hölderlins.
ELEGIE (griechisch elegos = Trauergesang mit Flötenbegleitung) In der antiken Dichtungstheorie
sind bereits zwei Bedeutungen der Eleigie festgehalten: Formal kann jedes Gedicht als Elegie bezeichnet wreden, das in Distichen gehalten ist (Doppelvers).Darüber hinaus sind unter Elegien solche
Gedichte zu verstehen, die im klagenden Ton Trauer über Trennung, Verlust und Tod oder andere
Unzulänglichkeiten des Lebens ausdrücken.
HYMNE (gr. hymnos = Festgesang, feierlicher Gesang zum Lobe Gottes oder eines Helden im
Rahmen eines Kultfestes). Hymne ist ohne formale und inhaltliche Kennzeichen. Sie steht zwischen
Ode und Diphyrambus , aber die Abgrenzung nach beiden Seiten ist unscharf. Gefordert wird
Gehobenheit der Sprache wie in der Ode, doch im Ton schwungvoller, dagegen unbeschränkt in der
metrischen Form. Erst mit Klopstock entstand in Deutschland Hymnendichtung im Sinne des
heutigen Sprachgebrauchs. Vorherrschend seit Klopstock und besonders im Sturm und Drang sind
freie Rhythmen.
DITHYRAMBUS (gr.Beiname des Weingottes Dionysos, lat Bacchus)) war in griechischer Antike
ein begeisterter, stürmischer,anfangs strophisch gegliederter, dann freirhythmischer Lobgesang auf
Dithyrambus , vom Chor im Reigen zur Flöte gesungen. Später bezeichnete Dithyrambus
hochgestimmte, lobpreisende Dichtung auch auf andere Gottheiten und Helden, schließlich
allgemein: Gedicht in rauschhafter Ekstase als Steigerung des Tons über den der Hymne hinaus. In
der deutschen Dichtung treffen die seit Mitte des 18.Jh. als Dithyramben bezeichneten
Versdichtungen selten diese geforderte Stillage, meistens sind es gereimte Lobgedichte nach dem
Vorbild des Barock und der Aufklärung.
MADRIGAL (lat. cantus materialis = einfacher Gesang) bezeichnet ein Gedicht volkstümlichen
Ursprungs. Seit dem 14.Jahrhundert ist das Madrigal eine ausgewiesene volkssprachliche Gattung
gesungener Lyrik. Es war ein kurzes Gedicht aus 2 oder 3 Terzetten von Elfsilblern oder 2
Reimpaaren als Abschluß. Schema dieses klassischen Typs ist : abb cdd ee ff. Später wurden
Terzette aufgegeben, unter Elfsilblern mischen sich Siebensilbler, schließlich wurde das Madrigal
zum Inbegriff der metrisch freien Form: es kombiniert verschieden lange Verse (also freie Taktzahl)
mit einheitlichem oder wechselndem Metrum, mit beliebigem Reim (auch Waisen) und
wechselndem Umfang, nicht weniger als 5 ( in der Regel) Zeilen, nicht mehr mit 15 Zeilen.
SONETT(ital. sonetto = kleiner Tonsatz von. lat. sonare = klingen). Das Sonett ist eine lyrische
Form; die Anfang des 13.Jahrhunderts in Italien entstand und bis in die Gegenwart in der gesamten
Weltliteratur nachgebildet wurde Es ist ein Gedichttyp mit strengen Formgesetzen.Dante Alighieri
und Francesco Petrarca waren die ersten berühmten Sonettdichter..Ursprünglich bestand das Sonett
aus 14 meistens fünffüßigen (jambischen) steigenden Versen, die in 2 vierzeilige Strophen
(Quartette) und 2 dreizeilige (Terzette) eingeteilt sind, mit variierenden Reimverschränkung. Für die
Quartette gab es zwei Grundformen:die alternierende(abab /abab) und die umschlingende (abba
/abba) .Bei den Terzettan werden neue Reimsilben verwendet. Ihre Ordnung ist variabler, das
umschlingende Prinzip ist aber auch hier eindeutig domi nierend. ( cdc / dcd und cde/cde).Man
unterscheidet drei Grundtypen des Sonetts:
a)Petrarca-Typ: alternierender Quartettenoednung und zwei Terzettenordnungen
abab / abab /cdc / cdc
oder abab /abab / cde / cde
-umschlingender Quartetenreim und zwei trzettenordnungen:
abba / abba / cdc / cdc
oder abba / abba / cde / cde
b) Ronsard-Typ: Umschlingender Quartettenreim und zwei Terzettenordnungen
- abba / abba / ccd / eed
oder abba / abba / ccd / ede:
c) Shakespeare-Typ : drei alternierend reimende Quartette und ein Reimpaar
abab / cdcd / efef / gg
Inhaltaliche Aspekte: Wie bei allen Gedichtformen ist auch beim Sonett das Zuschreiben einer
festen Sinnstruktur möglich. Dennoch kann gesagt werden, daß der spezifische Aufbau oftmals zu
einer konzetrierten, pointierten Gedankenfolge verleitet: Vorwurf/Verteidigung, Frage/Antwort;
ganz allgemein: These - Antithese - Synthese.
1.Strophe: Themenstellung; 2.Strophe. Gegensatz oder Variation; 3.Strophe: Beginn der
Lösung;4.Strophe: Ausformulieren des Schlußgedankens.)
Sonettenkranz besteht aus 15 Sonetten. Schlußvers des ersten Sonetts ist Anfangsvers des 2. u.s.w.
MEISTERSONETT setzt sich aus den Anfangsversen der 14 vorangegangenen mmen.KONKRETE
POESIE
(Lat. concretus = zusammengewachsen). Auch: konkrete Dichtung, abstrakte Dichtung. Strömung in
der Dichtung besonders in den fünfziger und sechziger Jahren, die die Sprache auf ihre Formseite
hin reduzierte, also auf Laut und Buchstaben. Dieses Material benutzten die Autoren, um graphische
ader klangliche Gebilde zu entwickeln, wie Bildgedichte bzw. Lautgedichte.
Schweigen schweigen schweigen
Schweigen schweigen schweigen
Schweigen
schweigen
Schweigen schweigen schweigen
Schweigen schweigen schweigen
Egon Gomringer "Schweigen"
Anregungen holten sich die Dichter beim Dadaismus und beim Futurismus. Heute führt unter
anderen der Österreicher Ernst Jandl mit seinen Lautgedichten die Tradition der konkreten Poesie
fort..
LAUTGEDICHT ist ein Gedicht, das weitgehend auf Wortbedeutung und Sinn verzichtet und aus
der klanglichen Gestalt heraus lebt. Als Vorläufer hat am Ende des 18.Jahrhunderts Johann
Heinrrich Voß Lautgedichte hervorgebracht ("Lallgedicht", "Klingsonate"), doch erst seit Anfang
des 20.Jahrhunderts haben sich Paul Scheerbart, Christian Morgenstern und dann besonders die
Dadaisten mit dieser experimentellen Form der Lyrik beschäftigt. Nach dem Zweiten Weltkrieg
haben Autoren der konkreten Poesie mit Lautgedichten experimentiert (Z.B.Ernst Jandl).
Morgensterns Gedicht "Das große Lalula" aus der Sammlung "Galgenlieder" 1905) ist ein Beispiel:
„Kroklowafzi? Semememi!
Seiokronto –prafripodplo:
Bifzi, bafzi , hulalemi:
Quasti basti bo ...
Lalu lalu lalulalu la!
Hontraruru miromente
Zasku zes rü rü?
Entepente, leilolente
Klewapufzi lü?
Lalu lalu lalu lalu la!
Simarar kos malzipempu
Silzuzankukrei:
Marjomar dos: Quempu Lempu
SiriSuri Sei!
Lalu lalu lalu lalu la!“
QUELLENVERZEICHNIS
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