SWR2 MANUSKRIPT ESSAYS FEATURES KOMMENTARE VORTRÄGE SWR2 Musikstunde Geigenbauer „Mit Vesuv, Apollo und Kanone“ Die großen Geigenbauer und ihre besten Stücke (5) Von Ines Pasz Sendung: Freitag , 10. Oktober 2014 Redaktion: Bettina Winkler 9.05 – 10.00 Uhr Bitte beachten Sie: Das Manuskript ist ausschließlich zum persönlichen, privaten Gebrauch bestimmt. Jede weitere Vervielfältigung und Verbreitung bedarf der ausdrücklichen Genehmigung des Urhebers bzw. des SWR. Mitschnitte auf CD von allen Sendungen der Redaktion SWR2 Musik sind beim SWR Mitschnittdienst in Baden-Baden für € 12,50 erhältlich. Bestellungen über Telefon: 07221/929-26030 Kennen Sie schon das Serviceangebot des Kulturradios SWR2? Mit der kostenlosen SWR2 Kulturkarte können Sie zu ermäßigten Eintrittspreisen Veranstaltungen des SWR2 und seiner vielen Kulturpartner im Sendegebiet besuchen. Mit dem Infoheft SWR2 Kulturservice sind Sie stets über SWR2 und die zahlreichen Veranstaltungen im SWR2-Kulturpartner-Netz informiert. Jetzt anmelden unter 07221/300 200 oder swr2.de 2 Musikstunde Geigenbauer Teil 5 Geigenbau in Mittenwald Mit „Mit Vesuv, Apollo und Kanone“ herzlich willkommen sagt Ines Pasz im 5. und letzten Teil der Musikstundenwoche über die großen Geigenbauer und ihre besten Stücke. Heute Besuch in Bayern, im deutschen Geigenbauzentrum in Mittenwald. Titelmusik Er liegt wunderschön, das kleine Städtchen Mittenwald, zwischen dem Karwendel- und dem Wettersteingebirge, unweit von Garmisch Patenkirchen, staatlich anerkannter Luftkurort, bekannt für seine Lüftelmalerei und seine pittoresken Gassen. Aber Mittenwald steht nicht nur für Wanderspaß und Langlaufski, sondern die wahre Attraktion prangt einem schon von der Homepage des Fremdenverkehrsbüros unübersehbar entgegen: eine Violine, damit wirbt Mittenwald, denn es ist das Zentrum des Deutschen Geigenbaus und das seit immerhin etwa 350 Jahren. Generationen von Geigenbaumeistern haben hier ihr Handwerk gelernt, und tun es vor allem heute noch. Zwei Geigenbauschulen gibt e sin Deutschland, in Klingenthal im Vogtland und mit ganz alter Tradition in Mittenwald, mit Lehrlingen aus der ganzen Welt, von Mexiko bis Japan. Und einige lassen sich hier auch nieder, 12 Geigenbauateliers gibt es noch, eine enorm hohe Dichte bei dem kleinen Ort. Zugegeben, die Instrumente aus Mittenwald, selbst die historischen werden nicht so hoch gehandelt wie vielleicht alte Italiener, aber in der Alten Musikszene, bei der historisch informierten Aufführungspraxis werden sie gerne gespielt, die Barockviolinen, Violoncelli und Gamben aus Mittenwald, hier in diesem Falle sogar die seltene Violine Piccolo, im 1. Brandenburgischen Konzert von Johann Sebastian Bach 1‘40 Musik 1: Bach. 3.Satz aus dem Brandenburgischen Konzert Nr.1 F-Dur M0360714 003 3‘48 3 Eine Violine piccolo gespielt von Anna Katharina Schreiber, gebaut vom Meister Klotz in Mittenwald, hier im 3.Satz aus dem Brandenburgischen Konzert Nr.1 in F-Dur von Johann Sebastian Bach, zusammen mit dem Freiburger Barockorchester. Mittenwald, das niedliche Städtchen am Ufer der Isar, 1080 zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Es liegt günstig, mitten in den Alpen, an einer der ältesten Römer- und Handelsstraßen. Seine beste Zeit erlebt Mittenwald vom 15. bis ins 17. Jahrhundert. Venedig hat mit dem Sultan von Kleinasien und Ägypten einen Handelsvertrag abgeschlossen. Davon profitieren nicht nur die Serenissima und der Orient, sondern auch europäische Handelsmetropolen, die ganzen Orte längs der wichtigen Routen zwischen Nord und Süd. Augsburg blüht auf und auf dem Weg in Richtung Adria auch Mittenwald im Werdenfelser Land, an der alten Römerstraße, der Via Raetia. Aber es kommt noch besser. Venedig verkracht sich mit „Sigmund dem Münzreichen”, österreichischer Erzherzog und Regent von Tirol und so wandert der wichtige Bozener Markt ab 1487 für fast 200 Jahre nach Mittenwald, ein enormer Glücksfall für den kleinen Ort. Innerhalb kürzester Zeit entwickelt er sich zu einem internationalen Umschlagplatz, zu einer richtigen Handelsmetropole. Neue Verkehrswege entstehen, Gasthäuser, Schulen, denn Händler müssen lesen, schreiben und rechnen können und Lagergebäude für die Schätze des Orients. Mitten in den bayerischen Alpen duftet es plötzlich nach Zimt und Nelken, stapeln sich Ballen von Samt und Seide, Fässer mit bestem Wein und Früchte, die man hier noch nie gesehen hat. Mittenwald bringt es nicht nur zu einem gewissen Wohlstand, partiell zumindest, sondern es blickt jetzt auch nach Süden, nach Italien und gerade in Puncto Musik tut sich da gerade einiges. 2‘00 Musik 2: Galileo: Volte 1‘43 M0361016 034 Eine Volte von Michelangelo Galileo, gespielt von Anthony Bailes auf der Laute. 4 Lauten, das sind die ersten Instrumente, die in Mittenwald gebaut werden. Auch vom Urvater des Mittenwälder Geigenbaus, Matthias Klotz. Irgendwelche Anekdötchen aus seinem Leben lassen sich kaum erzählen, man weiß einfach zu wenig über ihn. Sein Vater ist Schneider, er selbst wird in Mittenwald geboren und stirbt hier auch, 1743, im Alter von unglaublichen 90 Jahren. Wo genau er sich ausbilden lässt, das kann man nur in Bruchstücken zusammenreimen. Seine ersten Lehrjahre verlebt er offensichtlich in Füssen, dann findet man ihn als Gesellen in Padua, beide Male bei einem Lautenmacher. Für einige Jahre verliert sich seine Spur, erst mit Anfang dreißig taucht er wieder auf, denn er heiratet, in Mittenwald verrät uns die Heiratsurkunde. Hier wird Matthias Klotz als Lautenmacher und, ganz wichtig als Bürger und als Grundbesitzer bezeichnet. Nur deshalb kann er überhaupt ein Gewerbe gründen, Vorrausetzungen sind Ehestand, Bürgerrecht und ein Haus, das hat ihm sein Schwiegervater geschenkt. So gründet Matthias Klotz also in Mittenwald seine Geigenbauwerkstatt und sie scheint zu florieren. Er kann sich freuen, immerhin hat er kaum Konkurrenz und für seinen Beruf ganz wichtig: Zugriff auf einen hervorragenden Rohstoff, sprich auf das allerbeste Holz. 1‘25 Musik 3: Bottesini: Elegia 4‘50 3361732 006 Die Elegie von Giovanni Bottesini, gespielt von Klaus Trumpf auf einem Mittenwälder Kontrabass. Das Holz um Mittenwald herum ist der große Joker für Mathias Klotz, als er etwa 1685 seine Geigenbauwerkstatt und damit eine lange Dynastie gründet. Er braucht nur in den Bergwald steigen und stößt da auf ein wahres El Dorado. Hier in diesem rauen Klima wachsen die Bergfichten extrem langsam. Weil die Grünäste zum Licht streben sterben im Laufe der Zeit die unteren Äste ab. Dieser astfreie, starke Stamm ist ideal für den Geigenbau. Davon erzählt auch der Geigenbauer Martin Schleske in seinem Buch „Der Klang“. 5 Er absolviert in den 80er Jahren in Mittenwald eine Geigenbaulehre, studiert noch Physik, lässt sich später in der Nähe von München nieder und gilt heute als einer der renommiertesten Geigenbauer unserer Zeit. In seinem Beruf sieht er mehr als nur ein Handwerk. Fast schon spirituelle Dimensionen besitzt für ihn die Suche nach dem perfekten Klang. Er lasse uns aufatmen, meint Schleske, bringe die Seele zum Schwingen, berühre uns im tiefsten Inneren. Aber auch für ihn steht am Anfang zuerst das richtige Holz, das muss man erst mal finden. Mit Kennerblick und Erfahrung. Die Alten, erzählt uns Martin Schleske, die wussten, dass es im Hochwald Bäume gibt und Sänger. Und sie wussten auch wie und wo man die Sänger findet. An den reißenden Stellen der Gebirgsflüsse, so Schleske in seinem Buch „standen sie und lauschten dem Aneinanderschlagen der Stämme, die sie täglich durch die Fluten hinab ins Tal flößten. Einige der Stämme begannen im Wasser zu schwingen, zu singen, zu klingen. Unter den vielen Stämmen erkannten die Meister so jene besonderen Sängerstämme für den Bau ihrer Geigen.“ 1‘40 Musik 4: Bach: 1.Satz aus der Violinsonate Nr.3 g-Moll 5‘22 M0236635 001 Sabine Lier, Violine, Rainer Zipperling, Gambe und Sabine Bauer, Truhenorgel im 1.Satz Vivace aus der Triosonate Nr.3 in g-Moll BWV. 1029 von Johann Sebastian Bach. Sänger, so nennen in Mittenwald die alten Geigenbauer den idealen Baum für den Geigenbau. Mythos oder Realität, gibt es wirklich Holz, das klingt? Und warum klingt das eine und das andere nicht und vor allem wie kann man es finden? Diese Fragen stellt sich ein Geigenbauer auch heute noch, zumindest wenn er sich intensiv mit dem Phänomen Klang beschäftigt wie der Münchner Geigenbauer Martin Schleske. Kurz nach seiner Ausbildung in Mittenwald macht er sich dort im Hochwald auf die Suche nach Holz, mitten im Winter im kniehohen Schnee. Oben, kurz vor der Baumgrenze findet er einen Windbruch, also Sturmholz, entwurzelt, geknickt. Aber fantastisches Holz, regelmäßig gewachsen, großartige Jahresringe. Zusammen mit einem Freund stürzt er die Stämme den Berg hinunter, um sie dann weiter unten abtransportieren zu können und erlebt da zum ersten Mal das Phänomen eines Sängers, versteht jetzt, was die Alten damit gemeint haben. 6 Als die Stämme nämlich den Berg hinunterstürzen schlagen sie immer wieder auf eine Felsplatte auf. Einige hallen dabei tatsächlich durch das ganze Tal. Einer aber klingt anders, wie eine gewaltige Glocke, klar und frei im Ton.“Die anderen Stämme gaben beim Aufprall nur einen dumpfen hölzernen Ton von sich“, erzählt Martin Schleske „nicht so dieser eine Stamm – der war ein Sänger! Und da begriffen wir, was die Vätergeneration gemeint hatte, wenn sie im Geigenbau von jeher die Stämme in Sänger und Nichtsänger unterschieden hatte. Später, als wir die Stämme über den Schotterweg rollten, bestätigte sich das, der Stamm des Sängers rauschte, mit einem satten Ton, die Nichtsänger dagegen blieben stumm“. 1‘50 Musik 5: Bach: 1.Satz aus der Solosonate in g-Moll 4‘14 Entnommen der Audio-CD: Martin Schleske: Klang! Kösel Verlag ISBN: 978-3-466-45856-1 Und so klingt eine Geige von Martin Schleske, hier mit dem 1. Satz aus der Solosonate in g-Moll BWV.1001 von Johann Sebastian Bach gespielt von Alban Beikircher. „Eine bessere Geige habe ich noch nie in Händen gehabt! Eine unglaublich solistische Geige mit einem gewaltigen Farbenreichtum im Klang!", sagt der Geiger Alban Beikircher über seine Schleske Geige, und er hatte vorher wohlgemerkt immerhin eine von Domenico Montagnana. Martin Schleske kennt den Mythos, die spirituelle Komponente des Geigenbaus, spürt die Tradition der Generationen, aber er steht auch für den modernen Geigenbau, untersucht als studierter Physiker das Phänomen Klang auch wissenschaftlich. Wenn man den Klang begreifen will muss man ihn erst mal zerlegen. Zum Beispiel mit einer Modalanalyse. Damit lassen sich seine Schwingungsformen untersuchen, Resonanzen mit Schwingungsbäuchen in maximalem Ausschlag und bestimmten Knotenpunkten, an denen sie in Ruhe bleiben. Aber auch wenn sich so charakteristische Eigenschwingungen erforschen lassen, die Erkenntnis allein lässt noch nichts Neues entstehen. Da kommen dann viele Komponenten dazu, die einen guten Geigenbauer ausmachen. 7 Für Matthias Klotz im 17. Jahrhundert ist die gute Lage von Mittenwald jedenfalls Grund genug in seine Heimat zurückzukehren. Fast 200 Jahre beherrscht die Klotz Dynastie den Geigenbau von Mittenwald, die Söhne, die Enkel und deren Schüler. So entwickelt sich ein typischer Klotz Stil. Am berühmtesten wird Sebastian Klotz, Zweitältester vom Urvater Mathias. Die meisten Klotz Geigen, die heute überhaupt noch existieren stammen von ihm. Besonderes Merkmal sind die F-Löcher seiner Instrumente: sie wirken fast rund und haben große Augen, also große Öffnungen. Der Wirbelkasten ist elegant und schön geschwungen. Auffallend der Lack, er ist dünn und intensiv braun und klingen können sie auch, die Geigen von Sebastian Klotz, hier gespielt von Lenka Torgensen. 2‘10 Musik 6: Jiranek: Gavotte aus der Violinsonate C-Dur M0354799 019 4‘39 Lenka Torgersen war das mit ihrer Violine von Sebastian Klotz aus dem Jahr 1760 mit der Gavotte aus der Violinsonate in C-Dur von Frantisek Jiránek am Cembalo Vaclav Luks. Zu diesem Zeitpunkt ist der Geigenbau in Mittenwald schon ein echter Wirtschaftsfaktor. Im 30jährigen Krieg hatte Mittenwald ziemlich Federn lassen müssen, der Geigenbau eröffnet da ganz neue Perspektiven. Viele Einwohner eifern der Klotz Familie nach und setzen ebenfalls auf das neue Kunsthandwerk. Geigenbauer allerorten, sie schießen wie Pilze aus dem Boden. Die Nachfrage steigt, damit der Absatz, damit die Produktion. In Mittenwald haben die Geigenbauer schon bald keine Zeit mehr sich um den Vertrieb zu kümmern, das erledigen dann Landhändler und Kaufleute und damit dehnt sich der Kundenkreis immer weiter aus. Irgendwann schippern die Mittenwälder Geigen sogar bis ins ferne Amerika. 50 Musik 7: Reinhard: Zigano M0115836 008 4‘58 8 In MIttenwald ist man ganz stolz darüber, dass der Sinti Jazzgeiger Schnuckenack Reinhard auf einer echten Klotz Geige gespielt hatte, hier mit Zingano. Mittenwald, im 19. Jahrhundert lebt fast der ganze Ort nur noch vom Geigenbau. Und dann fällt das schreckliche Wort, das für den Geigenbau schreckliche Wort: Massenfertigung. Das ist genau das, was ein Streichinstrument nun gar nicht verträgt. Und die Mittenwälder Geigen vertragen es auch nicht. Aber die Versuchung ist einfach zu groß. Der Bedarf an günstigen Instrumenten steigt, damit die Nachfrage, damit die Produktion, damit der Umsatz. Die Orchester werden immer größer, die Bürger immer reicher, Salons, Kurorte, Vergnügungsparks, Musik wohin das Ohr reicht, und damals alles noch handgemacht. 1810 etablieren sich zwei große Geigenbaufirmen in Mittenwald, Baader und Neuner und Hornsteiner. Sie funktionieren nach dem ähnlichen Prinzip wie die Fabriken in den Städten: Produktionssteigerung durch Arbeitsteilung. Einer baut den Korpus, der Nächste den Hals, die Schnecke, den Wirbelkasten, wie am Fließband, zuletzt kann keiner mehr richtig eine Geige bauen. Aber man darf nicht zu hart urteilen, es herrschen schlimme Zeiten in Europa, die napoleonischen Kriege setzen dem Handel schwer zu, ganze Landstrich verarmen. Unzählige Menschen wandern aus. Wenn sich mit irgendetwas Geld verdienen lässt ist es für alle ein Segen. Und Mittenwald verdient gut an seinen günstigen Geigen, die dann allerdings, das muss man sagen immer schlechter werden. Schon allein, weil Hinz und Kunz da Hand dran rumwerkeln. Bauern und einfache Handwerker, der Geigenbau wird zum lukrativen Nebenerwerb für viel Mittenwälder Bürger, vor allem in den Wintermonaten. Von der einstmals fünfjährigen Ausbildung zum Geigenbau ist schon bald keine Rede mehr, das Kunsthandwerk verfällt. Das Klotzer Cello aus Mittenwald, das Miklos Perenyi hier bei diesem Klaviertrio spielt, stammt garantiert nicht aus dieser Zeit. 2‘10 Musik 8: Haydn: 3.Satz aus dem Klaviertrio C-Dur M0127041 004 5‘00 9 Yuuko Shiokawa, Violine, Andras Schiff, Klavier und Miklos Perenyi Violoncello, Klotzer Cello mit dem Finalsatz aus Joseph Haydns Klaviertrio in E-Dur. Ein König, der bayrische König Maximilian der Zweite, er wird 1852 zum helfenden Engel für den Geigenbau in Mittenwald. Als die Qualität fast vollkommen danieder liegt, gründet er in dem Alpenstädtchen eine Geigenbauschule um zu retten was noch zu retten ist. Es gibt sie bis heute, eine Schule mit Weltruf, ein internationales Kompetenzzentrum mit einer modernen wissenschaftlichen Methodik. Von Hunderten Bewerbern aus aller Welt werden nur zwölf genommen und exzellent ausgebildet im modernen und historischen Musikinstrumentenbau, in Musikwissenschaft, Physik Akustik und dem Instrumentalspiel. In Mittenwald selbst geht es lange Zeit mit dem Geigenbau immer wieder auf und ab. Als das Grammophon und später das Radio die europäischen Haushalte erobern, sinkt der Umsatz von Streichinstrumenten rapide. Dazu noch die Weltwirtschaftskrise. 1930 jedenfalls ist in Mittenwald Schluss mit der industriellen Massenfertigung, die beiden großen Verlegerfirmen müssen schließen. Für die Arbeitnehmer in Mittenwald sicher bitter, für den Geigenbau selbst ein Segen. Nach dem 2. Weltkrieg nämlich besinnt man sich wieder auf die Qualitäten des Kunsthandwerks, ein Neuanfang, der sich bewährt. Den ganz alten Mythos des Mittenwälder Geigenbaus, den kann man noch aufspüren in dem wunderbaren Geigenbaumuseum mitten im historischen Ortskern in einem der ältesten Häuser der Stadt. Da hängen sie, die alten Klotz Geigen, die Lauten, die Bratschen mit Löwenkopf von Andreas Jais oder eine 12- saitige Viola d’amore von Karl Bitterer, ein Schmuckstück mit kunstvoll bemalten Boden. Man kann eine historische Werkstatt besichtigen, an den Lacken schnuppern und eine visuelle Zeitreise unternehmen mit einem Stummfilm aus den 20er Jahren. Er zeigt, wie in Mittenwald eine Geige entsteht, von der Auswahl des Baumes bis zum Stimmen der Saiten. Eines der wenigen Dinge, die sich bis heute wirklich fast gar nicht verändert haben. 2‘10 Musik 9: Fritz: 3.Satz aus der Violinsonate D-Dur M0355144 3‘18 10 Plamena Nikitassova und ihre Barockvioline aus Mittenwald mit dem 3.Satz aus der Violinsonate von Gaspard Fritz, außerdem Maya Amrein, Barockcello, da ist der Meister unbekannt und Jörg Andreas Bötticher am Cembalo. Und das war’s wieder für heute in der Musikstunde auf SWR2.Wie immer finden Sie auf unserer Homepage SWR2.de Schrägstrich Musikstunde die Manuskripte finden zum Runterladen, Sie können dort die Sendung auch nachhören und Sie können uns natürlich auch schreiben, an SWR2 76522 Baden-Baden, wir schicken die Manuskripte auch zu. Ihnen vielen Dank für Ihr Interesse und fürs Zuhören, einen schönen Tag wünscht für heute Ines Pasz. 50