SWR2 Musikstunde

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SWR2 MANUSKRIPT
ESSAYS FEATURES KOMMENTARE VORTRÄGE
SWR2 Musikstunde
Geigenbauer
„Mit Vesuv, Apollo und Kanone“
Die großen Geigenbauer und ihre besten Stücke
(5)
Von Ines Pasz
Sendung: Freitag , 10. Oktober 2014
Redaktion: Bettina Winkler
9.05 – 10.00 Uhr
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Musikstunde Geigenbauer Teil 5
Geigenbau in Mittenwald
Mit „Mit Vesuv, Apollo und Kanone“ herzlich willkommen sagt Ines Pasz im 5. und letzten
Teil der Musikstundenwoche über die großen Geigenbauer und ihre besten Stücke.
Heute Besuch in Bayern, im deutschen Geigenbauzentrum in Mittenwald.
Titelmusik
Er liegt wunderschön, das kleine Städtchen Mittenwald, zwischen dem Karwendel- und
dem Wettersteingebirge, unweit von Garmisch Patenkirchen, staatlich anerkannter
Luftkurort, bekannt für seine Lüftelmalerei und seine pittoresken Gassen. Aber
Mittenwald steht nicht nur für Wanderspaß und Langlaufski, sondern die wahre
Attraktion prangt einem schon von der Homepage des Fremdenverkehrsbüros
unübersehbar entgegen: eine Violine, damit wirbt Mittenwald, denn es ist das Zentrum
des Deutschen Geigenbaus und das seit immerhin etwa 350 Jahren.
Generationen von Geigenbaumeistern haben hier ihr Handwerk gelernt, und tun es vor
allem heute noch. Zwei Geigenbauschulen gibt e sin Deutschland, in Klingenthal im
Vogtland und mit ganz alter Tradition in Mittenwald, mit Lehrlingen aus der ganzen Welt,
von Mexiko bis Japan. Und einige lassen sich hier auch nieder, 12 Geigenbauateliers
gibt es noch, eine enorm hohe Dichte bei dem kleinen Ort.
Zugegeben, die Instrumente aus Mittenwald, selbst die historischen werden nicht so
hoch gehandelt wie vielleicht alte Italiener, aber in der Alten Musikszene, bei der
historisch informierten Aufführungspraxis werden sie gerne gespielt, die Barockviolinen,
Violoncelli und Gamben aus Mittenwald, hier in diesem Falle sogar die seltene Violine
Piccolo, im 1. Brandenburgischen Konzert von Johann Sebastian Bach
1‘40
Musik 1:
Bach. 3.Satz aus dem Brandenburgischen Konzert Nr.1 F-Dur
M0360714 003
3‘48
3
Eine Violine piccolo gespielt von Anna Katharina Schreiber, gebaut vom Meister Klotz in
Mittenwald, hier im 3.Satz aus dem Brandenburgischen Konzert Nr.1 in F-Dur von
Johann Sebastian Bach, zusammen mit dem Freiburger Barockorchester.
Mittenwald, das niedliche Städtchen am Ufer der Isar, 1080 zum ersten Mal urkundlich
erwähnt. Es liegt günstig, mitten in den Alpen, an einer der ältesten Römer- und
Handelsstraßen. Seine beste Zeit erlebt Mittenwald vom 15. bis ins 17. Jahrhundert.
Venedig hat mit dem Sultan von Kleinasien und Ägypten einen Handelsvertrag
abgeschlossen. Davon profitieren nicht nur die Serenissima und der Orient, sondern
auch europäische Handelsmetropolen, die ganzen Orte längs der wichtigen Routen
zwischen Nord und Süd. Augsburg blüht auf und auf dem Weg in Richtung Adria auch
Mittenwald im Werdenfelser Land, an der alten Römerstraße, der Via Raetia. Aber es
kommt noch besser. Venedig verkracht sich mit „Sigmund dem Münzreichen”,
österreichischer Erzherzog und Regent von Tirol und so wandert der wichtige Bozener
Markt ab 1487 für fast 200 Jahre nach Mittenwald, ein enormer Glücksfall für den kleinen
Ort. Innerhalb kürzester Zeit entwickelt er sich zu einem internationalen Umschlagplatz,
zu einer richtigen Handelsmetropole. Neue Verkehrswege entstehen, Gasthäuser,
Schulen, denn Händler müssen lesen, schreiben und rechnen können und
Lagergebäude für die Schätze des Orients. Mitten in den bayerischen Alpen duftet es
plötzlich nach Zimt und Nelken, stapeln sich Ballen von Samt und Seide, Fässer mit
bestem Wein und Früchte, die man hier noch nie gesehen hat.
Mittenwald bringt es nicht nur zu einem gewissen Wohlstand, partiell zumindest, sondern
es blickt jetzt auch nach Süden, nach Italien und gerade in Puncto Musik tut sich da
gerade einiges.
2‘00
Musik 2:
Galileo: Volte
1‘43
M0361016 034
Eine Volte von Michelangelo Galileo, gespielt von Anthony Bailes auf der
Laute.
4
Lauten, das sind die ersten Instrumente, die in Mittenwald gebaut werden. Auch vom
Urvater des Mittenwälder Geigenbaus, Matthias Klotz.
Irgendwelche Anekdötchen aus seinem Leben lassen sich kaum erzählen, man weiß
einfach zu wenig über ihn.
Sein Vater ist Schneider, er selbst wird in Mittenwald geboren und stirbt hier auch, 1743,
im Alter von unglaublichen 90 Jahren. Wo genau er sich ausbilden lässt, das kann man
nur in Bruchstücken zusammenreimen. Seine ersten Lehrjahre verlebt er offensichtlich in
Füssen, dann findet man ihn als Gesellen in Padua, beide Male bei einem
Lautenmacher.
Für einige Jahre verliert sich seine Spur, erst mit Anfang dreißig taucht er wieder auf,
denn er heiratet, in Mittenwald verrät uns die Heiratsurkunde. Hier wird Matthias Klotz als
Lautenmacher und, ganz wichtig als Bürger und als Grundbesitzer bezeichnet. Nur
deshalb kann er überhaupt ein Gewerbe gründen, Vorrausetzungen sind Ehestand,
Bürgerrecht und ein Haus, das hat ihm sein Schwiegervater geschenkt.
So gründet Matthias Klotz also in Mittenwald seine Geigenbauwerkstatt und sie scheint
zu florieren. Er kann sich freuen, immerhin hat er kaum Konkurrenz und für seinen Beruf
ganz wichtig: Zugriff auf einen hervorragenden Rohstoff, sprich auf das allerbeste Holz.
1‘25
Musik 3:
Bottesini: Elegia
4‘50
3361732 006
Die Elegie von Giovanni Bottesini, gespielt von Klaus Trumpf auf einem Mittenwälder
Kontrabass.
Das Holz um Mittenwald herum ist der große Joker für Mathias Klotz, als er etwa 1685
seine Geigenbauwerkstatt und damit eine lange Dynastie gründet. Er braucht nur in den
Bergwald steigen und stößt da auf ein wahres El Dorado. Hier in diesem rauen Klima
wachsen die Bergfichten extrem langsam. Weil die Grünäste zum Licht streben sterben
im Laufe der Zeit die unteren Äste ab. Dieser astfreie, starke Stamm ist ideal für den
Geigenbau.
Davon erzählt auch der Geigenbauer Martin Schleske in seinem Buch „Der Klang“.
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Er absolviert in den 80er Jahren in Mittenwald eine Geigenbaulehre, studiert noch
Physik, lässt sich später in der Nähe von München nieder und gilt heute als einer der
renommiertesten Geigenbauer unserer Zeit. In seinem Beruf sieht er mehr als nur ein
Handwerk. Fast schon spirituelle Dimensionen besitzt für ihn die Suche nach dem
perfekten Klang.
Er lasse uns aufatmen, meint Schleske, bringe die Seele zum Schwingen, berühre uns
im tiefsten Inneren. Aber auch für ihn steht am Anfang zuerst das richtige Holz, das
muss man erst mal finden. Mit Kennerblick und Erfahrung. Die Alten, erzählt uns Martin
Schleske, die wussten, dass es im Hochwald Bäume gibt und Sänger. Und sie wussten
auch wie und wo man die Sänger findet. An den reißenden Stellen der Gebirgsflüsse, so
Schleske in seinem Buch „standen sie und lauschten dem Aneinanderschlagen der
Stämme, die sie täglich durch die Fluten hinab ins Tal flößten. Einige der Stämme
begannen im Wasser zu schwingen, zu singen, zu klingen. Unter den vielen Stämmen
erkannten die Meister so jene besonderen Sängerstämme für den Bau ihrer Geigen.“
1‘40
Musik 4:
Bach: 1.Satz aus der Violinsonate Nr.3 g-Moll
5‘22
M0236635 001
Sabine Lier, Violine, Rainer Zipperling, Gambe und Sabine Bauer, Truhenorgel im 1.Satz
Vivace aus der Triosonate Nr.3 in g-Moll BWV. 1029 von Johann Sebastian Bach.
Sänger, so nennen in Mittenwald die alten Geigenbauer den idealen Baum für den
Geigenbau. Mythos oder Realität, gibt es wirklich Holz, das klingt? Und warum klingt das
eine und das andere nicht und vor allem wie kann man es finden? Diese Fragen stellt
sich ein Geigenbauer auch heute noch, zumindest wenn er sich intensiv mit dem
Phänomen Klang beschäftigt wie der Münchner Geigenbauer Martin Schleske. Kurz
nach seiner Ausbildung in Mittenwald macht er sich dort im Hochwald auf die Suche
nach Holz, mitten im Winter im kniehohen Schnee. Oben, kurz vor der Baumgrenze
findet er einen Windbruch, also Sturmholz, entwurzelt, geknickt. Aber fantastisches Holz,
regelmäßig gewachsen, großartige Jahresringe.
Zusammen mit einem Freund stürzt er die Stämme den Berg hinunter, um sie dann
weiter unten abtransportieren zu können und erlebt da zum ersten Mal das Phänomen
eines Sängers, versteht jetzt, was die Alten damit gemeint haben.
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Als die Stämme nämlich den Berg hinunterstürzen schlagen sie immer wieder auf eine
Felsplatte auf. Einige hallen dabei tatsächlich durch das ganze Tal. Einer aber klingt
anders, wie eine gewaltige Glocke, klar und frei im Ton.“Die anderen Stämme gaben
beim Aufprall nur einen dumpfen hölzernen Ton von sich“, erzählt Martin Schleske „nicht
so dieser eine Stamm – der war ein Sänger! Und da begriffen wir, was die
Vätergeneration gemeint hatte, wenn sie im Geigenbau von jeher die Stämme in Sänger
und Nichtsänger unterschieden hatte. Später, als wir die Stämme über den Schotterweg
rollten, bestätigte sich das, der Stamm des Sängers rauschte, mit einem satten Ton, die
Nichtsänger dagegen blieben stumm“.
1‘50
Musik 5:
Bach: 1.Satz aus der Solosonate in g-Moll
4‘14
Entnommen der Audio-CD:
Martin Schleske: Klang!
Kösel Verlag
ISBN: 978-3-466-45856-1
Und so klingt eine Geige von Martin Schleske, hier mit dem 1. Satz aus der Solosonate
in g-Moll BWV.1001 von Johann Sebastian Bach gespielt von Alban Beikircher.
„Eine bessere Geige habe ich noch nie in Händen gehabt! Eine unglaublich solistische
Geige mit einem gewaltigen Farbenreichtum im Klang!", sagt der Geiger Alban Beikircher
über seine Schleske Geige, und er hatte vorher wohlgemerkt immerhin eine von
Domenico Montagnana.
Martin Schleske kennt den Mythos, die spirituelle Komponente des Geigenbaus, spürt
die Tradition der Generationen, aber er steht auch für den modernen Geigenbau,
untersucht als studierter Physiker das Phänomen Klang auch wissenschaftlich. Wenn
man den Klang begreifen will muss man ihn erst mal zerlegen. Zum Beispiel mit einer
Modalanalyse. Damit lassen sich seine Schwingungsformen untersuchen, Resonanzen
mit Schwingungsbäuchen in maximalem Ausschlag und bestimmten Knotenpunkten, an
denen sie in Ruhe bleiben. Aber auch wenn sich so charakteristische
Eigenschwingungen erforschen lassen, die Erkenntnis allein lässt noch nichts Neues
entstehen. Da kommen dann viele Komponenten dazu, die einen guten Geigenbauer
ausmachen.
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Für Matthias Klotz im 17. Jahrhundert ist die gute Lage von Mittenwald jedenfalls Grund
genug in seine Heimat zurückzukehren. Fast 200 Jahre beherrscht die Klotz Dynastie
den Geigenbau von Mittenwald, die Söhne, die Enkel und deren Schüler. So entwickelt
sich ein typischer Klotz Stil.
Am berühmtesten wird Sebastian Klotz, Zweitältester vom Urvater Mathias.
Die meisten Klotz Geigen, die heute überhaupt noch existieren stammen von ihm.
Besonderes Merkmal sind die F-Löcher seiner Instrumente: sie wirken fast rund und
haben große Augen, also große Öffnungen. Der Wirbelkasten ist elegant und schön
geschwungen. Auffallend der Lack, er ist dünn und intensiv braun und klingen können
sie auch, die Geigen von Sebastian Klotz, hier gespielt von Lenka Torgensen.
2‘10
Musik 6:
Jiranek: Gavotte aus der Violinsonate C-Dur
M0354799 019
4‘39
Lenka Torgersen war das mit ihrer Violine von Sebastian Klotz aus dem Jahr 1760 mit
der Gavotte aus der Violinsonate in C-Dur von Frantisek Jiránek am Cembalo Vaclav
Luks.
Zu diesem Zeitpunkt ist der Geigenbau in Mittenwald schon ein echter Wirtschaftsfaktor.
Im 30jährigen Krieg hatte Mittenwald ziemlich Federn lassen müssen, der Geigenbau
eröffnet da ganz neue Perspektiven. Viele Einwohner eifern der Klotz Familie nach und
setzen ebenfalls auf das neue Kunsthandwerk. Geigenbauer allerorten, sie schießen wie
Pilze aus dem Boden. Die Nachfrage steigt, damit der Absatz, damit die Produktion. In
Mittenwald haben die Geigenbauer schon bald keine Zeit mehr sich um den Vertrieb zu
kümmern, das erledigen dann Landhändler und Kaufleute und damit dehnt sich der
Kundenkreis immer weiter aus. Irgendwann schippern die Mittenwälder Geigen sogar bis
ins ferne Amerika.
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Musik 7:
Reinhard: Zigano
M0115836 008
4‘58
8
In MIttenwald ist man ganz stolz darüber, dass der Sinti Jazzgeiger Schnuckenack
Reinhard auf einer echten Klotz Geige gespielt hatte, hier mit Zingano.
Mittenwald, im 19. Jahrhundert lebt fast der ganze Ort nur noch vom Geigenbau.
Und dann fällt das schreckliche Wort, das für den Geigenbau schreckliche Wort:
Massenfertigung. Das ist genau das, was ein Streichinstrument nun gar nicht verträgt.
Und die Mittenwälder Geigen vertragen es auch nicht. Aber die Versuchung ist einfach
zu groß. Der Bedarf an günstigen Instrumenten steigt, damit die Nachfrage, damit die
Produktion, damit der Umsatz.
Die Orchester werden immer größer, die Bürger immer reicher, Salons, Kurorte,
Vergnügungsparks, Musik wohin das Ohr reicht, und damals alles noch handgemacht.
1810 etablieren sich zwei große Geigenbaufirmen in Mittenwald, Baader und Neuner und
Hornsteiner. Sie funktionieren nach dem ähnlichen Prinzip wie die Fabriken in den
Städten: Produktionssteigerung durch Arbeitsteilung. Einer baut den Korpus, der
Nächste den Hals, die Schnecke, den Wirbelkasten, wie am Fließband, zuletzt kann
keiner mehr richtig eine Geige bauen.
Aber man darf nicht zu hart urteilen, es herrschen schlimme Zeiten in Europa, die
napoleonischen Kriege setzen dem Handel schwer zu, ganze Landstrich verarmen.
Unzählige Menschen wandern aus. Wenn sich mit irgendetwas Geld verdienen lässt ist
es für alle ein Segen. Und Mittenwald verdient gut an seinen günstigen Geigen, die dann
allerdings, das muss man sagen immer schlechter werden.
Schon allein, weil Hinz und Kunz da Hand dran rumwerkeln. Bauern und einfache
Handwerker, der Geigenbau wird zum lukrativen Nebenerwerb für viel Mittenwälder
Bürger, vor allem in den Wintermonaten. Von der einstmals fünfjährigen Ausbildung zum
Geigenbau ist schon bald keine Rede mehr, das Kunsthandwerk verfällt. Das Klotzer
Cello aus Mittenwald, das Miklos Perenyi hier bei diesem Klaviertrio spielt, stammt
garantiert nicht aus dieser Zeit.
2‘10
Musik 8:
Haydn: 3.Satz aus dem Klaviertrio C-Dur
M0127041 004
5‘00
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Yuuko Shiokawa, Violine, Andras Schiff, Klavier und Miklos Perenyi Violoncello, Klotzer
Cello mit dem Finalsatz aus Joseph Haydns Klaviertrio in E-Dur.
Ein König, der bayrische König Maximilian der Zweite, er wird 1852 zum helfenden Engel
für den Geigenbau in Mittenwald. Als die Qualität fast vollkommen danieder liegt, gründet
er in dem Alpenstädtchen eine Geigenbauschule um zu retten was noch zu retten ist. Es
gibt sie bis heute, eine Schule mit Weltruf, ein internationales Kompetenzzentrum mit
einer modernen wissenschaftlichen Methodik. Von Hunderten Bewerbern aus aller Welt
werden nur zwölf genommen und exzellent ausgebildet im modernen und historischen
Musikinstrumentenbau, in Musikwissenschaft, Physik Akustik und dem Instrumentalspiel.
In Mittenwald selbst geht es lange Zeit mit dem Geigenbau immer wieder auf und ab. Als
das Grammophon und später das Radio die europäischen Haushalte erobern, sinkt der
Umsatz von Streichinstrumenten rapide. Dazu noch die Weltwirtschaftskrise. 1930
jedenfalls ist in Mittenwald Schluss mit der industriellen Massenfertigung, die beiden
großen Verlegerfirmen müssen schließen. Für die Arbeitnehmer in Mittenwald sicher
bitter, für den Geigenbau selbst ein Segen. Nach dem 2. Weltkrieg nämlich besinnt man
sich wieder auf die Qualitäten des Kunsthandwerks, ein Neuanfang, der sich bewährt.
Den ganz alten Mythos des Mittenwälder Geigenbaus, den kann man noch aufspüren in
dem wunderbaren Geigenbaumuseum mitten im historischen Ortskern in einem der
ältesten Häuser der Stadt. Da hängen sie, die alten Klotz Geigen, die Lauten, die
Bratschen mit Löwenkopf von Andreas Jais oder eine 12- saitige Viola d’amore von Karl
Bitterer, ein Schmuckstück mit kunstvoll bemalten Boden.
Man kann eine historische Werkstatt besichtigen, an den Lacken schnuppern und eine
visuelle Zeitreise unternehmen mit einem Stummfilm aus den 20er Jahren. Er zeigt, wie
in Mittenwald eine Geige entsteht, von der Auswahl des Baumes bis zum Stimmen der
Saiten.
Eines der wenigen Dinge, die sich bis heute wirklich fast gar nicht verändert haben.
2‘10
Musik 9:
Fritz: 3.Satz aus der Violinsonate D-Dur
M0355144
3‘18
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Plamena Nikitassova und ihre Barockvioline aus Mittenwald mit dem 3.Satz aus der
Violinsonate von Gaspard Fritz, außerdem Maya Amrein, Barockcello, da ist der Meister
unbekannt und Jörg Andreas Bötticher am Cembalo.
Und das war’s wieder für heute in der Musikstunde auf SWR2.Wie immer finden Sie auf
unserer Homepage SWR2.de Schrägstrich Musikstunde die Manuskripte finden zum
Runterladen, Sie können dort die Sendung auch nachhören und Sie können uns
natürlich auch schreiben, an SWR2 76522 Baden-Baden, wir schicken die Manuskripte
auch zu.
Ihnen vielen Dank für Ihr Interesse und fürs Zuhören, einen schönen Tag wünscht für
heute Ines Pasz.
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