Beispiele für Unterrichtseinstiege Arbeit am Lerninhalt Schlussphasen I. UNTERRICHTSEINSTIEG Erzählen einer Geschichte 1. Funktion „Viva vox docet. Die lebendige Stimme lehrt. Man pflegt von den Schülern zu verlangen, dass sie sich im Erzählen und Beschreiben üben sollen, aber man darf nicht vergessen, dass hier vor allem das Beispiel des Lehrers vorangehen muss. Zwar ist Überfluss an gedruckten Erzählungen und Beschreibungen; allein, das Lesen wirkt nicht wie das Hören.“ (aus: J.F. Herbart: Umriss päd. Vorlesungen [1835/1841], Herbart 1965, Bd. III, S.203) Es gibt nichts Spannenderes als eine gut erzählte Geschichte. Dies erfordert jedoch von der Lehrkraft den Einsatz der ganzen Person. Es muss ihr gelingen, die Schüler zu fesseln. Das Geschichten erzählen ist eine sinnlich-ganzheitliche Methode mit notwendig hoher Lehrerdominanz, die aber regelmäßig eine hohe innere Aktivität der Schüler zur Folge hat. Zuhören kann eine sehr intensive, lustbetonte Arbeit sein, die dennoch ausgesprochen ruhefördernd ist. Eine Erzählung kann dazu dienen, Sachinformationen zu vermitteln. Eine Entdeckung oder Erfindung kann nacherzählt werden. Ein bestimmter Sach-, Sinn- oder Problemzusammenhang wird beispielsweise durch eine Erzählung kommentiert. Mehrere Perspektiven auf ein und dieselbe Sache können in einer Erzählung dargestellt werden. Eine Erzählung ermöglicht es der Lehrperson, ihre eigenen Gefühle, Einstellungen und Wertorientierungen in einer glaubwürdigen und zugleich durch die Form der Erzählung ein wenig verfremdeten Art und Weise zu Gehör zu bringen. Das Erzählen aktiviert Gefühle und Einstellungen, Fantasien und Tagträume, aber auch Ängste der Schüler. Die Kinder können durch eine Erzählung angeregt werden, den Faden der Geschichte weiterzuspinnen. Durch eine geschickt ausgewählte und vorgetragene Geschichte wird möglicherweise das soziale Lernen der Schüler gefördert. Zwischenmenschliche Konflikte werden thematisiert; die Lehrperson kann ihre eigene Kritik, aber auch Lob in eine Geschichte verkleiden. Oft wird der Zuhörer auch in eine fiktive, vergangene oder ferne Welt eingeladen, die zugleich nah ist, wenn sie geschickt erlebbar gemacht wird. 2. Vorbereitung und Durchführung Die Lehrkraft muss zu Hause eine geeignete Geschichte auswählen oder sich überlegen und dann deren Vortrag trainieren. Um sich die Aufmerksamkeit und Spannung der Zuhörer zu sichern, ist es wichtig, die Geschichte lebendig und natürlich vorzutragen. Deshalb sollten wir möglichst nicht ablesen und allenfalls einen Spickzettel zur Hilfe nehmen. Eine Geschichte soll anschaulich und altersstufengemäß erzählt werden. Sie muss spannend sein und möglichst einen Handlungsablauf enthalten. Gerade beim Geschichten erzählen wird die Körpersprache besonders wichtig. Über Mimik, Gestik und Proxemik (= Bewegung im Raum), über Intonation, über Lautund Leisesprechen, über das Sprechtempo und die Pausen wird eine Erzählung lebendig. Eine Geschichte sollte so erzählt werden, dass die Schüler förmlich meinen, das Erzählte mit eigenen Augen zu sehen. Das Ganze sollte jedoch auch nicht zu lange dauern, da die Schüler in dieser Phase ja wenig aktiv beteiligt sind. Fantasiereise 1. Funktion Entspannungs- und Konzentrationsübungen gewinnen in der heutigen Zeit insbesondere für junge Leute immer mehr Bedeutung. Viele Schüler kommen außerhalb der Schule durch die Hektik des Alltags und der medialen Überfrachtung überhaupt nicht mehr zur Ruhe. Die Reizüberflutung führt gerade bei jungen Menschen häufig zu einer Kette von Einstellungen und Frustrationen, die z.B. durch Konzentrationsschwierigkeiten, niedrige Frustrationsschwelle, zunehmende Aggression, Verlangen nach immer neuer Abwechslung, Konsum von medialen Fertigprodukten oder zunehmender Fantasielosigkeit gekennzeichnet ist. Entspannung und Einsatz der eigenen Fantasie können eine Reihe von positiven Folgen haben. Sie mildern auch die einseitigen Belastungen des heutigen „verkopften“ Unterrichts ab, da Gehirnsphären aktiviert werden, die in den kognitiv angelegten Lernphasen eher vernachlässigt werden. Zudem sind entspannte und sich ihrer eigenen Fantasie bewusste Schüler eher in der Lage, gestellte Aufgaben kreativ anzugehen, Probleme von mehreren Seiten zu betrachten, mit anderen zu kooperieren und so zu umfassenderen Lösungen zu gelangen. Die Fantasiereise ist eine Einstiegsmethode, die nach innen führt, also die jeweils eigenen Gefühle, Stimmungen und Gedanken ansprechen und aktivieren will. Sie ist immer dann geeignet, wenn es um Empathie geht, also um die möglichst weitgehende Einfühlung in eine fiktive oder reale Person. Sie ist auch eine gute Einstimmungsmethode für Reisen in Zeit, Raum, Natur, Technik und Kosmos. 2. Vorbereitung und Durchführung Die Fantasiereise dauert je nach Alter und Erfahrung 3-10 Minuten. Die Lehrkraft sollte vorab für eine ruhige und entspannte Atmosphäre sorgen. Dann beginnt das Einführungsgespräch, bei dem die Lehrperson ihren Schülern den Sinn und Ablauf dieser Methode erklärt und sie auffordert, eine bequeme Sitzposition einzunehmen. Nun folgt die Einstimmungsphase mit leiser, meditativer Musik, in welcher die Kinder innere Aufmerksamkeit sammeln, Ruhe finden, die Augen schließen (wenn sie dies wollen!) und ihren eigenen Atem und Körper spüren. Die Lehrkraft erzählt mit ruhiger und wenig modulierter Stimme die Geschichte und lässt dabei den Schülern Zeit, sich in die Handlung einzufühlen, indem sie Rede und Wirkungspausen einlegt. Es sollte Wert auf einen harmonischen Schluss gelegt werden. Die Phase der Reise sollte möglichst nicht unterbrochen und Störungen erst danach besprochen werden. Die Fantasiereise wird von einer reinen Entspannungstechnik zur Unterrichtseinstiegsmethode, wenn die Schüle nach Ende der Reise dazu angehalten werden, ihre Eindrücke zu malen oder aufzuschreiben, z.B. in Form einer Geschichte oder der eigenen Gedanken während der Reise. Fantasiereisen sind Trainingssache. Es kann anfänglich zu Disziplinproblemen bei Kindern kommen, die sich auf diese Methode nicht einlassen können oder wollen. Hier empfiehlt sich nur ein langer Atem! Außerdem sollte man den Schülern, die nicht an der Methode teilnehmen wollen, erklären, sich ruhig zu verhalten und die anderen in ihren Gedanken nicht zu stören. Bunter Bilderbogen 1. Funktion Eingesetzt werden kann der Bunte Bilderbogen in allen Fächern aller Schulformen, in denen es in der Einstiegsphase nicht um Überprüfung sachlichen Wissens geht, sondern um die Entwicklung von Einfühlungsvermögen. Der Bunte Bilderbogen schafft Sprechanlässe, die in jeder Altersstufe produktiv genutzt werden können. Im Gegensatz zu den mit Sprache arbeitenden Einstiegsvarianten orientiert er sich an der Verbindung von kognitiv gespeichertem Wissen und ganzheitlichen Erinnerungsspuren, die jeder aus seiner spezifisch strukturierten Biographie mit sich trägt. Im Ansehen und Auswählen von Bildern können sich diese ganzheitlichen Erinnerungen verdichten und damit zumindest teilweise bewusst und sprachlich vermittelbar werden. Die didaktische Funktion des Bunten Bilderbogens besteht also in der Möglichkeit eigene Vorurteile oder Voreinstellungen aufzubrechen und einer rationalen Betrachtung zugänglich zu machen. Im günstigsten Fall bemerken die Schüler ihre eigenen Vorurteile und mehr oder wenige bewussten Grundeinstellungen, die so Gegenstand von Reflexionen werden können. 2. Vorbereitung und Durchführung Der Einsatz des Bunten Bilderbogens erfordert eine – allerdings einmalige – größere Vorbereitungsarbeit: Es müssen aus Illustrierten, Jugendzeitschriften, Modemagazinen und anderen Zeitschriften viele Bilder ausgeschnitten werden. Es ist gleichgültig, ob dies Werbefotos sind oder ob sie aus dem redaktionellen Teil stammen. Es empfiehlt sich, diese Bilder auf DIN-A4-Bogen zu kleben und in Klarsichthüllen zu schieben oder zu laminieren. Das erleichtert die Handhabung und erhöht die Lebensdauer. Zu Beginn der Stunde werden in der Klassenmitte mehrere Tische zusammengestellt oder ein freier Platz auf dem Fußboden geschaffen. Alle Bilder werden ohne Ordnungsprinzip auf der Fläche verteilt. Dann erhalten die Schüler einen Auftrag, z.B. „Jeder von euch hat eine Vorstellung darüber, wie für ihn Erholung/Ruhe aussieht. Sucht euch das Bild aus, das eurer Vorstellung am nächsten kommt. Später sollt ihr eure Wahl vor der Klasse vorstellen und begründen.“ Nachdem jedes Kind seine Wahl begründet hat, verlangt der nächste Schritt von der Lehrkraft einiges an Konzentration und Geschick. Es ist aber sehr wichtig, um die Methode nicht in „fun and action“ verkommen zu lassen. Die Lehrperson muss versuchen, die Bilder in der Mitte des Sitzkreises in eine bestimmte Ordnung zu bringen. Des Weiteren muss sie sich Stichworte zu den einzelnen Schüleräußerungen machen, um für die nachfolgende Diskussion einen Leitfaden zu haben. Das sich anschließende Gespräch soll die Interessen der Schüler auf den Punkt bringen und die weiteren Unterrichtsschritte strukturieren. Brainstorming 1. Funktion Brainstorming kann sinngemäß mit "Ideenwirbel" übersetzt werden und ist eine Art gemeinsamen lauten Denkens. Die Methode wurde ursprünglich in der Werbeindustrie entwickelt, um möglichst viele kreative Ideen aus einem Team herauszulocken. Sie sollte kurz, knapp und konzentriert gestaltet werden und nur im Ausnahmefall länger als zehn Minuten dauern. Im Unterricht ist Brainstorming eine Einstiegsmethode, die es den Kindern ermöglicht, sich frei zu einem Thema zu äußern, Vorwissen zu artikulieren und ihre eigenen Fragen an einen Unterrichtsgegenstand zu stellen. Wenn man möchte, kann man eine kurze Fantasiereise, die zum Thema hinführt, voranstellen. Ziele sind das freie Äußern von Gedanken und die Ermunterung zu kreativen, auch ungewöhnlichen Beiträgen. Die Methode aktiviert und fördert die Lernmotivation ohne Druck oder Stress. Sie verbindet die neuen Lerngegenstände mit bereits Bekanntem. Sie lässt sich vom Lehrer gut planen und kann zeitlich genau begrenzt werden. Sie eröffnet Mitwirkungsmöglichkeiten im Prozess der Planung einer Unterrichtsreihe. Die Kinder können ihre eigenen Ideen und Fragen formulieren, denen sie im weiteren Unterrichtsverlauf forschend nachgehen. Die Methode eignet sich zum Einstieg in fast allen Unterrichtsfächern. Im naturwissenschaftlichen Unterricht kann sie erfolgreich eingesetzt werden in der Phase der Äußerungen von Vermutungen zu physikalischen, chemischen oder biologischen Phänomenen (Hypothesenbildung). Zum Beispiel wurden Schüler mit dem unten dokumentierten Beispiel "Kuchen backen" zu den Wesensmerkmalen einer chemischen Reaktion hingeführt. 2. Vorbereitung und Durchführung Der Lehrer gibt einen Begriff, ein Thema oder eine Frage vor. Innerhalb einer vorgegebenen Zeit äußern die Kinder, was ihnen dazu einfällt. Während des Brainstormings werden Äußerungen weder bewertet, noch kommentiert, noch kritisiert. Die Äußerungen können an die Tafel geschrieben oder auf Karten notiert und später an einer Pinnwand befestigt oder auf Band mitgeschnitten werden, damit sie für alle veröffentlicht oder zugänglich gemacht werden können. In einem nächsten Unterrichtsschritt sollen gemeinsam Ordnungsstrukturen erarbeitet werden, unter die sich die genannten Einfälle zusammenfassen lassen. Diese entstandenen Strukturen können die Grundlage für weitere Diskussionen oder für die weitere Unterrichtsplanung sein. Junge Kinder nutzen die Chance der freien Gedankenäußerung manchmal dazu, "Quatsch" zu reden oder private Gespräche anzufangen. Man kann diese Äußerungen ignorieren oder - besser - den Assoziationen eine gewisse Richtung vorgeben: Welche Fragen interessieren euch? Was können wir als Chemieforscher, Mathematikkenner, Historiker vermuten? Probleme entstehen, wenn die Nennungen im Unterricht nicht weiterverwertet werden. Nach dem Einsatz der Methode sollte man sich auf die genannten Dinge verständigen, die im Unterricht weiterverfolgt werden sollen. Gespräche anstoßen 1. Funktion Ein Unterrichtsgespräch ist ein Gespräch, das zum Zwecke des Lehrens und Lernens veranstaltet wird und deshalb einer Reihe von Einschränkungen unterliegt, die es im alltäglichen Gespräch unter Freunden oder wo auch immer nicht gibt. Je nach Funktion im Unterrichtsprozess und nach dem Ausmaß der Lehrerlenkung bzw. Lehrerzurücknahme werden verschiedene Gesprächsformen unterschieden. Offene oder freie Formen sind die Unterhaltung, der Morgenkreis, das Schülergespräch oder auch als Fehlform der Unterhaltung oder des Schülergesprächs das „Labern“. Stark verregelte Gespräche zur Erörterung von Fragen und Problem sind die Diskussion, das Streitgespräch, die Debatte und das Pro-und-ContraGespräch. Die durch eine hohe direkte oder indirekte Lehrlenkung gekennzeichneten Gesprächsformen sind das gelenkte Unterrichtsgespräch, das fragend-entwickelnde Gespräch und das Prüfungsgespräch. Ein Gespräch hat zumeist einen definierten Anfang, ein erkennbares Ende und eine innere Zielgerichtetheit. Es dient dem Gedankenaustausch im Medium der Sprache (wobei die Verbalsprache durch die Körpersprache ergänzt wird. Das Gespräch hat eine dialogische Struktur. Das Beispiel „Gespräche anstoßen“ verfolgt die Intention, dass die Kinder ihre persönliche Meinung zu einem Thema finden und ihre eigenen Vorstellungen präzisieren. Sie üben, diese anderen mitzuteilen und argumentativ zu vertreten. 2. Vorbereitung und Durchführung Zuerst wird ein Thema benannt und für alle sichtbar an der Tafel notiert. Alle Beteiligten erhalten danach jeweils die gleichen 4 Karten mit unterschiedlichen Aussagen zu diesem Thema. Zunächst sollen diese in Einzelarbeit gelesen und nach persönlichem Ermessen folgender-maßen geordnet werden: Die wichtigste Aussage wird nach oben gelegt, darunter kommen die zwei nächstwichtigsten und die am wenigsten wichtige Aussage kommt ganz nach unten. Danach werden die Ergebnisse in Partnerarbeit (in der Kleingruppe) verglichen. Dabei sollen die Kinder versuchen, die anderen von der jeweils eigenen Legung zu überzeu-gen, indem sie ihre Setzungen begründen. Mögliche Impulse für ein abschließendes gemeinsames Gespräch: Welche Aussage führte zu heftigen Auseinandersetzungen? Gab es Aussagen, über deren Platz ihr euch nicht einigen konntet? Konntest du von einer anderen Reihenfolge überzeugt werden? Bei der Arbeit kann sich auch herausstellen, dass manche/alle Aussagen gleichwertig erscheinen. Die Lehrperson kann die Aussagen vorgeben, sie können aber auch von den Kindern entwickelt werden bzw. aus vorangegangenem Unterricht hervorgegangen sein. Mögliche Themenvorgabe und Aussagen zur Auswahl: Rollenbilder- Frauen (Männer) sollten ... einen Beruf ausüben für den Haushalt sorgen auf ihr Äußeres achten einen Führerschein haben sportlich sein Motorrad fahren Freundschaft - Ein guter Freund / eine gute Freundin sollte... immer zu mir halten mir immer helfen mich oft zum Lachen bringen alles mit mir teilen dieselben Dinge mögen wie ich meine Familie mögen so alt sein wie ich Gefühle - Es ist wichtig, dass man ... seine Gefühle möglichst nicht offen zeigt guten Freunden immer mitteilt, was man fühlt seine Gefühle wahrnimmt seine Gefühle beherrschen lernt nicht nur nach Gefühl entscheidet gut zuhören können hilfsbereit sein gebildet sein mutig sein Verantwortungsbewusstsein haben mir Geschenke machen alle Probleme mit mir besprechen mich niemals anlügen mir immer zuhören keine Geheimnisse vor mir haben sich immer nur mit mir treffen seinen Gefühlen freien Lauf lässt viele verschiedene Gefühle kennt versucht, die Gefühle eines anderen zu verstehen gute und schlechte Gefühle auseinander halten kann " eigene Gefühle ausdrücken kann Provozieren, Bluffen, Täuschen 1. Funktion Das Provozieren ist eine Variante der Verfremdung. Nicht der Inhalt oder die Methode seiner Aneignung werden verfremdet, sondern die Schüler selbst! Das Bluffen und Täuschen ist eine intensivierte und durchaus riskante Steigerungsform des Provozierens. Die Schüler werden absichtlich hereingelegt, um ihnen »einen Denkzettel zu verpassen«. Dies funktioniert aber nur unter günstigen Umständen. Die wichtigste Voraussetzung ist das Überraschungsmoment, d.h. die Provokation oder der Bluff müssen glaubhaft sein, die Kinder sollen auf das Spiel hereinfallen, dürfen den Spielcharakter und die Spielregeln auf keinen Fall durchschauen! 2. Chancen und Ziele Der Verlauf des anschließenden Streitgesprächs ist sehr von Faktoren wie Vorbereitung, Thema, Gruppe und Zielsetzung abhängig, wichtig ist aber ein befriedigender Abschluss, der keine Verletzungen zurücklässt. Die Kinder wissen nicht, dass ein Spiel stattfindet, deswegen simulieren sie nicht etwas oder spielen eine Rolle, sondern meinen es wirklich. Diese Gegebenheit ist Chance und Gefahr gleichzeitig. Gute Provokation kann Kinder aus der Reserve locken, Redehemmungen nehmen und zu schärfer formulierten Aussagen bringen. Sachkompetenz und rhetorische Fähigkeiten werden geschult. Es erfordert ein hohes Maß an pädagogischem Einfühlungsvermögen, emotional aufgewühlten Kindern zu erklären, dass die Diskussion beendet ist und sie über die vorgetäuschten Tatsachen aufzuklären. Jener Unterrichtseinstieg erlaubt den Kindern zwar einen handelnden bzw. erfahrungsbezogenen Umgang mit dem neuen Thema, er ist jedoch stark lehrerzentriert; der Lehrer hält alle Fäden in der Hand; er überrascht die Kinder mit seiner Fragestellung. 3. Geeignete Anlässe Am leichtesten einzusetzen sind diese Einstiegsmöglichkeiten in Fächern und Themenbereichen, in denen die Kinder eine Voreinstellung haben, die vom Alltagsbewusstsein und den täglichen Erfahrungen geprägt ist. Gut geeignet sind hier z.B. Regeln unserer Zusammenlebens, Rollen und Rollenklischees, Außenseiter, Gerechtigkeit, Stärke, Schwäche, Gewalt oder das Verhältnis der Geschlechter zueinander. Denkbar wäre auch die Problematisierung vom Unterricht, den Methoden der Lehrperson, das Sozialverhalten der Klasse oder schulinterne Sachverhalte. Es empfiehlt sich, diese Einstiegsmethode frühestens zu Beginn der 4. Klasse einzusetzen. 4. Mögliche Probleme Die Vorgehensweise ist invariabel, die Lehrperson vertritt eine Position, die für die Klasse ärgerlich ist oder diese in Befürworter und Gegner spaltet. Eine Variante entsteht, wenn man unter den Kindern Komplizen hat – die Wirkung wird verstärkt. Der Überraschungseffekt nutzt sich sehr schnell ab, die Kinder lassen sich nicht beliebig oft täuschen. Das Provozieren, das Verwirren, Bluffen und Täuschen stellen riskante Formen des Unterrichtseinstiegs dar, weil hier mit den Gefühlen der Schüler gespielt wird. Die Gefahr der Verärgerung und, in ihrem Gefolge, der Lernblockierung der Schüler ist entsprechend groß. Man muss seine Schüler sehr gut kennen, mit Fingerspitzengefühl vorgehen und bereit sein, den Einstieg bei unerwarteten Reaktionen der Schüler vorzeitig abzubrechen. … II. ARBEIT AM LERNINHALT Collage 1. Funktion Das Erstellen einer Collage ist zunächst einmal für die meisten Schüler eine lustbetonte und kreative Tätigkeit, die neben den allgemein didaktischen auch spezifische kunstpädagogische Seiten hat und den Kindern auch im Kunstunterricht ab und zu begegnet. Collagen können in fast allen Fächern zu fast allen Themen angefertigt werden. Die Schüler sollen aus selbst mitgebrachtem oder vorgesetztem Material ein Bild kreieren, das ihre eigenen Vorstellungen, ihre Einstellungen und ihr Wissen über ein bestimmtes Thema visualisiert. Das Rohmaterial für die Collage muss nicht vorstrukturiert und themenbezogen sein. Die Schüler sollen willkürlich diejenigen Details auswählen, die der jeweils Einzelne als besonders signifikant empfindet. Die Tätigkeit des Aussuchens aus einem großen Materialpool bedeutet eine Verlangsamung und Intensivierung der Thematik. Diese Methode bietet sich auch in Einstiegsphasen an. 2. Vorbereitung und Durchführung Die Schüler benötigen Arbeitsmaterial wie Klebstoff, Scheren und Buntstifte sowie einen großen Papierbogen. Die einzig wichtige organisatorische Vorarbeit besteht in der Beschaffung der Materialgrundlage, aus der die Collagen entstehen sollen, was somit auch das größte Problem darstellt. Dies können – je nach Thema – die Kinder auch in Eigenregie übernehmen. Bei der Bearbeitung wird das Material zerschnitten und kann somit nicht wieder verwendet werden. Interview 1. Definition Ein Interview ist ein zielgerichtetes Gespräch, bei dem eine Person oder eine Gruppe Fragen zu einem Thema stellt, die der Gesprächspartner beantwortet. Interviews werden gemacht, um nach dem Gespräch veröffentlicht zu werden, zum Beispiel in einer Zeitschrift oder im Fernsehen. In Zeitungen und Zeitschriften abgedruckte Interviews werden meist vor dem Druck sprachlich bearbeitet, sodass sie perfekter formuliert wirken als es im Gespräch der Fall war. Eine Tonbandaufnahme, die in der Klasse vorgespielt wird, ist auch eine Form der Veröffentlichung. Ein Interview ist immer ein vorbereitetes Gespräch. Die Kinder lernen u.a. ein Gespräch strategisch vorzubereiten, es zu strukturieren und kritisch auszuwerten. 2. Vorbereitung und Durchführung Die Kinder definieren zunächst Ziele ihres Interviews und legen dann entsprechende Frageabsichten fest. Diese Fragen können unterschiedliche Funktion haben: Bei einem offenen Interview dienen die vorbereiteten Fragen der Orientierung im Gespräch; eine Reihenfolge bleibt jedoch offen, um spontan auf den Gesprächspartner eingehen zu können. Bei einem vorstrukturierten Interview wird die Reihenfolge der Fragen erörtert und festgelegt, damit strategische Absichten verfolgt werden können. Für ein standardisiertes Interview werden die Fragen in einem Fragebogen zusammengestellt (Umfrage, Befragung). Bei standardisierten Interviews können geschlossene Fragen (Fragebogen) formuliert werden, bei den übrigen Interview-Formen, die im Folgenden im Mittelpunkt stehen, sind eher offene Fragen angemessen, die evtl. in Form eines Interviewleitfadens zusammengestellt werden. Ein Vorteil des Interviews gegenüber einer schriftlichen Befragung ist es, dass Fragen vom Interviewer erläutert werden können. Außer mit Einzelpersonen können Interviews auch mit Gruppen durchgeführt werden (Gruppeninterview). Ein nichtlösbares Grundproblem von Interviews ist, dass die Aussagen der Interviewten keine gesicherten Informationen darstellen. Soll das Interview aufgenommen werden (z. B. mit einer Videokamera, einem Kassettenrekorder), muss man - spätestens kurz vor Beginn - das Einverständnis der Person, die interviewt werden soll, einholen. Die Kinder führen ein offenes Interview einzeln oder zu zweit in nichtdirektiver Form mithilfe eines Fragenkatalogs bzw. eines Interviewleitfadens. Unmittelbar nach Beendigung des Interviews beginnt die Auswertung, da die persönlichen Eindrücke dann noch frisch sind. 3. Tipps zur Umsetzung Eine offene, nichtdirektive Gesprächsführung sollte mit den Kindern vor dem tatsächlichen Interview geprobt werden. Sie beinhaltet, dass die Kinder den Befragten Spielraum für eigene Darlegungen lassen; dass die Kinder die Befragten durch aktives Zuhören unterstützen, indem sie z. B. deren Äußerungen ab und zu zusammenfassen und so sicherstellen, dass sie diese auch richtig verstanden haben; dass die Kinder evtl. auch die von den Befragten gezeigten Gefühle spiegeln. Anders als beim narrativen Interview achten die interviewenden Kinder jedoch darauf, dass die in einem Interviewleitfaden oder einem Fragenkatalog zusammengestellten Aspekte auch tatsächlich zum Tragen kommen. Das Interviews kann folgendermaßen aufgebaut sein: Mit einer zentralen Frage wird das Gespräch zunächst impulshaft eröffnet. Dann wird den Befragten Gelegenheit gegeben, selbst weitere Aspekte spontan einzubringen. Schließlich werden die restlichen Fragen in der zweiten Hälfte des Interviews genutzt, um das Gespräch aktiv weiter voranzutreiben. Stichwortartige Zusammenfassung der Vorgehensweise: 1. Schritt: Vorbereitung Überlegen, wer interviewt werden soll Kontakt mit der Person aufnehmen (Mitteilung von Sinn und Zweck des Interviews, Information über Adressatengruppe) Zusammenstellung des Fragenkatalogs 2. Schritt: Durchführung des Gesprächs An einem ruhigen Ort und ohne Zeitdruck durchführen Überlegen, wie das Gespräch aufgezeichnet werden soll (mitschreiben, mit Kassettenrekorder, Video- oder Digitalkamera) 3. Schritt: Nachbereitung Gleich nach Ende des Interviews die Mitschriften vergleichen oder Tonbandaufnahme abhören Antworten auf Fragen in kurzen Texten zusammenfassen und das Interview schriftlich ausformulieren Vor Präsentation in der Klasse den Text dem Gesprächspartner zur Durchsicht vorlegen. Fragen, ob seine Aussagen korrekt wiedergegeben wurden. Möglichkeiten zur Präsentation: Interview vorlesen, eine Tonband- oder Videoaufnahme vorspielen oder auch eine Kopie verteilen Über Eindrücke reden: Was war neu, überraschend, besonders interessant? Rollenspiel 1. Funktion In Bezug auf das Verhältnis von Lehrerdominanz und Schülerselbsttätigkeit ist die Methode des Rollenspiels weit gefächert. Die Schüler sollen sich in die Rolle eines anderen hineinversetzen, für ihn stellvertretend agieren und so die Position des anderen und damit nicht zuletzt auch die eigene besser verstehen lernen. Eine Sachlage aus dem Blickwinkel eines anderen Menschen zu sehen, quasi mit dessen Augen, öffnet den eigenen Blick für die Bedürfnisse und Interessen des anderen, für seine Ängste und Vorlieben. Die Schüler sollen erkennen, welche Erwartungen an sie herangetragen werden und welche Konsequenzen für das eigene Denken daraus resultieren können. Zudem sollen sie lernen, Ich-Stärke und Rollendistanz in ein ausgewogenes Verhältnis zu bringen. Eigene Bedürfnisse und Interessen dürfen nicht unkenntlich, aber auch nicht ausschließlich betont werden. Nur wenn sich die Spieler von der eigenen und der Rolle der Mitspieler durch Reflexion distanzieren können, wird eine begründete Auseinandersetzung mit Rollenerwartungen möglich. Es soll eine soziale Handlungskompetenz entwickelt werden. Kommunikative Kompetenz als Fähigkeit, faire Kompromisse zu schließen und gegenseitige Rücksichtnahme zu üben, ist ein weiteres Ziel des Rollenspiels. Es handelt sich also um eine spielerische und ganzheitliche Methode zur Aneignung von und Auseinandersetzung mit gesellschaftlicher Wirklichkeit. Darüber hinaus ist das Rollenspiel geeignet, den Unterricht lebendig und anschaulich zu machen, es kann zur Erprobung alternativer Lösungen von Konflikten jedweder Art genutzt werden und vielleicht auch zu mehr Körperbewusstsein führen. Diese Methode bietet sich auch in Einstiegsphasen an, sie können damit eine Unterrichtsreihe auch abschließen. 2. Vorbereitung und Durchführung Ein Rollenspiel besteht aus einer Vorbereitungsphase, dem eigentlichen Spiel und der Besprechung des Spiels in der Gruppe. Nur in dieser dreigeteilten Struktur kann es seine didaktische Funktion voll entfalten. Ein konkretes, mehrere Handlungsmöglichkeiten eröffnendes Thema bildet den Anlass des Rollenspiels. Der Spielleiter (kann auch ein Schüler sein bei rollenspielerfahrenen Klassen) legt die Rollen fest und entscheidet, wer welche Rolle spielt. Die restlichen Schüler erhalten Beobachter-Status. Die Spieler bekommen die Gelegenheit, sich ihre Rolle zu erarbeiten. Dies kann so ablaufen, dass der Spielleiter Rollenkarten mit kurzen, grundsätzlichen Charakterisierungen vorbereitet hat und verteilt, die Schüler erarbeiten dann entweder allein oder in kleinen Gruppen das Nähere. Der Beobachtungsauftrag wird sorgfältig formuliert, damit diejenigen Schüler, die nicht spielen „dürfen“, eine ebenso sinnvolle Aufgabe bekommen. Die äußeren Bedingungen werden geschaffen und ggf. Requisiten bereitgestellt. Gerade für Anfänger kann es eine große Hilfe sein, sich an „Requisiten“ festzuhalten – sie sollten aber nicht zu sehr ablenken und die Hauptrolle übernehmen. Der Spielleiter bestimmt das Ende; dies wird spätestens dann der Fall sein, wenn sich die Argumente wiederholen und nichts Neues dazukommt. In der sich anschließenden Auswertungsrunde beschreiben und interpretieren die Beobachter den Spielverlauf. Hierbei steht nicht die Kritik an den schauspielerischen Leistungen im Vordergrund; der Fokus wird auf die Inhalte und die Argumente gelegt. Die Beobachtungskriterien müssen daher genau formuliert werden, z.B.: o Haben die Personen ihre Rolle glaubwürdig dargestellt? o Wie einleuchtend war der im Spiel erarbeitete Kompromiss? o Warum kam kein Kompromiss zustande? o Wie sind die eigenen Erfahrungen in dieser Sache? Vergleich zum Rollenspiel Einsatzmöglichkeiten für das Rollenspiel gibt es in allen Alters- und Schulstufen. Je eher die Kinder in diesem Bereich Spielpraxis bekommen, desto mehr bauen sich Hemmungen ab, desto größer ist die Bereitschaft, sich erneut auf ein Rollenspiel einzulassen. Experiment 1. Funktion Das lateinische Wort bedeutet Probe. In einem Experiment wird erprobt, ob die Annahmen über den Ablauf eines Ereignisses und die Zusammenhänge der verschiedenen Wirkungsfaktoren bestätigt oder verworfen werden müssen. Hierbei übernehmen Kinder die Forscherrolle; sie machen in einer planvollen methodischen Abfolge eine wissenschaftliche Beobachtung und werten diese aus. Das Experiment ist ein wichtiges Verfahren der Erfahrungswissenschaften, mit dem wiederholbare Konstellationen von Faktoren und Einflüssen erkannt und interpretiert werden können. Kinder lernen also zu vermuten, genau zu beobachten, Beobachtetes zu erklären und evtl. Vermutetes zu revidieren bzw. zu präzisieren. In einem Experiment kann man eine Bedingung oder mehrere Bedingungen gleichzeitig - variieren, um zu ermitteln, ob dies zu einem anderen Ergebnis führt. In schulischen Experimenten werden komplexe Phänomene in einer künstlichen Versuchsanordnung so dargestellt, dass ihr Ablauf präzise beobachtbar wird - modellhaft vereinfacht, aber nicht verfälscht. Das Experiment verdeutlicht den Kindern auf anschauliche Art und Weise, wie Phänomene, die ihnen zunächst unverständlich erscheinen, verstehbar werden. Experimenteller Unterricht ist Lernen mit vielen Sinnen. Hier kommen Auge, Ohr und Motorik zum Zug, hier wird gezeichnet, geschrieben, gemessen, gerochen und gefühlt. Experimenteller Unterricht hat immer Ereignischarakter. Das macht ihn aus Schülersicht spannend, zumal sich nie mit Sicherheit voraussagen lässt, ob die Experimente so funktionieren, wie man es sich vorgestellt hat. Im Schülerexperiment schlüpfen die Lernenden in die Forscherrolle und nehmen so eine Perspektive ein, die nachhaltiges Lernen besonders begünstigt. Aufgrund der genannten Vorzüge bildet das experimentelle Lernen den Kern eines handlungsorientierten naturwissenschaftlichen Unterrichts. Nicht ganz außer Acht lassen sollte man, dass das Experiment auch in den Sozialwissenschaften eine Rolle spielt, dort allerdings in der Regel als Laborexperiment (Experiment in einem speziellen Untersuchungsraum) und kaum als Feldexperiment (Experiment in einer natürlichen Umwelt). z.B. kann den Fragen zur Entstehung und Regelung von Konflikten auch experimentell nachgegangen werden. Hier bieten sich Methoden der Simulation in Rollen- und Planspielen an. Zunehmend gewinnt das virtuelle Experimentieren im medienkundlichen Unterricht an Bedeutung. Computerprogramme können experimentelle Abläufe simulieren, die sonst unmöglich im Unterricht experimentell darstellbar sind. Vorstellbar sind außerdem Erkundungs- oder explorative Experimente, die einen offenen Zugang erlauben, Prüfexperimente, mit denen Annahmen überprüft werden oder auch Demonstrationsexperimente, in denen Kinder anderen Kindern einen wissenschaftlichen Befund nahe bringen. Ein exploratives Experiment kann eine Annahme (eine Hypothese) als richtig (verifizieren) oder als falsch {falsifizieren} nachweisen. Experimente müssen so angelegt sein, dass jeder sie bei Einhaltung der gleichen Versuchsbedingungen wiederholen und somit überprüfen kann (Replikationsföhigkeit). 2. Vorbereitung und Durchführung Die Vorbereitung eines jeden Experiments läuft in folgenden Schritten ab: 1. Konfrontation mit dem Phänomen (z.B. durch ein Demonstrationsexperiment) 2. Phase der Hypothesenbildung 3. Isolierung des Phänomens und Planung des Versuchsaufbaus 4. Durchführung von Schülerexperimenten (mit Protokollierung) 5. Auswertungsphase (Erklärung der Zusammenhänge, Sicherung) Die Vorbereitung kann nach der MAX-KON-MIN-Regel erfolgen: Durch die Versuchsanordnung wird die Wirkung unabhängiger Variablen auf die abhängigen Variablen MAXimiert; gleichzeitig werden Einflüsse unerwünschter (Stör-)Variablen auf die abhängigen Variablen KONtrolliert; und die Einflüsse unsystematischer, also zufälliger Variablen werden MINimiert. Die Durchführung vollzieht sich in diesen Schritten: 1. Durchführung des Experiments mit genauer Dokumentation des Ablaufs (Protokoll, ergänzt durch Zeichnungen) 2. Auswertung & Überprüfung der Hypothesen Experimenteller Unterricht stellt große Anforderungen an die Lehrerin bzw. den Lehrer. Eine Gefahr besteht darin, dass Aufwand und Ertrag in keinem befriedigenden Verhältnis zueinander stehen. Im experimentellen Unterricht können Fehler zu Gefährdungen führen und Kosten verursachen. Erziehung zu selbstständigem Lernen verlangt hier eine Vorgehensweise, bei der das Verhältnis zwischen Steuerung durch den Lehrer und die Schülerselbsttätigkeit genau reflektiert werden muss. 3. Tipps zur Umsetzung Zur Auswertung von Experimenten können folgende Verfahren und Darstellungsformen angewendet werden: statistische Verfahren (Ermittlung von Häufigkeitsverteilungen und deren grafische Darstellung, s. Weiterarbeit) Darstellungen in Tabellenform Berechnungen der Zusammenhänge zwischen zwei (quantitativen) Variablen (Regressionsanalyse) oder mehr Variablen Stationenlernen 1. Funktion Stationenlernen ist eine Form der themenbezogenen Freiarbeit. Das Lernen wird räumlich auf mehrere Stationen verteilt und vermittelt somit den Schülern auch eine räumliche Vorstellung vom „Lernfortschritt“. Ursprünge dieser Arbeitsform lassen sich im Zirkeltraining des Sports oder bei Freinet finden, der in seinen Ateliers keine feste Sitzordnung vorgab und den Kindern Freiräume ließ, um entdeckendes Lernen zu praktizieren. Besonders geeignet ist die Methode, wenn neue Inhalte möglichst selbstständig erarbeitet werden sollen oder wenn bereits Bekanntes auf individuelle Art und Weise geübt und gesichert wird. Das Verfahren fördert die Selbststeuerung und Selbstverantwortung der Schüler. Gleichzeitig erlaubt diese Methode eine Individualisierung des Lerntempos und der Lernintensität an verschiedenen Lernstationen. Die Arbeit an Stationen trägt so zur Binnendifferenzierung des Lernens in einer Lerngruppe bei. 2. Vorbereitung und Durchführung Im Vorfeld wird von der Lehrperson eine enorme Vorbereitung verlangt, da sie die Materialien so gestalten muss, dass die Schüler ohne ständige Intervention durch den Lehrer arbeiten können und ihnen entdeckendes Lernen ermöglicht wird. Während der Arbeitsphase sollte sich die Lehrperson aus dem Unterrichtsprozess zurückziehen können und nur bei Schwierigkeiten individuell beraten. Daher ist die Eindeutigkeit der Materialien und vor allem der Arbeitsanweisungen sehr wichtig. Die Schüler sollen mit möglichst wenig Text konfrontiert werden, sodass sie die zur Verfügung stehende Zeit zum effektiven Arbeiten nutzen können. Die Materialien sollten ansprechend gestaltet sein (mit Bildern und Farben) und Aufforderungscharakter besitzen. Des Weiteren ist es vorteilhaft, wenn die Kinder die Möglichkeit zur Selbstkontrolle erhalten und nicht ständig auf die Korrektur der Lehrperson angewiesen sind. Um eine „Staugefahr“ zu umgehen, müssen die Stationen in ausreichender Zahl vorhanden sein. Es bietet sich auch eine Unterteilung in Pflicht- und Wahlstationen an, um die Arbeit zu entzerren. An verschiedenen Stationen in einem Raum, die die Schüler später ansteuern, werden die vorbereiteten Materialien sowie die dazugehörigen Aufgaben gebündelt zur Verfügung gestellt. Nach einer Themeneinführung und einer Einweisung in das Verfahren (falls das Stationenlernen noch nicht bekannt ist), durchlaufen die Schüler die Lernstationen selbstständig in einer vorgegebenen Zeit. Sie entscheiden selbst, in welcher Reihenfolge sie die einzelnen Stationen bearbeiten möchten. Dabei kann ein Laufzettel hilfreich sein. Das Kind kann bei Abschluss einer Station das entsprechende Feld abhaken und behält den Überblick, was noch zu tun ist. Der Laufzettel dient auch der Lehrkraft als Kontrolle, wie viel Zeit die Schüler noch zur Weiterarbeit benötigen und welche Arbeiten die einzelnen Kinder bereits erledigt haben. Für die Stationenarbeit sollten auch gewisse Verhaltensregeln erarbeitet werden, z.B.: o Sprechen im Flüsterton o Andere Kinder nicht bei der Arbeit stören o Beenden der Arbeit, die angefangen wurde, bevor man sich etwas anderem widmet o Aufräumen der Station o Sorgfältige Behandlung der Materialien Nach Beendigung der Stationenarbeit sollte eine Ergebnispräsentation stattfinden, z.B. ein Kurzvortrag (im Team/ partnerweise/ einzeln) zu einer ausgewählten Station. Gruppenarbeit 1. Definition In den Phasen der Gruppenarbeit erarbeiten die Kinder in Gruppengrößen zwischen 3 und 6 Mitgliedern eine Aufgabenstellung eigenverantwortlich und kooperativ. Meist werden die Arbeitsergebnisse so aufbereitet, dass sie nach Beendigung der Arbeitsphase vor der gesamten Klasse präsentiert werden können. Gruppenarbeit wird in der Regel vom Lehrer geplant, belässt aber den Schülerinnen und Schülern eigene Gestaltungsspielräume. In ihrer Binnenstruktur lassen sich Planungsphase, Erarbeitungsphase und Vorbereitungsphase für die Präsentation unterscheiden. Während der Arbeit tritt die Lehrperson zurück und beschränkt sich auf das Beobachten, Beraten und das Bewerten der Qualität des Arbeitsprozesses. 2. Chancen und Ziele 2.1 Aus Schülersicht Gruppenarbeit ist eine beliebte Arbeitsmethode bei den Kindern. Sie können sich gegenseitig helfen, knüpfen und festigen soziale Kontakte und fühlen sich nicht vom Lehrer unter Druck gesetzt. Die Kinder lernen hier nach ihren eigenen Lehrplänen. Sie können innerhalb der Gruppe Aufgaben übernehmen, die ihren Talenten und Interessen besonders entgegenkommen. In der Gruppe entwickeln die Kinder ein höheres Maß an Selbstvertrauen. Weil sie sozial eingebunden sind, trauen sie sich mehr zu und haben weniger Angst vor Fehlern. 2.2 Aus didaktischer Sicht Im handlungsorientierten Unterricht kommt der Gruppenarbeit eine Schlüsselbedeutung zu, weil hier "learning by doing" stattfindet. Neu erworbene theoretische Kenntnisse werden umgehend praktisch angewendet. Gute Gruppenarbeit deckt die 4 Ebenen des erweiterten Lernbegriffs ab. Die Schüler erarbeiten sich Wissen, lernen Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden, wenden das Gelernte kommunikativ an und trainieren soziale Fähigkeiten wie Teamgeist, Rücksichtnahme und Toleranz. In der Arbeitswelt ist Teamfähigkeit zu einer der wichtigsten Schlüsselqualifikationen geworden. Sie ist nicht nur für ein erfolgreiches Berufsleben wichtig, sondern bietet auch im Privatleben am ehesten die Gewähr dafür, dass Menschen nicht unter sozialer Isolation leiden. In den Ergebnissen der PISA-Studie schneiden die Schulsysteme besonders erfolgreich ab, in denen die Gruppenarbeit zur normal üblichen Unterrichtsorganisation gehört. In der Gruppe ist die heterogene Zusammensetzung der Lerngruppen ein Vorteil (während sie sich im Frontalunterricht als kaum überwindbare Schwierigkeit erweist). Hier können die Leistungsstarken zu Teamteachern werden. Die Leistungsschwächeren erhalten Hilfen von Gleichaltrigen in einer Art und Weise, wie der Lehrer sie ihnen nicht bieten kann. Gruppenarbeit bietet vielfältige Möglichkeiten innerer Differenzierung: leistungshomogen oder -heterogen, Interesse oder Zufallsauswahl, gleiche oder unterschiedliche Anforderungen im Schwierigkeitsgrad, gleiche oder unterschiedliche Lernwege, arbeitsteilig oder arbeitsgleich, Mädchen und Jungen gemeinsam oder getrennt. Nicht zuletzt ist die Gruppenarbeit eine Arbeitsform, die dem Auftrag der Erziehung zur Demokratie in besonderer Weise gerecht werden kann. Die Methode überträgt Verantwortung und fördert Entscheidungskompetenz und demokratische Mündigkeit. 3. Geeignete Anlässe Phase der Anwendung von neu Gelerntem. In der Regel geht ihr eine erste exemplarische Erarbeitung des neuen Lerngegenstandes im Frontalunterricht voraus. Experimente durchführen und Lösungen für Problemstellungen finden, Fachgegenstände selbstständig erarbeiten und Lernprodukte herstellen; Rollenspiele vorbereiten u.v.a.m. Einsatz in Übungs- und Wiederholungsphasen In höheren Stufen völlig selbstständige Erarbeitung neuer Themengebiete und Präsentation der Ergebnisse im Unterricht 4. Mögliche Probleme Gruppenarbeit ist nicht automatisch eine wertvolle Methode im Unterricht. Schlecht organisiert und durchgeführt führt sie des Öfteren zum Gegenteil von dem, was erreicht werden soll. In ungeübten Lerngruppen bricht leicht das Chaos aus (ein Kind übernimmt in diktatorischer Art und Weise die Führung in einer Gruppe, so dass die Mehrheit nichts arbeitet und sich mit anderen Dingen beschäftigt/ Rivalitäten, Ängste und Wut innerhalb und zwischen den Gruppen entstehen/ Präsentation der Arbeitsergebnisse verläuft unbefriedigend) 45-Minuten-Takt in Einzelstunden ist ein Haupthindernis auf dem Weg zu erfolgreicher Gruppenarbeit. Die Methode braucht Zeit. Dies ist allerdings weniger ein Argument gegen die Methode, sondern eher gegen den Unterrichtsablauf im starr reglementierten Unterrichtsstundentakt. 5. „Gruppengift“ - Wie Gruppenarbeit auf keinen Fall funktioniert Hier sind 10 verschiedene Merkmale aufgeführt, mit denen Gruppenarbeit scheitert und in einem Chaos enden muss. Die Negativbeispiele können benutzt werden, um mit deren Hilfe positive Regeln für Gruppenarbeit zu formulieren. 1. Stühle und Tische werden laut über den Boden geschoben. Schulklassen in anderen Räumen werden durch den Lärm belästigt. 2. Die Gruppe hat ihr Material nicht auf dem Tisch und macht keine Anstalten mit der Arbeit zu beginnen. 3. Weil die Gruppe die Aufgabenstellung nicht richtig beachtet, muss sie später immer wieder nachfragen, was sie eigentlich tun soll. Sie stört so auch die Arbeit der anderen Gruppen. 4. Jede Schülerin und jeder Schüler macht, was sie oder er für richtig hält. Alle reden, wann es ihnen passt, keiner hört dem anderen zu. 5. Ein Gruppenmitglied reißt die Arbeit an sich. Andere werden übergangen oder schauen nur zu. 6. Bei jeder Schwierigkeit ruft die Gruppe nach der Lehrerin oder dem Lehrer. 7. Ein Gruppenmitglied schreibt, die anderen notieren nichts und werden nicht in der Lage sein die Ergebnisse vorzutragen. 8. Die Gruppe schnauzt sich untereinander an und auch andere Schülerinnen und Schüler, die nicht zur eigenen Gruppe gehören. 9. Die Arbeitsergebnisse werden immer von ein und demselben Schüler vorgetragen. Die übrigen bleiben unbeteiligt. 10. Die Gruppe ist noch mit eigenen Dingen beschäftigt und hört nicht zu, während andere Gruppen ihre Ergebnisse präsentieren. 6. Worauf Sie achten sollten ... Gruppenarbeit muss gelernt werden, damit sie erfolgreich verläuft. Voraussetzung für den Lernerfolg ist auch die Beherrschung elementarer Arbeitstechniken. Vom Lehrer verlangt sie Planungs- und Organisationskompetenz, von den Kindern Einsicht, Übung und Routine. In der Planung muss sie im Gesamtablauf des Unterrichts reflektiert werden. Zum Beispiel sollte überlegt werden, wie viel Anleitung im Frontalunterricht notwendig ist, damit die Gruppen produktiv arbeiten können. Erfolgreiche Gruppenarbeit hängt oft von der Formulierung der Arbeitsanweisungen ab. Sie sollten sich stets auch auf die Art der Präsentation beziehen. … III: SCHLUSSPHASE Produktives Schreiben 1. Funktion Schreiben ist ... eine Tätigkeit, die Bewusstseinsinhalte graphisch fixiert eine Tätigkeit, die in aller Regel der Mitteilung an einen Leser dient eine Tätigkeit, die einem schriftsprachlichen Generierungsprozess unterliegt eine Tätigkeit, die als individuelle Fähigkeit einem Entwicklungsprozess unterworfen ist Schreiben erfüllt im Fachunterricht folgende Aufgaben: instrumentales Schreiben kommunikativ-funktionales Schreiben expressiv-kreatives Schreiben interkulturelles Schreiben Je nach Arten, Adressatengruppen und Funktionen des Schreibens innerhalb und außerhalb des Fachunterricht werden weitere Unterteilungen vorgenommen: reproduktives Schreiben: dokumentieren reproduktiv-produktives Schreiben (organisierend/reorganisierend): berichten produktives Schreiben: entdecken Ein neuer didaktischer Ansatz ist das produktive Schreiben. In dieser didaktischen Konzeption dominiert nicht der personale Bezug, sondern, ausgehend von einem literarischen oder Sachtext, die Erarbeitung einer individuellen Textinterpretation durch das produktive Schreiben von eigenen Texten. Der Hauptunterschied zu herkömmlichen literarischen Textinterpretationsverfahren im Deutschunterricht, die textangepasste Deutungsmuster vorgeben (wie bspw. Inhaltsangabe, PersonenCharakteristik, Beziehungen, Konstellationen und Verhaltensweisen, historische Hintergrundfolie u.v.a.) besteht darin, in der Art und Weise des Textes schreiben zu lernen. Die Schülerinnen und Schüler werden selber zu Autorinnen und Autoren, sie tun dies aber nicht vollkommen frei und ungebunden, sondern bewegen sich auf den Text zu bzw. in diesen hinein. Dies setzt natürlich vieles voraus: das genaue Lesen des Textes, das sich Einlassen wollen auf einen längeren und konzentrierten Arbeitsprozess, die Aktivierung von Wissen und die gezielte Recherche von Informationen, die Erarbeitung von Kontexten, in denen Wissen, Informationen und der Text zusammengeführt werden, die Entwicklung von Neuem, die Definition von Zielen, die durch das Schreiben erreicht werden sollen. 2. Vorbereitung und Durchführung Ausgangspunkt für Produktives Schreiben ist immer ein Text. Jeder Text kann, ja muss interpretiert werden: Was ist seine Botschaft? Was bedeutet diese und jene Textstelle, dieser und jener Ausdruck? Was sagt mir die Hauptfigur? Wie hätte ich mich verhalten? ...und viele andere Fragen. Das produktive Schreiben ist eine andere Form der Textinterpretation. Bei dieser Form schreiben die Kinder nicht über den Text, sondern in der Art und Weise des Textes. Beispielsweise schreiben sie eine Erzählung in der Art und Weise des Erzählers weiter oder erfinden zu ihr eine Vorgeschichte. Oder sie nehmen einen Text als Ausgangspunkt, um ihn umzusetzen: Aus einem Sachtext wird eine Rede. Produktives Schreiben zeichnet sich dadurch aus, dass die Kinder selber produzieren. Dabei lernen die Kinder, dass Schreiben mit dem genauen Lesen beginnt und Lesen das Schreiben bis zum Schluss begleitet. Produktives Schreiben ist wie jedes Schreiben ein längerer Prozess: den Ausgangstext, zu dem die Produktion stattfindet, aufmerksam lesen und natürlich die Aufgabenstellung, die es zu diesem Text gibt. Wissen aktivieren Wissen mit Textverständnis vor dem Hintergrund der Aufgabenstellung zusammenbringen Neues einfallen lassen für das Schreiben Ziele setzen, damit ihr wisst, was ihr schon während des Schreibens und nach der Niederschrift besonders überprüfen müsst 3. Mögliche Anregungen Vorgeschichte zu Kurzgeschichten und die Fortsetzung dazu schreiben die Perspektive wechseln und eine neue Textform suchen eine Satire verfassen in eine Rolle schlüpfen und ein Tagebuch verfassen einen Dialog inszenieren als Redner auftreten und die Zuhörer wach rütteln die Qualität eines Textes wie ein Journalist beurteilen Hor(r)o(r)skop - Horoskope und andere Alltagstexte parodieren Anfang und Ende vorgeben - Vorschläge zum Ergänzen von Erzähltexten Perspektive ändern - Geschichten umschreiben und aus anderer Sicht erzählen zum Gedicht: Zeilenpuzzle - Ein Gedicht aus seinen Bausteinen wieder zusammensetzen Lyrischer Dreikampf - Ein Gedicht durch Auswahl und Kombination rekonstruieren Visuelle Poesie - Wörter und Buchstaben als bildnerisches Material nutzen Wandzeitung 1. Funktion Die Wandzeitung ist eine informative, großformatige, gut lesbare und anschaulich gestaltete Präsentationsform von Arbeitsergebnissen. Sie dient als Informationsquelle für Mitschülerinnen und Mitschüler, Lehrerinnen und Lehrer oder auch für eine breitere Öffentlichkeit. Eine gute Wandzeitung hat eine klare Überschrift und untergliedert das Thema in Teilgebiete. Sie ist optisch ansprechend gestaltet und besteht aus gut ausgewählten und schön gestalteten Materialien, dass sie zum Anschauen, Lesen und Nachdenken einlädt. Für die Verfasserinnen und Verfasser selbst hat sie den Effekt, dass man längere Zeit auf die erarbeiteten Informationen zurückgreifen kann. Wandzeitungen können in fast allen Fächern erstellt werden. Man kann z.B. geschichtliche Epochen darstellen, Themen aus der Tier- und Pflanzenwelt, Ergebnisse naturwissenschaftlicher Experimente, Länder, Kontinente, Menschen in anderen Ländern, aktuelle Krisengebiete, Kunstrichtungen, Baustile u.v.a.m. Wandzeitungen sind gut geeignet, um die in Kleingruppen erstellten Arbeitsergebnisse im Plenum zu veröffentlichen. Wenn die Kinder wenig Erfahrung mit diesem Medium haben, sollte die Lehrperson Hilfestellungen geben und z. B. die formale Anordnung lenken. Bei Grundschulkindern empfiehlt es sich, Inhalt und Form vorzuprogrammieren. 2. Vorbereitung und Durchführung Zuerst einigt man sich auf ein Thema für die Wandzeitung und sollte dann über die Zielsetzung nachdenken. Für welche Adressatengruppe machen wir sie? Was soll sie den Betrachtern vermitteln? Es bietet sich eine Erarbeitung in Gruppen an, wobei eine bestimmte Zeit für die Fertigstellung vereinbart werden sollte. Danach wird das Thema in verschiedene Teilgebiete untergliedert und nach den passenden Materialien gesucht. Aus dem Gesamtmaterial muss eine Auswahl getroffen werden, damit die Wandzeitung nicht überladen wirkt. Eine formal übersichtliche und optisch ansprechende Gestaltung ist für die Wirkung einer Wandzeitung sehr bedeutsam. Deshalb sollte man kurze, selbst geschriebene Texte verwenden. Besonders ansprechend wirken selbst angefertigte Zeichnungen und andere Visualisierungen, die auch aus dem Computer stammen können. Auch Fotos und andere fertige Materialien können verwendet werden. Auf die Verwendung kopierter Texte sollte man verzichten, weil sie in der Regel von den Betrachtern nicht gelesen werden. Die Textmenge darf nicht zu umfangreich sein. Außerdem ist bei der Erstellung einer Wandzeitung noch folgendes zu beachten: Schriftgröße (als Faustregel gilt, pro Meter Abstand, aus dem die Wandzeitung lesbar sein soll, ein Zentimeter Mindestschriftgröße, z.B. bei drei Metern Abstand, drei Zentimeter große Buchstaben) Schriftfarbe: Rot sparsam verwenden, grün wirkt positiv, blau beruhigend, gelb und orange signalgebend, schwarz kann unsauber wirken Ansprechende Überschriften Ausgewogenes Verhältnis von Text und Bildern Übersichtliche Gliederung 3. Mögliche Probleme Wandzeitungen sind heutzutage für viele Kinder ein bekanntes, manchmal auch über Gebühr eingesetztes Arbeitsmittel. Schludrig ausgeführte, halbfertig aufgehängte Wandzeitungen sollten schleunigst vervollständigt oder aus dem Verkehr gezogen werden. Eine pragmatische, in vielen Fällen ausreichende Alternative besteht darin, die Wandtafel in drei oder vier Felder zu unterteilen und jeder Kleingruppe ein Feld zur Protokollierung ihrer Arbeitsergebnisse zuzuweisen. Standbild bauen 1. Funktion Der Bau von Standbildern ermöglicht es, die Vorstellungen der Schüler von bestimmten sozialen Situationen (z.B. Neid, Zufriedenheit, Umgang mit dem anderen Geschlecht, Rollenverteilung, etc.) zu klären. Beim Standbild bauen ist es sehr schwer zu mogeln, da die im Körpergedächtnis gespeicherte wirkliche Einstellung eher zum Vorschein kommt als in der Verbalsprache. Standbilder liefern also eine körperlich-sinnliche Darstellung von eigenen Erfahrungen, Ängsten, Fantasien, etc. Diese erwachsen aus den Bildern, die wir seit früher Kindheit aufgebaut und immer weiterentwickelt haben. Jeder Mensch hat nicht nur ein kognitives Gedächtnis, sondern auch ein Gefühls-, Geruchs-, Raum- und Körpergedächtnis. Da wir Menschen ja in fast jeder Situation daran gewöhnt sind, unsere Wünsche und Vorstellungen mit Hilfe unserer Sprache zu formulieren, widmen wir dem gesamten körpersprachlichen Kommunikationssystem wenig Aufmerksamkeit. Diese Körpergeschichte kann bei der Arbeit mit Standbildern wieder lebendig werden. Diese Methode bietet sich auch in Einstiegs- und Erarbeitungsphasen an. 2. Vorbereitung und Durchführung Besondere Vorbereitungen sind im Prinzip nicht erforderlich. Falls es sich vom Thema her anbietet, können einige Requisiten eingesetzt werden – aber es geht auch ohne. Bei der Arbeit mit Standbildern versucht ein Regisseur/Standbildbauer aus „lebenden Personen“ Schritt für Schritt ein Bild zu komponieren, mit dem er den Zuschauern und Mitspielern seine persönliche Sicht sozialer Wirklichkeit verdeutlicht. Die Mitspieler und Beobachter nehmen diese Erfahrungen, Haltungen und Fantasien sinnlich-anschaulich wahr und reflektieren darüber. (1) Der Regisseur sucht sich diejenigen Personen aus der Gruppe aus, die von ihrer äußeren Erscheinung (Größe, Geschlecht, Haare Statur) her in das Bild passen, das er vor Augen hat. (2) Der Regisseur baut mit den ausgewählten Mitspielern das Bild Schritt für Schritt auf, indem er die Haltung der Mitspieler mit seinen Händen formt, bis sie die richtige Position eingenommen haben. Die Mimik kann vom Regisseur vorgemacht und dann vom jeweiligen Mitspieler nachgespielt werden. Die Mitspieler müssen sich dabei völlig passiv verhalten; sie dürfen sich nicht gegen bestimmte Haltungen sperren. (3) Während der „Bauphase“ wird nicht gesprochen! (4) Wenn das Standbild fertig ist, erstarren alle Spieler für 30-60 Sekunden, um sich selbst meditativ in die eingenommene Haltung einzufühlen du um den Beobachtern Gelegenheit zu geben, das entstandene Bild wirken zu lassen. (5) Danach wird das Standbild beschrieben und interpretiert: zuerst von den Beobachtern, dann von den Spielern. Dabei kommt es vor allem darauf an, die Beziehungen zwischen den Spielern zu deuten. Man kann auch versuchen, eine Überschrift oder ein Thema zu definieren und dann den Regisseur zu fragen, ob er zustimmt. (6) Zum Schluss wird der Regisseur befragt, welche Absichten er beim Bau gehabt hat. (7) Es können nun auch Änderungen am Bild vorgenommen werden. Diese Regeln können beliebig variiert werden und damit den Grad der Lehrerlenkung bzw. der Schülerselbstständigkeit ausweiten. Hier einige Ideen: Mehrere Standbilder werden in mehreren Kleingruppen vorbereitet. Die Lehrkraft oder auch die Schüler bereiten Rollenkarten vor, auf denen gewisse Regieanweisungen verfasst sind, an die sich die Spieler halten sollen. Was lernen die beteiligten Personen beim Standbild bauen? Regisseur: Er muss Vorstellungen in Bilder übersetzen und diese dann durch die Körperhaltungen der von ihm ausgewählten Mitspieler auszudrücken versuchen. Er muss sich also der Aussagekraft bestimmter Körperhaltungen bewusst sein und damit gezielt arbeiten. Mitspieler: Beim schrittweisen Aufbau des Standbilds durch den Regisseur beginnen die Mitspieler, sich langsam in die ihnen zugedachten Rollen hineinzuversetzen und sich vielleicht mit ihnen zu identifizieren. Viele Mitspieler reagieren auf die ersten Standbild-BauVersuche sehr empfindlich. Sie sind es nicht gewohnt, von einem anderen Menschen derart angefasst zu werden und dann auch noch in eine fremdbestimmte Haltung schlüpfen zu müssen. Beobachter: Es ist wichtig, die Beobachterrolle ernst zu nehmen und durch entsprechende Aufgabenstellungen aufzuwerten. Oft entstehen dadurch auch spontan Vorschläge an den Regisseur, wie man eine Haltung noch besser ausdrücken könnte. Die entstandenen Bilder von sozialen Situationen sind niemals vorurteilsfrei, sie spiegeln die höchst subjektive Sicht des jeweiligen Standbildbauers. Gelenktes Unterrichtsgespräch 1. Funktion Ein Unterrichtsgespräch ist ein Gespräch, das zum Zwecke des Lehrens und Lernens veranstaltet wird und deshalb einer Reihe von Einschränkungen unterliegt, die es im alltäglichen Gespräch unter Freunden oder wo auch immer nicht gibt. Je nach Funktion im Unterrichtsprozess und nach dem Ausmaß der Lehrerlenkung bzw. Lehrerzurücknahme werden verschiedene Gesprächsformen unterschieden. Offene oder freie Formen sind die Unterhaltung, der Morgenkreis, das Schülergespräch oder auch als Fehlform der Unterhaltung oder des Schülergesprächs das „Labern“. Stark verregelte Gespräche zur Erörterung von Fragen und Problem sind die Diskussion, das Streitgespräch, die Debatte und das Pro-und-Contra-Gespräch. Die durch eine hohe direkte oder indirekte Lehrlenkung gekennzeichneten Gesprächsformen sind das gelenkte Unterrichtsgespräch, das fragend-entwickelnde Gespräch und das Prüfungsgespräch. Das gelenkte Unterrichtsgespräch ist das mit Abstand am häufigsten verwendete Handlungsmuster der Regelschule. Es macht die Hälfte des gesamten und zwei Drittel des Frontalunterrichts aus. Ein Gespräch hat zumeist einen definierten Anfang, ein erkennbares Ende und eine innere Zielgerichtetheit. Es dient dem Gedankenaustausch im Medium der Sprache (wobei die Verbalsprache durch die Körpersprache ergänzt wird. Das Gespräch hat eine dialogische Struktur. 2. Geeignete Anlässe Das gelenkte Unterrichtsgespräch kann in sämtlichen Phasen des Unterrichts zum Einsatz kommen. Neben der vordergründigen Aufgabe der Sachklärung erfüllt das gelenkte Unterrichtsgespräch weitere Funktionen im Unterricht: Einklinkfunktion (Aufwecken und Motivieren der Kinder, gefühls- und körperbezogenes Einschwingen in die Themenstellung) Rückmeldefunktion (Informationsfunktion für den Lehrer über Vorkenntnisse) Steuerungsfunktion (Steuerung des Denkprozesses) Übungsfunktion (Festigung und Wiederholung kognitiven Wissens) Vorbereitungsfunktion (Ersatz für die ausgefallene Unterrichtsvorbereitung vom vorherigen Nachmittag) Auf einen übermäßigen Einsatz sollte möglichst verzichtet und nach ähnlich geeigneten Alternativen gesucht werden. 3. Mögliche Probleme Dieses Handlungsmuster wird häufig überfrachtet im Unterricht eingesetzt und birgt daher einige Gefahren in sich. Die Kinder dürfen im Rahmen des Gesprächs zwar mitdenken und sich äußern, aber sie bleiben an der langen Leine der Lehrperson, die sie nicht wirklich frei gibt. Der Lehrer erscheint als ein freundlicher, auf die Kinder eingehender Mensch, aber er schafft im Gespräch keine von den Kindern in Selbsttätigkeit und Selbstständigkeit zu besetzenden Handlungsspielräume, sondern Spielwiesen für Probe-Denken. Ein gründliches und dauerhaftes Lernen ist kaum möglich, weil es sehr schwierig ist, derart vermittelte Unterrichtsinhalte emotional positiv zu besetzen. Untersuchungen haben auch gezeigt, dass das, was im gelenkten Unterrichtsgespräch erarbeitet worden ist, auch schnell wieder vergessen wird. Hier stellt sich dann die Frage nach der Effektivität. Blitzlicht 1. Funktion Das Blitzlicht ist besonders für Lerngruppen geeignet, in denen eine Reihe von „Schweigern“ sitzt. Durch die Prozesslogik dieses spielerischen Verfahrens lassen sie sich oft dazu bewegen, sich auch zu äußern, da in diesem Fall nur ein ganz kurzer Kommentar erwartet wird. Mit dem Einsatz des Blitzlichts sind hauptsächlich zwei Lernziele verbunden: (1) Die Schüler sollen ihre Gedanken sortieren, strukturieren und den zentralen Aspekt herauslösen. (2) Sie sollen diesen Hauptgedanken möglichst knapp und präzise verbalisieren. Da die Kinder nur einen einzigen Satz sagen dürfen, kann die Lehrkraft die Fragestellung sehr stark bündeln und so die Antwortmöglichkeiten steuern. Diese Methode bietet sich auch in Einstiegsphasen an. 2. Vorbereitung und Durchführung Besondere Vorbereitungen müssen nicht getroffen werden. Man kann diese Methode im Sitzkreis durchführen, es ist jedoch nicht erforderlich. Ein sinnvolles Hilfsmittel ist der „Sprechstein“, um das Gespräch klar zu regeln. Auf eine evaluierende Frage oder einen Satzanfang hin äußern sich alle Schüler nach einer kurzen Bedenkzeit in nur einem Satz über das für ihn zum Thema Bedeutsame und Wesentliche. Dies erfolgt nacheinander und möglichst zügig. Fragen oder sonstige Unterbrechungen werden nicht zugelassen. Die Äußerungen werden von den anderen auch nicht kommentiert. Statements von Vorrednern können wiederholt werden. Mögliche Satzanfänge: Was wir heute gemacht haben, das fand ich … Wie das Thema heute behandelt wurde, das fand ich … o Gestört hat mich heute, dass … o o o o o Interessant fand ich heute … Gelernt habe ich heute … Meinen Beitrag zu dieser Stunde fand ich … Progressives Auswischen 1. Funktion Das progressive Auswischen ist ein handlungsorientiertes Verfahren und gestaltet das Einprägen als ein kooperatives Spiel, bei dem der Schwierigkeitsgrad langsam gesteigert werden kann. Bei dieser Vorgehensweise können o in allen Fächern wichtige Fakten, die in einem Text verdichtet wurden, gemeinsam auswendig gelernt werden, o in Deutsch (z.B. Gedichte) gemeinsam auswendig gelernt werden. 2. Vorbereitung und Durchführung Die Lehrkraft schreibt einen Text, dessen Inhalte und/oder Strukturen geübt werden sollen, vollständig an die Tafel oder auf eine Folie. Die Übung beginnt damit, dass mehrere Schüler den Text nacheinander laut vorlesen. Anschließend geht ein Kind an die Tafel/den Projektor und wischt drei Wörter aus. Erneut wird vorgelesen, jetzt jedoch nur einmal. Dabei sollen die ausgewischten Wörter aus dem Gedächtnis ergänzt werden. Nun geht wieder ein Schüler an die Tafel/den Projektor und wischt drei Wörter aus, ein anderer liest den Text erneut vor. Allmählich verschwinden so 50-70% des Textes, sodass an die Gedächtnisleistung der Schüler immer höhere Anforderungen gestellt werden. Variante: Für das individuelle Auswendiglernen können auch immer größer werdende Textteile schrittweise mit einer Tipp-Ex-Maus gelöscht werden. Der Text wird dann immer wieder komplett laut gelesen, wobei die Lücken aus dem Kontext/Gedächtnis wortgetreu ergänzt werden sollen. Das ansonsten oft sture Auswendiglernen von Texten und Fakten erhält durch die Löschaktionen Spannungsmomente und wird abwechslungsreicher.