Musikalische Bildung 1: Was ist Musik

Werbung
SFM HS 08
Musikalische Bildung
Musikalische Bildung 1: Was ist Musik?
Mit 5 Jahren setzte ich mir in den Kopf, selbst Musik zu machen: Ich wollte Geige spielen
lernen. Nach einem Jahr sah meine Mutter ein, dass diese Schwärmerei und dieses ewige
Drängeln nicht nur eine vorübergehende Phase war. Deshalb konnte ich mit 6 Jahren meine
erste Geigenstunde geniessen. Von da an bedeutete die Musik für mich mein persönlichstes,
tollstes und schönstes Mittel, mich glücklich zu fühlen und das zu tun, was ich wirklich
wollte.
Ein paar Jahre später lernte ich im Orchester durch die Musik „gleichgesinnte“ Gleichaltrige
kennen und konnte mit ihnen meine Leidenschaft teilen. Für mich persönlich ist die Musik zu
einem Weg geworden, wie ich schlechte Gedanken auflösen kann, Probleme klein werden
sehe und mich selbst aus dem Alltagstrott befreien und beruhigen kann. Somit ist Musik für
mich Balsam für die Seele. Sie löst Gefühle aus, welche ich teils glaubte, vergessen oder
verdrängt zu haben und weckt aber auch neue, energievolle, heitere Gefühle, dass ich mich
nach dem Musikhören oder Musikmachen beschwingt und mit klarem Kopf an die Arbeit
machen kann. Was genau die spezielle Wirkung der Musik ausmacht, habe ich mir schon oft
überlegt. In der Musiktherapie wird die Musik sogar als Heilmethode gebraucht. Deshalb
denke ich, dass Musik nicht nur auf das Physikalische reduziert werden kann, dass sie nichts
anderes als Schwingung oder Energie ist. Es muss mehr dahinter sein, als nur das Messbare
und Erklärbare. Peter Iljitsch Tschaikowsky formulierte dies folgendermassen: „In der Musik
offenbart sich eine Schönheit, die uns in keiner anderen Sphäre zugänglich ist.“ Er nennt es
die Schönheit, die dadurch speziell wird, dass wir sie nur durch die Musik empfinden können.
Es handelt sich somit weder um etwas Messbares, noch um etwas Aufgeschriebenes oder
Mitgeteiltes. Um die Musik verstehen zu können, ist ein anderer Zugang nötig: die
Gefühlswelt. Musikmachen bedeutet für mich deshalb, einen Ausschnitt aus meiner
Gefühlswelt den anderen zu offenbaren, während ich durch das Musikhören einen Einblick in
die Gefühlswelt anderer erhalte und eintauchen kann in eine andere Welt. Musik wird durch
dieses Verständnis auch zu einem Kommunikationsmittel, welches Gefühle und Stimmungen
vermittelt. Die Kommunikation selbst ist allerdings manchmal schwierig, wenn der
Musikhörende nicht auf das anspricht, was der Musizierende beabsichtigte – wenn also die
Botschaft, welche durch die Musik vermittelt wird, nicht verstanden wird. Die Interpretation,
welche Botschaft oder welche Gefühle durch die Musik vermittelt werden könnten, scheint
somit zentral. Dieses Interpretieren ist individuell und sehr unterschiedlich, denn nicht bei
jedem löst dieselbe Musik die gleichen Gefühle und Reaktionen hervor.
Natürlich kann man Musik auch als eine Mischung aus Klangfarben, Rhythmen und
Harmonien bezeichnen, doch für mich bedeutet Musik mehr. Wenn ich wirklich Musik
mache, gebe ich viel von mir selbst hinein und teile somit etwas mit – Musik machen ist wie
mit dem Instrument eine Geschichte erzählen oder Theater spielen. Erzählt man oder spielt
man gut, berührt dies die Zuhörenden und die Musik wird als ausdrucksstark interpretiert.
Aber der Ausdruck entsteht durch den „Herzschmerz“ und die Hingabe des Musizierenden.
Noten alleine klingen noch nicht.
Jasmin Burkart
Herunterladen