Das Interview - Gymnasium Gerresheim

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Das Interview
mit Christoph Prégardien (Tenor) und Michael Gees
(Pianist)
geführt von Schülerinnen und Schülern des
Gymnasiums Gerresheim
am 9. Mai 2008 im Rahmen des Projektes „Rhapsody in
School“
Herr
Thomann
(Schulleiter):
(das Mikrofon
nehmend)
Man sagt mir das
geht
mit,
nur
obwohl
ich
denke, dass ich den Raum
auch sonst füllen würde.
,,Das geht nur
mit...!”
Herr Prégardien, Herr Gees,
Frau von Imhoff, Herr Osada,
liebe Gäste - ich sehe, dass all
die
Gäste
sind,
auch
freue
heute
mich,
hier
dass
ehemalige Kollegen den Weg
zu uns gefunden haben; auch
sie
Zwei
seien
herzlich
Vertreter
begrüße
ich,
gegrüßt.
der
komme
WestLB
gleich
nochmal auf sie zurück und
liebe
Schülerinnen
und
Schüler.
Wir haben ein Schuljahr, dass
sich jetzt so langsam dem
Ende zuneigt, das eigentlich
voll
ist
diesen
mit
Highlights,
Ausdruck
benutzen:
Wir
um
mal
zu
haben
eine
Lernpartnerschaft am Anfang
des Schuljahres mit der Firma
Metro gegründet. Wir haben
die
Stadtmeisterschaften
im
Rudern gewonnen - nach elf
Jahren wieder mal - auch ein
Highlight!
Stiftung
dürfen,
Wir
ins
im
haben
eine
Leben
rufen
Februar
diesen
Jahres. Unsere Schüler waren
beim
Metromarathon
erfolgreich,
dass
Mannschaften
so
sie
1200
hinter
sich
gelassen haben. Alles kleine
Highlights -
und jetzt haben
wir ein ganz großes Highlight
heute bei uns in der Aula.
,,Weltbekannter
Liedsänger bei
uns an der
Schule!”
Wir freuen uns sehr, dass es
gelungen ist, im Rahmen des
Schuhmann-Festes
und
des
Projektes Rhapsody in School,
einen – ja, ich darf ruhig
sagen
ohne
Übertreibung
-
weltbekannten Liedsänger bei
uns an der Schule begrüßen
zu können: Einen Christoph
Prégardien.
Diejenigen,
die
sich in der Musikszene dieser
Art ein bisschen auskennen,
denen wird der Name nicht
fremd sein und es erfüllt uns
mit einigem Stolz, dass wir
heute eine Privatvorstellung privatissime - und fast gratis,
sag´ ich mal, bei uns in der
Schule haben werden. Wenn
ich
sage
fast
gratis,
dann
betrifft das die Schule selber,
aber die WestLB, die dieses
Programm
unter
anderem
auch sponsert, hat mit dafür
gesorgt, dass wir heute diese
Veranstaltung bei uns an der
Schule haben können. Dafür
nochmal
ausgesprochen
herzlichen
Dank
an
die
Vertreter der WestLB.
Wir haben jetzt eben von Frau
von Imhoff gehört, es gibt
viele Konzerte, die in Schulen
stattfinden und sie hat sich
sehr
positiv
über
die
Organisation geäußert, mit der
diese
Veranstaltung
vorbereitet worden ist.
,,Highlight in der
Musik.”
Ich nehm´ das mal nicht nur
als ein Kompliment, das man
so sagt,
sondern, dass es
auch tatsächlich so ist und
leite den Dank auch an Herrn
Osada
weiter,
der
ja
mit
dieser Veranstaltung auch in
seinem Bereich ein Highlight
in
der
Musik
heute
hier
begehen kann. Ich weiß , dass
die Schülerinnen und Schüler
auf
diese
Veranstaltung
Unterricht
gut
im
vorbereitet
worden sind. Das heißt, das
Kunstlied ist ihnen nicht so
fremd,
wie
anderen
fremd
es
vielleicht
Oberstufenschülern
sein
mag.
Insofern
hoffe ich, dass das, was sie
sich
jetzt
im
Unterricht
erarbeitet haben durch ihre
Vorträge,
durch
ihre
Anwesenheit hier auch jetzt,
nochmal
mit
einem
richtig
guten praktischen Teil ergänzt
wird
und
sie
noch
sicherer
anschließend
sein
können,
was
für
eine
schöne
Kunstgattung das ist. Die hat
meistens
einen
kleinen
Rahmen, nicht nur, aber auch.
Insofern haben wir heute hier
eine Gruppe von Schülern, die
wahrscheinlich
Interesse
mit
zuhören
hohem
werden,
was Sie uns vortragen und Sie
anschließend
auch
wahrscheinlich
mit
den
Schülern über das Kunstlied
sprechen werden.
Vielen
Dank,
gekommen
sind.
dass
sie
Wenn
ich
jetzt gleich ganz schnell aus
der Tür gehe, dann hat das
was
mit
Unterrichtsverpflichtung
tun,
aber
ich
habe
zu
mir
vorgestellt, dass ich am Ende
der 5. Stunde dann da vorne
wieder ganz still Platz nehmen
werde,
weil
interessiert,
Veranstaltung
mich
wie
auch
diese
weitergehen
wird. Also nochmal: herzlichen
Dank und ein gutes Gelingen
für Sie.
Frau von Imhoff (Projekt
,,Rhapsody in School”): Ja,
dann werde ich ganz kurz das
Wort
haben,
weswegen
ich
aber trotzdem eben herzlich
willkommen
auch
sagen
möchte. Ganz kurz noch zwei
Sätze
über
das
Projekt
Rhapsody in School.
,,Das
erste
Mal,
dass wir Gesang
in
die
Schulen
holen!”
–
Rhapsody
in
School
Wir
feiern
wunderschönen
um
schon
Worte
heute,
im
Monat
Mai,
mal
der
die
ersten
Dichterliebe
einzuleiten,
mehrere
Premieren eigentlich. Das wird
das erste Mal sein, dass wir
Gesang in die Schulen holen.
Und
es
freut
mich
ganz
besonders, dass wir einen der
Top-Tenöre
herrlichen
gewinnen
mit
seinem
Begleiter
konnten
und
dazu
die
andere Premiere ist, dass es
das erste Mal in Gerresheim
ist, aber es wird sicherlich
nicht das letzte Mal sein, denn
wir haben so gute Erfahrungen
gemacht im Vorfeld, dass wir
bestimmt
wiederkommen;
wenn wir dürfen (Herr Osada
und
Frau
Tigges:
„Ja,
gerne!“). Ja, dann noch eine
Premiere:
Es
ist
Veranstaltung
die
erste
mit
dem
Schumannfest Düsseldorf und
die Vertreterin, speziell Frau
Müller-Willems,
lässt
sich
entschuldigen. Sie hat heute
Abend große Eröffnung, aber
lässt grüßen und drückt die
Daumen und ich denke mal,
wir werden da -
alle zwei
Jahre ist das Schumannfest da
sicherlich
noch
weiter
zusammenarbeiten. Ich hoffe,
dass
viele
von
Ihnen
am
Sonntag dann auch zu der
Matinee
kommen
beim
Schumannfest. Wenn es da
irgendwie Schwierigkeiten gibt
mit Karten, oder jetzt heute
schon
jemand
sagen
kann,
dass er hingehen möchte, soll
er sich ruhig bei mir melden
und dann dürfte das eigentlich
kein
Problem
sein,
am
Sonntag um elf. Zu Rhapsody
noch
einen
kurzen
Satz.
Rhapsody
ist,
wie
sie
wahrscheinlich alle wissen, ein
Musikstück so wie Teile einer
Suite
oder
einfach
Walzer,
ein
Titel
also
für
ein
Musikstück. Der berühmteste
Titel ist ,,Rhapsody in Blue”
von Gershwin und da fand ich
einfach die Kombination ganz
gut - Rhapsody in School - um
zu sagen, dass die Künstler
auch in die Schulen kommen.
Normalerweise kommt ihr in
die
Konzerte
oder
Generalproben, jetzt ist es mal
umgekehrt.
Der
Nebeneffekt
ist,
Rhapsoden
bei
Griechen
dass
den
die
alten
herumfahrende
Dichter
waren,
schöne
und
die
Vortragende
ihre
Stücke
vorgetragen haben und dass
es heute so etwas ähnliches
ist,
denn
unsere
Künstler
spielen und singen ja nicht
nur, sondern erzählen auch
ein bisschen was aus ihrem
Leben und dazu haben Sie
gleich noch ganz viele Fragen
vorbereitet, darum mache ich
jetzt Schluss und gebe das
Wort weiter.
Herr Osada: Normalerweise
kriegt Frau von Imhoff auch
einen Applaus. Frau MüllerWillems vom Schuhmannfest
ist nicht da, aber ihre Eltern
sind da. Herr und Frau MüllerWillems. Herr Müller-Willems
ist übrigens ein
ehemaliger
Lehrer hier bei uns. Ich darf
auch
die
Pressevertreterin
begrüßen von der Rheinischen
Post: Frau Koch. Freut uns
sehr, dass sie da ist.
So,
und
auf
eine
Sache
möchte ich noch hinweisen.
Die Plakataktion, mit der wir
eigentlich
also
die
gestartet
haben,
Bewerbung
des
Schumannfestes, die hat sich
heute hier nochmal gezeigt:
Chris
und
Michi
haben
die
Schüler also angesprüht. Das
finde ich sehr nett von euch!
,,Plakataktion
der
in
WDR-
Lokalzeit.”
Frau
Cornelißen,
unsere
Kunstkollegin, und Frau Lohrer
zeichnen in besonderer Form
dafür verantwortlich, dass das
super gut geklappt hat, wir
waren unter anderem in der
WDR-Lokalzeit
auch
wenn
damit.
sie
Also,
jetzt
nicht
anwesend ist, in Gedanken an
Frau
Lohrer
und
Frau
Cornelißen.
Danke
natürlich
Schüler,
die
an
das
die
gemacht
haben, danke nochmal an Sie,
Frau von Imhoff. Das war viel
Arbeit. Wir haben ungefähr
zwei Monate gut für dieses
Programm geschafft und mein
besonderer Dank gilt natürlich
Christoph
Michael
Prégardien
Gees.
Die
und
beiden
gehen, wie ich gelesen habe,
sofort
nach
diesem
Auftritt
wieder in die Probenarbeit für
den Sonntag. Das heißt also,
die arbeiten direkt weiter und
trotz vollem Probenplan haben
sie Zeit gefunden hier zu sein.
Meine
Herren,
die
Bühne
gehört Ihnen!
Christoph
Prégardien:
Ja.
Das soll jetzt nicht in ein
reines Konzert ausarten. Also,
jetzt zur Einführung werden
Michael und ich vier Stücke
singen.
Das erste
ist „Das
Fischermädchen“
und
„Im
wunderschönen
Mai“
aus
der
dann
Monat
„Dichterliebe”
und da man das nicht allein
stehen lassen kann, wie ihr
sicher
im
Musikunterricht
gelernt habt. Das hört ja auf
mit so einem dominantischen
Akkord, da kann man nicht
aufhören an der Stelle, gehen
wir einfach weiter und machen
auch noch die Nummer zwei
und die Nummer drei aus der
,,Dichterliebe”
würden
wir
und
uns
danach
gerne
ein
bisschen mit euch unterhalten
oder ihr euch mit uns, so
´rum eigentlich. Gut! (Es folgte der Liedvortrag)
Michael
Gees:
So,
kann
losgehen!
Dragan
Milicevic:
Herr
Prégardien, Herr Gees noch
einmal vielen Dank für diesen
Auftritt auch im Namen aller
Schüler. Die drei Musikkurse
unserer Oberstufe haben sich
in den letzten Wochen mit der
Ausarbeitung von Fragen an
Sie beschäftigt.
Wir fangen am besten mit Kira
und Alexandra an, die sich mit
Privatem beschäftigt haben.
Kira
Poggemann:
Welche
Musik hören Sie privat?
,,Meistens Pop
oder Rock:
Grönemeyer und
Sting.”
Christoph Prégardien: Also,
wenn ich ehrlich bin, höre ich
privat kaum Musik. Wenn ich
mal
privat
irgendwas
höre,
dann nur, wenn ich im Auto
sitze. Dabei höre ich meistens
gar nicht so recht hin. Das ist
dann meistens Pop oder Rock.
Was ich ganz gut finde, ist
Herbert Grönemeyer und das
schon
ganz
lange,
aber
ansonsten höre ich zu Hause
nicht ständig klassische Musik.
Wenn man sich den ganzen
Tag
professionell
damit
beschäftigt, sei es als Lehrer
oder als ausübender Sänger,
dann ist man froh, wenn man
abends nach Hause
kommt
und dort ein bisschen Ruhe
ist.
Michael Gees: Ich höre privat
sehr viel Musik. Ich weiß, was
ich höre und ich weiß auch,
wer mir gefällt. Ich habe auch
einen
Lieblingssänger,
der
nicht klassisch singt und zwar
ist das Sting, sonst höre ich
auch
sehr
viele
eigene
Sachen, wenn ich zum Beispiel
Konzerte nachhöre und mir
Gedanken
Bockmist
gebaut
mache,
ich
schon
habe.
versuche
ich
welchen
wieder
Anschließend
es
besser
zu
machen.
Kira
Poggemann:
Was
machen sie in ihrer Freizeit?
,,Freizeit
ist
Familie.”
Christoph
Prégardien:
Freizeit habe ich kaum. Ich
habe eine Familie und seit vier
Monaten eine kleine Tochter
sowie drei große Kinder und
das
beschäftigt
Moment
sehr
mich
in
im
meiner
Freizeit. Früher habe ich Golf
gespielt und zu meiner Zeit als
Schüler und im Studium habe
ich Sport gemacht, was man
mir heute nicht mehr ansieht.
Das ist leider alles vorbei. Was
ich liebe, das sieht man dann
schon eher an meiner Figur,
ist gut Essen. Am liebsten
französische Küche und die
dazu passenden Weine. Mein
Hobby
ist
eigentlich
mit
Freunden zusammen Weine zu
verkosten und zu trinken.
Michael Gees: Mir geht es
ähnlich mit Freizeit. Ich habe
zwei kleine Kinder, einen Sohn
der fünf Jahre alt ist und eine
fast zweijährige Tochter. Mit
denen verbringe ich natürlich
jede
freie
Minute.
Darüber
hinaus habe ich noch einen
anderen Beruf, da ich Leiter
eines
Kinder-
und
Jugendtheaters bin. Ich erhole
mich in dem einen Beruf von
dem anderen, also muss eins
davon dann wohl Freizeit sein.
Alexandra Hastenrath: Wie
verbinden
Sie
Beruf
und
Privatleben?
Michael
Gees:
Meine
Lebensgefährtin ist zum Glück
ganz geduldig.
,,Für
Konzerte
muss
man
sehr
viel vorbereiten.”
Christoph
Prégardien:
Meine Frau ist Klarinettistin.
Insofern ist es sehr schön, als
dass
sie
versteht,
was
es
bedeutet Musiker zu sein. Das
ist eine Sache, die man nicht
einfach
an
die
Garderobe
hängt, wenn man zu Hause
ankommt. Es erfordert vom
Ehepartner
wirklich
viel
Geduld, weil man, bevor man
zu einem Konzert geht, sehr
viel vorbereiten muss. Dies
spielt
sich
auch
viel
auf
psychologischer Ebene ab, das
heißt, ich muss mich innerlich
damit beschäftigen. Das führt
dann auch manchmal dazu,
dass man dann nicht mehr so
dialogfreudig ist, wie das sonst
der
normale
berufstätige
Mensch ist. Er schließt das
Büro ab, kommt dann nach
Hause
und
hat
normalerweise
es
einfacher
auf
das Privatleben umzuschalten.
Ich
will
das
gar
problematisieren,
nicht
denn
ich
finde das sehr schön. Auch,
dass ich mit meiner Frau viel
über Musik reden kann und
dass sie mir auch Dinge sagt,
wenn
sie
im
Konzert
war.
Wenn man so eine Position hat
- als Künstler - und auf der
Bühne
steht,
viele
Leute,
gibt
die
es
es
nicht
wagen
irgendwas zu kritisieren. Die
Einzigen sind die Zeitungen,
die
ab
und
schreiben.
zu
etwas
Normalerweise
begegnen einem die Leute mit
großen Augen und dem Motto:
„Da ist jetzt der und der“.
Eigentlich will ich nach dem
Konzert
ein
ehrliches
Feedback haben. Man braucht
eine Person, die hinterfragt,
warum man das so und nicht
anders
gemacht
hat.
In
diesem Sinne ist meine Frau
der richtige Ansprechpartner.
Alexandra Hastenrath: Zum
Abschluss:
Sagt
ihnen
der
Name „Tokio Hotel“ etwas?
Christoph Prégardien: Ja. Aber
ich
kann
wenig
dazu
sagen. Ab und zu lese ich
etwas in Fernsehzeitschriften
darüber. Eigentlich geht es an
mir vorbei.
Michael Gees: Mir sagt der
Name natürlich auch etwas. Es
gibt einen Konzertveranstalter
in Gelsenkirchen, der immer
noch heiß geliebt wird dafür,
weil er zur Weltmeisterschaft
damals 2006 ,,Tokio Hotel” in
die alte Arena, in die Glückauf-Kampfbahn, also die große
Schalke-Arena
können,
hat
weil
ihm
holen
das
gelungen war. Das ist heute
noch
ein
gewesen.
riesen
Ich
habe
Anlass
diese
Musik mit Bewusstsein noch
nie gehört. Aber ich kenn´ den
Namen.
Dragan Milicevic: Kira und
Alexandra, danke schön! Als
Nächstes kommen wir speziell
zu
Ihnen,
Herr
Prégardien,
aber keine Angst, Herr Gees,
sie
kommen
weiteren
im
Laufe
der
Gesprächsrunde
nicht zu kurz. Wir machen
weiter mit Sophia und AnnCarolin.
Sophia Arnold: Wir möchten
Sie
zuerst
zu
künstlerischen
ihrem
Werdegang
befragen und zwar: Was muss
man machen, um Tenor zu
werden?
,,Tenöre
sind
cleverer als man
denkt & Begabung
ist nicht alles.”
Christoph Prégardien: Die
meisten
denken,
dass
wir
Tenöre ein bisschen kurz im
Hirn wären, gibt´s ja diese
Vorurteile. Von daher gesehen
müsste man eigentlich in der
Schule
nicht
gut
gewesen
sein, das war bei mir nicht so.
Ich habe Abitur gemacht und
vorher schon im Knabenchor
gesungen
-
nach
dem
Stimmbruch. Bei Männern ist
das ja ein bisschen anders als
bei Frauen: Der Stimmbruch
ist ein sehr einschneidendes
Erlebnis für die Stimme, bei
Frauen nicht ganz so sehr, so
dass man bei Frauen früher
merken kann: Ist die begabt
oder nicht?
Man braucht ein gewisses Maß
an stimmlicher Begabung und
das
hat
mein
Chorleiter
–
der
Breitschaft dem
damaliger
Mathias
gehört, nach
Stimmbruch,
mit
sechzehn, siebzehn, dass die
Stimme schön war. Er nahm
mich dann mit nach Frankfurt
zu
seinem
ehemaligen
Gesangslehrer und der sagte:
„Ja, lassen Sie Ihre Stimme
ausbilden!” –
Es
gibt
aber
auch
andere
Wege, um Sänger zu werden.
Man
kann
sich
irgendwie
entdecken lassen. Das gab´s
früher,
diese
Automechaniker
Karriere
vom
zum
weltberühmten Tenor. Das ist
heute eher selten, weil die
Konkurrenzsituation unter den
Sängern
sehr
groß
ist,
dadurch dass quasi aus allen
Ländern, aus der ganzen Welt
die ausgebildeten Sänger nach
Mitteleuropa wollen und hier
ihr
Geld
verdienen.
Somit
muss man nicht nur stimmlich
begabt
sein,
sondern
auch
eine gute Ausbildung haben.
Wie
ihr
vielleicht
gemerkt
habt, ist Singen eine Tätigkeit,
die man nicht einfach kann.
Ich würde gerne später mit
euch über die Frage sprechen
„Was muss ein Sänger können
und
was
ist
eigentlich
das
Besondere am Singen?“, aber
das würde im Moment zu weit
führen.
Sophia Arnold: Hatten Sie
jemals Zweifel den Beruf des
Tenors zu ergreifen?
Christoph
Nachdem
Prégardien:
ich
angefangen
hatte zu studieren und die
ersten
Erfolge
hatte
-
auf
Wettbewerben und Konzerten
- nicht. Mein Lehrer hat immer
sehr viel Wert darauf gelegt,
dass wir ein zweites Standbein
haben. Ich habe 1. Semester
lang Jura studiert. Ich fand
das furchtbar. Als ich an der
Hochschule
die
Aufnahmeprüfung
geschafft
habe und es gut lief, habe ich
eigentlich
nicht
daran
gezweifelt
diesen
Beruf
auszuüben.
Ann-Carolin Osterholt: Wie
reagierten ihre Freunde, bzw.
Ihre
Familie
auf
den
Berufswunsch?
,,Die
waren
begeistert, als die
merkten, dass ich
Solist
werden
sollte.”
Christoph
bin
von
unterstützt
Eltern
Prégardien:
meiner
gesungen,
Familie
worden.
haben
beide
zwar
Ich
nur
Meine
auch
als
Amateure im Chor, aber ich
stamme aus dem katholischen
Limburg und jeder hatte in
irgendwelchen
Chören
gesungen. Das ist etwas, das
übrigens heute leider immer
mehr verloren geht und was
ich mit Sorge sehe. Das macht
solche
Organisationen
wie
Rhapsody in School notwendig
und wichtig ist die Tatsache,
dass heute eigentlich kaum
oder
immer
Kindern
weniger
und
von
Jugendlichen
gesungen wird. Bei uns war
das ganz normal. Die ganze
Familie war im Chor und somit
hatte ich die Unterstützung für
diesen Beruf natürlich gehabt.
Die waren begeistert, als die
merkten,
dass
ich
Solist
werden sollte.
Max Eichhorn: Was war das
größte
Erlebnis
in
ihrer
Karriere?
Christoph Prégardien: Oh,
das ist eine schwere Frage, da
ich jetzt schon seit fast 30
Jahren
Opern,
Konzerte,
Oratorien und Lied singe. Es
gab
so
viele
tolle
Begegnungen. Wenn ich eins
nenne, tue ich den anderen
Unrecht.
Für mich verbindet sich das
immer mit Personen. Und mit
dem, der hier neben mir sitzt,
mache ich seit 1984, das sind
nun
auch
schon
24
Jahre,
zusammen Musik. Er ist zum
Beispiel für mich und meine
musikalische
Entwicklung
ungeheuer wichtig, sowie ein
anderer Pianist, mit dem ich
auch
viel
zusammen
gearbeitet habe, der Andreas
Staier. Aber auch Dirigenten
sind für Sänger immer wichtig.
Nikolaus
Harnoncourt,
John
Eliot Gardiner oder Christian
Thielemann oder wie Sie alle
heißen.
Das
sind
unterschiedliche
sehr
Erlebnisse,
die man da hat und viele, viele
wirklich ganz, ganz tolle.
Ann-Carolin
Osterholt:
Wieso nehmen Sie beide an
Rhapsody in School teil?
,,Wir
sind
normale
ganz
Menschen,
nur
besonders
begabt.”
Christoph
Prégardien:
Ich
habe solche Veranstaltungen
schon
früher
gemacht.
Ich
mache das gerne, weil ich
glaube, dass erstens auf eurer
Seite
viele
falsche
Vorstellungen
darüber
herrschen, was das denn für
Leute sind, die sich auf die
Bühne stellen, im Frack oder
im Anzug, und den ganzen
Abend Lieder singen oder eine
Oper. Es ist sehr fremd für die
meisten
von
euch
und
mache das deshalb,
euch
das
einfach
ich
weil ich
näher
bringen will, weil ich zeigen
will: Wir sind ganz normale
Menschen wie ihr auch, wir
haben
nur
Ausbildung,
eine
wir
vielleicht
eine
Begabung,
aber
eigentlich
besondere
haben
besondere
wir
nicht
wollen
etwas
Besonderes sein. Wir wollen
also schon integriert sein und
wollen möglichst viele auch
von
den
sogenannten
„normalen” Leuten erreichen.
,,Qualitäten
wie
Hingabe,
Herzlichkeit,
Wärme,
Freundschaft,
Liebe drohen im
Leistungsgetöse
unterzugehen.”
Michael Gees: Ich mache das
natürlich
Grund,
aus
aus
demselben
dem
ich
ein
Kinder- und Jugendtheater in
Gelsenkirchen
ins
Leben
gerufen habe. - Ich muss ein
bisschen weiter ausholen, es
ist nicht ganz leicht, das kurz
zu sagen. Ich versuche es
mal:
Ich
denke,
Qualitäten
dass
in
diesem
Leistungsgetöse der Neuzeit –
seit
PISA
gerade
ja
im
besonders
Begriff
unterzugehen.
allem
aber
sind
Hingabe,
Herzlichkeit,
Freundschaft,
–
Wärme,
Liebe
–
vor
Hingabe,
Meditation, die Kraft, sich zu
konzentrieren.
Und
ich
probiere ganz doll, soviel wie
möglich davon zu erhalten.
Das ist mein Grund, warum
ich mich mit Lied beschäftige,
weil
Lied
bedeutet.
das
Es
idealtypisch
gibt
nichts
Innigeres, nichts Intimeres als
Lied:
Musik
und
Text
zusammengebracht.
Und
darum mache ich das.
Max Eichhorn: Was ist Ihr
Primärberuf?
Tenor
Sind
Sie
eher
oder
eher
Gesangslehrer?
Christoph Prégardien: Das
ist eine gute Frage. Ich habe
eigentlich
wirklich
zwei
gleichberechtigt
nebeneinander
Berufe.
Seit
Professor
an
stehende
2004
bin
der
ich
Kölner
Musikhochschule und bin auch
wirklich
Herzen
mit
dem
ganzen
Gesangslehrer,
aber
genauso sehr hänge ich an
meinem
anderen
Beruf
als
Sänger und versuche- mehr
oder
diese
weniger
erfolgreich
beiden
–
Berufe
miteinander zu verbinden. Das
ist ja eigentlich nicht ganz so
schwer.
Ich
habe
eine
Professur, die bedeutet, dass
ich
18
Wochenstunden
während
des
unterrichten
bleibt
Semesters
muss.
genügend
Und
Zeit,
da
um
immer wieder auch Konzerte,
Konzertreisen – auch mal hier
und da eine Opernproduktion,
wenn
sie
in
Semesterferien
den
liegt
–
zu
machen. Und da ich merke, –
ich bin jetzt 52 – dass meine
Stimme
immer
noch
wunderbar funktioniert, sehe
ich keinen Grund, jetzt schon
sozusagen
wesentlich
zu
reduzieren, was das Singen
angeht.
Es
bringt
manchmal
in
schwere
Terminprobleme:
unterrichtest
mich
Denn
eine
du
ganze
Woche, wie jetzt diese Woche.
Von Montag bis Donnerstag,
war
ich
abends
von
in
morgens
der
bis
Hochschule,
heute bin ich hier, jetzt gehe
ich
mit
Michael
proben,
morgen habe ich einen freien
Tag, obwohl ein Schüler für
eine
Stunde
zu
mir
nach
Hause kommt. Aber morgen
habe ich doch einen freien
Tag,
den
muss,
um
ich
aber
mich
nutzen
irgendwie
auch seelisch, geistig auf das
Konzert
am
Sonntag
Vormittag vorzubereiten. Ich
glaube aber, ich bin kein Typ,
der viel Freizeit braucht – wie
Michael das so schön sagte
vorhin – dein Beruf ist auch
dein Hobby, so ist das bei mir
auch.
Sophia
Arnold:
Wieso
Sie
beide
bevorzugen
Schumann
oder
Schubert?
Was gefällt Ihnen an denen?
Michael
Gees:
Wir
bevorzugen
Schubert
oder
Schumann gar nicht …
Sophia Arnold: Was gefällt
Ihnen Besonders an Schubert
oder Schumann?
,,Konzertveranstal
ter wollen immer
wieder das hören
und
anderes.“
nichts
Michael
Gees:
Die
beiden
haben sich im Bereich Lied
ganz besonders profiliert. Vor
allen
Dingen
ein
insbesondere
Schubert
hat
ein
Werkverzeichnis hingelegt von
über 650 einzelnen Liedern.
Das
ist
natürlich
außerordentlich. Da kann man
kaum jemals wirklich mit fertig
werden, sodass er eben auf
dem
Programmzettel
Lied-Duos
naturgemäß
prominent
könnte
ist.
man
Schumann
Grund,
eines
Ähnliches
von
sagen.
warum
sehr
wir
Robert
Aber
der
das
im
Konzertsaal so oft singen, ist
noch
ein
anderer:
Nämlich,
dass
die
Konzertveranstalter
immer wieder das hören wollen
und nichts anderes und dass
es fürchterlich schwierig ist,
mal
was
ganz
anderes
zu
machen. Der Christoph kann
da auch ein Lied von singen.
Kennen Sie einen Komponisten
namens
Yrjö
Kilpinen
zum
Beispiel? Sagt Ihnen der was?
Da bin ich gespannt. Oder nur
zum Beispiel Wolfgang Rihm,
sagt Ihnen das was? - Da
schreien
die
Leute
„Hallo!“,
nicht:
und
der
Konzertveranstalter
schreit
erst recht nicht: „Hallo!“, weil
das eben heißt, Sie müssen
von
dem,
was
üblicherweise
im
Sie
Auditorium
erwarten können – 80 bis 90
Prozent
der
Belegung,
also
Auslastung – 20 bis 30 Prozent
abstreichen.
Zahlen
Da
sind
schlechter,
die
also
machen sie es nicht. So viel
erst mal von mir dazu.
Christoph Prégardien: Das
ist nicht nur bei Kilpinen und
bei Rihm so, sondern es fängt
schon bei Hugo Wolf an. Selbst
so
ein
Festival
„Schubertiade“
in
wie
die
Hohenems
(Vorarlberg,
Österreich),
das
berühmteste
Liedfestival
der
Welt, würde ich sagen: Wenn
der
Chef,
der
heißt
Gerd
Nachbauer, wenn er Hugo Wolf
aufs Programm setzt - Hugo
Wolf ist ein Klassiker auf dem
Liedgebiet
–
Einbußen
im
muss
er
mit
Kartenverkauf
rechnen. Das liegt also nicht
nur an den Veranstaltern, das
ist auch so ein bisschen das
Publikum,
was
so
Scheuklappen hat. Aber man
muss
natürlich
zu
Schubert
und Schumann sagen – also
eigentlich
noch
mehr
zu
Schubert - , das ist mit das
Größte, was auf diesem Gebiet
komponiert worden ist. Jetzt
nicht jedes einzelne Lied, es
gibt
auch
schwächere
darunter. Mein Gott, was hat
der
Mann
für
tolle
Musik
geschrieben und was mich so
daran berührt ist, wie genau
der den Text erfasst und in
Musik umsetzt, vom Klang her
und vom Gesang. Das hat bei
Schubert
sehr
große
Unmittelbarkeit, Natürlichkeit.
Das
ist
nicht
gesucht
und
aufgesetzt und das fasziniert
mich an ihm. Das fasziniert
mich z. B. auch an Gustav
Mahler. Da könnte man noch
mehr Beispiele bringen.
Max
Eichhorn:
Haben
Sie
Vorbilder?
,,Das Tolle beim
Singen
ist
ja,
wenn das einer
kann, dann hört
sich
das
völlig
mühelos an. […]
Und
das
ist
natürlich nicht so
einfach, wie sich
das anhört.“
Christoph
natürlich.
Prégardien:
Früher
mehr
Ja,
als
heute. Aber es gibt natürlich
als lyrischer Tenor, der ich bin,
da gibt es einen Namen, den
muss
man
nennen:
dann
Das
Wunderlich.
immer
ist
Den
Fritz
werdet
ihr
auch kennen, der Tenor, der
1930
geboren
ist
und
eine
riesige Karriere gemacht hat in
den 50er, 60er Jahren und
leider 1966 schon im Alter von
35 Jahren tödlich verunglückt
ist [ANMERKUNG: Wunderlich
war auf dem Höhepunkt seiner
Karriere
-
er
sollte
wenige
Tage später sein Debüt an der
Metropolitan
Opera
in
New
York geben - als er sich beim
Sturz von einer Treppe einen
Schädelbruch zuzog, an dem
er am darauffolgenden Tag in
einer
Klinik
in
Heidelberg
verstarb.]
Von ihm existiert eine Vielzahl
von Aufnahmen, bei denen zu
hören ist, was dieser Mann für
eine tolle Stimme, für eine
Ausdruckskraft, für eine große
Natürlichkeit
beim
Singen
hatte.
Das Tolle beim Singen ist ja,
wenn das einer kann, dann
hört sich das völlig mühelos
an. Ein richtig guter Sänger,
der klingt eigentlich so, als
könntest du dich (zeigt auf
einen Schüler) da jetzt auch
gleich
hinstellen
nachmachen.
Und
und
das
das
ist
natürlich nicht so einfach, wie
sich das anhört.
Ann-Carolin
Osterholt:
Glauben Sie, mit ihrer Musik
bei anderen Menschen etwas
bezwecken zu können? Und
wenn ja, was wäre das ihrer
Meinung nach?
Christoph Prégardien: Wenn
ich auf dem Podium stehe,
dann mache ich das nicht für
mich selber, natürlich auch,
weil es mir Spaß macht, aber
natürlich will ich damit was
erreichen. Nämlich: Ich will die
Menschen erreichen, die unten
sitzen und will denen etwas
geben.
Wenn
Sie
ins
Kino
gehen z. B., dann in einen
guten Film, da lassen Sie sich
richtig schön reinziehen. Das
leben Sie emotional mit, die
Freude,
die
Angst,
den
Schmerz, das Leid. Es gibt
viele Leute, die heulen im Kino
oder die lachen im Kino. Das
geht
mir
auch
so.
Und
eigentlich wünsche ich mir nur
das für die Liederabende auch.
Auch nicht auf dieser lauten
Ebene,
es
Kunstform,
ist
die
mehr
nach
eine
innen
geht. Aber sie soll die Gefühle
der Menschen ansprechen. Und
ich glaube, dass wir heute in
einer Zeit leben, in der das –
hat
Michael
vorhin
schon
anklingen lassen - ein bisschen
kurz kommt.
Die Beziehung zwischen den
Menschen,
anderen
die
mitteilen
sich
und
dem
zwar
nicht mitteilen: „Ich hab mir
jetzt
gerade
´ne
neue
CD
gekauft.“,
sondern
mitteilen,
was wirklich wichtig ist: „Wie
geht’s dir?“, „Was geht mit dir
vor?“,
„Was
hast
du
im
Moment für ein Problem – in
der Schule, mit deinen Eltern,
mit deiner Freundin und mit
deinem Freund.“ Also Sachen,
die
wirklich,
die
eigentlich
wichtig sind.
Die
ganzen
Äußerlichkeiten,
die heute so wichtig zu sein
scheinen, sind ja eigentlich gar
nicht so wichtig, wie wir immer
glauben.
Dragan Milicevic: Ja, danke,
Herr Prégardien. Danke auch
an euch. Als Letztes hören wir
jetzt Johanna und Luisa, die
sich jetzt speziell mit Ihnen,
Herrn Gees, befasst haben.
Johanna Heuser: Als Erstes
wollten wir wissen, wie Sie
Herrn
Prégardien
überhaupt
kennengelernt haben.
„Ihr passt janz jut
zusammen,
zwei.“
ihr
Michael Gees: 1984! Ich war
damals
in
einem
merkwürdig
sehr
konstruierten
Engagementsverhältnis mit der
Frankfurter
Oper
verbunden
und habe mit dem Hans-Peter
Blochwitz
[ANMERKUNG:
berühmter
Tenor
–
eigentl.
Informatikingenieur, vor allem
für
Mozartpartien
zusammen
gemacht,
bekannt]
zuweilen
der
Liederabend
hat
Musik
einen
angeschleppt
in
Bad Nauheim und dann konnte
er nicht, weil er erkrankt war.
Dann
hat
er
mir
ganz
kurzfristig den Christoph ans
Herz gelegt und hat gesagt:
„Der
macht
das
auch
sehr
schön.“
Nun war der Christoph damals
sogar so nett und ist nach
Oldenburg in Oldenburg nicht
weit von Bremen gefahren und
wir haben uns kennengelernt,
wir haben zusammen Musik
gemacht. Das ging ganz gut.
Dann haben wir zusammen ein
Konzert
gemacht.
Das
ging
auch ganz gut. Und dann hat
sein Papa nachher im Auto
gesessen und hat uns so zu
sich
rangewunken
und
hat
gesagt: „Ihr passt janz jut
zusammen, ihr zwei.“ - Ja.
Louisa
Rivaletto:
Dann
würden wir noch gerne von
Ihnen wissen, wie sehr Sie in
Ihrem
Metier
voneinander
abhängig sind. Also in ihrem
Klavierspiel und ihrem Gesang.
Michael Gees: Abhängig?! Ich
bin natürlich abhängig davon,
dass ich das gut finden kann,
was der Christoph macht.
Ich arbeite ja nicht nur mit
Christoph zusammen, sondern
zuweilen mit anderen Sängern
auch. – Nicht so oft, aber
schon
und
zwar
mit
Kammermusikpartnern und ich
weiß, dass es die Situation für
mich gibt, bei der ich mich
eigentlich schäme, was deroder
diejenige
da
auf
der
Bühne macht. Und dass mir
das peinlich ist und dass ich
nicht gerne mit auf der Bühne
sitze. Und insofern ist es eine
sehr große Abhängigkeit, weil
die das natürlich merken, dass
ich eine Fresse ziehe.
Es ist mir mit dem Christoph
allerdings
noch
nie
so
gegangen. In all den Jahren
nicht, ich war immer stolz auf
ihn – eigentlich für fast alles,
was er gemacht hat. Und auch,
wenn mal was nicht geklappt
hat, dann eben darauf, wie er
sich aus die Affäre gezogen hat
oder wie er mir zum Beispiel
dabei geholfen hat, mich aus
der Affäre zu ziehen.
Ich entsinne mich jetzt gerade
an
Barcelona,
(grinst
breit)
vor
Jahren.
Wir
hatten
mittags Wein getrunken. Ich
weiß, dass ich vorm Konzert
nicht
mittags
trinken
darf,
auch
Ich
hatte
nicht.
gehofft, ich schlafe es weg,
hatte aber nicht geschlafen,
sondern
kam
also
reichlich
übermüdet und immer noch
latent
Bühne.
betrunken
auf
die
„Ich
glaub´,
wir
fangen noch mal
an.“
Ich
habe
dann
Programm
u.A.
in
diesem
„Rastlose
Liebe“ von Franz Schubert zu
spielen gehabt – ein quirlig,
quirlig schweres Stück, in dem
man
sich
ganz
gut
völlig
verhauen kann. Und genau das
ist
mir
passiert
und
der
Christoph war wirklich verratzt.
Der wusste eigentlich gar nicht
mehr weiter und hat sich dann
breit
grinsend
zu
mir
umgedreht und gesagt: „Ich
glaub´, wir fangen noch mal
an.“ Ich kam mir zwar kurz vor
wie ein Student, aber so war
ich stolz auf ihn, weil er das so
schön gemacht hat.
Johanna
Heuser:
Dann
würde uns noch interessieren,
wie
so
ein
typischer
Tagesablauf bei Ihnen aussieht
und wie sehr ihn vielleicht die
Musik bestimmt.
Michael Gees: Also, ich stehe
auf um sieben. Dann esse ich,
versorg´ mein Bübchen. Die
Kleine geht ja noch nicht zum
Kindergarten, aber der Bub´
ist jetzt fünf, der geht noch
zum Kindergarten und bringe
den dahin. Dann setze ich mich
ans Klavier, wenn ich keine
Termine habe, von neun bis
schätzungsweise
fahre
ich
ins
kümmere
eins.
Dann
Theater
mich
und
da
ums
Administrative oder nehme da
eben
Termine
wahr:
Behördengeschichten,
Proben
oder, weiß ich nicht, je nach
dem. Und dann komme ich von
der Arbeit wieder, das ist jetzt
ein
ganz
normaler
Tag.
Reisetage sehen anders aus,
aber an normalen Tagen, an
denen
komme
ich
ich
zu
Hause
von
der
bin,
Arbeit
wieder, kaufe ein, kümmere
mich zwei Stunden um meine
Kinder, bringe die ins Bett,
insbesondere
den
Knaben,
setze mich ans Klavier und übe
zwei Stunden, manchmal drei.
Dann ist es elf, bin ich reif.
Louisa
Rivaletto:
Und
die
nächste Frage ist vielleicht ein
bisschen
gewagt,
aber
wir
würden gerne wissen, warum
Sie ihre Schullaufbahn damals
abgebrochen haben.
Michael Gees: Woher wissen
Sie das überhaupt?
Louisa Rivaletto: Das haben
wir recherchiert.
Technisch bedingte Pause, in
der
Michael
Gees
davon
erzählt, wie er als ehemaliger
Stipendiat
am
Mozarteum
Salzburg mit 15 Jahren dem
Druck der vorgezeichneten
Wettbewerbskarriere entflieht.
Er läuft fort von Schule,
Hochschule und Elternhaus,
sorgt
durch
Gelegenheitsarbeiten
für
seinen Lebensunterhalt, jobbt
als archäologischer Helfer und
fährt zwei Jahre zur See.
Ein Zufall führt ihn 1974 zur
Hochschule für Musik und
Theater in Hannover, wo er
das Studium der Komposition
wieder
aufnimmt
und
abschließt. Nun entwickelt er
auf seinem individuellen Weg
erstklassige
pianistische
Fähigkeiten,
komponiert
etliche
Werke,
wird
international
als
herausragender Liedbegleiter
von
Christoph
Prégardien
bekannt
und
konzertiert
weltweit, in Paris, London oder
New York und Tokio.
Michael Gees: So habe ich
den eigenen Weg gefunden,
auf eigene Faust zur Musik
ohne Druck, habe mich als
Komponist
fortan
definiert,
das bin ich auch, auch wenn
ich
heute
wenig
schreibe,
Noten
aber
für
Gelegenheiten
schaffe
zusammenzubringen, also zu
komponieren,
zusammenzustellen, jetzt auch
am Theater und so hat meinen
Lebensweg
mit
einundzwanzig
zum
zwanzig,
zweiten
Mal begonnen.
Johanna
Heuser:
Dann
haben wir eben schon gehört,
dass Sie nicht nur klassische
Musik hören, aber wir würden
gerne trotzdem wissen, was
Sie an der klassischen Musik
dann speziell fasziniert?
„Reichtum
der
Möglichkeiten.
Gute Musik findet
sich
in
der
klassischen Musik
vergleichsweise
öfter.“
Michael Gees: Der Reichtum
der
Möglichkeiten
instrumentaler
–
Reichtum,
Abwechslungsreichtum,
Großartigkeiten, nehmen wir
mal an, Richard Wagner, zu
dem ich eigentlich ein eher
skeptisches Verhältnis habe:
Es gibt aber Musik von dem,
die rüttelt mich bis in die
Grundfesten
durch,
das
ist
einfach so, ich kann das nicht
ändern. Mahler, bei dem mir
das
sehr
ähnlich
geht,
Strauss, auch sehr ähnlich,
Bruckner, falls ihr den kennt.
Vor allem seine 8. Sinfonie
lege ich euch dringend ans
Herz.
Das ist für mich größer als
alles andere. Und dann gibt es
eben – wir haben ihn ja schon
erwähnt – Sting, beispielweise
sein Lied „Moon over Bourbon
Street“,
das
kennen
Sie
vielleicht. Da muss ich sagen,
das ist soviel schlechter nicht,
das ist zu Unrecht nicht auf
dem
Berühmtheitslevel
gleichen
oder
Popularitätsverbreitungslevel,
das einem beispielsweise für
einen
Schubert
selbstverständlich
geworden
ist. Das sind sehr seltsame
Zusammenhänge.
Mich
fasziniert, glaube ich, einfach
gute Musik und die finde ich in
der
klassischen
Musik
vergleichsweise öfter.
Louisa Rivaletto: Die letzte
Frage
an
Sie
beide
zum
Abschluss wäre, ob Sie das
mangelnde
Interesse
heutigen
Jugend
der
an
klassischer Musik ärgert?
Christoph Prégardien: Das
Desinteresse?
Was
heißt
ärgert? Da kann die Jugend ja
nichts dafür, die Kinder, dass
sie diese Musik, die sie ja
nicht kennen. Das ist ja das
Problem. Früher – wenn ich
sage früher, dann hört sich
das immer so an, als würde
ich sagen: Früher war ja alles
besser. Das ist natürlich nicht
so,
aber
was
musikalische
Ausbildung angeht oder was
Elternhäuser angeht, die mit
ihren Kindern Musik machen,
Instrumentalmusik,
Singen,
Kindergärten, in denen heute
noch gesungen wird, das ist
alles
viel
seltener,
als
es
damals war und da muss man
sich
nicht
wundern,
dass
Jugendliche im Alter von 15,
16, 17, 18 zu dieser Art Musik
kein
Verhältnis
kannst
nur
Verhältnis
haben.
Du
etwas
ein
was
du
zu
haben,
kennst. Es geht auch nicht
darum, dass die Kinder dazu
gezwungen
klassische
oder,
werden
Musik
dass
zu
wir
sollen,
hören
sagen,
klassische Musik ist ja tausend
Mal besser als die Popmusik
oder sowas. Darum geht’s gar
nicht.
„Musikalische
Kinder
sind
intelligenter.“
Es geht nur darum, dass man
versuchen
sollte,
Auswahlmöglichkeiten
schaffen
und
dass
zu
man
Erkenntnisse nutzt, die sagen:
Kinder, die sich mit klassischer
Musik
beschäftigen,
Instrument
einem
die
ein
die
in
lernen,
Ensemble
spielen,
Orchester, das kann auch ein
Blasorchester
größere
sein,
haben
Lernerfolge,
intelligenter,
sind
sind
auch
im
sozialen Verhalten wesentlich
weiter,
besser,
als
Kinder,
denen diese Möglichkeit nicht
geboten wird.
Und deshalb finden wir es,
finde ich es sehr wichtig, dass
man in frühen Jahren anfängt,
die
Kinder
mit
klassischer
Musik zu konfrontieren – hört
sich für mich komisch an - ,
aber es ihnen anzubieten. Und
außerdem
ist
das
Tradition:
Musik,
die
eine
viele
Jahrhunderte alt ist und auch
eine
große
kulturelle
Errungenschaft,
die
Menschheit
Und
hat.
die
man
muss Angst haben, dass das
verloren und das darf nicht
verloren
gehen.
Dafür
kämpfen wir.
Michael Gees: Ich stelle das
gar
nicht
fest,
das
Desinteresse,
weil
es
interessiert ja. Also, was wir ja
beispielsweise
Theater
bei
uns
machen,
im
das
interessiert ja. Das haben wir
ja jeden
Morgen,
den Gott
werden lässt, wir haben ja
nicht nur Kinder bei uns, wir
haben auch Heranwachsende
bei uns. Viele Vorstellungen
werden vor denen gespielt und
wir
haben
handfest
die
Erfahrung gemacht, dass sie
uns
diese
keineswegs
natürlich
Vorstellungen
-
nicht
jetzt
geht’s
immer
um
Musik, sondern oft um Theater,
aber zuweilen auch um Musik –
und
dass
die
uns
Vorstellungen
diese
keineswegs
auseinandernehmen
zerschwätzen
darüber
oder
oder
ablachen,
sich
sondern
dass die das ganz gut finden
und wichtig.
Die andere Seite ist, dass wir
dann
eben
auf
Sonntagnachmittag
auch
einem
zuweilen
Vorstellungen
produzieren und dann kommt
keiner
von
denen,
die
wir
eigentlich erreichen wollen und
dann frage ich mich immer,
was
ist
da
eigentlich
los?
Warum reicht das Interesse
nicht so weit, das Einzelne
sagen, ja, ich gehe dahin, weil
ich weiß, das ist schön, was die
machen
und
ich
vielleicht
sogar
noch
nehme
einen
Freund mit, also, den Ärger
habe ich ehrlich gesagt noch
nicht verstanden, dass dann
die Trägheit da größer ist oder
was weiß ich. Jedenfalls reicht
das nicht dazu, um zu uns zu
kommen.
Obwohl es Themen sind, also
ganz kurz, ich will das jetzt
nicht verbreitern, wir haben
aktuell einen Nathan bei uns,
Lessings Nathan, haben eine
sehr, sehr, sehr abgespeckte,
sehr
gekürzte,
sehr
straffe
Form vorgelegt. Das betrifft
natürlich
Menschen
genau
Ihres Alters, es betrifft alle
Menschen,
die
interkulturellen
mit
dem
Konflikt,
den
interreligiösen Konflikt, den wir
jetzt
alle
am
Bein
haben,
täglich hautnah zu tun haben
und alle sagen uns auch, ja,
das
Ding,
das
versöhnliche
inspirierend
hat
Kraft,
nach
eine
das
der
ist
Seite,
dass man sich einfach intimer,
näher,
interessierter,
aufgeschlossener
miteinander
befassen muss: Gespeist aus
Musik, gespeist aus Hingabe,
gespeist aus Geist! Aus Geist,
da bestehe ich darauf! Sagen
die auch und dann kommen sie
sonntags nicht. Den Wunsch
habe ich, aber den habe ich
jetzt nicht an Sie oder Ihre
Kolleginnen
und
Kollegen
gerichtet. Ich muss den weiter
verfolgen! Aber vielen Dank für
die Frage!
Dragan Milicevic: Ja, danke
an Johanna und Louisa und
vielen Dank noch einmal an
Sie,
Herr
Prégardien
und
natürlich
auch
an
Ihren
Begleiter,
Herrn
Gees
und
danke auch an Frau von Imhoff
fürs Kommen, und ich möchte
jetzt
auch
noch
hinweisen,
dass
Gelegenheit
für
darauf
jetzt
die
die
Schüler
wäre,
das
ein
oder
andere
Autogramm zu ergattern.
Christoph
Prégardien:
Ich
würde gerne noch was sagen,
und zwar, ihr habt das ja
wunderbar
vorbereitet,
aber
ich habe nur mal eine Frage.
Bestehen vielleicht von weiter
hinten
noch
irgendwelche
Fragen?
Vielleicht
gibt's
ja
noch Leute? Wir haben ja noch
Zeit, es ist ja erst 12:50 Uhr,
also wenn jetzt Fragen sind,
die nicht vorbereitet sind oder
entstanden
dieses
sind
im
Laufe
Gesprächs,
dann
können Sie, wenn Sie nichts
dagegen haben, diese gerne
stellen.
Herr
Müller-Willems:
Ja,
dann fange ich einfach mal an.
Ich habe neulich eine Sendung
über
Christa
[ANMERKUNG:
Ludwig
Deutsche
Opern- und Konzertsängerin.]
gehört,
eine
berühmte
Sängerin und die hat zu Hause
eigentlich mit ihrer Stimme nur
geflüstert. Nur mit Gestik hat
sie
sich
mit
ihrem
Mann
damals
verständigt
wundere
mich
Und
ich
darüber,
wie
locker sie mit ihrer Stimme
umgehen
können.
Ist
das
immer so oder legen sie einen
bestimmten Schongang ein?
„Flüstern
kann
nicht gut sein.“
Christoph Prégardien: Nein,
ich bin da sehr unkompliziert,
es
gibt
da
sehr
verschiedene
viele
Ansichten
darüber, also es gibt Pavarotti,
der hat auch gesagt, er hat
zwei
Tage
gesprochen
vorher
oder
nur
nicht
noch
Spaghetti gegessen, was weiß
ich. Das ist eine sehr seltsame
Vorstellung.
Ich
habe
mir
gesagt, ich probiere aus, was
ich kann, was meine Stimme
abkann
bzw.
wie
weit
ich
gehen kann. Was ich am Tag
vorher brauche oder am Tag
des
Konzertes,
ist
der
Vormittag. Da kann ich noch
üben, da kann ich auch noch
eine Probe haben, aber was
mir sakrosankt [ANMERKUNG:
unantastbar, heilig] ist, ist der
Nachmittag, also von 14 Uhr
oder so bis zum Konzert, das
ist so meine Vorbereitungszeit,
da brauche ich Ruhe, da muss
ich mich noch mal hinlegen
und
dann
in
aller
Ruhe
einsingen, dass ich abends um
acht fit bin. Die ganzen Sachen
wie
nur
noch
mit
Schal
rumlaufen, das habe ich mir
abgewöhnt, weil ich gemerkt
habe, ich bin nicht anfällig,
also
ich
normal
kann
im
auch
Winter
ganz
draußen
´rumlaufen, wenn's dann mal
richtig kalt ist, zieh ich auch
einen Schal an, wenn's regnet,
nehme ich einen Schirm, aber
ansonsten
Leben
zu
versuche
ich
ein
führen,
was
so
normal wie möglich ist. Es gibt
Leute wie Frau Ludwig, die das
anders handhaben, wer das
braucht,
okay.
Wenn
man
keine Kinder hat und keine
Familie und einen Mann, der
dafür Verständnis hat, dass sie
nur flüsternd durch die Gegend
läuft.
[flüstert]
Flüstern
Ich
manchmal
finde
ziemlich
gefährlich für die Stimme, das
kann
nicht
gut
sein.
Dann
lieber gar nichts reden und nur
noch schreiben.
Dragan Milicevic: Ja, sonst
noch Fragen?
Herr
Thomann:
Wie
viele
Konzerte geben Sie in einem
normalen Konzertjahr und wie
stimmen
Sie
das
auf
die
Programme ab? Müssen Sie
diese
auch
nachhaltig
verändern, wie sieht das aus?
„60
Abende
im
Jahr.“
Christoph Prégardien:
Ja,
das ist oft ein Problem, also,
wir haben uns im Laufe der
letzten 15-20 Jahre ein sehr
großes Repertoire erarbeitet.
Es gibt Stücke, die kommen
immer
wieder:
Winterreise,
Schöne
Müllerin,
Schwanengesang, auch andere
Programme,
die
wir
gemeinsam zusammengestellt
haben.
immer
Die
kommen
wieder,
dann
doch
ist
es
schön. Problematisch wird es,
wenn zu viele Programme in zu
kurzer
Zeit
hintereinanderkommen,
dann
muss man sehr genau planen,
dass
man,
wir
singen
ja
auswendig. Manchmal hab ich
Texte da stehen, also nur die
Texte,
nicht
Konzert,
die
aber,
Noten
ich
im
glaube,
abrufbereit habe ich so 10-15
verschiedene Programme, die
könnt
ich
morgen
Abend
singen. Sie fragten wie viele
Konzerte ich im Jahr habe, ich
habe das nicht gezählt. Also
ich schätze mal, meine Kölner
Anwesenheit
sind
ungefähr
100-120 Tage, also ich singe
so 60 Abende im Jahr noch
zusätzlich.
Ulrich Wirtz: Sie haben eben
noch gesagt, sie wollten uns
sagen, was ein guter Sänger
braucht,
also
was
für
Eigenschaften man braucht.
,,Durch
Technik
füllt man Säle.“
Christoph Prégardien: Nein,
ich wollte eigentlich was über
die
technische
Seite
des
Singens sagen. Viele wundern
sich sicher, dass man singen
lernen muss, also dass es ein
Studium gibt, des Gesangs. Ich
habe
das
gemerkt
bei
Recherchen für ein Buch, was
ich
geschrieben
habe,
für
Schott
[ANMERKUNG:
Zweitältester
und
Europas
größter Musikverlag mit Sitz in
Mainz], eine
DVD-Produktion
mit Buch dabei, und da hab ich
doch gemerkt, dass viele Leute
völlig
falsche
davon
Vorstellungen
haben,
wie
schwer
singen eigentlich ist, was man
da alles können muss dafür.
Das,
was
wir
machen
als
Sänger, ist ja kein natürlicher
Vorgang.
Mit
der
normalen
Stimme, so wie sie Volkslied
singen,
die
Normalfall
kann
kein
ja
im
Opernhaus
füllen. Das größte Problem ist
eine Stimme so auszubilden,
dass sie tragfähig ist, d.h. dass
das Oberton-Spektrum stimmt
und dass sie groß genug ist,
um z. B. die Tonhalle zu füllen.
Die hat, glaube ich, 1 500
Plätze ungefähr, wenn sie mal
die
MET
[ANMERKUNG:
Gemeint ist die Metropolitan
Opera in New York, einem der
weltweit
führenden
Opernhäuser
mit
3
900
Plätzen] gesehen haben in New
York, ein Riesending, die hat
über 3 000 Sitzplätze. Wenn
du in so einem Saal stehst - da
habe ich noch nicht gesungen,
in
der
Scala
[ANMERKUNG:
Gemeint ist die über 230 Jahre
alte Mailänder Scala, eigentlich
Teatro alla Scala, die weltweit
zu
den
wichtigsten
Opernhäusern
gezählt
wird.]
habe ich gesungen, da sind
auch über 2 000 Plätze – dann
denkst du, wie soll das gehen,
dass
du
mit
Stimmbändern
ungefähr
deinen
zwei
–
so
lang
mit
den
[zeigt
Fingern ca. 3 cm] – dass du
dieses Haus füllst. Aber das
funktioniert durch Technik. Das
kann nicht jeder lernen, aber
man
kann
es
lernen
und
vermitteln. Deswegen dauert
ein Gesangsstudium so lange,
weil der Körper, die Muskulatur
muss so trainiert werden. Das
ist
wirklich
Hochleistungssport.
ein
Aus dem Publikum: Können
Sie da ein Beispiel nennen,
sodass man sich das etwas
anschaulicher vorstellen kann?
Was lernt man beispielsweise
zuerst?
Christoph
Prégardien:
Ein
wichtiger Punkt ist die Atmung.
Was eigentlich im Mittelpunkt
steht ist der Tonansatz. Der
Tonansatz
heißt:
Wenn
ich
einen Ton singe, wo spüre ich
den? Viele Sänger reden von
der
Maske,
der
heißt
Vordersitz. Die Stimme muss
nach vorne, wenn die Stimme
hinten im Hals sitzt [macht
Geräusch
wie
Kermit,
der
Frosch], das ist schlecht, die
muss nach vorne [singt vorne
gelagerten, tragfähigen Ton].
Dann ist die Stimme schöne
vorne in der Maske, nennt man
das. Das ist ein Ton, der trägt
sehr
weit,
weil
er
viele
Obertöne hat. Aber das kann
nicht jeder gleich.
Wenn eine junge Frau oder ein
junger Mann zum ersten Mal
zum
Gesangsunterricht
kommt, dann muss ich erstmal
checken, welche Vokale sitzen
bei der/dem an der richtigen
Stelle. Bei manchen ist es „e“,
bei vielen das „e“ und das „i“,
also
die
hellen
Vokale,
bei
manch wenigen ist es das „a“.
Ich weiß nicht, wie das bei
euch
geht,
auf
welchen
Vokalen ihr gerne singt, wenn
ihr singt. Die meisten singen
eigentlich gerne auf „a“, bei
„e“ und „i“ geht der Hals zu.
,,MuskelaufbauTraining“
Ich
muss
also
mit
meinen
Ohren hören: Was ist gut? Und
wie kann ich jetzt alle Vokale
auf diese Ebene bringen, dass
die
an
der
richtigen
Stelle
sitzen in Kombination mit dem
Atem? Den hatte ich eben auch
schon
genannt.
Es
ist
ein
Unterschied, ob ich einen Ton
singe
-
ich
kann
das
mal
demonstrieren – [singt Ton,
der weiter hinten gelagert ist]
ein gestützter Piano-Ton, der
wirklich
sitzt,
auf
der
der
würde
Atemsäule
dann
so
klingen [singt gestützten Ton,
der tragfähiger und deutlicher
klingt] Das ist ein Ton, den
hört man sofort, der wesentlich
voluminöser klingt. Mit dem
ersten Ton kannst du vielleicht
ein Zimmer, ein Übezimmer
füllen. Aber jetzt z. B. bei so
einer
Aula
hier,
das
ist
natürlich schon ein bisschen
größerer Raum. Da musst du
schon
deinen
Körper
ein
bisschen anders benutzen. Und
das muss man lernen, das ist
quasi
ein
Muskelaufbau-
Training, wie Sportler oder wie
auch
andere
Musiker
das
lernen müssen.
Frau von Imhoff: Auch von
meiner Seite aus herzlichen
Dank an die beiden Künstler,
aber auch an Sie alle für die
Vorbereitung
und
Durchführung. Ich habe noch
zwei Bitten: Einmal hätte ich
noch gerne ein Foto gemacht,
hier direkt vor den Schülern,
wenn das möglich ist. Und
dann würde ich ganz gerne
auch noch mal wissen, weil wir
soviel über Sänger gesprochen
haben,
gibt
Ihnen
auch
es
denn
unter
Sänger,
die
eventuell auch in der Band
singen?
Meldungen]
[vereinzelte
Ah,
ja
–
sehr
interessant! Super! Weiter so!
Und Instrumentalisten? [viele
Meldungen]
Boah,
klasse!
Macht weiter so!
Chronistinnen und Chronisten: Kai Becker, Thomas Bochen, Marc-André
Kerber, Anastasia Przibylla, Lisa Remus – Vielen Dank!
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