Pädagogische Psychologie I

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Pädagogische Psychologie I
- ausgearbeitetes Skript WS 2007/2008 und SS 2008
Justus – Liebig Universität Gießen
Dieses Skript basiert auf den Vorlesungen und dem Skript zur„pädagogische Psychologie I“
(WS 07/08) von Prof. Brunstein, dem Lehrbuch „Pädagogische Psychologie“ (Krapp &
Weidemann, 2001) und Informationen aus dem Internet
Anne Maria Auler
1. Teil
2. Teil (A)
2. Teil (B)
3. Teil
4. Teil
5. Teil
6. Teil
7. Teil
8. Teil
Ausarbeitung zur Vorlesung: Pädagogische Psych.
Einführung
- Übungsfragen
- Leitbilder
- Historischer Rückblick auf die PP
- Arbeitsweise der PP (Theorie und RT – Training)
- Metaanalyse
Seite 3
Seite 3
Seite 4
Seite 5
Seite 10
Erziehungsziele und Erziehungswirklichkeit
- Einleitung
- Erziehungswirklichkeit
- Operationalisierung
- Erziehungstrainings
Seite 12
Seite 14
Seite 15
Seite 17
Erziehungsstile und Persönlichkeitsentwicklung
- Einführung
- Erziehungsstile
- Persönlichkeit und Erziehungsstil
Seite 22
Seiet 22
Seite 25
Lernen und Leisten als zielorientiertes Handeln
- Lern- und Leistungsziele
- Annäherungs- und Vermeidungsziele
- Zielbindungen und Zieleffektivität
Seite 29
Seite 37
Seite 39
Lehren und Lernen: Instruktionsorientierte Ansätze
- Strömungen in der Lehr- und Lernforschung
- Auf der Suche nach dem guten Lehrer
- Prozess – Produktforschung
- A(ptitude) – T(reatment)- I(nteraction)
- Egalisierung, Qualifizierung und Optimalunterricht
- Fähigkeitsgruppierung und „untracking“ – Programme
- Direkte Instruktion und offener Unterricht
Seite 43
Seite 43
Seite 44
Seite 44
Seite 46
Seite 51
Seite 53
Lernen und Wissenserwerb: Konstruktionsorientierte Ansätze
- Transmission vs. Konstruktion von Wissen
- Fall – vs. problemorientiertes Lernen
- Anchored Instruction
Seite 55
Seite 57
Seite 59
Selbstgeleitetes und kooperatives Lernen
- selbstgeleitetes Lernen
- kooperatives Lernen
- tutorielles Lernen
Individualisierung, Motivierung & computergestütztes Lernen
- Einleitung
- Programme zur Individualisierung
Determinanten schulischer Leistungen
- Einleitung
- Determinanten schulischer Leistungen
- Studien
- Frühförderung von Schülern
Seite 61
Seite 75
Seite 80
Seite 81
Seite 81
Seite 90
Seite 91
Seite 93
Seite 95
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Anne Maria Auler
Ausarbeitung zur Vorlesung: Pädagogische Psych.
Vorlesung 01: Einführung
Fragen
Leitbilder der Pädagogischen Psychologie (PP)
1. Wie ist die pädagogische Situation in der Lehr – Forschung? (Seite 3)
2. Beschreiben Sie die traditionelle und die aktuelle Perspektive.(Seite 4)
3. Welche Komponenten haben Instruktionsprozesse und was ist das normative Modell
der Instruktion? (Seite 4 – 5)
4. Beschreibe das Unterrichtsmodell nach Gagne! (Seite 5)
5. Beschreibe die 3 Komponenten des Expertentums beim Lernen! (Seite 5)
6. Was charakterisiert einen GSU? (Seite 6)
7. Was charakterisiert einen selbstgesteuerten Lerner? (Seite 6)
Historischer Rückblick auf die pädagogische Psychologie
8. Welche verschiedenen, historischen Forscher gibt es? (Seite 6 – 7)
9. Beschreibe die Doktrin der formalen Bildung! (Seite 7)
10. Beschreibe das „No child left behind“ Gesetz und den Zweck. (Seite 8)
11. Wie waren die Entwicklungsetappen der PP? (Seite 8)
Arbeitsweise der PP
12. Beschreibe die Arbeitsweise der PP! (Seite 8)
13. Beschreibe die Regeln für die Entwicklung von Interventionsprogrammen. (Seite 8)
14. Was sind die Merkmale des Expertentums von Lesen? (Seite 9)
15. Beschreibe das RT – Training, ein Interventionsprogramm (Theoretischer
Hintergrund, Instruktionsprinzipien, Teilnehmer, Methode, Ergebnisse). (Seite 9 – 10)
Metaanalyse
16. Wie lautet die Formel für die Effektstärke? (Seite 10)
17. Beschreibe die verschiedenen Schritte der Interpretation der Effektstärke. (Seite 11)
18. Was ist ein Moderatoreffekt? Nenne ein Beispiel. (Seite 11)
19. Nenne zwei Beispiele zu Studien mit Effektstärken! (Seite 11)
Leitbilder der pädagogischen Psychologie
Pädagogische Situation in der Lehr – Forschung
Nur 25% der Varianz ist durch rein schulische Einflüsse aufgeklärt.
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Anne Maria Auler
Ausarbeitung zur Vorlesung: Pädagogische Psych.
Traditionelle und aktuelle Perspektive
Traditionelle Sicht (Prozess – Produkt – Forschung)
Fokus auf Lehren: Was machen gute LehrerInnen?
- Effektive Informationsdarbietung
- Analyse der Lernvorraussetzungen
- Classroom Management
 Beschäftigung mit praktischen Fragen, wie zum Beispiel Merkmale von Lernen.
Lernender kommt nur als „Datenspender“ vor.
Aktuelle Sicht (Experten – Novizen Paradigma)
Fokus auf Lernen: Merkmale des Expertentum beim Lernen und was beim Denken von
Experten anders ist als bei Novizen.
- gute Informationsverarbeitung
- Selbstgesteuertes Lernen
- Kollaboratives Arbeiten
-
man braucht 10 Jahre um Experte zu werden (z.B. guter Psychotherapeut). Tagtägliche
Praxis ist wichtig
zum Beispiel: Vermittlung von Lernstrategien, motivationale und soziale Prozesse.
Bei Kindern mit Entwicklungsrückständen muss man sich auch als Experte in den
Novizenstatus wieder hineinversetzen können, um Kindern zu helfen.
Stück für Stück mitgetipptes samt Folien herüberkopieren (z.B. erst Erziehung, dann das
Löschen, dann das nächste)
Komponenten von Instruktionsprozessen (Wichtig für qualitativ hochwertigen
Lernprozess)
Competent Performance: Was soll gelernt und gefördert werden?
-
deklaratives und prozedurales Gedächtnis  Transfer vom deklarativen zu
Handlungen und so Automatisierung
Wissenserwerbstrategien
affektive und soziale Kompetenz
Kompetenz gelegentlich höher als Leistung, die man bringt (Bsp. Sportler in
Wettkampfsituation bringt geringere Leistung, als bei Training). Problem: Kompetenzen nur
über Leistung einschätzbar.
Bei Bachelorstudiengängen muss teilweise auch Nachweis von Kompetenzerwerb gebracht
werden.
Initial State of Learner
- Vorkenntnisse  Wichtig an bisher gelerntes anzuknüpfen.
- Lernvorraussetzungen  kognitive und soziale Fähigkeiten
Bsp.: erste Klasse problematisch da Kinder unterschiedliche Lernvorraussetzungen haben
Dieser Punkt basiert auf Prozess – Produkt Forschung
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Anne Maria Auler
Ausarbeitung zur Vorlesung: Pädagogische Psych.
Learning and state transformation processes: Wie können Ziele erreicht werden?
- Lehrmethoden zur Transformation von Novizen- und Expertenstatus
- Interaktion von Lehr- und Lernprozessen
Assessment and monitoring: Lernen und Lehren durch Feedback gesteuert
- Lernforschung und – probleme registrieren
- Evaluation der Effektivität von Instruktionsprozessen
Wichtiger Bereich der Diagnostik, da bei Lehrmethoden eventuell Methodik verändert werden
muss.
Verschaltung aller Elemente:
(normatives
Modell
der
Instruktion,
typische
Vorstellung aus Bereich der
Prozess – Produkt Forschung)
Unterrichtsmodell von Gagné
Expertentum beim Lernen:
3 Komponenten:
- effizientes strategisches Denken (Wissenserwerbstrategien…)
- gute Kooperation (es genügt nicht alleine zu lernen um optimale Lernergebnisse zu
erzielen; Problem hier: Verlustprozesse in Gruppen)
- gute Selbstregulation (Stimuluskontrolle, Zeitmanagement,…)
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Anne Maria Auler
Ausarbeitung zur Vorlesung: Pädagogische Psych.
Good Strategie User (GSU) (John Borkowski und Michael Pressley)
Einen GSU zeichnet aus:
- Kenntnis und Wissen um Anwendung von vielen Lernstrategien
- Auswahl, Planung, Reflexion und Überwachung von Strategien (Metakognition)
- Glauben, dass Wissen nicht von Gott gegeben ist, sondern selber erworben werden
kann (Inkremenztheorie im wesentlichen auch Position der Expertise)
- Intrinsische Motivation (mittlere Motivation, da wenn zu hoch: Angst), höhere Ziele
und Anstrengung
- Keine Angst vor Fehlern (Attribution des Misserfolges auf Faulheit und nicht auf
Doofheit)
- Hat viele Bilder eines „possible Selfs“ (Selbstbezogene Hoffnung Befürchtungen, die
Anreize für Initiierung von Lernprozessen geben, ohne diese Hoffnung kein Lernen
trotz Intelligenz  Underarchiever)
- Großes Wissen über viele Themen
- Unterstützung durch Eltern, Schule und Gesellschaft
Der Selbstgesteuerte Lerner
Er ist motiviert, effektiv und metagkognitiv aktiv. Große Überlappung mit dem GSU.
-
Lernumgebung: optimaler Ort zum Lernen, Stimuluskontrolle
Soziale Ressourcen: Sinnvoll z.B. zur Testung d.Wissens &Teilung von Lehrbüchern
Strategien
Selbstbeobachtung und –bewertung
Zeitplanung
Absichten und Ziele:
 Theorie 1: Man kann das Beste erreichen, wenn man Unmögliche will (auch wenn
Ziele nicht erreichbar sind, erreicht man mehr, als wenn man ein geringeres Ziel
hat)
 Theorie 2: Ideal ist mittlere Aufgabenschwierigkeit
Historischer Rückblick auf die pädagogische Psychologie
Positionen verschiedener, historischer Forscher zur pädagogischen Psychologie
Aloys
Fischer Pädagogische Psychologie ist die wissenschaftliche Erforschung
(Begründer
des der psychologischen Seite der Erziehung.
Faches)
Johann
Friedrich Pädagogik als Wissenschaft hängt ab von der praktischen
Philosophie und Psychologie. Jene zeigt Ziel der Bildung, diese den
Herbart
Weg, die Mittel und die Hindernisse.  Rein theoretisch: Keine
Bewertung von Erziehungsziele, sondern nur Bereitstellung von
Mitteln um diese zu Erreichen. Praxis sieht anders aus.
Erziehung , wenn es um einen absichtsvollen und von guten
Brezinka:
Absichten geprägten Prozess geht.  Dieser Begriff lässt sich auf
Intentionale
prof. Handeln anwenden (Pädagogen oder päd. Psychologen sollen
Erziehung
absichtsvoll handeln).
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Anne Maria Auler
Karl Josef
(1973)
Ausarbeitung zur Vorlesung: Pädagogische Psych.
 heutzutage weiß man, dass Erziehung reziprok und nicht
einseitig ist. (Handlungen der Eltern hängen von Kinderverhalten
ab)
Klauer Erziehung schließt funktionales Verhalten ein.
Betonung der Interaktion von Erzieher und Erziehenden.
Beachtung von allem, was in irgendeinerweise die Entwicklung von
Kinder und Jugendlicher beeinflusst
(Beispiel: Erziehungsstil verändert sich bei Lehrer je nach Klasse
in der er ist)
Klafki
(1970):
Begründung
des
„pädagogischen Bezugs“
1.
2.
Soziale Beeinflussung hat dem Wohl des jungen Menschen zu dienen
Die Definition dessen, was dem Wohl des jungen Menschen dient, hängt
von den jeweiligen historischen und gesellschaftlichen Bedingungen ab.
3. Pädagogisches Handeln hat an sich sowohl am gegenwärtigen
Entwicklungsstand als auch an den zukünftigen Lebensaufgaben des
jungen Menschen zu orientieren.
4. Erziehung hat das Ziel, Selbstständigkeit und Selbstverantwortung zu
vermitteln und damit, sich selbst überflüssig zu machen (Prinzip der
Selbsterziehung)
5. Sozialer Einfluss kann in pädagogischen Beziehungen nur in dem Maße
wirksam werden, wie der Edukand bereit ist, Einflüsse des Erziehenden
aufzunehmen.
6. Das pädagogische Verhalten ist ein Verhältnis der Wechselwirkung, in
dem alle Beteiligten sich gegenseitig beeinflussen und verändern.
 Vereinbarung der Positionen von Klauer und Brezinka
Doktrin der formalen Bildung
Historisches Beispiel für das Zusammenspiel deskriptiver und präskriptiver Merkmal der Lehr
– Lern – Forschung von Thorndike:
- Untersuchung der Frage, ob es bei Mathematik und klassischen Sprachen generellen
Transfer zu anderen Aufgaben gibt (Generalisierung)
- Experiment mit 13.500 Schülern führte zu keinem Zusammenhang zwischen
Mathematik, klassischen Sprachen und Generalisierung
- Transfer hängt eher von allgemeinen, intellektuellen Fähigkeiten ab.
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Anne Maria Auler
Ausarbeitung zur Vorlesung: Pädagogische Psych.
No Child left behind (NCLB)
US Bundesgesetz zur Förderung schulischer Bildung:
- Historischer Hintergrund: Kleine bis mittlere Wirtschaftskrise die zum Nachdenken
über Bildung führte.
- Ziel: Garantie für jedes Kind, dass es hohe Standards im Bereich der schulischen
Bildung (Lesen, Mathematik, Schreiben) erwerben kann (Afro – amerikanische Kinder
zeigen schlechtere Leistungen als weiße Kinder).
- mit Hilfe von standardisierten Verfahren Erfassung von Schulleistungen
- Zuweisung von Verantwortung für schlechte Leistungen, bei leistungsschwachen
Schulen Hilfe durch Expertenteams und schulinterne Maßnahmen zur
Qualitätsverbesserung (z.B. Personalentwicklung)
- Wenn keine Besserung, dann Sanktionen (Verlust von Arbeitsplatz, teilweise bis 75%
Entlassen bei einer Schule)
- Wenn Besserung, dann Aufhebung des Probation – Status
- Beteiligung der Erziehungswissenschaftlichen Forschung durch Testentwicklung,
Definition von Bildungsstandards, Beschreibung von Kompetenzstufen schulischer
Leistung und Maßnahmen zur Qualitätsverbesserung des Unterrichtes
Entwicklungsetappen der PP
-
Thorndike (1923): Grundlagenwissenschaft mit Anwendungsrelevanz
Skinner (1954): Grundlagenwissenschaft, die Beispiele für die Anwendung selbst
kreiert
Resnick (1981): Problemorientierte Disziplin mit eigener Grundlagen und
Anwendungsforschung
Arbeitsweise der PP
Theoretischer Hintergrund: Arbeitsweise der PP
- Forschungsprobleme: Veränderungsorientiert (Optimierung, Förderung, Intervention)
- Klärung der Bedingungsfaktoren: Förderung kognitiver Lernvoraussetzung,
Motivation, sozialen Fertigkeiten und Institutionen (z.B. Multiplikatoren in
Schulklassen) mittels Theorien
- Entwicklung v. Förderprogrammen: Strategien, Instruktions- und Trainingsprinzipien
müssen in realer Welt implementierbar sein!
- Evaluation der Effektivität von Förderprogrammen: Stärke, Nachhaltigkeit und
Generalisierbarkeit von Effekten  systematische Prüfung.
Regeln zur Entwicklung eines Interventionsprogrammes
- Modellentwicklung mittels Expertiseforschung (Beispiel RT: „gutes strategisches Lernen“, Experten
sollten Sinn aus Texten entnehmen und per Gedankenprotokoll ihre Strategien protokollieren)
- Prüfung des Modelles in der Referenzgruppe (Beispiel RT: Schüler eine bestimmten Klassenstufe, in der
Intervention stattfinden soll)
- Entwicklung von Regeln für das jeweilige Lernziel. Kein statisches Modell (d.h. nicht nur einmal
zeigen und vorführen), da Schüler mit der Zeit immer selbstständiger werden. (Beispiel RT:
Entwicklung von Regeln, die den Aufbau komplexer Strategien ermöglichen, vermittelbare Gliederung
der Bauelemente der Strategie)
- Prüfung der Effektivität (da oft kleine n bei Interventionsgruppen Effektstärke wichtiger als
Signifikanz), Nachhaltigkeit und Generalisierbarkeit (formative Evaluation: alle Maßnahmen zu Beginn
des Programmes und summative Evaluation: Ergebnisse nach einigen Monaten/ Jahren)
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Anne Maria Auler
-
Ausarbeitung zur Vorlesung: Pädagogische Psych.
Sicherung der Ökonomie und der Machbarkeit (minimalster Zeitrahmen, worauf kann verzichtet
werden, was ist nötig)
Merkmale des Expertentum im Lesen (Paddington und Braun)
- Wissen um die Konstruktion von Bedeutungen mittels Lesen
- Aktivation relevanten Vorwissens
- Konzentration auf Kernideen des Textes (z.B. durch Unterstreichen)
- Bewertung der Kerniden auf Konsistenz und Stimmigkeit mit dem Vorwissen (wenn
Vorwissen falsch, dieses revidieren)
- Überprüfung und Ziehen von Schlussfolgerungen aus dem Text (z.B. Vorhersagen
treffen)
- Selbstreflexion und Metakognition (Überwachung und Bewertung, ob man Sinn des
Textes erfasst hat)
 Metakognition (Steuerung + Überwachung der Sinnkonstruktion)
 Basis für Theorie vom RT Training
Beispiel für ein Förderprogramm: Reciprocal Teaching (RT) (Palinscar)
Sinn von RT:
- Förderung d.selbstständigen Konstruktion von Bedeutung und Sinn von Texten.
- dedizierte Vermittlung von Strategien an unerfahrene Schüler
Zielgruppe hatte:
- Rückstände im sinnentnehmenden Lesen von ca. 2 Schuljahren (ermittelt durch
standardisierte Tests, schwere Fragen: viele Textstellen + Vorwissen, einfache Fragen:
Antwort steht nur in einer Textstelel)
- Höchstens 40% korrekte Antworten b. curricular validen Trainingsaufgaben (baseline)
- Mindeskriterium für „flüssiges Dekodieren“ ist jeweils erfüllt (können flüssig lesen)
Strategien des sinnentnehmenden Lesen nach Autoren vom RT Training:
- Basiert auf 6 Merkmalen des Lesens von Paddington und Braun, heruntergebrochen
auf: Fragen stellen, Zusammenfassung („Tilge“, Abstrahiere, Suche und Wähle,
Konstruiere) eines zusammenfassenden Satzes für einen Textabschnitt), Fragen klären
und Vorhersagen treffen
- Makroregeln für Strategie zusammenfassen: „Tilge“ (triviale Informationen „tilden“),
Abstrahiere (Oberbegriff für Liste von Beispielen), Suche und Wähle (Auswahl eines
zentralen/ zusammenfassenden Satzes), Konstruiere (Konstruktion eines
zusammenfassenden Satzes für einen Textabschnitt. Wichtigstes Punkt da man
sinnentnehmende Lesen muss hierfür.)
Instruktionsprinzipien (des RT – Trainings)
- Informierte Instruktion: Vorgehen und Strategien erläutern und begründen
- Modellverhalten: Strategien und Anwendungen selbst vormachen („kognitives
Modelllieren“, auch Probleme einbauen zur Demonstration von Bewältigung)
- Integriertes Training: Flexible Anwendung der vier Strategien, damit Schüler lernen,
wann sie welche Strategie anwenden müssen
- Mastery Feedback: Individuelle Lernfortschritte zurückmelden (so Motivation zum
Weitermachen und gleichzeitig Werbung für Programm)
- Diskursive Vermittlung: Gruppeninteraktion und Metakognition, Schrittsollen Kinder
Lehrerweise übernehmen um Selbstständigkeit zu fördern (jeder soll mal dran sein).
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Anne Maria Auler
Ausarbeitung zur Vorlesung: Pädagogische Psych.
-
Scaffolding: Verantwortungsübertragung in die Zone der proximalen Entwicklung
(geht von Lösung von Aufgaben mit Hilfe von Erwachsenen/ Peers bis selbstständige
Lösung von Aufgaben)
Vorgehen:
- Instruktion des Strategiebegriffs und Lesestrategien ( 3 Stunden9
- Erläutern der Arbeitsweise (Reziprokes Lesen)
- Instruktor hat Rolle des Lehrers
- Rückmeldungen und Hilfestellungen
- Weitergabe der Rollen (Lehrerrolle an einen Schüler)
- Kommunikationsregeln (niemand quatscht dazwischen, wenn einer redet)
- Üben der Lesestrategien an längeren Texten in Kleingruppen (mind. 12 Stunden)
- Gruppenzusammensetzung: 4 -6 Schüler/innen, leistungsheterogen, ausgeglichenes
Geschwisterverhältnis
Methodik: 4 Gruppen
- Reciprocal Teaching (RT)
- Locating Information
- Nur Test, kein Training (Überprüfung der Lerneffekte durch reine Testwiederholung)
- Kontrollegruppe (weder Test noch Training)
Methodik: Ablauf
- Erhebung der Baseline, 24 Tage Intervention, Follow – up nach 8 Wochen
Methodik: Messungen
- Texte aus Trainingsprogramm, aus sozial- und naturwissenschaftlichen Texten
(Transferleistung), strategiespezifische Aufgaben
Ergebnis:
- RT: Anstieg von 50 % auf Niveau von Referenzgruppe nach 24 Unterrichtsstunden 
Aufholen des Rückstandes von 2 Jahren in 24 Unterrichtsstunden (sehr ökonomisch)
- in Nachfolgestudien zeigten sich auch noch Effekte unabhängig vom Ausgangslevel
(auch bei normal Lesenden)
- Locating Information: Kein Nutzen von Training
- Nur Test, kein Training und Kontrollgruppe: keine Verbesserung.
- bei RT Gruppe Generalisierung des Gelernten auf sozial- und naturwissenschaftliche
Texte.
Einschub: Metaanalyse
Kurzer Überblick
Statistische Techniken um Ergebnisse von mehreren unabhängigen Studien zu einem bestimmten Phänomen
statistisch zu einem Gesamtergebnis zu integrieren  bleiben Befunde konstant? Effektstärkemaß Chi² (d,r)
(Effektstärke = Signifkanztest/Größe der Studie) vs. Signifikanz (p).
Ziel: Quantitative Integration von Ergebnissen: zentrale Tendenz, Homogenität (Variabilität von Effekten),
Moderatorenvariablen
Effektstärke
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Anne Maria Auler
Ausarbeitung zur Vorlesung: Pädagogische Psych.
Interpretation von Effektstärken, Schritt für Schritt
1.
2.
3.
4.
5.
6.
Schritt: Bestimme die Effektstärke „d“
Konsultiere die z – Werte Tabelle
Lies das Flächenintegral ab
Drücke das Integral als Prozentrang (PR) aus
Wähle den „mittleren Schüler“ (PR = 50) als Bezugsgröße
Drücke die Differenz zwischen 4 und 5 als Veränderung in PR Punkten aus
o d = .20 (geringer Effekt)  entspricht Zuwachs von 8 PR – Punkten
o d = .50 (mittlerer Effekt)  entspricht einem Zuwachs von 19 PR – Punkten
o d = .80 (großer Effekt)  entspricht einem Zuwachs von 28 PR – Punkten
-
2 σ – Kriterium nach Bloom: d = 2 würde einem Zuwachs von 48 PR – Punkten
entsprechen
Moderatoreffekt: Theorie
Es wird untersucht, ob ein unabhängiges Merkmal ein anderes (abhängiges) Merkmal
beeinflusst. Ein Moderatoreffekt besteht, wenn ein drittes Merkmal ("Moderator") beide
untersuchten Merkmale beeinflusst. Im Extremfall besteht dann zwischen den beiden
untersuchten Merkmalen überhaupt kein Zusammenhang.
- Beispiel 1: Es wird ein starker Zusammenhang zwischen dem Absatz von Winterreifen
und dem Absatz von Schokoladennikoläusen festgestellt. Tatsächlich haben beide
Merkmale aber keinen Einfluss aufeinander, sie sind beide vom Moderator
"Jahreszeit" abhängig. Die in einer Untersuchung ermittelten Zusammenhänge sollten
stets auf mögliche Moderatoreffekte untersucht werden (Plausibilitätskontrolle).
- Beispiel 2: Alter als Moderator von unterschieden in Mathematikleistungen von
Jungen und Mädchen
Beispielsstudien mit Metaanalysen und Effektstärke
-
-
Metaanalyse von 16 RT - Studien:
o Mittlere Effektstärke für selbstkonstruierte Tests: .88
o Mittlere Effektstärke für standardisierte Tests: .32
o Kernbestandteil: Zusammenfassung und Fragen
o Kritisches Merkmal: Übernahme der Lehrerrolle (A. Demmrich)
o Effekte treten bereits nach wenigen Wochen auf (ca. 6 Sitzungen)
o Keine Moderation durch Klassenstufen und Leistungsniveau von Schülern
Peer – Assisted – Learning Strategies (PALS)
o Idee: Reziporkes Lernen in Lerntandems
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Anne Maria Auler
Ausarbeitung zur Vorlesung: Pädagogische Psych.
o Struktur: Modellverhalten und Training, Pairing (Ein Schüler mit hoher und
ein Schüler mit geringer Leistung, Tutor macht vor und korrigiert Fehler)
o Belohnungspunkte: Leistung, Teamarbeit
o Aktivitäten
 Partner Reading: korrektes lesen
 Paragraph Shrinking: Zusammenfassen und Kernaussagen identifzieren
 Prediction Relay. Vorhersagen und Klären
o Evaluation
 Preisgekröntes Programm mit hoher Effektivität und Okönomie bei
Internvention gegen Lernstörungen im Bereich des Lernverständnisses
 Durchschnittliche Effektstärke bei 2 – 6. Klässler: d = .65
Vorlesung 02 (A): Erziehungsziele und Erziehungswirklichkeit
Fragen
Erziehungsziele
1. Definiere Erziehungsziele! Nenne 3 Beispiele für Interenvtionsansätze. (Seite 12)
2. Beschreibe den Prozess der Auswahl von Erziehungszielen im Unterricht. (Seite 13)
3. Beschreibe die Erhebung und Quantifizierung von Erziehungszielen (Bruner, 1980)!
4. Beschreibe die Rangliste der Erziehungsziele von Grundschullehrern! (Seite 13)
5. Differenzierungsgrad von Zielbereichen nach Hofer (1986). (Seite 13)
6. Beschreibe verschiedene Schülertypen, die aus Erziehungszielen heraus resultieren
können. (Seite 14)
Erziehungswirklichkeit
7. Stimmen Ziele und Wirklichkeit des Unterrichtes überein? (Seite 14)
8. Wie veränderten sich die Erziehungswerte? (Seite 14)
Operationalisierung
9. Wie werden Verhaltensbegriffe operationalisiert? (Seite 15)
10. Nenne ein Beispiel von Operationalisierung für die pädagogische und die klinische
Psychologie, sowie Lehr- und Lernprozesse! (Seite 15)
11. Taxonomie kognitiver und affetkiver Lernprozesse (Bloom). (Seite 16)
12. Aufgabenanalyse: Beschreibe Beispiele, Vorgehen und Zweck! Wozu dient die
Balkenwaage? (Seite 16)
13. Beschreibe die Trainingsstudie zur Balkenwaage. Was fand Siegler heraus? (S.16– 17)
Erziehungstrainings
14. Beschreibe das „Teacher effektiveness Training“ von Gordon (Zweck, Techniken,…)
und das Problemlösetraining nach D’Zurilla und Goldfried. (Seite 17 – 18)
15. Beschreibe das Microcounseling nach Allen E. Ivey. (Seite 18)
16. Welche Komponenten haben Elterntrainings? (Seite 18)
17. Beschreibe das Erziehungstraining für Eltern von Vorschul – und Schulkindern von
Andreas Beelmann? (Seite 19)
18. Beschreibe das Triple – P Programm? Was sind Core – Parenting Skills? (S. 19 – 20)
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Anne Maria Auler
Ausarbeitung zur Vorlesung: Pädagogische Psych.
Einführung
Definition Erziehungsziele
Subjektive Erziehungsziele sind Vorstellungen und Dispositionen, die von Erziehern als
wertvoll beurteilt & mittels bestimmter Handlungen beim Edukanden verwirklicht werden
sollen.
- Diskrepanzen zwischen Erziehungszielen und Erziehungswirklichkeit häufig
- 3 Beispiele für Interventionsansätze
o Operationalisierung von Zielen in Verhaltensbegriffen
o Von der Spezifikation von Verhaltenszielen zur Analyse von
Aufgabenanforderungen und Denkprozessen
o Training erzieherischer Fähigkeiten
Prozess der Auswahl von Erziehungszielen im Unterricht (Tyler)
Erhebung und Quantifizierung von Erziehungszielen (Brunner, 1980)
- Freies Generieren von Erziehungszielen
- Inhaltsanalyse und Klassifikation einer Erziehungsziel – Taxonomie
- Formulierung standardisierter Items
Rangliste von Erziehungszielen bei Grundschullehrern (Prioritätenliste von 132
Primarlehrern)
1. Selbstständig denken lernen
2. Entwicklung von Selbstvertrauen
3. Lernen andere Menschen zu akzeptieren
4. Selbstständig handeln können
5. sich angstfrei äußern können
6. kreative Kräfte entwickeln können
7. Verantwortungsbewusstsein gegenüber Mitmenschen entwickeln
8. in Gruppen arbeiten lernen
… 13. Gut lesen können, 24. gut schreiben können
 Primäre Erziehungsziele sind soziale Kompetenzen, Entwicklung des unabhängigen
Denkens und Verantwortungsbewusstsein
 Erst weiter hinten kommen Fähigkeiten wie Lesen und gut schreiben können.
Differenzierungsgrad von Zielbereichen (Hofer, 1986)
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Anne Maria Auler
Ausarbeitung zur Vorlesung: Pädagogische Psych.
Erziehungsziele als Funktion von Schülertypen
Schülertyp
Intelligenzler
Unauffälliger
Leistungsschw
acher
Arbeiter
Quirl
-
Hohe Werte
Fachkompetenz
Arbeitsfreude,
soz. Kompetenz
Fachkompetenz
Arbeitsfreude,
soz. Kompetenz
Durchsetzungsverm
ögen
Angstreduktion
Konzentration
Durchsetzung
soziale Kompetenz
Fachkompetenz
Arbeitsfreude
Soziale Kompetenz
Konzentration
Soziale Kompetenz
-
Mittlere Werte
Durchsetzung
-
Niedrige Werte
Angstreduktion
Konzentration
-
Angstreduktion
-
Konzentration
-
Arbeitsfreude
-
Fachkompetenz
-
Durchsetzung
Angstreduktion
-
Konzentration
(selber Wert
Intelligenzler)
-
Arbeitsfreude
Angstreduktion
Durchsetzung
Fachkompetenz
wie
 Alle Typen gleich hoch sozial Kompetenz (Mittelwert 8 von 10), bis auf Quirl, der um
einen Punkt darunter liegt (7 von 10)
 Konzentration, Angstreduktion und Durchsetzung gehört zur Persönlichkeitsentwicklung
Erziehungswirklichkeit
Ziele und Wirklichkeit des Unterrichtes
-
Zwischen Lehrern mit eher „progressiven“ oder „konservativen“ Erziehungszielen
besteht kein bedeutsamer Unterschied im tatsächlichen Unterrichtsverhalten
Vernachlässigung von Zielen, die als besonders wichtig benannt werden (z.B.
Strategievermittlung, Binnendifferenzierung,…)
Wenig Zeit für Planung von Zielen aufgebracht, mehr Zeit für Planung und
Strukturierung eines Themas
Erziehungsziele von Lehrern weichen deutlich von den Erwartungen der allgemeinen
Bevölkerungen an der Schule ab (Vermittlung von Wissen, Fertigkeiten und
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Anne Maria Auler
Ausarbeitung zur Vorlesung: Pädagogische Psych.
Urteilskraft rangieren hier weit vor der Förderung von Selbständigkeit, Achtung vor
Mitmenschen und Lebensfreude)
Wertewandel
-
1966: Traditionelle Erziehungswerte: Gehorsam, Ehrlichkeit, Gute Schularbeiten,
Ordnung,…, Platz 21 erst Selbstständigkeit
-
1978:
o
-
Angestrebte, allgemeine Erziehungswerte:
Selbstbewusstsein, Kritik, Selbstständigkeit,
glücklich sein
o angestrebte Erziehungswerte in Konfliktsituation: Fast Gegenteil von allgemein
Erziehungswerten  Beherrschung, Gehorsam, Ordnung, still sein wichtiger als
Selbständigkeit, Glück, Kritisch sein, Selbstbewusst sein
WertewandelShellstudien (Hierarchierung von Werten nach Maslows Pyramide der dualten
Wertestruktur): Trend zu Selbstentfaltung und zwischenmenschlichem Vertrauen, weg von
Unterordnung
Mögliche Ursachen f. Diskrepanzen zwischen Erziehungszielen & Erziehungsverhalten
-
Erziehungsziele sind nicht konkret, müssen durch Verhaltensbegriffe definiert werden
Unklarheit über Anforderungen von Lernzielen und nötige Lernprozesse
Fehlende Erziehungsfertigkeiten
Operationalisierung (Basis ist Behaviorismus)
Operationalisierung von Zielen in Verhaltensbegriffen
- Welches Verhalten soll gezeigt werden
- Rahmenbedingungen des Verhaltens (auch zeitlicher Rahmen hiermit gemeint)
- Kriterium für den Erfolg
Beispiele
- Pädagogische Psychologie:
o Erziehungsziel: Optimale Persönlichkeitsentfaltung
o Erwachsene müssen Kinder bei den Bedürfnissen nach Kompetenz, Autonomie
und Zusammengehörigkeit unterstützen
o Kriterien für erfolgreiche Erziehungszielerfüllung: Psychosoziale Gesundheit
+ Lern – bzw. Lebenserfolg.
- Klinische Psychologie:
o Bestrebung (oberste Ebene, unkonkret): Vertrauensvolle Beziehungen schaffen
o Projekte (nächste Ebene, konkreter): Neue Partnerin finden
o Handlungspläne (untere Ebene, noch konkreter): Frau X zum zum Abendessen
einladen, im Fitnessstudie anmelden, am Samstag auf die Party gehen
o bei Bedarf kann man noch Art/ Zeitpunkt/ etc. d. Handlungspläne spezifizieren
 wichtig: Beginn der Beratung soll Zielklärung sein
 Therapeutisches, intensiveres Eingreifen, wenn sich Probleme bei der Beratung
zeigen, zum Beispiel Klient sozial sehr unsicher ist.
- Lehr- und Lernziele:
o Algebra: Schüler kann in 20 Minuten ohne weitere Hilfsmittel 8 von 10
Gleichungen eines bestimmten Typs lösen
Tyler – Matrix für ein soziales Lernziel
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Anne Maria Auler
-
-
-
-
Ausarbeitung zur Vorlesung: Pädagogische Psych.
Orientierungsplan für
den Unterricht der
Fähigkeit von
Konflikten
Matrix wird mit
Patienten gemeinsam
ausgefüllt, konkrete
Festlegung von
Situationen
Soziales Verhalten wird
vom basalen immer
fortgeschrittener
(eigene Bedürfnisse
äußern vs.
Kompromisse
schließen)
Interaktionspartner: Aufteilung auch nach Vertrau/ Unvertraut/ Erwachsene/
Gleichaltrige/ Gruppen/ Einzelpersonen
Taxonomie kognitiver Lernziele (Bloom)
- Hierarchisch aufgebaut (Wissen  Verstehen  Anwenden  Analysieren 
Synthese  Evaluation)
- Die unteren Stufen müssen da sein, wenn man etwas von der höheren Stufe erfüllen
will. Man muss etwas wissen, bevor man es versteht.
- Zweck der Taxonomie
o Diagnose des Unterrichtes
o Hilfreich bei Planung von Unterricht und Klausuren (keine Klausur auf der
höchsten Stufe stellen, wenn Schüler erst unterste Stufe beherrschen)
- Verhaltens – Inhalts – Matrix (Tyler) Hilfsmittel für Operationalisierungen
Taxonomie affektiver Lernziele
- Aufnehmen: Bereitschaft sich mit einem vorbesetzten Thema auseinanderzusetzen
- Reagieren: Wiedergabe von Meinungen, zumeist von Bezugspersonen
- Werte: Bildung eines eigenen Standpunktes, Aufbau einer Überzeugung
- Wertordnung: Integration der Überzeugung in das eigene Wertsystem
- Bestimmt werden durch Werte: Bildung einer Weltanschauung, Ausrichten des
eigenen Handeln an einem Wert
Aufgabenanalyse
- Zweck: Aufgabe in Relation zu vorhandenen Fertigkeiten stellen, Feststellen ob
jemand die Fertigkeit dafür hat, eine Aufgabe zu lösen (z.B. durch IST – 2000 R)
- Vorgehen: Identifikation kognitiver Komponenten einer komplexen Fertigkeit und sie
in einer Hierarchie von Lernschritten anzuordnen.
 erst die höheren Fertigkeiten (angestrebten Endzustand), dann „Prerequisite skills“
die für die höheren Fertigkeiten nötig sind.
- Beispiel 1: Umschüttaufgabe
o Frage: Kann Amanda die Umschüttaufgabe üben?
o Möglichkeiten zur Erfassung: Klinische Interviews, erste Urteile des Kindes,
Erstellunge einer Lernhierarchie und Prüfung der Vorläuferfertigkeiten
16
Anne Maria Auler
-
Ausarbeitung zur Vorlesung: Pädagogische Psych.
(Unterscheidung der Flächen von Rechtecken, Unterscheidung von Linien
unterschiedlicher Länge)
Beispiel 2: Balkenwaagen – Experiment
o Frage: Kippt die Balkenwaage nach links oder recht?
o Vorgehen zur Aufgabenanalyse: Identifikation von Produktionsregeln um
Vorläuferfertigkeiten festzustellen
 Regel 1: Gewicht wird nur bewertet (bei 5 – jährigen)
 Regel 2: Distanz fließt mit ein (aber keine perfekte Verrechnung beider
Dimensionen) (bei 9 – jährigen)
 Regel 3: Verrechnung von Gewicht und Distanz (auf Verhaltensebene
beginnen Kinder zu raten) (bei 13 – 17 Jährigen)
 Regel 4: Korrekte Analyse von Gewicht und Distanz, kein Raten mehr
 anhand der angewendeten Regel Rückschlüsse auf Entwicklung des Kindes.
 Produktionsregeln werden nicht überschrieben (Reaktionszeitexperiment
mit erwachsenen Expertinnen)
o Methodische Prüfung: gute Validierung der Balkenwaage!!!
Trainingsstudie zur Balkenwaage (Siegler)
- Design: 3 Gruppen (Gruppe 1: Regel I, Gruppe 2: Regel II und Gruppe 3: Training mit
Konfliktproblemen.), zweifaktorieller Plan
- Ergebnisse:
o bei Gruppe 1: keine Fortschritte
o bei Gruppe 2: Übergang von Regel I zu Regel II
o bei Gruppe 3:
 8 – jährige: Übergang von Regel I zu Regel II
 5 – jährige: Verwirrung und Ratlosigkeit
- Nachfolgestudie:
o Methoden:
 Protokollanalyse wie bei Expertisenforschung, Kinder wurden befragt,
wie sie vorgegangen sind bei Aufgabenlösung.  5 – jährige Kinder
enkodierten nicht Distanzinformationen
 Reproduktionstest (Wiedergabe von Bildern mit Balkenwaagen)  8
jährige Gewichtsinformation zu 73% korrekt, bei 5 – jährigen Kindern
keine Berücksichtigung der Distanz.
o Konsequenz der Studie: Siegler versuchte Kinder zu trainieren die
Distanzinformation mit zu beachten mittel expliziter Regelinstruktion 
Ergebnis: Anwendung, aber kein spontaner Gebrauch von Regel III
Erziehungstrainings
Über positive Beeinflussung der Eltern auch Einflussnahme auf die Entwicklung der Kinder
möglich. Zusammenarbeit mit Eltern daher wichtig bei Kinder und Jugendtherapeut.
Teacher Effectiveness Training (Thomas Gordon, 1974)
17
Anne Maria Auler
-
-
-
-
-
Ausarbeitung zur Vorlesung: Pädagogische Psych.
sehr bekanntes Programm
Größe der problemfreien Zone (z.B. gutes
Familienklima, wie gut man unterrichten
kann, usw.) wird eingegrenzt dadurch, wer das
Problem hat:
o Schüler/Kind
o Lehrer/Eltern
o Schüler/Kind – Lehrer/Eltern Konflikt)
 Effektive
Problemlösungsbewältigungsmechanismen
für diese drei Typen
Schüler, der Tisch zerkratzt und schwatzt, hat nicht das Problem, sondern eher der
Lehrer, da er nicht gut unterrichten kann, sich nicht respektiert fühlt nicht auf die
Ebene der Persönlichkeitsmerkmale gehen, wenn Kind im Unterricht externalisierend
auffällig ist, sondern auf Verhaltensebene bleiben.
Schüler hat Problem  „Zuhören“ (Listening Skills, Bereitschaft Schüler zuzuhören)
o Türoffner (Ermutigungen zum Sprechen), passives Zuhören
(Aufmerksamkeitszuwendung), aktives Zuhören (Entschlüsselung und
Spiegelung von Bedeutung), bestätigende Reaktion (Sprache der Annahme)
 Schulung der Zuhörfähigkeiten in der Gesprächstherapie
Lehrer hat ein Problem  Ich- statt Du- Botschaften, mit Klasse über Problem reden
o Du- Botschaften: nicht konstruktiv, man macht eigenes Problem zum Problem
anderer
o Ich – Botschaften: Verantwortungsübernahme, mit Klasse über Problem reden
(WENN: Beziehung zum Schülerverhalten darstellen, DANN: Effekt auf
Verhalten und Gefühle, WEIL: Wirkung von Schülerverhalten begründen)
o Beispiel: „Du bist der schlimmste Schüler, den ich je hatte“ vs. „Wenn Du
ständig mit Deinem Nachbarn redest, stört das die ganze Klasse und ich fange
an mich zu ärgern, weil ich mich dann auf dich konzentriere, statt mit der
ganzen Klasse an einem Thema zu arbeiten.“
o Anwendung: Wenn respektvoller Umgang in Klasse herrscht; desto verfahrener
die Situation, desto besser die Vorbereitung
Lehrer – Schüler – Konflikte: Vom Powerplay (es gibt einen machtvollen Gewinner)
zur „Sieg – Niederlagenlosen“ Methode zur Konfliktlösung (s. dazu
Problemlösetraining D’Zurilla und Goldfried)
5 Stufen im Problemlösetraining nach D’Zurilla und Goldfried (1971)
1. Entwicklung einer positiven Einstellung zum Problem (Weiterentwicklung mittels des Problems,
Erkenntnis, dass man nicht allmächtig ist)
2. Definiere und formuliere das Problem möglichst präzise
3. Generiere Lösungsalternativen (z.B. Brainstorming)  bei Lehrer – Schüler- Konflikt: Gemeinsame
Sammlung von Vorschlägen, alle Vorschläge aufschreiben
4. Bewerte die negativen und positiven Konsequenzen der Alternativen & entscheide Dich, welche Du wählen
willst.  bei Lehrer – Schüler- Konflikt: Begründetes Wegstreichen von Lösungen durch Schüler und
Lehrer
5. Plane die Ausführung und prüfe den Erfolg  bei Lehrer – Schüler- Konflikt: Vereinbahrung von
Richtlinien zur Unterstützung und Bewertung der Effektivität
Mikrocounseling nach Allen E. Ivey
- Prinzip: 3 Ebenen
o Counseling (höchste Ebene): Integration von Gesprächsfertigkeiten zur
Gestaltung von Beratungsprozessen
18
Anne Maria Auler
-
Ausarbeitung zur Vorlesung: Pädagogische Psych.
o Focusing (mittlere Ebene): Problem- und Zieldefinition, Beratung,
Beeinflussung/ Konfrontation
o Basic skills (niedrige Ebene): Zuhören/ Beobachten, Umschreiben/
Widerspiegeln, Fragen/ Ermutigen, Zusammenfassen
Evaluation (Metaanalyse)
o Microcounseling, No – Training oder alternatives Training
o mittlere Effektstärke d = .83, besondere starke Effekte bei Studierenden
o kein Einfluss auf: basale vs. komplexe skills, kurs vs. lange Trainings,
kontrollierte vs. naturalistische Settings, niedrig – inferente vs. hoch - inferente
Beurteilungsskalen
 Beraten kann gelernt werden
Komponenten von Elterntrainings
- Vermittlung von Strategie, welche die Eigenaktivität des Kindes fördern und die
sozialen Beziehungen in der Familie verbessern
o Informationen und Demonstrationen
o Analyse und Reflexion von Erziehungsverhalten mittels S – O – R – K – C
 Kontingenzvariabel sind z.B. Verstärkerpläne (schlecht ist
unvorhersehbares Elternverhalten)
 Analyse zusammen mit der Familie, damit es Konsens gibt
o Änderungswünsche und – pläne (präzises Planen damit konkretisiert wird)
o Rollenspiele zum Üben und Feststellen von Komplikationen
o Transfer in den Alltag durch „Hausaufgaben“
o Feedback und Unterstützung
Erziehungstrainings für Eltern von Vorschul- und Schulkindern (Andreas Beelmann)
- Grundidee: zentrale Themen werden angesprochen, positives Erziehen ist wichtig
(damit es kein „Gewinner – Verlierer“ gibt)
- Ablauf des Trainings
1. Vorspann (Einführung, Entwicklung fördern – positiv erziehen)
2. Bitten und Aufforderungen stellen – Regeln lernen und Kooperation einüben
3. Angemessenes Bestrafen bei Fehlverhalten, Grenzen setzen
4. eigene Emotionen regulieren (Wut, Ärger, Stress – Reaktion) bei
Verhaltensproblemen des Kindes
5. Stärkung der Kinderfreundschaften, Familienleben fördern
- Befunde (Studienteilnehmer waren Eltern von Vor- und Grundschulkindern):
o Eltern fanden Programme effektiv
o Starke Effekte auf elterliches Erziehungsverhalten (guter Transfer in
Alltagssituationen)
o Mittlere Effekte auf kindliches Problemverhalten b. normal belasteten Familien
o Schwache Effekte bei Familien in sozialen Brennpunkten
o Einschränkung der Daten: Befunde sind Aussagen und ausgefüllt Fragebogen
von Eltern, keine Beobachtungsdaten
o nach Prof. Brunstein gutes Beispiel für ein Erziehungstraining
Triple – P
- Grundprinzipien:
o sichere und anregende Umwelt (keine physischen Bedrohungen)
o Eltern sind die besten Lehrer (da Bezugspersonen)
o Realistische Erwartungen (unrealistisch hohe: Angst, Überforderung)
o Assertive Disziplin: Kinder brauchen Regeln und emotionale Wärme
19
Anne Maria Auler
-
o Glückliche und zufriedene Eltern sind die besten Eltern
Mehrebenenansatz (damit ist Triple – P berühmt geworden)
Ebene 1
-
Ebene 2
-
Ebene 3
Ebene 4
Ebene 5
-
-
Ausarbeitung zur Vorlesung: Pädagogische Psych.
-
-
-
Inhalt der Ebene
Universelle Information über
Erziehung
-
Methoden
Info durch Radio, Fernsehen,
Veranstaltungen, Bücher und Video
Kurzberatung für spezifische
Erziehungsprobleme
Indikation: spezifisches
Erziehungsproblem
-
erneutes Infomaterial
kurze Beratung
Kurzberatung und aktives Training
Indikation: spezifisches
Erziehungsproblem, Bedarf an Skill
Training
-
Intensives Elterntraining
Indikation: ganzes Spektrum von
Defiziten, festgefahrene
Problemsituation
-
Kurzintervention ( 1 – 4 Sitzungen)
Beratung (Verhaltensanalyse),
Problemlösen, Selbstbewertung
Einzelberatung, Gruppensitzung,
Telefonberatung
richtiges Verhaltenstraining
(Problemanalyse,
Modellverhalten,…)
Übungen unter Anleitung zu Hause
Gruppen- und Einzelsitzung
Therapie des Gesamtsystems
Stressbewältigung
Training erzieherischer Fähigkeiten,
sowie Fertigkeiten in
Selbstregulation/ Stressbewältigung/
Kommunikation und
partnerschaftlicher Unterstützung
Erweiterte Intervention auf
Familienebene
(familientherapeutischer Ansatz)
-
-
Core Parenting Skills in Triple P
o Beobachtungsfertigkeiten (merken, wenn Kind z.B. traurig aus der Schule
kommt)
o Fertigkeiten bei der Interaktion von Mutter und Kind (emotionsregulierende
Maßnahme, Reduktion des negativen und Erhöhung des positiven Affekts)
o Fertigkeiten in partnerschaftlichen Interaktionen (partnerschaftliche Interaktion
wirkt sich auch auf Kind auswirken)
o Neue Fähigkeiten und Verhalten beibringen
o Problemprävention in hoch risikoreichen Situationen
o Reaktion auf Fehlverhalten, erwünschte Verhalten ermutigen
Befunde:
o Effektivitätshinweise, aber schwache Kontrollgruppen (keine alternativen –
Trainingsgruppen)  schwer festzustellen, was effektiv ist.
o Einige Studien zeigen keine Unterschiede zwischen den Stufen (mittlere bis
starke Effekte bei Elternbefragungen)
o Andere Studien zeigen Unterschiede zwischen den Stufen
20
Anne Maria Auler
Ausarbeitung zur Vorlesung: Pädagogische Psych.
Vorlesung 02 (B): Erziehungsstile
Fragen
Einführung
1. Definition von Erziehungsstil (zwei Stück). (Seite 22)
Erziehungsstile
2. Was Variablen, bzw. Dimensionen sind bei Kinder- und Elternverhalten wichtig für
effektives Elternverhalten und somit kindliche Kompetenz? Beschreibe zwei
verschiedene Sichtweisen. (Seite 22)
3. Beschreibe die Trilogie der Erziehungsstile, sowie die zusätzlichen Typen. Beschreibe
auch Baumrinds methodisches Vorgehen und die Ergebnisse. (Seite 22 – 24)
4. Beschreibe das latente Pfadmodell der Wirkung partnerschaftlicher Zufriedenheit und
Interventionsmöglichkeiten. (Seite 24)
Persönlichkeit und Erziehungsstil
5. Beschreibe die Zusammenhänge zwischen Persönlichkeit und Erziehungsstil (Child
Rearing Report). (Seite 25)
6. Beschreibe das Zwei – Komponentenmodel (Hypothesen, Probleme, Dimensionen,
Beispiele). Beschreibe auch zwei Messinstrumente auf Basis des Modells. (S. 25 – 26)
7. Welche Korrelate von Belohnung und Bestrafung gibt es (häufig in Literatur zitierte
Unterschiede). (Seite 26)
8. Wie hängt Ängstlichkeit mit elterlicher Erziehung zusammen? Beschreiben Sie auch
eine Studie von Krohne, bes. die Ergebnisse, hierzu (Zusammenhang zwischen
Selbstbeobachtungsdaten und beobachtetem Verhalten, Überprüfung ob dies mit 2 Komponenten – Modell übereinstimmt,..). (Seite 27)
21
Anne Maria Auler
Ausarbeitung zur Vorlesung: Pädagogische Psych.
9. Welche Forderungen werden an die Erziehungsstilforschung gestellt? (Seite 27)
Einleitung
Definitionen
- Slavin: Generelle Muster von Verhalten, die Eltern nutzen, wenn sie mit ihren Kindern
umgehen.
- Krohne: Erziehungsstil bezeichnet eine Klasse theoretischer Konstruktionen, mit
denen interindividuell variable, aber auch intraindividuell vergleichsweise stabile
Tendenzen von Eltern beschrieben werden, in erziehungsthematischen Situationen mit
spezifischen Kindbezogenen Verhaltensweisen zu reagieren.  variierende
Verhaltensmuster, nicht jedes Kind wird gleich behandelt
Identifikation von Erziehungsstilen und Dimensionen des Kinderverhaltens
- Effektives Elternverhalten, familiäre Vorraussetzung für „optimale Kompetenz“ 
Kompetentes Kindverhalten
o Kindverhalten:
 Agency (Autonomie/ Assertivität, Einfluss, Leistung)
 Communion (Vertrauer Austausch/ Intimität, Verantwortung/ Hilfe,
Gemeinschaftlichkeit/ Affiltation)
o Elternverhalten:
 Demandingness (Anforderungen/ Regeln, Kontrolle/ Konsequenzen,
Herausforderungen bieten)
 Responsiveness (Wärme + Vertrautheit, Sensitivität + Unterstützung)
- nach Bacan: Agency und Communion Gegenpole
22
Anne Maria Auler
-
Ausarbeitung zur Vorlesung: Pädagogische Psych.
nach Baumrind: gemeinsame Entwicklung der Fähigkeiten zur Gemeinsamkeit und
Individualität
Erziehungsstile
Trilogie der Erziehungsstile (Baumrind)
-
-
Diana Baumrind untersuchte die optimale Kompetenz (soziale Assertivität – Agency und soziale Verantwortung – Communion) bei Kindern
Ziel der Studie: Unterscheidung von Eltern-/ Erziehungstypen, Feststellen der
Vorraussetzungen für „optimale Kompetenz“
Methode von Baumrind
o Teilnehmer: Familien aus Mittelschicht
o Messzeitpunkte: Vorschul-, Grundschul- und Jugendalter. Ab Grundschulalter
wurden 60 Familien zusätzlich mit hinzugenommen.
o Daten: Beobachtungsdaten, strukturiere Interviews, Fragebögen
 1. Likertskalen und Q – Sorts  bei Q – Sorts Bildung prototypischer
Kategorien mittels Zuordnung gleich vieler Kärtchen mit typisch und
untypischen Dingen je einer Person/ Kategorie
 2. Faktorenanalyse: R und Q – Technik, d.h. „flippen“ aus Zielen (VP)
werden Spalten und aus Spalten „Variablen“ werden Zeilen)
Ergebnis v. Typen v. Erziehungsstilen bei T1 (Vorschulalter) + Wirkungen aufs Kind:
Autoritär
Autoritativ
Demandigness &
responsiveness
Demandigness ↑,
Responsiveness ↓
Demandigness ↑,
Responsiveness ↑
Beschreibung des
Erziehungsverhaltens
- Strikte Durchsetzung
elterlicher Autorität
gegenüber dem Kind
- Kontrolle des
Kindverhaltens nach
eigenem Standard
- Sanktionierung des
Kindes bei norm –
abweichendem
Verhalten
- strikter Gehorsam: keine
Diskussion, keine
Erläuterung
- Emotionale Kälte trotz
hoher Anforderungen an
das Kind!!!
-
-
Verknüpfung von klaren
Regeln und Erwatungen
mit hohem Respekt und
emotionaler Wärme
gegenüber dem Kind!!!
Klare erläuterte und mit
Kind diskutierte
Verhaltensregeln
(Regeln gehen auch auf
Wirkung auf das Kind
-
negative Emotionalität
geringe Selbstständigkeit,
Neugier und
Leistungsmotivation (durch
Sanktionierung von
Eigenständigkeit)
- geringes Selbstvertrauen
- Jungen: Feindselig,
aggressiv
- Mädchen: submissiv,
abhängig
 geschlechtstypische
Merkmale bilden sich aus
 42% der Jungen und 18%
der Mädchen erlangen
optimale Kompetenz (Ergebnis
zu T2)
- positive Emotionalität
- hohe, soziale Sicherheit
- Selbstvertrauen bei neuen
Aufgaben
- sozial aufgeschlossen
- Jungen: kooperativ und
freundlich (Communion
höher)
- Mädchen:
23
Anne Maria Auler
Ausarbeitung zur Vorlesung: Pädagogische Psych.
-
-
Permissiv
Demandigness ↓,
Responsiveness ↓
-
-
-
Leistungsorientiert und
durchsetzungsfähig (Agency
höher)
 Erziehung gegen
Geschlechtsstereotype
 bringt am Ehesten optimale
Kompetenz bei Kindern
(Ergebnis zu T2)
- geringe Selbstkontrolle
- Hohe Impulsivität
- Geringe
Leistungsmotivation
- Richtung Psychotizismus
- Mädchen: geringe
Assertivität (soziale
Durchsetzungsfähigkeit)
 0% der Jungen und 20%
der Mädchen erreichen
optimale Kompetenz (Ergebnis
zu T2)
Ergebnis: zusätzliche Typen von Erziehungsstilen zu T2 (Grundschulalter):
Zurückweisend/
vernachlässigend
Traditionell
-
Bedürfnisse des Kindes
ein)
hohe Wertschätzung für
Disziplin und
Selbstständigkeit
Hohe Erwartungen +
emotionale Wärme +
Unterstützung
Gewähren von großen
Freiheiten, keine
Anforderungen
wenig Standards, Regeln
und Erwartungen
keine Bestrafungen bei
Fehlverhalten
„Auslebenlassen“ des
kindlichen Bedürfnisses
Emotionale Wärme kann
vorliegen oder auch
nicht
Demandigness &
responsiveness
Demandigness ↓,
Responsiveness ↓
Dem. ↑, Res. ↓ bei
Vater
Dem. ↓, Res. ↑ bei
Mutter
Beschreibung des Erziehungsverhaltens
- Eltern – Kind Beziehung eingeschränkt
- Eltern tun teilweise so, als hätten sie keineKinder
 Kein Kind erreicht optimale Kompetenz
- autoritative Erziehung mit verteilten Rollen
- geschlechtsstereotype Aufteilung von Rollen
 50% der Jungen und 43% der Mädchen haben optimale
Kompetenz
Ergebnis: Jugendalter (T3)
o Problemverhalten: Drogenkonsum (Alkohol und Marijuana),
internalisierendes (Angst, Depression, soz. Rückzug) und externalisierendes
(Aggression) Problemverhalten
o ausgewählte Befunde
Demandigness
-
-
-
Responsiveness
-
Fazit
-
Restriktive Kontrolle (Direktiv mit Konformitätsorientierung)
 Selbstwert, Assertivität und Prosoziales Verhalten gering
 wenig Problemverhalten, aber hohe Konformität
 z.B. bei Regelverstoß sofort Sanktion
Assertive Kontrolle (Aufmerksamkeit und Konfrontation)
hohe optimale Kompetenz, gute Beziehung zu Eltern, wenig
Problemverhalten
 bei Regelverstoß Familienkonferenz (jeder stellt seinen Standpunkt dar)
und treffen von Abmachungen
Rationale Kontrolle (Intellektualisierung)
 Ergebnis ähnlich zu assertive Kontrolle
 kein Effekt auf Problemverhalten
 bei Regelverstoß Gespräch nach dem Motto „Das fand ich nicht so gut“,
kein zum Ausdruck bringen eigener Gefühle und Bedürfnisse
Unterstützung, Wärme, Vertrauen  hohe optimale Kompetenz, kein Effekt auf
Problemverhalten
Effektives Erziehungsverhalten: Assertive Kontrolle + Responsitivität
Latentes Pfadmodell (Wirkung von partnerschaftlicher Zufriedenheit)
24
Anne Maria Auler
-
-
Ausarbeitung zur Vorlesung: Pädagogische Psych.
Untersuchungsergebnisse aus einer Längsschnittstudie (vor Geburt des Kindes, bis
Kind 3 – ½ Jahre alt war)
Analyse des externalisierendem Verhaltens des Kindes
Partnerschaftliche Zufriedenheit  Elterliche Wärme  Reduktion des
externalisierenden Verhaltens
Partnerschaftliche Unzufriedenheit/ Konflikte  Reduktion der elterliche Kontrollen
 weniger Reduktion des externalisierenden Verhaltens
Durch Intervention vor der Geburt (Besprechung Partnerschaftlicher Zufriedenheit,
Stressbewältigung, sozialer Netzwerke, Kindheits- und eigene Erziehungsgeschichte)
Förderung der autoritativen Aspekte der Erziehung elterlicher Kontrolle und
elterlicher Wärme
nach Brunstein sinnvolles Programm
Persönlichkeit und Erziehungsstil
Child – Rearing Pratice Report (diese Folien hat Brunstein übersprüngen)
- Brachte 3 Faktorenlösung zur Wirkung der Erziehung auf die Persönlichkeit:
Nurturance (Versorgung, warme Beziehung zum Kind, Pflege), Bestrafung und
Kontrolle
- Befunde zu dem Ansatz: Mütterliche, positive Affektivität
o Signifikante Korrelation mit mütterlicher, positiver Affektivität ( Panas
positiv, Extraversion) und Nurturance
o Signifikante geringe und hohe kindliche Negativität bei mütterlicher, positiver
Affektivität und Nurturance
o Signifikante geringe und hohe kindliche Positivität bei mütterlicher, positiver
Affektivität und Nurturance
- Befunde zu dem Ansatz: Mütterliche, negative Affektivität
o Signifikante Korrelation mit mütterlicher, negativer Affektivität ( Panas
positiv, Neurotizismus) mit Kontrolle, aber nicht mit Bestrafung
o Signifikante hohe kindliche Negativität bei negativer, müttlicher Affektivität
und Kontrolle
o Signifikant geringe kindliche Negativität bei mütterlicher negativer
Affektivität und Bestrafung
o Signifikante hohe kindliche Positivität bei negativer, mütterlicher Affektivität
und Kontrolle
25
Anne Maria Auler
-
Ausarbeitung zur Vorlesung: Pädagogische Psych.
Panas: Skalen zum Erfassen positiver und negativer Affektivität
Anmerkung: Nicht sicher ob meine Auswertung von der Graphik richtig ist!
Zwei Komponenten - Modell
- 4 Dimensionen (Je 2 bei Eltern und Kinder):
o Unabhängige Dimensionen (d.h. beliebige Kombination möglich) der Eltern:
 Unterstützung
 Strenge
o  Auswirkung auf Kinder:
 Gebotsorientierung: wird durch Unterstützung erreicht
 Verbotsorientierung: Kind reagiert auf Bestrafungen, eingeschränktes
Verhaltensrepertoire
 vorteilhaft: Unterstützung + Gebotsorientierung
 nachteilhaft: Strenge + Verbotsorientierung
-
-
operante Konditionierung: Für Verhaltensaufbau positive Verstärkung wichtig, bei
Bestrafung kommt eher Verhaltensunterdrückung und kein Lernen von Verhalten
Beispiel für das Modell:
o Aufgabe wird richtig vom Kind gelöst: Strenge und Unterstützende Eltern
reagieren positiv
o Aufgabe wird nicht gelöst:
 bei Unterstützung: Ermunterung weitermachen, Hilfestellung 
positive Auswirken auf die Ausbildung von Erwartungsemotionen,
Aufsuchendes Verhalten, Differenziertes Repertoire, kulturelle
Fertigkeiten  Entwicklung von Cleverness
 bei Strenge: Bestrafung, Sanktionierung  Verhalten wird inhibiert,
kein Erlernen neuer Verhaltensweisen, Konformität  Bravheit
(Ängstlichkeit) und Erlernen von Furcht
Messinstrumente zur Messung:
o Marburger – Erziehungsstil – Skala: Items zu Strenge und Unterstützung (hier
auch Items zur Emotionsregulation, da wichtig zum Abregulieren des
negativen Affektes des Kindes) für unterschiedliche Perspektiven (Items für
Kind, Mutter)
o ESI (Erziehungsstil – Inventar):
26
Anne Maria Auler
Ausarbeitung zur Vorlesung: Pädagogische Psych.

-
Items zu Strenge und Unterstützung mit den Unterdimensionen
Ergebnisorientiert oder durchführungsorientiert
 Items zu Inkonsistenz (Unterschied zu Marburgerskalen), da
unkalkulierbares Elternverhalten zur Unvorhersagbarkeit der Umwelt
und somit zu Ängstlichkeit beim Kind führen kann
Befunde zum 2 – Faktoren – Modell: Zum größten Teil gute, empirische Bestätigung.
Probleme bei dem 2 – Faktoren – Modell
o Distinktheit der Beziehung: Fehlende Unterstützung ist auch mit geringer
Leistung im schulischen Bereich verbunden, aber geringe Leistungen sind auch
Grund für die Entwicklung der Ängstlichkeit
o Birektionalität der Beziehungen: Eltern werden in erzieherischem Verhalten
auch von Kindverhalten beeinflusst (beim selben Kind ändert sich das
Verhalten je nach Situation. Unterschiedliche Erziehungspraktiken bei
Geschwistern).
o Nicht – lineare Beziehung: Beziehung kann auch kurvilinear sein
(Angstentwicklung bei zu viel Regel und bei zu wenig Regeln)
o Moderation durch Alter: z.B. bei Kognitionen oder intensive Unterstützung bei
Hausaufgaben im Grundschulalter passend, im Jugendalter dagegen nicht
mehr, wenn man in der Grundschule ein Kind intensiv bei den Hausaufgaben
betreut  Nullkorrelation möglich, bei verschiedene Altersgruppen
o zu viel Selbstberichtsdaten: Verfälschungstendenzen möglich, da es sein kann,
dass Korrelationen zwischen Selbstauskunft erzieherischem Verhalten und
Beobachtung von außen oft unter .3 sind.
Korrelate von Belohnung und Bestrafung
- Aktiv vs. passiv
- Selbstsicher vs. ängstlich/ unsicher/ konformistisch
- optimistisch vs. pessimistisch
- Hoffnung auf Erfolg vs. Furcht vor Misserfolg
Elterliche Erziehung und Ängstlichkeit des Kindes
-
Zwei Arten v. Ängsten: Leistungs-, Bewertungs- und Prüfungsangst und Schulphobie
o Merkmal bei Leistungs-, Bewertungs- und Prüfungsangst: Strenge,
Überforderung, Inkonsistenz/ Unvohersagbarkeit
o Merkmal bei Schulpobie: Welöölnig Zusammenhang mit Leistungsängsten.
Schule ist Realitätsinstanz, die der Familie das Kind „entreißt“  zu
symbiotische Mutter – Kind Beziehung kann dadurch bedroht werden,
besonders wenn Vater nicht bei Autonomieentwicklung hilft  Angst
 familientherapeutische Maßnahmen hier angesagt
Studie zur elterlichen Erziehung und Angstentwicklung des Kindes (Krohne, 1994)
-
Methode:
o Untersuchung unterschiedlicher Altersgruppen bis ins Jugendalter herein
o Vergleich zwischen Selbstauskünften der Mütter und Kinder
o Beobachtungen der Mutter – Kind Interaktionen in einem Labor
27
Anne Maria Auler
Ausarbeitung zur Vorlesung: Pädagogische Psych.
Ergebnisse
Korrelationen zwischen
Selbstauskünften der
Mütter und der Kinder
Berichtetes vs.
beobachtetes
Erziehungsverhalten
Zusammenhangzwischen
mütterl.
Erziehungsverhalten &
Kindmerkmalen
Einschränkung und Strafe
- Signifikant
-
signifikant f. Mutter & Kind
aversive Äußerungen werden von
der Mutter eingeleitet
- Gegenwehr hoch bei angstfreien
Kinder, keine Gegenwehr bei
Kinder mit Verhaltensinhibition
bei Strenge
 Mütterliche Dominanz bei
aversiver Interaktion
-
-
hyopthesenkonform mit 2 Komponenten – Modell: Man
fand durchgängig Symptome der
Ängstlichkeit und geringerer
Kompetenz
bessere Befragung der Kinder, da
hier höhere Korrelationen
Unterstützung und Lob
- Nicht signifikant, kein
Zusammenhang
-
Keine Signifikanz
zwischen beobachteten &
berichteten Verhalten
- aber unterstützendes
Verhalten der Mütter als
Reaktion auf
Problemäußerungen des
Kindes
 mütterliche Responsivität
bei Unterstützung
- nur teilweise als
hypothesenkonform: hohe
Unterstützung bei hoch
ängstlichen Kindern
Forderungen an die Erziehungsstilforschung
-
-
Bidirektionale Analyse in der aktuellen Interaktion
Längsschnittsuntersuchungen: Nachteil bei Querschnitt ist Moderatoreffekt des Alters
Kindmerkmale als Moderatoren berücksichtigen
Multi – Methoden – Studie: Um so mehr und unterschiedlichere Methoden, umso
interessanter, aufschlussreicher werden die Daten, zudem Problem der Verfälschung
bei Selbstbeobachtungsdaten
Elterntrainingsstudien (Intervention): komplexe Zusammenhänge können deutlich
werden, Prüfung der Theorien im Feld
Vorlesung 3: Lernen und Leisten als zielorientiertes Handeln
Fragen
Lern- und Leistungsziele
1. Was passiert bei Meisterung und Hilflosigkeit bei schwierigen Aufgaben? (Seite 29)
2. Beschreibe das Modell der Lern- und Leistungszielorientierung nach Dweck! (S. 29)
3. Womit kann man Lern- und Leistungszielorientierung messen? (Seite 30)
4. Was sind beeinträchtigende Effekte von Leistungszielen? (Seite 30)
5. Nenne einige Befunde zur Zielorientierung und dem Fähigkeitskonzept. (Seite 30)
6. Beschreibe eine Studie zur Lernzielorientierung, Intelligenz & Selbstvertrauen (S. 31)
7. Beschreibe eine Metastudie zur Lernzielorientierung. (Seite 31)
8. Beschreibe eine Trainingsstudie zur Lern- und Leistungszielorientierung, sowie das
resultierende Pfaddiagramm. (Seite 31 – 32)
9. Ist Leistungszielorientierung immer hinderlich? (Seite 32)
10. Beschreibe eine Studie zu erzieherischen Verhalten der Eltern bei Hausaufgaben in
Bezug auf Meisterung und Hilflosigkeit bei Schüler! (Seite 32)
28
Anne Maria Auler
Ausarbeitung zur Vorlesung: Pädagogische Psych.
11. Beschreibe Ergebnisse der Studie zur Beziehung der Interaktion von Mutter – Kind
und Meisterungs-/ Hilflosigkeitseinstellungen! (Seite 33)
12. Beschreibe eine Studie zur Entwicklung von Misserfolgsfurcht und Erfolgszuversicht
durch Hausaufgabenbetreuung von Müttern! (Seite 33)
13. Warum reagieren Jungen und Mädchen bei Misserfolgsituationen anders und wie
reagieren sie? (Seite 33)
14. Wie ist der Zusammenhang zwischen Klassenklima und Lern- und
Leistungszielorientierung? (Seite 34)
15. Beschreibe die Korrelate von Lern- & Leistungszielorientierung im Unterricht! (S 34)
16. Beschreibe die Unterschiede von Lehrer/innen, die Hilflosigkeit oder Meisterung
„fördern“! (Seite 34 )
17. Beschreibe eine Trainingsstudie zum Fördern von Origins (Meisterungsorientierung)
an einer Schule! (Seite 34)
Annäherungs- und Vermeidungsziele
18. Was ist der Personal – Goal Tree? (Seite 37)
19. Beschreibe Annäherungs- und Vermeidungsziele? Was zeichnet sie aus, wie entstehen
sie, mit was korrelieren sie und was ist die effektivste Kombination? (Seite 37 – 38)
20. Beschreibe eine Studie zur Untersuchung von Annäherungs- und Vermeidungsziel und
Examensleistung? (Seite 38)
21. Beschreiben Sie eine Studie zur Intervention bei Vermeidungszielen! (Seite 38)
Zielbindungen und Zieleffektivität
22. Zielbindung und Zieleffektivität: Was zeichnet sie aus, wann ist eine Zielbindung
hoch, in welchem Zusammenhang steht sie mit dem Studium (3 Studien), welche Vorund Nachteile hat starke Zielbindung! (Seite 39 – 40)
23. Beschreibe Heckhausens Modell! (Seite 40)
24. Beschreiben Sie das Personal „Goal – modell of wellbeing“ von Brunstein und
Schultheiß! (Seite 40)
25. Beschreiben Sie eine Studie von Brunstein zu persönlichen Zielen und emotionalem
Wohlbefinden? (Seite 41)
26. Beschreiben Sie eine Interventionsstudie z. Training d. Zieleffektivität v. Dargel
(2005). (S. 41)
27. Beschreiben Sie eine Interventionsstudie zum Training der Zieleffektivität von
Brunstein (2007)! (Seite 41)
Lern- und Leistungsziele
Hilflosigkeit vs. Meisterung bei schwierigen Aufgaben
-
Meisterung: Erhöhung der Ausdauer, der Leistung und Anstrengung. Schwierigkeit
ist Stimulus um eigene Leistung zu verbessern.
Hilflosigkeit: Anstrengung wird eingestellt, Ausdauer und Leistung heruntergefahren.
Instrumentelle Handlungen werden eingestellt. Es kann so zu Generalisierung auf
andere Aufgabenbereiche kommen.
Lernziel- vs. Leistungsziel – Orientierung (Dweck)
29
Anne Maria Auler
-
-
Ausarbeitung zur Vorlesung: Pädagogische Psych.
Didaktisch hilfreich, da zwei Welten – Theorie: Welt der Lern- und Welt der
Leistungszielorientierung, die gegeneinander stehen.
Zuwachstheorie d. Begabung & Entitätstheorie d.r Begabung sind subjektive Theorien
Selbstvertrauen hier als Selbstvertrauen in eigene Fähigkeiten gemeint
Thesen von Dweck:
o Zuwachstheorie der Begabung (Begabung ist Ergebnis des Lernprozesses) 
Lernzielorientierung (in bes. in schwierigen Situationen/ etwas geht schief) 
immer Meisterung, da man sich intraindividuell vergleicht und kleine
Fortschritte registriert.
o Entitätstheorie der Begabung (Intelligenz geht von Genen und daher keine
Beeinflussung möglich)  Leistungszielorientierung: (bes. bei schwierige
Situation/ etwas geht schief)  niedriges Selbstvertrauen: Hohes Risiko für
Hilflosigkeit, hohes Selbstvertrauen: Meisterung.
Beispiel: Neue Sportart „Surfen“ erlernern
o Leistungszielorientiert: Vergleich mit anderen Kursteilnehmern, Lenkung der
Aufmerksamkeit weg von der Aufgabe, weniger Ausdauer
o Lernzielorientiert: intraindividueller Fortschritt wird geschaut, jeder kleine
Fortschritt ist das nächste Ziel (wie bei Verhaltenstherapeutische Maßnahmen)
Erfassung der Lernzielorientierung
-
Motivational Orientation Scales (Nicholls, Patashnick und Holen)
SELLMO: Skalen zur Erfassung von Lern- und Leistungsmotivation (Spinat,
Stiensmeier – Pelster, Schöne & Dickhäuser)
Lernziele und Leistungsziele bilden in der Faktorenanalyse 2 Dimensionen. Schüler
können somit jede beliebige Kombination der Dimensionen aufweisen  Widerspruc
zu 2 – Welten Theorie
Beeinträchtige Effekt von Leistungszielen
- Fehlender Glaube an die Wirksamkeit eigener Anstrengung: Bei der Schule
braucht man aber Anstrengung um alles Lernen zu können. Bei Entitätstheoretikern
30
Anne Maria Auler
-
-
-
Ausarbeitung zur Vorlesung: Pädagogische Psych.
auch Bequemlichkeit: Ich habe halt wenig Intelligenz, daher hilft mir Anstrengung eh
nicht.
Anstrengungsvermeidung: hohe Anstrengung = geringe Fähigkeit: Zum Beispiel,
wenn jemand eine 1 ohne Anstrengung schreibt, ein anderer sich angestrengt aber nur
eine vier geschrieben hat.
Geteilte Aufmerksamkeit: Lernprozess vs. Sorge über Ergebnis: Arbeitsspeicher,
den man eigentlich für Bearbeitung der Aufgabe braucht ist mit der Sorge statt dem
Lernen beschäftigt
Negativer Affekt: Besorgtheit, Leistung über die Regulation des negativen Affektes
beeinflussbar.
geringe, intrinsische Motivation: Lernen wäre extrinsisch und würde keinen Spaß
machen, wenn man nur besorgt ist, ob die anderen besser als man selbst sind.
Befunde zur Zielorientierung und dem Fähigkeitskonzept (Elliot & Dweck)
- Folgen dieser Untersuchung: Einige Befunde passten nicht zum Modell, daher kam
es zur Weiterentwicklung
- Methode:
o VP: 10 – 12 Jahre alt, bei jüngeren Kinder kognitive Entwicklung nicht so weit,
dass es zur Differenzierung von unterschiedlichen Ursachenfaktoren
(Begabung, Anstrengung), erst im Verlauf der Grundschulentwicklung.
o Vorgehen: Kinder sollten eine Aufgabe lösen, bevor sie das machten:
 Lern- und Leistungszielinstruktion (z.B. „ihr habt eine Aufgabe, an
denen könnt ihr gut lernen und besser werden“ oder „einige werden es
gut hinkriegen, andere nicht“)
 Manipulation von Ergebnissen eines Vortest (Kinder hätten Aufgabe
hervorragend und andere hätten diese schlechter gemeistert) und
angekündigt, dass jetzt ähnliche Aufgaben kommen.
o Überprüfte Frage: Verbessert sich strategisches Niveau, bleibt es gleich oder
Zusammenbruch, wenn eine Aufgabe unlösbar ist.
- Befunde:
o Lernzielorientierung:
 Zwischen den Fähigkeitsgruppen gibt es keine Unterschiede.
 kleiner Anteil verbesserte sich, großer Teil blieb gleich gut
o Leistungszielorientierung:
 Selbstzuschreibung geringe Fähigkeiten: deutliche, signifikantes
Nachlassen bei Kindern
 Selbstzuschreibung hohe Fähigkeiten: mehr Verbesserungen als bei
Lernzielorientierung (insgesamt 38%), bei 35% blieben Leistungen
gleich und bei 30% verschlechterten sich
Studie zu Leistung, intelligenztheorie und Selbstvertrauen (Henderson & Dweck)
-
-
Methode: Vergleich der Leistungen von Schülern, die auf Basis der Leistungen in der
6. Klasse für die 7. Klasse prognostiziert wurden. Erfasst wurden die
Begabungstheorien der beteiligten Schüler untersucht. Nur Entitätsitems, da zu hohe
soziale Erwünschtheit bei Inkrementsitems
Ergebnisse:
o Incremental Theorie:
 hohe Selbstvertrauen, fasst gleiche Noten wie vorhergesagt
31
Anne Maria Auler
Ausarbeitung zur Vorlesung: Pädagogische Psych.

niedriges Selbstvertrauen: tatsächlich erreichte Leistung liegt
signifikant über der erwarteten Leistungen (over – achieveres, die mehr
leisten, als sie erwarten)
o Entity Theorie:
 geringes Selbstvertrauen: fasst die gleichen Noten, wie vorhergesagt
 hohes Selbstvertrauen: tatsächliche Leistung liegt unter der Erwarteten
Leistung (in vorangehender Leistung war dies anders)  gerade bei
hohem Selbstvertrauen Entitätstheorie hoher Risikofaktor für niedrige
Leistung
Metaanalyse zur LLZ – Orientierung (Utman)
- Methodik:
o 43 Vergleiche von Lernziel – vs. Leistungszielorientierung aus 24 Studien
o Experimentelle Induktion von Zielorientierungen
o AV: Aufgabenleistung
- Ergebnisse:
o mittlere Effektstärken: d = .53 (bessere Leistung bei Lernzielorientierung)
o Es gab eine hohe Varianz in den Ergebnissen, daher Moderator: Komplexität
der Aufgabe  Lernzielorientierung bei komplexen Aufgaben besser als
Leistungszielorientierung, da Lernzielorientierung tiefere Verarbeitung
Kreativität fördert.
Trainingsstudie zum Erlernen einer komplexen Aufgabe (Ford et. al)
- Methodik:
o Teilnehmer: 98 Psychologiestudierende
o Aufgabe: Steuerung eines simulierten Marineradarsystems
(Objektidentifikation und Verschiebung des eigenen Schiffes)
o Trainingsdauer: 2 Tage
o Variablen:
 Zielorientierungen: Lernziel- vs. Leistungszielorientierung (mittels
Fragebogen)
 Lernstrategien: Metakognition (z.B. Fehleranalyse, Selbstreflexion),
Aktivität (Nutzung der Lernzeit), identische Elemente (Arbeit an
Transferaufgabe)
 Lernergebnisse: Wissenstest (über das Marineradarsystem),
Trainingsleistung bei Testaufgaben (identisch mit den
Trainingsaufgaben), Selbstwirksamkeit (Selbstvertrauen, die
Anforderungen zu meistern)
 Transferleistung bei einer Aufgabe höherer Schwierigkeit (Aufgaben
ähnlich der Testsituation, allerdings schwerer)
- Ergebnisse (grüne Pfeile = positiver Effekt, rote Pfeile = negativer Effekt)
32
Anne Maria Auler
Ausarbeitung zur Vorlesung: Pädagogische Psych.
Ist Leistungszielorientierung unter allen Bedingungen nur hinderlich? (Harackiewicz)
- Variablen:
o UV: Mastery und peformance goal, work avoidance, test anxiety
o AV: Interesse, finale Note
- Ergebnis:
o !!!!Lernzielorientierung hat über Interesse, aber nichts über die Leistung
vorhergesagt
o Leistungszielorientierung hat Leistung (endgültige Note) vorhergesagt (wie
auch in vielen anderen Untersuchungen, die mit Studierenden gemacht haben);
o Negativer Zusammenhang zwischen Arbeitsvermeidung und finale Note,
Testangst und finale Note
Studie zu erzieherischen Verhalten der Eltern bei Hausaufgaben in Bezug auf
Meisterung und Hilflosigkeit bei Schülern (Hodoka und Fincham)
- Methodik
o
o
o
-
VP: 11 meisterungsorientierte und 10 hilflose Schüler der 3. Klasse samt ihren Müttern
(Auswahl über Normierungsverfahren – Lehrer – und Fragebogen)
Vorgehen: Kinder sollten zusammen mit ihren Müttern als Hausaufgabe WISC – Block Design
Aufgaben, Anagramme, Gridlock und Wortspiele lösen, die teilweise unlösbar waren.
Messungen: Aufzeichnung der Interaktionen durch Kamera
Ergebnis (der lag – 0, also unmittelbaren, Reaktionen):
o Mütter der meisterungsorientierten Kinder machen Gegenregulationen bei
allen drei Kommentaren  Kind äußert Negatives, Mutter besetzt Gegenpol
 Kind zweifelt an Fähigkeit  Mutter versucht Zweifel wegzuräumen
 Kind will abbrechen  Mutter ermutigt Arbeit fortzusetzen
 Kind äußert negative Gefühle  Mutter bietet Strategiehilfen an
o Mütter der hilflosen Kinder verstärken die Äußerung des Kindes  Mütter
besetzen selben Pol wie Kind, keine Gegenregulation
 Kind zweifelt an Fähigkeit  Mutter gibt Kind da Recht
 Kind will abbrechen  Mutter hört auch mit der Arbeit auf
 Kind äußert negative Gefühle  Mutter verstärkt diese Gefühle
Ergebnisse der Studie zur Beziehung der Interaktion von Mutter – Kind und
Meisterungs-/ Hilflosigkeitseinstellungen
33
Anne Maria Auler
Ausarbeitung zur Vorlesung: Pädagogische Psych.
Ergebnisse zum „lauten Denken“ von meisterungsorientierten vs. hilflosen
Probanden beim Problemlösen
o Person mit Meisterungseinstellung überwindet Misserfolg durch
Selbstbekräftigung, Selbstinstruktion (nicht aufzugeben) und effiziente
Strategie
o Personen mit Hilflosigkeitseinstellung haben Zweifel, Kontrollverlust,
Wechsel zu ineffizienten Strategien
 Muster spiegeln sich im Dialog zwischen Mutter & Kind wieder (s. auch Studie oben)
 was sich bei den meisterungsorientierten Kindern in der sozialen Interaktion mit den
unterstützenden Eltern vollzieht, vollzieht sich im späteren Leben innerlich
-
Studie zur Hausaufgaben und Leistungsmotivation (Trudewind & Hasurak)
-
Methode: Beobachtung der Hausaufgabenbetreuung und Entwicklung von
Misserfolgsfurcht und Erfolgszuversicht bei Schulanfängern
Ergebnisse:
Orientierung an
Normen
Anspruch an
Kinder
Verhalten bei
Erfolg/ Misserfolg
Attribution des
Misserfolges
Verhalten von Müttern von Kindern,
welche Erfolgszuversicht entwickelten
An individueller Bezugsnorm
Verhalten von Müttern von Kindern,
welche Misserfolgsfurcht entwickelten
An sozialer Bezugsnorm
Realistische Leistungserwartungen
Überforderung
Ermutigung bei Misserfolg, loben bei
Erfolg
Anstrengungsmangel
Tadeln bei Misserfolg, selten loben bei
Erfolg
Begabungsmangel
o Tadeln bei Misserfolg ist bekannt aus Erziehungsstilforschung
 kognitive Faktoren zum Misserfolgsangst, Erfolgszuversicht werden im
Elternhaus mit gebildet (familiäre Erfahrungen wichtig), die nachhaltig Einfluss
auf die Persönlichkeitsentwicklung haben
 Konsequenz: Leistungsmotivationstrainings sollte auch im Hinblick auf die
Eltern gemacht werden (auch die Eltern sollten sich verändern im Hinblick auf das
Muster der erfolgszuversichtlichen Eltern)
Unterschiede zwischen Jungen & Mädchen bei Misserfolgsreaktionen (Dweck & Licht)
- Beobachtungen: Mädchen attribuieren Misserfolge eher auf Fähigkeitsmangel als
Jungen und zeigen nach tatsächlichen Misserfolgen häufiger pessimistische
Erwartungen und motivationale Defizite. Am deutlichsten waren diese Unterschiede
im Fach Mathematik ausgeprägt
- Grund:
o Jungen werden häufig getadelt, aber nicht wegen ihrer Leistung, sondern
wegen ihrer Faulheit und ihres Sozialverhaltens  Leistungsbereich bleibt
relativ unangetastet, Fähigkeitskonzept bleibt häufig unbeschädigt, sogar bis
zum Ende der Schullaufbahn  geringere Wahrscheinlichkeit der Hilflosigkeit
o Mädchen werden seltener getadelt (bes. da sie weniger stören), wenn getadelt
dann für schlechtere Leistung  Attribution des Tadels auf Fähigkeitsmangel
 größere Wahrscheinlichkeit für Hilflosigkeit
 Bei Mädchen internalisierendes Verhalten wahrscheinlicher
34
Anne Maria Auler
Ausarbeitung zur Vorlesung: Pädagogische Psych.
Beschreibe den Zusammenhang mit Klassenklima und Lern- &
Leistungszielorientierung! (Ames & Archer)
-
Die Merkmale von Leistungsziel- und Lernziel hängen alle miteinander zusammen
Korrelate von Meisterungs- und Leistungszielorientierung im Unterricht
- Beziehung von Meisterungszielen zu:
o Lernstrategien (dadurch Aufgaben besser meisten)
o positivere Einstellungen zum Unterricht
o mehr Suche nach Herausforderungen (dass man sich Aufgaben stellt, die schief
gehen können)
o gute Leistungen werden auf Anstrengung und gute Lehrerin zurückgeführt
o bei Misserfolgsattribution: Verantwortung für den Misserfolg bezieht man
nicht auf sich selbst
- Leistungszielorientierung
o Nur Zusammenhänge mit Fähigkeit und Schwierigkeit in
Misserfolgssituationen  Entwarnung: mit Leistungszielorientierung geht
nicht alles schief!
- Fazit nach Brunstein: Es ist gut den Erfolg primär auf die eigene Fähigkeit
zurückzuführen und Misserfolg auf den Anstrengungsmangel!!!
Unterschiede im Verhalten der Lehrer, die Meisterungsorientierung vs. Hilflosigkeit bei
Schülern „fördern“
Orientierung an…
Attribution der
Ursache von Erfolg
Ansicht zu Fehlern
Veränderbarkeit von
Fähigkeiten
Lehrer/Innen von
meisterungsorientierten Schülern
Individuellen Lernfortschritten
Anstrengung
Lehrer/Innen von hilflosen Schülern
Fehlern als natürlicher Teil des Lebens
Fähigkeiten als erlernbar
Fehler als Zeichen fehlender Begabung
Fähigkeiten als stabil
Sozialen Leistungsvergleichen
Fähigkeit
35
Anne Maria Auler
Ausarbeitung zur Vorlesung: Pädagogische Psych.
Instruktionsstrategien zur Förderung von Lernzielorientierung im Unterricht (Ames)
-
Aufgaben
Anreize, die Neugier und
Interesse anzuregen
Schüler anregen zum
Setzen realistischer Ziele
Förderung von Einsatz
von Lernstrategien
Lehrer – Schüler – Beziehungen
- Beteiligte Schüler an der
Planung von Aufgaben
- Fördere Autonomie und
gebe individuelle
Unterstützung
- fördere metakognitive
Aktivität
(Selbstüberwachung)
-
-
-
Bewertungen
Gebe Rückmeldungen zu
individuellen
Lernfortschritten
Fehler sind natürlichen
Bestandteile des Lernen
(wenn Fehler als
bedrohlich erlebt, werden
keine herausfordernden
Aufgaben gegeben)
Verstärke (C+)
Lernaktivität und
Anstrengungseinsatz
Trainingsstudie: Förderung zum Hervorbringen von Origins (Meister) im Unterricht
Methode:
- Training mit Mittelschulkinder aus sozialer Unterschicht und deutlich
unterdurchschnittlichen Schulleistungen, sowie hoher Schulabbruchrate
- Besonderheiten bei Ansatz: breitbandig, da er über mehrere Schuljahre hindurch geht
und eine ganze Schule auf den Kopf stellt
- Vorgehen:
o 1. Fortbildung von Lehrern und Schuladministratoren der Methoden, die
angewendet werden sollten
o 2. Unterrichtsintegrierte Intervention:
 Selbsterfahrung als Meister und als Marionette, Handlungsregulation
 Handlungsregulation durch Zielsetzung, Handlungsplanung,
Metakognition (Tagebücher)
 Einübung von Origin – Verhalten bei Schulnahen und außerschulischen
Aufgaben
Ergebnisse:
- Positive Effekte bei der Experimentalschule  Es kam zur starken Verbesserung der
schulischen Leistungen auf das Durchschnittsniveau landesweit, bei Follow – Up
Studien sah man geringeren Abbruch der Schule und höheren Anteil an regulären
Schulabschlüssen, positive Effekte bis ins Erwachsenenalter
- sehr gutes Interventionsprogramm
- Nachteil: Sehr komplex, keine Aussage darüber, welche Komponente genau gewirkt
hat. Sehr aufwendig, sehr teuer, schwierig zu realisieren.  DeCharmes schlug vor,
dass Halten eines Unterrichts im Sinne von Meisterungsorientierung als zentralen
Bestandteiles der Lehrerausbildung zu machen.
Individuelle Bezugsnorm (Rheinberg, Rheinberg & Krug)
-
-
Nach Rheinberg muss man bei einem Punkt ansetzen, der dann alles andere mitzieht,
nämlich an der Bezugsnorm (Individuelle = Leistung bewertet man danach, welche
Leistung man vorangehend erbracht hat; Sozial = die Leistung beurteilt man danach,
wie gut sie im Vergleich zur Leistung anderer ist).
Er hat festgestellt, dass wenn man auf individuelle Bezugsnorm umstellt bei den
Noten, dass man dann auch die Aufgaben individuell dem Schüler anpassen soll 
macht man das, kann man positive Effekte im Bezug auf Leistungsmotivation sehen.
36
Anne Maria Auler
-
-
Ausarbeitung zur Vorlesung: Pädagogische Psych.
Dies hat dann einen Effekt auf die Leistungsdisposition. Bei diesem Abschnitt auch
interessant, da leistungsbessere Schüler schlechter lernen, wenn es nur
leistungsschwache um sie herum gibt. Bei den leistungsstärkeren Schülern auch die
Veränderung der Norm gut, da aus Winterschlaf geweckt, d.h. sie kriegen nicht nur
noch positive Rückmeldungen, sondern mehr konstruktiv, kritische Rückmeldungen,
anhand derer sie sich verbessern können.
SELBSTKONZEPTE HABEN HOHE AFFEKTIVE KOMPONENTE!!!!
DAHER SCHUTZ DER SELBSTKONZEPTE WICHTIG
Beispiel:
o Schüler mit großen Schwierigkeiten in Rechtschreibung schreibt Diktat mit 30
Fehlern. Er nimmt an einem Rechtschreibtraining teil und lernt einen Fehler
auszuschließen. Fehler reduzieren sich nun auf 20 (was eigentlich immer noch
viel ist). Eigentlich müsste man ihm diese negative Rückmeldungen geben
oder wären nicht die Rückmeldung über den Fortschritt besser (wenn
individuelle Bezugsnorm: loben; sozialer Vergleich: negativer Rückmeldung,
Schüler hat keine Chance).
 Deswegen Rückmeldungen nach individueller Norm wichtig (aber sozialer
Vergleich nicht vollkommen vernachlässigen
 Studie dazu: Schüler wurden aufgefordert, dass sie Klassenarbeiten von einem
Mitschüler sehen durften. Die Schüler wählten den Schüler, der etwas besser war
als sie -> Ansporn für die Schüler (aber nicht die Arbeit von dem Klassenbesten)
37
Anne Maria Auler
Ausarbeitung zur Vorlesung: Pädagogische Psych.
Annäherungs- und Vermeidungsziel
Personal – Goal Tree
- Hilfe zur Selbstreflexion von Zielen.
- Grün sind Annäherungsziele und rot Vermeidungsziele notiert
Theoretisches Konstrukt
- Annäherungsziele:
o Einem positiven Anreiz will man sich nähern
o pos. Formulierung von Zielen oft hilfreicher als negative Formulierung
o Korrelationen mit Ausdauer und Bemühungen  bessere Examensleistung
o Korrelation mit phys. Wohlbefinden, vermittelt über empfundene Kompetenz
o Affekte:
 positiver Pol = Zufriedenheit
 negativer Pol (nicht Erreichen des Zieles) = Traurigkeit (Lewinssohn:
bei Verlust positiver Reize kann es bis zur Depression kommen)
- Vermeidungsziele
o negative Formulierung von Zielen
o Von einem negativen Anreiz will man sich entfernen, man will Negatives
vermeiden (Fluchtreaktion, wenn negativer Anreiz bereits schon da)
o Vermeidungsziele verbunden mit Beeinträchtigungen in der Leistung & Affekt
o es gibt keine Erwartungen, sondern nur Ziele, was man nicht erreichen will
o Korrelation mit phys. Unwohlsein, vermittelt über empfundene Kompetenz.
o Korrelationen mit desorganisiertem Verhalten  schlechtere Examensleistung
o Affekte:
 positiver Pol = Anspannung/ Ängstlichkeit/ Angst
 negativer Pol = Erleichterung
o weniger Effizienz da:
 Unklare Zielkriterien  Erschwerte Handlungsplanung
 Misserfolge werden gegenüber Erfolgen übergewichtet, da Misserfolge
eher zur Zieldefinition passen
 Diffuse Ausrichtung der Aufmerksamkeit, da man die Umgebung nach
Gefahren abscannt und somit weniger Aufmerksamkeit hat
 Aktivierung von negativen Affekten, Verhalten dient zur Reduktion des
negativen Affektes
 Geringe intrinsische Motivation
- Entstehung:
o Vermeidungsziele: Bestrafungsverhalten (negativer Feedback – Fokus)
o Annäherungsziele: Belohnungsverhalten (positiver Feedback – Fokus)
o siehe auch Gebots- und Verbotsorientierung bei der Erziehungsstilforschung
(Gebotsorientierung = herunterregulieren des negativen Affektes)
- Korrelationen:
o Annäherungsziele:
 mit Ausdauer und Bemühungen  bessere Examensleistung
 Korrelation mit physischem Wohlbefinden, vermittelt über empfundene
Kompetenz
o Vermeidungsziele:
 mit physischem Unwohlsein (vermittelt über empfundene Kompetenz)
 desorganisiertem Verhalten  schlechtere Examensleistung
38
Anne Maria Auler
-
-
Ausarbeitung zur Vorlesung: Pädagogische Psych.
Effektivste Kombination nach einer Studie von Brunstein: ausbalancierte
Annäherungs- und Vermeidungszielorientierung, keine Balance = Schlechte
Auswirkung
Weitere Anmerkungen
o Annäherungs- & Vermeidungsziele können gedanklich ausgearbeitet werden
(z.B. Katastrophieren)  Nutzen v. Imaginationstechniken
o Objektiv kann Ergebnis dasselbe sein, subjektiv kann man aber die Bewertung
unterschiedlich sein, d.h. man kann positive und negative Ziele akzentuieren.
o Annäherungs- und Vermeidungsgedanken schließen sich nicht gegenseitig aus,
beide Orientierungen können da sein oder gar nicht vorhanden sein!
o In bestimmten Situationen (z.B. Gefahrensituationen) ist es ein Nachteil, wenn
man negative Anreize überhaupt nicht zur Kenntnis nimmt.
Studie zu Annäherungs- und Vermeidungszielorientierung und Examensleistung
- Methode: Studierende haben Kurs besucht, am Anfang Messung der Zielorientierung,
dazwischen Messung der Mediatoren und dann Vergleich mit den Examensnoten
- Ergebnisse:
o Leistungsvermeidungsziele  desorganisiertes Lernverhalten (hektisch,
oberflächig, zerfahren, bei Müdigkeit lernen)  neg. Effekt auf
Prüfungsleistung
o Meisterungsziele (haben in dieser Untersuchung Examensleistungen
vorhergesagt)  Ausdauer und Bemühungen  Examensleistung gut
o Annäherungsziel  Ausdauer und Bemühungen  Examensleistung gut
- Fazit: Leistungsziele sind solange förderlich, wie sie positive definiert sind (z.B. „Ich
will die beste Klausur schreiben!“)  Mühe nötig  mehr Motivation & Ehrgeiz.
Intervention durch Imagination (Studie von Schultheiss und Brunstein)
-
-
-
Grund für die Studie: Nutzbarmachung von Vermeidungszielorientierung
Methode: Simuliertes Bewerbungsgespräch unter realistischen Bedingungen, davor
Imaginationsübungen.
o Drei Bedingungen: Imagination von positiven/ negativen
Handlungsergebnissen und Handlungsverlauf und Kontrollgruppe ohne
Imagination vor Gespräch
o Es gab allgemeine Fragen, einfache Stressorenfragen und interaktive
Stressorenfragen (z.B. ob man planvoll oder spontaner Mensch ist)
Hypothese: Optimale Mix ist schwierig imaginierter Handlungsverlauf und
imaginierter, positiver Ausgang
Auswertung:
o Organisiertheit der Antworten (Kohärenz, Konkretheit, Komplexität)
o Intensität der Antworten (Energetisierung, Schlagfertigkeit, Flüssigkeit)
o Gesamturteil: vermindert, gleich, verbessert  Erhoben durch Jobexperten
 Organisiertheit und Intensität erhoben durch Beobachtungen und Gesamturteil
erhoben durch Jobexperten
Ergebnisse:
o Gesamtbeurteilung/ Organisiertheit/ Intensität: Positivsten Ergebnisse bei
negativer Handlungsimagination/ positiver Ergebnisimagination, Schlechtestes
bei positiver Handlungsimagination und positiver Ergebnisimagination.
39
Anne Maria Auler
-
Ausarbeitung zur Vorlesung: Pädagogische Psych.
Fazit: Positive Vorstellungen in Hinblick auf das zukünftige Leben soll entwickeln
soll, aber es soll auch mit der harten Realität kontrastiert werden, da man ansonsten
unvorbereitet und illusionär ist.
Zielbindungen und Zieleffektivität
Zielbindung und Zieleffektivität
- Definition: Zielbindungen und Zieleffektivität = Verbindlichkeit angestrebter Ziele,
Verbundenheit d. Ziele mit eigener Identität (dann Selbstdefinition durch das Ziel).
o Möglich bei sozialen Verpflichtungen oder beruflichen Zielen (z.B.
Verknüpfung des Berufes mit dem Selbstkonzept).
- Je stärker die Bindung an ein Ziel, desto höher Anspruchsniveau,
Anstrengungsbereitschaft, Ausrichtung der Aufmerksamkeit an die Realisierung des
Ziels und Nutzung von alternativen Strategien und Gelegenheiten  Steigerung d.
Willensprozesse
- Zielbindung und Studium
o in den USA großes Problem, dass viele Studenten ihr Studium abbrechen und
nicht durchhalten, auch in Deutschland taucht dieses Problem auf!
o Drop – Out – Theorie von Studium nach Tinto (1975): Modell um
Studienabbruch oder Durchhaltevermögen vorherzusagen
 Es kommt auf 2 Commitment – Faktoren an
 Zielbindung (Goal Commitment): Setzung von verbindlichen
Zielen, Ziele persönlich machen  weniger
Abbruchwahrscheinlichkeit.
 Institutional Commitment: Identifikation mit einer
Organisation, Universität, Einrichtung
 Zu den Commitment Faktoren führen:
 akademische
Integration:
in
Leistungskontexte
hineinwachsen, stoßen auf Lernumwelt, zufrieden mit
Leistungen sein, intellektuelle Entwicklung
 soziale Integration: in die Lerngemeinschaft sozial integrieren
o Einflussvariablen auf Studienbindung (Brunstein):
 oft werden viele Gründe im Nachhinein angegeben,
 in Wirklichkeit sind die Gründe meistens fehlende oder schlechte
Kontakte zu Kommolitonen und Lehrer (vor allem Lerngruppen und
fachliche Kontakte), sowie daneben (weniger starke Korrelationen)
auch Rückmeldungen, Selbstbestimmungen und Handlungsbezug
 Keinen Einfluss haben soziale Anerkennung, Berufsrelevanz und
akademische Anforderung
o Interesse, Zielbindung und Studienleistung (Schiefele & Urhahne, 2000):
40
Anne Maria Auler
-
-
Ausarbeitung zur Vorlesung: Pädagogische Psych.
o Effekte der Leistungsmotivation und des Studiensinteresse werden über die
Zielbindung vermittelt an die Studienleistung.
Vorteile und Nachteile von starker Zielbindung
o Starke Zielbindung durch Integration der Ziele ins selbst oder Nutzung soziale
Sanktionierung
o Vorteil: man verfolgt durchhaltend seine Ziele
o Nachteil:
 Ablösung ist schwierig, passiert nie oder dauert sehr lange und erst
dann, wenn es eine Alternative ist (Beispiel: Eine Psychotherapeutin
wird arbeitslos & ist aufgrund ihres Alters kaum mehr Jobchancen hat)
 Man investiert nicht mehr in andere Bereiche hinein, sondern
beschränkt sich nur auf den Zielbereich
Relevanz in der pädagogischen und Motivationspsychologie: Prognostizieren, wie
Menschen auf Schwierigkeiten reagieren.
Testen der Zielbindung: Testen der Zielbindung, indem man in den ersten
Semestern, bzw. der Initiation in einer Gruppe eine schwere Prüfung macht. Wenn
man diese durchhält, verfolgt man tatsächlich das Ziel.
Modell von Heckhausen zu „volitionalen“ Merkmalen der Handlungssteuerung
-
Theorie: Verschiedene Phasen bei Zielsetzung: Abwägen und Entscheiden  man
fasst Ziel und es kommt eine Bindung auf  man plant und Handelt  bewertet die
Aktion und löst sich dann vom Ziel ab.
Personal goal – model of well being (Brunstein, Schultheiss)
41
Anne Maria Auler
-
-
-
Ausarbeitung zur Vorlesung: Pädagogische Psych.
Subjektives Wohlbefinden als Funktion einer Zielstrebigkeit
3 Komponenten des Konstruktes
o Lebenszufriedenheit
o Häufigkeit positiver Affekte im Alltag
o Häufigkeit negativer Affekte im Alltat
Modell
o Realisierbarkeit↑ und Zielbindung↑  hohe Zieleffektivität 
Zieleffektivität↑ und Bedürfniskongruenz↑ (= Ziele entsprechen eigenen
Bedürfnissen, Selbsttäuschung hier möglich)  gute psychische Gesundheit/
gute Anpassungsfähigkeit (neuen Situationen Herr zu werden)
Realisierbarkeit: unter anderem soziale Ressourcen (emotional  trösten, Rückhalt
und instrumentell  Fachwissen)
Studien zu persönlichen Zielen und emotionalem Wohlbefinden (Brunstein, 1993)
- Methode: Erhebung von persönlichen Zielen und dessen Realisierungsbedingungen,
sowie Zielbindungen. Nacherhebungen zu drei verschiedenen Zeitpunkten.
- Ergebnisse:
o Zielbindung ↑ und Realisierung ↑  Wohlbefinden entwickelt sich positiv
o Zielbindung ↑ und Realisierung ↓  Wohlbefinden entwickelt sich negativ
o Zielbindung ↓  Ergebnis ist einem egal, keine negative Entwicklung des
Wohlbefinden
Interventionsstudie zum Training der Zieleffektivität (GET) von Dargel (2005)
- Methode:
o Experimentalgruppe: Erhebung von 2 Zielen (akademisch + sozial) und
Training der Zieleffektivität (GET – Goal effectiveness training)
 Training:
 Vertiefung der Zielbindung mittels Anreicherung des Zieles mit
positiven Anreizen, verknüpfen mit persönlichen Stärken,
Umpolung aversiver Merkmale
 Erweiterung und Spezifikation der Realisierungsbedingungen
mittels präziser Festlegung der Vorhabensdurchführung,
Planung sozialer Ressourcen und Strategien bei Schwierigkeiten
o Kontrollgruppe: Nur Reflexion über Ziele zur Kontrolle ob Erfolg nur auf
erhöhtes Selbstaufmerksamkeit beruht.
o Kontrollgruppe 2:
o Messzeitpunkte: 2 Zyklen, 1. und 2. Hälfte des Semester (ab 2. Hälfte
Intervention)
42
Anne Maria Auler
-
Ausarbeitung zur Vorlesung: Pädagogische Psych.
Ergebnisse: Bei Interventionsgruppe
o Steigerung der Zielbindungen
o Verbesserung der Anpassungsfähigkeit
o mehr soziale Integration, akademische Erfolgserlebnisse, höhere
Studienzufriedenheit
Interventionsstudie zum Training der Zieleffektivität von Brunstein (2007)
- Methode:
o
-
-
1 Interventionszyklus am Semesterbeginn & 1 Transferzyklus am Semesterende
o Experimentalgruppe: Reflexion der Ziele + Training der Zieleffektivität
o Kontrollgruppe: nur Reflexion über Ziele
Ergebnisse: Mittelbare und unmittelbare Wirkungen
o 1. Zyklus:
 Bei Intervention Erhöhung der Zieleffektivität, der
Realisierungsmöglichkeiten und Zielbindung, subjektiv gesteigertes
Wohlbefinden
 Intervention führt zu besserer Studienleistung (objektiver Indikator)
 Studienanpassung stieg unter Kontrolle d. Ausgangsniveaus (Mediator)
o 2. Zyklus:
 Bei Intervention Transfer der neuen Fähigkeiten auf soziale Ziele,
bessere Zieleffektivität, Realisierbarkeit
o 2 Wege: Effekte von Intervention auf Studienanpassung und von
Studienanpassung auf Intervention
Fazit:
o gutes, ökonomisches Interventionsprogramm (Intervention dauerte 90 Min.)
o Erfolg  Mensch ist glücklicher  setzt sich besser die Ziele  erfolgreicher
 Mensch ist glücklicher…
43
Anne Maria Auler
Ausarbeitung zur Vorlesung: Pädagogische Psych.
Vorlesung 4: Lehren und Lernen: Instruktionsorientierte Ansätze
Fragen
Strömungen in der Lehr- und Lernforschung
1. Welche Strömungen gibt es? (Seite 43)
Auf der Suche nach dem guten Lehrer
2. Beschreibe verschiedene Ansätze zur Suche nach einem guten Lehrer! (Seite 43)
Prozess – Produktforschung
3. Was ist die beste Unterrichtsform? Beschreibe eine Studie von 1975 hierzu! (Seite 44)
A(ptitude) – T(reatment)- I(nteraction)
4. Was ist ATI – Forschung? (Seite 44)
5. Was ist ein Mediator und ein Moderator (wichtig für Diplomarbeit)? (Seite 45)
6. Welche Probleme gibt es beim Nachweis von Moderatoreffekten und was kann man
dagegen tun? (Seite 45)
7. Nenne Beispiele für ATI – Effekte! (Seite 46)
Egalisierung, Qualifizierung und Optimalunterricht
8. Wie sehen die Ergebnisse von Studien aus Deutschland und Europa zu diesem Thema
aus? (Seite 46)
9. Beschreibe eine große Studie zum Verhältnis Egalisierung/ Qualifizierung von
Baummert und Schmitz 1987! (Seite 46)
10. Beschreibe eine Studie von Helmke (1988) zur Egalisierung und Qualifizierung bei
Hauptschulklassen. (Seite 47)
44
Anne Maria Auler
Ausarbeitung zur Vorlesung: Pädagogische Psych.
11. Welche Unterrichtsmerkmale sind mit Qualifizierund und Egalisierung verbunden,
wie sieht es dort beim Optimalunterricht aus und gibt es den Optimalunterricht
überhaupt? (Seite 47)
Fähigkeitsgruppierung und „untracking“ - Programme
12. Beschreibe drei Ansätze zur Verbesserung der Egalisierung und Qualifizierung.(S. 48)
13. Definiere adaptives Lernen. (Seite 48)
14. Welche Ergebnisse brachte Fähigkeitsgruppierung? (Seite 48)
15. Was ist AVID? (Seite 48 - 49)
Aufgabenvielfalt
16. Beschreibe die 3 Denkstile nach Sternberg. (Seite 49)
17. Beschreibe eine Studie von Sternberg zu triarchischen Denken Aufgabenvielfalt und
deren Effekte. (Seite 50)
18. Studie von Effekten zu triarchischem Denken und verschiedenen Unterrichsstilen
(Sternberg, 1998). (Seite 50)
19. Was ist das Projekt Rainbow? (Seite 50)
Direkte Instruktion und offener Unterricht
20. Beschreibe das Unterrichtsmodell von Gagne. (Seite 51)
21. Wozu kann direkter Unterricht genutzt werden und welche Probleme gibt es? (S. 51)
22. Was sind Merkmale von gutem, direkten Unterricht? (Seite 51 – 52)
23. Beschreibe die Prinzipien und Merkmale des offenen Unterrichtes? (Seite 53)
24. Beschreibe einige Studien zum offenen Unterricht. (Seite 53)
25. Was sind die Merkmale guten, offenen Unterrichtes? (Seite 53)
Strömungen in der Lehr- Lernforschung
Es gibt viele Strömungen, Vorstellungen. Die Forschung dazu ist noch nicht sehr ausgereift
und benötigt mehr Forschung:
- Kriterien: Empirisch fundiert, experimentell kontrolliert, kontextbezogen
o es gibt viele schlechte Forschungen, die auch gute Ergebnisse (also positive
Effekte) bringen können und dann als Grundlage für Interventionen genutzt
werden. Somit wird umsonst Zeit investiert. Deswegen auf gute Forschung
achten!
- Evidenzbasierte Ansätze:
o Lehrermerkmale: Persönlichkeit und Kompetenzen
o Unterrichtsvariablen: Prozess – Produkt – Forschung
o Schülerfertigkeiten: Expertiseforschung
o Lernumgebungen: Design – basierte Forschung
Auf der Suche nach dem guten Lehrer
Ansätze um einen guten Lehrer festzustellen
-
über Persönlichkeitsmerkmale: Emotionale Stabilität, Extraversion, Selbstkontrolle
o diese Merkmale klären nur 10% der Varianz der Unterrichtsqualität afu
o Wünschenswert ist Mindestausprägung
45
Anne Maria Auler
-
Ausarbeitung zur Vorlesung: Pädagogische Psych.
o bei unterschiedlichen Beurteilern (Kollege, Schulleiter, Schüler) kaum
Übereinstimmung, wer ein „guter“ Lehrer ist.
über Kompetenzen
o Diagnostische Kompetenz: Wissen über Lernstand und Lernvorraussetzungen
von Schülern  z.B. wird kritisiert, dass die Empfehlungen für die
Übergangsempfehlungen oft falsch sind und Schüler aus hohen Schichten eher
für das Gymnasium empfohlen werden, als Schüler aus niedrigen Schichten
o Didaktische Kompetenz: Hohe Effektivität in der Nutzung von Lehrzeit 
momentan ist die Ausbildung in diesem Bereich noch nicht ausreichend
o Soziale Kompetenz: Effektives Class – Room Management („Wie halte ich die
Meute unter Kontrolle“ ;-) )
o Fachliche Kompetenz: Sachwissen
o Studie hierzu:
 Veränderungen der Matheleistung im Verlauf eines Schuljahres in einer
Hauptschule
 T1 = Anfang, T2 = Ende vom Schuljahr
 Ergebnis: alle 4 Merkmale sagen Leistungsveränderungen hervor,
wobei Sachwissen nicht der stärkste Faktor ist (ist aber auch eine
Hauptschulstudie)
Lehrer als Experten
Speicherung und Abruf von „bildhaft repräsentierten“ Untersichtsszenarien:
o Gesamtwahrnehmung einer Situation als Ganzes (Novizen nehmen Situation in
Einzelteilen wahr)  reines Wissen reicht nicht aus
o Vorhersehen von Störungsquellen und frühzeitiges, unauffällige Eingreifen
(mittels Verhaltensprogramme)
- Zugehörige Handlungsprogramme werden aktiviert, inkl. Lehrer – Schüler
Interaktion
- Alternative Routinen
- Höhere Flexibilität in der Anwendung von Unterrichtsmethoden
 Lehrer als Experten nehmen schnell und effizient Situation wahr
 aber erfahrene Lehrer machen nicht automatisch auch besseren Unterricht, Gründe
hierfür (Burn – Out, strukturelle Punkte, limitierte Aufstiegsmöglichkeiten)
-
Prozess – Produkt Forschung
Lehrmethoden: Definition
- Lehrmethoden sind wiederkehrende Muster und Sequenzen von Lehraktivitäten zur
Initiierung von Lernaktivitäten, die der Vermittlung von Lehrzielen und Lehrinhalten
dienen
46
Anne Maria Auler
Ausarbeitung zur Vorlesung: Pädagogische Psych.
Gibt es die perfekte Unterrichtsform: Studie von McKeachi & Kulik (1975)
- Methode:
o Forscher nahmen viele Studien und zählten signifikante Unterschiede
o AV: Vermittlung von Faktenwissen, selbstständigem Denken, Einstellung &
Motivation
o UV: Lehrmethode (Vortrag besser, Diskussion besser, Diskussion und Vortrag
gleich gut)
- Ergebnis: heterogene Ergebnisse
o bei Fachwissen ist Vortragsform besser
o bei selbstständigem Denken, Einstellung & Motivation ist Diskussion besser
- Fazit:
o Passende Unterrichtsform gibt es nicht! Ist vom Kriterium abhängig!
o Ergebnisse sind uneindeutig (z.B. bei Faktenwissen sind in 12 Studien Vortrag
besser, in 5 Studien Diskussion)  Lehrmethoden kann man also mittels der
Forschung optimieren
o ATI – Forschung beschäftigt sich mit diesen Uneindeutigkeiten und den
Gründen
ATI (Aptitudes – treatment – Interaction) Forschung
Allgemeines
-
ATI – Forschung beschäftigt sich damit, dass Lehrerverhalten/ Lehrmethoden in
Interaktion mit Schülerverhalten den Lernerfolg bestimmen.
Bei einigen Schülern ist Methode A besser und Methode B schlechter (also es kommt
zur Leistungsminderung) und bei anderen Schülern ist es genau umgekehrt
Einschub:
-
Moderator und Mediator
o Mediator: Effekt der UV auf die AV sollen erklärt werden
o Moderator: eine Variable C, von der abhängt, wie der Effekt einer Variable A
auf eine andere Variable B ausfällt.
-
Varianzpartitionierung
47
Anne Maria Auler
-
Ausarbeitung zur Vorlesung: Pädagogische Psych.
Wenn Mediator signifikant ist, schaltet man diese Rechnung dazwischen
Prädiktor darf nicht mehr signifikant sein  man hofft auf ein nicht signifikantes
Ergebnis
Probleme beim Nachweis von Moderatoreffekten
-
Regressionsanalysen maximieren die Varianzaufklärung für additive Effekte
Extremausprägungen sind bei Zufallsvariablen selten
man braucht extreme VP, damit man Effekte nachweisen kann. VP im mittleren
Bereich tragen zu den Effekten wenig bei.
Moderatoranalysen setzten sehr große Stichproben voraus (Poweranalysen mittels
Powertabellen sollten bei der Planung einer Studie herangezogen werden, um
signifikante Unterscheide zwischen Korrelationen zu entdecken!)
Beispiele für ATI – Effekte
- Eysenck (1997):
o Discovery – learning besser bei Extrovertierten
o Deception – learning besser bei Introvertierten
- Erregungsniveau
o Bei Lernendem mit hohem Erregungsniveau (z.B. Angst) ist hoch strukturierter
Unterricht besser als niedrig strukturiert
o bei Lernenden mit niedrigem Erregungsniveau genau umgekehrt
- fluide Intelligenz
o Schüler mit hoher, fluider Intelligenz profitieren mehr von gering,
strukturiertem Unterricht
o Schüler mit niedriger, fluider Intelligenz profitieren mehr von hoch
strukturiertem Unterricht
- McKeachie (1961)
o Bei Schülern mit hohem Affilitationsmotiv besseres Lernen bei hoher
Lehrersympathie, bei Schülern mit niedrigem Affilitationsmotiv besseres
Lernen bei niedriger Lehrersympathie
48
Anne Maria Auler
Ausarbeitung zur Vorlesung: Pädagogische Psych.
o Bei Schülern mit hohem Machtmotiv aktive Mitarbeit (da Forum für
Überredungskünste) im Unterricht besser und Vorlesung schlechter, bei
Schülern mit niedrigem Machtmotiv Vorlesung besser und aktive Mitarbeit
schlechter
o Bei Schülern mit hohem Leistungsmotiv ist geringer Leistungsdruck besser für
den Lernerfolg, bei Schülern mit geringem Leistungsmotiv ist hoher
Leistungsdruck besser für den Lernerfolg
Egalisierung, Qualifizierung und Optimalunterricht
Befunde aus Deutschland und Europa
- Befunde aus Deutschland: Egalisierung des Unterrichtes nur auf Kosten von
Qualifizierung (d.h. bei Egalisierung bringen zwar die meisten Schüler die gleichen
Leistungen, allerdings ist der Lerngewinn niedriger, als wenn nicht egalisiert wird) 
Egalisierung Gegenspieler von Qualifizierung in Deutschland!!!
- Befunde aus Europa: Egalisierung und Qualifizierung des Unterrichtes sind
gemeinsam möglich (s. vor allem norwegischen Erfolg bei PISA, dort schaffen die
Lehrer beides im Unterricht)
Studie zur (In-) Kompatibilität von Egalisierung und Qualifizierung
- Methode:
o 12000 Schüler der Sekundarstufe
o 400 Lehrer machten Angaben zu Unterrichtspraktiken und Zielen
o 2 Maße für Grad der Egalisierung
 Leistungstests am Beginn und Ende des Schuljahres
 Streuung innerhalb der Klasse am Beginn und Ende des Schuljahres
o LISREL – Modell
-
-
Ergebnisse:
o Mediatoren: Übung und Stoffmenge als Tempokomponente (mehr Übung + weniger Stoff 
langsam, weniger Übung + mehr Stoff  schnell)
o hohe Vorteststreuung führt zu mehr Übung  weniger Varianz und weniger Leistung im
Vergleich zu anderen Klassen
o hohes Leistungsniveau  mehr Stoffmenge wird durchgenommen  höhere Varianz und
mehr Leistung im Vergleich der anderen Klassen
Fazit: Beide Pfade sind konflikthaft, d.h. Egalisierung und Qualifizierung sind Gegenspieler
Studie von Helmke (1988): „Leistungssteigerung und Ausgleich von
Leistungsunterschieden in Klassen“
- Methode:
o 39 Hauptschulsklassen der 5. – 6. Klasse
o Prä – und Posttest im Bereich Mathematik (Kriteriumsorientierte Mathetests)
o Unterrichtsbeurteilungen durch Videoaufzeichnung und externe Beobachter
o Kognitiver Fähigkeitstest (Intelligenz)
o Maße für Egalisierung: Varianz Prä/ Varianz Post
o Maße für Qualifizierung: Residualisierte Erwartungswerte
o Besonderheit hier: an diesen Klassen keine Korrelation zwischen Egalisierung
und Qualifizierung (r = -.08)  jede Kombination von Egalisierung und
Qualifizierung hier möglich
- Ergebnisse:
o Effekte der Egalisierung auf Schüler mit unterschiedlichen Vorkenntnissen und
Intelligenzniveaus:
49
Anne Maria Auler
Ausarbeitung zur Vorlesung: Pädagogische Psych.
 Egalisierender Unterricht geht auf Kosten von Schülern mit hohen Vorkenntnissen und hohen Intelligenzniveaus
 Alle anderen Effekte schwach im Vergleich zur Egalisierung
 Schwache Schüler haben Leistungszuwachs
-
Fazit:
o Egalisierender Unterricht bringt keine Förderung bei Schulen it hohen
Vorkenntnissen und hohen Fähigkeiten
Unterrichtsmerkmale, die mit Qualifizierung und Egalisierung verbunden sind
(Helmke, 1988 und 1986; Faktorenanalyse) + Merkmale von Optimalklassen
-
Qualifizierung: gute Klassenführung (wenig Störungen, gute Konzentration), viel
Lehrstoff (hohe Speedkomponente), Klarheit der Instruktion
- Egalisierung: Langsamkeitstoleranz (Geduld), Adaptivität (individueller Unterricht),
diagnostische Sensibilität, gute Lehrer – Schüler Beziehung
 Faktoren, die mit Egalisierung zu tun haben, laden nicht hoch auf Qualifizierung und
umgekehrt (nicht signifikante negative Korrelation können an geringer Stichprobe liegen)
 bei Optimalunterricht: Klassen sind auf allen 7 Merkmalen hoch (weitere Merkmale
wie Ausländeranteil, Intelligenzniveau, Vorkenntnisniveau und – streuung, Klassengröße
spielen keine Rolle)
 Egalisierung und Qualifizierung ist möglich
- Forschung allerdings schwer, da es wenig Optimalklassen gibt und so eine
geringe Stichprobe
- neuer Antrieb durch internationale Leistungsuntersuchen, wie z.B. PISA, bei
der Finnland auf Qualifizierung und Egalisierung hoch war)
Fähigkeitsgruppierung und untracking Programme
Ansätze zur Verbesserung der Egalisierung und Qualifizierung:
- Fähigkeitsgruppierung: weniger effizient
- Zusammenführen v. schwachen & guten Schülern (Untracking Programme): gute
Ergebnisse (Unterstützung durch lernverbessernde Programme nötig, z.B. AVID)
- Induktives Training: Training der zentralen Intelligenz  Positive Ergebnisse vor
allem bei Raven – Notizen (logisches Schlussfolgern)
- Aufgabenvielfalt
 Was ist effektiver?
Definition adaptives Lernen
50
Anne Maria Auler
Ausarbeitung zur Vorlesung: Pädagogische Psych.
Adaptiv ist ein Unterricht dann, wenn die instruktionalen Interventionen an die individuellen
Eigenschaften des Lernenden so angepasst werden, dass für jeden einzelnen Lernenden
möglichst gute Lernbedingungen entstehen. (D. Leutner)
Fähigkeitsgruppierung (abiltity Grouping)
-
In Deutschland umgesetzt mit Schulübergangsempfehlungen und dreigliedrigem
Schulsystem
- auch in Amerika durch Einteilung in Leistungs- und Grundkurse eingeführt
 Studie zur Leistungsentwicklung von Lern- und Verhaltensgestörten in Regel- und
Sonderschulen (Leistung verfolgt von 3. bis 5. Klasse): positive Effekte für Schüler
mit hohem Niveau (Schüler, die in Regelschule verblieben) & niedrige Effekte für
Schüler mit niedrigem Niveau (die in Sonderschule gingen)
 insgesamt negativer Trend: Fähigkeitsgruppierung geht auf Kosten von Schülern,
die keine günstigen Vorraussetzungen haben
- möglicher Gründe dafür:
o Korrelation zwischen Leistungsniveau und Unterrichtsqualität deutet
darauf, dass Lehrer bei niedrigen Leistungsniveauklassen weniger Spaß am
Unterrichten haben
o kein gemeinsames Lernen von guten und schlechten Schülern, wobei dies
fördernd ist
o Stigmatisierung
o fehlendes Selbstvertrauen (wobei heutzutage eher widerlegt, da
Selbstvertrauen über soziale Vergleiche geht und somit auch über
Mitschüler und nicht über Schüler anderer Schulen)
Untracking und AVID
- Begründerin von AVID war Swanson (ab 1980), die sah, dass leistungsschwache
Schüler in weniger anspruchsvollen Kursen schlechter wurden (Schulbehörde
senkte das Niveau dieser Klassen)  Swanson wollte Schülern College – Zugang
ermöglichen und an Punkt der besseren Lernvorraussetzungen ansetzen
- leistungsschwache Schüler verblieben in leistungsstarken Klassen und besuchten
parallel wahlweise (wichtig: auf eigene Entscheidung) AVID - Kurse
- Beginn der Studie in San Diego School District, heute Programm in 700 Schulen
in 13 Staaten angewendet
- Inhalt des AVID – Programms:
o Verbesserung der Lernvoraussetzungen durch fachspezifische (z.B.
Lesefertigkeiten) und fachübergreifende Skills (z.B. Zeitmanagment,
Zielsetzung, Referate, Metakognition)
o Vorbereitungen auf das College mittels Exkursionen, Studienberatung und
Hilfe für Bewerbungen (in Amerika Universitätsbewerbungen aufwendiger
als in Deutschland)
o Kurs findet 3 Jahre lang einmal die Woche 2 Stunden täglich statt mit
geschulten Tutoren und Lehrerinnen, Arbeit während des Kurses in
Kleingruppen
o Betreuung durch viele Berufsfelder: Lehrerinnen, Eltern, Psychologen,
Sozialarbeiter, Lehramtsstudierende
o Kurse stehen allen offen
- Effekte des AVID – Programms:
51
Anne Maria Auler
-
Ausarbeitung zur Vorlesung: Pädagogische Psych.
o 48% der AVID Schüler machen ein Vollstudium (vs. 39% des US Durchschnittes)
o 34% der AVID Schüler machen ein 1 – Jahresstudium (vs. 37% des US –
Durchschnittes)
o aber auch Matthäuseffekt: „Der der hat, wird gegeben werden.“ (reiche
Schüler haben es dennoch leichter als arme Schüler)
 Ermöglichung des College – Zuganges für Schüler mit ungünstigen
Vorraussetzungen (sozioökonomisch und Lernen)
Fazit: AVID Programm ist erfolgreiches Programm, welches Schülern mit
ungünstigen Lernvorraussetzungen Zugang zur Universität gewährt
Erweiterung der Aufgabenvielfalt
-
weitere Ansatz zur Förderung von leistungsschwachen Schülern
basiert auf andere Theorie als die bisher vorgestellten Programme
Triarchische Intelligenz: 3 Denkstile nach Sternberg
analytisch: Vergleichen, bewerten, erklären  sind besser für Uni geeignet, da
dort diese Fähigkeit nötig sind
o gute Frage für Analytiker: Worin unterscheiden sich „intrinsische“ vs.
„extrinsische“ Theorien der Lernmotivation?
- kreativ: erschaffen, entwickeln, Spekulieren  haben es schwer an Universität,
da sie eigene Ideen haben
o gute Frage für kreative: Entwickeln Sie eine eigene Theorie zur
Lernmotivation!
- praktisch: benutzen, anwenden, umsetzen  will oft nicht an die Uni/ Schulen
o gute Frage für Praktiker: Wenden Sie beide Theorien um ein Programm zur
Erhöhung der Lernaktivität von Schülern im Unterricht durchführen.
 praktisch ist die Trennung schwer, Sternberg meint aber, man könnte es.
 diese 3 Beispielsfragen könnten in der Diplomprüfung drankommen!
-
Studie von Sternberg zu Effekten triarchischen Denken und verschiedenen
Aufgabenformen im Unterricht an der Universität (1998).
-
-
-
Grund für Studie: Analytiker haben es bei College leichter, aber Sternberg
meinet, dass man Praktikern und Kreativen den Zugang zur Uni nicht schwer
machen durfte und erschuf Programm
Methode:
o Psychologiestudenten wurden in Einführungsvorlesung in Analytiker,
Praktiker und Kreative eingeteilt  Zuordnung zu experimentell
durchvariierten Seminar (bsp. Kreative zu kreativen, praktischem oder
analytischen Seminar geschickt)
o Am Ende von Semester Abschlusstest mit durchmischten Aufgaben (also
kreativen, praktischen oder analytischen Aufgaben)
Ergebnisse:
52
Anne Maria Auler
Ausarbeitung zur Vorlesung: Pädagogische Psych.
o Grundtendenz: bessere Ergebnisse bei Passung von Typ und Seminarform
(außer bei Analytiker: kein besseres Abschneiden bei Passung)
Studie von Sternberg zu Effekten triarchischen Denken und verschiedenen
Unterrichtsstilen im Unterricht an der Universität (1998).
-
-
-
Methode:
o 8. Klässer, die Psychologiekurse an Schule besuchten, wurden in
analytisch, praktisch und kreativ eingeteilt
o 3 verschiedenen Unterrichtsformen wurden dort durchgeführt:
 traditionell („recall“ – Fähigkeit hier gefragt)
 kritisches Denken (analytische Fähigkeiten)
 triarchisch (Durchmischung von Aufgaben aus allen 3 Bereichen)
o Abschlusstest bestand aus MC – Aufgaben von allen 3 Bereichen
Ergebnisse:
o Triarchische Gruppe: bei kreativen und praktischen Aufgaben besser (außer
bei analytischen Aufgaben, da ist kritische Gruppe besser)
o traditionell: schlechter bei analytischen Aufgaben, bei allen Bereichen
schlechter als bei triarchischen Denken
Fazit: Sternberg schlägt Aufgabenvielfalt im Unterricht vor
Projekt Rainbow
-
-
-
Sternberg entwickelte Kriterien, um Erfolg an der Hochschule vorherzusagen
(neben dem guten Prädiktor: Abiturnote)  nach Sternberg weisen Tests zur
Erfassung praktischer und kreativer Intelligenz inkrementelle Validität auf
Probleme hierbei:
o Handelt es sich dabei tatsächlich um Indikatoren, welche vom g – Faktor
oder multi – dimensionalen IQ – Test nicht erfasst werden?
o An welchen Kriterien soll inkrementelle Validität bemessen werden?
Erste Ergebnisse (knapp 800 Teilnehmer): Prognose des Grade Point Average
o SAT: 8,4% Varianzaufklärung
o Rainbow – Test: 7,9% inkrementelle Varianz
Direkte Instruktion
Unterrichtsmodell von Gagne
53
Anne Maria Auler
Ausarbeitung zur Vorlesung: Pädagogische Psych.
- Generalisierung in diesem
Modell wichtig! Übertragung
von Aufgaben auf andere
Kontexte
- Unterscheidung von Lernphase
und instruktionellem Ablauf
- direkte Instruktion mit Hilfe
dieses Schema planbar  guter
Unterricht möglich
Zweck und Problem von direktem Unterricht
- Zweck: Gut geeignet über Überblick über/ Einführung für ein Thema zu geben
- Vorteil: ökonomisch (man kann so 10, 20 oder 100 Leute unterrichten)
- Nachteil:
o Inflationärer Gebrauch (z.B. nur direkten Unterricht) machen nicht gut
o Einseitig wissensorientiert
o lange Konzentrationsphasen (1/3 der Zeit geht für off – task Diskussionen
drauf/ bei offenem Unterricht nur 1/6)
o Passivität der Zuhörer (aktives Lernen ist besser)
o geringe Individualisierung (dadurch aber auch Angebotsgleichheit)
Merkmale von guter, direkter Instruktion
- Optimierend wirkt: Strukturierung der Infos (kognitive Komponente) und
Sachmotivierung und Aufgabensteuerung (motivationale Komponente)
- Subsumptives Lernen: Deduktiver Unterricht (Allgemeine Begriffe  spezielle
Begriffe  Fakten/ Ereignisse/ empirische Daten), wichtig für Lernen ist
Zuordnung von Ober- und Unterbegriffen
o Prinzip der Organisationshilfe (Advance Organizer)  am Anfang des
Vortrages
o Prinzip der progressiven Differenzierung, integrierendes Verbindens,
sequenziellen Hierarchisierung, Konsolidierung  stehen an Mittel- und
Endteilen des Vortrages
- Advance Organizer („Vororganisator“): Grundgerüst zentraler Begriffe und Regeln
zu Anfang des Vortrages (Definition und Beziehung der Begriffe)  neue
Konzepte im Bereich vorhandenen Vorwissens vorstellen
o Darbietung: mündlich, Texte, Graphiken
o Metaanalyse:
 A – O hat langfristige Vorteile: Effekte von d =.21 bei Prüfung des
Wissens nach einem Tag und d. = 38 nach 3 Wochen.
 Mündlicher A – O besser als schriftlicher
 Bester Effekt: Vorlesung an Colleges in sozialwissenschaftlichen
Fächern (da hier viele unbekannte, komplexe Gebiete vorhanden
sind und man hier besonders auf A – O angewiesen ist)
- hohe Strukturierung: effektive Lernzeitnutzung, hohe Lehrstofforientierung,
Überwachung der Lernaktivität, gezielte Lernhilfen, wenig Unterrichtsstörungen
 direkter Unterricht nicht verteufeln!
54
Anne Maria Auler
-
Ausarbeitung zur Vorlesung: Pädagogische Psych.
Aufmerksamkeitslenkung (Motivationsweckung): Wichtig da Wissensleistungen sich
irgendwann erschöpfen und es wichtig ist unangenehme Dinge mit angenehmen zu verbinden.
o
o
o
o
o
o
o
o
o
Neugier: Interessante und erwartungswidrige Phänomene (z.B. lila Kuh)
Bedeutsamkeit: Aktualität und Relevanz (oft bei psych. Vorträgen)
Erwartungsspannung: Offene Fragen (sollten am Ende beantwortet sein)
Anstrengungsbereitschaft: Schwierigkeitshinweise
Problemzentrierter Vortrag: offene Frage, Definition des Problems,
Lösungen unterbreiten, Pro – & Contrargumente, Demonstration am
Beispiel
gut dosierter Enthusiasmus (Begeisterung, Engagement):
 „Dr. Fox Phänomen“: In Studie wurde Dozent vorgestellt, der sich
mit einem fiktiven Forschungsgebiet beschäftigt und voller
Enthusiasmus vor Zuhörern, die keine Vorkenntnisse hatten,
darüber geredet hat. Obwohl der Inhalt seines Vortrages für die
Zuhörer Non – Sense war, gab es positive Effekt auf die
Zuhörermotivation.
 Merkmale sind lebhafte Mimik/ Gestik, Blickkontakt, Modulation
der Stimme, Verbalisieren positiver Einstellungen, freier Vortrag.
 Studie: Vortrag von wenig + hoch enthusiastischem Lehrern,
gemessen wurde Zufriedenheit und Lernerfolg  mittlere Effekte
auf Zufriedenheit, schwache bis keine Effekte auf den Lernerfolg
(keine Kompensation von fachlicher Inkompetenz durch
Enthusiasmus) möglich, Lehrer sollten Enthusiasmus sparsam
verwenden
Fragen:
 Funktion: Aktivieren, Elaborieren, Kontrollieren
 Typen: Niedrig inferent (Wissen), Mittel inferent (Verstehen +
Anwenden), hoch inferent (Analysieren, Synthetisieren, Evaluieren)
 Klarheit und Kürze, sowie Lernzielorientierung wichtig
 Genug Antwortzeit gewähren! (Ansonsten fragt man erneut nach
und unterbricht Gedankengang des Gefragten)
Klarheit/ Eindeutigkeit (zentrales Merkmal das Qualität ausmacht):
Genaue Ausdrücke, Fakten, keine Andeutungen, kein verbales Bluffen
(„Offensichtlich, wie Sie bereits wissen,…“)  Studien bestätigen, dass
klare Instruktion Korrelat des Lernerfolges und Zufriedenheit sind),
bessere Ausbildung der Lehrer hier!
Feedback: Korrekt, vollständig, informativ
55
Anne Maria Auler
Ausarbeitung zur Vorlesung: Pädagogische Psych.
offene Instruktion (entgegengesetzter Pol von direkter Instruktion)
Prinzipien und Merkmale des offenen Unterrichtes
- basiert auf humanistischem Ansatz: Prinzipien der Selbstverwirklichung,
Selbstbestimmung, Persönlichkeitsentwicklung (emotionale und soziale
Kompetenz), Selbstbewertung der Leistung (kein Machtmonopol der Lehrer),
Entwicklungsbegleitung (neue Lernumgebung und Unterstützung bieten)
- Selbsttätigkeit („Wann“ lerne ich  45 Minuten Taktung jeden Tag ist
unnatürlich, da Menschen keine Maschinen sind), Wahlfreiheit, Selbstgestaltung#
- Freie Wahl der Lernaktivität, Reichtum an Lernmaterialien, fächerübergreifende
Unterricht, individualisierter Unterricht, Erziehung zu Selbstverantwortung,
Ablehnung von normativer Bewertung, Team Teaching (2 Lehrer pro Klasse),
flexible Raumaufteilung
Studien zum offenen Unterricht
- Benett – Studie (1979):
o Methode: Vergleich von informellen (offenem), formellem (lehrerzentriert)
und gemischte Klassen, Prä – und Postdesign für Lesen und Mathe, sowie
Persönlichkeits- und Kreativitätstest und Verhaltensbeobachtungen
o Ergebnisse:
 Informeller Unterricht zeigte schlechtere Leistung bei Lesen und
Schreiben als die anderen beiden Gruppen, formeller Unterricht
zeigte gute Leistung beim Rechnen und die zweitbeste Leistung
beim Lesen.
 Keine Unterschiede in der Kreativität
 Höhere Ängstlichkeit, Kohäsion und Mitarbeit bei „informell“
- Horwitz – Studie (1979): Metaanalyse mit Studien, bei denen offener, direkter
oder keine Unterrichtsform überlegen war  Autonomie und Kooperation bei
offenem Unterricht besser; bei Leistung sind weder offene noch direkte Gruppen
überlegend.
- Giaconia und Hedges (1982): differenzierte Metaanalyse zu Qualitätsmerkmalen
vom offenen Unterricht  bei Leistungsvariablen keine positiven Effekte, aber bei
Kooperation, Selbstständigkeit und Kreativität
- Fazit: bei Leistungsvariablen bietet offener Unterricht keinen Vorteil (teilweise
sogar eher schlechter als direkte Instruktion), allerdings positive Effekte für
offenen Unterricht bei Kooperation, Selbstständigkeit, Kohäsion, Mitarbeit und
Kreativität (hier besonders heterogene Forschungslage)
- WICHTIG: Es kann auch guten, offenen Unterricht geben! Man darf aufgrund
einer Studie, die schlechte Ergebnisse zeigt, nicht den offenen Unterricht
verteufeln!
Merkmale von gutem, offenen Unterricht
- Giaconia und Hedges suchte gute Beispiele für erfolgreichen, offenen Unterricht
heraus und analysiere dessen Merkmale
- Förderung von Leistung mittels Vielfalt von Lernmaterialien und Teamteaching
- Förderung von sozio- emotionalen Merkmalen: Selbstbestimmung, Feedback als
Lernhilfe, Vielfalt der Lernmaterialien und individueller Unterricht
56
Anne Maria Auler
Ausarbeitung zur Vorlesung: Pädagogische Psych.
Vorlesung 5: Lernen und Wissenserwerb
Konstruktionsorientierte Ansätze
Fragen
Transmission vs. Konstruktion von Wissen
1. Wo liegt der Unterschied zwischen Transmission und Konstruktion von Wissen?
2. Was sind die konstruktivistischen Prinzipien für Instruktionsdesigns? Nenne ein
Beispiel aus dem Schulunterricht dafür. (Seite 55)
Träges Wissen und Cognitive Apprenticeship
3. Was ist träges Wissen? Nenne ein Beispiel für träges Wissen! (Seite 55)
4. Wie kommt es zu trägem Wissen? (Seite 56)
5. Was ist cognitive Apprenticeship? (Seite 56)
Fall - vs. problembasiertes Lernen
6. Warum ist das Thema „fallbasiertes Lernen“ relevant? (Seite 57)
7. Beschreibe zwei Studien zum fallbasierten Lernen. (Seite 57)
8. Was macht fallbasiertes Lernen effektiv? (Seite 5/)
9. Beschreibe eine Studie zum computergestützten, fallbasierten Lernen! (Seite 58)
10. Was sind die Charakteristika, Befunde, Ziele und Lernschritte von problemorientierten
Lernen? (Seite 58 – 59)
11. Nenne ein Beispiel für problemorientiertes Lernen! (Seite 59)
Anchored Instruction
12. Was ist ein „Anker“ im Sinne der anchored Instruction? (Seite 59)
13. Beschreibe Charakteristika von Anchored Instruction! (Seite 60)
14. Beschreibe eine Studie zum Anchored Instruction! (Seite 60)
57
Anne Maria Auler
Ausarbeitung zur Vorlesung: Pädagogische Psych.
Transmission vs. Konstruktion von Wissen
Unterschied zwischen Transmission und Konstruktion von Wissen
Transmission:
- Wissen kommt von Schülern und ist hochgradig vorstrukturiert.
- Fremdgesteuert und kontrolliert (wenn Qualitätsmerkmal) durch den Lehrer
- Lernende haben Aufgabe sich die Informationen zu merken  hohe kognitive
Beschäftigung, da man wichtige Informationen extrahieren muss.
Konstruktion von Wissen:
- Aufgabenbesprechung-, bearbeitung und -diskussion durch Lerngruppen  so
Anregung zur metakognitiven Aktivität
- Neues soll mit Vorwissen in Verbindung gebracht werden  so neues Wissen
leichter aneignen.
- Lernende und Lehrende teilen sich Verantwortung für den Lernprozess
Konstruktivistische Prinzipien für Instruktionsdesign
Intentionales und strategisches Lernen  eigentliche Arbeit des Wissenserwerb
durch studierenden selbst (Lernmotivation so aber auch wichtig)
- Große Fragen – Komplexe Probleme – multiple Lösungswege  man lernt um
sich mit den großen Fragen der Welt auseinander setzen zu können, so auch
Steigerung der Motivation
- Ankopplung von Vorwissen und Alltagserfahrung  Wichtig für Motivation und
wichtig für Kognition (an Bekanntes anzuknüpfen)
- Kollaboration und Diskurs  dadurch multiple Lösungswege kennen lernen und
so mehr erfahren als durch einsames Lernen
- Authentische Aufgaben  somit mehr Realismus und mehr Motivation
Beispiel: Problem – Geschichten Ansatz
- Einbettung der Geschichten in den Alltagskontext (Geschichte)
- Multiple Wege und Lösungen (unterschiedliche Gruppierungen)
- durch aktive Partizipation (erarbeitendes Lernen) eigene Lösungen und
Entdeckungen
 gut für Motivation, Selbstwirksamkeit, Selbstbewusstsein
-
Definition: Träges Wissen
Träges Wissen ist Wissen, welches man zwar lernt aber nicht auf praktische und/oder andere
Situationen anwenden kann.
Forscher in Richtung pragmatischer Ansätze waren unter anderem Whitehead (1861-1947),
Dewey (1859 – 1952), Kerschensteiner (1854 – 1932) und Shaw.
Beispiel: Cottage – Cheese Problem: „Ich darf nur ¾ aus einer zu 2/3 gefüllten Tassen mit
Käse essen, wie viel darf ich essen?“
 lösen mit Schulmathematik (was selten gemacht wird)
 lösen mit Alltagsstrategie (Käse auf Teller kippen, in vier Teile teilen und ¾ essen)
58
Anne Maria Auler
Ausarbeitung zur Vorlesung: Pädagogische Psych.
Erklärungen für träges Wissen
Metaprozesserklärung:
Wissen ist in Ordnung, Defizit liegt in Anwendung (Steuerungsproblem)
 fehlendes, konditionales Wissen (wann wende ich Wissen an?)
 geringe Selbstwirksamkeit oder geringe intrinsische Motivation
 Motivation etwas zu tun ist da, Wille aber nicht (z.B. Diät zu halten)
Strukturdefizit:
Defizite liegen im Wissen selbst, kann unabhängig von der Steuerung nicht zum Einsatz
kommen.
 getrennte Abspeicherung von „Schul-“ und „Weltwissen“
 fehlendes Wissen
 Wissen ist nur rein deklarativ, fehlende Verknüpfung in den Alltag
Situiertheit: Wissen existiert nur abhängig vom Kontext und Erwerb hängt von Gegebenheiten
und Beschränkungen des Handlungskontextes ab, Transfer gelingt nicht. Beispielsweise ist
der Transfer vom universitären auf den praktischen Bereich schwer (Einzel – vs.
Teamleistung, Lernen aus Lektüre vs. praktische Fälle und so weiter).
Cognitive Apprenticeship
Traditionelle Lehrlingslehre:
- Zuschneidung der Arbeitsziele auf das Handwerk oder den Industriezweig.
Transfer weniger wichtig.
- Motivation zum Lernen durch fassbares, wirtschaftliches Ziel
Kognitive Lehrlingslehre:
- Allgemeine, übertragbare Inhalte sind wichtiger als spezielle Inhalte des gelernten
Stoffes. Beispielsweise Strategien zum Lesen von Texten sind wichtiger als der
Inhalt eines bestimmten Textes.
- Lernziele – und inhalte entsprechen dem Interesse des Lernenden
Cognitive Apprenticesship (Collins, Brown & Newman, 1989): Lernen mit Experten
Expertentum:
-
Modeling (Vormachen, verbalisieren) durch einen
Experten
kooperatives
Lernen:
-
Coaching (überwachtes Lernen)
Scaffoling (anfangs intensive Betreuung)
Fading (Lehrer zieht sich zurück, Schüler kann
Aufgabe selbstständig durchführen), so Hineinwachsen
in Expertenkultur mit zunehmender Fähigkeit
Authentische
Aufgaben:
-
Reflektionen über den Arbeits- und Lernprozess
(Metakognition)
Üben an realistischen, authentischen Aufgaben
-
59
Anne Maria Auler
Ausarbeitung zur Vorlesung: Pädagogische Psych.
Fall – vs problemorientiertes Lernen
Relevanz des fallbasierten Lernens
Relevanz durch die Diskussion um das träge Wissen, bei dem ein Grund Beschränkung auf
das einen Kontext ist. Beim schulischen Lernen gibt es:
- Mangel an Kooperation beim Denken und Arbeiten
- Mangel an Werkzeuggebrauch des Wissens (Lernen aus und Anwendung auf
spezifische Fälle)
- Mangel an Kontextwissen
- Mangel an aufgabenspezifischen Wissen
Studie zum fallbasierten Lernen: Jeansfabrik
- Methode: BWL Studierende und Psychologie/ Pädagogikstudenten sollten in
Jeansfabriksimulation am PC den Gewinn maximieren.
- Ergebnis: BWL Studierende waren schlechter als Psychologie/Pädagogikstudierende
 Wissen von BWL – ern wurde nie praktisch erprobt
 Neigung zu vorsichtigem Vorgehen bei BWL - ern
 Es gab Zeitdruck und die gelerenten Hypothesen der BWL – er
waren zu kompliziert
Studie zum fallbasierten Lernen: Medizinische Diagnostik
- Methode: Hier Anwendung von rein akademischen Wissen. Medizinstudierende
führten Analyse und Diagnose von Anämien aus. Hierbei Verarbeitung
umfangreicher Informationen. Es wurden Denkfehler mittels „Denkprotokolle“
analysiert.
- Ergebnis: Es gab viele Fehler.
o Analyse von vielen Informationen wurde wenig geübt, Defizite bei
Strukturierung und Vernetzung von Informationen.
o Die Informationsauswahl war eingeengt.
o Jede neue Information konnte Diagnose verändern und brachte
Unsicherheit.
Bedingungen für die Effektivität von fallbasierten Lernen
Formale Prinzipien
- realistische und informative Fälle
- Anpassung der Schwierigkeit an Vorkenntnisse (von einfach zu komplex)
- Bearbeitung vieler unterschiedlicher Fälle
- Extraktion allgemeiner Prinzipien und erneute Anwendung (Transfer)
- Frühzeitiges Eingreifen bei Fehlern
Inhaltliche Prinzipien
- Beschreibung und Begründung von strategischem Vorgehen
- Lernenden Fragen zur „Selbstklärung“ stellen (Metakognition)
- NIEMALS immer nur nach Schema F vorgehen (Nicht nur ein Vorgehen für
jeden Patienten. Der nächste Patient kann tot sein!)
60
Anne Maria Auler
Ausarbeitung zur Vorlesung: Pädagogische Psych.
Studie: fallbasiertes, computergestütztes Lernen mit Experten
- Methode: Studenten arbeiten an einem Fall. Entweder ohne Experten (c), sofort
mit dem Experten zusammen (a) oder erst alleine am Fall und dann erst mit dem
Experten (b). Der Experte erklärte laut diagnostische Schlussfolgerungen.
- Ergebnis: Am Schlechtesten war das Arbeiten ohne Experte. Beste Effekte, wenn
man zuerst alleine am Fall arbeitet und dann erst Experten zu Rate zieht 
Nutzung des Experten so effektiver möglich, Beobachtungen des Experten werden
informativer.
- Diskussion: Präzisierung des cognitive Apprenticeship durch späteres
Experteneingreifen besser!
Problemorientiertem Lernen (POL)
POL wird häufig angewendet im schulischen Bereich (naturwissenschaftlicher und
wissenschaftlicher Unterricht), aber auch bei Universitätsausbildung von unter anderem
Medizin-, Jura- und Psychologiestudierenden.
Charakteristika sind
- schlecht definierte Probleme, d.h. Zielzustand ist offen
- fächerübergreifende Bearbeitung von Problemen
- Betreuer leisten Hilfsdienste und vermitteln fehlende Fähigkeiten, geben aber
keine Lösungen vor  auch in den Fragen der großen Welt ist vieles offen
- kritisches Denken, Problemlösen und kollaboratives Arbeiten
- authentische und realistische Probleme (z.B. kann es in der Praxis sehr schwer sein
eine sichere Diagnose bei der psychiatrischen Patienten zu stellen  solche Fälle
auch bei POL!)
- POL soll Freude am Lernen führen und eine Relevanz für den Lernenden haben.
Ziele und Befunde zu den Zielen dazu:
Ziele
Breite und flexible Wissensbasis
-
-
Befunde
POL – Studenten schwach bei basalem Wissen (MC
– Tests), aber gut bei anwendungsbasierten Wissen
(z.B. der klinischen Diagnostik)
Leistungsunterschiede hier wenig gravierend.
Entwicklung von Problemlösefertigkeiten
-
Transfer bei Problemlöseanalyse und
hypothesengeleitetem Vorgehen, allerdigns Befunde
nicht sehr aussagekräftig
Erwerb von Lern- und Wissensstrategien
(Problem hier: da viel selbstständiges Lernen
von Anfang an, müssten diese Fähigkeiten bei
Schülern/ Studenten schon zu Anfang hoch
entwickelt sein)
-
bei POL Förderung der Fertigkeiten des
selbstregulierten und strategischen Lernens
 aber diese oft von Anfang an schon vorhanden, da
diejenigen, die schon vorher gut darin war auch bei
POL gute Ergebnisse erzielen, Studenten mit
geringen Fähigkeiten werden Schwierigkeiten haben
 POL setzt viel voraus, was es eigentlich fördern
will
Effektives Teamwork (wichtiger Skill fürs
Berufsleben)
-
POL fördert nicht automatisch effektive
Zusammenarbeit  hohe Varianz in POL entdecken.
Intrinsische Lernmotivation (Problem hier:
Intrinsische Motivation muss aber bereits vor
POL vorhanden sein, da sich intrinsisch
motivierte eher zu POL hingezogen fühlen)
-
Erhöhte Lern- & Berufsmotivation in POL Gruppen
 Problem hier sind die Selektionseffekt, die sich
methodisch nur schwer verhindern lassen, d.h.
diejenigen mit hoher Lern – und Berufsmotivation
sind eher bereit ein POL – Studium zu machen
61
Anne Maria Auler
Ausarbeitung zur Vorlesung: Pädagogische Psych.
 POL (konstruktionsorientiert) wirkt vermutlich am besten, wenn es mit traditionellen
Lernformen (instruktionsorientiert) kombiniert wird
Lernzyklus bei POL: es gibt ein Problemlöseszenario und folgende Schritte werden gemacht
1. Lernen Fakten zu identifizieren
2. Hypothesen generieren (rationaler Vorgang auf Basis von Vorwissen)
3. Wissensdefizite erkennen (Ausgleich mittels Selbststudium oder Dozent/ Lehrer)
4. Neues Wissen anwenden
5. Abstraktion der generalisierungswürdigen Aspekte und Transfer auf neue Situationen
 Die Evaluation ist schwer, da es viele Schritte gibt und dies die Evaluation sehr komplex
macht.
Beispiel für POL: Reformstudiengang im Charité – Krankenhaus
Hier werden ab dem 1. Semester mit Spezialisten aus verschiedenen Bereichen in
Gruppenarbeit zusammen pro Semester mehrere Fälle bearbeitet. Sie geben keine Lösungen
vor, sondern bieten immer nur Hilfe bei der Diagnostik an. Bei den Durcharbeitungen mit den
Experten kommt es zu offenen Fragen, die bis zum Ende der Woche selbstständig bearbeitet
werden. Die Dozenten moderieren nur. „Normale“ Vorlesungen gibt es natürlich auch, aber
das Selbststudium bei diesem POL – orientierten Studiengang ist relativ umfangreich.
Es gibt noch keine Daten zu der Wirksamkeit des Reformstudienganges, allerdings beurteilen
die Studierenden das Studium interessanter (könnte aber schon ab dem 1. tag so gewesen sein,
keine Kontrolle dieser Variable).
Leitlinien für POL
- Authenzität der Fälle
- Komplexität, da Lernen aus verschiedenen Perspektiven
- Lernen im Team mittels Kooperation
- Coaching durch die Dozenten, die instruktionale Unterstützung bieten.
Anchored Instruktion
Ein Anker ist ein Problem, welches:
- in vielen Teilschritten & nur mit vielen Komponenten des Unterrichtes lösbar ist
 in der Regel werden Aufgaben z.B. aus der Jaspers Serie in Gruppenarbeit
gelöst und dauern 5 – 6 Schulstunden
- nicht relevante und relevante Informationen enthält, da Selektion bei Anfang des
Problemlöseprozesses steht
- Alltagsnah gestaltet und ökologisch valide ist und so unter anderem in eigene
Vorerfahrung mit eingebettet werden kann
- Multiple Lösungswege enthält, d.h. jede Gruppe stellt ihren Lösungsweg fest und
stellt fest, dass es für das Problem verschiedene Lösungswege gibt
- Aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet werden kann
- In einen vereinheitlichen Makrokontext eingebettet ist (Beispielsweise bei der
Jasper Serie in eine Reihe von Abenteuern)
Beispiel für anchored instruction: Jaspers Abenteuer
Jaspers Abenteuer ist eine inzwischen 12 – teilige Serie über einen Mann, der mittels
Mathematik (und in neuen Episoden auch Geometrie) Abenteuer übersteht (z.B. um einen
jungen Adler schnell zum Arzt bringen muss er die Treibstoffmenge und die Reichweite einer
Flugzeuges berechnen). Sie sind ansprechend und interessant gestaltet, beinhalten
verschiedene Lösungswege und neben irrelevanten noch relevante Informationen.
Verschiedene Charaktere, die helfen könnten, werden in den Videos auch gezeigt.
62
Anne Maria Auler
Instruktionsdesign
Videobasiertes Format:
Narratives Format:
Generatives Format:
Ausarbeitung zur Vorlesung: Pädagogische Psych.
- einfache Informationssuche
- z.B. Jaspers Abenteuer
- auch für Kinder mit Lese- / Rechtschreibschwäche geeignet
(wichtig da es auch Textaufgaben in Mathebüchern gibt)
- besser zu Erinnern und anschaulicher
- Illustriert Relevanz des mathematischen Wissens
- Fördert Problemlösedenken
- regt zu begründeten Denken an, da Hypothesen erstellt, geprüft,
diskutiert und ggf. verworfen werden
Embedded Data - Design:
- erfordert begründete Entscheidungen
- Verdeutlicht, dass die Relevanz von Informationen von
Zwischenzielen abhängt
Komplexität
- fördert Ausdauer
- viele Wege führen zum Erfolg
Vernetzte Probleme
- fördert Lerntransfer und Denken in Analogien
- Ermöglicht ausgedehnte Praxis
Fächerübergreifendes
Curriculum:
- fördert Integration von Wissen
Studie
-
-
Methode: 19 5. Schulklassen mit Jasper/ ohne Jasper und traditionell/
reformorientiert. SES der Kinder wurde kontrolliert und vergleichbar gehalten. Es
wurden Daten, die man aus der 3. Klasse der 5. Schulklassen hatte mit den Daten
nach den Jaspers – Trainings verglichen.
Ergebnisse:
o mathematische Berechnungen: Jaspers Programm brachte positive Effekte
bei Problemlösen, Konzepte aufstellen und Berechnungen im Vergleich zu
nicht Jaspers Gruppen.
o Motivation: Schüler werden mit Jaspers Programmen und auch
reformorientiertem Unterricht (auch die ohne Jaspers – Programm) für die
Mathematik wieder begeistert. Bestes Ergebnis war: Reformorientiert +
Jaspers Programm.
o Effekte blieben dauerhaft und durch Jaspers kam es auch zum Transfer
63
Anne Maria Auler
Ausarbeitung zur Vorlesung: Pädagogische Psych.
Vorlesung 6: Selbstgeleitetes und kooperatives Lernen
Fragen
Selbstgesteuertes Lernen
1. Definiere SGL? (Seite 65)
2. Was sind die Merkmale (die Kernbereiche) von SGL? (Seite 65 – 66)
3. Beschreibe das Basismodell von SGL nach Barry Zimmermann! (Seite 67)
4. Beschreibe zwei Studien zu Merkmalen vom SGL? (Seite 67)
5. Wie kann man SGL erfassen? Beschreibe Modelle zum SGL, je nach
Erfassungsverfahren! Beschreibe auch Studien zu Erfassungsverfahren + Ergebnisse!
(Seite 68 – 70)
6. Förderung von SGL: Beschreibe das zyklische Modell von Barryman! (Seite 71)
7. Förderung von SGL: Beschreibe SGL am Beispiel von Zeitmanagements! (Seite 73)
8. Beschreibe 2 Arten der Strategieinstruktion! (Seite 73 – 74)
9. !!Was muss man bei der Evaluation eines Trainings beachten? (Seite 74)
Kooperatives Lernen
10. Welche Grundprinzipien gibt es beim kooperativen Lernen und welche Kritik äußert
dieser Ansatz an konkurrenzorientiertem Unterricht? (Seite 75)
11. Welche koop. Methoden gibt es im schulischen & beruflichen Bereich? (Seite 75 – 78)
12. Welche empirischen Befunde gibt es zur Effektivität an kooperativem Lernen?
Welche Mediatoren gibt es? (Seite 79)
Tutorielles Lernen
13. Was ist tutorielles Lernen und welche Programme gibt es? Wo liegen die Vorteile vom
tutoriellen Lernen? (Seite 80 – 81)
Zusammmenfassung: SGL, kooperatives Lernen und tutorielles Lernen
Basismodell zum selbstgesteuerten Lernen nach Barry Zimmermann
Modell zu Lernstrategien (Fragebogen) und Studienleistung
64
Anne Maria Auler
Ausarbeitung zur Vorlesung: Pädagogische Psych.
Modell zu Lernstrategien (Fragebogen) und Studienleistung
Zyklisches Modell des SGL (Barry Zimmermann)
Modell „gutes Schreiben“ nach Hayes – Flower
Experten wurden beobachtet! Daher schlecht auf Grundschüler anwendbar.´
65
Anne Maria Auler
Ausarbeitung zur Vorlesung: Pädagogische Psych.
Wodurch werden Effekte des kooperativem Lernen bewirkt?
Selbstgesteuertes Lernen
Definition von SGL
Als selbst gesteuert werden Lernformen bezeichnet, bei denen der Handelnde, die
wesentlichen Entscheidungen ob, was, wann wie und woraufhin er lernt, gravierend und
folgenreich beeinflussen kann. Der Schüler soll also eigene Lernbedürfnisse feststellen,
selbständig Lernziele aufstellen, Ressourcen für das Lernen identifizieren und geeignete
Lernstrategien auswählen. Die Lernergebnisse soll er selbstständig evaluieren.
 Der Schüler soll zum selbstständigen Lernen befähigt werden!
Dies ist in der Schule nötig, wenn zum Beispiel Kinder zu Hause selbstständig ihre
Hausaufgaben machen müssen. Es gibt hier eine Varianz je nach Lehrer, Lernmethode und
Schüler!
Merkmale von selbstgesteuertem Lernen (die 6 Kernbereiche)
Der selbstgesteuerte Lernen ist hat viel Eigenmotivation, ist effektiv wegen Lernstrategien
und metakognitiv (z.B. konditionales Anwendungswissen über Strategien) aktiv.
Absichten und Ziele:
- SGL setzten sich bedeutungsvolle Lernziele
- spezifische (gute Kriterien zum Überprüfen hat und schnelles regulierende eingreifen)
und globale Ziele (schlechter als spezifische)
- schwierige (umso unmöglicher das Ziel, umso mehr leistet man) vs. einfache Ziele (zu
früh zufrieden mit sich selbst)
- positive Ziele besser als negative Zielen, da es zu negativen kognitiven Effekten
kommen kann, die das Lernen blockieren (z.B. Angst, Diffusität der Ziele, kein spaß,
keine Zufriedenheit, negativer Effekt)
- prozessorientiert vs. ergebnisorientiert. Es ist sinnvoller sich erst auf den Lernprozess
und erst nach der Automatisierung auf ein gutes Ergebnis zu konzentrieren. Das ist so,
66
Anne Maria Auler
Ausarbeitung zur Vorlesung: Pädagogische Psych.
da man sich bei der Prozessorientierung am Besten auf das konzentriert, was gelernt
werden soll. Eine Studie mit Dartspielern bestätigte dies.
Strategien
- SGL verwenden aufgabenspezifische Strategien und wissen, wann welche Strategien
einzusetzen sind. Strategien müssen manchmal geändert werden (z.B. wenn man
weniger Zeit hat einen Text zu erschließen, kann man ihn nicht ausführlich
durchgehen sondern muss schneller lernen)
- Die Strategien werden von der Exekutive (einer „Kommandoeinheit“), die Strategien
steuert und anwendet ausgesucht, woraufhin sie zur Anwendung kommen. Das
Ergebnis nimmt wiederum Einfluss auf die Strategien, die ein Mensch hat
- die wichtigsten Strategien: Wiederholen (nicht so gut), Organisieren (Infos zu eigenen
Graphiken verarbeiten, z.B.) und Elaborieren (z.B. Text mit Fragen bearbeiten)
Selbstbeobachtung – und Bewertung
- Selbstbeobachtung um Festzustellen, ob man die Kriterien erreicht hat
- Selbstbewertung und dann Selbstbelohnung
- Selbstreflexion (Strategie und Ergebnisse), aber wenn zu viel Reflexion ist dies eher
negativ, da dann automatisierte Prozesse gestört werden können (z.B. wenn ein
Klavierprofi anfängt darüber nachzudenken wie genau er eine Taste anzuschlagen hat)
 Dosierung wichtig!
Zeitplanung
- Strategien des Zeitmanagements (genaue, detaillierte zeitliche Planung der Aufgabe,
sowie Prioritätensetzen, Nein – Sagen und Pausengestaltung)
Lernumgebung und soziale Ressourcen
- SGL kontrollieren ihre Lernumgebung, indem sie den Arbeitsplatz gut gestalten, die
ablenkenden Stimuli kontrollieren, Materialen und Informationsquellen da haben
(bzw. wissen wo sie sind)
- SLG nutzen andere Personen als Unterstützung: zwei Funktionen von sozialen
Netzwerken: Lernerfolgskontrolle und sozial – emotionale Funktion (zusammen mit
anderen negative Ergebnisse bewältigen, indem man darüber redet, mit Freunden
etwas unternimmt)
Motivationale Strategien: SGL beherrschen Strategien der Selbstmotivierung
- Imaginationsprozesse, d.h. sie stellen sich die Ausführung der Handlung schwer, aber
den Ausgang gut vor
- Selbstverbalisierung, d.h. sich gut anfeuern
- Emotionsmanagment, d.h. optimale Emotionslagen für die Aufgaben herstellen
- Selbstverstärkung, d.h. selbst belohnen nach schweren Aufgaben
 die Kernbereiche interagieren miteinander, oft kann man sie nur schwer trennen
 der SGL versucht das Lernverhalten zu optimieren nach der Selbstbeobachtung
67
Anne Maria Auler
Ausarbeitung zur Vorlesung: Pädagogische Psych.
Basismodell zum selbstgesteuerten Lernen nach Barry Zimmermann
Zwei Wege zum Erfolg zu kommen:
1. Man ist sehr intelligent, damit
ist alles einfach und man braucht
wenig Instruktion
2. Über Kompetenzen im Bereich
des SGL kann auch unter
Auspartialisierung der Intelligenz
ein Mensch erfolgreich sein (auch
bei Kontrolle der Intelligenz gab es
hier Signifikanzen.
Studie: Selbstgesteuertes Lernen in einem Kurs zur Förderung der Schreibkompetenz
(Zimmermann & Bandura, 1994)
Methode:
- VP waren 95 Erstsemester aus Schreibkursen (Anfänger und Fortgeschrittene)
- Kriterium: Abschlussleistung
- Prädiktoren: Schreibstrategien, Selbstwirksamkeitserwartungen, Leistungsziele
- Kontrollvariablen: Kursniveau und variable Fähigkeiten
Ergebnisse: Es gibt einen Strategie – und einen Zielpfad, bei denen direkt (über erhöhte
Selbstwirksamkeit) oder indirekt (Strategie beeinflusst mit bessere Leistungsstandards) die
Strategie zu einer besseren Schulleistung führte.
- Strategiepfad (hier wirkt Strategie direkt): Schreibstrategie↑ (wird auch beeinflusst
vom Kursniveau)  Selbstwirksamkeit↑  Schreibleistung↑ und Notenziele↑
- Zielpfad (hier wirkt Strategie indirekt): Verbale Fähigkeit↑ (wird auch beeinflusst vom
Kursniveau)  Leistungsstandard hoch↑ (beeinflusst von Schreibstrategie) 
Schreibleistung↑ und Notenziele↑
Studie: Selbstgesteuertes Lernen & Schulerfolg (Zimmermann et al., 1992)
Methode:
- 116 Schüler der 10. – 11. Klasse kreuzten Lernstrategieitems ab
- Kritik: Fragebögen sind oft nicht sehr gut, da gerne das Selbstbild sehr gut dargestellt
wird, auch vor sich selbst.
Ergebnisse:
- Wieder zwei Pfade: Strategie und Zielpfad, auch hier beeinflusst die Strategie über die
Selbstwirksamkeit direkt die Schulleistung und die über die Selbstwirksamkeit haben
die Strategien indirekt auch Einfluss auf die Notenziele und damit eine bessere
Schulleistung.
68
Anne Maria Auler
Ausarbeitung zur Vorlesung: Pädagogische Psych.
Erfassung von SGL
Selbstberichtsmothoden:
- Fragebogen (oft sehr ungeeignet, da es viel Introspektion erfordert, besonders bei
Grundschülern schwer)
- strukturierte Interviews (Validitäten besser als bei Fragebögen)
- Lehrerurteile (hier kann es wegen Vorwissen über Noten zu Verzerrungen kommen)
Perfomanztests (Verhaltens – und Leistungsmaße:
- Strategiewissen
- Denkprotokolle
- Verhaltensspuren (noch unausgereiftes Verfahren von Winne, aus Verhaltensreaktion
darauf schließen, womit der Proband sich beschäftigt)
 Es ist wichtig ein Konstrukt mit mehreren Methoden zu erheben, da der
Validitätskoeffizient einer Fragebogenuntersuchung sehr gering ist! Ansonsten besteht die
Gefahr ein Konstrukt zu Unrecht als „falsch“ zu betiteln und wegzuschmeißen. Die Messung
mittels Interviewverfahren zeigte bei dem Konstrukt der Strategien, dass diese doch eine
wichtige Rolle bei der Selbstwirksamkeit und Leistung zeigten (mehr dazu unten)!
Fragebögen:
- Lernstrategien im Studium (LIST): Erfassung von
o Organisation von Studienmaterial
o Kritisches Denken (hier sehr diffuse Formulierung der Items)
o Zusammenhänge erfassen
o Wiederholen (keine gute Strategie)
o Metakognitive Strategien (Planung, Überwachung, Regulation)
o Interne Ressourcen (Konzentration, Anstrengung, Zeitmanagement)
o Externe Ressourcen
- Kieler Lernstrategieinventar: Erfassung von Memorieren, Elaborieren, Planung,
Monitoring, Regulation
- Modell zu Lernstrategien (Fragebogen) und Studienleistung
-
BIJU – Studie für Schüler der 7. Klasse
o Ergebnis: Größte Varianz durch Vorwissen aufgeklärt (was nicht
verwunderlich ist), für Hauptschüler und Gymnasiasten. Der Anteil der
motivationale Orientierung war bei beiden Gruppen ebenfalls signifikant, die
Elaboration – und selbstregulativen Strategien spielten aber keine Rolle (es gab
keine Signifikanz!). Dies war aber nicht der Fall bei der Messung mittels
Interviewverfahren.
69
Anne Maria Auler
-
Ausarbeitung zur Vorlesung: Pädagogische Psych.
Prognostische Studie zum Kieler Lernstrategieinventar + Interview
o Methode: Zu Beginn der 8. und der 9. Klasse wurden Mathematikaufgaben
(aus einer großen Studie), Durchschnittsnoten und die schulische
Selbstwirksamkeit (Bandura – Variable) verglichen. Genutzt wurde
Fragebogen und Interview (die Faktoren Strategie, Regulation, Routine)
o Ergebnis zum Fragebogen: Elaboration und Regulation sind signifikant bei
Note – und Matheleistung, bei Kontrolle der Ausgangsnote gab es allerdings
keine signifikanten Effekte mehr
 Noten bleiben stabil und haben keine inkrementelle Validität
 Ergebnis deckt sich mit vorherigen Befunden (s. BIJU – Studie).
o Ergebnis zum Interview: Bei Kontrolle der Intelligenz klärten die
Interviewfaktoren 9,6% der Varianz auf, wobei Routine (z.B. Wiederholen)
eher negativ war. SGL war auch noch zu Anfang der 9. Klasse signifikant (im
Gegensatz zur Fragebogenerfassung).
o Schulische Selbstwirksamkeit: SW Anfang der 8. Klasse klärt 30,5% auf!
o Prognostisches Modell (kontrolliert für Vorleistung, Intelligenz)
 Direkter Pfad (signifkant): SGL (Strategie und Regulation) wirkt direkt
auf die Matheleistung.
 Indirekter Pfad (signifikant): SGL (Strategie und Regulation) wirkt
vermittelt über Selbstwirksamkeit auf die Matheleistung.
 Selbstwirksamkeit kann, muss aber nicht bei der Wirkung von SGL auf
die Leistung eine Rolle spielen. SGL kann auch unabhängig von
Selbstwirksamkeit kann SGL auf die Leistung wirken.
o Anmerkung: Varianzen hier nicht sehr groß. Studien mit großen Varianzen
arbeiten oft mit unaufgeklärten Drittvariablen und anderen unsauberen Tricks
und sind in den meisten Fällen in den Papierkorb zu werfen!
o Fazit: Mindestens zwei oder mehr Verfahren nutzen um ein Konstrukt zu
messen. Fragebogen und Interview sind hier nullkorreliert! Methodenvarianzen
mittels Vergleichen feststellen!
Interviewverfahren
-
Lernstrategieinterview von Nadine Spörer:
o Hochstrukturiertes Interview zur Erfassung problematischer Lernsituationen
wie z.B. Aufsatz in Deutsch schreiben, anfertigen von
Mathematikhausaufgaben, Lernen bei geringer Motivation, Verhalten im
Unterricht, Vorbereiten einer Klausur  zwar auch Selbstbericht, allerdings
hier Antwort selbst produzieren und somit auch reflexieren. Dadurch validere
Antworten
o Schüler mit besseren Leistungen (High – Achiever) zeigen mehr strategisches
Vorgehen als Schüler mit schlechteren Leistungen (Low – Achiever)
o Kategorisierung der Antworten in Bezug auf: Elaboration, Organisation und
Transformation, Wiederholen, Dokumentation, Lesen von Mitschriften/
Lehrbüchern oder früheren Tests), Ziele setzen und Planen,
Selbstüberwachung/ Selbstregulation, Umweltkontrolle, Hilfsmittel,
Unterstützung durch Peers, Lehrer oder Erwachsene
-
Interviewfaktoren
o Strategie (Elaborieren, Informationssuche)
70
Anne Maria Auler
o
o
-
-
Ausarbeitung zur Vorlesung: Pädagogische Psych.
Regulation (u.a. Ziele setzen, Planen, Stress regulieren, Selbstinstruktion,
Umgebungsgestaltung, Organisation)
Routine (Wiederholen, Lesen, Abfragen, Hilfe von Erwachsenen und Gleichaltrigen)
(Wiederholen und Hilfe ist wenig effizient)
Studie zu SGL – Interview: Vorhersagegenauigkeit
o Methode: Korrelationen des Interviewgesamtwertes mit Englisch – und
Mathenote (besser wären Leistungstests gewesen)
o Ergebnis: Vorhersagegenauigkeit von 93% und Korrelationen alle über r = .55
Studie zu SGL – Interviews: Underachiever und Overachiever
o Under - /Overachiever sind Schüler die weniger/mehr leisten als ihre
Intelligenz erwarten lässt. Extremes Beispiel sind Hochbegabte die
Minderleistung bis Schulversagen zeigen.
o Underachievement ist lebenslanges Phänomen, welches sich durch Schule und
Beruf zieht, Scheidungsraten erhöht, häufiger Jobwechsel (da Underachiever
bei Problemen lieber abbrechen), geringes Ausmaß an Ausdauer (Persistenz)
o Methode: Vergleich der Over – und Underachiever in Bezug auf Nutzung der
Strategien: Hilfe holen (Sozialsupport), Wiederholen (keine gute Strategie),
Tiefenverarbeitung (Elaborieren und Organisieren)
o Ergebnisse:
 Overachiever: Tiefenverarbeitungsstrategien↑, Hilfe↓, Wiederholen↓
 Underachiever: Tiefenverarbeitungsstrategien↓, Hilfe↑, Wiederholen↓ 
Underachiever holen mehr Hilfe um defizitäre Situationen bewältigen
zu können.
Metagedächtnistest (Schlagmüller, Vise & Schneider)
- entwickelt auf Grundlage von Wissenstests um strategisches Vermögen zu erforschen.
- es wird Wissen über das richtige Lesen von Texten erforscht
- gute Validität und neben diesem Test wurden noch weitere Tests entwickelt.
- Studie zur Vorhersage von Lesekompetenz (PISA, 2000): Erfasst wurde kognitive
Grundfähigkeit (= Intelligenz), Decodierfähigkeit (Basisfähigkeit um Texte überhaupt
zu lesen), Lernstrategiewissen und Leseinteresse. IQ klärt 52% der Varianz,
Lernstrategiewisssen ganze 23% des Wissens auf! Aber hier keine Erklärung warum
das so ist (daher nach Brunstein PISA – Studie nicht wissenschaftlich, obwohl
methodisch gut gemacht).
71
Anne Maria Auler
Ausarbeitung zur Vorlesung: Pädagogische Psych.
Förderung von SGL
Zyklisches Modell des SGL (Barry Zimmermann)
Dieses Modell ist auch ein
Interventionsmodell.
Mit der Zeit automatisieren
sich die Strategien, außer
bei sehr komplexen
Aufgaben, wie zum
Beispiel wissenschaftliche
Arbeit schreiben.
Bewertung des
Strategieeinsatzes immer
anhand eines
Außenkriteriums, z.B. ob
man mit Strategie auch
wirklich Text besser
verstehen konnte.
An den Schulen gibt es oft zu wenig Lernkontrolle. Oft erfolgt sie nur über Noten, nicht
über intraindividuelle Lernfortschritte.
Trainingsablauf (nach Zimmermann bei SGL immer ähnlich): Probleme erkennen 
individuelle Strategien identifzieren  Anwendung und Reflektion + Feeback  wenn nötig
Strategiewechsel  Unterstützung mit der Zeit immer mehr zurücknehmen, sodass Schüler
autonom sein Lernen steuern kann und das Arbeitsgedächtnis so gering wie möglich belastet
wird!
Beispiel: Gutes Schreiben
Laut dem Lehrplan aus Berlin müssen Schreibabsichten vermittelt werden, Texte sollen
Kinder planen, aufschreibe und überarbeiten können. Der Anspruch an die Kinder ist sehr
hoch und das Arbeitsgedächtnis stark belastet (selbst bei einem erfahrenen Schreiber ist das
Arbeitsgedächtnis so stark belegt wie bei einem Profischachspieler beim Schach!). Die
müssen Graphologie beachten, aber die Lehrer legen mehr Wert auf Orthographie und richtige
Grammatik. Zudem müssen sie eine Absicht bekunden. Als Anfänger gibt es daher eine große
Diskrepanz zwischen der mündlichen und der schriftlichen Mitteilungsfähigkeit. Auch ist die
graphomotorische Entwicklung der Kinder in der Grundschule auch noch nicht komplett
ausgereift. Zwingt man die Kinder dazu den Text zu überarbeiten wird es meist nur
oberflächlich gemacht oder der Text wird viel schlechter.
Wobei man beachten muss, dass es zwischen den Schülern große Unterschiede geben kann.
Instruktionsverfahren
- Informierte Instruktion
- Kogn. Modellieren & Selbstinstruktion (Trainer müssen selbst modellieren können)
- Gedächtnishilfen
- Kleingruppenarbeit, Diskussion und Reflexion
72
Anne Maria Auler
-
Ausarbeitung zur Vorlesung: Pädagogische Psych.
Angeleitetes und selbstständiges Üben
Modell „gutes Schreiben“ nach Hayes – Flower
Experten wurden beobachtet! Daher schlecht auf Grundschüler anwendbar.´
Studie: Aufsatztraining (Glaser und Brunstein, 2007)
- Methode: 3 Gruppen (normaler Unterricht, Aufsatzstrategie, Aufsatzstrategie +
Selbstregulation). Prä – ,Post – und Follow – up Test. Zum Testen des Transfers
wurden Kernaussagen zu einer Kurzgeschichte notiert, was zuvor weder im
Unterricht, noch im Strategietraining geübt worden war.
- Ergebnis: Bestes Ergebnis gab es bei Strategie + Selbstregulation. Hier gab es eine
Transferleistung, auch im Post – und Follow – up Test. Zudem gab es die stärksten
Effekte bei der gesteigerten Aufsatzleitung.  Alleine das mitteilen der Strategien
hilft also nicht! Schüler müssen bei der Selbstregulation Hilfestellung erhalten!
Aktuelle Pfadanalyse („frisch“ von Mai 2008):
Wissen über Schreiben, Selbstwirksamkeit und Textüberarbeitung müssen nicht, können aber
unbedingt vorliegen um gute Text zu produzieren:
- Direkter Pfad: Bedingung  Planung  Schreibqualität
73
Anne Maria Auler
Ausarbeitung zur Vorlesung: Pädagogische Psych.
-
Indirekter Pfad: Bedingung wirkt über die Mediatoren Wissen über Schreiben und
Selbstwirksamkeit auf die Planung, danach wirkt die Planung vermittelt über Revision
auf die Schreibqualität.
In dieser Studie wurde eine Theorie geprüft, was sehr wichtig ist. Nicht nur das Training
prüfen, sondern auch die Theorie die dahinter steht um zu begründen, warum das Training
effektiv ist oder auch nicht effektiv ist.
Beispiel: Zeitmanagement
Für alle Altersgruppen relevant!
Vorgehen beim Training des Zeitmanagement
 Serie von Aufgaben gleichen Umfangs und gleicher Schwierigkeit konzipieren
 Tests konzipieren
 Selbstbeobachtungsbögen konzipieren (Grundschüler überschätzen sich, erst nach
genügend Erfahrung mit realistischem Feedback wird Leistungsschätzung
realistischer)
 Konzept der Selbstwirksamkeit erläutern: ungünstig wenn Leistung steigt, aber
Selbstwirksamkeit nicht (dann wenig Chance auf Nachhaltigkeit der Effekte und
weitere Anwendung der Strategien nach dem Training; wenn wenig SGL und Testwert
hoch, dann denken Schüler oft „habe Glück gehabt“ und attribuieren Erfolg extern,
aber nicht intern)
 Ziele setzen (generelle und spezifische Ziele)
 Strategien wählen
 Baseline: 1 Woche (kein Training während der Zeit) - Intervention: 4 Wochen
 Gruppenbesprechungen
o Ziele und Strategien
o Beobachtungsprotokoll
o Durchführungsprobleme
o Testergebnisse, Selbstwirksamkeit
 Außenkriterium wichtig um zu sehen, ob Training etwas bringt.
Zeitmanagement – Strategien (im Gegensatz zu Lesestrategien relativ einfach zu lernen!)
 Regelmäßige, exakte Zeiten fürs Lernen festlegen (Wochenplan)
 Realistische Zeitplanung (geplanter vs. tatsächlicher Aufwand; Austausch in
Kleingruppen und dort sehen andere Schüler das Schüler mit guter Leistung z.B.
länger brauchen zur Vorbereitung)
 Geeigneten Lernort auswählen
 Prioritätenliste aufstellen
 Störungen abstellen / vermeiden und Selbstbelohnung (Premack)
Vermittlung von Lernstrategien
Beispiel: Strategieinstruktion zur Eigeninstruktion
Entwickelt für hyperaktive Kinder, damit diese Lernen sich nach der Therapie sich verdeckt
selbst anzuleiten, wenn sie zu aktiv werden.
- 1. Kognitives Modellieren: Demonstration + Sprachliche Erläuterung +
Selbstanweisungen
74
Anne Maria Auler
Ausarbeitung zur Vorlesung: Pädagogische Psych.
-
2. Offene, externe Anleitung: Kind führt die Aufgabe mit Hilfe verbaler Instruktionen
durch Trainerin aus
- 3. Offene Selbstanleitung: Kind wiederholt Aufgabe und verbalisiert jetzt selbst “laut”
die Instruktionen
- 4. Überleitung von offener zu verdeckter Selbstanleitung: Kinder wiederholt Aufgabe
und “flüstert” die Instruktionen
- 5. Verdeckte Selbstanleitung: Kind wieder holt Aufgabe und spricht “innerlich”
aufgabenbegleitenden Instruktionen
Self – regulated – strategy development
- Entwickle und aktivieren Hintergrundwissen: Meta-Strategie-Information, Diskussion
von Ausgangsleistung und Zielsetzung (Modellierung von Zielsetzung wichtig),
Darstellung der Strategie, Erklärung von Zielsetzung und Selbstbewertung
- Modellieren: Lautes Denken, Selbstinstruktion  wichtig für Lerntherapeuten!
- Memorisieren: Strategie in Einzelschritten (inkl. Gedächtnisstützen), Ausführung der
Selbstregulations-Prozeduren  gutes Material wichtig!
- Angeleitetes Üben: Korrektur, Selbstreflexion
- Unabhängige Leistung: Feedback  Klienten müssen Strategien selbstständig
einsetzen können
Checkliste für die Evaluation von Trainings
 Kritisch sein, wenn man Studien mit guten Effekten aber ohne Kontrollgruppe, etc.
liest!!!
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Ausarbeitung zur Vorlesung: Pädagogische Psych.
Kooperatives Lernen
Hintergründe und Grundprinzipien
Kritik am konkurrenzorientierten Unterricht
Konkurrenz, da Leistungen im Vergleich mit anderen beurteilt werden (auch wenn es dies eigentlich nicht geben
dürfte in Deutschland) und der Schulabschluss heute sehr wichtig ist.-
-
Beeinträchtigungen der Motivation
o Entwicklung rigider Fähigkeitskonzepte aufgrund stabiler KonsensusInformation
o Geringe Anstrengung aufgrund fehlender Variation in KonsistenzInformationen (Fehlschläge werden eher auf Fähigkeiten attribuiert, da die
Lehrer nicht die persönliche Verbesserungen belohnen).
o Angst- & Selbstwertprobleme bei Schülern, die im soz. Vergleich unterliegen
o Ergebnis- statt Prozessorientierung beim Lernen
- Beeinträchtigungen im Sozialverhalten
o Wenig Anregung zu Kooperation und Hilfehandeln
o Feindselige Haltung gegenüber Konkurrenten
o Egozentrismus und geringe Perspektiveübernahme
o Kooperatives Lernen wird heute auch schon als Interventionsmethode bei
Gewalt in der Schule eingesetzt
 Die Einführung von kooperativen Unterrichtselementen bei Aufrechterhaltung der
Konkurrenzorientierung scheitert zumeist wegen Verweigerung der Kooperation.
3 Grundprinzipien für kooperatives Lernen
- Gruppenziel – Gruppenbelohnung: gemeinsames Ziel,
- Interdependenz der Teammitglieder: s. dazu auch Sherifs Summercamp Studien, in
denen verfeindete Gruppen durch eine gemeinsame Aufgabe, die nur zusammen gelöst
werden konnte, zusammengeführt wurden.
- Individuelle Verantwortlichkeit – Chancengleichheit: jeder muss und kann etwas
beitragen, niemand darf ausgeschlossen werden.
- 2 Wege um Prinzipie zu realisieren
o Kooperative Anreizstruktur:
 STAD (student team achievement division) und TGT (teams group
tournament) von Slavin
 CIRC (Cooperative integrated reading and composition) für Lesen
 TAI (Team assisted individualizsation) für Mathe
 wichtig bei der kooperativen Anreizstruktur ist, dass es Rückmeldungen
für die Gruppen und die Einzelleistungen gibt, da sich so die
Gruppenleistung gleichmäßig aus individuellen Zusammensetzen.
 Bei (keine Gruppen - / keine Einzelrückmeldung, Gruppen - /keine
Einzelrückmeldung und keine Gruppen - / Einzelrückmeldung) ist die
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Ausarbeitung zur Vorlesung: Pädagogische Psych.
Effektivität wegen social loafing, fehlenden Anreizen, kein Interesse zum
Lernen ineffektiv. (Vierfeldeschema)
o Kooperative Aufgabenstruktur:
 Jigsaw (Aronson, Slavin) mit dem Fokus Aufgabenspezialisierung
 Learning Together (Johnson und Johnson) mit dem Fokus Erlernen
interpersoneller Fähigkeiten
 CO – OP (Kagan) und Group Investigation (Sharan, Sharan) mit dem
Fokus Gemeinschaftsprojekt
 bei kooperativen Aufgaben muss Struktur so sein, dass sie für
Kooperation geeignet ist.
Kooperative Methoden im schulischen Bereich
Vorgehen beim STAD (Student Team Achievement Division)
1. Bildung heterogener (in Bezug auf Leistung und soziale Merkmale) Parallelgruppen (4
- 5 Schüler) durch den Lehrer, wenn Schüler die Gruppen selbst bilden kommt es zu
keiner Heterogenität
 sehr wichtig! Bei homogenen Gruppen kann man Training gleich ganz lassen.
2. Instruktion in Klasse (Bsp. Bruchrechnen)
 hier macht kooperatives Lernen keinen Unterschied
3. Team-Arbeit (Arbeitsblätter)
4. Individuelle Tests (vor und nach den Teamarbeiten)
5. Verbesserungspunkte (ΔTest, Baseline) an die Gruppe (Punkte der einzelnen
Teammitglieder werden aufaddiert zur Gruppenleistung, Rückmeldungen nur an
Gruppe)
 intraindividuelle Leistungsveränderungen werden hier beachtet (z.B. ist die
Leistungsverbesserung um 30 Punkt genauso viel wert, wie die um 30 Punkte
des starken Schülers) und so Chancengleichheit gewährleistet.
6. Team-Belohnung (Good, Great, Super; schlechter als “good” gibt es nicht)
 Superteams sind Teams, bei denen die Mitglieder sich gegenseitig dabei helfen
ihre Leistung zu verbessern
Vorgehen beim TGT (Teams games tournament) („Action – Methode“ für den Unterricht)
1. Bildung heterogener (in Bezug auf Leistung und soziale Merkmale) Parallelgruppen (4
- 5 Schüler) durch den Lehrer, wenn Schüler die Gruppen selbst bilden kommt es zu
keiner Heterogenität
 sehr wichtig! Bei homogenen Gruppen kann man das Training gleich ganz lassen
2. Instruktion in Klasse (Bsp. Bruchrechnen)
 hier macht kooperatives Lernen keinen Unterschied
3. Team-Arbeit (Arbeitsblätter)
 1. - 3. identisch mit STAD
4. Spielerischer Wettbewerb mit leistungsähnlichen SchülerInnen aus anderen Teams
 Anstrengung statt Fähigkeiten ist hier wichtig, es besteht weniger die Gefahr, dass
Versagen auf Fähigkeiten attribuiert wird und somit der Selbstwert sinkt.
 Durch Matching von leistungsähnlichen Schülern gibt es Chancengleichheit
5. Gewinnpunkte aus Turnieren an Gruppe (Aufaddierungen der Indivdidualleistungen;
Rückmeldungen an die Gruppen)
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Anne Maria Auler
Ausarbeitung zur Vorlesung: Pädagogische Psych.
6. Team-Belohnung
7. Bumping
 System des Auf- und Abstieges, d.h. wenn ein Spieler an einem guten Tisch in
Folge verliert, wird er an einen schlechteren Tisch gesetzt. Gewinnt ein Spieler an
einem schlechten Tisch oft in Folge, wird er an einen besseren Tisch gesetzt. So
gibt es fairen Wettbewerb.
 Anpassungen an veränderte Leistungen
Ablauf von JIGSAW (Puzzle – Methode, Fokus auf Aufgabenspezialisierung) von Aronson
und Slavin
1. Aufgabenmaterial, das arbeitsteilig zergliedert werden kann. Komplex, aber nicht
hierarchisch (d.h. die nicht auf anderen Teilen der Gruppenarbeit aufbauen).
2. Bildung heterogener Arbeitsgruppen
3. Aufgabenteilung in Arbeitsgruppen
4. Bildung von Expertengruppen
 Unterschied zu TGT, wo Fokus eher auf Wettkampf liegt, da hier „Experten“
kooperieren)
5. Bericht/Diskussion/Abgleich in Arbeitsgruppen
 es soll sich ein ganz harmonisches, passendes Ganzes ergeben, gerade bei
jüngeren Schülern problematisch
 es soll ähnliche Aufgaben für jede Gruppe geben, damit die verschiedene
Gruppen noch andere Lösungen sehen (ähnlich wie bei den Jasperaufgaben).
6. Individuelle Tests und Gruppenbelohnung (wie STAD/TGT)
Ablauf von Learning together (Fokus auf interpersonelle Fähigkeiten) von Johnson & Johnson
1. Auswahl von Aufgaben und Definition von Zielen
2. Heterogene Kleingruppen
3. Interdependenz/Verantwortlichkeit
- gemeinsames Ziel (z.B. Gruppenpräsentation)
- individuelle Verantwortung für Teilziel
- Kommunikation und Diskussion der erledigten Teilaufgaben
- Abstimmung der Teilziele aufeinander
4. Kommunikation: Promotive interaction (Assist - Encourage - Monitor – Challenge)
5. Kontinuierliche Beobachtung und Supervision
6. Evaluation des Ergebnisses (durch LehrerIn + Gruppe) im Anschluss an jede Sitzung
- Gruppen/Individualleistung; soziale Fertigkeiten
- Metakognition wird gefördert
- Protokollierung der Eigenschaften, die man gerne ändern will
- Supervision wichtig, wenn Schüler sich nicht verstehen
Ablauf von CO – OP/ Group Investigation (Fokus auf Gemeinschaftsprojekt) von Sharan &
Sharan
1. Einführende gemeinsame Diskussion zu einem breit definierten Thema
- Aufgabenstellungen werden im Team entwickelt
- z.B. wenn Werbefirma den Auftrag bekommt ein Produkt zu vermarkten, dann wird
im Werbeteam besprochen wie man das anstellen will und vom Auftraggeber wird
nicht verlangt, dass er erst konkrete Vorstellungen äußern muss.
2. Gruppeneinteilung (nach Interessen)
3. Teambildende Aktivitäten: Gemeinsame Übungen und Reflexion des Gruppenprozesses
4. Themenwahl und –konkretisierung: Auswahl von zu bearbeitenden Punkten, etc.
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Ausarbeitung zur Vorlesung: Pädagogische Psych.
5. Arbeitsteilung: ExpertInnen: Vorbereitung, Präsentation im Team, Diskussion & Abgleich,
Rollenverteilung (Moderation, Protokoll)
6. Vorbereitung und Durchführung der Team-Präsentation
7. Evaluation (Feedback - promotion focus!): Selbstbeurteilung, Beurteilung durch andere
Teams
 5. – 7. ist ähnlich den JIGSAW – Ansatz
 CO – OP besonders interessant für Arbeiten an der Hochschule, z.B. ein Team, welches
eine große Studie zusammen durchführen will
Kooperatives Lernen & Arbeiten im Beruf
Partizipatives Produktivitätsmanagement (PPM)





Hintergrund: Hochgradig effektives Verfahren zur Leistungsverbesserung eines
Arbeitsteams. System anwendbar für geistige, ideele und sachliche Produkte
(Vorlesungen, Filme, Zahnbürsten, etc.)
Grundelelemente
- Erstellen einer Liste von „Produkten“ (i.d.R. 3 - 5)
 Check mit nächsthöherer Managementebene (da die Ideen manchmal zu
weit von dem Motto der Firma weggehen)
- Identifizieren von Indikatoren der Produktqualität
 Auf Vollständigkeit achten
 Höhere Effektivität für einen Indikator muß höhere Qualität des Produkts
beinhalten
 Check mit nächsthöherer Managementebene
- Herstellen von Kontingenz
 Kontingenzgraphik: Ziel dieser Graphik ist die Ermittlung hochgradig
sensitiver Informationen zur Leistungsverbesserung, indem der Indikator für
den erfolg in Zusammenhang mit der Effektivität des Teams in der Tabelle
abgetragen wird. Hier oft der mittlere Bereich interessant, weil man in den
Extrembereichen oft wenig verbessern kann (ein Reparaturservice, der 20%
Reklamationen hat, ist so katastrophal, dass das Team wenig taugt und bei 2%
Reklamation ist der Wert so gut, dass man auch hier wenig machen kann)
 Check mit nächsthöherer Managementebene
Beispiel für Kontingenzgrafik
1. Je steiler die Steigung, desto wichtiger der Indikator!
2. Effektivitätsfunktionen sind in der Regel nicht-linear!
Identifikation von Funktionsbereichen, die sensitiv für Produktivitätssteigerungen sind
Anwendung von PPM
1. Forscher-Team führt mit Abteilung/Arbeitsgruppe die Schritte 1 - 3 (also die
Grundelemente) durch
2. Erstellen einer Baseline ohne Feedback (B)
3. Einführung von Feedback (F)
4. Einführung von „Goal Setting“ (G)
5. Einführung von Anreizsystemen (z.B. freie Tage)
 Registrierung der Effekte in allen Phasen der Implementierung!
Empirische Befunde
- Effektivitätssteigerung (PPM vs. Baseline) aus 26 Studien: d = 2.3
- Positive Effekte auf Arbeitszufriedenheit, Betriebsklima, Abbau von
Überstunden
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Ausarbeitung zur Vorlesung: Pädagogische Psych.
-
alleine schon gute Effekte, wenn PPM und Feedback gemacht werden, noch
besser wird es bei der Einführung eines Goal Settings.
 Relevante Wirksamkeitsvariablen
1. Einfachheit und Quantifizierung
2. Identifikation von „Problemzonen“
3. Transparenz der Ergebnisse
4. Hohe Akzeptanz durch Partizipation
5. Klärung von Rollen: Ziele - Aufgaben - Koordination - Vereinbarung
6. Motivation durch Goal Setting und Feedback
7. Kooperation innerhalb + Konkurrenz zwischen Arbeitsgruppen + Publikation
Erwartete Effekte von kooperativem Lernen
Faktor, der alles bestimmt soll die positive Interdependenz sein, die auf förderliche
Interaktionen wirkt, die wiederum auf die Leistungsbemühungen, soziale Beziehungen in der
Schulklasse und psychologsichen Faktoren wie soziale Kompetenz wirken soll.
Effektivität und Mediatoren von kooperativem Lernen
Leistung:
 schwache bis mittelstarke positive Effektstärken (Johnson & Johnson –mittelstarke
Effektstärken– haben im Gegensatz zu Slavin – schwache Effektstärken – nur Studien
mit korrekter Implementierung der Prinzipien miteinbezogen haben)
 nur bei Gruppenziel und individuelle Verantwortung (also Rückmeldung für jeden) zu
positiven Effekten mit einem Lerngewinn bis zu 11% kommen kann.
 Bei Einhaltung der Prinzipien selber Erfolg von kooperativen Lernen an der
Universität, bzw. der Schule (allerdings Elemente wie Tourniere, für die Uni nicht
adäquat).
 Koop. Lernen fördert die soz. Beziehungen zwischen den Schülern (gemessen an
indirekten Maßen wie Sitzordnungen in der Mensa, Einladungen zu Geburtstagen,
etc.)
 Schüler mit Lernbehinderungen/ ungünstigen Lernvorrausetzungen werden mit
kooperativem Lernen gefördert (allerdings richtige Integration der Schüler wichtig!)
 Befähigte und nicht befähigte Schüler profitieren im gleichen Maße von kooperativem
Lernen (! also schon bestehende Leistungsunterschiede sind KEIN Mediator!)
Soziale und affektive Merkmale: Bei kooperativem Lernen auch für soziale und affektive
Merkmale durchweg positive, mittelstarke Effekte.
 Mediator: Richtige Implementierung des Programmes (besonders auch ob der Lehrer den
Schülern die Gruppenbildung freistellt oder die Gruppen selbst zusammenstellt).
Eine Möglichkeit die Implementierung des Programms zu kontrollieren ist das Filmen des
Unterrichtes oder das Beobachten.
Positive Effekte des kooperativen Lernen werden bewirkt durch…
80
Anne Maria Auler
Ausarbeitung zur Vorlesung: Pädagogische Psych.
Für dieses Modell gibt es aber noch keine empirischen Beweise.
Tutorielles Lernen
Formen von Tutorenprogrammen
- Cross-Age Tutoring  mindestens zwei Klassenstufen Unterschied
- Peer Tutoring  in der Regel Mitschüler der gleichen Klasse
- Whole-Class Tutoring  Tutorenprogramm an dem alle Schüler einer Klasse bzw.
Schüler aus 2 Klassen unterschiedlicher Stufen teilnehmen
 Wichtige Unterscheidung hier: Sind beim Training Schüler des gleichen Standards oder
mit großen Leistungsabständen zusammen?
Training der Tutoren(Cross-Age Tutoring)
Vorgehen
- Wie gebe ich informatives Feedback? Wie stelle ich Fragen? Wie gebe ich klare
Anleitungen? Wie wecke ich Interesse? Wie strukturiere ich eine Lernaufgabe? Wann
kann ich zum nächsten Lernschritt übergehen? Geduld üben! Positiv Verstärken!
 Stärkung der Tutorenfähigkeit! Die vermittelten Fähigkeiten vermissen Schüler oft bei
ihren Lehrern, z.B. werden die Schüler selten gelobt. Nach Skinner müsste man einen Schüler
30 – 40 mal im Unterricht loben, damit er gute Leistung zeigt.
Ergebnisse für Cross-Age Tutoring (1)
- positive Effekte auf Leistung und Einstellung zum Fach (v.a. Mathematik, basale
Fertigkeiten, starke Strukturierung)
- positive Effekte sowohl bei Tutanden als auch bei Tutoren (höhere Leistungen in Lesen,
Mathematik und Schreiben; weniger Störungen im Unterricht, mehr aktive Lernzeit im
Unterricht)
- Transfer von Lehrstrategien auf eigene Lernstrategien  also Systematik und Geplantheit
des Lernen kann gelernt werden
- Hebung des Selbstbewußtseins und Selbstkonzepts
- Höhere Lernaktivität, Anstieg in der Frequenz und Qualität von Fragen
 Under- und overachiever: Underachiever aus höheren Klassen können als ideale Tutoren
für Schüler aus niedrigeren Klassenstufen fungieren! Durch das Training können sie
lernen ihre Selbstregulationsdefizite nachzuarbeiten und eine höhere kognitive Leistung
81
Anne Maria Auler
-
Ausarbeitung zur Vorlesung: Pädagogische Psych.
zu zeigen. High-Achiever profitieren wenig von Cross-Age Tutoring (wichtiger:
herausfordernde und interessante Lernaufgaben)
5/6-Klässler (mehr aufgabenorientiert + hohe Lehrstofforientierung, größere Nähe zur
„Zone der proximalen Entwicklung“ der Tutanden) mindestens genauso wirksam wie
Studenten (stärkere Betonung von Lernfreude, persönliche Sympathie)  Nach Brunstein
wäre tutorielles Lernen eine gute Alternative zu der „Unterrichtsgarantie plus“.
Kosteneffektivität (Lernzuwachs/Kosten) bei Programmen zur Förderung in
Mathematik / Lesen bei Grundschülern - Rangliste
1. Cross-Age Tutoring (meist kostenlos und sehr effektiv nach empirischen Befunden)
2. Computer-Unterstützter Unterricht
3. Mehr Unterrichtsstunden
4. Kleinere Klassen (sehr schlecht, da Studien bisher eher gegen diese Lösung sprechen und
es viel Geld kostet)
“Reciprocal Peer Tutoring” (Fantuzzo, Riggio, Conelly & Dimeff, 1989)
o 2er-Teams bilden
o Beide bereiten sich auf einen Aufgabenbereich vor
o Jede(r) entwickelt für eine Hälfte dieses Bereichs einen Test
o Gemeinsames Treffen: Test-Administration, Feedback – Korrektur, Diskussion und
Besprechung
Peer-Assisted-Learning Strategies (PALS)
o Reziprokes Lehren in Lerntandems
o Hintergrund: Anfangs nur im Bereich der Lesefertigkeiten eingesetzt, heute allerdings
auch im Bereich des Schreibens und der Mathematik genutzt. Es wurde von älteren
Grundschülern aufgrund guter Erfolge erfolgreich auf Vorschule und Sekundarstufen
ausgeweitet. Der Anspruch ist das Programm leicht 1:1 in den Unterrichtsalltag
übernehmen zu können. Es gibt viel standardisiertes Material.
o Vorteile: früher einzusetzen als reziprokes Lernen, da weniger metakognitive Aktivität
erforderlich ist und größere Interaktion bei PALS (jedes Kind interagiert dauernd mit
einem Partner, bei anderen Programmen kommen auf einen Tutor vielleicht mehrere
Kinder)
o Struktur
o Modellverhalten und Training
o Pairing: Ein Schüler mit hoher und ein Schüler mit geringer Leistung
o Belohnungspunkte (Leistung, Teamarbeit)
o Aktivitäten (Tutor macht vor und korrigiert Fehler des Tutee): Bewährte Strategien
zum Leseverständnis
o Partner Reading (Korrektes Lesen)
o Paragraph Shrinking (Zusammenfassen und Kernaussagen identifizieren)
o Prediction Relay (Vorhersagen und Klären)
o Effekte: Preisgekröntes Programm mit hoher Effektivität und Ökonomie bei
Interventionen gegen Lernstörungen im Bereich des Leseverständnisses!
Durchschnittliche Effektstärke bei 2-6 Klässler: d = .65. Es gab auch positive Effekte
82
Anne Maria Auler
Ausarbeitung zur Vorlesung: Pädagogische Psych.
im klinischen und subklinischen Bereich, sowie nachhaltige positive Effekte! Auch bei
der Prävention gab es positive Ergebnisse
Vorlesung 7: Individualisierung, Motivierung & computergestütztes
Lernen
Fragen
Einleitung
1. Was wird alles individualisiert und welche Ansätze gibt es zur Individualisierung?
Einleitung
Was wird invidualisiert?
 Lernzeit (besonders häufig Individualisierung bei Interventionen, im Schulunterricht
häufig nur standardisierte Lernzeit)
 Rückmeldungen über Lernfortschritte (optimal zur Steigerung der Motivation wäre die
Rückmeldung über die individuellen Fortschritte, soziale vs. Individuelle Bezugsnorm)
 Aufgabenschwierigkeit und Lernhilfen (Nachhilfe, etc.) (sollte für jeden Schüler
einzeln bestimmt werden!)
Ansätze zur Individualisierung
 Mastery Learning (Bloom): So lange unterrichten, bis auch die leistungsschwachen
auf einem guten Niveau sind um Leistungsvarianz zu verringern und Wissen um
basale Grundfertigkeiten zu gewährleisten.
 Personalized System of Instruction (Keller – Plan): individuelle Gestaltung der
Lernzeit, des Lernortes, des Prüfungstermines; erst nach Bestehen einer Lektion kann
Schüler zur nächsten übergehen
 Individuelle Bezugsnorm: Misserfolgsmotivierte attribuieren auf Fähigkeit,
Erfolgsmotivierte auf Anstrengung  dadurch anderer Umgang mit Misserfolgen, die
auch bei Erfolgsorientierten auftreten und bei Erfolgsorientierten mehr Hoffnung
Situation demnächst zu meistern, bei Misserfolgsorientierten Verzweiflung und
Resignation.
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Anne Maria Auler


Ausarbeitung zur Vorlesung: Pädagogische Psych.
Programmierte Unterweisung und Computer Assisted Instruction:
Intelligente Tutorielle Systeme
Programme zur Individualisierung
Mastery Learning (Bloom)
Hintergrund:
- These 1: Wie entstehen Leistungsdifferenzen?
 Leistungsdifferenzen stellen eine Folge von ineffektiver Instruktion für 2/3 der
Schüler dar. Defizite bei einer grundlegenden Leistung ziehen automatisch auch
Defizite bei einer übergeordneten Leistung nach sich (s. Gagné). Dadurch nimmt
die Varianz der Leistungen bei jedem Lernschritt zu und am Ende gibt es nur die
erfolgreichen Schüler und die „Versager“ (die Ziel nicht meistern, da ihnen basale
Grundkenntnisse fehlen).
 möglichst alle Schüler sollten ein gesetztes Lernziel bzw. Leistungskriterium
erreichen (mind. 90% der Schüler beherrschen mindestens 85% der Aufgaben).
 Testen dient primär der Kontrolle des Lernerfolgs (formative Beurteilung),
nicht aber der Bewertung von Schülern (summative Beurteilung)
- Lernerfolg als Funktion der Lernzeit: Lernerfolg wird bestimmt durch:
 Benötigte Lernzeit (Begabung, Instruktionsverständnis, Unterrichtsqualität)
 Aufgewendete Lernzeit (Zugestandene Zeit, Motivation/ Ausdauer).
 Verhältnis der benötigen Lernzeit geringer als die aufgewendete Lernzeit (schlechte
Leistung), umgekehrt gute Leistung.
 Je mehr Lernzeit, umso besser die Leistung (effektiv genutzte Lernzeit auch
empirisch belegt als guter Prädiktor für Erfolg)
Verlauf traditioneller Schulunterricht und Mastery Learning
- Traditioneller Schulunterricht:
o Instruktionsphase  Test (Klausur, die auch die endgültige Bewertung
darstellt)  Leistungsvarianzen vergrößern sich und es wurde keine
Egalisierung erreicht
- Mastery – Learning:
o Idee: Lerntempo wird an Fähigkeiten angepasst
o Ablauf: Instruktionsphase  Vortest (um Schwächen festzustellen) 
Pädagogisierungsphase (Rückmeldung und Nachhilfe)  Nachtest (haben 80 –
90% den Stoff ausreichend verstanden?)  Eventuell neue Instruktion, und so
weiter.
o leistungsstärkere (d.h. schnellere) Schüler: vertiefen das Thema mittels
anspruchsvoller Aufgaben oder arbeiten als Tutoren (siehe dazu auch den
Tutoreneffekt).
o Typischer Leistungsverlauf bei Mastery Learning: Schwache Schüler haben
über die Testungen hinweg einen Leistungszuwachs.
o Nachteil: Viel Zeit nötig und im Regelunterricht aufgrund des Curriculums
kaum zu bewerkstelligen. Bloom würde aber sagen: „Was nutzt das
Curriculum, wenn ein Großteil der Schüler schon keine Grundfähigkeiten hat!“
Effektivität
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Anne Maria Auler
Ausarbeitung zur Vorlesung: Pädagogische Psych.
-
Bloom: 2-Sigma-Kriterium: Programm solange optimieren, bis eine Effektstärke von 2
erreicht ist (dies aber unrealistisch, schon Effektstärken von .8 sehr gut in der
pädagogischen Forschung).
- Kulik et al.
o Durchschnittliche pos. Effektstärke im Vergleich zu traditionellem Unterricht:
d = .50 (mittelstark)
o Positive Effekte auf Lerneinstellung
- Slavin
o
Geringe Effekte, sofern standardisierte Tests verwendet werden
o
Keine substantielle Abnahme der Leistungsvarianz
o
Alternativerklärung für die Effekte: Positive Effekte gehen auf Anstieg der
Zeit pro Unterrichtseinheit zurück
o
Kritik: Behinderung für leistungsstarke Schüler, Fehlende Praktikabilität
 Studien zeigten schwache bis mittelstarke Effekte für das Mastery – Learning von Bloom,
sowie positive Effekte auf die Lerneinstellung der Schüler.
Fred Keller: Personalized System of Instruction (PSI) (“Good – bye – teacher”)
Hintergrund:
- Eher für den Bereich der Hochschule
- System, welches den traditionellen Lehrer zur Wissensvermittlung abschaffen soll.
- Hier wird alles individualisiert: Prüfungstermin, das Lernen (Art, Dauer, Zeit, Ort, etc.)
- Das PSI findet man auch in der Gestaltung von Fernstudiengängen.
Vorgehen:
1. Vorlesungen werden in 10 – 15 Lektionen aufgeteilt und Student/ Schüler lernt alleine
oder in Gruppen oder mittels Tutoren. Zeit, Ort, Dauer und Art des Lernen bestimmt
Schüler alleine.
2. Schüler entscheidet sich für einen Prüfungstermin, den er selber wählen kann
(Zeitpunkt egal) und wenn er
a. Prüfung besteht: Die nächste Lektion
b. Prüfung nicht besteht: Wiederholung der Lektion/ Besprechung der Prüfung
mittels eines Tutors.
Effektivität
o Durchschnittliche Effektstärke: d = .88 (starker Effekt)
o Positive Effekte sind: zeitlich stabil (d.h. nachhaltig), unabhängig vom Antwortformat
(multiple-choice vs. offene Antworten)
o Die Leistungsvarianz wird reduziert und Zufriedenheit ist höher
o Wirkfaktoren (Mediatoren)
o Systematischer Aufbau der Lektionen und eventuell auch die höhere Qualität
der Materialien
o Häufige Rückmeldungen
o Tutorielle Begleitung
o Selbstbestimmung des Lerntempos
85
Anne Maria Auler
Ausarbeitung zur Vorlesung: Pädagogische Psych.
Kritik an PSI
o Ungeeignet, um höhere Lernziele zu erreichen (vgl. Taxonomie von Bloom)
o !!!Höhere drop-out Quote, da es eine große Herausforderung ist, das Lernen adäquat
selber zu gestalten.
o Effekte gehen auf Erhöhung der Lernzeit zurück und sind daher trivial (???)
o Fehlende soziale Interaktion
 aber diejenigen, die das Lernen durchgehalten haben, haben ihr Lernziel mit guten
Effekten erreicht.
Training zur Motivationsförderung im Schulalltag (Rheinberg & Krug, 1999)/
individuelle Bezugsnorm
Hintergrund:
- Die Intervention setzt nicht bei den Schülern direkt an, sondern versucht das
Motivationsverhalten der Lehrer zu verändern, woraufhin sich das Verhalten der Schüler
positiv ändern soll.
- Selbstbewertungsmodell: Erfolgsmotivierte haben die gleiche Misserfolgs - /
Erfolgsbilanz als Misserfolgsorientierte, Erfolgsmotivierte wählen eher die mittlere
Aufgabenschwierigkeit, Misserfolgsorientierte versuchen sie zu vermeiden. Das System
ist in sich stabil und verstärkt sich bei jeder „Runde“ selbst. Erfolgsmotivierte können die
50% Misserfolgsbilanz aber eher verkraften. Grund dafür:
o Erfolgsmotivierte: Attribuieren eher auf Anstrengung ( Hoffnung das
nächste Mal ein Ziel zu erreichen) und schützen so ihr Selbstwert, der Affekt
ist so angenehm und demnächst versuchen die Personen wieder das Ziel zu
erreichen, indem sie sich mehr anstrengen (kond. Erwartung). Das Ziel
Erfolgsmotivierter ist, Kompetenzen zu erwerben (Annäherungsziel, positiver
fürs Lernen).
o Misserfolgsorientierte: Attribuieren aber eher auf Fähigkeiten, dies wirkt sich
negativ auf ihren Selbstwert aus und ebenso negativ auf ihren Affekt. Die
konditionierte Erwartungsreaktion ist, dass Person die Aufgabe nicht lösen
wird. Daraufhin betreibt die Person
 Self – Handicapping (Wahl unlösbarer Aufgaben, feiern gehen), um dem
Versagen externe Zustände zuzuschreiben
 oder wählt sehr leichte Aufgaben aus um Misserfolge zu vermeiden um
so noch ihren Selbstwert so gut es geht zu schützen.
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Anne Maria Auler
Ausarbeitung zur Vorlesung: Pädagogische Psych.
Attribution des
Kond.
Schutz des
Direktive des
Misserfolgs
Erwartungsreaktion Selbstwertes
Lernens
Auf Anstrengung 
„Mit genug
Mittels der
Kompetenzerweiteru
Erfolgspositive Auswirkung
Anstrengung schaffe
Anstrengung –
ng (Annäherungsziel,
orientierte
auf den Selbstwert
ich Prüfung beim
Attribution
wirkt sich positiv aufs
und angenehmer
Wiederholungstermin
Lernen aus)
Affekt
“
Auf Fähigkeit 
„Ich kann eh nichts
Mittels Self Misserfolge
Misserfolgsnegative Auswirkung und von daher kann
Handicapping  so
vermeiden, sich nicht
orientierte
auf den Selbstwert
ich auch nicht
kann man einen
blamieren
und unangenehmer
erwarten, bei der
Grund für das
(Vermeidungsziel,
Affekt (kleine Info
Aufgabe demnächst
Versagen
eher negativere
zum Erfolg: Der wird erfolgreich zu sein.“
vorschieben
Auswirkung aufs
auf Zufall attribuiert)
Lernen)
 die affektive Komponente (z.B. ob Selbstwert geschützt bleibt oder nicht) spielt eine wichtige Rolle, da durch
sie ein Verhalten aufrechterhalten wird (kond. Erwartungsreaktion), oder nicht.
Grundidee des Trainings
-
Gezieltes Training zur Motivationsförderung bei Schülern: Aufbau von
Erfolgsmotivation, Reduzierung von Misserfolgsfurcht
Motivationsförderung durch individualisiertes Feedback im Unterricht
o Erhöhung von individueller Bezugsnormorientierung
o Reduzierung von sozialer Bezugsnormorientierung
Das Training zur Motivationsförderung im Schullalltag
-
Interventionssäulen: Training beim Schüler
o Zielsetzung: Realistische Anspruchsniveaus
87
Anne Maria Auler
Ausarbeitung zur Vorlesung: Pädagogische Psych.
o Attribution: Selbstwert- und motivationsfördernde Ursachenerklärungen für
Erfolg und Misserfolg
o Affekt: Positive Leistungsemotionen
 alle 3 Punkte müssen für einen guten Effekt trainiert werden
-
Interventionssäule: Training der Lehrer
o Veränderung zur individuellen Bezugsnormorientierung:
 individuelle Rückmeldungen an den Schülern in schriftlicher oder
mündlicher Form, sowie Anpassung der Aufgaben an den
Leistungsstand des Schülers.
 Wenn man hier den Hebel ansetzt, kann man bei den Schülern die
Punkte Zielsetzung, Attribution und Affekt verbessern
 sehr ökonomisch, da nur ein Punkt trainiert wird, dies sich aber auf eine
ganze Klasse auswirkt!
o mit individueller Bezugsnorm kann sich die Selbsteffizienz und
Ergebniserwartung im Sinne von Kontrollierbarkeit des Lernerfolges erhöhen
o im Grundschulalter dominiert bei dem Schüler die soziale Bezugsnorm, dies
verändert sich bis in die Sekundarstufe zur Präferenz der individuellen
Bezugsnorm (aber die Lehrer bewerten oft nach der sozialen Bezugsnorm,
obwohl sie sich faktisch an normativen Leistungen orientieren sollten)
o soziale Bezugsnorm ist für eine Erfolgsmotivation eher abträglich, da hier
schwache Schüler immer schlechter als gute Schüler bleiben, da ihr
persönlicher Fortschritt, auch wenn er klein ist, nicht mitberücksichtigt wird.
-
Zwei Möglichkeiten des Motivationstrainings
o Hilfsmittel zum Erwerb kognitiver Fertigkeiten (z.B. kognitives Training nach
Klauer oder Fries; Motivationstraining kann helfen, wenn Langeweile
aufkommt bei sättigenden Trainingsprogrammen)
o zum Training der Erfolgsmotivation
-
Sicherung des Transfers: von schulfernen zu schulnahen Aufgaben
-
Effekte:
o beim Schülertraining: Positiver, starker Effekt auf Aufbau der
Erfolgsmotivation, Lernmotivation und kognitiver Fertigkeiten (wenn in
Kombination mit spezifischen Trainings oder Unterricht angewendet).
o beim Lehrertraining: Beim Schüler Erhöhung der Lernmotivation,
handlungsleitender Kognitionen (Erfolgserwartung, Fähigkeitseinschätzung),
affektiven Zufriedenheit, Risikofreudigkeit, Attributionen auf Anstrengung
und registrierter Bekräftigungsmuster.
 Training zeigt positive Effekte, egal ob Individuum oder Lehrer trainiert wird.
Bezugsnormen können sich verändern und ergänzen (Pfeilwurfaufgabe)
- 1. Phase: Orientierung an aufgabenimmanenten Erfolgskriterien (Kompetenzaufbau; hier:
Bewegungsablauf)
- 2. Phase: Orientierung an Verbesserung des individuellen Ergebnisses (Optimierung der
eigenen Leistung)
- 3. Phase: Orientierung am Vergleich mit anderen Personen (Wettbewerb mit anderen
- Merke: Während beim Schuleintritt noch die iBn dominiert (Leistung = Anstrengung),
gewinnt danach die sBn zunehmend an Bedeutung (Leistung = Fähigkeit); spätestens im
88
Anne Maria Auler
Ausarbeitung zur Vorlesung: Pädagogische Psych.
frühen Jugendalter werden beide Normen - je nach Situation - flexibel auf die jeweilige
Anforderung abgestimmt (Ruth Butler, Dev. Psychol., 1999).
Cognitive Load Theory
-
Wichtig für Lernprogramme und Trainings.
Lernen wird umso schwieriger je höher die kognitive Belastung ausfällt
Zwei Arten von Belastung
o extrinsische Belastung (Schwierigkeitsgrad durch Darstellung) veränderbar
durch gute Lernmaterialien (unkompliziert, kurz, übersichtliche Graphiken,
Addition von Informationen)
o intrinsische Belastung (Schwierigkeit der Lernaufgabe) ist aber fixe Größe und
nicht veränderbar
Programmierte Unterweisung und Computer Assisted Instruction (CAI) (Skinner)
Hintergrund
Skinner setzte früher Lernmaschinen ein und kritisierte heftig den Schulunterricht, da seine
Stimulus – Reaktion – Konsequenz (basale Verhaltensgleichung) nicht genug beachtet werden
und dementsprechend kein Guter Unterricht möglich ist:
- Zu grobe und unsystematische Segmentierung des Lernmaterials (S)
- Zu wenig Gelegenheit zum Reagieren (R) (die, die sich am schnellsten melden werden
genommen)
- Zu seltene Verstärkung und Korrektur des Verhalten (C) (zu wenig Rückmeldungen)
Vorgehen
Verschiedenen Formen von CAI: von der Lernmaschine zum PC
Drill-and-Practice
Zweck alleine ist das Üben zur Unterstützung eines Instruktionsprogramms.
 Beispiel: Vokabel- und Lesetrainer (“Reader Rabbit”)
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Tutorials
multimodales (Texte, Bilder, audio – visuelle Infos) Ersetzen von Teilen einer
Instruktion, Rückmeldung bei Fehlern
 Praktisch in allen Lernsoftware-Programmen vorhanden; Tutor kann
eine beliebte “Comicfigur”, ein “Tier” etc. sei
 Im Unterschied zu Drill and Practice hier auch Neues Lernen von
Inhalten möglich.
Games
Verknüpfen Lernen mit Unterhaltung (Minispiele, Bilder, etc. als Belohnung);
Lerneffekt allerdings geringer als bei Tutorials und Drill – and – practice
Simulationen
Digitalisierte Annäherung an Realsituationen (z.B. Experimente und
Problemlöse-Szenarien im naturwissenschaftlichen Unterricht) und so auch
gefährliche/ teure Experimente & Problembehandlungen und Hypothesenbildung
trainierbar.
 in Gruppen anwendbar und Verringerung von Transferproblemen.
 Klassiker: Ökolopoly von F. Verster (Simulation von finanziellen
Vorgängen für angehende Bänker)
Effektivität
- Ursprünglich praktisch keine bedeutsamen Effekte im Vergleich zu anderen Unterrichtsund Lernformen, was aber möglicherweise an den Unzulänglichkeiten früher Formen der
CAI lag
- Entlastung von Lehrer und Eltern
- Heute aber schwache Effekte, aber auch extrem hohe Varianz (d.h. einige Programme sind
sehr schlecht, andere aber auch sehr gut)  entscheidend ist Qualität (Gestaltung der
Materialien und anwenderfreundliche Bedienung) und angemessener Einsatz
(Individualisierungs – und Übungszwecke, aber auch Unterstützung von kooperativem
Lernen).
Intelligente Tutorielle Systeme - IST (John R. Anderson)
Hintergrund:
- ernsthafter Versuch den Lehrer komplett zu ersetzen, indem der Schüler an intelligenten, lernenden
Systemen unterrichtet wird.
- Spielart des PC gestützten Lernens
Die 4 Module von IST
Expertenmodul –
Wissensmodell
-
Tutorielles Modul –
Didaktikmodul
Schülermodul –
Tutandenmodell
-
Kognitives Modell der zu erwerbenden Fertigkeit
z.B. Produktionsregeln nach ACT*, ACT-R von Anderson
o 3 Module beim ACT – R: deklaratives Gedächtnis,
Langzeitgedächtnis und Arbeitsgedächtnis
o ACT ist eine so genannte kognitive Architektur. Kognitive
Architekturen stellen eine Art "Werkzeugkasten" dar, mit dem
bestimmte Phänomene der menschlichen Kognition modelliert
werden können
o ACT gehört zur Klasse der "Produktionssysteme", ist also ein
Modell, das auf der Entstehung, Speicherung und Ausführung
sogenannter „productions“ (Regeln der Form "Wenn Bedingung
A erfüllt ist, dann führe Aktion B aus) beruht
Lehranweisung und Lehrintervention
haben auch nicht intelligente Systeme wie CAI
das eigentlich spezielle an dem Modell!
Repräsentation des aktuellen Wissens des Lernenden, da das Programm das
Denken und die Fehler des Benutzers lernt
Teilmenge aus dem Expertenmodul, d.h. Modell über Fehler, die gemacht
werden können
Fehleranalyse aus Vorstudien (Buggy Rules),
o besonders gut dazu sind Antworten auf Multiple Choice
Aufgaben.
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Nachteil: für komplexe Programme sind Buggy – Rules fast
unmöglich komplett zu erstellen (bei Algebra gut möglich, bei
Aufsatzschreiben fast unmöglich)
 Schülermodell ist eher reproduktiv als kreativ orientiert.
- Das Kommunikations-Modul sorgt für die eigentliche Form in der das System
gegenüber dem Anwender auftritt, außerdem ermöglicht es ihm, sich zu äußern
und leitet die Eingaben gegebenenfalls nach einer Aufarbeitung an die
jeweiligen Module weiter.
- stellt in der praktischen Umsetzung ein großes Problem dar. Will man dem
Lernenden erlauben in seiner „natürlichen“ Sprache zu antworten oder Fragen
zu stellen, so muss das System in der Lage sein, diese zu verstehen.
o
Kommunikationsmodul
- Benutzerschnittstelle
Kritik
- Buggy Rules nur für reproduktive und weniger komplexe Probleme geeignet
- Schülermodell eher für reproduktive, als kreative Aufgaben geeignet
- Frage nach angemessener graphischer Präsentation, Visualisierungen und multimedialer
Gestaltung
Positiv an ITS
- Bereitstellung von differenzierten Lernhilfen auf anwenderfreundlichen Oberflächen
Empirische Befunde
- Probleme (vgl. Anderson et al., 1995)
o Fehlende Effektivitätsnachweise (bisher 1995 kein Vergleich mit alternativen
Trainingsprogrammen)
o praktische Probleme (Unix - vs. DOS/Windows)
o Programme wenig benutzerfreundlich
o Simulation kognitiver Prozesse vs. Pädagogische Förderung
- Vorteile (Schofield et al., 1994)
o Entlastung des Lehrers von Routine (Übung und Drill)
o Eingehen auf einzelne Schüler am PC
o Weniger Hemmungen, um Hilfe zu bitten
o Andere Schüler können währenddessen weiterarbeiten
o PCs kann man eher beschimpfen als Lehrer
o höhere Arbeitsmotivation
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Vorlesung 8: Determinanten der schulischen Leistung
Fragen
Einführung
1. Einleitung: Wie viel Forschung gab es auf diesem Gebiet bisher? Wo liegen
methodische Probleme? Welche Forschungsperspektiven gibt es und welche
Variablengruppen wurden hauptsächlich analysiert?
Studien
2. Was fand bei den Studien heraus? Was ist förderlich und was ist weniger förderlich
für den Schulerfolg?
Frühförderung von Schülern
3. Wie kann man Schüler früh fördern?
Einführung
Quantitativer Forschungsstand
- ca. 8000 Untersuchungen zu Determinanten schulischer Leistungen
- mehr als 150 Metaanalysen
- Effektstärken für Einzelvariablen: rs < .45
Komplexes Schema der Schulleistungsdeterminanten (Helmke & Weiner, 1997)
Nach diesem Schema spielen sehr viele Variablen eine Rolle, da Schulleistung ein sehr
komplexes Konstrukt ist.
Es gibt 3 große Hauptgruppen:
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-
individuelle Merkmale des Schülers
Eltern: kognitive Entwicklung im Elternhaus; Unterstützung; liefern mit den
Leistungsstatus, mit dem Kind in die Schule reingeht
- schulischer Bereich: Unterrichtsmerkmale, Expertise und Kompetenzen des Lehrers
 diese Kernbereiche spiegeln sich auch in anderen Studien wieder
Methodische Probleme
1. Zentrierung auf additive Kombination von Einzelvariablen
- Bsp.: Intelligenz und Vorwissen
2. Fehlen von Modellen zum Zusammenwirken von Variablen
- Bsp.: Angst und Schulleistung
3. Fehlen von Mediationsmodellen (Zusammenhang zwischen zwei Variablen klären)
- Bsp.: SES (socio-economic status), Studien zeigen einen Einfluss vom SES auf den
Schulerfolg. Je reicher die Eltern, desto bessere Chancen haben die Kinder in der
Schule.
4. !!!Reziproke Beziehungen zwischen Variablen
- Bsp.: Fähigkeitsselbstkonzept und Schulleistung
5. Problem der Multikriterialität
- Bsp.: Achievement – Enjoyment – Gap (Leistung und Lernfreude), das was Erfolg
bringt muss nicht unbedingt den Schülern Spaß machen und umgekehrt. Wichtigkeit
der Klärung der Variablen besteht darin, dass Ergebnisse aus verschiedenen Ländern
nicht übertragbar auf andere Länder sind, da Kultur und andere Faktoren anders sind.
Forschungsperspektiven
1. Longitudinalanalysen
2. Multikriteriale Analysen (neben Leistungs – noch andere Variablen miteinbeziehen)
3. Kombination individueller, familiärer und schulischer Einflussfaktoren und Analyse ihrer
Wechselwirkungen
4. Mehrebenenanalysen (z.B. Individuum - Schulklasse - Schule ...)  z.B. die Leistung des
Individuum hängt von Level der Klasse ab, da Noten oft nach sozialer Bezugsnorm vergeben
werden.
5. Mediationsanalysen  Untersuchung mehrerer Varianzen statt nur einer.
6. Modellbildung
- Einflussfaktoren - Zusammenwirken - Einwirken auf Lernprozess
- Korrelationsstudien + Mikroanalytische Studien
- Statistische Modellierung - Strukturgleichungsmodelle
Determinanten der schulischen Leistung
Meist erforschte Variablengruppen (in Lerntabelle dann noch Ergebnisse von Studien
rein oder hier direkt rein und dann auf Studien unten verweisen!)
Determinanten der schulischen Leistung
Kontextbedingungen:
Land:
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Schulexterne und
Schulinterne Faktoren
Familiäre Faktoren
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-
Nach Timms
o liegt Deutschland im internationalen Vergleich nur im mittleren
Bereich, die asiatischen Länder haben die höchsten Werte
erreicht.
o Leistungszuwächse sind in anderen Ländern auch höher
- Nach Pisa ist Deutschland bei der Lesekompetenz sehr schlecht:
o Deutschland ist unterdurchschnittlich und hat die höchste
Leistungsvarianz, wogegen Finnland überdurchschnittlich ist
und eine geringe Leistungsvarianz hat.
o In Deutschland liegt 4% über dem OECD Vergleich zudem
Anteil der Schüler mit Lesekompetenz auf Stufe 1
o Sogar nach Bundesländern gibt es Unterschiede.
Schulform:
- Nach Timms sind Hauptschule & Gesamtschule sind im Vergleich mit
Leistungen anderer Länder unterdurchschnittlich, während Realschule
durchschnittlich ist und das Gymnasium nahe an japanischen Werte
Migrationshintergrund:
- Nach Pisa gibt es einen signifikanten Unterschied bei den erzielten
Punkten zwischen Schülern, deren Eltern in Deutschland und deren
Eltern nicht in Deutschland geboren sind.
-
-
Individuelle Merkmale
von Schülern: Kognitive
und motivationale
Faktoren
-
-
Häusliche Umwelt: mittelstarker Effekt (nach einer Metaanalyse)
SES (sozio – ökonomischer Status): Nach Pisa spielt der SES in
Deutschland die größte Rolle, wenn es um Schulerfolg geht. in Finnland
ist der Einfluss nur halb so groß.
Prozessmerkmale der Familie:
o Stimulation (Anregung: Qualität der Spielmaterialien,…)
o Instruktion (Lernhilfe: Qualität wichtig, Hausaufgabenhilfe)
o Motivation (Leistungserwartungen der Eltern)
o Modellverhalten (Bewältigungsmuster der Eltern)
kognitive Schülermerkmale: Vorwissen (v.a. ca. ab der 3. Klasse
wichtiger als Intelligenz) und Intelligenz (v.a. zu Beginn der Schule
wichtiger als Vorwissen)
 wirken direkt und indirekt (über Wirkung auf Anstrengung & Angst)
 Bei Interventionen kann man Wissenserwerbstrategien (Vorwissen)
vermitteln um Leistungseinbrüche durch Intelligenzdefizite anzugehen
motivationale Merkmale des Schülers:
o Anstrengung
o Fähigkeitsselbstkonzept
 Einfluss auf Ausdauer, Selbstwirksamkeit &
Initiierung von Lernaktivitäten
 Testleistung und Note haben hohen Einfluss auf das
Selbstkonzept, weniger signifikante Beziehung von
Selbstkonzept auf Testleistung und Note
o Eccles und Wigfield (Expectancy – Value Theory of Achievement Modell):
 zentrale Variablen: Fähigkeitskonzept, Wertvariablen
(ist Aufgabe interessant oder nützlich?) und
Erwartungen (kann ich Aufgabe schaffen?)
 andere Merkmale wie Selbstschemata, Kultur,
Erziehung sind Vorläufer für diese zentralen
Variablen
 Motivation in der 1. Klasse am Höchsten, danach wegen
steigender Selektivität der Interessen, realistischen
Lehrerrückmeldungen und Minderung von Fähigkeitskonzepten
kontinuierliches Absinken.
o Motivation spielt keine so entscheidende Rolle wie Intelligenz
oder Vorwissen,
o intrinsische Motivation ist immer gut; Extrinsische nicht gut,
wenn sie materiell UND leistungsunabhängig gegeben wird
(gelernte Hilflosigkeit: Egal was ich tu, ich werde belohnt).
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o
o
-
Unterrichtsfaktoren
-
-
-
Gründe für geringere Korrelation (ca. r = .30): Motivation
wird nur in Kombination mit Umweltmerkmalen wirksam
hohe Korrelationen bis r = .50, wenn Aufgaben Anreize
enthalten (Interesse, Neuigkeit), soziale Anreize fehlen und
Eigeninitiative gefragt ist (diese Ausprägungen der 3 Faktoren
gibt es bei der Schule oft nicht!)
Angst:
o Besorgtheit und bes. bei wenig Struktur und hoher
Lernstofforientierung führt zu Speichern↓, Verarbeiten↓ und
Infoabruf↓
o breite Streuung (Korrelationen von r = -.80 – r = .40)
Quantität (wie viele Unterrichtsstunden gegeben werden) und Qualität:
mittelstarke Effekte (nach einer Metaanalyse)
Bekräftigungslernen und remediales Lernen (=Förderunterricht):
mittelstarke Effekte
Unterrichtsstunden:
o Nach TIMMS: In Deutschland gibt es mehr Unterrichtszeit in
Mathe als in Japan, allerdings wurde der Stoff bereits schon in
einem früheren Jahr unterrichtet.
o Lernzeit ist auch ein guter Determinant für Schulerfolg
Klassengröße: Korrelation = 0, nur insgesamt bei 2 Studien schwache
Effektgrößen  hier lohnt es sich bildungsökonomisch nicht den Hebel
anzusetzen.
Lehrerexpertise: Vorkenntnisniveau und Leistungsheterogenität wirken
o direkt auf die Nachtestleistung
o sowie indirekt auf die fachliche, didaktische, diagnostische und
soziale Kompetenz des Lehrers, die wiederum auf die
Nachtestleistung wirkt.
Studien
International Association for the Evaluation of Education (IEA) Science-Studien:
- Zunehmende Verbreitung von Pflichtschulen seit 1945, da der Staat damals begriffen
hat, dass ein hohes Bildungsniveau auch Wohlstand und gute Volkswirtschaft bringt.
- Unterschiede in weiterführenden Schulen + Universitätsausbildung
- Abnehmende Unterschiede in Schulleistungen zwischen Industrienationen und sog.
Schwellenländern
- Human Capital - Volkswirtschaft und individueller Wohlstand
Internationale Schulleistungsvergleiche: TIMSS - Third International Mathematics and
Science Study
-
-
-
Methodik: Federführung in Deutschland: MPI für Bildungsforschung, Berlin, Prof.
Baumert; Teilnehmer von TIMSS Deutschland: 7000 SchülerInnen der 7. und 8.
Jahrgangsstufe aller Schulformen aus 15 Bundesländern. Die Mittelwerte betrugen
immer 500, Streuung = 100.
Ziele:
(a) Internationaler Vergleich der Leistungszuwächse: Ende der 7. bis Ende der 8.
Klasse.
(b) Drei-Länder- Vergleich: D - USA – Japan)
(a) Ergebnis: Platzierung unterschiedlicher Schulformen bei der Mathemleistung im
internationalen Vergleich.
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-
-
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o Die Ergebnisse nahmen die Ergebnisse der PISA Studie voraus
o Leistungsvergleich: Deutschland nur im mittleren Bereich (509), die
asiatischen Länder haben die höchsten Werte erreicht (ab 605 Punkte)
o deutsche Schulformen: Hauptschule & Gesamtschule sind
unterdurchschnittlich (450 Punkte), während Realschule durchschnittlich ist
und das Gymnasium nahe an japanischen Werte (570 Punkte) ist  Schulform
spielt eine Rolle
o Leistungszuwächse: Deutschland hat im internationalen Vergleich nur geringe
Leistungszuwächse.
o Unterrichtsstunden: In Deutschland gibt es zwar mehr Unterrichtszeit in
Mathematik als in Japan, allerdings wurde der Stoff, der in Deutschland
durchgenommen wird in der 8. Klasse in Japan bereits schon in einem früheren
Jahr unterrichtet.
(b) Ergebnis: Drei-Länder- Vergleich: D - USA – Japan)
o Mathematische Themen werden in Japan früher als in D & USA eingeführt
o Mathematische Themen werden in Japan mit höherer zeitlicher Intensität
eingeführt und später erneut aufgefrischt
o Vergleichweise geringe Individualisierung in Japan, bei insgesamt sehr hohem
Anforderungsniveau
o Bei gleichem Stundenumfang werden in Japan höhere Mathematikleistungen
als in D erreicht
Fazit: Diese Studie maß neben aktuellen Werten noch Veränderung und ging auch in
den Unterricht herein um ihn zu beobachten. Die Erfolge aus Japan sind allerdings
unter anderem aufgrund kultureller Unterschiede schlecht übertragbar.
PISA 2000
Methodik:
- PISA I(nternational): Vergleich zwischen Teilnehmerstaaten (32 Staaten,
repräsentative Stichprobe von 15 – jährigen, ca. 180.000 SchülerInnen)
- PISA E(rgänzungsstudie): Bundesländervergleich (ca. 1280 Schulen)
o 1. Zyklus: Schwerpunkt Lesen (PISA 2000)
o 2. Zyklus: Schwerpunkt Mathematik (PISA 2003)
o 3. Zyklus: Schwerpunkt Naturwissenschaften (PISA 2006)
- Überprüfung der Lesekompetenz: Überprüfung von “sinnverstehendem” Lesen mittels
authentischer, kontinuierlicher & nicht – kontinuierlicher Texte (meist aus
Sachkundeunterricht)
o Definition Lesekompetenz: Hilfsmittel zum Erreichen persönlicher Ziele,
Bedingung für die Weiterentwicklung eigenen Wissens und eigener
Fertigkeiten, Voraussetzung für die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben
o Erfassung: Informationen ermitteln, Bedeutung interpretieren, Texte bewerten
und reflektieren
o Messung: 5 Kompetenzstufen (1 = rudimentäres Textverständnis, 5 = gutes
Textverständnis)
(a) Ergebnisse: Vergleich zwischen Teilnehmerstaaten
- internationaler Vergleich der Lesekompetenz: Deutschland ist unterdurchschnittlich
und hat die höchste Leistungsvarianz, wogegen Finnland überdurchschnittlich ist und
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-
-
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eine geringe Leistungsvarianz hat (Widerspricht dem Befund aus Deutschland, dass
Egalisierung und Qualifizierung nicht gleichzeitig gehen).
prozentualer Vergleich der Schüler auf Kompetenzstufe 1 und 5: Deutschland sind
22% (1/5 aller 15 – jährigen Schüler!!!) auf Kompetenzstufe 1, d.h. können gerade
mal einfache Texte verstehen! In Finnland sind es gerade mal 7% und der OECD
Durchschnitt sind 18%.
SES (sozio – ökonomischer Status): SES spielt in Deutschland die größte Rolle, wenn
es um Schulerfolg geht. in Finnland ist der Einfluss nur halb so groß. Andere Studien
zeigen, dass der SES der Familie eines Schülers sogar die Schulübergangsempfehlung
beeinflusst.  System arbeitet eher für bildungsnahe (politischer korrekt für
Oberschicht) anstelle für die bildungsferne (politisch korrekt für Unterschicht)
Familien.
Leselust und Lesekompetenz:
o Leselust & Leseinteresse sind bedeutsam m. Lesekompetenz korreliert (ca. .40)
o Deutschland hat den höchsten Anteil von lese”un”lustigen Schülern
o Insgesamt: 42%, Mädchen: 29%, Jungen: 52%
o Zum Vergleich: Finnland 22%
o Die Lesekompetenz der Mädchen ist deutlich höher als die der Jungen
o Vorsicht: Bei alledem handelt es sich aber nur um korrelative Beziehungen
(vielleicht lesen Jungen weniger freiwillig, weil sie es einfach nicht so gut
können wie die Mädchen).
(b) Ergebnisse: Vergleich zwischen den Bundesländern
- Lesekompetenz: Bayern, Badem Würtemberg sind am Besten, Schlusslichter sind
Brandenburg, Hessen und Bremen
- Migrationshintergrund: Es gibt einen signifikanten Unterschied bei den erzielten
Punkten zwischen Schülern, deren Eltern in Deutschland und deren Eltern nicht in
Deutschland geboren sind.
Klassengröße und schulische Leistungen
-
-
-
Korrelation praktisch 0! (Ausnahmen s. u.)
Unterschiede (Shapson et al.): Lehrer-Selbstbericht (Lehrer berichten besseren
Unterricht, umso kleiner die Klasse) vs. faktische Effekte (keine signifikante
Korrelation zwischen Beobachtungs und Testdaten)
Gründe für den fehlenden Effekt
o Keine Veränderung im Unterrichtsverhalten der Lehrer als Funktion der
Klassengröße (intraindividuell gemessen)
o Keine pädagogische Nutzung von Handlungsmöglichkeiten und didaktischen
Spielräumen in kleineren Klassen.
Ausnahmen: Tennessee randomized classrooms trials study und die DESI Studie aus
Deutschland zeigten schwache Effektgrößen  aufgrund des schwachen Effektes
würde es sich eher lohnen das Geld in andere Verbesserungen zu investieren.
Individuelle Faktoren: Verhältnis von Intelligenz und Vorwissen (Schneider, Körkel &
Weinert)
- Methodik: Überprüfen Verständnisleistung bei einem Text zum Fußballspielen
o 2 (Intelligenz: hoch vs. niedrig) × 2 (Vorwissen: hohes Interesse vs. niedriges
Interesse) Plan
- Ergebnis: Vorwissen allgemein wichtigster Prädiktor als allgemeine Intelligenz
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Big Fish – little Pond (großer Fisch, kleiner Teich) Effekt
Wenn zwei gleich intelligente Schüler in eine starke und eine schwache Klasse gehen, dann
entwickelt sich das Selbstkonzept aufgrund der verschiedenen Bezugsgruppen anders.
Frühförderung von Schülern
Relevanz der Frühförderung
- Armut hat - vermittelt über geringe entwicklungsangemessene Stimulation -negative
Auswirkungen auf die kognitive Entwicklung und auf den Lebenserfolg (vermittelt
über Schulabschlüsse). Die Benachteiligung zeigt sich gerade in den ersten
Schuljahren.
- Damit Förderung nachhaltig wirkt:
o Muss sie frühzeitig einsetzen (nicht erst im Vorschulalter wie bei HEADSTART oder in Schulzeit bei „No Child left behind“).  je früher desto
besser! Erst bei Schuleintritt anzufangen ist zu spät, da Leistungsschere schon
zu weit auseinander ist
o Gesamte Entwicklung bis Schuleintritt begleiten (2 Jahre besser als 1 Jahr)
o Hohe Intensität aufweisen (mehrere Stunden / Tag) (s. Expertiseforschung)
o Das häusliche Umfeld, d.h. auch die Eltern!, aktiv einbeziehen
o Mit geschultem Personal arbeiten
- Der Zeitpunkt spielt eine wichtige Rolle!
o Bei einem Lebensalter von 5 Jahren liegt das Entwicklungsalter von Kindern
aus anregungsarmen Lernumgebungen ca. 2 Jahre hinter dem
Entwicklungsalter von Kindern aus “typischen” Lernumgebungen zurück (d.h.:
es beträgt 3 statt 5 Jahre).
Programme zur Frühförderung: Das Abecedarian-Projekt
Das Abecedarian-Projekt unterscheidet sich von anderen Förderprogrammen, indem es:
- In der frühen Kindheit einsetzt (1. Lebensjahr) und langfristig angelegt ist (5 Jahre)
- Speziell für Risikokindern (hohe Armut, anregungsarme Umgebung) ist
- Wissenschaftlich gut kontrolliert ist (parall. Gruppen: Treatment vs. No-Treatment)
Programm ist effektiv:
- nachhaltig pos. Effekte auf kognitive Entwicklung, soziale Fähigkeiten, Schulleistung
und Qualität der Schulabschlüsse (geprüft bis ins frühe Erwachsenenalter)
- Wenn bis Schuleintritt gefördert wird, ist es egal, ob man nach dem Schuleintritt noch
weiter fördert, da die Ergebnisse sich nicht signifikant unterscheiden.  es wichtig
noch vor Schuleintritt zu fördern
- gute Kosten-Nutzen-Kalkulation: 1 Dollar Kosten = 4 Dollar Nutzen
Eckpunkte des Programms
- Vollzeitintervention vom 1. bis zum 5. Lj., 5 Tage / Woche, 50 Wochen / Jahr
- eigens für das Programm entwickelte Lernaktivitäten: “LearningGames”, “Partners for
Learning” und Lernmaterialien (5 Jahre Vorbereitung war nötig)
- alle Kinder/ Familien erhalten Unterstützung: Ernährung, Gesundheit & Sozialdienste
- Förderung der kognitiven, feinmotorischen, sozialen und emotionalen Entwicklung
durch speziell ausgebildete Lehrer und individuelle Anpassung auf jedes Kind
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Ausarbeitung zur Vorlesung: Pädagogische Psych.
Schwerpunkt: Sprachentwicklung
Effektivität
- Methodik:
o 57 Kinder mit Treatment, 54 Kinder ohne Treatment (fast alle Kinder: African
American)
o Alle Kinder / Familien erhielten Unterstützung bei: Ernährung, Gesundheit und
Sozialdiensten
o Treatment-Kinder erhielten zusätzlich alle Endpunkte
o Mit Einschulung: Split in 2 (Förderung Vorschule: Ja / Nein) X 2 (Förderung
Schule: Ja / Nein) Design.
o Effektprüfung: Geburt bis Einschulung, 8 Jahre, 12 Jahre, 15 Jahre, 21 Jahre
-
Ergebnis für die kognitive Entwicklung:
o bis 9 Monate: EG weist eine günstigere Entwicklung als die KG auf
o bis 12 Jahre: Defizite konnten durch das Programm nicht ganz ausgeglichen
werden (Durchschnitt der lokalen Stichprobe war immer noch besser als die
EG und KG) nicht; aber die Gruppe, die bis zum Eintritt in die Schule schon
Förderung erhalten hatte, schnitt am Besten ab, danach zeigte sich kein
Unterschied zwischen den Gruppen, die weiterhin gefördert und nicht
gefördert wurden.  es ist wichtig noch vor Schuleintritt zu fördern!
o bis 21 Jahre: bei EG längere und bessere Schullaufbahn, weniger
Schulabbrüche, mehr High – School Abschlüsse, 2/3 (vs. 50% aus KG) hatten
einen Job, 35% (vs. 14%) machten einen vier Jahres Abschluss am College
-
Ergebnis für die Kosten – Nutzen Kalkulation: 1 Dollar Kosten – 4 Dollar Nutzen
o Kosten pro Treatment – Kind: ca. 13.000 $ per anno
o unter anderem besseres Einkommen der Teilnehmer und auch Mütter (da auch
sie was gelernt haben), Einsparungen im Erziehungsbereich betrug 11.000 $
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