Seminar: Verein und Szene, Protokoll zum Seminar am 21.06.05 Seminarleitung: Prof. Dr. Alkemeyer Semester: SS 2005 Protokollantin: Ute Friedrich 1.) Vortrag des Protokolls vom 14.06.05 2.) Referat Nordic – Walking und Walking von Stephan und Oliver Einleitung: Der Begriff Nordic – Walking tauchte in der amerikanischen Fachliteratur 1992 zum ersten Mal auf. 1997 haben Spitzensportler in Finnland diese Sportart als Sommertrainingsmethode genutzt. In den Jahren 2001 – 2002 hat sich die Anzahl der Menschen verfünffacht, die Nordic – Walking ausübten. Statistiken: 80% sind ca. 30 Jahre alt und der Anteil der Frauen überwiegt. Die Leistungssportler sind mit 4% unterrepräsentiert und aktive Sportler zu 19% beteiligt. Ziel der Untersuchung: Befragung zweier unterschiedlich organisierter Walking – Gruppen über Zusammensetzung und Organisationsformen der Gruppen, Motivationsgründe und Selbstbild der Teilnehmer, sowie Reaktionen Dritter beim Betreiben dieser Sportart. Allgemeines: Zu Ollis Gruppe gehörten Frauen mit verschiedenen Berufen die durch das Angebot einer Physiotherapie – Praxis sich regelmäßig zum Nordic – Walking trafen (formelle Gruppe). Stephans Gruppe bestand aus befreundeten Frauen, die sich privat organisiert hatten (informelle Gruppe). Organisatorisches: Ollis Gruppe bekam bei regelmäßiger Teilnahme die Kosten von der Krankenkasse erstattet. Jeder Termin wurde von allen genutzt. Eine Kleiderordnung gab es nicht. Die Stöcke konnten zuerst getestet und später nach der Probephase käuflich erworben werden. Die Teilnehmer hatten Hüft- Bandscheiben- und Knieprobleme, weshalb sie vom Arzt dazu ermutigt wurden Nordic- Walking zu betreiben. Einige Gruppenteilnehmer fühlten sich zu jung für diese Sportart, gaben aber an, dass sie durch die Gruppe zum Weitermachen ermutigt wurden. Beim Ausüben ihrer Sportart wurde die Gruppe manchmal belächelt oder „blöd angeguckt“. 1 Bei Stephans Gruppe bestand keine Anwesenheitspflicht und einige Teilnehmerinnen kamen nicht regelmäßig. Auch hier gab es keine Kleiderordnung, außer der Empfehlung im Winter eine Taschenlampe mitzubringen. Die Gruppe hatte sich aufgrund der Initiative einer der Frauen zusammengefunden. Durch das Zusammengehörigkeitsgefühl fühlen sich die Frauen ermutigt die Sportart weiter auszuüben. Informelle Gruppe: Vergleiche zum Vereinssport Walken ist relativ anspruchslos, kann ohne eine Organisation durch einen Verein gut betrieben werden. Man braucht keine großen Voraussetzungen mitbringen. Die Teilnehmer haben die Möglichkeit, sich die „Mitwalker“ selber auszusuchen. Höheres Verpflichtungsgefühl in der informellen Gruppe anderen gegenüber. Vorteil: Es muss kein Vereinsbeitrag geleistet werden. 3.) Diskussion im Seminar: In Deutschland gibt es 2 große Vereine, die Nordic – Walking anbieten. Dort werden Trainer ausgebildet, damit der Stil an die Sportler weitergegeben werden kann. Unter anderem hat die Industrie Interesse daran, das Material bzw. die Kleidung zu vermarkten. Der Trend wird künstlich geschaffen um kommerzielle Gewinne zu erwirtschaften. Ärzte und Physiotherapeuten bekommen die Aufforderung Nordic – Walking zu empfehlen und die Krankenkassen bezahlen die Gebühren. Feldforschung: Feldvorrausetzungen für eine neue Sportart. Die Politik, insbesondere die Gesundheitspolitik gibt bestimmte Aufgaben ab. Die Bürger sollen sich selber für ihre Gesundheit verantwortlich fühlen (Gouvermentalität). Evtl. werden sogar Menschen ausgegrenzt und abgewertet, die diesen Trend nicht mitmachen (z.B. Rauchverbotkampagne) Weiterhin wurde Deutschland mit Australien in Bezug auf Nordic – Walking verglichen. In Australien ist es normal morgens zur Arbeit zu walken im Gegensatz zu Deutschland. Vielleicht würde sich der Trend in 10 Jahren ähnlich wie in Australien durchgesetzt haben. 2 Welche Akteure spielen eine Rolle? Die staatlichen Akteure reagieren durch Geldknappheit mit Sparmaßnahmen und Privatisierung. Die privaten Akteure wären die Industrie und Dritte – Sektor – Organisationen, die staatliche Aufgaben übernehmen. Was unterscheidet eine Trendsportart von der Szenesportart. Eine Trendsportart ist erstmal nicht so attraktiv. Sie wird z.B. durch die Industrie entwickelt und durchgesetzt, die sich Profite erhofft. Man versucht durch gezielten Medieneinsatz diese Sportart publik zu machen. Sie entwickelt sich also von oben nach unten. Die Szenesportart entwickelt sich aus einer kleinen Szene. Zuerst sind es kleine elitäre Gruppen, bis immer mehr interessierte Menschen dazukommen. Die Entwicklung passiert hier von unten nach oben. Die Industrie schick Trendscouts unter die Menschen, um herauszufinden, welcher Trend sich entwickelt, damit sie möglichst frühzeitig die Artikel herstellen und vermarkten können. Um Nordic – Walking attraktiv zu machen wurde von Herrn Alkemeyer das Beispiel der Skivereinszeitschrift genannt. Dort werden im Sommer unter anderem junge, flott angezogene, sportliche, junge Menschen abgebildet. Hier wird versucht Nordic – Walking zu versportlichen. Die Bedeutung, dass nur Ältere oder kranke „Mängelwesen“ diese Sportart ausüben soll aufgehoben werden. Stattdessen soll man Nordic – Walking mit Sportlichkeit, Dynamik und Jugend in Verbindung bringen. Warum betreiben hauptsächlich Frauen Nordic – Walking? Frauen verhalten sich zu ihrem Körper gesundheitsbezogener als Männer und es gibt mehr ältere Frauen als Männer. Außerdem werden Männer beim ausüben der Sportart noch mehr belächelt als Frauen. Der Stock wird als Hilfsmittel symbolisiert und man legt weniger Strecke in gleicher Zeit zurück als beim Joggen. Am Stock zu gehen bedeutet Autonomieverlust. Männer üben Sportarten anders aus, weil sie ein mechanistisches, instrumentelles, funktionales Verhältnis zum Körper haben. Frauen gehen sensibler mit ihrem Körper um, den man nicht ausnutzt. Durch Technisierung der Bewegung könnte die Zielgruppe „Mann“ erschlossen werden. 3 Im Hinblick auf die Natur unterscheiden sich ebenfalls die Verhaltensweisen und Einstellungen von Männern und Frauen. Männer sehen die Natur als Gegner an, die man bezwingen bzw. überwinden muss. Frauen leben in der Natur und nehmen sie als ihre Umgebung wahr. Im Seminar wurde die Frage nach dem Unterschied von Walken und Nordic Walking gestellt? Walken ist im Gegensatz zu Nordic – Walking eine olympische Disziplin. Sie ist an Stadien gebunden und es gilt in möglichst kurzer Zeit eine bestimmte Strecke zu schaffen. Außerdem gibt es bestimmte Regeln, die eingehalten werden müssen. Während eines Wettkampfes können Rekorde aufgestellt werden und Medallien verliehen werden. Walking ist kein Gesundheitssport. 4