75878882 215 5/13/2016 und damit durch Einsetzen in der 1. Gleichung TM A CBext Caf M A . Daraus folgt MA CBext . T af C Für die Suszeptibilität eines Antiferromagneten erhält man MA MB 2C , Bext T TN wobei wir für die Néel-Temperatur TN af C gesetzt haben. Das Experiment zeigt, dass die funktionale Form der Temperaturabhängigkeit der Suszeptibilität stimmt, dass jedoch der gemessene Wert von TN nicht mit der Ordnungstemperatur übereinstimmt. Deshalb schreibt man oft af 2C T und vergleicht mit dem gemessenen Wert von TN . Dabei findet man zum Beispiel / TN 5 für MnO, aber / TN 1.24 für MnF2 (siehe Kittel) ! Die folgende Figur fasst das Verhalten der Suszeptibilität für verschiedene magnetische Systeme zusammen. 0 0 0 Figur: Suszeptibilität für a) Paramagnet (PM): para C / T ; b) Ferromagnet (FM): C /(T TC ) und c) Antiferromagnet af C /(T ) . Beim Antiferromagneten unterscheiden sich die Suszeptibilitäten unterhalb von TN senkrecht und parallel zur Ordnung. Die folgende Figur zeigt eine schöne Messung der Suszeptibilität an einer Pulverprobe von Pb(Ni1-xMgx)V2O8: Mit zunehmender Dotierung von magnetischem Nickel mit 75878882 216 5/13/2016 unmagnetischem Mg wird eine stärkere, antiferromagnetische Ordnung induziert. Für x 0 ist die Probe unmagnetisch. Dieses Verhalten ist offensichtlich nicht kompatibel mit der Theorie des mittleren Feldes. Die kleine Figur zeigt die Anisotropie der Suszeptibilität. Y. Uchiyama et al., Phys. Rev. Lett. 83, 662 (1999). Unterhalb von TN hängt das Verhalten eines Antiferromagneten von der Richtung des angelegten Magnetfelds zur Untergittermagnetisierung ab. Als ersten Fall diskutieren wir den Fall, wo B senkrecht auf M A , M B steht. Die potentielle Energie der Untermagnetisierungen im Magnetfeld beträgt B MA MB U af M A M B B (M A M B ) af M 2 cos(2 ) 2BM sin U af M 2 (1 12 (2 ) 2 ) 2BM Ein Extremum wird erreicht für 75878882 217 5/13/2016 U 4 af M 2 2 BM 0 . Daraus folgt B 2af M . Damit erhält man für die senkrechte Suszeptibilität 2M 1 const . B af ist also temperaturunabhängig. Legt man hingegen dass äussere Feld B entlang den magnetischen Momenten an, die parallel zu einer kristallographischen Vorzugsrichtung ausgerichtet sind, dann ändert sich die Richtung der Gesamtmagnetisierung nicht, hingegen wird dann aber z.B. M A auf Kosten von M B zunehmen, bis bei hohen Feldern M A // B wird. Dann ändert sich die Gesamtmagnetisierung M M A nicht mehr, d.h. // (T 0) 0 . Damit erhält man den Verlauf wie in der obigen Figur c) angedeutet ist. B MA MB 6.10. Antiferromagnetische Spinwellen Auch in diesem Fall kann man die Holstein-Primakoff Transformation benutzen. Nur hier benötigt man zwei Sätze von Boson-Operatoren S Az s a a und S Bz s b b , um um den Néel-Grundzustand ... herum zu linearisieren. Wir nehmen an, dass dies auch tatsächlich ein Grundzustand ist. Nach einigen weiteren Transformationen findet man aus der Diagonalform des Hamiltonians die Energie für antiferromagnetische Spinwellen 2 02 (1 cos 2 (qa)) 0 sin qa , wobei 0 2 J S / c ist. Im Gegensatz zu ferromagnetischen Spinwellen, die bei kleinen q quadratisch von q abhängen ( Dq 2 ), erhalten wir für antiferromagnetische Spinwellen eine lineare Dispersionsrelation cq wobei c die Spinwellengeschwindigkeit ist. Für eine “klassische“ Herleitung siehe zum Beispiel Kittel. 75878882 218 5/13/2016 Beispiel: Neutronenstreuung: KCuF3, S 12 , T = 6 K: ISIS, Annual Report 2001, Tennant et al. Zusätzlich zu den Spinwellen beobachtet man in niederdimensionalen, antiferromagnetischen Systemen noch ein Kontinuum von magnetischen Anregungen. SpinonKontinuum Braggpeaks der mangnetischen Ordnung Spinwellendispersion Dieses Problem steht für eine Vielzahl von noch ungelösten Problemen in der Festkörperphysik: Der Néelzustand ist nicht exakt der Eigenzustand des Heisenberg Antiferromagneten H af J S i S j . Das sieht man schon allein daran, dass kein Eigenzustand von S1 S 2 ist (siehe Übungsaufgaben). Es gibt Quantenfluktuationen im Grundzustand eines Antiferromagneten, die sich mit zunehmend niedriger Dimension drastisch auswirken (siehe Kontinuum in obiger Figur, KCuF3, ist ein Spinkettensystem). So sind zum Beispiel die Zustände und energetisch äquivalent (je zwei Domänenwände). Ganz allgemein ist die mittlere Besetzungszahl von Magnonen (Bosonen) bei hohen Temperaturen oder tiefen Energien (i.e. grossen Wellenlängen) gegeben durch nq d D q 1 e q / k BT 1 d Dq 1 q , wobei wir den potentiell gefährlichen langwelligen Teil separiert haben. Nun ist aber für einen Ferromagneten (FM) q 2 und für einen Antiferromagneten (AFM) q . Da d kk D D 1 dk ist, finden wir, dass die Magnonzahl nq dq FM: AFM: D 1, D 2 D 1 q D 1 q für 75878882 219 5/13/2016 divergiert. In der Tat haben Mermin und Wagner gezeigt, dass ein isotropes FM Heisenberg Modell in D 1,2 für T 0 keine langreichweitige Ordnung hat. Ebenso zeigt eine (ein-dimensionale) AFM Spinkette keine langreichweitige Ordnung! Neue numerische Rechnungen weisen tatsächlich darauf hin, dass das zweidimensionale, antiferromagnetische Heisenberg Spin- 12 Modell tatsächlich langreichweitige Ordnung hat. Es gilt allerdings zu bemerken, dass auch klassische D 2 Systeme Sonderfälle sein können: Für ein sogenanntes xy-System, wo die z-Komponente des Spins unterdrückt ist, gibt es die Möglichkeit des Kosterlitz-Thouless Phasenübergangs, der durch das Binden/Entbinden von Vortizes charakterisiert ist. 6.11. Bemerkungen Beachte, dass in der Molekularfeldtheorie magnetische Systeme unabhängig von deren Dimension ordnen. Dies ist offensichtlich nicht richtig. Im weiteren sagt die Molekularfeldtheorie eine exponentielle Abhängigkeit der Magnetisierung von der Temperatur voraus, was nicht beobachtet wird. Ein wichtiges Ergebnis der Spinwellentheorie für Ferromagnete ist die Korrektur dieser Voraussage: Eine explizite Berechnung von n q ergibt, dass die Abweichung M M (0) M (T ) von der Sättigungs-Magnetisierung M (0) bei niedrigen Temperaturen gegeben ist durch das Bloch’sche T 3 / 2 -Gesetz M 0.0586 k B T M (T 0) n g S 2 JS 3/ 2 (siehe Übungsaufgaben). Dieses Gesetz reproduziert die Temperaturabhängigkeit der Magnetisierung bei tiefen Temperaturen sehr gut. Wir haben bis jetzt nur Systeme mit lokalisierten Momenten betrachtet. Es ist aber so, dass viele technisch wichtige, magnetische Materialien metallisch sind: Cr, Fe, Co, Ni etc. In diesen Systemen wird der Magnetismus durch die 3d- und 4s-Elektronen erzeugt. Aus der Sättigungsmagnetisierung erhält man zum Beispiel für Nickel ein magnetisches Moment 0.6 B der nicht einem ganzzahligen Vielfachen von B entspricht (beachte g 2 ). Der Grund liegt darin, dass die 3d-Elektronen frei sind und nicht einem einzelnen Atom zugeordnet werden können. Ähnlich wie beim Pauli-Spin-Paramagnetismus erzeugt ein ”inneres” Austauschfeld eine Verschiebung der 3d-Bänder. Bei T 0 beträgt der Überschuss der Elektronen ca. 0.6 Elektronen pro Atom, was eine spontane Magnetisierung von Ni erzeugt. Die folgende Figur erläutert die Situation anhand der Zustandsdichten der 3d- und 4s-Elektronen in Ni (nach J. Callaway and C. S. Wang, Phys. Rev. B 7, 1096 (1973)). 75878882 Nickel 220 5/13/2016 75878882 221 5/13/2016 7. Supraleitung In einem normalen Metall ist die Leitfähigkeit 1 auch bei sehr tiefen Temperaturen aufgrund der Streuung der Leitungselektronen an Gitterfehlern endlich (vgl. Matthiesensche Regel) (T ) Gitter phonon (T ) ... 0 unreines Metall H=0 reines Metall 1 3 Supraleiter T D Tc T Für einen absolut perfekten Kristall (ohne Oberflächen) könnte tatsächlich der elektrische Widerstand Null sein. Seit 1911 (Kamerlingh Onnes) hat man Materialien entdeckt, die unterhalb einer kritischen Temperatur Tc den elektrischen Widerstand verlieren. Einige bekannte Beispiele: Material Sprungtemp. (K) Krit. Feld (T) Hg 4.153 0.0411 Nb 9.26 0.198 Al 1.2 0.0099 Nb3Sn 18.05 20 La2-xSrxCuO4 35 Yba2Cu3O7-x 93 Der “Restwiderstand” in einem Supraleiter ist mindestens 1016 mal kleiner als sein Widerstand bei Raumtemperatur. Nb ist das Element mit dem höchsten Tc . Anwendungen von Supraleitern: Erzeugung von hohen Magnetfeldern (20 T): Laboranwendungen, MRI/NMR (Tomographie), Beschleuniger, Kavitäten für Beschleuniger SQUIDS: Magnetfeldmessung, Biomagnetismus, Sensoren (Hirnströme etc.) Computer: kurze Schaltzeiten Röntgen- und Gammadetektoren 75878882 222 5/13/2016 Matthias hat einige interessante Gesetzmässigkeiten gefunden (siehe z.B. A. C. RoseInnes and E. H. Rhoderick, ”Introduction to Superconductivity” (Pergamon, NY 1978)): Metall oder Verbindung sollte zwischen 2 und 8 Valenzelektronen haben: Cu ist kein Supraleiter Übergangsmetalle und deren Verbindungen ca. 3, 4.7 oder 6.4 pro Atom (2, 4 oder 5.6 ist nicht gut für Supraleitung) Atomvolumen sollte klein sein Meistens nicht magnetisch 1 7.1. Magnetische Eigenschaften Supraleiter zeigen perfekten Diamagnetismus: dia 1 M 0 H . M Bin Hc H Hc Meissner-Ochsenfeld Effekt: Äusseres Magnetfeld dringt (falls es nicht zu stark ist) nicht in den Supraleiter ein: Bin 0 . Abkühlen in Ba 0 führt zu gleichem, thermodynamischen Zustand wie Abkühlen in Magnetfeld. Der magnetische Zustand eines Supraleiters ist eindeutig bestimmt durch H und T. H H Ba = 0 T > Tc Ba = 0 T > Tc Ba = 0 T < Tc Ba > 0 T > Tc Ba > 0 T < Tc Ba > 0 T < Tc Hc (T) supraleitend normalleitend W egB W egA Tc T 75878882 223 5/13/2016 Ein perfekter Leiter verhält sich verschieden: Wir kühlen den Leiter in Ba 0 ab. Beim Anlegen eines Feldes kann sich der Fluss im Leiter nicht ändern, d.h. es wird auf der Oberfläche der Probe ein Strom induziert, der dafür sorgt, dass innerhalb des Leiters kein Fluss erzeugt wird. Beweis: Aufgrund der Maxwell’schen Gleichung j E mit folgt: B 0 . Also muss im t 1 B E und der Annahme c t Innern B = 0 bleiben. Nun legen wir zuerst ein Feld an und kühlen die Probe ab. Sie verliert einfach den elektrischen Widerstand und das Magnetfeld dringt weiterhin in die Probe ein. Beim Ausschalten des Feldes kann sich der Fluss in der Probe nicht ändern und sie wird permanent magnetisiert bleiben. Die Endzustände des perfekten Leiters sind wegabhängig! Ein Supraleiter kann von einem pefekten Leiter unterschieden werden, wenn man sein magnetische Verhalten studiert. Man beobachtet, dass starke Magnetfelder die Supraleitung zerstören. Mit zunehmender Temperatur nimmt das kritische Feld ab. Ba = 0 T >0 Ba = 0 T >0 Abkühlen in Ba = 0 Ba > 0 T >0 Ba > 0 T =0 Ba > 0 T =0 Die Verdrängung des Feldes geschieht durch Oberflächenströme in einer Randschicht der Dicke . Die London’sche Eindringtiefe ( 0.1 m) ist eine Funktion der Temperatur und gegeben durch B( x) B(0)e x / . Hohe Magnetfelder und/oder hohe Ströme zerstören die Supraleitung (MeissnerOchsenfeld 1933). Es werden zwei verschiedene Verhalten beobachtet: Supraleiter 1. Art: Meissner Phase, 1 für T Tc und H H c (T ) . -M Bin Hc H Hc H 75878882 224 5/13/2016 Supraleiter 1. Art sind technologisch unwichtig (“weich”), weil die Supraleitung bereits bei kleinen Felder zerstört wird. Supraleiter 2. Art: B -Feld dringt oberhalb dem unteren kritischen Feld in den Supraleiter ein. Die supraleitende Mischphase wird Schubnikov-Phase genannt: Das äussere Magnetfeld dringt in der Form von normalleitenden Flussschläuchen in den Supraleiter ein. -M Vortex-Zustand, Schubnikov Phase Bin Flächen gleich negatives Vorzeichen H M Hc1 Hc Hc2 H Hc1 Hc Hc2 H Jeder Flusssschlauch trägt ein elementares Flussquant h /( 2e) 2.0679 10 7 Tm2. Die Zahl der Flussschläuche nimmt mit zunehmendem Feld zu. Meistens ordnen sie sich auf einem Dreickgitter (Abrikosov-Gitter) an. Die folgende Figur für den Hochtemperatursupraleiter La1.83Sr0.17CuO4+ zeigt, dass sich die Anordnung der Flussschläuche in Funktion des Feldes ändern kann (R. Gilardi et al., Phys. Rev. Lett. 88, 217003 (2002)). B = 0.1 T Die Messungen wurden mit Hilfe von Kleinwinkelstreuung mit Neutronen gemacht. Supraleiter 2. Art können weich oder hart sein: