03/08 Sonntag, 13. Januar 2008 Andreas Messner Thema: „Das Prinzip der Dankbarkeit!“ Liebe Gemeinde, Wenn ich an meine Kindheit zurück denke, dann gab es immer wieder Situationen, in denen meine Eltern nach dem ich etwas geschenkt bekommen hatte - gesagt haben: „Wie sagt man?“ Worauf ich meist mit einem „Danke“ geantwortet habe. Ich glaube jeder von uns kann sich an solche Situationen erinnern. Es gehört zum guten Ton „Danke“ zu sagen. Ja, es ist uns sogar meist von unseren Eltern anerzogen worden. Wir wissen, dass es sich gehört einer Person „Danke“ zu sagen, die mir etwas geschenkt, gegeben oder anvertraut hat. Das ist etwas Selbstverständliches! Ich habe mich die letzten Wochen gefragt: Wie sieht es mit meiner Dankbarkeit Gott gegenüber aus? Ist sie auch etwas ganz Selbstverständliches? 1,6 Milliarden Menschen leben von weniger als einem Euro am Tag. Warum gehöre ich nicht zu diesen Menschen? Mehr als 850 Millionen Menschen gehen heute hungrig schlafen. Allein 18.000 Kinder sterben an diesem Tag an den Folgen von Hunger - alle 5 Sekunden ein Kind! Warum darf ich mich heute satt essen und andere nicht? Fast zwei Drittel der sechs Milliarden Menschen haben noch nie telefoniert. Warum habe ausgerechnet ich das Vorrecht nicht nur zu telefonieren, sondern auch noch im Internet zu surfen? Über eine Milliarde Menschen weltweit haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Warum darf ausgerechnet ich jeden Morgen eine erfrischende Dusche genießen und andere nicht? Weltweit werden ca. 7000 Sprachen gesprochen. In etwa über 2000 Sprachen liegt bisher eine Bibelübersetzung vor! Warum habe ich das Privileg, eine Bibel zu besitzen? 3 Milliarden Menschen haben nicht die Möglichkeit an einem solchen Gottesdienst in Freiheit und Frieden teilzunehmen. Warum habe ich dieses Privileg? Eigentlich Gründe genug um dankbar zu sein, oder? Aber warum sind wir oft so undankbar? Wie sieht eure Dankbarkeit Gott gegenüber aus? Seid ihr dankbar oder undankbar? Sind wir etwa undankbar? Wie stark sind eure Gebete von wirklichem Dank geprägt? (Zeit geben!) Wenn man Gebetsgemeinschaften beobachtet, kann man etwas Interessantes feststellen. Denn Gebetsgemeinschaften offenbaren sehr häufig das Gebetsleben von Christen bzw. einer Gemeinde. Obwohl wir in der westlichen Welt so gut wie alles besitzen, fehlt in unseren Gebeten meist der anhaltende „Dank“. Ich glaube, dass unsere Dankbarkeit bzw. unsere Undankbarkeit Gott gegenüber sich in unseren Gebeten offenbart. Sind wir doch mal ehrlich. Wir beginnen doch unsere Gebete meist mit einem kurzen Dank und gehen dann sofort zu unseren Anliegen und Bitten über. Warum danken wir so wenig? Warum fällt uns das Danken oft so schwer und das Bitten oft so leicht? Ich habe hierüber in den letzten Monaten viel nachgedacht und möchte euch heute Morgen mit meiner Predigt das weitergeben, was mir für mein eigenes Leben wichtig wurde. 2 Danken heißt den Willen Gottes tun Zunächst scheint es mir einmal wichtig, eine Frage zu stellen: Warum ist Danken überhaupt wichtig? Ja, was ist überhaupt Dank? Grundsätzlich muss man sagen: Dank setzt immer zunächst einmal ein Empfangen oder Nehmen voraus. Auf Grund dessen, dass mir jemand etwas anbietet, schenkt, ausleiht oder anvertraut, zeige ich meinem Gegenüber meine Anerkennung, d.h. meinen Dank. Mit dieser Annerkennung zeige ich meinem Gegenüber, dass ich mich darüber freue, etwas von ihm bekommen zu haben. Dank ist also eine Antwort auf das, was ich empfangen habe. Deshalb ist Dank zunächst auch einmal eine innere Haltung, ja eine innere Einstellung, meinem Gegenüber! Und wenn wir in die Bibel schauen, fällt auf, dass der Dank dort eine bedeutende Rolle spielt. Denn Dank in der Bibel ist immer die Antwort des Menschen auf das, was Gott tut oder getan hat. Wenn der Mensch also Gott dankt, dann gibt er Gott Antwort! In 1.Thess 5:18 lesen wir eine wunderbare Bibelstelle: „Sagt in allem Dank! Denn dies ist der Wille Gottes in Christus Jesus für euch. Wollen wir nicht alle den Willen Gottes tun? Wollen wir nicht alle im Willen Gottes stehen? Dann fordert uns die Bibel auf: „Sage in allem Dank! Die biblische Empfehlung „sagt in allem Dank! weist hier auf eine dankbare Grundhaltung hin. Es geht also um ein Prinzip der Dankbarkeit! Lasst uns einen Schritt weitergehen. Danken und Denken Manchmal kann es eine Hilfe sein, die Herkunft und die Geschichte eines Wortes genauer zu studieren, um zu einem noch tieferen Verständnis zu gelangen. So ist es interessant, dass das Wort „Dank“ eine abgeleitete Wortbildung ist und mit dem Wort „Denken“ zusammenhängt. Schließlich ändert sich zwischen „Danken“ und „Denken“ nur ein Buchstabe. Ähnlich verhält es sich im Englischen: to thank (danken) und to think (denken). Es besteht also ein direkter Zusammenhang zwischen Danken und Denken! Wenn ich einer Person danke, dann muss ich zuvor an sie denken, bevor ich mit dieser Person in irgendeiner Form in Kontakt trete. Dies kann ich dann entweder durch einen Besuch, einer Telefonat oder einer Email tun. Damit aber ein Dank zustande kommt, muss ich immer mit dieser Person mindestens gedanklich verbunden sein. Wer dankt der denkt Dieser Zusammenhang zwischen Danken und Denken ist aber nicht nur für die Sprachwissenschaft interessant, sondern beinhaltet gleichzeitig eine wunderbare geistliche Wahrheit. Denn in dem Moment, wo wir Gott danken, denken wir an Gott. In diesem Augenblick des Dankes sind wir mit ihm verbunden. Das heißt, je öfter man Gott dankt, desto öfters ist man mit ihm bewusst in Verbindung. Wenn wir es also lernen, für die kleinen wie auch großen Dinge des Alltags ständig in unseren Gedanken Gott zu danken, werden wir ständig mit Gott in bewusster Verbindung sein. Nach einer ständigen bewussten Verbindung zu Gott sehnen wir uns doch alle. Der Schlüssel hierzu liegt meines Erachtens im Dank! Da ist der Bus, den du gerade noch bekommen hast – und wieder einmal hast du die Gelegenheit Gott zu danken und so mit ihm in Verbindung zu sein! Da ist Parklücke, die du gerade noch mitten in Stuttgart bekommen hast – und wieder einmal hast du die Gelegenheit Gott zu danken und so mit ihm in Verbindung zu sein! Du bist auf der Suche, was du deinen Kindern zum Mittagessen kochen könntest und findest in einem deiner alten Kochbücher ein tolles Rezept– und wieder einmal hast du die Gelegenheit Gott zu danken und so mit ihm in Verbindung zu sein! 3 Merkt ihr, je mehr wir im Alltag Gott danken, desto mehr denken wir an ihn. Je mehr wir an Gott denken, desto mehr sind wir im Zentrum von Gottes Willen. Und je mehr wir im Zentrum von Gottes Willen sind, desto mehr beginnen wir Gottes Gedanken zu denken. Wir beginnen also mehr und mehr zu denken, wie Gott denkt! Ist das nicht wunderbar was das Danken mit sich bringt? Ständiger Dank führt uns in die ständig bewusste Verbindung mit Gott! Wer dankt wird dankbar Der Dank bringt aber nicht nur die ständige Verbindung mit Gott mit sich, sondern erfüllt gleichzeitig unser Herz mit tiefer Dankbarkeit. Ja, wer dankt wird nämlich dankbar! Denn das ständige Danken beeinflusst uns und unsere Gedankenwelt! Und mit dieser Haltung wiederum beeinflussen wir unser Umfeld. Gott sehnt sich nach solchen Personen! Er sehnt sich nach dankbaren Kindern. Wenn Gott seine Kinder ansieht, möchte er dankbare Kinder sehen! Deshalb heißt es auch einmal in Ps. 50:14: „Dank ist das Opfer, dass ich von dir erwarte!“ Die verschiedenen Opfer des AT sind durch den einmaligen Opfertod Jesu aufgehoben. So opfern wir heute nicht mehr, wie einst Noah nach der Flut ein Brandopfer, um Gott unseren Dank zu zeigen. Das Opfer, das wir heute zu bringen haben ist der Dank! Hierzu heißt es in Hebr 13:15: „... im Namen Jesu zu loben und ihm zu danken. Das sind unsere Opfer“ Ich möchte an dieser Stelle noch einmal fragen: Sind Sie eine dankbare Person? Merkt Gott etwa von dieser Dankbarkeit? Erlebt Ihr Umfeld etwas von dieser Dankbarkeit? Fangen Sie an zu danken – denn das ist der Wille Gottes! Wie kann ich dankbar leben? Nun ist es gut möglich, dass der eine oder andere heute Morgen hier sitzt und im Stillen denkt: „Wenn das alles so leicht wäre! Wie funktioniert das? Wie kann ich denn beständig Danken? Ja, wie kann ich dieses Prinzip der Dankbarkeit erlernen? Ich möchte an dieser Stelle praktisch werden. Denn mein Wunsch ist es, dass jeder von euch das „Prinzip der Dankbarkeit“ erlernt. Deshalb möchte ich drei persönliche Erkenntnisse weitergeben, die mir geholfen haben. 1. Danken ist ein bewusster Willensakt Wir machen häufig den Fehler, zu denken, wir bräuchten um richtig zu Danken dankbare oder wo möglich glückliche Gefühle. Wir glauben erst richtig danken zu können, wenn wir uns danach fühlen. Diesem Trugschluss verfallen wir leider immer wieder. Doch ich möchte an dieser Stelle daran erinnern, dass Gott unsere Gefühle manchmal sogar wegnimmt, damit wir uns nicht von ihnen, sondern von Gott abhängig machen. Danken ist vielmehr ein bewusster Willensakt, den ich in den Höhen, wie auch den Tiefen meines Lebens anwende. Denn wie gesagt: Gott danken ist in der Bibel immer Gott antworten! Als Paulus und Silas in Philippi in schwerer Gefangenschaft waren, beschlossen sie willentlich um Mitternacht zu beten und Gott zu loben. Von diesem willentlichen Entschluss, können wir lernen. Paulus und Silas waren keine Übermenschen. Sie hatten hundertprozentig genauso mit Ängsten zu kämpfen wie wir es tun. Aber sie hatten in guten Zeiten gelernt Gott zu danken, so dass sie es auch in schweren Zeiten tun konnten. Deshalb gibt Paulus auch in Kol. 2:6-7 die Empfehlung: „seid überreich in Danksagung!“ Die Betonung liegt hier auf dem Wörtchen „überreich“. Ich möchte euch zu dieser überreichen Danksagung herausfordern und euch folgende Aufgabe mit nach Hause geben. Die Aufgabe ist folgende: Versucht 4 einmal einen Tag lang in euren Gebeten nur zu danken und ihr werdet feststellen, wie schwierig dies ist. Aber es ist eine gute Übung!! Denn wie gesagt: Das Danken müssen wir in guten Zeiten lernen, damit wir auch in schweren Zeiten danken können! Wie das gehen kann, zeigt uns der Psalmschreiber des 145. Psalms. In diesem Psalm finden wir kein einziges Mal eine Bitte, sondern ausschließlich Lob und Dank. Also selbst in der Bibel finden wir diese „Übung“ einmal nur zu danken, ohne gleich wieder im Bitten zu landen! Danken ist ein also bewusster Willensakt! Eine zweite Erkenntnis zum „Prinzip der Dankbarkeit“ lautet: 2. Danken hängt nicht von meinen Umständen ab Ich habe am Anfang davon gesprochen, dass es der Wille Gotte ist zu danken. In 1.Thess 5:18 heißt es: „Sagt in allem Dank! Denn dies ist der Wille Gottes in Christus Jesus für euch. Ich möchte hierauf nochmals eingehen. Denn was heißt es „in allem zu danken“? Ich bin froh, dass es an dieser Stelle nicht heißt „sagt für alles Dank!“ sondern „sagt in allem Dank!“. Ich finde in der Bibel keine Stelle, in der es heißt, dass wir für Böses danken sollen. Aber ich finde sehr wohl Bibelstellen die uns auffordern eine Grundhaltung der Dankbarkeit einzunehmen. Diese dankbare Grundhaltung finden wir auch bei Hiob, der in seinen furchtbaren Umständen Gott loben konnte. In Hiob 1:20 heißt es: “Der Herr hat’s gegeben, der Herr hat’s genommen, der Name des Herrn sei gepriesen!“ Was können wir hier für unser eigenes Leben lernen? Ich denke folgendes: Hiob dankt nicht für die „wunderbaren“ Umstände in die er geraten war. Er pries vielmehr den Namen Gottes und dankte damit für das, was er in Gott hatte. Hiobs Beispiel zeigt uns, dass selbst wenn es einem nicht mehr zum Danken zu Mute ist, dass es immer noch eine Sache gibt für die man danken kann: Und zwar für Gott selbst! Unser Fehler ist es allerdings häufig, dass wir Gott dann gut nennen, wenn es uns und unseren Umständen gut geht. Aber Gott ist und bleibt gut, auch wenn es uns und unseren Umständen nicht gut geht. Dank hängt also nicht von unseren Umständen ab, sondern ist vielmehr eine Frage unserer inneren Einstellung Gott gegenüber! Eine dritte und letzte Erkenntnis. 3. Danken schenkt eine neue Perspektive In Ps 50:23 habe ich eine interessante Entdeckung gemacht. Dort heißt es: „Wer Dank opfert, verherrlicht mich und bahnt einen Weg“ Es heißt hier wer dankt, bahnt gleichzeitig einen Weg. Man könnte auch sagen, wer dankt, dem tut sich ein neuer Horizont auf! Ja, wer dankt, dem wird Neues von Gott zu teil! Wer dankt, erfährt eine neue Sicht, erlebt eine neue Perspektive und somit eine weitere Segnung Gottes! Kennt Sie das ältere Lied „Vergiß nicht zu danken“? Dieses Lied geht mir immer wieder durch den Kopf. Vor allem die Passage des 3. Verses: „Im Danken kommt Neues ins Leben hinein...“ Und genau dieses „Neue“, das durch das Danken in unser Leben kommt meint der Psalmschreiber, wenn er sagt „Wer Dank opfert, verherrlicht mich und bahnt einen Weg“ Danken schenkt eine neue Perspektive Eine persönliche Frage zum Schluss Abschließend möchte ich euch mit einer persönlichen Frage in diese Woche senden. Als Jesus in Lk 17:11-19 auf dem Weg Richtung Jerusalem war begegneten ihm 10 Aussätzige. Alle 10 5 baten Jesus innig darum, ihn zu heilen. Jesus ging auf ihre Bitte ein und gab ihnen die Anweisung sich den Priestern zu zeigen. In dem Moment wo sie den Befehl Jesus ausführten und sich auf den Weg machten, wurden sie tatsächlich geheilt. Aber jetzt kommt das, was Jesus so traurig machte. Nur ein einziger von 10 Personen kam zurück und dankte Jesus. Dass von 10 nur ein einziger zurück kam, machte Jesus so traurig, dass er die Frage stellt: “ Habe ich nicht zehn geheilt? Wo sind denn die anderen neun?“ Es brach Jesus fast das Herz, dass von 100 Prozent „möglichem Dank“ nur 10 Prozent Dank zurück kam. Welche dieser beiden Einstellungen leben Sie? Gehören Sie zu denen, die im ständigen Dank Jesus gegenüber leben? Die das Prinzip der Dankbarkeit leben? Oder gehören Sie zur breiten Masse, die das Prinzip der Undankbarkeit lebt? Es liegt einzig und alleine an uns, welche dieser beiden Haltungen wir einnehmen! Ich hoffe, dass der Heilige Geist in Ihrem Herzen heute Morgen die tiefe Sehnsucht nach dem Prinzip der Dankbarkeit, ja nach einem Leben in Dankbarkeit, geweckt hat. Fangen Sie noch heute mit dem Danken an! Amen. Herausgeber: Evang. Brüdergemeinde Korntal, Saalstr. 6, 70825 Korntal-Münchingen Tel.: 07 11 / 83 98 78 - 0, Fax: 07 11 / 83 98 78 – 90; e-Mail: [email protected] Die Korntaler Predigten können Sie im Internet über www.Bruedergemeinde-Korntal.de als .doc oder .mp3 abrufen.