Skandinavisches Stummfilmkino bis 1930er Prüfung: 22.5. 10:00 oder 19.6. 10:00 oder Ende Oktober (vorher anmelden) Dänemark: Nordisk: In Dänemark, hat eine dominante Position inne, Brusendorff 1910 „Goldene Zeitalter des dänischen Films“ Dänemark besetzt von deutschen Truppen, zumindest dän. Filmindustrie hat den Markt beherrscht Ob Nordisk die marktführende Filmgesellschaft ist, kann man an verschiedenen Parametern messen: - z.B.: Aktienkapital: keine Führungsposition - z.B.: Pathé, Gaumont (F), weiter vorne weder die größte noch die 2.größte der Welt Im Jahr 1914 wurden in Dänemark 273 Filme produziert (insgesamt von allen Filmgesellschaften – in F wurde die gleiche Anzahl von einer Firma produziert) Nordisk hatte eine internationale Sonderstellung: Export aber nur „kl. Einrichtung“ (Gebäude doppelt reinkopiert) 98% des Umsatzes wurden im Ausland gemacht, totale Abhängigkeit von Absatzmöglichkeiten Exportorientierung als Überlebensmöglichkeit begrenzte Anzahl von Kinos in Dänemark, strenge Kinokonzession, dennoch keine dominante Position im Ausland Bedeutung dänischer Filmproduktion vor 2. WK: Asta Nielsen spielte in über 70 Filmen in der Stummfilmzeit, zwischen 1910 bis Ende der 20er. Nur 4 Filme davon wurden in Dänemark gemacht. Norwegen: 1. Film 1908, minimale Filmproduktion, gab kein erwähnenswertes Filmstudio zur Stummfilmzeit Markens Grøde – Knut Hamsun bekam den Nobelpreis für die Romanverfilmung Schweden: Blütezeit von 1917 – 1929 Setzt aber ab 1908 ein: Charles Magnusson „Svenska Biografteatern“, zog nach Lidingö Georg af Klercker, Victor Sjöström und Mauritz Stiller als die drei bedeutendsten Regisseure relativ erfolgreich, an der dänischen Filmindustrie orientiert, zunächst keine nationalorientierten Inhalte Die schwedische Zensur ist unglaublich streng. Selma Lagerlöf als Vorlage 1. Film von Ibsen, 1917 neue Phase von Sjöström und Stiller „Svenska Filmindustrien“ (SF) erreichte nie die Weltmarktbedeutung die die dänische Filmindustrie erreicht har. Natur bekam Rolle des Akteurs, Bedeutung liegt in Sprache/Stil 1923 „Gösta Berlings Saga“ von Lagerlöf verfilmt von Stiller – Greta Garbo „Brain Drain“ US, Stiller und Sjöström wandern in die USA aus Szene aus King John (1899) – Shakespeare Unterschiedliche Schauspielstiele und Schauspielschulen: Dänemark von Theater beeinflusst Differenz: Film – Kino Wo liegt der Unterschied? Welche Vorteile bringt Perspektive auf Kino und auf Film? Kulturelle Praxis der Institution Kino – ein gesehener Film, wird sozialer, kultureller Raum beeinflusst, Geschlechterrollen, Diskurse Kino als kulturelle Praxis (wie geht man damit um?) DK: 85% der damaligen Filme verschwunden, nur Schauspiel vorhanden - Problem der Quellenkunde - Verschiedene Gründe für Zerstörung (Nationalsozialismus etc.) S: 3 Filme zugänglich Quellen zur Stummfilmgeschichte: - Filme - Drehbücher - Standfotos - Produktionsunterlagen - Plakate, Programme, Anzeigen - Filmmusik - Rezensionen - Oral History (Autobiografien) 1896 kommt das Kino nach Skandinavien. 1. Filmaufführungen: Norwegen: 1896 Brüder Skaldenovsky Schweden: Juni 1896 in Malmö, Industrieausstellung Dänemark: 1896 Vilhelm Pacht Finnland: Rathaus Helsinki 1896 Kino wird in die kulturgeschichtliche Wahrnehmung eingebettet. These: Visuelles stark aufgewertet, „Visualisierung der Kultur“ Technikgeschichte der bewegten Bilder: Optische Medien des 19. Jhdt. - katropische Medien (Laterna Magica, Panorama,…) - stroboskopische Medien (Nachbildeffekt) 1870/80er: Chronofotografie Mybrigde, Marey, Anschütz Mediengeschichte, Film als Weiterentwicklung der vorhandenen Tendenzen Edisonsches Kinetoskop: Münze, Film durch Guckloch Bild gezeigt (Muskelmann, Katzenboxkampf, …) 1894 aufgestellt in Skandinavien Insituationalisierung: Kino als kulturelle Praxis Begriff „Kino“ ab 1895/96 „Ankunft eines Zuges in La Ciotat“ (1895) Effekt eines fahrendes Zuges, Leute sind rausgerannt, Publikumspanik, Eigenwerbung für das neue Medium (Bewegung), weltweit publiziert, Diskurs über die Fahrt Wer eine der ersten Filmaufführungen, auch in Skandinavien Beschreibungen und Rezensionen über die Aufnahme des Filmes übertrieben, mehr interpretiert als tatsächlich zu sehen war Illusionizität, virtueller Raum Gründungsmythos des Kinos (Publikumspanik) virtueller Raum vs. realer Raum Anekdote beweißt, dass man diese kulturelle Erfahrung gemacht hat Tsivian (aus Russland): Zug kommt von hinten nach vorne ins Bild – Tiefe – Nähe/Distanz Relation 2dimensionales als 3dimensionales Bild lesen, 3dimensionales nicht real, virtuell Bettomore: kulturelle soziale Diversität der ersten Kinobesucher, Stadt – Land Unterschiede in Karikaturen sichtbar, Landbewohner flüchten, Bürgertum bleibt sitzen. R.W. Paul: „The Countryman and the Cinematograph“ (1901) Illusionizität, großflächig produzierter Film, räumliche Distanzierung Entstehung einer Massenkultur: Kino als kulturelle Praxis Kognitiver Habitus von optischen Reizen beim Bauerntum nicht vorhanden – unterschiedliche Reaktionen 5 populäre Irrtümer über den Stummfilm: 1. Der Stummfilm war stumm 2. Der Stummfilm war schwarz/weiß 3. Der Stummfilm wurde in schlechter fotografischer Qualität gedreht (absichtlich?) 4. Stummfilmschauspieler bewegen sich eigenartig 5. ? Ad 1.) War nie lautlos! Musikalische Untermalung, schon für die Aufführung komponiert, es gab Orchester, Pianisten, live Musik, gab spezielle Instrumente für die Geräuschkulisse (z.B.: „Wellenmaschine“) Bis 1910 Filmerzähler kommentierten Gab ab 1894 den 1. Tonfilm von Edison oder z.B.: Meßler (D) Tonfilm von 1906 Tonfilme haben sich aber erst ab ca. 1930 durchgesetzt Gründe: schlechte Synchronisation (parallel Schallplatte für den Ton), Verstärkertechnik, Zurückhaltende Filmindustrie da Ton höhere Investitionen bedeutet, Internationale Akzeptanz schwindet, Sprachbarriere, Zurückhaltende Kinos: Investition in Verstärkertechnik Ad 2.) de facto nie schwarz/weiß verkauft worden z.B.: Handkolorierte Filme Tintning: auf chemischen Wege helle oder weiße Passagen eingefärbt Toning: dunkle Partien gefärbt Nachtszenen blau codiert, normale Tagesszenen in gelb Es gab auch „echte“ Farbfilme, ab 1930er gute Techniken, Stummfilme werden in der Kamera schwarz/weiß produziert, im Prinzip sind aber alle eingefärbt worden Ad 3.) In der Frühzeit kämpfte man mit der Technik: „flackern“ Nitratfilme: Originale nicht mehr vorhanden, wir sehen nur Kopien von diesen, da sie an Qualität verloren haben Ad 4.) Bewegungsabläufe können als komischer Effekt verwendet werden. Oft wird einfach nur falsche Wiedergabegeschwindigkeit verwendet. „Das Kino der Attraktionen“ 1896: Was lässt sich in diesem Jahr als Kino bezeichnen? 1. ambulantes Kino (Anfangszeit) – 2. sendentäres Kino (ab 1904 in Skandinavien) Ad 1.) ambulare: bewegen, gehen Vorführungen in den Zelten, Wanderkino Varieté-Vorführungen, Vergnügungsform Breites Unterhaltungsangebot mit Trank, Musik, Schauspielern, diverse Auftritte In ländlichen Gegenden herumgereist, später in der Form von Varieté: im Kontext dieser Vorstellungen wurden auch Filme gezeigt Ad 2.) In festen Gebäuden, Hauptattraktionen: Filme zeigen, manches Mal auch Sänger etc. „Biograf Theater“ setzten sich schnell durch, machten sich in den Städten breit, auf dem Land weiterhin ambulante Kinos 2 unterschiedliche Orte und 2 unterschiedliche Modi: Ambulante Kinos benötigen viel weniger Filme, waren „immer neu“, optimal ausgenutzt Sedentäre Kinos müssen wöchentlich neue Filme haben, „Verleihsystem“, Zwischenhändler Folgen ambulant zu sedentär: - Steigerung der Filmproduktion: „Nordisk“ Ole Olsen - Umstellung von „Aktualitätenfilmen“ (aktueller Bezug- am Anfang Großteil des Kinoprogramms ausgemacht) Reisefilme auf narrativ-fiktionale Filme Narrativ-fiktionale Filme lassen sich besser drehen, im Studio, genaue Kontrolle der Kosten Aktualitätenfilme: Produktion schlecht planbar, „verderbliche Ware“ Schon die allerersten Filme waren fiktional, Handlungen wurden extra in Szene gesetzt. Profile der Produktionen basierten bald auf Spielfilmen Durchsetzung dieser Filme lag also im Interesse der Produzenten, Publikum wollte lieber Aktualitäten (z.B.: Naturaufnahmen) 1900-1908: rapider Übergang von Dokumentar- zu Narrativfilmen 2 Theorien: - sedentäre Kinos brauchten mehr Filme - mehr Filme ermöglichen sendentäre Kinos Ole Olsen stieg in die Filmproduktion ein weil er zuwenig hatte, hatte aber auch bereits ein sedentäres Kino. Umstellung vom Verkauf der Filme zum Verleih entweder bei den Produzenten selbst oder bei Händlern, Filmindustrie differenziert sich Anreiz der Standardisierung: betrifft Länge… „Attraktionen“ versuchten Aufmerksamkeit des Publikums zu fesseln Ästhetik? Frühere Filme primitiv? Wurden Filme bis heute perfektioniert? Kontinuitätsmodell seit den 1980er nicht mehr gültig. Heute: fremdartige Ästhetik der früheren Filme aus sich selbst heraus verstehen Anfang war völlig anderes Kino, stand in spezifischen Kontext, musste z.B. mit dem Varieté konkurrieren André Gaudreault und Tom Gunning „Cinema of Attraction(s)“ Noel Burch “PMT”, “CPT” (Cinema des premieres temps) Stephen Bottomore „Cambrian cinema“ Gemeinsamer internationaler Standpunkt Kürzeste Filme: 1-5 Minuten Wodurch ästhetisch und stilistisch charakterisiert? „Auto“ war beliebtes Thema, für die früheren, ersten Filme charakteristisch Starre Kamerastellung, temporale Übertragung Méliès: Abfolge von Attraktionen, fantastisch, absurd - Tableauhaft: Einstellung wird „gefüllt“ Kino der Attraktionen (ambulant) - Primat: ins Bild gerückte Attraktionen zeigen Interessiert an „Schocks“, Spektakel, Appelle, mussten mit anderen Attraktionen und Jahrmärkten konkurrieren Schaulust - punktuelle Zeitstruktur Aneinanderreihung von Augenblicken Raum hat Prädominanz über der Zeit (temporal overlap) - Raum ist präfilmisch gestaltet, der Unabhängig von der Aufnahme existiert - keine diegetische Schließung exhibitionistisches Prinzip - direktes Adressieren an der Zuschauer mit Blicken und blinzeln in d. Kamera Kino der Narrationen Integration (sedentär) - Primat des Erzählenden, narrativ - lineare Zeitstruktur Zeit hat Prädominanz über Raum (continuity editing) - Raum wird synthetisch aus Einstellungen konstruiert - diegetische Schließung voyeuristisches Prinzip - keine direkte Adressierung der Zuschauer mit Blicken Diskussion: Ist der heutige Film wirklich eine solche standardisierte Form? - Ist Kino der Attraktionen äquivalent des Erlebens der modernen Großstadt? - Schock Ästhetik: Warum wurde dieses System ab 1910 abgelöst? - Ist das Kino der Attraktionen wirklich nicht narrativ? In der Vorführung gab es sehr wohl die Form der Narration: Programmgestaltung schaffte gewisse Narration/ Vorführer durch Erzählen Manche Filme setzen gewisse Narration beim Publikum voraus, z.B.: Onkel Toms Hütte, in Rezeptionskontext eingeschrieben als Kultur – Wissen vorausgesetzt Im Laufe der Filmgeschichte Institutionalisierung in Form und Internationalisierung von Rezeptionsseite zur Produktionsseite Film soll aus sich selbst heraus verständlich sein, früher haben u.a. Zwischentitel die diegetische Schließung erleichtern Ursprüngliches Kino: „the priority of the actual spectatorial space-time over a illusory space-time” = Raum der Zuschauer wichtiger als Raum des Filmes Noel Burch 1906: Kürzestfilm 1906-1910: Kurzfilm „Nordisk“-Produktion (Zeichentrickfilm in Skandinavien fangen 1910 an) Méliés war vorher Zauberkünstler, diese gezeichneten fantastischen Filme waren seine Spezialität Das früheste dänische Erzählkino 1906-1909 Ab 1906: Gründung „Nordisk“, bleibt bis 1909 die einzige Produktionsfirma 1903 erster Spielfilm, dies war aber ein Einzelfall – Einstieg in den europäischen Markt „Die Löwenjagd“, „Die Braut des Räubers“ 1907 – Internationale Löwenjagd: wohl der bekannteste dän. Film, Kulturnarration über frühen dänischen Film, bizarre Umstände der Produktion: Ole Olsen: „Die Eisbärenjagd“ wollte den Erfolg übertreffen Kaufte 2 Löwen, ließ sie mit Ziege und Pferd auf eine Insel bringen Versuch diese Insel exotisch zu gestalten, Palmen etc. der Justizminister verbot dies, Ole Olsen verkaufte die Löwen an Fischer und der Film wird erst später gezeigt sein Team produziert den Film trotzdem, wurde nach Malmö geschafft wurde erfolgreichster Film, Kopien in der ganzen Welt in der dänischen Öffentlichkeit viel diskutiert Löwen wurden abgeschossen aber nur für die Kamera inszeniert, keine echte Jagd, Tierquälerei nur um Film herzustellen filmischer Raum wird konstruiert, Boden passt nicht, später auf die Insel montiert Konnte nicht mehr „naiv“ inszeniert werden ab 1906 wurde der ontische Status des Filmbildes diskutiert Das Filmbild hat 2 Funktionen: 1) Aufzeichnungsfunktion (record) 2) Sprachfunktion (language) Im frühen Film war die Aufzeichnung das Wichtigste: Wertschätzung von Aktualitäten, naiv, schreib dem Filmmedium Authentizität zu Kritik: früher wurden Realitäten ausgezeichnet, heute inszeniert in speziellen Räumlichkeiten mit Darstellern Dieser intellektuelle Diskurs setzte sich bis in die 1920er Jahre fort: - Dokumentation, Aufklärung - kommerzieller Missbrauch 1) Repräsentation: Modus: „so ist es gewesen“, Aufzeichnung (record) 2) Präsentation: Modus: „als ob“ Sprache (language) Aufzeichnungsfunktion ist nicht immer von Sprachfunktion zu trennen Kontext des Übergangs vom Kino der Attraktionen zu einem Erzählkino, 259 Kopien wurden verkauft Ole Olsen wollte die Löwenjagd ursprünglich als real verkaufen, dies ging wegen der Diskussion nicht mehr, im Ausland aber schon so betrachtet Braut des Räubers: mit dem bekannten Schauspieler Storm P., spielte bei Nordisk in zahlreichen Filmen mit dies ist ein richtiger Spielfilm: echte Theaterkulisse gemalt, Atelier und Ortsaufnahmen verbunden Einfachheit, aber Vermögen eine Geschichte zu erzählen, keine Zwischentitel notwendig Frauenrolle: relativ frei zu spielen starke Rolle, als Prototyp Asta Nielsen in „Braut des Räubers“ Institutionalisierung war noch nicht abgeschlossen, deshalb Freiraum, bestand das Publikum aus Frauen? Es gibt keine Statistiken zur Geschlechterverteilung Das Kinopublikum wurde im Diskurs (in Zeitungen) als Frauen und Kinder dargestellt, ist beeinflussbar. Die Institutionalisierung des Kinos ab 1907 1.) Filmproduktionsseite: Funktionsdifferenzierung bei der Filmaufnahme, Filmsyntax 2.) Filmvermittlung/ -distributionsseite (Zensus) Verleihsystem 3.) Filmrezeptionsseite Ad 1.) Firmendiversifizierung neben Nordisk gab es noch 31 weitere von 1909-1017, Storm P. malt Karikaturen über Kinoboom (er selbst war Schauspieler) In Kopenhagen Unmengen von Filmproduzenten, aber die meisten kurzlebig. Schweden: 1907 „Svenska Biografteatern“ gegründet in Kristiansstad 1911 Stockholm/ Lidingö 1910-13 Frans Lundberg (Däne mit dänischen Drehbüchern) in Malmö 1915-17 Hasselblad in Göteborg 1915 entsteht skandinavisk filmcentral, Svenska Bio, dann später Vereinigung, keine solche Vielfalt wie in Dänemark Anzahl der Kinobesucher kann man nur schätzen, Kinosteuer 1910: ca. 2,2 Mio in Kopenhagen – 18 Mio in ganz Dänemark Leute gingen im Schnitt mehrmals ins Kino aber nicht alle Schichten Institutionalisierung Funktionsdifferenzierung, Spezialisierung: Drehbücher, Kamera, Regie, Produzent Filmschauspielschule gegründet: Filmschauspieler entsprechen nicht den Theaterschauspielern Branchenpublizistik: Zeitschriften die die Probleme der Branche diskutieren (Technische Probleme, Zensur, …) Differenzierte und konventionalisierte Filmsyntax Ad2.) Zensur in ganz Skandinavien eingeführt 1907-11, in Schweden bis heute Norwegen 2004 abgeschafft, Dänemark bis in die 90er Es galten dieselben Regeln wie fürs Varieté: Teil des Schauspielgewerbes „Jahrmarktdarsteller“ Konzessionisierung der Schauspieler/Schauspiel – nicht der Filme selbst Übergang von Aktualitäten zur Narration Ende Juni 1907 Vorzensur eingeführt Zensur sollte zunächst Theater beaufsichtigen dänische Zensur galt als großzügig um Vergleich zur schwedischen Schweden: Reichweite der Zensur auch auf Drängen der Kinobesitzer, wollten ausländische Produkte eindämmen, gewisse Moral sollte vertreten sein Statens Biografbyrå: landesweite Behörde Norwegen: zunächst Lokalbehörden, später reichsweit – wie in DK 1913 Im Gesetz: Druck- und Pressefreiheit: „Form bürgerlicher Freiheit“ entspricht aber nicht der Freiheit visueller Medien Verleihsystem: zunächst verkauft, später verliehen, Anfang des modernen Filmhandels Juristische Modifizierung des Films: Zensur hat cinematischen Anspruch/ darf nicht nachgedreht werden – Urheberrecht Ad3.) Laienhaftes Publikum vs. professionelle Filmkritiker Publikum differenziert sich trotzdem, 1910: proletarisches Publikum vs. bürgerliches vor 1911 Kinos oft in Läden, unprofessionell, später prunkvoll soziale Differenzierung des Publikums konstruiertes Publikum als weitgehend bürgerlich – führte Theaterpraktiken ein, setzte voraus z.B.: archetektonisch aufwendige Foyers, gesellschaftliches Ereignis Mimikry (Nachahmung) des Theaters Analogien zum königlichen Theater: rote Lampen wenn ausverkauft, Königsloge, Vorhang setzt sich durch „Afgrunden“ 1910 von Urban Gad, nicht von Nordisk sondern von Kosmorama, mit Asta Nielsen, Dichotomie: Pfarrhof ohne Körperlichkeit (dän. Geist) vs. ungezügelte künstlerische Erotik Zwischentitel Etikettenbuch: Disziplinierung des Publikums – Darf man reden? Institutionalisierung: Bezug auf Ablauf des Programms: ab 1910 feste Anfangszeiten, Änderung der Kultur Praxis: nicht mehr wegen „Kinoerfahrung“ sondern wegen bestimmter Filme Rezeption eines bestimmten Filmwortes: Cinema as text – Film as text (Yuri Tsivian) Strindberg ging auch ins Kino: demokratisch, Differenz zur traditionellen Theaterkultur (1908) Altenloh: Kino 1914 wird immer institutionalisierter, Kinobesuch wird theaterähnlich musste Garderobe abgeben, Applaus nach der Vorführung, bis 1918 setzte sich der Kinobesuch in allen sozialen Schichten durch Manche Kinos schafften es jedoch einen gewissen bürgerlichen Rahmen zu bewahren. Die dänische Filmindustrie als global player 1909-1917 Nordisk, bis 1916 immer mehr, internationaler Vergleich Gründe für den Erfolg des dänischen Films: - Einsatz gut ausgebildeter Schauspieler – bekannte Schauspieler: Clara Wieth (Pontoppidan), Benjamin Christensen, Ejnar Zangenberg – alle königl. Schauspieler - Tradition des naturalistischen Schauspielstils: ruhig, natürlich, zurückhaltend - handwerklich: gute fotografische Qualität der Aufnahmen - Vorreiterrolle bei der Durchsetzung des Mehrspulenfilms 1910/11 - sicheres Gespür für erfolgreiche Genres wie erotisches Melodrama oder Zirkusfilm - konsequent am internationalen Markt: funktionierender Verkauf und Vertrieb im Ausland zwischen 1910 und 1916 wurden keine historischen Filme produziert, Zeit vor dem 1. WK politisch geladen Autorenfilme: entweder von berühmten Autoren geschrieben, Werke verfilmt oder in irgendeinem Zusammenhang mit einem Autor, z.B.: „Eine Liebelei“ von Arthur Schnitzler, „Atlantis“ von Gerhard Hauptmann – besonderes Genre, von Nordisk „erfunden“ Regie August Blom: „Ved Fængslets Port“, Hauptdarsteller Valdemar Psilander 1911 Versuchung der Großtstadt ”Evangeliemandens Liv” 1913: Nordisk, 3 unterschiedliche Enden: 1.) Österreich - Ungarn.: Happy End, sie bringt sich nicht um, wird von Pfarrer und Freund gerettet 2.) Russland: mussten immer traurig ausgehen. Sie bringt sich um, expressiver gespielt, keiner kommt ins Zimmer um sie zu retten. 3.) Schweden: Sie hatte sich schon den Strick um den Hals gelegt, Pfarrer und Freund machen den Selbstmord rückgängig Nordisk machte die verschiedenen Enden für verschiedene Länder. „Atlantis“ von Gerhard Hauptmann wurde verfilmt, gerade als er den Nobelpreis gewonnen hat – bekam in Russland ein anderes, trauriges Ende hemmungslose Produktionspraktiken Skandinavische Filmästhetik der 10er: eine spezifisch dänische Ästhetik, bis 1917 arbeiten die Schweden wie die Dänen in ästhetischer Hinsicht 1.) Was ist spezifisch? Charakteristika im europäischen Vergleich Die dänischen Filme wurden für ihre Lichtsetzung gerühmt, für effektvolle visuelle Gestaltung. Das Licht fällt von außen in die Räume, Schatten. z.B.: Benjamin Christensens „Det hemmlighedsfulde X“ Spionagefilm - expressionistisch mit starken Schatten - Aufmerksamkeit wird auf Lichtquellen gelenkt - Licht wird als Sprache (Geheimcode) definiert - heute: gleichmäßige Ausleuchtung, einzelne Akzente berühmte Bildkompositionen: z.B.: Telefongespräche langweilig – Lösung: recht und links Bild der jeweiligen Gesprächspartner/ gute Lösung des Problems, wurde immer wieder eingesetzt „split-screen“ Genrecharakteristikum für Sklavenhandelfilme Spiegelszenen zur Erweiterung des Raumes, sollen narrativen Mehrwert darstellen 1910 bei falscher Anwendung enthüllt er keine Funktion, wirkt eher illusionsbrechend Berühmte Spiegelszene in „Ved Fængslets Port“ 1911: Lichtsetzung sieht aus, wie 2 seperate Lichtquellen, ist aber nur eine die durch den Raum wandert. Man sieht seine Seelenqualen und Gemütsbewegung der Mutter. narrativer Mehrwert, neuer Narrationsstrang 2.) Was ist charakteristisch für Skandinavien/ Europa im Vergleich mit US amerikanischen Filmen? Fernsehserie „Friends“: filmische Mittel des Erzählens, heute Standard - Establishing Shot: räumliche Etablierung - Nicht eine Kamera, die draufhält sondern schnell geschnittenes Kino, Szene wird aufgelöst - Eyeline Match: entspricht dem Blickachsenschuss, man sieht was eine gewisse Person sieht - Shot/Reverse Shot: Schuss/Gegenschusssequenz - 180° Regel: Handlungsachse darf nicht überschritten werden, diese Regel gilt um eine Orientierung im Raum zu behalten - - - - - Continuity System: Ansammlung von stilistischen Mitteln, die das Gefühl von Kontinuität der Geschichte vermitteln sollen – es soll darüber hinwegtäuschen, dass es sich eigentlich nur um Einzelbilder handelt – bildete sich ab 1910er Jahren in den USA heraus D.W. Griffith: Vertreter, 2 Filme „The Birth Of A Nation“, „Intolerance“ 1914/15 – man sieht sehr schnelle Schnitte, diese Art des filmischen Erzählens weicht stark von der europäischen Art ab Einsatz der Montage, Schnitt – Steigerung der ästhetischen Wirkung/ durch Einsatz von Montage verkürzt man Produktionszeiten, industrielle Verarbeitung dänische Filme wirken viel ruhiger, eine Szene entspricht einer Einstellung, Average Shotlength (ASL) ist die durchschnittliche Einstellungsdauer in Sekunden 1917: USA 6,2 – DK 18,0/ diese Veränderungen in der USA passieren 1914-1918 Amerikanische Filme tauchen erst nach dem 1. WK in Skandinavien auf, kam eine Welle – zahlreiche Reaktionen in der Presse: Entsetzen, Ästhetik unterschied sich in dieser Zeit: In Europa stand nicht die Montage im Vordergrund, sondern das, was vor der Kamera passiert. Es gab durchaus Montage (Auflösung einer Szene in Einzelteile): „De fire Djævle“ 1911 Buch geschrieben von Hermann Band: Zirkusgeschichte verfilmt von Kinografen 85 Sekunden, 17 Einstellungen/ Alfred Lind war der Kameramann – auch wenn man die Montage verwenden konnte hat man sie nicht als ästhetische Strategie eingesetzt – unterschiedliche Konventionen und Stile Später wurde die Montage zum Parameter für das Medium Film, waren die frühen Formen daher primitiv? 20er: Film hat endlich zu sich selbst gefunden, durch die Entdeckung der Möglichkeiten der Montage – „wahres, eigentliches Kino“ Europäische Filme gelten daher oft als altmodisch, theatralisch. Im Laufe der Filmgeschichte: 1.) Attraktionen > Narration 2.) Europäischer Film der 10er: Montage wurde zu bestimmter Zeit zu einem wichtigen Merkmal, historisches Merkmal, ästhetische Strategie in Konkurrenz mit anderen Strategien – sehen Neubewertung des europäischen Kinos: verfügte sehr wohl über ästhetische Strategien: „Präzisionsinszenierung“ (deepstaging) weitgehend schnittlose Inszenierung vor weitgehend statischer Kamera, sorgfältige Anordnungen und Bewegungen der Figuren im Raum unter Nutzung von dessen Tiefe (Spiegel) - minimale horizontale Kamera - verschiedene Raumtiefen genutzt - Präzision: wer verdeckt wen, wann? - Anordnung wie im Theater: geht nicht da der Zuschauerraum andere Vorraussetzungen bietet - lange Proben/Übungen für das präzise Schauspiel Das Drehbuch und Autoren des dänischen Stummfilms: - medialer Statur des Drehbuchs - Überlieferungssituation - Geschichte des Drehbuchschreibens (formale Entwicklung) - Wer waren Drehbuchschreiber in sozialer Hinsicht? - Beispiel einer professionalisierten Drehbuchschreiberin Harriet Bloch „proto“medialer Status = Frühmedium, Benutzung der Schriftlichkeit als bloße Hilfstechnologie Zwischenprodukt, das verbraucht wird, nur Mittel zum Zweck bei der Filmproduktion Soll man ein Drehbuch aus diesen Produktions-/Kommunikationszusammenhang reißen? Ist es ein eigenständiges literarisches Werk? Drehbuchautoren wurden eigentlich nicht als Autoren wahrgenommen. - Drehbücher sind nicht veröffentlicht, sondern liegen in Archiven, Nordisk sammelte und erhielt die Drehbücher, außergewöhnlich, dass in Skandinavien so viele Drehbücher aufbewahrt wurden, Ausnahmesituation dass man eine Aussage darüber überhaupt treffen kann. Unmengen von Drehbüchern wurden zu Produktionsfirmen geschickt, 3000 geschickt 200 produziert - protomedial: bereitet den Film vor, genauso alt wie die Filmproduktion selbst, 1897: erstes Drehbuch in den 1890er der Beginn der Filmproduktion Das erste Mal in einer Ausstellung der Job „story editor“. Nordisk arbeitet seit Beginn 1906 mit Drehbüchern Bis 1908: kurze Idee, auf ein A4 Blatt schnell aufgeschrieben – auf Straßenbahnfahrt Nordisk kauft ab 1906 Bücher, so wichtig dass man Geld ausgeben wollte. 1908: Rollenliste, Kostüme, Ablauf der Szenen in ausgearbeiteter Form – Genre ausgearbeitet Bedeutung steigt: - Notwendigkeit einer strikten Produktionsplanung mit zunehmender Filmlänge, Planung der Logistik - juristische Bedeutung der Drehbücher: Copyright Auseinandersetzungen - Grundlage für Erstellung von Werbematerial 4 Ausarbeitungsstufen des Drehbuches: -) Synopsis: Exposé, Konflikt wird dargestellt, Inhaltszusammenfassung -) Entwurf: Ausarbeitung ohne Szenenteilung (Einstellungen) -) Szenarium (Rohdrehbuch): Einteilung in Einstellungen -) Regiedrehbuch: Produktionsdrehbuch Erste Drehbücher waren auf der Stufe 1 Stufe 3+4: Technotext (selten in Skandinavien zu Beginn) mehr Drehbücher entstanden, auch Leitfäden für Drehbucharbeiten bei Nordisk gab es eine Normierung für das Aussehen eines Drehbuches, Standardisierung ab 1911 406 namentlich bekannte Drehbuchautoren, 101 nicht Dänen welche Ausbildung, Beruf, Eltern, soziale Position, Einkommen, Vermögen Schauspieler, Regisseure, literarische Intelligenz, aber auch Lehrer und Büroangestellte waren unter den Autoren zu finden keine Arbeiter aber sonst jede (klein)bürgerliche Gruppe vertreten überdurchschnittlich gut ausgebildet, überdurchschnittlich gut verdienend, hauptsächlich Frauen? Laut Sekundärliteratur war der Beruf nicht angesehen, deshalb wurde es zur Frauenaufgabe > 20% von Frauen verfasst! 4 Berufsgruppen: 1.) Leute aus der Filmproduktion waren damit vertraut 2.) literarische Intelligenz (Leute, die vom Schreiben leben, Journalisten, Schriftsteller) 1909/1910 3.) Dramaturgen wurden von Nordisk angestellt um Drehbücher zu schreiben 1913/15 4.) Amateure, die nicht aus dem Autorenkontext kommen, waren billiger – Presse hat sich drüber lustig gemacht 2. und 3. 2 Literarisierungsphasen Drehbücher seit 1906: Bedeutung steigt 1.) Instrument der Planung 2.) Juristische Dokumente, Copyright Fragen 3.) Schriftliche Form als Grundlage für Werbung, Zwischentitel 1909-1920 „Explosion“ 4Teilung (Stufen) schon zur Stummfilmzeit von Urban Grad Harriet Bloch: 1881-1976 DK sehr produktiv, scheint in der Statistik als eigene Linie auf Gruppe der freiberuflichen, professionellen Drehbuchschreiber – gehörten nicht zur literarischen Intelligenz „filmsförfatter“ kein literarisches Genre bestimmte Vorraussetzungen: Notwendigkeit von Drehbüchern, Honorar, starke Filmproduktion Quellenproblem wegen Ausgrenzung dieser Autoren H.B. verkaufte 100 Drehbücher in 10 Jahren, in Skandinavien und Deutschland Man findet sie aber nicht in Nachschlagewerken. Auf Plakaten jedoch wurde mit ihrem Namen Werbung gemacht, war in der Öffentlichkeit sehr bekannt. Warum war sie so erfolgreich? Schrieb nicht aus ökonomischer Notwendigkeit wie andere Drehbuchautoren, hatte 5 kleine Kinder und stammte aus dem höheren Bürgertum. Gleich ihr erstes Drehbuch wurde von Nordisk gekauft. Von Anfang an war sie auch an der Produktion interessiert und wollte bei Proben anwesend sein. Deutschsprachige Drehbücher wurden in Dänemark gerne gekauft, man konnte deutsch aber nicht umgekehrt. Harriet Bloch schrieb auch auf deutsch und verkaufte erfolgreich. Sie verdiente damit wie eine Lehrerin, Durchbruch 1913, Höhepunkt 1916. Meisterte die Zensur und kannte die Regeln genau. Das problematische Verhältnis zwischen Schreibern und Firmen klärte sich, Angst vor professionellen Schreibern, Amateure erwünschter, da sie billiger waren. Man nannte ihre Namen nicht um den Status nicht zu erhöhen. Freiberufler wurden nur auf Erfolgsbasis bezahlt. Was zeichnet erfolgreiche Drehbücher aus? „Den søvrige brudgom” 1914, ”Den nye husassistent” 1914, ”Mands vilje” 1917 nur der letzte Film hatte eine abendfüllende Länge Plot, wenige Schauspieler, produktionsökonomisch billig und gut durchdacht, schreibt in Prosa, orientiert sich a, späten 19. Jhdt. 1 Bild = 1 Einstellung, macht sich keine Gedanken über filmspezifische Techniken, in medienästhetischer Hinsicht scheinen sie uninteressant, Nordisk hatte viel Raum für Umsetzung in Bild Inhalte: Auf den ersten Blick handelt es sich um triviale Geschichten, jedoch findet man subversive Qualitäten. konservativ, besonders „Mands vilje“ banale Dreiecksgeschichte interessant: Kopplung an soziale Fragen, Verbürgerlichungstendenzen, Verhältnis der Geschlechter, Transgression der Normen z.B. „Husassistent“ „Brudgom“: 2 Teile: 1. Teil: Arztpraxis wird eröffnet „Hals und Ohrenkrankheiten“ – Nase? Nase: Freud, Penis - Impotenz 2. Teil: erbarmungslose männliche Impotenz: Standfotos, gibt keinen Film erhalten, sexuelle Ladung, Streichhölzer, Feuer, Hochzeitsnacht… Symbolsprache: impotente Männer, die ihre Aufgaben nicht zu erfüllen vermögen, primär für das weibliche Publikum Die dänische Filmproduktion der 1920er Jahre Es geht ab 1916 rapide mit der Filmproduktion abwärts und die dänische Filmindustrie ist für diese Entwicklung selbst verantwortlich. - ökonomische, politische Probleme (U-Boot Krieg, USA eigene Filmindustrie) > Folge des Weltkrieges/ Unterbindung der vertikalen Konzentrationsbeitrags der Nordisk im dt. Reich durch dt. Regierung (Thomas C. Christensen) - künstlerische Stagnation > ästhetisch (v.a. M.Engberg) „brain drain“ – vor allem von jüngeren Forschern wurde die Ästhetik stark kritisiert. Kasper Tybjerg meint, dass dies nicht richtig ist, sondern dass die Filmindustrie es hingegen nicht schaffte die Künstler zu sich zu ziehen. Thomas C. Christensen(1997) Darstellung der Stummfilmzeit, kritisiert Modell, meint, dass es generell unmöglich ist den Erfolg bzw. Misserfolg von Filmen ästhetisch zu erklären. „Gute Filme garantieren keinen Erfolg.“ Von 496 Filmen nur 51 erhalten, 29% > Schlussfolgerung: Korpus von überlieferten Filmen zufällig - „External economic explanation“ 1. Möglichkeit: Konkurrentenfirma aufkaufen, dies war jedoch ökonomisch nicht durchführbar, 2. Möglichkeit: Integration, doch zu wenig Kinos, Verleihe hatten andersartige Verträge > Daher ging Nordisk zu dem deutschen Markt über. 1917 wurde Nordisk durch die Gründung der UFA gebunden und ging später in sie über. Nach 3-4 Jahren bekamen sie nur Bruchteile dessen zurück, was sie eingezahlt hatten. Viele Faktoren spielen mit – Schweden litt auch, doch baute in dieser Zeit eine interne Filmindustrie auf. Sein Eindruck: DK Filme nach 1917 filmisch unhaltbar gewesen. Folie: Herkunft importierter Filme in Schweden Die Zahl der dänischen Filme geht stark zurück. Auch Filmzeitschriften schreiben darüber, produzieren auf Vorrat, d.h. erwarten nicht, dass etwas verkauft wird. Nervø 1917 Möglichkeit der Produktion gelobt, nur ein Problem: Veränderung in Dänemark, de-facto ließ aber nicht diese die dänischen Filme alt aussehen 1918 Nordisk/ Dansk Astra: einzig beiden Firmen Nordisk raubte Filmausschnitt eines amerikanischen Filmes (um zu sehen, wie sie es machen), keine große Begeisterung Nordisk Filme 1918-24: Elementare Fehler, der am wenigsten begabte Regisseur A.W: Sandberg wurde zum Hausregisseur (arbeitete hauptsächlich mit Zwischentiteln) Urban Gad, 1919: Aussage: so wenig Texte, wie möglich es gab im dänischen Film sehr viel Text, viele Zwischentitel, zu textlastig 1922 verließ Ole Olsen Nordisk, 1924 pleite gegangen – später wieder gegründet 3 Hauptzweige in 20ern Autorenfilme: z.B.: Christensen, v.a. Carl Theodor Dreyer 1889-1968 gilt als Weltfilmemacher Er ist als Adoptivkind aufgewachsen, war ursprünglich Journalist bei Ekstra Bladet, 1912 fing er an Drehbücher zu schreiben, 1913 als Dramaturg bei Nordisk angestellt, 1918 Nordisk ließ ihn seinen ersten Film machen „Præsidenten“ – Debüt dänische Filme seien immer „fabriziert“ worden, lobt US-Filme in Bezug auf Nahaufnahmen, Statistenrollen In Schweden wird eine Veredelung des Films durch Literaturverfilmungen angestrebt, die meisten seiner Werke wurden literarisch verfilmt. Brauchte immer lange Produktionszeit, benutzte ausdrucksstarke Persönlichkeiten (Name der Rose z.B.) Stilisierung des Chors, sehr streng, einfach, durch geschickte Lichtsetzung betont. Kann sich schlecht im Raum orientieren. Verfremdende Kameraperspektiven, Hyperrealismus, keine normale Perspektive, keine Einstellung ist zufällig Filmausschnitt, 1928 Jeanne d’Arc, schneller Schnitt, viele Großaufnahmen, Originalzitate aus ihrem Verhör. physikalisch unangenehm – weiß in der Folterkammer nicht, wo sie sich befindet weit von industrieller Produktion entfernt Fy & Bi in Dänemark – Fyrtårnet Bivognen (2 Herren) in anderen Sprachen verschiedene Versionen Internationaler Erfolg Lau Lauritzen (sen.) 1919 – Regisseur, seit 1914 kurze Filme gedreht, einer der Herren (kleine) Banditen, fand Clown als Ersatz H. Madsen: spielte knapp 50 Filme ein, alliterierende Titel, zunächst nur in Dänemark, dann auch in Deutschland gedreht. Ab 1919 mit Madsen, der letzte wurde 1940 gedreht. Wiederbelebungsversuch, Schweden, 1933 – Film wo H. Madsen nicht spielte, auf Grund psychischer Probleme Warum Erfolg? Figuren schon damals industriell vermarktet, Comics, Figuren… hoher Widererkennungswert erstes richtiges Komikerpaar, noch vor Dick und Doof 1918 lässt die Erfolgssträhne nach Gründe: 1918-1925 fast vollständiger Zusammenbruch der Filmproduktion, Nordisk. 2. Standbein, Svenska Biografteatern: Filmproduktion wurde auf Literaturverfilmungen umgestellt Sie hatte sich jedoch auf kürzere Lustspiele spezialisiert. Versuchte in Deutschland zu reüssieren, gelang einige Drehbücher auf dem deutschen Markt zu verkaufen, ging aber nur durch Beziehungen. Sie konnte keine Produktionsdrehbücher (4. Stufe) schreiben, war nicht so bekannt wie in DK, Konkurrenznachteil. Madsen und Själlström: Komikerpaar, dargestellte Figuren: Vagabunden, Scherenschleifer, verdienen ihren Lebensunterhalt mit Gelegenheitsarbeit, Herzlichkeit, Naivität Lauritzen als Regisseur: Filme leben von sich langsam aufbauender Handlung. Warum sank ihr Erfolg? – statisch Erfolg: erinnert an Charlie Chaplin, 1920 populärster Schauspieler der Welt „Underdogs der Gesellschaft“ kleinbürgerliche Welt, Idylle, heimisch Vagabunden erweckten mit ihrem Außenseiterstatus Sympathie jeder Zuschauer ist intelligenter als sie man versuchte die bedrohte Welt wieder ins Lot zu bringen Diese Filme sind als eine Art Modernisierungskritik zu lesen, Gegner ökonomischer Interessen ganz typisch in DK der 1920er Jahre: weitgehend nur berührt vom Schrecken der Welt, „stehen geblieben“, provinziell geprägt „Blade af Satans Bog“ 1920 von Dreyer Griffith: Erzählstränge 1234 1342 3142: schneller schneiden, Kritik: wäre besser, die 4 Teile nacheinander zu zeigen Dreyer nach dem Schema 1234 – bewegte Kamera, Betonung auf Nahaufnahmen Die Neuorientierung des schwedischen Films ab 1917: Victor Sjöström, Mauritz Stiller, Georg af Klercker als die 3 bedeutendsten Regisseure à la danois: angelehnt an die dänische Produktion, Henriette Blochs Drehbücher, Zirkusfilme, erotische Szenen Lundbergs Filmproduktion in Malmö, fast dänisch, dän. Regisseure, Fusion ab 1919, Sjöström und Stiller für Svenska Bio, af Klercker f. Hasselblad in Göteborg = Svenska Filmindustrin, entspricht Nordisk Quantitativer Einbruch ab 1918 Quantitativer Höhepunkt 1917 „Goldenes Zeitalter“ Schwedenfilm galt als nachzueiferndes Vorbild erster Film der neuen Ära 1917 „Terje Vigen“ von Sjöström – Vorlage Ballade von Ibsen über Lotsen, teuerster Film der bis damals produziert wurde Premiere: hochkultureller Akt mit Musik und schön gestaltetem Programmheft, das Publikum war begeistert, auch in Dänemark und Norwegen – der Film war ein Welterfolg und begründete den Ruf des schwedischen Films Umstellung in der Produktionspolitik - Konzentration auf wenige ausgefeilte Filme, hohe Kosten - Gründe für Umstellung der Produktionspolitik 1916/17, Verbesserung der Exportchancen durch neutralen Status in WW1 - Reaktion auf Zensureingriffe: Zensur galt als äußerst streng, z.B.: 1916 wurden 24 Filme produziert, 2 wurden gar nicht erst eingereicht, 1 verboten, in 11 wurden Szenen rausgeschnitten - Umstellung auf Filme die mehr goutiert werden sollten, 1918 wurden keine Filme mehr verboten Liebten die Filmkritiker diese Filme mehr als das Publikum? besonders im deutschsprachigen Raum John W. Brunius – anderer Regisseur Sjöström und Stiller prägten die erfolgreichsten Jahre des schwedischen Films das Neue: Orientierung an literarischen Vorlagen, die mit gewisser kulturellem Prestige ausgestattet waren, teure Produktionen bei den meisten Filmen war der Erfolg bei den Kritikern größer als der beim Publikum 1917-24 „Goldenes Zeitalter“ 1. „Terje Vigen“, letzter „Gösta Berlings Saga“, einige Lagerlöf-Adaptionen Charakteristika des schwedischen Films 1917-24: - „literarisches Kino“: Literaturadaptionen (zumeist Werke von Lagerlöf), wörtliche Zitate, literarische Sprache, Lagerlöf hatte gerade den Nobelpreis bekommen, Sjöström hielt sich an ihre Vorlage, Stiller war kreativer - sehr teure Produktionen, aufwendig - „nationales Kino“ (vs. internationalisierten Film – Produktion in Dänemark), man adaptierte auch ausländische Autoren aber meistens skandinavische, es gab einen Gruppenstil, Bo Florin meint ja, steht in intermedialer Beziehung zu skandinavischen, literarischen Werken - sich an Bildern/Gemälden orientierend, ebenso an Ikonografie, die die Leute bereits kannten, Illustrationen: Szenen werden im Film nachgestellt, intermediale Inspiration, Bezüge aus dem kulturellen Fundes „Gemälde-Kino“ - Stilwille: ästhetische Differenz zu anderen, Produktionen z.B. Verletzung der 180° Regel, Einsatz von Überblendungen - Natur als Akteur, Naturaufnahmen, Dokumentationen galten als erziehend, akzeptiert von Zensur, mit Einbeziehung der schönen, schwedischen Natur, diese wird nicht nur als Kulisse sondern auch als Akteur dargestellt: handelnde Kraft, Gegner, Helfer Gründe für das Ende der schwedischen Großzeit: -Konkurrenz durch USamerikanischen Film, - Hauptgrund: brain-drain: Abwanderung nach Hollywood bzw. Berlin (Sjöström 1923, Stiller 1924, Greta Garbo und Lars Hansson wanderten auch aus) 1931: Übergang zum Tonfilm Letzter skandinavischer Stummfilm von Aki Kaurismäki „Juha“ 1999, Remake eines Stiller Filmes