Athenischer Politiker

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httee 55 – Rollenspielkarten
Ad S. 38–39 Recht und Gerechtigkeit, Schülerfrage 5
Verurteilung des Perikles: Spielen Sie mithilfe der Rollenkarten das altgriechische
Gerichtsverfahren nach.
Rede für Perikles
1
Perikles hat sich als Politiker für alle Schichten
Athens eingesetzt. Durch den Erhalt der Flotte
auch nach den Perserkriegen sicherte er unzähligen
Ruderern ihr Einkommen. Auch die Einführung
von Taggeldern kommt doch vorwiegend den
ärmeren Schichten zugute. Perikles wollte, dass
sich alle an der Politik beteiligen können. Dies
wurde durch die Einführung der Diäten doch erst
ermöglicht. Denn wie soll sich sonst ein ärmerer
Bürger die Tätigkeit in der Politik leisten können?
2
Perikles’ Verdienste als Förderer der Kunst und
Kultur in Athen müssen besonders hervorgehoben
werde. Die Akropolis – so wie sie heute unsere
Stadt ziert – gäbe es ohne sein Zutun nicht. Er
betraute Phidias, den besten und wohl
berühmtesten Bildhauer der Stadt, mit der Leitung
dieses Projektes. Das Parthenon, der Tempel
unserer Stadtgöttin, und der wundervolle Torbau,
die Propyläen, machen die Akropolis erst zu dem,
was sie ist: ein weit ins Land hinein sichtbares
Zeichen unserer gut funktionierenden
Herrschaftsform, der Demokratie.
3
Das Verbot gegen die Verspottung der attischen
Staatsmänner war wichtig und richtig. Denn
Männer, die sich für Athen einsetzen, die in ihrem
politischen Amt das sehen, was es ist, nämlich eine
Leistung für das Volk, sollten nicht dem Spott
irgendwelcher dahergelaufener Schandmäuler
ausgeliefert sein. Attische Politiker verstehen ihre
Arbeit als Dienst an der Demokratie und sollten
diesen Dienst ohne Angst vor Rufmord leisten
dürfen.
4
Perikles hatte 15 Jahre lang das Amt des Strategen
über. Was sagt uns das über diesen herausragenden
Politiker? Er wurde immer und immer
wiedergewählt, also wurde von der
Volksversammlung bestätigt, dass er sein Amt
exzellent ausübt.
5
Perikles bemühte sich, Athen für einen möglichen
Krieg mit Sparta zu rüsten. Vorausschauend ließ er
eine Mauer zwischen Athen und seinem Hafen
Piräus erbauen, die den Zugang zum Hafen
absichern sollte. Im Kriegsfall sollte sich dieses
bauliche Unterfangen als unglaublich wichtig
herausstellen, denn was wäre Athen ohne seine
Flotte?
© Mag. Alexandra Steinbauer-Toifl
http://netzwerk-geschichte5.veritas.at
6
Ein hohes politisches Amt kann nur von einem
Menschen bekleidet werden, der auch in den
Redekünsten ausgebildet ist. Er muss in der
Volksversammlung mit seinen Ausführungen
bestehen können. Perikles schaffte es in seinen
Reden immer wieder, seinen Argumenten Gewicht
zu verleihen, klar und deutlich seine Meinung zu
vertreten.
7
Wie jeder große Mann der Politik blieb auch
Perikles nicht von Angriffen politischer Gegner
verschont. Allerdings wurde er nicht direkt
angegriffen, sondern indirekt. So wurden Prozesse
gegen seine Freunde und sogar gegen seine Frau
geführt. Doch ein Politiker seiner Größer besteht
auch diese schwere Zeit. Wollten ihn seine Gegner
mit dieser Taktik aus der Reserve locken, ihn
zermürben? Es gelang ihnen nicht! Er setzte sich
so gut es ging für die Betroffenen ein, was seine
hervorragenden menschlichen Qualitäten
unterstreicht.
© Mag. Alexandra Steinbauer-Toifl
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Rede gegen Perikles
1
Hinter der Einführung der Diäten steht nichts
weiter als das Streben nach Macht. Perikles wusste,
dass er mit der Einführung der Taggelder die
ärmeren Schichten für sich gewinnt. Somit ist die
Einführung nicht als ein Akt der „Nächstenliebe“,
der allen Schichten den Zugang zur Politik
ermöglichen soll, zu sehen. Nein, es ging Perikles
einzig und allein darum, seine Herrschaft
abzusichern. Durch den Erhalt der Flotte in diesem
Umfang – auch nach den Perserkriegen – konnte
sich Perikles der Unterstützung der zahlreichen
Ruderer, die dadurch ihre Arbeit behielten, sicher
sein.
2
Der Ausbau der Akropolis unter Perikles kann nur
als Akt der Selbstverwirklichung gesehen werden:
Ein machtgieriger Politiker verschwendet mit dem
Bau unnötiger Prachtbauten das Geld Athens. Und
nicht nur das: Als Architekt und Baumeister wird
kein geringerer als Phidias, ein enger Freund des
sogenannten Staatsmannes Perikles, eingesetzt. Ich
frage mich, ob es nicht berühmtere und
talentiertere Künstler im Lande gibt? Aber
anscheinend sorgt Perikles gut für seine Freunde
und kein Preis ist für die Selbstverwirklichung
dieses Mannes zu hoch.
3
Was hat sich Perikles nur dabei gedacht? Mit
welchem Recht wagte es Perikles, die Freiheit der
Künste einzuschränken? Sind nicht die
Aufführungen gleichzeitig ein Spiegel der
Gesellschaft und der Politik? Wie groß musste
seine die Angst vor einer Enthüllung sein, dass er
es wagte, eine Zensur auszusprechen? Und wie
schnell musste Perikles erkennen, dass seine
Entscheidung falsch war. Denn einige Jahre später
wurde das Verbot wieder aufgehoben.
4
Es hat einen Sinn, warum jedes Jahr das Amt des
Strategen neu gewählt wird. Jährliche Neuwahlen
sollen das An-sich-Reißen der Macht verhindern.
Wie konnte es passieren, dass Perikles 15 Jahre im
Amt blieb? Hat denn keiner erkannt, dass er die
Alleinherrschaft anstrebte, dass er sie schon fast in
Händen hielt? Er, der mit seinen berechneten und
manipulierenden Reden alle in seinen Bann zog?
5
War es denn wirklich notwendig, die Spartaner
durch den Bau einer Mauer derart vor den Kopf zu
stoßen? Das Geld für den Bau der dritten Mauer
hätte man vernünftiger anlegen können. Oder
steuerte Perikles Athen bewusst und mit Absicht in
den Peloponnesischen Krieg, rüstete er die Stadt
schon für den Fall eines Angriffes der Spartaner?
© Mag. Alexandra Steinbauer-Toifl
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6
Ich habe selten einen Politiker erlebt, der in seinen
Reden so berechnend und manipulierend zu Werke
geht. Er könnte ohne Probleme seine
Alleinherrschaft als Demokratie verkaufen und die
Menge würde ihm für diese Ausführung noch
tosenden Applaus schenken. Er schafft es, den
Inhalt seiner Reden so wortgewandt zu
verschleiern, dass man am Ende nicht mehr weiß,
ob man eigentlich für oder gegen den Antrag
stimmen wollte. Man ist auf einmal seiner
Meinung und fragt sich, warum man es zuvor nicht
war. Nicht Ehrlichkeit spricht aus seinen Reden,
sondern das Streben, die Volksversammlung zu
beeinflussen, sie zu manipulieren.
7
Was sagt es über einen Menschen aus, dessen
Freunde und sogar dessen Frau der Prozess
gemacht wurde? Das Scherbengericht leistete
schon immer gute Arbeit und es gibt selten
Fehlentscheidungen. Allein, dass sich Perikles mit
derartigen Freunden umgibt, sich in ihrer
Gesellschaft aufhält, zeigt dem Volke, welch ein
Politiker Perikles ist!
© Mag. Alexandra Steinbauer-Toifl
http://netzwerk-geschichte5.veritas.at
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