EVP-ED Studientag "Die Zukunft der Euro-Med Kooperation" Sehr geehrte Damen und Herren Botschafter, liebe Kollegen, liebe Gäste, zum EVP-ED Studientag über die Zukunft der Euro-Med Kooperation heiße ich Sie ganz herzlich willkommen und freue mich, dass Sie so zahlreich erschienen sind. Die Zusammenarbeit mit der Mittelmeerregion und deren gemeinsame Zukunft mit Europa liegen mir persönlich sehr am Herzen und ich habe sie stets zu einem Schwerpunkt meiner politischen Arbeit gemacht. Der Mittelmeer-Raum ist unser wichtiger Nachbar. Das Barcelona-Abkommen und die Europäische Nachbarschaftspolitik sehen einen regelmäßigen politischen Dialog zwischen den Teilnehmerstaaten vor. Erst letzte Woche haben sich die Außenminister der Partnerstaaten auf Einladung der finnischen Ratspräsidentschaft in Tampere getroffen. Die Entschließungen und Ziele für das kommende Kalenderjahr 2007 sind beeindruckend. Als Deutscher freue ich mich natürlich auch darauf, dass dieser Dialog im ersten Halbjahr durch die deutsche Ratspräsidentschaft begleitet wird. 1 Wie unser heutiges Programm zeigt, dürfen wir nicht darüber hinwegsehen, dass dieser Dialog auf verschiedenen Ebenen eine strategische Herausforderung darstellt. Wir müssen bei unserer Zusammenarbeit für eine Zukunft zwischen Europa und dem Mittelraum mehrere Punkte beachten: Erstens: Wir müssen uns die Frage stellen: Was bedeutet die Euro-MedKooperation für die innenpolitische Entwicklung auf nationaler und europäischer Ebene? Welche politischen Bindungen gehen wir durch diese Zusammenarbeit ein? Können wir den Dialog nutzen, um auch interne Probleme zu lösen, wie etwa die starke Migration aus den südlichen Staaten der Kooperation in die EU? Dass wir diesen Austausch nutzen müssen, um Frieden, Stabilität und Wohlstand in und zwischen allen Staaten herbeizuführen, steht außer Frage. Ich begrüße ausdrücklich, dass die Kooperation sich Konfliktprävention und Krisenmanagement zum Ziel gesetzt hat. Wenn wir nicht in diesem Forum offen über unsere Differenzen sprechen können, wo dann? Es ist eine Partnerschaft, die nur vom Willen und Engagement beider Seiten leben kann! Vor allem aber müssen wir uns Gedanken machen, wie wir diesen Dialog nutzen können, um einen dauerhaften Frieden in die Mittelmeerregion zu bringen. Eine Schlüsselstellung übernimmt dabei zweifellos das östliche Ufer des Mittelmeers. Ein Frieden im Nahen Osten setzt einen eigenen palästinensischen Staat ebenso voraus wie eine Garantie des Staates Israel in sicheren Grenzen. Diese Versammlung ist ein Forum, in dem Araber und Israelis an einem Tisch sitzen. Lassen Sie uns daher genau 2 hier gemeinsam an einem dauerhaften Frieden arbeiten – im Nahen Osten, im Mittelmeer-Raum und auf der gesamten Welt! Zweitens: Wir müssen uns als Mitglieder der Euro-Mediterranen Parlamentarischen Versammlung Gedanken über die Rolle dieser Institution machen. Diese Versammlung ist ein wichtiger Bestandteil des Barcelona-Prozesses und gibt uns die Möglichkeit, auch auf parlamentarischer Ebene diesen bedeutsamen Dialog zwischen Europa und dem Mittelmeer-Raum zu führen. Meine Fraktion, die EVP-ED Fraktion im Europäischen Parlament, räumt diesem Dialog einen besonders hohen Stellenwert ein und ich freue mich darüber, dass wir in dieser Versammlung außer durch unsere engagierten Abgeordneten durch zwei VizePräsidenten sowie durch die Vorsitzende des politischen Ausschusses, Tokia Saifi, vertreten werden. Die Entschließungen der Versammlung in diesem Jahr, vor allem in Anbetracht der politischen Ereignisse, sind beeindruckend. Dabei darf nicht übersehen werden, dass diese Entschließungen ein Produkt von allen 35 Partnerstaaten und dem Europäischen Parlament sind! Drittens: Es gibt mittlerweile neben dem Barcelona-Prozess auch die Europäische Nachbarschaftspolitik. Ich sehe diese im Mittelmeer als Ergänzung zum Barcelona- Prozess durch die bilateralen Assoziierungsvereinbarungen und Aktions-Pläne sowie als Bekräftigung des nunmehr 11-jährigen Dialogs. Vor allem aber vertieft es die Beziehungen zwischen den EU-Staaten und den Partnerländern über eine politische Kooperation hinweg. Es stärkt den Dialog der Kulturen, es hebt die 3 Wichtigkeit von Demokratie und politischem Pluralismus, es fördert z.B. die Rolle der Frau in der Gesellschaft und noch viel mehr. Ich begrüße ausdrücklich, dass wir in der EU neue Instrumente entwickelt haben, um diese Bereiche auch finanziell zu unterstützen. Finanzielle Unterstützung ist aber nicht alles und wir müssen als Europäische Union, Europäisches Parlament und als Fraktionen genau überlegen, welche weiteren Schritte wir unternehmen, um genau die Ziele mit aller Kraft weiter zu begleiten, denn sie bilden die Säule aller Reformen! Viertens: Mit eine der wichtigsten Herausforderungen dieser Partnerschaft ist die wirtschaftliche Zusammenarbeit. Wir haben uns als Ziel für 2010 eine gemeinsame freie Handelszone gesetzt und wir haben viele wirtschaftliche Komponenten in den Assoziierungsvereinbarungen. Des Weiteren wollen wir Investitionen fördern. Die Minister für Industrie haben im September entschieden, dass wir unsere Märkte mehr annähern müssen, und die Minister für Wirtschaft und Finanzen haben sich im Juni dafür ausgesprochen, dass wir eine gemeinsame Wirtschaftpolitik entwickeln müssen. Aber wir müssen auch weiter nachdenken über eine Partnerschaft im Bereich Energie und Transport, und vor allem müssen wir gezielt mittelständische Unternehmen unterstützen. Es gibt seit 2002 die FEMIP (Facility for Euro-Mediterranean Investment and Partnership) innerhalb der EIB (Europäischen Investitionsbank). Allerdings muss diese besser in unsere Programme integriert werden. In diesem Rahmen müssen neue Instrumente entwickelt werden, um private Unternehmen, vor allem KMUs, leichter finanziell unterstützen zu 4 können. Durch eine gesunde Wirtschaft entsteht Wohlstand und Wohlstand in allen Partnerstaaten ist unser Ziel! Meine Damen und Herren, ich freue mich sehr, dass Sie heute hier sind, um Ihre Ansichten mit uns zu teilen, damit wir gemeinsam über die Zukunft dieser Kooperation sprechen und gemeinsam entscheiden können, welche Schritte notwendig sind. Vor einem Jahr, anlässlich der 10-Jahresfeier des BarcelonaProzesses, sagte ich, dass nun - wo die Mauern im Osten gefallen sind -, die Brücken in den Süden gebaut werden müssen. Heute appelliere ich an Sie - nutzen wir diese Brücken, um aufeinander zuzugehen! 5