Inhaltsverzeichnis

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Aus der
Medizinischen Tierklinik
der Veterinärmedizinischen Fakultät der Universität Leipzig
Untersuchungen zum antioxidativen Status
bei verschiedenen Formen der Dislocatio abomasi des Rindes
im Blut der V. jugularis und der V. epigastrica
Inaugural-Dissertation
zur Erlangung des Grades eines
Doctor medicinae veterinariae (Dr. med. vet.)
durch die Veterinärmedizinische Fakultät
der Universität Leipzig
eingereicht von
Gregor Dinges
aus Darmstadt
Leipzig, 2004
Mit Genehmigung der Veterinärmedizinischen Fakultät der Universität Leipzig
Dekan:
Herr Prof. Dr. Gotthold Gäbel
Betreuer:
PD Dr. habil. Manfred Fürll, Medizinische Tierklinik der
Veterinärmedizinischen Fakultät Leipzig
Gutachter:
PD Dr. habil. Manfred Fürll, Medizinische Tierklinik der
Veterinärmedizinischen Fakultät Leipzig
Prof. Dr. Ute Schnurrbusch, Ambulatorische und Geburtshilfliche Tierklinik
der Veterinärmedizinischen Fakultät Leipzig
Univ.-Prof. Dr. M. Stangassinger, Institut für Physiologie,
Physiologische Chemie und Tierernährung, Lehrstuhl für Physiologie
Tierärztliche Fakultät der Ludwig-Maximilian Universität, München
Tag der Verteidigung:
10. August 2004
Meinen Eltern
Inhaltsverzeichnis
Seite
1.
Einleitung und Zielstellung
1
2.
Literaturübersicht
3
2.1
Die Labmagenverlagerung (Dislocatio abomasi, DA) des Rindes vor dem
Hintergrund oxidativer Pathomechanismen
3
2.1.1
Dislocatio abomasi bei Milchkühen
3
2.1.2
Ischämie und Reperfusion
9
2.1.2.1 Entstehung von Radikalen durch Abbau von ATP während lokaler
Ischämie/Reperfusion
11
2.1.2.2
Auswirkungen von Ischämie/Reperfusion auf Membranstrukturen
12
2.1.2.3
Aktivierung der körpereigenen Abwehr
13
2.2
Radikale
15
2.2.1
Definition und oxidativer Stress
15
2.2.2
Einteilung der Radikale
16
2.2.2.1
Aktivierte Sauerstoffspezies (ASS)
16
2.2.2.2
Stickoxidradikale (NO.)
17
2.2.2.3
Lipidperoxidation (LPO)
18
2.3
Antioxidantien
20
2.3.1
Definition und Vorkommen
20
2.3.2
Nichtenzymatische Antioxidantien
21
2.3.2.1
Metallbindende Proteine
21
2.3.2.2
Nieder- und mittelmolekulare Antioxidantien
22
2.3.2.2.1 Fettlösliche Antioxidantien
22
2.3.2.2.2 Wasserlösliche Antioxidantien
25
2.3.2.3 TEAC-Konzentration
27
2.3.3
Enzymatische Antioxidantien
28
2.3.3.1
Enzyme zur Glutathionregeneration
28
2.3.3.2
Superoxiddismutasen (SOD)
34
2.3.3.3
Katalasen
38
2.4
Kreatinkinase
38
3.
Eigene Untersuchungen: Tiere, Materialien und Methoden
41
3.1
Tiere
41
3.2
Versuchsanordnung, Gruppeneinteilung und Versuchsdurchführung
41
3.3
Material
42
3.3.1
Blutentnahme aus der V. jugularis
42
3.3.2
Blutentnahme am Labmagen
43
3.4
Probenaufbereitung
43
3.4.1
Gewinnung von Serum
43
3.4.2
Gewinnung von Plasma
43
3.4.3
Herstellung von Erythrozytenpellets
44
3.5
Probenbestimmung
44
3.5.1
Klinisch-chemische Untersuchungsmethoden
44
3.5.2
Superoxiddismutase (SOD)
45
3.5.3
Glutathionperoxidase (GPX)
47
3.5.4
Trolox equivalent antioxidative capacity (TEAC)
49
3.5.5
Hämoglobin (Hb)
50
3.6
Statistische Auswertung
50
4.
Ergebnisse
52
4.1
Klinisch-chemische Parameter des Fett-, Leber-, Eiweiß- und
Mineralstoffwechsels
54
4.2
Parameter im peripheren und abomasalen Blut
55
4.2.1
Vergleich der Chloridkonzentrationen im peripheren und abomasalen Blut
56
4.2.2
Lactatkonzentration
56
4.2.2.1 Lactatkonzentrationen im peripheren Blut
56
4.2.2.2 Lactatkonzentrationen im abomasalen Blut
57
4.2.2.3 Vergleich der Lactatkonzentrationen im peripheren und abomasalen Blut
58
4.2.3
58
Creatinkinase-Aktivität
4.2.3.1 Creatinkinase-Aktivitäten im peripheren Blut (CK(p))
58
4.2.3.2 Creatinkinase-Aktivitäten im abomasalen Blut (CK(lm))
59
4.2.3.3 Vergleich der Creatinkinase-Aktivitäten im peripheren und abomasalen Blut
60
4.2.4
60
Superoxiddismutase-Aktivität
4.2.4.1 Superoxiddismutase-Aktivitäten im peripheren Blut (SOD(p))
60
4.2.4.2 Superoxiddismutase-Aktivitäten im abomasalen Blut (SOD(lm))
61
4.2.4.3 Vergleich der Superoxiddismutase-Aktivitäten im peripheren und
abomasalen Blut
62
Glutathionperoxidase-Aktivität
64
4.2.5
4.2.5.1 Glutathionperoxidase-Aktivitäten im peripheren Blut (GPX(p))
64
4.2.5.2 Glutathionperoxidase-Aktivitäten im abomasalen Blut (GPX(lm))
64
4.2.5.3 Vergleich der Glutathionperoxidase-Aktivitäten im peripheren und
4.2.6
abomasalen Blut
65
TEAC-Konzentration
66
4.2.6.1 TEAC-Konzentrationen im peripheren Blut (TEAC(p))
66
4.2.6.2 TEAC-Konzentrationen im abomasalen Blut (TEAC(lm))
67
4.2.6.3 Vergleich der TEAC-Konzentrationen im peripheren und abomasalen Blut
68
4.3
TEAC-Konzentrations-Verlauf post operationem
69
4.3.1
TEAC-Konzentrations-Verlauf bei Tieren mit LDA
70
4.3.1.1 Zusammenfassende Darstellung der TEAC-Konzentrationen
bei Kühen mit LDA 3
72
4.3.2
TEAC-Konzentrations-Verlauf bei Tieren mit RDA
73
5.
Diskussion
78
5.1
Gruppeneinteilung der Tiere
78
5.2
Methode der Blutentnahme am Labmagen
78
5.3
Ausgewählte klinische Befunde bei Kühen mit DA
79
5.4
Messergebnisse und Vergleich
79
5.5
Vergleich der Ergebnisse nach der Herkunft des Blutes
89
5.6
TEAC-Konzentrationsverlauf post operationem
92
6.
Zusammenfassung
97
7.
Summary
99
8.
Literaturverzeichnis
Anhang
101
Abkürzungsverzeichnis
α
alpha
Abb.
Abbildung
ADP
Adenosindiphosphat
AMP
Adenosinmonophosphat
Ǻ
Ǻngström
ASS
Aktivierte Sauerstoff Spezies
ATP
Adenosintriphosphat
BHB
Beta-Hydroxy-Butyrat
Ca2+
Kalziumionen
°C
Grad Celsius
CK
Kreatinkinase
DA
Dislocatio abomasi
DGKC
Deutsche Gesellschaft für Klinische Chemie
g
Gramm
-GT
-Glutamyl-Transpeptidase
GPX
Glutathionperoxidase
Hb
Hämoglobin
H2O2
Wasserstoffperoxid
Ig A
Immunglobulin A
Ig G
Immunglobulin G
K+
Kaliumionen
l
Liter
LDA
Left Dislocatio Abomasi
LMV
Labmagenverlagerung
μmol
Mikromol
mmol
Milimol
Na+
Natriumionen
NAD+ / NADH +H+
Nicotinamidadenindinukleotid
NADPH
Nicotinamidadenindinukleotidphosphat
ORAC
Oxygen Radical Absorbance Capacity
PG
Prostaglandin
RDA
Right Dislocatio Abomasi
RDA cT
Right Dislocatio Abomasi cum Torsio
RDA sT
Right Dislocatio Abomasi sine Torsio
ROS
Reactive Oxygen Species
SOD
Superoxiddismutase
Tab.
Tabelle
TEAC
Trolox Equivalent Antioxidative Capacity
TRAP
Total Radical-trapping Antioxidant Parameter
TROLOX
6-hydroxy-2,5,7,8-tetramethylchroman-2carboxylic acid
U
Unit
V.
Vena
Einleitung und Zielstellung
__________________________________________________________________________________________
1.
Einleitung und Zielstellung
Nach wie vor stellt die Dislocatio abomasi (DA) eine der häufigsten nichtinfektiösen
Erkrankungen des Rindes in der Frühlaktation dar, die zu großen wirtschaftlichen Verlusten
führt (POIKE u. FÜRLL 2000, PEHRSON u. STENGÄRDE 2000).
Bisherige
Beobachtungen
haben
gezeigt,
dass
neben
Störungen
des
Fett-
und
Energiestoffwechsels auch Perfusionsstörungen am Labmagen und oxidativer Stress das
klinische Bild der DA prägen und für die weitere Prognose mit verantwortlich sind (FÜRLL
et al. 1999).
Untersuchungen gesunder Kühe post partum zum antioxidativen System zeigten:

im peripartalen Zeitraum (zwei Wochen a. p. bis zwei Wochen p. p.) befinden sich die
TEAC-Konzentrationen bei gesunden Kühen auf dem niedrigsten Niveau und steigen
nachfolgend kontinuierlich an (WILKEN u. FÜRLL 2002)

zwei Wochen p. p. hat die SOD bei gesunden Kühen ebenfalls die niedrigste Aktivität,
vier bis sechs Wochen p. p. steigt sie signifikant an (SATTLER 2001)

die CK-Aktivität (Median) steigt von 60 U/l a. p. auf 170 U/l am ersten Tag p. p. und
sinkt in den folgenden vier Tagen wieder auf 90 U/l (NAURUSCHAT u. FÜRLL
2002)

die GPX-Aktivität bei gesunden Kühen im peripartalen Zeitraum ist abhängig von der
Selenversorgung, bei Aktivitäten von >130 U/g Hb kann von einer ausreichenden
Versorgung ausgegangen werden (WOLF 1998)
Zum Zeitpunkt der Diagnose der Labmagenverlagerung stellt sich das antioxidative System
wie folgt dar:

die Aktivität der SOD entspricht weitgehend der von gesunden Kühen, sie liegt bei
fast 50 % der Kühe unter 7000 U/l Erythrozytenlysat, die Aktivität der GPX beträgt
bei 75 % der Kühe 250 – 500 U/mg Hb (SATTLER u. FÜRLL 2002)

Kühe mit linksseitiger DA (LDA) weisen niedrigere Aktivitäten der SOD als Kühe mit
rechtsseitiger DA (RDA) auf (SATTLER u. FÜRLL 2002)

bei Kühen mit Labmagenverlagerung ist die TEAC-Konzentration im Vergleich zu
gesunden Kühen niedriger (GOERRES u. FÜRLL 2002)
Zum antioxidativen Status nach operativer Rückverlagerung liegen folgende Ergebnisse vor:

die Aktivität der SOD im Serum sinkt eine und drei Stunden p. op. gegen die
Nachweisgrenze ab (FÜRLL et al. 2004)
-1-
Einleitung und Zielstellung
__________________________________________________________________________________________

bei den LDA steigen die Aktivitäten der SOD im Serum nach 24 Stunden wieder auf
den präoperativen Bereich an, bei den RDA dagegen bleiben sie erniedrigt (FÜRLL et
al. 2004)
Zur Situation am Labmagen selbst wies GEISHAUSER (1995) in in-vitro Untersuchungen
während und nach Verlagerung auf Schädigungen der Labmagenmuskulatur hin, die auf die
Bildung von Radikalen zurückzuführen sind.
Klinisch konnten diese Ergebnisse nur anhand des makroskopischen Bildes intra operationem
und anhand peripheren Blutes, das vor der Entnahme bereits die Leber passiert hatte,
nachvollzogen werden. Wittek et al. (2004) dagegen konnten in venösem Blut der V.
epigastrica dextra bei Kühen mit RDA eine geringere Sauerstoffsättigung und höhere
Lactatkonzentrationen
als
bei
Kühen
mit
LDA
nachweisen,
die
ebenfalls
auf
Ischämie/Reperfusion hinweisen.
Zielstellung der vorliegenden Arbeit ist es, die Auswirkungen der verschiedenen Formen der
DA auf den antioxidativen Status der Kühe nicht nur durch Analysen im Blut der V. jugularis,
sondern auch im Blut der unmittelbar vom Labmagen wegfließenden V. epigastrica zu
beleuchten, um die Auswirkungen der DA am Labmagen selbst besser bewerten zu können.
Die abomasale Blutgewinnung erfolgt intra operationem direkt nach Rückverlagerung des
Labmagens aus der V. gastroepiploica dextra im Bereich des Pylorus. Zunächst wird über
ausgewählte
klinisch-chemische
Parameter
des
Fett-,
Leber-,
Eiweiß-
und
Mineralstoffwechsels ein Gesamtbild der Kühe mit DA ermittelt. Nachfolgend werden
Chlorid- und Lactatkonzentration sowie die Aktivität der Creatinkinase im peripheren mit
dem abomasalen Blut verglichen. Zur Einschätzung der oxidativen Stresssituation werden
SOD- und GPX-Aktivität sowie die TEAC-Konzentration herangezogen, auch hier erfolgt der
Vergleich von peripherem zu abomasalem Blut.
Im Anschluss an die operative Rückverlagerung des Labmagens wird der antioxidative Status
in Form der TEAC im peripheren Blut über einen Zeitraum von 12 bzw. 16 Stunden
postoperativ verfolgt, um den Ablauf der Regeneration von Seiten der nichtenzymatischen
Antioxidantien in den ersten Stunden nach der Operation nachzuvollziehen.
.
-2-
Einleitung und Zielstellung
__________________________________________________________________________________________
2.
2.1
Literaturübersicht
Die Labmagenverlagerung (Dislocatio abomasi, DA)
des
Rindes
vor
dem
Hintergrund oxidativer Pathomechanismen
2.1.1 Dislocatio abomasi bei Milchkühen
 Vorkommen
Die
Dislocatio
abomasi
(DA)
gilt
als
eine
der
häufigsten
Erkrankungen
von
Hochleistungsrindern (GEISHAUSER 1995, REHAGE et al. 1996). Durch Rückgang der
Milchleistung, geringere Fruchtbarkeit, hohe Tierarztkosten und Totalverluste kommt es
jährlich zu immensen wirtschaftlichen Schäden (FÜRLL et al. 1998).
Bei der DA handelt es sich um eine vorwiegend peripartal auftretende Erkrankung von
Hochleistungsrindern (FÜRLL u. KRÜGER 1999, WOLF et al. 2001, ZADNIK et al. 2001).
In vielen Staaten wird in den letzten Jahren ein vermehrtes Auftreten der DA verzeichnet,
unter anderem in den USA und Schweden (PEHRSON u. STENGÄRDE 1998),
in
Griechenland (KARATZIAS 1998) und der Schweiz (EICHER et al. 1998). Zunächst galten
vor allem Tiere zwischen dem vierten und siebten Lebensjahr als gefährdet, mittlerweile sind
auch jüngere Tiere vermehrt betroffen (DIRKSEN 1987, KARATZIAS 1998). Im
jahreszeitlichen Verlauf treten besonders im Winter und Frühjahr die meisten DA auf
(FÜRLL et al. 1997).
 Ätiologie und Pathogenese
Hauptfaktoren
für
die
Entstehung
der
Labmagenverlagerung
sind
eine
gestörte
Labmagenmotorik und eine Gasansammlung im Labmagen (DIRKSEN 1995). Diese
„zentralen Auslöser“ der Verlagerung werden selbst aber durch eine Vielzahl von Faktoren
beeinflusst bzw. hervorgerufen, so dass man von einem „multifaktoriellen Komplex“ spricht
(MARTENS 1998, Tab. 1).
Mit zu den Auslösern gehören Störungen des Fettstoffwechsels, die bei Kühen um die Geburt
herum schon lange bekannt sind (REID 1980). Durch die verringerte Futteraufnahme in der
Endgravidität (etwa zwei Wochen a.p.) und den gesteigerten Energiebedarf in der Frühlaktation steigt die Lipolyse im Fettgewebe, die Leber wird mit einem Anstrom an freien
Fettsäuren (FFS) überschwemmt, wobei eine Konzentration an FFS im Plasma >0,65 μmol/l
als Zeichen verstärkter Fettmobilisation angesehen wird (BARTLEY 1989). Die FFS können
-3-
Literatur
__________________________________________________________________________________________
sich in den Leberzellen wieder zu Triglyceriden (TG) zusammenlagern, so dass es zur
Verfettung der Leberzellen kommt. Dies wird als Steatosis hepatis bezeichnet, sobald mehr
als 30 mg TG pro Gramm Leber (Nassgewicht) enthalten sind (OIKAWA et al. 1997). Bei
Tieren mit DA wird regelmäßig auch das Lipomobilisationssyndrom festgestellt, wobei
Ursache und Wirkung in Bezug auf auslösende Faktoren nicht genau zu trennen sind (FÜRLL
et al. 1997). So wiesen Kühe mit DA bei Untersuchungen von REHAGE et al. (1996) zu 32 %
eine hochgradige, zu 40 % eine mittelgradige und zu 28 % eine geringgradige oder gar keine
Leberverfettung auf. Als Begleiterscheinung ist bei Kühen mit DA und Lipomobilisation eine
verringerte Plasmatocopherolkonzentration (Vitamin E) zu finden, die als vermindertes
Antioxidans die Lipid-peroxidation im Lebergewebe fördern und so zum Zelltod führen kann
(MUDRON et al. 1997). Auch wenn Ursache/Wirkung des Lipomobilisationssyndroms bei
der DA nicht genau geklärt werden können, so stellt das Lipomobilisationssyndrom einen der
limitierenden Faktoren bei der Regeneration der Tiere dar (REHAGE et al. 1996).
Hochleistungskühe im peripartalen Zeitraum gelten aufgrund der hohen Milchproduktion
grundsätzlich als gefährdet, in hypocalcämische Zustände zu geraten (Hypocalcämie:
< 1,7 mmol/l Gesamtcalcium). Da diese grenzwertigen Calciumkonzentrationen nicht nur
Auswirkungen auf die Skelettmuskulatur haben, sondern auch auf die Motilität des
Magendarmkanals, gelten sie per se schon als Risikofaktor für die DA (KÜMPER 1995 a,
GEISHAUSER et al. 1996 b, ZADNIK et al. 2001). Während derselben liegen z.T.
hypocalcämische Zustände vor (WARD et al. 1994).
Tab. 1: Mögliche Ursachen der Dislocatio abomasi (Dirksen 1995)
Gestörte Labmagenmotorik
Hypotonie
 Hohe
Dilatation
 Histaminfreisetzung
Gasansammlung
 Transportbehinderung
Konzentration
 Adrenalin- -“-
durch gestörte
abomasaler FFS
 Duodenale Säuerung
Labmagenmotorik
 Hypocalcämie
 Prostaglandin E2
 Hyperketonämie
 Vergrößerter
 Gestörte Entleerung via
Abomasus-Kanal
 Hyperinsulinämie
Labmagen im Alter  Erhöhte Gasproduktion
 Hypergastrinämie
und
 Alkalämie
Futtermitteln
bei
 Endotoxämie
besonderen  Gestörte Absorption
bzw. Diffusion im
Labmagen
-4-
Literatur
__________________________________________________________________________________________
In Untersuchungen zur Motorik und dem Entleerungsmechanismus des Labmagens über
myogen und nerval vermittelte mechanische Aktivitäten der Labmagenmuskulatur sowie den
Plexus myentericus konnte GEISHAUSER (1995) zeigen, dass bei Kühen mit DA eine
Fehlfunktion im Antrum pylori vorliegt, die zur gestörten Labmagenaktivität führt. Als
mögliche Ursachen nennt er hierfür eine gestörte Produktion und Freisetzung von
Neurotransmittern (Noradrenalin) sowie eine vermehrte Stickstoffmonoxidbildung, die die
Muskelkontraktion hemmen. Die Rolle des Stickoxids wird auch in weiterführenden in-vitro
Untersuchungen von REICHE et al. (1998) deutlich, da es diesen gelang, durch Hemmung der
Stickoxid-Synthase
(NOS)
eine
höhere
cholinerge
kontraktile
Aktivität
der
Labmagenmuskulatur von Kühen mit DA hervorzurufen. Zusätzlich lag in-vitro in den
Muskelzellen eine verringerte Sensibilität gegenüber Acetylcholin (ACH) vor, die dazu führt,
dass erst bei erhöhten ACH-Konzentrationen die Aktivierung erfolgt.
Zusätzliche Erkrankungen können die Entstehung der DA begünstigen. Hierzu zählen
Erkrankungen des Genitale, wie sie nach Geburten auftreten können, Erkrankungen des
Euters, der Klauen und Gelenke sowie Pneumonien und parasitäre Erkrankungen (FÜRLL et
al. 1998). Nachteilig können sich zudem die Fütterung und die Änderung der
Haltungsbedingungen post partum mit dem Einstieg in die Milchproduktion auswirken
(MARTENS 1998).
 Klinisches Bild der Labmagenverlagerung
Der Labmagen liegt bei Rindern physiologisch ventral mit dem Fundus auf der Bauchwand
und erstreckt sich mit dem Antrum nach dorsal, etwa bis in Höhe der rechten Hungergrube.
Aus dieser Position heraus kann er sich nach links (LDA) und nach rechts (RDA) verlagern.
Die klinische Diagnose der Labmagenverlagerung erfolgt hauptsächlich durch die Perkussionsauskultation, bei der aufgrund der Gasansammlung das typische „Klingeln“ erkannt
werden kann. Eine Feldstudie an Holstein-Friesian-Kühen zeigte, dass 75 % aller
Labmagenverlagerungen nach links (LDA) und 25 % nach rechts (RDA) erfolgen (MARTIG
1996, WOLF et al. 2001). Die linksseitige Verlagerung wird präoperativ in drei Grade
eingeteilt (LDA 1-3), wobei der dritte Grad der größten Ausdehnung im Perkussionsfeld
entspricht. Sie kann über längere Zeit und intermittierend („Pendellabmagen“) auftreten, da
noch Ingesta den Labmagen passieren können. Die Tiere magern mit der Zeit ab und zeigen
einen deutlichen Leistungsabfall. Bei der rechtsseitigen Verlagerung handelt es sich um ein
akutes und lebensbedrohliches Geschehen, da zusätzlich zur Aufgasung (RDA sT) noch eine
Drehung (RDA cT) erfolgen kann, die den Zu- und Abfluss des Blutes massiv einschränkt.
-5-
Literatur
__________________________________________________________________________________________
Eine Drehung erfolgt in 99 % aller Fälle nach links und unterbindet die Passage der Ingesta ab
einer Drehung um mehr als 180° vollständig (KÜMPER 1995 b). Die Tiere zeigen in der
Regel am ersten Tag Inappetenz und Leistungsabfall, am zweiten Tag Apathie und blutigen
Kot (Melaena). Spätestens am dritten Tag liegen sie fest und können nachfolgend verenden
(FÜRLL et al. 1999). Der blutige Kot entsteht dabei durch Ulzerationen des Labmagens, die
dort aufgrund der verringerten Motorik durch die Enzyme des Labmagens selbst verursacht
werden (GEISHAUSER et al. 1996 b). Die verringerte Motorik des Labmagens kann bis zur
Atonie des Labmagens führen, als Folge werden die Ingesta nicht weiterbefördert, es kommt
zur Labmagenobstipation (REICHE et al. 1998).
 Stoffwechselveränderungen bei Kühen mit DA
Da
die
DA
häufig
im
peripartalen
Zeitraum
auftritt,
muss
bei
veränderten
Stoffwechselparametern darauf geachtet werden, dass diese nicht nur durch die DA verändert
werden, sondern auch Nachwirkungen der vorangegangenen Geburt sein können. KLEISER
u. FÜRLL (1998) untersuchten das Blut von Kühen mit DA am dritten Tag post partum.
Dabei zeigte sich, dass nur bei den Parametern β-Hydroxy-Butyrat (BHB), Cholesterol, freie
Fettsäuen (FFS), Bilirubin, Aspartat-Amino-Transferase (ASAT), Creatinkinase (CK) sowie
den Leukozyten gesicherte Unterschiede zur Kontrollgruppe auftraten (Tab. 2).
Tab. 2:
Stoffwechselparameter mit gesichertem Unterschied zur Kontrollgruppe bei Kühen
mit DA am dritten Tag p. p. (modifiziert nach KLEISER u. FÜRLL 1998)
Parameter
Einheit
Referenzbereich
BHB
mmol/l
< 1,0
Cholesterol
mmol/l
> 2,0
FFS
μmol/l
< 2,0
Bilirubin
μmol/l
< 6,0
ASAT
U/l
< 100
CK
U/l
< 200
Leukozyten
G/l
> 4,0
Veränderung bei
DA
Die DA wird in der Regel von einer Ketose begleitet. Die erhöhte Konzentration an
Ketonkörpern wie dem β-Hydroxy-Butyrat ist Folge des Energiedefizits, das durch die
Frühlak-tation hervorgerufen wird und durch eine erhöhte Lipomobilisation gekennzeichnet
-6-
Literatur
__________________________________________________________________________________________
ist (STÖBER u. DIRKSEN 1982). Weitere Belastungen des Fettstoffwechsels machen die
Parameter FFS und Cholesterol deutlich, die Beeinträchtigung der Leberfunktion zeigt sich in
erhöhten Enzymaktivitäten und erhöhter Bilirubinkonzentration. Bei Tieren mit RDA konnte
MEYLAN (1999) zudem gesichert verringerte Chloridkonzentrationen im Blut im Vergleich
zu LDA nachweisen. Aus ihrer Sicht machen Herzfrequenzen > 90/min, ein Serum-Harnstoff
 10 mmol/l, eine Kaliumkonzentration  3,3 mmol/l und eine Chloridkonzentration  85
mmol/l eine weitere wirtschaftliche Nutzung der Kühe auch nach überstandener Verlagerung
unwahrscheinlich, was aber vielfach bezweifelt wird. Zusätzlich postuliert sie eine
präoperative Unterscheidung zwischen rechtsseitiger Verlagerung ohne und mit Torsion über
eine im Falle der Verlagerung mit Torsion deutlich höhere γ-GT. In ihren Untersuchungen
überlebten 81,2 % der Tiere eine rechtsseitige Verlagerung ohne Torsion und 67,3 % der
Tiere eine Verlagerung mit Torsion.
Auch der Säure-Base-Haushalt zeigt Veränderungen während der DA. Tiere mit DA weisen
im Blut eine Alkalose auf, wenn diese bei den Tieren mit RDA auch nur im Anfangsstadium
besteht. Damit einher geht der erhöhte Basenüberschuss (> 2 mmol/l) und ein zu niedriger
pH-Wert im Harn (< 7) (FÜRLL et al. 1999).
GEISHAUSER et al. (2000) weisen in Herden mit DA auf die Erhöhung des MilchfettMilchprotein-Quotienten (FEQ) hin.
 Stoffwechseldiagnostik im Labmagensaft
Untersuchungen an Milchkühen zum pH-Wert im Labmagensaft, der physiologischerweise
einen Wert von  2 besitzt, zeigen in den ersten drei Wochen post partum einen höheren Wert
als in der Mitte der Laktation. Der pH-Wert erreicht seinen Höhepunkt etwa zwei Wochen
post partum und fällt nachfolgend wieder ab. Diese Erhöhung des pH-Wertes ermöglicht ein
abnormes Bakterienwachstum im Labmagen, was zu gesteigerter Gasbildung führen und
somit Aufgasung und Verlagerung des Labmagens fördern kann (VAN WINDEN et al. 2002).
Um die Vorgänge während einer DA am Labmagen direkt beleuchten zu können, haben
GEISHAUSER et al. (1996 a, b) den Labmagensaft präoperativ sowie einen und drei Tage
postoperativ untersucht. Im Labmagen steigt bei einer DA die Chloridkonzentration, während
die Kalium-, Magnesium-, Calcium- und Phosphatkonzentrationen absinken. Präoperativ
sinkt der pH-Wert bei linksseitigen Verlagerungen, während er bei den rechtsseitigen DA mit
Torsion unverändert bleibt. Im Labmagen sind die Natrium- und Kaliumkonzentration bei
linksseitigen DA vor der Operation geringer als die der rechtsseitigen. Die Konzentrationen
von Magnesium, Calcium und Phosphat verhalten sich umgekehrt. Nach der Operation sinkt
-7-
Literatur
__________________________________________________________________________________________
die
Natriumkonzentration,
während
die
Kalium-,
Magnesium-,
Calcium-
und
Phosphatkonzentrationen wieder ansteigen. Die intraabomasale Chloridkonzentration sinkt
bei den linksseitigen DA nach der Operation, während sie bei den rechtsseitigen zunächst
weiter ansteigt. Am dritten Tag nach der Operation sind die Konzentrationen an Kalium,
Magnesium,
Calcium und Phosphat noch etwas erniedrigt, ebenso der pH-Wert, während
die Chloridkonzentration nach wie vor erhöht ist. Diese Veränderungen sind über die
geringere Futteraufnahme der Tiere mit Labmagenverlagerung zu erklären. Das Futter bleibt
länger im Pansen bzw. Labmagen und kann erst nach der Operation in den Labmagen bzw.
Dünndarm gelangen. Bei den rechtsseitigen DA mit Torsion ist zusätzlich noch ein im
Vergleich zu den linksseitigen Verlagerungen erhöhter Reflux aus dem Labmagen zu
beachten, der für eine spätere Normalisierung der Zustände sorgt. Dazu kommt eine
gesteigerte Sekretion der Labmagendrüsen vor der Operation. Da die Veränderungen bis zum
dritten Tag nach der Operation andauern, ist bis dahin auf eine gestörte Sekretion und
Motilität des Labmagens zu schließen (GEISHAUSER et al. 1996 b, DELGADO-LECAROZ
et al. 2000).
 Veränderungen der Labmagenwand
Die verringerte Motorik und Gasansammlung im Labmagen ist die Voraussetzung für die DA
(CONSTABLE et al. 1992). Dies gab Anlass, die glatte Muskulatur des Labmagens genauer
zu untersuchen, da diese für die Motorik des Labmagens verantwortlich ist. Dabei konnten
hinsichtlich der Spontanaktivität bei gesunden Tieren und deren Zuordnung zu bestimmten
Rassen keine Rückschlüsse auf spätere DA gewonnen werden, da die Spontanaktivität keinem
gleichbleibenden Muster folgt (ZULAUF et al. 2002). REICHE et al. (1998) untersuchten die
Motilität der glatten Muskulatur des Labmagens in Nähe des Pylorus in vitro bei gesunden
und bei Kühen mit DA. Dabei stellten sie bei Kühen mit DA verminderte Aktivitäten der
Muskulatur fest, die durch Hemmung der Stickoxidsynthase erhöht werden konnten. Daraus
schlossen sie auf Beteiligung von Stickoxidradikalen. Erhöhte Konzentrationen von
Stickoxidradikalen konnten auch schon bei anderen Motilitätsstörungen im Darm, wie dem
Ileus nachgewiesen werden (DE WINTER et al. 1997). Die Quelle der Stickoxidradikale ist
bislang noch ungeklärt, als mögliche Bildungsstätten werden Nervenzellen (Neurotransmitter)
(AL GOUHL et al. 1995), Zellen des lokalen Immunsystems (SALZMANN 1995) sowie die
Muskelzellen selbst angesehen (MURTHY et al. 1993). Um die Konzentration der
Stickoxidradikale bei Kühen zu minimieren, wird versucht, deren mögliche Beseitigung durch
das antioxidative System näher zu erforschen (FÜRLL et al. 1999).
-8-
Literatur
__________________________________________________________________________________________
 Therapie
Bei der Therapie der Labmagenverlagerung steht die Rückverlagerung im Vordergrund. Diese
kann konservativ über Wälzen und invasiv über einen sog. „blind stitch“ (TITHOF u.
REBHUN 1986), über eine Laparatomie von links („Utrechter Methode“), über eine
Laparotomie von rechts nach DIRKSEN (BÜCKNER 1993, STEINER 1996, BECVAR et al.
2001) sowie endoskopisch (JANOWITZ 1998) erfolgen.
Postoperativ gilt es, den Kreislauf mittels Infusionen (0,9%ige NaCl-Lösung + Glucose) zu
stabilisieren, weiteren Entzündungserscheinungen vorzubeugen (Antibiose + Antiphlogistika),
die Verdauung zu fördern (Pansenstimulans) sowie Imbalancen des Elektrolyt-, des SäureBasen-Haushaltes und des Fettstoffwechsels auszugleichen (FÜRLL et al. 1999).
2.1.2
Ischämie und Reperfusion
Unter Ischämie (griech.: „ischein“-zurückhalten; „haima“-Blut) versteht man eine
verminderte Durchblutung in einem Organ oder einem Körperteil, die durch einen
Gefäßverschluss hervorgerufen wird. Während der Ischämie kommt es zur Unterversorgung
mit Sauerstoff
(Hypoxie) und Nährstoffen im betroffenen Gebiet, bei vollständiger
Unterbindung sogar zur Anoxie (TILL 1999). Der Hauptenergielieferant des Gewebes, ATP,
kann nicht mehr regeneriert werden. Kann die Atmungskette aufgrund der Hypoxie nicht
mehr ausreichend ablaufen, bleiben nur die anaerobe Glykolyse und die Verschiebung des
Creatinkinase- und des Adenylatkinase-Gleichgewichtes (siehe Abb. 1) mit einer weitaus
geringeren Regeneration von ATP. So kommt es in den betroffenen Arealen auf längere Sicht
zum Energiemangel mit Ansammlung von Lactat und AMP. Das Lactat kann diagnostisch mit
als Hinweis für das Vorliegen einer Ischämie bei Kühen mit RDA cT genutzt werden
(WITTEK et al. 2004).
Der Anstieg von AMP und Lactat wird in der letzten Zeit als der Beginn der nachfolgenden
Schädigungen im Ischämie-/Reperfusionssyndrom angesehen, da beim Abbau desselben
Radikale
und
weitere
zellschädigende
Vorgänge
in
Gang
gesetzt
(ÖHLENSCHLÄGER 1993 a).
Creatinkinase
(1)
Creatinphosphat + ADP + H
+
ATP + Creatin
Adenylatkinase
(2)
2 ADP
ATP + AMP
-9-
werden
Literatur
__________________________________________________________________________________________
Abb. 1: ATP-Regeneration unter sauerstoffgesättigten (1) und hypoxischen (2) Bedingungen
(modifiziert nach ÖHLENSCHLÄGER 1993 a)
Vom Energiemangel sind alle energieverbrauchenden Prozesse betroffen. Auf zellulärer
Ebene sind besonders die Ionenpumpen (z.B. Na+-K+-Pumpe, Ca2+-Pumpe und Na+-Ca2+Austauscher) zu nennen, die zu Imbalancen des osmotischen Gleichgewichtes von Intra- und
Extrazellulärraum führen (CHAUDRY 1983). Intrazellulär kann daraus ein pH-Wert-Abfall
um fast eine Einheit folgen (LAIPPLE 2000), insgesamt wird das Membranpotential
verringert (KEELER et al. 1966, LEAF 1973). So werden auch Struktur und Funktion der
semipermeablen Zellmembran gestört, was zum Austritt von negativ geladenen Proteinen aus
dem Zellinneren führen kann. Letztendliche Folge der Ischämie ist der Zelltod durch
Versagen der einzelnen Organellen, Strukturverlust der Membranen und Zellödem durch
Wassereinstrom, was als hydropische Degeneration bezeichnet wird (LEAF 1973,
LAMBOTTE 1977, LEHMANN et al. 1996). Daraus können Störungen der Mikrozirkulation,
Organversagen aufgrund zellulären Unterganges und Gesamttod des Organismus resultieren.
Die Reperfusion ischämischer Bereiche oder Organe kann zu weiteren Schäden führen. Die
ersten Sekunden nach Beseitigung des Ischämieverursachers (z.B. Volvulus von
Darmabschnitten) erfolgt eine vollständige Durchblutung wie vor der Ischämie. Diese
Durchblutung („intestinal blood flow, IBF“) verringert sich nachfolgend zunehmend („noreflow phenomenon“) (REES et al. 1994, AKGÜR et al. 1996), denn der positiven
Reoxygenierung
stehen
mehrere
negative
Effekte
gegenüber.
So
erhalten
die
hyperosmotischen Zellen Wasser, was, durch die gestörte Membranfunktion noch zusätzlich
begünstigt, zum Platzen der Zellen führen kann (LEAF 1973). Zellen und Organellen, die auf
anaerobe Glykolyse eingestellt sind, erhalten wieder Sauerstoff. Der pH-Wert steigt binnen
kurzer Zeit wieder auf das Ausgangsniveau. Wird der pH-Wert dagegen nur langsam nach
oben korrigiert, liegt die Überlebensrate der Zellen weitaus höher. Die während der Ischämie
entstandenen Metaboliten von AMP und dabei freigewordene Radikale werden im Organ
bzw. Organismus gestreut und rufen Reaktionen des gesamten Körpers hervor (COGHLAN et
al. 1991, SCHOENBERG u. BEGER 1993).
Bezeichnenderweise folgt auf die Phase der Ischämie eine vom Darm selbst ausgehende
Minderdurchblutung, durch die der Körper selbst Reperfusionsschäden vermindert
(WILKINS et al. 1994).
- 10 -
Literatur
__________________________________________________________________________________________
In vitro Untersuchungen am Mäusedarm (BIELEFELDT u. CONKLIN 1997) zur Motilität
vor, während und nach Ischämie/Reperfusion zeigten, dass die Motilität während der Hypoxie
abnimmt, nach 15-minütiger Ischämie noch Reize beantwortet werden und nach einer Stunde
keine Reaktion mehr erfolgt. In der frühen Phase der Reperfusion werden Reize wieder
beantwortet, mit zunehmender Dauer der Reperfusion allerdings mit abnehmender Tendenz.
Gingen der Reperfusion 15 Minuten Ischämie voraus, erreichte die Motilität wieder 100 %,
nach einstündiger Ischämie allerdings nur noch 47 % der Ausgangsmotilität.
Bei Rindern mit DA war bislang der Grad einer eventuellen Ischämie nur intra operationem
anhand des makroskopischen Bildes des Labmagens abzuschätzen. Als Hilfsmittel dienten
dabei die Stauung der Blutgefäße, die zyanotische Färbung sowie die Spannung der
Labmagenwand durch die Gasansammlung. Wurden Kühe später seziert, konnten anhand der
Histologie genaue Aussagen über Ischämie- bzw. Reperfusionsschäden getroffen werden
(AUPPERLE et al. 1998). WITTEK u. FÜRLL (2002) gelang es erstmals, anhand des
abomasalen Gasdrucks und -volumens sowie der Sauerstoffsättigung am verlagerten
Labmagen im Vergleich zur Sauerstoffsättigung am dorsalen Blindsack des Pansens
Aussagen über die Per-fusion des verlagerten Labmagens am lebenden Tier zu treffen. Bei
allen Kühen mit DA waren die Gasmenge sowie der Gasdruck positiv miteinander korreliert.
Bei den Kühen mit LDA konnten keine Korrelationen zwischen Gasdruck oder -volumen und
der Sauerstoffsättigung am Labmagen festgestellt werden. Die Sauerstoffsättigung am
Labmagen war geringer als am dorsalen Pansenblindsack. Dies bedeutet, dass im Falle einer
LDA nur geringe Perfusionsstörungen vorliegen. Bei den Tieren mit RDA konnten negative
Korrelationen zwischen Gasdruck oder –volumen und Sauerstoffsättigung am Labmagen
festgestellt werden. Die Sauerstoffsättigung am Labmagen unterschied sich signifikant von
der des Pansenblindsackes. Dies lässt auf deutliche Perfusionsstörungen bei Tieren mit RDA
schließen, die nach der Rückverlagerung zu Reperfusionsschäden und Labmagenatonie führen
können.
2.1.2.1 Entstehung von Radikalen durch Abbau von ATP während lokaler
Ischämie/Reperfusion
Adenosinmono- (AMP) und Adenosindiphosphat (ADP) werden, wenn sie nicht zu ATP
regeneriert werden können, in den ischämischen Bezirken abgebaut. Dabei entsteht aus den
Purinanteilen Hypoxanthin. Unter sauerstoffgesättigten Bedingungen erfolgt der weitere
Abbau durch die NAD+-abhängige Xanthindehydrogenase, die „überschüssige“ Elektronen
auf NAD+ überträgt. Unter hypoxischen Bedingen wird das Enzym unter Ca2+-Einfluss zur
- 11 -
Literatur
__________________________________________________________________________________________
Xanthinoxidase transformiert, wobei Sulfhydryl-Gruppen reversibel oxidiert werden und/oder
irreversible proteolytische Spaltungen vorgenommen werden. Dies hat zur Folge, dass
„überschüssige“ Elektronen nicht mehr auf NAD+ übertragen werden, sondern auf Sauerstoff,
der in der Phase der Reperfusion wieder ausreichend vorhanden ist. Dabei entsteht das sehr
reaktive Superoxid (GRANGER et al. 1981, BULKLEY 1987) (Abb. 2, Abb. 8). Ort dieser
Transformation der Xanthindehydrogenase stellen vor allem Endothelzellen dar, da das
Enzym hier durch Glycosaminoglycane gebunden wird. Demzufolge sind auch an den
Gefäßwänden die größten Schäden zu erwarten (NAKAZAWA et al. 1996).
Welchen Einfluss Hypoxanthin und die Xanthinoxidase auf die nachfolgend gesteigerte
Permeabilität haben, geht aus Untersuchungen von GRANGER et al. (1986) hervor. Es wurde
gezeigt,
dass
Infusionen
von
Hypoxanthin
und
Xanthinoxidase
die
gleiche
Permeabilitätserhöhung im nicht-ischämischen Darm hervorrufen wie das komplette
Ischämie-/Reperfusionsgeschehen.
Pathomechanismen des
Allein
diese
Infusionen
reichen
aus,
die
Ischämie-/Reperfusionssyndroms in Gang zu setzen (JOHNSON et
al. 1981, GROGAARD et al. 1982). MURPHY et al. (1997) zeigten in vivo am Rattendarm,
dass eine Ischämiezeit über sechzig Minuten zu einer Steigerung der Aktivität der
Xanthinoxidase und zu einer Erhöhung der Gefäß- und Schleimhautpermeabilität führten. Die
für die Schadwirkung verantwortliche Umwandlung der Xanthinoxidase findet allerdings nur
in den Endothelzellen des Darmes statt, die Mukosazellen spielen nur eine untergeordnete
Rolle (SCHILLER et al. 1993). Dies wird durch die Tatsache gestützt, dass die
gastrointestinale Schleimhaut von einer Mucinschicht überzogen wird, die sie einerseits vor
Oxidantien aus dem Lumen schützt, andererseits aber auch entstehende Radikale aus den
oberen Schleimhautschichten beseitigen kann (PARKS 1989).
Bei Pferden mit Kolonverlagerung und Volvulus konnte festgestellt werden, dass auftretende
Ischämie-/Reperfusionsschäden nicht durch die Xanthinoxidase hervorgerufen werden, da
kein Anstieg der Aktivität dieses Enzyms erfolgte. Dementsprechend blieb auch die
Behandlung mit Allopurinol erfolglos. In Bezug auf die Gabe von Vitamin E, GPX und Selen
bestand zwischen Versuchs- und Kontrolltieren kein Unterschied. In Untersuchungen an
Hasen mit Ischämie-/Reperfusionssyndrom am Darm mit nachfolgender Behandlung mit
Vitamin C, Vitamin E, Prednisolon und Mannitol zeigte sich dagegen, dass Mannitol und
Vitamin C im Gegensatz zu Prednisolon und Vitamin E die Schleimhautschäden verringern,
dass Vitamin C und Mannitol zu geringeren Konzentrationen an MDA führen und dass
Vitamin E, Vitamin C und Mannitol eine höhere Konzentration an GSH hervorrufen (GÜNEL
et al. 1998).
- 12 -
Literatur
__________________________________________________________________________________________
2.1.2.2. Auswirkungen von Ischämie/Reperfusion auf Membranstrukuren
Während der Ischämie und der frühen Reperfusion kommt es zu Veränderungen der Membranstrukturen. Die semipermeablen Membranen verlieren die Asymmetrie und werden
undicht. Dadurch wird der ungehinderte Austausch zwischen dem Extrazellulärraum und dem
Zytoplasma möglich (LAMBOTTE 1977). Mögliche Ursachen hierfür sind die gestörte
Neusynthese von Membranlipiden oder deren Umverteilung aufgrund der verminderten
Aktivität der ATP-abhängigen Translokase. Schließlich verliert
das Zytoskelett unter
anderem durch den Wassereinstrom als physikalische Kraft seine Verbindung zu den
Membranen. Dies führt besonders bei kontraktilen Zellen während der Kontraktion zu
weiteren Schädigungen (CORBUCCI et al. 1985).
Die betroffenen Zellen tragen auch über die Aktivierung des Prostaglandinsystems selbst zu
ihrer Beseitigung bei. Durch endogene Phospholipasen werden bei Membranschäden
Vorstufen der Prostaglandine aus Membranlipiden und deren Bestandteilen wie der
Arachidonsäure
freigesetzt.
Die
Arachidonsäure
ist
dabei
eines
der
wichtigsten
Ausgangssubstrate für die Prostaglandin- (PG), Thromboxan- und Leukotriensynthese (LT).
Über Cyclooxigenase-katalysierte Reaktionen werden PG E2, PG F2, Thromboxan A2 und
PG I2 gebildet, die die Hauptfaktoren der weiteren Entzündungsreaktion sind. So gelten PG F
und Thromboxan als Zeichen für eine Leukozyteninfiltration im Gewebe (MURPHY et al.
1997). PAPPARELLA et al. (1997) stellten beim Schwein einen Anstieg der
Prostaglandinkonzentration während der Reperfusion des Darmes fest. Bemerkenswert ist,
dass
ab
einer
bestimmten
Ischämiedauer
keine
Prostaglandinkonzentration in Bezug auf die Dauer der
quantitative
Zunahme
der
Ischämie erfolgt (BOROS et al.
1991). Besonders betroffen sind Endothelzellen im Gebiet der Ischämie/Reperfusion. Alle
weiteren Schädigungen von Geweben und Organen nehmen hier ihren Anfang (LAIPPLE
2000), können zum Zelluntergang sowie zu ausgedehnten Nekrosen großer Organgebiete
führen (LUTHER et al. 1996), von denen auch der Labmagen bei einer Verlagerung betroffen
sein kann.
Die für den Magen-Darm-Kanal wichtigsten Folgen einer Ischämie mit nachfolgender
Reperfusion bestehen in der Freisetzung von lysosomalen Hydrolasen, die zu einer
gesteigerten Gefäßpermeabilität (SCHILLER et al. 1993) und zu Schleimhautschäden
(„gastric stress ulcers“) führen (YOSHIDA et al. 1998). Diese können auch bei Rindern mit
Labmagenverlagerung auftreten und klinisch über die veränderten Faeces und einen Anstieg
von Gastrin im Plasma diagnostiziert werden (OK et al. 2001).
- 13 -
Literatur
__________________________________________________________________________________________
Weitere Schädigungen der Schleimhaut im Magen-Darm-Kanal erfolgen durch eine erhöhte
Sekretion von Albumin ins Lumen, die mit der Dauer der Ischämie positiv korreliert ist
(GROGAARD et al. 1982).
2.1.2.3 Aktivierung der körpereigenen Abwehr
Die Aktivierung der körpereigenen Abwehr im Rahmen von Ischämie und Reperfusion
erfolgt unter anderem über das Komplementsystem. Durch die Veränderungen der Zellen im
betroffenen Areal wird direkt der Faktor C 3b aktiviert. Daraufhin läuft die gesamte
Komplementkaskade ab. Besondere Bedeutung kommt hierbei den Faktoren C 3 und C 5a zu.
Durch sie werden „vasoaktive Mediatoren“ zur Erweiterung der Blutgefäße freigesetzt. Dabei
werden sie durch Histamin aus gewebsgebundenen Mastzellen und Leukozyten unterstützt.
BOROS et al. (1989) zeigten, dass in der Reperfusionsphase ein Anstieg des Histamins
erfolgt, den sie auf die zunehmende Freisetzung von Sauerstoffradikalen zurückführen. Der
Komplementfaktor C 5a erhöht zudem die Radikalbildung durch neutrophile Granulozyten
und Gewebsmastzellen, wenn diese durch Antikörper wie Ig G und Ig A stimuliert werden
(WARREN et al. 1987). Die Komplementfaktoren wirken weiterhin chemotaktisch auf
polymorphkernige Granulozyten (PMN) und Makrophagen, die lytische Enzyme enthalten.
Viele dieser Enzyme besitzen eine hohe Aktivität zur Bildung von H2O2, was in der Phase der
Reperfusion mittels Sauerstoff und der HABER-WEISS-Reaktion (Abb. 4) zur Bildung von
hochreaktiven Radikalen führt (WARREN et al. 1987, ALLISON et al. 1988). Die Enzyme
und mit ihnen die Radikale werden freigesetzt, wenn die Granulozyten an den einverleibten
Zellteilen zugrunde gehen („frustrane Phagozytose“) (JOHNSTON u. LEHMEYER 1977,
JOHNSON et al. 1981) (siehe Abb. 2). Die Granulozyten sezernieren auch das Interleukin 1
(IL-1) und das Leukotrien B4 (LT-B4). Das Interleukin 1 führt neben der Stimulierung der
Produktion von „Akute-Phase-Proteinen“ zu einer Steigerung der B- und T-Zellproliferation.
Die B-Zellen sind für die Produktion von Immungloulinen verantwortlich. Dabei stimulieren
Ig A und Ig G Makrophagen zur Bildung und Freisetzung von O2- und H2O2. Studien haben
belegt, dass Ig G sowohl Neutrophile als auch Gewebsmakrophagen zur Radikalfreisetzung
stimuliert, Ig A jedoch nur die Gewebsmakrophagen (WARREN et al. 1987). Das Leukotrien
B4, das durch Aktivierung der Phospholipase A2 freigesetzt wird (ZIMMERMANN et al.
1990), verursacht Adhäsion und Chemotaxis von Leukozyten und fördert deren Aggregation,
Enzymfreisetzung und die Radikalproduktion (PARKS et al. 1983, ZIMMERMANN et al.
1990, LEHR et al. 1991). Die Leukozyten „rollen“ dabei nach Ausbildung von besonderen
Adhäsionsmolekülen am Endothel entlang, werden fest gebunden und emigrieren ins Gewebe
- 14 -
Literatur
__________________________________________________________________________________________
hinein (DEL MAESTRO 1982, GRANGER et al. 1986). Heften sich die Leukozyten am
Endothel im Endstromgebiet fest, so verhindern sie nachfolgend die Passage von
Erythrozyten und damit die Reoxygenierung (LAIPPLE 2000). Dies ist als Teil des „noreflow“-Phänomens zu sehen (MENGER et al. 1992).
Mastzellen und ihre Degranulation spielen im Ischämie-/Reperfusionssyndrom nur eine
untergeordnete Rolle (SZABO et al. 1997).
I
S
ATP
C
ADP
H
AMP
Ä
Adenosin
M
Inosin
Xanthindehydrogenase
Komplementkaskade
(C5a)
Oxidation von
SH-Gruppen und/oder
proteolytische Spaltung
PMN
Chemotaxis
O2-
LT B4
Xanthinoxidase
I
O2- + H2O2 + Xanthin + Harnsäure
Hypoxanthin
E
R
E
P
E
R
F
U
S
I
O
N
Abb. 2: Ischämie-/Reperfusionssyndrom in Hinblick auf ATP-Abbau und Aktivierung der
körpereigenen Abwehr (modifiziert nach ENGELHART 1999)
2.2
Radikale
2.2.1
Definition und oxidativer Stress
Elektronen befinden sich auf Orbitalen um den Atomkern herum. Ein Orbital kann maximal
zwei Elektronen, ein Elektronenpaar, beinhalten. Befindet sich nur ein Elektron auf einer
solchen Orbitalbahn, spricht man von einem ungepaarten Elektron, bezogen auf ein gesamtes
Atom oder Molekül, von einem Radikal. Dabei können in einem solchen auch mehrere
ungepaarte Elektronen vorliegen (HALLIWELL et al. 1992, SCHILLER et al. 1993).
- 15 -
Literatur
__________________________________________________________________________________________
Im gesunden Körper und der Zelle besteht ein Gleichgewicht zwischen gebildeten Radikalen
und deren Bindung oder Abbau durch enzymatische und nichtenzymatische Antioxidantien.
Ist dieses Gleichgewicht durch erhöhte Bildung von Radikalen und/oder durch verminderte
antioxidative Kapazität gestört, spricht man von „oxidativem Stress“ (ÖHLENSCHLÄGER
1993 a).
Durch Radikale hervorgerufene Schäden können sich auf einzelne Zellstrukturen (z.B.
DNA/RNA), Zellorganellen (z.B. Mitochondrien, Membransysteme), auf ganze Zellen (z.B.
Tumorzellentstehung/Zelltod), Organe (z.B. Lunge, Haut) oder auf den kompletten
Organismus (z.B. Alterung, Immunschwäche) beziehen (DORMANDY 1983). Der Nachweis
von Radikalen kann direkt oder indirekt erfolgen. Die direkte Bestimmung wird aber durch
die Reaktionsfreudigkeit und die Kurzlebigkeit erschwert (SCHELLER 1999). Daher wird die
indirekte Bestimmung über die Messung von Reaktionsprodukten (z.B. Malondialdehyd) oder
die Bestimmung über den Verbrauch von Antioxidantien bevorzugt.
2.2.2
Einteilung der Radikale
2.2.2.1 Aktivierte Sauerstoffspezies (ASS)
Die ASS, auch „reactive oxygen species“ (ROS) genannt, entstehen aus Sauerstoff und
können ineinander umgewandelt werden. Ihr Abbau erfolgt letztendlich zu Wasser.
Tab. 3: Reaktive Sauerstoffspezies, ihre Bildung, von ihnen und durch sie hervorgerufene
Schädigungen und ihr Abbau
Wasserstoffperoxid
(H2O2)
Superoxidanion
(O2-.)
ASS
Bildung
Schädigung
- aus molekularem Sauerstoff
durch Flavienzyme, Mono-,
Di- und Lipoxygenasen
- an Übergangsmetallen und
Semichinon (FONG et al.
1973)
- von Struktur- und Enzymproteinen
- von Zytochrom C
- von Trägern von SH-Gruppen
- durch Bildung von Peroxiden,
Singulettsauerstoff und
Hydroxylradikalen
- durch hohe Reaktivität, kurze
Lebensdauer
- durch eigene Toxizität, aber
besonders durch Bildung von
Hydroxylradikalen (HALLIWELL
u. GUTTERIDGE 1984; Abb. 4)
- durch Flavienzyme,
Superoxiddismutasen
- in Mitochondrien, bes. der
Leber
- 16 -
Abbau
- Superoxiddismutasen
(SCHILLER et
al. 1993)
- Katalasen und
Oxidasen (z.B.
Xanthinoxidase,
ÖHLENSCHLÄ
GER 1993 a)
Singulett-Sauerstoff
(1O2 / O2 (1g) / O2 )
Hydroxylradikal
(HO. )
Literatur
__________________________________________________________________________________________
- durch Reduktion von (H2O2) - durch sehr kurze Halbwertszeit,
überall möglich
hohe Reaktivität
- von DNA/RNA (HARRIS 1992 b)
- von Trägern von -SH-Gruppen
- energiearme und- reiche
Form
- während vieler
Stoffwechselprozesse, Abbau
von Zytochrom p-450, über
Myeloperoxidase und
Reduktion von
Prostaglandinen (TILL 1999)
- von Doppelbindungen (in
ungesättigten Fettsäuren von
Membranen, in Aminosäuren und
Nukleinsäuren)
(ÖHLENSCHLÄGER 1993 a)
- Mannit,
Harnsäure,
Vitamin E,
Ethanol, GSH, LCystein,
Melatonin
(JENTZSCH
1997)
- ß-Carotin
Das gefährlichste Radikal stellt das Hydroxylradikal dar, da es aus Wasserstoffperoxid überall
gebildet werden kann (Abb. 3).
(1) HABER-WEISS-Reaktion
Fe oder Cu
HO. + HO- + O2
H2O2. + O2.
(2) FENTON-Reaktion (GUTTERIDGE et al. 1990)
H2O2 + Fe2+
Fe3+ + HO. + HO-
(3) Radiolyse des Wassers über -Strahlen (HARRIS 1992)
H + HO + e-aqu.
H2O + hv
γ
(4) Reduktion durch Semichinone
QH + H2O2
Abb. 3:
Q + H2O + HO
Reaktionstypen des Wasserstoffperoxids unter Bildung weiterer Radikale
(modifiziert nach HALLIWELL u. GUTTERIDGE 1984)
2.2.2.2 Stickoxidradikale (NO )
- 17 -
Literatur
__________________________________________________________________________________________
Stickoxidradikale bedrohen den Körper sowohl in der Gas- als auch in gelöster Form. Dabei
befindet sich das ungepaarte Elektron in der Mitte des Moleküls.
(1)
NO + O2-
ONOO-
(2)
ONOO- + H+
ONNOH
(3)
ONOOH
OH + NO2
H+ + NO3-
Abb. 4: Entstehung von Stickoxidradikalen (modifiziert nach HALLIWELL et al. 1992)
Stickoxidradikale selbst sind nicht sehr reaktiv. Sie werden dies aber, sobald sie sich in
Verbindungen
wie
dem
-S-Nitrothiol
(S-NO),
dem
Nitrosyl-iron
(Fe-NO),
dem
Nitrogendioxid (NO2 ), dem Peroxynitrit (ONOO-), dem Nitrat (NO2-) oder dem Nitrit (NO3-)
befinden (NAKAZAWA et al. 1996). Diese Verbindungen treten besonders bei der
Entzündungsreaktion und deren Abwehr durch die Phagozytose auf. Am häufigsten ist hierbei
das Peroxynitrit zu finden, das auf SH-Gruppen als Oxidans wirkt (HALLIWELL et al. 1992).
In jüngerer Zeit wird diskutiert, ob in Bezug auf das Ischämie-/Reperfusionssyndrom nicht
die Peroxynitrite im Gegensatz zu den Superoxid- und Hydroxylradikalen den schädigenderen
Einfluss ausüben (NAKAZAWA et al. 1996). Hieraus würden auch für die Therapie von
Ischämie-/Reperfusionsschäden wichtige Änderungen resultieren, da die SOD wenig Einfluss
auf den Abbau der Peroxynitrite hat.
Bei der Regulation des Gefäßtonus nimmt das Stickoxid am Endothel eine positive Rolle in
der Regulation ein. In Phasen der Hypoxie/Ischämie werden die Gefäße im betroffenen Gebiet
durch den EDCF („endothelium-derived-constricting-factor“) eng gestellt. Folgt der Ischämie
die Reperfusion mit einem Anstieg der Sauerstoffkonzentration, so wird vom Endothel der
EDRF („endothelium-derived-relaxing-factor“), der dem Stickoxid entspricht, freigesetzt, der
zur Weitstellung der Gefäße führt. Diese Weitstellung verringert die Adhäsion des Endothels
und damit die Plättchen- und PMN-Aggregation an diesem. Ist die Reperfusion allerdings mit
einer großen Freisetzung von Sauerstoffradikalen verbunden, so inaktivieren diese den EDRF,
so dass die Gefäße sich wieder verengen und oben genannter Verschluss eintreten kann „noreflow phenomenon“) (AKGÜR et al. 1996).
In der Labmagenwandmuskulatur spielt Stickoxid als Neurotransmitter eine bedeutende
Rolle. Es wird im Antrum pylori durch Neurone synthetisiert. Untersuchungen von
GEISHAUSER (1995) zeigen, dass bei Kühen mit Labmagenverlagerung vermehrt Stickoxid
- 18 -
Literatur
__________________________________________________________________________________________
gebildet wird, was zur Hemmung der Muskelkontraktion in der Labmagenwand und damit zur
Reduktion der Labmagenmotorik führt. Die veringerte Motorik hat bei der Entstehung, dem
Verlauf und der Regeneration der Labmagenverlagerung große Bedeutung. In der Entstehung
begünstigt eine verringerte Motorik die Gasansammlung. Damit wird der Schweregrad der
Verlagerung (LDA 1-3, RDA s/c T) maßgeblich beeinflusst. Kommt die Motorik durch
Verringerung der Stickoxidkonzentration wieder in Gang, werden Gas und Ingesta
weiterbefördert, der
Labmagen kann sich bei den
LDA spontan rückverlagern
(„Pendellabmagen“). Nach erfolgter operativer Reposition spielt das Wiedereinsetzen der
Motorik für die weitere Prognose der Kühe eine entscheidende Rolle.
2.2.2.3 Lipidperoxidation (LPO)
Besondere Angriffspunkte für Radikale während des oxidativen Stresses bieten ungesättigte
Fettsäuren und Lipoproteine in Membranen. Dabei entstehen resonanzstabilisierte
Lipidradikale (Pentadienylradikale), die für die verselbstständigte Kettenreaktion der
Lipidperoxidation verantwortlich sind (Abb. 5).
-H+
R1
R1
R2
R2
R1
R2
Abb. 5: Initialisierung der Lipidperoxidation durch Bildung eines Lipidradikals aus Lipiden
mit mehrfachen Doppelbindungen (modifiziert nach ENGELHART 1999)
Treffen Lipidradikale auf molekularen Sauerstoff, wie er in der Phase der Reperfusion
vorhanden ist, kommt es zur Bildung von Lipidperoxylradikalen, die wiederum selbst
Lipidradikale aus anderen Lipiden bilden können. Folge der Lipidperoxidation ist der Verlust
der strukturellen und funktionellen Einheit von Zellmembranen (ENGELHART 1999).
Eine Beendigung der Kettenreaktion ist nur möglich, wenn zwei Lipidperoxylradikale unter
Abgabe von Sauerstoff einen Alkohol und ein Aldehyd bilden, die stabil bleiben (Abb. 6, (1)),
- 19 -
Literatur
__________________________________________________________________________________________
oder wenn ein Lipidperoxylradikal mit einem Lipidradikal (Abb. 6, (2)) eine stabile
Verbindung eingeht.
(1) LOO + LOO
(2) LOO + L
LO + LO + O2
L-OH + L=O
LOOL
Abb. 6: Beendigung der Lipidperoxidation (modifiziert nach ENGELHART 1999)
Eine weitere, auch therapeutisch nutzbare Möglichkeit zur Beendigung stellt die Reaktion mit
Vitamin E dar, das nachfolgend durch Vitamin wieder regeneriert werden kann (s. 2.3.2.2.1,
2.3.2.2.2). Desweiteren eignen sich auch das Vitamin-E-Analogon TROLOX („6-hydroxy2,5,7,8-tetramethyl-chroman-2-carbonic acid“), allrac -tocopherol und BHT („2,6-ditertbutyl-p-cresole“) zur therapeutischen Verminderung der Lipidperoxidation (BALTHAZARY
et al. 1999).
Ein Produkt der Lipidperoxidation ist das Malondialdehyd (MDA), das nur noch zu einem
geringen Prozentsatz (1-5 %) aus Peroxiden von mehrfach ungesättigten Fettsäuren besteht.
Es kann zur Messung des Ausmaßes der Lipidperoxidation herangezogen werden. Hierbei
wird häufig die TBA-Methode („thiobarbituric acid“) genutzt, die MDA unter den mit TBA
reagierenden Substanzen misst (BALTHAZARY et al. 1999).
Die Bildung der Lipidradikale beginnt während der Ischämie, besonders betroffen sind die
Endothelzellen im ischämischen Bereich (LAIPPLE 2000). Ausreichend ist hierbei schon eine
Ischämiedauer von 7  1 Minuten. Die Lipidperoxidation führt so relativ früh zu
nachweislichen Folgeschäden, wohingegen andere Pathomechanismen erst nach einer
Ischämiezeit von über 30 Minuten nachweisbare Folgeschäden hervorrufen.
Problematisch im Bezug auf die Labmagenverlagerung ist das Fettmobilisationssyndrom, das
durch Geburt und verlagerten Labmagen forciert wird und zur Verfettung der Leber führen
kann. Aufgrund des Syndroms fallen im Körper erhöhte Mengen an Fettsäuren an, die bei
gleichzeitig erhöhter Konzentration an Radikalen („oxidativer Stress“) günstige Bedingungen
für die Lipidperoxidation darstellen (FÜRLL et al. 2001). So beeinflussen die Störungen des
Fettstoffwechsels auch den postoperativen Verlauf der Labmagenverlagerung negativ
(MUDRON et al. 1994, REHAGE et al. 1996). Begünstigt wird die Lipidperoxidation durch
eine Ketose, wie sie bei Rindern mit Labmagenverlagerung häufig besteht. Beim Menschen
wurde durch JAIN et al. (1998) nachgewiesen, dass Ketonkörper die Lipidperoxidation
- 20 -
Literatur
__________________________________________________________________________________________
fördern, die Radikalfreisetzung erhöhen, die Aktivität der SOD herabsetzen und
Gefäßendothelien schädigen. GEISHAUSER et al. (2000) sehen in der Vermeidung einer
subklinischen Ketose bei Rindern sogar die Möglichkeit, eine Labmagenverlagerung zu
verhindern, nachdem sie in früheren Untersuchungen feststellten, dass Tiere mit erhöhten
Konzentrationen an -Hydroxybuttersäure häufiger an einer Labmagenverlagerung erkrankten
als Kühe mit physiologischen Konzentrationen (GEISHAUSER et al. 1998).
2.3
Antioxidantien
2.3.1
Definition und Vorkommen
Unter Antioxidantien verstand man ursprünglich nur Stoffe mit kettenbrechenden
Eigenschaften. Heute bezeichnet man jede Substanz als Antioxidans, die, wenn sie in
Vergleich zu dem zu oxidierenden Substrat nur in geringer Menge vorhanden ist, deutlich die
Oxidation dieses Stoffes verringert oder ganz verhindert (HALLIWELL 1989).
Die Stoffgruppen, aus denen Antioxidantien bestehen, sind vielfältig und reichen von Zuckern
über Proteine mit und ohne Metallbestandteil, bis hin zu Vitaminen und Enzymen. Sie sind
zum Teil als natürliche Abwehrsysteme im Körper vorhanden, zum Teil aber auch über die
Nahrung aufzunehmende. So steigt die antioxidative Kapazität im Serum nach der Aufnahme
von Erdbeeren, Spinat, Rotwein und Vitamin C innerhalb von vier Stunden signifikant an
(CAO et al. 1998). Während des Wegfangens von Radikalen verändern sich die
Antioxidantien strukturell. Je nachdem, ob die Strukturänderung reversibel oder irreversibel
ist, können sie regeneriert werden, ansonsten werden sie ausgeschieden.
2.3.2
Nichtenzymatische Antioxidantien
2.3.2.1 Metallbindende Proteine
Tab. 4:
Metallbindende Proteine als Teil nichtenzymatischer Antioxidantien
Name
Molekulargewicht /
Aufbau
Bildungsort
Aufgabe
- 21 -
Besonderheiten
Literatur
__________________________________________________________________________________________
Transferrin
Lactoferrin
Coeruloplasmin
75-80000
75-88000
160000
Leber, RES
Eisenbindung und –transport vom Darm zur
Zielzelle
Neutrophile
Granulozyten
Leber
-“-
- „latente
Eisenbindungskapazität“ (nur
1/3 Eisenspeicher belegt)
(DORMANDY 1978)
- Stop der Fe-abhängigen
Lipidperoxidation
(NAKAZAWA et al. 1996)
- vor allem in Sekreten
(Milch) (NAKAZAWA et al.
1996)
- Wertigkeitswechsel von
Fe2+ zu Fe3+;
- Wertigkeitswechsel auch bei
„ferroxidase-like activity“
Kupfer, nur geringere
(DORMANDY 1978)
Affinität
- akute Phase Protein
Bilirubin
- aus Erythrozytenabbau
- Scavenger von
Superoxid- und Hydroxylradikalen
Ferritin +
Hämosiderin
intrazellulär
-Bindung von Fe3+ zur
Speicherung
Bildungsort
Aufgabe
Name
Molekulargewicht /
Aufbau
- Marker für Produktion an
Singulettsauerstoff
(ÖHLENSCHLÄGER 1993
b)
Besonderheiten
- Häm alleine starkes
Peroxidans
Hämoglobin
Fe2+ im
Zentrum;
Globinanteil
mit vier
Peptidketten
mit je einem
Hämmolekül
- Sauerstofftransport;
Schutz vor dessen
unkontrollierter Oxidation
- Häm + H2O2: Oxo-ironspecies; fördern
Lipidperoxidation; setzt Fe2+
frei
- daher Plasmabindung:
Met-/ Hämoglobin an
Haptoglobin, Häm an
Hämopexin (HALLIWELL u.
GUTTERIDGE 1990)
- Aufrechterhaltung
kolloidosmotischer Druck
Albumin
68000
Leber
- Transport von FFS,
Bilirubin, Mg2+, Cu2+,
Fe2+
- Scavenger von HOCl
2.3.2.2 Nieder- und Mittelmolekulare Antioxidantien
2.3.2.2.1 Fettlösliche Antioxidantien

-Tocopherol (Vitamin E)
- 22 -
- Sulfhydrylgruppen
neutralisieren Radikale
Literatur
__________________________________________________________________________________________
Vitamin E ist ein fettlösliches, ausschließlich von Pflanzen synthetisiertes Vitamin. Es besteht
aus einem Chromanring mit unterschiedlichen Substituenten und einer isoprenoiden
Seitenkette. Die Aufnahme erfolgt über die Nahrung, die Resorptionsrate ist aber nur sehr
gering, so dass eine Supplementierung nur parenteral erfolgen sollte. In den Zellen findet sich
Vitamin E im Plasmalemm und den Mitochondrien (KOLB 1989).
Zu den Aufgaben von Vitamin E gehört u.a. das „Quenching“ (siehe Vitamin A) von
Singulett-Sauerstoff. Hierbei übernimmt Vitamin E ohne Elektronenübertragung Energie vom
Singulett-Sauerstoff, der dadurch in seine energieärmere Form, den Triplett-Sauerstoff
übergeht. Die überschüssige Energie gibt Vitamin E als Wärme ab (ENGELHART 1999).
Eine Hauptfunktion von Vitamin E ist die Unterbrechung der Lipidperoxidation (Abb. 7;
HALLIWELL et al. 1992).
Lipid-O2 + Tocopherol-OH
Lipid-O2H + Tocopherol-O-
Abb. 7: Beendigung der Lipidperoxidation durch Vitamin E
Diese Unterbrechung erfolgt noch bevor das Lipidradikal weiter reagieren kann. Das Vitamin
E-Radikal bleibt stabil und reagiert nicht im Sinne der Peroxidation weiter, da es über
Vitamin C oder das Coenzym Q (Abb. 8) wieder regeneriert wird (HALLIWELL et al. 1992).
(1) Tocopherol-O + Ascorbat
Semidehydroascorbat + Tocopherol-OH
(2) Tocopherol-O + CoQH2
Tocopherol-OH + CoQH
Abb. 8: Regenerationsmöglichkeiten von Tocopherolradikalen
Das Ubichinon wird wiederum über den Elektronentransfer in der Mitochondrienmembran
vom oxidierten Q10 zum reduzierten Q10H2 regeneriert. Es wirkt zudem antioxidativ auf
mitochondriale Lipide (CORBUCCI et al. 1986).
Darüber hinaus wird die 5-Lipoxygenase in ihrer Aktivität gehemmt, so dass es zu einer
Verringerung der Leukotriensynthese in Entzündungsgebieten kommt. Unter anderem wird
damit auch die Chemotaxis von neutrophilen Granulozyten verhindert, die zu einer erhöhten
Radikalproduktion im Entzündungsgebiet beitragen (ENGELHART 1999).
In der Behandlung und Prävention eingesetztes -Tocopherol in Verbindung mit Taurin und
Selen bewirkt nach Ischämie und Reperfusion im Splanchnikusgebiet der Ratte einen
gesteigerten Blutdruck und eine bessere Durchblutung des betroffenen Gebietes (YOSHIDA
- 23 -
Literatur
__________________________________________________________________________________________
et al. 1998). Ebenso stellten STOHRER et al. (1998) fest, dass bei Ratten mit der höchsten
Supplementierung an -Tocopherol nach einer experimentellen fokalen cerebralen Ischämie
der geringste Reperfusionsschaden folgte.
Bei Rindern, die unter Leberverfettung mit nachfolgendem Leberschaden leiden, ist in Plasma
und Leber eine verminderte Vitamin E-Konzentration zu finden. Durch die Fettleber steigen
MDA und Triglyceride an, insgesamt resultiert somit aus der gesteigerten Lipidperoxidation
ein verminderter antioxidativer Status (MUDRON et al. 1999). Genauer aufgegliedert haben
Kühe mit dem höchsten Triglyceridanteil in der Leber die höchste Vitamin E-Konzentration
in der Leber und die niedrigste im Plasma. Es zeigt sich also eine positive Korrelation
zwischen Triglyceridkonzentration der Leber und MDA und eine negative Korrelation zur
Vitamin E-Konzentration des Plasmas (MUDRON et al. 1997).
Milchkühe in Stresssituationen zeigen im Serum erhöhte Aktivitäten der Creatinkinase (CK)
und erhöhte Konzentrationen an Cortisol und Harnstoff. Wurden die Tiere jedoch über einen
Monat mit Vitamin E supplementiert, fiel der Anstieg der CK geringer aus. Plasma,
Erythrozyten und Leber zeigen nach Supplementation erhöhte Konzentrationen an Vitamin E.
Daraus folgt, dass Vitamin E nur dann zur Stressbekämpfung eingesetzt wird, wenn es im
Übermaß vorhanden ist (NOCKELS et al. 1996).
 Provitamin A
Die Provitamine des Retinols (Vitamin A) sind die Carotinoide -, - und -Carotin. Sie
enthalten mindestens eine -Iononringstruktur und werden ausschließlich in Pflanzen
synthetisiert und müssen über die Nahrung aufgenommen werden. Die Umwandlung zu
Vitamin A erfolgt in Darm und Leber. Im Gegensatz zu Vitamin E ist eine Speicherung in
Form der Carotinoide in der Leber möglich (KOLB 1989).
Aus antioxidativer Sicht kommt dem Vitamin A die Rolle der Ausbildung und Stabilisierung
biologischer Membranen/Epithelien zu („Epithelschutzvitamin“). In den Membranen liegt es
in einem Komplex mit Proteinen vor und ist für das „Quenchen“ von Singulett-Sauerstoff
verantwortlich. Die dabei aufgenommene, überschüssige Energie kann -Carotin wieder in
Form von Wärme abgeben (HARRIS 1992 b). Teilweise werden dem Provitamin A auch
kettenbrechende Eigenschaften zugeschrieben (ENGELHART 1999).
Unter Vitamin A-Mangel stehende Mäuse weisen im Magen-Darm-Kanal eine erhöhte
Konzentration an GSH, reduziertem Glutathion auf, während die Aktivität der Se-abhängigen
Glutathionperoxidase deutlich abfällt. Für den Magen-Darm-Trakt bedeuten diese Vitamin A- 24 -
Literatur
__________________________________________________________________________________________
Mangel-Zustände eine erhöhte Anfälligkeit gegenüber Tumoren und toxischen Stoffen (DE
WAZIER u. ALBRECHT 1987). Bei Rindern führt Vitamin A-Mangel zur Hyperkeratose der
Labmagenschleimhaut, woraus katarrhalische Entzündungen mit Verdickung der Mukosa und
Atonie des Labmagens resultieren können. Dies wiederum gilt als wichtiger Faktor bei der
Entstehung der Labmagenverlagerung. Werden die defizitären Kühe wieder ausreichend mit
Vitamin A versorgt, können die Inzidenz herabgesetzt und die klinischen Symptome der
Labmagenverlagerung z. T. deutlich gemildert werden (MARKUSFELD 1989).
Wird Vitamin A in zu großen Dosen verabreicht, so wirkt es prooxidativ. Dies wurde unter
anderem bei Rauchern festgestellt, die nach einer Supplementierung mit 20 mg/d Betacarotin
eine erhöhte Lungenkrebsinzidenz aufwiesen (WOODFORD u. WHITEHEAD 1998).
Neben dem Provitamin A existieren noch eine große Reihe weiterer pflanzlicher Carotinoide
wie Zeaxanthin, Astaxanthin und Canthaxanthin. Auch diese sind in der Lage, unter Bildung
von Carotinoidradikalen (Car. bzw. (R-Car).) Radikale zu neutralisieren. Ihre Effektivität als
Antioxidans wird mehr durch die Art des zu eliminierenden Radikals als durch das jeweilige
Carotinoid bedingt (MORTENSEN et al. 1997).
 Ubichinon (Coenzym Q)
Ubichinon bildet im Rahmen der Atmungskette ein Hilfssubstrat, das Wasserstoffionen
sammelt, die zum Teil von NADH+H+, aus der Succinat-Dehydrogenase oder aus der Oxidation stammen (CORBUCCI et al. 1986). Es kann in oxidierter (Q10) und in reduzierter
(Q10H2) Form vorliegen. Seine Wasserstoffionen können dazu verwendet werden, um Ketten
zu brechen und somit Radikale wie R-OO und R-O zu neutralisieren. Ubichinon ist lipophil
und daher in die Lipidphase der Mitochondrienmembran eingelagert, allerdings in weitaus
geringeren Konzentrationen als Vitamin E. Es ist auch sehr viel reaktionsträger in Bezug auf
seine kettenbrechenden Eigenschaften als Vitamin E (HALLIWELL et al. 1992).
2.3.2.2.2 Wasserlösliche Antioxidantien

Ascorbinsäure (Vitamin C)
Die Ascorbinsäure ist das En-Diol-Lacton der Keto-L-Gulonsäure. Alle Tierarten außer
Primaten, Meerschwein und Regenbogenforelle können sie selbst synthetisieren. Vitamin C
kann nur in geringem Umfang gespeichert werden, überschüssiges wird über die Niere
ausgeschieden. Als wasserlösliches Vitamin tritt es im Zytosol sowie im Plasma auf (KOLB
1989).
- 25 -
Literatur
__________________________________________________________________________________________
Die wichtigste Eigenschaft des Vitamin C ist seine reduzierende Wirkung, so dass es bei
vielen Reaktionen als Redoxpartner beteiligt ist. Es hat die Fähigkeit, O2-, HO2-,
wasserlösliche Peroxylradikale (RO2.), Thiyl- und Sulfenylradikale abzufangen. Karzinogene
Nitrosamine werden zu unschädlichen Produkten reduziert, die Lipidperoxidation durch
Hämoglobin- oder Myoglobin-Wasserstoffperoxid-Gemische wird verringert (LEHMANN et
al. 1996). Damit wird der Freisetzung von Eisen aus dem Häm vorgesorgt, indem FerrylProteine gebildet werden. Vitamin C ist außerdem ein wirksamer Scavenger von HOCl,
Singulett-Sauerstoff und Hydroxylradikalen, sobald diese in wässriger Lösung auftreten. Die
reduzierenden Eigenschaften werden bei der Regeneration von -Tocopheryl-Radikalen zu
Vitamin E und bei der Reduktion von Stickoxid-Radikalen, die bei Angriff von Superoxiden
und Hydroxylradikalen auf Desferrioxamine entstehen, deutlich. Schließlich schützt es
Plasmalipide gegen Peroxidation durch neutrophile Granulozyten (NAKAMURA et al. 1997)
und bewahrt vor den in Zigarettenrauch enthaltenen Oxidantien (HALLIWELL u.
GUTTERIDGE 1990).
Nach erfolgter Reduktion wird das oxidierte Vitamin C über Enzyme unter Beihilfe von
NADH+H+ und reduziertem Glutathion zerlegt, wobei Oxalate, Threonate und andere Stoffe
entstehen. Eine eher seltene Möglichkeit ist aber auch die Regeneration über GSH
(ÖHLENSCHLÄGER 1993 b).
Trotz der antioxidativen Eigenschaften kann Vitamin C auch oxidationsfördernd wirken, so
dass unter Anwesenheit von Kupfer- und Eisen-Salzen die Lipidperoxidation gefördert wird
(NAKAMURA et al. 1997). Da die Übergangsmetalle aber nur unter pathologischen
Bedingungen auftreten, kann Vitamin C auch nur unter pathologischen Bedingungen
prooxidativ wirken. Aus diesem Grund ist der therapeutische Effekt von Vitamin C-Gaben bei
Krankheit fragwürdig. So ergab eine Studie bei Rauchern mit Supplementierung von Vitamin
C eine Erhöhung der Inzidenz an Lungenkrebs (WOODFORD u. WHITEHEAD 1998).
 Glutathion
Glutathion ist ein aus den Aminosäuren Glutaminsäure, Glycin und Cystein bestehendes
Tripeptid, das extraribosomal in der Leber synthetisiert wird. Über Blut und Galle wird es im
Körper verteilt (NAKAMURA et al. 1997). Als wasserlösliches Peptid tritt es im Cytosol und
in den Mitochondrien auf. Seine herausragende Eigenschaft ist die Fähigkeit, sich leicht zu
einer Disulfidform oxidieren zu lassen. So können Superoxidradikale und Hydroxylradikale
abgefangen werden. Vor allem in den Erythrozyten, in denen Glutathion in größeren Mengen
auftritt, ist dies von Bedeutung, da diese sehr empfindlich gegen Oxidation sind. Ist zu wenig
- 26 -
Literatur
__________________________________________________________________________________________
Glutathion vorhanden oder verbraucht, werden die Erythrozytenenzyme und die Membranen
zerstört, es kommt zur Hämolyse. Um dies zu vermeiden, können Zellen bei einer Belastung
mit Radikalen und oxidiertem GSSG den Hexose-Mono-Phosphat-Weg aktivieren, um Elektronen zu erhalten, die dem oxidierten Glutathion als Reduktionsmittel dienen (COCHRANE
1991).
 Harnsäure (Urat)
Die Harnsäure, die in der Leber und zu geringen Teilen auch in Dünndarm und Niere
synthetisiert wird, ist ein Endprodukt des Purinbasenabbaus (KOLB 1989). Aus antioxidativer
Sicht gilt Harnsäure im Plasma als guter Scavenger von Singulett-Sauerstoff, HOCl und
Peroxyl-Radikalen. Zudem bindet sie Eisen- und Kupferionen, so dass diese nicht zur
Radikalbildung zur Verfügung stehen. So kann auch die Lipidperoxidation verhindert werden
(HALLIWELL u. GUTTERIDGE 1990). Reagiert Harnsäure allerdings mit Oxidantien,
können Harnsäureradikale daraus entstehen, die selbst schädigende Wirkung haben, aber
wiederum durch Vitamin C reduziert und damit unschädlich gemacht werden können
(HALLIWELL u. GUTTERIDGE 1990). Ein weiterer Nebeneffekt in Geweben mit Hypoxie
besteht darin, dass beim Abbau von Xanthin bzw. der Synthese von Harnsäure das dazu
notwendige Enzym sich in seine
Oxidaseform umwandelt und es nunmehr bei der Reaktion
zur Bildung von hyperreaktivem Superoxidanion kommt (BERGHAUS 1997) (Abb. 9).
Physiologische Bedingungen:
Xanthin-
Xanthin + H2O + NAD
+
Harnsäure + NADH + H+
dehydrogenase
Hypoxische Bedingungen:
Xanthin-
Harnsäure + 2 O2-. + 2 H+
Xanthin + H2O + 2 O2
Oxidase
Abb. 9:
Umwandlung der Xanthindehydrogenase zur Xanthinoxidase unter hypoxischen
Bedingungen (modifiziert nach BERGHAUS 1997)
2.3.2.3 TEAC-Konzentration
Die Messung der nichtenzymatischen Antioxidantien in einem Substrat erfolgt zumeist
komplex. Dabei kommen verschiedene Verfahren zur Anwendung. Zum einen kann der
antioxidative Status zu einer bestimmten Zeit gemessen werden, zum anderen der Grad einer
antioxidativen Schutzfunktion einer Probe gegenüber einem Oxidans. Trolox, Vitamin C und
Vitamin E bieten beispielsweise einen kompletten Schutz vor definierten Oxidantien. Kleine
- 27 -
Literatur
__________________________________________________________________________________________
Moleküle, wie Melatonin und GSH, aber auch Albumin, bieten nur zu einem gewissen Teil
Schutz vor Oxidantien (CAO et al. 1995). Um beide Komponenten in einem zu vereinigen,
geht man in letzter Zeit dazu über, die antioxidative Kapazität als „area under curve“ zu
bestimmen, d.h. man misst das Ausmaß des Schutzes vor Oxidantien über eine bestimmte
Zeit. Dieses Verfahren wird als TRAP („total radical-trapping antioxidant parameter“)
(GHISELLI et al. 1995, TUBARO et al. 1998) bezeichnet, wenn es für alle Arten von
Radikalen anwendbar ist, und als ORAC („oxygen radical absorbance capacity“), wenn es für
aktivierte Sauerstoffstufen (ASS) angewendet wird (CAO et al. 1993, CAO et al. 1995,
NINFALI u. ALUIGI 1998). Zumeist wird dabei die antioxidative Fähigkeit der Probe mit
einem definierten Antioxidans verglichen. Bei der TEAC-Konzentration stellt TROLOX, ein
Vitamin E-Analogon, dieses definierte Antioxidans dar (MILLER et al. 1996, ROMAY et al.
1996, LANDS et al. 2000). Des weiteren kommen Methoden zum Einsatz, bei denen die
Chemilumineszenz von bestimmten Stoffen in Anwesenheit von Antioxidantien verändert
wird (BAADER et al. 2000, HERMANN 2000). Diese neuen Methoden bieten neben der
Bestimmung der totalen antioxidativen Kapazität auch gleichzeitig die Möglichkeit zur
Bestimmung einzelner Antioxidantien wie Vitamin C und Harnsäure (POPOV u. LEWIN
2000). Der Nachteil vieler Methoden besteht darin, dass sie für alle Arten von Proben
anwendbar sein sollen, so dass Differenzen zwischen der Summe der einzelnen
Antioxidantien zur Gesamtbestimmung auftreten (WOODFORD u. WHITEHEAD 1998). So
wurden für die TEAC-Konzentrations-Messung auf die Probenart abgestimmte Testkits
entwickelt, so dass sie für die Messung der wasserlöslichen Antioxidantien im Plasma (siehe
2.3.2.2) sehr zuverlässig sind. Wir haben uns für dieses Verfahren entschieden, da es durch
gute Reproduzierbarkeit und relativ leichte Anwendbarkeit bei großen Probenmengen gute
Vergleichsmöglichkeiten bietet.
Bei gesunden Kühen liegt die TEAC-Konzentration zwischen 200 und 300 μmol/l (WILKEN
u. FÜRLL 2002). Im zeitlichen Abstand zur Geburt zeigt sich ein steigender Trend der
TEAC-Konzentration. Signifikante Unterschiede zwischen den einzelnen Leistungsgruppen
der Milchproduktion bestehen nicht. Im Laktationsverlauf nimmt die TEAC-Konzentration
zu. Mutterkühe haben im Vergleich zu Hochleistungskühen signifikant geringere TEACKonzentrationen (WILKEN u. FÜRLL 2002). Bei kranken Kühen (Klauenerkrankungen,
Mastitiden, Metritiden, DA etc.) sind die TEAC-Konzentrationen niedriger als die der
Kontrollgruppe, wobei der Abstand zum Partus vergleichend miteinbezogen wurde
(GOERRES u. FÜRLL 2002).
- 28 -
Literatur
__________________________________________________________________________________________
2.3.3
Enzymatische Antioxidantien
2.3.3.1 Enzyme zur Glutathionregeneration

Glutathionperoxidasen (GSHPx; GPX)
Die Glutathionperoxidase ist eine Wasserstoffperoxid-Oxidoreduktase (E.C 1.11.1.9). Sie
bildet aus Glutathion ein Disulfid, um aus Wasserstoffperoxid und organischen
Hydroperoxiden Wasser zu gewinnen. (PARKS 1989) (Abb. 10).
(1) H2O2 + 2 GSH
GSSG + 2 H2O
(2) R-OOH + 2 GSH
GSSG + R-OH + H2O
Abb. 10: Entstehung von Glutathiondisulfiden (modifiziert nach PARKS 1989)
Die Glutathionperoxidase dient dem Schutz der Zellmembranen, im besonderen der
Mitochondrienmembranen (KÜHN 1997). Von MILLS et al. wurde 1957 das erste Mal von
einer Glutathionperoxidase in Rindererythrozyten berichtet (KÜHN 1997).
Die Struktur der GPX besteht aus einem Tetramer mit vier Untereinheiten, die eine
Peptidkette mit einem Massengewicht von 22000, ungefähr 180 Aminosäuren und jeweils ein
Selenatom besitzen. Die einzelnen Monomere sind dabei fast kugelförmig mit einem Radius
von 19 Å (WENDEL u. CIKRYT 1980). Die Angaben sind nur ungefähr zu treffen, da jede
Spezies ihre eigenen Arten von GPX hat, die durch unterschiedliche spezifische Gewichte bei
fast gleicher Selenkonzentration gekennzeichnet sind (BAUMGARTNER 1983, Tab. 5).
Tab. 5:
Vergleich der relativen Dichte und der Selenkonzentration der GPX verschiedener
Tierarten (modifiziert nach BAUMGARTNER 1983)
Autoren
Jahr Tierart/Gewebe Relative Dichte g Selen/Molekül
FLOHÉ et al.
1973 Rinder-
83000
4,4
22000
3,8
erythrozyten
OH et al.
1974 Schaferythrozyten
BELL u. COWEY
1982 Regenbogen-
100000
Forelle
NAKAMURA et al.
1997 Rattenleber
- 29 -
75-76000
4,24
Literatur
__________________________________________________________________________________________
In Bezug auf die Einteilung der Enzyme innerhalb der Glutathionperoxidasen gibt es mehrere
Varianten. ÖHLENSCHLÄGER (1993 b) nennt zunächst drei Grundtypen der GPX:
I. GPX mit Selenocystein als aktives Zentrum
II. GPX als sulfhydrylhaltige Enzyme
III. Selen-unabhängige Enzyme
Hierbei kommen I.+ II. im Zytosol und den Mitochondrien von Pilzen, Algen und Tieren vor,
sind aber bei höheren Pflanzen und Bakterien nicht zu finden. Die Gruppe der
selenocysteinhaltigen GPX ist dabei stabiler gegenüber Schäden, die durch Peroxide
verursacht werden als die Gruppe der sulfhydrylhaltigen Enzyme. Die Selen-unabhängigen
Enzyme sind bei Tieren nicht zu finden und können kein Wasserstoffperoxid, sondern nur
andere Peroxide umsetzen. SCHOLZ (1991) dagegen beschreibt, dass bei Tieren in Milz,
Herzmuskel, Erythrozyten, Gehirn, Thymus, Fettgewebe und quergestreifter Muskulatur
ausschließlich Selen-abhängige GPX zu finden ist. In Leber, Lunge, Nebenniere, Hoden und
Niere treten jedoch Selen-ab- und -unabhängige Arten der GPX auf. In der Leber ist
insgesamt der höchste Gehalt an Selen-unabhängiger GPX zu finden.
Die Glutathionperoxidasen lassen sich auch nach ihrem Vorkommen und dem Zeitpunkt ihrer
Entdeckung einteilen:
I. zytosolische Glutathionperoxidase (cGPX): FLOHÉ et al. (1973)
II. Phospholipidhydroperoxid-Glutathionperoxidase (PHGPX): URSINI et al. (1985)
III. glykosilierte extrazelluläre Glutathionperoxidase (pGPX): BRIGELIUS-FLOHE et al.
(1999)
IV. gastrointestinale Glutathionperoxidase (GIGPX): CHU et al. (1993)
Als gemeinsames Kennzeichen gilt, dass alle GPX Hydroxide mit Hilfe von Thiolen
reduzieren. Sie besitzen alle eine Triade aus Selenocystein, Tryptophan und Glutamin als
aktives Zentrum. Unterscheiden lassen sich die vier Gruppen anhand ihrer Substrate. So
reduzieren die cGPX und die GIGPX nur Wasserstoffperoxid und lösliche organische
Peroxide, während die PHGPX und die pGPX auch komplexe Hydroperoxide wie
Phospholipidhydroperoxide
umsetzen.
Die
PHGPX
kann
als
einzige
auch
Cholesterinhydroperoxide reduzieren. Dies ist vor allem beim Schutz von Membranen vor
Lipidperoxidation von Bedeutung (URSINI et al. 1985).
- 30 -
Literatur
__________________________________________________________________________________________
Einzeln betrachtet stellt sich die zytosolische GPX als Homotetramer dar, mit einem 1Seleno-Cystein-Rest, der jeweils von einem von vier Argininresten gebunden wird. Diese
Argininreste wiederum umgeben das katalytische Zentrum. Die cGPX findet sich in höheren
Konzentrationen in Erythrozyten, Phagozyten, Leber und Niere (FLOHÉ 1997). Bei der
Entgiftung von Peroxiden arbeitet sie effektiver als die Katalase. Fehlt die cGPX dem Körper,
so wird dieser sehr anfällig gegenüber Schäden, die aus dem Ischämie-/Reperfusionssyndrom
hervorgehen. Dies wurde anhand von „cGPX-knockout-Mäusen“ nach Myokardischämie
untersucht (YOSHIDA et al. 1998). Darüber hinaus lässt sich die cGPX als Marker für den
Selen-Status eines Organismus heranziehen, da sie als Selenspeicher mit regulativer Funktion
fungiert.
Die Phospholipid-Hydroperoxid-GPX tritt als Monomer auf. Als besondere Eigenschaft ist
bei ihr zu nennen, dass sie zusammen mit -Tocopherol der Peroxidation von
Membranlipiden Einhalt gebietet (MAIORINO et al. 1989). Sie kommt in hohen
Konzentrationen in den Hoden vor (ROVERI et al. 1992, ROVERI et al. 2001).
Bei der extrazellulären GPX handelt es sich um ein Tetramer, das vor allen im Plasma
(TAKAHASHI et al. 1987), in der Milch und anderen extrazellulären Flüssigkeiten
vorkommt. Die pGPX wird in Leber und Niere synthetisiert. Durch ihre sehr niedrige
Plasmakonzentration wird ihre Bedeutung als Plasmaperoxidase in Frage gestellt.
Trotz der großen Ähnlichkeit der gastointestinalen GPX und der zytosolischen GPX in
Struktur und Funktion hat die GIGPX doch eine weitaus größere Affinität zu organischen
Peroxiden als die cGPX, was für ihre Funktion als Reduktionsmittel für Peroxide, die aus der
Nahrung stammen, von großer Bedeutung ist. Dieser Zusammenhang wird durch die negative
Korrelation
des
GIGPX-Status
mit
den
aus
dem
Darmlumen
abtransportierten
Hydroperoxiden untermauert. Eine hohe Aktivität der GIGPX ist eventuell auch für eine
höhere Resistenz gegenüber Kolonkrebs beim Menschen verantwortlich (CHU et al. 1993).
Allgemein gilt für alle Arten der intrazellulären GPX, dass sie ihre Aktivitäten zu 75 % frei
im Cytosol und zu 25 % locker an die Mitochondrienmembran gebunden, entfalten. Sie treten
nicht in den Peroxisomen auf. Eine Messung der GPX-Aktivität kann spektrophotometrisch
über die Extinktionsabnahme des Substrates NADPH bei 334 nm und bei konstanter
Temperatur und GSH-Konzentration erfolgen. Dazu bieten sich im Blut die Erythrozyten an,
wobei ein signifikanter Unterschied zwischen der Aktivität der GPX im Hämolysat und der
Aktivität in einer Suspension aus gewaschenen Erythrozyten von Schafen besteht
(SHEPPARD u. MILLAR 1981). Die Aktivität im Plasma beträgt insgesamt weniger als 1 %
- 31 -
Literatur
__________________________________________________________________________________________
der Gesamtaktivität im Blut. Nach der Definition von PAGLIA und VALENTINE (1938)
repräsentiert 1 mU Enzymaktivität die Oxidation von 1 mmol NADPH zu NADP+ pro Minute
bei 25 °C (BACKALL u. SCHOLZ 1979).
Die Bildung der Erythrozyten-GPX erfolgt im Knochenmark in den Erythroblasten und im
weiteren Verlauf durch Aufnahme aus dem Blutplasma. So besitzen die ältesten Erythrozyten
die höchste Konzentration an GPX, obwohl die ursprüngliche Konzentration an GPX in der
Reifungsphase der Erythrozyten determiniert wird und in den Erythrozyten selbst keine
Neubildung erfolgt (PERONA et al. 1978). Als Zeichen für den von der GPX ausgehenden
Schutz der Erythrozyten ist festzustellen, dass Erythrozyten mit einer hohen GPX-Aktivität
länger leben als welche mit geringer Aktivität (TUCKER et al. 1974).
Zur Gesamtaktivität der GPX sind in der Literatur viele unterschiedliche Messergebnisse
innerhalb einzelner Tierarten und Messreihen einer Tierart zu finden, obwohl alle Studien die
Aktivität nach der Methode von PAGLIA und VALENTINE (1938) bestimmt haben, so dass
ein Vergleich zwischen Messergebnissen verschiedener Messreihen schwerfällt (Tab. 6).
Tab. 6: GPX-Aktivitäts-Vergleich von Erythrozyten zwischen Rind und Schaf
(modifiziert nach ALEKOS 1992)
Autor
GPX-Aktivität
Jahr
Tierart
THOMPSON et al.
1976
Rind
6 - 41
DOTTA
1979
Rind
0,7 - 78,4
SUZUKI et al.
1985
Rind
122 - 208
ERSKINE
1987
Rind
3 - 35,6
DOTTA
1988
Rind
35,7
HEIKENS
1992
Rind
10,5 - 183,1
DOTTA
1978
Schaf
43,3 - 367
- 32 -
(U/gHb)
Literatur
__________________________________________________________________________________________
DIMANOV
1989
Schaf
21 - 74
HEIKENS
1992
Schaf
88,4 - 442,1
Neuere Untersuchungen zur GPX-Aktivität zeigen, dass ab einer Aktivität von 130 U/mg Hb
von einem bedarfsgerechten Selenstatus ausgegangen werden kann (WOLF 1998). Die von
SATTLER (2001) untersuchten Kühe mit DA zeigten Aktivitäten von 385 ± 103 U/g Hb. Die
von WOLF (1998) festgestellten GPX-Aktivitäten bei gesunden Kühen lagen im selben
Bereich. Im jahreszeitlichen Verlauf liegen die Aktivitäten der GPX in den Wintermonaten
Dezember bis Februar niedriger ( 355 ± 101 U/mg Hb) als in den Herbstmonaten (411 ± 104
U/mg Hb) (SATTLER 2001). Im zeitlichen Abstand zur Abkalbung steigt die GPX-Aktivität
ein bis drei Wochen post partum moderat an (SATTLER 2001).
Die Regulation der GPX unterliegt vielen beeinflussenden Faktoren. Eine große Rolle spielt
hierbei die Selenverfügbarkeit in der Art einer posttranskriptionalen Regelung (CHADA et al.
1989). Die Beeinflussung durch den Selenstatus bei Tieren ist bei Rind, Schaf, Pferd, Huhn
und Ratte nachgewiesen (BACKALL u. SCHOLZ 1979). Bei Rindern und Kälbern gilt eine
Selenkonzentration von weniger als 20 µg/l Blut als Mangelzustand (SCHOLZ 1991). Steht
dem Körper viel Selen zur Verfügung, so werden stabile Selenoproteine ausgebildet. Bei
geringem Selenangebot kommt es nicht nur zum Abbau dieser Selenoproteine, sondern auch
ihrer m-RNA. Davon sind besonders die cGPX betroffen, die PHGPX hingegen bleibt
unverändert (HILL et al. 1992). Die pGPX liegt zwischen beiden Extremen (AVISSAR et al.
1994). Beeinflusst man den Selenstatus durch Gaben eines Vitamin E-Selen-Gemisches, so
kann dies bei Pferden zu einer Verdreifachung der GPX-Aktivität führen (CAPLE et al. 1978,
MAYLIN et al. 1980). Dies zeigt auch der nach jeweiliger Selen-Vitamin E-Substitution bei
Rindern auftretende Aktivitätsunterschied bei WOLF (1998). Bei oxidativem Stress wie
Reperfusion, bei Endotoxinbelastung und bei Interleukin-1-Anstieg steigt die Aktivität der
cGPX an, mit Abfall der Stressoren sinkt sie wieder ab (NIWA et al. 1993). Bei
Untersuchungen am Rattendarm (BAUER et al. 1995) wurde festgestellt, dass das für die
GPX so wichtige Selen im Schock und in Se-Mangelzuständen in bestimmten Geweben
angereichert wird. Im Schock wird es nicht in dem Gewebe angereichert, in dem der Schock
seinen Ausgang nimmt, sondern in Leber und Niere; in Mangelzuständen wird es in Gehirn,
Fortpflanzungs- und endokrinen Organen angereichert. Dies führte in vorliegender
Untersuchung zu dem Phänomen, dass die GPX-Aktivität nach Ischämie und Reperfusion am
Darm in den Erythrozyten abnahm. Bei Eisenmangel kann sich die Aktivität auf ein Viertel
verringern, was bei Kaninchen (CELLERINO et al. 1976) und beim Menschen (HOPKINS u.
- 33 -
Literatur
__________________________________________________________________________________________
TUDHOPE 1973) nachgewiesen wurde. Ein Vitamin E-Defizit führt bei Ratten unter
gleichbleibender Katalaseaktivität zu einem Abfall der GPX-Aktivität (CHOW 1977,
BOURRE et al. 2000). In Bezug auf das Alter wiesen JORGENSEN et al. (1977) eine mit
zunehmendem Alter steigende Aktivität der GPX beim Schwein nach.
 Glutathionreduktasen
Die
Glutathionreduktase
(E.C.
1.6.4.2.)
ist
eine
Glutathiondisulfid-Oxidoreduktase
((NADCP)H), die in den löslichen Fraktionen von Pro- und Eukaryonten vorkommt. Als
Flavoprotein enthält sie ein Flavinadenindinukleotid. Ihr obliegt die Regulation der
Konzentrationen von Glutathion (GSH) und Glutathiondisulfid (GSSG) unter Verbrauch von
NADPH + H+.
GSSG + NADPH + H+
2 GSH + NADP-
Steigt die Konzentration von GSSG, wie es bei einem ungünstigen Redox-Potential der Fall
ist, so kommt es nicht mehr zur Regenerierung von GSSG, stattdessen können durch
Disulfidbildung Proteine und Coenzym A inaktiviert werden. Darüber hinaus ist GSSG ein
Inhibitor der Proteinbiosynthese (KÜHLER 1996).
In Bezug auf die Regulation der Glutathionreduktase wurde festgestellt, dass die
Glutathionreduktase und der Mono-Hexosephosphatweg als Lieferant des NADPH negativ
miteinander korrelieren, so dass bei Ausfall der Regeneration von GSSG über NADPH die
Glutathionreduktase einspringt (BRADY et al. 1978).

Glutathion-S-Transferase
Die Glutathion-S-Transferase (E.C. 2.5.1.18.) besteht aus einem Dimer und kommt im
Cytosol und in Mikrosomen von Hepatozyten vor (NAKAZAWA et al. 1996). Beim
Menschen besitzt sie drei Untergruppen. Ihre Hauptaufgabe besteht darin, Xenobiotika durch
Konju-gation mit Glutathion in ihrer Toxizität abzuschwächen und sie wasserlöslicher zu
machen, damit sie leichter ausgeschieden werden können (KÜHLER 1996). So reagieren
Ratten, die vor Versuchsbeginn mit Cadmium behandelt worden waren, auf eine
intraperitoneale In-
jektion mit Ozon und/oder Sauerstoff mit einem Anstieg der GST in
Herz, Niere und Leber. Bei Verabreichung von Sauerstoff steigt die Aktivität in Gehirn.
Cadmium allein erhöht die Aktivität in allen vier genannten Organen. Auffällig dabei ist, dass
- 34 -
Literatur
__________________________________________________________________________________________
die GPX in diesen Organen unverändert bleibt oder sogar in ihrer Aktivität absinkt
(LASZCZYCA et al. 1996).
2.3.3.2 Superoxiddismutasen (SOD)
Bei
den
Superoxiddismutasen
(E.C.
1.15.1.1.)
handelt
es
sich
um
Superoxid-
Oxidoreduktasen. Als Metalloenzyme haben sie verschiedene Metalle in ihrem aktiven
Zentrum, die auch zu einer Einteilung in drei Gruppen genutzt werden (KÜHLER 1996).
I. Cu-Zn-SOD: Kupfer und Zink im aktiven Zentrum
II. Fe-SOD: Eisen im aktiven Zentrum
III. Mn-SOD: Mangan im aktiven Zentrum
Die Cu-Zn-SOD kommt im Cytoplasma, im intermembranösen Raum der Mitochondrien und
nur gering in Lysosomen von Eukaryonten vor, die Fe-SOD ist nur in Prokaryonten und in
Pflanzen anzutreffen und die Mn-SOD ist in Prokaryonten und in der Mitochondrienmatrix
von Eukaryonten zu finden (KÜHLER 1996, NAKAZAWA et al. 1996).
Schon 1938 wurde die SOD nach der Entdeckung im Rinderblut erstmals unter dem Namen
„Hämocuprein“ erwähnt. 1953 wurde ein ähnliches Protein in der Pferdeleber entdeckt, das
„Hepatocuprein“. Es folgte 1959 das menschliche „Cerebrocuprein“ aus dem Gehirn. Die
Funktion wurde 1969 erklärt, seitdem gilt die Bezeichnung Cu-Zn-Superoxiddismutase. Sie
besteht aus einem Dimer von zwei identischen Untereinheiten und hat ein Molekulargewicht
von 32600 (BULKLEY 1987, HARRIS 1992 a). Später folgte auch die Entdeckung der
manganhaltigen SOD in E. coli, Streptococcus mutans und in den Mitochondrien der
Hühnerleber. Sie blieb im Gegensatz zur Cu-Zn-SOD unter der Behandlung von Chloroform
und Ethanol nicht stabil. Zuletzt wurde schließlich in E. coli und in Photobakterien die FESOD entdeckt (KÖNEN 1982).
Alle Superoxiddismutasen reduzieren Superoxide unter Verbrauch von Wasserstoffionen zu
molekularem Sauerstoff und Wasserstoffperoxid (Abb. 11), welches dann von der Katalase
weiter entgiftet wird. Hierbei ist auch die „FENTON chemistry“ von großer Bedeutung
(GUTTERIDGE et al. 1990). Die spontane Zerfallsrate der O2--Radikaldismutation beträgt bei
pH 7,4 ca. 2 x 105 M-1 sec-1. Unter Einwirkung von SOD erhöht sich die Umwandlungsrate
um den Faktor 104 auf 2 x 109 M-1 sec-1 (ZIMMERMANN 1983).
- 35 -
Literatur
__________________________________________________________________________________________
So führt eine gesteigerte Durchblutung mit intakten Erythrozyten und funktionsfähiger
Katalase nach einem Infarkt am isolierten Rattenherz zu einer Verminderung des H2O2 im
Vergleich zu unbehandelten Tieren (BROWN et al. 1989). Auch bei in-vitro Untersuchungen
an isolierten Myozyten von Ratten zeigte sich, dass die Zellen nach Konditionierung sogar in
der Lage waren, alle während einer einstündigen Anoxie entstandenen Superoxidradikale zu
beseitigen (JUVONEN et al. 1997). Die Verstoffwechslung der Superoxidanionen erfolgt in
Mikrosekunden,
das
Reaktionsgleichgewicht
liegt
vollständig
auf
der
Seite
der
Reaktionsprodukte. Sind Superoxidradikale vermehrt vorhanden, so liegt das an der für den
Umsatz zu langsamen Diffusion der Radikale in Reichweite der SOD (ANSORGE u.
GEMKOW 1991).
2 O2-. + 2 H+
O2 + H2O2
Abb. 11: Beseitigung von Superoxiden durch die SOD
Die Unterscheidung der Isoformen des Enzyms erfolgt über die unterschiedliche
Cyanidsensitivität. Dabei reagiert die Cu-Zn-SOD im Gegensatz zur Fe-SOD und zur MnSOD sensibel auf Cyanid (KÖNEN 1982, KÜHLER 1996).
Die Cu-Zn-SOD kommt ubiquitär in allen Säugetierzellen in Konzentrationen von
0,001-0,05 % vor, gehäuft tritt sie in Hepatozyten, der Niere und den Erythrozyten auf. Sie
kommt fast ausschließlich intrazellulär vor, da sie keine Zellmembranen permeieren kann
(TURRENS 1991). Ausnahmen hiervon sind nur bei sehr hohen Konzentrationen und in vitro
möglich. Eine Ausnahme bildet die extrazelluläre Cu-Zn-SOD, die an Endothelzellen
gebunden vorkommt und diesen einen lokalen, wenn auch geringen, Schutz vor Oxidantien
bietet (HALLIWELL 1989).
Auch die Mn-SOD kann „reactive oxygen species“ beseitigen, Superoxidradikale in
nanomolaren und Hydroxylradikale in mikromolaren Konzentrationen. Eine Erhöhung ihrer
Aktivität lässt sich durch Zufütterung von Mangandichlorid erreichen. Hierbei gilt allerdings
die Neurotoxizität von Mangan in hohen Dosen zu beachten (HUSSAIN u. ALI 1999). Bei
der Hepatitis C-Infektion lässt sich in den Monozyten eine erhöhte Konzentration der MnSOD-mRNA feststellen, nicht jedoch in den Hepatozyten selbst. Nach Ausheilung der
Erkrankung ist diese erhöhte Konzentration nicht mehr nachweisbar (LARREA et al. 1998).
Die SOD-Aktivität kann indirekt durch Messung der Autoxidation eines Substrates wie
Adrenalin, Hydroxylamin und Pyrrogallol in Anwesenheit von SOD bestimmt werden.
- 36 -
Literatur
__________________________________________________________________________________________
Mittels der Elektronenspinresonanztechnik kann aber auch eine direkte Messung der übrig
bleibenden freien Radikale aus einer definierten Menge in einer definierten Zeit erfolgen
(KÜHLER 1996). Eine Möglichkeit zur quantitativen Messung der SOD stellt die
„elektrospray ionization mass spectrometry“ (ESIMS) dar, bei der die SOD in einer
glykosilierten Form aus Erythrozyten extrahiert wird (SARASWATHI et al. 1999). In letzter
Zeit sind auch Testkits erhältlich, die zur Identifizierung der SOD Antikörper verwenden.
Bislang können mittels der Antikörper aber nur hohe Konzentrationen der SOD nachgewiesen
werden, so dass sie für die Messung der SOD ausscheiden. Dasselbe gilt für die Messung der
GPX mittels Western Blot und Immunhistochemie, wobei hier die erhältlichen Antikörper
noch nicht vollständig in der Lage sind, die GPX sicher zu identifizieren (YAN et al. 1998).
Eine
Beeinflussung
der
Cu-Zn-SOD-Aktivität
kann
über
eine
diätetische
Kupfersupplementierung erfolgen, was eine Erhöhung der Aktivität bewirkt. Diese Steigerung
der Aktivität lässt sich nur diätetisch hervorrufen, da das Kupfer zellgebunden sein muss, um
die in allen Zellen enthaltenen geringen Mengen einer „schlafenden“ SOD durch Einbau des
fehlenden Kupfers zu aktivieren (HARRIS 1992 a). Bei einer diätetischen Beeinflussung der
SOD-Aktivität sind allerdings tierartliche Unterschiede zu beachten. So beeinflusst eine ZnSupplementierung die Plasmakonzentration zwar bei Kamelen nicht, aber bei Kühen. Eine
Erhöhung der Kupferkonzentration im Plasma bleibt bei beiden Tierarten ohne Effekt auf die
SOD-Aktivität, eine Erhöhung der Plasmakonzentration von Zn erhöht die Aktivität der SOD
bei Kühen, bei Kamelen jedoch nicht (BENGOUMI et al. 1998).
Bislang bei der Tierart Rind durchgeführte Untersuchungen zur SOD-Aktivität beziehen diese
auf den Mililiter Erythrozytenlysat. FÜRLL et al. (1999) sowie SATTLER (2001) stellten bei
gesunden Kühen eine Abhängigkeit der SOD-Aktivität vom Abstand zur Abkalbung fest
(Tab. 7). Kühe mit DA hatten keine signifikant differierenden Aktivitäten, wobei bei Tieren
mit LDA tendenziell geringere Aktivitäten als bei Tieren mit RDA festgestellt wurden.
Weitere, bislang unveröffentlichte Untersuchungen zur SOD-Aktivität haben ergeben, dass
jahreszeitliche Anpassungen vorliegen. So steigt die Aktivität der SOD in den Frühjahrs- und
Sommermonaten an, während sie in den Herbst- und Wintermonaten absinkt (ZAHN u.
FÜRLL 2004). Kühe mit SOD-Aktivitäten <7000 U/ml Erythrozytenlysat gelten als stärker
stoffwechselbelastet als Kühe mit SOD-Aktivitäten von 7-10.000 U/ml Erythrozytenlysat
(SATTLER u. FÜRLL 2002). In Verlaufsuntersuchungen nach operativer Rückverlagerung
des verlagerten Labmagens zeugt ein Anstieg der SOD-Aktivität nach Rückverlagerung bei
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Literatur
__________________________________________________________________________________________
Kühen mit RDA von deutlichem oxidativem Stress, der aber 24 Stunden post operationem
wieder auf die Ausgangsaktivität zurückkehrt.
Tab. 7: SOD-Aktivitäten bei gesunden Kühen und bei Kühen mit DA, abgetragen zum
Abstand post partum (modifiziert nach SATTLER 2001)
Wochen
SOD-Aktivität
(U/ml Erythrozytenlysat)
post partum
Gesunde
Kühe
Kühe
mit DA
1
6700
7500
3
7500
5960
>3
8750
Aufgrund der früh entdeckten antioxidierenden und antiinflammatorischen Eigenschaften
wird die SOD schon seit 1964 als Medikament eingesetzt. HUBER und SAIFER gewannen
„Orgotein“ aus Rinderleberextrakt. Es wird seit langem in der Humanmedizin bei der
rheumatischen Arthritis eingesetzt (HUBER et al. 1980). Es hat dabei, im Gegensatz zur
körpereigenen
SOD,
die
Aufgabe,
Radikale
und
Entzündungskomponenten
im
Extrazellulärraum zu reduzieren. Weitere Beispiele für den Einsatz der Superoxiddismutase
sind die Verminderung von PMA-induzierten Lungenschäden (ALLISON et al. 1988),
Ischämie/Reperfusion während und nach Transplantation von Organen, z. B. Niere (OURIEL
et al. 1985). Eine Langzeitbehandlung mit SOD in Tablettenform ist bislang nicht möglich, da
sie zu über 90 % wieder über den Kot ausgeschieden wird.
2.3.3.3 Katalase
Bei der Katalase (E. C. 1.11.1.6.) handelt es sich um eine Hydrogenperoxid-Oxidoreduktase.
Sie besteht aus einem Tetramer, wobei jede Untereinheit eine Hämgruppe trägt. Sie kann vier
NADPH-Moleküle binden, um sich gegen eine Inaktivierung durch Wasserstoffperoxid zu
schützen. Zu finden ist sie vor allem in aeroben Mikroorganismen, Pflanzen- und Tierzellen,
aber auch in einigen Anaerobiern (KÜHLER 1996). Die Aktivität der Katalase verhält sich
bei den Säugetieren organspezifisch, so ist sie in Leber, Niere und Erythrozyten sehr hoch, in
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Literatur
__________________________________________________________________________________________
Gehirn, Herz und Skelettmuskel dagegen sehr gering (NAKAZAWA et al. 1996). Lokalisiert
ist sie in den Peroxisomen der Zellen. Ihre Aufgabe besteht in der Regulation der
Wasserstoffperoxidkonzentration und damit im Schutz des Hämoglobins und anderer Proteine
mit Sulfhydrylgruppen. Das allgemeine Reaktionsmuster besteht in der Spaltung von
Wasserstoffperoxid in Wasser und Sauerstoff und der Bildung von Wasser aus
Carboxylgruppen einer organischen Verbindung (R-) unter Beihilfe eines Protonendonors (D)
(Abb. 12). Das H2O2 ist gleichzeitig Wasserstoffakzeptor und -donator.
(1)
2 H2O2
(2) R-OOH + D-H2
Katalase
2 H2O + O2
Katalase
H2O + R-OH + D
Abb. 12: Reaktionsschemata der Katalase (modifiziert nach KÜHLER 1996)
Welche Reaktion dabei überwiegt, hängt von der Menge an H2O2 bzw. der Menge des
Protonendonators ab. Gemessen wird die Katalase photometrisch. Wasserstoffperoxid hat im
UV-Bereich eine bestimmte Absorption. Daher kann bei einer Wellenlänge von 240 nm
mittels der Extinktionsabnahme direkt die Spaltung des Wasserstoffperoxids verfolgt werden.
Die Aktivität der Katalase ergibt sich dann aus der Extinktionsabnahme des H2O2 pro
Zeiteinheit (KÜHLER 1996).
2.4
Creatinkinase (CK)
In den dreißiger und vierziger Jahren wurden Creatin, Creatinin und die Creatinkinase (CK)
als dazugehöriges Enzym entdeckt (WYSS u. KADDURAH-DAOUK 2000). Die
Namensgebung erfolgte aufgrund des hohen Gehaltes im Muskelfleisch („kreas“, griech.
„Fleisch“). Die CK ist ein Glykoprotein, das aus zwei Untereinheiten besteht. Im Cytosol sind
die Untereinheiten „M“ („muscle“) und „B“ („brain“) zu finden. Diese Untereinheiten können
miteinander kombiniert auftreten, so dass beim Menschen drei Isoenzyme unterschieden
werden können (KOUFEN u. STARK 2000, TAKAGI et al. 2001), im Muskel die CK-MM,
im Herzen die CK-MB und im Gehirn die CK-BB. Diese Isoenzyme sind beim Tier ebenso
nachweisbar, nur tritt bei diesen die CK-B nicht ins Blut über, so dass die CK als
muskelspezifisch
angesehen
wird.
In
der
Diagnostik
kommt
die
CK-MM
bei
Muskelerkrankungen wie der Dystrophie, die CK-MB beim Myokardinfarkt und die CK-BB
bei Gehirnschäden und Tumoren des Gastrointestinaltraktes zum Einsatz (TAKAGI et al.
- 39 -
Literatur
__________________________________________________________________________________________
2001). Im Labmagen des Rindes tritt hauptsächlich die CK-BB auf (NAURUSCHAT u.
FÜRLL 2002).
Außer den genannten Formen existieren auch noch zwei mitochondriale Isoenzyme:
 CK-“non-sarcomeric“
 CK-“sarcomeric”
Diese dienen als Marker von Muskelerkrankungen und werden aufgrund ihrer molekularen
Größe als „Makro-CK“ bezeichnet (TAKAGI et al. 2001).
Die Messung der Aktivität der CK erfolgt im Serum bei 37 °C; sie wird in U/l angegeben.
Tab. 8: Physiologische Grenzwerte der Creatinkinaseaktivität bei Rindern post partum
(modifiziert nach FÜRLL et al. 2002)
Tage post partum
Physiologische Grenzwerte
der CK-Aktivität (U/l)
3
200
7
125
21
100
Die Aufgabe der CK liegt in der Übermittlung energiereicher Phosphate von Creatinphosphat
auf ADP. Creatinphosphat dient vor allem in der Muskulatur als Energiespeicher, da bei
hoher Beanspruchung und/oder verminderter Versorgung ATP nicht ausreichend nachgebildet
werden kann. Während dieser Phase kann die Regeneration von ADP über Creatinphosphat
erfolgen, das dabei entstehende Creatin kann nachfolgend über die Transphosphorylase
wieder regeneriert werden (WYSS u. KADDURAH-DAOUK 2000).
Die Isoenzyme der CK befinden sich im Cytosol und den Mitochondrien. Eine Freisetzung
aus den Zellen und damit ein Anstieg der Aktivität im Serum erfolgt nur bei Schädigung der
Zellmembranen (ISHIKAWA et al. 1997). Zum Austritt der CK kommt es auch im Rahmen
von oxidativem Stress und Schädigung der Blutgefäße im Rahmen des Ischämie/Reperfusionssyndroms (MAHMOUD u. FORD 1988, REDDY et al. 2000). Zu unterscheiden
ist hier zwischen alleiniger Ischämie, die keine Erhöhung der CK nach sich zieht, und
Ischämie mit nachfolgender Reperfusion, die schon kurze Zeit nach Beginn der Reperfusion
zur Erhöhung bzw. zur Verminderung (s. u.) der Aktivität führt (WYSS u. KADDURAHDAOUK 2000). In Untersuchungen am Hundeherz zeigte sich, dass eine Erhöhung der
Aktivität der CK-MB im Plasma auf einen Infarkt am Herzen hinweist (ISHIKAWA et al.
1997). Dabei sind die Anstiege der Enzymaktivität mit histologisch sichtbaren Nekrosen am
- 40 -
Literatur
__________________________________________________________________________________________
Herzen positiv korreliert. Bei Rindern kann auch körperlicher Stress, wie Bewegung und
Transport, zu einem Anstieg der Aktivität der CK führen, der auch 24 h nach der Bewegung
noch nachweisbar bleibt, während alle anderen Parameter sich wieder normalisiert haben
(HILL et al. 1992).
Eine Herabsetzung der Enzymaktivität kann durch Freisetzung von Radikalen erfolgen.
Hierbei erfolgt durch Wasserstoffperoxid und Superoxidanionen eine dosisabhängige
Verringerung der Aktivität, die im Falle des H2O2 durch die Katalase und im Falle der O2.durch die Superoxiddismutase wieder normalisiert werden kann. Die verminderte Aktivität
beruht auf der Inaktivierung der Sulfhydrylgruppen der CK (GENET et al. 2000). Durch
Zugabe von Radikalfängern und durch Schutz der Sulhydrylgruppen kann die Aktivität der
CK bewahrt werden (KOUFEN u. STARK 2000, REDDY et al. 2000). Die Entstehung der
Radikale und die Inaktivierung der CK erklären den Abfall der Enzymaktivität im Ischämie/Reperfusionssyndrom. Um den positiven Effekt der CK, die Bereitstellung von Energie,
wieder herzustellen, kann reduziertes Glutathion therapeutisch eingesetzt werden (REDDY et
al. 2000).
Bei Übertragung der Kenntnisse auf die Ätiologie und den Verlauf der Labmagenverlagerung
des Rindes ist bei den Tieren die häufig vorausgehende Schwergeburt mit Schädigung im
Bereich der Muskulatur, der oxidative Stress bei Geburt und Transport (GROTH u.
GRÄNZER 1975) sowie der Einfluss von Operation (AUTEFAGE et al. 2000) und
Rückverlagerung des Labmagens im Sinne von Ischämie/Reperfusion als Einflussfaktoren auf
die Aktivität der CK zu nennen. So ist bei Kühen mit späterer Labmagenverlagerung am
dritten Tag post partum sowie bei Hypocalcämie und Gebärparese eine deutlich höhere
Aktivität der CK als bei gesunden Kühen festzustellen (NAURUSCHAT u. FÜRLL 2002).
3.
Eigene Untersuchungen: Tiere, Materialien und Methoden
3.1
Tiere
Die untersuchten Tiere stammen aus dem Patientengut der Medizinischen Tierklinik der
Veterinärmedizinischen Fakultät der Universität Leipzig. Es handelte sich dabei um
zweieinhalb bis sechs Jahre alte Kühe der Rasse Holstein-Friesian, meist in einer Kreuzung
mit schwarzbunten standorttypischen Tieren aus umliegenden Betrieben, die aufgrund einer
DA überwiesen wurden.
- 41 -
Eigene Untersuchungen
__________________________________________________________________________________________
3.2
Versuchsanordnung, Gruppeneinteilung und Versuchsdurchführung
Die in die Medizinische Tierklinik eingewiesenen Kühe wurden klinisch untersucht. Bestand
eine DA, wurden die Tiere umgehend der operativen Rückverlagerung des Labmagens
zugeführt. Dabei handelte es sich um eine Laparotomie in der rechten Flanke mit lateraler
Omentopexie im Bereich des Pylorus. Zur Schmerzausschaltung im Operationsbereich
erhielten die Kühe eine Leitungsanästhesie (Paravertebralanästhesie) sowie einen reversen LBlock.
Die Gruppeneinteilung der Kühe erfolgte nach Art der DA (linksseitig und rechtsseitig ohne
und mit Torsion; LDA, RDA sT, RDA cT) und nach dem aufsteigenden Schweregrad (LDA
2, LDA 3). Bei ausgewählten Parametern erfolgte zusätzlich die Beurteilung der Gruppen
nach dem zeitlichen Abstand zum Partus der einzelnen Kühe (Tab. 9).
Tab. 9: Gruppeneinteilung der Kühe nach Art und Schweregrad der DA und nach dem
Abstand zum Partus
≤ 28 Tage
> 28 Tage
post partum
post partum
37
24
13
LDA
22
17
5
LDA 2
9
8
1
LDA 3
13
9
4
RDA
15
7
8
RDA sT
4
3
1
RDA cT
11
4
7
Gruppe
Anzahl der Tiere
Alle Tiere
Da von allen Tieren Blutproben aus der peripheren V. jugularis und Blutproben aus den
viszeralen
Venen
des
Labmagens
gewonnen
wurden,
erfolgte
zusätzlich
zur
Gruppeneinteilung noch die Beschreibung der Herkunft des Blutes in Form von „p“ und „lm“.
Zusatzbefunde neben der bestehenden DA wurden entsprechend der Lokalisation erhoben,
Befunde am Genitale beinhalteten Puerperalstörungen wie Retentio secundinarum und
Endometritiden. Erkrankungen des Euters fassten Mastitiden und Verletzungen des Euters
zusammen. Arthritiden, Verletzungen und Entzündungen an den Klauen bildeten die Gruppe
der Erkrankungen der Gelenke und der Klauen. Außerdem wurden Erkrankungen der
- 42 -
Eigene Untersuchungen
__________________________________________________________________________________________
Atemwege, wie Pneumonien und sonstige Erkrankungen, wie Ektoparasitosen und tumoröse
Umfangsvermehrungen erfasst.
3.3
Material
3.3.1
Blutentnahme aus der V. jugularis
Die Kühe erhielten vor der Operation einen Venenverweilkatheter (Splittocan, Fa. BRAUN,
MELSUNGEN) in die V. jugularis, aus dem die Blutentnahmen vor, während und nach der
Operation erfolgten.
Vor der Operation wurden die Blutproben für die klinisch-chemischen Parameter β-HydroxyButyrat (BHB), Cholesterol, Gesamt-Bilirubin, Glutamat-Dehydrogenase (GLDH), AspartatAmino-Transferase (ASAT), Totalprotein sowie Harnstoff und die Ausgangswerte der TEACKonzentrations-Verlaufsuntersuchung
gewonnen.
Verwendet
wurden
dazu
sterile
Glasröhrchen ohne Zusatz zur Serumgewinnung für die klinisch-chemischen Parameter sowie
heparinisierte Kunststoffröhrchen zur Plasmagewinnung für die TEAC-Konzentrationen.
Unmittelbar vor der Rückverlagerung wurden nachfolgend genannte Proben entnommen:
 heparinisierte Blutprobe zur Gewinnung von Plasma zur Bestimmung der TEACKonzentrationen, der CK-Aktivitäten, der Lactat- und Chloridkonzentrationen
 heparinisierte
Blutprobe
zur
Herstellung
eines
Erythrozytenpellets
zur
Aktivitätsbestimmung von SOD, GPX und Hämoglobinkonzentration (Hb) im
peripheren Blut
Nach der Rückverlagerung des Labmagens wurden nachfolgend genannte Blutproben
gewonnen:
 acht Stunden lang halbstündige Entnahme einer heparinisierten Blutprobe aus dem
Venenkatheter der V. jugularis zur Verlaufsuntersuchung der TEAC-Konzentration
post operationem im peripheren Blut
 bei LDA zusätzlich 10 und 12 Stunden p. op., bei RDA zusätzlich 10, 12, 14 und 16
Stunden p. op. heparinisierte Blutprobe zur TEAC-Verlaufsuntersuchung
3.3.2 Blutentnahme am Labmagen
- 43 -
Eigene Untersuchungen
__________________________________________________________________________________________
Die Blutentnahme am Labmagen erfolgte durch Punktion der Venen im Bereich des Pylorus
(V. gastrica dextra, Rr. gastrici et epiploici der V. gastroepiploica dextra) unmittelbar (<1min)
nach Rückverlagerung intra operationem:
 heparinisierte Blutprobe aus oben genannten Venen zur Gewinnung von Plasma zur
Bestimmung
der
TEAC-Konzentration,
CK-Aktivität,
Lactat-
und
Chlorid-
konzentrationen
 heparinisierte
Blutprobe
zur
Herstellung
von
Erythrozytenpellets
und
zur
Aktivitätsbestimmung von SOD, GPX und Hämoglobinkonzentrationen im venösen
Labmagenblut
3.4
Probenaufbereitung
Die Probenaufbereitung beschränkte sich bis zur Bearbeitung der Proben auf die Gewinnung
von Serum, Plasma und die Herstellung von Erythrozytenpellets.
3.4.1
Gewinnung von Serum
Zur Gewinnung des Blutserums wurden die Proben für zehn Minuten bei 3800 g zentrifugiert.
Anschließend wurde das überstehende Serum in Eppendorfgefäße abpipettiert. Die
Probenbestimmung der klinisch-chemischen Parameter fand direkt im Anschluss an die
Entnahme ohne Zwischenlagerung statt.
3.4.2
Gewinnung von Plasma
Nach Entnahme der heparinisierten Blutprobe wurde diese etwa 30 Minuten bei  4 °C
gekühlt. Anschließend wurde sie zweimal zehn Minuten bei 1450 g zentrifugiert. Das
überstehende Plasma wurde in Eppendorfgefäße pipettiert und bis zur Probenbearbeitung bei
-21 °C gelagert.
3.4.3
Herstellung von Erythrozytenpellets
Die heparinisierten Blutproben wurden bei 4 °C gekühlt und zentrifugiert, wie die zur
Gewinnung von Plasma. Anschließend wurde auch hier das Plasma abpipettiert und der
- 44 -
Eigene Untersuchungen
__________________________________________________________________________________________
Leukozytensaum abgesaugt. Das nun entstandene Erythrozytenpellet wurde bis zur weiteren
Bearbeitung bei -21 °C gelagert.
3.5
Probenbestimmung
Alle Proben wurden vor weiterer Bearbeitung bei Zimmertemperatur aufgetaut und
homogenisiert. Aus dem Serum wurden die klinisch-chemischen Parameter BHB,
Cholesterol, Gesamt-Bilirubin, GLDH, ASAT, Totalprotein, Harnstoff, Natrium und Kalium
bestimmt. Die Messung der Lactat- und Chloridkonzentration, der CK und der TEACKonzentration erfolgte im Plasma. Die Aktivitäten der SOD und der GPX sowie die
Konzentration des Hämoglobins wurden im Erythrozytenpellet bestimmt.
3.5.1 Klinisch-chemische Untersuchungsmethoden
Die Bestimmung der klinisch-chemischen Parameter im Blutserum sowie die Bestimmung
von CK-Aktivität, Lactat- und Chloridkonzentration im Plasma wurden im Labor der
Medizinischen Tierklinik der Veterinärmedizinischen Fakultät der Universität Leipzig
durchgeführt. Die für die Analysen verwandten klinisch-chemischen Untersuchungsmethoden
sind in Tabelle 10 dargestellt. Zusätzlich erfolgte die Angabe der Referenzbereiche, welche
zur Auswertung der Untersuchungsmethoden benutzt wurden.
Die Labormethoden wurden täglichen laborinternen Kontrollen mittels Precinorm und
Precipath (Fa. BOEHRINGER, MANNHEIM) sowie Kontrollseren der Fa. RANDOX,
KREFELD hinsichtlich ihrer Präzision unterzogen (relative Streuung 1,3-4,1%). Zusätzlich
wurden
extern
durchgeführte
monatliche
Ringkontrollen
durch
das
Labor
der
Veterinärmedizinischen Reichsuniversität Utrecht, Leitung Prof. Dr. Th. WENSING,
untersucht.
Die Aktivitätsbestimmung der Enzyme erfolgte am Hitachi 704 bei 37°C.
Tab. 10:
Darstellung der klinisch-chemischen Parameter, deren Bestimmungsmethoden
und dafür verwandte Geräte sowie Referenzbereiche der Parameter (KRAFT u.
DÜRR 1999)
- 45 -
Eigene Untersuchungen
__________________________________________________________________________________________
Parameter
Fettstoff-
Einheit
Gerät
Methode
Referenzbereich
BHB
mmol/l
Hitachi 704 UV-Methode
2
bis 0,6
Cholesterol
mmol/l
Hitachi 704 CHOD-PAP-Methode
1
2,5-4,5
U/l
Hitachi 704 Optimierte Standard-
1
bis 80
1
bis 10
wechsel
ASAT
methode der DGKC
Leberstoffwechsel
GLDH
U/l
Hitachi 704 Enzymatischer Test
Gesamt-
μmol/l
Hitachi 704 nach JENDRASSIK u. 2
GROFF
Bilirubin
Eiweiss-
2-5
TP
g/l
Hitachi 704 Biuret-Methode
1
68-80
Harnstoff
mmol/l
Hitachi 704 Kinetischer UV-Test
1
3,3-5,0
Chlorid
mmol/l
1*
Colometrische Titration
90-110
mmol/l
KNa 2
Ionensensitive
135-157
stoffwechsel
Mineral-
Natrium
Elektrode
stoffwechsel
Kalium
mmol/l
KNa 2
Ionensensitive
3,5-4,5
Elektrode
CK
U/l
Hitachi 704 2*
1
bis 250
Lactat
mmol/l
Hitachi 704 Spektrophotometrische
3*
0,5-2,0
Messung
1 = Fa. BOEHRINGER, MANNHEIM, 2 = Fa. RANDOX, KREFELD, 1* = Ciba Corning Chloride
Analyser 925, 2* = NAC aktivierte optimierte Standardmethode der DGKC, 3* = Fa. SIGMA ALDRICH,
TAUFKIRCHEN
3.5.2
Superoxiddismutase (SOD)
Superoxiddismutasen sind Metalloenzyme mit Anteilen von Cupfer und Zink (Cu/Zn), Eisen
(Fe) oder Mangan (Mn). Sie katalysieren die Umwandlung von Superoxidanionen O2•- unter
Anwesenheit von Kationen H+ zu Wasserstoffperoxid H2O2 und Sauerstoff O2. Bestimmt
wurden ihre Aktivitäten mit Hilfe des Testkits SOD 525 der Fa. OXIS/BIOXYTECH,
PORTLAND/USA, bestehend aus Reagenz 1 (R1), Reagenz 2 (R2) und Puffer.
Hierbei enthält R1 Superoxidanionen in wässriger alkalischer Lösung, die in diesem Fall
durch im Erythrozytenpellet vorhandene Cu-Zn-SOD zu einem Chromophor umgewandelt
werden, das am Beckman-Photometer bei 525 nm die höchste Absorptionsrate besitzt.
Eventuell vorhandene Fe- und Mn-SOD wurden vor der Messung durch Zugabe eines
- 46 -
Eigene Untersuchungen
__________________________________________________________________________________________
Extraktionsgemisches
aus
Ethanol
und
Chloroform
inaktiviert.
Interferenzen
im
Erythrozytenpellet durch Mercaptane, wie reduziertes Glutathion wurden durch Zugabe von
R2 in einer Alkylierungsreaktion beseitigt. Die Messungen fanden am Beckman-UVSpektralphotometer DU 640 des Institutes für Pharmakologie, Pharmazie und Toxikologie der
Veterinärmedizinischen Fakultät der Universität Leipzig statt.
Im Rahmen der Probenvorbereitung wurden die Pellets bei Zimmertemperatur langsam
aufgetaut und gründlich gemischt. 100 µl des Pellets und 400 l etwa 3 °C kaltes Aqua bidest.
wurden gemischt. Darauf folgte die Zugabe von 400 µl etwa 3 °C kaltem Extraktionsgemisch
zu 250 µl des Erythrozytenlysates. Nach weiterer gründlicher Mischung wurde die Probe bei
3000 g und 4 °C zehn Minuten zentrifugiert. Schließlich wurde der Überstand abpipettiert, der
für die Aktivitätsbestimmung maßgeblich ist.
Zur Messung wurden jeweils 40 µl Aqua bidest. (zur Bestimmung des Leerwertes Vs; s. u.)
bzw. 40 µl des Überstandes (Probenflüssigkeit) mit 900 µl Puffer des Testkits SOD-525 von
37 °C gemischt. Danach erfolgte die Zugabe von 30 µl R2 und eine einminütige Inkubation
bei 37 °C, bevor die Probe nach Zugabe von 30 µl R1 sofort im Beckman-Photometer bei
525  2 nm über eine Minute im Fünf-Sekunden-Takt gemessen wurde.
Gemessen wird der zeitliche Verlauf der Umwandlung des O2•¯. Als bestehende Aktivität
wird der Bereich definiert, in dem eine gleichbleibende Menge der Umwandlung, dargestellt
durch konstante Steigung in der Absorptionsänderung in Abhängigkeit von der Zeit,
Absorption bei 525 nm
stattfindet (Abb. 13).
0,45
0,4
0,35
0,3
0,25
0,2
0,15
0,1
0,05
0
0,31
0,13
Zeit (Minuten)
0
Abb. 13:
1
0,2
0,3
0,4
0,5
0,6
0,7
0,8
0,9
Beispiel-Kurve: Absorption zur Zeit im Bereich gleichbleibender/linearer
Steigung und daraus resultierendem Vc bzw.Vs
Die Umwandlung durch die Probe (Vc) wird im Verhältnis zur Umwandlung durch Wasser
(Vs) angegeben. Die Steigung berechnet sich wie folgt.
(Y2-Y1)
(0,31-0,13)
----------- = --------------
= 0,6
- 47 -
Eigene Untersuchungen
__________________________________________________________________________________________
(X2-X1)
(0,7-0,4)
Das Verhältnis Vs zu Vc verhält sich zur Aktivität der SOD wie nachfolgend erläutert.
(SOD)
Vs/Vc= 1 + ----------------- x (SOD) +
Vs = Messergebnis der Probe, die SOD enthält (A/min)
Vc = Durchschnitt von zwei Leerwerten (A/min)
SOD = SOD-Aktivität der Probe, ausgedrückt in SOD-252 Units
 = dimensionsloser Koeffizient
Erfahrungswert:  = 0,073
 = Koeffizient mit der Einheit SOD-252 Units
hier:  = 0,93 SOD Units
Löst man die Formel nach der SOD auf, lässt sich die Aktivität berechnen.
0,93 x ( Vs/Vc - 1)
(SOD) = --------------------------1,073 x 0,073 x (Vs/Vc)
Nach Multiplikation dieser Aktivität mit der Verdünnung des Pellets ergibt sich die Aktivität
der Probe in Units pro Liter Erythrozytenpellet (U/l). Um die Messungen für alle Proben bzw.
Erythrozytenpellets zu standardisieren, wurde diese Aktivität in Bezug auf das in der Probe
vorhandene, gesondert bestimmte Hämoglobin (Hb) angegeben, in U(SOD)/g Hb.
Vor Beginn der eigenen Untersuchung wurden Zehnfachbestimmungen durchgeführt. Zum
Zeitpunkt dieser Messreihe lag die relative Streuung für die SOD-Aktivitäten bei 3,95 %.
3.5.3
Glutathionperoxidase (GPX)
Die GPX wurde nach der UV-Methode nach PAGLIA und VALENTINE (1938) mit Hilfe
des Testkits der Firma RANDOX RANSEL KREFELD im Erythrozytenpellet bestimmt. Die
Bestimmung der GPX-Aktivitäten in einem bestimmten Substratvolumen erfolgte hierbei
durch Absorptionsabnahme nach Zugabe von Cumenhydroperoxid und Reagenz am
kinetischen Meßplatz MKE 5081 der Fa. Eppendorf der Medizinischen Tierklinik der
Veterinärmedizinischen Fakultät der Universität Leipzig bei 340 nm und 37 °C.
Die GPX katalysiert die Oxidation von Glutathion (GSH) zu Cumenhydroperoxid (R-OOH).
Dabei entsteht oxidiertes Glutathion (GSSG). Unter Anwesenheit der Glutathionreduktase
- 48 -
Eigene Untersuchungen
__________________________________________________________________________________________
und Nikotinamidadenindinukleotidphosphat (NADPH+) wird dieses GSSG wieder zu
Glutathion (GSH) reduziert, wobei NADPH + H+ als Reduktionsmittel dient. Es entsteht
NADP+. Daraus resultiert schließlich die Absorptionsabnahme im UV-Meßbereich.
Der Reaktionsablauf wird in Abb. 14 schematisiert dargestellt.
2GSH
(Reagenz)
GPX
(Probe)
+
R-OOH
----------------------
(Cumenhydroperoxid)
Glutathionreduktase
(Reagenz)
+
GSSG + NADPH+H
-------------------------
(Reagenz)
GSSG + ROH + H2O
2GSH
NADP+
+
Abb.14: Reaktionsablauf der Aktivitätsbestimmung der GPX (nach RANSEL-GlutathionPeroxidase)
Zur
Vorbereitung
Zimmertemperatur
der
Messung
aufgetaut
und
wurden
30
die
sec
Erythrozytenpellets
gemischt.
Danach
langsam
erfolgte
die
bei
erste
Probenverdünnung mit der Verdünnungslösung (100 µl + 3000 µl) mit gründlichem Mischen.
Daraufhin wurde die zweite Probenverdünnung mit Verdünnungslösung 1 + 9 durchgeführt
und wiederum gemischt.
In der
Zwischenzeit
wurden Reagenz, Kontrolle und
Cumenhydroperoxid nach Vorschrift gelöst. Die eigentliche Messung erfolgte in Banden mit
jeweils sechs Küvetten. Dabei nahmen in jedem zweiten Durchgang Aqua bidest. (H2O) und
Kontrolle die ersten beiden Küvetten in Anspruch. Vor der Messung wurden jeweils 20 µl der
zweiten Probenverdünnung in die Küvetten vorgelegt. Daraufhin folgte im Fünf-SekundenTakt die Zugabe von 1000 µl Reagenz und ein Mischen von fünf Sekunden. Eine Minute nach
Zugabe des ersten Reagenz wurde mit der Zugabe von 40 µl Cumenhydroperoxid im FünfSekunden-Takt begonnen, woraufhin die Proben dann wieder fünf Sekunden gemischt
wurden. Zwei Minuten nach Beginn der Reagenzzugabe erfolgte die Messung im oben
genannten
Photometer,
auch
hier
im
Fünf-Sekunden-Takt.
Dabei
wurde
die
Absorptionsänderung in drei Phasen über eineinhalb Minuten verfolgt, woraus schließlich die
Differenzen und aus den Differenzen der Mittelwert gebildet wurden. Die GPX-Aktivität,
angegeben in U/l, berechnet sich dann wie im Folgenden erläutert.
GPX (U/l) = 8576 x VDF 1 x VDF 2 x (E - E0)
- 49 -
Eigene Untersuchungen
__________________________________________________________________________________________
VDF 1 : - Verdünnungsfaktor der ersten Verdünnung
 hier: VDF 1 = 31
(100 + 3000)
VDF 2 : - Verdünnungsfaktor der zweiten Verdünnung
 hier: VDF 2 = 10
(1 + 9)
E : - Mittelwert der Extinktionsänderung der Probe
E0 : - Mittelwert der Extinktionsänderung von Wasser
 Leerwert
Um eine feste Bezugsgröße zu haben und um Ungleichmäßigkeiten des Erythrozytenpellets
auszugleichen, wird die GPX auf die im Erythrozytenpellet vorhandene Konzentration an
Hämoglobin bezogen (s. u.).
Die GPX-Aktivität pro Gramm Hämoglobin im Erythrozytenpellet berechnet sich wie folgt:
GPX ( U/g Hb) = GPX (U/l) x 0,6207 : ( 10 x Hb (mmol/l))
Vor Beginn der eigenen Untersuchung wurden Zehnfachbestimmungen durchgeführt. Zum
Zeitpunkt dieser Messreihe lag die relative Streuung für die GPX-Aktivitäten bei 3,25%.
3.5.4
TEAC-Konzentration
Die Bestimmung der „Trolox equivalent antioxidative capacity“ -Konzentration im
Blutplasma erfolgte mittels der Extinktionsänderung einer ABTS-Gebrauchslösung durch die
Probe im Rahmen einer photometrischen Messung. Die Messungen wurden am UVSpektralphotometer DU 640 der Fa. BECKMAN, KREFELD auf der Grundlage der von
MILLER et al. (1996) beschriebenen Methode im Labor des Instituts für Pharmakologie,
Pharmazie und Toxikologie der Veterinärmedizinischen Fakultät der Universität Leipzig
durchgeführt.
Die Gebrauchslösung aus 5 mM ABTS (2,2’-Azino-bis (3-ethylbenz-thiazoline-6sulphonic
acid) diammonium salt (Fa. SIGMA-ALDRICH, TAUFKIRCHEN)) mit MnO2 (Manganese
Dioxide, Activated, Fa. SIGMA-ALDRICH, TAUFKIRCHEN) und PBS-Puffer (5mM,
pH 7,4) besitzt ein ABTS+-Kation und eine tiefgrüne Farbe. Wird das Kation durch die
antioxidative
Fähigkeit
von
TROLOX
(6-Hydroxy-2,5,7,8-tetramethylchroman-2-
carbonsäure) (Fa. SIGMA-ALDRICH) oder der Probe weggefangen („scavenge“), erfolgt
eine Aufhellung der Gebrauchslösung, die photometrisch gemessen werden kann. Dabei wird
- 50 -
Eigene Untersuchungen
__________________________________________________________________________________________
zuerst eine Eichkurve erstellt, indem TROLOX in unterschiedlichen Konzentrationen einer
0,0-2,5 mM/l-Lösung in einer Menge von 10 µl zu 990 µl einer ABTS+-Gebrauchslösung, die
am Beckman-Photometer bei 30 °C eine Extinktion von 0,7  0,02 nm besitzt, zugegeben
wird, 30 Sekunden auf dem Vortex gemischt und nach einer Minute im Photometer gemessen
wird. So erhält man für jede Troloxkonzentration eine bestimmte Extinktionsänderung der
Gebrauchslösung. Trägt man die Konzentrationen von TROLOX auf der X-Achse und die
Werte der Extinktionsänderung auf der Y-Achse ab, so erhält man eine Gerade der Gleichung:
y = a x + b (a; b: Variable). Mit Hilfe dieser Gleichung wird es nach Umstellung in die Form
x = ( y - b ) : a möglich, jede Probe, die langsam aufgetaut, gemischt und genauso wie zuvor
das TROLOX gemessen wurde, einer bestimmten Troloxkonzentration zuzuordnen, einem
Trolox-Äquivalent also. Die TEAC-Konzentration wurde angegeben in µmol/l.
Vor Beginn der eigenen Untersuchung wurden Zehnfachbestimmungen durchgeführt. Zum
Zeitpunkt dieser Messreihe lag die relative Streuung für die TEAC-Konzentrationen bei
2,11%.
3.5.5
Hämoglobin (Hb)
Die Bestimmung der Hämoglobinkonzentration im Erythrozytenpellet wurde nach langsamem
Auftauen der Pellets bei Zimmertemperatur und deren Verdünnung (1:2) mit Aqua bidest. am
Zellcounter M901V der Fa. MÖLAB HILDEN nach der Cyanhämoglobinmethode im Labor
der Medizinischen Tierklinik durchgeführt. Die Angabe der Konzentration des Hämoglobins
erfolgte standardmäßig in mmol/l .
3.6
Statistische Auswertung
Die statistische Auswertung erfolgte mit Hilfe des Computerprogramms „SPSS 10.0“. Dem
Test auf Normalverteilung liegen die Verfahren von Kolmogorov-Smirnov und Shapiro-Wilk
zugrunde. Für die jeweiligen Parameter wurden insgesamt und in den Gruppen Mittelwert und
Standardabweichung bzw. bei fehlender Normalverteilung jeweils Medianwert, 1. und 3.
Quartil berechnet. Der U-Test nach Mann-Whitney wurde als nicht-parametrischer Test
genutzt, um zu prüfen, ob zwei unabhängige Stichproben aus der gleichen Grundgesamtheit
stammen. Dies ist besonders beim Vergleich der Proben aus dem peripheren Blut mit den
Proben aus den Venen des Labmagens von Bedeutung. Die Korrelationen in und zwischen
den Gruppen wurden nach Spearman berechnet. Signifikante Unterschiede wurden in den
graphischen Darstellungen durch Pfeile zwischen den betreffenden Gruppen gekennzeichnet.
- 51 -
Eigene Untersuchungen
__________________________________________________________________________________________
Zur Auswertung der TEAC-Konzentrations-Verläufe wurde die Einzeldarstellung der Tiere
gewählt, um die individuellen Abläufe zu veranschaulichen.
4.
Ergebnisse
Die Tiere der vorliegenden Untersuchung wurden in sechs Gruppen eingeteilt. Neun Tiere
bildeten die Gruppe der LDA 2, die Gruppe der LDA 3 bestand aus 13 Tieren,
zusammengefasst stellten sie die Gruppe aller LDA (n=22) dar. Die Tiere mit rechtsseitiger
- 52 -
Ergebnisse
__________________________________________________________________________________________
DA wurden nach Verlagerungen ohne Torsion (RDA sT; n=4) und Verlagerungen mit
Torsion (RDA cT; n=11) unterteilt. Zusammen bildeten sie die Gruppe aller Tiere mit RDA,
die 15 Tiere beinhaltete (Tab. 9).
Bei
der
klinischen
Untersuchung
fiel
auf,
dass
die
Tiere
mit
LDA
außer
Indigestionserscheinungen weitestgehend unauffällig waren, während die Tiere mit RDA eine
deutlichere Beeinflussung des Allgemeinbefindens und des Kreislaufes (verminderte
Hautelastizität, Enophtalmus, verlängerte Kapillarfüllungszeit, vermindertes Blutangebot der
V. jugularis) aufwiesen. Elf Kühe zeigten erhöhte Pulsfrequenzen (30 %), innerhalb der LDA
sechs Kühe (27 %), innerhalb der RDA fünf Kühe (33 %) (Tab.11).
Tab. 11: Pulsfrequenzen, Atmungsfrequenzen und Rektaltemperaturen innerhalb der Gruppen der
linksseitigen Verlagerungen 2. (LDA 2) und 3. Grades (LDA 3) sowie der rechtsseitigen
Verlagerungen ohne (RDA sT) und mit Torsion (RDA cT) (Median, 1. und 3. Quartil)
Gruppen
LDA 2
(n=9)
LDA 3
(n=13)
RDA sT
(n=4)
RDA cT
(n=11)
Pulsfrequenz
(Schläge pro Minute)
72
(66; 80)
68
(56; 76)
80
(72; 101)
66
(59; 77)
Atmungsfrequenz
(Züge pro Minute)
24
(22; 32)
24
(22; 32)
22
(20; 27)
20
(20; 24)
39,4
(39,3; 39,5)
38,9
(38,6; 39,7)
Rektaltemperatur (°C)
39,1
38,7
(38,8; 39,4) (38,4; 38,9)
Neben der Dislocatio abomasi wurden zusätzliche Erkrankungen des Genitaltraktes (59 %
aller Tiere) in Form eines gestörten Puerperiums, Mastitiden (16 % aller Tiere), Klauen- und
Gelenkserkrankungen (38 % aller Tiere), Erkrankungen der Atemwege (8 % aller Tiere)
sowie sonstige Erkrankungen (11 % aller Tiere) wie Ektoparasitenbefall, Dekubitus und
Umfangsvermehrungen festgestellt (Tab. 12). Dabei zeigten Kühe mit LDA (73 %)
signifikant häufiger (p<0,05) Erkrankungen des Genitale als Kühe mit RDA (40 %).
Tab. 12:
Anzahl der Kühe, die jeweils zusätzliche Erkrankungen des Genitale, des Euters, der
Klauen und Gelenke, der Atemwege oder sonstige Erkrankungen aufwiesen
Erkrankungen des
LDA 2
LDA 3
(n=9)
(n=13)
(n=4)
(n=11)
8
8
3
3
- 53 -
RDA sT RDA cT
Ergebnisse
__________________________________________________________________________________________
Genitale
Erkrankungen des
Euters
Erkrankungen der
Klauen und Gelenke
Erkrankungen der
Atemwege
Sonstige
2
2
1
1
5
5
2
2
1
2
2
Erkrankungen
1
Die Abkalbung lag bei 70 % aller Tiere weniger als 28 Tage zurück. Bei den Tieren mit LDA
befanden sich 73 % der Tiere innerhalb der ersten vier Wochen post partum, bei den RDA lag
die Geburt bei 33 % auch länger zurück. Der Abstand zum Abkalbedatum und das Alter der
Tiere werden bei der Diskussion der einzelnen Parameter berücksichtigt.
Während des Zeitraumes dieser Studie (bis 16 h post operationem) traten bei den operierten
Tieren keine Komplikationen auf. Bereits am ersten Tag nach der Operation zeigten 23 Kühe
eine vollständige Aufnahme der Futterration und Wasseraufnahme, physiologische
Pansenbewegungen (8-12 in 5 Minuten), Wiederkäuen und Kotabsatz. Bei sechs Kühen war
dies bis zum dritten Tag post operationem der Fall, bei vier Kühen dauerte es bis zu einer
Woche nach der Operation. Vier Kühe mussten nach ein bis zwei Wochen wegen ihres
schlechten klinischen Zustandes euthanasiert werden. Sie stammten aus den Gruppen LDA 2
(n=2), LDA 3 (n=1) und RDA cT (n=1). Bei ihrer nachfolgenden pathologischen
Untersuchung wurde bei allen vier Tieren eine hochgradige degenerative Leberverfettung
festgestellt. Hinzu kamen Thromben der Aa. pulmonales, Peritonitiden sowie Ulzerationen
des Labmagens und des Duodenums.
4.1
Klinisch-chemische
Parameter
des
Mineralstoffwechsels
- 54 -
Fett-,
Leber-
und
Eiweiss-
und
Ergebnisse
__________________________________________________________________________________________
Die BHB-Konzentrationen der Gruppen alle Tiere, alle LDA, LDA 2, LDA 3 sowie RDA sT
lagen über dem physiologischen Bereich (< 0,6 mmol/l) (Tab. 13), nur die RDA cT zeigten
keine erhöhten Konzentrationen.
Die Cholesterolkonzentrationen befanden sich in allen Gruppen außer den RDA sT unterhalb
des Referenzbereiches (< 2,5 mmol/l). Die Gruppen der Tiere mit RDA hatten höhere
Cholesterolkonzentrationen
als
die
Gruppen
mit
LDA
(Tab.
13),
die
Cholesterolkonzentrationen der LDA 3 waren signifikant niedriger als die der RDA cT
(p<0,01).
Die Bilirubinkonzentrationen überstiegen bei allen Tieren den physiologischen Bereich (2-5
μmol/l), bei 54 % lagen sie sogar über 15 μmol/l, die Konzentrationen der Gruppe der RDA
cT lagen niedriger als die der anderen Gruppen (Tab. 13).
Die Aktivitäten der GLDH waren in allen Gruppen erhöht (>50 U/l), zwischen den Gruppen
konnten aber keine statistisch gesicherten Unterschiede festgestellt werden (Tab. 13). Die
Gruppen der Kühe mit LDA 2 und RDA cT zeigten die höchsten Aktivitäten.
Die Aktivitäten der ASAT überschritten ebenfalls in allen Gruppen den Referenzbereich (<80
U/l). Die Tiere der Gruppen LDA 2 sowie RDA sT besaßen höhere Aktivitäten der ASAT als
die Gruppe der LDA 3 (Tab. 13).
Die Konzentration des Totalproteins (TP) befand sich in allen Gruppen innerhalb des
physiologischen Bereiches (68-80 g/l) (Tab. 13), nur 22 % aller Tiere lagen darüber.
Die Harnstoffkonzentrationen der Gruppen alle RDA und RDA cT lagen über dem
Referenzbereich (3,3-5,0 mmol/l) (Tab. 13), von den Tieren mit LDA hatten nur 35 % erhöhte
Harnstoffkonzentrationen, von den Kühen mit RDA cT 73 %.
Die Kaliumkonzentrationen lagen nur in der Gruppe aller LDA und der LDA 2 im
Referenzbereich (3,5-4,5 mmol/l), in allen anderen Gruppen darunter, die Gruppen der RDA
besaßen niedrigere Kaliumkonzentrationen, die Gruppe der RDA cT wies signifikant
geringere Konzentrationen als die Gruppe der LDA 2 auf (p<0,01) (Tab. 13).
Die Natriumkonzentrationen der Gruppen alle RDA und RDA cT waren erniedrigt, die
Gruppen der Tiere mit LDA und RDA sT befanden sich im Referenzbereich (135-157
mmol/l) (Tab. 13).
Tab. 13: Darstellung der klinisch-chemischen Parameter β-Hydroxybutyrat (BHB), Cholesterol
(Chol.), Gesamt-Bilirubin, Glutamat-Dehydrogenase (GLDH), Aspartat-Amino-Transferase
- 55 -
Ergebnisse
__________________________________________________________________________________________
(ASAT), Totalprotein (TP), Harnstoff, Kalium und Chlorid im peripheren Blut vor
Operationsbeginn (Median, 1. und 3. Quartil)
alle Tiere alle LDA
n=37
BHB
LDA 3
n=9
n=13
alle RDA RDA sT
n=15
n=4
RDA cT
n=11
1,15
1,89
1,91
1,26
(0,32; 2,29) (0,82; 2,73) (1,84; 5,02) (0,67; 2,08)
0,32
(0,2; 1,04)
1,04
0,24
(0,74; 2,26) (0,19; 0,81)
1,67
(1,26; 2,2)
1,31
(0,99; 1,6)
2,29
(1,6; 3,5)
2,6
(1,85; 3,31)
2,29
(1,6; 3,5)
Gesamt17,3
18,95
26,0
17,3
Bilirubin (10,9; 28,5) (13,4; 29) (14,4; 32,2) (13,3; 23,7)
(μmol/l)
10,9
(5,4; 21)
20,1
(16,6; 23,4)
8,4
(4,5; 19,5)
(mmol/l)
Chol.
(mmol/l)
GLDH
(U/l)
ASAT
(U/l)
TP
(g/l)
Harnstoff
1,49
1,72
(1,16; 1,73) (1,56; 2,04)
72
(34; 139)
66
(34; 112)
112
(98; 169)
49
(30; 70)
96
(34; 218)
96
(53; 251)
117
(39; 199)
179
(137; 303)
150
(132; 277)
327
(238; 377)
141
(100; 161)
266
(139; 300)
301
(219; 373)
249
(145; 292)
74,6
73,8
76,8
70,6
74,7
74,9
74,6
(68,2; 79,6) (67,5; 79,4) (68,3; 78,8) (66,9; 79,6) (70,0; 79,7) (74,7; 75,6) (68,3; 80,8)
4,8
(4,0; 6,9)
4,2
(3,6; 5,6)
4,1
(3,7; 4,5)
4,9
(3,6; 6,3)
6,9
(4,5; 12,1)
4,4
(4,1; 7,4)
7,5
(5,3; 12,1)
(mmol/l)
3,3
(3,0; 3,6)
3,5
(3,0; 3,7)
3,7
(3,6; 3,7)
3,3
(3,0; 3,5)
3,1
(3,0; 3,4)
3,3
(3,0; 3,4)
3,0
(2,9; 3,4)
Natrium
(mmol/l)
137
(132; 139)
138
(135; 139)
139
(137; 140)
138
(134; 139)
133
(129; 137)
137
(133; 138)
133
(129; 134)
(mmol/l)
Kalium
4.2
n=22
LDA 2
Parameter im peripheren und abomasalen Blut
Nach dem Test auf Normalverteilung von Kolmogorov-Smirnov waren periphere
Hämoglobinkonzentration, periphere TEAC-Konzentration und periphere GPX-Aktivität der
einzelnen Probanden nach der Signifikanzkorrektur nach Lillefors normal verteilt. Der Test
nach Shapiro-Wilk zeigte eine Normalverteilung von peripherer CK-Aktivität und der aus
dem Blut der Venen des Labmagens bestimmten CK-Aktivität, TEAC-Konzentration und
GPX-Aktivität. Da bei beiden Tests nicht alle Parameter normal verteilt waren, wurden zur
Überprüfung auf Korrelationen für alle Parameter nicht-parametrische Tests verwendet. Zur
Darstellung der Ergebnisse kamen aufgrund dieser nicht normalverteilten Daten der
Medianwert mit erstem und drittem Quartil. Mit Hilfe des nicht-parametrischen Tests nach
Mann-Whitney wurden diese Unterschiede auf ihre Signifikanz überprüft.
- 56 -
Ergebnisse
__________________________________________________________________________________________
Eine aufgegliederte Darstellung der Messergebnisse zu den Graphiken befindet sich im
Anhang .
4.2.1
Vergleich der Chloridkonzentrationen im peripheren und abomasalen Blut
Die Chloridkonzentrationen aller Tiere lagen zwischen 83 und 102 mmol/l. Zwischen den
Entnahmestellen des Blutes bestanden in den Gruppen keine signifikanten Unterschiede. Die
Gruppe der RDA cT besaß die niedrigste Chloridkonzentration (Abb. 15).
Chlorid-Konzentration (mmol/l)
**=1,0
110
**=1,0
**=1,0
100
**=1,0
90
80
70
60
50
40
1
alle
Tiere
Abb. 15:
alle
LDA
LDA 2
LDA 3
alle
RDA
RDA sT
RDA cT
Vergleich der Chloridkonzentrationen (p) (grün) zu den Chloridkonzentrationen (lm) (rot)
innerhalb der Gruppen aller Tiere (alle Tiere), der Tiere mit linksseitiger Verlagerung
(alle LDA), davon mit Verlagerung zweiten (LDA 2) und dritten (LDA 3) Grades und der
Tiere mit rechtsseitiger Verlagerung (alle RDA), davon ohne (RDA sT) und mit (RDA
cT) Torsion (Median, 1.- 3. Quartil; **: Korrelationen der Chloridkonzentrationen (p) zu
den Chloridkonzentrationen (lm) mit p ≤ 0,01)
4.2.2
Lactatkonzentration
4.2.2.1 Lactatkonzentrationen im peripheren Blut
Die Lactatkonzentrationen aller Tiere bewegten sich im peripheren Blut zwischen 1,49 und
6,14 mmol/l. In der Gruppe mit RDA cT bestanden im Vergleich zu den Tieren mit LDA 2
(p<0,05) und mit LDA 3 (p<0,01) signifikant höhere Lactatkonzentrationen (Abb. 16).
- 57 -
Ergebnisse
__________________________________________________________________________________________
Lactatkonzentration (mmol/l)
9
8
7
6
5
4
3
2
1
0
alle
LDA 2 LDA 3
LDA
Abb. 16:
1
alle
RDA
RDA
sT
RDA
cT
Gruppenvergleich der Lactatkonzentrationen (p): Vergleich der Lactatkonzentrationen im
peripheren Blut bei allen Tieren mit linksseitiger Labmagenverlagerung (alle LDA),
aufgeteilt in zweiten (LDA 2) und dritten (LDA 3) Grad mit den Lactatkonzentrationen
aller Tiere mit rechtsseitiger Labmagenverlagerung (alle RDA), aufgeteilt in Verlagerung
ohne (RDA sT) und mit (RDA cT) Torsion (Median, 1.- 3. Quartil)
4.2.2.2 Lactatkonzentrationen im abomasalen Blut
Die Lactatkonzentrationen aller Tiere im abomasalen Blut betrugen zwischen 1,10 und 6,04
mmol/l. In der Gruppe RDA cT lagen im Vergleich zu den Tieren mit LDA 2 und LDA 3 die
signifikant höheren Lactatkonzentrationen vor (p<0,01; Abb. 17).
Lactatkonzentration (mmol/l)
10
8
6
4
2
0
alle
LDA LDA 2 LDA 3
Abb. 17:
1
alle
RDA
RDA
sT
RDA
cT
Gruppenvergleich der Lactatkonzentrationen (lm): Vergleich der Lactatkonzentrationen
im abomasalen Blut bei allen Tieren mit linksseitiger Labmagenverlagerung (alle LDA),
aufgeteilt in zweiten (LDA 2) und dritten (LDA 3) Grad, mit den Lactatkonzentrationen
aller Tiere mit rechtsseitiger Labmagenverlagerung (alle RDA), aufgeteilt in Verlagerung
ohne (RDA sT) und mit (RDA cT) Torsion (Median, 1.- 3. Quartil)
4.2.2.3 Vergleich der Lactatkonzentrationen im peripheren und abomasalen Blut
- 58 -
Ergebnisse
__________________________________________________________________________________________
Zwischen den Entnahmestellen des Blutes bestanden in der Lactatkonzentration keine
signifikanten Unterschiede (Abb. 18).
Lactatkonzentration (mmol/l)
9
8
7
6
5
4
3
2
1
0
**=1,0
**=1,0
**=1,0
alle
Tiere
Abb. 18:
**=1,0
alle
LDA
LDA 2
1 3
LDA
alle
RDA
RDA sT
RDA cT
Vergleich der Lactatkonzentrationen (p) (grün) zu den Lactatkonzentrationen (lm) (rot)
innerhalb der Gruppen aller Tiere (alle Tiere), der Tiere mit linksseitiger Verlagerung
(alle LDA), davon mit Verlagerung zweiten (LDA 2) und dritten (LDA 3) Grades und der
Tiere mit rechtsseitiger Verlagerung (alle RDA), davon ohne (RDA sT) und mit (RDA
cT) Torsion (Median, 1.- 3. Quartil; **: Korrelationen der Lactatkonzentrationen (p) zu
den Lactatkonzentrationen (lm) mit p ≤ 0,01)
4.2.3
Creatinkinase-Aktivität (CK-Aktivität)
4.2.3.1 Creatinkinase-Aktivitäten im peripheren Blut (CK-Aktivität (p))
Die Minimal- und Maximalaktivitäten der CK (p) aller Tiere lagen zwischen 94,2 und 739,9
U/l. Der Median betrug 380 U/l, erstes bzw. drittes Quartil 213,8 bzw. 793,7 U/l (Abb.19).
Beim Gruppenvergleich der einzelnen Medianwerte zeigte sich, dass die CK-Aktivitäten der
Gruppe der LDA 2 signifikant höher waren als die CK-Aktivitäten der Gruppe der LDA 3
(p<0,05).
- 59 -
Ergebnisse
__________________________________________________________________________________________
CK-Aktivität (U/l)
1200
1000
800
600
400
200
0
Abb. 19:
alle
LDA 2
LDA
LDA 3
1
alle RDA
RDA sT
RDA
cT
Gruppenvergleich der CK-Aktivitäten (p): Vergleich der CK-Aktivitäten im peripheren
Blut bei allen Tieren mit linksseitiger Labmagenverlagerung (alle LDA), aufgeteilt in
zweiten (LDA 2) und dritten (LDA 3) Grad, mit den CK-Aktivitäten aller Tiere mit
rechtsseitiger Labmagenverlagerung (alle RDA), aufgeteilt in Verlagerung ohne (RDA sT)
und mit (RDA cT) Torsion (Median, 1.- 3. Quartil)
4.2.3.2 Creatinkinase-Aktivitäten im abomasalen Blut (CK-Aktivität (lm))
Die Aktivitäten der CK (lm) lagen zwischen 55,9 und 1666,5 U/l. Der Median aller Proben
lag bei 383,8 U/l, erstes und drittes Quartil betrugen 189,1 und 902,8 U/l (Abb. 20).
Im Vergleich der einzelnen Gruppen zeigte sich, dass die Aktivitäten der CK in der Gruppe
der LDA 3 signifikant niedriger waren als in den Gruppen der LDA 2 (p<0,01), RDA sT
(p<0,05) und RDA cT (p<0,05).
CK-Aktivität (U/l)
1200
1000
800
600
400
200
0
alle
LDA
LDA 2
LDA 3
1
alle
RDA
RDA
sT
RDA
cT
Abb. 20: Gruppenvergleich der CK-Aktivitäten (lm): Vergleich der CK-Aktivitäten im abomasalen
Blut bei allen Tieren mit linksseitiger Labmagenverlagerung (alle LDA), aufgeteilt in
zweiten (LDA 2) und dritten (LDA 3) Grad, mit den CK-Aktivitäten aller Tiere mit
rechtsseitiger Labmagenverlagerung (alle RDA), aufgeteilt in Verlagerung ohne (RDA sT)
und mit
(RDA cT) Torsion (Median, 1.- 3. Quartil)
4.2.3.3 Vergleich der Creatinkinase-Aktivitäten im peripheren und abomasalen Blut
- 60 -
Ergebnisse
__________________________________________________________________________________________
Zwischen den Aktivitäten der CK aus dem peripheren und dem abomasalen Blut der
einzelnen Gruppen bestanden keine signifikanten Unterschiede (Abb. 21).
Tendenziell waren die CK-Aktivitäten in der Gruppe der LDA 3 im peripheren Blut höher als
im abomasalen.
CK-Aktivität(U/l)
1200
**=0,98
**=0,92
**=0,92
**=1,00
1000
800
**=0,89
**=0,87
600
**=0,73
400
200
0
alle
Tiere
alle
LDA
LDA 2
1
LDA
3
alle
RDA
RDA sT
RDA cT
Abb. 21: Vergleich der CK-Aktivitäten (p) (grün) zu den CK-Aktivitäten (lm) (rot) innerhalb der
Gruppen aller Tiere (alle Tiere), der Tiere mit linksseitiger Verlagerung (alle LDA), davon mit
Verlagerung zweiten (LDA 2) und dritten (LDA 3) Grades und der Tiere mit rechtsseitiger
Verlagerung, davon ohne (RDA sT) und mit (RDA cT) Torsion (Median, 1.- 3. Quartil; **:
Korrelationen der CK-Aktivitäten (p) zu den CK-Aktivitäten (lm) mit p ≤ 0,01)
4.2.4
Superoxiddismutase-Aktivität (SOD-Aktivität)
4.2.4.1 Superoxiddismutase-Aktivitäten im peripheren Blut (SOD-Aktivität (p))
Die auf die Hämoglobinkonzentration bezogene Aktivität der SOD (p) lag minimal bei 1371
U/g Hb und maximal bei 3979 U/g Hb. Der Medianwert von allen Tieren betrug 2384 U/gHb,
erstes und drittes Quartil 2075 U/g Hb und 2517 U/g Hb (Abb. 22).
Bei der Überprüfung auf signifikante Unterschiede der SOD-Aktivitäten im peripheren Blut
zwischen den Gruppen wurden höhere Aktivitäten aller Tiere mit LDA im Vergleich zu allen
Tieren mit RDA deutlich (p<0,05). Auffällig wurde dies vor allem zwischen der Gruppe mit
LDA 2 und der Gruppe mit RDA sT (p<0,05) sowie zwischen der Gruppe mit LDA 2 und der
Gruppe mit RDA cT (p<0,01). Entsprechend lagen auch die SOD-Aktivitäten aller Tiere mit
LDA im Vergleich zu den Tieren mit RDA cT signifikant höher (p<0,05).
- 61 -
Ergebnisse
__________________________________________________________________________________________
SOD-Aktivität (U/g Hb)
4000
3500
3000
2500
2000
1500
alle
LDA 2
LDA
Abb. 22:
LDA 3 1
alle
RDA
RDA
sT
RDA
cT
Gruppenvergleich der SOD-Aktivitäten (p): Vergleich der SOD-Aktivitäten im
peripheren Blut bei allen Tieren mit linksseitiger Labmagenverlagerung (alle LDA), aufgeteilt
in zweiten (LDA 2) und dritten (LDA 3) Grad, mit den SOD-Aktivitäten aller Tiere mit
rechtsseitiger Labmagenverlagerung (alle RDA), aufgeteilt in Verlagerung ohne (RDA sT) und
mit (RDA cT) Torsion (Median, 1.- 3. Quartil)
Im Vergleich der Parameter im peripheren Blut in der Gruppe aller Tiere bestand eine
negative Korrelation mit p<0,01 zwischen Hämoglobin und SOD-Aktivitäten (r = -0,44), die
aus der Angabe der SOD-Aktivität in „Units je Gramm Hämoglobin“ (U/g Hb) resultierte.
Diese Korrelation trat auch in der Gruppe aller Tiere mit LDA (r = -0,56) und in der Gruppe
der Tiere mit LDA 3 (r = -0,81) mit p<0,01 auf.
Des weiteren waren die SOD-Aktivitäten in der Gruppe der Tiere mit RDA sT negativ mit
den TEAC-Konzentrationen im peripheren (r = -1,00) und abomasalen Blut (r = -1,00)
korreliert (p<0,001).
4.2.4.2 Superoxiddismutase-Aktivitäten im abomasalen Blut (SOD-Aktivität (lm))
Die SOD-Aktivitäten lagen zwischen 1386 und 3507 U/g Hb auf. Der Median aller Werte
betrug 2164 U/gHb, erstes bzw. drittes Quartil erstreckten sich bis 1888 bzw. 2284 U/g Hb
(Abb. 23).
Alle Tiere mit LDA und die Gruppe der LDA 2 lagen signifikant höher als die Gruppe der
RDA sT (p<0,05).
- 62 -
Ergebnisse
__________________________________________________________________________________________
SOD-Aktivität (U/g Hb)
3000
2500
2000
1500
1000
alle LDA 2
LDA
Abb. 23:
LDA 3
1
alle
RDA
RDA
sT
RDA
cT
Gruppenvergleich der SOD-Aktivitäten (lm): Vergleich der SOD-Aktivitäten im
abomasalen Blut bei allen Tieren mit linksseitiger Labmagenverlagerung (alle LDA), aufgeteilt
in zweiten (LDA 2) und dritten (LDA 3) Grad, mit den SOD-Aktivitäten aller Tiere mit
rechtsseitiger Labmagenverlagerung (alle RDA), aufgeteilt in Verlagerung ohne (RDA sT) und
mit (RDA cT) Torsion (Median, 1.- 3. Quartil)
Die abomasalen SOD-Aktivitäten in der Gruppe aller Tiere mit LDA (r = -0,66) und der
LDA 3 (r = -0,78) waren mit der Hämoglobinkonzentration aus dem peripheren Blut mit
p<0,01 negativ korreliert. In der Gruppe der Tiere mit LDA 3 (r = -0,64) waren die
abomasalen Hämoglobinkonzentrationen und die abomasalen SOD-Aktivitäten mit p<0,05
negativ miteinander korreliert.
4.2.4.3 Vergleich der Superoxiddismutase-Aktivitäten im peripheren und abomasalen
Blut
Im Vergleich von peripherem zu abomasalem Blut ergaben sich in Bezug auf die SODAktivität keine signifikanten Unterschiede. In der Gruppe aller LDA und der LDA 2 wurde
die Signifikanz nach dem Mann-Whitney-Test jedoch fast erreicht (p = 0,05), die SODAktivitäten zeigten sich im peripheren Blut höher als in dem aus dem Labmagen gewonnenen
(Abb. 24).
Ein weiterer, nicht signifikanter Unterschied ließ sich bei den RDA sT feststellen, wobei die
SOD-Aktivitäten im peripheren Blut höher als im abomasalen waren.
- 63 -
Ergebnisse
__________________________________________________________________________________________
SOD-Aktivität (U/g Hb)
4000
**=0,64
3000
**=0,66
**=0,81
*=0,53
2000
1000
0
Abb. 24:
alle
Tiere
alle
LDA
LDA 2
1 3
LDA
alle
RDA
RDA sT
RDA cT
Vergleich der SOD-Aktivitäten (p) zu den SOD-Aktivitäten (lm) innerhalb der Gruppen
aller Tiere (alle Tiere), der Tiere mit linksseitiger Verlagerung (alle LDA), davon mit
Verlagerung zweiten (LDA 2) und dritten (LDA 3) Grades, und der Tiere mit rechtsseitiger
Verlagerung, davon ohne (RDA sT) und mit (RDA cT) Torsion (Median, 1.- 3. Quartil;
* / **: Korrelationen der SOD-Aktivitäten (p) zu den SOD-Aktivitäten (lm) mit
p ≤ 0,05 / 0,01)
Tab. 14:
Vergleich der SOD-Aktivitäten im peripheren (SOD (p)) und abomasalen (SOD (lm)) Blut,
abhängig vom Abstand zur Abkalbung (Tage, d) in den Gruppen LDA 3 und RDA cT
LDA 3 (n=13)
Tage (d)
post
partum
SOD (p)
RDA cT (n=11)
< 28 d
(n=9)
> 28 d
(n=4)
< 28 d
(n=4)
> 28 d
(n=7)
2536
1921
2222
2039
(U/g Hb)
(2438; 2723)
(1783; 2059)
(1922; 2416)
(1793; 2449)
SOD (lm)
2247
1703
2117
2019
(U/g Hb)
(2183; 2469)
(1466; 1997)
(2039; 2259)
(1849; 2471)
Bei den LDA 3 fiel auf, dass die SOD-Aktivität bei den Kühen mit LDA 3 innerhalb der
ersten vier Wochen post partum signifikant (p<0,05m; p+lm) höher lag als bei Kühen, die erst
nach vier Wochen und später an LDA 3 erkrankten. Diese Differenz zeigte sich bei den RDA
cT nur gering ausgeprägt (Tab. 14).
- 64 -
Ergebnisse
__________________________________________________________________________________________
4.2.5 Glutathionperoxidase-Aktivität (GPX-Aktivität)
4.2.5.1 Glutathionperoxidase-Aktivitäten im peripheren Blut (GPX-Aktivität (p))
Die höchste gemessene Aktivität der GPX, bezogen auf die Hämoglobinkonzentration, betrug
635,4 U/g Hb, die niedrigste 202,1 U/g Hb. Der Medianwert lag bei 509,1 U/g Hb, erstes und
drittes Quartil bei 427,9 und 563,9 U/g Hb (Abb. 25).
Die GPX-Aktivitäten aus dem peripheren Blut der Tiere mit LDA 3 waren signifikant
niedriger als die der Gruppe mit LDA 2 (p<0,05) und die der Gruppe mit RDA cT (p<0,01),
wobei die GPX-Aktivitäten der Gruppe der RDA cT signifikant höher lagen als die aller Tiere
mit LDA (p<0,01), alle Tiere mit RDA hatten signifikant höhere GPX-Aktivitäten als alle
Tiere mit LDA (p<0,01).
GPX-Aktivität (U/g Hb)
700
600
500
400
300
200
alle
LDA LDA 2
LDA 3
1
alle
RDA
RDA
sT
RDA
cT
Abb. 25: Gruppenvergleich der GPX-Aktivitäten (p): Vergleich der GPX-Aktivitäten im peripheren
Blut bei allen Tieren mit linksseitiger Labmagenverlagerung (alle LDA), aufgeteilt in zweiten
(LDA 2) und dritten (LDA 3) Grad, mit den GPX-Aktivitäten aller Tiere mit rechtsseitiger
Labmagenverlagerung (alle RDA), aufgeteilt in Verlagerung ohne (RDA sT) und mit (RDA cT)
Torsion (Median, 1.- 3. Quartil)
4.2.5.2 Glutathionperoxidase-Aktivitäten im abomasalen Blut (GPX-Aktivität (lm))
Die Aktivitäten der aus dem Labmagen gewonnenen GPX-Proben lagen minimal bei 206,3
und maximal bei 672,4 U/g Hb. Der Medianwert befand sich bei 484,1, erstes und drittes
Quartil betrugen 426,3 und 525,5 U/g Hb (Abb. 26).
Die GPX-Aktivitäten aller Tiere mit LDA waren signifikant niedriger als die aller Tiere mit
RDA (p<0,05), besonders auch signifikant niedriger als die der Gruppe der RDA cT (p<0,05).
- 65 -
Ergebnisse
__________________________________________________________________________________________
Innerhalb der Gruppen lagen die Aktivitäten der Gruppe mit LDA 3 signifikant niedriger als
die der Gruppe mit RDA cT (p<0,05).
GPX-Aktivität (U/g Hb)
700
600
500
400
300
200
alle LDA 2
LDA
Abb. 26:
LDA 3
1
alle
RDA
RDA
sT
RDA
cT
Gruppenvergleich der GPX-Aktivitäten (lm): Vergleich der GPX-Aktivitäten im
abomasalen Blut bei allen Tieren mit linksseitiger Labmagenverlagerung (alle LDA), aufgeteilt
in zweiten (LDA 2) und dritten (LDA 3) Grad, mit den GPX-Aktivitäten aller Tiere mit
rechtsseitiger Labmagenverlagerung (alle RDA), aufgeteilt in Verlagerung ohne (RDA sT) und
mit (RDA cT) Torsion (Median, 1.- 3. Quartil)
4.2.5.3 Vergleich der Glutathionperoxidase-Aktivitäten im peripheren und abomasalen
Blut
Tab. 15:
Vergleich der GPX-Aktivitäten im peripheren (GPX (p)) und abomasalen (GPX (lm)) Blut,
abhängig vom Abstand zur Abkalbung (Tage, d) in den Gruppen LDA 3 und RDA cT
LDA 3 (n=13)
Tage (d)
post
partum
GPX (p)
RDA cT (n=11)
< 28 d
> 28 d
< 28 d
> 28 d
(n=9)
(n=4)
(n=4)
(n=7)
428
305
563
571
(U/g Hb)
(347; 504)
(236; 371)
(547; 580)
(530; 625)
GPX (lm)
435
331
527
522
(U/g Hb)
(374; 490)
(283; 380)
(468; 591)
(499; 606)
Bei den LDA 3 warenGPX-Aktivitäten bei Kühen, die innerhalb der ersten vier Wochen an
LDA 3 erkrankten, im peripheren Blut signifikant höher (p<0,05) als die der Kühe, die erst
später erkrankten. Bei den RDA cT trat diese Differenz nicht auf (Tab. 15).
- 66 -
Ergebnisse
__________________________________________________________________________________________
Zwischen den Aktivitäten der aus dem Labmagen bzw. aus peripherem Blut stammenden
Proben bestanden keine signifikanten Unterschiede, nur bei den RDA cT deutete sich ein
Unterschied an. Hier lagen die GPX-Aktivitäten im peripheren Blut höher als im abomasalen
Blut (Abb. 27).
GX-Aktivität (U/g Hb)
700
600
**=0,80
**=0,83
**=0,80
**=0,84
**=1,00
**=0,85
500
**=0,86
400
300
200
100
0
alle
Tiere
Abb. 27:
alle
LDA
1
LDA 3
LDA 2
alle
RDA
RDA sT
RDA cT
Vergleich der GPX-Aktivitäten (p) zu den GPX-Aktivitäten (lm) innerhalb der Gruppen
aller Tiere (alle Tiere), der Tiere mit linksseitiger Verlagerung (alle LDA), davon mit
Verlagerung zweiten (LDA 2) und dritten (LDA 3) Grades, und der Tiere mit rechtsseitiger
Verlagerung, davon ohne (RDA sT) und mit (RDA cT) Torsion (Median, 1.- 3. Quartil;
**: Korrelationen der GPX-Aktivitäten (p) zu den GPX-Aktivitäten (lm) mit p ≤ 0,01)
4.2.6
TEAC-Konzentration
4.2.6.1 TEAC-Konzentrationen im peripheren Blut (TEAC-Konzentration (p))
Die gemessenen TEAC-Konzentrationen variierten von 11 bis 726 µmol/l. Der Medianwert
befand sich bei 284 µmol/l, das erste Quartil bei 210 µmol/l und das dritte bei 375 µmol/l
(Abb. 28). Die TEAC-Konzentrationen der Gruppe mit LDA 2 zeigten sich im peripheren
Blut signifikant höher als die der Gruppe mit LDA 3 (p<0,05).
- 67 -
Ergebnisse
__________________________________________________________________________________________
TEAC-Konzentration (µmol/l)
450
400
350
300
250
200
150
Abb. 28:
alle
LDA
LDA 2
LDA 3 1
alle
RDA
RDA
sT
RDA
cT
Gruppenvergleich der TEAC-Konzentrationen (p): Vergleich der TEAC-Konzentrationen
im peripheren Blut bei allen Tieren mit linksseitiger Labmagenverlagerung (alle LDA),
aufgeteilt in zweiten (LDA 2) und dritten (LDA 3) Grad, mit den TEAC-Konzentrationen
aller Tiere mit rechtsseitiger Labmagenverlagerung (alle RDA), aufgeteilt in Verlagerung
ohne (RDA sT) und mit (RDA cT) Torsion (Median, 1.- 3. Quartil)
Die peripheren TEAC-Konzentrationen waren in der Gruppe aller Tiere mit LDA sowohl mit
den Aktivitäten der Creatinkinase (p) (r = 0,57) als auch (lm) (r = 0,60) positiv korreliert
(p<0,01).
4.2.6.2 TEAC-Konzentrationen im abomasalen Blut (TEAC-Konzentration (lm))
Die Konzentrationen der TEAC (lm) lagen zwischen 117 und 795 µmol/l. Der Medianwert
betrug 267 µmol/l, erstes bzw. drittes Quartil betrugen 227 bzw. 342 µmol/l (Abb. 29).
Ein signifikanter Unterschied zwischen den Gruppen bestand nur zwischen der Gruppe der
LDA 3 und der Gruppe mit RDA cT (p<0,05).
- 68 -
Ergebnisse
__________________________________________________________________________________________
TEAC-Konzentration (µmol/l)
400
360
320
280
240
200
alle
LDA 2 LDA 3
LDA
Abb. 29:
Gruppenvergleich
der
1
alle
RDA
RDA
sT
RDA
cT
TEAC-Konzentrationen
(lm):
Vergleich
der
TEAC-
Konzentrationen im abomasalen Blut bei allen Tieren mit linksseitiger Labmagenverlagerung
(alle LDA), aufgeteilt in zweiten (LDA 2) und dritten (LDA 3) Grad, mit den TEACKonzentrationen aller Tiere mit rechtsseitiger Labmagenverlagerung (alle RDA), aufgeteilt in
Verlagerung ohne (RDA sT) und mit (RDA cT) Torsion (Median, 1.- 3. Quartil)
4.2.6.3 Vergleich der TEAC-Konzentrationen im peripheren und abomasalen Blut
Zwischen den Konzentrationen der TEAC aus dem peripheren und dem Labmagenblut
bestanden keine signifikanten Unterschiede. Tendenziell lagen bei den Gruppen mit LDA und
der Gruppe der RDA sT im peripheren Blut höhere TEAC-Konzentrationen als im
Labmagenblut vor, bei den RDA cT kehrte sich dies jedoch um (Abb. 30).
TEAC-Konzentration (µmol/l)
500
**=0,42
**=1,00
*=0,45
400
300
200
100
0
alle
Tiere
Abb. 30:
alle
LDA
LDA 2
1
LDA 3
alle
RDA
RDA sT
RDA cT
Vergleich der TEAC-Konzentrationen (p) zu den TEAC-Konzentrationen (lm)
innerhalb der Gruppen aller Tiere (alle Tiere), der Tiere mit linksseitiger Verlagerung (alle
LDA), davon mit Verlagerung zweiten (LDA 2) und dritten (LDA 3) Grades, und der Tiere mit
rechtsseitiger Verlagerung, davon ohne (RDA sT) und mit (RDA cT) Torsion (Median; 1.- 3.
Quartil; * / **: Korrelationen der TEAC-Konzentrationen (p) zu den TEAC-Konzentrationen
(lm) mit p ≤ 0,05 / 0,01)
- 69 -
Ergebnisse
__________________________________________________________________________________________
Tab. 16:
Vergleich der TEAC-Konzentrationen im peripheren (TEAC-Konz. (p)) und abomasalen
(TEAC-Konz. (lm)) Blut, abhängig vom Abstand zur Abkalbung (Tage, d) in den Gruppen
LDA 3 und RDA cT
LDA 3 (n=13)
RDA cT (n=11)
Tage (d) post
partum
TEAC-Konz. (p)
< 28 d
> 28 d
< 28 d
> 28 d
(n=9)
(n=4)
(n=4)
(n=7)
236
250
346
266
(μmol/l)
(200; 309)
(226; 276)
(289; 388)
(229; 281)
TEAC-Konz. (lm)
227
264
350
327
(μmol/l)
(205; 238)
(207; 420)
(308; 369)
(257; 376)
Bei den Kühen mit LDA 3 waren die TEAC-Konzentrationen mit zunehmendem Abstand
zum Partus geringfügig höher. Bei den RDA cT dagegen lagen die TEAC-Konzentrationen
innerhalb der ersten vier Wochen post partum im peripheren Blut signifikant höher als bei
Tieren die später erkrankten (p<0,05; Tab. 16).
4.3
TEAC-Konzentrationsverlauf post operationem
Für die Verlaufsuntersuchungen der TEAC-Konzentration wurden einzelnen Tieren vor,
während und nach der Rückverlagerung des Labmagens Blutproben aus der V. jugularis
entnommen, die sich bei den linksseitigen auf einen Zeitraum von zwölf Stunden und bei den
rechtsseitigen auf einen von sechzehn Stunden erstreckten. Der erste Messwert entsprach
dabei immer dem Status vor Operationsbeginn. Der zweite und zum Teil auch der dritte
wurden intra operationem entnommen, die nachfolgenden zeigten den Zustand post
operationem.
Bei den linksseitigen Verlagerungen wurde der Verlauf bei fünf Tieren bestimmt (Abb.
31- 35), bei den rechtsseitigen bei neun Tieren (Abb. 37-46). Zur besseren Demonstration der
Ergebnisse wurden im Folgenden Einzeldarstellungen von rechts- und linksseitiger
Verlagerung gezeigt. Zu jedem einzelnen Verlauf wurden noch Alter des Tieres, letzter
Abkalbetermin, Lactat- und Harnstoffkonzentrationen im peripheren Blut in einer Tabelle
neben der Graphik und zusätzliche Erkrankungen aufgeführt, um die einzelnen
Krankheitsverläufe einordnen zu können. Innerhalb der Kühe mit linksseitigen Verlagerungen
war ein einheitlicher Trend angedeutet (Abb. 36), innerhalb der rechtsseitigen Verlagerungen
nicht.
- 70 -
Ergebnisse
__________________________________________________________________________________________
4.3.1
TEAC-Konzentrationsverlauf bei Tieren mit LDA
Bei allen Tieren mit LDA, bei denen postoperativ der TEAC-Konzentrationsverlauf gemessen
wurde, handelte es sich um Verlagerungen dritten Grades. Alle Kühe konnten nach der
erfolgreichen operativen Rückverlagerung nach Hause entlassen werden.
 TEAC-Konzentrationsverlauf Kuh 7
Diagnose
LDA3
800
Alter (a)
6
600
Abstand zur letzten
Abkalbung (d)
Lactatkonzentration
(mmol/l)
Harnstoffkonzentration
(mmol/l)
30
TEAC-Konzentration (µmol/l)
400
200
0
Zeit (h)
0
Abb. 31:
2
4
6
8
10
12
2,19
5,7
TEAC-Konzentrationsverlauf post operationem, klinische Daten und Lactat- sowie
Harnstoffkonzentrationen im peripheren Blut von Kuh 7 (LDA 3)
Diese Kuh wies neben der DA eitrig-nekrotische Dekubitusstellen an den Hintergliedmaßen,
hochgradig gerötete Kronsäume (Klauenrehe) sowie eine katarrhalisch-eitrige Endometritis
auf.
 TEAC-Konzentrationsverlauf Kuh 8
TEAC-Konzentration (µmol/l)
600
500
400
300
200
100
Zeit (h)
0
0
Abb. 32:
2
4
6
8
10
Diagnose
LDA 3
Alter (a)
Abstand zur letzten
Abkalbung (d)
Lactatkonzentration
(mmol/l)
Harnstoffkonzentration
(mmol/l)
3
7
1,75
6,3
12
TEAC-Konzentrationsverlauf post operationem, klinische Daten und Lactat- sowie
Harnstoffkonzentrationen im peripheren Blut von Kuh 8 (LDA 3)
- 71 -
Ergebnisse
__________________________________________________________________________________________
Zusätzlich zur LDA 3 hatte die Kuh wässrig-stinkenden Durchfall und eine katarrhalischeitrige Endometritis.
 TEAC-Konzentrationsverlauf Kuh 14
TEAC-Konzentration (µmol/l)
800
600
400
200
Zeit (h)
0
0
Abb. 33:
2
4
6
8
10
Diagnose
LDA 3
Alter (a)
Abstand zur
Abkalbung (d)
Lactatkonzentration
(mmol/l)
Harnstoffkonzentration
(mmol/l)
4,5
60
3,55
2,8
12
TEAC-Konzentrationsverlauf post operationem, klinische Daten und Lactat- sowie
Harnstoffkonzentrationen im peripheren Blut von Kuh 14 (LDA 3)
Diese Kuh wies keine zusätzlichen Erkrankungen auf.

TEAC-Konzentrationsverlauf Kuh 18
TEAC-Konzentration (µmol/l)
800
600
400
200
0
Zeit (h)
0
Abb. 34:
2
4
6
8
10
Diagnose
LDA 3
Alter (a)
Abstand zur letzten
Abkalbung (d)
Lactatkonzentration
(mmol/l)
Harnstoffkonzentration
(mmol/l)
2,5
30
1,10
4,2
12
TEAC-Konzentrationsverlauf post operationem, klinische Daten und Lactat- sowie
Harnstoffkonzentrationen im peripheren Blut von Kuh 18 (LDA 3)
Diese Kuh zeigte zusätzlich entzündliche, fluktuierende Umfangsvermehrungen an den
Tarsalgelenken (Bursitis der Schleimbeutel) sowie eine katharrhalische Pneumonie.
- 72 -
Ergebnisse
__________________________________________________________________________________________
 TEAC-Konzentrationsverlauf Kuh 21
TEAC-Konzentration (µmol/l)
800
600
400
200
0
Zeit (h)
0
Abb. 35:
2
4
6
8
10
Diagnose
LDA 3
Alter (a)
Abstand zur letzten
Abkalbung (d)
Lactatkonzentration
(mmol/l)
Harnstoffkonzentration
(mmol/l)
4
20
3,56
3,4
12
TEAC-Konzentrationsverlauf post operationem, klinische Daten und Lactat- sowie
Harnstoffkonzentrationen im peripheren Blut von Kuh 21 (LDA 3)
Bei dieser Kuh bestand zusätzlich im vorderen linken Viertel eine katarrhalische Mastitis, der
Uterus war 30 Tage post partum geringgradig vergrößert.
4.3.1.1. Zusammenfassende Darstellung der TEAC-Konzentrationsverläufe bei
Kühen mit LDA 3
TEAC-Konzentrationsdifferenz (µmol/l)
2,5-3
100
50 0,5-1
3,5-4
4,5-5
6,5-7
7,5-8
10,5-12
1,5-2
0
5,5-6
8,5-10
Zeitintervalle
1
-50
-100
-150
-200
Abb. 36:
TEAC-Konzentrationsverläufe post operationem: bei den Kühen 7, 8, 14, 18 und 21
abgetragene Änderungen von ihrem jeweiligen TEAC-Ausgangsniveau (Median,
1.-3. Quartil)
- 73 -
Ergebnisse
__________________________________________________________________________________________
Nach Abtragen der Einzelverläufe als jeweilige Differenz vom Ausgangsniveau fielen zu
Beginn die individuellen Schwankungen auf. Nur sechs und acht Stunden post operationem
stiegen die TEAC-Konzentrationen bei allen Kühen mit LDA um 150 bzw. 100 µmol/l an.
Danach fielen sie wieder zum jeweiligen Ausgangsniveau ab (Abb. 36).
4.3.2
TEAC-Konzentrationsverlauf bei Tieren mit RDA
Bei allen Tieren mit RDA, bei denen postoperativ der TEAC-Konzentrationsverlauf gemessen
wurde, handeltees sich bis auf die Kühe 24 und 31 um Tiere mit RDA cT.

TEAC-Konzentrationsverlauf Kuh 19
RDA cT
TEAC-Konzentration (µmol/l)
Diagnose
600
500
400
300
200
100
0
Zeit (h)
0
Abb. 37:
2
4
6
8
10
12
14
16
Alter (a)
Abstand zur letzten
Abkalbung (d)
Lactatkonzentration
(mmol/l)
Harnstoffkonzentration
(mmol/l)
(270°)
4
60
10,29
7,5
TEAC-Konzentrationsverlauf post operationem, klinische Daten und Lactat- sowie
Harnstoffkonzentrationen im peripheren Blut von Kuh 19 (RDA cT)
Bei dieser Kuh bestanden keine zusätzlichen Erkrankungen.

TEAC-Konzentrationsverlauf Kuh 24
TEAC-Konzentration (µmol/l)
Diagnose
RDA sT
Alter (a)
Abstand zur letzten
Abkalbung (d)
Lactatkonzentration
(mmol/l)
Harnstoffkonzentration
(mmol/l)
4
800
600
400
200
Zeit (h)
0
0
2
4
6
8
10
12
14
16
- 74 -
19
2,00
4,5
Ergebnisse
__________________________________________________________________________________________
Abb. 38:
TEAC-Konzentrationsverlauf post operationem, klinische Daten und Lactat- sowie
Harnstoffkonzentrationen im peripheren Blut von Kuh 24 (RDA sT)
Neben der RDA sT bestand bei dieser Kuh eine hochgradige Puerperalstörung.

TEAC-Konzentrationsverlauf Kuh 25
RDA cT
TEAC-Konzentration (µmol/l)
800
Diagnose
600
Alter (a)
2,5
400
Abstand zur letzten
Abkalbung (d)
Lactatkonzentration
(mmol/l)
Harnstoffkonzentration
(mmol/l)
20
200
Zeit (h)
0
0
Abb. 39:
2
4
6
8
10
12
14
16
(>360°)
6,14
10,2
TEAC-Konzentrationsverlauf post operationem, klinische Daten und Lactat- sowie
Harnstoffkonzentrationen im peripheren Blut von Kuh 25 (RDA cT)
Diese Kuh zeigte bei Aufnahme einen hochgradigen Enophthalmus sowie weitere Anzeichen
eines hochgradig gestörten Kreislaufes. Zusätzlich zur DA bestand eine hochgradige
Puerperalstörung mit massivem Scheidenausfluss. In der Operation wies die Labmagenwand
eine zyanotische Färbung auf, auffällig war zudem eine massive Flüssigkeitsansammlung im
Labmagen. Obwohl die Kuh zwei Tage post operationem Futteraufnahme, Wiederkauen und
dünnflüssigen Kotabsatz zeigte, verschlechterte sich das klinische Bild bis zum fünften Tag
post operationem. Das Abdomen war hochgradig umfangsvermehrt, die Kuh nahm kein Futter
mehr auf und zeigte Schmerzäußerungen, der Kot war schwarz gefärbt. Nach weiterer
Verschlechterung des Kreislaufes wurde die Kuh euthanasiert. In der pathologischhistologischen Untersuchung wurden eine mittel- bis hochgradige fibrinöse Peritonitis, eine
hochgradige Labmagenüberladung sowie eine fokale, mittelgradige ulzerative Abomasitis im
Bereich des Pylorus festgestellt.
- 75 -
Ergebnisse
__________________________________________________________________________________________
 TEAC-Konzentrationsverlauf Kuh 31
RDA sT
TEAC-Konzentration (µmol/l)
800
Diagnose
600
400
200
0
Zeit (h)
0
Abb. 40:
2
4
6
8
10
12
14
16
(Sand)
Alter (a)
4
Abstand zur letzten
Abkalbung (d)
Lactatkonzentration
(mmol/l)
Harnstoffkonzentration
(mmol/l)
65
4,46
16,0
TEAC-Konzentrationsverlauf post operationem, klinische Daten und Lactat- sowie
Harnstoffkonzentrationen im peripheren Blut von Kuh 31 (RDA sT)
Bei dieser Kuh bestanden keine zusätzlichen Erkrankungen. In der Operation war die
Labmagenwand zyanotisch gefärbt. Nach der Operation bestanden zwischen Phasen normaler
Futteraufnahme intermittierend Digestionsstörungen mit Tympanien. Die Kuh konnte erst
zwei Wochen post operationem entlassen werden.

TEAC-Konzentrationsverlauf Kuh 32
RDA cT
TEAC-Konzentration (µmol/l)
800
Diagnose
600
Alter (a)
4
Abstand zur letzten
Abkalbung (d)
Lactatkonzentration
(mmol/l)
Harnstoffkonzentration
(mmol/l)
180
400
200
0
Zeit (h)
0
Abb. 41:
2
4
6
8
10
12
14
16
(180°)
8,66
19,4
TEAC-Konzentrationsverlauf post operationem, klinische Daten und Lactat- sowie
Harnstoffkonzentrationen im peripheren Blut von Kuh 32 (RDA cT)
Bei dieser Kuh konnte die vor der Operation gewonnene Blutprobe nicht verwertet werden,
der Verlauf beginnt also erst nach der Rückverlagerung. Neben der RDA cT bestanden keine
zusätzlichen Erkrankungen.
- 76 -
Ergebnisse
__________________________________________________________________________________________

TEAC-Konzentrationsverlauf Kuh 33
RDA cT
TEAC-Konzentration (µmol/l)
400
Diagnose
300
Alter (a)
5
Abstand zur letzten
Abkalbung (d)
Lactatkonzentration
(mmol/l)
Harnstoffkonzentration
(mmol/l)
60
200
100
Zeit (h)
0
0
Abb. 42:
2
4
6
8
10
12
14
16
(180°)
2,33
7,5
TEAC-Konzentrationsverlauf post operationem, klinische Daten und Lactat- sowie
Harnstoffkonzentrationen im peripheren Blut von Kuh 33 (RDA cT)
In der Operation fielen die zyanotische Färbung der Labmagenwand, eine Verwachsung des
Labmagens mit dem Netz und dem Peritoneum und eine mittelgradige Aufgasung des
Zäkums auf.

TEAC-Konzentrationsverlauf Kuh 34
RDA cT
TEAC-Konzentration (µmol/l)
Diagnose
800
(180°)
600
Alter (a)
6
400
Abstand zur letzten
Abkalbung (d)
Lactatkonzentration
(mmol/l)
Harnstoffkonzentration
(mmol/l)
7
200
0
Zeit (h)
0
Abb. 43:
2
4
6
8
10
12
14
16
9,26
6,9
TEAC-Konzentrationsverlauf post operationem, klinische Daten und Lactat- sowie
Harnstoffkonzentrationen im peripheren Blut von Kuh 34 (RDA cT)
Neben der RDA cT hatte die Kuh eine mittelgradige Puerperalstörung.
- 77 -
Ergebnisse
__________________________________________________________________________________________
 TEAC-Konzentrationsverlauf Kuh 35
RDA cT
TEAC-Konzentration (µmol/l)
Diagnose
800
600
400
200
0
Zeit (h)
0
Abb. 44:
2
4
6
8
10
12
14
16
Alter (a)
Abstand zur letzten
Abkalbung (d)
Lactatkonzentration
(mmol/l)
Harnstoffkonzentration
(mmol/l)
(270°)
4
100
7,77
4,2
TEAC-Konzentrationsverlauf post operationem, klinische Daten und Lactat- sowie
Harnstoffkonzentrationen im peripheren Blut von Kuh 35 (RDA cT)
Die Kuh zeigte keine zusätzlichen Erkrankungen.
 TEAC-Konzentrationsverlauf Kuh 37
RDA cT
TEAC-Konzentration (µmol/l)
200
Diagnose
150
100
50
0
Zeit (h)
0
Abb. 45:
2
4
6
8
10
12
14
16
Alter (a)
Abstand zur letzten
Abkalbung (d)
Lactatkonzentration
(mmol/l)
Harnstoffkonzentration
(mmol/l)
(270°)
6
140
3,85
13,6
TEAC-Konzentrationsverlauf post operationem, klinische Daten und Lactat- sowie
Harnstoffkonzentrationen im peripheren Blut von Kuh 37 (RDA cT)
Neben der RDA cT lahmte die Kuh hinten links hochgradig, der Besitzer wünschte keine
weitere Diagnostik und Therapie dieser Begleiterkrankung.
- 78 -
Ergebnisse
__________________________________________________________________________________________
5.
Diskussion
5.1
Gruppeneinteilung der Tiere
Die Einteilung der Tiere mit DA erfolgte entsprechend der gängigen Unterteilung in DA nach
links (LDA) und DA nach rechts (RDA) (BÜCKNER 1993, KLEISER u. FÜRLL 1998,
u.v.a.). Das hat für den Labmagen und den Gesamtorganismus sehr unterschiedliche Folgen.
Handelt es sich bei den LDA um einen Zustand, der permanent oder nur zeitweise als
sogenannter „pendelnder Labmagen“ auftreten kann, so sind die RDA mit Volvolus als akute
Erkrankung anzusehen, die ohne operativen Eingriff binnen weniger Tage zum Tode führen
(MEYLAN 1999, FÜRLL et al. 1999).
Innerhalb der LDA wird eine weitere Unterteilung in 1.-3. Grad nach der Höhe des
Aufsteigens des Labmagens vorgenommen. Bei Verlagerungen dritten Grades besteht eine
größere Beeinflussung der Zirkulation und der Wand des Labmagens als bei Verlagerungen
zweiten Grades (WITTEK u. FÜRLL 2002).
Bei der RDA wird zwischen Verlagerungen ohne (RDA sT) und mit (RDA cT) Torsion
unterschieden (MEYLAN 1999). Eine Torsion zieht eine sofortige Einschränkung des
Blutflusses und somit eine Unterversorgung im Sinne einer Ischämie nach sich. Dies konnte
auch durch pulsoximetrische Untersuchungen und Bestimmung der Lactatkonzentration an
den Tieren mit RDA dieser Studie nachgewiesen werden (WITTEK et al. 2004). Eine
rechtsseitige Verlagerung ohne Torsion ist hinsichtlich der Beeinträchtigung des
Gesamtorganismus und des Labmagens durch die Aufgasung eher mit einer linksseitigen
Verlagerung zu vergleichen als mit einer Verlagerung mit Torsion.
5.2
Methode der Blutentnahme am Labmagen
Die Blutentnahme aus den Venen des Labmagens ermöglicht, die Verhältnisse direkt am
Labmagen unmittelbar nach Beginn der Reperfusion zu erfassen. Vergleicht man diese mit
den Parametern aus dem peripheren venösen Blut, so hat man die Möglichkeit, die Vorgänge
am Labmagen, die direkt durch Verlagerung, Ischämie und Reperfusion verursacht wurden,
mit der Reaktion des Gesamtorganismus auf die Verlagerung des Labmagens und auf
begleitende Umstände wie Transport und Operation zu vergleichen. Um die Tiere vor und
nach der Operation in ihrem antioxidativen Status einzuschätzen, muss sichergestellt sein,
dass die Verhältnisse im peripheren Blut auch denen am Ort des Geschehens, dem Labmagen,
- 79 -
Diskussion
__________________________________________________________________________________________
entsprechen. Eine Blutentnahme vor und nach der Operation war nur peripher möglich, so
dass für eine praktikable Diagnostik sichergestellt sein muss, dass keine signifikant
abweichende Veränderung des antioxidativen Status auf dem Weg vom Labmagen zur
peripheren Blutentnahme erfolgt.
5.3
Ausgewählte klinische Befunde bei Kühen mit DA
Die Pulsfrequenzen der untersuchten Kühe waren bei 30 % aller Tiere erhöht, innerhalb der
LDA bei 27 %, innerhalb der RDA bei 33 % (Tab. 11). Entsprechende Ergebnisse erhielt auch
MÜLLER (1992). Erhöhte Pulsfrequenzen sind Zeichen einer Kreislaufinsuffizienz (FUBINI
et al. 1991), die bei Kühen mit RDA häufiger besteht, was sich auch am klinischen Verlauf
bestätigt (DIRKSEN 1961, KÜMPER 1995).
Bei 70 % der Kühe lag die letzte Abkalbung weniger als 28 Tage zurück (Tab. 9). Dies
entspricht der Bezeichnung der DA als peripartale Erkrankung. Ursache dafür sind nach der
Geburt geänderte Platzverhältnisse im Abdomen der Kühe (FÜRLL u. KRÜGER 2000).
KÜMPER (1995) sieht im geringen Füllungszustand der Vormägen die Ursache für das
vermehrte Auftreten von LDA in dieser Zeit.
Als häufigste zusätzliche Erkrankungen traten Veränderungen am Genitale auf (57 % aller
Tiere, Tab. 12). Dies entspricht den Ergebnissen von REHAGE et al. (1996), die bei Kühen
mit LDA zu 50 % Begleiterkrankungen feststellten, wobei die Endometritis an erster Stelle
stand. Kühe mit LDA wiesen signifikant (p<0,05) häufiger Erkrankungen des Genitale auf als
Kühe mit RDA. Erkrankungen des Genitale, wie der Endometritis oder der Retentio
secundinarum, treten am häufigsten nach der Geburt auf, je länger die Geburt zurückliegt,
desto seltener werden diese Erkrankungen (Grunert 1986). Da die LDA häufiger im
peripartalen Zeitraum auftritt als die RDA (KÜMPER 1995), erklärt sich dieser Sachverhalt.
5.4
Messergebnisse und Vergleich
Die Lagerung der Proben erfolgte bei -21 °C über einen maximalen Zeitraum von einem
Monat. In einer Studie von KÜHLER (1996) wird dies als Zeitraum angegeben, in dem die
Aktivitäten von GPX und SOD nahezu unverändert bleiben.

Energie- und Fettstoffwechsel bei Kühen mit DA
- 80 -
Diskussion
__________________________________________________________________________________________
Die untersuchten Parameter (BHB, Cholesterol, Bilirubin) stellen eine repräsentative Auswahl
zur Beurteilung des Energie- und Fettstoffwechsels dar (FÜRLL et al. 2002).
Der Medianwert der BHB-Konzentration im peripheren Serum lag bei allen Kühen mit 1,15
mmol/l oberhalb des Referenzbereiches gesunder Kühe (Tab. 10, Tab. 13). Kühe mit LDA
zeigten höhere BHB-Konzentrationen als Kühe mit RDA. Kühe mit RDA sT wiesen ähnliche
BHB-Konzentrationen wie Kühe mit LDA auf. Kühe mit RDA cT zeigten BHBKonzentrationen im Referenzbereich. Die Cholesterolkonzentrationen lagen bei allen Kühen
unter dem Referenzbereich (Tab. 10, Tab. 13). Dabei waren die Cholesterolkonzentrationen
der RDA cT signifikant (p<0,01) höher als die der Tiere mit LDA 3. Dies entspricht den
Ergebnissen von KÜMPER (1995), BAJCSY et al. (1997) und FÜRLL et al. (1997), die bei
LDA auch bestehende Ketosen beobachteten. Zu erklären sind gesteigerte BHBKonzentrationen durch den Abbau von Körperfett bei gesteigertem Energiebedarf und
verringerter Futteraufnahme in der Endgravidität und der Frühlaktation (MUDRON et al.
1997). Niedrige Cholesterolkonzentrationen treten bei verminderter Futteraufnahme
(ROSSOW u. STAUFFENBIEL 1983) sowie bei geringerer Synthese in der Leber auf
(MUDRON et al. 1998). Die Unterschiede zwischen LDA und RDA erklären sich durch die
zumeist längere Krankheitsdauer bei Kühen mit LDA und den bei den Kühen mit RDA zum
Teil länger zurück liegenden Abkalbeterminen (SATTLER 2001). Ein weiterer diagnostischer
Parameter stellt die Konzentration an freien Fettsäuren im Blut dar, die während
Energiemangel und Ketose durch Lipidabbau im Fettgewebe vermehrt freigesetzt werden
(MUDRON et al. 1991).
Die Bilirubinkonzentrationen im Serum waren bei allen Kühen erhöht (Tab. 10, Tab. 13). Die
Bilirubinkonzentrationen der Kühe mit RDA cT lagen niedriger als aller anderen Gruppen.
Bilirubinkonzentrationen zwischen fünf und 15 können durch Interaktion freier Fettsäuren mit
dem Transportprotein des Bilirubins und durch mangelnde Stimulation der Gallensekretion
bei verminderter Futteraufnahme hervorgerufen werden (FÜRLL u. SCHÄFER 1992).
Darüber liegende Konzentrationen sprechen für eine Schädigung der Leberzellen, wie sie
durch Verfettung hervorgerufen wird. Eine solche Verfettung stellten REHAGE et al. (1996)
bei 72 % aller untersuchten Kühe mit DA fest. Davon muss auch in dieser Untersuchung bei
54 % der Kühe ausgegangen werden, da sie Bilirubinkonzentrationen über 15 μmol/l besaßen.

Leberenzymaktivitäten
Die Aktivitäten der GLDH lagen in allen Gruppen deutlich über dem Referenzbereich (Tab.
10, Tab. 13). In neueren Untersuchungen werden erst Aktivitäten > 50 IU/l als erhöht
- 81 -
Diskussion
__________________________________________________________________________________________
angesehen (FÜRLL et al. 2002), die in der Gruppe der LDA 3 nicht erreicht wurden. Ein
einheitliches Schema in der Erhöhung der GLDH konnte nicht festgestellt werden, so zeigten
sich die Gruppen der LDA 2 und der RDA cT mit den höchsten Aktivitäten, die deutlich über
100 IU/l liegen (Tab. 13). Da die GLDH intramitochondrial lokalisiert ist, kommt es erst bei
schwereren Leberzellschädigungen zur Erhöhung ihrer Aktivität im Serum (BEKELE 1997).
Neben Schädigungen der Leber kann allerdings auch eine Nierenschädigung in Betracht
gezogen werden, da die GLDH in Organanalysen dort in ähnlichem Umfang wie in der Leber
nachgewiesen werden konnte (FÜRLL et al. 2002). Anhand der anderen Parameter des
Fettstoffwechsels, die bei den RDA cT eine geringere Belastung als bei den LDA aufwiesen,
ist der Grund für die Erhöhung der GLDH auch teilweise extrahepatisch zu suchen.
Die Aktivität der ASAT war in allen Gruppen deutlich erhöht (Tab. 13). Besonders
herausragend waren die Gruppen der RDA und der LDA 2. Erhöhungen der ASAT gelten als
sensible Indikatoren für das Vorliegen von Leberzellschädigungen (HERDT u. GERLOFF
1982). Bei der Wertung der Aktivitäten muss berücksichtigt werden, dass Kühe mit
geburtsnaher DA signifikant höhere Aktivitäten aufweisen (GEISHAUSER 1999). Dies
erklärt die hohen Aktivitäten der Gruppe der LDA 2 und RDA sT, die bis auf eine Kuh
innerhalb von 4 Wochen nach der Geburt an einer DA erkrankten (Tab. 9). Neben der
Belastung der Leber durch Fett- und Energiestoffwechsel kann die Aktivität der ASAT auch
durch Muskelschäden erhöht werden, wie sie vor allem nach der Geburt im Uterus auftreten
können (SOBIRAJ 1992). Dies erklärt auch die Abhängigkeit der ASAT-Aktivität zum
Abstand zum letzten Abkalbetermin. Untersuchungen bei Kühen mit gestörtem Puerperium
und Endometritiden haben ergeben, dass die ASAT-Aktivität bei diesen Kühen signifikant
höher liegt als bei gesunden (EULENBERGER 1984, SATTLER 2001).
Obwohl aus Untersuchungen des Blutes allein nicht auf den Leberfettgehalt geschlossen
werden kann (STAUFFENBIEL 1993), so ist doch aus der Summe der Konzentrations- und
Aktivitätsänderungen von BHB, Cholesterol, Gesamtbilirubin, GLDH und ASAT auf eine
unterschiedlich ausgeprägte Leberverfettung (MERTENS 1992, REHAGE et al. 1996)
vorrangig in den Gruppen der LDA, aber auch in der Gruppe der RDA sT zu schließen.

Eiweissstoffwechsel
Die Konzentration des Totalproteins lag in allen Gruppen im physiologischen Bereich (Tab.
10, Tab. 13), nur 22 % aller Tiere überschritten den Referenzbereich. Eine erhöhte
Konzentration an Totalprotein im Serum ist Indikator für verstärkte Abwehrprozesse, wie sie
- 82 -
Diskussion
__________________________________________________________________________________________
im Rahmen einer Entzündung auftreten (ROUSSEL et al. 1981). Ein gruppengebundenes
vermehrtes Auftreten war nicht festzustellen.
Die Harnstoffkonzentration war nur in der Gruppe der RDA cT erhöht (Tab. 13), die
Konzentrationen der RDA sT lagen auf demselben Niveau wie die der LDA. Kühe im
peripartalen Zeitraum unterliegen einem verstärkten Eiweißkatabolismus, was sich durch
Anstieg des Abbauproduktes Harnstoff äußert (FÜRLL et al. 2002). Desweiteren können
erhöhte Konzentrationen an Harnstoff bei Kühen mit RDA als Zeichen einer prärenalen
Nierenfunktionsstörung oder einer verminderten Perfusion der Nieren (prärenales
Nierenversagen) durch Dehydratation angesehen werden (Morrow 1975). Die Dehydratation
zeigte sich bereits bei der klinischen Untersuchung in Form des Enophthalmus und des
verringerten Blutangebotes. Kühe mit RDA sind von der Dehydratation stärker betroffen als
Kühe mit LDA (FUBINI et al. 1991).

Mineralstoffwechsel
Die verringerten Kaliumkonzentrationen in den Gruppen der LDA 3, RDA sT und RDA cT
(Tab. 13) entsprechen den von FÜRLL et al. (1998) nachgewiesenen Veränderungen der
Kaliumkonzentration bei Kühen, die nachfolgend an DA erkrankten, am dritten Tag post
partum. Eine Verringerung der Kaliumkonzentration tritt laut CARLSON (1990) unter
Stresseinwirkung, wie einer Schwergeburt auf. Da Kühe mit DA häufig auch geringere
Futtermengen aufnehmen und unter weiteren Digestionsstörungen wie Diarrhoe leiden,
müssen zusätzlich auch eine verringerte Kaliumaufnahme und ein erhöhter Kaliumverlust
über den Darm mit einbezogen werden (JÜNGER u. FÜRLL 1998). Folgeerscheinungen
werden durch Hypokaliämie vor allem in Organen mit glatter Muskulatur hervorgerufen, da
die Erregungsleitung der Muskelzellen gestört wird. Dies ist bei der Ätiologie der gestörten
Labmagenmotorik (EICHER et al. 1998) und dem Wiederingangkommen derselben nach
Reposition des Labmagens bei Kühen mit RDA cT zu beachten, da diese in dieser
Untersuchung signifikant (p<0,01) geringere Kaliumkonzentrationen als Kühe mit LDA 2
aufwiesen.
Die verringerten Natriumkonzentrationen in der Gruppe der RDA cT (Tab. 13) sind mit
Ausdruck der verringerten Futteraufnahme der Tiere (JÜNGER u. FÜRLL 1998), aber auch
Ausdruck des Energiemangels bei Ischämie, was zum Aussetzen der Na-K-Pumpe führen
kann (CHAUDRY 1983). So konnten Geishauser et al. (1996 a) bei Kühen mit RDA im
Labmagensaft signifikant höhere Natriumkonzentrationen als bei Kühen mit LDA feststellen.
- 83 -
Diskussion
__________________________________________________________________________________________

Chloridkonzentration
Nur in der Gruppe der RDA cT lagen durchschnittlich verringerte Chloridkonzentrationen im
Blutplasma vor (Abb. 15). Ähnliche Ergebnisse erhielten auch KLEISER u. FÜRLL (1998)
bei Entwicklung eines Screenings zur Früherkennung der DA. Sie erklären die verringerten
Chloridkonzentrationen durch die gestörte Labmagenpassage und die daraus resultierende
verringerte Resorption. In Untersuchungen des Labmagensaftes durch GEISHAUSER et al.
(1996 a) waren die Chloridkonzentrationen im Labmagen bis zum dritten Tag post
operationem bei Kühen mit RDA noch immer signifikant erhöht, während sie bei den Kühen
mit LDA direkt nach der Reposition wieder abfällt.

Lactatkonzentration
Die Lactatkonzentrationen der Tiere mit RDA cT waren signifikant höher als der Tiere mit
LDA 2 ( p<0,05) und die der Tiere mit LDA 3 (p<0,01; Abb. 16, 17). Das Lactat entsteht in
gesteigertem Umfang in ischämischen Bezirken, wenn die Zellen nicht mehr ausreichend mit
Sauerstoff versorgt werden und auf die anaerobe Glykolyse zur Energiegewinnung
zurückgreifen müssen (ÖHLENSCHLÄGER 1993, TILL 1999). Somit ist der Anstieg der
Lactatkonzentration bei den RDA cT als Anzeichen einer verringerten Durchblutung
(Ischämie) der Labmagenwand durch die Torsion anzusehen. Bei den Kühen mit RDA sT
liegen kaum Perfusionsstörungen vor, das Lactat steigt bei ihnen nicht an. Daher können die
RDA sT mit den LDA verglichen werden. Die Perfusionsstörung bei den RDA cT konnten
durch WITTEK et al. (2004) auch mittels Pulsoximetrie und Sauerstoffsättigung im
Labmagenblut bestätigt werden.

Creatinkinase-Aktivität (CK-Aktivität)
Die gemessenen Aktivitäten der CK in der Gruppe aller Tiere lagen sowohl im peripheren
(380 U/l) als auch im abomasalen Blut (384 U/l) deutlich über dem Referenzbereich. (Abb.
19, 20). An dieser Erhöhung können viele Faktoren beteiligt sein. Die Aktivität der CK steigt
beim Transport von Rindern (GROTH u. GRÄNZER 1975, WITT et al. 1992) und bei
chirurgischen Eingriffen (AUTEFAGE et al. 2000). Des weiteren ist sie bei Kühen, die
nachfolgend an DA erkrankten, am 3. Tag p. p. im Vergleich zu Kühen ohne spätere
Verlagerung erhöht (NAURUSCHAT u. FÜRLL 2002). Auch die zusätzlichen Erkrankungen,
besonders am Genitale und an den Klauen können zur Aktivitätssteigerung beitragen
(KLEISER u. FÜRLL 1998). Auch wenn die erhöhten CK-Aktivitäten nicht allein durch die
DA hervorgerufen werden, ist doch davon auszugehen, dass sie einen Hauptteil dieser
Erhöhung ausmacht. So konnten NAURUSCHAT u. FÜRLL (2002) bei Kühen mit DA
- 84 -
Diskussion
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höhere Aktivitäten der CK als bei gesunden Tieren und Kühen mit Retentio secundinarum,
Endometritiden und Gebärparese feststellen.
Im Vergleich der Gruppen zeigte sich, dass die Gruppe der LDA 2 signifikant höhere
Aktivitäten als die der LDA 3 (p<0,05) besaß, auch die Gruppe der RDA sT wies höhere
Aktivitäten als die der RDA cT auf. SATTLER (2001) konnte feststellen, dass Kühe bis vier
Wochen post partum signifikant höhere Aktivitäten der CK als Kühe vier bis sechs Wochen
post partum haben. Die Berücksichtigung des Abkalbedatums zeigt, dass sich in der Gruppe
RDA sT 75 % und in der Gruppe der LDA 2 72 % der Kühe innerhalb der ersten vier Wochen
post partum befanden (Tab. 9), in den anderen Gruppen ist der Anteil wesentlich geringer.
Die höheren Aktivitäten bei den Tieren sind demzufolge auf den geringeren Abstand zur
Abkalbung zurückzuführen, nicht auf höheren Stress durch die DA. Dennoch fällt auf, dass
die Gruppe der LDA 3 signifikant niedrigere Aktivitäten als die Gruppen der RDA (p<0,05)
hatten. Als mögliche Erklärungen hierfür sind die Schädigung der Labmagenmuskulatur bei
den RDA cT (GEISHAUSER 1995) mit Austritt der CK aus dem Cytosol ins Blut (WYSS u.
KADDURAH-DAOUK 2000) und die Inaktivierung der CK bei andauerndem oxidativem
Stress zu berücksichtigen. REDDY et al. (2000) stellten hierzu fest, dass die CK in Phasen
oxidativen Stresses mit oxidiertem Glutathion reagiert. Reduziertes Glutathion zählt zur
Klasse der nicht-enzymatischen Scavenger von Radikalen, das durch Abfangen von
Radikalen oxidiert wird. In seiner oxidierten Form kann es die CK reversibel inaktivieren.
Eine Reaktivierung der CK kann nur durch reduziertes Glutathion erfolgen. Dieses ist erst
wieder vorhanden, wenn die Phase des oxidativen Stresses vorbei ist und das oxidierte
Glutathion wieder vollständig regeneriert wurde. Da bei Tieren mit LDA die DA schon über
längere Zeit bestehen kann, bevor Diagnose und Operation erfolgen, kann auch die Dauer des
oxidativen Stresses, der zur Inaktivierung führen kann, für die Tiere nicht nachvollzogen
werden.
Schlussfolgernd für die präoperative Diagnostik der DA ist festzustellen, dass bei der
Beurteilung der CK-Aktivität zugleich der Uterusbefund zu erheben ist, da dieser in Bezug
auf Abkalbetermin (SATTLER 2001) und zusätzliche Erkrankungen wie Endometritiden
(PAYNE et al. 1993) selbst zur Erhöhung beitragen kann. Geringere Aktivitäten sind nicht
gleichzusetzen mit einem geringeren oxidativen Stress. WITTEK u. FÜRLL (2002) stellten
bei Kühen mit LDA 3 und RDA cT mittels Pulsoximetrie am verlagerten Labmagen
Störungen der Perfusion fest, die aber nur bedingt zum messbaren Anstieg der CK-Aktivität
führten.
- 85 -
Diskussion
__________________________________________________________________________________________

Superoxiddismutase-Aktivität (SOD-Aktivität)
Die SOD zählt zu den enzymatischen Antioxidantien und gilt mit der GPX zusammen als
Indikator für die Leistungsfähigkeit des antioxidativen Systems (WINNEFELD 1996). In
Untersuchungen bei gesunden Kühen stellte SATTLER (2001) eine Abhängigkeit der SODAktivität zum Abkalbetermin fest. Eine Woche post partum lagen die Aktivitäten bei 6700
U/ml Erythrozytenlysat, vier Wochen post partum bei 7500 U/ml Erythrozytenlysat. Die
niedrigen Aktivitäten eine Woche post partum sind auf Geburtsstress und verminderte
Futteraufnahme in der Hochgravidität, die zu einer Schwächung des antioxidativen Systems
führen, zurückzuführen (WEBER u. BRUCH 1992). Vier Wochen post partum ist die
Futteraufnahme angestiegen und damit die Aufnahme an nichtenzymatischen Antioxidantien,
was die Leistungsfähigkeit des antioxidativen Systems fördert (YOUNG et al. 2000) und zu
höheren SOD-Aktivitäten führt (SATTLER 2001). Bei längerer Beanspruchung des
antioxidativen Systems nimmt die SOD-Aktivität ab (WEBER u. BRUCH 1992), so bei
Tumoren im Magen-Darm-Trakt (TOH et al. 2000) und bei oxidativem Stress (FUJI u.
TANIGUCHI 1999).
Auch nach Induktion einer Ischämie bei Rattennieren konnten verminderte SOD-Aktivitäten
festgestellt werden (DAVIES et al. 1995).
Als Verfeinerung der bisherigen Messmethodik wurde die SOD-Aktivität, die im
Erythrozytenpellet bestimmt wird, auf die im Pellet enthaltene Hämoglobinkonzentration
bezogen, um die bei der Herstellung des Pellets auftretenden Konzentrationsschwankungen
des Erythrozytengehaltes zu berücksichtigen. Eine Vergleich ist über die Beziehung von
Hämoglobin und Hämatokrit im Vollblut möglich. Die bislang in der Literatur angegebenen
Aktivitäten beziehen sich auf die Messung der SOD-Aktivität im Vollblut (KÖNEN 1982),
auf die Aktivität bezogen auf das Gesamtprotein der Probe (ZIMMERMANN 1983,
HUSSAIN u. ALI 1999) oder auf die Aktivität bezogen auf den Hämatokrit (FÜRLL et al.
1999). Der Bezug auf das in der Probe enthaltene Hämoglobin wird auch von ZIMA et al.
(1996) bei Untersuchungen zur Lungenreife von Frühgeburten und von BENGOUMI et al.
(1998) bei Kühen und Kamelen propagiert. Zu beachten beim direkten Vergleich ist der
Zeitpunkt der Aktivitätsbestimmung (siehe 3.5.2).
Im Vergleich der Aktivitäten der SOD bei Tieren mit LDA mit den Aktivitäten aus der
Gruppe der Tiere mit RDA wiesen alle Tiere mit LDA signifikant höhere Aktivitäten als alle
Tiere mit RDA auf (p<0,05) (Abb. 22, 23).
Auch bei dieser Diskussion muss das Abkalbedatum berücksichtigt werden, das bei den RDA
sT in 75 % weniger als vier Wochen zurückliegt und somit Ursache für die geringeren SOD- 86 -
Diskussion
__________________________________________________________________________________________
Aktivitäten sein kann. Bei den RDA cT kann anhand der erhöhten Lactatkonzentrationen
(Abb. 16, 17) von einer deutlichen Ischämie ausgegangen werden, die auch WITTEK et al.
(2004) anhand von Pulsoximetrie und Sauerstoffsättigung am Labmagen bei Kühen mit RDA
cT vorfand. Diese Ischämie kann Ursache für geringere SOD-Aktivitäten sein (DAVIES et al.
1995). Dabei kann es durch Ansammlung von Wasserstoffperoxid zur Inaktivierung der SOD
kommen (WEBER u. BRUCH 1992). Die Inaktivierung ist reversibel, sie kann durch
Beseitigung des Wasserstoffperoxides durch die Katalase (siehe 2.3.3.3) wieder regeneriert
werden. Die Aktivitäten der Gruppen mit LDA entsprechen den von SATTLER (2001)
festgestellten höheren Aktivitäten bei Kühen mit DA in Abhängigkeit vom Abkalbedatum
und im Vergleich zu gesunden Kühen. Bei Kühen mit LDA innerhalb von vier Wochen post
partum liegen höhere Aktivitäten vor als bei Kühen mit größerem Abstand zur Geburt (Tab.
14). Ursache dafür kann die verspätete Diagnose sein, die LDA kann schon über längere Zeit
bestehen
und
gemeinsam
mit
verringerter
Futteraufnahme
und
erhöhter
Stoffwechselbelastung zu einem beanspruchten antioxidativen System mit niedrigeren SODAktivitäten führen. Bei den Kühen mit RDA cT, bei denen die Diagnose direkt erfolgte, sind
nur geringe Unterschiede zwischen den Abständen zur Abkalbung aufzuweisen, die dem
Abfall nach der Geburt und erst in der folgenden Trächtigkeit wieder ansteigende Aktivitäten
bei Kühen mit DA entsprechen, wie er von SATTLER (2001) beschrieben wurde. Höhere
SOD-Aktivitäten bei Kühen mit LDA im Vergleich zu gesunden Kühen können durch eine
erhöhte Belastung infolge oxidativem Stress und durch Endotoxine hervorgerufen werden
(ALLEN u. VENKATRAJ 1992, TSAN 1993, MAULIK et al. 1995). Frühere
Untersuchungen zur Adaptation an Endotoxine und oxidativen Stress zeigten erhöhte
Enzymaktivitäten, die bei starker, aber plötzlich auftretender Belastung nicht erreicht werden
(ZÜLLKE 1993).

Glutathionperoxidase-Aktivität (GPX-Aktivität)
Die gemessenen GPX-Aktivitäten lagen auf einem Niveau von etwa 500 U/g Hb (Abb. 25,
26). Die Aktivität der selenhaltigen erythrozytären GPX ist abhängig von der
Selenkonzentration im Blutserum (GEISHAUSER et al. 1995). GPX-Aktivitäten < 130 U/g
Hb weisen in erster Linie auf ein Defizit in der Selen-Versorgung der Tiere hin. Höhere
Aktivitäten wie in dieser Untersuchung setzen eine bedarfsgerechte Selen-Versorgung voraus
(>70 g/l) (FLOHÉ 1997).
Die GPX-Aktivitäten waren in allen Gruppen erhöht, die von SATTLER (2001) bei gesunden
Kühen festgestellten Aktivitäten wurden wie alle in der Literatur beschriebenen Aktivitäten
- 87 -
Diskussion
__________________________________________________________________________________________
bei gesunden Kühen deutlich überschritten (Tab. 5). Da die GPX mit der SOD als Indikator
für die Leistungsfähigkeit des antioxidativen Systems angesehen wird (WINNEFELD 1996),
kann von einer Belastung der GPX durch die DA ausgegangen werden. Eine Erhöhung der
GPX-Aktivität wird dabei als Adaptation an oxidativen Stress angesehen (VAIDOVICH et al.
1993, BOR et al. 1999).
Im Vergleich der rechts- und linksseitigen LMV waren die Aktivitäten der Tiere mit RDA cT
signifikant höher (p<0,05) als die der Tiere mit LDA (Abb. 25, 26). Da Tiere mit RDA cT
einem momentan höheren Stress ausgesetzt sind, d.h. dass bei einer verminderten Blutzufuhr
mit nachfolgender Reperfusion massive Radikalfreisetzung und Gewebsschädigungen
erfolgen, ist die höhere Aktivität der GPX bei den Tieren mit RDA als Anpassung an diesen
oxidativen Stress anzusehen. Andere Faktoren, wie Transport, Alter (BAUMGARTNER
1983), Operation etc. als Grund für die Erhöhung scheiden aus, da alle Tiere mit LMV den
gleichen Einflüssen unterlagen.
Auffällig ist, dass die GPX-Aktivität sich gegenläufig zur SOD-Aktivität verhielt, die durch
die Inaktivierung bei hohem oxidativem Stress nicht als Spiegel desselben dienen kann
(WEBER u. BRUCH 1992, MAO et al. 1993). Bei den linksseitigen Verlagerungen, die für
die Kühe einen längeren Zustand des oxidativen Stresses infolge der längeren
Krankheitsdauer bedeuten, liegen die Aktivitäten der GPX zwar auch über dem Normbereich,
sind aber nicht so deutlich erhöht wie die der SOD (Abb. 22, 23, 25, 26). Weiterführende
Untersuchungen bestätigten, dass die GPX-Aktivität bei Kühen mit LDA p. op. weiter
ansteigt, während dies bei der SOD nicht der Fall war (SATTLER u. FÜRLL 2002). Bei den
Kühen mit RDA sT traten ähnliche GPX-Aktivitäten wie bei den Tieren mit LDA auf. Dies
lässt darauf schließen, dass bei Kühen mit LDA und RDA sT das gleiche Ausmaß an
oxidativem Stress vorliegt, die RDA sT also in dieser Beziehung den LDA zuzuordnen sind.
Dies wird durch die Befunde der klinisch-chemischen Parameter (Tab. 13) und durch die
Untersuchungen
von
WITTEK
et
al.
(2004)
anhand
von
Pulsoximetrie
und
Sauerstoffsättigung am Labmagen bestätigt. Der zeitliche Abstand zur Geburt wirkt sich nur
bei den LDA 3 auf die GPX-Aktivität aus. Erkrankten Kühe später als einen Monat an LDA
3, hatten sie geringere GPX-Aktivitäten als Kühe innerhalb eines Monats post partum (Tab.
15). Dies lässt mit auf die Beanspruchung der GPX durch zusätzliche Erkrankungen des
Genitale schliessen, die im ersten Monat post partum besonders häufig auftreten. Bei den
Kühen mit RDA cT zeigten sich keine Unterschiede im zeitlichen Abstand zur Abkalbung,
die hier auftretenden GPX-Aktivitäten sind auf die DA zurückzuführen (Tab. 15).
- 88 -
Diskussion
__________________________________________________________________________________________
Trotz der scheinbaren Gegenläufigkeit von SOD und GPX, die unter anderem von SATTLER
(2001) statistisch nachgewiesen wurde, kann nicht grundsätzlich von einer direkten negativen
Korrelation in der Regulation der Enzyme ausgegangen werden. Hierzu durchgeführte
Untersuchungen bei Mensch, Hase und Schwein ergaben, dass beide Enzyme unabhängig
voneinander reguliert werden. Auftretendes gleichartiges oder gegenläufiges Verhalten ist auf
die betreffenden Erkrankungen und deren Pathomechanismen zurückzuführen, ergibt aber
keine ursächlichen Korrelationen. Es ist somit als „zufällig“ zu betrachten, da beiden
Enzymen ein Bindeglied in der gegenseitigen Regulation fehlt (GODIN u. GARNETT 1992).
Dem entgegengesetzt sind Katalase-Aktivität und GPX-Aktivität bei den genannten Tierarten
negativ korreliert, Katalase-Aktivität und Glutathionreduktase sind positiv korreliert. Diese
Korrelationen kommen durch das gemeinsame Bindeglied NADPH zustande, das durch
Bindung an die Katalase zum Wegfall der Hemmung der Glutathionreduktase führt, deren
Aktivität daraufhin steigt. Dies wiederum führt in den Zellen zum Anstieg von reduziertem
Glutathion (GODIN u. GARNETT 1992). Die Aktivität der Katalase wiederum ist eng mit
der SOD-Aktivität verbunden. Bei Inaktivierung der Katalase kommt es durch den Anstieg
von Wasserstoffperoxid zur Inaktivierung der SOD. Dies bietet die Erklärung für eine
scheinbare Korrelation von SOD-Aktivität und GPX-Aktivität (ZÜLLKE 1993).

TEAC-Konzentration
Die Konzentrationen der TEAC, gemessen in peripherem und abomasalem Blut, bewegten
sich in einem Bereich von 11 bis 795 µmol/l (Abb. 28, 29). In einer zeitgleich durchgeführten
Studie bei Kühen unterschiedlicher Leistungsebenen traten mit ähnlichen Schwankungen
Konzentrationen im peripartalen Zeitraum von ca. 300 mol/l auf (WILKEN u. FÜRLL
2002). Dabei stiegen die Konzentrationen post partum kontinuierlich an. Auffällig war bei der
Untersuchung die signifikant geringere TEAC-Konzentration bei Mutterkühen im Vergleich
zu den Hochleistungskühen. Die individuellen TEAC-Konzentrationen weisen darauf hin,
dass nur wenige Tiere einen ähnlichen antioxidativen Status besitzen. Dieses individuelle
Basisniveau der totalen antioxidativen Kapazität ist auch beim Menschen bekannt. Neben
geschlechtsspezifischen Variationen geht man hier bei Untersuchungen zur antioxidativen
Kapazität vom Basislevel der einzelnen Probanden aus (KAIKKONEN et al. 2002). Beim
Rind erklärt sich das individuelle Niveau über die unterschiedliche Fütterung, auch
jahreszeitlich abhängig, in den verschiedenen Betrieben, den Abstand zur Geburt und
zusätzliche Erkrankungen wie Endometritiden und Gelenkserkrankungen. Auch beim
Menschen hängt der antioxidative Status von der Nahrungsaufnahme ab (CAO et al. 1998). In
einer Studie von BASKIN et al. (2000) wurden Schlittenhunde einen Monat mit Vitamin E, - 89 -
Diskussion
__________________________________________________________________________________________
Carotin
und
Lutein
supplementiert
und
wiesen
nachfolgend
signifikant
erhöhte
Konzentrationen dieser Antioxidantien im Serum auf. Auf äußere Einflüsse reagiert der
Organismus aber von seinem individuellen Ausgangsniveau aus auf ähnliche Art und Weise.
Innerhalb der Gruppen der LDA waren die TEAC-Konzentrationen der LDA 3 niedriger als
die der LDA 2, im peripheren Blut war dieser Unterschied signifikant (p<0,05; Abb. 28, 29).
Eine höhere TEAC-Konzentration bei Tieren mit LDA 2 im Vergleich zu Tieren mit LDA 3
kann bedeuten, dass bei einer LDA 2 eine geringere Beanspruchung der nichtenzymatischen
Antioxidantien vorliegt oder vermehrt Antioxidantien aus Speichern mobilisiert worden sind.
Setzt man die TEAC-Konzentrationen der Tiere mit LDA 2 in Bezug zu SOD- und GPXAktivität innerhalb dieser Gruppe, so fällt auf, dass auch beide Enzyme bei den LDA 2 höhere
Aktivitäten als bei den LDA 3 aufwiesen. Dies lässt darauf schließen, dass bei den LDA 2
eine höhere Beanspruchung der antioxidativen Kapazität vorliegt und nichtenzymatische
Antioxidantien aus Speichern mobilisiert worden sind. In Untersuchungen zu den Quellen der
Mobilisation von Antioxidantien bei Marathonläufern wurde eine positive Korrelation von
Glycerol und Vitamin E deutlich, die erst bei trainierten Läufern während des Marathons
auftritt und auf die Fettmobilisation zurückzuführen ist (HUTLER et al. 2000). Dabei kann
auch die Hochregulation der Antioxidantien über das oxyR-Gen eine Rolle spielen, die bei
längerer Belastung des Körpers einsetzt. Die Aktivierung dieses Gens erfolgt zum Teil bereits
nach zehn Minuten (HARRIS 1992 b). Die Ursache für die Mobilisation muss allerdings nicht
die DA sein, da bei den LDA 2 89 % der Kühe innerhalb des ersten Monats post partum an
DA erkrankten (Tab. 9) und der Anteil an Puerperalstörungen innerhalb dieser Gruppe
genauso hoch war (Tab. 12). Ein weiteres Indiz stellt die Erhöhung der CK in dieser Gruppe
dar (Abb. 19, 20). Innerhalb der Gruppe der LDA 3 erkrankten 69 % der Tiere innerhalb des
ersten Monats post partum an DA, der Anteil der Tiere mit Puerperalstörung lag bei 62 %.
Die größere Perfusionsstörung bei Tieren mit LDA 3 als bei Tieren mit LDA 2 (WITTEK u.
FÜRLL 2002) mit erhöhter Radikalbildung als Ursache für den Konzentrationsunterschied
scheidet aus, da hierbei auch unterschiedliche Lactatkonzentrationen auftreten müssten (Abb.
16, 17). Die Gruppe der RDA sT zeigte wie bei den SOD- und GPX-Aktivitäten ähnliche
TEAC-Konzentrationen wie die Gruppe der LDA 3, die Zuordnung der RDA sT zu den LDA
erscheint weiterhin sinnvoll. Bei den RDA cT war die TEAC-Konzentration im abomasalen
Blut signifikant höher als die der LDA 3, was auf die gestörte Perfusion zurückzuführen ist,
die sich auch anhand der Lactatkonzentrationen nachvollziehen lässt (Tab. 13). Hinzu kommt,
dass den RDA cT eine kurze Erkrankungsdauer vorangeht und der Abstand zur Geburt bei 64
% der Kühe mit RDA cT mehr als vier Wochen betrug. WILKEN und FÜRLL (2002)
- 90 -
Diskussion
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konnten eine ansteigende Tendenz der TEAC-Konzentration post partum aufzeigen. Dieser
Trend zeigte sich auch innerhalb der LDA 3 (Tab. 16).
Die positive Korrelation zwischen TEAC-Konzentration (p) und CK-Aktivität (p + lm) in der
Gruppe aller Tiere mit LDA (siehe 4.2.6.1) zeigt, dass der Körper auch mittels
nichtenzymatischer Antioxidantien in der Lage ist, sich an oxidativen Stress anzupassen, auch
wenn dieser, wie im Fall der LDA, über längere Zeit andauert. In einer Studie von PIERCY et
al. (2000) zeigten Schlittenhunde bei Belastung ebenfalls einen gleichgerichteten Anstieg der
CK
und
der
VitaminC-Konzentration,
unabhängig
von
einer
vorher
erfolgten
Supplementierung mit Vitamin C, E und -Carotin.
5.5
Vergleich der Ergebnisse nach der Herkunft des Blutes
Die wiederkehrenden positiven Korrelationen der aus der V. jugularis und der V. epigastrica
stammenden Messergebnisse der einzelnen Parameter legen zugrunde, dass im peripheren
Blut grundsätzlich die gleichen oxidativen Belastungen wie am Labmagen vorherrschen.
Treten allerdings bei den einzelnen Parametern in den Gruppen Unterschiede zwischen den
Entnahmestellen der Proben auf, weisen sie auf Veränderung des Blutes auf dem Weg vom
Labmagen zur peripheren Entnahme hin.

Lactatkonzentration
Die Lactatkonzentrationen im peripheren und abomasalen Blut korrelierten innerhalb der
Gruppen LDA 2, LDA 3, RDA sT und RDA cT signifikant (p0,01, Abb. 18). Die zu
erwartenden Unterschiede in der Gruppe der RDA cT, die im abomasalen Blut höhere
Lactatkonzentrationen aufzeigten, traten nicht auf. Demzufolge muss ein Austausch zwischen
peripherem und abomasalem Blut auch während der Verlagerung noch stattfinden.

Creatinkinase-Aktivität
Veränderungen zwischen peripherem und abomasalem Blut bei Kühen mit DA sind in Bezug
auf die CK nur in geringem Umfang zu erwarten, da die CK-Aktivität, wie auch die ASATAktivität signifikant mit dem pathologischen Befund des Uterus korreliert (EULENBERGER
1984, KLEISER u. FÜRLL 1998, SATTLER 2001). Da in dieser Studie 54 % (Tab. 12) der
Kühe von pathologischen Veränderungen des Genitale betroffen waren, die zur Freisetzung
der CK aus den Zellen des Endometriums führen, muss zumindest von einer Überlagerung der
durch die DA hervorgerufene Erhöhung der CK-Aktivität durch Freisetzung aus geschädigter
Labmagenmuskulatur (GEISHAUSER 1995) ausgegangen werden. Ursachen für die
- 91 -
Diskussion
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Schädigung der Labmagenmuskulatur können bei allen Kühen Überdehnung, aber auch
Ischämie und Reperfusion sein (MAHMOUD u. FORD 1988, REDDY et al. 2000), wie sie
bei RDA cT nachweislich auftreten (WITTEK u. FÜRLL 2002, WITTEK et al. 2004).
Innerhalb der anderen Gruppen ist in Bezug auf die CK-Aktivität nicht mit einer Dominanz
der Veränderungen am Labmagen über die Veränderungen am Genitale zu rechnen. Aber
selbst in der Gruppe der RDA cT war dieser Unterschied in der vorliegenden Untersuchung
nur angedeutet (Abb. 21), die CK-Aktivitäten im abomasalen Blut lagen bei 40 % deutlich
über den Aktivitäten im peripheren Blut. Dabei muss allerdings beachtet werden, dass die
CK-Aktivitätserhöhungen
durch
Transport
(GROTH
u.
GRÄNZER
1975)
sowie
Operationsstress (AUTEFAGE et al. 2000) bei den Tieren mit RDA cT am Labmagen
aufgrund des verringerten venösen Abflusses mit Rückstau verzögert ankommen und so im
peripheren Blut den Veränderungen am Labmagen gegenüberstehen. In weiterführenden
Untersuchungen könnte anhand der Herkunft der CK auch auf die Ursache der
Aktivitätserhöhung geschlossen werden. Erste Untersuchungen haben ergeben, dass in der
Labmagenwand hauptsächlich CK-BB zu finden ist, das bei Kühen mit DA bisher aber nur in
einzelnen Fällen im Serum nachgewiesen werden konnte (NAURUSCHAT u. FÜRLL 2002).
Der Hauptanteil der bei DA gemessenen CK-Aktivität entfällt zu zwei Dritteln auf die CKMM und zu einem Drittel auf die atypische CK.

Superoxiddismutase-Aktivität
Im Vergleich zur Herkunft des Blutes bestanden bei der SOD-Aktivität zwar keine
signifikanten
Unterschiede,
aber
dafür
signifikante
Korrelationen
zwischen
den
Entnahmestellen in den Gruppen alle Tiere (p ≤ 0,01), alle LDA (p ≤ 0,01), LDA 3 (p ≤ 0,01)
und alle RDA
(p ≤ 0,05). Bei den rechtsseitigen Verlagerungen mit Torsion bestand
diese Korrelation nicht (Abb.24). Hier ist davon auszugehen, dass am Labmagen durch
Ischämie und Reperfusion zwar genug Gründe zur Steigerung der SOD vorliegen, diese aber
nicht im Einklang mit der Aktivitätssteigerung des restlichen Körpers stehen müssen.
Tendenzielle Unterschiede bestanden in der Gruppe der LDA 2 und der RDA sT, wobei die
Enzymaktivitäten im peripheren Blut höher lagen (Abb. 24).
Am Labmagen liegt während der Verlagerung ein verminderter venöser Blutabfluss vor. Dies
führt zu einer Ansammlung von Oxidantien. Für das nach der Reposition neu durchfließende
Blut bedeutet dies, neben der zusätzlichen Neuentstehung von Radikalen, eine Konfrontation
mit diesen Oxidantien (Ischämie-/Reperfusionssyndrom) (COGHLAN et al. 1991).. Die SOD
wird durch Wasserstoffperoxid ab einer bestimmten Konzentration allerdings inaktiviert
- 92 -
Diskussion
__________________________________________________________________________________________
(WEBER u. BRUCH 1992). Dies erklärt die am Labmagen selbst etwas geringeren
Aktivitäten der SOD.

Glutathionperoxidase-Aktivität
Die allgemein deutlich erhöhten Aktivitäten der GPX unterschieden sich nur bei den RDA cT,
wobei abomasal niedrigere Aktivitäten vorlagen als peripher (Abb. 27). Zwischen den
Entnahmestellen des Blutes bestand in allen Gruppen eine positive Korrelation (p ≤ 0,01)
(Abb. 26).
Der bei den RDA cT auftretende Unterschied zwischen peripherem und abomasalem Blut
lässt sich durch die Hämostase während der Verlagerung erklären. So kann die oxidative
Belastung von Transport und Operation (GROTH u. GRÄNZER 1975) im peripheren Blut
schon zur Steigerung der GPX-Aktivität beitragen.

TEAC-Konzentration
Im Vergleich der TEAC-Konzentration (p) mit der TEAC-Konzentration (lm) zeigten die
Kühe mit LDA und RDA sT peripher tendenziell höhere Konzentrationen, während bei den
Kühen mit RDA cT abomasal höhere TEAC-Konzentrationen bestanden (Abb. 30).
Peripher höhere Konzentrationen der TEAC bei Kühen mit LDA und RDA sT sind aus
verschiedenen Gründen zu erklären. Zum Einen entstehen am Labmagen selbst mehr
Radikale, die dort zu einem erhöhten Verbrauch an Antioxidantien führen. Zum anderen
passiert das Blut auf dem Weg zur peripheren Entnahme die Leber und intakte
Zirkulationsbereiche, wo es verdünnt und zum Teil bereinigt wird. Allerdings sollte dieser
Unterschied zum Ort des Geschehens sehr viel deutlicher ausfallen. Beispielsweise konnte in
einer Untersuchung bei Schlittenhunden nach Trainingsrennen gezeigt werden, dass bereits
fünf Minuten nach Beginn der Reperfusion im peripheren Plasma signifikant höhere
antioxidative Kapazitäten als am Ort der Ischämie/Reperfusion zu finden waren (JUVONEN
et al. 1997). Dies deutet darauf hin, dass weder Ischämie noch Reperfusion bei Kühen mit
LDA bzw. RDA sT in dem Maße ablaufen, als dass die zu erwartenden Konsequenzen
eintreten. Dies wird auch anhand der Studie von WITTEK et al. (2004) deutlich, der nur bei
Kühen mit RDA cT am Labmagen eine verminderte Sauerstoffsättigung und erhöhte
Lactatansammlung als Zeichen einer geringeren Durchblutung und einer Hämostase
feststellen konnte.
Treten Ischämie-/Reperfusionssyndrom und Hämostase nur bei den RDA cT stärker in Kraft,
so können kurz nach Rückverlagerung am Labmagen selbst tatsächlich noch höhere Konzentrationen an Antioxidantien als im peripheren Blut vorliegen, da zum Einen die
- 93 -
Diskussion
__________________________________________________________________________________________
Radikalbildung noch nicht ihr volles Ausmaß erreicht hat und die Kommunikation mit dem
restlichen Kreislauf, der von der Operation beeinträchtigt ist (AUTEFAGE et al. 2000), noch
nicht wieder komplett hergestellt ist.
5.6
TEAC-Konzentrations-Verlauf post operationem
Die Darstellung des TEAC-Konzentrationsverlaufes bei Kühen mit DA (Abb. 31-45) kann
aufgrund der vielfältigen Beeinflussungen des antioxidativen Systems durch Herkunft der
Kühe (WILKEN u. FÜRLL 2002), Futteraufnahme (CAO et al. 1993), Jahreszeit (SATTLER
2002, ZAHN u. FÜRLL 2004), Abstand zur Geburt (WILKEN u. FÜRLL 2002),
Kreislaufsituation und zusätzliche Erkrankungen nur begrenzt zu einem einheitlichen Verlauf
zusammengefasst werden.
Die verschiedenen Einflussmöglichkeiten fügen sich bei jeder Kuh zu einem individuellen
Profil zusammen, das bei der TEAC-Konzentration seine Auswirkungen zeigt. So werden bei
jeder Kuh Abkalbedatum, zusätzliche Erkrankungen, Lactatkonzentration im peripheren Blut
zur Einschätzung der Perfusionsstörung sowie periphere Harnstoffkonzentration zur
Beurteilung der Kreislaufsituation aufgeführt und daraus folgende Veränderungen der TEACKonzentration abgeleitet.

TEAC-Konzentrations-Verlauf bei Tieren mit LDA
Bei den LDA (Abb. 31-35) gilt zu beachten, dass sie über längere Zeit bestanden und der
Körper damit die Möglichkeit hatte, sich auf ein gesteigertes Maß an oxidativem Stress
einzustellen (HUTLER et al. 2000, PIERCY et al. 2000, DAWSON et al. 2002). Nach
bisherigen Erkenntnissen reagiert der Organismus auf erhöhten oxidativen Stress auch mit
einem Anstieg der plasmatischen nichtenzymatischen Antioxidantien, solange die Reserven
nicht erschöpft oder verbraucht sind.
Die Kühe 7, 8 und 18 (Abb. 31, 32, 34) zeigten neben der LDA jeweils erhebliche
Erkrankungen des Genitale, die zum Verbrauch der nichtenzymatischen Antioxidantien
führen können. Die TEAC-Konzentrationen dieser Kühe stiegen auch nach der Operation
nicht über 400 mol/l. Im Vergleich hierzu fällt auf, dass bei den Kühen 14 und 21 (Abb. 33,
35) keine Erkrankungen des Genitale vorlagen, die Geburt länger als vier Wochen zurücklag
und die TEAC-Konzentrationen postoperativ deutlich über 400 mol/l steigen konnten. Dies
kann mit als Anzeichen für den Verbrauch nichtenzymatischer Antioxidantien bei Kühen
durch
Erkrankungen
des
Genitale
wie
Endometritiden
gewertet
werden.
Die
Lactatkonzentrationen der Kühe mit LDA waren nur gering erhöht (<4 mmol/l, Abb. 31-35).
- 94 -
Diskussion
__________________________________________________________________________________________
Es kann daher von geringen Perfusionsstörungen bei diesen Kühen ausgegangen werden, die
nach Reposition folgende Perfusion bleibt ohne sichtbaren Effekt auf den antioxidativen
Status. Die Harnstoffkon-zentrationen der Kühe waren ebenfalls nur gering erhöht (<6,5
mmol/l, Abb. 31-35), was eine Hämokonzentration mit daraus folgender Erhöhung der
TEAC-Konzentration ausschließen lässt.
Da die Kühe dieser Untersuchung aus unterschiedlichen Betrieben mit verschiedenen
Fütterungsregimen und Haltungsbedingungen stammen, besitzt jede Kuh zu Beginn der
Verlaufsuntersuchung ein „individuelles“ Niveau der TEAC-Konzentration. Um die Verläufe
miteinander vergleichen zu können, wurden nur die Änderungen vom jeweiligen
Ausgangsniveau betrachtet (Abb. 36). Individuelle Beeinflussungen durch zusätzliche
Erkrankungen und Kreislaufdefizite wurden hierbei nicht berücksichtigt. Dabei deutet sich an,
dass in den ersten fünf Stunden nach der Operation im peripheren Blut nur minimale
Schwankungen der TEAC-Konzentration zu verzeichnen sind. Auch wenn der Abfall zu
Beginn und der darauf folgende Anstieg aus Sicht der Anpassung des antioxidativen Systems
mit einem erhöhten Verbrauch während und kurz nach der Operation und nachfolgender
Regeneration gut nachzuvollziehen sind, sind diese Änderungen der antioxidativen Kapazität
< 50 µmol/l und damit eher unbedeutend. In dieser Zeit, nach Beendigung der Operation,
befanden sich die Tiere weitestgehend ungestört in Einzelboxen, versorgt mit intravenösen
Infusionen (NaCl, 0,9%ig, + 760 g Glucose) und Antibiotika. Diese Behandlung, ohne
zusätzliche Supplementierung von Antioxidantien oder Glucocorticoiden, reichte bei den
untersuchten Kühen aus, um den Organismus bei der Regeneration zu unterstützen. Sie wirkt
sich zudem fördernd auf die antioxidative Kompensation aus, so dass die Antioxidantien nicht
erschöpft werden. Auch bei Hunden mit Magendrehung erwies sich postoperativ die
Versorgung mit Kochsalzlösung (NaCL, 0,9%ig) mit als entscheidendes Kriterium für die
Bewältigung der Auswirkung des Ischämie-/Reperfusionssyndroms (LANTZ et al. 1992).
Erst nach fünf Stunden stieg die TEAC-Konzentration um mehr als 100 µmol/l an, kehrte aber
innerhalb von zwei Stunden auf das Ausgangsniveau zurück. Eine Stunde später war
wiederum ein Anstieg um fast 100 µmol/l zu verzeichnen, der bis zum Ende der Messzeit
wieder ausgeglichen wurde. Diese Veränderungen können mit auf die Aktivierung der
körpereigenen Abwehr (s. 2.1.1.4) zurückgeführt werden, die durch die Lyse von
Zellbestandteilen zur Produktion von Radikalen beiträgt. Dabei gilt zu beachten, dass sowohl
am Labmagen durch die Verlagerung als auch durch die Operation an sich entzündliche
Vorgänge in Gang gesetzt werden. Die Anpassung an oxidativen Stress durch plasmatische
Antioxidantien ist auch ohne vorbereitende Maßnahmen möglich. Bei Untersuchungen an
- 95 -
Diskussion
__________________________________________________________________________________________
Marathonläufern zeigte sich, dass auch nur gering trainierte Menschen auf die enorme
Belastung mit einer Erhöhung der plasmatischen antioxidativen Kapazität von ca. 15 %
reagieren können, bevor diese nicht mehr in der Lage ist, den oxidativen Stress zu
kompensieren (KAIKKONEN et al. 2002). Die Rückkehr auf das „individuelle“ Niveau der
einzelnen Tiere ist vielfach in anderen Studien zum Verlauf der nichtenzymatischen
Antioxidantien nach Phasen oxidativen Stresses beschrieben, so auch bei Untersuchungen
zum TRAP im zeitlichen Verlauf nach Ischämie und Reperfusion am Rattendarm
(SLAVIKOVA 1998). Um die postoperative Regeneration günstig zu beeinflussen, können
den Kühen nach der Operation nichtenzymatische Antioxidantien, wie Vitamin C verabreicht
werden, die ein Absinken der TEAC-Konzentration und damit der antioxidativen Kapazität
verringern oder verhindern könnten.

TEAC-Konzentrations-Verlauf bei Tieren mit RDA
Bei den rechtsseitigen Verlagerungen ist die gemeinsame Diskussion der TEACKonzentration nicht vorteilhaft. Dagegen spricht der unterschiedliche Grad der Verlagerung
(0° bis >360°), der im Gegensatz zu den linksseitigen Verlagerungen deutliche Auswirkungen
auf die Blutzirkulation und die Ansammlung von Lactat hat (WITTEK et al. 2004, Abb. 3745).
Die Kühe 19, 25, 32, 34 und 35 (RDA cT, Abb. 37, 39, 41, 43, 44) zeigten nach der Reposition des Labmagens einen deutlichen Anstieg der TEAC-Konzentration von bis zu
400 mol/l. Bei ihnen fielen zudem deutlich erhöhte Lactatkonzentrationen (>5mmol/l) auf,
die auf Perfusionsstörungen des Labmagens durch die Torsion (180 °) zurückzuführen sind.
Bei der Reperfusion nach der Reposition kommt es zur Radikalbildung (siehe 2.1.2.1),
woraufhin die TEAC-Konzentration ansteigt. Dieser Anstieg fällt nachfolgend wieder ab, was
den
Zusammenhang
Lactatkonzentrationen
mit
der
zeigten
die
Reperfusion
Tiere
bis
verdeutlicht.
auf
Kuh
Neben
35
(Abb.
den
44)
erhöhten
erhöhte
Harnstoffkonzentrationen, die das Kreislaufdefizit der Tiere verdeutlichen. Durch diese
Hämokonzentration werden die z.T. extremen Anstiege der TEAC-Konzentration noch
potenziert. Zusätzliche Erkrankungen, wie Endometritiden fallen bei diesen RDA cT weniger
ins Gewicht, da die Geburt bis auf Kuh 7 länger zurücklag.
Kuh 24 (Abb. 38) gliederte sich als RDA sT in den Verlauf der LDA ein, bei ihr waren weder
Lactat- noch Harnstoffkonzentration erhöht, die Endometritis trat als einziger störender
Faktor auf. Der Anstieg der TEAC-Konzentration nach sechs bis acht Stunden entspricht dem
Verlauf der LDA 3.
- 96 -
Diskussion
__________________________________________________________________________________________
Kuh 31 (Abb. 40) als RDA sT durch Obstipation mit Sand zeigte wie oben genannte RDA cT
erhöhte Lactat- und Harnstoffkonzentrationen, die auf Perfusionsstörungen und ein
Kreislaufdefizit hinweisen. Dementsprechend erfolgte auch bei ihr nach Reposition des
Labmagens durch die Reperfusion ein Anstieg der TEAC-Konzentration. Die nach der
Operation auftretenden Digestionsstörungen deuten auf Dilatation und Atonie des Labmagens
hin, wie sie von GEISHAUSER 1995 beschrieben wurden und durch Radikalbildung mit
beeinflusst werden.
Bei Kuh 37 (Abb. 45) fiel das durchweg niedrige Niveau der TEAC-Konzentration auf, das
trotz lang zurückliegender Geburt und erhöhten Lactat- und Harnstoffkonzentrationen
bestand. Bei ihr musste die zusätzliche Erkrankung in Form der hochgradigen Lahmheit
berücksichtigt werden, von der nicht bekannt ist, wie lange sie schon bestand und was sie
ausgelöst hatte. Da keinerlei äußere Anzeichen mehr auffielen, die nur auf kurze
Erkrankungsdauer hindeuteten, muss davon ausgegangen werden, dass die Kuh über einen
längeren Zeitraum weniger Futter aufgenommen haben kann und die Entzündung zum
Verbrauch der nichtenzymatischen Antioxidantien führte.
Kuh 25 (Abb. 39) zeigte den Verlauf einer RDA cT, der zum Verlust des Tieres führte. Die
TEAC-Konzentration zeigte nach Reposition den typischen Anstieg, aber auch nachfolgend
weitere Anstiege, die zwar auf die in der pathologischen Untersuchung festgestellten
Ulzerationen und die Peritonitis hinweisen können, auf die aber aufgrund des TEACVerlaufes nicht geschlossen werden kann.
Wie bei den Kühen mit LDA kommt es bei den RDA cT (Abb. 37-45) sechs bis zehn Stunden
nach der Operation wieder zum Anstieg der TEAC-Konzentration vom Ausgangsniveau, die
zwar zeitlich verzögert zu denen der Tiere mit LDA auftraten und auch weitaus höhere
Schwankungen darstellen, die aber ebenso als Zeichen einer Entzündungsreaktion gewertet
werden können. Dass die Schwankungen höher ausfallen als bei den Tieren mit LDA, kann
auf einen zusätzlichen Entzündungsherd hinweisen, wobei auch hier der Labmagen als stärker
betroffenes Organ nahe liegt. Nachfolgend ist wie bei den linksseitigen Verlagerungen eine
Rückkehr zum Ausgangsniveau gegen Ende der Messzeit zu verzeichnen.
Zusammenfassend für den Verlauf der TEAC-Konzentration bei Kühen mit RDA ist zu
sagen, dass sich die starke Belastung mit oxidativem Stress infolge von Ischämie und
Reperfusion in Form von Schwankungen der TEAC-Konzentration ausdrückt, die z.T. ein
mehrfaches des Ausgangsniveaus betrugen. Daher kann eine Unterstützung mittels
nichtenzymatischer Antioxidantien nur befürwortet werden. Die intravenöse Verabreichung
von nichtenzymatischen Antioxidantien wie Vitamin C und E kurz vor Entgasung und
- 97 -
Diskussion
__________________________________________________________________________________________
Rückverlagerung ist aufgrund der Verlaufsuntersuchung als günstig anzusehen. Im weiteren
Regenerationsverlauf erscheint eine weitere Gabe nicht zwingend notwendig.
6.
Zusammenfassung
Untersuchungen zum antioxidativen Status bei verschiedenen Formen der Dislocatio
abomasi des Rindes im Blut der V. jugularis und der V. epigastrica
Gregor Dinges
Medizinische Tierklinik der Veterinärmedizinischen Fakultät der Universität Leipzig
März 2004
(125 Seiten, 45 Abbildungen, 16 Tabellen, 246 Literaturangaben, 1 Seite Anhang)
Die Entstehung und Auswirkungen von Radikalen am Labmagen bei Kühen mit Dislocatio
abomasi (DA) gelten mit als zentraler Faktor für Störungen der Labmagenmotorik und damit
für die postoperative Regeneration der Kühe. Ziel der vorliegenden Arbeit war, die
Auswirkungen der verschiedenen Formen der Labmagenverlagerung des Rindes auf den
antioxidativen
Stoffwechsel
des
Labmagens
und
des
Gesamtorganismus
unter
Berücksichtigung der Stoffwechsellage und zusätzlicher Erkrankungen zu vergleichen. Zur
Einschätzung des anti-oxidativen Status dienten die Aktivitäten der Superoxiddismutase
(SOD) und der Glutathionperoxidase (GPX) sowie die TEAC-Konzentration („TROLOX
equivalent antioxidative capacity“ -Konzentration) zur Beurteilung der nichtenzymatischen
wasserlöslichen Antioxidantien im Plasma. Weiterhin wurden die klinischen und die
Stoffwechselbefunde der Kühe erhoben.
Versuchsanordnung: Bei 22 Kühen mit links- und 15 Kühen mit rechtsseitiger
Labmagenverlagerung (LDA bzw. RDA) wurden vor der operativen Reposition des
- 98 -
Zusammenfassung
__________________________________________________________________________________________
Labmagens die klinischen Befunde erhoben und Blut aus der V. jugularis zur Bestimmung der
ß-Hydroxybutyrat- (BHB-), Cholesterol-, Gesamtbilirubin-, Totalprotein-, Harnstoff- ,
Natrium- und Kaliumkonzentrationen sowie der Aktivitäten der GLDH und der ASAT
genommen. Die Tiere mit LDA wurden nach dem Schweregrad in LDA 2 und LDA 3
eingeteilt, die Tiere mit RDA in RDA ohne (RDA sT) und mit Torsion (RDA cT).
Unmittelbar vor und nach Reposition des Labmagens wurden intraoperativ peripher (p) und
direkt am Labmagen (lm) in Ausläufern der V. epigastrica dextra venöse Blutproben
entnommen. Aus dem daraus gewonnenen Plasma wurden Chlorid-, Lactat- und TEACKonzentrationen
sowie
die
Aktivitäten
der
Creatinkinase
(CK)
ermittelt.
Aus
Erythrozytenpellets der gleichen Probenentnahme wurden die Aktivitäten von GPX und SOD
sowie die Hämoglobinkonzentrationen in den Pellets erfasst. Zusätzlich wurde der Verlauf der
TEAC-Konzentration im peripheren Plasma 12 (LDA) bzw. 16 (RDA) Stunden p. op.
verfolgt.
Ergebnisse: Fett- und Leberstoffwechsel bei Kühen mit LDA und RDA sT waren stärker
belastet als bei Kühen mit RDA cT. Dabei unterlagen die Tiere mit LDA 2 in vorliegender
Studie den größten Beeinflussungen. Sie hatten zudem den größten Anteil zusätzlicher
Erkrankungen und befanden sich zu 89 % im ersten Monat post partum. Bei den Kühen mit
RDA cT dagegen war der Mineralstoffwechsel stärker belastet als bei Kühen mit LDA und
RDA sT. Hier traten zudem die höchsten Harnstoff- (5,3; 7,5; 12,1 mmol/l) und
Lactatkonzentrationen (3,4; 6,14; 8,6 mmo/l) auf. Die CK zeigte in den Gruppen der LDA 2
(380; 489; 1110 U/l) und der RDA sT (316; 424; 814 U/l) die höchsten Aktivitäten.
Die SOD-Aktivitäten der Kühe mit LDA (2194; 2191; 2309 U/g Hb) waren höher als die der
Kühe mit RDA (1667; 2061; 2449 U/g Hb), wobei in Bezug auf den zunehmenden Abstand
zum Partus die Aktivitäten in der Gruppe der LDA 3 abnahmen. Bei der GPX lagen innerhalb
der RDA (508; 560; 592 U/g Hb) höhere Aktivitäten vor, auch hier lagen bei Kühen mit
größerem Abstand zum Partus in der Gruppe der LDA 3 niedrigere Aktivitäten vor.
Die TEAC-Konzentrationen waren in den Gruppen der LDA 2 (302; 361; 403 µmol/l) und der
RDA cT ( 235; 270; 346 µmol/l) am höchsten, Kühe mit LDA 3 zeigten mit zunehmendem
Abstand zum Partus höhere, Kühe mit RDA cT niedrigere TEAC-Konzentrationen.
Im Vergleich von peripherem zu abomasalem Blut konnten keine signifikanten Unterschiede
festgestellt werden.
Im postoperativen Verlauf stiegen die TEAC-Konzentrationen bei Kühen mit LDA 3 ca. fünf
und acht Stunden post operationem an, kehrten aber wieder auf das Ausgangsniveau zurück.
Bei Kühen mit RDA, die deutlich erhöhte Lactat- und Harnstoffkonzentrationen hatten, war
- 99 -
Zusammenfassung
__________________________________________________________________________________________
zusätzlich nach der Rückverlagerung ein Anstieg der TEAC-Konzentration zu verzeichnen,
der nachfolgend wieder abfiel.
Schlussfolgerungen: Der antioxidative Status bei Kühen mit DA unterliegt nicht nur der
Beeinflussungen durch die DA, sondern auch durch zusätzliche Erkrankungen und durch den
Abstand zum Partus. Dies zeigt sich deutlich in den Gruppen der LDA 2 und der LDA 3. Die
Kühe mit RDA sT sind hinsichtlich ihrer oxidativen Belastungen den LDA vergleichbar. Bei
den RDA cT kommt es zu Perfusionsstörungen, die für die Ansammlung von Lactat
verantwortlich sind. Das antioxidative System zeigt bei ihnen höhere Aktivitäten der GPX
und höhere Konzentrationen der TEAC, die geringere SOD-Aktivität kann Ausdruck einer
vorübergehenden Inaktivierung sein. Im TEAC-Verlauf post operationem kommt es bei den
RDA cT mit den größten Perfusionsstörungen nach der Reposition des Labmagens zu einem
Anstieg, der auf den Anstrom von Radikalen während der Reperfusion zurückzuführen ist.
7.
Summary
Studies on antioxidative metabolism in cows with different forms of the dislocatio abomasi (DA) in blood samples from jugular and epigastric vein
Gregor Dinges
Clinic for Large Animal Internal Medicine
Faculty of Veterinary Medicine of the University of Leipzig
March 2004
(125 pages, 45 figures, 16 tables, 246 references, 1 page appendix)
The formation and the effects of radicals on the abomasum in cows with dislocatio abomasi
(DA) are regarded as one of the main factors for disturbed abomasal motility and the postoperative regeneration.
The aim of this study was to compare the effects of the different forms of DA in cows on the
abomasal antioxidative metabolism and the whole organism under consideration of the metabolic status and additional diseases. To asses the antioxidative status the activities of superoxide dismutase and glutathione peroxidase, and the concentration of the TEAC (“TROLOX
equivalent antioxidative capacity”) for the non-enzymatic, water soluble plasmatic antioxidants were determined. Additionally, clinical and metabolic parameters were measured.
- 100 -
Summary
__________________________________________________________________________________________
Methods: Before surgical reposition of the abomasum 22 cows with left and 15 cows with
right displaced abomasum (LDA or RDA) were physically examined. Blood samples were
taken from the jugular vein to measure the concentrations of β-hydroxybutyrate (BHB), cholesterol, total bilirubin, total protein, urea, sodium, potassium and the activities of glutamatedehydrogenase (GLDH) and aspartate-amino-transferase (ASAT). The animals with
LDA were divided into groups depending on the degree of displacement (LDA 2 and LDA 3),
the animals with RDA into RDA without (RDA sT) and with abomasal volvulus (RDA cT).
Immediately before and after surgical reposition of the abomasum, blood was taken from the
jugular and the epigastric vein. The plasma concentrations of chloride, lactate and TEAC and
the activities of the creatine kinase (CK) were measured. The activities of GPX and SOD and
the concentrations of haemoglobin were determined in erythrocyte pellets of these samples.
Moreover, the time course of the concentration of the TEAC was observed in the peripheral
plasma over 12 (LDA) or 16 (RDA) hours.
Results: In cows with LDA and RDA sT, the lipid and liver metabolism were more disturbed
in comparison to cows with RDA cT. In this study cows with LDA 2 were heavily influenced.
They had the highest portion of additional diseases and 89% of them were in the first month
after parturitions. In the cows with RDA cT the metabolism of minerals was more influenced.
Additionally, they showed the highest concentrations of urea (5.3; 7.5; 12.1 mmol/l) and lactate (3.4; 6.14; 8.6 mmo/l). The highest activities of the CK were found in the groups with
LDA 2 (380; 489; 1110 U/l) and RDA sT (316; 424; 814 U/l).
In cows with LDA the activities of the SOD (2194; 2191; 2309 U/g Hb) were higher than in
cows with RDA (1667; 2061; 2449 U/g Hb). The cows with LDA 3 which were longer in
milk had lower activities of the SOD. The cows with RDA (508; 560; 592 U/g Hb) had higher
GPX activities than cows with LDA, but the activities decreased with increasing lactation
days.
The groups with LDA 2 (302; 361; 403 µmol/l) and RDA cT (235; 270; 346 µmol/l) showed
the highest concentrations of the TEAC. The concentrations of TEAC increased with increasing time after parturition in cows with LDA 3. In contrast the concentration of TEAC decreased with the time after parturition in cows with RDA cT.
There were no significant differences comparing the peripheral and the abomasal blood parameters
The TEAC concentration increased five and eight hours post operationem in the group of the
LDA 3, but decreased to the basic level later. In cows with RDA cT, there was an additional
transient increase immediately after the reposition of the abomasums.
- 101 -
Summary
__________________________________________________________________________________________
Conclusions: In cows with DA the antioxidative status was not only influenced by the DA but
concurrent diseases and the duration of lactation had additional effects. This was shown in the
groups with LDA 2 and LDA 3. Cows with RDA sT were similar to cows with LDA. Only
cows with RDA cT suffered from disturbances of the abomasal perfusion, which resulted in
increased lactate concentrations. In these cows the activities of GPX and the concentrations of
the TEAC were higher. It is believed that inactivation was reason for the lower activities of
the SOD in cows with RDA cT. The highest values of TEAC concentration after reposition
of the abomasum were measured in cows which had the strongest disturbances of the perfusion. The influx of radicals during the phase of reperfusion after reposition of the abomasums
is considered as reason.
8.
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Tab. I: Vergleichende Darstellung der Hämoglobinkonzentration (Hb-Konz.), der Creatinkinase-Aktivität (CK-Aktivität), der TEACKonzentration (TEAC-Konz.), der Glutathionperoxidase-Aktivität (GPX-Aktivität) und der Superoxiddismutase-Aktivität
(SOD-Aktivität) an den Entnahmestellen V. Jugularis (p) und den Venen des Labmagens (lm) innerhalb der Gruppen der
linksseitigen Verlagerungen (LDA) zweiten (LDA 2) und dritten (LDA 3) Grades sowie der rechtsseitigen Verlagerungen
(RDA) ohne (RDA sT) und mit (RDA cT) Torsion (Median, 1. und 3. Quartil)
alle LDA
(n=22)
LDA 2
(n=9)
LDA 3
(n=13)
alle RDA
(n=15)
RDA sT
(n=4)
RDA cT
(n=11)
Hb-Konz. (p)
(mmol/l)
18,0
(16,9; 19,1)
18,0
(17,1; 19,8)
18,0
(16,2; 18,6)
18,0
(17,3; 18,5)
18,2
(17,0; 19,3)
18,0
(17,4; 18,2)
Hb-Konz. (lm)
(mmol/l)
17,7 (16,9; 18,3)
18,3
(17,4; 19,2)
17,1
(16,5; 18,0)
18,9
(17,3; 19,2)
17,3
(17,0; 17,9)
19,2
(18,3; 19,4)
CK-Aktivität (p)
(U/l)
282
(209; 543)
489
(380; 1110)
233
(179; 305)
438
(316; 912)
619
(379; 886)
424
(316; 814)
CK-Aktivität (lm)
(U/l)
242
(174; 535)
484
(438; 1055)
176
(134; 224)
466
(280; 903)
611
(411; 825)
458
(283; 990)
TEAC-Konz. (p)
(µmol/l)
293
(215; 361)
361
(302;403)
239
(200; 309)
270
(213; 387)
303
(206; 415)
270
(235; 346)
TEAC-Konz. (lm)
(µmol/l)
241
(220 ;319)
317
(243; 343)
233
(205; 267)
325
(230; 359)
245
(226; 276)
334
(267; 373)
SOD-Aktivität (p)
(U/g Hb)
2491
(2194; 2814)
2718
(2443; 3501)
2438
(2055; 2550)
2061
(1667; 2449)
1969
(1677; 2232)
2061
(1793; 2449)
SOD-Aktivität (lm)
(U/g Hb)
2229
(2081; 2309)
2302
(2192; 2414)
2188
(1876; 2332)
2019
(1700; 2219)
1585
(1556; 1730)
2073
(1918; 2416)
GPX-Aktivität (p)
(U/g Hb)
429
(351; 520)
509
(444; 522)
395
(275; 429)
560
(508; 592)
505
(475; 537)
569
(539; 614)
GPX-Aktivität (lm)
(U/g Hb)
446
(359; 511)
490
(450; 519)
426
(308; 460)
521
(470; 570)
496
(470; 522)
522
(476; 598)
Danksagung
Mein besonderer Dank gilt Herrn Dr. habil. M. Fürll für die Überlassung des interessanten Themas, für seine
Betreuung und die stets freundliche fachliche und geduldige Unterstützung bei der Anfertigung dieser Arbeit.
In gleicher Weise bedanke ich mich bei Herrn Dr. T. Wittek für die Einarbeitung in das Themengebiet, das
zielorientierte Arbeiten und die Betreuung.
Außerdem danke ich dem Labor der Medizinischen Tierklinik unter der Leitung von FDC H. Kirbach für
geistige Unterstützung bei der langwidrigen Probenbearbeitung. Ich danke für stets offene Augen und Ohren
gegenüber Neulingen in ihrem Reich.
Den Klinikmitarbeitern sei die Hilfe bei der Bändigung widerspenstiger Tiere und die zuvorkommende
unkomplizierte Hilfsbereitschaft gedankt.
Dem Team der Pathologie, im besonderen Herrn Prof. H.-A. Schoon, Frau Dr. H. Aupperle und Frau Dr. C.
Ellenberger danke ich für die nette Zusammenarbeit auch über die erste Hürde hinaus.
Auch wenn sie nicht direkten Anteil an der Promotion hatten, möchte ich besonders meinen Arbeitgebern der
letzten vier Jahre danken, allen voraus Frau S. Fuchs, Frau Dr. M. Wiegand, Herrn H. Schnelle und Herrn A.
Schneider.
Herzlichen Dank an meine Freunde, besonders Ricci, die mir beigestanden haben, an meine Eltern, die dies
immer getan haben und auch weiterhin werden, an meinen Hund und an meine Brüder.
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