Fujisawa-Forschungspreis Immunmodulation Ein wichtiges Anliegen der Fujisawa Deutschland GmbH ist die Unterstützung der Forschung in der dermatologischen Immunologie und Allergologie. Aus diesem Grund vergibt das Unternehmen dieses Jahr zum zweiten Mal den Fujisawa-Forschungspreis an Wissenschaftler, die in der klinischen Forschung oder Grundlagenforschung arbeiten und zu einem besseren Verständnis der Entstehung und Therapie der atopischen Dermatitis beitragen. Vergeben werden vier Preise. Der Hauptpreis ist mit 10.000 € und drei Förderpreise mit jeweils 5.000 € dotiert. Die Jury bestand aus Prof. Dr. Erwin Schöpf (Freiburg), Prof. Dr. Alexander Kapp (Hannover), Prof. Dr. Thomas Bieber (Bonn), Prof. Dr. Thomas Ruzicka (Düsseldorf) sowie Prof. Dr. Matthias Augustin (Hamburg). Die Preisträger und ihre Themen Hauptpreisträger: Prof. Dr. med. Johannes Norgauer, leitender Oberarzt, Universitätshautklinik der Friedrich-Schiller-Universität Jena Prof. Dr. med. Johannes Norgauer beschäftigt sich mit dem Prozess der Aktivierung von antigenpräsentierenden, dendritischen Zellen bei der atopischen Dermatitis. Die Funktion dieser Zellen kann man als Wachposten des Immunsystems in der Haut beschreiben. Nach ihrer Aktivierung bringen dendritische Zellen Antigene bzw. Allergene in die regionalen Lymphknoten, wo Bruchstücke der Fremdsubstanzen T-Lymphozyten präsentiert werden. Durch den Kontakt mit antigentragenden dendritischen Zellen werden die T-Lymphozyten aktiviert und wandern zurück in die Haut an den Ort der Entzündung. Beim Atopiker entsteht so die Ekzemreaktion. Es gibt zwei verschiedene Ausprägungen der von aktivierten T-Lymphozyten gesteuerten Entzündung, die T-Helfer-1 bzw. T-Helfer-2 Antwort (TH1 bzw. TH2) genannt werden. Nach der gängigen Hypothese handelt es sich beim atopischen Ekzem um eine fehlgeleitete, daher inadäquate TH2-Antwort. Ein Nicht-Atopiker würde auf harmlose Blütenpollen eher mit einer TH1-Antwort reagieren, die nicht zu einer Immunreaktion in der Haut führt. Informationen von Fujisawa Deutschland GmbH für die Fachpresse der Medizin und Pharmazie sowie Medizinjournalisten der Publikumspresse Fujisawa Forschungspreis 1/4 Das Interesse der Arbeitsgruppe von Herrn Prof. Norgauer gilt der Frage, ob lokale Milieufaktoren in der Haut, so genannte Chemokine, den Aktivitätszustand von dendritischen Zellen so verändern können, dass sie beim Atopiker letztendlich eine TH2-Polarisierung verursachen können. Als Chemokine werden unterschiedliche Substanzen bezeichnet, die im Verlauf eines Entzündungsprozesses gebildet werden, und die einen direkten Einfluss auf die Einwanderung und Aktivierung von Immunzellen haben. Prof. Norgauer hat unter den Sekretionsprodukten von Mastzellen und Blutplättchen zahlreiche Substanzen identifiziert, die als Chemokine auf dendritische Zellen wirken. In weiteren Experimenten stellte sich heraus, dass Chemokine tatsächlich unterschiedliche Signaltransduktionsprozesse in dendritischen Zellen auslösen können. Einer der Signalwege fördert die Polarisierung in Richtung TH2: Er unterdrückt das TH1 begünstigende Interleukin12 und induziert die Bildung des TH2 fördernden Interleukin-10 in den von den dendritischen Zellen aktivierten T-Helferzellen. Dies ist ein erster Hinweis darauf, dass bestimmte Chemokine z.B. beim Atopiker schon in der Haut beeinflussen können, ob die Immunantwort in Richtung TH1 oder TH2 polarisiert wird. Förderpreisträger: PD Dr. med. Axel Trautmann, Oberarzt an der Universitäts-Hautklinik in Würzburg Die Arbeiten von Herrn PD Dr. med. Trautmann und Prof. Dr. med. Norgauer zum atopischen Ekzem ergänzen sich in vielerlei Hinsicht. Trautmanns Arbeitsgruppe hat sich mit der Erkrankungs-Phase nach der Allergenpräsentation beschäftigt, d.h. mit der Einwanderung von T-Lymphozyten in die Haut von Patienten mit Ekzemerkrankungen. Wiederum liegt der Schwerpunkt auf den Chemokinen und der zellulären und biochemischen Kommunikation von T-Lymphozyten und Epidermiszellen während der Entstehung der Entzündung. Durch Chemokine angelockt, wandern aktivierte T-Lymphozyten zunächst in die Dermis. Werden in der Epidermis ebenfalls bestimmte Chemokine freigesetzt, überwinden die TLymphozyten aktiv die Basalmembran und gelangen in die Epidermis. Dort setzen sie Interferon- und Tumornekrosefaktor- frei und induzieren bei einzelnen Keratinozyten die Apoptose, den programmierten Zelltod. In der Folge werden epidermale Adhäsionsproteine (Cadherine) abgebaut und der Zusammenhalt der Zellen lockert sich. Entzündungsbedingt gelangt Flüssigkeit aus der Dermis in die Epidermis – es entsteht ein Ödem und die Informationen von Fujisawa Deutschland GmbH für die Fachpresse der Medizin und Pharmazie sowie Medizinjournalisten der Publikumspresse Fujisawa Forschungspreis 2/4 Zellzwischenräume werden größer. Die Folge ist eine nässende Entzündung mit kleinen Bläschen und Schwellung, die das akute atopische Ekzem kennzeichnen. Bleibt die Entzündung bestehen, reagiert der Organismus auf die Schädigung des Gewebes mit Gegenregulationsprozessen, die zu dem Erscheinungsbild eines chronischen Ekzems beitragen: Es entwickelt sich eine deutlich verdickte, aber nicht belastbare und wenig widerstandsfähige Haut. Dr. Trautmann gelang es, in chronisch reparativer Ekzemhaut bestimmte Keratine nachzuweisen, die auf eine pathologische Differenzierung der Keratinozyten hindeuten. Dieses Forschungsergebnis könnte dazu beitragen, die Defizite der Haut bei chronischem Ekzem zu erklären. PD Dr. med. Johannes Weiss und Dr. med. Andreas Renkl, Universitätsklinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie, Ulm Auch PD Dr. Johannes Weiss und Dr. Andreas Renkl aus Ulm beschäftigen sich mit der Steuerung von dendritischen Zellen während der Sensibilisierungsphase von Allergien in der Haut. Allerdings interessiert sie die Rolle dieser Antigen-präsentierenden Zellen bei der Entstehung des allergischen Kontaktekzems, das, anders als das atopische Ekzem, auf eine fehlgeleitete T-Helfer-1 (TH1) Immunantwort zurückgeht. Die Preisträger haben herausgefunden, dass extrazelluläres Osteopontin über ein Oberflächen-gebundenes Adhäsionsmolekül (CD44) die Migration von dendritischen Zellen in die Lymphknoten beeinflusst. Offenbar werden durch Osteopontin auch Signaltransduktionsprozesse in der dendritischen Zelle aktiviert. Diese Signale wiederum führen zur Ausschüttung von unterschiedlichen Botenstoffen. Osteopontin fördert die Ausschüttung des TH1 begünstigenden Interleukin-12 und hemmt die Bildung des TH2 fördernden Interleukin-10 durch dendritische Zellen. Tierexperimente belegen, dass Osteopontin damit in vivo an der Polarisierung der THelferzellen in Richtung TH1 beteiligt ist und eine kontaktallergische Reaktion verstärkt. Informationen von Fujisawa Deutschland GmbH für die Fachpresse der Medizin und Pharmazie sowie Medizinjournalisten der Publikumspresse Fujisawa Forschungspreis 3/4 PD Dr. med. Ulf Darsow, Oberarzt der Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie am Biederstein, Technische Universität München Ziel der Arbeit von Herrn PD Dr. med. Darsow ist die Entwicklung einer standardisierten Allergiediagnostik für die atopische Dermatitis, die es u. a. erleichtert, Patienten hinsichtlich der Allergenvermeidung besser zu beraten. Bei atopischen Erkrankungen wie Asthma bronchiale und Heuschnupfen handelt es sich um so genannte Typ-I Allergien vom Soforttyp: Die allergische Reaktion wird durch Histamin vermittelt. Standardmethode für den direkten Nachweis von Histamin-vermittelten Allergien ist der Prick-Test. Da es sich bei Neurodermitis jedoch eher um eine durch T-Lymphozyten vermittelte Typ-IVReaktion handelt, hat ein positives Ergebnis im Prick-Test nach Auffassung von Dr. Darsow ohne anschließenden Allergen-Provokationstest nur wenig klinische Relevanz. Andererseits ist eindeutig belegt, dass Typ-I Allergene Auslöser für eine Neurodermitis sein können. Die Arbeitsgruppe hat sich daher intensiv mit der Standardisierung des so genannten AtopiePatch-Tests auseinandergesetzt, der mit intakten Proteinen als Allergenen arbeitet und – anders als der Prick-Test – auf die an der atopischen Reaktion beteiligten Immunzellen abzielt. Der Atopie-Patch-Test ist somit für den Nachweis der auslösenden Allergene bei der atopischen Dermatitis spezifischer als der Prick-Test. Der Preisträger perfektionierte den Atopie-Patch-Test durch scheinbar kleine Modifikationen, die jedoch einen großen Einfluss auf Sensitivität, Spezifität und Reproduzierbarkeit haben. Mit der Unterstützung weiterer Hautkliniken wurde eine Serie von Studien durchgeführt. Der optimierte Test steht nun kurz vor der Einführung in die klinische Routine-Diagnostik. Auch für klinische Forschungsarbeiten im Bereich atopische Dermatitis eignet sich der Test als zuverlässiges Werkzeug. Dr. Darsow möchte mit Hilfe des Atopie-Patch-Tests Untergruppen von Patienten mit atopischer Dermatitis genauer charakterisieren. So könnte es der Test erleichtern, Neurodermitis-Patienten zu identifizieren, bei denen eine AllergenHyposensibilisierung mit hoher Wahrscheinlichkeit erfolgreich ist. Informationen von Fujisawa Deutschland GmbH für die Fachpresse der Medizin und Pharmazie sowie Medizinjournalisten der Publikumspresse Fujisawa Forschungspreis 4/4