Einsatz von Antibiotika Indikation: Prophylaktische Antibiose Therapeutische Antibiose Der prophylaktischer Einsatz ist vor der parodontalchirurgischen Initialbehandlung bei Patienten mit einer Einschränkung der körpereigenen Abwehr indiziert: ungenügend eingestellte Diabetes mellitus hämatologische Erkrankungen mit Leukopenie oder Leukozytose generalisierte Erkrankungen des lymphatischen Systems Leberinsuffizienz Radiatio im Kiefer, Gesichts- oder Halsbereich Zytostatika- oder Steroid-Medikation Erworbenes Immunangelsyndrom (AIDS) Organtransplantation Patienten mit einer erhöhten Endokarditisrisiko Der therapeutischer Einsatz ist bei Infektionen indiziert, bei denen eine bakterielle Genese gesichert ist, nämlich dann wenn eine lokale Sanierung des Infektionsortes nicht ausreichend ist (z. B. durch Trepanation des schuldigen Zahnes oder Abszessinzision). Antibiotika sind außerdem noch indiziert, wenn eine Ausbreitungstendenz der Infektion besteht. Indikation für Antibiotika bei der Therapie marginaler Parodontopathien: Früh beginnende Parodontitis (präpubertäre, juvenile und rapid progressive Parodontitis) Schwere generalisierte erwachsene Parodontitis Refraktäre Parodontitis Parodontalabszeß mit Tendenz zur Ausbreitung in die benachbarten Logen, Fieber und/oder ausgeprägten Lymphadenitis Nekrotisierende ulzeröse Gingivitis oder Parodontitis mit Fieber und/oder ausgeprägter Lymphadenitis Bei systemischer Erkrankung (insbesondere Dysfunktionen neutrophiler Granulozyten, Diabetes mellitus und HIV-Infektion mit CD4<200) Zeitpunkt der Antibiotikatherapie und Therapidauer: Wichtig ist, dass zum Zeitpunkt des Eingriffs eine Serumkonzentration vorhanden ist. Als Standardschema haben sich folgende Formen der Prophylaxe durchgesetzt: One-shot-Prophylaxe: 60 min präoperativ Ultrakurze Prophylaxe: 1 Stunde präoperativ und 6 Stunden postoperativ Die Therapiedauer dagegen muß mindestens 1 Woche lang sein, d.h. die Medikation muß 2- 3 Tage nach Abklingen der akuten Infektionssymptome fortgesetzt werden. Bei der Therapie marginaler Parodontopathien sollten Antibiotika direkt nach Abschluß der Initialtherapie verabreicht werden. Bei der Dosierung sollte die vom Hersteller angegebene Dosis nicht unterschritten werden Für die meisten zahnärztlich angewendeten Antibiotika betragen die Dosierungsintervalle 8, teilweise auch 12 Stunden. Auswahl der Präparate Zur Auswahl eines geeigneten Antibiotikums sollte womöglich eine mikrobiologische Analyse durchgeführt werden. Das Spektrum muß so breit wie nötig und so schmal wie möglich sein. Unter diesem Aspekt sind bei dentogen-pyogenen Infektionen die Penicilline mit schmalem Spektrum die Medikamente der ersten Wahl. Tabelle 1 zeigt StandardPräparate die zur Therapie eingesetzt werden. Tab 1: Antibiotische Therapie der dentogenen-pyogenen Infektionen (Therapiedauer mindestens 1 Woche) Präparat Penicillin V Amoxycillin Clindamycin Cephalexin Roxithromycin Handelsname Isocillin® Amoxypen® Sobelin® Ceporexin® Rulid® Tagesdosis (Erwachsene) 3 bis 4 x 1,2 Mega 3 x 0,4 bis 1,0 g 3 bis 4 x 300 mg 3 x 0,5 bis 1,0 g 1 x 300 mg Tab 2: Antibiotische Therapie bei parodontalen Infektionen (Therapiedauer 1 bis 2 Wochen) Präparat Amoxycillin + Clavulansäure Amoxycillin + Metronidazol Metronidazol Tetracyclin Handelsname Augmentan® Tagesdosis (Erwachsene) 2 x 875/125 mg Amoxypen® + Clont® Clont® Vibramycin® 3 x 250 mg + 3 x 250 mg 2 x 500 mg 1 x 200 mg ( 1 Tag) 1 x 100 mg (ab den 2. Tag) Tab 3: Antibiotische Therapie bei ANUG (Therapiedauer mindestens 1 Woche) Präparat Penicillin V Clindamycin Cephalexin Handelsname Isocillin® Sobelin® Ceporexin® Tagesdosis (Erwachsene) 3 bis 4 x 1,2 Mega 3 bis 4 x 300 mg 3 x 0,5 bis 1,0 g Endokarditisprophylaxe Die American Heart Association hat im Juni 1997 folgende Empfehlungen zur Endokarditisprophylaxe veröffentlicht: Endokarditisprophylaxe empfohlen: Hohes Risiko Künstliche Herzklappen Frühere bakterielle Endokarditis Komplexe kongenitale zyanotische Herzfehler (wie Transposition der großen Arterien, Fallot-Tetralogie) Mäßiggradiges Risiko Meiste andere kongenitale Herzfehler Rheumatische oder andere erworbene Klappenvitien Mitralklappenprolaps mit Klappeninsuffizienz Hypertrophe obstruktive Kardiomyopathie Endokarditisprophylaxe nicht empfohlen: Geringgradiges Risiko Isolierter Vorhofseptumdefekt Chirurgisch korrigierte Defekte ohne bleibende Residuen Herzschrittmacher und implantierte Defibrillatoren Frühere Bypass-Operation Mitralklappenprolaps ohne Mitralinsuffizienz Funktionelle Herzgeräusche Früheres rheumatisches Fieber ohne Klappendysfunktion Antibiotika-Anwendung zur Endokarditisprophylaxe Antibiotikum Standardprophylaxe Bei Schluckbeschwerden Bei Penicillin-Allergie Bei Penicillin-Allergie und Schluckbeschwerden Amoxycillin (z. B. Amoxypen®) Ampicillin (z. B. Binotal®) Clindamycin (z. B. Sobelin®) Clindamycin (z. B. Sobelin®) Dosierung Erwachsene Kind 2,0 g 50 mg/ kg 2,0 g 50 mg/ kg 600 mg 20 mg / kg 600 mg 20 mg / kg Applikation Oral, 1 Stunde vor dem Eingriff i.m. oder i.v., 30 Min. vor dem Eingriff Oral, 1 Stunde vor dem Eingriff i.m. oder i.v., 30 Min. vor dem Eingriff Zahnärztliche Eingriffe für die Endokarditisprophylaxe empfohlen wird: Zahnextraktionen Parodontale Maßnahmen inklusive Chirurgie und Zahnsteinentfernung Zahnimplantationen und Reimplantationen Endodontische Behandlung mit Kontamination des Periapex Subgingivale Applikation von Antibiotikafäden oder –strips Initiale Applikation von kieferorthopädischen Bändern (keine Brackets) Intraligamentäre Anästhesie Voraussichtliche Blutung bei prophylaktischer Reinigung von Zähnen oder Implantaten Zahnärztliche Eingriffe für die Endokarditisprophylaxe nicht empfohlen wird: Konservierende Füllungstherapie mit oder ohne Retraktionsfäden Injektion von Lokalanästhetika (nicht intraligamentär) Applikation von Kofferdam Postoperative Nahtentfernung Plazierung von herausnehmbaren Prothesen oder kieferorthopädischen Vorrichtungen Abdrucknahme Fluoridbehandlung Extraktion von primären Zähnen