Bienen koennen gegen Varroa geimpft werden

Werbung
08.12.2009
Bienen können gegen Varroa geimpft werden
Erstmals ist es gelungen, Bienen über eine Nährlösung ein gentechnisch
hergestelltes Medikament zu verabreichen, das anschließend in der Milbe nachweisbar
ist. Bei dem Produkt handelt es sich um ein DNA-Plasmid, das sonst normalerweise zur
Impfung von Mensch und Tieren, wie Pferd, Schwein, aber auch Fischen, verwendet wird.
PD Dr. habil. Matthias Giese, der dieses innovative Impfsystem für Bienen entwickelt hat,
wird im Jahr 2010 zusammen mit Kollegen in Heidelberg das ‚Institut für Molekulare
Impfstoffe – IMV’ eröffnen.
DNA-Impfstoffe sind eine neue Generation von Impfstoffen, die nur auf speziellen Gensequenzen
beruhen und keine infektiösen Bestandteile eines Erregers enthalten. Erste DNA-Impfstoffe sind
bereits in den USA zugelassen.
Dieser neuartige Bienenimpfstoff wird einer Zuckerlösung beigemischt. Das Test-DNA-Plasmid
pVAX-EGFP-SV40 enthält ein sogenanntes Reportergen, EGFP, ein fluoreszierendes Protein, das
sowohl im Mikroskop, als auch in einem Immunoblot-Verfahren über Antikörper nachgewiesen
wird. Das Bemerkenswerte an diesem Impfplasmid ist, dass die Expression von EGFP über einen
nicht-insektenspezifischen Promotor, wie er etwa beim Menschen oder bei Säugetieren verwendet
wird, funktioniert - in diesem Fall mit dem SV40-Promotor. Aber erwartungsgemäß auch über einen
insektenspezifischen Promotor.
Bienen, die mit Varroa befallen waren, wurden mit dem Test-DNA-Plasmid via Zuckerlösung über
mehrere Tage gefüttert. Dann wurden sowohl die Bienen als auch die Varroa-Milben daraufhin
untersucht, ob das EGFP-Protein im Körper angekommen ist. Die Ergebnisse sind eindeutig: Nicht
nur die Biene, sondern auch die Varroa-Milbe hat, über die Blutmahlzeit, das Testprotein
aufgenommen. Damit ist der Weg frei, ein DNA-basiertes Medikament gegen Varroa als
Nahrungszusatz via Zuckerlösung in die Bienen zu verbringen. Solch ein Medikament kann auch ein
Stimulus für das Bienenimmunsystem sein, ein Varroa-spezifisches Toxoid oder eine
hochspezifische siRNA für die Varroa-Milbe. Ein weiteres Ziel dieser Entwicklungsarbeiten ist es, das
Anti-Varroa-Medikament über ein Spray direkt in die Brutwaben der Biene zu bringen. Das
Impfplasmid ist für die Biene unschädlich und gelangt auch nicht in die Umwelt. Ein kommerzielles
Produkt könnte ab 2012 zur Verfügung stehen. Gespräche mit strategischen Partnern laufen
bereits.
PD Dr. habil. Matthias Giese
PD Dr. habil. Matthias Giese, der dieses innovative Impfsystem für Bienen entwickelt hat, arbeitet
bereits seit 2004 an diesem aufwändigen Programm. Im Jahr 2007 hat er das Projekt als IMV zur
Förderung beim BMELV eingereicht. Nach 15 Jahren internationaler Pharmaforschung in leitenden
Funktionen unter anderem bei Bender in Wien und Boehringer in Ingelheim, wechselte Giese 2006
ins Fraunhofer Institut für Zelltherapie und Immunologie und baute dort die Abteilung
Impfstoffentwicklung auf, die er bis zu seinem Ausscheiden Ende des Jahres 2009 auch leitete.
Giese ist ein international renommierter Impfstoffexperte, besonders auf dem Gebiet der
therapeutischen DNA-Vakzinen. Ein therapeutischer DNA-Impfstoff gegen eine chronische
Viruserkrankung ist bereits patentiert und in klinischen Studien. Im Jahr 2010 wird Giese mit
Kollegen in Heidelberg das ‚Institut für Molekulare Impfstoffe – IMV’ eröffnen.
Der größte Feind der Biene
Die Biene ist neben Schwein und Rind, ökonomisch betrachtet, das drittwichtigste Nutztier des
Menschen. Ihre Bestäubungstätigkeit in der Landwirtschaft ist unersetzlich.
Es gibt zahlreiche Störungen, die das Leben der Bienen beeinflussen können, besonders
Infektionskrankheiten und verschiedene Parasiten. Im Frühjahr 2007 wurde aus den USA
gemeldet, dass etwa 70 Prozent der Bienen spurlos verschwunden sind, von Experten als ‚Colony
Collapse Disorder’ bezeichnet. Ursache unbekannt. In Deutschland liegt die Verlustzahl von
Bienenvölkern bei bis zu 50 Prozent jährlich.
Der größte Feind der Biene ist jedoch die Milbe Varroa. Dieser Ektoparasit sitzt auf der Biene
und ernährt sich über das ‚Blut’ der Biene. Mit dem Milbenfall einher geht die Infektion
verschiedenster Erreger, besonders von Viren. Die Entwicklung biologisch sicherer und
hochwirksamer Produkte gegen die Varroa-Milbe ist dringend notwendig, besonders wegen
der Resistenzbildung von Varroa gegen chemische Stoffe.
Institute for Molecular Vaccines - Heidelberg (25.11.09) - 08.12.2009
Weitere Informationen
PD Dr. habil. Matthias Giese
Im Schaffner 24
69123 Heidelberg
Tel.: +49 (0)6221-73.73.33
Fax: +49 (0)6221-73.94.08
E-Mail:m.giese-hd(at)t-online.de
Herunterladen