Zusammenfassung Pressegespräch „Allergie gegen Biene & Wespe. Kleiner Stich mit schweren Folgen“ SOS Biene/Wespe: 300.000 Österreicher sind schwer allergisch Trotz Lebensgefahr lässt sich nur jeder fünfte Allergiker behandeln! 5. Mai 2015 – Jedes Jahr schockieren mehrere Todesfälle aufgrund eines Bienen- oder Wespenstiches ganz Österreich. Trotzdem wird die Insektengift-Allergie zu häufig nicht ernst genommen. Nur 2 von 10 Allergiker werden mit einer Insektengift-Immuntherapie behandelt, die praktisch zu 100 Prozent wirkt. Nur die Hälfte der Patienten, die sich dafür entschieden haben, bringt diese Therapie schließlich auch tatsächlich zu Ende und hat so nachhaltigen Schutz und Sicherheit. Warnzeichen zu ignorieren oder die lebensgefährliche Erkrankung zu banalisieren, gleicht russischem Roulette, warnen Experten am Dienstag anlässlich einer Pressekonferenz in Graz. Einer von 30 Österreichern ist schwer allergisch gegen den Stich einer Biene oder Wespe – das sind rund 300.000 Menschen.1 Sommer für Sommer landen hunderte, meist erwachsene, Patienten wegen einer Insektengift-Allergie in den heimischen Notaufnahmen, und vier bis fünf Menschen sterben pro Jahr an den Folgen eines Bienen- oder Wespenstiches. Auch hier sind es meist Erwachsene, die auf Grund von Begleiterkrankungen (meist Herz-Kreislaufproblemen) besonders gefährdet sind. „Im Gegensatz dazu sind Insektengift-Allergien bei Kindern meist weniger schwer verlaufend, müssen aber im Akutfall rasch und richtig behandelt und anschließend mittels Allergietests (meist Hauttests) abgeklärt werden“, so Univ.-Prof. Dr. Eva-Maria Varga, Fachärztin für Kinder- und Jugendheilkunde an der Klinischen Abteilung für pädiatrische Pulmonologie und Allergologie an der Medizinischen Universität Graz. „Eine Quaddel an der Einstichstelle ist dabei noch kein Grund zur Panik. Bedrohlich wird es, wenn der Hautausschlag nicht nur lokal, sondern am ganzen Körper auftritt und/oder es zu Schwellungen im Gesicht oder Hals, Kribbeln an den Hand- und Fußinnenflächen, Übelkeit, Atemnot, Schwindel oder Herzrasen kommt.“ Dann beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit, denn „binnen weniger Minuten kann sich die allergische Reaktion bis zum lebensbedrohlichen Kreislaufschock ausweiten. Die Empfehlung der Expertin: „Eine Reaktion, die über eine lokale Hautreaktion hinausgeht, sollte unbedingt bei einem allergologisch versierten Facharzt bzw. in einem Allergieambulatorium oder einer Allergieambulanz im Krankenhaus abgeklärt werden“, und „Allergiker müssen ihre Notfallmedikamente, allen voran einen Adrenalin-Autoinjektor, der den Kreislauf rasch stabilisiert, immer mit sich tragen und in deren Umgang sicher sein.“ Lebensgefährlicher Leichtsinn Trotz der akuten Lebensgefahr wird eine Insektengift-Allergie häufig nicht ausreichend ernst genommen. Assoz.Prof. Dr. Gunter Sturm von der Univ.-Klinik für Dermatologie und Venerologie, Medizinische Universität Graz: „Viele Patienten suchen erst Jahre später einen Arzt auf – wenn überhaupt. Dabei verpassen sie die wichtige Chance, sich mit der spezifischen Immuntherapie langfristig und sicher zu schützen. Nur zwei von zehn der Behandlungsbedürftigen sind in Therapie.2“ Anders gesagt: 80 Prozent riskieren Sommer für Sommer aufs Neue ihr Leben. Spezifische Immuntherapie hilft praktisch immer Die schlechte Akzeptanz verwundert angesichts der Tatsache, dass kaum eine andere medizinische Therapie einen derart guten Wirkungsnachweis erbringen kann. Sturm: „Durch eine korrekt ausgeführte spezifische Immuntherapie kann sich nahezu jeder Patient fast 100-prozentig schützen.“ Die WHO empfiehlt die Behandlung, deren Kosten von der Krankenkasse zur Gänze übernommen werden, ausdrücklich auch für Kinder. Nebenwirkungen treten selten auf und sind in der Regel mild. Im Zuge dieser Behandlung wird der Allergie-Auslöser in anfangs steigender Dosierung in den Oberarm injiziert. Der Körper gewöhnt sich nachhaltig an das Insektengift, wodurch die allergische Reaktion ausbleibt oder zumindest deutlich schwächer ausfällt. Der Erfolg zeigt sich bereits nach einer kurzen Behandlungszeit. Hauptargument für Therapieabbruch: Keine Zeit Besorgniserregend ist weiters, dass viele, die sich für eine Behandlung entschieden haben, die drei- bis fünfjährige Therapie frühzeitig abbrechen. Eine aktuelle österreichische Studie3 erhob, wie viele (bzw. wie wenige) der Patienten die Immuntherapie auch zu Ende führen. „Nur die Hälfte der Patienten (51,3%) beendete die Therapie nach Plan“, so Studienautor Sturm über das ernüchternde Ergebnis, das die Frage nach dem Warum aufwirft. Den Gründen eines vorzeitigen Therapieabbruchs wurde in einer anderen österreichischen Studie nachgegangen – an erster Stelle: Zeitmangel!4 Ein Ausblick: Bienen fliegen schon & Wespen starten demnächst Bienen und bald auch Wespen sind wieder unterwegs und sammeln eifrig Blütenpollen. „Die Imker mussten heuer zwar zum Teil empfindliche Bienenverluste durch einen Milbenbefall im Vorjahr hinnehmen, sind aber bemüht, den Normalbestand zu erreichen – was üblicherweise gelingt. Somit wird es heuer etwa gleich viele Bienen geben wie im Vorjahr“, gibt Bienenexperte Univ.-Prof. Dr. Karl Crailsheim vom Institut für Zoologie an der Universität Graz Ausblick auf die heurige Saison. „Anders als die Bienen, die den gesamten Staat überwintern, starten die Wespen erst jetzt mit der Gründung ihrer Kolonien.“ Bienenstiche sind daher bereits im Frühjahr häufig, Wespenstiche erst später im Jahr (Spätsommer/Herbst). Um einen Stich zu vermeiden, sollte man den Insekten so gut wie möglich aus dem Weg gehen. Crailsheim erklärt wie: „Hektische Bewegungen, wenn Bienen oder Wespen in der Nähe sind, sollte man besser unterlassen. Essen im Freien, wie z.B. Picknick, ist nicht nur für uns Menschen ein Genuss, sondern auch für die Insekten ver- bzw. anlockend. Nahrungsmittel also gut abdecken und nie direkt aus Flaschen oder Dosen trinken.“ Weitere Tipps finden Sie auf www.initiative-insektengift.at Linktipp: www.initiative-insektengift.at Unter dem Motto „Sicher durch den Sommer“ gibt es auf www.initiative-insektengift.at umfassende Information über Warnzeichen, Vorbeugung, Behandlung und richtiges Verhalten im Notfall etc. Literaturquellen 1 Bokanovic D et al. Allergy 2011; 66: 1395-6 2 Przybilla B et al. Der Hautarzt 2014; 768-9 3 Bokanovic D, Schwarz I, Laipold K, Smolle C, Schrautzer C, Wutte N, Aberer W, Sturm GJ. Abstract, in press 4 Jurilj, M; Schuster, C; Fruhauf, J; Horn, T; Aberer, W; Sturm, G. Allergy. 2008; 63: 146-146 Text und Foto in Printqualität gibt’s bei Elisabeth Leeb, T: 0699/1 424 77 79, E: [email protected] und auf www.initiative-insektengift.at (für Medien)