UNIV.-DOZ. DR. WOLFGANG HEMMER Biologe, Floridsdorfer Allergiezentrum (FAZ) Achtung Allergiker: Bienen fliegen schon & Wespen starten demnächst 29. April 2015 – Die Bienen fliegen wieder. Zwar mussten die Imker zum Teil empfindliche Verluste durch einen Milbenbefall im Vorjahr hinnehmen, sind aber bemüht, den Normalbestand aufrecht zu erhalten – was üblicherweise gelingt. Somit wird es heuer in etwa gleich viele Bienen geben wie im Vorjahr. Im Gegensatz zu den Bienen, die den gesamten Staat überwintern, starten die Wespen erst jetzt mit der Gründung ihrer Kolonien. Bienenstiche sind daher bereits im Frühjahr häufig, Wespenstiche erst später im Jahr (Spätsommer/Herbst). Für Allergiker ist es wichtig zu wissen, wie man einen Stich vermeiden kann und – falls man doch gestochen wird – von welchem Insekt. Temperaturen und die Sonnenstunden nehmen stetig zu. Bienen und bald auch Wespen sind daher wieder unterwegs und sammeln eifrig Blütenpollen – für Insektengift-Allergiker Grund zur höchsten Aufmerksamkeit. Bienen, Wespen, Hummeln, Hornissen und auch Ameisen gehören alle zur Insektenordnung der „Hautflügler“ (oder Hymenoptera) und sind somit verwandt. Doch nur die Gruppe der Bienen/Hummeln sowie Wespen/Hornissen sind für Allergiker relevant – die Ameisen spielen aus allergologischer Sicht in Europa keine Rolle. Gefährliche Biene Maja? Weltweit ist die Honigbiene einer der wichtigsten Allergieauslöser. Die Biene verfügt über einen Wehrstachel, den sie nur benutzt, wenn sie in Bedrängnis gerät. Außerhalb ihres Nestes ist die Biene nicht aggressiv. Doch sticht sie zu, bleibt der Stachel mitsamt der Giftblase hängen und kann auch nach dem Stich noch Gift einspritzen. Die abgegebene Giftmenge ist dabei beträchtlich – etwa zehn Mal soviel wie bei einem Wespenstich. Nach einem Bienenstich ist es daher wichtig, den Stachel möglichst rasch zu entfernen, um zu verhindern, dass der gesamte Inhalt der Giftblase in den Körper des Menschen gelangt. Wespe kann aggressiv werden In Österreich sind Wespen die häufigsten Auslöser von allergischen Stichreaktionen. Im Gegensatz zu den Bienen, die den gesamten Staat überwintern, beginnen die Wespen erst jetzt mit der Gründung ihres Staates. Die Wespe selbst ist zwar Vegetarier, aber ihre Larven benötigen Fleisch zum Wachsen. Das ist der Grund, warum Wespen sich im Spätsommer und Herbst nur allzu gern an unseren Tischen bedienen und dabei auch aggressiv werden. Wespen benutzen ihren Stachel zur Jagd, weswegen sie mit ihrem Gift gut haushalten müssen. Ein Wespenstich kann daher ganz unterschiedliche Mengen Gift beinhalten. Das bedeutet für den Allergiker große Unsicherheit. Das eine Mal fällt die allergische Reaktion eher harmlos aus, ein anderes Mal reagiert der Körper extrem auf den Wespenstich. Hummel & Hornisse – friedfertiger als ihr Ruf Aus allergologischer Sicht kaum relevant ist die mit der Biene eng verwandte Hummel. Die friedliebenden Tiere sind außerhalb ihres Nestes nicht aggressiv und Stiche daher sehr selten. Am ehesten kommt es bei Bienengift-Allergikern zu Kreuzreaktionen aufgrund der Ähnlichkeit des Giftes. Vergleichbar ist die Situation auch mit den Hornissen, den engen Verwandten der Wespen. Sie sind weniger aggressiv als ihre kleinen Schwestern und stechen daher auch seltener. Beste Abhilfe: Stiche vermeiden Wichtig für Allergiker ist es, den Insekten so gut wie möglich aus dem Weg zu gehen, um einen Stich zu vermeiden. Hektische Bewegungen, wenn Bienen oder Wespen in der Nähe sind, sollte man unterlassen. Essen im Freien, wie z.B. Picknick, ist nicht nur für uns Menschen ein Genuss, sondern auch für die Insekten ver- bzw. anlockend. Nahrungsmittel also gut abdecken und nie direkt aus Flaschen oder Dosen trinken. Auch auf das Barfußgehen in einer Wiese sollten Allergiker unbedingt verzichten, denn hier sammeln Bienen ihren Honig. Weitere Tipps finden Sie im factsheet „Stichvermeidung“ bzw. auf www.initiative-insektengift.at Nach dem Stich: Was tun? Um rasch eine Therapie gegen das richtige Gift einleiten zu können, ist es wichtig zu wissen, wogegen sich die allergische Reaktion genau richtet. Trotz Ausnahmezustand sollte man darauf achten, ob eine Biene oder Wespe zugestochen hat. Meist können die Patienten nicht unterscheiden, welches Insekt sie gestochen hat, oder es vergeht zu viel Zeit und die Erinnerung an den Stich verblasst. Ist der Stachel einer Biene noch sichtbar, sollte er raschest möglich entfernt werden. Nur so kann verhindert werden, dass der gesamte Inhalt der Giftblase in den menschlichen Körper gespritzt wird. Bienen erobern die Städte Immer mehr Bienenvölker sind in Österreichs Städten beheimatet. In Wien gibt es insgesamt über 5.000 Bienenstöcke mit rund 40.000 Bienen pro Stock. Im Sommer leben in Wien also rund 200 Millionen Bienen, die hervorragenden Honig in Bioqualität produzieren. Die fleißigen Tiere leben nicht nur auf dem Rathausdach oder auf dem Zentralfriedhof. Auf vielen Dächern der Stadt haben Bienenstöcke inzwischen ihr Zuhause gefunden. Parkanlagen, Grünflächen & Co. bieten ausreichend Nahrung und einen hervorragenden Lebensraum für die Tiere, der weitestgehend frei von Pestiziden ist. (Quelle: Stadt Wien, 4/2014) Kontakt für Journalisten-Rückfragen: Univ.-Doz. Dr. Wolfgang Hemmer Biologe Floridsdorfer Allergiezentrum (FAZ) T: 01 / 270 25 30 E: [email protected] © privat Text und Foto in Printqualität gibt’s bei Elisabeth Leeb, T: 0699/1 424 77 79, E: [email protected] und auf www.initiative-insektengift.at (für Medien)