39. DGMP Tagung 2008 in Oldenburg Bildgebung für die Bestrahlungsplanung Otto A Sauer Klinik für Strahlentherapie, Klinikum der Julius-Maximilians Universität, Josef-Schneider-Str. 11, 97080 Würzburg Einleitung Zielvolumenbestimmung, Dosierung und Dosisberechnung beruhen weitgehend auf dreidimensionalen Darstellungen spezifischer Eigenschaften menschlichen Gewebes. Anatomische Bildgebung mittels CT oder MR ist Standardwerkzeug bei der Festlegung von Tumor- bzw. Zielvolumen [1]. Die hohe „Inter-Observer“ Variabilität bei der Volumenfestlegung zeigt jedoch die relative Schwäche dieses entscheidenden Gliedes in der strahlentherapeutischen Behandlungskette [2]. Biologische Bildgebung mittels funktioneller MR bzw. den nuklearmedizinischen Verfahren SPECT und PET sind aktuelle klinische Forschungsgebiete [3]. Ziel ist es zuverlässige Aussagen über Tumorlast und zelluläre Eigenschaften zu gewinnen, um letztlich die Strahlenempfindlichkeit einzelner Voxel, für eine optimale Dosisverteilung zu kennen. In diesem Beitrag werden die verschiedenen bildgebenden Verfahren und ihre Bedeutung für die Bestrahlungsplanung vorgestellt. CT Heutiger Stand der Technik ist der Spiral-Computertomograf mit bis zu 64 oder mehr Detektorzeilen. Die minimale Rotationszeit beträgt 0,3s, so dass die Zeit für einen Volumenscan im Wesentlichen durch den maximal erlaubten Tischvorschub von 100 mm/s begrenzt ist. Dank Röhrenstrommodulation (tube current modulation TCM) und automatischer Belichtungssteuerung (automatic exposure control AEC) lässt sich das Verhältnis von Bildqualität zu Dosis optimieren. Bei Schichtdicken bis zu minimal 0,5 mm wird eine isotrope Auflösung erreicht. Für eine Übersicht wird auf einen Artikel von W. Kalender verwiesen [2]. Seit den 1980er Jahren werden CT Bilder routinemäßig in der Bestrahlungsplanung eingesetzt [5]. Aufgrund seiner hohen Verfügbarkeit ist die CT das übliche Mittel zur Definition von Zielvolumina und zur Festlegung von Risikobereichen. Für die Dosisberechnung, insbesondere unter Berücksichtigung von Inhomogenitäten ist die CT unverzichtbar [6]. Für die Dosisberechnung ist die Kalibrierung der CT-Zahlen in Elektronendichte erforderlich. Diese erfolgt mit einem Phantom bestehend aus Materialien bekannter Zusammensetzung. Während geometrische Verzerrungen im CT kaum ein Problem darstellen, verringern Metallartefakte häufig die Brauchbarkeit der Daten. Methoden, wie adaptive Filterung der Rohdaten können dies verbessern [8]. Die Festlegung von Zielvolumina ist durch den ehr geringen Weichteilkontrast und durch inter- und intrafraktionelle Bewegung der Organe relativ zu externen oder anatomischen Markern erschwert. Die Unsicherheit in der Ortsbestimmung wird im Allgemeinen durch Sicherheitssäume ausgeglichen. Das van Herk’sche Rezept hat sich dabei etabliert [1]. Der notwendige Sicherheitssaum zum Erzielen einer hohen Tumorkontrolle ergibt sich aus dem 2,5-fachen systematischen plus dem 0,7-fachen zufälligen Fehler. Zur Bestimmung der Ortsvariabilität dienen 4D-CT bzw. wiederholte Scans während einer Bestrahlungsserie. Mit entsprechenden Hilfen, wie Atemsteuerung und Bauchpressen lässt sich die Beweglichkeit einschränken. Kontrastmittel dienen der besseren Abgrenzung zwischen pathologischem und normalem Gewebe. Durch Messung des zeitlichen Verlaufs der Kontrastmittelaufnahme lassen sich Perfusions- und Diffusionsvermögen des Gewebes bestimmen [9]. MRI Wegen seines überragenden Weichteilkontrasts ist die Magnetresonanztomografie bei vielen Entitäten unverzichtbar. 1,5 Tesla Geräte sind klinischer Standard. Durch höhere Magnetfelder lassen sich die Ortsauflösung verbessern und die Messzeiten verkürzen. Somit sind auch funktionelle Prozesse darstellbar. Eine aktuelle Übersicht findet sich z.B bei Payne und Leach [10]. Aufgrund von Inhomogenitäten des Magnetfeldes können Verzerrungen von bis zu mehreren Millimetern auftreten. Für den Einsatz in der Therapie ist die Verzerrung zu prüfen und gegebenenfalls zu korrigieren. Dies ist mittels Phantommessungen im MR-Tomografen möglich [11]. Verzerrungen durch Objekte spielen nur eine untergeordnete Rolle. Vor allem bei Prostata-, Hirn- und Leberläsionen wurde versucht die Richtigkeit der Zielvolumenbestimmung durch den Strahlentherapeuten zu evaluieren [12]. Für die Prostata wurden mit MRI um über 40% geringere Volumina bestimmt. In 39. DGMP Tagung 2008 in Oldenburg einer älteren Arbeit zur Bestimmung von Astrozytomvolumina ergab sich nur eine Überlappung von 55% zwischen CT- und MRI-Volumenbestimmung. MRS Mittels Magnet-Resonanz-Spektroskopie lassen sich auch funktionelle und metabolische Prozesse ortsaufgelöst darstellen. Z.B. sind durch Carbogenatmung funktionierende Areale der Lungen abgrenzbar und somit als Risikobereiche für die Bestrahlungsplanung erkennbar. Über Eigenschaften des Hämoglobin - oxygeniertes Hb ist dia- desoxygeniertes Hb ist paramagnetisch – lassen sich hypoxische Gebiete darstellen. Der Diffusionskontrast von freiem, paramagnetischem Sauerstoff im Blut lässt Metastasen erkennen. Erhöhung der Sensibilität und Selektivität verschiedener Verfahren sind Gegenstand der Forschung. PET Die Positronen-Emissions-Tomografie gewinnt zur Zielvolumendefinition zunehmend an Bedeutung. Zur besseren Transmissionskorrektur und anatomischen Orientierung setzen sich PET-CT Geräte klinisch durch. Ein Überblick über die therapeutische Relevanz von Anreicherungen bestimmter PET-Tracer wird z.B. von Nestle [3] gegeben. Eine große Anzahl von Tracern wird sowohl an Tieren als auch klinisch untersucht (z.B. 11CCholin, 64Cu-ATSM, 68Ga-DOTATOC, FMISO …). Bisher für die Bestrahlungsplanung relevant zeigt sich die FDG-PET von nichtkleinzelligen Bronchialkarzinomen. Atelektase und Tumor lassen sich unterscheiden. Befallene mediastinale Lymphknoten werden besser als im CT erkannt. Auf die prophylaktische Bestrahlung mediastinaler Lymphknotenregionen kann im umgekehrten Fall eventuell zu Gunsten einer höheren Dosis des Primärtumors verzichtet werden. Eine Verbesserung für die Patienten muss jedoch noch in klinischen Studien nachgewiesen werden. Diskussion Die Zielvolumendefinition beruht bisher vor allem auf der strahlentherapeutischen Erfahrung. Das Wissen der anatomischen Verhältnisse, der Lymphabflusswege, der Häufigkeit und Lage von Rezidiven und von Nebenwirkungen, bestimmen Volumen und Dosis individuell für jeden Patienten. 3D-Bildgebung mit CT und MRI trug wesentlich zur Verbesserung der Zielvolumenbestimmung bei. Trotzdem existiert eine hohe InterObserver-Variabilität. Es besteht jedoch die begründete Hoffnung, dass mit Hilfe funktioneller Daten die Probleme abgemildert werden. Eine einfache „seek and treat“ Lösung ist jedoch nicht in Sicht. Literatur [1] [2] [3] [4] [5] [6] [7] [8] [9] [10] [11] [12] P M Evans, Anatomical imaging for radiotherapy. Phys. Med. Biol. 53 (2008) R151–R191 Weiss E, Richter S, Krauss T, Metzelthin S I, Hille A, Pradier O, Siekmeyer B, Vorwerk H and Hess C F, 2003 Conformal radiotherapy planning of cervix carcinoma: differences in the delineation of the clinical target volume. A comparison between gynaecologic and radiation oncologists Radiother. 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