39. DGMP Tagung 2008 in Oldenburg Dosisberechnung für kV-Strahlung mit einem PencilBeam-Algorithmus Jetter, Siri; Nill, Simeon; Oelfke, Uwe Deutsches Krebsforschungszentrum, Abteilung Medizinische Physik in der Strahlentherapie, Im Neuenheimer Feld 280, 69120 Heidelberg, [email protected] Einleitung In der bildgesteuerten Strahlentherapie kommen zur Lagerungskontrolle immer häufiger Röntgensysteme zum Einsatz, da sie im Vergleich zur Bildgebung mit MV-Strahlung eine überlegene Bildqualität bei geringerer Dosis für den Patienten bieten. Da jedoch für eine optimale Bestrahlungsgenauigkeit eine tägliche Lagerungskontrolle bzw. teilweise sogar ein Monitoring der Bewegung des Tumors während der Bestrahlung notwendig sein kann, wird im Patienten über die Behandlungsdauer von etwa 30 Fraktionen auch durch die kV-Bildgebung eine nicht zu vernachlässigende Dosis akkumuliert. Dies wurde beispielsweise für Phantome durch Messungen und MonteCarlo-Simulationen bereits gezeigt1,2. Um diese zusätzliche Dosis für individuelle Patietengeometrien berechnen und in der Bestrahlungsplanung berücksichtigen zu können, wurde ein Algorithmus zur MV-Dosisberechnung für den kV-Energiebereich angepasst, Basisdaten für den Algorithmus gemessen und die Dosisberechnung in Wasser durch weitere Messungen validiert. Material und Methoden Zur schnellen Berechnung der Dosisverteilung durch die kV-Bildgebung wird ein für die MVDosisberechnung von Bortfeld et al. beschriebener Pencil-Beam-Algorithmus verwendet3. Bei einem PencilBeam-Algorithmus wird die Dosis in einem Punkt (x,y) in einem Wasserphantom in der Tiefe d (ohne Berücksichtigung des Abstandsquadratsgesetzes) als 2-dimensionale Faltung eines sog. Pencil-Beam-Kerns K(x,y,d) mit dem Produkt aus der Primärfluenz (x,y) und einer Transmissionsfunktion F(x,y), die die Feldform beschreibt, berechnet. Der Pencil-Beam-Kern beschreibt dabei die Dosisverteilung in Wasser, die durch einen infinitesimal dünnen Strahl hervorgerufen wird. Da der Kern als lateral invariant angenommen wird, werden Änderungen des Energiespektrums in der Ebene senkrecht zur Einstrahlrichtung nicht berücksichtigt. Im vorliegenden Algorithmus wird zur Vereinfachung der 2-dimensionalen Faltung die auf der Zentralachse gemessene Dosis durch eine Summe genähert, in der die Summanden aus einem Produkt einer tiefenabhängigen ' Funktion Di ( d ) und einem Gewicht Wi (r ) bestehen. Der Pencil-Beam-Kern K ergibt sich zu: 1 Dr' (d ) mit D ' ( d ) K (r , d ) ' r N (r ) r 3 W (r ) D (d ) und i ' i 1 ' N 2 (r ) ' (r , )rd 0 ' i Die tiefenabhängigen Funktionen D ( d ) sind vorgegebene Funktionen mit zwei freien Parametern , die wie die Gewichte Wi (r ) und N' (r ) aus den Messdaten bestimmt werden. Als Input-Daten für die Berechnung des Pencil-Beam-Kerns dienen gemessene Tiefendosiskurven auf der Zentralachse für quadratische Felder unterschiedlicher Größe. Des Weiteren wird für die Dosisberechnung eine Messung der auf die Zentralachse normierten Primärfluenz benötigt. Für die Messung wurde eine 0,125cm3-Schlauchkammer (Typ 31010,PTW Freiburg) verwendet; als Röntgenquelle diente eine OPTITOP 150/40/80-Röntgenröhre. Es wurden Tiefendosiskurven in einem Wasserphantom für unterschiedliche Feldkonfigurationen und SSDs gemessen. Aus Profilen der Dosisverteilung eines Feldes mit maximaler Kollimatoröffnung wurde ein Modell für die Primärfluenz entwickelt und anhand von Offaxis-Profilen überprüft. Zur Validierung der Dosisberechnung in Wasser wurden Tiefendosiskurven und Profile in verschiedenen Tiefen gemessen, wobei sowohl der SSD als auch die Feldform variiert wurden. Neben quadratischen Feldern wurden auch Extremfälle untersucht, bei denen sich die beiden Seitenlängen stark unterscheiden. Ergebnisse Zunächst wurde aus den Profilen eines Feldes der Größe 350mm x 350mm (Isozentrumsebene) ein Modell der Primärfluenz errechnet, wobei die Form der Profile parallel und senkrecht zur Gantry-Drehachse als invariant gegenüber Verschiebungen angenommen wurde. Um das verwendete Modell zu überprüfen , wurde offaxis gemessenen Profile mit dem Modell verglichen, wobei sich eine sehr gute Übereinstimmung zwischen Rechnung und Messung ergab. Bild 1a zeigt ein 3D- Bild der berechneten Primärfluenz. In diesem Bild ist deutlich der Einfluss des Heel-Effektes zu erkennen, durch den die Primärfluenz entlang der Achse parallel zur Einstrahlrichtung der Elektronen auf das Target der Röntgenröhre stark asymmetrisch ist. 39. DGMP Tagung 2008 in Oldenburg 0.2 0.18 Dosis / Zeit [Gy/10min] 0.16 0.14 0.12 0.1 0.08 0.06 0.04 0.02 0 0 50 100 150 200 250 300 Tiefe d [mm] Dosisberechnung Messung a) 33mm x 33mm 33mm x 33mm 102mm x 102mm 102mm x 102mm 166mm x 166mm 166mm x 166mm 312mm x 312mm 312mm x 312mm b) Bild 1a) 3D-Modell der Primärfluenz. Der Einfluss des Heel-Effektes ist deutlich zu erkennen, die Primärfluenz variiert stark entlang der X-Achse Bild 1b) Tiefendosiskurven für SSD=850mm,als Input verwendete Messung (Messpunkte) und mit Pencil-BeamAlgorithmus berechnete Kurven (Linien) für verschiedene Feldgrößen. Bild 1b zeigt die als Input für die Kernberechnung verwendeten Tiefendosiskurven für einen SSD von 850mm als Messung im Vergleich mit den Berechnungen des Pencil-Beam Algorithmus. Ebenso wie für die gemessenen Tiefendosiskurven auf der Zentralachse für nicht quadratische Felder ergeben sich nur geringe Differenzen zwischen Messung und Dosisberechnung. Für die gemessenen Profile mit der Dosisberechung erhält man für geringe bis mittlere Seitenlängen der gemessenen Felder eine sehr gute Übeinstimmung, auch der Dosisabfall, der durch Streuung jenseits der Feldgrenzen entsteht wird gut modelliert (Bild 2, jeweils kleinere Feldseite). Für sehr große Felder ergeben sich vor allem entlang der Achse, die dem Heel-Effekt unterliegt, Abweichungen der Dosis im Randbereich der Felder (Bild 2a, lange Feldseite). Diese Abweichungen sind bei einer Profiletiefe von 5cm geringer, was nahe legt, dass die Änderung des Energiespektrums zum Außenbereich hin nicht vernachlässigt werden kann. 1.2 1.1 1 0.9 1 0.8 0.7 Dosis/Zeit Dosis/Zeit 0.8 0.6 0.6 0.5 0.4 0.4 0.3 0.2 0.2 0.1 0 -200 -150 -100 -50 0 0 50 100 150 200 -200 -150 X/Y [mm] X-Achse Y-Achse a) Pencil-Beam-Algorithmus Pencil-Beam-Algorithmus -100 -50 0 50 100 150 200 X/Y [mm] Messung Messung X-Achse Y-Achse Pencil-Beam-Algorithmus Pencil-Beam-Algorithmus Messung Messung b) Bild 2) Profile durch die Dosisverteilungstark asymmetrischen Feldes (SSD=mm) in 1cm Tiefe entlang der vom Heel-Effekt betroffenen x-Achse und der dazu senkrechen y-Achse (a)SSD=875mm; lange Seite entlang x-Achse: 346mm x 79mm in Isozentrumsebene (b)SSD=750mm; lange Seite entlang y-Achse: 92mm x 371mm in Isozentrumsebene Diskussion Ein Pencil-Beam Algorithmus zur Dosisberechnung für MV-Strahlung wurde für die Dosisberechnung in Wasser für zur Bildgebung verwendete kV-Strahlung angepasst. Input-Daten für den Algorithmus wurden gemessen und die Dosisberechnung in Wasser mit Profilmessungen verglichen. Es hat sich gezeigt, dass zur genauen Dosisberechnung eine Korrektur zur Berücksichtigung variabler Energiespektren für große Felder entwickelt werden muss, was ebenso wie die Berücksichtigung von Inhomogenitäten Gegenstand zukünftiger Arbeit ist. Literatur [1] M.W.K. Kann L.H.T. Leung, W. Wong and N. Lam. Radiation dose from cone beam computed tomography for image-guided radiation therapy. Int.J.Radiatino Oncolocy Biology Physics, 70(1):272-279, 2008. [2] G.X. Ding, D.M. Duggan and C.W. Coffey. Accurate patient dosimetry of kilovoltage cone-beam CT in radiation therapy. Medical Physics, 35(3):1135-1144, 2008. [3]T. Bortfeld, W. Schlegel and B.Rhein. Decomposition of pencil beam kernels for fast dose calculations in three-dimensional treatment planning. Medical Physics, 20(2):311-318, 1993.