Abschätzung des Beitrags zur Kollektivdosis in Deutschland

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Diagnostische und interventionelle Röntgenanwendungen bei
Krebspatienten: Abschätzung des Beitrags zur Kollektivdosis in
Deutschland
Brix, Gunnar1; Nissen-Meyer, Sven2; Lechel, Ursula1; Nissen-Meyer, Johannes2;
Griebel, Jürgen1; Nekolla, Elke1, Becker, Christoph2; Reiser, Maximilian2
1 Abteilung
2 Institut
für Medizinischen und beruflichen Strahlenschutz, BfS, Neuherberg
für Klinische Radiologie, Klinikum Großhadern, München
Einleitung
Die Strahlenexposition der Bevölkerung aufgrund von Röntgenanwendungen beträgt nach aktuellen
Abschätzungen des BfS im Mittel 1,8 mSv pro Einwohner und Jahr. Nach allgemeiner Einschätzung
ist ein erheblicher Anteil der Kollektivdosis auf Röntgenanwendungen bei Krebspatienten zurückzuführen, von denen viele aufgrund ihres höheren Lebensalters und ihrer eingeschränkten Lebenserwartung einen möglicherweise strahleninduzierten Sekundärtumor nicht erleben. Ziel dieser Studie
war es, diesen Anteil abzuschätzen.
Material und Methode
Nach einer aktuellen Statistik des Robert-Koch-Instituts entfallen 75% aller Krebserkrankungen auf
die zehn häufigsten Tumorarten (definiert über ICD-Codes). Für alle Patienten mit den entsprechenden ICD-Codes, die in den Jahren 2000-2005 am Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität, Großhadern, behandelt wurden, wurden die folgenden Angaben aus dem KIS/RIS ermittelt: Patientennummer und Alter sowie Datum und Aufnahmeparameter für jede durchgeführte diagnostische und
interventionelle Röntgenanwendung. Aus diesen Angaben wurde dann getrennt für jeden Tumortyp
die mittlere effektive Dosis pro Patient und Jahr berechnet. Darüber hinaus wurde die Anzahl der
Patienten pro Jahr ermittelt, denen im Krankenhaus der jeweilige ICD-Code zugewiesen wurde
(Inzidenz), sowie die Anzahl der Patienten mit dem jeweiligen ICD-Code, die pro Jahr geröntgt wurden
(Prävalenz für Röntgenanwendungen).
Ergebnisse
Insgesamt wurden Expositionsdaten für 15.866 Patienten erhoben, bei denen 151.439 Röntgenanwendungen durchgeführt wurden. Die Altersverteilung der Patienten ist in Abb. 1 im Vergleich zu
derjenigen der Allgemeinbevölkerung dargestellt. Das mittlere Alter der Patienten betrug 61,9  12,9
Jahre. Wie Abb. 2a verdeutlicht, stieg die über alle Krebserkrankungen gemittelte effektive Dosis pro
Patient und Jahr zwischen 2000 und 2005 von 13,6 auf 18,2 mSv an. Dieser Anstieg resultierte aus
einer Zunahme der CT-Dosis von 9,9 auf 14,9 mSv. Abbildung 2b belegt, dass die mittlere jährliche
Dosis pro Patient jedoch ganz erheblich von der Art der Tumorerkrankung abhängt (Blasentumoren:
7,1 mSv; Pankreastumoren: 40,4 mSv). Unter der Annahme, dass die für die zehn Krebserkrankungen
bestimmten mittleren Dosiswerte und Inzidenz/Prävalenz-Verhältnisse für Deutschland repräsentativ
sind, wurde abgeschätzt, dass Röntgenanwendungen bei Krebspatienten zu einer Kollektivdosis von
etwa 14.400 Sv führen (d.h. im Mittel zu 0,17 mSv pro Einwohner und Jahr).
Diskussion
Da Röntgenuntersuchungen der Patienten in anderen Einrichtungen aus methodischen Gründen
(u.a. Datenschutz) nicht berücksichtigt werden konnten, stellt die berechnete Kollektivdosis eine Minimalschätzung dar. Tatsächlich dürften in Deutschland zwischen 15% und 20% der Kollektivdosis aus
Röntgenanwendungen auf Krebspatienten entfallen.
Unsere Studie verdeutlicht am Beispiel von Krebspatienten, dass eine Nutzen-Risiko-Bewertung von
Röntgenanwendungen auf der Basis der mittleren effektiven Dosis pro Einwohner inadäquat ist, da die
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Dosis innerhalb der Bevölkerung nicht gleichmäßig verteilt ist. Stattdessen sind erkrankungsspezifische Analysen durchzuführen, da die Art der Erkrankung nicht nur die Höhe der Strahlenexposition,
sondern auch das mittlere Alter der Patienten, ihre mittlere Lebenserwartung und den Nutzen der
Bildgebung bestimmt.
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Aufnahmen / Durchleuchtungen
CT
40
td
81.7 %
81.2 %
76.7 %
75.4 %
10
74.6 %
15
45
us
Aufnahmen / Durchleuchtungen
CT
Effektive Dosis pro Patient und Jahr (mSv)
20
72.7 %
Effektive Dosis pro Patient und Jahr (mSv)
Abb. 1: Altersverteilung von 15.866 Patienten mit den zehn häufigsten Tumorerkrankungen zum Zeitpunkt der Diagnosestellung im Vergleich zu derjenigen der Allgemeinbevölkerung.
Abb. 2. Mittlere effektive Dosis pro Patient und Jahr (links) zwischen 2000 und 2005 (gemittelt über alle Tumorerkrankungen) und (rechts) für die zehn häufigsten Tumorerkrankungen (gemittelt über die Jahre 2000 bis 2005). Die Zahlen unter den
Balken in der rechten Abbildung geben die Anzahl der Patienten in der jeweiligen Tumorgruppe an.
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