39. DGMP Tagung 2008 in Oldenburg Dosisberechnung im Magnetfeld Pfaffenberger, Asja1; Oelfke, Uwe1 1Deutsches Krebsforschungszentrum Heidelberg, Med. Physik in der Strahlentherapie Einleitung Verschiedene Modalitäten existieren zur bildgestützten Strahlentherapie. In Bezug auf Weichgewebekontrast ist Magnetresonanztomographie (MRT) röntgenbasierten Verfahren überlegen. Einen weiteren Vorteil stellt die Tatsache dar, dass bei MRT keine zusätzliche Dosis ionisierender Strahlung appliziert wird. Deswegen gibt es Bestrebungen, diese Technik online, also während der Bestrahlung, verfügbar zu machen. Verfügbarkeit einer MRT-Bildgebungseinheit während der Bestrahlung bringt die permanente Präsenz eines Magnetfeldes im Bestrahlungsraum mit sich. Verschiedene Gruppen haben gezeigt, dass die Dosisdeposition im bestrahlten Gewebe von diesem Feld beeinflusst wird, da die Sekundärelektronen durch die Lorentzkraft abgelenkt werden [Raa08][Kir08]. Besonders an den Grenzflächen zu Hohlräumen im Körper wurden teilweise große Abweichungen von konventionellen Dosisverteilungen beobachtet. Zur Zeit stellen Monte-Carlo-Methoden die einzige Möglichkeit zur Dosisberechnung bei Vorhandensein eines Magnetfeldes dar. Modellbasierte Verfahren, die beispielsweise Dosiskerne verwenden, wurden bisher nicht entwickelt. Der potentielle Vorteil dieser Methoden wäre, auf Grund geringerer Rechenzeit Online-Anpassungen von Bestrahlungsplänen vorzunehmen, um z.B. Abweichungen der Patientengeometrie (Organbewegungen, Tumorposition und -größe) von den Referenzwerten der Bestrahlungsplanung zu kompensieren. Als erster Schritt zu diesem Verfahren wurden vereinfachte analytische Dosisdepositions-Punktkerne und Tiefendosiskurven mit und ohne Magnetfeld erzeugt, um die Haupteffekte des Magnetfeldes auf die Dosisdeposition nachzuvollziehen. Material und Methoden Die Berechnung der Punktkerne beruht zunächst auf reiner Compton-Streuung, wobei ausschließlich die Elektronen aus der primären Wechselwirkung zur Dosisdeposition herangezogen wurden. Die Bahnen dieser Elektronen in Wasser bei Vorhandensein eines Magnetfeldes berechneten wir nach der analytischen Beschreibung in [Jet00]. Entlang der Bahnen fand die Energiedeposition gemäß der Näherung der kontinuierlichen Abbremsung (csda) statt. Punktkerne wurden für verschiedene Energien des einfallenden Photons erzeugt, wobei wir zwei verschieden starke Magnetfelder (1,5T, 3T) sowie die Situation ohne Magnetfeld betrachteten. Aus den Punktkernen wurden anschließend unter Berücksichtigung der Schwächung der primären Photonen Tiefendosisverläufe sowie Querprofile dieser berechnet. Ergebnisse In Abb. 1 sind beispielhaft Punktkerne für einfallende Photonen mit einer Energie von 3 und 6MeV dargestellt. Das jeweils erste Bild zeigt die Situation ohne Magnetfeld; darauf folgen 1,5T und 3T. Es ist zu erkennen, dass die Deformation der Dosisdeposition keineswegs symmetrisch erfolgt, sondern dass die höchste Dosis bei den deformierten Kernen entlang der proximalen Kante deponiert wird. Dies erklärt sich über die Energieabhängigkeit der Elektronenradien. In der Vorwärtsrichtung, in der bei den nichtdeformierten Kernen die Energiedeposition maximal ist, haben die Elektronen die höchste Energie und werden somit von dem Magnetfeld auf den größten Radius gezwungen. Mit zunehmendem Winkel zur Einfallsrichtung der Photonen sinkt die Energie der Elektronen, und somit werden sie stärker abgelenkt. Betrachtet man das Querprofil eines durch Superposition der Punktkerne erzeugten Nadelstrahls, so fällt auf, dass die Deformation des Kerns in eine Erhöhung der Dosis seitlich des einfallenden Strahls resultiert, wie in Abb. 2 für einen einfallenden Photonenstrahl von 6MeV ersichtlich ist. Die gesamte laterale Ausdehnung der Dosisdeposition vergrößert sich. 39. DGMP Tagung 2008 in Oldenburg Abb. 1: Dosisdepositionskerne für Photonenenergien von 6MeV (o.) und 3MeV (u.) bei 0T, 1,5T, 3T (v.l.n.r.), logarithmische Farbskala [a.u.] Diskussion Die hier berechneten Punktkerne basieren ausschließlich auf der Dosisdeposition durch Compton-Elektronen erster Ordnung. Weitere Streuprozesse sind nicht beachtet, welche die beobachteten Effekte bei einer physikalisch vollständigen Dosisdeposition „verwaschen“ werden. Die Arbeit gibt einen Einblick in die Auswirkungen eines Magnetfeldes auf die Hauptbeiträge der Dosisverteilung. Dieses Wissen soll zukünftig zur Entwicklung eines schnellen und verlässlichen Dosisberechnungsalgorithmus verwendet werden. Abb. 2: Querprofile eines Nadelstrahls für Photonen von 6MeV in 4cm Tiefe für verschiedene Magnetfelder Weitere Schritte werden die Betrachtung von aus Spektren erzeugten Kernen sowie der Vergleich mit durch Monte Carlo Methoden simulierten Kernen sein, um Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu analysieren. Literatur [Raa08] Raaijmakers AJ, Raaymakers BW, Lagendijk JJ. Magnetic-field-induced dose effects in MR-guided radiotherapy systems: dependence on the magnetic field strength. Phys Med Biol. 2008 Feb 21; 53(4):909-23 [Kir08] Kirkby C, Stanescu T, Rathee S, Carlone M, Murray B, Fallone BG. Patient dosimetry for hybrid MRIradiotherapy systems. Med Phys. 2008 Mar; 35(3):1019-27. [Jet00] Jette D. Magnetic fields with photon beams: Monte Carlo calculations for a model magnetic field. Med Phys. 2000 Dec; 27(12):2726-38.