Presseinformation 01/03 20.03.2003 AIDS-Therapie HIV-naive Patienten sprechen auf pegyliertes Interferon an Eine Pilotstudie mit pegyliertem Interferon bei bisher unbehandelten und symptomlosen HIV-Patienten zeigt sowohl eine antivirale als auch immun-stimulierende Wirkung. Zu diesem Ergebnis gelangt eine Untersuchung der Klinik für Dermatologie und Allergologie der Ruhr-Universität Bochum, die anläßlich des 10. amerikanischen Kongresses über Retroviren und Opportunistische Infektionen (CROI, Februar 2003) vorgestellt wurde. Wie Studienleiter Prof. Dr. med. Norbert Brockmeyer in Boston berichtete, wurde bei den Patienten im Verlauf von 24 Wochen eine Zunahme der CD4-Zellen und eine signifikante Abnahme der Viruslast beobachtet. „Diese Ergebnisse dürfen nicht überinterpretiert werden, da die Pilotstudie nur zehn Patienten einschloß. Aber ihre äußerst günstige Entwicklung veranlaßt uns, die Wirkung von pegyliertem Interferon bei HIV-Patienten, die bereits mit einer hochaktiven antiretroviralen Therapie (HAART) behandelt werden, in einer größeren Studie zu untersuchen“, sagte Brockmeyer. Im Rahmen der Pilotstudie war fünf der zehn HIV-Patienten einmal pro Woche 80 Mikrogramm pegyliertes Interferon alpha-2b (Pegintron) subkutan injiziert worden. Nach 24 Wochen war die Zahl der CD4-Zellen in der Verumgruppe von 462 Zellen/mm3 (SD=199) auf 611 Zellen/mm3 (SD=239) gestiegen, während ihre Zahl in der unbehandelten Kontrollgruppe von 535 (SD=226) auf 450 (SD=245) CD4-Zellen/mm3 sank. Noch deutlicher war der Einfluß der Interferon-Therapie auf den Parameter der Viruslast (plasma HIV-RNA viral load). Sie sank in der Verumgruppe von 22.158 (SD=14.2959) auf 3.039 (SD=2.560) log10 Kopien/ml. Dies entspricht einer Abnahme von 0.9 log10. Demgegenüber kam es in der Kontrollgruppe zu einem Anstieg der Viruslast von 7.136 (SD=6.250) auf 40.092 (SD=52.075) log10 Kopien/ml. Aufgrund der mit 80 Mikrogramm niedrig gewählten Dosierung von pegyliertem Interferon wurden nur wenige und leichte Nebenwirkungen beobachtet. Bei zwei Patienten traten grippeähnliche Symptome und Müdigkeit auf. Interferone werden seit vielen Jahren bei der Behandlung von Krebs- und Infektionserkrankungen (Hepatitis C) als Immunstimulanzien eingesetzt. Doch erst durch die so genannte Pegylierung bei der Zuckerreste an das ursprüngliche Interferon „angehängt“ werden, konnte die Pharmako kinetik optimiert werden. Dadurch wird nicht nur der Therapieerfolg verbessert, sondern auch das Einnahmeschema vereinfacht. Während Standard-Interferon üblicherweise dreimal pro Woche verabreicht wird, braucht pegyliertes Interferon nur einmal in der Woche injiziert werden. Presseinformation 01/03 20.03.2003 Die auf dem renommierten Kongress über Retroviren und Opportunistische Infektionen (CROI) vorgestellte Studie gehört zu den Projekten, die im Rahmen des Kompetennetz HIV/Aids durchgeführt wurden. Das Kompetneznetz HIV/Aids ist eines von bisher 15 Kompetenznetzen in der Medizin, die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert werden. Zwei weitere Kompetenznetze sind in Vorbereitung. Kontakt: Prof. Dr. med. Norbert Brockmeyer Klinik für Dermatologie und Allergologie Ruhr-Universität Bochum Gudrunstraße 56 44791 Bochum E-Mail: [email protected] Weitere Informationen im Internet unter: www.kompetenznetz-hiv.de Das PegIntron-Molekül *nicht maßstabsgetreu