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Elektrotherapie
von Marco Bischof
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ELEKTROTHERAPIE
von Marco Bischof
copyright  1990 by Marco Bischof (Berlin)
Mit der Entdeckung der elementaren Rolle, die elektromagnetische Felder (z.B. Biophotonen) in der
Regulation der Lebensvorgänge spielen, sind auch elektromagnetische Therapieverfahren wieder in
den Brennpunkt der Aufmerksamkeit gerückt. Die therapeutische Anwendung elektrischer Ströme
und elektromagnetischer Felder ist ein zukunftsträchtiges, aber trotzdem wenig bekanntes Gebiet mit
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einer langen Tradition und vielfältigen Anwendungsformen. Ein historischer Überblick - ohne
Anspruch auf Vollständigkeit - gibt eine Vorstellung davon.
Elektrische Fische
Die therapeutische Anwendung von elektrischen Strömen hat eine lange Geschichte. Lange bevor der
Engländer William Gilbert, Leibarzt der Königin Elizabeth der Ersten, im Jahre 1600 Elektrizität und
Magnetismus definierte, haben unsere Vorfahren den therapeutischen Wert von natürlich
vorkommender Elektrizität gekannt und angewendet. Bereits im alten Ägypten wurde der
Nil-Zitterwels elektrotherapeutisch eingesetzt, und antike Schriftsteller berichten, daß der römische
Arzt Scribonius Largus 46 n. Chr. die elektrischen Entladungen des Zitterrochens bei Beschwerden
wie Kopfweh und Gicht angewendet habe. Ströme von elektrischen Fischen sind in Europa bis ins
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19. Jahrhundert therapeutisch verwendet worden; ausserhalb Europas (z.B. in Südamerika) geschieht
dies z.T. heute noch.
Ausdruck der Lebenskraft
Seit der Mensch die Phänomene von Elektrizität und Magnetismus beobachtet hat, hat er sie als
Ausdruck einer geheimnisvollen, göttlichen, überall vorhandenen Lebenskraft gedeutet, die von
überragender Heilkraft sei. Schon vor Tausenden von Jahren war vermutlich bekannt, daß beim
Reiben und Schlagen von sogenannten "dielektrischen" Materialien wie Bernstein, Achat, Bergkristall und Horn ein Leuchten oder Funkensprühen entsteht. Was heute als Effekt statischer oder
"triboelektrischer" (Reibungs-) Elektrizität verstanden wird, wurde damals für das Entfachen dieser
geheimnisvollen Energie gehalten, die diesen zur Herstellung von Kultobjekten verwendeten
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Materialien genauso innewohnte wie auch gewissen "Orten der Kraft" oder machtvollen oder heiligen Menschen wie Schamanen und Häuptlingen.
In den Werken der Alchemisten wird unter unzähligen Namen wie z.B. Mercurius eine Kraft
beschrieben, die für das alchemistische "Werk" von zentraler Bedeutung sei und mit der Elektrizität
in Verbindung gebracht wird. Paracelsus (1493-1541) schreibt in seinem Buch "De Lapide
Philosophorum" (Vom Stein der Philosophen): "In dem Elektro ist ein solche Kraft, die Menschen
damit zu versorgen, daß keine höhere und gewissere Medizin in der ganzen Welt sein kann und wird
erfunden werden". Paracelsus war auch davon überzeugt, daß die im Menschen und überall
vorhandene Lebenskraft "magnetische Eigenschaften" besitze und zum Heilen, auch auf Entfernung,
eingesetzt werden könne. Sein Schüler Johann Baptista van Helmont (1577-1644) und dessen
Zeitgenosse, der Universalgelehrte Athanasius Kircher, verkündeten im 17. Jahrhundert, daß
Magnetismus Wunden heilen könne. Ähnliche Äusserungen gab es in dieser Zeit auch über die
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Elektrizität. Beide Kräfte wurden lange, bevor sie für technische Zwecke Verwendung fanden, zu
Heilzwecken eingesetzt.
Statische Elektrizität ("Franklinisation")
Gegen Ende des 16. Jahrhunderts war es denn auch, daß man erstmals die uralte Reibungselektrizität
im wissenschaftlichen Sinne untersuchte und auch an anderen Stoffen als an Bernstein, Bergkristall
und Horn entdeckte. William Gilbert (1530-1603) begründete um 1600 die Lehre vom Elektrizität
und vom Magnetismus, die er als erster voneinander abzugrenzen versuchte, und prägte den Namen
"Elektrizität" (von griechisch "Elektron", Bernstein).
Die damals als einzige bekannte statische Elektrizität, d.h. das elektrische Feld zwischen ruhenden
und ihrer Größe nach gleichbleibenden Ladungen, konnte schon um 1700 durch die sogenannten
"Elektrisiermaschinen" erzeugt werden, in denen durch die Reibung einer rotierenden Glasscheibe an
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Lederstreifen, die mit Zinkamalgam präpariert sind, das Leder negativ und die Scheibe positiv aufgeladen wird.
Erst durch die Erfindung von Kondensatoren wie der "Leidener Flasche" und der "Franklinschen
Tafel", mit denen man erstmals Elektrizität anhäufen und speichern konnte, wurde aber eine
eigentliche Elektrotherapie möglich. Die Leidener Flasche, ein Glasgefäß, das innen und außen mit
Stanniol belegt ist, wurde 1745 vom pommerschen Domherrn E.J. von Kleist, die Franklinsche Tafel,
ein sogenannter "Blatt-Kondensator", der aus einer Glasplatte mit beidseitigem Stanniolbelag
besteht, ebenfalls in der Mitte des 18. Jahrhunderts vom amerikanischen Schriftsteller, Staatsmann
und Naturforscher Benjamin Franklin 1706-1749) erfunden.
Diese Geräte wurden denn auch sogleich in den Dienst der nun rasch aufblühenden Elektrotherapie
gestellt. Einer der ersten, die, noch vor der Erfindung der Leidener Flasche, die künstliche Elektrizität
von elektrostatischen Maschinen medizinisch anwendeten, war der dänische Physiker und Arzt
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Christian Gottlieb Kratzenstein (1723-1795). Die englischen Physiker John Walsh (1725-1795) und
Henry Cavendish 1731-1810) waren vermutlich die ersten, die schmerzstillende Wirkungen
beschrieben, die durch die elektrostatischen Maschinen hervorgerufen worden waren. Ein enthusiastischer Verfechter der Elektrotherapie war auch John Wesley (1703-1791), der Gründer des
Methodismus, der nach einer Demonstration mit einer Leidener Flasche seinen eigenen elektrostatischen Apparat baute. Sein vielgelesenes Buch, "The Desideratum" (London 1760), beschreibt eine
Reihe von Schmerzzuständen, die durch Elektrotherapie gelindert wurden. Daß man sich in der
Einschätzung der neuen Elektrotherapie damals durchaus nicht immer einig war, zeigt die von
Wesley gestellte Frage, ob Elektrizität "ein reines Spielzeug oder die edelste bisher bekannte
Medizin" sei.
1754 erschien in Kopenhagen das Buch "Erfaringer angaende elektricitets virkinger pa sygdomme"
(Erfahrungen betreffend die Wirkungen der Elektrizität auf Krankheiten) von L. Spengler, das die
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Beschreibung eines solchen Reibungsgenerators sowie Krankengeschichten von Patienten enthält,
die mit der dadurch erzeugten statischen Elektrizität gegen verschiedenste Leiden - von Gelenkschmerzen und Menstruationsbeschwerden bis zu epileptischen Anfällen - behandelt wurden.
Einer der führenden Vertreter der elektrostatischen Therapie im England des 18. Jahrhunderts war
Richard Lovett (1692-1780) aus Worcester. Er veröffentlichte 1756 ein Buch mit dem Titel "The
Subtil Medium Prov'd; or, that Wonderful Power of Nature, so long ago conjectur'd by the Most
Ancient and Remarkable Philosophers, which they call'd Sometimes Aether, but oftener, Elementary
Fire, verify'd" - der Titel ist ein klarer Hinweis darauf, daß für Lovett die Elektrizität identisch mit der
Lebenskraft der alten Philosophen, dem Äther, war. Der Engländer beschreibt in seinem Buch eine
Reihe von Fällen, in denen seine Methode erfolgreich war, meistens chronische Krankheiten, oder
solche, um die man sich nicht mehr gekümmert hatte, nachdem die übliche medizinische Behandlung
der Zeit nicht geholfen hatte. Zu ihnen gehörten chronisches Kopfweh, Schmerzzustände, Abszesse,
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Epilepsie und andere Krampfzustände, Lähmungen und Schlaganfälle, Geschwülste, Gicht, Ödeme
und Infektionen. Lovett ging dabei - eher ungewöhnlich für Ärzte und Elektrotherapeuten seiner
Zeit - sehr sorgfältig vor und benützte sehr differenzierte Formen der Anwendung, wobei er immer
Rücksicht auf Persönlichkeit und Befinden des Patienten nahm. Zu diesen Formen gehörten neben
dem sogenannten "statischen Wind" auch elektrische Funken und Schocks, doch Lovett achtete
darauf, nur schwache bis mittlere Stromstärken zu verwenden und immer nur präzise an der erkrankten Stelle zu behandeln. Mit seinen Methoden scheint er denn auch größeren Erfolg gehabt zu
haben als viele seiner Kollegen.
Im Middlesex Hospital in London wandte man um 1767 ebenfalls eine Art von elektrischer
Schocktherapie an, wobei der verwendete Strom aus einer Leidener Flasche kam. Der Engländer
William Watson (1715-1786) stellte um dieselbe Zeit aufgrund von aufsehenerregenden
Experimenten eine Verbindung zwischen Elektrizität und psychophysiologischen Erscheinungen zur
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Diskussion, und der französische Abbé Jean Antoine Nollet (1700-1770) versuchte 1746
erstmals - allerdings ohne Erfolg - gelähmte Patienten durch die Anwendung statischer Elektrizität zu
heilen. Dies gelang ein Jahr später jedoch anderen frühen Elektro-Forschern; besonderes Aufsehen
erregte damals der detaillierte Bericht des Genfer Professors für experimentelle Philosophie und
Mathematik, Jean Jallabert (1712-1768), über die erfolgreiche elektrotherapeutische Behandlung
einer rechtsseitigen Lähmung durch die Funken aus einer Leidener Flasche. 1788 berichtete ein
gewisser Charles Kite (gest. 1811) in seinem "Essay on the Recovery of the Apparently Dead" gar
von der erfolgreichen Wiederbelebung eines dreijährigen Kindes, das nach einem Fenstersturz als tot
gegolten hatte. Die Vorrichtung, mit der dies geschah, war in ihrem Grundkonzept gar nicht so weit
von einem jener elektrischen Defibrillatoren entfernt, die man heute bei Herzstillstand anwendet.
Einen gewissen Einfluss auf die elektrotherapeutischen Ideen des 18. und 19.Jahrhunderts besassen
die vitalistischen Theorien des Schweizer Universalgelehrten Albrecht von Haller (1708-1777) über
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die "Sensibilität" und "Irritabilität" lebender Materie. Haller sah im damals neuentdeckten
Nervensystem den Träger der Lebenskräfte, deren Äusserungen durch Reizanwendung verschiedenster Art provoziert werden konnten. Hallers Theorien wurden vom schottischen Arzt John Brown
(1735-1788) zu einem Heilsystem ausgebaut, das bis ins 19. Jahrhundert großen Einfluß besass. Nach
Brown hängen Gesundheit und Krankheit weitgehend von den Reiz-, Erregbarkeits- und
Erregungsverhältmnissen des Nervensystems ab - von Sensibilität und Irritabilität eben. Seine Therapie bestand deshalb in ausgleichenden Reizanwendungen, wobei der Zustand der Irritabilität nach
zwei Seiten unausgeglichen sein konnte: nach der "sthenischen" Seite hin mit einem Zuviel, nach der
"asthenischen" Seite mit einem Zuwenig an Lebensenergie. Für Browns Nachfolger wie den
Deutschen Girtanner (1760-1800) wurde bald die Elektrizität zu einem der wichtigsten
therapeutischen Reize.
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Galvani: Pionier der Elektrobiologie
Als Luigi Galvani (1737-1798) an der Universität von Bologna Medizin studierte, wurden dort von
Schülern von Haller häufig Experimente mit elektrischer Stimulation an Fröschen und anderen
Versuchstieren durchgeführt. Auch für den späteren Bologneser Arzt und Anatomieprofessor
Galvani, einer der Pioniere der wissenschaftlichen Elektrizitätforschung, war diese aufs engste mit
der Frage nach der Lebenskraft verbunden; dies war nicht zuletzt die Ursache der großen öffentlichen
Resonanz, die Galvanis diesbezügliche Untersuchungen bei seinen Zeitgenossen gefunden haben.
Sein berühmter Froschschenkelversuch von 1789 und seine Arbeiten über elektrische Fische führten
ihn zur Überzeugung, daß es eine "tierische Elektrizität" gebe, die sich durch ihre speziellen
Eigenschaften von der gewöhnlichen Elektrizität unterscheide. Er hielt sie für eine Energie, die nur
lebendigen Organismen eigen sei und von diesen selbst erzeugt werde. Damit vertrat er eine
Auffassung, die man später als "Vitalismus" bezeichnen sollte. Seine Behauptung, die Elektrizität,
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die den Froschschenkel an seinem Metallhaken am Metallzaun zur Kontraktion veranlaßte, sei nicht
dem von außen einwirkenden Einfluß der beteiligten Metalle zuzuschreiben, sondern dieser
"Bio-Energie", die in Lebewesen zirkuliere, führte zu dem berühmten Streit mit Alessandro Volta
(1745-1827).
Volta konnte durch den Bau der für die spätere Elektrizitätsforschung wichtigen "Voltaschen
Säule", der ersten Batterie der Geschichte, die aus einer Reihe von hintereinandergeschalteten
"Voltaschen Elementen" bestand, die die Spannung und den daraus resultierenden Stromfluß
zwischen Kupfer- und Zinkelektroden in verdünnter Schwefelsäure ausnützten, 1801 beweisen, daß
der größte Teil der Elektrizität hier tatsächlich nicht aus dem Organismus, sondern aus dem
Spannungsgefälle zwischen den beteiligten Metallen stammte. Galvani ließ sich aber dadurch nicht
von der Überzeugung abbringen, der Torpedofisch und andere Tiere würden zeigen, daß tierische
Organismen eine selbsterzeugte Elektrizität besitzen, die wie in einem Kreislauf von einem
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Körperteil zum anderen fließe. Er hielt diese "tierische (animale) Elektrizität", die er später nur noch
"Lebenskraft" nannte, für eine nicht bipolare Energie wie die gewöhnliche Elektrizität, die aber zwei
entgegengesetzte Funktionen besitze, indem sie Kontraktion und Expansion im Organismus
hervorrufe. Die Zirkulation dieser Energie im Körper hat nach Galvani eine wichtige und komplexe
Beziehung zur athmosphärischen Elektrizität, die mit ihr über die Haut korrespondiere. Die Haut
spiele eine wichtige Rolle in der Aufrechterhaltung eines kontinuierlichen, dynamischen
Gleichgewichts zwischen dem Organismus und dem "Elektrischen Ozean", von dem dieser umgeben
sei.
Im Gegensatz zu Volta, der auf mechanistische Weise die Organe und vor allem die Nerven und die
willkürliche Muskulatur als bloße "Elektrometer" betrachtete - d.h. als Instrumente, die selbst keine
Elektrizität erzeugen, jedoch die Fähigkeit besitzen, elektrische Ladungen und Spannungen
festzustellen und zu messen - war Galvani überzeugt, daß das Studium der elektrischen
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Erscheinungen an Lebewesen zu Erkenntnissen über das Wesen des Lebens und über die Entstehung
und Heilung von Krankheiten führen werde. Durch Voltas Einwände angestachelt, wurden er und
seine Schüler zu den eigentlichen Begründern der Elektrobiologie, einer Wissenschaft, deren
Bedeutung wir erst heute zu erkennen vermögen.
Elektrische Gleichströme ("Galvanisation")
Galvanis Versuche wurden von einer großen Zahl von europäischen Forschern nachgemacht. 1795
wurde für die neue Art Elektrizität, zu Ehren Galvanis, der Name "Galvanismus" geprägt. 1797
erfuhr seine Auffassung von prominenter Seite Bestätigung: in diesem Jahr veröffentlichte der
berühmte Naturforscher und Entdeckungsreisende Alexander von Humboldt (1769-1859) den
Bericht über Experimente, mit denen er die Existenz einer eigenständigen "animalen Elektrizität"
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bestätigen konnte, die nicht auf die Berührung unterschiedlicher Metalle zurückzuführen war.
Humboldt äusserte auch seine Überzeugung, daß Elektrotherapie für die Behandlung von
Rheumatismus nützlich sein könnte.
Giovanni Aldini (1762-1834), ein Neffe Galvanis und eifriger Parteigänger des Vitalismus, war
einer der ersten und bekanntesten Elektrotherapeuten, die die neuen Batterien seines Erzfeindes Volta
und die neue Art Elektrizität - elektrische Gleichströme - verwendeten. Aldini, der sogar Hingerichtete mit Stromstössen wieder zum Leben zu erwecken versuchte, betonte in einem 1803 in London
erschienenen Werk die Nützlichkeit der galvanischen Ströme bei der Wiederbelebung Erstickter und
Ertrunkener, ohn jedoch Details über ihre erfolgreiche Anwendung zu diesem Zweck zu offenbaren.
Er behauptete auch, Asthma-Kranken mit Strom erfolgreich zu großer Erleichterung verholfen zu
haben und gilt als der erste, der Elektrotherapie zur Behandlung des Nervensystems verwendet hat.
Er heilte einen Mann, der heute wohl die Diagnose "Schizophrenie" bekommen würde. Seine
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Überzeugung, daß äusserlich angewendeter Strom die Vitalkraft erschöpfter Nerven wieder "auffüllen" könne, wurde zur wissenschaftlichen Erklärung für ein ganzes Jahrhundert der Elektrotherapie.
Die unbekannten Anfänge der Elektro-Akupunktur
In den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts war auch die chinesische Akupunktur in Frankreich
bekannt geworden. Der bekannte Elektrotherapeut Bernard Fabré-Palaprat (1773-1838) und sein
Kollege Jean-Baptiste Sarlandière (1787-1838) waren wahrscheinlich die ersten, die auf die Idee
kamen, elektrische Ströme über die Akupunkturnadeln zu leiten, und damit die therapeutische
Elektro-Akupunktur begründeten, wie sie heute in China betrieben wird. Sarlandière war der erste,
der in seinem Buch "Mémoires sur l'électropuncture considerée comme moyen nouveau de traiter
efficacement la goutte, les rhumatismes et les affections nerveuses" 1825 Erfolge mit dieser Methode
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vermelden konnte. Durch die Arbeit dieser zwei Männer wurde die Elektro-Akupunktur, besonders
in Frankreich, zu einer akzeptierten Methode, und 1835 wurde sie sogar von dem berühmten
Physiologen Francois Magendie (1783-1855), Medizinprofessor am College der France,
aufgenommen.
Seltsame Blüten der Elektrotherapie
Die Elektrotherapie des späten 18. und des 19.Jahrhunderts trieb allerdings zum Teil seltsame Blüten,
die nicht als Quacksalberei zu bezeichnen uns heute schwerfällt. Alle Arten von unglaublichen Apparaten und Vorrichtungen wurden in ihrem Namen angepriesen und kannten z.T. einen riesigen Erfolg,
wie z.B. "Dr. Owens Körperbatterie" und "Elisha Perkins' Patentierter Metalltraktor" - zwei simple
Metallstücke, die der prominente Arzt Perkins 1796 beim erst sechs Jahre zuvor eröffneten United
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States Patent Office patentieren lassen konnte und die ihn zum reichen Mann machten -, wie die
"elektrischen Helme", Gürtel und Korsetts, oder das "Voltakreuz", ein Anhänger aus Kupfer und
Zink, der, um den Hals getragen, Schmerzen vertreiben sollte.
Die Verwendung dieser beiden Metalle, aus denen die meisten dieser Vorrichtungen bestanden,
spiegelt noch die Elektrizitätstheorie der frühen Pioniere wie Benjamin Franklin (oder diejenige von
Lovett) wieder, für die diese Kraft ein bipolares "Fluidum" darstellte, das dem alten "Äther" der
griechischen und Renaissance-Philosophen und der "Lebenskraft" näher stand als dem modernen
Elektrizitätsbegriff. Auf das Fehlen oder den Überschuss dieses Fluidums führte man die positiven
bzw. negativen elektrischen Eigenschaften der Körper zurück - ganz wie Reichenbachs "Od" oder
Wilhelm Reichs "Orgon". Während in den aus Kupfer und Eisen oder Kupfer und Zink gefertigten
Armbändern, wie sie noch heute z.T. in Drogerien gegen Rheuma verkauft werden, uralte
volkstümliche Ideen über die okkulten Eigenschaften der Metalle ihren Niederschlag fanden,
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verkörperten sich in Vorrichtungen wie den elektrischen Helmen und Korsetten eher Glaube und
Wundern über Macht und Geheimnis der neuentdeckten Kraft Elektromagnetismus, deren
Erforschung seit dem Beginn des 19. Jahrhunderts eine immer stürmischere Entwicklung
durchmachte, die der Elektrotherapie bald ein anderes Gesicht geben sollte.
Gepulste, induzierte Ströme ("Faradisation")
Der berühmte englische Physiker und Chemiker Michael Faraday (1791-1864), hatte in den ersten
Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts die moderne Elektrizitätslehre begründet und mit der Erfindung des
Transformators die Grundlage der Elektrotechnik geschaffen. Die theoretische Begründung der
einheitlichen Natur von Elektrizität und Magnetismus geht ebenso auf ihn zurück wie die Theorie des
elektromagnetischen Feldes.
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Für die Elektrotherapie war seine 1831 gemachte Entdeckung der elektrischen Induktion
wesentlich. Seine Feststellung, daß beim Bewegen eines elektrischen Leiters in einem Magnetfeld in
diesem Leiter ein Strom entsteht, machte den Bau von Induktionsapparaten möglich, mit denen die in
der Elektrotherapie verwendeten sogenannten "faradischen Ströme" (pulsierende, unterbrochene
Ströme aus dem Induktionsapparat) erzeugt werden.
Der Einsatz dieser neuen Elektrizitätsform führte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts noch
einmal zu einem massiven Aufschwung der Elektrotherapie. Vor allem in den Vereinigten Staaten,
deren Medizinwesen vor 1900 sehr liberal war und die Ausbildung vollständig der Privatinitiative
überließ, erfuhr in dieser Zeit neben der Homöopathie und vielen anderen Bereichen dessen, was man
heute "alternative Medizin" nennen würde, auch die Elektrotherapie eine große Blüte. Für das Jahr
1884 wurden etwa 10'000 Ärzte geschätzt, die in ihrer Praxis täglich Elektrizität als therapeutisches
Agens benützten.
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In dieser Zeit waren in der Elektrotherapie neben dem neuen Verfahren der "Faradisation" immer
noch die älteren elektrotherapeutischen Methoden in Gebrauch, die nun aber mit verbesserten
technischen Miteln arbeiteten: die "Galvanisation", d.h. die Anwendung eines mit galvanischen
Batterien von nur wenigen Volt Spannung erzeugten konstanten Gleichstroms von von 1 bis 20
Milliampere - und die "Franklinisation", bei der ursprünglich durch die Elektrisier- oder "Influenz"-Maschine (jetzt durch einen Bandgenerator) eine sehr hohe Gleichspannung von einigen
100'000 Volt, aber sehr kleiner Stromstärke (statische Elektrizität) erzeugt und dann als einmalige
Entladung angewendet wurde.
Die Faradisation hingegen verwendet einen hochgespannten, rasch
pulsierenden Gleichstrom von etwa 100 bis 10'000 Volt Spannung aus dem Induktionsapparat. Sie
machte als erste elektrotherapeutische Methode eine weitgehende Modulation (Veränderung von
Frequenz und Intensität) der Ströme und damit entscheidende Fortschritte in der genauen Kenntnis
wirksamer Anwendungsweisen möglich.
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Als eigentlicher Begründer dieser neuen Form von Elektrotherapie gilt der französische Arzt
Guillaume Benjamin Duchenne (1806-1875), genannt Duchenne de Boulogne, der seine
elektrotherapeutischen Forschungen mit der damals populären Elektroakupunktur begonnen hatte.
Duchenne hatte als erster beobachtet, daß die Wirkungen von direktem und induziertem Strom
verschieden waren, und hatte 1851 vorgeschlagen, daß die therapeutische Anwendung induzierter
Ströme, die bis dahin gleich wie diejenige direkter Ströme "Galvanisation" genannt worden war, nach
dem Entdecker dieser Ströme "Faradisation" genannt werden sollte. Dieser Vorschlag wurde
allgemein akkeptiert. Duchenne wurde sowohl zu einem der führenden Physiologen und Neurologen
wie auch seriösesten Elektrotherapeuten der Zeit, der sich im Gegensatz zu vielen seiner Kollegen der
Grenzen der Elektrotherapie bewusst war und die von ihm zu einer äusserst differenzierten Methode
entwickelte Faradisation mit viel Umsicht anwandte. Er beschrieb auf der Basis einer von ihm
aufgestellten Elektrodiagnostik auch eine Reihe von neuen Krankheitsbildern.
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Der zweite prominente Pionier der Faradisation war der Engländer Golding Bird (1814-1854),
Leiter der elektrotherapeutischen Abteilung am Guy's Hospital in London, der viele Erfolge bei allen
Arten von Lähmungen, gegen Schmerzen und zur Induzierung von Wehen zu verzeichnen hatte.
Der amerikanische Arzt J.B.Francis berichtete 1858 als erster über die Anwendung elektrischer
Ströme gegen Zahnschmerzen. In der Folge verbreitete sich die zahnärztliche Elektroanästhesie
ziemlich schnell, zunächst in den USA, dann auch in europäischen Ländern.
Der Amerikaner Oliver war 1858 vermutlich der erste, der die Elektroanästhesie auch in der
chirurgischen Praxis einführte.
Ein prominenter deutscher Elektrotherapeut dieser Zeit war Julius Althaus (1833-1900), der auch
die Elektroanästhesie in England bekanntmachte.
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Elektromagnetische Felder
In diese Zeit fielen aber auch weitere epochemachende Entdekungen auf dem Gebiet des
Elektromagnetismus, die den weiteren Ausbau der Elektrotherapie stimulierten und viele andere
weitreichende Folgen hatten. Die faradaysche Theorie der Einheit von Elektrizität und Magnetismus
und das übrige Wissen der Zeit über elektrische und magnetische Erscheinungen wurde 1865 vom
englischen Physiker James Clerk Maxwell (1831-1879) in einem genialen System mathematischer
Gleichungen exakt formuliert und zu einer Elektrodynamik erweitert, die auch die
Wechselwirkungen zeitlich veränderlicher Felder erfaßte. Maxwell sagte auch voraus, daß es
elektromagnetische Wellen geben müsse, die sich mit Lichtgeschwindigkeit ausbreiten; seine
elektromagnetische Lichttheorie gründet sich auf die Tatsache, daß die später so genannten "Maxwellschen Gleichungen" Lösungen besitzen, die einer sich im Raume fortpflanzenden
elektromagnetischen Welle entsprechen. Auch das Licht mußte deshalb ein elektromagnetischer
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Wellenvorgang sein, der aus periodisch wechselnden elektrischen und magnetischen Feldern besteht.
Es gelang Maxwell, zahlreiche Eigenschaften des Lichtes aus den Grundgleichungen der Elektrizität
und des Magnetismus abzuleiten.
Die endgültige Bestätigung dieser Theorie erbrachte dreißig Jahre später der deutsche Physiker
Heinrich Hertz (1857-1894), indem er erstmals elektromagnetische Wellen auf rein elektrischem
Wege erzeugte. Seine Experimente mit dem von ihm 1887 erfundenen Oszillator, einer einfachen
Konstruktion, mit der er elektromagnetische Schwingungen verschiedenster Frequenzen bis hinauf
zu 30 Milliarden Hertz (Schwingungen pro Sekunde) erzeugen konnte, gaben der Maxwellschen
Theorie ihr entscheidendes experimentelles Fundament. Hertz konnte zeigen, daß die von ihm entdeckten elektromagnetischen Wellen (die deshalb lange auch als "Hertzsche Wellen" bezeichnet
wurden) tatsächlich alle vom Licht bekannten Eigenschaften teilen, daß sie ausgesendet und
empfangen werden können und daß es eine Methode gibt, ihre Wellenlängen direkt zu messen.
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Umgekehrt gilt seit Maxwell und Hertz Licht als eine elektromagnetische Schwingung und ordnet
sich nahtlos ein in das Spektrum elektromagnetischer Frequenzen.
Einen wichtigen Schritt in der Entwicklung der Elektrotherapie bildete die Einführung des
Wechselstroms, der viel unschädlicher ist als Gleichstrom derselben Stärke. An der Entwicklung der
Wechselstromtechnologie, auf der unsere ganze "elektrische Zivilisation" aufgebaut ist, hatte der
geniale serbisch-amerikanische Physiker Nikola Tesla (1865-1943) den entscheidenden Anteil, dem
wir u.a. die Erfindung des rotierenden Magnetfeldes und des auf diesem beruhenden
Wechselstrom-Mehrphasengenerators und
-motors verdanken. Tesla war auch der erste, der um
1890 die nach ihm "Tesla-Ströme" benannten hochfrequenten Wechselströme von hoher Spannung
erzeugte und zeigte, daß der menschliche Körper gefahrlos von solchen Strömen durchfloßen werden
kann.
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Hochfrequenz-Felder
Der Franzose Jacques Arsène d'Arsonval (1851-1940), Physiker und Professor für experimentelle
Medizin am College de France in Paris, begründete die moderne Magnetfeldtherapie, die auf diesen
neuen Entdeckungen aufbaute und die therapeutische Verwendung des Elektromagnetismus erstmals
respektabel machte. Er war einer der ersten, die begannen, hochfrequente Teslaströme mit
Frequenzen von 1 bis 30 Megahertz (Millionen Schwingungen pro Sekunde) bei der Krankenbehandlung zu verwenden. Bereits um 1890 steckte er seine Patienten in eine Art "elektrischen Käfig" und
setzte dessen Stäbe unter Hochfrequenzstrom, so daß ein magnetisches Feld entstand, das den
Stoffwechsel fördern sollte.
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Damit wurde er zum Vorläufer der heute noch verwendeten sogenannten "Diathermie", der
Erzeugung
von
"Tiefenwärme"
im
Körpergewebe
durch
Ströme
des
Radio-
und
Mikrowellen-Frequenzbereichs oder durch Ultraschall, deren Vorform ihm zu Ehren "Arsonvalisation" genannt wurde. Er erkannte auch als erster, daß die physiologischen Wirkungen des
elektrischen Stroms nicht von der Stromquelle, sondern nur von der Wellenform des Stroms
abhängig sind.
Im Gegensatz zu Tesla war d'Arsonval allerdings davon überzeugt, daß die heilende Wirkung von
Hochfrequenzfeldern nicht auf die erzeugte Wärme, sondern auf direkte Wirkungen der Elektrizität
zurückzuführen sei. Diese Meinung hatte viele Jahrzehnte lang keine Chance in der
wissenschaftlichen Diskussion, wo bis vor kurzem Teslas Überzeugung die Oberhand hatte. Noch
heute sind viele Wissenschaftler der Meinung, elektromagnetische Felder, die das Gewebe nicht zu
erwärmen vermögen, könnten keinerlei biologische Wirkungen haben. Erst seit wenigen Jahren
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beginnt sich die Überzeugung durchzusetzen, daß es auch "nicht-thermische" Wirkungen
elektromagnetischer Felder gibt.
Auf solchen nicht-thermischen Wirkungen beruht z.B. die Therapie mit gepulsten Hochfrequenzfeldern, als deren Begründer der New Yorker Arzt Abraham Ginsberg gilt. Diese Form der
Elektrotherapie wird seit 1934 mit Erfolg zur Wundheilung, bei Muskelproblemen, rheumatischen
Störungen, Verstauchungen und sogar zur Knochenheilung eingesetzt. Sie ist nach der Auffassung
ihrer Vertreter dadurch wirksam, daß sie beschädigte Zellen zur Selbstheilung anzuregen vermag.
Wirksame Frequenz-"Fenster"
Diese Auffassung sowie viele der Entdeckungen der Elektrotherapeuten des frühen zwanzigsten
Jahrhunderts
über
die
biologische
Wirksamkeit
ganz
bestimmter
Frequenzen,
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Pulswiederholungsfrequenzen und Stromstärken wurden erstmals in den fünfziger Jahren von der
Wissenschaft bestätigt. Damals begann man in der Sowjetunion die Wirkungen elektrischer und
magnetischer Felder auf lebende Organismen systematisch zu erforschen.
Die Existenz dieser Bereiche biologischer Wirksamkeit von elektromagnetischen Feldern, die man
heute "Fenster" nennt und die später auch im Westen bestätigt wurden, hat wahrscheinlich damit zu
tun, daß die Wirksamkeit solcher Felder auf einer Wechselwirkung mit entsprechenden elektromagnetischen Eigenresonanzen des Organismus beruht. So ist der Elektromedizin z.B. seit langem
bekannt, daß Blutzirkulation und Schmerzzustände am besten über Frequenzen zwischen 90 und 100
Hz beeinflußt werden können, während sich Muskelfasern optimal mit einer Frequenz von weniger
als 10 Hz stimulieren lassen. (Wahrscheinlich besteht hier ein Zusammenhang mit den von Rohracher entdeckten mechanischen Ruheschwingungen der Muskulatur, die ebenfalls in diesem Frequenzbereich liegen).
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Elektrische Stimulation der körpereigenen Selbstheilungskräfte
In den fünfziger Jahren wurde durch die Arbeit des Amerikaners Robert O. Becker auch die Fähigkeit
von elektrischen Strömen, die Selbstheilungsfähigkeit des Organismus in erstaunlichem Masse
anzuregen, bestätigt. Dieser entdeckte 1958, daß durch Stimulierung mit schwachen Gleichströmen
eine beschleunigte Wund-und Knochenheilung erreicht werden konnte, und zwar selbst in Fällen, die
bis dahin als hoffnungslos galten. Mit diesen Strömen werden offensichtlich körpereigene
gleichartige Ströme unterstützt, die in den Regenerationsprozessen des Organismus eine Rolle
spielen.
Becker konnte nachweisen, daß der Körper bei verletztem Gewebe tatsächlich jener
"Verletzungsstrom" produziert, den schon der italienische Physiker Carlo Matteucci (1811-1868)
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1830 bei seinem Versuch, Galvani zu rehabilitieren, gefunden hatte und an den seit Julius Bernstein
(1839-1917) niemand mehr glauben wollte, weil man überzeugt war, alle Bioelektrizität auf
chemische Vorgänge zurückführen zu können.
Becker nimmt an, daß diese Verletzungsströme auf ein von ihm entdecktes bioelektrisches Steuerungs- und Regulationssystem im Organismus zurückgehen, das für sämtliche Wachstums-,
Regenerations- und Heilungsprozesse im Körper verantwortlich ist. Dieses "Perineurale Gleichstrom-System" besteht aus schwachen Halbleiter-Gleichströmen, die in der Umhüllung der
Nervenzellen, den Glia- und Schwann-Zellen, fliessen und Informationen durch Potentialschwankungen (und Polaritätswechsel) - also im Gegensatz zu den Nervenzellen selbst, deren
Informationsübermittlung auf digitale Weise (ein-aus) geschieht - durch analoge Signale übermitteln
sollen.
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Die von Becker entwickelte Unterstützung und Beschleunigung von Wund- und Knochenheilung
durch Elektrostimulation wurde in den 70er Jahren von Andrew Bassett weiterentwickelt. Dieser
erzeugte die elektrischen Impulse mittels externer Felder und machte so die Operation zur
Implantation von Elektroden überflüssig. Diese Methode wurde 1979, nach zehn Jahren
experimenteller Erforschung, von der amerikanischen Zulassungsbehörde FDA zur Behandlung
nichtheilender Knochenbrüche offiziell zugelassen. Ihre Heilungsquote ist ungewöhnlich hoch: 81%,
wenn nur mit Elektrostimulation behandelt wird, über 98% in Kombination mit Knochentransplantationen.
Elektrostimulation von Gehirn und Nervensystem
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Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte sich aus der langen Tradition der lokalen Elektroanästhesie,
der elektrischen Schmerzbetäubung, noch eine andere Hauptrichtung der modernen Elektromedizin,
die sich mit der elektrischen Stimulation des Gehirns befasst. Um 1880 beschrieb der Chilene Araya
erstmals "schlafinduzierende Wirkungen von Kopfelektroden". Unabhängig von ihm entdeckte der
Franzose Leduc 1902 die allgemein-anästhetische Wirkung von elektrischen Strömen. Daraus
entwickelten russische Forscher, als erster Wassili Giljarowski (1875-1959) in den fünfziger Jahren,
eine "Elektroschlaf" genannte Richtung der Elektrostimulation, bei der durch sehr schwachen,
gepulsten Gleichstrom über Schädelelektroden ein entspannter Zustand oder Schlaf herbeigeführt
wird.
Ursprünglich nur als Schlaftherapie gedacht, verbreitete sich die Methode rasch in Europa. Dort
kam man bald darauf, daß der Schlaf nicht unbedingt nötig für therapeutische Wirkungen war.
F.M.Wageneder schlug deshalb 1969 vor, die Methode "Cerebrale Elektrotherapie" (CET) statt
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Elektroschlaf zu nennen. Eine seriöse klinische Erforschung begann jedoch erst um 1970 in den
Vereinigten Staaten mit einer Untersuchung von Saul H. Rosenthal. Seither ist die Methode unter
dem Namen "Cranial Elektrotherapy Stimulation" (CES) bekannt.
Eine Rolle bei der Entwicklung der heutigen Elektrostimulation hat auch die chinesische
Elektroakupunktur (nicht zu verwechseln mit der deutschen und japanischen, diagnostischen
Elektroakupunktur nach Voll, Crohn, Ryo-do-raku und Motoyama) gespielt, die seit 1958 elektrische
Ströme zur Schmerzbekämpfung einsetzt.
Einen großen Einfluß hatten auch die Erfahrungen, die die Gehirnforschung mit der elektrischen
Stimulierung des Gehirns durch operativ implantierte Elektroden gemacht hat. Dies wurde zum
erstenmal in den 20er Jahren durch den Schweizer Physiologen Walter Hess an Katzen gemacht.
Hess konnte durch Stimulierung bestimmter Gehirnareale mit extrem schwachen Strömen bei den
Katzen jedes denkbare Verhalten und alle möglichen Emotionen auslösen. In den 40er und 50er
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Jahren entdeckte der amerikanische Gehirnforscher Wilder Penfield, daß elektrische Stimulierung
des Gehirns auch lange vergessene Erinnerungen wecken konnte. Er versuchte in der Folge durch
elektrische Stimulierung systematisch zu erforschen, welche Gehirnbereiche für Sprachvermögen,
Erinnerung und die verschiedenen Emotionen zuständig waren.
1974 stellte der britische Forscher Ifor S. Cooper bei seinen wegen verschiedenen neurologischen
Störungen am Kleinhirn stimulierten Patienten fest, daß die Elektrostimulation interessante
Nebenwirkungen besass, die auch auftraten, wenn sich die körperlichen Symptome nicht besserten.
Zu diesen Wirkungen gehörten die Verminderung von Angst, Stress und Anspannung, eine
Verbesserung des Denkvermögens und der Sprachflüssigkeit, eine geringere Depressionsneigung
und optimistischere Lebenseinstellung, geringere Neigung zu Wutausbrüchen und aggressiven
Verhaltensweisen und allgemein eine gesteigerte emotionale Kontrolle.
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In den 60er und 70er Jahren entdeckte man, daß man die elektrische Aktivität des Gehirns und des
Nervensystems auch ohne implantierte Elektroden beeinflussen konnte: durch elektrische
Stimulierung der Hautoberfläche. Die damals entwickelte TENS-Methode (Transcutaneous
Electrical Nerve Stimulation) war Mitte der siebziger Jahre bei Ärzten, Zahnärzten, Sporttrainern
usw. weit verbreitet, vor allem zur Schmerzbekämpfung. Die bei TENS üblichen Pulse sind identisch
mit den in der chinesischen Elektroakupunktur verwendeten.
Erfolgreiche Suchtenwöhnung durch Elektrostimulation
In dieser Zeit begann man auch die Möglichkeiten der Elektrostimulation in der Suchtentwöhnung zu
erforschen. Eine Pionierin auf diesem Gebiet ist die schottische Chirurgin Margaret (Meg) Patterson,
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die 1972 in Hongkong zufällig entdeckt hatte, daß zur Schmerzunterdrückung angewandte
Elektroakupunktur auch die Entzugssymptome von Opiatsüchtigen zum Verschwinden brachten.
Heute ist Elektrostimulation als das effizienteste aller Entzugsverfahren bei allen Arten von
Abhängigkeiten, von Alkoholismus über Tablettensucht bis Heroinabhängigkeit, anerkannt. Sogar
suchtbedingte organische Gehirnstörungen, die bis dahin als unheilbar gegolten hatten, können mit
ihr erfolgreich behandelt werden.
1981 schliesslich entwickelte der amerikanische Neurobiologe Daniel Kirsch mit seinem
"Alpha-Stim" die bisher neueste Generation der Elektrostimulationsgeräte, die tausend mal
schwächere Ströme (Mikroampere) und niedrigere Frequenzen als TENS und CES verwendet und
deren Pulsfrequenz auf die verschiedenen Gehirnwellenbereiche eingestellt werden kann.
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ELF-Therapie
Eine der jüngsten Richtungen der Elektromedizin ist aus der Erforschung der elektromagnetischen
Wetterstrahlung hervorgegangen. Der Deutsche W.O.Schumann hatte anfang der fünfziger Jahre die
heute nach ihm benannten "Schumann-Resonanzen" entdeckt, Eigenschwingungen von Erde und
Athmosphäre mit einer Grundschwingung von 7,8 Hertz, die sich in dem Raum zwischen
Erdoberfläche und Ionosphäre fortpflanzen. Sein Schüler Herbert L. König wies bereits 1960 darauf
hin, daß es im Bereich der natürlichen elektromagnetischen Felder in unserer Umwelt noch viele
weitere solche ELF-Modulationen von Feldern im Radio- und Mikrowellen-Bereich gibt, d.h.
Pulsationen dieser Felder im Bereich der ganz niedrigen Frequenzen ("Extreme Low Frequency")
von 0 bis 300 Hz. Schwankungen des Erdmagnetfeldes, die durch den Sonnenwind verursacht
werden und Schwankungen im elektrischen Feld der Athmosphäre, die von den Wetteraktivitäten
herrühren ("Sferics"), zeigen solche ELF-Pulse im Bereich von 0 bis 100 Hz.
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Diese Pulse sind alle biologisch wirksam und können verschiedenste gesundheitliche Störungen
auslösen. Bei den Sferics ist nicht nur interessant, daß bestimmte Frequenzen für bestimmte
Wetterlagen charakteristisch sind, sondern vor allem, daß diese verschiedenen Wetterimpulse sowohl
in ihrem Frequenzbereich wie auch in ihrer Impulsform in frappanter Weise den verschiedenen in
einem Elektroenzephalogramm (EEG) aufgezeichneten menschlichen Gehirnwellenarten gleichen.
Die Schönwetter-Sferics entsprechen dabei den Alpha-Gehirnwellen, die im EEG im
Zusammenhang mit Entspannung zu beobachten sind, während die Schlechtwetter-Sferics ebenso
präzise den Deltawellen gleichen, die typisch für krankhafte Zustände und Abwehrprozesse im
Organismus sind. Wahrscheinlich haben elektromagnetische Felder im ELF-Bereich wichtige
Steuerungs- und Regelungs-Funktionen im Organismus selbst, was die biologische Wirksamkeit der
entsprechenden Felder in der Umwelt erklären würde.
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Forschungen über die psychophysische Wirkungen von ELF-Feldern, die vor allem in der Sowjetunion systematisch durchgeführt wurden, haben bereits vor zwanzig Jahren zu ersten elektrotherapeutischen Anwendungen geführt. Ein Pionier auf diesem Gebiet war der deutsche Physiker
Wolfgang Ludwig, der bereits 1963 erste Prototypen eines handlichen ELF-Therapiegerätes entwickelte. 1970 brachte er als erstes serienmässiges Gerät dieser Art das "Vitasette" auf den Markt, auf
dessen Vorbild die meisten der heute erhältlichen Geräte (Medisend, Mecos, Elfotron, Bio-Pacer,
Mood-Pacer II, Magnetodyn und wie sie alle heissen) beruhen. In der Regel flache, viereckige Geräte,
die in eine Hand passen, arbeiten diese ELF-Generatoren mit Taschenlampenbatterien und erzeugen
im Umkreis von etwa einem Meter ein pulsierendes elektromagnetisches Wechselfeld, dessen
Pulsfrequenzen im Bereich der menschlichen Gehirnwellenfrequenzen liegen und oft verstellbar
sind. Da die Forschung ergeben hat, daß impulsförmige Wellenformen größere physiologische
Wirkung besitzt als oberwellenfreie Sinusschwingungen, werden meist Rechteck-Impulse
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verwendet. Die ELF-Pulse des Gerätes wirken als eine Art "Gehirnschrittmacher", d.h. sie
veranlassen das Gehirn, sich ebenfalls auf die vom Gerät ausgehende Frequenz einzustellen. Bei
"Mecos" können mit einem kleinen Schalter die verschiedenen Gehirnwellenbereiche eingestellt
werden, denen in den Unterlagen des Geräteherstellers folgende Wirkungen und Indikationen
zugeordnet sind:
3,0 Hz (Deltawellen): akute und chronische Entzündungen, Immunstärkung.
7,8 Hz (Thetawellen): beruhigend und krampflösend, besonders für Sympathikotoniker. Bei
leichten
Reizzuständen,
Nervosität,
(Herzrasen), vegetative Dystonie.
Schlafstörungen,
Bluthochdruck,
Tachykardie
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10,8 Hz (Alphawellen, durch Kombination der beiden obigen Schalter einzustellen):
besonders für Sympathikotoniker und Mischtypen anregend, schmerzsenkend und und
stabilisierend für Nervensystem und Kreislauf. Bei schweren Reizzuständen, Migräne,
Seekrankheit,
Reisekrankheit,
Narbenschmerzen,
Rheumaschmerzen,
Arthrosen,
allergischen Reaktionen, Asthma, Höhenschwindel, Blutunterdruck, Bradykardie (zu
langsamer Herzschlag), Föhnkrankheit und anderen Wetterbeschwerden.
stabilisierend und leicht anregend.
17 Hz: stabilisierend und anregend.
24,8 Hz: wirkt auf Vagotoniker wie 10,8 Hz, mit gleichen Indikationen.
14 Hz:
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Nicht nur für therapeutische Zwecke jedoch sind diese Geräte von ihren Erfindern gedacht. So
werden ELF-Generatoren z.B. von Astronauten verwendet, um in ihren Raumkapseln ein natürliches
Feld zu simulieren, wie es der Organismus braucht. Die kleinen am Körper tragbaren Geräte können
aber auch dazu verwendet werden, die störenden Einflüße der vielen elektromagnetischen Felder in
unserer Umwelt abzuschirmen, indem sie im Bereich des Organismus ein wohltätiges ELF-Feld
herstellen, das die Umweltfelder "übertönt". Der amerikanische Elektroingenieur William Bise und
sein Landsmann, der Arzt und Biophysiker Andrija Puharich, haben ihre Geräte sogar ausdrücklich
als Gegenmassnahme zu künstlichen ELF-Einstrahlungen entwickelt, wie sie die Grossmächte nach
ihrer Ansicht seit einiger Zeit als Geheimwaffe zur elektromagnetischen Beeinflussung ganzer
Bevölkerungen schon testen - die Käufer seines Apparates sollen ein relativ billiges Mittel in die
Hand bekommen, um nicht den sowjetischen Fern-Manipulationen ausgesetzt zu sein. Die
Wissenschaftler gehen nämlich davon aus, daß sowjetische Wissenschaftler bereits in der Lage sind,
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durch elektromagnetische Einstrahlung auch auf Distanz Einfluss auf das menschliche Nervensystem
zu nehmen.
Heutige Anwendungsgebiete der Elektrotherapie
Heute wird die Elektrotherapie in ihren verschiedenen Formen erfolgreich bei folgenden Problemen
angewendet: Schmerzen aller Art, Kopfweh (besonders Migräne), Angst- und Unruhezustände,
Schlaflosigkeit, Depression, Suchtkrankheiten, Hirnschäden, Magenübersäuerung, Asthma, Rheuma
und
Arthritis,
Tinnitus
(Ohrensausen),
Sinusitis
und
verschiedene
Arten
von
Hals-Nasen-Ohren-Problemen, schwer heilende Wunden und Knochenbrüche, alle Arten von
neurologischen Störungen, sogar Multiple Sklerose (jedenfalls symptom-mildernd).
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Selbst bei Krebs und AIDS scheint die generell immunstimulierende Wirkung bestimmter
Frequenzen positiv anzuschlagen (andere Frequenzen stimulieren allerdings das Wachstum von
Krebszellen).
Der Schwede Björn Nordenström hat ein besonderes elektrotherapeutisches
Verfahren entwickelt, mit dem er mittels in den Tumor eingeführter Elektroden erfolgreich
Lungenmetastasen zum Verschwinden bringen kann. Andere Forscher gehen von der Beobachtung
aus, daß bestimmte elektromagnetische Frequenzen die Zellteilung beeinflussen und Zellen zur
Differenzierung oder Entdifferenzierung veranlassen können.
Ein noch nicht gut erforschtes Gebiet ist die Anwendung der Elektrotherapie zur allgemeinen
emotionalen und Stimmungsbeeinflussung (ausgenommen, wie man annehmen kann, geheime
militärische und geheimdienstliche Forschungen), zur Unterstützung des Lernens, beim Training für
jegliche Art von psychischer, körperlicher und geistiger Situationsbewältigung, zur Unterstützung
von Hypnose, Entspannungstechniken und Imagination und zur Leistungssteigerung im Sport.
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Wie wirkt Elektrotherapie ?
Die genauen Mechanismen dieser empirisch gefundenen Wirkungen der Elektrotherapie sind bis
heute weitgehend ungeklärt, was zur Skepsis gegenüber dieser Therapieform beiträgt.
Wissenschaftlich allgemein anerkannt ist heute praktisch nur die Diathermie, deren thermische
Wirkungsweise als einzige im Rahmen klassischer physikalischer Modelle erklärt werden kann.
Die Situation beginnt sich jedoch seit den siebziger Jahren zu ändern. Immer mehr Biophysiker und
klinische Forscher beschäftigen sich mit der Erforschung der Elektrotherapie und anderer
physikalischer Therapien, liefern uns Vorstellungen über mögliche Wirkungsmechanismen und
experimentelle Daten, die diese Modelle untermauern. Die Auffassung, daß es auch nicht-thermische
Wirkungsweisen von elektromagnetischen Feldern gibt, beginnt sich allmählich durchzusetzen. Sie
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erfordert jedoch die Entwicklung neuer physikalischer Modelle, die nicht mehr auf der klassischen
newtonschen Physik und auf dem thermodynamischen Gleichgewichtsmodell aufgebaut sind, und
die Anwendung quantenmechanischer Prinzipien auf die Biologie, die bis vor wenigen Jahren noch
sehr wenig entwickelt war.
Wie schon der Russe Cholodow Ende der 60er Jahre vermutete, wirken elektrische Ströme und
elektromagnetische Felder wahrscheinlich direkt auf das Zentralnervensystem.
Messungen ergaben, daß magnetische Wechselfelder bestimmter Frequenzmuster, wie sie in der
ELF-Therapie verwendet werden, Wirbelströme in Nervenschleifen induzieren und damit
Miniaturpotentiale an Zellmembranen, inbesondere an Synapsenspalten, erzeugen könne. Der Austausch von Ionen durch die Zellmembranen wird signifikant verändert, bei einer bestehenden
pathologischen Verschiebung wird er normalisiert. Die in der ELF-Therapie verwendeten
Magnetfelder scheinen also einen ausgleichenden Einfluß auf die Zellmembran-Permeabilität zu
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besitzen. Die Wirkung von Behandlungen mit Reizströmen geringer Intensität ist davon nicht
grundsätzlich verschieden und hat ähnliche, wenn auch wegen der geringeren Eindringtiefe etwas
schwächere Wirkungen.
Als wesentlich für die Wirksamkeit von Strömen und Feldern hat sich in erster Linie Impulsform
und Frequenz erwiesen, wobei im breiten Spektrum der elektromagnetischen Wellen nur ganz
bestimmte, eng definierte Frequenzbereiche biologisch wirksam sind, während dazwischen weite
Bereiche keinerlei Effekte zeigen.
Auch in Bezug auf die Stimulation von Gehirn und Nervensystem mittels elektrischer Ströme,
heute vielleicht das am besten erforschte Gebiet der Elektrotherapie, gab es bis Anfang der 70er Jahre
keinerlei plausible Erklärung. Das änderte sich, als 1973 die junge Amerikanerin Candace Pert
Opiat-Rezeptoren im Gehirn entdeckte, und 1975 Hans Kosterlitz und John Hughes in Schottland im
Gehirn von Ratten körpereigene Opiate nachweisen konnten, wie man sie seither auch beim
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Menschen gefunden hat. In den Jahren 1976-1980 wurde, unter anderem von Nobelpreisträger Roger
Guillemin, gezeigt, daß die Elektrostimulation mit großer Wahrscheinlichkeit über eine Ausschüttung solcher körpereigener Opiate wirksam ist.
Die körpereigenen Opiate, Endorphine und Enkephaline, sind engstens mit Schmerz- und
Lustempfinden und mit den Emotionen verbunden und bilden einen Teil des internen
"Belohnungssystems" im Gehirn. Sie filtern ausserdem, wie Candace Pert vermutet, nicht nur die
Schmerzsignale, sondern alle Reize, die uns durch die Sinne erreichen, und bringen sie in einen
emotionellen Zusammenhang; durch das Endorphinsystem entscheidet das Gehirn, welchem Reiz es
Aufmerksamkeit schenken soll. Damit wird klar, daß die Endorphine eine wichtige Rolle bei allen
Lernprozessen spielen müssen. Sie sind wahrscheinlich ein wichtiges Element jener "Ich-Kraft", die
für den Zusammenhalt und die Ganzheit des Organismus sorgt und eng mit dem Immunsystem
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verbunden ist. Tatsächlich haben Studien aus dem Jahr 1982 gezeigt, daß die Endorphine auch das
Immunsystem beeinflussen.
Beim Wirkungsmechanismus der Elektrostimulation spielen aber auch noch andere
Neurotransmitter eine Rolle. Sie löst z.B. nachweisbar die Ausschüttung von großen Mengen von
Norepinephrin und Dopamin aus. Auch ein erhöhter Norepinephrin-Spiegel steht mit Lernprozessen
in Verbindung.
Weil man festgestellt hat, daß es für jeden Suchttyp eine bestimmte wirksame elektrische Frequenz
gibt, vermuten Patterson und Capel, daß jedes Hirnzentrum elektrische Impulse einer bestimmten
Frequenz aussendet, je nachdem welcher Neurotransmitter dort überwiegend ausgeschüttet wird.
Damit könnte es aber auch sein, daß die Elektrostimulation direkt auf die körper- und gehirneigenen
elektromagnetischen Felder einwirkt, wie einige Forscher vermuten. Die Ströme und die von ihnen
erzeugten elektromagnetischen Felder scheinen wie Hormone zu wirken, wobei der Forschung noch
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viel Arbeit bleibt, um die genauen Frequenzen, Intensitäten und Impulsformen zu bestimmen, die den
unzähligen Neurotransmittern entsprechen.
Die Vorstellung, daß die Elektrostimulation deshalb wirksam ist, weil im Organismus selbst
entsprechende elektrische Ströme und elektromagnetische Felder existieren und eine wichtige Rolle
in der Steuerung aller Lebensvorgänge spielen, rückt heute immer mehr ins Zentrum des Interesses
und wird zunehmend zur Erklärung der Wirkungsweise nicht nur der Elektrostimulation, sondern der
gesamten elektrotherapeutischen Verfahren herangezogen. Sie widerspricht den biochemischen
Erklärungen nicht, sondern bildet vielmehr einen übergeordneten Rahmen für sie, indem sie (wie z.B.
bei Robert O. Beckers "Perineuralem Gleichstrom-System" oder Fritz A. Popps Biophotonentheorie)
der Elektrostimulation ein neues konzeptionelles Modell der Physiologie zugrundelegt, das auf der
Annahme eines elektrischen oder elektromagnetischen Kontroll-Systems im Organismus beruht, das
die biochemischen und neuralen Prozesse reguliert.
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Zukunftsperspektiven
Im Rahmen dieser Vorstellung wird die Elektrotherapie, ganz im Gegenteil zur herkömmlichen
Auffassung, die in ihr immer noch eine Art Randerscheinung der Medizin sieht, zu einem zentralen
Arbeitsfeld einer Medizin der Zukunft. Denn diese neue Auffassung besagt, daß nicht nur die
Wirkung aller körpereigenen Wirkstoffe und auch Medikamente durch elektrische Impulse und
elektromagnetische Felder ersetzt werden kann, sondern der gezielte Einsatz schwächster
elektrischer und elektromagnetischer Reize auch das viel angepasstere, physiologischere Mittel
darstellt als chemische Substanzen, um auf den Organismus einzuwirken, da die übergeordnete
Regulation im Organismus selbst sich solcher Reize bedient.
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Eine ganz neue Form der Elektrotherapie zeichnet sich am Horizont ab, die sowohl in ihren
Grundlagen wie auch in ihren Anwendungsformen und -bereichen viel umfassender als die
herkömmliche sein wird und möglicherweise in vielen Fällen die chemische Therapie sogar vollständig ersetzen könnte. Wenn sich die Annahmen der Poppschen Biophotonentheorie bewahrheiten, so
könnte diese zu eine ihrer wichtigsten Grundlagen werden. Wenn nämlich ein auf feinste Reize
ansprechendes kohärentes Biophotonenfeld die oberste physische Regulationsebene im Organismus
bildet, dann stellen elektromagnetische Reize und Informationen ganz klar die adäquateste Form der
Einwirkung auf den Organismus dar. Dann ist auch zu vermuten, daß selbst die Wirkung chemischer
Agenzien über elektromagnetische Wechselwirkungen erfolgt, diese somit den Organismus über sein
Biophotonenfeld beeinflußen.
Wenn es also die elektromagnetischen Schwingungscharakteristiken eines Medikamentes sind, die
seine Wirkung ausmachen, so liegt der Gedanke nahe, ob man das Medikament nicht, vielleicht sogar
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mit Vorteil, durch seine Schwingungs-"Signatur" ersetzen könnte, wie das bereits in der Elektroakupunktur, in der MORA-Therapie und in der Radionik versucht wird. Der Engländer
C.W.Smith hat gezeigt, daß allergieauslösende und allergie-neutralisierende Verdünnungen von
Allergenen durch entsprechende elektromagnetische Frequenzen mit gleicher Wirkung ersetzt
werden können. Vieles deutet also darauf hin, daß wir heute tatsächlich auf dem Wege zu einer
gänzlich neuen elektromagnetische Medizin sind, die nur noch mit präzisen und sanften elektromagnetischen Reizen arbeitet. Eine Vielzahl von neuen und neuesten Forschungsergebnissen
tragen zu ihrer Entstehung bei.
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Quellen
Christian Bachmann: Heilende Hochfrequenz. Neue Zürcher Zeitung, Nr. 232, 5. Okt. 1983, S. 73
Robert C. Beck: Mood Modification with ELF Magnetic Fields: A Preliminary Exploration.
Archaeus, 4(1986), S.47-53
Robert O.Becker / Gary Selden: The Body Electric. New York 1985
Robert O.Becker: Der Funke des Lebens. Elektrizität und Lebensenergie. Scherz Verlag, München
1990.
Marco
Bischof: The History of Bioelectromagnetism. In Bioelectrodynamics and
Biocommunication,
herausgegeben von M.W.Ho, F.A.Popp und U.Warnke. World Scientific Publishing, Singapore,
1994.
Marco Bischof: Biophotonen - das Licht in unseren Zellen. Zweitausendeins, Frankfurt 1995. (siehe
http://www.zweitausendeins.de).
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58
Marco Bischof: Die Meditationsmaschinen. Esotera, Nr.1/1989, S.35-41 und Nr. 2/1989, S. 43-49
W.Ehrmann/H.v.Leitner/W.Ludwig/M.A.Persinger/W.Sodtke/R.Thomas:
Therapie
mit
ELF-Magnetfeldern. Zeitschrift für Physikalische Medizin, 5 (1976), S.161-170
Steven Holbrook: The Golden Age of Quackery. New York 1959
J.Hooper/Dick Teresi: Das Drei-Pfund-Universum. Econ, Düsseldorf 1988
K.Kane/A.Taub: A History of Local Electrical Analgesia. Pain, 1(1975), 125-138
Herbert L.König: Unsichtbare Umwelt - der Mensch im Spielfeld elektromagnetischer Kräfte.
Eigenverlag H.L.König, München 1977; spätere Auflagen Moss-Verlag, München.
Meg Patterson: Der sanfte Entzug. Klett-Cotta, Stuttgart 1988
Guy Lyon Playfair/Scott Hill: Die Zyklen des Himmels. Zsolnay, Wien 1979
Margaret Rowbottom/Charles Susskind: Electricity and Medicine. San Francisco 1984
Walter O.Stark: Magnetismus in der Therapie. Magliaso 1980
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Links
The Bakken Museum of Electricity in Life, Minneapolis, Minnesota (USA): http://www.bakkenmuseum.org
Electromagnetic
therapy
and
magnetic
therapy
http://www.tiac.net/users/seeker/electrother.html
Mike Levin's Bioelectromagnetics Page: http://134.174.168.95/~mlevin/bio_em.shtml
Bioelectromagnetics Bibliography: http://www.feb.se/refs.txt
:
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