Der Reisebericht zum als Dokument

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Reisebericht Brasilien
31.1.-15.2. 2002
31.1. 2003 Abflug
1.2. 2003 Fahrt nach Irece, Abendessen mit Claudio und Renato
2.2. 2003
Garra
Besuch in Lagoa Funda in Barra Alta bei einer Kooperativen von 96
Kleinbauern
In der Region in Irece gibt es kaum Großgrundbesitz, die Landfrage ist also
nicht so prekär. Die Leute wohnen in Dörfern (nicht Streusiedlungen)
zusammen, was zum Beispiel in Minas Gerais nicht der Fall ist. Dort lehnt man
die sogenannten „Agrovilas“ ab. Jeder Bauer möchte auf seinem Land leben.
Die Landverteilung scheint ganz ok zu sein, die Boeden sind relativ fruchtbar
und die ganze Region ist für den Anbau von Bohnen berühmt. (ruta do fejao).
Garra versucht durch die Diversifizierung des Anbaus die Qualität der Boeden
zu erhöhen und damit auch die Erträge zu steigern. Die Kleinbauern haben ein
Gemeinschaftsfeld, das allerdings kaum bewirtschaftet wird, da die Bauern
lieber auf ihren eigenen Feldern arbeiten. Eudes, der einzige Bauer, der über
80 % seines Bodens wirklich in dieser Weise bewirtschaftet, wird von den
Nachbarn bzw. Sogar von den Teilnehmern am Projekt eher belächelt. Der
Besuch auf seinem Feld ist beeindruckend, er ist allerdings auch noch eher am
Anfang und kann noch nicht auf eine lange Erfahrung zurückgreifen. Allerdings
möchte er langsam aber sicher, seinen gesamten Anbau umstellen und verkauft
auch jetzt schon einen Teil der Produkte bei seinem Haus. Die
Bewusstseinsänderung bei der Bevölkerung geht äußerst langsam vor sich, so
wird auch in Zukunft nur eine Minderheit der Bevölkerung ihre Anbaumethoden
ändern. Der normale Anbau ist Fejao und Mais auf einem Feld, wobei dies den
Boden relativ schnell auslaugt.
Es gibt in Irece einen Markt (1 x im Monat) wo kleine Bauern ihre organischen
Lebensmittel verkaufen. Die Idee ist es, dies öfter zu machen. Die Preise der
Produkte unterscheidet sich nicht von den Preisen der Produkte, die in
agroindustriellem Anbau hergestellt wurden. Die Produkte verkaufen sich sehr
gut auf dem Markt in Irece.
Besuch bei der staatlichen Landwirtschaftsschule ESAGRI in Irece
Die Schule macht einen einigermaßen verlassenen Eindruck, was sicher auch
an der Tatsache liegt, dass Ferien sind. In den Gesprächen wird aber auch klar,
dass der Staat keinerlei Interesse hat, die Schule besser auszustatten.
Sozusagen wird die Schule ausgehungert, Materialien kommen oft zu spät
wenn überhaupt.
Die Schule hat eine Anbaufläche für biologischen Anbau, der auch von den
Schülern bewirtschaftet wird. In letzter Zeit wird auch mit biologischem und
nicht biologischem Kaffee experimentiert, wobei der biologische Kaffee
eindeutig bessere Erträge bringt. Inwieweit diese Erkenntnis bei den Schülern
zu einem Umdenken führt, kann aber nicht gesagt werden.
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Treffen mit: Maria Ribeiro do Vocarro, Edileuza Silva Roeha, Ademilton Nunes
dos Bontos, José Mauricio, Renato Tomaselli, Ana Klaros, Silvana, Cláudio
Moser.
Garra führt regelmäßig eine Autoevaluierung durch (ihre Meinung ist, dass die
Gruppe selber ihre Schwächen am besten kennt. Misereor bietet auch eine
Asesoria externa, die dann helfen kann, diese Probleme zu lösen. Für das
letzte Projekt gibt es eine Autoevaluierung, in der folgende Schwachpunkte
festgestellt wurden:
- Pädagogische Kompetenz der Equipe
- Bereich Politicas Públicas (Einflussnahme auf lokale, regionale und
nationale Politik) ohne die Zielgruppen aus den Augen zu verlieren
- Organisationsstruktur der Gruppen (der Multiplikationseffekt ist im
Moment relativ gering, die Teilnahme von Jugendlichen auch)
- Der Bereich Genero (auch traditionell bedingt) ist unterpräsentiert
Allerdings wird aktiv an diesen Bereichen gearbeitet, um die Kompetenzen der
Gruppe zu verbessern.
Finanzierung der Projekte:
Die Finanzierung durch Cordaid ist im November ausgelaufen (wird auch nicht
verlängert).
Misereor finanziert den Bereich Landwirtschaft
KMB Steiermark gibt eine Globalfinanzierung
Landesregierung Vorarlberg (einen Teil des Misereorprojekts)
Gemeinde (Umweltschutz)
Da ein Teil der Arbeit nicht mehr finanziell gedeckt ist versuchen sie, an die
nationalen Gelder die es gibt, heranzukommen.
Arbeitsgebiet:
Insgesamt 5 Regionen:
Moro do Chapeo (Frauenprojekt), Lagoa Fonda (Landwirtschaft),
Landwirtschaftsschule, Männerprojekt in ?, in Planung ist die Ausweitung des
Bereichs der Agroökologie
Früher wurde stärker mit Gruppen gearbeitet, jetzt arbeitet Garra mehr mit
Multiplikatoren. Die größte Schwierigkeit besteht darin, die Gewohnheiten der
Bevölkerung zu ändern. Direkte Unterstützung, Unterstützung bei der
Vermarktung und systematische Verbreitung der Projektinhalte durch
MultiplikatorInnen
Gesamteindruck:
Das Team ist engagiert, allerdings tauen die Leute erst nach der Pause so
richtig auf. Davor sprechen nur Maria und Renato. Mein Eindruck allgemein ist,
dass Renato einen starken Einfluss auf die Arbeit von Garra hat, die weit über
seine Beraterfunktion hinausgeht. Auch kommt im Gespräch mit CAA klar
hervor, dass Reiner eigentlich einen großen Teil seiner Arbeitszeit bei Garra
verbringt und seine Beratertätigkeit bei CAA eher gering ist. Das Projekt selber
ist im Einflussbereich sehr begrenzt – der Wille zur Veränderung bei der
Bevölkerung eher gering. Die Arbeitsinhalte sind interessant, aber irgendwie
klappt es mit der Umsetzung nicht so gut.
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3.2. 2003 Fahrt nach Gameleira do Asuruá, Treffen mit
CAA
Treffen mit CAA-Team und Verwaltungsrat
Giovani (Agrartechniker), Jacó (Agrartechniker, im Wasserprojekt), Viaria
(Agrartechniker)
Maria Anita (Verwaltungsbeirat), Claudia (Sekretärin – hat früher in der
Jugendgruppe gearbeitet), Elido (Vizepräsident der Capoeiras, Verwaltungsrat),
Juan Luiz (Fahrer), Rudolfo (Juristischer Berater (seit einem Jahr), Ivonedi,
Ailton (Soziologe), Eliseu (Mitglied des Dorfvereins in Gameleira,
Finanzausschuss),
Almir
(Verwaltungsrat),
Edith
(Finanzausschuss,
Professorin,
Gemeinderätin),
Otto
(Verwaltungsrat),
Vilton
(Gesundheitsvorsorge,
Finanzausschuss),
Elaerde
(Vertreter
der
Landarbeitergewerkschaft, Finanzausschuss), Pitoc (Pädagoge, Jugendarbeit,
Kultur, Theater, Zeitschrift), Marceo (Finanzadministration, Adriano (Cidadania,
Koordinator)
Caa ist seit 1988 als Verein eingetragen, Jacó und Reiner sind seit Anfang an
dabei. CAA arbeitet derzeit mit 17 Gruppen in 4 Gemeinden (Brotas, Oliveira,
Gentio do Ouro, Itagauçu). Insgesamt gibt es 11 Gemeinden in der Dioezese.
CAA arbeitet mit 11 associacoes, 2 Pfarren, 1 Gewerkschaft, 1 Kooperative, 1
Theatergruppe, 1 Cidadaniagruppe (informell arbeitet CAA auch in Morpará). Im
Bereich Wasserversorgung ist CAA in der gesamten Diözese Barra tätig.
Landwirtschaft:
Die Gegend ist eine der trockensten und ärmsten Regionen Brasiliens und
beeignet für Ziegen und Schafzucht, die allerdings in der Region kaum
betrieben wurde. Daher wurde sie vor allem in der Gemeinde Gentio do Ouro
wieder eingeführt, allerdings ist sie auch für die anderen Regionen die
nachhaltigste Möglichkeit der Tierzucht. Weiters wird Bienenzucht betrieben,
die Produkte werden auch gleich weiterverarbeitet und verkauft. Es gibt bereits
einige gut ausgebildete Multiplikatoren, die damit weiter arbeiten können. Der
Austausch im Bereich Landwirtschaft geht bereits über die Region hinaus.
Ein weiterer Punkt der Arbeit von CAA ist der Umgang mit Caatinga
(Buschwald), der für Landwirtschaft und Waldwirtschaft gleich genutzt werden
kann. Der Erhalt der Vegetationsvielfalt ist eines der wichtigsten Ziele des
Projekts. Der Anbau von Maniok wurde in der Region wieder forciert, neue
Varianten eingeführt, die besser genutzt werden können.
Wasser:
Wasser stellt in der ganzen Diözese ein Problem dar, das Grundwasser ist
salzig und daher nicht zum Trinken geeignet. Bahia soll zwar im
Regierungsprogramm von einer Million Zisternen aufgenommen werden, bis
jetzt wurde aber nur ein Bruchteil davon realisiert. CAA hat bis jetzt 600
Zisternen gebaut, es wären aber um die 20.000 nötig, um die Region nachhaltig
mit Trinkwasser zu versorgen. Daher haben sich verschiedene Organisationen
zusammengeschlossen, um dieses Programm überhaupt realisieren zu können.
(Technische Begleitung – das Material wird ja von der Regierung gestellt). Vor
allem für Frauen ist das Programm interessant, die Ausbildung betrifft auch vor
allem sie.
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Cidadania:
Die Arbeit mit Conselhos (Ausschüssen) ist eine der Hauptarbeit con CAA
(diese Conselhos müssen in den Gemeinden funktionieren, damit der jeweilige
Bereich überhaupt Geld von der Gemeinde kriegt. Oft wird allerdings die Arbeit
der Conselhos ignoriert, da sie nicht mit der Vorstellung des Bürgermeisters
übereinstimmt.
Die Associaciones
Im Durchschnitt machen ca. 50 Familien in einer dieser Associaciones mit. Um
aufgenommen zu werden, müssen die Anwärter mindestens ein halbes Jahr
mitmachen, danach wird in der Vollversammlung entschieden, ob sie
aufgenommen werden. Jedes Jahr wird überprüft, ob die Mitglieder weiter in der
Association mitmachen dürfen. Um an Investitionsprogrammen mitmachen zu
können, müssen die Leute vorbereitet werden, die Kriterien sind sehr streng,
um Missbrauch vorzubeugen. In Gentio do Ouro gibt es noch nicht so lange
Basisorganisationen, daher sind auch die Erfahrungen noch relativ gering, in
den anderen Gemeinden ist dies besser.
Probleme und offene Fragen der Gesamtequipe:
- Es gibt eine Equipe, die sich gut konsolidiert hat, gut zusammen arbeitet
und es wäre schade, wenn jetzt keine neues Projekt zustande käme, da
damit einige Leute entlassen werden müssten.
- Die Ausweitung der Arbeit von Comunidades auf Municipios stellt
aufgrund der großen Distanzen eine Schwierigkeit dar.
- Die Zusammenarbeit der einzelnen Bereiche muss verbessert werden,
da die Bereiche ja ineinander greifen.
- Juristische Beratung stellt einen immer größer werdenden Bereich der
Arbeit von CAA dar, inwieweit der juridische Berater dies in Zukunft
abdecken kann ist noch nicht klar.
- Die Arbeit der Conselhos/Ausschüsse (in den Gemeinden)
- Die Arbeit mit der Regierung stellt eine große Herausforderung dar.
NGOs können nicht die Aufgaben der Regierung übernehmen, daher
muss die Basis gestärkt werden, um dann überhaupt Forderungen an die
Regierung stellen zu können.
Nachmittag: Treffen mit der Equipe
Das Gespräch mit der Equipe von CAA kreist vor allem um Finanzen und
Möglichkeiten für CAA in der Zukunft. Die finanzielle Situation von CAA sieht im
Moment ja nicht sehr rosig aus. Die Möglichkeiten von Welthaus sind ja
bekanntlich sehr begrenzt, ich biete ihnen auch die Möglichkeit an, bei Land
und KMB noch mehr einzureichen. (wären aber auch nur EUR 20.000,00 für ein
Jahr). CAA hat sich scheinbar auch schon überlegt, wo sie grundsätzlich auch
noch Geld auftreiben könnten. CAA hat sich überlegt, Anträge beim Fondo
Nacional do Meio Ambiente, bei der Cooperacao Italiana, bei CRS und bei
Vecinos Mundiales einzureicheichen. CRS unterstützt scheinbar auch in
anderen Regionen Wasserprojekte, hier besteht eine Konkrete Chance.
CAA wird bis Anfang Mai einen Antrag schicken – der dann die Überbrückung
von Juli bis Januar 2004 beinhalten soll (ca. in der Höhe von EUR 10.000,00).
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Was die Arbeit von CAA betrifft, so wollen sie nicht im kirchlichen Rahmen
eingegliedert werden, da sie es persönlich leichter finden, wenn sie nicht in der
Diözese eingegliedert sind. Sie arbeiten vor allem im Bereich Wasser auch
stark mit der Diözese zusammen, wollen aber von der Diözese unabhängig
bleiben. Die Diözese hat ihren Arbeitsschwerpunkt in den Bereichen Wasser
und Cidadania gesetzt, womit sich die Arbeitsbereiche in zwei der drei Punkten
überschneiden.
Die Nachfrage nach den einzelnen Komponenten ist bei CAA sehr groß, das
Einflussgebiet ihrer Arbeit ist allerdings eher begrenzt. Im Bereich Wasser
möchte CAA auf dem Gebiet der ganzen Diözese Aktiv werden, was die
anderen beiden Bereiche betrifft, so beschränkt sich der Aktionsradius von CAA
auf 4 Gemeinden, was einerseits aufgrund der großen Distanzen verständlich
ist, andererseits aber nach der langen Zeit der Arbeit nicht ganz
nachvollziehbar. Wenn man CAA mit anderen Projekten vergleicht, so haben
andere ein viel größeres Einsatzgebiet. (siehe CPT Minas Gerais). Dies ist vor
allem wenn man die Zahl der Angestellten betrachtet, eher ein Kriterium, das
gegen die Arbeit von CAA spricht.
Abend Treffen in Gentio do Ouro mit verschiedenen Frauen bzw.
Cidadaniagruppen (ACECCO: Asosiacao desenvolvimento comunitaria e
cultural), Grupo das mulheres, Comisao dos conserves dos servidores
publicás):
Comisao dos conserves dos servidores publicás :
Lehrerinnen und Sekretärinnen der Gemeindeschulen haben nach den
Gemeindewahlen ihren Posten verloren. Wie wurden entlassen, weil sie der
Opposition angehören und weil sie von der Gemeinde angestellt waren. Die
Lehrerinnen haben gegen das Urteil Einspruch erhoben und mussten dann
wieder angestellt werden. Jetzt versucht die Schule ihnen einen
Disziplinarprozess zu machen, dann könnten sie die LehrerInnen nämlich legal
entlassen. Dieses Disziplinarverfahren war schlecht vorbereitet und wurde
daher abgelehnt.
Ein weiterer Punkt, der in der Gemeinde für Aufsehen sorgte, war, dass es die
Möglichkeit gibt, in die Bücher der Gemeinde Einsicht zu nehmen, von diesem
Recht haben einige Personen Gebrauch gemacht; es wurden
Unregelmäßigkeiten in der Buchhaltung festgestellt und daher ein Prozess
wegen Veruntreuung angestrebt. Ein Teil der Arbeit von CAA ist es, den Leuten
bewusst zu machen, dass sie sich gegen Veruntreuung in den Gemeinden
wehren können, bzw. dass Prozesse der staatlichen Verwaltung transparenter
gestaltet werden. Oft ist es so, dass Schulen überhaupt nur auf dem Papier
bestehen, damit die Gemeinden Geld dafür kassieren können.
Die Frauengruppe hat vor allem in der Zeit, in der die Leherinnen arbeitslos
waren damit angefangen, Handarbeiten zu machen. Sie haben damit überlebt.
Jetzt wollen sie eine Associacao gründen, derzeit haben sie aber noch keine
Idee, was Vermarktung betrifft. Auch sind die Mengen, die sie bis jetzt
produziert haben, zu gering, um sie professionell zu vermarkten. In der Gegend
selbst gibt es auch keinen Markt, wo sie die Produkte absetzen könnten.
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Grupo da Cidadania:
Diese Gruppe hat es sich zum Ziel gesetzt, die Gemeinderatssitzungen
(reunión da cámera dos veredores) zu verfolgen bzw. die Finanzverwaltung
genauer unter die Lupe zu nehmen. Das Problem in den Gemeinden ist die
große Veruntreuung von Geldmitteln, die immer mehr zu einem Problem wird.
Die Conselhos, die ja in den Gemeinden den Gemeinderat beraten sollen,
werden einfach oft nicht einberufen, jeder Bürgermeister besetzt sie mit Leuten,
die ihm nahe stehen etc. Oft wissen die Leute gar nicht, dass sie in einem
dieser Ausschüsse sitzen sollen.
Auch werden die Finanzen in den Gemeinden überprüft, bei
Unregelmäßigkeiten kommt es zur Anzeige. Viele Bürgermeister verweigern der
Bevölkerung die Einsicht die die Gemeindebücher.
Radio: Das Radio wurde erst kürzlich gegründet, derzeit arbeiten viele
Freiwillige beim Radio mit. Noch ist die Organisation des Radios nicht sehr gut,
leider hat die Associacao noch nicht viele Erfahrungen sammeln können.
Gespräch mit Reiner Tomaselli bezüglich seiner Gehaltskosten
Reiner hat H3 schon öfter gebeten, seine Pensionszeiten auszurechnen, da er
sich der Situation bewusst ist, dass es besser ist, möglichst bald unabhängig
von österreichischen Organisationen zu sein. Laut Reiner hat er von H3 dazu
noch nie eine klare Stellungnahme erhalten. Ihm ist klar, dass er ab Juli im
schlimmsten Fall vollkommen in der Luft hängt – was auch sehr stark damit
zusammenhängt, wie weit wir mit der Planung kommen, wann er endgültig in
Pension gehen kann. Reiner kann sich auch von sich aus eine Reduktion
seines Gehalts bzw. die Abdeckung seiner Versicherung über Brasilien
vorstellen. (mit Andrea klären, was möglich ist, und was nicht). Inwieweit seine
Gehaltskosten gedeckt werden können, hängt ja auch stark von einem weiteren
Projekt ab, da ja ein großer Teil der Gehaltskosten bis jetzt über das EU Projekt
abgerechnet wurde. Dies führt natürlich zu weiteren Komplikationen. Je
schneller klar ist, was und wie man die Zeit zumindest einschränken kann,
umso besser.
CPT Jacobina
Besuch beim Acampamento Sao Francisco, im Acampamento Corte
Grande und im Assentamento X.
Im Acampamento Sao Francisco kam es voriges Jahr zu einem Bruch in dem
sich zwei Gruppen gebildet haben. Das Problem war, dass durch die BH ein
Gutachten ausgestellt wurde, dass ein Teil des bereits besetzt war (dann kann
dieses Land für 2 Jahre nicht legal wieder besetzt werden). Der
Großgrundbesitzer versuchte daraufhin, die zwei Grundstücke als eines zu
deklarieren, was ihm aber bis jetzt nicht gelungen ist.
Was das Acampamento Sao Francisco betrifft, so hat es seit Beginn der
Landbesetzung Schwierigkeiten gegeben, zwei Gruppen in der Landbesetzung
(die die immer in der Besetzung sind und jene die in Jacobina leben und nur
zeitweise kommen. Milton hat sich mit einer Gruppe abgespaltet und sie haben
sich einer anderen Landbesetzung angeschlossen. Milton ist allerdings in der
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CETA vertreten (Commissao Estadual dos Trabalhadores Assentados), einer
Organisation, die es nur in Bahia gibt. Diese Organisation wurde gegründet, da
weder die CPT noch die MST in allen Regionen Bahias vertreten sind. Die
CETA ist in Bahia ein Movimiento (wie MST) und hat die MST an Größe bereits
überholt, allerdings hat sie noch nicht die politische Aussagekraft, die die MST
hat.
Prozess der Landenteignung:
Die Bezirkshauptmannschaft muss die Dokumentation erstellen, wem das Land
gehört, wie groß der Besitz ist etc. Diese Dokumente gehen an die INCRA
(staatliche Landbehörde, die seit der Regierung Lula übrigens mit einer Person
von der CPT an der Spitze besetzt ist). Auch der Minister für Agrarreform wurde
mit José Miguel Roseto neu besetzt, er kommt aus dem linken Teil der PT.
Wenn es Probleme mit der BH gibt, kann dieser Prozess endlos verzögert
werden. Auch in der INCRA gab es in letzter Zeit Probleme, da die Auszahlung
der Kredite gestoppt wurde. Dies wird sich aber mit den Neubesetzungen und
der Umstrukturierung ändern.
In Bahia ist die CPT in 9 Diözesen aktiv, die MST in ein paar Gebieten, die sich
teilweise mit den Gebieten, in denen die CPT tätig ist überschneiden. Was die
Arbeit der CPT in Jacobina betrifft, so hat die Diözese nach wie vor keinen
neuen Bischof, dies wird sich hoffentlich noch in diesem Jahr ändern. Die CPT
in Jacobina hat nach wie vor Probleme mit längerfristiger Planung, sie sehen
sich außerstande ihren Arbeitsbereich einzuengen. Die Situation in der
„Diözese“ hat sich verschlechtert, es wurde zwar die Sozialpastoral gegründet,
aber die Arbeit mit den Pfarrern wird immer schwieriger. Der Bischof von
Bonfim, dem Jacobina derzeit noch unterstellt ist, ist sehr konservativ, er
versucht eher die Arbeit zu boykottieren. Weiters gibt es Konflikte mit der
Landarbeitergewerkschaft, diese haben der CPT in der Region den Rücken
zugekehrt und sich von politischer Arbeit weitgehend zurückgezogen. (Machen
hauptsächlich Pensions- und Krankenversicherungen, allerdings keine Arbeit
die eine Verbesserung der Situation der LandarbeiterInnen und Landbesetzer
nach sich ziehen würde).
Es wurden in der Region einige neue EFAs gegründet (Capim Grosso, Antonio
Montsalves), allerdings keine in Jacobina selbst.
Die Arbeit der CPT in Jacobina versucht, bestehende Vorurteile zwischen
Landarbeitern und Landbesetzern abzubauen (demystifizieren), sie haben im
Endeffekt die selben Probleme (nicht genug Land, keinen Zugang zu Krediten,
die auch bezahlbar wären).
In der CPT in Jacobina arbeiten nach wie vor 4 Personen, auf diözesaner
Ebene sind es klarererweise mehr Leute, die allerdings auch nicht immer zur
Verfügung stehen. (derzeit sind das in Jacobina: Luciano: Technischer
Assistent, Thomas: Admin, Betreuung, er ist allerdings auf auf
bundesstaatlicher Ebene aktiv (Alca, Jubilee 2000 etc.), Maria Eliza: Verwaltung
und Padre José in der Pastoralarbeit
Die Idee der CPT ist es, in der gesamten Sozialpastoral eine Diagnose zu
erstellen, in der die Prioritäten der Diözese bereits erarbeitet werden, bevor ein
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neuer Bischof kommt, um diesem dann gleich Vorschläge machen zu können.
Allerdings bremsen einige Pfarren diesen Prozess und möchten auf den neuen
Bischof warten, bevor die Diagnose und Schwerpunktsetzung gemacht werden.
Die Zusammenarbeit mit anderen Aktoren im Bereich Landrechtsfragen
funktioniert im Allgemeinen gut, die Zusammenarbeit ist vor allem mit Cactus
gut.
Geldquellen für CPT Jacobina: Unosud (Bereich Brunnen und Zisternen),
kleinere Beträge für Produktionskredite, Spendengelder
Ein Arbeitsbereich von Thomas ist die Ausarbeitung eines Gesamtprogramms
für die Sozialpastoral, dieses möchten sie dann bei der EU bzw. über Horizont
3000 bei verschiedenen Trägerorganisationen einreichen. Mir ist nicht ganz
klar, wie das funktionieren soll, da es sich doch auch um sehr pastorale
Komponenten handelt, die sicherlich nicht von der EU gefördert werden
können. Welthaus kann sein Finanzvolumen für CPT Jacobina auch nicht
ausdehnen, inwieweit andere Organisationen in Österreich interessiert sind, ist
mir nicht bekannt. Das Projekt soll bis September fertig sein.
Struktur der CPT Bahia:
In Salvador befindet sich die Koordination mit Rúben, Marta, Edu, Franklin und
einem Sekretariat
In der CPT gibt es drei Gruppen:
- Projektivismo (lokal)
- CPT – Bewegung (ist Mst nahe)
- CPT – Bildungsarbeit führt zu struktureller Veränderung (Vernetzung
lokal und global)
Die CPT nacional ist folgendermaßen strukturiert:
Präsident: Dom Tomas (muss ein Bischof sein, wird allerdings von den
Vertretern der CPT gewählt
Vizepräsident: (auch ein Bischof)
3 Linien im Büro in Goiania
Konflikte
Dokumentation
Kommunikation
Die Koordination besteht aus Isabel, Gallego, und Canuto in Goiania, Gorgo
aus Bahia, Vonibaldo (MG) und noch zwei anderen
Meinungen zu Regierungswechsel:
Fome Zero: ist ein rein assistenzialistisches Programm der Regierung, das
darauf abzielt, Nahrungsmittel an die Bevölkerung zu verteilen. Wenn dieses
Programm nicht mit strukturellen Maßnahmen einhergeht, wird sich an der
Grundsituation in Brasilien nichts ändern. Die Projektpartner sind sich allerdings
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nicht sicher, ob es zu diesen strukturellen Programmen kommt, bis jetzt sind
keine konkreten Maßnahmen geplant. Wahrscheinlich ist es auch noch zu früh,
um etwas zu sagen, aber nach Einschätzung der meisten ProjektparternInnen
müsste es spätestens nächstes Jahr zu weitreichenderen Programmen
kommen.
CPT MINAS GERAIS
7. 2. 2003 Besuch bei der CPT in Arinos
Teilnehmer: Francisco (Chico) Projektverantwortlicher, José (Bauer,
Gewerkschaftsmitglied),, Antonio Maria (Staatlicher Koordinator), Luciano
(staatlicher Koordinator), Lucimere (Staatlicher Koordinator), Paulo
(Angestellter der Diözese Montes Claros), Alvimar (staatlicher Koordinator),
José (Mitglied der Gewerkschaft)
Treffen von Mitgliedern der 4 Assentamentos: Carro Quebrado (120 Familien) ,
St. Terezinha (41 Familien) , Roca (38 Familien) , Grande Bora 36 Familien)
Auffällig ist, dass in allen Landbesetzungen der Region versucht wird,
gemeinsam mit den Gewerkschaft zu arbeiten, bzw. zu versuchen, die MST zu
beteiligen. Lange war die MST in der Region nicht tätig, daher hat die CPT
ständig versucht, die MST für die Arbeit zu gewinnen. Die Arbeit mit den
Landbesetzern bzw. auf den Landbesetzungen wird aufgeteilt, damit soll sicher
gestellt werden, dass jede Organisation ihre Stärken einbringen kann. Z. B. St.
Terezinha: ursprünglich von der Gewerkschaft organisiert, danach ist die CPT
eingestiegen, aber auch die MST hat in gewissen Bereichen ihre Unterstützung
angeboten.
Auffällig war auch, dass die meisten der Landbesetzungen sehr schnell
enteignet wurden. (z. B. Roca: 2000 wurde das Land besetzt und auch im
selben Jahr schon enteignet. 2001 wurden die ersten Kredite (auch individuelle
ausbezahlt, damit sich die Familien besser organisieren können.
Eines der größten Probleme ist die fehlende Infrastruktur – in der Gegend in
Minas leben die Familien direkt auf ihrem Land und nicht in Agrovilas – damit ist
auch der Zugang zu Stromversorgung etc. natürlich teurer. Zugang zu
Infrastruktur wurde auch als eines der größten Probleme gesehen, das Fehlen
bewirkt, dass vor allem sehr viele junge Leute nach wie vor in die Städte
abwandern. Allein die Zufahrt zu Carro Quebrado war sehr schwierig – das Dorf
hat nicht umsonst den Namen erhalten. Daher ergibt sich gleich das nächste
Problem – Schulbildung. Noch hat keines der Dörfer eine Schule.
Grundsätzlich waren die LandbestzerInnen durchschnittlich relativ alt, ihre
Kinder meist schon erwachsen und bis auf wenige Ausnahmen in die Städte
abgewandert.
Dies stellt laut CPT MitarbeiterInnen ein grundsätzliches
Problem in ihrer Arbeit dar.
Gespräch mit der lokalen Equipe von Arinos und mit Freiwilligen bzw.
VertreterInnen anderer Organisationen
Jairo Amorim (MST), Daisy (MST), Margarida (Juristin, Beraterin der CPT),
Eliele (Freiwillige), Shirlei (Lehrerin, ehemalige Freiwillige), Rosimeire (Lehrerin,
Freiwillige), und Team der CPT
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In der Gegend von Arinos gibt es ca 16 – 18 Assentamentos, die CPT ist für 4
Assentamentos zuständig und macht auch eher kurzfristige Arbeiten in anderen
Landbesetzungen. Früher hat die CPT versucht, alles zu machen, sie konnten
daher auch keine Landbesetzung richtig betreuen, jetzt hat sich MST, CPT und
Gewerkschaft die Arbeit besser aufgeteilt, damit die Leute kontinuierlich betreut
werden können. Die Absprache muss freilich noch verbessert werden, in
verschiedenen Zonen sind mehrere Organisationen nebeneinander aktiv; bei
Konflikten besteht allerdings schon eine Zusammenarbeit.
Die Zusammenarbeit mit der Pfarre ist schlecht, die CPT kann nicht auf
Pfarrinfrastruktur zurückgreifen, auch von Seiten des Bischofs kann mit keiner
Unterstützung gerechnet werden. Allerdings kann die CPT das lokale
Kirchenradio mitnutzen, sie haben dort ein Programm.
Was das Team betrifft, so ist Chico im Moment alleine in Arinos beschäftigt, es
wird nach einer zweiten Person gesucht.
Die freiwilligen MitarbeiterInnen der CPT geben an, dass es kein Problem
darstellt, dass ein Teil für die Arbeit bezahlt wird, ein anderer Teil nicht.
Rosimeri meint dazu, dass sie ohnedies ein Gehalt als Lehrerin bezieht, die
Arbeit bei der CPT macht sie aus Überzeugung.
8. 2. Rückfahrt nach Montes Claros
Besuch bei einer Landbesetzung der MST
Die Landbesetzung ist direkt auf dem Land des Großgrundbesitzers, auch seine
Infrastruktur (Häuser) werden bereits genutzt. Die Landbesetzung ist sehr groß,
es wohnen über 70 Familien auf dem Land. Die Struktur der MST
Landbesetzungen ist logischerweise stark unterschiedlich zu den
Landbesetzungen der CPT- sie sind ein Movimiento, was teilweise schon
entscheidende Vorteile bringt. (allerdings sicher auch nicht überall).
Aber auch die MST kämpft damit, dass die LandbesetzerInnen eher ältere
Personen sind und dass die Zeiten bis zu einer Enteignung durch die Incra oft
lang dauern. Auch gibt es oft Spannungen zwischen den Landbesetzern und
Landlosen und den LandarbeiterInnen – hier herrscht auf Seiten der
LandarbeiterInnen große Vorurteile, die es erst einmal zu beseitigen gilt. In der
Landbesetzung in Carro Quebrado haben sich nach einiger Zeit die
LandarbeiterInnen der Besetzung angeschlossen, allerdings kam es vorher oft
zu Spannungen.
In der Gegend von Arinos, wie auch in anderen Gegenden in Minas Gerais hat
der Staat sehr viel Land an Großgrundbesitzer verpachtet, dass diese jetzt oft
nicht zurück geben wollen. Sehr viele Gegenden sind gekennzeichnet durch
enorme Eukalyptusplangagen, auf denen dann auch kaum noch etwas anderes
wächst. Was Landbesetzungen sehr oft betrifft, ist, dass dann Teile des Landes
enteignet werden, allerdings nicht alles, weil bei Land, das dem Staat gehört,
ein anderes Verfahren anzuwenden ist.
Dies ist auch im Falle der MST Landbesetzung zutreffend.
9.2.
Acampamento Americanas
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Die Landbesetzung ist in zwei Teile gespalten, einerseits in die, die das Land
von einer Firma besetzt hatte, und mittlerweile schon in ein Assentamento
übergegangen ist und andererseits die Landbesetzung von staatlichem Land,
ist noch acampamento. Noch gibt es keine kontinuierliche Betreuung dieses
acampamentos, die Tochter von Alvimar, Alvimar, Paulo und Gewerkschaft, die
den Leuten helfen. Die Gewerkschaft hat einen LKW organisiert, um den
Leuten zu helfen. Ursprünglich waren es 4 Personen, jetzt ist die Besetzung
schon auf 60 Personen angewachsen. Auch eine Associacao haben sie schon
gegründet. Die Besetzung ist bis jetzt nicht unproblematisch abgelaufen, es gab
bereits eine Verurteilung eines Justizbeamten, der den Leuten gedroht hatte.
Die Landbesetzer haben einen Teil des Grundes verpachtet, mit den
Einnahmen haben sie Material angekauft. Der Prozess der Landenteignung
wird allerdings noch einige Zeit dauern.
Ein Problem, das vor allem bei den Landbesetzungen in Stadtnähe immer
wieder auftritt ist, dass ein Teil der Leute auf der Landbesetzung leben, der
Großteil allerdings nur zwischendurch auf die Landbesetzung kommt. Dadurch
kommt es zu Spannungen, da ein Teil der Leute kein zusätzliches Einkommen
mehr hat, die anderen aber argumentieren, dass sie aufgrund ihrer Familien
nicht auf den Landbesetzungen leben können. (Schule etc.) Diese Probleme
haben oft schon zur Zerschlagung der Gruppe geführt.
Assentamento Americana
Ist seit 2 Jahren ein Assentamento, es wohnen 76 Familien auf 18.000 ha Land.
Das Land ist vor allem wegen seiner Seen sehr interessant, das Wasser kann
für Landwirtschaft genutzt werden, als Trinkwasser ist es meist nicht geeignet.
Noch haben sie keine Kredite für Hausbau erhalten. Die Enteignung ging sehr
schnell (2000 begonnen), aber jetzt ist der Prozess ins Stocken geraten. Im
Assentamento Americanas arbeiten mit CAA zusammen (Centro de Agricultura
Alternativa), CAA wird von der Incra bezahlt. Die CPT hat die Leute vorbereitet,
sie haben einen Brief an die INCRA geschrieben und dadurch die
Unterstützung von CAA erhalten.
Es lebt jede Familie auf ihrem eigenen Land – beklagt wurde neben der
fehlenden Infrastruktur und dem Trinkwasser auch vor allem, dass der Pfarrer
noch nie auf dem Assentamento war.
Um die Prozesse schneller ablaufen zu lassen, gibt es eine Planung der
Prozesse pro Assentamento (Planejamento do proceso do asentamento).
Treffen mit der Equipe der CPT Minas
Struktur der CPT National
Dom Tomas ist der Präsident der CPT auf Ebene der Bischofskonferenz – die
Frage ist, wer es nach ihm machen wird. (der Vorteil der CPT ist, dass sie ihren
Präsidenten selber wählen können, was manchen Bischöfen ein Dorn im Auge
ist.
Es gibt ein mal im Jahr ein Treffen, wo alle Koordinatoren der Bundesstaaten
sich treffen. Voriges Jahr 2002 hätte die CPT National restrukturiert werden
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sollen. (Wahl der Direktoren, Koordinatoren etc.), Ist auf dieses Jahr verlegt
worden.
Im Moment:
Präsident: Dom Tomas
Vizepräsident: Dom Ladislav (Paraná)
6 Koordinatoren (im Moment sind es nur 5)
3 in Goianias
3 in den Bundesstaaten
Im März kommt es möglicherweise zur Strukturänderung
3 Koordinatoren in Goianias
2 Koordinartoren in den Bundesstaaten
Dom Ladislav hat angekündigt, dass er nicht mehr kandidieren möchte
Ein Koorinator ist im Momtent Lutherianer - ist kein Muss, aber manchmal ein
Vorteil, VertreterInnen von evangelischen Kirchen einzubinden.
In der jährlichen Assemblea gibt es zwei Vertreterinnen der Bundesstaaten und
ein Landarbeiter (alle 3 Jahre Wahlen)
Nationalkongress: wird alle 4 Jahre gewählt, die Mehrheit sind
LandarbeiterInnen, hier werden Vision, Mission etc. festgelegt. Es werden pro
Equipe Leute entsandt. In Minas gibt es 12 Equipes. Insgesamt gibt es 22
bundesstaatliche CPTs.
Präsident
Vizepräsident
Koordination national
Congress
Asamblea
Reuniones dos coordinadores (1 x/Jahr)
Coordinacao nacional (5 Kordinatoren (Treffen 1x/Monat)
Mit dem Ausstieg von Cordaid hat sich ein riesiges Loch aufgetan, um die CPT
nacional zu erhalten. In Rio Grande do Sul gibt es zum Beispiel keine
finanzierten Projekte mehr. Die CPT möchte mit den verbleibenden Financiers
Diskussionen führen, wie man das Geld neu verteilt. Finanzierung in den
wichtigeren Regionen. Misereor hat in letzter Zeit stark dezentralisiert, sie
suchen sich ihre Partner direkt aus. Früher haben sie stärker über die CPT
nacional gearbeitet.
CPT Minas
Finanzen:
460.000 von Misereor
416.000 von H3
insgesamt bräuchte die CPT Minas ca. 1.000.000 (derzeit fehlt Sudeste); der
Teil Ausbildungen ist derzeit nicht finanziert, ebenso wenig wie die Romaria.
Die Missionszentrale der Franziskaner zahlt noch 2003, dann nicht mehr.
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Früher stärker zentralisiert (Belo), 1 Koordinator in Belo und das Sekretariat
auch
Heute: gleichberechtigte Koordination. Jeder der 4 Koordinatoren hat eine
große Region (Norte, Leste, Nordeste, Sudeste). Im Süden wird derzeit nichts
gemacht, dort arbeitet APR (Animacao pastoral rural). Sie arbeiten allerdings
zusammen. Die Romaria findet 2003 im Süden statt, man möchte keine
Parallelstrukturen schaffen.
Asamblea geral (alle 3 Jahre)
2 agentes und 3 trabalhadores von jedem equipe
Conselho (2x/Jahr)
Ausbildung für MitarbeiterInnen
Evaluierung der Planungen
Equipes de trabalho
Für Finanzen, Kontakt mit Geldgebern (Lucimere, Antonio Maria)
Für Ausbildungen und Information (Almivar, Luciano)
Sie arbeiten in Teams mit anderen (Paulo z.B. auch für Finanzen zuständig).
In Belo Büro mit 4 MitarbeiterInnen
CPT Regional:
Norden: 3 Equipes, Büro wird von der Diözese sichergestellt. (Proderur von
Misereror unterstützt; früher wurde mit Proderur das ganz Gebiet abgedeckt –
Löhne werden nach wie vor von Proderur bezahlt (Paulo und Almivar) Graciela,
Chico etc. werden von der CPT bezahlt (insgesamt 4 Personen)
Die Infrastruktur wird von der Diözese getragen oder auch von den Pfarren,
wobei es immer auf die Diözesen ankommt. (ist des öfteren ein Problem).
Freiwillige ca. 12-15
86 Gemeinden, große Eukalyptusplantagen 40 % des Landes mit Eukalyptus
bepflanzt, Bewässerungsprojekte, Großgrundbesitz
Derzeit gibt es das größte Bewässerungsprojekt in Brasilien in der Region
(Weltbank finanziert) – 100.000 ha Bewässerung bereits 650 Mio USD
ausgegeben, aber nur 3000 Familien profitieren davon. 25 Gebiete von
Assentamentos (4 Diözesen) und Staudammprojekte sind Hauptaufgaben; am
Rio Riachao wurde von Großgrundbesitzern Wasser von den Kleinbauern
abgezogen.
Politische Organisationen mit denen zusammengearbeitet wird: CAA (von Incra
bezahlt: haben auch einen „parque florestal“ zur Wiederaufforstung.
Bei Staudammprojekten geht es vor allem darum, die Leute über die Folgen
aufzuklären, was meist nicht passiert. Die CPT möchte die Leute stärker in
einem Movimiento organisieren, damit sie eine stärkere Gruppe darstellen
(steckt noch am Anfang) und diese Movimientos dann gemeinsam mit der
Gewerkschaft begleiten. Von den 180 Staudammprojekten sind 80 mehr oder
wenige im Prozess gebaut zu werden (bürokratische Hürden bereits
überwunden). Die Frage nach der Privatisierung von Wasser ist eine
Grundsatzfrage. Die Hauptkäufer des Wassers sind in Minas Gerais Coca Cola
und Nestlé.
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Es gibt einen Conselho wo auch die Basisbewegungen eine Stimme haben
(ANA – Agencia Nacional das Aguas), sie haben allerdings weniger Stimmrecht
als die Firmen. Für jeden Fluss gibt es ein Komitee (die Bevölkerung ist in der
Minderheit).
Nordosten: 4 Equipen, 2 Personen bezahlt.
Vale do Mucuri (Großgrundbesitz) und Vale de Jequitinhonma?; Arbeit mit
MigrantInnen (viudas de maritos vivos), Landbesetzungen, größtes
Staudammprojekt Lateinamerikas (wird allerdings jetzt gebaut)
Massenumsiedlungen
Osten: 2 Equipes (2 Personen bezahlt). Arbeiten sehr starke mit Priestern und
Schwestern zusammen.
Arbeitsbereiche: Vale do Aco (Industrie)h: vor allem Bereich Staudämme (3
Projekte) und mit Frauengruppen (Kunsthandwerk), derzeit 1 Besetzung,
Sporadische Arbeit mit Gewerkschaft. Starke Präsenz in der Diözese mit den
Pfarren ist es schwieriger, hier kommt es in nächster Zeit zu einem
Bischofswechsel; und Vale do Rio Dolce (Eukalyptusplantagen); 11 Gebiete
derzeit 6 assentamentos und 2 Acampamentos, Zusammenarbeit mit MST, 1
Staudammprojekt
Sudosten: 3 Equipes (2 Personen bezahlt, allerdings sind keine Mittel für ein
Büro vorhanden. (11 Freiwillige). Die Ehrenamtlichen arbeiten meist am
Wochenende. Die Kosten für Benzin, Essen etc. werden von der CPT getragen
– wurde auch von der nationalen CPT beschlossen. Die Ehrenamtlichen
werden in den Sektoren (Equipes) ausgewählt, es wird auch dort beschlossen,
wer eine Anstellung erhält und bei Entlassungen darüber abgestimmt. Die
Koordination hat ein Vorschlagsrecht, die Entscheidung liegt aber bei der
Equipe.
Zona da Mata (hier gibt es vor allem Kleinbauern; 90 % des Landes in Besitz
von Kleinbauern (- 100 ha) und nur 2 % > 1000 ha, traditionell Anbau von
Zuckerrohr, Kaffee, Mais und Reis – jetzt stärker hin zu Milchproduktion, Garten
und Obstproduktion. Die Auslaugung des Bodens ist sehr hoch, auch wird nach
wie vor Eukalyptus gepflanzt.
Großes Problem sind Staudammbauten (19 Projekte) und die damit
verbundene Wasserfrage
Bei der Romaria arbeiten bis zu 70 Freiwillige mit.
Derzeit hat die CPT Minas keinen Anwalt im Team, sie arbeiten allerdings mit
Anwälten der Gewerkschaft zusammen. In den Regionen, wo keine Personen
bezahlt werden, ist es sehr schwer zu arbeiten. Es sollte in jedem Sektor
zumindest eine bezahlte Person geben. Auch hat das System, dass die
Koordinatoren voll in den Sektoren mitarbeiten nicht als optimal erwiesen.
Die Zusammenarbeit der Teams mit der Zentralstelle in Belo funktioniert
folgendermaßen. Lucimere und Antonio sind mindestens 2-3x/Monat für 2-3
Tage in Belo. Sowohl Antonio als auch Lucimere müssen gemeinsam Schecks
unterschreiben. Vor allem für Antonio stellt das ein Problem dar, da er auf
öffentliche Verkehrsmittel angewiesen ist. Auch gibt es kein einheitliches
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Berichtsschema. Lucimere versucht zusammenzuschreiben, was sie aus den
Sektoren erhält. Dies ist auch aufgrund der vielen verschiedenen
Arbeitsbereiche oft nicht so einfach. Misereor (pro grupo acompanhado und H3
(cuadro lógico) haben zwar Ausbildungen bezahlt, allerdings gibt es doch noch
einige Unterschiede in der Berichtserstellung.
Generelles:
Lula hat in seinem Regierungsprogramm auch Agrobusiness enthalten. (MST
und CPT kämpfen dagegen).
Der Präsident der Nationalen INCRA kommt aus der PT – was eine noch nie da
gewesene Chance bietet
Lucimere hat die Führungsrolle übernommen (1 Jahr Probezeit) – wird dann
wahrscheinlich bestätigt.
Es gibt kleine Projektförderungen von verschiedenen
Basisbewegungen, wäre aber auch für die CPT möglich.
Ministerien: (für
Gehaltsdiskussion CPT Minas:
Ab April 2004 sind 240 RS ein Salario Minimo
Der Mindestlohn wurde 1946 eingeführt (damals war allerdings ein SM 4,5 X
mehr wert als heute).
Die 6a Básica ist ein Index der ermisst, wie viel mindestens notwendig ist, um
eine 4 köpfige Familie zu ernähren. (derzeit 250 RS).
Im Misereorprojekt Proderua verdient:
Sekretariat: 5 SM
MitarbeiterIn mit Studium: 10 SM
MiarbeiterIn ohne Studium: 8 SM
Die Koordinatoren in der CPT verdienen derzeit: 3,5 SM
Andere MitarbeiterInnen: 2,5 SM
Früher
Studium: 10 SM
Mindestgehalt 3 SM
Wenn schon länger dabei ist 7 SM
:
99 Restrukturierung:
3-5 SM (Anfänger)
6-7 SM (Koordinatoren)
ACAT Brasil
Gespräch mit Daniela: (Sekretärin), Celson (Rechtsanwalt), Vilma
(Rechtsanwältin) Paulo (Psychiater, Vizekoordinator von ACAT), Lourdes
(Psychologin), Isabel (Koordinatorin), Günter (Vizekassier), Fernanda
(Psychologin), Agraca (Sozialarbeiterin), Bernardo (Kassier, spirituelle
Begleitung)
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Insgesamt arbeiten bei ACAT 17 Personen fix mit, es gibt auch noch weitere
Freiwillige, die teilweise mithelfen; derzeit ist nur das Sekretariat mit Personen
im
Angestelltenverhältnis
besetzt.
ACAT
selber sieht
sich
als
Wohltätigkeitsverein, sie arbeiten stark mit der Gefängnispastoral zusammen
und glauben auch, ihr Aktionsgebiet auf ganz Brasilien ausdehnen zu können.
(gemeinsam mit Gefängnispastoral). Sie bräuchten dringend eine Person, die
Fundraising in Brasilien macht, bzw. auch stärkere Öffentlichkeitsarbeit
empfindet ACAT als wichtig.
Die allgemeine Stimmung in Brasilien was Folter betrifft, ist eine zwiespältige.
Zwar gibt es keine Todesstrafe mehr, allerdings tritt ein Großteil der
Bevölkerung für Folter ein. Nicht einmal Lula hat sich offiziell gegen Folter
ausgesprochen. Die allgemeine Meinung in Brasilien geht dahin, dass
Gefängnisinsassen ohnedies nur Banditen und Mörder sind, und das sie dem
System nur schaden. Die Angst, die Kontrolle über die Sicherheit im Land zu
verlieren ist enorm stark, auch in Hinblick darauf, dass die Zahlen der
Gewaltdelikte in Brasilien nach wie vor ansteigend ist.
ACAT unterscheidet zwei Arten von Folter, nämlich individuelle und kollektive
Folter.
Die Arbeit von ACAT betrifft konkrete Beweise in Bezug auf
Menschenrechtsverletzungen, weiters werden die Menschenrechtsverletzungen
dokumentiert und an Behörden weitergeleitet. Es gibt aber nicht nur Betreuung
von Gefangenen selber, sondern auch von Familienmitgliedern, im speziellen
von Frauen von Betroffenen. Ein weiterer Arbeitsschwerpunkt ist die Arbeit mit
Traumatisierten (zum Beispiel Kindern, die in den Gefängnissen als Geisel
genommen wurden). Weiters betreuen sie Menschen auch bei
Rechtsansprüchen, bei Rechtsberatung und bei Invaliditätsansprüchen.
In Sao Paulo gibt es 500 Gefängnisse, 390 Polizeigefängnisse und 111
Straffolgzugsanstalten.
ACAT betreut 10 Fälle im Jahr mit Unterstützung von der UNO, der genauer
verfolgt wird. Eine Kommission wird bei besonders schweren Fällen von
Menschenrechtsmisshandlungen gegründet und diese machen eine genaue
Evaluierung des Falles (Gemeinderat, Rechtsanwälte, Abgeordnete, Arzt und
Rechtsanwaltskammer), aber auch wenn es gravierende Gesundheitsprobleme
der Gefangenen gibt, schreitet ACAT ein. Das Projekt mit der UNO wird jedes
Jahr erneuert, FI-ACAT hat auch eine Stimme in der UNO. Dieses Projekt hat
besondere Öffentlichkeitswirkung. Die UNO deckt allerdings nur einen Teil der
Arbeit in diesen Fällen (nicht Kosten, die für die Betreuung von
Familienangehörigen entstehen).
Es wird in letzter Zeit leichter, in die Gefängnisse zu kommen, auch
unangemeldet. Das lässt sich auf die starke öffentliche Präsenz zurückführen,
die auch Druck auf staatliche Behörden ausübt. (Amnesty International, UNO
etc.)
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Die Arbeit von ACAT leidet nach wie vor unter dem stetigen Personalmangel,
die Leute arbeiten ehrenamtlich und zahlen sich teilweise auch die Fahrtkosten
für die Fahrt ins und vom Gefängnis selber. Die Leute haben auch im Büro zu
wenig Platz, um zum Beispiel in Ruhe mit Familienangehörigen arbeiten zu
können.
Im Juni soll ein Ausbildungskurs für die MitarbeiterInnen stattfinden, damit die
Arbeit besser koordiniert werden kann. Jeden Freitag Abend treffen sich die
MitarbeiterInnen von ACAT um die Arbeit zu besprechen.
ACAT hat auch einen Antrag für die EU ausgearbeitet, dieser wurde allerdings
abgelehnt. Derzeit wird ein neuer Antrag ausgearbeitet.
Besuch in einem Gefängnis in Sao Paulo:
Das Gefängnis wurde neu eröffnet, und so leicht wie gedacht, ist der Zugang
doch nicht. Es hatte ein Missverständnis zwischen den MitarbeiterInnen von
ACAT und der Gefängnispastoral gegeben, woraufhin unser Antrag auf
Besuchserlaubnis leider irgendwo liegengeblieben ist. Unangemeldete
Besucher können überhaupt nicht ins Gefängnis, oft ist es auch für
Familienangehörige haben auch nur an gewissen Tagen Zugang ins Gefängnis,
und auch an diesen Tagen kommen sie nicht immer hinein.
Nach stundenlangem Sitzen vor dem Gefängnis und unzähligen Telefonaten
hat man uns dann doch hineingelassen. Allerdings nur in den
Gemeinschaftsraum und nicht in zu den Gefängniszellen selber. Wir konnten
dann mit drei Gefangenen sprechen, die nach Misshandlungen in dieses neue
Gefängnis verlegt wurden. Martha hatte sie schon des längeren gesucht, aber
bis vor kurzem war nicht klar gewesen, wohin die Leute überhaupt verlegt
worden waren. Laut ihren eigenen Angaben waren sie nicht noch einmal
gefoltert worden. Das Verlegen von Folteropfern ist in Brasilien eine gängige
Praxis, um die Folterungen besser vertuschen zu können. Die Suche nach
diesen Personen gestaltet sich oft auch für Familienmitglieder als schwierig.
Insgesamt kann gesagt werden, dass die MitarbeiterInnen von ACAT auf mich
einen sehr engagierten Eindruck gemacht haben. Die Leute arbeiten
ehrenamtlich, sind hochmotiviert und ihre Überzeugung für die Arbeit kommt
klar heraus. Dies wird auch umso deutlicher, wenn man bedenkt, dass die
meisten von ihnen zwei reguläre Jobs haben, und den „dritten“ machen, um ihre
Überzeugung leben zu können. Mit der immer schwierigeren Situation wird es
aber für die Leute zunehmend schwieriger, ihren Lebensstandard halten zu
können. (die Inflation und Verteuerungen im Bereich Wasser, Elektrizität etc.
sind enorm), ein Mindestgehalt wurde gerade mal von 200 auf 240 Reais
hinaufgesetzt. (ab März). Ein Arzt in einem staatlichen Krankenhaus verdient
ca. 300 USD (1000 RS) pro Monat, eine Lehrerin in einer staatlichen Schule
240 USD.
Günter selber steht scheinbar nicht mehr vollkommen hinter dem Projekt, er hat
sich in seinem Leben neue Präferenzen gesetzt, ist aber nach wie vor stellv.
Kassier bei ACAT. Er möchte, dass ACAT sich selbst erhält, was einerseits
sicher notwendig und gut für ACAT ist, so leicht wird es aber sicherlich nicht
werden. Ich hatte den Eindruck, dass es zwischen ihm und Isabel aber auch P.
Bernardo Spannungen gibt, die sich auch über die Differenzen im Bereich
Finanzen hinaus bewegen. (Günter möchte nicht, dass ACAT direkt das Geld
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erhält, ACAT möchte die Abhängigkeit von Günter minimieren. Es ist
verständlich, dass Günter vorsichtig ist, nach all den Erfahrungen die er
gemacht hat, allerdings wäre es wichtiger Strukturen so zu gestalten, dass die
Finanzgebarung transparent und jederzeit überprüfbar ist, und nicht den Leuten
das Gefühl zu geben, dass sie nicht in der Lage sind, das zu machen. Bei
ACAT wirkt die Finanzverwaltung ohnedies sehr transparent, P. Bernardo
kontrolliert auch gewissenhaft und seit er und Isabel Projekte und Berichte
übernommen haben, läuft alles sehr viel besser und koordinierter ab. Mir ist
nicht ganz klar, ob Günter auch inhaltlich noch so hinter der Arbeit steht – sie
sind halt keine katholische Einrichtung, wenn auch christlich. Irgendwo steht sie
auch in Konkurrenz zur Gefängnispastoral, auch wenn ich finde, die beiden
sollten stärker zusammen arbeiten.
Gefängnispastoral:
Padre Chico, wie auch Padre Geraldo und Padre Guilherm sind zwischen 1997
und 2000 gestorben. Sie waren alle drei stark in der Gefängnispastoral
engagiert. Daher wurde Günter im Juli 2000 als Koordinator für die
Gefängnispastoral der Erzdiözese Sao Paulo ernannt. Seit Juli 2001 ist Günter
auch zuständig für die Gefängnispastoral im Bundesstaat Sao Paulo. Im
Oktober 2001 erklärt sich Padre Valdir bereit, die Koordination der
Gefängnispastoral der Erzdiözese zu übernehmen. Günter bleibt somit
verantwortlich für den Bundesstaat. Im November 2002 wird Günter für die
Koordination der Gefängnisseelsorge in ganz Brasilien nominiert. Daher
versucht er jetzt, einen Nachfolger für den Bundesstaat zu finden. Mit der
starken Überlappung der Bereiche, bzw. mit der Geldhinterziehung durch
Armando wurden auch die Geldquelle von Misereor gestoppt. 25.000 DM eines
laufenden Projektes wurden nicht mehr von Misereor überwiesen. Jetzt wurde
ein juridischer Verein gegründet: SAAC, der zuständig für die Überwachung der
Finanzen auf Ebene der Erzdiözese? gegründet. Die bundesstaatliche
Gefängnispastoral wird zusätzlich von der Bischofskonferenz überprüft.
Auf nationaler Ebene wurde der Verein SEPASC (Servicio Pastoral Carceraria)
gegründet. Misereor wurde dafür wieder kontaktiert (für Infrastruktur für
Großregion).
Günter ist nach wie vor in allen Bereichen irgendwie involviert, bis neue Leute
ausgebildet sind, die die anderen Bereiche übernehmen können. Dann möchte
er sich auf die nationalstaatliche Ebene konzentrieren. Laut Günter ist vor allem
die Erzdiözese Sao Paulo im Bereich Gefängnispastoral stark engagiert. Sie
bezahlt monatlich 2500 RS, stellt kostenlos das Büro zur Verfügung und hat
einen Priester für diesen Bereich freigestellt. Vielleicht stellen sie noch ein
weiteres Büro zur Verfügung und bezahlen auch noch eine Person für
juristische Beratung.
Günter ist im Moment damit ohnedies eingedeckt – er freut sich schon darauf,
wieder etwas neues initiieren zu können. Der Bereich Nationalstaat ist für ihn
eine große Herausforderung, anfangen möchten sie mit verstärkter Arbeit in
den Bundesstaaten Rio de Janeiro und Espirito Santo, wo es auch die meisten
Gefängnisse abgesehen von Sao Paulo gibt. Günter selbst geht es
gesundheitlich nicht besonders gut, die ständige Überforderung und Arbeit bis
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and die Leistungsgrenzen machen sich langsam bemerkbar. Mit der
Geldhinterziehung von Armando, dem er ja vollkommen vertraut hat, hat sich
auch sein Vertrauen in Personen stark eingeschränkt. Es gibt zwar immer
wieder Personen, denen er vertraut, allerdings sind jetzt die Finanzen (was
auch gut so ist) streng getrennt und Günter überprüft immer wieder diesen
Bereich. (ist ja nicht so sein Steckenpferd und ich halte ihn dafür auch nicht für
so geeignet, Günters Stärken liegen einfach nicht im Bereich Verwaltung).
Ein Thema das sich bei unseren Gesprächen ergibt ist auch die Bezahlung von
MitarbeiterInnen. Hier ist es Günter oft nicht bewusst, dass die Leute eine
Familie zu ernähren haben, und dass es für sie nicht möglich ist, ihr
Engagement auf ehrenamtliche Tätigkeiten zu beschränken. So auch mit der
Juristin, die ihm immer wieder im Bereich Gefängnispastoral Fälle bearbeitet
hat, sie hat sich in letzter Zeit zurückgezogen, da sie einfach nicht die Zeit dazu
hat, neben ihrem regulären Job. (auch mit AXE Weiz besprechen).
Die Arbeit von ACAT und der Gefängnispastoral gehen Hand in Hand – Die
Gefängnispastoral übernimmt den Seelsorgeteil und die Basisarbeit, ACAT
steht für stärkere Professionalisierung. Daher kann man auch nur ACAT beim
Staat einreichen. (ist eine Überlegung wert!).
REDE RUA
Die immer sehr an der Basis arbeitende Rede Rua wurde in den letzten Jahren
zunehmend verbürgerlicht. Vorrangiges Ziel ist noch immer die Betreuung von
Arbeitslosen und Obdachlosen, es gibt einige Zentren, wo die Leute zumindest
für eine gewisse Zeit wohnen können, bzw. Essensausspeisungen, die auch
von der Stadt mitfinanziert werden. Außerdem hat sich Rede Rua darauf
spezialisiert, Bildungsmaterialien zu erstellen, die sie im Auftrag von
verschiedenen Organisationen erstellen bzw. für Bildungsarbeit in
verschiedenen Bereichen. (Videomaterial, Kassetten, Druckwerke etc.)
Besuch bei einer Essensausspeisung: Die großteils Männer können hier den
Tag verbringen, es gibt auch 3 mal täglich eine warme Mahlzeit. Die Situation
im allgemeinen ist eher trostlos, herumsitzen, ohne irgendetwas tun zu können,
gerade mal Fernsehen. Es gibt seit ein paar Monaten die Möglichkeit, an
Bastel- bzw. Spielgruppen teilzunehmen, die Bastelarbeiten werden dann von
den Männern selbst verkauft. Stellt zwar eine Hilfe dar, ändert aber nichts am
Grundproblem.
Alderón, der in der Rede Rua arbeitet, arbeitet großteils ehrenamtlich. Damit
seine Familie leben kann, bräuchte er allerdings doch zumindest einen
monatlichen Zuschuss. Valeria wird teilweise von der Gemeinde bezahlt, wie
auch die Projekte oft von der Gemeinde unterstützt werden. Günter hat bei den
Steyler Missionaren um einen Zuschuss für die Arbeit von Rede Rua
angesucht, allerdings weiß er nicht, ob er etwas erhalten wird.
CDHEP
Angegliedert and ABONG und an die Nationale Bewegung für Menschenrechte
(Movimento Nacional de Direitos Humanos)
Gespräch mit Fatíma Neves dos Santos, Edni Eugelmin (Luxemburg), Silene
Amorzim, Cecilia Hansen (Belgien) (Pro Vita) , Nelly Boonen (Luxemburg),
Maria do Carmo Albuqueque
Der Conselho direitivo besteht aus 12 Personen.
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Lucila (Gemeinderätin der PT) hat ihre Mitarbeit bei CDHEP ziemlich
eingestellt, da sie einfach nicht mehr die Zeit hat. Sie bringt allerdings die
Anliegen bezüglich Menschenrechte auf politischer Ebene ein, und stellt somit
ein wichtiges Verbindungsglied zwischen Politik und der Arbeit von CDHEP dar.
Edni, Cecilia und Nelly sind vom Orden der Steyler Missionarinnen (Servas do
Espírito Santo). Ihr Orden unterstützt die Arbeit des CDHEP, allerdings arbeiten
die 3 Personen nicht ganztags im Zentrum, da sie auch noch andere
Ordensaufgaben haben.
Während
der
Diktatur
in
den
70er
Jahren
traten
viele
Menschenrechtsverletzungen auf. Die Kirche hat sogenannte Commisoes
gegründet, um Menschenrechtsprobleme lösen zu können. Auch aufgrund der
Gewaltentwicklung und Campo Limpo haben sich viele Leute aus den
Basisbewegungen zusammengeschlossen. Es war auch ein Zusammenschluss
von Gruppen, die mit der Kirche nicht sehr viel zu tun hatten, die aber gegen die
Diktatur auftraten. Damals bekamen sie einen Raum in der Diözese, der das
Menschenrechtsbüro war. Ziel war es, die Leute auszubilden, damit sie selbst
ihre Rechte verteidigen können.
In den 80er Jahren hat sich die Situation auch in der Kirche geändert. Sie
wurde zunehmend konservativer und viele der Gruppen wollten nicht mehr im
kirchlichen Rahmen arbeiten, auch um sich mögliche Probleme mit Bischöfen
bzw. Pfarrern zu ersparen. Auch CDHEP, die zwar eng mit der Kirche
zusammenarbeitet, hat eine eigene juristische Rechtspersönlichkeit und einen
Vertrag mit der Gemeinde abgeschlossen.
Grundproblem jener Zeit war in Campo Limpo, dass viele Leute kein Land
hatten und CDHEP Rechtsanwälte bezahlt hat, damit die Leute auf dem
besetzten Land bleiben konnten. Man wollte die Gemeinde dazu bringen, dass
die Leute Land kaufen konnten, damals sind die „grupos de Moradia“
entstanden.
CDHEP ist seit 1981 eine NGO, das Haus besitzen sie seit 1992.
Entwicklung der Arbeitsbereiche:
DDHH
–
Wohnrechte
–
Ausbildungen
–
Ausbildungen
Führungspersönlichkeiten
Seit 1995 haben sie 3 große Arbeitsbereiche:
von
1. „Defesa de Vida“ (Nelly)
2. „Formacao e Apoio aos Movimentos Sociais – FAMS“ (Fátima), diesen
Bereich unterstützt auch Welthaus
3. Zeugenschutzprogramm
(Cecilia),
wobei
für
diesen
Bereich
logischerweise nicht geworben wird, da es sich um einen äußerst
sensiblen Arbeitsbereich handelt.
Ad 1: DEFESA DE VIDA:
Diesen Bereich gibt es seit 6 Jahren: Hauptaufgabe ist die Verteidigung der
Menschenrechte, Vorbereitung und Durchführung von Aktionen gegen Gewalt
und Immunität. Vorrangige Aktivitäten sind:
- Ausbildungen, Kurse zu Menschenrechten und BürgerInnenrechten
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-
-
-
Teilnahme und Verhandlungen, Organisation und Koordination des
Forums „Defesa da Vida“, gemeinsam mit über 200 anderen regionalen
Organisationen, die sich im Kampf gegen Gewalt betätigen. (jedes Jahr
ein großes Treffen, aber auch Reflexionsveranstaltungen mit anderen
NGOs, kirchlichen Einrichtungen und Schulen). Aus diesem Forum sind
zwei weitere hervorgegangen, nämlich das Forum der „asistencia social“
und das der „Educacao“. Die Arbeit richtet sich auch stark auf Schulen,
die ins Zentrum der Gemeinden gerückt werden sollen. (es gibt bereits
Schulen, die sich stark mit diesem Thema auseinander setzen, ihre
eigenen Veranstaltungen und Zeitschriften dazu heraus geben.
Kampf gegen Immunität und Vermittlung im Fall von Konflikten (hier gibt
es noch keine angestellten JurisitInnen, die diesen Bereich professionell
betreuen können).
Programm der Erziehung zu Bürgerrechten gemeinsam mit Kindern und
Jugendlichen. Die Arbeit richtet ein Hauptaugenmerk auch stark auf
Schulen, die ins Zentrum der Gemeinden gerückt werden sollen. (es gibt
bereits Schulen, die sich stark mit diesem Thema auseinander setzen,
ihre eigenen Veranstaltungen und Zeitschriften dazu heraus geben.
Ad 2: FAMS oder die „ESCOLA DAS LIDERANCAS) seit 1997
Dieses Programm beinhaltet unterschiedlichste, aufeinander abgestimmte
Aktivitäten der Ausbildung von Führungspersönlichkeiten, Gemeinden und
Gruppen. Das Programm begleitet die sozialen Bewegungen und die
Gemeinden im Bereich Bildung und Ausbildung und unterstützt sie in ihrem
Kampf.
- Kurse für so etwas wie Laienberater im juridischen Bereich (Orientador
Jurídico Popular); die Juristen werden vom Staat bezahlt, damit sie Leute
ausbilden, damit die Leute dann direkt ihre Rechte einfordern.
- Kurse für Grundbuchhaltung der Basisbewegungen und Gruppen und
um Projekte zu formulieren
- Rhetorikausbildung (inkl. sprechen mit Mikrofonen)
- Planungen (PSP partizipative strategische Planung)
- Rola Rapo: Monatliches Zusammentreffen zu einem aktuellen Thema,
und gemeinsamen Aktivitäten
- Seminare im Bereich Menschenrechte und BürgerInnenrechte
- Begleitung und Beratung von Basisbewegungen und Gruppen
- Umweltschutzaktivitäten
- Unterstützung von Jugendlichen bei ihren Vorbereitungen zum
Vestibular, sowie die Einrichtung einer kleinen Bibliothek im Haus von
CDHEP, um für Kinder und Jugendliche einen Raum zum Lesen zu
schaffen
- Kurs „Fé e política », wenn es noch einen starken Zusammenhang
zwischen der Kirche und den Basisgemeinden gibt
Ad 3: läuft auf Ebene So Paulo, derzeit sind insgesamt 14 Personen dafür
(allerdings nicht bei CDHEP, im Moment werden ca. 120 Personen betreut. Das
Zeugenschutzprogramm läuft sehr gut und ist sicherlich auch noch
ausbaufähig.
Die größte Herausforderung für die Arbeit von CDHEP sind folgende Bereiche:
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FAMS
Strategische Planungen für die Zukunft: die Anforderungen sind stetig im
wachsen, CDHEP kann auf die steigenden Anforderungen allerdings nicht
antworten, derzeit möchten sie ihren Arbeitsbereich auch nicht ausdehnen.
Bildung und Ausbildung sowie der juridische Bereich
Vermittlung in Konflikten
Unterstützung der Basisgruppierungen etc.
Ein großes Problem stellt auch der Bereich Gewalt dar. Campo Limpo ist noch
immer eines der beiden gewalttätigsten Viertel in Sao Paulo. Allerdings ist es
sehr schwierig die Ursachen für die hohe Gewalt ausfindig zu machen. In Rio
de Janeiro gibt es viel Gewalt aufgrund des blühenden Drogenhandels und
aufgrund von Kämpfen innerhalb der Drogenkartelle, dies ist in Sao Paulo nicht
der Fall. Hauptursachen sind Perspektivenlosigkeit, fehlende familiäre
Strukturen und der Konsumzwang. Es gibt zwar genug zum Essen, allerdings
keine Horizonte für die Jugendlichen, die Arbeitslosigkeit ist enorm und es gibt
nicht einmal einen Sportplatz in Campo Limpo (für ca. 1 Mio EinwohnerInnen)
Was die psychologische Betreuung der MitarbeiterInnen betrifft, so haben nur
die Mitarbeiterinnen von Pro-Vita Betreuung, allerdings suchen sich die
MitarbeiterInnen mit Musik, Tänzen etc. Ausgleich.
Teilnahme an einem Treffen nach dem Weltsozialforum in Sao Paulo mit
VertreterInnen der Basisgruppen – sammeln von Ideen was gemacht werden
könnte – Austausch von Know-how und Erfahrungen. (durchaus positiver
Eindruck, allerdings waren aufgrund des schlechten Wetters sehr wenige Leute
anwesend).
Grundeindruck: Das Team von CDHEP ist stark motiviert und dies spiegelt sich
auch an ihren Beschreibungen von den Arbeitsbereichen wieder. Die Arbeit die
sie machen, ist für die Region eine absolut notwendige, sie sind an und für sich
für sehr viele Gruppen und Menschen Ansprechpartner. Sie arbeiten auf sehr
hohem Niveau, (haben auch schon einige Preise im Bereich
Menschenrechtsarbeit gewonnen). Mit der stetig steigenden Kriminalität
kämpfen sie den Kampf von David gegen Goliath, allerdings konnten sie in
Campo Limpo und Capao Redondo doch schon einiges erreichen. (bessere
Organisation in den Schulen, der Basisbewegungen, Verbesserung des
Wissensstandes der Bevölkerung um ihre Rechte etc. Das Projekt ist
förderungswürdig. Die Beziehung zur offiziellen Kirche ist in letzter Zeit nicht so
gut, das Anliegen ist scheinbar keines, das in den Pfarren/Diözese Priorität hat.
Allerdings halten sie wenn möglich gute Beziehungen zur Amtskirche,
eingliedern möchten sie sich aber nicht.
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