IP/06/333 Brüssel, den 20. März 2006 Politisches Engagement beginnt in der Schule Die Schule spielt eine wichtige Rolle, wenn es darum geht, das politische Interesse der europäischen Jugend zu wecken. Zu diesem Ergebnis kommt eine vom EU-Forschungsrahmenprogramm finanzierte Studie über die politische Betätigung junger Europäer. Politisches Handeln und politische Ansichten werden auch von Familie und Freundeskreis sowie den bevorzugten Medien bestimmt. Das Projekt EUYOUPART befragte mehr als 8030 Jugendliche im Alter von 15–25 Jahren aus 8 europäischen Ländern (Österreich, Italien, Slowakei, Deutschland, Estland, Finnland, Frankreich und Vereinigtes Königreich) über die Faktoren, die junge Leute dazu bringen, sich politisch zu engagieren. Das Projekt, das von der EU mit 1,3 Mio. € gefördert wurde, gewährt einen nützlichen Einblick in das Politikverständnis junger Europäer und Art und Weise ihres politischen Engagements. Das Ergebnis macht deutlich, wie wichtig Initiativen wie der „Tag des europäischen Frühlings“ sind, aus deren Anlass junge Europäer über ihre Hoffnungen und Ziele für die EU diskutieren und sich mit europäischen Fragen vertraut machen. Schulen sind der Studie zufolge der ideale Ort, um jungen Leuten die Vorteile der Mitarbeit in Schülervertretungen oder der Beteiligung an politischen Diskussionen in der Klasse bewusst zu machen. Jugendliche, die in ihrer Schule aktiv sind, sind dies im allgemeinen auch außerhalb der Schule und später nach dem Schulabschluss. Außerdem lässt sich nachweisen, dass sich ehemalige Klassensprecher später auch im Wahlkampf engagieren. Genauso wichtig für das politische Interesse ist die Rolle der Familie und der Freunde. So werden die politischen Überzeugungen der Kinder wesentlich von den Eltern mitgeprägt. Andererseits beeinflusst auch der Freundeskreis die politische Teilnahme und das politische Handeln des Einzelnen. Nur 20 % der befragten Schüler kamen aus politisch aktiven Familien, 16 % hatten einen politisch aktiven Freundeskreis. Der Anteil der jungen Europäer, die nach eigenen Angaben täglich die Nachrichten verfolgen, reicht von 11,3 % (Vereinigtes Königreich) bis zu 38,4 % (Italien). Es gibt auch einen Zusammenhang zwischen den Medien, über die sich die Jugendlichen informieren, und ihrer politischen Betätigung: Jugendliche, die Zeitung lesen und sich im Internet informieren, sind politisch aktiver als Fernsehzuschauer. Die Studie hebt hervor, dass junge Europäer, die bei den Wahlen zum Europäischen Parlament 2004 aktiv waren, dieses Ereignis hauptsächlich in Zeitungen, im Radio und im Internet verfolgten. Die Europäische Kommission hat betont, wie wichtig es ist, dass sich alle europäischen Institutionen und die Mitgliedstaaten mit der geringen Wahlbeteiligung der jungen Generation in Europa auseinandersetzen. Die Informationen aus dieser Untersuchung stützen die Einschätzung, dass ein differenziertes Herangehen notwendig ist, um das politische Interesse der Jugend zu wecken und ihr Vertrauen in die demokratischen Prozesse zu stärken. Darüber hinaus wird in der Studie die Einstellung der Jugend gegenüber den politischen Parteien und den Nichtregierungsorganisationen untersucht. Wenngleich die jungen Leute eher den Organisationen der Zivilgesellschaft trauen, fühlen sie sich dennoch einer politischen Partei verbunden und halten Wahlen für die wirksamste Form der politischen Beteiligung. Die am meisten politikinteressierte und gleichzeitig pessimistischste Jugend hat Deutschland (51 %), im Gegensatz zum Vereinigten Königreich (30 %) und der Slowakei (28 %), wo sich die Jugend weniger für Politik interessiert, dafür aber optimistischer ist. Das Projekt, an dem sich auch Partner aus Italien, der Slowakei, Deutschland, Estland, dem Vereinigten Königreich, Finnland und Frankreich beteiligten, wurde vom Institute for Social Research and Analysis (Österreich) koordiniert. Weitere Einzelheiten zum EUYOUPART-Projekt finden Sie unter: http://www.sora.at/euyoupart 2