Zu Händen der Hochverehrten Justizbeamten des Obersten Gerichtshofes der Republik Nicaragua Die ehrbaren Pastoren der unterschiedlichen Religionsgemeinschaften, die historischen Führer der indianischen Nationen, vertreten durch die Ältesten, die regionale Führung der Zivilgesellschaft und die verschiedenen sozialen, kulturellen und Handwerks-Bereiche, Honoratioren und Ortsansässige im allgemeinen, multikulturell verbunden und in Vertretung der Einwohner dieses historischen Gebietes, welches als Küste oder Nation Moskitia bekannt ist, wenden sich mit größter Hochachtung und Respekt an die höchste Justizinstanz der Republik Nicaragua, damit diese mit Weisheit über die Angelegenheit im Fall von der Moskitia und insbesondere über die Einwohner von Layasiksa zu befinden hat, die in Verteidigung ihrer Erbrechte auf ihr Gebiet, ihrer natürlichen Ressourcen, ihrer Artenvielfalt und ihrer traditionellen Lebensweise in ihrer Integrität herausgefordert und mit der Invasion durch Siedler konfrontiert wurden, die unter dem Vorwand des Vorhandenseins von nationalem Land das indianische Territorium von Laya Sixa überfallen haben. Als Folge dessen sind am Sonntag, dem achten Februar diesen Jahres, bedauerlicherweise zwei Siedler ums Leben gekommen, zwei indianische Bewohner vom Munizip Siuna wurden festgenommen und für sieben Gemeindeführer wurde Haftbefehle erlassen. Das Gerichtsverfahren wird am achten Juni diesen Jahres stattfinden. Zu der Krise kommt noch die von skrupellosen Unternehmern hervorgerufene Umweltzerstörung infolge der Abholzung des Gebietes Pali Yuhmpa hinzu, und das mit Genehmigung der zuständigen Behörden in Managua. Ähnliche Verhältnisse herrschen auch in anderen Gemeinden, in denen die Invasion von Siedlern in der Region der Biosphäre von Bosawas das Gebiet in ein Sanktuarium für den Anbau von psychotropischen und halluzinierenden Substanzen verwandelt haben. Die irrationale Genehmigung des Straßenbaus im Gebiet der Kukras und Ramas mit der damit verbundenen Zerstörung der Umwelt, der Artenvielfalt und des subtropischen Ökosystems und die Invasion von Siedlern im Gebiet des Flusses Wangky (Coco) schaffen Ausgangspunkte für militärische Spannungen zwischen Nicaragua und Honduras, zwischen Miskitos und spanischsprechenden Mestizen sowie deutliche Effekte von Wasserverschmutzung und die Zerstörung der unterschiedlichen Wassereinzugsgebiete. Die Krise wird noch verschlechtert durch Konfliktherde in Gebieten der Sumus – Mayagnas in Sikilta und Awastingny, durch die Zustände am Rio San Juan, Cayo de Perlas und die eminente Krise der Einwohner von „San Andrés y Providencia“ durch die Invasion von Bürgern der kolumbianischen Kontinentalplattform. Gleichzeitig vertieft sich der territoriale Konflikt zwischen Honduras, Kolumbien und Nicaragua, der im Internationalen Gerichtshof von Den Haag behandelt wird. Alle diese Ereignisse finden in den historischen Hoheitsgebieten der Nation Moskitia statt und in klarer Verletzung der Konvention Moskitia, des Richterspruchs des Österreichischen Imperators, der Wiener Vetragsrechtskonvention und anderer Verträge, zu deren Einhaltung und Respektierung sich die 1 Regierung von Nicaragua verpflichtet hat. Diese Ereignisse sind dringend und unlösbar verbunden mit den historischen Rechten der indianischen Nationen und anderer ethnischer Gruppen wie Schwarze, Garifunas, Kreolen und Mestizen. Diese Gesetzesverletzungen behindern die soziologische Vision, das juristische Denken und die politische Bereitschaft des internationalen Rechts, welches das friedliche Zusammenleben der Nationen schützt. Gleichzeitig wird der Vertrag über Artenvielfalt verletzt, den der nicaraguanische Staat unterschrieben hat sowie das Abkommen 169 der Internationalen Organisation für Arbeit (IAO) über die indianischen Völker und ethnischen Gruppen, ihre Naturressourcen und das Eigentum, das Autonomiegesetz und sogar die Verfassung des Staates Nicaragua. Zu den Gesetzesverletzungen durch den nicaraguanischen Staat kommen die unveräußerlichen heiligen Rechte in den verschiedenen internationalen Rechtsdokumenten hinzu, die die Tatsache anerkennen, dass ein Mensch durch die ihm eigene Natur Recht auf territoriales Eigentum, individuelle und kollektive Sicherheit, auf Leben und auf Widerstand gegen Aggressionen hat. Unsere Einstellung zu dieser sich verschärfenden Krise: wir wollen ausdrücklich vor Ihnen unser historisches Vermächtnis darstellen, welches unser Recht auf Territorialität, auf freie Bestimmung, auf unser eigenes multikulturelles Entwicklungsmodell rechtfertigt und vor allem unser Recht auf Frieden mit internationaler Gerechtigkeit. Der Oberste Gerichtshof soll mit seiner Analyse und der Anerkennung der Fakten die dem Recht entsprechenden Vorsichtsmassnahmen treffen. Mit seiner Aussage soll ein Konflikt verhindert werden, der Auswirkungen haben könnte, die von den Normen eines Rechtsstaates und von den Normen des friedlichen Zusammenlebens der Völker, die durch das internationale Recht geregelt sind, weit entfernt sind. Die würdigen Rechte der indianischen Nationen der Moskitia und der ethnischen Gruppen stammen aus ihrer vollendeten Existenz und Präsenz noch vor der Gründung des Staates Nicaragua. Historisches Vermächtnis: Zu Zwecken der Analyse, Untersuchung und historischen, juristischen, politischen und administrativen Erörterung, stellen wir dem Obersten Gerichtshof die geschichtlichen Ereignisse dar, die unsere tausendjährigen Ahnenrechte schützen, damit er sich zugunsten der indianischen Völker und ethnischen Gruppen, die Opfer von Ungerechtigkeiten des nicaraguanischen Staates sind, ausspricht. Das Gebiet Nation Moskitia oder Moskitia - Küste hatte im Verlauf seiner Geschichte verschiedene Namen: Veragua, Cariari, Castilla de Oro, Toguzgalpa, Tologalpa, und wurde von drei ursprünglichen indianischen Völkern bewohnt: den Sumus, Ramas und Miskitos. Die Miskitos oder Karibis sind als eine der ersten Ureinwohner registriert in dem Gebiet, das wir heute als nicaraguanischen Staat kennen und dessen Name von den amerikanischen Ureinwohnern stammt. Die Miskitos wurden als „Dis Kitras Nani“ bezeichnet, was so viel bedeutet wie „die nicht von der Stelle bewegt werden“. Einer unserer Führer und Helden namens Waita, dessen Sohn Laika Tara war, verteidigte die ganze Küste, die heute als die Staaten Honduras und Costa Rica bekannt sind. Als Christoph Kolumbus an unseren Küstengebieten der Moskitia Schutz suchte, existierten bereits die ursprünglichen Völker, die die Nation der Sumos, Ramas und Miskitos bildeten. Sie stellten eine 2 Bastion des Widerstandes gegen die spanische Kolonie dar, die dieses herrliche und paradiesische Territorium nicht erobern, kolonialisieren und besetzen konnten. Die Eroberung, die Besetzung, die Kolonialisierung, die Entdeckung und die Auffassung, dass Amerika Niemandsland war oder res nullius sowie seine wilden und unzivilisierten Nationen gab Anlass zur Besatzung Amerikas durch europäische Konquistadoren, als wäre es eine Kriegsbeute. Der Widerstand der Moskitia bestätigt und bekräftigt erneut unseren indianischen Nationalismus gegenüber den verschiedenen Formen der externen Aggression, einschließlich der Bewegung zur Ausrottung der Indianer der Moskitia im Jahre 1711, die durch die katholische Kirche unter Führung des Bischofs von Nicaragua und Costa Rica, Fraile Benito Garret y Arriovi, geleitet wurde. Diese Bewegung vertrat die Auffassung, dass die päpstliche Bulle auch eine Möglichkeit war, sich rechtmäßig Land anzueignen, welches der Papst an die vorherrschenden Kronen vergab. Diese Ausrottungsbewegung drückte in jenem Moment gegenüber dem indianischen Widerstand der Moskitia einen großen römisch-katholischen Krieg aus, der gegen die Heiden gerichtet war und den Völkermord an der letzten indianischen Bastion, die sich nicht der spanischen Krone unterordnete, rechtfertigen sollte. Der Religionskrieg zwischen Katholiken und Protestanten verdeckte die imperiale Konfrontation der Mächte aus Übersee über die hegemonische Kontrolle der indianischen Nationen. Schließlich und endlich war keine dieser Mächte in der Lage, uns zu kontrollieren und zu beherrschen. Beweis dafür sind die unterschriebenen Verträge zwischen Spanien und Großbritannien, zwischen Großbritannien und den Vereinigten Staaten von Amerika von 1763 an bis zur Unterzeichnung des Vertrages über die Annexion zwischen der Moskitia und dem Staat Nicaragua im Jahre 1894, bekannt als Konvention der Moskitia. Eine Erklärung für dieses Phänomen der Nicht-Kolonialisierung und Eroberung ist, dass Spanien nicht über ausreichende Mittel verfügte, um die Briten auszuschließen und erst recht nicht, um die Moskitia zu kolonialisieren. Diese Fakten beweisen die Schwäche des spanischen Reiches und sind sozusagen ein Vorspiel des Rückzugs der spanischen Kolonialmacht aus Hispanoamerika, welcher in der Unabhängigkeit der Provinzen Mittelamerikas am 15.September 1821 mündete. Als Konsequenz dessen erbt Mittelamerika voll und ganz die territorialen Positionen des spanischen Kolonialismus, welche die Grundlage für die Gründung der Staaten der Nationen sind. Die Nation Moskitia nimmt natürlich ihren eigenen und von dem Mittelamerikas abweichenden Standpunkt an hinsichtlich des Territoriums, der Verwaltung und der Souveränität. Diese territoriale Position wird in den ersten Verfassungen Nicaraguas aufgegriffen, in denen die Moskitia in ihrem Hoheitsgebiet nicht erscheint, denn dieses Gebiet konnte und kann nicht von den Spaniern an den Staat Nicaragua vererbt werden, da es von ihnen weder kolonialisiert, noch erobert und besetzt wurde. Diese Bestätigung befindet sich in der Verfassung von Nicaragua vom 8.April 1826, in der es wörtlich im Artikel 2 lautet: „das Territorium des Staates umfasst die Bezirke Nicaragua, Granada, Managua, Masaya, Matagalpa, Segovia, León, Subtiava und El Realejo“. Der territorialen Bildung der Moskitia vorausgegangen ist die Gründung des Königreiches Miskito mit Old Man I im Jahre 1632. Damit wurde eine kommerzielle, politische und militärische Allianz mit dem Königreich Großbritannien geschaffen. 210 Jahre nach der Gründung 3 dieser Allianz entsteht im Jahre 1843 das Protektorat der Moskitia, welches im internationalen Recht als eine Verbindung erachtet wird, die zwei Staaten vereint – einen als Protektor und den anderen als Protegé. Ergebnis dieser Situation war die internationale Anerkennung als Nation Moskitia. Außerdem hatte sie die Besonderheit, eine der Nationen mit den meisten Verträgen in dieser Zeit zu sein. Die Normen zur Regulierung solcher Regierungsformen richteten sich nach dem universellen Prinzip: „niemand kann mehr Rechte vergeben als er selbst besitzt“. Das heißt, das der Protektor nicht mehr Rechte vergeben kann als das vom Protegé-Staat vergebene Recht. In diesem Fall bedeutet es, dass Großbritannien nicht mehr Rechte vergeben konnte als die von den indianischen Monarchen bewilligten, die ihre territoriale Souveränität besaßen, basierend und sich gründend auf einem Territorium, dass weder erobert, noch kolonialisiert und besetzt wurde. Auf diese Art ist das Protektorat von der Moskitia mit Großbritannien zu beschreiben. Es darf nicht vergessen werden, dass eins der Prinzipien des Protektorates folgendes war: jeglicher vom Protektor unterzeichnete Vertrag oder Abkommen musste auch vom Protegé ratifiziert werden. War das nicht der Fall, so verlor das Abkommen laut in diesem historischen Moment gültigem internationalen Recht seine Gültigkeit. Die Briten rechtfertigten das Protektorat folgendermaßen: „Es ist eine vernünftige und geeignete Maßnahme seitens der Britischen Regierung, denn ohne irgend eine offizielle Aktion hätten die Indios unter Privatpersonen oder durch die mittelamerikanischen Staaten zu leiden gehabt.“ Noch vor diesen in Mittelamerika geschaffenen Fakten erklärt die spanische Krone in den Verträgen von Versalles im Jahre 1803 als Dekret den Anschluss der Moskitia an das Vizekönigreich Nueva Grenada. Das geschieht zu militärischen Zwecken. Sie begründen es mit dem „Recht der Entdeckung“ und mit der konventionellen Konzession, die die Briten illegal mit der Moskitia machen. Unmittelbar danach erklärt Nueva Grenada als illegal jegliche Art von Kolonialisierung der Moskitia von Cabo Gracias a Dios bis zum Río Chagra. Fakt ist, dass für die Moskitia weder die mittelamerikanische Föderation noch Nueva Grenada (heute Kolumbien) ihre Absicht der Kolonialisierung eindeutig definiert haben aufgrund des militärischen Widerstandes der indianischen Nationen der Moskitia. Durch den Widerstand hatten alle diese konventionellen Verträge, die die indianische territoriale Souveränität verletzen, nicht die Wirkung einer wahren besitzergreifenden und territorialen Souveränität. In einem anderen Abschnitt und einer anderen historischen Szenerie wird diese Situation des territorialen Konfliktes der Moskitia in dem Vertrag von Clayton Bulwer am 19.April 1850 wieder aufgenommen. Unterzeichnet wird er von den Großmächten Vereinigte Staaten von Amerika und Großbritannien und in einem Artikel heißt es: Die Regierungen der Vereinigten Staaten von Amerika und Großbritannien (....) dass keines von beiden Ländern niemals beherrschende Festungen errichten oder in der Nähe besitzen werde. Dass sie zu keiner Zeit Nicaragua, Costa Rica und die Moskitia-Küste oder Teilgebiete von Mittelamerika besetzen, Stellungen ausbauen, kolonialisieren oder die Rechte auf Herrschaft anmaßen bzw. ausüben werden. Dass sie außerdem von keinem Schutzrechtabkommen mit irgendeinem Staat oder Volk Gebrauch machen werden (...). Der Vertrag von Managua vom Jahre 1860 legt das Recht auf freiwillige Eingliederung der Miskitos in den nicaraguanischen Staat fest, 4 wann immer sie es wollen. Das Recht leitet sich von der Tatsache ab, dass wir nie erobert, kolonialisiert oder unser Territorium besetzt wurde und unser Territorium niemals den Regeln der Eroberung unterworfen war, mehr noch, dass während ihr ein Recht auf fremde Souveränität als Ergebnis einer Okkupation proklamiert wurde. Diese Bestimmung der Nation gibt uns den Charakter von Eigentümern unseres Gebietes, durch das Recht des tausendjährigen Besitzes. Ein Prinzip, welches gebrochen wurde bei all den indianischen Nationen die kolonialisiert, erobert und deren Territorien besetzt wurden, so wie es der Fall war bei den verschiedenen Völkern von Amerika, mit Ausnahme der Moskitia. Fakten, die wir hervorheben und bekräftigen wollen: PRINZIP DES UTI POSSIDETIS JURIS. Dieses Besitzrecht ist doktrinär durch das Prinzip des uti possidetis juris begründet, welches im römischen Recht verstanden wurde als: Das Verbot des Prätors, den von ihm erhaltenen Besitz weiter zu behalten, wurde mit der folgenden Formel erklärt: Da Ihr ohne Gewaltanwendung, ohne Betrug und ohne einen Gefallen bezahlt zu bekommen in den Besitz dieser Immobilie gekommen seid, verfüge ich, dass Ihr sie weiterhin behalten dürft. Diese Doktrin wird von allen Ländern, die der positiven römisch-französischen Doktrin folgen, zu denen auch der nicaraguanische Staat gehört, akzeptiert. Diese These behauptet, dass Besatzung nicht Besitz entspricht. Daher kommt die allgemeingültig akzeptierte gefestigte Doktrin, dass es in Amerika kein Gebiet gab, das als RES NULLIUS oder Niemandsland während oder nach der Eroberung betrachtet werden kann, weil der amerikanische Kontinent und insbesondere die Moskitia bereits von indianischen Völkern bewohnt waren. Für die anderen indianischen Nationen in Amerika und Nicaragua wurden diese Prinzipien durch die im Europa zu Anfang des XVI. Jahrhunderts herrschenden Eroberungsregeln verletzt. Diese Regeln rechtfertigen die Besatzung des Kontinents und die Vertreibung der indianischen Nationen aus ihren ursprünglichen Gebieten. Diese brutale Regel behauptete: Die indianischen Völker wurden wegen ihrer Wildheit als minderwertige Menschen bezeichnet, die unterdrückt und beherrscht werden sollten. Sie hatten kein Recht auf Souveränität. Diese Regel verletzte die Prinzipien des UTIS POSSIDETIS oder tausendjährigen Besitzes. Die Konquistadoren und Kolonisatoren von Amerika haben ihre eigenen juristischen und philosophischen Regeln ihrer eigenen Zivilisation verletzt. Diese Situation wurde von der päpstlichen Bulle unterstützt. In der Moskitia haben die Indianer dieser Regel ernsten und hartnäckigen bewaffneten Widerstand entgegengesetzt, um ihr Eigentum mit eigener territorialer Verwaltung durch verschiedene Regierungssysteme in Verteidigung ihres tausendjährigen Besitzes zu behaupten, weil sie weder erobert oder kolonialisiert noch ihr Gebiet besetzt wurde und ihre territoriale Macht begrenzt wurde. Im XVI. Jahrhundert erscheint die internationale Rechtsschule Salamantino, geführt vom Mönch Francisco de Victoria, welche folgende juristische Erörterung zur Erläuterung des Prinzips des uti possidetis verwendet: Die Entdeckung ist ein ursprünglicher Anspruch zur Erhaltung der Souveränität. Was aber verlassen wurde oder keiner vorher existierenden Macht gehört, bedeutet RES NULLIUS und geht auf den Entdecker über. Wenn wir die vorhergehende Argumentation auf den Fall des amerikanischen Kontinents vor der Eroberung anwenden, behauptete De Victoria: Die Indianer 5 besitzen Verstand, Städte, Beamte, wenn sie über tausende Jahre außerhalb des Zustand der Errettung waren, war das nicht ihre Schuld. Wenn sie uns ungeschliffen erscheinen, so ist das wegen ihrer rudimentären Bildung, wie es auch bei einigen ungebildeten Landsmänner in Spanien der Fall ist. Die Indianer vor der Eroberung waren die wahren politischen und privaten Eigentümer von Amerika und deshalb konnte Amerika kein RES NULLIUS oder Niemandsland sein. Und aus demselben Grund konnte es auch nicht erobert werden. De Victoria schließt mit folgender These: Amerika kann weder durch Besatzung noch durch Verträge von Spanien erworben werden. Durch diese historische Problemstellung der Moskitia und aufgrund des Widerstandes unserer Vorfahren, erlaubten weder Spanien noch Großbritannien keinerlei Art von Kolonialisierung, Eroberung oder Besatzung. Das heißt, dass der indianische Widerstand unseren tausendjährigen Besitz unseres Territoriums legitimiert und damit die Existenz der Staatsform des kommunalen Eigentums und ihres kommunalen Systems, dass in der Moskitia bis zum heutigen Tag vorherrscht, gestattet. In diesem historischen Kontext und im internationalen Recht kann der nicaraguanische Staat die Moskitia nicht von Spanien durch historisches, politisches oder konventionelles Recht erben. In Nicaragua hat die These des uti possidetis ihr Wesen verloren, da sie durch den Kolonialismus und seine verschiedenen Einrichtungen abgeschafft wurde. Bei diesen Einrichtungen sind besonders die „encomiendas“ (von Spaniern verwaltete Siedlungen) zu nennen, die mit der Zeit in die Festigung des Kapitalismus und die Privatisierung des indianischen Eigentums übergehen. Ein Phänomen, dass den Völkermord an vielen indianischen Völkern in Nicaragua erlaubte. Daher das populäre Sprichwort: „Ein Indio ohne Land ist ein toter Indio.“ In dieser Abfolge von Fakten der spanischen Kolonialisierung Nicaraguas wurden die Indianer von ihren Territorien vertrieben und ihre unermesslichen Naturressourcen, ihre Artenvielfalt und alle diese Güter gingen auf den König und seine Einrichtungen über. Damit wurde eine Kolonialverwaltung geschaffen, bestehend aus Ansiedlungen, Gemeinden, Kleinstädten, Munizipien und Provinzen, die römisch-französische Einrichtungen waren und die auf die indianischen Territorien übertragen wurden. Mit der Unabhängigkeit Mittelamerikas und später mit der Gründung des nicaraguanischen Staates wurden die Ländereien des Königs als nationale Gebiete betrachtet. Diese Situation von nationalen Gebieten kann man juristisch, politisch, ökonomisch, sozial und administrativ nicht auf die Moskitia anwenden, denn dieses Territorium hat die Eroberung, Kolonialisierung und Besetzung der indianischen Nationen nicht erlaubt, die Ländereien und ihre Naturressourcen wurden immer durch kommunale Autoritäten verwaltet. Diese Fakten bestätigen die Rechte der Indianer in der Moskitia auf ihr territoriales Erbe, ihre Naturressourcen, ihre eigenen Kulturen, ihre Rechtssprechung, ihre eigene Wirtschaft, ihre soziale Organisation, die ihnen ihre völlige Souveränität gibt. Denn Souveränität ist kein Synonym von Eigentum. Dieser konzeptuelle Fehler herrscht in allen politischen Kulturen Lateinamerikas vor und schafft permanente Spannungsherde in der Gesellschaft. Diese Eigentumsrechte werden durch verschiedene internationale voll gültige Dokumente bestätigt, die unsere historischen Rechte verstärken und bekräftigen und die wir nachfolgend mit dem Obersten Gerichtshof teilen wollen. Der Richterspruch des österreichischen Imperators besagt im Artikel 5: 6 “Die Republik Nicaragua hat kein Recht, Konzessionen zur Ausbeutung der Naturprodukte des Territoriums zu vergeben, welches den Moskito-Indianern zugesprochen wurde. Dieses Recht steht der Regierung der Moskitia zu.“ Ebenso heißt es im Artikel 6: „Die Republik Nicaragua ist nicht berechtigt, den Handel der Moskito-Indianer zu regeln, weder Zahlungen für Importe und Exporte von Waren vorzunehmen, die in das den Moskito-Indianern reservierte Territorium importiert oder aus demselben exportiert werden.“ Im Artikel 7 steht folgendes: „Die Republik Nicaragua ist verpflichtet, den Moskito-Indianern die Summe von US$ 30.859,03 zu zahlen als Rückstand aus den Jahreserträgen, angewiesen im Artikel 5 des Vertrags von Managua.“ Diese Mittel sollten auf die Bank von England überwiesen werden. Dieses Geld und seine Zinsen wurden bis heute nicht der Nation der Moskitia übergeben. Wir wollen nochmals betonen, dass sich die Nation Moskitia als unabhängiger Staat im Jahre 1894 Nicaragua durch die Konvention der Moskitia angeschlossen hat, und zwar unter Druck und auf Interesse der Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika, wobei Vertreter dieses Landes in der Moskitia zu unterzeichnenden Zeugen dieser Annexion wurden. Zu dieser Annexion an Nicaragua konnte es aufgrund besonderer Bedingungen kommen, die von den Einwohnern der Moskitia anerkannt wurden, von den Regierungen Nicaraguas jedoch im Verlauf von 110 Jahren nicht eingehalten und lächerlich gemacht wurden. Wir können einige in dieser Konvention anerkannten Rechte nennen: Im Artikel Nummer 2 wird anerkannt: „Alle in der Region der Moskito - Küste erzeugten Einnahmen werden zu ihrem eigenen Vorteil zur Erhaltung ihrer ökonomischen Autonomie investiert“. Der Artikel Nummer 3 besagt: „Die Indianer sind in Kriegs- und Friedenszeiten von jeglichem Wehrdienst befreit.“ Gleichfalls erkennt der Artikel Nummer 4 an: „Den Moskitos werden keine Steuern auferlegt.“ Der Artikel Nummer 6 besagt: „Die indianischen Ansiedlungen sind unmittelbar dem Chefinspektor, den Bürgermeistern und Polizisten unterstellt.“ Ergänzend stellt der Artikel 7 fest: „Die Wahl dieser Behörden steht den Moskito-Indianern zu.“ Diese Rechte, die in dieser internationalen Konvention anerkannt sind, wurden vom nicaraguanischen Staat von Anfang an und bis heute verletzt und nicht beachtet. Infolge dieser Rechtsverletzung und wegen der Entschädigung sind wir berechtigt, uns an internationale Instanzen zu wenden. Eine weitere Gesetzesverletzung bestand in der schlechten Verwaltung: unsere Eigentumsformen und unser Wirtschaftsmodell wurden missachtet, wir verarmten und unsere Naturressourcen und die Umwelt wurden zerstört. Am schlimmsten war jedoch die Aufteilung unseres Territoriums unter Kolumbien, Honduras und Costa Rica und die dadurch erfolgte Invasion von Siedlern und Pilgerern. Diese gesetzesverletzenden Tatsachen führten zu militärischen und diplomatischen Aktionen und ständigen Beschwerden beim nicaraguanischen Staat nach der Annexion. Diese Beschwerden wurden in einem Bericht zusammengetragen, der dem Nationalkongress von Nicaragua im Jahre 1934 durch Indianer und Kreolen präsentiert wurde, nachdem bereits 41 Jahre lang die Konvention der Moskitia ständig verletzt wurde. Eine Stelle dieses Berichts lautet: „Das Departement Zelaya ist keine Kolonie, es wurde niemals durch die nicaraguanische Regierung erobert, sondern es war vor der Wiedereingliederung ein kleines Königreich unter britischem Protektorat. 7 Politische Umstände, die weltbekannt sind, führten zur Vereinigung mit dem Rest der Republik, die noch durch die Konvention der Moskitia gefestigt wurde. Dieses Dokument wurde durch Vertreter der Regierung ausgearbeitet und von den Abgeordneten der Indianischen Küste in der Stadt Bluefields am 4.Dezember 1894 unterzeichnet. Die Vertreter der Moskito-Indianer wurden nach Bluefields gebracht, isoliert gehalten und von den Politikern gezwungen, diese Konvention zu unterschreiben. Sie hatten keine Möglichkeit, ihre Ratgeber zu konsultieren und konnten so die Ziele dieser Konvention nicht genau studieren. Trotz allem wurde diese Konvention am 27.Februar 1895 durch den Nationalkongress ratifiziert und somit gültiges Gesetz dieses Landes. Seit seiner Eingliederung in die Republik hat dieses Departement keinerlei Fortschritte erzielt, im Gegenteil, es hat sich völlig zurückgebildet. Es kam zu Rückschritten im Handel, in der Bildung und in seiner sozialen und moralischen Entfaltung. Dieser Rückschritt ist dermaßen alarmierend, dass sich eine dunkle Zukunft für diese Atlantikregion voraussagen lässt. Es tut gut, sich zu erinnern, dass die nicaraguanische Regierung bei unserer Eingliederung unter ihre Fahne versprochen hat, unser Leben auf den Pfad des Fortschritts und der Zivilisation zu lenken... „seit der Eingliederung der Moskitia scheint es, dass eine systematische wirtschaftliche Zerstörung in diesem Departement durch die Regierung Nicaraguas vollzogen wurde. Vor der Eingliederung unterhielten die Moskitos und Kreolen einen lukrativen und ausgedehnten Handel mit Europa und den Vereinigten Staaten... (...). Unter Berücksichtigung dessen, dass unser wirtschaftliches Leben unter der Regierung Nicaraguas keinerlei Fortschritte gemacht hat und dass außerdem von den US$ 40.000.000 (Vierzig Millionen Dollar), die seit 1895 aus den Einnahmen dieses Departements erzielt wurden, nicht ein kleiner Teil in Verbesserungen investiert wurde, beantragen wir, dass als ein Akt der Wiedergutmachung und Gerechtigkeit alle Klauseln der Konvention Moskitia ab 1.Januar 1933 von der Regierung Nicaraguas erfüllt werden, weil es ein Gesetz der Republik ist. Dieser Bericht ist ein beweiskräftiges Beispiel für die Unredlichkeit der nicaraguanischen Regierenden, die die Einwohner der Moskitia wie eine eroberte Nation behandeln, wie eine Kriegsbeute, und nicht entsprechend der historischen und internationalen Rechte. Nach dem Prinzip von Pacta Sunt Servando, ausgedrückt in der Wiener Vetragsrechtskonvention: „jedes gültige Abkommen verpflichtet die beiden vertragsschließenden Seiten und muss von ihnen guten Willens erfüllt werden.“ Weiterhin sagt diese Konvention über das interne Recht und die Einhaltung von Verträgen: „eine vertragsschließende Seite kann nicht die Verfügungen ihres internen Rechts als Rechtfertigung für die Nichteinhaltung eines Vertrages geltend machen.“ Diese Norm versteht sich ohne Beeinträchtigung zu dem in Artikel 46 Ausgesagten bezüglich der Nichtigkeit von Verträgen im Absatz zu den Verfügungen zu internen Rechten hinsichtlich der Kompetenzen, Verträge abzuschließen: I.I „Das Recht eines Staates, seine Einwilligung zur Einhaltung eines Vertrages gegeben zu haben, bei gleichzeitiger Verletzung einer Verfügung seines internen Rechts hinsichtlich der Kompetenz, Verträge abzuschließen, kann von besagtem Staat nicht als Einwilligungsfehler betrachtet werden, es sei denn, dass diese Gesetzesverletzung eine wesentliche wichtige Norm ihres internen Rechtes deutlich beeinträchtigt“. 2. „Eine Gesetzesverletzung ist erkennbar, wenn sie für 8 irgendeinen Staat, der auf übliche Art und Weise und guten Willens vorgeht, objektiv offensichtlich wird.“ Zusätzlich und allgemein ist anerkannt, dass bei Verträgen zwischen zwei Staaten die Nichteinhaltung ihrer internationalen Pflichten durch eine vertragsschließende Seite Grund zur Beendigung des Vertrages ist. Die Unredlichkeit, worauf sich das Prinzip Pacta Sunt Servando bezieht, zeigt sich im Verlauf der jüngsten Geschichte der 110 Jahre Annexion und in der Regierungsweise aller Präsidenten des nicaraguanischen Staates hinsichtlich der Einwohner der Moskitia. Diese Einstellung des Staates spiegelt sich wieder im Bericht von Doktor Don Frutos Ruiz y Ruiz, Bevollmächtigter der Exekutive der Atlantikküste von Nicaragua vom September 1925 und übergeben in seinem „patriotischen“ Bericht am 15.September 1927. In seiner Einleitung sagt dieser patriotische Bericht folgendes: Ich veröffentliche diesen Bericht über die Atlantikküste von Nicaragua mit der Absicht, in dieser meiner zweiten Heimat Ideen für eine Voraussicht in die Zukunft zu wecken, damit diese Zukunft uns nicht unvorbereitet und ohne Vorwarnung trifft. Die Gegenwart hat wenig Bedeutung. Die wahre Küste, die Moskitia, ist in der Aktualität einzig und allein als eine ethnologische Besonderheit interessant. Man müsste die verschiedenen Rassen der reinen Indios untersuchen, die in kurzer Zeit verschwinden werden: Indios, die keine Spur von Zivilisation aufweisen und sogar durch ihre Anzahl keinerlei Wert haben, es sind nur ein paar Tausend. Die wenigen Schwarzen, die zahlreicher erscheinen, weil das Land dünn besiedelt ist, haben noch nicht einmal diese Besonderheit, denn sie haben nicht einmal eine eigene Sprache und werden von ausländischen Firmen als Lasttiere benutzt und so dem Rest der Nicaraguaner vorgezogen. Die Zukunft dieser Küste müssen die Nicaraguaner verteidigen, da es Haupttüre der Republik sind: auf einem Küstengebiet von ca.60 Meilen gibt es mehr als 10 befahrbare Flüsse. Sie alle führen ins Landesinnere, wo es ungeheuere unerforschte Reichtümer gibt. Die Nicaraguaner dürfen diese Türen nicht vernachlässigen. In den Häfen müssen reine nicaraguanische Ortschaften errichtet werden. Vor allem jetzt, wo der Tag nicht mehr weit ist, an dem sich die Tore für einen interozeanischen Kanal öffnen werden. Wenn Nicaragua nicht diese Küste genau am Eingang und der Mündung des Kanals besitzt, dann werden dort Ortschaften von verschiedenen Rassen und Sprachen entstehen, die alles andere sein werden, nur nicht nicaraguanische Heimat. Seht euch Colón an in Panamá – ein Museum der Rassen, ohne Heimat, ohne Tradition, ohne gemeinsame Ideale, ein Durcheinander von Sprachen, Farben, Blut, Laster, umherirrenden Leuten, die heute da sind und morgen verschwinden werden, um anderen Platz zu machen, die keinen anderen Wert haben als auch alle verschieden zu sein und auf der Durchfahrt zu leben.“ An anderer Stelle schreibt er, dass es notwendig ist, dass Nicaragua sich auf die Ankunft von auserwählten Einwanderern der Kanalfirma vorbereiten muss und dass in seinem Inneren die uns überfallenden Völker isoliert und durcheinander bleiben und dann verschwinden ..... und die nicht assimilierbaren Rassen verstoßen werden. Die Normen, die die Wiener Konvention festlegt, sind interne, unwiderrufliche und souveräne Rechte der Einwohner der Moskitia angesichts der Verletzung ihrer historischen Rechte. Die Konvention der Moskitia, die ein Dokument des internationalen Rechts ist und die Moskitia an den nicaraguanischen Staat annektiert, vergibt allein 9 eine politische Souveränität und nicht ihr Recht auf territoriales Eigentum, welches im Verlauf der Geschichte vor den Kolonialisten verteidigt wurde. Diese offenkundige Schwäche bezüglich des territorialen Rechts der Moskitia zeigt sich deutlich, als Nicaragua und England den Vertrag Harrison Altamirano unterzeichnen und damit öffentlich gegen die in einem Protektorat gültigen Normen verstoßen. In diesem Sinne ist der Vertrag Harrison - Altamirano juristischer Unfug ohne jeglichen Wert, denn England vergibt Rechte an Nicaragua, wozu es überhaupt nicht befugt ist. Im Verlauf der Geschichte durfte England nicht mehr Rechte vergeben, als die ihm von der Moskitia souverän vergebenen. In diesem Sinne ist die mit dem nicaraguanischen Staat unterzeichnete Konvention der Moskitia ein Bindeelement, unabhängig von ihrem Mangel an Willen und Repräsentation, und damit können nur die Unterzeichner den Vertrag auflösen oder einen neuen schaffen, ohne dass die Moskitia ihre historische Souveränität über ihr Territorium hinsichtlich des internationalen Rechts verliert. Der nicaraguanische Staat ist als einer der ärmsten und korruptesten der Welt bekannt. Obwohl unser Territorium eines der reichsten der Welt ist, sind wir heute nach Haiti die ärmsten in Amerika und nach wie vor wird die Konvention der Moskitia nicht erfüllt. Um ein Beispiel für unseren Reichtum und seinen Beitrag zu den Staatskassen von Nicaragua anzuführen: wir erbringen 50% des Bruttoeinkommens, ohne die Einnahmen von den Meeresprodukten zu rechnen, denn wegen fehlender Kontrolle des Staates werden diese unrechtmäßig gefischt und geraubt. Es ist festzustellen, das die Rückinvestition des Staates in unsere Region nicht einmal 5% des Staatshaushaltes betragen. Das bedeutet, dass laut Vertrag mit der Moskitia uns ungefähr C$ 4.500.000.000 zustehen, wenn wir uns auf den Staatshaushalt von 2004 beziehen. Die 5%, die an uns vergeben werden, entsprechen C$ 400 Millionen und das Defizit der Staatsinvestition wird durch die internationale Gebergemeinschaft gedeckt. Diese Situation bringt uns Nachteile hinsichtlich des Fortschritts der Globalisierung, denn mit unseren Naturressourcen, den Einnahmen, der Infrastruktur, entsprechenden Technologien und dem sozialen Kapital, das der Moskitia gehört, könnten wir gleichberechtigt wettbewerbsfähig sein. Im Bergbau werden allein in Bonanza monatlich 3.500 Unzen Gold-stroy produziert und die Fischerei – mit einer Politik der Über-Ausbeutung dieser Ressource - trägt zu den Einnahmen des Staates Nicaragua mehr als 100 Millionen Dollar bei und ist damit an zweiter Stelle bei den Einnahmen. Im Rahmen der Staatspolitik der aktuellen Regierung gibt es im Kabinett nicht einen Funktionär, der aus unserer Region stammt. Und das, obwohl unser Beitrag zu den Staatskassen wesentlich für seine Existenz und den Erhalt der Währung ist. Noch bedauerlicher ist es, dass der Berater der Präsidentschaft für die Angelegenheiten der Atlantikküste eine Person ist, der unser Territorium und unsere kulturelle und historischen Visionen fremd sind. Hier zeigt die Regierung deutlich ihren Rassismus und ihre ethnozentrische Vision. Der Nationale Entwicklungsplan des Staates Nicaragua für die Atlantikküste ist eine Vision von Doktor Don Fruto Ruiz y Ruiz, die sich seit unserer Annexion immer wieder als Staatspolitik wiederholt. Im legislativen Rahmen waren wir historisch schon immer im Nachteil, obwohl unser Territorium mehr als die Hälfte des Staatsgebietes ist und 80% der Ressourcen zu den Einnahmen des Staates beiträgt. Uns repräsentieren einzig und allein 5 10 Abgeordnete im Gegensatz zu 88 Abgeordneten, mit einem Gedankengut und einer politischen Kultur, die den Privatbesitz als Kolonialerbe verteidigen. Daher kommt die Absicht, unser Land und unsere Naturressourcen zu privatisieren, um sie den großen Transnationalen zu übergeben. Diese nachteilige Situation wird durch die Verkündung von verschiedenen Gesetzen verschärft, die den historischen Ahnenrechten des kollektiven und jahrtausendaltem Eigentum unseres Territoriums widersprechen. In 110 Jahren Annexion gab es nicht ein legales Dokument des kommunalen Eigentums im Sinne von jus fuendi, jus utendi und jus abutendi, also in seiner gesamten Reichweite, welches das römische Recht als absolutes Recht über das Eigentum anerkennt und reguliert. Diese Rechtsprinzipien des kommunalen Eigentums müssen mit den Werten „Einer für alle und alle für einen“ in Einklang gebracht werden. Die Grenzen der nicaraguanischen Gesetzgebung hinsichtlich des kommunalen Eigentums werden im Zivilgesetzbuch deutlich, welches nur das Privateigentum in seinen ganzen administrativen und legalen Dimensionen anerkennt. Diese juristische Situation lässt das kommunale Eigentum der Moskitia in der nicaraguanischen Gesetzgebung isoliert und am Rand. Aufgrund dieser irregulären Rechtsituation des indianischen Eigentums konditionieren die Weltbank und andere internationale Organisationen die Vergabe von Krediten an den nicaraguanischen Staat mit der Schaffung von Normen, die dieses territoriale Eigentum anerkennen und regulieren. Normen, die auch ihrer juristischen Kultur entsprechen. Als Antwort auf diese Bedingung hat der nicaraguanische Staat in Erfüllung seines Verfassungsmandats Nummer 107, welches besagt: „Die Eigentumsform der Ländereien der indianischen Gemeinden wird in Übereinstimmung mit dem entsprechendem Gesetz geregelt.“, das „Gesetz zur Regelung des kommunalen Eigentums der indianischen Völker der autonomen Gebiete der Atlantikküste von Nicaragua und der Flüsse Bocay, Coco, Indio und Maíz“ erlassen. Dieses Eigentumsrecht erkennt in seinen Einschränkungen nicht die Grenzen des Hoheitsgebietes des indianischen Landes an, was zu kriegerischen Konflikten seit 1894 bis zum Fall von Laya Sixa im Jahre 2004 geführt hat. Das wahre Recht auf kommunales Eigentum wird nicht anerkannt, denn genau die Normen, die eine Ordnung des Eigentums und der Verwaltung von den Gemeinden und für die Gemeinden definieren, wurden nicht aufgestellt. Vielmehr unterwirft sich dieses Gesetz einem Parteiensystem, welches den Normen der Privatrechtler zugetan ist, so wie es der Fall bei der Privatisierung des Wassers ist. Sein Gedankengut ist nicht anerkannt und es verwandelt sich in eine Beute, die zwischen verschiedenen Einrichtungen des Staates aufgeteilt wird. Die indianischen Völker und die ethnischen Gemeinschaften benötigen für ihre Entwicklung ihr eigenes wirtschaftliches, administratives, legales und kommerzielles Modell entsprechend ihres Systems des kommunalen Eigentums, angepasst auf ihr historisches Recht und auf die verfassungsrechtliche Anerkennung, die im Artikel 180 anerkennt: „Die Gemeinden der Atlantikküste besitzen das Recht, entsprechend den Formen der sozialen Organisation, die ihren historischen und kulturellen Traditionen entsprechen, zu leben und sich zu entwickeln...(...) Außerdem wird die Erhaltung ihrer Kulturen und Sprachen, Religionen und Gebräuche, garantiert.“ Dieses Gesetz 445 ist hinsichtlich der Anerkennung der vollständigen Rechte der indianischen Völker sehr limitiert Diese Konfliktsituation verschärft sich, 11 wenn die Eigentumsrechte, die in Anerkennung der Autonomierechte erlassen wurden, in Widerspruch treten mit Verfügungen der Verfassung, wie es der Fall im Artikel 102 ist: “Die Naturressourcen sind nationales Erbe.“ Das verstößt gegen die Wiener Vertragsrechtskonvention und gegen die historischen Rechte der indianischen Völker. Somit wird ein Interessenkonflikt geschaffen, welcher zum Autonomiegesetz und seinen Durchführungsbestimmungen sowie zu eben dem Gesetz Nummer 445 in Widerspruch steht und diese verletzt. Wir beziehen uns dabei auf das Minengesetz, auf das Gesetz der Kohlenwasserstoffe, das Fischereigesetz, das Umweltgesetz, das Munizipalgesetz und andere Gesetze, die versuchen, dem Staat von Nicaragua die Kontrolle über die Reichtümer der indianischen Völker und ethnischen Gemeinschaften zu geben. Diese Situation der gesetzgebenden Kultur zeigt, dass im Verlauf der Geschichte niemals eine integrale und kohärente Aussöhnung zwischen diesen beiden Gruppen unterschiedlicher legaler Prinzipien existiert hat, weniger noch zwischen zwei Gruppen mit Glauben, Handlungen und institutionellen Praktiken, die beiden legalen Prinzipien des kommunalen Systems entsprechen – dem privaten und dem staatlichen. Hochverehrte und weise Justizbeamte der höchsten juristischen Instanz des Staates Nicaragua: Unter Berücksichtigung, dass Sie sich von christlichen Werten leiten lassen, wollen wir Ihnen die folgenden biblischen Reflexionen darbieten, welche die bestehende Verbindung des Menschen mit der Erde als ein Gebot Gottes darstellt: In der Apostelgeschichte 17:26 ist geschrieben: Und er hat von einem Menschen alle Völker abstammen und sie auf dem ganzen Erdboden wohnen lassen und hat im voraus ihre Zeiten und die Grenzen ihres Wohnens bestimmt. Im Levicitus 25:13 steht: In diesem Halljahr sollt ihr ein jeder wieder zu seinem Besitz kommen. Im Levicitus 25:23-26 ist zu lesen: Grund und Boden darf nicht für immer verkauft werden, denn das Land ist mein, und ihr seid Fremdlinge und Beisassen bei mir. Im ganzen Land, das ihr besitzt, sollt ihr für Grund und Boden Rückkauf gestatten. Wenn dein Volksgenosse verarmt und etwas von seinem Grundbesitz verkauft, so soll sein nächster Verwandter als Löser hingehen und zurückkaufen dürfen, was sein Bruder verkauft hat. Wenn aber jemand keinen Löser hat und dann selbst so viel aufbringen kann, als zum Rückkauf nötig ist, ...Sprüche 22:28: Verrücke nicht die uralte Grenze, die deine Väter gesetzt haben. In Deuteronomium 27:17: Verflucht ist, wer die Grenze seines Nächsten verrückt. Und alles Volk soll sprechen: So sei es! Und schließlich in Deuteronomium 17:15 wird von uns gefordert: so sollst du einen König über dich setzen, den der Herr, dein Gott, erwählt. Du sollst aus deinen Brüdern einen zum König über dich setzen; du darfst nicht einen Ausländer, der nicht dein Bruder ist, über dich setzen.1 Unsere Bewohner, die an die Vernunft und menschliche und göttliche Gerechtigkeit glauben, fordern von Ihnen ein historisches Urteil, welches den Staat von Nicaragua von den am historischen Ahnenrecht unserer Rassen begangenen Ungerechtigkeiten loslöst und erheben deshalb Anklage bei der höchsten juristischen Instanz des nicaraguanischen Staates in folgenden Punkten: 1. Das Justizsystem des Staates Nicaragua, geführt vom Obersten Gerichtshof, darf nicht Rufino Johnson und die anderen natürlichen und kommunalen Führer im Fall Laya Sixa verurteilen, 1 Vgl.: Die heilige Schrift, Zürcher Bibel, Ausgabe 1980 12 denn sie verteidigten Rechte, die in internationalen Dokumenten verankert sind, dazu zählen u.a. der Widerstand gegenüber Aggressionen. Hinzu kommt das Fehlen eines kommunalen Justizsystems in Nicaragua, welches in seiner Gesetzgebung die Anordnungen, Normen und kommunalen uralten und tausendjährigen Prinzipien anerkennt, die schon vor der Gründung der Staaten existierten und den Umgang der Einwohner mit ihrem kommunalem Eigentum, ihren Werten, ihren kommunalen Verwaltungsnormen, ihrem Handel, ihrem Hoheitsgebiet und ihren Normen der kommunalen Sanktionen in ihrem Regierungssystem regelt. Deshalb beantragen wir ihre weise Entscheidung ausgerichtet auf eine sofortige uneingeschränkte Freilassung im Rahmen ihrer historischen Rechte. 2. Die Aufhebung jeglicher Konzessionen zur Erkundung und Ausbeutung der Naturressourcen, die der Staat Nicaragua innerhalb des Historischen Territoriums der Moskitia vergeben hat, welches gegenwärtig bekannt ist als die beiden Autonomen Gebiete der Atlantikküste von Nicaragua. Damit werden offenkundig mehrere internationale Dokument verletzt, wie: der Artikel 2 der Konvention Moskitia, die Artikel 5,6,8 des Richterspruchs des Österreichischen Imperators, die Artikel 13, 14, 15 des Gesetzes 169 der IAO, die Artikel 26 und 27, 1.Sektion, Teil III und Artikel 46, 2.Sektion, Teil V der Wiener Vertragsrechtskonvention, Artikel 5, 69 und 180 der Verfassung des Staates Nicaragua und die Artikel 3, 4, 6, 8, 9, 14, 15, 17, 20 und 22 des internationalen Abkommens über Artenvielfalt. Wir machen diese Anklage aufgrund der gegenwärtigen Zerstörung unserer Naturressourcen, die vom nicaraguanischem Staat rechtswidrig verwaltet werden und wodurch die Existenz der indianischen Völker und ihr Erbe, welches der gesamten Menschheit gehört, gefährdet werden. Diese Aktionen des Staates zur Zerstörung der Wälder provozieren die Verödung des Gebietes, gefährden die klimatische Sicherheit unseres Planeten und führen zur Zerstörung der Wasserquellen, welche das Lebenselement für unsere Bewohner und die gesamte Menschheit sind. Unsere Anklage schließt die Entschädigung für die Schäden an den ökologischen Ökosystemen und die Zerstörung der Umwelt, der Wälder, der Meere und ihrer Natur- und klimatischen Ressourcen mit ein. Diese Entschädigung für die indianischen Völker und die ethnischen Gemeinschaften der Schwarzen, Garifunas, Mestizen und Kreolen wurde auf der Grundlage einer Studie mit internationalen und speziellen Parametern auf diesem Gebiet berechnet. 3. Wir fordern, dass der Oberste Gerichtshof die Exekutive mit dem Präsidenten der Republik, Ing. Enrique Bolaños an der Spitze, instruiert, damit unsere Einahmen und Steuern nicht weiter in die zentralen Kassen des Staates Nicaragua überwiesen werden, denn diese verwaltungstechnischen Aktionen verstoßen gegen den Artikel 2 der Konvention der Moskitia, Artikel 6 des Richterspruchs des Österreichischen Imperators und gegen die Wiener Vertragsrechtskonvention. Wir fordern vom nicaraguanischen Staat bezüglich des Staatshaushaltes, dass er uns sofort zurückgibt, was entsprechend der Einnahmen und dem Total an Steuern von der Moskitia oder den Autonomen Gebieten der Atlantikküste von 13 Beginn dieses Jahres an eingenommen wurde. Diese Mittel werden von unseren Einwohnern zur Lösung des historischen Konflikts des territorialen Eigentums als ein Akt guten Willens genutzt werden. Ebenfalls fordern wir, dass die Rückgabe jeglicher in der Vergangenheit gemachten Einnahmen, die nach der Unterzeichnung der Konvention der Moskitia nicht direkt wieder investiert wurden, eingeleitet wird. Wir behalten uns das Recht und das ausschließliche Prinzip der Erfüllung aller in der Konvention der Moskitia vorgesehenen Artikel auf dem internationalem Rechtsweg vor. 4. Wir fordern eine besondere Behandlung seitens des nicaraguanischen Staates für seine Einwohner, die nicht über ökologische Werte und Kultur verfügen, mit dem Ziel, die Invasion der Siedler und das Voranschreiten der Agrargrenze aufzuhalten und zu korrigieren. Beide Phänomene zeigen sich in der eindeutigen Zerstörung der Ökosysteme, der Berge und der Umwelt. Dieses System ist jedoch Welterbe und Lebensgrundlage der Multikultur in der Moskitia. Diese Umweltzerstörung seitens des nicaraguanischen Staates verstößt gegen die Rechte der indianischen Völker und das Abkommen über Artenvielfalt, welches vom nicaraguanischen Staat unterzeichnet wurde. Diese Gesetzesverletzungen stellen einen Betrug an den verschiedenen internationalen Organisationen und Regierungen, die Nicaragua im Bereich des Umwelt- und Ressourcenschutzes finanzieren, dar. Im Fall von Bosawas z.B. hat die Regierung ca. 500 Millionen Dollar erhalten und dieselben Einrichtungen des Staates fördern seine Zerstörung durch die Vergabe von Konzessionen und Erlaubnissen, die gegen dieselben vom Staat geförderten Gesetze verstoßen. 5. Wir fordern, dass der Oberste Gerichtshof den Verantwortlichen der Regierung unterweist und ihn informiert, dass es in den Autonomen Gebieten der Atlantikküste oder in der Nation Moskitia keine nationalen Ländereien gibt, damit nach dieser Unterweisung die nicaraguanischen Bürger nicht noch mehr Übergriffe auf die Güter der Einwohner innerhalb ihres Hoheitsgebietes verüben, denn das könnte zu einer neuen bewaffneten Krise führen, die den Frieden und die traditionellen Lebensformen unserer Einwohner beeinträchtigen. 6. Wir fordern vom nicaraguanischem Staat, dass er durch die Schaffung neuer Departements nicht weiterhin die territoriale Einheit der Moskitia beschneidet und trennt. Wir behalten uns das Recht vor, vor internationalen Instanzen vorzusprechen, um historische Grenzpunkte zu bestätigen, die unser Hoheitsgebiet, welches die Gemeinden in die Hände des Ältestenrates der Kommunalen Nation der Moskitia gelegt haben, abgrenzen. Wir unterzeichnen diese Petition mit der vollen Überzeugung, dass die Justizbeamten unseren Einwohnern, die in Frieden, Harmonie und Gerechtigkeit leben wollen, Gerechtigkeit widerfahren lassen werden. Das wird es uns gestatten, die Bedingungen und das Klima für den Fortschritt zu schaffen, für den wir in den 110 Jahren der Annexion gekämpft haben. Um wirklich eine Einheit mit dem Staat Nicaragua erreichen zu können, müssen die uns bis heute trennenden Unterschiede 14 überwunden werden. Das nicaraguanische Sprichwort „Unterschreiben werde ich, aber das Unterschriebene einhalten – niemals!“ soll endlich überwunden werden. Wir möchten diese historische Anklage positiv beenden, ganz im gegensätzlichen Sinn vom Gedankengut des Doktor Don Frutos Ruiz y Ruiz vom 15.September 1927, und sagen: „Nur die Wahrheit der Geschichte macht uns frei! “ Und mit dem Gedankengut unserer Nationalversammlung für diesen Monat Juni: „Retten wir die indianischen Völker, so werden wir die Welt retten.“ Diese Anklage wurde am 2.Juni des laufenden Jahres im Saal des Autonomen Gebietsrates der Atlantikküste ausgearbeitet und unterschrieben. Die Sammlung von Unterschriften wird bis zur Durchführung der ersten Grossen Hauptversammlung der Kommunalen Nation der Moskitia weitergehen. Es unterschreiben diese Anklage: (Es folgen 78 Unterschriften) 15