Wie entstand ESALEN® Massage? von Brita Ostrom Die Autorin: Brita Ostrom kam 1968 nach Esalen, angezogen vom Sinn für Gemeinschaft sowie der Herausforderung persönlichen Wachstums. Sie hatte die Gelegenheit, vielen innovativen Denkern, wie z.B. Fritz Perls, Charlotte Slever, Abraham Maslow, StudentInnen von Ida Rolf, sowie spirituellen FührerInnen und BewegungsLehrerInnen zu begegnen und mit ihnen zu arbeiten. Sie wurde 1971 Mitglied des Massage-Teams. Zusammen mit anderen trug sie zur Weiterentwicklung der Esalen Massage bei. Heute arbeitet Brita als Leiterin der Massage Ausbildung in Esalen und gibt Massagekurse in der ganzen Welt. Als lizenzierte Psychotherapeutin arbeitet sie mit der Überzeugung, dass Veränderung sowohl Körper, Seele als auch Geist umfasst. Esalen – der Ort: Das Esalen Institut liegt mitten in Kalifornien, eingebettet zwischen den Hügeln von Santa Lucia im Osten und dem Pazifik. Indianerstämme der Region besuchten häufig die heissen, dampfenden schwefligen Quellen entlang der Klippen. 1963 wählten zwei junge Visionäre, Richard Price und Michael Murphy, diesen Ort für ihr Ausbildungszentrum, wo sie mit bekannten Grössen wie Alan Watts, Aldous Huxley und Abraham Maslow die weiteren Entwicklungsmöglichkeiten des „Menschlichen Potentials“ erkunden wollten. Es war ihr Traum, die Weisheiten des Ostens mit westlichen Einsichten zu kombinieren. Fritz Perls, Psychiater in Esalen und Vater der Gestalt Therapie, brachte die revolutionäre Idee mit, dass das Bewusstsein ein Teil des Körpers sei. Auf diesem fruchtbaren Boden entwickelte, wuchs und blühte Esalen und ist heute weltweit bekannt. Dies spricht für die Attraktivität seiner ursprünglichen Vision: - GeberIn und EmpfängerIn bilden zusammen eine Verbindung, ohne sich festzulegen. - Erfahrene Empfindungen und Gefühle fördern Bewusstsein und Veränderung. - Körper, Geist, Seele und das Hormonsystem sind alle miteinbezogen. - Immer das ganze Wesen einer Person ist betroffen. Heute bietet das 35-köpfige Massage-Team in Esalen eine Vielfalt von Techniken an, die durch diese Grundsätze verbunden sind. Esalen Massage – ein feinfühliges Ritual entsteht: Der Massagestil, der sich Mitte der 60er-Jahre bei den heissen Quellen von Big Sur entwickelte, war eine seltsame Mischung aus Körpertraining, Chinesischer Heilkunde, Zen Meditation, Spontaneität und Intuition, und jener Qualität, die Esalen zu dem machte was es heute ist: Die Neugier, mit sinnlichen Experimenten auszuprobieren. Der Practitioner Michaeleen Kimmey, erzählt: „Noch niemand von uns wusste etwas über Esalen Massage. Bernie kannte Schwedische Massage. Gia Fu lehrte eine Form von Shiatsu. Ich beschäftigte mich mit chiropraktischen Methoden und konnte mit Menschen umgehen. Storm hatte wundervolle Hände.“ Dazu kommen die Stimmung der heissen Quellen von Big Sur und die hochstehenden Seminarleiter, vor allem Charlotte Selver und ihre Erkenntnisse über „Sinnliches Wieder-Erwachen“. Daraus entstand ein Workshop für „Massage und Meditation, geleitet von Molly Day Schackman, erstmals öffentlich angeboten im September 1968 und mit der Beschreibung „esalen-style massage“ wurde ein neues Wort der englischen Sprache geschaffen. Diese frühen Wurzeln schufen einen Nährboden, der noch heute im Kern der Esalen-Massage enthalten ist. Bernard Gunther holte mit seiner Interpretation der Erkenntnisse von Charlotte den sensorischen Anteil, d.h. den „Fühl“-Faktor in den Vordergrund. So wurde die Aufmerksamkeit von oberflächlichem Muskeln Kneten verschoben zu empfindungsgesteuert von Innen heraus, vom Fundament der Selbstwahrnehmung her. Der Practitioner liess sich mit achtsamer Intuition auf die KlientIn ein und schuf so ein gemeinsames Feld, das Michaeleen als „Nerven-System zu NervenSystem“ beschrieb. Gia Fu Feng hob mit der östlichen Philosophie die Chi-Kräfte des Energiekörpers hervor. Storm Accioli brachte ein Gefühl für Rituale ein, das sie als „Kosmische Erfahrung“ bezeichnete, und fügte Kerzen, duftendes Oel, Düfte und Anmut hinzu. Molly Day Schackman nahm alles auf, tat sich für den Unterricht mit Storm zusammen und brachte Esalen Massage von der Wiege in die Welt hinaus. George Downing anerkennt in seinem Werk „The Massage Book“ deren Beiträge als Lehrerinnen. Ein damaliger Massage-Empfänger berichtete, „Ich erlebte eine Kundalini Erfahrung, ein Energiefluss durch meinen ganzen Körper, spirituell, nicht sexuell.“ Esalen Massage – Ein Zugang zum Bereich „Unterhalb Deines Bewusstseins“ Sowohl die amerikanische Kultur als auch besonders die Psychologie fanden wieder neu den Zugang zum Körper „unterhalb deines Bewusstseins“. Dies wurde durch die sexuelle Revolution, psychedelische Studien, das Buch „Touching“ von Ashley Montegu und die Arbeiten von Wilhelm Reich unterstützt. Alexander Lowen, ein Student von Reich, bot im Januar 1966 einen Esalen Kurs an mit dem Titel „Die Rolle des Körpers für die Persönlichkeit“, der klar aussagte „... Persönlichkeit ist bestimmt durch unbewusste, körperliche Einstellungen“. Fritz Perls forderte GestaltStudentInnen auf, bestimmten Gesten eine Stimme zu geben, „... sprich als Deine Faust“. Virginia Satir lud ihre Seminar TeilnehmerInnen zu einem Massagekurs in die heissen Bäder ein und die Mitglieder des Esalen Teams nahmen Massage Ausbildung in ihr Weiterbildungsprogramm auf. Der Körper wurde als Zugang dazu genutzt, sich selber kennen zu lernen. Den Körper los zu lassen wurde ein notwendiger Schritt unterwegs zu Veränderung. Ida Rolf kam nach Esalen, um ihre Strukturelle Integrationsarbeit von Bewegung und Körper ihren StudentInnen und Fritz Perls anzubieten, der sagte „sie rettete mein Leben“. Als der Psychiater Will Schutz, geschult durch Ida, anfing, seine Patienten zu „rolfen“, verschwommen die Grenzen und das Buch „Bodymind“ seines Studenten Ken Dykewald wurde zum Handbuch. Will wies darauf hin „zu jedem Gedanken gibt es eine dazugehörige Spannung im Körper“. Der Practitioner Symour Carter nahm diese Herausforderung an und ermutigte zum Stöhnen, Geräuschmachen und Loslassen, wenn Gefühle hoch kamen. SeminarleiterInnen vieler verschiedener Richtungen begannen, den Körper bei ihrer Arbeit mit einzubeziehen; zum Beispiel entwickelte Jack Rosenberg die sogenannte „Integrative Body Practice“ und Robert Hall gründete die Lomi Schule, in der er Körper, Seele und Geist verband. 20 Jahre später wurde diese Arbeit zur Somatischen Psychologie, geführt von Don Johnson in San Francisco und Ed Maupin in San Diego. Esalen Massage – Die Entwicklung Diese neue, interaktive Massage sowie das kulturelle Klima, das die individuelle Entwicklung und Erkundung unterstützte, bewirkten, dass sich Körperarbeit in den USA aus verruchten Rotlichtqartieren und sterilen Gesundheitsorten, in Familien, Kirchen, Psychotherapie und Erholungsorten zum Stress-Abbau verlagerte. Die Anzahl der Massagekurse wuchs innerhalb eines Jahres von 1 auf 6 pro Quartal, als begabte StudentInnen zu InstruktorInnen wurden. Gabrielle Roth, eine Studentin von Mary Whitehouse’s innovativer archetypischer Bewegungslehre, bot Bewegung und Massage an. Dick Price tat sich mit Bernie, Dick Horan und Gabrielle zusammen und sie boten 1969 Kurse in „Körper Bewusstsein“ an. Deborah Medow und andere verbanden Yoga, Massage und abendliches Trommeln und boten den TeilnehmerInnen eine Möglichkeit „in den Körper zu kommen“. Die Massage beschrieb sich selbst als „nonverbal, intuitiv, dem Fluss folgend“. Roberta DeLong Miller, Practitionerin in den 1970er Jahren, begann ihr Buch „Psychische Massage“ mit „Um jemand anderen zu berühren, musst du dich selber berühren können“ gefolgt von der Zeichnung einer nackten Frau in schweigender Meditation. Das Massage Training von Peggy Horan begann mit Schweigen, gefolgt von Tai Chi-Abfolgen, von einer Demonstration streichender Hände, dann tieferer Arbeit an Verhärtungen und abschliessenden, federleichten Streichbewegungen. „Jetzt atme einfach langsam und tief“, wurde den StudentInnen vermittelt, als sie ihre Hände auf ihre ersten PartnerInnen legten. Als dann Practitioner selber persönliche Rolfing Sitzungen erlebten, wollten sie mehr erfahren über Bindegewebe, Muskeln, den Körper ausrichten und tiefer in den Körper hineinarbeiten. Vicky Topp und andere studierten Anatomie und Al Druckers Rolfing-Ableger „Esalen Tiefengewebe Arbeit“, welche intuitive Massage mit mehr physiologischem Wissen verbindet. In den Massageklassen wurde die meditative Atmosphäre beibehalten, aber es wurde begonnen, die Beschreibung der Muskeln, Knochen oder die Anatomie der Atmung mit einzubeziehen. Eine analoge Verfeinerung über das Verständnis des Energiekörpers erfolgte, als Bill Liles und Deborah Medow die Polarity Therapie von Randolph Stone in die Arbeit mit ihren Klassen integrierten. Befreiung zur Bewegung: Rock & Roll Obwohl Massage bereits als Mittel zur Befreiung der Bewegungen gesehen wurde, war es Milton Trager, der in die Esalen Massage einbrachte, den Körper während der Bewegung zu befreien. Er ersetzte mit seinem rhythmischen, pulsierenden Wiegen die Streichbewegungen, mit der Absicht, die Seele von ihrer Vorstellung von Unbeweglichkeit zu befreien und dadurch den Körper frei zu machen. Die Vorstellung, in die Muskeln hineinzuarbeiten, wurde abgelöst von einem sanften Wiegen des Körpers, wobei die Muskeln von ihren Haltemustern weggestossen wurden. Brita Ostrom integrierte Wiegebewegungen in ihre Massage, wobei sie weiterhin mit langen Streichbewegungen arbeitete. Es war, als ob Wiegen und Rollen zur tranceartigen Esalen Massage dazugekommen wären. George King, bekannt für seine Arbeit mit professionellen Tanzgruppen, entwickelte einen Gymnastikstil zur Unterstützung von Bewegung auf dem Massagetisch. Die Sportmassage von David Street lehrte ein Bewusstsein in der Bewegung und behielt gleichzeitig das Gefühl des persönlichen Kontakts im Vordergrund. Andere Practitioners entwickelten passive Dehnungen. „C.C.“ Carl Chase brachte dieselbe intuitive Einstellung, die frühe Practitioner über Berührung und Streichbewegung gefunden hatten, durch hebende, rollende und dehnende Bewegungen ein. Kathleen O’Shaughnessy verband Mikro-Bewegungen und zen-artige Massage. Das Energiefeld reinigen Von Anfang an bestand die Vorstellung, dass Schmerz, Krankheit und psychische Ängste durch Blockaden im Energiekörper verursacht werden, die mit der Hilfe anderer entfernt werden können. Maria Lucia Sauer Holloman entwickelte mit anderen BrasilianerInnen die Spirituelle Massage, bei der spirituelle Führung eingesetzt wird; Hugh Milne und andere beschäftigten sich mit der feinen Pulsfrequenz des Energiekörpers in der cranialen Arbeit; die Practitionerin Lioness Parizek lehrte Chakra Balancing und Massage. Die Schwitzhütten-Zeremonie beleuchtete die Wichtigkeit, die die Vorfahren, die Erde und das Heilen bei den Indianern hatten, indem auch Salbei als Räuchersubstanz verwendet wurde, zusätzlich zum Kräutergemisch, dass in den heissen Bädern verwendet wurde. Practitioner-Ausbildung in Esalen Der öffentliche Grundkurs „Intensiv Massagekurs“ konzentrierte sich vor allem auf: Wie können Leute gelehrt werden, einander zu berühren, Berührung zu empfangen, um so Selbstwahrnehmung, Genuss und Entspannung zu erleben. Als die LehrerInnen eine schützende Kursatmosphäre und ein Verstehen entwickelten, dass Körper und Seele eher verbunden sind als getrennt, wollten die StudentInnen längere, professionellere Trainings. Das Unterrichts-Team zögerte, weil sie befürchteten, dass Trainings die experimentelle, intuitive Charakteristik der Esalen Massage einschränken würde. Dann entschlossen sie sich, den Schritt zu wagen und das Trainingsprogramm wurde 1984 vom Staat Kalifornien bewilligt. Diese innovativen Kurse kombinieren Meditation, Erkunden von Empfindungen, Anatomie, Bewegung und Arbeit an der persönlichen Wahrnehmung. Nur jene, die eines dieser Trainings abgeschlossen haben, dürfen ihre Arbeit „Esalen Massage“ nennen. Die „Esalen Massage and Bodywork Association (EMBA)“ ermöglicht weltweit Vernetzung und Information über die Ausbildung. Esalen Massage versteht sich heute als ein Weg, das Netz von körperlicher, psychischer, energetischer und spiritueller Erfahrung von Person zu Person zu erkunden, verbunden durch den Balsam der Berührung.