Staden

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A Junesche been ermiuramme: die filmische Umsetzung
von Hans Stadens „Wahrhaftige[r] Historie der wilden,
nackten grimmigen Menschenfresser-Leute“ als 'ReTupierung' der europäisch-brasilianischen Begegnung
Einleitung
(2)1999, rechtzeitig zur 500-Jahr-Feier der Entdeckung-Brasiliens, kam dort der Film
Hans Staden in die Kinos, basierend auf der erstmals 1557 in Marburg erschienenen
Chronik jenes deutschen Söldners, der zwischen 1547 und 1555 zweimal in
spanischen Diensten nach Brasilien fuhr und dabei zuletzt über neun Monate in
Gefangenschaft der „der wilden, nackten grimmigen Menschenfresser-Leute“
verbrachte, bei einem Tupi-Guarani-Stamm südlich des heutigen Rio de Janeiro.
Der Filmemacher Luiz Alberto Pereira hat damit (übrigens mit finanzieller
Unterstützung aus Deutschland und Portugal, sowie verschiedener brasilianischer
Kulturbehörden) eine außergewöhnliche Verfilmung einer Chronik aus der
Eroberungszeit vorgelegt – zumindest scheint es auf den ersten Blick so und die
zumeist positiven Kritiken unterstützen diesen Eindruck.
Zwei Dinge fallen dem Philologen ins Auge und dem Kinogänger ins Ohr, und
sie sind auch Ausgangspunkte meiner Untersuchung: erstens die anscheinend große
Nähe zu dem Text der Buchfassung – auf der Ebene von histoire und discours - und
*
zweitens die angestrebte sprachliche Authentizität der Dialoge – in diesem Fall nicht
in Treue zur Vorlage sondern zur vermutlichen historischen Realität: die Indianer
sprechen untereinander tupi antigo, Staden selbst spricht je nach Gesprächspartner
entweder ebenfalls Tupi oder aber Portugiesisch und bedient sich als Erzähler des
Neuhochdeutschen. Ein dritter Punkt ist die Frage, warum gerade die
Menschenfresser-Chronik dieses deutschen Eroberers als Vorlage für einen zutiefst
brasilianischen – man könnte sagen modernen „Nationalfilm“ – besonders geeignet
erschien. Ich muss vorwegnehmen: nicht nur für diesen Film, denn anders als die
Vermarktung des Opus glauben macht, ist es nicht die erste, sondern die zweite
Adaptation der Staden-Chronik. (3) Bereits 1971 hat Nelson Pereira dos Santos
unter dem Titel Como era gostoso o meu francês (How tasty was my little
frenchman) eine erste Fassung unter ganz anderen Vorzeichen produziert, deren
Kenntnis aber sehr erhellend für das Verständnis der zweiten Version ist.
Diese drei und einige weitere Fragen möchte ich unter folgenden Überschriften
behandeln: (4)
1
Stadens wahrhafftige Historie und ihre Rezeption
2
Tupi or not tupi – Antropophagie als kulturelles Rezept
3
Hans Staden: die filmische Umsetzung des Erzähltextes
4
Sprache und Perspektive: Funktionen der Re-Tupierung
Wolf Lustig: Die filmische Umsetzung von Hans Stadens „Wahrhaftige[r] Historie
1
Stadens Wahrhafftige Historie und ihre Rezeption
1.1
Staden im Kontext der Chroniken des Tupi-Guarani-Kulturraums
2
Beginnen wir mit einem Blick auf Stadens Chronik. Sie reiht sich ein in eine Gruppe
von zeitnah in Buchform veröffentlichten Bestandsaufnahmen der naturräumlichen
und ethnographischen Gegebenheiten in Brasilien, die interessanterweise nicht von
Portugiesen oder Spaniern, sondern von deutschen und Franzosen verfasst wurden:
(5)
1557
Hans Staden
Wahrhafftige Historie der wilden, nackten
grimmigen Menschenfresser-Leute (Viagens e
aventuras no Brasil)
1558
André Thévet
Les singularitez de la France Antarctique. autrement nommée Amérique: et de plusieurs terres et
isles decouvertes de nostre temps
1567
Ulrich Schmidel
Wahrhafftige Historien einer wunderbaren Schiffart
1578
Jean de Léry
Histoire d'un voyage faict en la terre du Brésil, autrement dite Amérique
Diese vier Werke sind zugleich die frühesten und aus dieser Zeit wichtigsten
Dokumente zur Ethnographie der Tupi-Guarani-Völker, die sprachlich und kulturell
bis heute Brasilien und die La-Plata-Länder prägen. Unter ihnen ist
Hans Stadens Reisebericht […] das erste ausschließlich
Brasilien gewidmete Buch, das in Europa erschien. Hans
Staden (ca. 1525 – nach 1558), gebürtig aus dem hessischen
Homberg an der Efze, unternahm zwischen 1548 und 1555
zwei Reisen nach Brasilien. Während der zweiten Reise wurde
er 1554 bei São Vicente von brasilianischen TupinambaIndianern gefangen genommen und lebte nach eigenen
Angaben neuneinhalb Monate bei dem menschenfressenden
Stamm, der mit den Franzosen verbündet war und die
Portugiesen bekriegte. Indem er sich als indianischer
Schamane betätigte, kann Staden der rituellen Tötung und
Verspeisung entgehen und schließlich auf einem französischen
Schiff als freigekaufter Sklave über Frankreich nach
Deutschland zurückkehren. Sein auf Anregung des Marburger
Professors Johannes Dryander mit einem Vorwort Dryanders
1557 in Marburg veröffentlichtes Buch enthält nicht nur im
Vergleich zu den frühen Berichten über Amerika erheblich
erweiterte Angaben über die Kultur und insbesondere die
Anthropophagie der Tupinamba-Indianer, sondern auch das
erste wichtige Bildkorpus zu dem Land, darunter auch
drastische Abbildungen der rituellen Tötung und Verspeisung
Wolf Lustig: Die filmische Umsetzung von Hans Stadens „Wahrhaftige[r] Historie
3
von Gefangenen. Wenn auch die Authentizität dieser Angaben
bezweifelt worden ist, angesichts der zahlreichen Quellen zur
Anthropophagie dieser Stämme wohl zu Unrecht, ist sein Buch
doch eines der wichtigsten Werke über Brasilien in der frühen
Entdeckungszeit und hat durch seinen persönlichen Ton und
die Anlehnung an eine protestantisch geprägte, die
Zeugenschaft
für
den
Glauben
herausstellende
Erbauungsliteratur, ein breites Publikum erreicht, wovon
zahlreiche Nachdrucke Zeugnis ablegen.1
Das im Titel von Stadens Chronik hervorgehobene Motiv der Anthropophagie –
zweifelsohne eine reale Praxis bei vielen Tupi-Guarani Gruppen – wird von allen vier
Autoren ausführlich, aber mit unterschiedlicher Bewertung und Gewichtung
behandelt. Erstaunlicherweise findet das Thema gerade bei Hans Staden, der viele
Monate mit der realen Befürchtung leben musste, von seinen „Gastgebern“ verspeist
zu werden, eine relativ nüchterne und distanzierte Darstellung. Keinesfalls wird das
Motiv propagandistisch ausgeschlachtet, wie es eventuell der Titel und spätere
ideologisierende oder sensationalistische Bearbeitungen nahelegen.
Die Autoren der Brasilienchroniken (eben mit Ausnahme Schmidels, der von
der Begegnung mit den Guarani am Río Paraguay erzählt) sind Protestanten, und
der religiös erbauliche Hintergrund ist bei Staden am gegenwärtigsten @Kreuz.
Somit ist der Tenor nicht die verhetzende Anklage der diabolischen Praktiken –
typisch für die Darstellung in den Chroniken einiger katholischer Spanier – sondern
eine mitunter fast intimistische Reflexion über das eigene Schicksal und die Hoffnung
und schließlich Dankbarkeit darüber, von Gott vor den Kochtöpfen der Tupinamba
errettet zu werden.
1.2
Stadens autobiographische Chronik als pikaresker Roman
Eine Besonderheit der der Wahrhafftigen Historie besteht in dem ausgeprägt
autobiographisch-narrativen Charakter zumindest des 1. Teils. Während der 2. Teil in
35 Kapiteln quasi enzyklopädisch „alle Sitten und Gebräuche der Tupinamba“
einschließlich Geographie, Flora und Fauna darstellt (6), sind die 53 Kapitel des
„ersten Büchleins“ die lineare Erählung von Stadens zwei Fahrten nach Brasilien.
Davon ist der weitaus umfangreichste Teil (ab Kap. VI) der zweiten Reise gewidmet
und wurde mit einigen Auslassungen und Ergänzungen (die wiederum häufig
Informationen aus dem 2. Buch verarbeiten) zur Grundlage des Film-Drehbuchs.
Wenn häufig die Rede von den quasi romanhaften Strukturen gewisser
Amerika-Chroniken ist – hier wäre insbesonder Álvar Núñez Cabeza de Vaca zu
erwähnen, dessen Geschichte ja ebenfalls verfilmt wurde – so findet man diese
ganz zweifelsohne auch bei Hans Staden. In Anbetracht der episodenhaften Struktur,
1
Klara Erdei: „Deutsche Südamerikareisende des 16. Jahrhunderts“ [Exposé zur Ausstellung an
der Universität Kiel, 2004], http://www.uni-kiel.de/ub/aktuelles/ausstellungen/sued16/
Wolf Lustig: Die filmische Umsetzung von Hans Stadens „Wahrhaftige[r] Historie
4
der Kondition des Helden als siervo de muchos amos und der zusammenfassenden
Kapitelüberschriften kann man sogar von Anklängen an das zu jener Zeit in voller
Blüte stehende pikareske Genre sprechen. Festzuhalten ist die „Vision von unten“,
die Staden als Gefangener einnimmt, und die sich stark von der Erobererperspektive
unterscheidet, die den meisten Texten des Genres – einschließlich derjenigen seines
Landsmanns Schmidel – eignet.
1.3
Dialogische Struktur und Tupi-Sprachkultur
Ein weiteres Spezifikum Besonderheit, das diese Chronik aus der Vielzahl von
Texten dieses Genres heraushebt und das einem eigentlich erst bewusst wird, wenn
man nach der Grundlage der Filmdialoge fragt, ist der hohe Anteil, den im Text die
Redewiedergabe ausmacht, und zwar zumeist in indirekter Rede, weshalb man sich
beim ersten Lesen des Phänomens kaum bewusst wird. (7) [Dieser Ausschnitt
markiert orange die wörtliche und grün die indirekte Rede.] Es handelt sich dabei um
ein Strukturmerkmal, das man zum Anlass vielfältiger Überlegungen und
Kommentare machen könnte. Ich möchte hier nur daran erinnern, dass die TupiGuarani-Kultur bis heute als eine Kultur des Wortes gilt, in welcher die kommunitären
Strukturen hauptsächlich durch die Interaktion in Form des – oft ritualisierten –
Redens definiert werden.2 Dieses Phänomen hat Staden bewusst oder unbewusst
erfasst. Es prägt seine Erzählung und die Filmemacher haben es zu einem
Angelpunkt ihrer Umsetzung gemacht (eine „linguistische“ Verfilmung).
Dass der Autor ein ausgeprägtes Gefühl und eine Begabung für alles
Sprachliche hat, geht bereits daraus hervor, dass er nach kurzer Zeit des
Tupinamba-Dialekts bzw. der Tupi-basierten língua geral mächtig war, so dass er
sich mühelos mit seinen neuen Herren verständigen konnte und in dieser Sprache
sogar mit französischen Händlern kommuniziert. Sprachverwendung und code
switching werden dabei explizit von ihm kommentiert ().
(8) Des weiteren – und diese Besonderheit macht für die Guarani-Philologie
den besonderen Wert von Stadens Chronik aus – enthält der Text etwa ein Dutzend
kompletter Äußerungen3 in einem Tupi-Guarani-Dialekt, die der Autor vermutlich
relativ korrekt und akribisch zu transkribieren wusste und effektvoll in
Schlüsselsituationen anbringt. Berühmt ist der Ausspruch, zu dem er selbst im
Rahmen des Anthropophagie-Rituals gleich zu Beginn seiner Gefangenschaft
gezwungen wird: „a Junesche been ermiuramme“ in Stadens eigener Transkription,
von ihm selbst richtig übersetzt als „ich, euere Essenspeise komme“. In heutigem
Guarani wäre es „ajúne che pene rembi’urãma“, in dem von den Filmtextern
2
Melià
3
Berchem zählt “rund 150 Wörter und Wendungen” – das scheint vor allem bzgl. Der
zusammenhängenden Ausdrücke hoch gegriffen. (KLL)
Wolf Lustig: Die filmische Umsetzung von Hans Stadens „Wahrhaftige[r] Historie
5
verwendeten klassischem Tupi lautet es ein wenig anders, doch da nicht
festzustellen ist, welchen Dialekt um 1550 die Indianer von Ubatuba sprachen, kann
man zugestehen, dass die indigenen Einsprengsel von Staden sehr originalgetreu
verschriftlicht wurden.4
Sehen wir uns zur weiteren Einstimmung die Szene zu Beginn des Filmes an, in
der sowohl dieser Ausspruch vorkommt, als auch ein weiteres schon geflügeltes
Wort aus Stadens Text: „opererek ñane rembi’u oikóma“ oder, wie es original auf
hessisch heißt: „Des lachten sie und sagten: da kompt unser Essekost her
hüppende (cap. XXVIII, 140). (00600_ajuneche.avi)
1.4
Die ersten Bilder aus Brasilien
Zusätzlich an Interesse – auch für ein breiteres Publikum – gewinnt die Wahrhafftige
Historie durch die zahlreichen Holzschnitte, (9) mit der ein Marburger Illustrator
offenbar nach Absprache mit dem Autor bereits die Erstausgabe bebilderte und die
sogar einige Informationen enthalten, die sich nicht dem Text entnehmen lassen.
Sicher war es verkaufsfördernd, wenn hier die Bilder zu Tötung, Zubereitung und
Verzehr der Opfer ein größeres Gewicht gewinnen als in dem Bericht selbst, und
natürlich wird die Tatsache der Nacktheit
aller Beteiligten, die in dem Buch nur
marginal erwähnt wird erst durch die Bebilderung augenfällig und attraktiv.
Die 54 Holzstiche des unbekannten Künstlers sind offensichtlich ein Element,
das neben Erzählung und Dialog als dritter wichtiger Rohstoff für die Verfilmung
*
Verwendung fand, und das sogar hilft die Struktur des Buches szenisch umzusetzen,
(10) wenn etwa in beiden Medien zu Anfang und Beginn der Geschichte eine
Karavelle auf See gezeigt wird.
Stadens Chronik wurde allerdings nicht nur mit diesen relativ quellennahen
Illustrationen veröffentlicht, sondern auch in Ausgaben, zu denen der berühmte
flämische Graveur Theodor de Bry die Bebilderung lieferte. (11) Seine Interpretation
der Geschehnisse rund um die Kochtöpfe Ubatubas ist ungleich drastischer und
prägt bis heute das „Bild“ von den „nackten grimmigen Menschenfresser-Leuten“,
nicht zuletzt weil viele Staden-Ausgaben von diesem und nicht dem Originalmaterial
begleitet sind. So hat auch Luiz Alberto Pereira seinen Film ganz explizit mit De BryMotiven bebildert, worauf wir später noch zu sprechen kommen.
1.5
Rezeption
1.5.1
Europa
Diese bereits früh erfolgte Akzentsetzung auf „nackt“ und „Menschenfresser“ prägte
und förderte die Rezeption in Europa und verhalf dem Buch noch im 16. und 17.
4
Vgl. Hans-Rudolf Wicker: Wie die Tupínambá Brasiliens zu Edlen Wilden gemacht wurden und
weshalb sie 1550 im französischen Rouen Krieg führten. # 2004
Wolf Lustig: Die filmische Umsetzung von Hans Stadens „Wahrhaftige[r] Historie
6
Jahrhundert zu an die 50 Übersetzungen und Auflagen. Trotz allem gehört Hans
Stadens Werk in der Alten Welt der Entdecker heute sicher nicht zu den
berühmtesten und am meisten gelesenen oder zitierten Amerika-Chroniken.
1.5.2
Brasilien
Ganz anders in Brasilien. (12) Hier gelangte Stadens Geschichte zwar erst im 20.
Jahrhundert in neuen Übersetzungen zu größerer Bekanntheit,5 entwickelte sich
dann aber sehr schnell zu einem Bestseller, der auch aktuell in mindestens fünf
unterschiedlichen, zumeist illustrierten Ausgaben im Buchhandel verfügbar ist.6 Man
kann fast behaupten, dass „jedes Kind“ in Brasilien die Geschichte des deutschen
„Abenteurers“ kennt, seitdem der erfolgreiche brasilianische Schriftsteller
José
*
Bento MONTEIRO LOBATO seine Geschichte 1925 erstmals in Form einer AbenteuerGeschichte à la Robinson Crusoe als Jugendbuch adaptierte.7 1996 lag das Buch in
der 32. Auflage vor.
(13) Rechtzeitig zur 500-Jahrfeier und etwa gleichzeitig mit dem Film erschien
die Verdadeira História dos Selvagens, nus e ferozes devoradores de homens.
Primeiros registros escritos e ilustrados sobre o Brasil in einer neuen Übersetzung
von Pedro Süssekind und wurde prompt von der Fundação Nacional do Livro Infantil
e Juvenil als bestes Buch des Jubiläumsjahres preisgekrönt.
Aber auch die ikonische Komponente des Urtextes wurde kreativ rezipiert: (14)
Der große brasilianische Maler Cândido Portinari schuf 1941 einen Zyklus von 26
Tuschezeichnungen zu Stadens Geschichte, die jedoch wegen ihres drastischen
Charakters nicht den Gefallen seinens Auftraggebers George Macy fanden,8 dafür
aber mit umso größerem Erfolg 1998 – wieder im Umfeld des symbolträchtigen
Datums – publiziert wurden. Der „anthropophagische“ Titel der Publikation: Portinari
devora Staden erhellt sich im Licht der modernistischen Ästhetik, auf die ich gleich
noch zu sprechen komme.
Es wird nun auch keinen mehr verwundern zu hören, dass Stadens Abenteuer
von dem ebenso bekannten wie engagierten Zeichner (15) Jô de Oliveira aus
Pernambuco 1989 in die Form von quadrinhos, also Comic-Strips, gegossen wurden
und als um clássico dos quadrinhos brasileiros gelten.9 In der Tat ist der Schritt zu
5
Primeira edição em português, 1892
6
Primeira edição em português, 1892; 2-a, 1930. Já a 3-a edição se fez em nova tradução. O
texto de H. Staden foi traduzido para o alemão moderno por Carlos Fouquet, com a respectiva
tradução portuguêsa de Guiomar de Carvalho Franco (Publicação da Sociedade Hans Staden,
São Paulo, S.P.). <http://www.movieguide.com.br/filme.view.php?id_filme=492>
7
Mário Feijó: „Monteiro Lobato e a adaptação de clássicos para crianças”, Paralelos,
http://www.paralelos.org/out03/000497.html.
8
Rodrigo Herrero: „O Homem Brasileiro de Portinari”, in: Rabisco, 32 (22/12/2003 a 10/1/2004),
http://www.rabisco.com.br/32/portinaribio.htm
9
Die Comics erschienen zunächst 1989 in der italienischen Zeitschrift Corto Maltese und erst
2005 im brasilianischen Verlag Conrads. – Marcelo Naranjo: „Conrad lança Hans Staden em
Wolf Lustig: Die filmische Umsetzung von Hans Stadens „Wahrhaftige[r] Historie
7
dieser Gattung nicht sehr groß, die von Staden wiedergegeben Dialoge liefern
ausreichend Material für Sprechblasen, die im Prinzip direkt in manche der
Originalillustrationen eingezeichnet werden können.
2
Tupi or not tupi – Antropophagie als kulturelles Rezept
Der Überblick über die brasilianische Rezeption zeigt, dass wie selbstverständlich
ziemlich genau 500 Jahre nach der europäischen Entdeckung Brasiliens das
Interesse an einem „Gründungstext“ wie demjenigen Stadens neu erwacht. Das
geschieht nicht zuletzt mit Förderung kultureller Institutionen und mit einem gewissen
didaktischen Anliegen, das ja schon Monteiro Lobato antrieb: „Uma aula de história
do Brasil“ – so begrüßt auch die Folha de São Paulo die Erstaufführung des Films.
2.1
Modernismus und Anthropophagie
(16) Doch das ist nicht der einzige Grund für die Auferstehung Hans Stadens im
Brasilien des 20. Jahrhundert. Um vor allem die aktuelle Bedeutung des
Anthropophagie-Motivs und die Neubewertung der Tupi-Sprache zu verstehen –
gerade letztere spielt eine große Rolle in Luiz Alberto Pereiras Realisation – muss
man an die kulturelle Bewegung des brasilianischen Modernismo Mitte der 20er
Jahre erinnern, der diese beiden Elemente auf seine Fahnen geschrieben hatte.
Der avantgardistische Schriftsteller Oswald de Andrade (1890–1954) hatte
*
1928 mit seinem Manifesto de Antropofagia dazu aufgerufen, „das europäische Erbe
zu verschlingen, zu verdauen und zu einer eigenen innovatorischen nationalen Kultur
umzuwandeln“.10 Das Motiv des Kannibalismus erhielt damit eine kulturrevolutionäre
Bedeutung. Der Schlachtruf der Modernisten war das legendäre „Tupy or not tupy,
that is the question“,11 entsprechend einer halb ernst, halb humoristisch gemeinten
Bestrebung, Symbole und Werte der als klassisch brasilianisch stilisierten Tupi-Kultur
wieder zu beleben, inklusive der im 18. Jahrhundert auf Bestreben Portugals
zurückgedrängten Tupi-Sprache.12
adaptação de Jô Oliveira”, Notícias Quadrinhos,
http://www.universohq.com/quadrinhos/2005/n15022005_07.cfm , vgl. “Hans Staden: História...
em quadrinhos“,
http://www.conradeditora.com.br/index.php?option=com_content&task=view&id=672
10
Erhard Engler, “Die brasilianische Literatur“, in KLL
11
Raul Bopp. Movimentos modernistas no Brasil: 1922-1928. Rio de Janeiro: São José, 1966. p.
71. – Eine erste umfassende Untersuchung zu religiösen Aspekten der Tupi-Kulturen und der
anthropophagischen Bräuchen hatte im gleichen Jahr Alfred Métraux vorgelegt (La religion des
Tupinamba, 1928)
12
In der Folge erschienen verschiedene Wörter- und Lehrbücher des „tupi antigo“, insbesondere
der Curso.. von Pe. Lemos Barbosa und der Método moderno von Eduardo Almeida Navarro.
Hélder Peri, Schüler und Mitarbeiter des letzteren gab den Darstellern des Films vor und
während der Dreharbeiten Unterricht in Alt-Tupi.
Wolf Lustig: Die filmische Umsetzung von Hans Stadens „Wahrhaftige[r] Historie
8
*Hans Stadens Chronik – zweifellos eine der objektivsten und realistischen
Darstellungen nicht nur der rituellen Anthropophagie sondern der Tupi(namba)-Kultur
überhaupt und außerdem eines der wenigen authentischen Sprachdokumente – war
somit ein zentraler Bezugstext für Modernisten und Tupinisten13 und es ist – auch in
Anbetracht der bereits angesprochenen Textkonstitution – kein Wunder, dass er in
diesem Sinne bald auch cineastisch aufgegriffen wurde.
2.1.1
Hauptthema in Como era gostoso, vermischt mit Erotik
(17) Das geschah erstmals fast drei Jahrzehnte vor der Produktion, in dem
bereits ewähnten Film von Nelson Pereira dos Santos von 1971 „Como era gostoso
o meu francês“, oder „How tasty was my little frenchman“, unter welchem Titel der
Streifen 2005 in den USA als VHS-Video auf den Markt kam.
Der Film entstand im Umkreis des Tropicalismo, einer Wiederbelebung der
modernistischen Ideen nach 1968. Stadens Geschichte wird unter Einbeziehung von
Motiven aus der Chronik des Jean de Léry modifiziert und allegorisch umgedeutet:
Der Protagonist heißt Jean, ist Franzose und erleidet dasselbe Schicksal wie der
Homberger, allerdings mit einem ganz anderen, symbolträchtigen desenlace.
Während seines Aufenthalts bei den Tupinamba verliebt er sich in eine schöne
Indianerin, versäumt daher die Gelegenheit, mit einem französischen Schiff zu
fliehen und lässt sich daher – heldenhaft, bewusst und liebend – der brasilianischen
Tupi-Kultur „einverleiben“. Im Klartext, er selbst wird von seinen Gastgebern rituell
getötet und verspeist.14 – eine deutliche filmische Umsetzung des modernistischen
Credos.
Bereits in diesem Film fungiert die Tupi-Sprache als língua geral, wobei
entsprechend dem Initiationsmotiv, das eine wesentliche Funktion hat, der
Protagonist die Sprache während seiner Gefangenschaft erst langsam erlernt, vor
allem im Umgang mit seiner indianischen Geliebten.
*
2.2
Geschichte des brasilianischen Tupi-Kinos
(18) Como era gostoso o meu francês war jedoch auch nicht der erste brasilianische
Film, in dem die von den Modernisten entdeckte quasi „klassische“ Sprache des
Landes zur Sprache kommt. In mindestens sieben Produktionen, die sämtlich um die
Frage der brasilidade und ihr Verhältnis zu einem mehr oder weniger ästhetisierten
Tupi-Erbe kreisen, ist es präsent:
13
Alcmeno Bastos: "Hans Staden e o Modernismo brasileiro: a antropofagia em questão",
http://www.alcmeno.com/html/textos/texto2.PDF
14
Vgl hierzu die vergleichende Analyse von Guiomar Ramos: “Como era gostoso o meu Hans
Staden”, Os Brasis Indígenas.Mostra de filmes e vídeos (São Paulo, Junho e Agosto de 2000),
http://www.mnemocine.com.br/osbrasisindigenas/guiomar.htm
Wolf Lustig: Die filmische Umsetzung von Hans Stadens „Wahrhaftige[r] Historie
9
Descobrimento do Brasil
Humberto Mauro
Macunaima,
Joaquim
Andrade
Como era gostoso o meu francês
Nelson
Santos
Uirá, um índio em busca de deus
Gustavo Dahl
197416
Hans Staden
Luiz Alberto Pereira
1999
Alain Fresnot
200317
d:\TEXT\Publ\staden\schwamborn.htm
07Desmundo
-
Pedro
Pereira
1937
de
dos
196915
1971
Diese Tradition verdient zweifellos eine eingehendere Untersuchung. Dass eine
gewisse Kontinuität vorliegt, die es rechtfertig von einer eigenen Tradition zu
sprechen, legen allerdings schon die Umstände nahe, dass der Pionier dieser
Strömung, Humberto Mauro, auch die Tupi-Dialoge zu Como era gostoso o meu
francês schrieb und dass alle sechs Filme Adaptationen literarischer Vorlagen sind,
sei es von historischen Chroniken oder von modernen Romanen, deren Thema die
sprachliche und kulturelle Identität eines Brasiliens mit tupi-indianischen Wurzeln ist.
3
Hans Staden: Die filmische Umsetzung des Erzähltextes
Ich hoffe, dass damit Luiz Alberto Pereiras Filmprojekt hinreichend in seinem
literarisch-cineastischen Kontext situiert ist und auch Antworten auf die Frage
gegeben wurden, warum gerade Stadens „Menschfresser-Chronik“ im Brasilien des
Jahres 2000 einen aktuellen und sehr geeigneten Stoff abgibt. Wir können uns nun
also der Frage der quantitativen und qualitativen Umsetzung des Erzähltextes
zuwenden.
(19) Zunächst fällt beim Vergleich von Text; Bild und Film auf, dass tatsächlich
eine maximale Übereinstimmung der der Ursprungs- und Ziel-Medien versucht und
auch erreicht wurde. Beginnend mit dem Moment, da Staden auf der Suche nach
15
„Macunaíma ist die surreale Fabel über einen Brasilianer, der von Brasilien gefressen wird. Als
Erwachsener mit schwarzer Hautfarbe geboren, mutiert er auf seinem Weg vom Busch in die
Stadt mit Hilfe einer magischen Quelle zum Weißen, um nach makabren Abenteuern wieder im
Urwald unterzutauchen... Im Weg dieses Simplizissimus durch den Dschungel des Lebens
manifestiert sich ein parabelhaftes Lehrstück über Macht und Unterdrückung. Glauber Rocha
bezeichnete diese schrille, farbenfrohe Satire über Kannibalismus als modernistischen Samba
in Kinoform.“ (http://www.filmarchiv.at/events/cinelatino/macunaima.htm)
16
“Baseado em um livro de Darcy Ribeiro, o filme foca a trajetória de Uirá, um índio UrubuKaapor, na busca pela "terra sem males". A aventura começa após a morte de seu primogênito,
quando ele e sua família decidem ir a busca de Maíra o Herói criador nas culturas Tupi. Nesse
processo, Uirá e sua família saem de sua aldeia no interior do Maranhão e chegam a capital,
São Luiz.” (http://www.mnemocine.com.br/osbrasisindigenas/v1.htm)
17
Schwamborn, Ingrid: "Desmundo, der Roman von Ana Miranda (1996), der Film Desmundo
(2003) von Alain Fresnot und das Sprachenproblem in Brasilien im 16. ", in: ABP - Afrika Asien
Brasilien Portugal, 1, (2005), S.#
Wolf Lustig: Die filmische Umsetzung von Hans Stadens „Wahrhaftige[r] Historie
10
seinem verschwundenen indianischen Diener in die Hände der Tupinamba fällt (Kap.
XVI) bis zu seiner Heimreise auf dem französischen Schiff (Kap. LII) wird das
Geschehen fast vollständig dialogisch und szenisch umgesetzt. Lediglich 9 von 36
Kapiteln dieser zentralen Sequenz (Kapitel XIX-XX, XXXII, XXXVII, XXXIX, XLIIIXLV, XLVII) finden keine direkte Entsprechung. Ihr Fortfall beeinträchtigt die „Einheit
der Handlung“ im aristotelischen Sinne in keiner Weise. Teilweise werden die in
diesen Kapiteln angesprochenen Motive (Verspeisung von Gefangenen, Stadens
Wirken als Heiler und „Zauberer“) bereits in anderen Zusammenhängen eingebracht,
oder es handelt sich um „blinde Motive“, die für den Spannungsbogen abträglich und
für die Botschaft unerheblich sind, wie etwa ein Ausflug in ein benachbartes Dorf.
3.1
Sittenbilder und (neue) GeschichtenInteressant scheinen auf der anderen
Seite die Hinzufügungen von Szenen, die im Erzählablauf des Textes keine
Entsprechung haben. Ihre Analyse soll uns gestatten, etwas über die inhaltlichen
Akzentsetzungen auszusagen, die den Film bei allem Realismus zu mehr als einer
Übersetzung in andere Medien machen. Hier ist zu unterscheiden zwischen
Passagen, die den ethnographischen Abhandlungen des 2. Buches entsprechen und
solchen, die offenbar vollkommen neu erfunden sind.
3.1.1
Ethnographische Bilder
(20) Die Informationen, die Staden im zweiten Teil seines Buches liefert sind
zum einen natürlich im gesamten Bühnenbild präsent, in der Auswahl des Drehortes,
dem rekonstruierten Indianerdorf, in der Maske (die Darsteller sind ja nicht eigentlich
nackt, sondern kunstvoll bemalt und geschminkt).
Ebenso werden aber die von Staden beschriebenen Sitten und Gebräuche
auch in Form kurzer Szenen in den Ablauf eingebaut, wie hier die Zubereitung, des
Maniok, die Herstellung von Pfeilen und die Baumwollverarbeitung, kurz vor der
Umsetzung des „Zahnweh-Kapitels“ XXVII (00721_dorfleben.avi)
*
3.1.2
Anthropophagie-Ritual
Auch das Anthropophagie-Ritual wird in der Erzählung nicht extensiv entwickelt. (21)
Am Ende des XVI. Kapitels fügt Staden jedoch einen Verweis auf das 2. Buch ein
(“Wie das zugeht, habe ich in einem späteren Kapitel beschrieben“), und genau
diesen Verweis setzt der Film szenisch um, wobei er die abstrakt geschilderte
Zeremonie mit der Geschichte des Gefangenen verknüpft, von der in diesem Kapitel
die Rede ist. Am Anfang sieht man übrigens als weitere ethnographische
Reminiszenz Frauen, die entsprechend dem Rezept aus Buch 2 Maniokbier
zubereiten (05423_jejuka.avi).
Wolf Lustig: Die filmische Umsetzung von Hans Stadens „Wahrhaftige[r] Historie
3.1.3
11
Naira
(22) Eine wesentlich dünnere, wenn nicht gar keine Textgrundlage, hat Stadens
Liebesbeziehung zu einer im Buch nicht erwähnten jungen Stammesangehörigen
namens Naira. Nur ein Satz,
bezogen auf den Umgang mit den Gefangenen, kann
als Rechtfertigung für dieses im Film recht präsente Motiv herhalten: „Sie geben ihm
eine Frau, die ihn versorgt und auch mit ihm zu tun hat“ (Kap. XXVIII, 251). Im
Hintergrund wird übrigens eindeutig auf Guarani und nicht auf Tupi gesungen, doch
dazu später (04145_kyhape.avi).
Wenn man nun den ersten Staden-Film von Pereira dos Santos zum Vergleich
heranzieht, sieht man, dass die Inspirationsquelle für dieses Motiv eindeutig hier
liegt: (fm02018_kyhape.avi). Es lässt sich nicht leugnen, dass die Episode in dem
*
älteren Film dramatischer und überzeugender gestaltet ist, hat sie doch eine
wichtige, retardierende Funktion in Jeans Prozess der Annäherung an die TupiKultur. Hingegen tendiert man bei der Neubearbeitung zur Annahme, dass es sich
um eine publikumsgefällige Dreingabe handelt, die am Ende des Films auch noch
einmal eine gefühlsgeladene Trennungsszene hergibt.18
3.1.4
Der gute Staden
Dennoch hängt dieser hinzugefügte Handlungsstrang nicht ganz in der Luft, denn er
stellt zum einen den weißen Protagonisten als einen gefühlvollen, guten und loyalen
Menschen dar, vor allem ohne jegliche rassische Vorurteile – also sympathisch und
positiv, vollkommen anders als uns nicht nur seit Bartolomé de las Casas und der
Leyenda negra die europäischen Abenteurer und Eroberer in literarischen und
filmischen Bearbeitungen erscheinen.
(23) In die gleiche Richtung weist eine andere, offensichtlich vollkommen neu
erfundene Episode, in welcher Staden einen entlaufenen Negersklaven vor den
Speeren und vielleicht sogar dem Bratrost der Tupinamba bewahrt.
(04553_kamba.avi). Die Rassisten sind hier die Indianer, nicht der Europäer. Vor
dem Schwarzen haben sie eine im Wortsinne höllische Angst, denn sie halten ihn für
einen Teufel und stimmen schließlich eine Art exorzistischen Gesang an. Die Szene
dient auch dazu, Stadens zutiefst humane und überzeugende Frömmigkeit zu
verbildlichen, die ansonsten im Text nur in Form von Gebeten und filmisch schwer
umsetzbaren erbaulichen Reflexionen präsent ist.
18
Außerdem gibt die Beziehung zu Naira dem Protagonisten Anlass, gegen Ende des Fils (1:14),
als ihm seiner neuer Herr Avatipoçanga eine andere Frau zuweisen möchte, seine Loyalität
gegenüber der wirklich geliebten unter Beweis zu stellen und außerdem den Kulturkonflikt am
Thema Poly- vs. Monogamie zu illustrieren.
Wolf Lustig: Die filmische Umsetzung von Hans Stadens „Wahrhaftige[r] Historie
3.1.5
12
Jurupary und die bösen Wilden
(24) Die religiöse Dimension ist ein ganz wichtiges, wenn nicht das Hauptmotiv von
Stadens Reisebericht, und so ist es gerechtfertigt, wenn es im Film seinen – wenn
auch anders realisierten – Niederschlag findet. Staden überlebt mit und durch
seinen Glauben der überhaupt nichts Heuchlerisches, Aggressives, Apodiktisches
hat wie der Katholizismus mancher spanischen Chronisten, Ein Religionsgespräch
das Staden am Vorabend von dessen Tötung und Verzehr mit einem Gefangenen
führt, hat einen geradezu seelsorgerischen Charakter (Kap. XXXVI, 158). Während
also das Christentum – oder besser Stadens persönlicher Glaube – im Buch und
auch im Film sich in einer sympathischen Weise manifestiert, gilt das keineswegs für
die Religiosität der Tupinamba.
In diesem Bereich bemüht sich der Film um eine differenziertere und
kohärentere Darstellung als man sie bei Staden findet. Dieser nämlich hält fälschlich
die Zeremonialrasseln Maraka für die Götter der Tupinamba und stellt auch keine
Überlegungen hinsichtlich des religiösen Charakters der Anthropophagie an. Anders
die Autoren des Films, die offenbar keine Fehlinformationen verbreiten wollen und in
mehreren Szenen eine mythische Figur namens Jurupari ins Spiel bringen.)
In dieser Szene – Besuch bei einem Zauberer, der in Stadens Geschichte
nicht vorkommt – erscheint Jurupari als eine Menschenopfer fordernde Gottheit des
altmexikanischen Typs. (02123_jurupari.avi Diese Interpretation einer im gesamten
Tupi-Guarani-Kulturraum bekannten legendären Gestalt hat zwar keine solidere
*
ethnologische Basis als die Annahme Stadens,19 sie kann aber als Indiz dafür gelten,
dass die Drehbuchautoren sich zumindest bemüht haben, der Darstellung der TupiReligiosität eine größere Tiefe zu geben und sie zumindest von europäischen
Fehlinterpretationen zu befreien.
Die indianische Kultur gerät dadurch allerdings keineswegs in ein positiveres
Licht. Vor dem Hintergrund des Topos vom Guten Wilden, der sowohl dem Buch als
auch dem Film abgeht,20 muss man eher von einer ernüchternden Tendenz bei der
Darstellung der indianischen Kultur sprechen. Einige Szenen, die im Text der
Chronik ebenfalls nicht vorkommen, aber ein Motiv aus Como era gostoso wieder
aufgreifen, heben in diesem Sinne die ja auch anderweitig oft beschworene
Aggressivität der Tupi-Guarani Völker hervor.21 (25) Als Beispiel hier die Episode,
bei der Naira dem französischen Händler ihren Papagei nicht gegen lächerlichen
19
“Jurupari é, pois, o antenado lendário, o legislador divinizado, que se encontra como base em
todas as religiões e mitos primitivos.” Câmara Cascudo: Dicionário do Folclore brasileiro, Rio de
31972,
Janeiro
S.
496
vgl.
http://www.terrabrasileira.net/folclore/regioes/3contos/entesnor.html#jurupari
u.
Valencia
Solanilla: Las enseñanzas de Yurupary
20
Vgl. Wicker #
21
Lustig 2005
Wolf Lustig: Die filmische Umsetzung von Hans Stadens „Wahrhaftige[r] Historie
13
Glitzerkram, sondern höchstens gegen im Tausch „viele Gewehre“ überlassen will.
(10450_papagei.avi)
3.2
Text- und Bildumsetzung
3.2.1
Retupierung durch Objektivierung des gesprochenen Textes
(26) Nach dieser Revue einiger inhaltlicher Akzente, die dem Film doch eine
gewisse Eigenständigkeit gegenüber der Vorlage verleihen, nun ein Blick auf die
Umsetzung des discours, also im wörtlichen Sinne der Redestrukturen in Stadens
Text.
Am Beispiel einer Passage aus dem Kap. LI sieht man, wie ein Maximum des
Erzähltextes filmisch umgesetzt wird – hier gelb markiert die eigentliche Erzählrede
und grün die Wiedergabe der Figurenrede, die wie bereits erwähnt, breiten Raum
einnimmt und hier wie so oft in Form der indirekten Rede vermittelt wird:
(11626_perot.avi)
Inzwischen hatten die Franzosen, die nach Niteroi gekommen
waren, auch schon erfahren, daß ich hier unter den Wilden
lebte. Deshalb schickte der Kapitän zwei seiner Leute und
einige befreundete Häuptlinge aus dem Orte nach Takuarasutiba. Sie kamen in die Hütte des Häuptlings Soowaraasu,
die nahe bei meiner war. Die Wilden brachten mir die Nachricht,
daß zwei Leute von den Schiff gekommen seien. Darüber freute
ich mich sehr und ging gleich zu ihnen. Ich begrüßte sie in der
Sprache der Wilden. Wie sie mich so elend da stehen sahen,
hatten sie Mitleid und gaben mir Teile von ihrer Kleidung. Ich
fragte, warum sie hier seien, und sie antworteten, daß sie
meinetwegen gekommen seien. Sie hätten Befehl, mich
unter allen Umständen aufs Schiff zu bringen. Da wurde ich im
Herzen froh über die Barmherzigkeit Gottes. Zu dem einen der
beiden – er hieß Perot und verstand die Sprache der Wilden –
sagte ich, er solle vorgeben, daß ich sein Bruder sei und er
einige Kisten voll Handelsgüter dabei hätte, damit die Wilden
mich zum Schiff brächten und die Kisten holten. Weiterhin sollte
er vorgeben, daß ich unter ihnen bleiben wollte, um Pfeffer und
andere Waren zu sammeln, bis das Schiff nach einem Jahr
wiederkäme. Auf diese Angaben hin brachten sie mich zum
Schiff, und mein Herr zog selbst mit. Im Schiff hatten alle Mitleid
mit mir und erwiesen mir viel Gutes. (Kap. 51, 194f.22)
22
Kap. LII im Original Marburg 15..
Wolf Lustig: Die filmische Umsetzung von Hans Stadens „Wahrhaftige[r] Historie
14
Die Transformation vom Indirekten zum Direkten ist freilich ein Phänomen das bei
der Verfilmung eines Erzähltextes notwendig und auch gewollt ist, wenn man
bedenkt, dass die sprachlich vermittelnde Instanz – der Erzähler – seine Funktion an
die viel „direkteren“ scheinenden filmischen Mittel abgibt.
Im Falle der Umsetzung von Stadens Chronik ist der Film auf der Skala der
Unmittelbarkeit von der Vorlage aber noch weiter entfernt als im Normalfalle, denn
der Text ist aufgrund seines autobiographischen Charakters und die Dämpfung alles
Dramatischen durch Reflexion und die indirekte Rede schon weiter entfernt als ein in
objektiver Erzählrede gehaltener Text, bei dem der Erzähler nicht am Geschehen
teilhat. Und noch einen Schritt näher am objektiven Geschehen versucht uns nun der
Film zu situieren, in dem er auch die Instanz der Übersetzung Tupi>Deutsch zu
eliminieren versucht, die ja eine weitere Brechung der erzählten Wirklichkeit darstellt,
indem er nicht nur die Tupinamba, sondern sogar Staden und die übrigen Europäer
Tupi sprechen lässt. Man könnte sagen, dass sich die Filmemacher bemüht haben,
in extremer Weise den objektiven, brasilianischen Kern des recht subjektiven,
europäischen Textes „herauszuschälen“.
Streben nach Objektivität und Unmittelbarkeit
3.2.2
Filmische Realisierung der Illustrationen
(27) Der gleichen Intention gehorcht die Umsetzung der Illustrationen, deren
Vorhandensein natürlich einen Glücksfall für die Inszenierung darstellt. An vielen
Stellen des Films wird sichtbar, dass nicht der Text, sondern das Bild Ausgangspunkt
der Szenengestaltung ist. Das sieht man etwa hier, wo Staden betend vor seinem
Holzkreuz kniet. Auch hierfür gibt es nur eine vage erzählerische Grundlage im Text
des Kap. XVI hat.23 (46_holzkreuz / 011046)
Natürlich ist nicht zu leugnen, dass die „europäische Sicht“ auch in den
Illustrationen präsent ist, deren Inhalt genau genommen das Resultat zusätzlicher
Brechungen und Verfälschungen ist. So hat der Marburger Illustrator die Bilder erst
anhand von Stadens Bericht angefertigt. Im Verhältnis dazu noch trügerischer sind
die um vieles realistischer anmutenden Kupferstiche von Theodor de Bry, (28) die
*
zur Verbreitung von Stadens Abenteuern mehr beigetragen haben als die eher
skizzenhaften Illustrationen der Erstausgabe.
Das mag die folgende Szene
illustrieren, die ebenfalls der textlichen Grundlage entbehrt und zu der es in der
Erstausgabe auch keine Illustration gibt. Die Vorlage ist ganz offensichtlich de Brys
Kupferstich.24 (totenfeier_kl / 03743_totenfeier.avi)
23
„Ich hatt ein Creutz gemacht von eynem reydel / und vor der hütten auff gericht / darin ich war /
bey dem ich vil mals mein gebet thet zum herren“ (46, 187 bei Schlemmer)
24
Sievernich, Gereon [Hg.]: America de Bry: 1590 - 1634: Amerika oder die Neue Welt - die
"Entdeckung " eines Kontinents in 346 Kupferstichen. Berlin: Casablanca, 1990, S. 130 (zu Kap.
34).
Wolf Lustig: Die filmische Umsetzung von Hans Stadens „Wahrhaftige[r] Historie
15
Auch hier nimmt der Film eine „Retupierung“-Retuschierung in dem Sinne vor,
dass der bildlichen Umsetzung alles Europäisch-Renaissancehafte genommen wird
und stattdessen die Tupinamba-Darsteller so präpariert auftreten, wie es die
ethnologischen Berater des Filmteams empfohlen haben müssen. Überdies wird aus
dem rein visuellen durch die Untermalung mit indianischem Gesang hier ein KlangBild – allerdings mit dem kleinen Kunstfehler, dass die Musik von Marlui Miranda –
teilweise im Original – Gesänge der heute eher zufällig in der gleichen Region
angesiedelten Mbya-Guarani verwendet, die zu den gemeinten Tupinamba etwa in
dem Verhältnis stehen wie ein Portugiese zu einem Lateiner.
4
Sprache und Perspektive: Funktionen der Re-Tupierung
4.1
Tupi ou jevyr
Kommen wir nun zum Abschluss zurück auf die scheinbare sprachliche Sensation:
ein moderner Kinofilm auf Tupi. Wie bereits erwähnt, hat die Tupi-Sprache im 20.
Jahrhundert wiederholt Renaissancen erlebt, zuletzt eben im Umfeld des 500.
Jahrestages.25 (29) Wesentlichen Anteil an der Restituierung dieses nationalen
Erbes hat Eduardo de Almeida Navarro, Professor an der USP und Autor eines weit
verbreiteten Lehrbuchs, dessen Schüler und Mitarbeiter Hélder Perri Ferreira zwei
Monate lang für die sprachliche Schulung der Darsteller vor und während der
Dreharbeiten abgestellt wurde. Dabei dürfte es allen Beteiligten bewusst gewesen
sein, dass das im Film und den Lehrbüchern verwendete tupi antigo eine
Kunstsprache ist, nämlich jene língua brasílica, die als Gemeinsprache erst in der 2.
Hälfte des 16. Jahrhunderts von den Jesuiten – insbesondere von José de Anchieta
mit seiner Grammatik von 1555 – systematisiert und bis zu einem gewissen Grade
normiert und dadurch auch europäisiert wurde.
Die Tupinamba, deren Sprache
Staden erlernte, sprachen eine von vielen Dutzend Varianten des Tupi-GuaraniSprachstamms, die offenbar dem bis heute in Paraguay und von Guarani-Gruppen in
Brasilien gesprochenen Guarani näher stand. Das wird allerdings nur erkennbar,
wenn man die Sprachfragmente in der Marburger Ausgabe von 1556 mit Guarani-
*
Kenntnissen interpretiert und sich wundert, dass man sie versteht.26 Um die
Tupinamba in den brasilianischen Übersetzungen zu deuten, muss man dann
25
Suzel Tunes: "Abá nhe'enga oiebyr: a língua dos índios está de volta. O tupi ressurge em
páginas de livros, telas de cinema e pode chegar às salas de aula", Galileu, 89 (abril 2000)
http://www.galileuon.com.br/edic/89/conhecimento2.htm; Sara Duarte: “O-î-kuab abánhe’enga”, Istoé, http://www.zaz.com.br/istoe/1592/comportamento/1592kuab.htm (24.09.05)
26
Wicker
Wolf Lustig: Die filmische Umsetzung von Hans Stadens „Wahrhaftige[r] Historie
16
allerdings bei Eduardo Navarro in die Lehre gehen, denn hier wurden die
entsprechenden Passagen nach dem Modell der lingua brasílica reinterpretiert.27
Dabei wird die historische Funktion des Tupi als língua geral in dem Film
durchaus thematisiert, wenn eben nicht nur Indianer untereinander und französische
Händler mit Indianern, sondern auch Franzosen mit Staden munter auf Tupi
parlieren. Dazu noch eine Szene, in der weiterhin deutlich wird, dass Staden durch
die Sprachverwendung für die Brasilianer „zu einem von uns“ wird, während der
wirklich
Fremde
der
Kapitän
der
französischen
Karavelle
bleibt.
(11945_nembohasa.avi)
Kurzum: die daraus zu ziehende Folgerung liegt darin, dass die massive
Verwendung des Tupi nicht einfach eine Konsequenz des vom Regisseur selber
beteuerten Realismus der Darstellung ist. Der kulturelle Kontext der Entstehung des
Films legt nahe, dass die symbolische Bedeutung des indigenen und quasi
nationalen Idioms nicht minder ausschlaggebend für seine massive Verwendung
war. Der Film will damit nicht zuletzt 500 Jahre nach der Entdeckung durch die
Portugiesen eine Antwort auf die Frage geben: wo sind unsere kulturellen Wurzen?
(30) – „nossas mais autênticas raízes culturais“, als deren Ausdruck nach Eduardo
Navarro das Tupi zu gelten hat.28
4.2
Sprache und Perspektive
Im Gegensatz zur ein- und deutschsprachigen Buchvorlage, in welcher die TupiGuarani-Elemente nichts weiter als authentisierende Einsprengsel sind, ist der Film
durch polyglotte Sprachverwendung gekennzeichnet. (31) Zwar herrscht Tupi
eindeutig vor, doch es wird auch französisch und portugiesisch gesprochen, und an
einer Stelle ist das Spanische schriftlich gegenwärtig.29 Darüber hinaus ist an
insgesamt neun Stellen – insbesondere zu Beginn und Ende – aus dem Off Stadens
Erzählerstimme auf Deutsch zu hören – wohlgemerkt teilweise mit eher objektiven
„teichoskopischen“ Texten, die „externes“ Geschehen zusammenfassen und so gar
nicht im Buch vorkommen.
Dadurch wird eine Objektivierung des Geschehens und der Äußerungen
erreicht, gleichsam im Sinne einer Dekonstruktion des sprachlich (deutsch) und
kulturell (protestantisch) relativ homogenen Textes: Was sich der autobiographische
Erzähler übersetzend und verschriftlichend angeeignet hat, holen sich die Brasilianer
kurzerhand in einem „anthropophagischen“ Akt nach Hause und in den Urzustand
zurück.
27
Auch die Übertragung von Ulrich Schlemmer schient die Tupi-Guarani-Fragmente aus einer
brasilianischen Ausgabe zu übernehmen. Das wird bereits na der Verwendung des Buchstaben
<ç> für <ss> bei Staden deutlich.
28
Método, nicht paginierte 6. Seite des Vorspanns.
29
In einer Botschaft auf einem Fassdeckel (Kap. 18, 91 – 0:03:15)
Wolf Lustig: Die filmische Umsetzung von Hans Stadens „Wahrhaftige[r] Historie
17
Diesem Verfahren, das gerade durch die „Rückübersetzung“ ins Tupi über das
hinausgeht, was normalerweise bei Literaturverfilmungen passiert, fällt die
europäsche Perspektive zum Opfer, von der auch der „gute Staden“ sich bei aller
Initiation nicht befreit hat.
Während sich vermutlich auch der heutige Leser bis zu einem gewissen Grade
mit dem Erzähler identifizieren wird und der räumliche und menschliche Abstand zu
den Tupinamba viel zu groß ist, um in irgendeiner Weise Emotionalität oder
Seelenverwandtschaft aufkeimen zu lassen, ist dies in der Filmfassung durchaus
möglich: (32) der Focus ist in „nossa terra“ plaziert, um es mit Eduardo Navarro zu
sagen, und der Zuschauer ist von Staden – der eine fremde Sprache spricht –
genauso weit oder weiter entfernt wie von den „retupierten“ Indianern. Staden ist
ganz zweifelsohne ein Ausländer, ein blasser Weißer inmitten einer farbigen Schar
zukünftiger Brasilianer, und – obwohl der Film seinem Namen trägt – eigentlich nicht
mehr die Hauptfigur.
4.3
Alterität?
In Anbetracht dieser kunstvollen Demontage und Heimholung einer Chronik aus dem
Kontext der Conquista bleiben doch einige die Rezeption betreffende Fragen, die
vielleicht nur eine Umfrage unter brasilianischen Kinobesuchern erhellen könnte.
Erstaunlich ist immerhin, dass der Film nur 42000 Zuschauer in die Kinos lockte,30
obwohl er 17 Wochen lang gespielt wurde – was wohl nur aufgrund der staatlichen
Förderung möglich war.
Interessant wäre es sicher zu wissen, wer für das brasilianische Publikum in
diesem Film „die Anderen“ sind: vermag es die Tupi sprechenden Tupinamba als Teil
seiner zumindest historischen Identität anzunehmen, oder bleiben sie ihm trotz der
portugiesischen Untertitel fremder als für Jean und Hans,
die nach einigen
Monaten Hängemattengemeinschaft mit einer Tupi-Schönen auf unterschiedliche
Weise Zugang fanden zur Welt der Ur-Brasilianer...
*
30
“Infelizmente a falta de divulgação concedeu ao filme uma bilheteria de apenas 42 mil
espectadores”,
Adriana
Werneck,
“Hans
Staden”,
Movieguide,
25/10/2004,
http://www.movieguide.com.br/filme.view.php?id_filme=492 ; vgl. “"Faltam locais de exibição.
Onde estão as salas?", Revista e, no 40, (sept. 2000) http://www.sescsp.org.br/sesc/revistas/
Wolf Lustig: Die filmische Umsetzung von Hans Stadens „Wahrhaftige[r] Historie
4.3.1
Staden vesteht doch alles
4.4
O resgate da crônica
5
Thematische Schwerpunkte und Verschiebungen
5.1
Anthropophagie
5.1.1
Hauptthema in Como era gostoso, vermischt mit Erotik
5.1.2
Auslassung von Kannibalismus-Kapiteln?
5.1.2.1 36-39
5.2
Religion
5.2.1
Wird verschiedentlich anders übersetzt
5.2.1.1 Kreuzbau 29:47
5.2.2
Tupi-Elemente betont
5.3
Der nicht gute Wilde – der gute Staden
5.3.1
Mit Klischees wird aufgeräumt:
5.3.1.1 Raffgier (Geschenke des Franzosen)
5.3.1.2 Rassismus (Neger)
5.4
Kultur- und Sittenkonflikt
5.4.1
Eingefügtes Thema: 01:14:00 Naira und Polygamie
5.5
Nacktheit
5.6
Krieg und Widerstand
5.7
„Melancholie“ und Romantik
5.7.1
Die traurigen Indios in „Staden“
5.8
Bild der europäischen Nationen
5.8.1
Große Familie bei Staden/Pereira vs. Skrupellose Kolonisten bei dos Santos
0
EINLEITUNG ......................................................................................... 1
1
STADENS WAHRHAFFTIGE HISTORIE UND IHRE REZEPTION
2
18
Wolf Lustig: Die filmische Umsetzung von Hans Stadens „Wahrhaftige[r] Historie
19
2
TUPI OR NOT TUPI – ANTROPOPHAGIE ALS KULTURELLES
REZEPT ................................................................................................... 7
3
HANS STADEN: DIE FILMISCHE UMSETZUNG DES
ERZÄHLTEXTES .................................................................................. 9
4
SPRACHE UND PERSPEKTIVE: FUNKTIONEN DER RETUPIERUNG ......................................................................................... 15
5
THEMATISCHE SCHWERPUNKTE UND VERSCHIEBUNGEN18
6
19
7
BIBLIO: ................................................................................................. 20
6
Wolf Lustig: Die filmische Umsetzung von Hans Stadens „Wahrhaftige[r] Historie
7
20
Biblio:
Bremer, Georg:
Unter Kannibalen: Die unerhörten Abenteuer der deutschen Konquistadoren Hans Staden und Ulrich Schmidel.
Im Anhang: Eine kurze
Geschichte der Entdeckungen und Eroberung.
Zürich 1996
Davis, Darien J :
"Hans Staden / How Tasty Was My Little Frenchman (Como era gostoso o meu francês)", in: The American
Historical Review (Washington)
, 106, (2001), 695-697
Hoffmann, Detlef / Ermert, Karl [Hg.]:
Die Zahmen sehen die Wilden: Kolonisierte in den Bildwerken der Kolonisatoren.
Loccum 1988
Schwamborn, Ingrid:
"Desmundo, der Roman von Ana Miranda (1996), der Film Desmundo (2003) von Alain Fresnot und das
Sprachenproblem inBrasilien im 16.
", in: ABP - Afrika Asien Brasilien Portugal, 1, (2005),
Wicker, Hans-Rudolf:
Wie die Tupínambá Brasiliens zu Edlen Wilden gemacht wurden und weshalb sie 1550 im französischen Rouen
Krieg führten.
2004
Franz Obermeier: Hans Stadens Wahrhafftige Historia 1557 und die Literatur der Zeit, in: Wolfenbütteler Notizen zur
Buchgeschichte, 2002, Heft 2, S.43–80.
Franz Obermeier: „Die Bibliothek und das Archiv des Martius-Staden-Instituts in São Paulo“,
Bibliotheksdienst, 38:7-8. (2004), S. 872-878, http://www.zlb.de/aktivitaeten/bd_neu/heftinhalte/heft91204/Ausland070804.pdf
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