1 Brigitte Sindinger-Leben: Infomaterial des Vereins zur Förderung der Textilkunst.Salzburg Die KUNA- Indianer und ihre MOLAS Kuna oder Cuna = indigene Völker in Panama und Kolumbien. Molas oder Molakana – Textiltechnik der Kunas Prinzip der Mola-Technik: Mehrere verschiedenfarbige Stofflagen werden übereinandergeheftet, dann werden aus der obersten Lage Musterformen herausgeschnitten, sodass die nächste Farbe zum Vorschein kommt. Die Schnittkanten werden eingebogen und mit feinen Saumstichen angenäht. Jetzt schneidet man in diese neue Lage ein, damit die dritte Farbe sichtbar wird usw....Die Kunas lieben Buntheit, deshalb werden zwischen die Lagen häufig noch kleine andersfarbige Stücke gelegt, sodass die Mola farbiger wird. (mor gonikat heißt viele Farben) Eine querformatige Mola entspricht der Breite des Oberkörpers einer Frau. Die Mola-Blusen haben vorne eine Mola und am Rücken eine. Meist mit dem gleichen Muster, nur in einer Farbvariante. Die Cunas kennen ornamentale Musterungen, Pflanzen- und Tierformen, Alltagsgegenstände aus dem Leben der Kuna-Indianer, wie Rasseln, Hängematten, Boote… und die sogenannten Akkulturations-Motive, die Motiv-Übernahmen aus einer anderen Kultur sind. Z.B. eine Abbildung aus einer amerikanischen Illustrierten o.Ä. Die Abbildungen auf den Molas kann man lesen, manchmal ist leicht zu verstehen, was gemeint ist, andere Symbole sind nur dort im Kulturkreis verstehbar. Auf vielen ornamentalen Molas sieht man ein Mäandermotiv, oder ein Pfeilspitzenmotiv. Das sind sogenannte AkeMotive, die Krankheiten heilen sollen. Die verschiedenen Formen heilen nach dem Glauben der Kunas unterschiedliche Krankheiten. Herkunft der Molatechnik – der besonderen Textiltechnik der Kuna-Indianer: Die Kuna-Indianer leben auf Kuna Yala, dem San Blas-Archipel in Mittelamerika. Es ist seit 1938 ein autonomes Indianerterritorium. Ca 360 kleine flache palmenbewachsene Koralleninseln liegen vor der Küste von Panama, davon sind nur ca 40 von geschätzten 30.ooo Kuna-Indianern bewohnt. Die Inseln haben Namen wie Mulatupu, Achutupi, oder Tikantik. Dieser San Blas-Archipel ist Lebensraum eines Volkes, das einen alten Kuna-Dialekt spricht und bis heute im Matriarchat lebt. Das heißt, dass die Gruppenzugehörigkeit und die Rechte eines Kindes durch die Mutter bestimmt werden. Der Vater gilt nicht als blutsverwandt. Die Frauen haben die Vormachtstellung, ihnen gehören die Hütten, die Kokospalmen und die Ernte. Jedes Jahr verkaufen die Kuna-Indianer ca 25 Millionen Kokosnüsse an Kolumbien, es ist ihre Haupteinnahmequelle. Wenn eine Frau heiratet, zieht der Mann nach der Hochzeit ins Haus seiner Frau und deren Mutter. Er ist eine willkommene Arbeitskraft. Als geschieden gelten die Leute, wenn der Mann seine Sachen nimmt und wieder zu seinen Eltern zieht. Die Frauen sehen mit ihrer bunten Kleidung und ihrem Schmuck sehr malerisch aus. Sie tragen blaue bedruckte Wickelröcke (sabured), entweder lang oder kurz, dazu ein rotes Tuch mit gelbem Muster auf dem Kopf (muswe) und als wichtigstes Kleidungsstück, eine fein gearbeitete Mola-Bluse. In der Nase tragen die älteren Kuna Frauen auch heute noch einen goldenen Nasenring, Arme und Beine sind dicht mit Glasperlenschnüren (wini) umwickelt, die ein ornamentales Muster bilden.Ca alle zwei Wochen wird die Wicklung erneuert, wobei 2 die Frauen zusammenhelfen. Bis vor Kurzem trugen die Frauen Ohrringe und üppigen Goldschmuck um den Hals. Dieses Familienerbe wurde in den letzten Jahrzehnten meist in Panama verkauft, um Geld für andere Anschaffungen zu erhalten. Heute tragen die Frauen Ketten aus Samen, oder auch Plastikschmuck. Die ursprüngliche Lebensform verändert sich heute. Die Studentinnen und Frauen, die in Panama City studieren oder arbeiten, tragen dort kaum mehr ihre Tracht. In den Schulen müssen die Kinder eine Schuluniform tragen. Aber auf den Inseln selbst ist die Tracht auch die Alltagskleidung. Vor der Ankunft der Weißen (Spanier, Franzosen und Engländer) in dem Gebiet, trugen die Kunas keine Kleidung, sondern bemalten den Körper mit ornamentalen Formen. Die Molaerzeugung gibt es erst seit Mitte des 19. Jhdts. Die frühen Molas sind nur zweilagig und ornamental, entsprechend der Haut und ihrer Bemalung. Anfang des 20. Jhdts waren die Röcke ganz lang und die Bluse reichte über die Hüften, heute sind beide Teile viel kürzer. Als Mola bezeichnen die Kunas die ganze Bluse, aber speziell auch die rechteckigen, reliefartigen Textilarbeiten, die die Vorder- und Rückseite der Bluse bedecken. Die KunaIndianerinnen sind sehr stolz auf die komplizierten Molas oder „Molakana“, auf die sie sehr viel Zeit und Sorgfalt aufwenden. Für eine gute Mola brauchen sie ca 3 Monate, bei 5 Stunden täglicher Arbeit daran. Ungefähr mit 6 Jahren beginnen die Mädchen mit dem Nähen der Molas und sie fertigen sie dann ihr ganzes Leben lang an. Nur die männlichen Albinos, von denen es eine unverhältnismäßig große Zahl gibt (ca 5 %), dürfen auch Molas herstellen. Die Molas der Albinos sind besonders begehrt. Die Frauen sorgen für die Kinder und für die Nahrung. Jede freie Minute wird für das Nähen der Molas aufgewendet, oft in Gemeinschaft mit anderen Frauen. Diese Lebenssituation ändert sich nun langsam, da einige Frauen auf dem Festland arbeiten, um Geld zu verdienen und nicht mehr so viel Zeit haben. Beim Anfertigen der Molas sitzen die Kunas am Boden, oder in einer Hängematte in oder vor der Bambushütte. Jede Frau besitzt mehrere Molas, die unter dem Dach der Hütte aufgehängt werden, weil sie kaum Möbel benötigen. In den Hütten sind Leinen gespannt, von denen Molablusen herunterhängen. Die Kuna-Männer tragen traditionell dunkle Hosen und weiße Hemden mit Krawatte und Hut. Sie arbeiten als Taucher und Fischer, leben aber Großteils vom Verkauf von Kokosnüssen. Viele arbeiten auf dem Festland in Panama City. Auf den Inseln treffen sie sich in eigenen Männerhütten, wo sie tanzen,rauchen und diskutieren. Seit dem 16.Jhdt. haben die Kunas Erfahrung mit Fremden. Zuerst mit den spanischen Eroberern, dann Piraten, Missionare, schottische Siedler, amerikanische Händler usw. Seit einigen Jahrzehnten kommen kolumbianische Händler auf die Inseln, die z.B. Plastikgeschirr gegen Molas eintauschen. In den letzten jahren kommen vermehrt Touristen, die durch den Kauf von Molas den Kunas Geld bringen. Die Kunas wissen, dass Molas sehr begehrt sind und dass die Touristen bereit sind, gut dafür zu zahlen. Vor einigen Jahren war es möglich, den Frauen ihre eigenen Molas abzukaufen, heute werden Molas extra für den Verkauf produziert. Sie sind schlichter, oder weichen von den ursprünglichen Musterungen ab, weil man sich dem Touristengeschmack anpasst. Das heißt die Molas verändern sich im Lauf der Zeit. Heute werden farbige Stücke zusätzlich aufappliziert, oder sie werden noch zusätzlich mit feinen Kettenstichlinien bestickt. Die ursprüngliche Form einer Mola, die ja aus der ehemaligen Körperbemalung kommt, war nur zweilagig und zeigte ein ornamentales oder abstrahiertes Muster. Jetzt sind Molas mehrlagig mit anderen unterlegten Stoffstücken und zeigen oft Vögel oder andere Tiere, weil sich diese Motive besser verkaufen. Frau Ursula Hartmann, die gemeinsam mit ihrem Mann 3 mehrere Jahrzehnte über die Kunas geforscht und über deren Kultur geschrieben haben, erwähnt in einem Artikel, dass die frühen Molas einfacher und gröber gearbeitet sind, die neueren sind viel komplizierter und aufwendiger. Es hat eine Art Professionalisierung stattgefunden, ausgelöst durch den Wettbewerb der Frauen untereinander, wer die schönste Mola näht. Eine künstlerisch begabte, phantasievolle Kuna-Frau ist in der Gemeinschaft hoch angesehen. Grundsätzlich können aber alle Frauen schöne Molas nähen. Die Molatechnik ist eine reine Handarbeit, nur die Schulterpasse und die Ärmel werden mit der Nähmaschine angenäht. Dabei sind die Kunas für unsere Verhältnisse sehr unbekümmert, was die Kombination von Stoffen angeht. Die Molas sind immer aus Baumwolle und haben grundsätzlich eine klassische Farbigkeit, wie schwarz, gelb, weinrot oder orange. Dazu kommen noch bunte andere Farben, die als kleine Stücke eingelegt werden. Aber der Blusenstoff kann auch aus glitzerndem Lurex sein, großgeblümt, völlig aus Synthetik. Auf neuesten Abbildungen sieht man Kunafrauen mit Blusen aus transparenten Stoffen, durch die der B-H durchschimmert. Die Größe einer Mola hängt vom Körperbau der Frau ab, sie ist also ca 34x40 cm groß. Die Bluse besteht aus 9 Teilen. Wenn der Blusenstoff schäbig wird oder ausbleicht, wird die Mola heruntergetrennt und mit neuen Blusenteilen zusammengesetzt. Molas sind sehr haltbar und werden an die Töchter weitervererbt. Auf den verschiedenen Inseln findet man stilistische Unterschiede, sodass man einzelne Molas manchmal zuordnen kann. Auch die Kuna-Indianer in Kolumbien haben ein anderes Musterrepertoire und andere Farben, wie z.B. weiß als oberste Stofflage. Der Vollständigkeit halber soll erwähnt werden, dass eine ähnliche Technik der Stoffgestaltung auch bei den Hmong in Laos und Vietnam und bei den Miao in China vorkommt, ebenso in Indien, wo man gern Stoffe in Weißtönen kombiniert. Die Kuna-Frauen haben sich mit den Molas heute einen florierenden Handel aufgebaut. Der Verkauf der Textilien macht sie finanziell unabhängig. Mit dem Erlös für die Molas werden neue Stoffe gekauft, das Schulgeld bezahlt, die Schuluniformen, oder eine Brille. Frau Hartmann schreibt auch über eine für die Mola-Kultur problematische Entwicklung. Es gibt auch schon Fernseher und sie konnte Kuna-Frauen beobachten, die vor dem Fernseher sitzen und nicht mehr nähen. Der panamesische Tourismusverband präsentiert Molas auf internationalen Tourismusmessen. Auf Handwerksmessen findet man auch in Europa zunehmend Stände, in denen Molas verkauft werden. Oft von Privatpersonen, die Molas günstig einkaufen und hier teuer verkaufen. Mit dem technischen Fortschritt, mit der Schulbildung der Kinder und deren Wegziehen von den Inseln wird die traditionelle Kulturform mit der Zeit verschwinden, wie überall sonst auch. Man kann heute schon Molas in Museen als Kulturgut bewundern und kann nur hoffen, dass sich die Kunas ihrer besonderen Textilkultur bewusst sind und sie nicht aufgeben. Literaturangaben: Hartmann, Günther: Molakana. Volkskunst der Cuna. Panama. Berlin 1980 Hartmann, Ursula: Molakana erzählen. Berlin 1986 Hartmann, Ursula: Molakana- textile Grafik der Kuna. In: Textilkunst International 19. 1991 Parker, Ann und Neal, Avon: Molas. Folk Art oft he Cuna Indians.New York 1977 Legrand, Catherine: Stoffe, Farben, Kleider: Einde Reise um die Welt. München 2008 www.gfbv.at/sales/mola http://de.wikipedia.org/wiki/Kuna http://www.weinbergschule-ansbach.de/die_cuna_indianer http://www.seefieber.de/tornberichte/cuna_indianer http://www.karibikurlaub.et/panama