Jugendsünden

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Jugendsünden (25.11.2000 - )
Disclaimer: BEEEPPP! „Ma’am würden sie bitte mal ihre Tasche aufmachen! Na was
haben wir denn da, sie wollten doch nicht etwa diese Handvoll Charaktere, drei Ideen und
dieses T-Shirt klauen, oder? Am besten wir nehmen gleich mal ihre Inizialien auf...“
Spoiler: Ich denke in gewisserweise hat mich Die elfte Stunde von Rachel Anton zu dieser
Story inspiriert, solltet ihr unbedingt mal lesen.
Rating: NC-17, läuft es nicht irgendwie immer darauf hinaus? Tatsächlich muss ich
dazusagen, dass das von vornherein eigentlich wieder nur so eine Story für zwischendurch
werden sollte, konnte ja nicht ahnen, was ich mir da eingebrockt habe. Mehr im
Kommentar.
Widmung: Dies hier widme ich allen, die es lesen. Für diejenigen unter euch, die mich
schon etwas länger kennen, wird das hier eine willkommene Abwechslung sein und die, die
gerade erst beginnen, wird das hoffentlich nach mehr schreien lassen. Jedoch speziell
widme ich diese Story Fabian, der mich erst auf diese Idee gebracht hat.
Short-Cut: Wir befinden uns im Jahr 1981. Elf Jahre bevor sich Dana Katherine Scully
und Fox William Mulder in einem kleinen Kellerbüro begegnen sollten, laufen sie sich bei
einer Studienfete über den Weg. Kurzerhand versuchen sie ihr Schicksal zu ändern, doch
das Schicksal lässt sich nicht umgehen...
Kommentar: Tja ihr werdet es nicht glauben, aber es ist gerade drei Uhr nachts und meine
Mutter hat mich gerade völlig entsetzt gefragt, was ich hier mache. „Ich schreibe!“ „Um
drei Uhr nachts????“ Schließlich hat sie sich wieder hingelegt und ich begann das hier zu
schreiben. Die Idee zu dieser Story kam mir, als ich in der Wanne lag und an ein Gespräch
mit einem Freund von mir dachte. Wir haben darüber gesprochen, was Frauen erotisch
macht und er meinte „Haare waschen“. Ich wusste nicht wie er das meinte, aber er sagte,
es sei das erotischste überhaupt, wenn sich eine Frau die Haare wäscht, tja, und diese Idee
ging mir nie richtig aus dem Kopf, auch wenn ich es immer noch nicht verstehe.
Also zu der Story, ich weiß, dass Mulder sich 1981 überhaupt nicht mehr in den USA
aufgehalten hat (jedenfalls glaube ich das) und schon gar nicht auf einer Studienfete, aber
wie heißt es doch so schön „Ich bieg mir alles so, wie ich es haben will.“ Also für alle
Rechenkünstler unter euch: Mulder ist 20 und Scully ist 17. Ich wollte einfach nicht, dass
die beiden noch sooo jung sind okay? Verzeiht ihr mir, dann schreibt mir unter
[email protected]. Feedback ist immer erwünscht. Um noch was festzustellen, es war nicht
einfach für mich Mulder die ganze Zeit William zu nennen, ich musste im Nachhinein
auch noch zwei mal durchgucken und Mulder durch William ersetzen, weil ich beim
Schreiben nicht drauf geachtet habe. Allerdings, wollte ich eine andere Welt schaffen, die
nicht viel mit der uns bekannten zu tun hat. Also wenn ihr noch ein Mulder finden solltet,
seht großzügig darüber hinweg, okay? Danke.
Gut also ich habe nicht erwartet, dass die Story sooo lang wird, aber so kann man sich
täuschen. Ihr solltet euch vom Short-Cut nicht zu sehr verwirren lassen, der beschreibt
tatsächlich nur die Einleitung, vom Rest müsst ihr euch einfach überraschen lassen.
Okay, ich möchte hier auch gerne noch einmal darauf hinweisen, dass das hier gar nicht
einfach zu schreiben war. Ich habe hier Stellen drin, die mit Mulders Eltern spielen,
tatsächlich habe ich aber nicht wirklich eine Vorstellung von ihnen. Es ist nicht einfach
aufgrund ihrer kurzen Auftritte in der Serie komplexe Charaktere aus ihnen zu basteln,
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also, falls sie mal nicht so handeln, wie ihr es euch vorstellt, bitte ich euch, das zu
akzeptieren, ihr könnt es mir meinetwegen auch schreiben, dann kann ich es überarbeiten.
Prolog
Zeitungsartikel der New York Times 20.12.80:
Teenagerschwund
Erneut sind zwei Teenager verschwunden. Jim (21) Parker und Sarah (17) Liggens sind
seit zwei Tagen unauffundbar, wie bei den anderen Fällen, wurden auch bei diesen beiden
Teenagern Briefe gefunden, die besagen, dass sie beide ausgerissen wären. Der Wortlaut
ist fast identisch mit denen der Briefe von Henor (20) und July (16), die vor einer Woche
als vermisst gemeldet wurden, es fehlt jegliche Spur. Die Polizei geht davon aus, dass sich
vielleicht eine Sekte hinter dem mysteriösen Verschwinden verbirgt.
NY Times 25.12.80
Erstes Lebenszeichen?
Pünktlich zum Weihnachtsfest ist gestern bei Familie Liggens ein Telefonanruf
eingegangen. Laut Polizeisprecher solle jemand am anderen Ende der Leitung geschluchzt
und schwer geatmet haben, es ist allerdings unklar, ob es sich bei der Person um die seit
fünf Tagen vermisste Sarah Liggens (17) handelt. Sollte dies der Fall sein, könnte das die
erste Spur sein, die vielleicht zum Auffinden der inzwischen vier vermissten Teenager
führt.
NY Times 26.12.80
Anruf aus Baltimore
Wie die Polizei jetzt bekannt gab, kam der vor zwei Tagen bei Familie Liggens eingegange
Telefonanruf aus einer Telefonzelle in Baltimore. Das Suchgebiet breitet sich somit auch
auf den Staat Maryland aus. Jedoch konnte noch immer nicht bestätigt werden, dass es
sich bei der Anruferin um Sarah Liggens handelte. Jetzt wurde auch die Bewölkerung um
Mithilfe gebeten.
Baltimore Today 12.02.81
Grausiger Fund
Ein Jogger machte gestern auf seiner üblichen Route einen furchtbaren Fund. Unterhalb
einer Brücke fand er zwei Leichen von Teenagern. Die Polizei gab inzwischen an, dass es
sich bei den beiden um die seit Dezember vermissten Henor Phillips (20) und July Stein
(16) handelt. Die Todesursache lautet erfrieren. Anscheinend hatten die beiden seit ihrem
Verschwinden unter Brücken oder in Parks geschlafen und sind dabei von einem
überraschenden Kälteeinbruch überrascht worden. Derweil wird die Suche nach den
beiden anderen vermissten Teenagern verschärft, es wurden Belohnungen von bis zu 1000$
für Hinweise ausgesetzt.
Baltimore Today 6.05.81
Suche ausgebreitet
Nachdem es noch immer keine Hinweise auf die im Dezember letzten Jahres
verschwundenen Teenager Jim Parker (21) und Sarah Liggens (17) gibt, hat die Polizei
ihre Suchaktionen nun auch auf die umliegenden Staaten ausgeweitet. Ein Polizeisprecher
ließ allerdings verlauten, dass die Chancen die beiden nun noch zu finden entschieden
gering wären und dass sie das gleiche Schicksal wie Henor Phillips und July Stein
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getroffen haben könnte, die beiden waren im Februar erfroren unter einer Brücke
gefunden worden.
New Jersey Life 27.12.81
Wieder zwei Teenager verschwunden
Nun sind auch zwei Teenager aus Bridgeton verschwunden. Fox Mulder (20) und Dana
Scully (17) wurden gestern als vermisst gemeldet. Auch bei dem Mädchen fand sich ein
Abschiedsbrief, dass sie freiwillig gegangen wären. Die Polizei sieht alermierende
Zusammenhänge zu dem Verschwinden von Jim Parker und Sarah Liggens, von denen bis
heute jegliche Spur fehlt. Wie viele Teenager werden noch folgen? Steht tatsächlich eine
Sekte hinter dem Verschwinden oder wird Amerika von einer Welle von Ausreißern
überrollt?
I Begegnungen
„Das war eine blöde Idee“, maulte Dana Katherine Scully, als sie ein weißes T-Shirt mit
der Aufschrift „Yeah Baby!“ vor sich hielt und kritisch betrachtete.
„Hey du warst doch ganz begeistert mitzukommen“, antwortete ihre Schwester, die ihr
T-Shirt bereits trug.
„Ja, das war, als ich noch nicht wusste, an welchen sexistischen Spielchen wir hier
teilnehmen würden.“
„Ach komm schon Dana, sei doch nicht so prüde. Später wirst du bestimmt darüber
lachen und außerdem ist das die beste Möglichkeit, Typen aufzureißen. Du willst doch
nicht als eiserne Jungfrau sterben, oder? Man muss auch mal was riskieren“, versuchte
Melissa ihre jüngere Schwester zu überzeugen.
„Ich denke, auf Typen, die an solchen Wettbewerben teilnehmen, kann ich getrost
verzichten. Außerdem ist es für die eiserne Jungfrau auch schon ein bisschen spät,
findest du nicht?“ Melissa warf ihr einen wissenden Blick zu und Dana seufzte. „Na
schön, wenn es unbedingt sein muss. Wir können nur hoffen, dass Daddy niemals etwas
davon erfährt.“ Sie konnte sich das knallrote Gesicht ihres Vaters genau vorstellen, als
sie begann ihre Jeans aufzuknöpfen und ihr T-Shirt gegen das eintauschte, das sie in
ihren Händen hielt.
„Und was sollen wir nun eigentlich tun?“, fragte sie, nachdem sie auch das
Bikiniunterteil angezogen hatte, welches ihr Melissa gereicht hatte, und sich
missbilligend ansah.
„Also, was du tust weiß ich nicht, aber wenn gleich diese Tür dort aufgeht“, sie deutete
auf die Tür, die am Ende des kleinen Raums lag, der kurzfristig als Umkleidekabine
umfunktioniert worden war, „werde ich dort reinspazieren und mir die Haare waschen,
wie alle anderen vor uns. Vielleicht gewinne ich sogar das ‘goldene T-Shirt‘“, strahlte
Melissa.
„Oh das ‘goldene T-Shirt‘“, erwiderte Dana sarkastisch. „Warum bindest du dir nicht
gleich ein Schild um, auf dem ‘Nimm mich, ich hab’s nötig’ steht. Das kommt so
ziemlich aufs Gleiche raus.“
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„Du bist spießig, ich hätte dich doch nicht mitnehmen sollen.“ In diesem Moment ging
die Tür auf und ein Mann um die 25 kam herein. „Melissa Scully Nr. 12“, rief er auf,
und Melissa folgte ihm durch die Tür, die sich sofort wieder schloss.
Nun stand Dana mit noch ungefähr sieben anderen Mädchen in dem kleinen Raum. Die
anderen kicherten und freuten sich wahnsinnig auf diesen Wettbewerb, Dana hätte sich
am liebsten sofort übergeben. Sie warf einen Blick in den Spiegel, drehte ihm den
Rücken zu und sah über ihre Schulter auf die Nummer, die sich auf der Rückseite des
T-Shirts befand. Sie zog ihre hüftlangen Haare über ihre Schulter, um die Zahl besser
erkennen zu können. 13! Na toll nicht nur eine Pechzahl, nein sie war auch noch die
Nächste.
Sie überlegte, wie sie nur hierhin hatte mitgehen können. Ganz einfach, sie waren erst
vor kurzem nach New Jersey gezogen und im Gegensatz zu Melissa hatte sie noch
immer kaum Freunde gefunden. Als Missy sie dann gefragt hatte, musste sie einfach ja
sagen. Tja, nun empfand sie es allerdings als großen Fehler.
„Dana Scully Nr. 13.“ Sie drehte sich erschrocken um, sie hatte nicht bemerkt, dass sich
die Tür geöffnet hatte. Ohne große Eile ging sie auf den Mann zu und folgte ihm.
Der Raum in dem sie sich jetzt befand war wesentlich größer als die Umkleidekabine. In
der Mitte befand sich eine Badewanne und darum standen Stühle auf denen ungefähr 15
Männer saßen. Sie waren alle im Alter zwischen 19 und 26 schätzte Dana.
Langsam ging sie auf die Badewanne zu. <Was ist das denn für ein dämlicher
Wettbewerb... Haare waschen!>, dachte sie und verabscheute innerlich jeden, der hier
saß. Dana schwor auf Emanzipation und dies hier ging ihr gehörig gegen den Strich,
aber aufhören konnte sie jetzt auch nicht mehr.
„Hey sie mal, ein Küken“, konnte sie neben sich leises Geflüster hören, als sie an der
ersten Stuhlreihe vorbei marschierte. „Das ist Melissas Schwester, wenn die Kleine nur
halb soviel Feuer hat wie sie, dann ist sie um Längen besser als alle anderen.“ Na super,
sogar hier wurde sie mit ihrer Schwester verglichen, das war ja wie zu Hause.
Sie konnte die Blicke auf sich spüren, als sie gekonnt in die Wanne stieg. Sie kniete sich
hin und setzte sich auf ihren Fersen, denn sie wollte unbedingt verhindern, dass ihr TShirt über ihren Brüsten feucht wurde, denn sie wusste, was passierte, wenn weiße
Kleidung nass wurde.
Schnell fuhr sie sich ein Mal kurz durch die Haare. Eigentlich hatten sie es noch nicht
nötig gewaschen zu werden, aber was sein muss, musste nun mal sein. Dana sah auf
einen Stuhl neben sich. Er war gefüllt mit verschiedenen Shampoos, Spülungen und
allem möglichen anderen Schnullifatz.
„Also Dana, deine Aufgabe ist es“, begann der Mann, der sie aufgerufen hatte, „dir die
Haare zu waschen, dann aus der Wanne zu steigen und sie auf möglichst eindrucksvolle
Weise wieder trocken zu kriegen, okay?“ Sie nickte.
Dana ließ sich zurückfallen und ließ das lauwarme Wasser ihren Körper umspielen. Sie
spürte wie ihre Haare sich wie Algen um ihren Körper schlangen. War doch egal, das T-
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Shirt würde so oder so nass werden. Kaum berührte das Wasser den Stoff, begann er
sich an ihrer Haut festzusaugen und zu straffen. Vielleicht war es doch nicht so egal.
Ohne weiter über ihren fast bloßen Körper nachzudenken griff sie sich ein Shampoo
vom Stuhl und betrachtete es: <Swiss O Par- Peeling Shampoo! Nur vom Besten>,
dachte sie sarkastisch. Sie öffnete die Flasche und schüttete sich etwas auf die Hand, das
Shampoo war durchsichtig – genau wie ihr T-Shirt – und mit kleinen blauen Körnchen
vermischt.
Obwohl sie sich mit den ganzen Blicken auf ihrem Körper unwohl fühlte, schloss sie die
Augen und begann das Shampoo in ihr einzumassieren. Eigentlich mochte sie Haare
waschen nicht mal zu Hause, denn ihre lange Haare brauchten ewig, bis sie wieder
trocken waren, mal abgesehen von der Menge an Shampoo, das dabei immer draufging.
Aber sie brachte es nicht übers Herz, sie abzuschneiden und hier musste sie mit dem
Shampoo schließlich nicht gerade sparsam umgehen.
Schließlich tauchte sie wieder unter und wusch es ab. Eigentlich hätte das alles sein
sollen, doch als sie aufstehen wollte stach ihr eine Spülung ins Auge und sie konnte es
sich nicht nehmen lassen, die Herren zu ärgern.
Die Spülung von Gliss Kur war ihr bekannt und sie wusste, womit diese Flüssigkeit
große Ähnlichkeit hatte. Die Flüssigkeit hatte eine milchigweiße Färbung und war
wesentlich fester als die anderen, des weiteren befand sie sich in einer zylinderähnlichen
Flasche, die sie bequem in ihrer Hand halten konnte, was sie in diesem Moment auch
tat.
Zu ihrem Vorteil musste die Spülung vor Gebrauch geschüttelt werden. In ihrer nassen
Hand rutschte die Flasche in ihrer Hand hin und her und ein Raunen ging durch den
Saal. Sie grinste in sich hinein, als sie die Flasche öffnete und den weißen Inhalt auf ihre
Hand spritzte. Dieses Mal waren die Geräusche, welche den Raum erfassten wesentlich
lauter und sie konnte undeutliches Geflüster hören.
Langsam begann ihr die Sache richtig Spaß zu machen. Von wegen Küken! Sie hatte ein
ganze Menge mehr drauf, als man ihr zutraute. Sie begann die Spülung sorgfältig auf
ihren Haaren zu verteilen, wobei sie allerdings darauf achtete, dass sich das T-Shirt
über ihren Brüsten nicht zu sehr spannte. Danach lehnte sie sich wieder zurück und
spülte ihre Haare aus.
Schließlich stieg sie aus der Wanne und nahm den Bademantel der ihr gereicht wurde
dankend entgegen. ‚Auf eindrucksvolle Weise trocken kriegen‘ hallte es ihr durch den
Kopf, doch sie entschied, dass die Herrn für einen Abend genug Spaß gehabt hatten.
Deshalb band sie sich das Handtuch turbanartig um die tropfenden Haare und verließ,
glücklich die Enttäuschung der Anwesenden registrierend, den Raum.
Draußen traf sie auf Melissa, die sie abwartend ansah.
„Was ist?“, fragte Dana.
„Es hat dir gefallen!“ Melissa schien fast schockiert.
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„Und spricht etwas dagegen?“ Ihre Stimme war etwas zu sarkastisch und so wirkte es,
als würde sie sich rechtfertigen. Wenn ihr das schon so vorkam, dann musste es auf ihre
Schwester denselben Eindruck gemacht haben.
„Nichts, aber erst immer rummeckern. Wer weiß, vielleicht gewinnst sogar du das
‘goldene T-Shirt‘.“ Dana erschrak. Ja, ihr hatte es Spaß gemacht, die Männer zu
ärgern, aber was, wenn sie wirklich das goldene T-Shirt gewann, weil die auf so etwas
standen. Sie wollte es nicht haben, sie hatte ja noch nicht einmal teilnehmen wollen. Sie
würde als Objekt gelten und ständig wüste Anmachen ablehnen müssen, und das, wo sie
nächstes Jahr, sofern ihr Vater dann noch hier stationiert war, auf diese Schule gehen
wollte. Es war eine verzwickte Lage und sie betete einfach, dass sie nicht gewinnen
würde.
„Na komm Dana, lass uns was trinken gehen, bis die Preisvergabe stattfindet“, meinte
Melissa und zog sie schon am Arm in die Menge.
„Der Dritte Preis, ein Gutschein für Macy’s Parfümsalon im Werte von 50$ geht an...“
Der Verleiher, derselbe Mann, der sie auch aufgerufen und ihnen die Regeln erklärt
hatte, legte eine bedeutungsvolle Pause ein.
„Nr. 12, Melissa Scully!“
Applaus ertönte. Die Verleihung fand auf einer provisorisch aufgebauten Bühne im
Freien vor dem College statt. Scheinwerfer erleuchteten ein kleines Treppchen, dass aus
der Turnhalle geholt worden war, und schirmten es so von der umliegenden Dunkelheit
der Nacht ab. Freudestrahlend ging Melissa darauf zu und stellte sich auf die Stufe mit
der Nr. 3.
Dana hatte nicht wirklich erwartet, dass ihre Schwester das ‘goldene T-Shirt‘ gewinnen
würde, aber sie fühlte sich schon wesentlich besser, da sie wusste, dass Melissa auf alle
Fälle bessere Chancen darauf gehabt hatte als sie. Sie begann, sich aufgrund ihrer
unbegründeten Angst albern zu fühlen.
„Nun kommen wir zum zweiten Preis, einem Gutschein für zwei Personen im FünfSterne-Restaurant Le Petit Gourmet. Und dieser geht für herausragende Leistungen
an...“ wieder eine bedeutungsschwangere Pause.
„Dana Scully, Nr. 13!“
Sie war geschockt! Doch dann wich das Taubheitsgefühl aus ihren Beinen und sie schritt
auf die kleine Bühne. Die Scheinwerfer leuchteten ihr ins Gesicht und sie spürte eine
sich aus ihrem Haaransatz lösende Schweißperle an der Seite ihres Gesicht
herunterlaufen.
Ihre Haare hingen wie nasse Fäden herunter und sie hätte sich sicher eine Erkältung
geholt, wenn es nicht Ende Juni gewesen wäre und die Temperaturen sich nicht auch
Nachts in dem Bereich der zwanzig Grad-Grenze befinden würden. Sie trug auch
wieder ihre alte ausgeleierte Jeans und ihr T-Shirt.
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Als sie schließlich auf ihrer Stufe stand und ihr der Gutschein und eine Rose überreicht
wurde, kam endlich die Erleichterung! Sie hatte nicht gewonnen, das war viel besser!
Die Männer würden sich auf die Siegerin stürzen und sie könnte einen gemütlichen
Abend mit Trisha, ihrer besten Freundin, in einem Fünf-Sterne-Restaurant verbringen.
Tja, und das alles dafür, dass sie sich die Haare gewaschen hatte.
Ein Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus und sie küsste auch bereitwillig den
Ansager auf die Wange, nachdem sie ihren Preis erhalten hatte.
„Und schließlich der Augenblick auf den wir alle gewartet haben. Der erste Preis, das
‘goldene T-Shirt‘ und alle damit verbundenen Annehmlichkeiten gehen an...“, er zog die
Pause diesmal absichtlich in die Länge.
„Nr. 7, Sandy Callehan!“ Die Menge tobte und ein blondes, vollbusiges, ein
Cheerleader-Dress tragendes Mädchen kam auf die Bühne. Sie hatte wenigstens den
Anstand etwas verlegen zu wirken, aber in ihren Augen konnte man die Überheblichkeit
sehen. Oh ja, sie hatte damit gerechnet, diesen Wettbewerb zu gewinnen.
Zwei Männer, die Dana ebenfalls als Juroren erkannte, betraten nun die Bühne mit
einer kleinen Schachtel. Sie öffneten sie und hoben – tamtadada – ein gelbes T-Shirt
empor und reichten es dem neuen Vorzeigegirly der West Bridge High. Überglücklich
nahm diese es entgegen und zog es an, worauf neuer Applaus ertönte.
„Die Siegerin!“, verkündete der Ansager noch einmal stolz.
Endlich beruhigten sich die Zuschauer wieder und Dana machte sich schleunigst von
der Bühne. Die Menge begann sich aufzulösen. Einige gingen Richtung Getränkebar,
andere ins Hauptgebäude und ein Großteil der Männer machte sich auf zu Sandy, die
voller stolz ihr T-Shirt trug.
Dana wartete auf ihre Schwester, diese hatte ihr versprochen, dass sie sofort nach der
Verleihung nach Hause fahren würden. In diesem Moment bemerkte sie, wie sich ein
ziemlich kräftig gebauter Kerl von der Menge um Sandy löste und geradewegs auf sie
zuschritt.
„Hey Süße, bist ja Zweite geworden.“ Sein Atem roch unangenehm nach Bier und er
stank nach Schweiß.
„Ganz recht, das bin ich“, antwortete sie so kühl sie konnte und wandte sich ab, um
nach Melissa Ausschau zu halten, doch die flirte gerade wie irre mit einigen Typen. No
way, von der war keine Hilfe zu erhalten, also musste sie selbst damit klarkommen.
„Ich hab dafür gesorgt, dass du das wirst, ich finde, dafür könntest du ruhig ein
bisschen netter zu mir sein“, er klang ein wenig angetrunken und Dana hatte nicht die
geringste Lust, sich auch nur noch zwei Minuten länger mit ihm zu unterhalten.
„Sieh mal, ich denke Sandy hat dir gerade zugewunken“, versuchte sie seine
Aufmerksamkeit abzulenken - und sie hatte Glück. „Wo?“, fragte der Typ und drehte
sich um, sie nutzte ihre Chance und stieß ihr Knie mit voller Wucht in seinen Unterleib.
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„‘Tschuldigung, muss mich wohl getäuscht haben“, sagte sie, als er keuchend in die Knie
ging, dann rannte sie was das Zeug hält in die Menge. Hinter sich konnte sie ein
gebrochenes: „Flittchen!“ hören, aber das war ihr egal.
Plötzlich prallte sie jemandem genau in die Arme.
„Hey! Na na, mein hübsches Kind, warum hast du es denn so eilig?“, wollte jemand mit
einer durchaus angenehmen Stimme wissen. Sie sah hoch und sah direkt in
haselnussbraune Augen.
„Oh, tut mir leid“, sagte sie, während sie sich bedauernd aus seiner Umarmung löste.
„Ich wollte nur weg von diesem Typen.“
„Dem hast du aber sein Familiengründung ordentlich verdorben!“ Dieser Satz wurde
von einem warmen Lächeln begleitet.
„Du hast es gesehen?“, fragte sie unschuldig.
„Yap, das hab ich, aber Keith hat es verdient, glaub mir. Allerdings solltest du vielleicht
machen, dass du hier wegkommst, ehe er wieder auf den Beinen ist.“ Wieder lächelte er
und Dana fühlte sich merkwürdig von diesem Fremden angezogen.
„Ja, der Meinung bin ich auch, also dann“, sie hob sich verabschiedend die Hand und
drehte sich weg.
„Werde ich dich mal wieder sehen, Dana Scully?“ Seine Frage klang fast ein wenig
schüchtern und Dana drehte sich ungläubig um.
„Woher -“, wollte sie zu einer Frage ansetzen, aber er deutete nur auf die Bühne und sie
erinnerte sich daran, dass sie jetzt eine bekannte Persönlichkeit war.
„Außerdem war ich einer der Punktrichter.“ Bei diesem Satz löste sich ihr perfektes
Bild von diesem Mann in Rauch auf.
„Na toll, erzähl mir jetzt nicht, dass du auch dafür gesorgt hast, dass ich Zweite werde.
Die Nummer hat Keith schon probiert, und wie das bei ihm ausgegangen ist, hast du ja
gesehen.“ Sie klang zickig, wie sie etwas entsetzt feststellte, aber warum machte sie sich
eigentlich Sorgen darüber? Dieser Kerl war nicht besser als die anderen.
„Nein, eigentlich wollte ich nicht, dass du gewinnst“, gab er kleinlaut zu, während sie
wieder näher zu ihm ging.
„Ach und warum? Bin ich nicht dein Typ?“ Obwohl ihre Emanzipation es ihr verbot,
wollte sie sein Typ sein!
„Nein im Gegenteil. Ich wollte dich nicht mit Kerlen wie Keith teilen. Es hätte mich
umgebracht, wenn du das ‘goldene T-Shirt‘ gewonnen hättest.“ Es war lustig, er sprach
das ‘goldene T-Shirt‘ mit dem gleichen abfälligen Unterton wie sie aus.
„Nun, ich hab es ja nicht gewonnen, also bin ich nicht für den Tod von...“ Sie stoppte,
als ihr klar wurde, dass sie seinen Namen noch gar nicht kannte.
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„Mulder. Fox Mulder“, antwortete er zögerlich.
„... nicht für den Tod von Fox Mulder verantwortlich, damit hab ich meine gute Tat für
heute erledigt. Die Pfadfinderinnen sind sicher stolz auf mich.“ Er grinste und sie
lächelte sanft. Dieser Mann schien wirklich interessant zu sein.
„Hmm... Fox? Bist du indianischer Abstammung, oder woher hast du den Namen?“,
fragte sie neugierig, sie wollte unbedingt mehr über Fox Mulder erfahren.
„Nein, meine Eltern fanden es wohl einfach nur lustig, mir einen Namen zu geben, der es
mich lehren würde zu kämpfen. Nun, eigentlich nennen mich die meisten Leute
Mulder“, erklärte er bereitwillig.
„Wie öde, ich bin nicht wie die meisten Leute, aber Fox möchte ich dich auch nicht
nennen, wenn es dir nicht gefällt. Wir brauchen also einen anderen Namen für dich.“
Sie schnappte sich seinen Arm und zog ihn ein Stück von der Menge weg auf die Wiese,
dort setzte sie sich und wartete darauf, dass er neben ihr Platz nahm.
„William“, sagte er schließlich und sie sah ihn fragend an. „Das ist mein zweiter
Vorname.“
„Na gut, was hältst du davon, wenn ich dich Will oder William nenne?“ Es war
eigentlich gar nicht ihre Art, aber in seiner Umgebung wurde sie viel selbstsicherer. Er
nickte einfach.
„Und wie soll ich dich nennen, Dana Scully?“
„Hmm, ich denke Dana, oder du überlegst dir was anderes“, bot sie ihm an. Es wäre
völlig egal, wie er sie nennen würde, mit seiner Stimme klangen bestimmt sämtliche
Namen wundervoll.
„Dana klingt sehr schön.“ Seine Verlegenheit war wieder zurückgekehrt und ihr gefiel
das sehr. Er war keiner von diesen Macho-Typen wie Keith. Vielleicht würde sie ihm
sogar verzeihen können, dass er bei so einem sexistischen Wettbewerb mitgemacht
hatte.
„Gut dann also Dana.“ Es entstand eine Pause, in der keiner von beiden wusste, was er
sagen oder den anderen fragen sollte. Das war sehr ungewöhnlich für Dana, da sie
eigentlich immer wusste, was sie zu sagen hatte, aber in der Gesellschaft von Fox
Mulder fühlte sie sich gar nicht wie immer.
„Willst du was trinken“, erkundigten sich beide dann wie aus einem Munde und sie
mussten anfangen zu lachen.
„Gerne“, antwortete sie schließlich und sie machten sich auf zu dem, was die Bar
darstellen sollte. Tatsächlich waren es nur zwei zusammengestellte Tische und ein eilig
bemaltes Schild mit der Aufschrift „Getränkeverkauf“. Die ganze Konstruktion sah aus,
als würde sie jeden Moment unter der Last der Getränkekisten zusammenbrechen.
„Was möchtest du?“, fragte er zuvorkommend.
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„Ein Bier.“ Sie hoffte, dass sie das vielleicht ein wenig erwachsen erscheinen lassen
würde. Er nickte und bestellte zwei Bier. Er zahlte und gab ihr eine Flasche, denn
Gläser wären schon seit Stunden aus, meinte der Verkäufer.
„Worauf wollen wir anstoßen?“ Die Frage warf sie kurz aus der Bahn. Warum sollten
sie überhaupt auf etwas anstoßen und warum gerade mit Bier? Tat man so etwas
normalerweise nicht an einem außergewöhnlichen Abend? Allerdings musste sie
zugeben, dass dieser Abend etwas Besonderes war, denn sie hatte Fox Mulder kennen
gelernt und einen Gutschein für ein Feinschmeckerrestaurant gewonnen. Erfolg auf der
ganzen Linie!
„Wie wär’s auf den Abend?“, schlug sie vor.
„Eine gute Idee“, stimmte er zu. Ein kurzes klack entstand, als sie ihre Flaschen
aneinander stießen, dann nahm jeder von ihnen einen großen Schluck. Das Bier war
angenehm kühl und erfrischend.
Sie wollte gerade zu einer Frage ansetzen, als sie hinter sich ein Schnaufen hörte. „Da ist
sie ja“, lallte eine Stimme, die sie sofort wiedererkannte. Keith. Auch William hatte ihn
bemerkt, denn er spuckte fast sein Bier wieder aus.
Schnell nahm er seine und ihre Flasche, stellte sie auf den Tisch, nahm ihre Hand und
rannte los. Sie war fast dreißig Zentimeter kleiner als er und konnte mit seinen großen
Schritten nicht mithalten. Ihr einziges Glück war, dass Keith und seine Kumpanen
schon mehr als angetrunken waren und deshalb nicht in der Verfassung waren, zu
rennen.
Ihr Weg führte sie quer über die Wiese, ein paar Straßen und um einige Ecken.
Schließlich machten sie in einem kleinen Park halt. Obwohl die Situation nicht lustig
war und Dana kaum noch Luft hatte, begann sie zu lachen. Erst sah er sie fragend an,
doch dann musste auch er lachen.
Da standen sie am Eingang des Forest T. Marshen Parks und spaßten, als wären sie
angetrunken. Dana fühlte sich so merkwürdig. Ihr war schwindlig, aber es war nicht das
bisschen Alkohol das sie zu sich genommen hatte, es war eher eine Art Glücksgefühl, das
ihre Adern durchströmte und ihr einen Adrenalinstoß verpasste.
Sie konnte erst aufhören, als ihr schon die Tränen in den Augen standen und ihr Bauch
schmerzte.
„Das war ja wirklich extrem“, sagte sie außer Atem.
„Ja das war es.“
„Und was machen wir jetzt?“ Sie streckte kurz ihre Gelenke durch und ein Knacken
kam von ihren Schultern, die sich beim rennen völlig versteift hatten und sich nun
wieder entspannten.
„Ich weiß nicht, vielleicht sollten wir uns eine Bank oder so etwas suchen.“ Er sah sich
schon nach einer um. In der Mitte des Parks war ein kleiner See, sofern man ihn als
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solchen bezeichnen konnte, und ein paar Bäume standen darum, aber nirgendwo war
eine Bank zu sehen.
„Ach was, wir brauchen keine Bank.“ Mit diesen Worten schritt sie auf den See zu und
ließ sich am Ufer ins Gras plumpsen. Er folgte ihr lächelnd. Sie starrten einige Zeit lang
nur auf das ruhige Wasser und das leuchten der Sterne, die sich darin spiegelten. Es war
ein wundervolle Nacht.
„Also“, begann sie und er schenkte ihr seine volle Aufmerksamkeit. „Was ich dich
eigentlich fragen wollte, bevor wir so unhöflich von Keith unterbrochen wurden:
Warum hast du an diesem Wettbewerb teilgenommen?“
„Warum hast du es?“
„Ich habe zuerst gefragt!“
„Na gut. Mein Freunde Tom und Keith wollten eigentlich an der Wahl teilnehmen, aber
Tom ist krank geworden und irgendwie habe ich mich breitschlagen lassen, seinen Platz
einzunehmen. Keith sagte, dass wäre die ideale Gelegenheit um, na ja ... um jemanden
kennen zu lernen, das hat ja auch geklappt. Schließlich sitze ich jetzt hier mit Dana
Scully. Ist das nichts?“ Er konnte es zwar nicht sehen, aber sie war rot wie eine Tomate
geworden.
„Also?“, fragte er.
„Also was?“
„Warum warst du da?“ Es schien ihn wirklich zu interessieren.
„Meine Schwester Melissa geht auf die West Bridge High und sie fragte mich, ob ich zu
einer Studentenfete mitkommen wollte. Wir sind erst vor knapp zwei Monaten aus
Massachusetts hier nach Bridgeton gezogen und ich hatte nichts Besseres vor. Als wir
hier waren, war ich sozusagen die Kleinste, außerdem kannte ich hier niemanden und
da hab ich mich eben an Missy rangehangen. Tja, und das ist die ergreifende
Geschichte, wie ich zu einem Gutschein für Le Petit Gourmet kam“, beendete sie ihre
Ausführung und kicherte kurz.
„Du hast gesagt deine Schwester geht auf die West Bridge High, du nicht?“
„Nein ich bin...“, sie zögerte kurz, „ich bin erst 17, ich werde im nächsten Jahr vielleicht
auch dort hingehen, wenn wir bis dahin nicht wieder umgezogen sind.“
„Zieht ihr oft um?“
„Ja, mein Vater ist bei der Marine und immer wenn er versetzt wird, muss die ganze
Familie mit.“ Sie wusste nicht, warum sie ihm das alles erzählte, es ging ihn eigentlich
nichts an, aber irgendwie schien William so aufgeschlossen und interessiert zu sein, dass
sie sich darüber keine Gedanken mehr machte.
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„Ich stelle es mir schrecklich vor immer, wenn man gerade Freunde gefunden hat
wieder umziehen zu müssen“, sagte er teilnahmsvoll. „Deine Familie, bist das nur du,
deine Schwester und deine Eltern?“
„Nein ich habe auch noch zwei Brüder, Bill und Charles.“
„Wow, eine richtige Großfamilie.“
„Was ist mit dir, hast du Geschwister?“ Er sah aus, als hätte sie ihn getreten und sie
bereute ihre Frage. Vielleicht war sein Bruder gestorben, oder seine Schwester war
verrückt und in einer Anstalt, vielleicht hasste er es auch einfach nur, ein Einzelkind zu
sein.
„Ich hatte eine Schwester, aber sie ist“, er suchte nach dem richtigen Wort,
„verschwunden.“
„Verschwunden? Ist sie entführt worden?“ Er nickte sachte.
„Und man hat sich noch nicht gefunden?“ Wieder nickte er nur und sah betreten zu
Boden. „Aber warum sollte jemand deine Schwester einfach so entführen?“
„Nicht jemand, sondern etwas.“
„Wie meinst du das?“ Sie hatte es sich kaum getraut zu fragen.
„Ich glaube, dass Außerirdische sie entführt haben“, antwortete er.
„Du willst mich verarschen“, sagte sie ärgerlich, doch dann sah sie in seine Augen. Es
war ihm total ernst, als er den Kopf schüttelte. Er begann ihr ausführlich von dem
letzten Abend mit seiner Schwester zu berichten, wie sie zusammen dieses Brettspiel
gespielt hatte, wie plötzlich das Licht ausgegangen war und ein helles Leuchten immer
näher ans Fenster kam. Und wie der kleine Körper von Samantha zu schweben begann
und für immer aus seinem Leben verschwand. Wie seine Eltern sich darauf trennten
und seine Mutter begann, sich mit Antidepressiva zu beruhigen.
„Oh Gott, das ist ja furchtbar!“ sie hatte Tränen in den Augen. Es war zum Teil
Mitgefühl, zum Teil war es aber auch etwas anderes. Sie konnte sich nicht vorstellen,
wie es wäre, wenn Melissa oder einer ihrer Brüder auf einmal auf ungeklärte Weise
verschwinden würde. So nervig sie auch manchmal waren, sie waren trotzdem ihre
Geschwister und Dana liebte sie.
„Es ist schon okay“, flüsterte er sanft und nahm sie in die Arme. Ein berauschendes
Gefühl durchfuhr ihren Körper. Wie konnte jemand Fremdes so vertraut wirken? Wie
konnte jemand, der sie nicht kannte, genau wissen, wie er sie in die Arme zu nehmen
hatte? Warum hatte sie das Gefühl, ihm etwas dafür zurückgeben zu müssen, dass er
eine so schwere Kindheit gehabt hatte? Sie wusste es nicht und es war auch nicht wichtig
darüber nachzudenken, solange er sie in seinen Armen hielt.
Widerwillig trennte sie sich nach einigen Minuten von ihm, hielt aber in ihrer Bewegung
inne, als sie in seine Augen sah. Sie waren das erste, was sie von ihm gesehen hatte und
das erste, was sich für immer in ihr Gedächtnis eingebrannt hatte. Sie konnte das
Knistern fast auf ihrer Haut spüren und sie fragte sich, ob das der Moment war, wo er
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sie oder sie ihn küssen würde, doch stattdessen saßen sie einfach nur da und sahen sich
in die Augen.
Schließlich kreischte eine Elster in einem der Bäume und sie erwachten aus ihrer
Trance. Schüchtern wandten sie ihre Blicke ab. Doch nach kurzer Zeit drehte sie sich
fast erschrocken zu ihm um.
„Wie spät ist es?“, fragte sie und er sah auf seine Uhr.
„Fast halb drei, wieso?“
„Verdammt“, sagte sie und stand auf. „Ich hab um zwei Sperrstunde, außerdem wollte
ich mich um halb zwei mit Missy treffen.“ Es war ihr nicht klar gewesen, wie lange sie
hier zugebracht hatten. Die Verleihung war so gegen 11 gewesen, die Zeit war geradezu
verflogen.
„Na dann sollten wir vielleicht zurück zum Campus gehen, vielleicht ist sie ja noch da.“
Er stand ebenfalls auf und gemeinsam gingen sie zurück zur West Bridge High. Die
Anzahl der Gäste hatte sich zwar seitdem sie gegangen waren, um ihre eigene kleine
Party im Schutze der Dunkelheit zu feiern, leicht reduziert, doch es waren immer noch
genug.
Glücklicherweise trafen sie weder Keith noch einen seiner Kumpanen, allerdings war
auch Melissa nirgends zu finden. Schließlich gab Dana auf und zog einen Schmollmund,
sie konnte sich denken, dass es eine Menge Ärger geben würde.
„Soll ich dich vielleicht nach Hause bringen? Ich habe nicht viel getrunken, ich bin ja
dank Keith nicht dazu gekommen“, bot er hilfsbereit an. Sie nickte und sie begaben sich
zu seinem Auto. Sollte sie wirklich in seinen Wagen steigen? Ach, sie hatte gerade fast
vier Stunden mit diesem Mann in einem dunklen Park verbracht und er hatte sich nicht
einmal getraut, sie zu berühren oder zu küssen, also würde er sie auch sicher nach
Hause bringen und nirgendwo anders hin.
Sie stieg ein und nach 20 Minuten waren sie bei ihrem Haus angekommen. Die Fahrt
über hingen beide ihren eigenen Gedanken nach. Sollte sie ihm ihre Nummer geben?
Sollte sie ihn bitten, sie noch einmal zu besuchen? Oder sollte sie einfach hoffen, dass sie
sich noch einmal begegneten?
Sie entschied, dass letzteres eine inakzeptable Lösung war, da sie ein weiteres Treffen
mit ihm nicht dem Schicksal überlassen wollte. Dazu war er zu interessant, zu nett, zu
gutaussehend oder einfach zu sehr William.
„Also... werde ich dich noch einmal wiedersehen?“, wiederholte er seine Frage vom
Park.
„Hast du einen Stift und einen Zettel?“ Es war besser, wenn sie ihm ihre Nummer gab.
Wenn er nicht anrief, dann konnte sie sich immer noch einreden, dass es falsch gewesen
war, aber sie musste wenigstens wissen, dass er die Möglichkeit hatte, sie noch einmal
mit ihr zu sprechen.
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„Stift ja, Zettel nein“, meinte er und reichte ihr einen Kugelschreiber. Kurz entschlossen
hielt sie seinen Arm fest und streifte seine Jacke ein Stück nach oben. Dann schrieb sie
ein paar Zahlen auf seinen Unterarm.
„Das ist meine Telefonnummer, ruf mich an!“, sagte sie noch, bevor sie aus dem Auto
stieg und eilig auf die Haustür zulief.
„Ich wünsch dir angenehme Träume!“, rief er ihr hinterher. Sie drehte sich noch einmal
zum Auto um und schenkte ihm ein breites Lächeln. Dann war sie im Haus
verschwunden.
Kaum hatte sie die Tür geschlossen, lehnte sie sich mit der Stirn dagegen. „Yes!“, amtete
sie erleichtert durch. Sie hatte ihm tatsächlich ihre Nummer gegeben. Sie würde Fox
Mulder wiedersehen. Das Glücksgefühl war fast so stark, wie das, das sie schon vorhin
überflutet hatte.
„Darf ich fragen, wo du jetzt herkommst, junge Dame!“ Die Stimme ihres Vaters klang
noch strenger als sonst. Langsam drehte sie sich um und sah ihn an. In seinem Gesicht
war nichts zu erkennen, doch in seinen Augen loderten Flammen des Zorns.
„Melissa ist bereits vor einer Stunde nach Hause gekommen, und das hättest du auch
tun sollen! Hast du dich wenigstens amüsiert?“ Obwohl sie wusste, dass sie hätte
betreten sein oder sich wenigstens schämen müssen, war sie doch so unendlich glücklich,
dass sie freudestrahlend auf ihren Vater zulief.
„Oh Ahab, ich hatte einen wundervollen Abend, es war einfach fabelhaft. Die Sterne,
der Mond, oh es war so bezaubernd. Es war der schönste Abend in meinem Leben.“ Sie
küsste ihren Vater kurz auf die Wange und ging leichtfüßig, fast schwebend, zur Treppe
hinüber.
„Gute Nacht, Daddy!“ Sie hauchte ihm noch eine Kusshand zu und verschwand dann im
oberen Geschoss. Bill Scully stand völlig überrumpelt an dem selben Platz, an dem er
Dana empfangen hatte. Er war wütend auf sie gewesen, aber seine Tochter, die sich in
keiner Stadt zu Hause fühlte, die nirgendwo glücklich zu sein schien, war die
Fröhlichkeit in Person. Die Art, wie sie ihn anlächelte hatte sein Herz erweichen lassen.
Er hatte ein solches Lächeln nicht mehr gesehen, seit sie 8 Jahre alt war.
Er war noch immer verärgert, weil sie so spät nach Hause gekommen war, aber er
entschied, dass er das auch morgen mit ihr besprechen könnte und wollte sie diesen
Abend genießen lassen.
Langsam ging auch er zurück ins Schlafzimmer. Seine Frau, Margaret, sah ihn fragend
an.
„Was hat sie gesagt?“
„Dass sie heute den schönsten Abend ihres Lebens hatte. Margaret, ich habe Dana noch
nie so glücklich gesehen. Sie ist sonst so ernst und verschlossen, und eben schien sie die
Treppe praktisch hinaufzuschweben.“
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„Ich würde sagen, deine Tochter ist verliebt“, schloss Margaret lächelnd. Es passierte
wirklich nicht alle Tage, dass Dana sich verliebte. Die Symptome passten allerdings
perfekt, und wenn sie sich nichteinmal vom Ärger ihres Vaters beeinflussen ließ, dann
musste dieser jemand etwas ganz Besonderes sein.
Drei Meter über ihr dachte Dana genau dasselbe. Ihr war von Anfang an klar gewesen,
dass er etwas ganz besonderes war.
Liebes Tagebuch,
ich weiß, ich habe eine Zeitlang nicht regelmäßig geschrieben, aber der Umzug war wie
immer sehr stressig.
Doch heute Abend habe ich jemanden kennen gelernt, von dem ich dir einfach erzählen
muss, da ich sonst platzen werde.
Sein Name ist Fox William Mulder, ich finde, das klingt ganz schön poetisch. Er ist so süß,
aber nicht nur das. Er hat ein wundervollen Charakter, er ist sensibel, aber kein Weichei.
Er ist höflich und weiß genau, wie er mit mir umgehen muß. Außerdem ist er so
wahnsinnig attraktiv, oh Mann, das haut einen fast aus den Latschen.
Es ist so merkwürdig. Ich fühle mich so merkwürdig. Ich kenne ihn kaum mehr als vier
Stunden und doch denke ich, dass ich schon mein halbes Leben mit ihm verbracht habe.
Ich habe keine Angst, mich ihm zu öffnen und ihm von mir zu erzählen.
Ich vermisse ihn! Jetzt schon, wo er mich erst vor knapp 20 Minuten verlassen hat. Seine
warme Stimme fehlt mir. Ob ich heute Nacht von ihm Träumen werde? Bestimmt. Aber die
wichtigste Frage ist, wird er anrufen?
Dana schloss ihr Tagebuch und verstaute es in der kleinen Nachtischschublade neben
ihrem Bett. Als sie sich gerade zudecken wollte, ertönte ein leises Klopfen an der Tür,
die danach wurde sachte aufgeschoben wurde, und Melissa kam ins Zimmer. Kaum
hatte sie die Tür geschlossen, kam sie näher ans Bett.
„Dana bist du wahnsinnig? Dad ist ausgerastet, als ich allein nach Hause kam. Ich habe
den ganzen Campus nach dir abgesucht, wo warst du denn?“
„Ich war im Forest T. Marshen Park.“
„Wie kamst du denn da hin und vor allem warum?“ Melissa war eigentlich nur
gekommen, um ihrer Schwester die Standpauke zu halten, die sie sich hatte anhören
müssen, als sie ohne Dana nach Hause gekommen war. Aber als sie das Leuchten in den
Augen ihrer Schwester und ihre leicht geröteten Wangen sah, wurde sie doch langsam
neugierig.
„Nachdem eine Person, deren Namen ich hier nicht erwähnen möchte, ihr mir
gegenüber gegebenes Versprechen gebrochen hat“, sie warf Melissa einen anklagenden
Blick zu, „und ich mich aus unangenehmer Gesellschaft befreien konnte, bin ich
geradewegs in die Arme von Fox William Mulder gelaufen.“ Ein breites Grinsen
pflasterte sich auf ihr Gesicht.
„Und weiter?“
„Nichts weiter. Wir haben etwas zusammen getrunken und mussten dann vor meiner
unangenehmen Gesellschaft flüchten, so landeten wir im Marshen Park. Dort haben wir
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uns unterhalten.“ Ihr Grinsen wurde zu einem sehnsüchtigen Lächeln, als sie wieder an
den Moment dachte, wo sie sich hätten küssen können.
„Unterhalten“, meinte Melissa trocken.
„Ja unterhalten!“, bekräftigte Dana ihre Aussage.
„Und wie ist er so?“, fragte Melissa weiter. Sie konnte sich gut vorstellen, dass dieser
Mann schon etwas Besonderes sein musste, wenn er Dana den Kopf verdrehte. Entgegen
jeglichen Gesetzen der Pubertät hatte sich Dana noch nie wirklich verliebt. Oh, sie war
keine Jungfrau mehr, aber sie hatte es wahrscheinlich nur mit diesem Jungen getan,
weil sie aus ihrem ewigen kleinen Mädchenraster ausbrechen wollte - was ihr auch
großartig gelungen war.
„Oh, er ist super, einfach perfekt. Er hat eine männliche Figur, nicht zu muskulös, aber
auch kein schlapper Hering. Seine Haare haben einen wunderschönen Farbton zwischen
schwarz und braun. Er hat unheimlich glatte Haut, wie ein Baby. Seine Nase ist etwas zu
groß geraten, aber sie verstärkt nur sein einmaliges Profil. Und er hat gute Zähne.
Außerdem hat er wunderschöne haselnussbraune Augen.“ Sie hörte auf und wurde rot,
als ihr klar wurde, dass sie eindeutig zu viel über ihn wusste. Sie hatten sich immerhin
nur vier Stunden gesehen. Melissa war ebenfalls überrascht. Dana schien diesen Typen
ja geradezu auseinandergenommen zu haben.
„Du scheinst ihn dir ja ganz genau angesehen zu haben“, neckte sie ihre Schwester, die
auch prompt noch einen Ton roter wurde. „Und? Wann siehst du ihn wieder?“, fragte
sie neugierig.
„Ich habe ihm unsere Telefonnummer gegeben, ich weiß nicht, wann er anruft. Oder ob
er überhaupt anruft, aber ich denke, dass er das wird.“
„Findest du nicht, dass du ein wenig naiv bist? Wer sagt, dass er anrufen wird?“ In
diesem Moment ging die Tür auf und Charles steckte verschlafen seinen Kopf ins
Zimmer.
„Hey, könnt ihr diesen Weiberkram nicht morgen besprechen?“, erkundigte er sich
mürrisch. „Es gibt auch Leute, die in diesem Haus schlafen wollen“, fügte er großspurig
hinzu.
„Geh wieder ins Bett, du Qualle“, fauchte ihm Melissa entgegen und stand auf. „Gute
Nacht Dana, ich hoffe, er ruft dich an!“ Dann schob sie ihren Bruder aus dem Zimmer
und schloss die Tür hinter sich.
Dana lag noch lange wach und dachte abwechselnd an Missys Worte und an Williams
wunderschöne haselnussbraune Augen, bis sie schließlich einschlief.
Das erste, was sie am darauffolgenden Tag spürte, waren sanfte Sonnenstrahlen, welche
ihr Gesicht liebkosten. Langsam schlug sie die Augen auf und dachte wohl zum x-ten
Mal an den gestrigen Abend. Sie hatte wundervolle Träume gehabt, zumindest waren
die, an die sie sich erinnern konnte, wundervoll gewesen.
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Sie waren Hand in Hand am Strand spazieren gegangen und hatten sich auf einem
Felsen mit der Sonne im Rücken niedergelassen und geredet. Schließlich hatte er
zärtlich ihre Wange gestreichelt und dann hatten sie sich geküsst. Ein Kuss, der sie
selbst jetzt noch erröten ließ, da er alles andere als unschuldig war.
„Dana, du bist auf, dann komm doch gleich frühstücken“, riss ihre Mutter sie aus den
Gedanken und war auch gleich wieder gegangen. Sie schnappte sich ihren
Morgenmantel und lief leichtfüßig die Treppe hinunter und in die Küche.
„Guten Morgen, alle zusammen“, begrüßte sie die anderen Familienmitglieder
überschwänglich. Ein eigenartiges Gefühl der Zufriedenheit durchflutete ihren Körper
und sie wollte die ganze Welt an ihrem Glück teilhaben lassen.
„Uh Schwesterchen hattest du angenehme Träume, oder warum bist du so gut
gelaunt?“, fragte Charlie spitz. Melissa verpasste ihm einen Tritt. „Das geht dich gar
nichts an du Kröte“, sagte sie währenddessen.
„Melissa ,du sollst deinem Bruder nicht immer solche Schimpfwörter an den Kopf
werfen“, ermahnte Margaret Scully ihre älteste Tochter. Die nickte gehorsam, schenkte
ihrem Bruder jedoch ein schiefes Grinsen.
„Hast du gut geschlafen?“, erkundigte sich Ahab bei Dana, die von der ganzen
Unterhaltung absolut gar nichts mitbekommen zu haben schien. Aus ihren Tagträumen
gerissen sah sie ihren Vater fragend an.
„Ja, ja, das habe ich. Daddy, ich weiß, dass wir heute eigentlich einen Ausflug machen
wollten, aber kann ich zu Hause bleiben?“, fragte sie etwas schüchtern.
„Geht es dir nicht gut?“, fragte Margaret sofort alarmierend.
„Nein, ich fühl mich bestens, aber ich erwarte einen wichtigen Anruf“, antwortete sie
schnell und richtete ihren Blick dann wieder auf Ahab.
„Meinetwegen, aber jetzt iss etwas.“ Er lächelte ihr zu. Sie grinste breit zurück und sah
dann etwas missgestimmt zum Brotkorb hinüber.
„Eigentlich habe ich gar keinen Hunger, ich geh am besten gleich duschen“, verkündete
sie und erhob sich, um schnellen Schrittes in Richtung Badezimmer zu gehen. Ihre
Familie sah ihr wissend nach. Na ja, nicht alle wussten es.
„Hab ich was verpasst, Dana hat bis jetzt noch nie eine Mahlzeit ausfallen lassen“, stellte
Charlie verwirrt fest.
„Das verstehst du noch nicht, du Winzling.“ Melissa stupste ihn mit ihrem Ellenbogen in
die Seite und erntete einen strengen Blick von ihrem Vater.
Nach zwei Stunden brachen schließlich alle Scullys bis auf Dana zum Mount
Winnemacka auf, um die wenige Zeit, die Captain Scully mit seiner Familie verbringen
konnte, zu genießen. Alle verabschiedeten sich und Melissa schenkte ihr ein
warmherziges Lächeln, bevor sie ging.
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Sich zu beschäftigen stellte für Dana auf einmal ein riesiges Problem dar. Für nichts
konnte sie sich begeistern. Erst las sie, doch sie achtete kaum auf den Inhalt, da ihre
Gedanken ständig bei ihm hingen. Dann setzte sie sich vor den Fernseher, doch auch der
konnte ihre Aufmerksamkeit nicht lange auf sich ziehen. Schließlich stellte sie das Radio
leise an und legte sich auf die Couch, um noch ein wenig von ihm zu träumen.
Schnell war sie eingeschlafen und wurde von einem klingelnden Telefon unsanft
geweckt. Sofort war sie hell wach. Blitzschnell stand sie von der Couch auf, rutschte
dummerweise auf dem Teppich aus und landete heftig auf ihrem Rücken und ihrem
Allerwertesten. Den Schmerz ignorierend stand sie auf und sprintete zum Telefon.
„Ja?“, meldete sie sich fast völlig außer Atem.
„Hey Dana, hast du gerade einen Marathon gemacht, oder was?“ Sie kannte die
Stimme, doch es war nicht die, die sie gehofft hatte zu hören.
„Hallo Bill, was willst du?“ Sie wollte nicht lange sprechen, damit die Leitung so schnell
wie möglich für andere – wichtigere – Anrufe frei wäre.
„Ich wollte mit Dad sprechen -“
„Der ist nicht da!“, fiel Dana ihm ins Wort. Dauerte ihr Gespräch nicht schon viel zu
lange? Vielleicht würde er gerade jetzt versuchen sie zu erreichen. „Am besten du
versuchst es später noch einmal, bye“, sagte sie schnell und legte auf, bevor ihr Bruder
auch nur irgendetwas erwidern konnte. Frustriert atmete sie aus, wobei ihr ihr Rücken
schmerzlich bewusst wurde.
„Was mach ich hier eigentlich? Er ist nur ein Mann, nichts weiter. Ich habe mich
schließlich noch nie wegen einem Mann so dämlich benommen“, ermahnte sie sich
selbst, doch sie wusste, dass es überhaupt nichts gebracht hatte. Sie hatte auch noch nie
so für jemanden empfunden und es schmerzte sie innerlich viel mehr als ihr Rücken,
dass er noch nicht angerufen hatte.
Zu Mittag aß sie eine kleine Weißbrotscheibe, da sie noch immer keinen Hunger hatte.
Danach ging sie zur Couch zurück, nahm sich einen Bleistift und ein Blatt Papier und
begann auf kitschige Weise ihren Namen zu schreiben. Na ja, nicht ganz ihren Namen.
Sie ließ Dana Katherine stehen, aber das Scully ersetzte sie wissentlich durch Mulder.
Das letzte mal hatte sie das getan, als sie in Billy Brigthen verknallt gewesen war, aber
das war in der fünften Klasse gewesen. Sie hatte das schon ewig nicht mehr gemacht, es
passte einfach nicht zu ihr. Allerdings benahm sie sich ja auch nicht so wie sonst.
Schließlich wurde ihr auch diese Tätigkeit zu wider. Was sollte sie tun? Die Minuten
zählen, bis er anrufen würde? Vielleicht würde er gar nicht anrufen? Was, wenn er
nicht anruft? Ihre Gedanken schlugen Purzelbäume und präsentierten ihr immer mehr
und immer scheußlichere Gründe, warum er sie nicht anrufen sollte.
Sie war im zu klein, zu jung, nicht seine Kragenweite, nicht sein Typ. Nein, dass sie sein
Typ war, wusste sie, er hatte es selbst zugegeben. Doch das allein hieß nicht, dass er
wirklich etwas für sie empfinden könnte.
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Auf einmal hatte sie ein starkes Gefühl danach, ihre Gedanken aufzuschreiben und zu
festzuhalten. Schnell rannte sie die Treppe zu ihrem Zimmer hinauf, denn sie wollte
nicht länger als nötig so weit weg vom Telefon sein. Sie kramte ihr Tagebuch aus ihrer
Nachttischschublade und rannte schnell wieder nach unten, dort ließ sie sich wieder auf
dem Sofa nieder und begann zu schreiben:
Liebes Tagebuch,
er hat noch nicht angerufen. Es ist zwar erst kurz nach zwei nachmittags, aber ich weiß
nicht, ob ich es nicht trotzdem für ein schlechtes Omen halten soll. Wieso sollte er
überhaupt anrufen? Wahrscheinlich ist er gleich unter die Dusche gegangen und hat den
Schandfleck von seinem Arm gewaschen. Aber ich möchte mich diesen Gedanken nicht
hingeben, es ist viel leichter – nicht wirklich leichter, aber in jedem Falle besser – daran zu
glauben, dass er noch anruft.
Er fehlt mir sehr, ich wünschte, er wäre bei mir. Moment es klingelt...
Hastig legte sie den Stift zur Seite und stand auf. Wahrscheinlich würde der Postbote
vor der Tür stehen, allerdings war es dafür schon ein wenig spät. Es könnte auch Pete
sein, der Junge, der die Zeitungen austrug und jedes Mal versuchte, sich an sie
ranzumachen. Ja, es war mit Sicherheit Pete und sie hatte absolut gar keine Lust sich
jetzt mit ihm rumzuschlagen.
„Pass auf Pete -“, sagte sie, während sie die Tür öffnete, stockte aber sofort, als sie sah,
wer vor ihrer Tür stand.
„Wer ist Pete?“, grinste er. Ein wunderschönes Grinsen, wenn auch ein wenig
schelmisch. Sie konnte gar nicht anders, als das Lächeln zu erwidern.
„Och niemand“, antwortete sie gelassen. Natürlich war sie innerlich fast geplatzt vor
Freude. Ein Anruf war gut, doch der leibhaftige Mulder vor ihrer Nase war um tausend
Mal besser.
„Bist du allein“ fragte er wieder etwas schüchterner. Sie nickte energisch und öffnete die
Tür weit genug, um ihn eintreten zulassen. „Also, so sieht das Haus der Scullys aus“,
sagte er, während er sich umsah. Sie ging an ihm vorbei in Richtung Wohnzimmer, da
sie sich irgendwie fehl am Platze fühlte, und er folgte ihr.
„Willst du irgendwas trinken?“, fragte sie höflich. Sie war aufgeregt wie ein kleines
Schulmädchen.
„Klar, habt ihr Eistee?“ Er setzte sich auf die Couch und sie machte einen Abstecher in
die Küche. Ja, sie hatten Eistee, wie sie erleichtert feststellte. Schließlich sollte er sich
hier wohl fühlen. Sie füllte zwei Gläser und ging dann zurück ins Wohnzimmer, dort
blieb sie wie angewurzelt stehen und hätte beinah die Gläser fallengelassen.
„Denkst du wirklich, dass ich gleich unter die Dusche gesprungen bin?“, fragte er, das
Buch zurück auf den Tisch legend.
„Bist du?“, fragte sie unsicher zurück. Sie fürchtete sich vor der Antwort. Was wenn ja?
Was wenn nein?
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„Nein bin ich nicht, ich habe deine Nummer erst säuberlich auf einen Zettel
übertragen“, antwortete er wahrheitsgemäß. Allerdings ließ er den Punkt aus, dass er
ihre Nummer immer noch auf dem Arm hatte, weil er sie einfach nicht abwaschen
wollte. Deshalb trug er auch ein langärmliges Shirt.
„Entschuldige“, sagte er dann, als sich eine peinliche Pause zwischen ihnen bildete.
„Aber es lag hier so offen herum und ich bin nun einmal ziemlich neugierig.“ Es war
ihm wirklich unangenehm, dass er an ihre privaten Sachen gegangen war.
„Schon gut, man sollte so etwas eben nicht überall herumliegen lassen“, gab sie zurück
und stellte die Gläser auf den Tisch.
„Genauso wenig wie das hier“, sagte er grinsend und holte den Zettel hinter seinem
Rücken hervor, auf dem sie ihren und seinen Namen verbunden hatte.
„Hey das ist nicht fair, gib ihn her“, beschwerte sie sich und kletterte zu ihm auf die
Couch, wo sie eine Zeit lang lachend und jubelnd um den Zettel kämpften. Er plumpste
nach hinten auf die Couch, sie lag auf ihm und der Zettel war vergessen.
Ihre Augen ruhten aufeinander und blieben genauso aneinander haften, wie gestern an
dem kleinen See im Marshen Park. War das wirklich erst gestern gewesen? Es kam ihr
vor, als würde sie ihn schon eine Ewigkeit kennen. Schließlich legten sich seine Arme
zaghaft auf ihre Schultern und ihre Gesichter näherten sich. Bis ihre Lippen sich
berührten.
Natürlich suchte sich ihre Familie genau diesen Zeitpunkt aus, um nach Hause zu
kommen. Wie zwei verschreckte Tiere wichen sie auseinander. Ihre Haare und
Klamotten waren von dem Kampf unanständig zerwühlt und ihre Familie blickte sie mit
unterschiedlichen Reaktionen an.
Charlie grinste. Melissa lächelte. Ihre Mutter hatte einen schockiert-besorgten
Ausdruck und ihr Vater war einfach nur wütend. Dana stand auf und richtete ihr
T-Shirt, dann reichte sie William die Hand und zog ihn vom Sofa.
„Ähm, hallo“, war das Einzige, was er in der Lage war zu sagen. Immerhin hatte er sie
gerade geküsst, und es war wie eine kleine Explosion gewesen. „Freut mich, Sie kennen
zu lernen, aber ich wollte eigentlich gerade wieder gehen“, fügte er hinzu. Die
versteinerte Familie erwachte aus ihrer Trance und nickte eifrig, bis auf das
Familienoberhaupt.
William und Dana gingen zur Tür und die Familie zerstreute sich, aber in Hörweite der
Tür. Sie standen draußen vor der leicht angelehnten Tür und keiner wusste, was er
sagen sollte. Es war nicht zu übersehen, dass ihnen beiden der Kuss gefallen hatte,
allerdings war das, was danach passiert war, für beide eine harte Nuss.
„Meinst du, wir sehen uns wieder, ich meine, nach der Nummer?“, fragte er sanft. Sie
nickte entschieden.
„Ich habe doch noch den Gutschein als Preis, was hältst du davon, wenn wir Essen
gehen?“
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„Das ist eine gute Idee, vorausgesetzt, deine Eltern lassen dich überhaupt noch in meine
Nähe“, lächelte er.
„Das können sie mir nicht verbieten“, antwortete sie energischer, als es geplant war. Er
grinste noch ein bisschen mehr und gab ihr dann einen sanften Kuss auf die Wange.
„Also ich werde dich heute Abend um halb acht abholen, wenn’s recht ist?“ Sie strahlte
und nickte. Natürlich war ihr das recht, ihr war alles recht, Hauptsache, sie konnte mit
ihm zusammen sein.
Er setzte sich in sein Auto, winkte ihr noch einmal zu und fuhr dann los. Sie sah im noch
ein Weilchen nach, auch als er schon um die Ecke gebogen und aus ihrem Sichtfeld
verschwunden war. Zum einen, weil sie es kaum ertragen konnte, schon wieder von ihm
getrennt zu sein und zum anderen, weil sie sich davor fürchtete, wieder ins Haus zu
gehen, diese Szene eben konnte ihren Eltern einfach nicht gefallen haben. Es gab zu viele
Parallelen zu der dunklen Seite ihrer Vergangenheit, die in Massachusetts geblieben
war.
Schließlich drehte sich sich schweren Herzens um und kehrte in ihr Heim zurück,
immerhin konnte sie ja nicht ewig hier draußen bleiben. Sie schloss die Tür und sah sich
nach einem Familienmitglied um. Ihre Mutter saß auf der Couch und sie konnte hören,
wie ihre Geschwister im Obergeschoss über irgendwas heftig diskutierten, doch ihr
Vater war nicht in Sicht.
Langsam ging sie ins Wohnzimmer und sammelte ihr Tagebuch und den kindischen
Zettel vom Boden auf. Ein Räuspern erschreckte sie, ihr Vater stand an der
Terrassentür auf der anderen Seite des Zimmers und sah wütend nach draußen. Ihre
Mutter versuchte ihre Gefühle zu ordnen.
„Also?“, wollte ihr Vater sich endlich wissen, drehte sich um sah sie an.
„Also was?“, entgegnete sie. Es war ein Test, wenn er jetzt ausrasten würde, dann
könnte sie in ihr Zimmer gehen. Doch wenn er jetzt ruhig blieb, dann hatte sie eine
lange Standpauke vor sich.
Er blieb ruhig.
„Kannst du uns diese kleine Szene vielleicht erklären?“, übernahm ihre Mutter und
deutete fast angewidert auf die Couch.
„Ich wüsste nicht, was ich euch erklären müsste“, sagte sie und senkte den Kopf. Es gab
ja wirklich nicht viel zu erklären, sie hatten ja alles gesehen, was sehenswert war oder
einer Erklärung bedarf.
„Wer war dieser Kerl?“ fragte ihre Mutter bissig.
„Das war kein Kerl, das was William“, antworte sie, ihre Wut stark unter Kontrolle
haltend. Sie würde wieder einmal die Kleine-Mädchen-Standpauke zu hören
bekommen. Gott, wie satt sie das hatte, es war jedes Mal dasselbe, wenn sie auch nur in
die Nähe eines Jungen kam. Manchmal war ihre katholische Erziehung der reinste
Horror.
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„William was?“, schaltete sich ihr Vater ein. Das war wie Guter Cop/Böser Cop, nur
dass sie zwei böse abbekommen hatte.
„Fox William Mulder, willst du vielleicht noch seine Adresse?“ Ihre Antwort war etwas
zu gewagt und sie erntete einen harten Blick von ihrem Vater. Jetzt würde es passieren,
und das tat es auch.
„Ja, vielleicht will ich das“, platzte es aus ihm heraus. „Ich meine, von dem Typen, der
meine Tochter schwängert hätte ich doch wenigstens gern eine Adresse“, schrie er.
„Er hat mich nicht geschwängert“, brüllte sie zurück. Es war ja klar gewesen, dass sie
das Thema wieder aufheizen würden.
„Nein, und das hat Chris natürlich auch nicht, nicht wahr?“ Ihr Vater spulte sich
absichtlich in die Höhe. Es war einfach unfair, dass er wieder davon anfing.
„Das ist aber nicht Chris, sondern William und es ist etwas völlig anderes“, rechtfertigte
sie sich. Für Chris hatte sie nicht einmal die Hälfte der Gefühle empfunden, die sie für
William empfand.
„Natürlich ist das was völlig anderes...“ Die Stimme ihrer Mutter triefte vor Sarkasmus.
„Aber wenn wir dich mit zerwühlten Haaren und unordentliche Klamotten bereits das
zweite Mal auf der Couch finden, dann ist das nichts völlig anderes.“ Ihre Stimme
beruhigte sich wieder etwas.
„Verdammt“, schrie Dana und ihre Eltern blickten sie erschrocken an. „Das einzige,
was gleich war, war, dass wir auf der Couch saßen, aber wir hatten keinen Sex. Wir
haben getobt, wir hatten unseren Spaß und nicht auf die Art, an die ihr denkt. Es war
richtig wundervoll, bis ihr dazwischen platzen musstet. Versteht ihr nicht, dass ich auch
aus meinen Fehlern lernen kann? Ja, ich habe einen Fehler gemacht, aber das habt ihr
auch und ich bin nicht dazu bereit, mir das jedes Mal anhören zu müssen, und William
bedeutet mir einfach zuviel!“ Sie war völlig erschöpft. Ihre Stimme würde morgen
sicher heiser sein. Sie hatte keine Lust mehr, sich noch weiter zu streiten, nahm ihre
Jacke und ging. Dabei überhörte sich absichtlich die wütenden Rufe ihres Vater, sie
solle sofort zurückkommen.
Aber wohin sollte sie? Sie war allein. Allein in einer neuen Umgebung, und wieder
einmal wurde ihr schmerzlich bewusst, dass sie schon wieder umgezogen waren. Zu
William konnte sie nicht, sie hatte seine Adresse nicht und jemand anderen kannte sie
nicht.
Patricia! Das war der rettende Gedanken. Sie steckte die Hände in die Taschen, wandte
ihren Blick dem Boden zu und stapfte los. Bis zu Trishas Haus waren es nur einige
Querstraßen und Dana verbrachte die Zeit damit, darüber nachzudenken, was sie tun
sollte.
Sie konnte sich weiter mit ihren Eltern fetzen oder sie konnte mit William Schluss
machen, und beides war keine Lösung. Aber wenn es unbedingt eine davon seine musste,
dann würde sie ohne lange zu überlegen die erste nehmen, da sie Will einfach nicht
aufgeben konnte oder wollte.
22
Um ein Haar wäre sie gedankenverloren an Trishas Haus vorbei gelaufen, doch Mrs.
Estrada kam gerade mit zwei Taschen und Trishas jüngstem Bruder Emilio aus dem
Haus.
„Hey Dana!“, rief sie erfreut und Dana schreckte aus ihren Gedanken. „Du willst doch
sicher zu uns, oder?“
„Ja, das wollte ich wirklich Mrs. Estrada“, antworte sie und ging zu ihr, um ihr beim
Tragen zu helfen.
„Könntest du Emilio wohl solange halten, wie ich die Taschen in den Kofferraum
schaffe?“, fragte sie freundlich und reichte ihr das Baby ohne lange auf eine Antwort zu
warten. Emilio sah sie mit großen Augen an und als er sie erkannte – was vermutlich
der Auslöser für seine Reaktion war - begann er zu strahlen und vor sich hin zu
brabbeln.
„Na Emilio, du wirst sicher auch mal ein großer Herzensbrecher mit deinen
haselnussbraunen Augen“, flüsterte sie dem Baby sanft ins Ohr und dachte dabei an
ihre eigene verzwickte Lage. Plötzlich kam ihr ein furchtbarer Gedanke.
„Mrs. Estrada? Fahren sie weg, weil Trisha nämlich nichts davon erzählt hat.“ Wo
sollte sie hin, wenn Familie Estrada wirklich beschlossen hatte, die letzten Ferienwochen
noch für einen Campingurlaub zu nutzen?
„Ja, aber wie ich Trisha kenne, hat sie das einfach nur vergessen zu erwähnen.“ Danas
Stimmung sank auf den Tiefpunkt. „Dana, nun zieh mal nicht so ein Gesicht“, sagte
Trishas Mutter, während sie zurückkam und ihr Emilio abnahm. „Sie hat es bestimmt
nur vergessen, weil sie nicht mitkommt.“
„Sie fährt nicht mit?“, wollte Dana wissen, denn sie hatte Angst, dass sie sich das
vielleicht nur eingebildet hatte.
„Nein, du kennst sie doch, na ja Teenager halt“, meinte sie zu ihr und drehte sich dann
zum Haus um. „Trisha du hast Besuch!“, schrie sie die Treppen hinauf. Das Haus der
Estradas sah genauso aus wie das der Scullys. Marinehäuser eben. Die waren sowieso
alle gleich. Patricia bewohnte dasselbe Zimmer wie Dana. Schnell wie der Blitz war
Patricia die Stufen heruntergestiegen.
„Hey Dana, ich wusste gar nicht, dass du vorbeikommen wolltest“ grüßte sie fröhlich.
<Tja, ich wusste das auch nicht>, dachte Dana traurig. „Was ist denn mit dir?“, fragte
Trish, die sofort bemerkt hatte, das etwas nicht stimmte. Dana sah betreten zu Boden.
„Mom, Dana und ich gehen ein bisschen spazieren, ich wünsch euch eine angenehme
Fahrt“, brüllte sie, packte ihre Freundin am Arm und schliff sie aus dem Haus.
„Wo fahren deine Eltern hin?“, fragte Dana um vom Thema abzulenken.
„Och zu meiner Großmutter, aber das ist nicht wichtig.“ Sie war absichtlich nicht auf
das Thema eingegangen.
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„Ich hatte nur ein bisschen Ärger zu Hause...“ Das war die Untertreibung des Jahres.
„Aha, und um was ging es?“
„Du weißt doch, dass ich gestern mit Missy auf dieser komischen Studienfete war. Dort
haben wir beide an einem sexistischen Wettbewerb mitgemacht, der sich ‚Wasch deine
Haare und hab den Spaß deines Lebens’ nannte.“ Trisha warf ihr einen fragenden Blick
zu.
„Lass mich raten, du hast einen Preis gewonnen und dein Vater war deswegen
fuchsteufelswild.“
„Wenn’s nur das wäre“, sagte Dana sehnsüchtig. „Ich habe dort jemanden kennen
gelernt“, fügte sie dann langsam hinzu und Trish bekam riesige Augen. Sie wartete ab,
bis sie um die nächste Ecke gebogen waren, um es ein wenig einsinken zu lassen und
sprach dann weiter. „Ich hätte nicht gedacht, dass ich mich so schnell in jemanden
verlieben könnte, aber Fox Mulder ist einfach einmalig.“ Ihr war klar, dass sie schon
wieder begonnen hatte, von ihm zu schwärmen.
„Ich verstehe das Problem aber immer noch nicht“, verkündete Trisha leicht verlegen.
„Nun, er hat mich heute besucht, als meine Eltern einen Ausflug machten und... na ja,
irgendwie haben wir uns geküsst und in diesem Moment kamen meine Eltern nach
Hause“, flüsterte sie fast.
„Chris, nicht wahr?“ Trish hatte das Problem sofort erkannt, als Dana die letzten Silben
flüsterte. Sie nickte matt. Patricia war die einzige, die außer ihrer Familie von dem
Fiasko mit Chris wusste und auch alles, was damit verbunden war, kannte. Es war
wahrscheinlich nicht schwer, den Zusammenhang herauszubekommen.
„Das muss ja ein wahnsinniger Streit gewesen sein“, schloss Trish und sah ihre beste
Freundin müde nicken. Dana blieb plötzlich stehen und setzte sich auf den Bordstein,
denn in der verschlafenen Siedlung in der sie wohnten, war außer ihnen weit und breit
niemand zu sehen. Also, wen sollte es schon stören? Dann schlug sie die Hände vor dem
Gesicht zusammen und begann zu schluchzen. Es war einfach zu viel. Trish setzte sich
neben sie und legte tröstend ihre Arme um sie.
„Pass auf, meine Eltern werden für volle zwei Wochen nicht da sein, wenn es dir lieber
ist, dann kannst du solange bei uns übernachten, dagegen werden deine Eltern ja wohl
nichts haben.“ Dana sah mit verweinten Augen auf und ein kleines dankbares Lächeln
formte sich auf ihren Lippen, während sie nickte.
„Aber ich bin heute Abend mit Will verabredet, wie mach’ ich das nur?“, sagte sie mehr
zu sich selbst, als zu ihrer Freundin.
„Hmm, am besten wir gehen jetzt ein paar Sachen von dir holen und dann sehen wir
weiter.“ Beide erhoben sich und machten sich auf zum Haus der Scullys. Unterwegs
musste Dana Trish alles über William erzählen. Warum sie ihn William nannte, wo er
doch Fox hieß, wie sie sich kennen gelernt hatten und das wichtigste, wie es zu dem Kuss
gekommen war. Langsam besserte sich Danas Laune wieder und als sie vor ihrem Haus
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ankamen, fühlte sie sich stark genug der Lawine ihrer Eltern zu widerstehen, und
außerdem hatte sie noch Trisha. Etwas zögernd öffnete sie die Tür.
„...das hätte niemals soweit kommen dürfen“, hörte sie ihre Mutter sagen, ihre Stimme
klang, als ob sie geweint hätte. Margaret war zwar stets eine strenge Person, aber jeder
Streit mit einem ihrer Kinder ging ihr doch an die Nieren, besonders mit ihrer jüngsten
Tochter.
„Mom?“, fragte Dana fast schüchtern. Sie wollte ihre Mutter niemals zum Weinen
bringen, es tat ihr immer in der Seele weh. Immerhin war sie die Person, die sie zur
Welt gebracht hatte, die sie aufzog und für sie sorgte.
„Dana“, ihre Mom kam ihr entgegen und schloss sie in die Arme. Ihr Vater kam
ebenfalls in den Flur, doch seine Züge hatten sich nicht erweichen lassen. Er war noch
immer voller Zorn.
Danas beste Freundin zu sein stellte sich für Trish hier nicht gerade positiv dar und zum
ersten Mal, seit sie Dana kannte, wünschte sie sich, nicht ihre Freundin zu sein, wofür
sie sich verabscheute, aber sie konnte nichts gegen den Gedanken machen.
„Dir ist hoffentlich klar, dass du Hausarrest hast“, stellte ihr Vater streng fest. Dana
löste sich aus der Umarmung mit ihrer Mutter und wich aus ihrem schützenden
Schatten, um ihrem Vater ins Gesicht zu sehen. Sie war einen Kopf kleiner als er und er
schüchterte sie ein, doch, musste sie ausdrücken, was sie zu sagen hatte.
„Ahab, ich weiß, dass ich einen Fehler begangen habe, doch dieser Fehler liegt nun
länger als ein Jahr zurück. Auch an mir sind die Ereignisse von damals nicht spurlos
vorbeigegangen, immerhin war das mein Kind“ Tränen begannen über ihre Wangen zu
laufen, als sie an das kleine Wesen dachte, dass unter ihrem Leichtsinn hatte leiden
müssen.
„Aber ich bin bereit, mich meinem Leben zu stellen, doch kann ich das nicht, wenn ihr
mich an der kurzen Leine haltet. Wollt ihr mir für den Rest meines Lebens jeglichen
Umgang mit Männern verbieten? Ich möchte leben, ich möchte Fehler machen und
daraus lernen, ich möchte jemanden lieben und von jemandem geliebt werden. Ist das so
schwer zu verstehen?“ Ahabs Gesichtszüge veränderten sich nicht, doch ein wenig
Flüssigkeit füllte seine Augen, obwohl er den Drang zu weinen unterdrückte.
Seine Tochter hatte recht und er fühlte sich um zwanzig Jahre gealtert. Auch er hatte
Fehler begangen und auch er hatte daraus gelernt, aber nur, weil er die Möglichkeit
dazu hatte. Aus welchem Grund verweigerte er seiner Tochter diese Möglichkeit? Sie
war so jung und doch war sie erwachsener als er es in ihrem Alter gewesen war. Er
hatte einfach Angst. Angst, seine jüngste Tochter so früh an einen Typen namens
William zu verlieren. Aber er würde sie auch verlieren, wenn er sich gegen ihren Willen
stellte, und diese Gewissheit ließ ihn schließlich handeln.
„Ich weiß, dass wir nachtragend sind, aber du musst auch unseren Standpunkt
betrachten. Wir waren einfach nicht darauf vorbereitet und nach eine fünfzehnjährigen
möchte ich nicht gleich eine siebzehnjährige schwangere Tochter haben. Aber ich weiß,
dass ich dir den Umgang mit diesem William nicht verbieten kann.“ Seine Stimme klang
so gealtert, wie er sich fühlte.
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„Doch du wirst ihn uns wenigstens richtig vorstellen müssen. Ich denke, dass wir ein
Recht dazu haben. Und du wirst warten. Du wirst nicht überstürzt handeln, sondern
erst, wenn du bereit dazu bist.“ Es kostete ihn eine riesige Überwindung, das zu sagen.
Dana, noch immer mit Tränen in den Augen nickte und schlang die Arme um ihren
Vater. Bill Scully hielt seine kleine Tochter fest in seiner Umarmung, wer weiß, wann er
das nächste Mal Gelegenheit dazu haben würde. Sie wurde langsam erwachsen, so wie
Kinder eben erwachsen wurden.
Patricia war ebenfalls den Tränen nahe. Sie kannte so eine Zuneigung nicht. Natürlich
liebten ihre Eltern sie über alles, aber seit Emilio zur Welt gekommen war, spielte sie
nur noch die zweite Geige, aber das machte ihr nicht sonderlich viel aus. Sie hatte die
Freiheiten, die Dana sich immer erst hart erkämpfen musste.
„Mr. Scully. Ähm... meine Eltern reisen für zwei Wochen zu meiner Großmutter und
damit ich nicht so allein bin, wollten wir Sie fragen, ob Dana solange bei mir
übernachten darf?“ Auch wenn jetzt kein besonders guter Zeitpunkt für eine solche
Frage war, so war Trish sich sicher, dass sie keinen besseren bekommen würden.
„Deine Eltern haben dich ganz allein gelassen?“, fragte Margaret Scully überrascht.
„Ja natürlich, sie haben geglaubt, dass Dana bei mir übernachten könnte“, flunkerte
Trish, aber was war schon eine kleine Notlüge?
„Wolltest du dich nicht heute mit diesem William treffen?“ Ihr Vater betrachtete sie
misstrauisch. Dana nickte. „Dann ist heute vielleicht ein guter Zeitpunkt, um ihn etwas
besser kennen zu lernen“, schlug ihre Mutter vor und Dana schluckte hart.
„Du darfst bei Patricia übernachten, aber du wirst heute Abend hier erscheinen. Punkt
12 Uhr möchte ich dich hier sehen. Du wirst dich hier von ihm verabschieden und
danach zu Patricia gehen, klar?“ Seine Stimme duldete keinen Widerspruch und obwohl
Dana nicht völlig mit ihm übereinstimmte, nickte sie. Eine bessere Lösung gab es in
dieser Situation wohl nicht und so konnte sie wenigstens einige Zeit mit ihm verbringen.
„Dann geh jetzt hoch und pack ein paar Sachen zusammen“, lächelte ihre Mutter, und
schnell verschwanden die beiden die Treppe hinauf. Oben schloss Trish die Tür hinter
sich, während Dana sich, auf einmal unheimlich erschöpft, auf ihr Bett fallen ließ.
„Harte Nuss“, bemerkte Trish.
„Das kannst du laut sagen. Aber es ist besser als gar nichts“, antwortete Dana, setzte
sich in ihrem Bett auf und verschränkte die Beine zu einem Schneidersitz, darauf
achtend, dass ihre Schuhsohlen nicht die Decke berührten. Trish ergriff die Initiative
und ging zu Danas Kleiderschrank. Dort hielt sie Klamotten hoch und Dana nickte oder
schüttelte den Kopf. So erhob sich bald ein Hügel von Hosen, Röcken, Kleidern, TShirts und Unterwäsche auf dem Boden.
„Mein Gott, hast du viele Sachen, vielleicht sollten wir deinen ganzen Kleiderschrank
mitnehmen.“ Dana grinste wurde aber plötzlich wieder ernst.
„Was ist?“, fragte Trish erschrocken.
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„Was soll ich eigentlich heute Abend anziehen?“
„Ich fass es nicht, Dana Scully ist unsicher wegen eines Typen!“ Jetzt grinste Trish,
weswegen Dana sich ihren Teddy krallte und ihn nach ihrer besten Freundin, die in
einen hysterischen Lachanfall ausgebrochen war, warf. Schließlich konnte auch sie nicht
mehr ernst bleiben und kicherte ebenfalls los.
Endlich beruhigten sie sich wieder und Dana fühlte sich viel entspannter, auch wenn sie
immer noch nicht wusste, was sie anziehen sollte. Vielleicht sollte sie Melissa nach einem
Kleid fragen. Nein! Melissa hatte einen völlig anderen Kleidungsstil und sich würde sich
in ihren Sachen bestimmt nicht wohlfühlen.
„Wie wär’s, wenn wir mal meinen Kleiderschrank durchforsten und wenn wir nichts
finden, können wir immer noch in Panik ausbrechen, okay?“ Dana nickte, dann stand
sie auf und begann, mit Trish ihre Sachen in eine große Tasche zu packen. Mit dieser
machten sie sich dann auf den Weg zu Trish ohne Danas Eltern noch einmal zu
begegnen, was den beiden auch lieber war.
Schweigen breitete sich zwischen ihnen aus, als sie sich zum Haus der Estradas begaben,
jeder hing seinen eigenen Gedanken nach, die sich um die gleiche Person drehten. Dana
dachte daran, ihn wiederzusehen. Trish fragte sich, ob er auch wirklich so wundervoll
war, wie Dana schwärmte, oder ob er sich als böse Überraschung entpuppen könnte.
Doch kaum hatten sie ihr Haus betreten und Danas Sachen in ihr Zimmer gebracht,
schoben beide ihre Gedanken zur Seite und ein breites Grinsen pflasterte sich auf ihre
Gesichter.
„Showtime!“, riefen beide und lachten. Wie zwei Verrückte beim Winterschlussverkauf
bei H&M stürzten sie sich auf Trishas Kleiderschrank.
Sie alberten mit Klamotten herum, die keiner von beiden jemals wieder tragen würde,
wie z.B. pinke Faltenröcke, die nur bis knapp über die Knöchel gingen. Trish setzte
ihren alten Sonnenhut auf, den sie getragen hatte, als sie zehn war und dazu eine
knallgelbe Sonnenbrille, während Dana sich einen grün-rot gestreiften Pulli überstülpte
und sich eine hellblaue Handtasche im zwanziger Jahre Stil umhängte. So vergingen
einige Stunden, bis sie schließlich anfingen, ernsthaft nach etwas zu suchen, was Dana
tragen konnte.
Zuerst probierte sie ein schwarzes Nadelstreifen Kostüm an, welches Trish zu ihrer
Jugendweihe getragen hatte, doch sie stellten bei fest, dass das viel zu vornehm war.
Also versuchten sie es mit einer schlichten dunkelgrauen Stoffhose und einer
Knotenbluse.
„Toll, da drin sehe ich wie vierzehn aus“, bemerkte Dana, was das Ende dieses Outfits
bedeutete. Als nächstes kam ein langer enger Rock mit Schlitzen bis zum Oberschenkel
dran und dazu ein enges Top.
„Das wird deinen Eltern nicht gefallen“, stellte Trish bedauernd fest und so war auch
diese Kombination zum Scheitern verurteilt. Der Berg wuchs und ihre Möglichkeiten
sanken, bis Dana schließlich die Hoffnung aufgab.
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„Ich hab’s“, sprang Trisha plötzlich auf und sprintete aus dem Zimmer. „Es ist zwar
nicht mehr das Neueste, aber meine Mom hat gesagt, dass ich es irgendwann einmal
haben darf und ich nehme an, dass dieses Irgendwann genau jetzt ist!“ Während sie
sprach, kehrte sie ins Zimmer zurück. „Zieh das an“, sagte sie und warf Dana ein
Bündel zu.
Sie hielt das Kleid oben an den Trägern und ließ es sich entfalten. Es war ein schlichtes
schwarzes Abendkleid, dass Dana genau bis zu den Füßen ging. Oben hatte es zwei
Spagettiträger, also war es kein Kleid, worunter man einen BH tragen könnte,
allerdings war es auch eng genug, dass man keinen brauchte. Zwischen Taille und Busen
wurde der dunkle schwarze Stoff von transparentem abgelöst, so dass es nicht zu
vornehm aussah, jedoch auch nicht zu leger für ein Fünf-Sterne-Restaurant.
„Perfekt“, raunte Trish erstaunt. Das Kleid schien wie für Dana gemacht. Ihre zierlich
und doch frauliche Figur wurde genau an den richtigen Stellen betont, und das Kleid
wirkte wie eine zweite Haut. Dana betrachtete sich immer Spiegel und lächelte verlegen,
aber auch erfreut. Das war es!
„Okay, also hätten wir das geschafft. Ich glaube Mom hat sogar die passenden Schuhe
dazu. Falls sie dir nicht passen, gehst du einfach in meinen Häschenslippern, denn bei
dem Kleid wird mit Sicherheit keiner auf die Schuhe achten“, grinste sie. Dana schenkte
ihr einen typischen Danablick. Dann begann sie das Kleid wieder auszuziehen.
„Am besten ich geh jetzt duschen, wir haben nämlich nur noch“ sie sah auf die Uhr. Sie
hatten länger getobt, als sie angenommen hatte und die Zeit drohte ihnen
davonzulaufen. „Knapp zwei Stunden, um aus mir eine Schönheit zu machen“, sagte sie
und legte das Kleid vorsichtig auf Trishas Bett.
„Meinst du zwei Stunden reichen dafür, ich bin zwar gut, aber nicht so gut“, scherzte
Trish und Dana steckte ihr die Zunge entgegen, bevor sie im Bad verschwand und „Na
dann lass mal sehen, wie gut du bist“ sagte, als sie die Tür schloss.
„Nur das beste für William“, antworte sie, doch Dana konnte sie schon nicht mehr
hören. Während sie duschte und Trish draußen Make-up bereitlegte und die Schuhe
hervorholte, stellte sie sich vor, wie William reagieren würde, wenn sie ihm so die Tür
aufmachen würde. Es war ein angenehmes Gefühl.
Viel zu schnell klopfte Trish an die Tür und weckte sie aus ihren Gedanken, um ihr zu
sagen, dass ihre Zeit knapp wurde. Widerwillig löste sie sich aus ihrer Gedankenwelt
und stellte die Dusche ab, schlang sich ein Handtuch um den Körper, dann ging sie
wieder in Trishs Zimmer, die es inzwischen in einen kompletten Schönheitssalon
verwandelt hatte.
„Wir stehen vor einem neuen Problem, da du das Kleid über den Kopf ziehen musst,
werden wir dein Make-up und deine Haare erst machen können, wenn du es schon
anhast“, begann Trish.
„Und das bedeutet, dass das Kleid knittern wird und ich Haare und Make-up darauf
haben werde“, schloss Dana und Trish nickte. „Versuchen wir unser Bestes“, sagte sie
optimistischer als sie sich fühlte. Nachdem sie sich völlig abgetrocknet und einen sehr
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dünnen Tanga angezogen hatte, streifte sie sich das Kleid wieder über. Danach nahm sie
auf dem Stuhl platz, der mitten im Zimmer umringt von sämtlichen Schönheitsartikeln
stand.
Zuerst begann Trish mit dem Make-up, zu Danas Vorteil hatte Trish gerade eine Lehre
als angehende Kosmetikerin begonnen und sie hatte Talent. Sie brauchten fast eine
Stunde, bis jede Wimper getuscht, jedes Lid gleich bestrichen und jede kleinere
Unreinheit abgedeckt war. Da sie das Kleid großzügig mit Papiertaschentüchern belegt
hatten, war kein Puderfleck zu sehen.
„Nun zu den Haaren, ich werde dir einen Demifrancais Zopf machen, bei dem nur die
oberen Haare geflochten werden und die anderen offen bleiben. So kann jeder deine
Haarpracht sehen, aber dir liegen keine lästigen Haare im Weg.“ Völlig überraschend
drehte Dana sich um und umarmte sie.
„Danke, du bist die Beste“, flüsterte sie.
„Ich weiß, aber jetzt dreh dich um, uns rennt die Zeit davon.“ Dana gehorchte und nach
knapp eine halben Stunde war auch ihre Frisur fertig. Nun durfte sie die Schuhe
anziehen, die ihr zwar etwas groß waren, aber nicht so, dass sie damit nicht gehen
konnte, und sich im Spiegel betrachten.
„Wow!“
„Genau der Meinung ist William hoffentlich auch. Ach dabei fällt mir ein, wann lerne
ich den Typen, für den ich dich so fein herrichte, eigentlich mal kennen?“
„Ich werde ihm zeigen, wie er mit einem kleinen Umweg hierher findet, nachdem er
mich zu Hause absetzt, so werden meine Eltern keinen Verdacht schöpfen“, strahlte
Dana.
„Er kann sein Auto in unserer Garage abstellen, falls sie auf die Ideen kommen sollten
hierher zu kommen“, fügte Trish noch hinzu und beide lächelten sich angesichts ihres
Plans gegen Danas Eltern teuflisch zu. Schließlich warf Trish einen Blick auf die Uhr
und erstarrte.
„Dana, wann wollte William dich abholen?“
„Halb acht, wieso?“
„Weil es gleich dreiviertel ist, deshalb“, schloss Trish.
„Shit! So was kann auch nur mir passieren“, fluchte Dana, während sie die Treppen
hinunterliefen. Sie konnte sich schon vorstellen, wie ihre Eltern ihn in die Zange
nahmen, während sie auf sie warteten. Schnell zog sie sich eine einfach Sommerjacke
über und stürzte dann zur Tür raus. Sie beeilte sich so schnell wie es mit ihrer Frisur
eben möglich war, zu ihrem Haus zu kommen.
Schon von weitem konnte sie seinen Wagen vor ihrem Haus ausmachen. Natürlich war
er pünktlich. Sie holte tief Luft, als sie vor ihrer Tür stand, kramte dann ihre Schlüssel
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aus der kleinen Handtasche, die sie noch gefunden hatten und schloss die Tür auf. Sie
konnte einige gedämpfte Stimmen aus dem Wohnzimmer hören, auch seine war dabei.
Ihre Jacke und ihre Tasche auf der Flurkommode ablegend betrachtete sie sich noch
einmal schnell im Spiegel über dem Möbelstück. Ihr Wangen waren etwas gerötet, aber
ansonsten sah alles noch wundervoll aus. Schließlich ging sie in die Wohnstube, wo
William auf der Couch neben Margaret saß und ihr Vater auf seinem Stammsessel. Alle
Gespräche verstummten, als sie ins Zimmer kam.
Williams Unterkiefer klappte herunter und er beeilte sich aufzustehen und näher zu
kommen, um sie aus der Nähe zu betrachten. Er trug einen schwarzen Anzug, ein
weißes Hemd und eine dunkelblaue Krawatte mit einem komplizierten Kreuzmuster
darauf. Definitiv keine Krawatte, die man in einem normalen Bekleidungsgeschäft
kaufen konnte.
„Du siehst atemberaubend schön aus“, sagte er etwas schüchtern und löste seinen Blick
von ihrem Körper, um in ihre Augen zu sehen.
„Danke du auch, mir gefällt deine Krawatte“ lächelte sie. Allerdings hatte sie insgeheim
gehofft, dass er ihr wieder einen flüchtigen Kuss auf die Wange geben würde, aber nur
Gott allein wusste, was ihre Eltern zu ihm gesagt hatten.
„Dana, du siehst wirklich gut aus“, schloss sich ihre Mutter an und auch ihr Vater
nickte zustimmend.
„Danke“, erwiderte Dana etwas verlegen, fuhr dann aber selbstsicherer fort, als sie ihre
Hand in seine größere schob. „Also ich denke nicht, dass ich euch William noch
vorstellen muß, oder?“
„Während wir auf dich gewartet haben, hatte wir die Chance uns etwas besser kennen
zu lernen“, erklärte nun ihr Vater.
„Wir hoffen, dass ihr einen schönen Abend habt und er weiß, dass du um 12 Uhr hier zu
sein hast“, unterbrach ihn ihre Mutter, bevor er noch irgendetwas sagen konnte, und
Dana lächelte ihr dankbar zu. Das Urteil ihres Vater, das grundsätzlich negativ ausfiel,
musste William nicht unbedingt mit anhören.
Sie holten ihre Jacken und Danas Tasche und verließen dann Hand in Hand das Haus
und gingen zum Auto. Kaum waren sie eingestiegen, schloss sich Haustür und sie waren
endlich den wachsamen Augen ihrer Eltern entkommen.
Er beugte sich zu ihr hinüber und küsste sie sanft auf den Mund. Es war ein
Unschuldskuss, jedoch voller Leidenschaft. Schließlich als sich ihre Lippen wieder
trennten und er ihr in die Augen sah, gestand er „Das wollte ich schon die ganze Zeit
tun.“
„Ich habe gehofft, dass du es tun würdest“, lächelte sie. Er lächelte zurück und startete
dann den Wagen. Während der Fahrt unterhielten sie sich über Belanglosigkeiten wie,
wie lange er schon auf dem College war, wer ihre Haare so perfekt hinbekommen hatte,
über ihr bisheriges Leben. Als sie am Restaurant ankamen, war keine Spur mehr von
Erstes-Date-Verlegenheit zwischen ihnen.
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Als Dana den Gutschein vorne bei dem Herrn mit dem Gästebuch abgab, lächelte dieser
ihnen entgegen und geleitete sie zu einem Tisch, der am Fenster stand, wo sie auf die
verschlafende Straße blicken konnten. Und auf den Mond, der als stummer Zeuge rund
und voll am Himmel hing.
Kurz nachdem sie sich gesetzt hatten, kam eine Kellner, der sich als Viktor vorstellte –
ein Mann mit auffallend französischem Akzent – und dem es eine Freude war, ein so
wunderschönes Paar zu bedienen. Dana schoss die Röte ins Gesicht, doch William
lächelte und nahm ihre Hand wieder in seine.
Der Kellner reichte ihnen die Karten und sie mussten ihre Hände widerwillig von
einander lösen. Während sie in die Karten schauten, begann aus den Lautsprechern, die
überall in dem kleinen Restaurant angebracht leise Musik zu spielen. Dana glaubte, Eric
Claptons „Wonderful tonight“ zu erkennen.
„Dieses Lied scheint wie für dich gemacht“, stellte William sanft fest und sie lächelte
leicht verlegen. Sie war es nicht gewöhnt, dass jemand sie so zuvorkommend behandelte.
Natürlich interessierten sich auch Jungs in ihrem Alter für sie, man bedenke Pete,
allerdings hatten die nur Sprüche wie „Hey Babe, wie wär’s mit uns beiden?“ für sie
übrig und die waren ganz und gar nicht ihr Fall.
Natürlich suchte sich Viktor genau diesen Moment aus, um sie nach ihrer Bestellung zu
fragen. William bestellte ein Brokkoli-Kräuter-Soufflé und nachdem Dana sich
erkundigt hatte, ob es auch wirklich so gut schmeckte, wie es sich anhörte, schloss sie
sich ihm an. Viktor gratulierte ihnen zu ihrem exzellenten Geschmack und verschwand.
Sie waren allein. Allein mit rund zwanzig anderen Menschen, doch die waren für sie
beide gar nicht vorhanden. Alles, was sie sehen konnte, war der andere.
„Ich trau mich gar nicht zu fragen, aber wie haben deine Eltern reagiert nachdem ich
weg war?“ Sie sah ihm an, dass ihm die Frage unangenehm war, aber das er neugierig
war, hatte sie ja schon vorher gewusst.
„Na ja, wir hatten einen ziemlichen Streit und ich bin mitten drin abgehauen“ gestand
sie. Obwohl Dana sich nicht vorstellen konnte, dass die Geschichte das ideale Thema für
ein erstes Date war, spürte sie irgendwie, dass er es wissen musste und das er es auch
verstehen würde.
„Wirklich?“ Er schien schockiert zu sein.
„Ja, nachdem du mich heute zu Hause absetzt, werde ich meinen Eltern gute Nacht
sagen und dann zu Patricia gehen. Ich kann jetzt einfach nicht zu Hause wohnen und
das wissen sie. Da Trishas Eltern heute in den Urlaub gefahren sind, werde ich die
nächsten zwei Wochen bei ihr verbringen.“ Sie verstummte. Ihr wurde bewusst, dass sie
wie ein Wasserfall alles aus ihr herausgesprudelt war.
„Vielleicht ist das besser so, ich meine, vielleicht können sich deine Eltern dann besser
damit abfinden.“ Er lächelte optimistisch. Sie erwiderte es und fühlte sich gleich viel
besser. Irgendwie war ihr in Williams Gesellschaft immer angenehmer. Alles Graue
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wurde auf einmal farbig, alles Schlechte nahm eine positivere Gestalt an und überhaupt
wendete sich alles zum Guten, wenn er bei ihr war.
„Was ist?“, fragte er, als er ihren verträumten Blick bemerkte.
„Ich habe nur gerade festgestellt, das sich in deiner Gegenwart alles ins Bessere
umwandelt“, antwortete sie wahrheitsgemäß, denn sie hatte keinen Grund, etwas vor
ihm zu verheimlichen.
„Darf ich dir etwas gestehen?“, erkundigte er sich und sie wollte gerade nicken, als
Viktor mit ihrer Bestellung kam. Sie wartete, bis er sich wieder entfernt hatte und
nickte William dann aufmunternd zu, obwohl sie sich schreckliche Gedanken darüber
machte, was er sagen könnte. Hatten ihre Eltern vielleicht etwas zu ihm gesagt und
wollte er sie deswegen nicht mehr wiedersehen?
„Obwohl wir uns erst gestern begegnet sind, habe ich das Gefühl, als würden wir uns
schon eine Ewigkeit kennen. Ich glaube fast alles über dich zu wissen, warum ist das
so?“ Sie war überrascht von seiner Ehrlichkeit, allerdings durchaus positiv überrascht.
„Mir geht es genauso“, gestand sie und begann mit ihrer Gabel, ein Brokolliröschen
aufzuspießen. William hatte nicht übertrieben, es schmeckte einfach fabelhaft. Während
sie über ihr Geständnis und darüber, wie nah sie sich dadurch gekommen waren,
nachdachten, saßen sie eine Zeit lang nur stumm da und aßen.
„William?“, fragte sie, als ihr Teller bereits halb geleert war.
„Ja?“
„Ich möchte, dass du nachher mit zu Patricia kommst.“ Sie hob eine Hand, um seinem
Einwand zuvorzukommen. „Ich weiß nicht, wieso es so ist, aber sobald du nicht bei mir
bist, ist es, als würde ein Teil von mir fehlen. Natürlich werde ich dir einen kleinen
Umweg zeigen, damit meine Eltern keinen Verdacht schöpfen, und Trish hat gesagt,
dass du dein Auto in ihrer Garage abstellen kannst.“ Sie hielt die Luft an, jetzt war es
gesagt. Nun musste sie nur noch auf seine Antwort warten.
„Dana ich möchte wahnsinnig gern mit zu Patricia kommen, mir geht es ähnlich wie dir,
aber glaubst du nicht, dass wir es überstürzen?“ Er wollte sie nicht verletzten, indem er
sie abblitzen ließ, aber sie schien – gerade in diesem Moment – so jung und so
zerbrechlich. Natürlich hätte sie ihm den Kopf abgerissen und ihn zum Teufel geschickt,
wenn er es ihr gesagt hätte. So gut kannte er sie auch schon nach einem Tag.
„Ich will nur, dass wir miteinander reden. Ich möchte noch so viel über dich erfahren.“
Sie stocherte lustlos in ihrem Essen herum. Wie sollte sie ihn nur davon überzeugen,
dass sie nichts übereilen würden, dass es kein Fehler war sich einfach nur zu
unterhalten und vielleicht auch ein bisschen rum zu Knutschen. Bei dem Gedanken
vermisste sie augenblicklich seine Lippen.
„Okay“, sagte er nach eine Pause und sie strahlte übers ganze Gesicht. Ihre
Unterhaltung wurde wieder fröhlicher und sie begannen sich wieder über die kleinen
Belanglosigkeiten des Lebens zu unterhalten. Zwischendurch kam Viktor und räumte
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ihre Teller ab. Nachdem er sich erkundigt hatte, ob sie noch etwas wollten und sie
verneint hatten, wünschte er ihnen mit einem Lächeln noch einen schönen Abend.
Schließlich sah William auf seine Uhr und stellte fest, dass sie sich langsam auf den
Rückweg machen sollten, Dana stimmte zu. Sie würden später noch genug Zeit haben
sich zu unterhalten. Schnell nahm sie sich eine Serviette und begann mit einem Stift, den
sie vorsorglich eingesteckt hatte, eine kleine Karte für ihn zu erstellen, damit er das
Haus von Trish auch finden würde.
Dann schob sie ihre Hand wieder in seine und dieses merkwürdige Glücksgefühl stellte
sich zusammen mit freudiger Erwartung wieder ein. Sie schlenderten zum Auto und
unterhielten sich während der Fahrt ungezwungen über alles, was ihnen in den Sinn
kam.
Vor ihrem Haus stiegen sie gemeinsam aus, da er festgestellt hatte, dass zu einem guten
Date auch das bis vor die Tür bringen gehörte, und schließlich wollten sie bei ihren
Eltern das Gefühl erwecken, als wäre ihr Date schon zu Ende.
„Meinst du, sie nehmen es mir übel, wenn ich dich küsse?“, wollte er wissen, als sie vor
ihrer Tür standen.
„Wahrscheinlich beobachten sie uns gerade durch die Gardinen“, grinste sie, „dann
wollen wir ihnen mal was zu gucken geben.“ Ihr Grinsen wurde noch breiter, doch dann
schloss sie ihre Augen und wartete, bis sie das seidigweiche Gefühl seiner Lippen auf
ihren spürte. Der Kuss war ähnlich, wie der, den sie sich am früheren Abend im Auto
gegeben hatten, doch dieses Mal steckte mehr Erkenntnis in ihnen und sie konnten es
noch mehr genießen. Jetzt war es kein einfacher Abschiedskuss mehr, er besiegelte, was
sie beide schon ahnten. Hinter diesem Gefühl verbarg sich eine noch tiefere
Leidenschaft, die es zu entdecken galt.
Sobald er sie auch nur ein Stück von ihren wegbewegt hatte, fehlten ihr seine wrmen,
zraten Lippen. Verträumt öffnete sie die Augen wieder und sah tief in seine. Warum
hatte sie nur das Gefühl, gleich in Tränen ausbrechen zu müssen? Was machte er mit
ihr, wie schaffte er es, sie so durcheinander zu bringen? Konnte das Liebe sein?
„Gute Nacht“, sagte sie und küsste ihn flüchtig auf die Wange, bevor sie im Haus
verschwand.
„Hattest du einen schönen Abend?“, fragte ihr Mutter aus dem Wohnzimmer. Es sollte
wohl beiläufig klingen... sollte.
„Ja, hatte ich. Mom, ich mach mich gleich auf den Weg zu Trish, okay?“ <Und dort
werde ich ihn gleich wiedersehen, damit wir den Abend auch schön beenden können>,
fügte sie in Gedanken hinzu.
„Natürlich, ich wünsche dir eine gute Nacht“, rief ihre Mutter und kam dann in den
Flur.
„Ich euch auch“, entgegnete Dana schnell und verschwand sogleich wieder in die
lauwarme Abendluft. Kaum war sie aus der Sichtweite ihres Elternhauses, rannte sie die
restlichen Straßen bis zu Trishs Haus schon fast. Sie klopfte und nichts geschah. Sie
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erschrak. War Trish vielleicht ausgegangen und hatte vergessen, es ihr zu sagen?
Vielleicht war sie auch ganz spontan gewesen. In Danas Kopf schwirrten die
unglaublichsten Möglichkeiten herum. Was sollte sie William erzählen, wenn er gleich
hier ankam? Sie hatte den Gedanken noch nicht richtig zu Ende geführt, als sich die Tür
öffnete.
„Trisha, wie siehst du denn aus?“, fragte Dana leicht amüsiert und schockiert, als sie
ihre Freundin mit verwischtem Lippenstift und leicht geschwollenen Lippen sah, obwohl
sie sich gut vorstellen konnte, was passiert war. Mit Sicherheit war Albert ein Grund
dafür.
Albert war Trishas Freund. Nun nicht wirklich ihr Freund, da sie ihre Freunde wie
Unterwäsche wechselte. Als Dana sie einmal darauf angesprochen hatte, hatte Trish nur
geantwortet: „Wie soll ich wissen, welcher der Richtige für mich ist, wenn ich die
anderen nicht mal ausprobiere?“
Dana allerdings musste niemanden ausprobieren, denn sie war sich sicher – zumindest
in diesem Moment –, dass sie den Richtigen bereits gefunden hatte. Ohne ihn
auszuprobieren.
„Wie soll ich schon aussehen? Willst du jetzt reinkommen, oder da draußen
versauern?“, stocherte Trish etwas ungeduldig und Dana trat schnell ein. In dem
Moment, wo sie die Tür schließen wollte, klopfte jemand zaghaft. Sie öffnete sie wieder
und erblickte William, zur selben Zeit kam auch Albert mit aufgeknöpftem Hemd aus
dem Wohnzimmer gestiefelt, um zu sehen, wo Trish so lange blieb.
„Oh vielleicht ist das nicht der richtige Zeitpunkt“, stellte William etwas verlegen fest.
„Nein, nein, das ist schon okay“, beeilte sich Dana zu sagen. „William, das sind Trish
und Albert, Albert, Trish, das ist William!“ Sie lächelten sich alle unsicher an. Ihnen
war die Situation nicht besonders angenehm.
„Ich denke, wir beide gehen wieder nach oben und ihr beide geht am besten Williams
Wagen in die Garage parken“, meinte Trish, um das Schweigen zu unterbrechen und
alle nickten erleichtert. „Ach, und Dana?“ Dana sah sich noch einmal um, sie wollte
gerade zur Tür rausgehen. „Ist es schlimm, wenn ihr im Schlafzimmer meiner Eltern
übernachtet? Die Betten sind frisch bezogen und mein Zimmer wäre mit uns allen doch
etwas überbevölkert.“ Sie wartete die Antwort ihre Freundin nicht ab, sondern sagte
nur schnell „Danke!“, bevor sie zusammen mit Albert nach oben verschwand.
Etwas aus der Bahn geworfen, drehte sie sich wieder zu William um und lächelte kurz
etwas peinlich berührt. Ehrlich gesagt hatte sie noch gar nicht daran gedacht, wie es
weitergehen sollte, nachdem William hier war. Sie wusste, dass sie sich weiter mit ihm
unterhalten wollte und sie wusste auch, dass sie wollte, dass er heute Nacht bei ihr blieb,
weil ihr schon der bloße Gedanke, von ihm getrennt zu sein, Kopfschmerzen bereitete.
Doch wie sollte sie ihm das erklären?
„Okay, du hast die Chefin gehört. Schaffen wir dein Auto in die Garage“, verkündete sie
optimistischer, als sie sich fühlte und lehnte die Tür hinter sich an. Auf keinen Fall
wollte sie Trish und Albert noch einmal stören.
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„Wer ist denn dieser Albert?“, fragte William neugierig.
„Er ist Trishas momentaner Freund. Sie kennen sich seit sage und schreibe 8 Tagen, was
so ziemlich die längste Beziehung ist, die Trish hatte, seit ich sie getroffen habe“, witzelte
Dana. Sie öffnete die Garage und William fuhr rückwärts hinein.
Der Laternenstrahl leuchte durch die matt getönte Windschutzscheibe und ließ sein
Gesicht blass und trostlos wirken, was bei ihr das Gefühl hervorrief, sofort zu ihm ins
Auto zu kriechen, ihn zu umarmen und nie wieder loszulassen. Sie hielt ihre Hormone
im Zaum und wartete geduldig, bis er aus dem geparkten Wagen ausstieg.
„Was siehst du mich so komisch an?“, bohrte er, als er neben ihr stand und sie die
Garagentür wieder schloss.
„Ich habe dich nicht komisch angesehen“, verteidigte sie sich und machte sich wieder
auf den Weg ins Haus.
„Hast du wohl!“, protestierte er und trottete ihr nach.
„Und selbst wenn, ich darf dich ruhig komisch ansehen.“
„Nur wenn du mir den Grund sagst.“ Er schloss die Tür hinter sich und folgte ihr dann
ins Wohnzimmer. Er hatte ein merkwürdiges Gefühl von Déjà vu. Genau in so einem
Wohnzimmer hatte er heute Abend schon einmal gesessen. Anscheinend sahen die
Häuser nicht nur gleich aus, sie waren auch noch so ziemlich ähnlich ausgestattet. Er
setzet sich auf die Couch, neben sie.
„Was, wenn es keinen Grund gab und ich dich einfach nur so angesehen habe. Wenn du
das als komisch interpretierst, dann ist das dein Bier“, rechtfertigte sie sich weiter.
„Dabei fällt mir ein, hast du Durst?“ Sie wollte gerade an ihm vorbei gehen, doch er
schnappte sich ihren Arm und hielt sie mit sanftem Druck zurück.
„Warum weichst du mir aus?“ Seine Stimme verlangte eine ehrliche Auskunft, aber war
sie wirklich schon bereit, ihm diese Antwort zu geben? Sie wusste, dass sie das Thema
nicht ewig aufschieben konnte. Langsam sank sie neben ihm zurück auf die Couch,
jedoch ein Stück näher als zuvor.
„Ich muß dir etwas erzählen“, begann sie zögernd.
„Und du hast Angst davor“, sagte er, als sie keine Anstalten machte, weiterzusprechen.
Sie nickte. „Wenn du nicht willst, dann musst du es mir nicht erzählen. Niemand zwingt
dich dazu.“
„Es ist wichtig, sehr wichtig und du solltest auch diese Seite von mir kennen“,
widersprach sie ihm. Einen tiefen Atemzug nehmend, begann sie erst langsam und dann
immer sicherer zu erzählen.
„Dieser Streit mit meinen Eltern hatte nicht zwangsläufig etwas mit dir zu tun. Es gab
nur zu viele Parallelen zu dem, was in Massachusetts passiert ist.“ Sie machte eine kurze
Pause, um seine Reaktion zu testen. Er hörte ihr aufmerksam zu.
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„Ich hatte damals einen Freund namens Christopher Syer. Alle Welt kannte ihn aber
nur als Chris. Er ging in meine Klasse und spielte im Basketballteam. Ich kann nicht
sagen, dass ich ihn geliebt habe, was die ganze Sache wahrscheinlich noch schlimmer
macht. Ich hatte es einfach satt, immer als das kleine Mädchen oder die Schwester von
Melissa abgestempelt zu werden. Alles was ich wollte, war, dass man mich als
eigenständige Person betrachtete und Chris war der Erste, der das getan hat. Sicherlich
ist das noch keine Entschuldigung, aber es ist vielleicht eine Erklärung.“ Erneut legte sie
eine Pause ein und sah ihn an. Obwohl er wahrscheinlich noch immer nicht wusste,
worauf sie hinauswollte, war er immer noch interessiert. Sie musste einfach mit der
Wahrheit herausrücken.
„Ich war bereits schwanger, William“, platzte es aus ihr heraus. Er war überrascht,
sehr überrascht. Tatsächlich stand er an der Schwelle zwischen überrascht – geschockt,
was ja noch positiv gewesen wäre, und geschockt – aus – dem – Haus – rennen – und –
nie – wieder – kommen. Sie konnte es ihm nicht einmal verübeln, wenn er die zweite
Möglichkeit wählen würde. Doch er blieb sitzen und nachdem er kurz durchgeatmet
hatte, nickte er ihr zu, es war eine Aufforderung zum Weitererzählen.
„Als mein Vater auf See war und meine Mom mit meinen Geschwistern einkaufen war,
kam Chris überraschend vorbei. Zu erst haben wir uns ganz normal unterhalten und
etwas rumgeschmust. Doch dann wurde er immer drängender und ich hatte das Gefühl,
ich müsste ihm etwas dafür geben, dass er mich immer so zuvorkommend behandelte.
Ich bin katholisch erzogen und obwohl, mich meine Eltern aufgeklärt hatten, hatte ich
nicht die geringste Ahnung, wozu ein Kondom nütze ist. Ich weiß selbst, dass das
lächerlich klingt, besonders wenn man in Betracht zieht, dass ich 15 war, aber Chris
war 16 und ihn hat das anscheinend genauso wenig interessiert wie mich. Okay, lange
Rede kurzer Sinn, wir haben miteinander geschlafen, auf der Couch im Wohnzimmer.“
Williams Gesicht zeigte einen Ausdruck erschrockenem, plötzlichen Verständnisses
während sie unbeirrt fortfuhr. Sie konnte jetzt nicht aufhören.
„Meine Familie hat uns nicht erwischt, wir hatten uns gerade angezogen, als sie zur Tür
hereinkamen, deshalb haben sie sich auch so aufgeregt, als sie uns mit verwuschelten
Haaren und unordentlichen Klamotten auf der Couch gesehen haben. Nun, Mom hat
einfach alles von sich weggeschoben und ich habe alles für mich behalten, vermutlich
hätte es keiner für voll genommen, wenn ich nicht angefangen hätte, mich zu übergeben.
Als es nicht besser wurde, beschloss mein Vater, mich zum Arzt zu bringen, der uns
dann schließlich mitteilte, dass ich schwanger wäre. Allerdings hätte ich eine
Eileiterschwangerschaft und das Kind müsste sofort abgetrieben werden.“ Dana konnte
das Gesicht ihres Vaters noch genau vor sich sehen.
„Was meinen sie damit, sie ist schwanger?“ Bill Scully war außer sich vor Wut.
„Nun eben, dass sie schwanger ist. Allerdings ist bei ihr der seltene Fall einer
Eileiterschwangerschaft aufgetreten und wir werden eine Abtreibung durchführen müssen,
da sie dieses Kind nicht bekommen kann.“ Bill Scully, der seine Kinder immer streng
erzogen hatte, brummte etwas Zustimmendes und verließ ohne Dana noch eines Blickes zu
würdigen das Krankenzimmer. Er würde seine Frau anrufen gehen.
Dana liefen Tränen über die Wangen. Warum hatte sie nur so etwas Dummes getan?
Warum hatte sie nicht einfach nein gesagt? Wie sollte sie damit leben? Wahrscheinlich
würde ihre Familie nie wieder ein Wort mit ihr sprechen.
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„Ich hatte furchtbare Angst, dass sie mich hassen würden und eine Zeitlang hatte ich
auch das Gefühl, zumindest bei meinem Vater. Er sprach nicht mit mir, würdigte mich
keines Blickes. Egal was ich tat, es interessierte ihn nicht. Wir begannen, es langsam
erfolgreich zu verdrängen, allerdings wurde ich aus der Schule genommen und durfte
Chris niemals wiedersehen. Ich wollte das auch nicht. Er kam einmal nach dem
Unterricht vorbei, mein Vater hat ihn fast aus dem Haus geprügelt. Schließlich wurde
Dad erneut versetzt und wir alle sahen das als neuen Anfang, bis na ja bis -“ Sie brach
ab.
„Bis sie uns auf der Couch gefunden haben“, beendete er ihren Gedanken und sie
nickte. Sie spürte etwas Feuchtes auf ihrer Wange und registrierte, dass sie begonnen
hatte zu weinen. Mit einem Schluchzen wischte sie die Tränen mit ihrem Handrücken
fort.
„Ich kann verstehen, wenn du jetzt nichts mehr mit mir zu tun haben willst“, schluchzte
sie. Er sah sie erschrocken an.
„Was? Nein, oh Gott Dana, was passiert ist, ist sicher furchtbar, aber bitte sag so etwas
nicht. Natürlich ist es schwer für mich, damit umzugehen, aber ich könnte mich niemals,
aus irgendeinem Grund von dir trennen. Diese Geschichte gehört genauso zu deinem
Leben, wie alles andere, und ich werde dich deswegen nicht aufgeben. Ich kann das
einfach nicht.“ Er hatte schnell gesprochen und seine Stimme war ein paar Mal
gebrochen.
„Ist das dein Ernst?“, fragte sie unsicher und er nickte stürmisch. Ohne sich bremsen zu
können fiel sie ihm um den Hals und schluchzte noch stärker. Er küsste zärtlich ihren
Nacken, während er ihr beruhigend übers Haar strich. Sanft zog er den Gummi aus
ihrem Haar und löste den geflochtenen Zopf auf. Als sie sich von ihm trennte, waren
ihre Tränen getrocknet, allerdings war ihre Wimpertusche verwischt und ihr Haar war
leicht zerzaust.
„Du bist wunderschön, weißt du das“, flüsterte er sanft.
„Na klar, mit der Wimpertusche überall im Gesicht“, widersprach sie, aber lächelte
dankbar. Sie drehte sich um und legte sich auf den Rücken, ihren Kopf in seinem Schoß,
und er sah zu, wie sie langsam wieder ruhiger und entspannter wurde. Ihre Augen, die
sie kurzzeitig geschlossen hatte, öffneten sich wieder uns sie sog seinen Anblick in sich
auf.
„Jetzt bist du dran“, sagte sie fast ein wenig schläfrig.
„Was meinst du?“
„Ich habe dir einen Teil aus meiner schmutzigen Vergangenheit erzählt, nun musst du
mir einen erzählen.“ Sie machte ihre Augen wieder zu.
„Woher willst du wissen, ob es einen schmutzigen Teil in meiner Vergangenheit gibt, wir
sind nicht alle so unanständig wie du...“ Seine Stimme klang recht amüsiert.
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„Haha“, antwortete sie und verpasste ihm einen Hieb in den Bauch. Er gab ein gespielt
gequältes „Ouff!“ von sich und sie grinste. Sie hatte wieder dieses merkwürdige Gefühl
in sich, nur war es diesmal noch stärker.
„Also?“, drängte sie und schloss ihre Augen erneut, in freudiger Erwatung.
„Na schön, du hast es ja nicht anders gewollt. Als ich achtzehn war“, begann er, wurde
aber von ihr untebrochen. „Wann war das?“ Ihr war klar geworden, dass sie nicht
wusste, wie alt er war. Er lachte leise. „Vor zwei Jahren, ich bin jetzt 20. Jedenfalls
kamen ein paar Freunde und ich auf die Idee, wir könnten mal etwas richtig
Abgedrehtes tun. Wir wollten unsere frisch erworbene Unabhängigkeit feiern und
planten eine Sauftour. Ich war schon früher oft ein Außenseiter gewesen und hatte es
damals schwer Freunde zu finden, also machte ich wider besseren Wissens mit.“ Seine
Stimme klang, als wenn sie in weite Ferne gerückt wäre und seine Hand hatte begonnen,
sachte durch ihr Haar zu streicheln. Sie genoss das warme Gefühl, das sie durchströmte.
„Wir fuhren an einen Ort, der Calpers Point hieß, das ist ein Aussichtspunkt vor einer
großen Schlucht, zu dem die Jungs eigentlich fahren, wenn sie ein Mädchen abschleppen
wollen. Dort haben wir sämtliche Pärchen verscheucht und uns blau gesoffen. Dann
kamen ein paar auf die Idee, diese dämliche Mutprobe durchzuführen. Sie stiegen in
ihre Autos und rasten auf die Schlucht zu, wer als erstes Anhielt, hatte verloren.
Irgendwann war auch ich an der Reihe, obwohl ich im wahrsten Sinne des Wortes blau
war, habe ich mich hinters Steuer gesetzt und bin gegen einen anderen gefahren. Was
ich nicht wusste war, dass der andere geradezu von Ehrgeiz zerfressen war. Er wollte
unbedingt gewinnen, hätte ich das gewusst hätte ich früher gebremst. Ich hielt das Auto
kurz vor dem Abgrund an, doch er raste geradewegs drüber hinweg. Seine Auto
überschlug sich drei Mal und brannte völlig aus. Die Polizei fand nur noch seine
verkohlte Leiche und ich habe seitdem keinen harten Alkohol mehr getrunken“,
beendete er seine Ausführung. Sie hatte sich, während er erzählt hatte, immer tiefer in
seinen Schoß gekuschelt und war tatsächlich eingeschlafen.
Er ließ seine Hand auf ihrer Wange verharren und betrachtete ihre kleine schlafende
Gestalt. Sie schien so zierlich und war doch eine Persönlichkeit mit so vielen Seiten. Er
brannte darauf, noch mehr von ihr zu erfahren. Sie hatte ihm mit ihrem Geständnis
bewiesen, dass sie ihm vertraute.
Er schob einen Arm unter ihre Knie, den anderen zu ihrem Nacken. Langsam, um sie
nicht zu wecken, stand er auf. Doch wohin sollte er? Er hatte keine Ahnung, wo sich in
diesem Haus das Schlafzimmer befand. Glücklicherweise kam Trish gerade in diesem
Moment die Treppen hinuntergestiefelt.
„Wohin?“, erkundigte er sich flüsternd und sie deutete lächelnd auf die Tür, die sich
links vor ihm befand. Als sie ihm die Tür geöffnet hatte, wünschte er ihr eine gute
Nacht, brachte Dana zu dem großen Ehebett und legte sie sanft ab. Ihre Knie fielen zur
Seite und er zog ihr schnell die Schuhe aus. Einen letzten Blick auf sie werfend deckte er
sie zu und ging leise zur Tür.
„Warum gehst du?“, fragte ihre irritierte verschlafene Stimme. Sie wollte nicht, dass er
ging. Sie wollte nicht alleine schlafen.
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„Du bist müde und ich lass dich besser in Ruhe“, erklärte er sein Gehen. Sogar von der
Tür aus konnte er ihren Schmollmund sehen.
„Ich will nicht, dass du mich verlässt.“ Sie klang wie ein kleines Mädchen. Er brachte es
nicht übers Herz sich von ihr zu trennen, wenn sie ihn so bat. Sie waren sowieso beide zu
müde, als dass etwas passieren könnte und er hätte wahrscheinlich nicht mehr fahren
können.
Seine Schuhe und sein Jackett ausziehend ging er zurück zum Bett, wo sie auf ihn
wartete. Kaum hatte er sich hingelegt, drehte sie sich zu ihm um und schlang einen Arm
um seinen Oberkörper, ihren Kopf legte sie auf seine Brust. Er zog die Decke über sie
beide und kurz darauf dkonnte er ihren regelmäßigen Atem hören. Seine Gedanken
allerdings hielten ihn noch wach, bis der Morgen graute.
Als Dana am nächsten Morgen aufwachte, wusste sie zuerst nicht, wo sie sich befand,
doch dann begann ihre Erinnerung sich langsam wieder einzustellen. Und auf einmal
wurde ihr auch klar, warum das Kissen unter ihr so herrlich warm war und warum es
atmete. Sie hob ihren Kopf von seiner Brust und sah auf sein schlafendes Gesicht.
Seine Augen bewegten sich unter den Lidern, er schien einen angenehmen Traum zu
haben, denn seine Hand streichelte sanft auf ihrem Rücken auf und nieder. Ihr Kinn auf
seinen Oberkörper legend sog sie seinen Anblick in sich auf. Er sah so wundervoll aus.
Die Sonnenstrahlen kitzelten sein Gesicht und ließen es kindlich, beinahe unschuldig
wirken. Friedlich, das war es. Er sah sehr zufrieden aus. So zufrieden, wie sie sich
fühlte.
Es war so eigenartig, sie kannten sich kaum zwei Tage und er schlief mit ihr zusammen
in einem Bett. Das merkwürdigste an der ganzen Sache war jedoch, dass sie es zutiefst
genoss, in seinen Armen zu liegen und ihn leicht unter sich atmen zu spüren. Seinen
kräftigen Herzschlag, der gegen seine Rippen stieß.
Ein Verlangen wuchs in ihr. Ob sie dem wohl nachgehen konnte? Oder würde sie ihn
wecken. Es war einen Versuch wert, außerdem konnte sie ihren Hormonen sowieso nur
schwer widerstehen.
Sich stützte sich sachte auf ihren Arm und lehnte sich ein Stück näher an sein Gesicht.
Sie konnte seinen Atem auf ihrem Gesicht fühlen, warm und lebendig. Zärtlich legte sie
ihre Lippen auf seine. Doch nur kurz, bevor sie sich wieder zurückzog und ihn gespannt
betrachtete. Die einzige Veränderung an ihm war, dass sich ein süßes Lächeln auf seinen
Mund gelegt hatte, ansonsten schlief er noch genauso wie vorher weiter.
Sie hatte keine Lust, aufzustehen. Eigentlich wollte sie für immer in seinen Armen liegen
und glücklich sein. Doch ihre Blase war bis zum Platzen gefüllt und sie konnte sich nicht
vorstellen, dass das ein romantisches Ende nehmen würde. Schließlich löste sie sich aus
seiner Umarmung und stand auf. Auf leisen Sohlen schlich sie zur Tür, ohne ihn auch
nur einen Moment aus den Augen zu lassen.
Ihn noch immer betrachtend öffnete sie die Tür und trat einen Schritt nach draußen und lief direkt in Trish hinein.
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„Na das ist ja eine schöne Begrüßung“, meldete diese sich beleidigt und rieb ihren Kopf.
Das würde mit Sicherheit eine Beule geben.
„Entschuldige, ich habe nicht aufgepasst, wo ich hingehe“, rechtfertigte Dana sich und
schloss leise die Tür hinter sich. Nachdem Dana kurz im Badezimmer verschwunden
war gingen sie gemeinsam in die Küche, wo Trisha Kaffee aufsetzte. Beide nahmen am
Küchentisch Platz und hingen für kurze Zeit ihren Gedanken nach.
„Wie hast du geschlafen, und hast du überhaupt geschlafen?“, fragte Trish schließlich,
da sie es vor Neugier kaum noch aushielt.
„Ja, im Gegensatz zu dir nehme ich an“, antwortete Dana und erntete ein schelmisches
Grinsen von ihrer Freundin, die jedoch stumm blieb. „Ich glaube, ich habe noch nie in
meinem Leben so gut geschlafen.“
„Was nicht zufällig an deinem Bettnachbarn lag, oder?“, stocherte Trish.
„Nun ich gebe zu, dass er daran nicht ganz unbeteiligt ist“, gab Dana leicht errötend zu.
„Wow, dich scheint es ja richtig erwischt zu haben, aber glaubst du nicht, dass es etwas
übereilt ist? Ich meine, wie lange kennt ihr euch? Seit zwei Tagen?“
„Du schließt deine Bekanntschaften auch in so kurzer Zeit“, verteidigte sich Dana.
„Außerdem ist das was anderes. Ich weiß schon so viel über mich. Wenn er mich
ansieht, dann ist es, als würde er all meine Gedanken kennen. Als würde er alle
Gedanken kennen, die ich jemals hatte.“ Ihr war klar, dass sie schon wieder ins
Schwärmen geriet, das passierte ihr in letzter Zeit eindeutig zu oft.
„Okay, okay, vergiss einfach, was ich gerade gesagt habe. Die Hauptsache ist doch, dass
ihr euch gut versteht, und solange das der Fall ist, muss ich mir ja keine Sorgen
machen“, lächelte sie, stand auf und füllte zwei Tassen mit Kaffee. Dann kehrte sie an
den Tisch zurück und reichte Dana eine.
„Wo ist Albert?“, fragte Dana, um vom Thema abzulenken, denn obwohl sie noch
stundenlang über William hätte reden können, war es ihr doch ein wenig unangenehm.
Zwar nur ein wenig, aber es reichte, dass sie sich unwohl fühlte.
„Er ist arbeiten. Er hat doch diesen Ferienjob angenommen, irgendwas wie Pizza
ausliefern oder so ähnlich.“ Trish zuckte mit den Schultern.
„Wie spät ist es eigentlich?“
„Kurz nach zehn nehme ich an.“, meinte Trish trocken. Dana sah auf die Uhr, solange
hatte sie schon lang nicht mehr geschlafen. Eigentlich war sie um acht spätestens schon
ausgeschlafen.
„Morgen!“, grüßte eine leicht verschlafene Stimme hinter ihr.
„Morgen, Kaffee?“, fragte Dana und drehte sich lächelnd zu ihm um. Sein Hemd war
total zerknittert und auch seine Hose hatte wohl schon bessere Zeiten gesehen. Erst jetzt
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wurde auch sie sich bewusst, dass sie immer noch das Kleid von gestern trug, doch im
Gegensatz zu seinen Klamotten, sah es verhältnismäßig gut aus. Nichts, was man mit
Bügeln nicht wieder in Ordnung bringen konnte.
„Gern“, antwortete er und streckte sich, während er kurz gähnte.
„Lange Nacht, häh?“, forschte Trish und grinste ihn schief an, worauf sie einen
zurechtweisenden Blick von Dana erhielt.
„Ich bin es nur nicht gewohnt, so gut zu schlafen. Patricia, richtig?“
„Oh Gott, das klingt wie bei meinen Eltern, ich wäre dir dankbar, wenn du mich Trish
oder Trisha nennen würdest“, wehrte diese ab.
„Okay“, entgegnete er nur und richtete seine ganze Aufmerksamkeit dann auf Dana, die
ihm eine dampfende Tasse mit Kaffee gab. Er nahm einen Schluck und sah sie dann
irritiert an.
„Woher weißt du, wie ich meinen Kaffe trinke?“, fragte er erstaunt.
„Oh, ich glaube, ich war so verträumt, dass ich ihn einfach so gemacht habe, wie ich ihn
trinke“, entschuldigte sie sich. Trish stand grinsend auf und flüsterte Dana im
vorbeigehen noch „Schicksal?“ ins Ohr.
„Sie ist sehr nett“, sagte er und nippte gedankenverloren an seinem Kaffee. Sie nickte
und gemeinsam setzten sie sich an den Tisch, an dem bis vor kurzem noch Dana und
Trish gesessen hatten.
„Sie ist meine beste Freundin, na ja, eigentlich ist sie meine einzige Freundin“, bemerkte
sie kritisch. „Außer ihr kenne ich hier niemanden. Nun, abgesehen von dir“, fügte sie
hinzu.
„Wo ist denn Albert?“ Sie musste lächeln angesichts der Frage, die sie selbst vor knapp
drei Minuten gestellt hatte.
„Er hat einen Ferienjob zu erledigen. Wie hast du das gemeint, du seiest es nicht
gewohnt, so gut zu schlafen?“ Sie nippte an ihrem Kaffee.
„Na ja, seit Samantha entführt worden ist, habe ich eigentlich ständig Alpträume, aber
gestern Nacht habe ich einfach gut geschlafen. Muss an dir liegen.“ Ihr schoss
augenblicklich die Röte ins Gesicht.
„Danke“, sagte sie leicht verlegen. „Ich muß zugeben, dass ich für gewöhnlich auch
nicht so lange schlafe. Normalerweise bin ich spätestens gegen acht Uhr schon
putzmunter“, fügte sie dann schnell hinzu, um ihre Verlegenheit zu überspielen.
„Ähm.... wie spät ist es denn?“
„Fast halb elf“, antwortete sie, den letzten Rest aus ihrer Tasse trinkend.
„Oh Gott“, sagte er erschrocken und sprang auf.
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„Was ist denn?“, fragte sie, völlig überrascht von seiner Reaktion.
„Ach, ich hatte nur nicht damit gerechnet hier zu schlafen. Eigentlich wollte ich um 11
bei meiner Mutter sein. Ich habe ihr versprochen, zusammen mit Dad den Dachboden
aufzuräumen und sauber zu machen“, entschuldigte er sein hastiges Aufspringen.
„Oh, nun ich denke, dann solltest du dich wohl beeilen“, stellte sie mit Bedauern fest.
Der Gedanke, dass er jetzt schon gehen wollte, gefiel ihr gar nicht.
„Wenn du willst, kannst du gerne mitkommen, sofern dich alte Kinderfotos, Spinnen
und eine Menge Dreck nicht abschrecken, meine ich.“
„Wirklich? Das wäre toll, ich geh mich schnell waschen und umziehen“ rief sie, die
Treppen hochsprintend.
„Dana!“, rief er ihr nach und sie blieb an oberen Treppenabsatz stehen und drehte sich
fragend zu ihm um. „Ich werde nach Hause fahren, mich fertig machen und dich dann
abholen, okay?“
„Okay“, nickte sie und sah ihm zu, wie er seine Schuhe und seine Jacke anzog, ihr eine
Kusshand zuwarf und ging. Dana drehte sich um und lief beinahe schon wieder in Trish
hinein, die schützend die Hände vor sich hielt.
„Hey nicht schon wieder, ja. Warum ist er denn so überstürzt aufgebrochen?“, forschte
sie neugierig.
„Er hatte vergessen, dass er heute zusammen mit seinen Eltern den Dachboden seiner
Mutter aufräumen wollte, und dann hat er mich gefragt, ob ich nicht mitkommen
möchte“, erklärte Dana schnell und ging schon an ihr vorbei ins Zimmer, um sich ein
paar passende Sachen herauszusuchen.
„Wie charmant“, stellte Trisha sarkastisch fest und folgte ihr. „Du darfst ihm beim
Putzen helfen.“
„Du siehst das viel zu negativ. Vielleicht bekomme ich die Chance, ein paar Kinderfotos
von ihm zu sehen, und außerdem möchte ich seine Eltern auch einmal kennen lernen.
Immerhin musste er meine auch schon über sich ergehen lassen und fair ist fair“,
erklärte Dana und hielt eine kurzärmlige Bluse hoch. Trisha schüttelte den Kopf, zog
aus Danas Tasche ein dunkelblaues T-Shirt und reichte es ihr. Diese legte es zusammen
mit einer alten Jeans auf Trishas Bett und begann bereits, das Kleid auszuziehen.
„Dir ist schon klar, dass ihr euch verhaltet, als wärt ihr schon eine halbe Ewigkeit
zusammen und würdet Hochzeitspläne schmieden“, bemerkte Trish und half ihr dabei,
das Kleid über den Kopf zu ziehen.
„Oh... wie konnte ich nur in den Dingern schlafen?“, fragte Dana und begann an der
Strumpfhose zu zerren, bis sie sich dieser schließlich entledigt hatte. „Wo ist dieses
verdammte Zopfhalter?“ Sie hob abwechselnd verschiedene Kleidungsstücke hoch,
welche teilweise aus ihrer Tasche und teilweise immer noch aus Trishas Schrank
stammten. „Ich weiß, unten. Trish, würdest du?“ Dana sah sie bittend an.
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„Logisch“, antwortete diese und machte sich schon auf den Weg. Inzwischen
verschwand Dana im Badezimmer, um sich zu waschen und sich die Zähne zu putzen.
Schon nach ein paar Minuten war sie fertig, und als sie aus dem Bad kam, reichte ihr
Trish den Zopfhalter.
Dana bedankte sich und fing an, sich wieder anzuziehen. Knapp zwanzig Minuten,
nachdem er gegangen war, war sie fertig. Doch das schwerste lag noch vor ihr. Kritisch
betrachtete sie ihre Haare im Schrankspiegel von Trish. Sie waren völlig zerzaust und
verfilzt, dass würde eine ganze Weile dauern. Zu ihrer Überraschung klingelte es schon
an der Tür. Trish öffnete und sah sich einem ebenfalls in T- Shirt und Jeans gekleideten
Mulder gegenüber.
„Hey du bist aber verdammt schnell“ stellte sie grinsend fest. Dann nach oben rufend
„Dana, William ist da.“ Am oberen Treppenansatz erschien Dana und sah frustriert mit
einer Bürste in der Hand runter.
„Na schön“ sie setzte ihre praktische Stimme ein, „dann muß ich mir die Haare eben im
Auto kämmen, wenn du auch so verdammt schnell bist“ lächelte sie, kam die Treppen
hinunter und verabschiedete sich von Trish.
Gemeinsam gingen sie zum Auto und Dana mußte feststellen, dass sie doch tatsächlich
etwas aufgeregt war. Wahrscheinlich hatte Trish doch recht, sie verhielten sich wirklich,
als würden sie Heiratspläne schmiegen. Sie lernte seine Eltern kennen, er ihre. Nicht,
dass sie von ihrer Seite aus überhaupt mit einer Erlaubnis zum heiraten rechnen
könnten. Dana grinste und schob den Gedanken beiseite, das war einfach albern, sie war
immerhin erst siebzehn und das war noch kein Alter zum heiraten, jedenfalls nicht nach
ihrer Meinung.
William hielt ihr die Tür auf und sie stieg ein und schnallte sich an, er ging um das Auto
herum und schon nach kurzer Zeit waren sie auf dem Weg zu seinen Eltern. Während
der Fahrt kämpfte Dana verzeifelt mit ihren Haaren, in denen sich dicke Knoten
gebildet hatten, die einfach nicht rauszukriegen waren, aber so ging es ihr oft und dazu
brauchte man eine Menge Geduld, etwas, dass Dana im Moment gar nicht zu besitzen
schien. Sie fluchte so sehr, dass er sich ein Grinsen nicht verkneifen konnte, benutzte
Ausrdücke, die sie seiner Meinung nach in ihrem Alter noch gar nicht oder überhaupt
nicht kennen sollte.
Nach knapp einer halben Stunde, bog William schließlich in einen Waldweg ab und
dann blieb er vor einem großen, wunderschönen Haus stehen. Umgeben von Wald,
wirkte es fast wie eine Forsthütte, doch die Vorhänge an den Fenstern und der kleine
gebundene Ring an der Tür zeigte, dass hier kein Förster wohnte, sondern jemand mit
Geschmack und Gefühl für Wärme, fand Dana.
Inzwischen hatte sie ihre Haare endlich durchgekämmt und zu einem lose baumelnden
Zopf geflochten. Gemeinsam stiegen sie aus und Dana schmolz buchstäblich dahin so
beeindruckt war sie.
„Und hier bist du aufgewachsen?“ fragte sie sich neugierig umsehend.
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„Nicht ganz, eigentlich war das hier unser Sommerhaus, bis sich meine Eltern getrennt
haben, dann ist Mom hier eingezogen“ erklärte er ihr, während sie an einem anderen
Auto, vermutlich dem von Williams Vater, vorbei auf die Tür zu liefen. Kur bevor sie
ankamen, wurde die Tür geöffnet und eine Frau mit blonden, an den Schläfen leicht
angegrautem Haar trat heraus.
„Fox“ sie klang sehr erfreut, doch auch etwas tadelnd. „Ich hatte nicht erwartet, dass du
überhaupt noch kommst. Ihr Jungen Leute habt doch ständig andere Sachen im Kopf,
habe ich recht?“ Sie nahm in herzlich in die Arme.
„Natürlich Mom, es tut mir leid, dass ich nicht angerufen habe, aber ich habe
verschlafen“ er löste sich von ihr und Dana fühlte sich ein wenig wie das fünfte Rad am
Wagen. Vielleicht war das Ganze doch keine so gute Idee gewesen mit ihm zu fahren.
Wer weiß, ob sie hier überhaupt erwünscht war. Schließlich viel Mrs. Mulders Blick auf
sie, sie lächelte einladend, allerdings auch ein wenig reserviert.
„Ich glaube, wie kennen uns noch nicht“ stellte sie immer noch lächelnd fest. Es erschien
Dana etwas zu sehr gekünstelt, aber sie sagte das natürlich nicht, sondern gab sich alle
Mühe einen guten Eindruck zu machen.
„Ich heiße Dana“ sie gab ihr die Hand.
„Fox hat mir noch gar nichts von ihnen erzählt“ meinte Mrs. Mulder nun mit einem
kritischen Blick auf William.
„Ach bitte sagen sie du und wir kennen uns erst seit zwei Tagen, das dürfte die Sache
wohl erklären“ antwortete Dana höflich.
„So so, na dann kommt doch mal rein“ sie drehte sich um und lief eiligst zur Tür. Ihre
angestaute Luft aus ihren Lungen pustend sah sie ihn abwartend an. War das nun eine
gute erste Begegnung oder nicht?
„Na dann gehen wir doch mal rein“ machte er den Ton seiner Mutter nach und sie
grinste ihm entgegen, verpasste ihm aber trotzdem einen mahnenden Hieb mit ihrem
Ellenbogen.
Das Haus war irgendwie genauso, wie Dana es sich vorgestellt hatte. Auch hier war die
mitwirkende Hand einer Frau nicht zu übersehen. Die gesamte Konstruktion bestand
aus feinstem Holz. Fotos hingen in geschmackvollen Rahmen an den Wänden immer
wieder unterbrochen durch professionell gemalte Bilder von namenlosen Künstlern. Ein
Haus zum wohlfühlen.
Nachdem man den langen Flur durchlaufen hatte, kam man in einen großen warm
eingerichteten Raum. Nach rechts war eine wunderschönes großes Fenster und durch
eine ins Glas eingelassene Tür kam ma auf die davor liegende Terasse, mit Seeblick.
Gegenüber der Glaswand war eine Couch und zwei Sessel vor einem Fernseher und
daneben ein Kamin in der Ecke.
„Wollt ihr vielleicht etwas trinken?“ fragte Mrs. Mulder und ging sogleich in die, nur
mit einem Tresen vom Hauptraum abgetrennte, Küche. Dana wollte gerade etwas
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erwiedern, als sie erkannte, dass in einem der Sessel ein Mann saß, der sie neugierig
musterte. Jetzt stand der Mann auf und kam auf sie zu.
„Hallo, ich bin Bill Mulder“ stellte er sich lächelnd vor und reichte ihr die Hand und
danach seinem Sohn. William schien ausgelassen zu sein, denn seit sie ausgestiegen
waren, lächelte er ständig.
„Ich bin Dana“ stellte sie sich vor. Obwohl sie nicht sagen konnte warum, waren ihr
Williams Eltern von Anfang an unangenehm. Es war nicht so, dass sie sie nicht
symphatisch finden würde, viel mehr machte ihr diese kühle Haltung, die von beiden
ausging zu schaffen. Für William schien das allerdings der Normalzustand zu sein.
„Wir hatten ja gar nicht erwartet, dass Fox jemanden mitbringen würde“ sagte Mrs.
Mulder, während sie mit einer Kanne Limonade, an der kleine Tröpfchen hinabrannen,
die zeigten, dass sie eisgekühlt aus dem Kühlschrank kam, etwas sehr gutes, denn die
jetzt schon warmen Temperaturen versprachen ein heißen Sommertag, aus der Küche
zu ihnen trat.
„Das ist schon besser so, allein hätten wir den Dachboden sowieso nicht leer gekriegt, bei
dem Zeug, was du da oben alles verstauben lassen hast“ antwortete Bill abwesend an
einem Glas nippend, welches Teena ihm gerade gereicht hatte. Sie warf ihm einen bösen
Blick zu, den er wissentlich ignorierte. Dana lächelte unsicher und nahm dann ebenfalls
ein Glas von Mrs. Mulder entgegen.
Nachdem sie alle einen großen Schluck genommen und sich mehr oder weniger
schweigend kennengelernt hatten, gingen sie gemeinsam hinauf zum Dachboden. Dana
und William gemeinsam hinter seinen Eltern. Im ersten Stock hielt William sie plötzlich
am Arm fest.
„Komm, ich möchte dir etwas zeigen“ erklärte er überschwenglich und zog sie bereits
den Flur entlang, vorbei an sowohl links einer, als auch rechts einer Tür. Sie blieben vor
einer weiteren stehen.
„Also die Tür links, ist das Badezimmer. Die andere, das Schlafzimmer meiner Mutter
und das hier“ er öffnete demonstrativ die Tür und ließ sie eindrucksvoll
zurückschwingen. „Das war mein Zimmer“ fügte er stolz hinzu und trat einen Schritt
zur Seite, um ihr eine bessere Sicht zu bieten.
Das Zimmer, das sie nacheinander betraten, hatte keinesfalls mehr die Ausstrahlung
eines Kinderzimmers. Die früher zweifelsohne bunte Tapete, war mit weißer Farbe
überstichen worden, das Kinderbett gegen ein schlichtes Holzbett ausgetauscht. Die
Schrankwände durch feine, nicht für Kinderhände gedachte, aufwendig fazierte
Eichenschränke ersetzt.
„Und hinter dieser Tür“ er ging weiter zu einer weiteren Tür, die von seinem Zimmer
abging. „Lag Sams Zimmer.“ Lag schien ihr der falsche Ausdruck, als er die Tür
geöffnet hatte und sie in einen Raum, voll kindlicher Naivität gezogen wurde.
Im Gegensatz zu seinem Zimmer, empfand es Dana hier so, als würde noch immer ein
kleines Mädchen hier wohnen. Ein kleines Kinderbett, mit buntgemusterter Bettwäsche
stand an einem kleinen offenen Fenster. Die Tapete war überlaufen von handgemalten
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Teddybären, Häschen und ein paar Blumen, hier war die Welt noch in Ordnung
gewesen. In einer Ecke, stand ein Puppenhaus, das so aus sah, als hätte gearde noch
jemand damit gespielt.
Ein Windzug fegte durchs Fenster und wehte die Vorhänge in die Luft. Dana machte
einen Schritt näher und spähte nach draußen. Vom Fenster hatte man die gleiche
Aussicht , wie von der Terasse, ein See und einen Steg, an dem ein verlassenes Boot
festgemacht war. Diesen gesamten Ort umpfing eine tiefe Traurigkeit.
„Meine Mutter lässt das Fenster immer offen“ erklärte er und stellte sich hinter sie, um
seine Arme um sie zu legen. Sie lehnte sich nur zu gern gegen ihn, ließ sich von seiner
Wärme umfangen. „Hauptsächlich meinetwegen.“ Sie schielte einen fragenden Blick zu
ihm nach oben.
„Als ich kleiner war, habe ich ihr verboten es zu schließen. Ich habe gedacht, weil Sam
aus einem Fenster und aus meinem Leben geschwebt war, würde sie vielleicht
irgendwann wieder auf diesem Wege zurückkommen. Ich hatte schreckliche Angst, dass
das Fenster dann verschlossen sein könnte. Ehrlich gesagt, habe ich diese Angst heute
noch“ gestand er leise. Sie drehte sich in seinen Armen und schlang ihre ebenfalls um
ihn, lehnte ihren Kopf an seine Brust.
„Warum hattet ihr getrennte Zimmer?“ fragte sie, ihre Stimme gedämpft durch sein TShirt.
„Nun, ich war gerade zwölf geworden und war jetzt ein großer Junge, der nicht mehr
mit seiner kleinen Schwester, die den ganzen Tag nichts als Barbiespielen im Kopf hatte,
in einem Zimmer wohnen konnte“ sagte er und hörte sich tatsächlich so an, wie ein
zwölfjähriger, der diese Logik verzweifelt versuchte seiner Mutter beizubringen, die nur
kopfschüttlend vor ihm stand.
„Fox, kommt ihr nun hoch oder nicht?“ rief sein Vater von oben und sie trennten sich
widerwillig voneinander. Gemeinsam verließen sie die Zimmer seiner Vergangenheit,
um weitere Beweise dafür zu suchen.
Auf dem Dachboden wurden sie von einem typisch dämrigen Licht empfangen, das ein
kleines, verschmutztes Fenster spendete. Mr. und Mrs. Mulder wühlten in
verschiedenen Kartons und sahen nur mit halbem Intresse auf, als sie beide zu ihnen
stießen. William schenkte ihr ein Lächeln und widmete sich dann ebenfalls einem
Karton, welche den Dachboden zu Hauf bevölkerten. Achselzuckend suchte auch sie
sich einen und öffnete ihn in freudiger Erwartung.
Sie schien Glück zu haben. Ein Kiste voll mit alten Sachen von William. Oben auf lagen
ein paar Spielzeugsoldaten, kleine Indianer und Cowboys. Als sie sich durch die erste
Schicht gewühlt hatte, stieß sie auf ein paar alte verbeulte Rollschuhe. Grinsend hob sie
einen davon hoch und zeigte ihn William.
„Ich dachte immer, alle Jungs wären Skateboard gefahren“ grinste sie.
„Vielleicht bin ich ja doch ein Mädchen“ antwortete er prompt und beide fingen an zu
lachen. Seine Eltern warfen sich lediglich einen wissenden Blick zu und machten sich
gleich darauf wieder an die Arbeit.
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Einige Stunden arbeiteten sie still auf dem Dachboden, während draußen die
Mittagsonne auf die Erde knallte, sich in die Nachmittagssone verwandelte und den
Dachboden unangenehm aufheizte. Schließlich wurde es fast unerträglich und Williams
Eltern gingen immer öfter nach unten, um etwas zu trinken, als sie mal wieder allein
waren, stellte sich William neben sie.
Ihre Haare standen wild von ihrem Kofp ab, sie hatte überall Staub und Spinnweben im
Gesicht und machte einen ziemlich erschöpften Eindruck, doch für ihn, hatte sie noch
niemals schöner ausgesehen. Es kam ihm vor, als würde er sie schon eine Ewigkeit
kennen.
Sie hatte gerade einen kleineren Karton mit Kinderfotos von ihm aufgeräumt und sie
waren ein großes Stück weiter gekommen, aber immer noch weit entfernt von einem
sauberen Dachboden.
„Weißt du, was ich mich gerade gefragt habe?“ er nahm ihr den Karton aus der Hand
und stellte ihn zu den anderen, während sie sich verzweifelt darum bemühte ihre Sachen
vom Staub zu befreien, allerdings vergebens. Als er wieder neben ihr stand, hatte sie
aufgegeben und sah ihn neugierig an.
„Nein, aber ich hoffe, dass du es mir gleich sagen wirst.“
„Nun, ich habe darüber nachgedacht, ähm naja, es wäre ja eigentlich dumm, wenn wir
nach Hause fahren würde und morgen wieder herkommen würden. Vorausgesetzt, das
du überhaupt noch daran interessiert bist uns zu helfen“ er sah sie kurz abwartend an
und fuhr fort, als sie nickte. „Also siehst du, es wäre doch einfach nur ein Umweg wenn
wir dann erst wegfahren würden“ es fiel ihm sichtlich schwer fort zu fahren.
„Hat die schon mal jemand gesagt, dass du es verdammt schwer hast auf den Punkt zu
kommen? Wenn du mich fragen willst, ob ich mit dir hier bleiben möchte, dann frag
mich doch einfach“ sie fand es einfach zu niedlich, wie er sich grämte, sie einfach so
heraus zu fragen.
„Also, willst du gerne heute nacht mit mir hier bleiben?“ wiederholte er ihre Frage und
versuchte es langweilig und überflüssig klingen zu lassen.
„Das würde ich sehr gerne“ äffte sie seinen Ton nach. Er lächelte und sie erwiederte es
fröhlich.
„Schön“ sagte er und begann bereits sich nach einem weiteren Karton umzusehen. Nach
weiteren 3 Stunden hatte sich auch die Nachmittagssone verabschiedet und der Himmel
begann bereits sich rötlich zu verfärben, als sie sich endlich entschieden für Heute
Schluss zu machen.
„Ich werde mal Mom bescheid sagen, dass wir hier bleiben“ schlug er vor, während sie
sich im Badezimmer vom Staub und Schmutz befreite. Sie nickte und fuhr fort sich mit
Wasser zu bespritzen. Schließlich stellte sie den Wasserhahn ab und sah in den kleinen
Spiegel über dem Waschbecken.
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„Naja, nichts für eine Schönheitskonkurenz, aber genug“ bemerkte sie und kratzte den
letzten hartnäckigen Schmutz von ihrer Wange. Dann zupfte sie den Gummi aus ihren
Haaren, der sie ohnehin nur noch notdürftig hielt und band sie zu einem neuen Knoten
zusammen. Halbwegs mit sich zufrieden ging sie ebenfalls nach unten.
Sofort als sie die Treppe verließ und in den Raum trat umfing sie diese merkwürdige
Kälte. William saß auf der Couch, sein Vater auf einem Sessel und seine Mutter
handtierte in der Küche, niemand sprach ein Wort. Erschöpft ließ sie sich neben
William auf die Couch fallen.
„So geschafft?“ fragte er lächelnd.
„Ich weiß ja nicht, wie es dir geht, aber ich räume nicht jeden Tag einen Dachboden auf.
Also darf ich sehr wohl geschafft sein“ antwortete sie.
„Du darfst so oft geschafft sein, wie du willst“ beschwichtigte er sie und gab ihr einen
Kuss auf die Wange.
„Teena, ich werde mich dann langsam auf den Weg machen“ meldete sich nun Bill
Mulder zu Wort. Er erhob sich aus seinem Sessel und kam zu ihnen zum Sofa hinüber.
Er reichte erst Dana, dann seinem Sohn die Hand.
„Hat mich gefreut, dich kennenzulernen. Bis bald, mein Sohn.“
„Es hat mich auch sehr gefreut“ erwiederte Dana höflich lächelnd. Obwohl sie nicht
sagen konnte, dass sie ihn wirklich kennengelernt hatte. Tatsächlich hatte sie ihm Guten
Tag und Auf Wiedersehen gesagt und mehr nicht.
„Ich bring dich noch raus“ meinte Mrs. Mulder und man merkte sichtlich, dass ihr die
gesamte Situation unangenehm war. Zusammen verließen sie den Raum in den langen
Flur. Dana sah William fragend an.
„Keine Angst, sie zerreißen sich nur gerade das Maul über uns.“
„Na dann bin ich ja beruhigt“ antwortete sie sarkastisch. Das war genau die Art von
negativer Bekanntschaft, die sie immer zu vermeiden versuchte. Es sich gleich am ersten
Tag mit den Eltern seines Freundes zu verscherzen stand nicht gerade ganz oben auf
ihrer Wunschliste.
Hatte sie ihn gerade als ihren Freund bezeichnet? War er denn so etwas. Sicherlich war
er ein Freund von ihr, aber ob er auch der Freund war. Natürlich wünschte sie sich das
insgeheim. Er war im Moment der wichtigste Mensch in ihrem Leben und jede Sekunde
ohne ihn, kam ihr wie eine Stunde vor. Allerdings kannte sie ihn auch erst seit knapp
drei Tagen und in den ersten Woche ist man ja bekanntlich blind vor Liebe. Übersah sie
vielleicht sogar wissentlich schlechte Seiten an ihm? Bis jetzt kannte sie noch keine, oder
konnte sich zumindest an keine erinnern.
„Hallo, Erde an Dana“ er schnipste mit den Fingern vor ihren Augen und sie fuhr
erschrocken hoch. „Entschuldige, ich wollte dich nicht erschrecken, aber du warst völlig
weggetreten.“
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„Ich hab nur gerade nachgedacht“ sie spürte, wie ihre Wangen sich mit Farbe füllte. Er
würde Fragen worüber, sollte sie ihm dann wirklich all diese kindischen Gedanken
erzählen?
„Ach und worüber?“ Das war ja klar gewesen.
„Darüber, dass“ sie überlegte, aber ihr fiel einfach keine passende Ausrede ein, die auch
glaubhaft wäre. Dann plötzlich, schoss es ihr durch den Geist. „Dass ich Trish noch
anrufen muss, um ihr zu sagen, dass ich heute Abend nicht zu Hause sein werde, damit
sie meine Eltern beruhigen kann“ sagte sie triumphierend, das war einfach perfekt.
„Okay“ er sah sie ungläubig an. „Dort steht das Telefon, tu dir keinen Zwang an.“ Sie
konnte seinen bohrenden Blick auf jedem Zentimeter ihrer Haut fühlen, als sie nach
dem Telefonhörer griff.
Für kurze Zeit konnte sie sich nicht an Trishs Nummer erinnern und sie fühlte schon,
wie sie rot anlief, als die Nummern in ihrem Geist aufblitzten. Schnell wählte sie und
drehte sich von ihm weg, wohl wissend, dass er sie keine Sekunde aus den Augen lassen
würde. Erst nach dem sechsten Klingeln nahm Trish ab.
„Estrada Residenz“ sie klang genevt.
„Hi, ich bins“ antwortete Dana und warf einen Blick über ihre Schulter, William sah sie
noch immer an.
„Dana? Bist du immer noch mit William weg?“ Dana hätte den Schluss fast nicht
verstanden, denn Trisha wendete sich wohl von Hörer ab, da Dana ihre Stimme
gedämpft hörte. „Nimm die Finger da weg, ich telefoniere.“ Sie musste Grinsen, das war
so typisch Trish.
„Ja, ich bin noch bei seinen Eltern. Hör zu Trish! Trish? Trish“ etwas raschelte am
anderen Ende und dann konnte sie ihre Freundin kichern hören. Ein merkwürdiges
Geräusch, zumal Trish nicht der mädchenhafte kichernde Typ war. Es war schon
merkwürdig, was manche Jungs für eine Wirkung ausüben konnten, aber darum ging es
jetzt nicht.
„Ich bin noch dran, ich musste nur Albert ein paar Manieren beibringen“ ihre Stime
wurde lauter. „Zum Beispiel, dass man keine Mädchen beim telefonieren stört. Also was
ist?“ widmete sie sich wieder Dana.
„Okay, ich möchte, dass du meinen Eltern sagst, dass ich mich nicht gut fühle, aber lass
sie auf keinen Fall rüber kommen. Sag ich hätte Kopfschmerzen und mich hingelegt,
wenn sie doch vorbei kommen sollten, dann wimmel sie irgendwie ab, das kannst du ja
gut“ lächlte Dana.
„Du wirst heute Nacht nicht nach Hause kommen, oder?“ Jetzt klang Trish aufrichtig
besorgt. Es war ihr ziemlich egal, mit was für Typen sie sich selbst einließ, aber jeder
Mann, der auch nur in Danas Nähe kam, wurde einem gründlichen Check unterzogen.
Dana grinste flüchtig angesichts der Absurdität dieses Gedankens.
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„Nein werde ich nicht“ gab sie ehrlich zur Antwort. „Du musst dir keine Sorgen
machen, ich pass schon auf mich auf.“
„Tu nichts, wozu du nicht bereit bist, okay?“
„Sicher.“
„Ich will nur sicher gehen, dass es dir gut geht. Wenn er seine Finger nicht bei sich
behalten kann oder etwas ähnliches, dann ruf einfach an und ich und Albert kommen
vorbei gerauscht und werden ihm mal ein paar Manieren eintrichtern“ versprach Trish
und Dana war gerührt von der Führsorge ihrer Freundin.
„Mach ich, versprochen. Schlaf gut“ sagte sie noch schnell, bevor sie den Hörer auf die
Gabel sinken ließ. Also die Sache mit ihren Eltern war geregelt, jetzt war da nur noch
ein Problem. Jetzt wo sie sich bewusst wurde, dass sie hier übernachten würde,
begannen ihre Hände feucht zu werden und in ihrem Bauch Schmetterlinge zu fliegen.
Sollte sie sich so zu ihm umdrehen?
„Was hat sie gesagt?“ fragte William und sie hatte keine andere Wahl, als sich
zusammenzureißen und sich umzudrehen. Erstaunlicherweise flippte sie nicht aus, als
sie ihn ansah.
„Das sie meine Eltern irgendwie abwimmeln würde“ antwortete sie und ließ sich, etwas
unsicher neben ihm auf der Couch nieder. Genau in diesem Augenblick kam Mrs.
Mulder zurück. Sie sah gestresst aus und Dana glaubte nicht, dass die Unterhaltung mit
Williams Vater besonders gut gelaufen war. Konnte sie ein neues Problem darstellen?
Eigentlich hatte Dana gar nicht daran gedacht, dass seine Mutter vielleicht genauso
besorgt um ihren Sohn sein könnte, wie ihre Eltern es um sie waren.
„Fox, manchmal kann mich dein Vater wirklich zur Weißglut treiben“ zischte sie und
ging in die Küche, um sämtliche Schranktüren zu öffnen und wieder zu schließen, bis sie
schließlich ein wenig unentschlossen einfach stehenblieb.
„Ich weiß, Mom. Übrigens, Dana schläft heute nach hier, okay?“ es klang nicht wirklich
nach einer Frage.
„Was, oh ja ja. Pass auf, ich werde schon rauf gehen und mich ein wenig hinlegen, sollte
ich nicht mehr aufwachen, dann macht euch doch selbst etwas zu essen“ willigte sie ein
und stiefelte ohne jedes weitere Wort die Treppen hinauf. Kurz darauf war eine sich
schließende Tür zu hören.
Etwas überrascht sah Dana ihr nach. Sie hatte einfach zugestimmt, ohne weitere Fragen
oder Anmerkungen. So konnte es also auch gehen. William erhob sich neben ihr, er
schien kein Stück überrascht zu sein.
„Willst du was essen?“
„Eigentlich nicht, um ehrlich zu sein, ich bin auch ziemlich geschafft“ gab sie zu und
bemerkte in diesem Moment erst, wie wahr diese Worte doch waren. Sie spürte jeden
einzelnen Knochen in ihrem Körper und wusste ziemlich sicher, dass sie die nächsten
Tage sicher zahlreiche Muskelkater quälen würden.
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„Ich mach dir einen Vorschlag, ich zaubere uns etwas leichtes zu essen und in der Zeit
kannst du dich oben duschen gehen und wenn wir fertig, hauen wir uns gemeinsam vor
den Fernseher und essen. Ist das eine gute Idee?“
„Du hast einen Deal“ grinste sie und hatte sich bereits mühsam – und mit einem
undamenhaften Grunzen – vom Sofa erhoben und war Richtung Treppe gewandert.
Bevor sie die Stufen erklomm warf sie noch einen Blick auf ihn, wie er bereits mit
Töpfen und Pfannen handtierte.
Die Dusche wirkte Wunder, ihre harten Muskeln lockerten sich und der ganze Staub
rann von ihrem Körper hinunter, sie hätte Stunden unter dem heißen Strahl zubringen
könnne, aber unten wartete etwas noch viel verführerisches auf sie. Also entschloss sie
sich schließlich das ganze zu beenden, bevor sie noch einschlafen würde. Als sie aus der
Kabine trat, sah sie ein großes, einladendes Handtuch, eine kurze Shorts und ein T-Shirt
auf dem Wäschekorb liegen und sie wurde augenblicklich rot. Anscheinend war William
tatsächlich hereingekommen, als sie gerade geduscht hatte, sie konnte im Moment noch
nicht einordnen, was das bedeutete, aber sie wusste eines ganz genau, es gefiel ihr
verdammt gut – viel zu gut, als es sich für eine Scully geziemte.
Sie aßen unten, wie versprochen vor dem Fernseher Abendbrot, William hatte
Hawaitoast gezaubert und obwohl sie gar keinen Hunger gehabt hatte, verputzte Dana
gleich drei von den leckeren Schnitten. Währenddessen hatte er größte mühe, sie nicht
anzustarren, in dem Moment, wo sie mit offnen Haare – sie versuchte gerade sie iweder
zu einem ordentlichen Knoten zusammenzukriegen – und in seinen Sachen die Treppe
heruntergekommen war, war ihm fast das Herz stehen geblieben.
Nach ihrem gemeinsamen Essen sahen sie noch ein wenig fern und genossen die
gemeinsame Nähe, obwohl ihnen auch ein wenig unbehaglich zumute war. Über die
Erste – Date – Nervosität kam man also auch nicht nach einer gemeinsamen Nacht und
einem gemeinsamen Tag hinweg.
Schließlich machte sich Dana auf ins Bett, während er unter der Dusche verschwand
und diesmal war sie es, der das Herz fast stehenblieb, als er ins Zimmer trat. Er trug
ebenfalls eine Shorts und ein T-Shirt, eigentlich sahen sie aus, wie ein altes Ehepaar,
aber sie konnten sich nicht so benehmen.
Tatsächlich wusste keiner von beiden, wie er sich am besten legen sollte, um dem
anderen nicht im Weg zu sein, oder ihn glatt zu schlagen, andererseits aber auch so weit
von einernander entfernt, dass man nicht auffällig wirkte. Und als sie dann endlich eine
Lage gefunden hatten – er auf dem Rücken, sie auf der Seite – traute sich keiner sich zu
bewegen, aus Angst den anderen aufzuwecken, obwohl sie beide noch wach waren.
Warum hatten sie diese Probleme in der vergangenen Nacht nicht gehabt?
Ganz einfach, das Bett war wesentlich größer gewesen und sie waren viel zu müde um
sich über soetwas Gedanken zu machen und natürlich waren sie in voller Kleidung
eingeschlafen.
Dana erwartete nicht, dass sie diese Nacht sehr viel Schlaf finden würde, ein Opfer, das
sie bereit war zu bringen, wenn das bedeutete, dass sie die gesamte Nacht zusehen
konnte, wie sich das Mondlich auf seiner Haut abzeichnete. Aber sie wurde wieder von
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sich selbst überrascht, als sie schon kurze Zeit später eingeschlafen war und er ihr kurz
darauf folgte.
Als er erwachte, fand er sich allein in seinem Bett wieder. Die warme Stelle neben ihm
veriet, dass sie noch nicht sehr lange fort sein konnte, jedoch lange genug, dass er ihre
Nähe bereits vermisste. Wie hatte sie es nur geschafft ihn in so kurzer Zeit völlig in
ihren Bann zu ziehen?
Gähnend schwang er seine Beine aus dem Bett und stand auf. Wo konnte sie sein? Im
Badezimmer? Eher zufällig warf er einen Blick aus dem Fenster und sah auf dem Steg
ihre kleine Gestalt sitzen.
Es war nicht sehr kalt geworden, im Gegenteil dafür, dass es zwei Uhr morgens war, wie
ihm ein Blick auf den Wecker zeigte, war es sogar angenehm warm. Allerdings zog er
sich trotzdem ein T-Shirt und eine Jeans an. Vielmehr, um neugierigen Blicken seiner
Eltern zu entgehen, man wusste ja nie, wann die beiden mal das Badezimmer aufsuchen
würden und was sie dabei alles entdecken würden.
Leise schlich er die Treppen hinunter, was in einem alten Haus ein schier unmögliches
Unterfangen war. Hier knarrte eine Stufe, dort knackte eine andere. Er begann sich
ernsthaft zu fragen, wie sie es geschafft hatte diese lauten Stufen lautlos zu passieren, wo
er doch für gewöhnlich einen so leichten Schlaf hatte, dass ihn schon das kleinste
Geräusch weckte.
Auf seinem Weg nahm er noch eine Decke von der Lehne eines Sessels mit. Nur weil es
nicht kalt war, hieß das noch lange nicht, dass es am Wasser nicht doch ganz schön kühl
werden konnte und er wollte auf keinen Fall, dass sie sich eine Erkältung holte.
Es gelang ihm unbemerkt bis zum Steg zu kommen, dort blieb er kurz stehen und
beobachtete sie. Ihr Kopf lag in ihrem Nacken, das ende ihrer Haare, die zur Ausnahme
mal offen ihren ganzen Rücken bedeckten, lagen auf dem Holz und ihr Blick war starr
auf den Mond gerichtet, der groß und schwer am Himmel hing. Er tauchte ihr Gesicht
in fahles kaltes Mondlicht, das sie unheimlich blass aussehen ließ.
Ein verirrte 4. Juli Feuerwerksrakete, er war gerade der 30. Juni, stieg lautlos in den
Himmel und zersprang in einem bunten Feuerregen. Die Welt wurde in grelle Farben
getaucht und in diesem Moment drehte sie sint du ihm um. Erst erschrak sie, doch als
sie ihn erkannte lächelte sie verhalten, allerdings sah er das nicht mehr, da es inzwischen
wieder dunkel geworden war.
Schweigend ging er zu ihr und setzte sich neben sie. Beide genossen die Stille und die
Nähe des anderen. Er legte die Decke um sie beide und sie schmiegte sich bereitwillig in
seine Arme, legte ihren Kopf an seine Brust. Ihre Blicke waren beide zum Himmel
gewand.
Eine Sternschnuppe zog mit brennendem Schweif über den Himmel und er schloss seine
Augen und wünschte sich, dass diese friedliche Nacht nie wieder vergehen würde und er
nie wieder ohne diesen Menschen, der jetzt in seinen Armen lag, leben müsste. Ihre
Stimme ließ ihn seine Augen wieder öffnen und auf sie hinuntersehen.
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„Das war schon die vierte, seit ich hier draußen bin“ sagte sie und klang leicht
verschlafen.
„Und wie lange ist das?“
„Noch nicht lange, eine viertel Stunde vielleicht“ antwortete sie. Sie wusste, dass er
fragen würde warum, aber sie wusste nicht, was sie darauf antworten sollte. Wie sollte
sie ihm erklären, das es sie mitten in der Nacht einfach hier rauß gezogen hatte und sie
nicht zu sagen vermochte warum.
„So selten sind Sternschnuppen nicht. Tatsächlich könnte man pro Nacht hunderte,
wenn nicht sogar tausende sehen, so lange es klar ist. Allerdings heißt das nicht, dass
nicht jede von ihnen etwas besonderes wäre“ fügte er leise hinzu.
„Hast du dir etwas gewünscht?“ fragte sie neugierig.
„Natürlich, ich wünsche mit immer etwas, wenn ich eine sehe. Aber ich werde dir nicht
sagen was, sonst geht es nämlich nicht in Erfüllung“ sagte er schnell und ziemlich
trotzig, bevor sie fragen konnte.
„Wünsche gehen sowieso nicht in Erfüllung“ antwortet sie nicht weniger trotzig.
„Was soll das denn bedeuten?“
„Das soll bedeuten, dass das Leben viel zu einfach und ohne Herausforderung wäre,
wenn Wünsche so einfach wahr werden würden“ erklärte sie, als wäre er ein kleines
Kind.
„Ich denke nicht, wenn die Wünsche nicht zu außergewöhnlich sind und man wirklich
daran glaubt, dann können sie sehr wohl wahr werden“ verteidigte er seinen
Standpunkt.
„Das ist doch Blödsinn, dann würden ja auch Vodoorituale wirkliche Macht besitzen
und Aberglaube hätte wirklich die Kraft, die ihm zugeschrieben wird.“ Er sah
verständnislos auf sie hinunter. Diese Seite an ihr kannte er noch gar nicht, wie konnte
sie nur so überzeugt so etwas sagen?
„Natürlich haben diese Dinge Kraft.“ Sie löste sich von ihm und setzte sich auf, um ihn
fragend anzusehen.
„Du glaubst doch nicht wirklich an so etwas?“ Er nickte entschieden. „Aber William,
das bilden sich die Menschen doch nur ein. Einbildung und Suggestion hat sehr wohl
Macht, dass will ich nicht bestreiten, aber diese Macht liegt lediglich im Auge des
Betrachters. Wenn ich auf der Straße gehe und micht ständig umsehe, weil ich mir
einbilde, das etwas passieren wird, dann wird auch etwas passieren. Ich werde nämlich
so beschäftigt damit sein mich ständig umzusehen, dass ich vor ein Auto laufe oder so
etwas in der Art und das schiebe ich dann auf meine Vorahnung. Tatsächlich wäre das
aber gar nicht passiert, wenn ich einfach ganz normal die Straße entlang gelaufen wäre“
beendete sie ihre Ausführungen.
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„Aber es gibt genug berichtete, in denen Leute von etwas geträumt haben und ihnen ist
genau das passiert.“
„Doch nur, weil sie danach Ausschau gehalten haben.“
„Du kannst mir nicht weiß machen, dass du dich später nicht von deinem Ehemann
über die Schwelle tragen lässt, oder?“ stichelte er weiter, es musste doch einen Weg
geben sie zu überzeugen.
„Aber nur, weil es Tradition ist“ widersprach sie.
„So ziemlich alle Traditionen finden ihren Ursprung im Aberglauben“ setzte er als
Argument dagegen und sie musste sich schließlich eingestehen, dass er damit vermutlich
sogar recht hatte, allerdings hatte sie nicht vor ihm das zu sagen. Also sah sie stattdessen
uninteressiert nach oben.
„Okay, was ist mit Dejà vus? Das sind sehr wohl Vorahnungen, die wir haben und wir
fühlen, das wir diese Situation wirklich schon einmal durchgemacht haben“ versuchte er
sie zu überzeugen.
„Dejà vus, sind lediglich vom Gehirn falsch abgelegte Informationen. Dabei werden
Ereignisse von früheren Erlebnissen mit Erinnerungen aus Filmen oder Erzählungen
gemischt und so entsteht der Eindruck, dass wir eine alte Situation durchleben, aber
niemand wird dir sagen können, wenn er ein Dejà vu hat, was du sagen wirst, weil er die
Geschehnisse nur vermeintlich zu kennen glaubt“ widersprach sie ihm und dieses Mal
ging der Punkt eindeutig an sie.
„Dana?“
„Ja?“
„Glaubst du an Außerirdische?“ Sie lachte kurz auf, wurde aber sofort wieder ernst, als
sie ihn ansah, er hatte diese Frage tatsächlich ernst gemeint. Das konnte doch unmöglich
sein, aber so wie es aussah, wollte er eine Antwort auf seine Frage.
„Auch wenn ich nicht weiß, wie du jetzt ausgerechnet auf diese Frage kommst muß ich
sagen, dass ich nicht glaube, dass wir allein im All sind, dafür ist es einfach zu
groß“begann sie.
„Irgendwie fühle ich jetzt ein großes Aber kommen.“
„Aber, es ist völlig unlogisch zu glauben, dass falls es tatsächlich einen Planeten mt
ähnlichen Voraussetzungen wie die Erde geben sollte, wobei selbst dazu Millionen von
Variablen auf einandertreffen müssten, dass eine Spezies, die klüger und besser
entwickelt sind als wir und das müssen sie sein, wenn sie durchs All reisen können, dass
sie sich ausgerechnet einer dann so unbedeutenden Spezies wie den Menschen
aussuchen, um ihn zu beobachten.“
„Was ist mit Fröschen?“ fragte er sie neugierig. Er musste sie einfach auf die Probe
stellen.
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„Wie bitte?“
„Warum wimdet sich dann eine so hochentwicklete Spezies wie der Mensch der
Erforschung von Fröschen? Das dürfte vom Standpunkt doch ungefähr aufs Gleiche
rauskommen“ sagte er triumphierend.
„Wir versuchen lediglich unsere Welt zu erkunden und ich denke es ist einfach zu spät,
um diese Unterhaltung jetzt noch zu vertiefen“ sagte sie und stand auf, er blieb mit
offenem Mund zurück. Am Ende des Steges blieb sie stehen und sah sich ungeduldig
nach ihm um.
„Kommst du?“ fragte sie unruhig und er erhob sich ebenfalls, zog die Decke etwas fester
um sich und folgte ihr.
„Wir sind aber noch nicht fertig mit dieser Unterhaltung“ meinte er, als er zu ihr
aufgeschlossen hatte und sie ins Haus zurückgingen.
„Nachdem, wie wir eben aneinander geraten sind, werden wir mit dieser Diskussion
wohl niemals fertig“ antwortete sie lächelnd und wusste gar nicht, wie recht sie damit
haben sollte. Sie ging vor ihm hinauf und ihm fiel auf, dass sie tatsächlich keine
Geräusche machte, während sie die Treppen hinaufging, ganz im Gegensatz zu ihm
unter ihm knarrte und knackte fast jede Stufe.
Oben ließ er die Decke achtlos zu Boden fallen, zog sein T-Shirt und seine Jeans aus und
legte sich ins Bett. Plötzlich überfiel ihn eine tiefe Müdigkeit und alles was er wollte, war
in einen traumlosen, erholsamen Schlaf zu driften. Auch sie befreite sich von ihrer Hose
und ihrem Shirt, um sich dann neben ihnzu kuscheln. So nah beieinander waren beide
schon bald eingeschalfen.
Das erste, was er bemerkte, als er erwachte, war ihr warmer kleiner Hintern, der eng an
dem Körperteil gekuschelt lag, den er morgens so überhaupt nicht unter Kontrolle
hatte. Ihm war schon klar, dass er mehr als nur spitz war und schämte sich unglaublich
dafür, obwohl er nichtmal wusste warum , sie wusste mit Sicherheit, dass das ganz
normal war und worüber machte er sich überhaupt Gedanken, ändern konnte er es ja
doch nicht.
Die Frage war nur, wie sollte er hier raus kommen, erstens ohne sie zu wecken und
zweitens ohne etwas wirklich dummes zu tun?
Es gab keinen Ausweg, er lag mit dem Rücken an die Wand gepresst, so das er nicht
langsam nach hinten wegrutschen konnte und vor ihm lag dieses friedlich schlafende
Wesen, also konnte er die Flucht nach vorne auch nicht antreten, damit würde er sie
nämlich mit Sicherheit wecken. Also war guter Rat teuer, schließlich gab er auf, zog
seinen Arm, sachte unter ihr hervor und hielt die Luft an, als sie begann sich zu
bewegen.
Er wollte sich schon selbst treten, weil er dachte, dass er sie schließlich doch aufgeweckt
hätte, aber Dana schlummert unschuldig weiter, drehte sich jedoch zu seiner
Erleichterung so, dass ihr Hinter nicht mehr an die empfindliche Beule in seinen
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Boxershorts stieß. Doch die Erleichterung wehrte nicht lange, als sie sich weiterdrehte,
ihr Bein über seine schlang, ihr Gesicht in seine Brust kuschelte und einen Arm über
seine Hüfte schlang. Seinen Kopf auf seinen eingenknickten Arm stüzend, begann er sich
zu fragen, ob ihre vorrige Lage nicht doch besser gewesen war.
Resigniert schob er eine Haarsträhne aus ihrem Gesicht und betrachtete sie. Ihr Atem
stieß warm und gleichmäßig gegen seine Brust, kitzelten seine Brusthaare und sie
machte nicht den Eindruck als würde sie in nächster Zeit aufwachen. Was ihm
Gelegenheit gab, das dumme doch zu tun.
Zuerst hielt er sich zurück, nicht ganz sicher, dass sie nicht doch erwachen würde.
Betrachtete sie nur still eine Weile, dann begannen seine Hände sich selbstständig zu
machen und über ihren kleinen weichen Körper zu wandern. Sie trug nur einen BH und
ein Höschen und schon der Gedanke daran machte ihn völlig verrückt.
Seine Finger im Zaum zu halten, wurde mit der Zeit immer schwieriger. Schon eine
Weile hatte er die Konturen ihres Gesichtes nachgezeichnet, die lieblichen Kurven ihres
Mundes, den kraftvollen Bogen ihrer Augenbrauen. Ihm durstete es nach mehr, doch
eine kleine Stimme in ihm schrie, dass er es stoppen sollte, so lange er noch konnte und
er hatte wirklich nicht vor, nach drei Tagen mit ihr zu schlafen. Nebeneinander, war
eine Sache, miteinander eine ganz andere. Nicht nötig zu erwähnen, dass er erst recht
nicht im Haus seiner Mutter wollte, schließlich war das einer der Gründe gewesen,
warum er bereits mit achtzehn ausgezogen war und damals war er auch ein absolut
unartiger Junge gewesen, der seine gerade neugewonne Freiheit schamlos ausgenutzt
hatte. Aber die Zeiten waren vorbei, so dachte er jedenfalls.
Schließlich brachte er die Stimme mit dem üblichen Satz zum schweigen, die er ihr
immer an den Kopf warf, wenn sie sich einmischte. Ich habe alles im Griff, und das, wo
er doch genau wusste, dass er es nicht hatte.
Zärtlich streichelte er an ihrem Hals hinunter, verweilte bei den sanften Rundungen
ihres zugegebener Maßen nicht sehr großen Busens. Etwas, mit dem er durchaus leben
konnte und was er zu schätzen begonnen hatte. Seine früheren Freundinnen waren
üppig in diesem Bereich ausgestattet gewesen, was ihrer Beziehung auch nicht
unbedingt weitergeholfen hatte und immerhin mochte er Dana nicht wegen ihres
Busens.
Er war noch nicht bereit über „mochte“ hinauszugehen und „liebte“ zu sagen oder gar
zu denken. Ihm war klar, dass er verliebt war, aber er war 21, da war man nach zwei
Sekunden in jemanden verknallt und bildete sich ein, dass man sein ganzes Leben mit
diesem Menschen verbringen würde und dann ging es nicht über drei Tage hinaus.
Liebe war etwas so unkontrollierbares, dass er fürchtete, wenn er sich tatsächlich
eingestehen würde, dass er sie liebte, alles auseinanderbrechen und er allein und mit
gebrochenem Herzen enden würde.
Jedoch machte er an diesem rauhen Morgen des ersten Julis eine wunderbare
Entdeckung, sie schien sich in seinen Berührungen so wohl zu fühlen, wie er. Denn wann
immer er einen Finger über ihren Nippel gleiten ließ, schnurrte sie leise und kuschelte
sich noch ein Stück enger an ihn. Hätte man ihn gefragt, er hätte das Glück nicht
beschreiben können, welches ihn bei dieser Erkenntnis durchflutete.
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Letztendlich verließen seine Hände ihren Brustbereich und setzten ihre
Erkundungstour ihre Rippen abwärts fort, bis zu ihren Hüften gehend und da begann
sie erneut sich zu bewegen. Drehte sich zurück auf ihren Rücken, rutschte noch ein
Stück näher, so dass er das Gefühl hatte, sie würde in ihn hineinkriechen und blieb dann
ruhig liegen. Ihm fiel auf, dass er schon wieder den Atem angehalten hatte und entließ
ihn mit einem leisen Seufzer in die Freiheit.
Ihm fiel auf, dass er seine Hände fast als hätte er sich verbrannt an seinen Körper
gezogen hatte aus Angst sie könnte erwachen und ihn dabei ertappen, wie er sie wie ein
notgeiler Teenager begrapschte.
Tatsächlich rekelten sich ihre Arme über ihren Kopf und streckten sich, so dass ihre
Gelenke protestierend knackten und ihre Augen öffneten sich wie in Zeitlupe. Ihr Blick
völlig auf ihn fokusiert, stahl sich ein kleines, müdes Lächeln auf ihre Lippen, das man
einfach lieben musste.
„Guten Morgen“ grinste sie fröhlich und er wurde das Gefühl nicht los, dass ihm ins
Gesicht geschrieben stand, wie schuldig er sich fühlte. Beschämt ließ er seinen Kopf
sinken.
„Morgen“ brummte er zurück.
„Ich möchte ab jetzt gern immer so geweckt werden“ gluckste sie heiter und das zwang
ihn seinen Kopf wieder zu heben und sie anzusehen. Oh ja, sie wußte definitiv, was er
getan hatte. Die Frage war nur, ob sie ihren kleinen Kommentar gerade ernst meinte
oder ob sie ihn nur aufziehen wollte. So oder so, war sie wohl nicht böse auf ihn, dass er
sich einfach genommen hatte, was er wollte.
„Wie lange schon?“ fragte er schüchtern.
„Seit meinem nichtvorhandenen Vorbau“ antwortete sie. „Und William, es hat mir
gefallen, sonst hätte ich nicht gesagt, dass ich so gern immer geweckt werden möchte.
Ich mag“ sie zögerte „deine Hände auf meinem Körper“ gab sie zu und ihre Wangen
färbten sich in einem ansehnlichen rosa.
„Oh“ war alles, was er dazu sagen konnte. Irgendwie wusste er nicht warum, aber er
hatte auf einmal das brennende Verlangen sie zu küssen. Seinen Kopf senkend, nahm er
ihre Lippen sachte in Verwahrung, damit sie nie wieder ein anderer küssen würde, oder
könnte. Ohnehin schien alles, was er von ihr berührt hatte einen Stempel zu tragen
„Eigentum von William Mulder“, nicht das sie etwas dagegen hatte, sie hätte ihm ohne
Überlegung ihren ganzen Körper geschenkt und genau das war es, was sie in ihr
nächstes Unglück rennen ließ.
„Ich liebe dich“ hauchte er beinahe kaum zu verstehen, seine Lippen noch immer an
ihren. Ihre Augen trafen sich in einem überraschten Moment und sie konnte in dem
klaren braun erkenne, das er es wirklich ernst meinte. Sie lächelte ein wenig
eingeschüchtert gegen seinen Mund.
Kaum berührten sich ihre Lippen dieses Mal legte sich ein Schalter in ihnen um.
Morgentliche Müdigkeit schlug um in Wolllust. Benommenheit wurde zu Begierde,
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füllte ihre gesamten Gedanken aus, brachten die nervigen Vernunftstimmen ohne
Probleme zur Ruhe.
Ihre Arme legten sich um seinen Nacken, zogen ihn fordernd auf sich. Ohne Protest
spreizten sich ihre Beine, so dass er dazwischen gleiten konnte, von Muskelkater keine
Spur. Seine pochende Erektion an ihrem brennendem Schritt. Seine Hände legten sich
wie von selbst wieder auf ihre Hüften, streichelten das zarte Fleisch, nahmen es in
Besitz, mit einer Selbstverständlichkeit, wie er alles von ihr in Besitz nahm.
Lippen trennten sich, ihre Zungen trafen außerhalb ihrer Münder aufeinander,
während sie erschöpft mit offenen Lippen gegeneinander atmeten. Hüften stießen eng
zusammen rieben sich gegenseitig, bis zum schmerzvollen aufstöhnen. Zu stark war das
Verlangen. Seine Hände glitten unter ihren Körper, öffneten den Verschluss ihres BH’s
und warfen ihn dann achtlos beiseite. Sein Mund glitt den Weg hinab, den zuvor seine
Hände geebnet hatten, während sich ihre Hände an den Seiten seines Kopfes platzierten,
ihn dorthin dirigiert, wo sie ihn haben wollte, die Fingerspitzen in seinem Haar
vergraben. Ihr Kopf nach hinten klappend, fand er endlich einen harten Nippel mit
seinem Mund und sie hätte beinahe aufgeschrien.
Beinahe, denn in genau diesem Moment wurde sie sich bewusst, wo sie sich befanden.
Sie waren noch immer in Mrs. Mulders Haus. Vielleicht konnte sie sie sogar hören,
wusste genau, was hier oben im alten Kinderzimmer ihres Sohnes passierte.
„William“ stöhnte sie atemlos und das war es, was es ihn missinterpretieren ließ. Sie
klang nicht wirklich, als würde sie protestieren und eigentlich wollte sie das auch gar
nicht, um nichts in der Welt wollte sie seine Lippen dazu bringen sich von ihrem Körper
zu trennen, aber sie waren immerhin im Haus seiner Mutter. Das war kein billiges
Motel, oder die Absteige eines Freundes, der nicht da war. In diesem Haus war er
aufgewachsen, in diesem Zimmer und jetzt sollte sie sich in dem Raum, wo er früher mit
Modelautos gespielt hatte völlig ihren Sinnen hingeben, während in ihrem Kopf
Gedanken an einen 8 jährigen William herumschwirrten?
„William... stopp“ sagte sie erneut und versuchte seinen Kopf anzuheben, jetzt erst
wurde seinem hormonvernebelten Hinr klar, dass sie seinen Namen nicht sagte, weil sie
sich gut fühlte und es ihm zeigen wollte, sondern weil sie versuchte, dass er aufhörte, wie
ihre drückenden Hände an seinem Kopf beweisten.
Sofort hob er seinen Kopf von ihrer Brust, was sie fast erneut hätte aufschreien lassen,
aber diesmal vor Frust. Er löste jeglichen Kontakt zu ihrem Körper, setzte sich auf und
soweit es das kleine Bett erlaubte an den Rand davon. Soweit weg von ihr, wie nur
möglich. Was hatte er hier nur fast getan? Hatte er nicht noch vor... wie lange war das
her... egal, hatte er nicht noch vor kurzem noch behauptet, dass er alles im Griff habe
und auf keinen Fall im Haus seiner Mutter mit ihr schlafen würde. Schön und warum
zur Hölle hatte sie ihn gerade praktisch mit Gewalt von ihrem Körper wegdrücken
müssen, damit er aufhörte sie zu etwas zu zwingen, was sie nicht wollte?
Ihre Wangen waren gerötet, ihre Haare ein wenig sehr zerzaust, aber ansonsten machte
sie nicht den Eindruck, als wäre sie durcheinander doch tatsächlich war sie absolut
durch den Wind. Wie konnte sie ihn dermaßen unter Kontrolle haben, dass er sobald sie
ihn küsste dazu bereit war, sie hier und überall zu nehmen und sobald sie ihm ein klein
wenig Protest entgegenbrachte sich sofort in die nächste Ecke verkroch? Mal abgesehen
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von dem gehetzten Ausdruck auf seinem Gesicht. Sie griff nach ihrem BH und zog ihn
wieder an.
„Dana bitte, es... es tut mir leid“ er wusste nicht, was er sonst sagen konnte, um
überhaupt in die Nähe einer Wiedergutmachung zu kommen, für das, was er ihr
beinahe angetan hatte. Er hätte es womöglich nicht einmal mitbekommen, kaum hatte
er sie geküsst, hatte sich sein Gehirn in einen frühzeitigen Urlaub verkrümelt und ihn
allein mit seinen Höhlenmnescheninstinkten zurückgelassen.
„Das muss es nicht, wirklich nicht“ beschwichtigte sie ihn, feststellend, dass sie immer
noch außer Atem war. Wie hatten sie nur in so kurzer Zeit dermaßen die Kontrolle
verlieren können?
„Doch das muss es“ widersprach er und der geqäulte Ausrduck auf seinem Gesicht ließ
sie schließlich wieder ein Stückchen näher an ihn rutschen und sanft eine Hand auf
seinem Knie platzierend, für einen kurzen Moment glaubte sie, dass er aus dem Bett
springen und aus dem Zimmer stürzen würde. Doch so schnell wie der Ausdruck auf
seinem Gesicht platz nahm, verflüchtigte er sich auch wieder und er entspannte sich ein
wenig.
„Nein, du hattest nicht allein Schuld daran, okay? Wir haben einfach nur die Kontrolle
über unser Handeln verloren, das ist alles“ beruhigte sie ihn.
„Wir sollten vielleicht darauf achten, dass uns das nicht so schnell wieder passiert“
stellte er nervös fest. Oh ja, das hätte verdammt gut schief gehen können und
wahrscheinlich wäre dann jetzt der Augenblick gewesen, an dem sie ihm gesagt hätte,
dass sie ihn hasste und ihn niemals sehen wolle.
„Das werden wir“ versprach sie und stand dann auf. „Ich äh, werde mal das
Badezimmer aufsuchen“ sagte sie noch schnell, bevor sie langsam die Tür öffnete,
schaute, ob jemand auf dem Flur war und dann schnellen Schrittes die Tür hinter sich
schloss und im Badezimmer verschwand. Gott, sie war so überhitzt, sie konnte das Blut
in ihren Adern kochen fühlen.
Sie ging zum Waschbecken und ließ Wasser hinein, um es mit kuhlenförmigen Händen
in ihrem Gesicht zu verteilen. Die Hitze verließ nach und nach, erst ihre Wangen, dann
die restliche Haut ihres Körpers, aber die Gefühle blieben. Diese waren nicht mit
Wasser oder irgendeiner anderen Flüssigkeit wegzuwaschen, noch immer brannte das
Verlangen zwischen ihren Beinen und eigentlich war alles was sie wollte, wieder in sein
Zimmer zurückzumaschieren und ihn anzuspringen. Natürlich tat sie das nicht, so völlig
durcheinander wie er gerade gewesen war, wäre das vermutlich das Schlimmste, was sie
machen konnte. Immerhin hatte sie ihm versprochen, dass sie nächstes Mal mehr darauf
achen würden und dazu musste sie ihre Hälfte an Enthalsamkeit genauso beisteuern wie
er.
Schließlich ließ sie das Wasser ab und nahm eines der Handtücher, die ordentlich
gefaltet über der Badewanne lagen und trocknete sich das Gesicht ab. Ihr Blick heftete
sich an den Spiegel, der an der Badezimmertür hing. Langsam trat sie einen Schritt
nach dem anderen auf ihn zu.
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Ihre Wangen hatten wieder eine normale Färbung angenommen und alles was sie
brauchte, war eine Haarbürste, um ihre Mähne wieder in Ordnung zu bringen. Doch
ihre Augen sagten etwas ganz anderes aus, ihre Augen spiegelten das wieder, was sie
wirklich fühlte, sie war glücklich. Obwohl sie am wahrscheinlich schönsten Moment
aufgehört hatten, war sie glücklich. William Mulder, war ihr mit Haut und Haaren
verfallen, gehörte ihr und allein das ließ sie sich zum ersten Mal in ihrem Leben einfach
unheimlich schön und begehrt fühlen. Jeder der sie ansah, musste sehen, dass sie vor
Leben praktisch übersprudelte, endlich hatte ihr Körper begonnen sie so zu fühlen, wie
sie sich schon seit Jahren des ständigen Umziehens, der ständigen Verlgeiche mit ihrer
Schwester und den Nörgeleien ihrer Eltern nicht mehr gefühlt hatte und es fühlte sich
einfach fabelhaft an.
Ein kleines Lächeln umspielte ihre Lippen, was schnell zu einem großen Lächeln wurde,
das ihr gesamtes Gesicht zum strahlen brachte, so trat sie aus dem Badezimmer und
wieder in Williams altes Kinderzimmer.
Er war gerade dabei sich seine Jeans anzuziehen und glücklich darüber, dass sein
kleines Problem schon begann sich wieder zu verkleinern, als er sie sah und seine Hosen
sofort wieder unbeachtet zu Boden segelten. Ihr Gesicht erhellt von diesem
aufreizenden, absolut offenen und ehrlichen Lächeln, von dem er sich fragte, wie es
jemand geschafft hatte, das auf ihre Lippen zaubern zu können, er wollte es wissen,
wollte sie für immer so sehen, glücklich und zufrieden. Ohne Umschweife kam sie auf
ihn zu, schlang ihre Arme um seinen Hals und küsste ihn zärtlich.
„Ich liebe dich“ hauchte sie als sie sich von ihm löste.
„Ich liebe dich auch“ er war erstaunt, wie einfach und wundervoll es sich anfühlte ihr
das zu sagen, obwohl er so große Angst davor gehabt hatte, es sich selbst einzugestehen
und es ihr zu zeigen. Aber allein daran, wie sie ihn anstrahlte wusste er, dass sie ihn
nicht verlassen würde. Sicher er wusste nicht, ob diese Beziehung ewig halten würde,
tatsächlich standen die Chance dafür mehr als gering, aber was war gegen ein bisschen
Hoffnung schon zu sagen? So schlang er sie nocheinmal kräftig in seine Arme und
küsste sie erneut.
„Vielleicht solltest du dir deine Hose anziehen, damit wir runter gehen können“ grinste
sie, nachdem sie seinen Armen entschlüpft war und begann ihre Sachen vom Boden
aufzusammeln.
„Ach, meine Mom hat mich schon des öfteren in Unterhosen gesehen, ich denke nicht,
dass sie schockiert darüber wäre“ witzelte er, begann jedoch trotzdem seine Hose
anzuziehen, während sie auch ihr T-Shirt wieder überzog und ebenfalls in ihre Jeans
stieg.
„Hmm, liegt meine Haarbürste noch im Wagen?“ Sie sah sich kurz suchend um. „Muss
wohl so sein und wo ist dieser verdammt Zopfhalter schon wieder?“ Er lächelte
angesichts ihres erneuten Fluchens, ging an ihr vorbei bis zum Bett, bückte sich und hob
das kleine schwarze Stoffband auf, um es ihr grinsend hinzuhalten. „Suchst du vielleicht
das hier?“
„Ja, danke“ sie wollte es gerade nehmen, als er es zurückzog.
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„Momentchen noch, dafür, dass ich der Dame geholfen habe diesen unersetzbaren
Zopfhalter wiederzufinden, habe ich doch sicherlich eine kleine Belohnung verdient,
oder?“ fragte er schelmisch.
„Und was schwebt ihnen da so vor?“ ging sie lachend auf sein kleines kindisches
Spielchen ein.
„Hmm wie wäre es mit einem Kuss fürs erste?“ Sein Lächeln wurde zu einem breiten
Grinsen, als sie einen gespielt geschockten Ausdruck aufsetzte und ihre Hände in die
Hüften stützte.
„Ich verbitte mir eine solche Anspielung, ich bin eine ehrbare Dame, die sich nicht mit
Jedermann einlässt“ trotz ihrer entrüsteten Stimme ging sie einen Schritt näher auf ihn
zu, so das sie nah bei ihm stand. Sie kam seinem Gesicht gefährlich nahe und fast
berührten sich ihre Lippen, dann griff sie blitzschnell nach ihrem Zopfhalter und trat
einen Schritt zurück. „Verloren“ tönte sie grinsend.
„Hey, du spielst nicht gerade mit fairen Waffen“ gab er den gekränkten spielend
zurück.
„Ich bin eine Frau, ich kann nicht mir fairen Waffen spielen, aber dafür beherrsche ich
die unfairen um so besser“ sagte sie und trat erneut einen Schritt auf ihn zu, um ihm
dieses Mal wirklich mit einem Kuss zu belohnen.
„Fox, seit ihr schon wach?“ erklang die scharfe Stimme von Mrs. Mulder zusammen mit
einem kleinen Klopfen.
Sie sahen sich beide kurz an und kicherten im gleichen Augenblick völlig hilflos vor sich
hin. In diesem Moment liebte William sein Leben ganz eindeutig, was konnte es schon
besseres geben, als die Frau seiner Träume in seinen Armen zu halten und die Stimme
seiner Mutter vor der Tür zu hören.
„Ja, Mom“ antwortete er mit geröteten Wangen und rang um seinen Atem. „Zumindest
könnte man das so nennen“ flüsterte er dann leise zu Dana, die darauf wieder zu
kichern anfing. Einen Grund hat sie eigentlich nicht, aber sie waren einfach glücklich
und zufrieden und das sich das bei ihnen in Kichern outete war etwas, mit dem sich
eben die anderen abfinden mussten.
„Wollt ihr Frühstücken?“ ihre Stimme klang völlig ahnungslos, allderings auch so, als
würde er sie nicht im geringsten interessieren, warum ihr Sohn und seine Freundin sich
wie zwei Kleinkinder benahmen. Vielleicht wusste aber auch nur zu gut, wie es sich
anfühlte frisch verliebt zu sein und hielt sich deshalb diskret zurück.
„Wir kümmern uns selber drum, Danke Mom“ er hatte sie nun letztendlich wieder
gefasst und war bereit seiner Mutter gegenüber zu treten. Er nahm Danas Hand und
öffnete die Tür.
Seine Mutter sah so aus, wie sie jeden Tag ausgesehen hatte. Seit Sams verschwinden
hatte sie sämtliche fröhlichen Farben aus ihrem Kleiderschrank verbannt und hatte sich
stattdessen Farbtönen hingegeben, die sie mit mitte Dreißig schon wie eine alte Frau
hatten aussehen lassen. Sie trug nur noch selten feine Sachen, ausgenommen an dem
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Tag, an dem ihre Tochter verschwunden war. Jedes Jahr zog sie das gleiche, elegante,
schwarze Kleid aus dem Schrank, steckte ihre Haare hoch und legte etwas Make-Up auf
und sie sah fast so aus wie eine Frau, die sich fertig machte, um mit ihrem Mann Essen
zu gehen, um etwas zu feiern. Dieser Eindruck hielt jedoch nur so lange, bis man ihre
Augen sah, die leer und ohne jegliche Wärme blieben. Als er noch jünger gewesen war,
hatte ihn diese Maskerade fast in den Wahnsinn getrieben.
Jetzt sah er sie nicht mehr. Stattdessen rief er sie jedes Jahr an, um zu fragen wie es ihr
ging, nur um jedes Mal die gleiche Antwort zu erhalten. „Es würde mir besser gehen,
wenn deine Schwester hier wäre.“ Wahrscheinlich hatte sie keine Ahnung, das er sich
dabei jedes Mal vorkam, als wäre das falsche Kind der Familie entführt worden und
dass alle glücklich wären, wenn er es gewesen wäre.
Doch als er ihr an diesem Tag gegenüberstand, fühlte er sich zum ersten Mal nicht
schuldig dafür, derjenig zu sein, der zurückgeblieben war, als Teil einer kaputten
Familie. Und irgendwie schien sie das zu spüren, denn sie schenkte ihm einen Blick, der
ausdrückte, dass sie hoffte, das wenigstens er glücklich werden würde.
„Nun euch wird wohl auch nichts anderes übrig bleiben. Debera hat angerufen, es gibt
heute ein Treffen und ich wollte nur sehen, ob ihr schon wach seit, um euch Bescheid zu
sagen, dass ihr für einige Zeit auf euch allein gestellt sein werdet. Dein Vater wird heute
nicht kommen“ fügte sie nach kurzem zögern, mit einem scheusslich verachtenden
Unterton hinzu.
„Das ist schon okay, wie kommen schon ganz gut allein zurecht, oder?“
„Ähm, ja klar“ Dana fand diese Antwort zwar im Nachhinein furchtbar unpassend,
aber das hatte sie ihren Mund bereits verlassen und war nicht wieder einzuholen. Doch
Mrs. Mulder schenkte ihr nicht genug Aufmerksamkeit, um das zu bemerken.
„Nun schön, Fox ich seh dich dann später“ hasste sie und war auch schon die Treppen
hinunter. William verzog kurz das Gesicht , aufgrund der ungewollten Benutzung seiner
eigentlichen Namens.
Nachdem sie die Tür unten ins Schloss fallen hörten, machten auch sie sich auf den Weg
nach unten in die Küche, auf die Suche nach etwas, das einem Frühstück gleich kam, um
gesund und munter in den Tag zu starten, dachte William und kam sich dabei vor, wie
frisch einer dieser Fernsehwerbungen entsprungen.
„Was für eine Art Treffen hat deine Mutter gemeint?“ fragte Dana neugierig, während
sie im Kühlschrank herumstöberte.
„Treffen ist ein viel zu hochtrabendes Wort dafür, sie sind vier Frauen, die den
Vormittag gemeinsam damit verbringen Bridge und Rommé zu spielen. Sie mag
eigentlich weder das eine noch das andere, aber Debera ist die einzige Freundin der
Familie mit der der Kontakt nicht abgebrochen ist. Außerdem glaubt Mom, dass es ihr
Verpflichtung ist da mitzuspielen, da sie ja jetzt eine ältere Dame ist und ältere Damen
tun das eben“ erklärte er und blickte über ihre Schulter hinweg selber in den
Kühlschrank.
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Der Tag verlief ereignislos, aber friedlich. Überhaupt verliefen die folgenden Tage
ereignislos, aber friedlich. Es war genau genommen nur ein ständiges hin und her,
zwischen zwei verliebten Seelen, das niemand anderes zu verstehen vermochte, nicht
einmal Trisha. Für sie waren die beiden eigentlich nur unheimlich kitschig, obwohl sie
sich nicht eingestehen wollte, das ein kleiner – ehrlich gesagt, so gar ein ziemlich großer
– Teil von ihr sich auch so jemanden wünschte, mit dem sie diese traute Zweisamkeit
teilen konnte. Albert war ja nett und das alles, aber wenn sie es genau auf den Punkt
ihrer Beziehung bringen müsste, dann wäre das Sex – zwar unheimlich guter und
atemberaubender Sex, aber dennoch nicht das, was man unter einer ernsten Beziehung
verstehen konnte. Doch genau dort befanden sich Dana und William am Anfang einer
langen Beziehung, das konnte Trish nach den ersten Tagen bereits sagen.
Im Großen und Ganzen lief für sie beide alles perfekt, genaugenommen lief es sogar
besser als perfekt. Obwohl beide ein wenig unsicher waren, wieweit ihre Gefühle reichen
würden, war ihre gemeinsame Zeit für beide unbeschreiblich. Sie gingen spazieren,
unterhielten sich und gerieten dabei mehr als einmal aneinander, wenn es um
übersinnliche Dinge ging, aber sie konnten damit gut leben. Größtenteils nutzen sie ihre
gemeinsamen Stunden sich besser kennenzulernen.
Sie fand heraus, was für ein brillianter Student er war und auch, wie sehr er dafür von
seinen Kameraden gehasst wurde. Tatsächlich musste sie über die Wochen sogar
herausfinden, dass es fast beängstigend war, wie gut er ihre Handlungen und blicke
interpretieren und lesen konnte. Eines Abends beichtete sie ihm ihr Unwohlsein und er
tat das einzig richtige, was er in diesem Moment zu tun vermochte. Er brachte ihr seine
Gabe bei, er lehrte sie, wie leicht es war andere Menschen zu lesen und obwohl sie nicht
im geringsten ein Begabung dafür zu zeigen schien, war er ein geduldiger Lehrer,
brachte ihr bei, wie sie auch auf die kleinste Bewegung zu achten hatte und jedes noch
so winziges Zwinkern erkannte bis sie, wie er es ausdrückte gleichberechtigt waren.
Doch sie war nicht die einzige, die Entdeckungen machte, schnell musste William
feststellen, dass Dana sehr ungern über Gefühle sprach. Er hatte ihr im Haus seiner
Mutter gestanden, dass er sie liebte und er hatte gewusst, dass es stimmte und obwohl er
es nicht allzu oft wiederholte, damit die Worte nicht an Bedeutung verloren – erst viel
später, sollte er bemerken, dass das gar nicht möglich war – so hatte sie es noch kein
einziges Mal gesagt, was ihn, wie er nur ungern zugab ein bisschen verletzte. Es war
nicht so, dass er wollte, dass sie sich ihm an den Hals warf, tatsächlich war das das
letzte, was er wollte. Aber die Worte ein Mal zu flüstern, oder auch nur mit ihren
Lippen zu formen, war sicher nicht zu viel verlangt. Er traute sich ja nichteinmal mehr
sie anzufassen, weil er sich nicht mehr sicher war, ob ihr das gefiel und zum Teil auch
deswegen, weil ihm das kleine Panikerlebnis bei seiner Mutter abgeschreckt hatte.
Zudem kam noch, dass dieser Punkt nicht der einzige war, an dem sie ihre Gefühle gern
für sich behielt. Nachdem sie bei Trish wieder hatte ausziehen müssen, hatte sie einen
ziemlichen Streit mit ihrer Familie gehabt und obwohl er gespürt hatte, das etwas nicht
stimmte, hatte es ihn vier Tage gekostet, bis sie es zugab und weitere zwei, bis sie ihm
gestand, was los war.
Ein anderer Punkt, der ebenfalls in diese Kategorie gehörte, war ihre Gesundheit.
Eigentlich war es nur ein Schnupfen gewesen und dennoch wollte sie nicht zugeben, dass
sie sich nicht wohl fühlte. Ließ sich weiterhin von ihm durch die Stadt schleifen, bis
sämtliche Farbe aus ihrem Gesicht gewichen war und sein Arm um sie, schon mehr als
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Stütze diente, damit sie nicht zusammenbrach. Das was sie großzügig als Schnupfen
abgetan hatte, war ein grippaler Infekt, der sie für die nächsten vier Tage ans Bett
fesselte. Vier Tage, die er neben ihrem Bett verbrachte, sehr zu Mißbilligung ihres
Vaters. Er erzählte ihr Geschichten, ermahnte sie sich nicht zu überanstrengen und
brachte ihre Suppe, die ihre Mutter für sie kochte. Obwohl sie ihn sicher umgebracht
hätte, wenn sie es erfahren hätte, genoss er es viel zu sehr, sie zu umsorgen, das war eine
wunderbare Gelegenheit sie verletzlich zu sehen ohne das sie sich groß dagegen während
konnte.
Außerdem fand er heraus, dass sie starke Schmerzen während ihrer Periode hatte, die
sie so gut es ging versuchte vor ihm zu verheimlichen, was aber beinahe unmöglich war
und schließlich hatte er sie überzeugen können, das sie sich deswegen vor ihm nicht
verstellen müsse und sie gelobte Besserung.
Es gab gute und schlechte Zeiten. Keiner hatte nur positive Seiten ihrer Beziehung
erwartet und dennoch waren beide nahezu geschockt als sie über so etwas lächerliches
wie Essgewohnheiten in einen riesigen Streit gerieten. Begonnen hatte es damit, dass sie
fand, dass er sich zu ungesund ernährte – Pizza und Fast Food jeden Tag konnte einfach
nicht gut sein – woraufhin er fand, dass sie sich zu gesund ernährte – Salat,
Vollkornbrot, Halbfettmagarine und das jeden Tag konnte einfach nicht gut sein.
Woraufhin sie feststellte, dass sie so ihren 30 Geburtstag wenigstens überleben würde,
letztendlich lief es darauf hinaus, dass sie sein Haus, dass er zusammen mit zwei
Freunden bewohnte (die zufällig auch noch Keith und Tom waren, doch Keith war am
abend der Highschoolfeier glücklicherweise zu betrunken gewesen, als das er sich jetzt
noch daran erinnern konnte, wo er Dana das erste Mal begegnet war und vor allem, wie
er ihr begegnet war) und dass sie erst zwei Tage vorher das erste Mal zu Gesicht
bekommen hatte, um 4 Uhr morgens überstürzt verließ und sie volle 18 Stunden und 43
Minuten nicht miteinander sprachen und beide hatten die Zeit gezählt. Als sie sich am
Telefon am nächsten Abend vor dem schlafen gehen wieder versöhnten konnten sie
kaum glauben, dass sie so aus der Fasung geraten waren und entschuldigten sich beide,
woraufhin beide seelig in den Schlaf driften konnte.
Etwa zu dieser Zeit lernte sie seine Alpträume kennen. Sicher er hatte ihr davon erzählt,
aber neben ihm aufzuwachen, weil er schrie und sich im Bett hin und her warf, war
etwas völlig anderes, es war erschreckend. Die erste Zeit hatte sich nicht einmal gewusst,
wie sie darauf reagieren sollte, bis sie herausfand, dass es am besten war, wenn sie ihn
fest in die Arme nahm und ihn beruhigte, bis er wieder eingeschlafen war
So verlief die Zeit viel zu schnell.
Bis zum 21. September, einem Montag. Der Tag, an dem, obwohl sie beide es damals
noch nicht wussten, sich im Nachhinein aber einig darüber waren, ihr grausames
Schicksal begann. Eigentlich war es ein Tag wie jeder andere, mit dem kleinen
Unterschied, dass die Schule wieder anfing und mit ihr das was unvermeidbar kommen
musste.
II Zerstörungen
Wenn man das Ganze genau betrachtete, konnte man nicht wirklich sagen, dass an
diesem Tag ihr Unglück begann, denn sie hatten noch fröhlich und sorgenfreie Stunden
vor sich, aber wenn Dana zurückblickte fand sie immer, das die Zeit nach dem
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Schulbeginn nie wieder so wundervoll war wie davor, aber einen triftigen Grund konnte
sie dafür nicht nennen.
Sie hatten den Sonntag, wie fast alle anderen Tage auch, zusammen verbracht. Das
Wetter war noch ungewöhnlich heiß dafür, dass der Sommer zu Ende war und sie
waren mit seinem Auto zu einer abgelegenen Badestelle gefahren, von der William ihr
erzählt hatte. Obwohl sie nicht schwimmen waren, war es trotzdem ein sehr schöner
Tag gewesen, der leider nur von der Gewissheit überschattet wurde, dass sie die
nächsten Tage wohl kaum miteinander würden verbringen können.
Aber das war egal gewesen, es war eine Erinnerung, eine schöne noch dazu. Allerdings
auch eine, die sie nicht zu schätzen wussten, da ihnen noch nicht einmal ansatzweise klar
war, was sie noch erwarten würde.
„Bist du mir immer noch böse?“ fragte sie ganz plötzlich und blieb stehen, den
Teddybären unter ihren Arm klemmend, zu ihm aufsehend. Er blieb ebenfalls stehen
und sah sie fragend an, zum Teil sogar entsetzt. Tausend Gedanken schoßen durch
seinen Kopf.
„Wie kommst du darauf, dass ich böse auf dich bin?“ Die Menschen um sie herum
strömten an ihnen vorbei, einige rämpelten sie an, riefen ungemeinte Entschuldigungen
und verschwanden dann wieder in der Menge. Allerdings, konzentrierte sich Mulder
mehr auf die vor ihm stehende Frau und nicht auf all die anderen Menschen, die hatten
ihn immerhin nicht gerade gefragt, ob er böse auf sie war. Wie kam sie überhaupt auf
die Idde? Immerhin war das der schönste Geburtstag, den er je hatte und das alles nur
wegen ihr, warum sollte er dann also böse auf sie sein?
„Weil ich mich dir verweigert habe“ sagte sie leise, fast schüchtern und ließ ihren Kopf
sinken. Er verstand nichtmal ansatzweise, wovon sie sprach. Oh, an der Art, wie sie den
Kopf hatte sinken lassen und mit ihrem Schuh im Sand herum fuhr, erkannte er, dass
sie definitiv von Sex sprach. Aber wie kam sie nun ausgerechnet darauf, zumal ihr
Sexleben nicht aus mehr als zärtlichen Küssen und Streicheleinheiten bestand, was
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wahrscheinlich auch gut so war. Und das hatte sie ihm noch nie, wie hatte sie es
ausgedrückt verweigert?
„Weil du dich mir... was?“ Er versuchte vergeblich ihren Gedankengängen zu folgen,
um wenigstens eine Ahnung davon zu bekommen, was ihn erwartete.
„Mich dir verweigert habe“ sie sah wieder zu ihm auf, als müsste er absolut wissen,
wovon sie sprach. In seinem Blick spiegelte sich seine ganze Ratlosigkeit wieder, also
beschloss sie ihm ein wenig auf die Sprünge zu helfen. „Damals im Haus deiner Mutter,
als ich dich zurückgewiesen habe“ erklärte sie hilfreich und sah sofort wieder auf ihre
Schuhspitze, die irgendwelche abstrakten Muster in den Sand malte, die sie nichtmal für
voll nahm.
„Oh Gott“ er hätte beinahe angefangen zu lachen, so wie sie die Dinge interpretiert
hatte, aber nur beinahe, er wusste, dass sie das verletzten würde. Aber, schon allein,
dass sie sich darüber Gedanken machte, dass er böse auf sie sein könnte, weil sie nicht
mit ihm schlief, war absolut absurd. Er könnte niemals auf sie sauer sein, weil sie das
tat, was sie für richtig hielt. Außerdem hatte er selbst herausgefunden, dass es besser
war, dass sie nicht miteinander schliefen. Sex hatte die furchtbare Angewohnheit die
Beziehung zu schnell auf das zu reduzieren und sie zu zerstören. Vermutlich wären sie
überhaupt nicht mehr hier zusammen, wenn sie bereits Körperflüssigkeiten
ausgetauscht hätten, wie seine Mutter das immer nannte.
„Dana, du hast dich mir nicht verweigert. Du hast mir doch lediglich klar gemacht, dass
du noch nicht soweit bist und das ist völlig okay. Ich möchte nicht, dass du etwas nur
tust, weil du glaubst es wegen mir machen zu müssen. Das hast du früher auch nicht,
also müssen wir doch jetzt nicht damit anfangen“ er lächelte ihr beschwichtigend zu,
leider hatte das keinerlei Wirkung auf sie und er begann sich ernstlich zu fragen, was sie
ihm noch eröffnen würde.
„Warum hast du es dann nicht mehr versucht?“ fragte sie ohne zu ihm auf zusehen.
„Wie bitte?“ Was wollte sie, dass er sich auf sie stürzte, ihr die Kleider vom Leib riss
und sie nahm, während sie schrie und sich wehrte? Sie hatte ihm gesagt, dass sie nicht
bereit dazu war und er war vollkommen einverstanden damit gewesen, wo also lag das
Problem?
„Du hast mich nicht ein Mal seit dem angefasst oder es wengistens versucht“ sie klang so
wahnsinnig unsicher. Vermutlich war das für sie nicht einfacher als für ihn,
wahrscheinlich eher noch schwerer.
„Nun, ich wollte dich einfach zu nichts zwingen, wie ich schon sagte, möchte ich nicht,
dass du mit mir schläfst, weil du denkst, dass du es musst, sondern weil du es willst.
Deshalb habe ich dich in Ruhe gelassen, weil ich dachte, wenn du dazu bereit bist, wirst
du es mir sicher zeigen oder sagen und solange kann ich warten, auch wenn ich ein
testosteron gesteuerter Mann bin“ das entlockte ihr ein kleines Lächeln und sie sah
wieder zu ihm auf, etwas, was ihn sehr erleichterte.
„Aber hast du nicht daran gedacht?“ jetzt klang sie wenigstens neugierig und nicht
mehr so verdammt unsicher.
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„Natürlich habe ich das. Dana, du bist das schärfste, was mir in meinem Leben passiert
ist und ich müsste lügen und sofort vom Blitz erschlagen werden, wenn sagen würde,
dass mich Sex mit dir nicht interessieren würde, aber ich kann wirklich warten. Zumal
ich weiß, dass wenn wir es tun werden, sich die gesamte Zeit, die wir gewartet haben
gelohnt hat“ er öffnete einladend seine Arme und sie lief lächelnd in sie hinein, damit er
sie völlig einlullen konnte.
„Gott, ich komm mir so dumm vor“ gab sie leise zu, ihre Stimme gedämpft, da sie ihr
Gesicht völlig in seine Brust vergraben hatte.
„Das musst du nicht Kleines, ich finde es gut, dass wir darüber gesprochen haben, bevor
du platzt und mich womöglich noch deswegen verlässt“ antwortet er leise und sie
befreite ihr Gesicht aus seiner Jacke, um ihn mit großen ehrlichen, herrlich blauen
Augen, die schon fast schwarz wirkten anzusehen.
„Ich könnte dich niemals deswegen verlassen“ gestand sie leise und stellte sich dann auf
ihre Zehenspitzen, um ihm einen langen besiegelnden Kuss zu geben. „Ich könnte dich
niemals wegen irgendetwas verlasen“ fügte sie hinzu, als sie ihre Lippen wieder von
seinen lösten. „Und um ehrlich zu sein, ich habe auch schon daran gedacht, viel daran
gedacht“ gestand sie und jetzt war es an ihm sie neugierig anzusehen.
„Hast du?“ fragte er sie neckend.
„Natürlich hab ich. Wie könnte ich nicht? Wir verbringen fast jede freie Minute
zusammen und wann immer du mich küsst oder meine Hand nimmst, stelle ich mir vor,
wie es wäre, wenn ich dich damals nicht weggestoßen hätte. Oder manchmal, nachts,
wenn du nicht neben mir liegst, oder manchmal sogar, wenn du neben mir liegst,
schweifen meine Gedanken ab, wie ich dich küssen könnte, mich rittlings auf deinen
Schoß setzen würde, einfach um zu sehen, wie du reagieren würdest“ er wusste, dass sie
das eine Menge Mut kostete, so offen über Sex zu reden, ihre katholische Erziehung war
ihr da einfach zu oft im Weg, aber er genoss es, wenn sie so mit ihm darüber sprach,
ohne ein Blatt vor ihren hübschen Mund zu nehmen.
„Vermutlich, wär dann schon alles vorbei“ grinste er und legte einen Arm um sie,
während sie gemächlichen Schrittes zum Ausgang des Jahrmarktes liefen. „Aber wir
haben noch viel Zeit, das alles herauszufinden, weißt du. Je langsamer wir es angehen
lassen, desto länger haben wir was davon.“
„William“ sie hatten den Jahrmarkt bereits hinter sich gelassen und steuerten auf sein
Auto zu, als sie ihn ansprach.
„Hmm“ brummte er zufrieden.
„Ich möchte aber nicht mehr allzu lange warten, ja?“ Sie sah fragend zu ihm hinauf, er
blieb erneut stehen, wie vom Donner gerührt. Hatte sie das gerade wirklich gesagt oder
hatte ihm seine kranke Fantasie einfach nur einen Streich gespielt. Aber so wie sie ihn
abwartend ansah, schien sie tatsächlich auf eine Antwort zu warten, also musste sie das
gesagt haben.
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„Ähm okay“ er kam sich mehr als nur bescheuert vor, das Beste was er hervorbingen
konnte, natürlich. Sie bat ihn praktisch darum mit ihr zu schlafen und alles was er
antworten konnte war ein okay, als würde sie ihm das jeden Tag anbieten.
„Ich meine“ begann sie, während sie ins Auto einstiegen. „Wir müssen ja nicht gleich
das volle Programm durchziehen, aber William, ich bin jetzt siebzehn und mit siebzehn
möchte ich mit meinem Freund Spaß haben und damit meine ich nicht, auf einen
Jahrmarkt zu gehen“ sie hatte ihn die gesamte Zeit nicht angesehen, vermutlich hätte sie
nicht mal die Hälfte von dem hier herausbringen können, wenn sie es doch getan hätte.
„Was immer du willst“ antwortete er mit belegter Stimme. In seiner Hose hatte schon
jetzt etwas begonnen sich bemerkbar zu machen und dabei hatte sie nur darüber
geredet. Er stellte sich gerade vor, dass sie mit ihrer ruhigen angenehmen Stimme eine
wahre Telefonsexgöttin sein musste und im selben Moment stellte er fest, dass er
anscheinend anfälliger dafür war, als er bis jetzt geglaubt hatte, denn er wollte das
unbedingt mit ihr ausprobieren.
„Wohin wollen wir jetzt?“ fragte er, um unelegant das Thema zu wechseln. Langsam
wurde ihm das nämlich zu bunt, wenn sie weitersprechen würde, hätte er bald ein
richtiges Problem.
„Zu dir, Keith und Tom sind doch nicht da, richtig?“ sie versuchte es beiläufig klingen
zu lassen und es gelang ihr sogar außerordentlich, jedoch nicht gut genug, als das ihn
ihr Tonfall nicht trotzdem sehr nervös machte. Er hätte gerade die ganze Welt für ihre
Gedanken gegeben und das, was sie vor hatte. immerhin glaubte er nicht, dass ihre
heimlichen Absichten nur halb so verdorben waren, wie das, was er in sie
hineininterpretierte.
„Ja, ähm“ begann er, während er sich wieder in den Verkehr einfedelte. „Sie sind auf
einer dieser Studentenfeten und werden wohl erst morgen früh wieder bei uns
auftauchen“ er fragte sich, warum er ihr das überhaupt erzählte. Gab es denn nur den
Hauch einer Chance ihre Eltern rumzukriegen, dass sie bei ihm schlafen durfte? Selbst
wenn, wieso sollte es dann von Bedeutung sein, dass er ihr auf die Nase band, dass sie
ganz allein waren, wenn sie gerade beide zusammen beschlossen hatte, noch ein kleines
Weilchen zu warten, bevor sie den endgültigen Schritt wagten.
„Jedenfalls sind sie nicht da, ja“ versuchte er noch zu retten, was noch zu retten war,
aber sie schien seine Bemerkung gar nicht richtig mitbekommen zu haben, denn sie
nickte nur abwesend und sah gedankenversunken aus dem Fenster. Wieder wuchs der
Wunsch in ihm, einfach in ihrem Kopf zu kriechen und es sich darin gemütlich zu
machen, so oft, wie sie in letzter sein abwesend war, musste er darin seine große Freude
haben.
Die ganze Heimfahrt über, war es wie so oft still zwischen ihnen. Er hatte Angst noch
etwas blödes zu sagen, was sie diesmal vielleicht sogar mitbekommen könnte und sie
hing ihren Gedanken nach. So kamen sie dann nach einiger Zeit vor seinem Haus zum
stehen.
„Dana?“ fragte er, nachdem sie nicht die leisesten Anstalten machte aus dem Auto
auszusteigen, nachdem er den Motor abgestellt hatte. Er schnipste mit dem Finger vor
ihrem Gesicht, um ihre Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Fragend sah sie ihn an, erst
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jetzt registrierend, dass sie standen. „Wir sind da, du kannst jetzt ruhig aussteigen“
lächelte er.
„Oh okay“ gab sie noch immer nicht ganz bei sich als Antwort. Vielleicht sollte er doch
langsam anfangen sich sorgen zu machen, konnte es sein, dass sie etwas vor ihm
verschwiegen hatte? Immerhin war sie in letzter Zeit so oft abwesen, wenn sie
zusammen waren, dass er nicht umhin kam, sich Gedanken darüber zu machen, ob er
sie inzwischen vielleicht schon begonnen hatte sie zu langweilen und wenn es das nicht
wahr, war es wahrscheinlich noch etwas viel schlimmeres. Auf alle Fälle faste er den
Entschluss sie danach zu fragen, wenn sie im Haus waren.
Sie stiegen beide aus und er schloss den Wagen ab, lief um ihn herum, so dass sie sich bei
ihm einhaken konnte und gemeinsam gingen sie zum Haus. Der Wind hatte ein wenig
aufgefrischt und fegte abgefallene Blätter über den kleinen gesteinerten Weg zu seinem
Haus.
„Weißt du, dass der Herbst schon früher immer meine Lieblingsjahreszeit gewesen ist?“
fragte sie abwesend ihren Schritt fast so sehr verlangsamend, dass sie standen.
„Nein, ich mochte immer den Winter sehr, wenn alles weiß ist, man vom Schnee rote
Nasen bekommt und heiße Schokolade vor dem Kamin trinkt, während man die Beine
unter einer dicken Wolldecke wieder aufwärmt“ erzählte er und sie kuschelte sich kurz
enger an ihn, bevor sie sich völlig von ihm löste, damit er aufschließen konnte. Mollige
Wärme umfing sie als sie eintraten und Mulder räumte Tom einen Pluspunkt ein, dass
dieser wenigstens nicht vergessen hatte die Heizung aufzudrehen. Er wusste, dass es
Tom gewesen sein musste, denn Keith war sowas wie wechselwarm, der merkte nicht, ob
es kalt oder warm war und es war ihm auch egal.
„Hmm das klingt toll, aber im Herbst ist die ganze Welt auf dem Sprung“ führte sie ihr
Gespräch fort, während sie ihre dicke Jacke auszog und an den selbstgebastelten
Kleiderhacken henkte, ein Überbleibsel aus Williams Grundschulzeit, worauf seine
Mutter bestanden hatte, dass er es aufhängte. Es war potthäßlich, aber Dana liebte es
trotzdem.
„Auf dem Sprung, wohin?“ fragte er seine Jacke ebenfalls aufhängend.
„Egal wohin, sie verändert sich einfach, die Blätter verändern ihre Farbe, fallen ab, um
wieder neu wachsen zu können. Gras verwelkt, der Herbst ist die beste Zeit etwas in
seinem Leben zu verändern“ antwortete sie ihn mit großen Augen ansehend.
„Möchtest du denn etwas in deinem Leben verändern?“ Die Frage schien auf einmal
sehr wichtig zu sein. Wenn er es schaffte darauf eine ehrliche Antwort von ihr zu
bekommen, wusste er vermutlich auch, was sie bedrückte und immer wieder in
Gedankengänge verschwinden ließ, bis sie völlig abwesend war.
„Vielleicht“ sagte sie geheimnisvoll und ging an ihm vorbei in die Küche. Schön, das war
eine ehrliche Antwort, aber sehr viel weitergeholfen hatte sie ihm nicht gerade, er wusste
nur mit Gewissheit, dass etwas nicht so war, wie sie es wollte, aber das hatte er sich auch
schon vorher gedacht.
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„Was heißt vielleicht?“ bohrte er nach, während er ihr in die Küche folgte. Sie stand vor
seinem Küchenschrank, zog die Büchse mit dem Kakao heraus und öffnete danach alle
anderen Schränke.
„Vielleicht heißt, ich weiß es nicht... keine Marshmellows?“
„Im Schrank über dem Kühlschrank... vielleicht heißt nicht ich weiß nicht“ widersprach
er, als er selber ging, um die Marshmallows aus dem Schrank zu holen und dabei gleich
noch die Milch aus dem Kühlschrank nahm. „Ich weiß nicht, heißt ich weiß nicht,
vielleicht heißt eher, JA ich weiß nur noch nicht was, wann oder wie.“
„Danke... wenn du sowieso schon weißt, was es heißt, was fragst du mich dann noch?“
sie setzte die Milch auf dem Herd auf, wartete kurz und gab dann nach und nach das
Kakaopulver hinzu, etwas, dass sie von ihrer Mutter gelernt hatte, es lösste sich besser
auf, wenn man es vor dem Kochen nach und nach dazugab. Schließlich entschied sie,
dass genug Kakao drin war und drückte ihm die Packung in die Hand, er räumte sie
wieder in den Schrank zurück.
„Das heißt vielleicht für mich, das bedeutet nicht zwangsläufig, dass es das auch für dich
meint“ gab er währenddessen zur Antwort. Der Kakao begann zu kochen und er gab ihr
zwei Tassen in die sie die dampfende Flüssigkeit füllte und dann in jede zwei
Marshmallows gab, die sich sofort wie Blutegel vollsaugten und schwammig braun
wurden.
„Ich denke, dass heißt es auch für mich“ antwortete reichte ihm eine Tasse und ging
dann aus der Küche, durchs Wohnzimmer in sein Zimmer und er folgte ihr.
„Also möchtest du etwas ändern“ schloss er, nachdem sie zugegeben hatte, dass ihre
Definition des Wortes vielleicht übereinstimmte. Er stellte seine Tasse auf seinen
Nachtisch und setzte sich dann neben sie auf das Bett. Den Rücken gegen die Wand und
die Füße, natürlich ohne Schuhe, ausgestreckt auf dem Bett, sie hatte genau dieselbe
Haltung eingenommen und den Kakao teilweise auf ihrem Bauch abgestellt.
„Wahrscheinlich schon“ resignierte sie und er konnte sich gerade noch verkneifen etwas
wie „Das hättest du auch gleich sagen können ohne, dass ich dir alles aus der Nase
ziehen muss“ zu sagen, dass hätte sie mit Sicherheit verärgert und wenn er wissen
wollte, was in ihr vorging, dann durfte er sie auf gar keinen Fall verärgern.
„Was?“ stocherte er nach. Sie lehnte sich über ihn, stellte ihre Tasse auf den Nachtisch
neben seine und setzte sich dann im Schneidersitz neben ihn.
„Naja, uns“ gab sie widerwillig zu und er sah sie verständnislos an. „Als ich heute zu dir
sagte, dass ich nicht mehr lange warten will, da meinte ich eher“ sie atmete tief ein und
wendete ihren Blick ab, um stattdessen auf seine Füße zu sehen. „Gar nicht mehr“ stieß
sie leise aus. Seine Augen wurden groß, als sie doch einen Blick in seine Gesicht wagte,
super, wahrscheinlich hatte sie gerade alles zerstört, was zwischen ihnen an Gefühlen
gewesen war.
„Du hälst mich jetzt sicher für absolut verdorben“ sagte sie leise und unsicher, drehte
sich von ihr weg und rutschte an das Fußende des Bettes, die Beine auf den Boden
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stellend. Sie hatte das Gefühl jeden Moment in Tränen ausbrechen zu müssen, so
dämlich kam sie sich vor.
Er beeilte sich, sich aufzusetzen und hinter sie zu krabbeln. Seine Arme auf ihre
Schultern legend, sie langsam nach hinten gegen seine Brust ziehend. Sie leistete nur
halbherzigen Widerstand.
„Niemals, du weißt, dass ich eine viel zu hohe Meinung von dir habe, als dich jemals für
verdorben zu halten“ flüsterte er leise, während seine Hände von ihren Schultern
abließen und sich stattdessen um ihren Körper legten. Sie entspannte sich völlig in
seiner Umarmung.
„Dann bist du mir nicht-“ sie brach mit einem verhaltenen Stöhne ab, als er eine
scheuen Kuss auf der Beuge wo ihr Hals in ihre Schulter überging platzierte. „Bin ich
nicht“ hauchte er und verpasste ihr damit eine Gänsehaut. Seine Hände wanderten
unter den Pulli den sie trug und er ließ nur so lange von ihr ab, um ihn mitsamt ihrem
T-Shirt über ihren Kopf zu ziehen, während er sich in Gedanken immer wieder daran
erinnerte, es langsam anzugehen, damit er nicht wieder völlig die Kontrolle über sich
und seinen Körper verlor.
Sie setze sich wieder aufrecht und er rutschte ein Stück näher hinter sie, seine Beine an
den Seiten von ihren. Ihr Kopf drehte sich und er kam der stummen Bitte ihrer Lippen
nach und küsste sie sinnlich. Seine Zunge zärtlich über ihre Oberlippe streichelnd und
seine Hände an ihrem Bauch.
Als sie den Kuss abbrachen lehnte Dana ihren Kopf nach hinten gegen seine Schulter
und atmete kurz und stoßweise ein und aus. Ihr Brustkorb hob sich in schnellen Zügen.
William schob seine Hände noch ein Stückchen weiter nach unten und brachte sie auf
ihren Schenkeln zur Ruhe, mit sanftem Druck schob er sie über seine Beine und hagte
seine Füße unter ihre, so dass ihre Beine wie in einem, Schraubstock gefangen waren.
Ihr Blick glitt fragend über soviel von seinem Gesicht, wie sie in ihrer jetzigen Position
erhaschen konnte.
„Was-?“ Er unterbrach sie unhöflich in dem er seine Hände wieder ein Stück höher von
ihren Schenkeln schob und sie gegen ihren Schritt presste. Ihr Kopf rollte auf seiner
Schulter herum und sie kniff fest die Augen zusammen, um nicht in Tränen
auszubrechen ob des wunderfollen Gefühls.
„Du willst nicht mehr warten, wir werden nicht mehr warten“ erklärte er leicht außer
Atem und sie fragte sich, ob er immer das machen würde, was sie ihm sagte, ohne es
jemals in Frage zu stellen.
„Oh“ aus mehr bestand ihre Antwort nicht, da seine rechte Hand begann leichte kreise
in ihrem Schoss zu ziehen, die so erstaunlich leicht waren, dass sie sie kaum durch den
Stoff ihrer Jeans fühlen konnte und dennoch stark genug um sie unendlich zu
berauschen. Indessen wanderte seine linke ihren Oberkörper hinauf und umschloss ihre
nur noch mit einem schwarzen Spitzen-BH bekleidete Brust.
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„Ah“ ein Teil von ihr Schrie, sie sollte sich nicht so vorsintflutlich verhalten, aber alle
andere übertönten jenen aufmüpfigen Teil und spornten sie an sich fallen zu lassen, zu
genießen, was er ihr gab.
Seine linke Hand begann sanft ihre Brust zu kneten und sie glaubte fast blind zu
werden, als alles schwarz vor ihren Augen wurde. Doch dann fiel ihr auf, dass sie
lediglich die Augen geschlossen hatte und sich die Gefühle, die er in ihre auslöste
dadurch noch intensiviert hatten, etwas, von dem sie gedacht hatte, dass er schier
unmöglich war.
Ihre Gefühle fuhren Achterbahn, fielen von einem Hochgefühl ins andere und jedes
besser als der vorherige. Seine Lippen senkten sich auf die kleine Beuge zwischen ihrem
Hals und ihrer Schulter und sie konnte nicht anders als laut aufzustöhnen, im nächsten
Moment nahm ihre Gesicht eine tomatenähnliche Farbe an, als sie sich dessen bewusst
wurde. Glücklicherweise konnte er das nicht sehen, zumindest hatte sie das geglaubt, bis
er leicht an ihre Schulter lächelte.
„Du bist wirklich erstaunlich weißt du das?“ gluckste er leicht und sein Atem strich
streichelnd über ihre hypersensibilisierte Haut und sie konnte fühlen, wie sich jedes
einzelne Härchen an ihrem Arm aufstellte.
„Wieso?“ es war mehr ein gehauchtes Stöhnen als alles andere und sie hatte nicht
gewusst, dass ihre Stimme sich überhaupt so anhören konnte. So tief und melodisch und
naja und irgendwie uneimlich sexy. Vielleicht war seine Idee gar nicht so abwegig.
Wenn sie sich am Telefon genauso anhören konnte, dann wäre sie vermutlich die beste
Besetzung um Telefonsex zu haben.
„Einfach alles an dir ist es wert, jeden Tag aufs Neue entdeckt zu werden.“ Seine Hand
stoppte ihre Kreisbewegung und widmete sich stattdessen dem Knopf ihrer Jeans und
öffnete ihn. Gemächlich zog er den Reißverschluss hinunter und Dana konnte hören, wie
sich jeder einzelne Zahn von seinem Zwilling trennte.
„Steh auf“ hauchte er in ihr Ohr und entließ ihre Beine aus seinem Schraubstock.
Schnell stand sie auf und wollte sich zu ihm umdrehen, doch seine Hände an ihren
Hüften stoppten sie. Fast quälend langsam zog er ihre Jeans nach unten und mit jedem
Zentimeter, den sie den Stoff weiter an ihren Beinen entlangfahren fühlen konnte,
begann ihr Herz mehr zu rasen, die Schmetterlinge in ihrem Bauch mehr zu fliegen und
ihre Aufregung steigerte sich ins unermessliche.
Letztendlich ruhte der Stoff an ihren Füßen und sie konnte heraussteigen. Doch auch
diesmal hielt er sie zurück, als sie sich umdrehen wollte. Seine Hände hakten sich unter
den Gummi ihres Tangas, den er vorher mit einem kleinen, überraschten Stöhnen
würdigte und zog auch ihn so langsam wie die Jeans bis zu ihren Knöcheln, so dass sie
erneut heraussteigen konnte.
Erneut legten sich seine Hände auf ihre nun nackten Hüften und dirigierten sie zurück
in seinen Schoß. Sofort schloss er ihre Beine wieder in seinen patentierten Schraubstock
ein und ihr Herz hüpfte ein Mal in freudiger Erwartung. Was würde er jetzt tun? Wo
sie ihm praktisch hilflos ausgeliefert war?
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Während seine Beine ihre gefangen hielten, machten sich seine Hände in aller
Seelenruhe daran das letzte Stück Kleidung, dass sie noch an ihrem Kröper trug zu
beseitigen. Schnell, im Gegensatz zu ihrer Jeans und ihrem Tanga, verabschiedete sich
nun auch ihr BH und ließ nur ihren verwundbaren nackten Körper zurück.
Sowohl seiner, als auch ihr Atem hatten an Tempo rasch zugelegt. Unsicherheit, Neugier
und Angst vermischten sich in ihrer beider Handeln und er traute sich kaum seine
zitternden Fingern, mit denen er sie so rasch entkleidet hatte nun auf ihre zarte Haut zu
legen. Wie weit vor konnte er sich wagen, dass sie ihre Kontrolle gehen ließ und er seine
nicht verlor? Bevor er sich wie ein Wilder auf sie stürzen und sich ihren Körper zu eigen
machen würde?
„William“ bat sie in einem fast unterwürfigen Ton und etwas in seiner Hose reagierte
sofort auf diesen Ton.
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„Was ist das?“ fragte Dana misstrauisch und sah auf die Broschüre, die vor ihr auf dem
Tisch lag. Sant Ellen stand in großen Buchstaben über einem alten Schloss, dass sie
verdächtig an ein Kloster erinnerte.
„Dein Vater und ich, wir haben beschlossen, dass du dieses Internat besuchen wirst“
erklärte ihre Mutter.
„Internat, warum sollte ich auf ein Internat gehen? Ich gehe auf die West Bridge High
wie Melissa“ Dana war mehr als nur irritiert, sie schlug die Broschüre auf. Grüne
Wiesen und hohe Berge säumten die nächste Seite, wo in den USA sollte denn dieses
Internat liegen?
„Nein wirst du nicht. Wir haben lange überlegt und beschlossen, dass Saint Ellen der
bessere Ort für dich ist, deine Tante Olive weiß bereits bescheit. In vier Wochen geht
dein Flugzeug. So hast du noch genug Zeit dich von Patricia und deinem Freund zu
verabschieden“ sprach nun ihr Vater und Dana begann langsam zu verstehen.
„Irland? Ihr wollt mich nach Irland auf ein Internat schicken? Niemals ich werde dort
nicht hingehen“ widersprach sie völlig überrumpelt.
„Es geht hier nicht darum, was du willst, sondern was wir für richtig halten“ schrie ihr
Vater und machte unmissverständlich klar, dass die Entscheidung bereits gefallen war,
auch ohne ihre Zustimmung.
„Warum wollt ihr mich von ihm trennen?“ Obwohl sie es nicht wollte und auch zu
verhindern versuchte begannen sich einige Tränen aus ihren Augen zu lösen und ihr
Wangen hinunterzulaufen.
„Es geht hier nicht nur um ihn -“
„So und um was geht es dann?“ schrie Dana und sprang vom Sofa auf.
„Noch glaubst du, dass er der Richtige für dich ist und das es die wahre Liebe ist, aber
er ist viel älter als du und bald wird er das Interesse an dir verlieren und sich jemanden
in seinem Alter suchen“ wollte ihre Mutter sie beruhigen. Doch Dana wurde immer
wütender, sie wollten einfach nicht verstehen.
„Das ist nicht wahr. Ihr versteht gar nichts. Wir sind Seelenverwandte und weder sein
noch mein Alter spielt dabei eine Rolle.“
„Was ist mit deinen Noten“ versuchte es ihre Mutter auf einem anderen Weg. „Du willst
doch Medizin studieren und mit den Noten wirst du das niemals schaffen.“
„Ich scheiß auf das Medizinstudium“ jetzt rannen die Tränen ohne Hinderung ihr
Gesicht hinunter. Ihr Wimperntusche verlief und einiges lief ihr in die Augen und
brannte darin, doch Dana scherrte sich nicht darum.
74
„Genau wegen dieser Einstellung wirst du nach Irland gehen. Du wirst lernen, dass es
wichtigere Dinge im Leben gibt, als diesen William. Wenn du von ihm getrennt bist,
wirst du vielleicht verstehen, dass ein Studium dir mehr Möglichkeiten öffnet als er es
kann. Außerdem brauchen wir darüber nicht zu diskutieren, du wirst nach Irland gehen
und damit ist jetzt Schluss“ schrie ihr Vater und beendete die Auseinandersetzung.
Wütend drehte Dana sich um und lief weinend zur Tür hinaus. Glücklicherweise hatte
sie ihr Geld in ihrer Jackentasche und diese hatte sie beim rausrennen gerade noch
gegriffen. Sie rannte, bis sie die Rufe ihrer Eltern nicht mehr hören konnte, bis ihre
Lungen brannten und ihre Beine schmerzten. Dann hielt sie ein Taxi an und gab dem
Fahrer die Adresse von William.
Während der Fahrt beruhigte sie sich wieder und wischte die Tränen aus ihren Augen,
der Fahrer versuchte öfters ein Gespräch mit ihr anzufangen, doch ihr war nicht nach
reden zu mute und sie gab nur kurz angebundene Anworten, bis er schließlich aufgab
und sie in Ruhe ließ.
Endlich nach einer scheinbaren Ewigkeit kamen sie an dem kleinen Häuschen an, dass
sich William und seine Freunde teilten. Sie hatte die ganze Zeit überlegt, wie sie ihm
ihre missliche Lage beichten sollte, aber sie hatte noch immer keine Anwort gefunden.
Die letzten Wochen und Monate mit ihm waren die glücklichsten in ihrem Leben
gewesen, sie wußte nicht, wie sie diesen Traum, den sie beide lebten, zerstören sollte.
Wieso war das Leben so grausam zu ihnen?
Sie gab dem Taxifahrer sein Geld und stieg aus. Je näher sie der Tür kam, desto
schneller wurde sie. Ihr Verlangen in wiederzusehen wurde immer stärker. Sie mußte
seine Arme um sich spüren, dann würde alles besser werden.
Zaghaft klopfte sie. Schon nach kurzer Zeit öffnete sich die Tür und ein nur mit Jeans
bekleideter William stand vor ihr. Sie konnte nicht anders, als ihn anzulächeln. Er
erwiederte es.
„Hey Kleines, was machst du denn hier?“ fragte er überrascht, während er seine nassen
Haare mit einem Handtuch frottierte. Ohne Vorwarnung schlang sie ihre Arme um ihn
und atmete seinen Duft tief ein. Seine Gegenwart. Er roch nach Shampoo und Duschgel,
doch darunter konnte sie den typischen Williamgeruch wahrnehmen. „Wow, du scheinst
mich wirklich vermisst zu haben“ witzelte er und legte seine Arme um sie, während er
mit seinem Fuß die Tür ins Schloss kickte.
„Bist du allein?“ fragte sie sich neugierig umsehend.
„Yap bin ich, Keith und Tom sind campen gefahren“ antwortet er.
„Warum bist du nicht mitgefahren?“
„Ich wollte meine Zeit lieber mit dir verbringen“ erklärte er leicht verlegen und sie
schenkte ihm ein breites Lächeln. Die Art, die sie speziell nur für ihn aufzubewahren
schien.
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„Das ist süß von dir“ sagte sie und nahm ihm das Handtuch aus der Hand und warf es
hinter sich. „Wie lange werden sie weg sein?“
„Für ganze zwei Wochen. Sie haben sich beide Urlaub genommen und da ich der einzige
bin, der zur Schule geht, hatte ich sogar eine gute Ausrede“ er lächelte ihr sanft
entgegen und sie streckte sich ein wenig, um ihre Lippen auf seine zu pressen.
Sie liebte es ihn zu küssen. Er war dabei so sanft und zärtlich, ohne fordernd zu wirken,
wußte er genau, wie weit er gehen konnte.
Langsam begann sie ihre Jacke auszuziehen ohne sich von ihm zu trennen. Sie liefen
vorsichtig in die Richtung seine Zimmers, dort angekommen war sie inzwischen ihre
Jacke los und sie ließen sich gemeinsam aufs Bett fallen. Er lag auf ihr und sie genoss
sein Gewicht auf sich.
Ihr Körper sehnte sich nach seinem und mit zittrigen Fingern öffnete sie den Knopf und
den Reißverschluss seiner Jeans. Seine Finger krallten sich in den Bund ihrer Hose und
zogen sie sanft nach unten. Er trennte ihr Körper nur solange voneinander, bis er ihre
Hose und ihren Slip ausgezogen hatte.
Schnell setzte sie sich auf und schob seine Hose hinunter. Sie setze sich auf seinen Schoß
und ließ eine Hand in seine Unterhose wandern. Mit flinken Fingern schob er ihr TShirt nach oben und über ihren Kopf. Kurz nestelte er an dem Verschluss ihres BH’s,
bis er ihn geöffnet hatte und zu den anderen Kleidungsstücken warf.
Nackt saß sie auf ihm und rieb ihre Haut an seiner. Das berauschende Gefühl, dass sie
immer bekam, wenn sie bei ihm war stellte sich wieder ein und ließ sie wenn auch nur
für kurze Zeit an schönere Dinge, als an ihren Flug nach Irland und das Internat
denken.
„Dana, du bist aber stürmisch heute“ stellte er amüsiert fest und brachte ihre Hand
dazu langsam aus seiner Boxershorts zu fahren. Das war doch ein wenig schnell für ihn
und sehr ungewohnt.
„Macht er dir etwas aus?“ fragte sie besorgt und er schüttelte den Kopf, während er sie
auf den Rücken legte. Ihre Hände zerrten an seiner Boxershorts und mit einem kurzen
Lachen half er ihr sie auszuziehen. Nun lagen sie nebeneinander, wie Gott sie geschaffen
hatte. Sie auf dem Rücken und er auf seiner Seite.
Seine Hand streichelt zärtlich ihre Wange, ihre Haare waren über das ganze Bett
verteilt und bildeten eine roten Teppich und einen starken Kontrast gegenüber ihrer
blassen Haut.
„Du bist so wunderschön“ sagte er ernst und sie war leicht verlegen, sie würde sich
wahrschienlich nie an seine Komplimente gewöhnen. Oder vielleicht erst in sehr langer
Zeit.
Streichelnd wanderte seine Hand tiefer und begann sanft ihre Brust zu kneten, während
sie ihre Arme um ihn schlang und ihn näher an sich zog, um ihn tief und innig zu
küssen. Eine tiefe ungewohnte Leidenschaft begann in ihrem Körper aufzukeimen, die
sie nur versprüte, wenn er sie berührte.
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Ihre Lippen noch immer aufeinander, überwand er die letzte Hürde und seine Hand
erreichte ihr Ziel. Ihr Knie stellte sich fast automatisch auf und sie gewehrte ihm mehr
Zugang.
Schließlich unterbachen sie den Kuss, um zu Atem zu kommen. Sie begann verhalten zu
stöhnen, als sich ein Finger in sie stahl. Schon bald gesellte sich ein zweiter dazu und ihr
Stöhnen wurde immer freier, es war niemand hier, der sie hören konnte, außer William
und er sollte es hören. Sollte hören, welche Gefühle er in ihr auslöste, wie gut sie sich
durch ihn fühlte.
Während seine Finger sich in ihr bewegten überhäufte er ihren Körper mit küssen an
allen ihm erreichbaren Stellen. Endlich verhielt er an dem Platz, wo sie ihm am
intensivsten brauchte.
Zärtlich senkte er seinen Mund auf den Punkt ihres Verlangens und seine Zunge
schnellte aus seinem Mund. Ein kurzer Schrei entkam ihrem Mund. Ermutigt zog er
kleine und große Kreise um ihre Klitoris, während seine Finger immer schneller in ihr
pumpten.
Sie konnte den Druck in sich spüren. Wenn er jetzt aufhören würde, würde sie
wahrscheinlich sterben, aber er hörte nicht auf. Hormone und Glücksgefühle
überschwemmten sie und rissen sie mit sich in eine atemberaubende Welt von
Emotionen, sie spürte ihn.
Fühlte ihn, roch ihn, glaubte seinen Kuss noch immer schmecken zu können, hörte die
sanften Geräusche die er machte. Es war zu viel, wie eine Explosion schoss ihr
Orgasmus durch ihren Körper, schüttelte sie ließ sie aufschreien und schließlich
erschöpft in die Kissen zurückfallen.
Er zog seine Finger aus ihr zurück und küsste sich seinen Weg wieder hinauf bis zu
ihren Lippen, hungrig nahm er sie in Beschlag. Sie glaubte sich selbst auf seinen Lippen
zu schmecken, vermischt mit einer gehörigen Portion William.
„Das war, das war einfach wow“ brachte sie atmelos hervor. „Doch jetzt bist du dran“
sagte sie schamlos und wälzte ihn auf den Rücken und legte sich sanft auf ihn. Mit ihren
Händen versuchte sie kurz Ordnung in ihre Haare zu bringen, scheiterte und legte sie
schließlich so, dass sie ihr wenigstens nicht im Gesicht herumhingen.
Sie küsste ihn kurz nocheinmal auf den Mund und widmete sich dann seinem Körper.
Zuerst spielte sie mit seinen Brustwarzen liebkoste sie. Dann ließ sie ihre Zunge über
seinen Bauch wandern, in seinen Nabel eintauchen und kleine feuchte Streifen, die im
Licht der untergehenden Sonne glänzten, auf seine Haut zeichnen.
Der kleinen Spur von Haaren auf seinem Bauch folgend, kam sie seiner Lendengegend
immer näher. Je näher sie kam, desto stärker wurde seine Erregung. Ihre Hand schloss
sich um seinen Penis und begann diesen sanft zu massieren. Ihr Mund folgte und sie
küsste erst seinen Schaft, bevor sie ihn langsam in ihrem Mund aufnahm.
„Oh Dana“ stöhnte er. Ihr Kopf bewegte sich rauf und runter und ihre Zunge wirbelte
um ihn herum, während sich eine Hand zu seinen Hoden wand und sie sanft knetete.
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Die Gefühle waren so wunderschön und er wollte sie noch länger auskosten, doch er
hatte kaum noch die Kraft ihren Liebkosungen zu wiederstehen. Er zögerte es solange
heraus wie es ging. Seine Hand zog an ihrer Schulter und er gestikulierte ihr, dass er
gleich kommen würde. Sie löste ihre feuchten, glitzenden Lippen nur solange von ihm,
um ihm zu sagen, dass es okay war und sie es wollte. Sofort danach hatte sie ihn wieder
in ihrem Mund.
Zu wissen, dass es in Ordnung war ließ auch die letzte Mauer brechen und er gab sich
seinen Gefühlen hin. Er kam in ihren Mund und obwohl sie nicht wirklich gewusst
hatte, was sie erwartete war es nicht so schlimm wie sie es sich vorgestellt hatte. Es war
ohnehin das erste Mal, dass sie soetwas für einen Mann tat und sie war froh darüber,
dass William dieser Mann war.
Schließlich war er völlig leer und erschöpft und sie wischte sich einmal kurz mit der
Hand über den Mund. Dann zog sie sich seinen Körper hinauf und kuschelte sich eng an
ihn.
„Du bist einmalig hat dir das schonmal jemand gesagt?“ sprach er, während er sie eng
an sich zog und seine Decke über ihre Körper ausbreitete.
„Bist jetzt noch nicht“ antworte sie.
„Kann ich gar nicht glauben, die Leute müssen dir das doch ständig sagen“ komentierte
er und sie lachte frei und er lachte mit ihr.
Plötzlich wurde sie wieder ernst und der Glanz verschwand aus ihren Augen. Eine tiefe
Traurigkeit legte sich in ihren Blick. Er bemerkte sofort, wie ihre Stimmung auf einen
Tiefpunkt sank.
„Dana, was ist denn?“ fragte er besorgt. Er konnte sich nicht vorstellen, was sie von
einer Minute zur anderen so verändern konnte. Eben schien sie noch so glücklich
gewesen zu sein, und nun?
„Weißt du, meine Großmutter pflegt immer zu sagen: Wenn du nichts nettes zu
jemandem sagen kannst, dann sag am besten gar nichts! Ich wünschte, ich könnte diesen
Rat jetzt befolgen.“ Seine Augen verdunkelten sich, von einem ruhigen braun in ein
erschreckend beunruhigendes schwarz. Was würde jetzt auf ihn zukommen?
„Meine Eltern“ begann sie zu erklären. „Sie wollen mich nach Irland zu meiner Tante
Olive schicken.“
„Aber wieso?“ fragte er fast flüsternd. Sie warf ihm einen vielsagenden Blick zu und sah
dann auf ihre Finger, die halb nervös undhalb wütend die Bettdecke kneteten. Er
begann zu verstehen und seine Erkenntnis gefiel ihm absolut nicht.
„Wegen mir“ sprach er seinen Gedanken widerwillig aus.
„Nicht nur wegen dir, aber hauptsächlich wegen dir. Meine Noten habe sich ihrer
Ansicht nach zu sehr verschlechtert, weil ich den ganzen Tag nur mit dir verbringe und
lieber lebe, anstatt brav über meinen Bücher zu hocken und zu lernen“ sagte sie
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sarkastisch. „Solange wir zusammen sind werden sie sich auch nicht besser, glauben sie“
kleine Tränen kullerten ihre Wangen hinunter. Es war so unfähr.
„Aber wir können daran arbeiten, wir können deine Noten verbessern. Wir lernen
gemeinsam, so sind wir zusammen und deine Noten werden“ er stoppte seine
Ausführungen, als er ihre Lippen die Worte „Zu spät“ formen sah.
„Was heißt, sie wollen dich nach Irland schicken?“ hackte er nach. Eine beängstigende
Vorstellung begann sein Denken zu füllen.
„In vier Wochen geht mein Flieger. Da ich noch nicht volljährig bin, habe ich keine
Chance mich dagegen zu wären“ flüserte sie, bis sie ein regelrechter Wutschwall ergriff.
„Ich kann das nicht. Ich kann nicht von dir getrennt sein. Sie verstehen nicht, dass ich
nicht ohne dich leben kann. Du bist zu der wichtigsten Person in meinem Leben
geworden. Ich kann nicht damit leben dich nicht zu berühren, nicht jeden Tag deine
Stimme zu hören und dir in die Augen zu sehen. Ich kann nicht“ ihre Stimme brach
unter dem Gewicht ihrer Schluchzer und ihr kleiner Körper sackte in sich zusammen,
schien unter der Decke zu schrumpfen.
„Hey Kleines, das kriegen wir schon wieder hin“ versuchte er sie und auch sich selbst zu
beruhigen. Zu überzeugen, dass sie gemeinsam einen Weg finden würden, aber wie
lange würde es noch ein gemeinsam geben? Es klang wie eine Horrorvorstellung auch
nur eine Sekunde von ihr getrennt zu sein ohne zu wissen, dass er einfach zu ihr gehen
könnte. Es war erstaunlich,wie abhängig sie in der kurzen Zeit voneinander geworden
waren. Tröstend schlang er seine Arme um sie und spendete ihnen beiden Kraft.
„Ich habe ein paar Collegbroschüren von Oxford, dann werde ich eben das College
wechseln und dort studieren.“ Er wusste nicht warum, aber aus irgendeinem Grund
ließen seine Worte nur noch mehr Tränen und Schluchzer ans Licht wandern. Sie
trennte sich aus seinen Armen.
„Das bringt nichts“ begann sie, als ihre Tränen für einen Moment versiegten. „sie haben
mich auf einem katholischen Mädcheninternat angemeldet. Es ist streng bewacht und
für solche Fälle wie mich erbaut worden. Nur in den Ferien und an Feiertagen darf man
seine Familie besuchen und selbst dann wird man von Angestellten des Internats ins
Flugzeug gesetzt. Sie haben an alles gedacht“ brummte sie grimmig. „Also selbst wenn
du in England aufs College gehen würdest-“
„Könnten wir uns trotzdem nicht sehen“ beendete er ihren Satz und sie nickte kaum
merklich. Es schien keinen Ausweg zu geben, ihm gingen die Ideen aus und Dana war so
am Boden zerstört.
„Was sollen wir also tun?“ fragte er wenig hoffnungsvoll, wenn sie einen Einfall hätte,
hätte sie ihn bestimmt schon längst daran teilhaben lassen.
„Ich weiß es nicht“ antworte sie, wie er erwartet hatte. Doch plötzlich legte sich ein
kleiner Hoffnungsschimmer in ihre Augen. Er konnte fast sehen, wie sich ein Plan in
ihrem Inneren formte.
„Flieh mit mir!“
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„Was?“
„Flieh mit mir. Lass uns verschwinden. Einfach ins Auto setzen und sehen, wohin uns
der Wind trägt“ sie war richtig euphorisch.
„Das ist nicht dein Ernst, oder?“ Ihr Blick wurde augenblicklich dunkler und düsterer.
Ihre ganze Körperhaltung veränderte sich wieder.
„Du willst nicht“ ihre Traurigkeit war mit doppelter Wucht zurückgekehrt und begann
sie unter sich zu begraben.
„Dana, es geht hier nicht darum, was ich will oder was ich nicht will-“
„Du willst nicht mit mir“ unterbrach sie ihn. Er fing an sich Sorgen zu machen, ihre
Stimmung schwang von einem Moment zum nächsten. Mal war sie am Boden zerstört,
dann war sie wütend, dann resigniert. Er konnte sich nicht vorstellen, dass ihre Körper
diese andauernden Veränderungen noch lange aushalten würde und er wollte nicht
sehen, wie sie neben ihm ohnmächtig wurde.
„Wie kannst du das nur glauben? Ich würde alles für dich tun, dir überall hin folgen,
wenns sein müsste auch bis ans Ende der Welt, aber-“
„Dann lass es uns tun“ unterbrach sie ihn erneut und wurde wieder überschwenglicher.
Sie fühlte einen leichten Schwindel, dachte aber, dass er einfach von dem plötzlichen
Adrenalinstoß kam, den ihr Einfall ausgelöst hatte. Einfach in den Tag hineinleben, von
einem Ort zum nächsten ziehen, sie war ein Teenager, sie durfte so leben, warum
verstand er das nicht?
„Das können wir nicht und das weißt du genausogut wie ich. Das ist keine Lösung,
einfach davonzulaufen.“ Nicht seine Worte waren es, sondern vielmehr die Art, wie er
sie sagte trübten ihre Hochstimmung und ließen sie schließlich ganz erlischen. Er hatte
ja recht und das war das schlimmste an der ganzen Sache, es gab einfach keine Lösung
für ihr Problem.
Sie schlug die Decke, die sie beide fast beschützend zusammenhielt, zur Seite und setzte
sich an den Rand des Bettes. Der Schwindel war noch schlimmer geworden und in
ihrem Kopf begann sich ein tiefes Pochen einzunisten.
„Wo willst du hin?“ fragte er besorgt, ihm war nicht entgangen, wie sie beim aufsetzen
geschwankt hatte.
„Ich weiß nicht, mich übergeben vielleicht“ sagte sie in einem Ton, der erkennen ließ,
dass sie bockig wie ein kleines Kind war. Er erhob sich ebenfalls und strich ihr zärtlich
über den Rücken. Ihre sanfte Haut unter seiner fühlend, erfasste ihn ein Flut von
Wärme und machte ihn müde und willens wenigstens für kurze Zeit ihre missliche Lage
zu vergessen.
„Lass uns darüber schlafen, okay? Wenn uns nichts besseres einfällt, dann können wir
das immer noch in Betracht ziehen“ sagte er beruhigend und sie nickte, durch seine
streichelnde Hand auf ihrem Rücken ebenfalls müde und erschöpft.
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„Na komm her“ flüsterte er und hob die Decke ein Stück an, unter die sie bereitwillig
kroch und ihren Rücken an seine Brust lehnte. Besitzergreifend schlang er seine Arme
um sie. Der Schwindel ließ nach, doch das Pochen blieb, wurde lediglich etwas
schwächer.
„Der Gedanke nicht bei dir sein zu können macht mich krank, so dass ich gar nicht
darn denken will oder es überhaupt ertragen kann, daran zu denken“ sprach sie
schlaftrunken.
„Ich weiß, ich weiß. Mich auch“ antwortete er und zog sie noch ein Stück näher und
fester in seine Umarmung.
Eng aneinander gekuschelt, wie zwei verschreckte und verängstigte Tiere schliefen sie
schließlich erschöpft, aber dennoch so glücklich, wie es ihre momentane Situation zuließ,
ein. Noch hatten sie einander, noch waren sie nicht viele Kilometer voneinander
getrennt, aber wie sollte es weitergehen?
Der Morgen brach mit einer fast gewaltätigen Brutalität über sie herein. Es war ein
dummer Gedanke gewesen, zu glauben, dass sie der Zeit tatsächlich entkommen
konnten. Der kurze Moment vollen Glücks war der grausamen Realität gewichen und
obwohl sie es beide wollten, hatten sie keine Chance wieder in ihre eigene kleine Welt
zurückzukehren.
Als Dana aufstand, war sie geradezu von dem Gedanken der Flucht besessen. Noch am
Tag zuvor hatte sie geglaubt, dass sie eine andere Möglichkeit finden würden, doch
kaum war sie an diesem Morgen seinen warem Armen entschlüpft konnte sie nichtmal
mehr an eine andere Lösung denken.
In sich zusammengekauert saß sie an seinem Tisch in der Küche. Nun ja, Tisch war
vielleicht etwas übertrieben, da man nur an manchen Stellen einen Teil der Tischplatte
hervorschielen sah. Der Rest war mit alten Büchsen, Zeitschriften und etwas was sie
nicht identifizieren konnte und wollte bedeckt. Doch im Moment war sie zu sehr in ihrer
eigenen kleinen Depression verschollen, als dass sie sich über die Unordnung hätte
aufregen können.
„Düstere Stimmung?“ fragte seine Stimme sanft von der Tür aus und sie blickte träge in
seine Richtung. Er hatte wieder diesen verschlafenen Blick, den sie über alles liebte und
in diesem Moment spürte sie, wie ihre Kontrolle zu schwinden begann. Aus der festen
Entschlossenheit mit ihm zu fliehen wurde Resignation, zum ersten Mal in ihrem jungen
Leben resignierte sie.
„Was erwartest du, dass ich fröhlich jauchzend in die Luft hüpfe?“ Sie war zu ermattet
und jeglicher Sarkasmus war aus ihrer Stimme gewichen, so dass es fast wie ein
Schluchzen klang.
Unsicher setzte er sich neben sie auf einen Stuhl, er hatte keine Ahnung, was er tun
sollte. Seit er sie kannte wurde ihm gerade jetzt bewusst, dass er eigentlich gar nichts
über ihre Gefühlswandlungen wusste und auch nicht, wie er darauf reagieren sollte.
Sollte er sie berühren und umarmen, oder würde sie das nur zum weinen oder schreien
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bringen. Vielleicht sollte er sich soweit wie nur möglich von ihr entfernen, so dass sie
sagen könnte, dass die Trennung besser für sie wäre, aber ihm war klar, dass weder er
noch sie das durchhalten würden.
Doch Dana nahm ihm die Entscheidung ab, drehte sich auf ihrem Stuhl in seine
Richtung und lehnte sich schwerfällig gegen ihn. Sie weinte nicht, zumindest noch nicht,
vielleicht würde sie das nur nicht vor ihm tun wollen. Vielleicht war sie aber auch
einfach dazu zu deprimiert.
„Das ist einfach nicht fair“ nuschelte sie an seine Brust und obwohl er sich dafür am
liebsten geschlagen hätte, konnte er nicht gegen die Gefühle ausrichten, die ihr warmer
Atem auf seiner Haut auslösten.
„Ich weiß, Kleines“ antwortete er die falschen Gedanken aus seinem Kopf verbanndend
und seine Arme um sie legend. Warum musste die Seifenblase, die sie sich mühsam
erbaut hatten auf solch garstigeweise zerplatzen? Warum so plötzlich? Was konnten sie
schon getan haben, um das zu verdienen?
„Ich meine, was haben wir denn so schlimmes getan?“ sie konnte den verdutzten
Ausdruck auf seinem Gesicht nicht sehen, doch sie konnte den Schauer fühlen, der ihn
durchlief. Fragend sah sie zu ihm auf.
„Manchmal bist du mir wirklich unheimlich“ flüsterte er leise, als wäre es ein
Geheimnis. „Du weißt immer, was ich gerade denke, warum?“
„Keine Ahnung, manchmal kann ich es in deinen Augen lesen“ gab sie zu und
konzentrierte sich auf seinen Blick.
„Was denke ich gerade?“ Lange Zeit blieben sie kaum getrennt voneinander auf den
kalten Stühlen sitzen und sahen sich lange in die Augen, bis sie den Blick schließlich
abwendete.
„Ich weiß es nicht, dein Ausdruck hat gerade zwischen verschiedenen Gefühlen
geschwankt“ suchte sie eine Ausrede.
„Ich habe nur gerade an jemanden gedacht, den ich sehr liebe“ antwortete er mit seinen
Fingern langsam ihren Oberarm hinauf und hinunter zu streicheln. Fast augenblicklich
bekam sie eine Gänsehaut.
„So und kenne ich sie?“ Sie wollte das kleine Spielchen noch nicht abbrechen, es machte
zuviel Spaß und ließ sie die düsteren Gedanken wenigstens jetzt vergessen. Das mußte
sie solange wie möglich ausnutzen.
„Ja, ich glaube, du kennst sie sogar sehr gut.“ Seine Fingern strichen bis hinauf zu ihrer
Schulter und wieder nach unten zu ihrem Ellenbogen, den sie auf ihrem Knie
aufgestützt hatte.
„Glaubst du. Weißt du es denn auch von ihr?“
„Was?“
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„Liebt sie dich auch?“ fragte sie mit unschuldiger Stimme.
„Sag du es mir, liebst du mich?“ er klang auf einmal sehr ernst. Jegliches Amüsement
war aus seiner Stimme gewichen und sie wußte, dass sie ihm die Anwort geben mußte,
auch wenn er es schon wußte.
„Ich liebe dich“ hauchte sie und überbrückte endlich die Entfernung zwischen ihnen
und küsste ihn zärtlich, seine Gesicht in ihre Hände nehmend. Auf erstaunlicheweise
verblassten alle schrecklichen Gedanken in ihrem Kopf, sie verschwanden nicht, dass
schaffte sein Kuss nicht ganz, aber sie waren nicht mehr so präsent wie noch vor ein
paar Minuten.
Unsanft wurden sie unterbrochen, als es an der Tür klopfte. Erschrocken fuhren sie
auseinander und eine grausame Gewissheit überkam Dana. Vor der Tür würde ein
Polizist stehen, der sie zurück zu ihren Eltern bringen sollte, die sie das Haus bis zu
ihrem Abflug wahrscheinlich nicht mehr verlassen lassen würden.
„Nicht“ hielt sie ihn zurück, als er aufstehen wollte. Obwohl sie es hasste gerade jetzt,
wo sie so stark sein wollte, Schwäche zu zeigen konnte sie nichts gegen diese Vorahnung
tun. Dann ließ sie ihre Hand sinken und ließ ihn gehen. Das war einfach albern, sie
glaubte ja sonst auch nicht an sowas wie Vorahnungen, nun jedenfalls nicht sehr oft. Ihr
Gesicht in ihre Hände stützend hörte sie, wie er die Tür öffnete.
Es war kein Polizist. Es war schlimmer. Sie konnte die Stimme ihres Vaters hören, der
energisch nach ihr verlangte. Eine tiefe, ihren ganzen Körper betreffende, Lähmung
setzte ein und obwohl sie das Bedürfnis hatte aus der Küche zu flüchten und wenigstens
mehr als ein T-Shirt anzuziehen, konnte sie sich nicht bewegen. Mit den Händen vor
ihrem Gesicht harrte sie dem Unausweichlichen entgegen.
Bill Scully erschien wütend in der Küche, natürlich hatte William ihn nicht aufhalten
können. Wenn ihr Vater erst richtig auf Touren war, dann war er durch nichts und
niemand zu stoppen, für die Marine musste er eine echte Bereicherung sein, doch Dana
empfand das für sich nicht im entferntesten so.
Entgegen ihr besseres Wissen ließ sie die Hände sinken und sah ihm entgegen, dann
blickte sie hilfesuchend zu William, der hinter ihrem Vater in der Küche erschienen
war.
„Dana ich möchte, dass du dir sofort etwas anziehst und machst, dass du ins Auto
kommst“ wetterte ihr Vater auch sofort los.
„Das werde ich nicht tun. Ich werde nicht zulassen, dass ihr mich von ihm trennt“
protestierte sie. William schüttelte den Kopf und gab ihr zu verstehen, dass sie es dabei
belassen sollte. Aber sie konnte nicht. Sie hatte seinen Optimismus nicht, er kannte ihren
Vater nicht so gut wie sie und sie würden niemals einen Weg finden ihn umzustimmen.
„Jetzt hör mir mal zu. Du siehst jetzt zu, dass du in dieses Auto kommst und wir werden
nach Hause fahren. Dort kannst du meinetwegen so viel schmollen wie du willst, aber
ich werde dich ganz bestimmt nicht hier lassen.“ Er sah sie abwartend an, doch sie
bewegte sich kein Stück. „Noch hast du nur kurzen Hausarest, aber der verlängert sich
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automatisch je länger du hier sitzt“ versuchte ihr Vater Druck zu machen, übersah aber
seinen Fehler.
„So ich werde in vier Wochen ja sowieso nicht mehr hier sein, also kann es mir doch
egal sein“ antwortete sie trotzig und stand auf, sich zu ihrer vollen Größe – was
zugegebener maßen nicht sehr viel war – aufrichtend.
„Reiz mich nicht, Dana“ warnte Bill Scully und kurz konnte William Angst hinter
Danas Augen aufflackern sehen, doch kurz darauf war der Ausdruck wieder
verschwunden und er machte sich langsam Sorgen, wie weit sie wirklich gehen würde.
„Ich reize dich nicht. Ich will nur das du verstehst, dass ich nicht mitkommen werde. Du
wirst allein nach Hause fahren, denn ich bin glücklich wo ich bin“ entgegnete sie
gelassen. Dann passierte alles sehr schnell.
Sie sah, wie sich der Ausdruck purer Wut und totalen Irrsinns auf dem Gesicht ihres
Vaters ausbreitete. Sah, wie er einen Schritt auf sie zumachte und sie begriff was folgen
würde, doch zu spät, um irgendetwas anderes zu tun, als die Augen zu schließen. Sie
wartete auf den Schlag ihres Vater, doch nichts geschah. Als sie die Augen öffnete, sah
sie William, der ebenfalls einen Schritt nach vorn gegangen war und den Arm ihres
Vaters mit seinem festhielt.
„Sir, ich kann verstehen, dass sie wollen, dass Dana mit ihnen geht und ich denke
ebenso, dass sie das sollte. Doch ich werde nicht zulassen, dass sie sie schlagen, niemals“
sagte William besonnen und kurz wurde ihr klar, was er gesagt hatte, doch ihre Wut
verflog sehr schnell. William war knapp 10 Zentimeter größer, als ihr Vater, doch an
Gewicht konnte er mit ihm nicht konkurieren und wenn es zu einer Schlägerei kommen
würde, dann hätte er wenig Chancen.
Doch zu ihrer beider Glück schien Bill Scully zu bemerken, was er soeben hatte tun
wollen und ließ seinen Arm sinken. Er hatte seine Kinder noch nie geschlagen und hatte
es eigentlich auch nie vorgehabt. Langsam sah er auf seine Hand, warum war er dann
gerade so kurz davor gewesen?
„Dana“ richtete sich William jetzt zuversichtlich lächelnd an sie. „Es ist wahrscheinlich
besser, wenn du dich jetzt anziehen gehst und dann mit deinem Dad fährst.“
„Aber ich will nicht“ antwortete sie trotzig wie ein kleines Mädchen, doch ihr
Widerstand schien langsam zu brechen. Ihren Vater gegen sich zu haben war schon
schlimm genug, aber William konnte sie einfach nicht widersprechen. Er sah sie immer
noch lächelnd an und schließlich nickte sie resignierend und ging in sein Schlafzimmer.
Sie konnte beide Stimme wahrnehmen, aber nicht verstehen, was sie sagten, während sie
sich anzog. Warum machte sie eigentlich das, was er von ihr verlangte, sie war
schließlich nicht sein Eigentum. Doch schneller als ihr lieb war, hatte sie die Antwort
parat. Weil er wußte, dass es wenig hilfreich sein würde mit aller Gewalt zu versuchen
zusammen zu bleiben. Außerdem tat er das nicht, weil er sie als sein Eigentum
betrachtete, sondern weil er sie liebte. Wie jedes mal, wenn sie daran dachte, dass er sie
liebte, machte ihr Herz auch dieses Mal einen kleinen Freudentanz in ihrer Brust und
ließ sie sich merkwürdig beschwingt fühlen.
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Doch dieses eine Mal mischte sich noch eine neue Emotion hinzu, eine Emotion, die sie
noch nicht oft gefühlt hatte. Angst. Nackte pure Angst und sie hasste es. Was war, wenn
sie ihn niemals wiedersehen würde? Wenn ihr Vater sie einfach nehmen und sofort in
dieses Internat schicken würde?
Die Knöpfe ihrer Jeans schließend schob sie den grausamen Gedanken beiseite, seit
gestern schien sie besonders anfällig dafür zu sein, und folgte den Stimmen zurück in die
Küche.
Beinahe erwartete sie ihren Vater und William in einem lauten Streit wiederzufinden,
aber sie standen sich, wie es sich für zivilisierte Männer gehörte, in kleinem Abstand
gegenüber und unterhielten sich, leise. Fast automatisch stellte sie sich neben William
bevor sie es überhaupt registrierte. Er lächelte.
„Dein Vater und ich haben, während du dich angezogen hast, miteinander geredet und
er erlaubt, dass wir uns weiterhin sehen können, allerdings nur bei dir“ fügte er nach
kurzem Zögern hinzu und sie warf Bill einen vernichtenden Blick zu. Wahrscheinlich
wollten ihre Eltern auch noch dabei sein.
Ein extrem lebhaftes Bild schoß ihr durch den Kopf und sie war kurz davor sich zu
schütteln, aber sie hatte keine Lust ihrem Vater zu erklären, warum. William und sie
lagen nackt auf einem Bett, sich zärtlich streichelnd und liebkosend, während ihre
Eltern vor der Tür lauschten und sich zurechtlegten, wann sie hereinplatzen würden.
Natürlich wußte sie, dass ihre Eltern das niemals tun würden, aber wer wußte das schon
genau?
„Gut, wir gehen jetzt“ riß ihr Vater sie glücklicherweise aus ihren Gedanken. Sie sah
zwischen ihm und William hin und her.
„Dad, ich komme gleich nach. Ich will mich wenigstens noch verabschieden.“ Bill sah
kurz so aus, als würde er sich weigern sah dann jedoch ihren Blick und entschied, dass
es besser war zu gehen. Kaum war er aus der Tür, schlang sie ihre Arme um ihn und
zog ihn eng an sich.
„Hey, es wird alles wieder gut“ sagte er und drückte sie.
„Wir sind hier nicht in einem Kitsch-Roman, William. Im wirklichen Leben gibt es nur
sehr selten ein Happy End“ antwortete sie traurig, jedoch nicht völlig ohne Sarkasmus
mitschwingen zu lassen.
„Weil alle Menschen in der Realität genauso negativ sind, wie du“ rechtfertigte er sich
und hob ihr Kinn, um ihr in die Augen sehen zu können, bevor er weitersprach. „Der
Glaube versetzt Berge, also warum glaubst du nicht einfach?“
„Weil das zu einfach wäre“ sie stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn. Wie oft
hatten sie die Unterhaltung über Glaube und Unglaube jetzt schon geführt?
Als sie sich trennten überfiel sie sofort wieder das ungewohnte Angstgefühl und
verpasste ihr eine unangenehme Gänsehaut. Aber sie würde ihn wiedersehen, immerhin
hatte ihr Vater das gesagt. Warum war sie dann trotzdem noch der Meinung, dass sie
ihn gerade das letzte Mal geküsst hatte?
85
Schließlich löste sie auch ihre Finger von seinen, die sie während des Kussen
verschlungen hatten. Nun waren sie völlig getrennt und sie fror, fühlte sich nackt und
schutzlos. Niemals war sie schwach gewesen und sie würde auch jetzt nicht damit
anfangen, redete sie sich ein. Unterdrückte alle uneingeladenen Gefühle, richtete sich
auf und schenkte ihm ein Lächeln, während sie zur Tür ging, sich immer weiter von ihm
entfernte und sich schließlich neben ihren Vater ins Auto setzte. Innerlich war sie den
Tränen nahe, aber äußerlich wirkte sie gefasst. Zumindest für ihren Vater, an Williams
Blick konnte sie erkennen, dass er sah, was sich hinter dieser hastig aufgebauten
Schutzwand verbarg.
Während der gesamten Fahrt sagte sie kein Wort. Eine Art Déjà-vu erfasste sie, im Taxi
war es genauso gewesen. Nun, nicht ganz. Im Taxi hatte sie die Hoffnung gehabt, ihn
möglichst bald wieder in ihren Armen halten zu können, diese Hoffnung hatte sie jetzt
nicht.
Bill Scully warf seiner Tochter öfter verstohlene Blicke zu, doch sie starrte aus dem
Fenster, schien mit ihren Gedanken so weit weg zu sein. Konnte sie nicht verstehen, dass
das alles nur zu ihrem Besten war? Konnten das Kinder nie verstehen?
Als er in ihre Einfahr einbog, sprang Dana praktisch aus dem Auto, zog während sie
versuchte langsam zur Tür zu gehen, ihre Schlüssel aus ihrer Hosentasche, schloss die
Tür auf und sprintete nach oben. Glücklicherweise war ihre gesamte Familie unten,
denn sie konnte bereits auf dem oberen Treppenabsatz die Tränen nicht mehr halten.
Sie schloss nicht oft ihre Tür ab, doch jetzt tat sie es.
„Wie geht es ihr?“ fragte Margaret, als auch ihr Mann zur Tür hereinkam.
„Sie ist störisch, wie ein Teenager eben. Ich denke nicht, dass wir in nächster Zeit etwas
anderes erwarten können“ antwortete er matt, während er die Tür schloss.
„Nun, bei Dana kann man sich da nie sicher sein. Jedes Mal, wenn wir geglaubt haben,
wir wüßten, was sie tut, tut sie etwas völlig anderes“ lächelte Maragaret, doch ihr
Lächeln war nicht sehr überzeugend. Auch sie wußte, dass es diesmal nicht so war wir
jedes Mal. Aus dem Wohnzimmer kamen Charlie und Missy gelaufen.
„Dad, ist mit ihr alles in Ordnung?“ fragte Melissa besorgt.
„Ich möchte, dass du sie heute in Ruhe lässt, okay?“ befahl ihr Vater und sie nickte
gehorsam. Währenddessen schlich sich Charlie unbemerkt an ihnen vorbei und lief leise
die Treppen hinauf. Sein Vater hatte ja nur zu seiner Schwester gesagt, dass sie sich von
Dana fernhalten sollte, also durfte er doch sicher zu ihr. Trotzdem wollte er nicht, dass
sein Vater sein Vorhaben bemerkte, es würde ihm sicher nicht gefallen.
„Dana?“ fragte er leise vor der Tür. Von ihnen hörte er leises Schluchzen und dann ihre
Stimme.
„Charlie, lass mich jetzt in Ruhe“ sie klang sehr harsch, doch das Schluchzen ebte diese
Wirkung extrem ab. Obwohl Charlie sich seiner Schwester nur ungern widersetzte,
spürte er, dass es besser war, wenn er hier blieb.
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„Ich werde mich hier vor die Tür setzen und wenn du irgendwas willst, dann sag
bescheid“ er setzte sich und zog sein altes Kartenspiel, das Dana ihm zu seinem letzten
Geburtstag geschenkt hatte und ihm sogar gezeigt hatte, was man damit spielen konnte,
aus seiner Hosentasche und legte die Karten ausgebreitet vor sich hin. Der weiße
Hintergrund war schon mehr gelblich und mit Kinertapsen bedeckt, eine Karten hatte
schon Eselohren, im großen und ganzen wirkte das Spiel schon sehr abgegriffen.
Er hatte schon eine Weile gespielt und seine Mutter hatte unten bereits begonnen das
Mittagessen zuzubereiten, so dass das gesamte Haus, wie ein Restaurant roch, als Dana
die Tür öffnete und ihn mit roten Augen ansah.
„Ich hab mir gedacht, dass du nicht gehen würdest“ lächelte sie zaghaft.
„Als ich gesagt habe, dass ich hier bleibe, habe ich das ernst gemeint“ antwortete er,
stand auf und sah sie abwartend an. Würde sie die Tür jetzt wieder zu machen, er wußte
nicht, ob er es nochmal solange vor ihrer Tür aushalten würde, weil ihm Karten spielen
allein keinen Spaß machte.
„Komm rein“ sie öffnete die Tür ein Stück weit, so das er hindurchschlüpfen konnte
und schloss sie danach gleich wieder. „Wollen wir eine Runde gemeinsam spielen?“ sie
deutete auf das Kartenspiel in seiner Hand und er nickte erfreut. Es schien ihr schon
viel besser zu gehen, obwohl sie immer noch sehr traurig aussah.
Sie setzten sich zusammen auf den Boden vor Danas Bett und er begann die Karten
auszuteilen, obwohl ihm Dana viele Spiele gezeigt hatte, spielte er immer MauMau mit
ihr. Das machte ihm am meisten Spaß, auch, weil Dana ihn dabei immer gewinnen ließ.
Sie glaubte, er würde das nicht merken, aber er merkte es und freute sich sehr darüber.
Seine anderen Geschwister spielten selten mit ihm und wenn, dann gewannen sie immer.
Es war nicht einfach das Nesthäckchen zu sein.
„Geht es dir jetzt schon wieder gut?“ fragte, während er begann seine Karten zu
sortieren. Oh, er hatte zwei Ässer und dazu noch einen Buben und eine sieben, vielleicht
konnte er heute sogar ohne ihre Hilfe gewinnen.
„Weißt du, dass ist nichts, was so schnell vergeht“ antwortete sie niedergeschlagen und
sah ihn dann an. „Ich werde weggehen, Charlie!“ Er hörte auf auf die Karten in seinen
Händen zu sehen und sah sie stattdessen verwirrt an.
„Aber wohin denn?“
„Mom und Dad wollen mich auf ein Internat schicken. Ich werde sehr weit von dir weg
sein“ sie spielte eine Karte.
„Aber warum machen sie denn das? Hat das etwas mit William zu tun?“ fragte er
neugierig, zwang sich aber die Neugier ein wenig im Zaum zu halten. Auch er war jetzt
traurig, er wollte nicht, dass sie weggehen mußte. Sie war die einzige, die ihn nicht als
einen Elfjährigen ansah, sondern als „eigenständige Person“, sie hatte das mal so
ausgedrückt, er wußte nicht, was es bedeutete, aber es klang besser als „kleiner Junge“
oder „Heuschrecke“, wie Missy und Bill ihn immer nannten.
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„Es hat sehr viel mit ihm zu tun und mit dem was vor einem Jahr passiert ist. Du weißt
doch noch, was vor einem Jahr passiert ist, oder?“ Er nickte. Niemand hatte ihm etwas
sagen wollen, auch damals war sie sehr traurig gewesen und schließlich hatte sie seinem
Bitten nachgeben und ihm erzählt, dass sie ein Baby hätte haben können, wenn Gott es
gewollt hätte. Sie hatte ihm erzählt, dass er Gott nicht immer alles machen lassen sollte
und seinen Eltern nicht immer glauben sollte, dass Gott allen helfen würde.
Obwohl er es nicht verstanden hatte, und es auch immer noch nicht ganz verstand, hatte
er ihr geglaubt und es für sich behalten. Wie ein verbotenes Geheimnis, was nur sie
beide kannten, er war unheimlich stolz darauf gewesen, dass sie es ihm erzählt hatte.
„Sie wollen nicht, dass das nochmal passiert, stimmts?“ fragte er und legte seine letzte
Karte auf den Stapel. Er sagte nicht Mau Mau, auf einmal interessierte ihn das Spiel
nicht mehr besonders und auch sein Sieg freute ihn nicht.
„Sie wollten nie, dass es passiert“ stellte Dana verbittet fest und nahm die Karten auf,
um sie abwesend aus dem Fenster sehend zu mischen.
„Ich will nicht, dass du gehst“ sagte er und spürte, wie kleine Tränen seine Wangen
hinunterliefen. Bill hatte ihm immer verboten zu weinen, dass würde ihn zu einem
Weichei machen, aber er wußte, dass Dana es nicht so deuten würde.
„Hey Little Charlie“ flüsterte sie und zog ihn in ihre Arme. Er hielt sie fest
umklammert, während er seinen Tränen freien Lauf ließ. Warum mußte sie weggehen?
Warum wollten ihre Eltern nicht, dass es ihr gut ging. Charles wußte, dass es ihr gut
ging, solang sie mit William zusammen war und ihm ging es gut, wenn er mit ihr
zusammen war, also was sollte falsch daran sein?
Eine kleine Ewigkeit saßen sie zusammen in der Stille ihres Zimmers, auch als er schon
aufgehört hatte zu weinen, wollte er sie nicht loslassen. Er erinnerte sich an die
Alpträume, die er früher als er noch klein gewesen war oft gehabt hatte, in denen hatte
er immer fröhlich mit ihr oder einem seiner Eltern gelacht und getanzt, dann hatte er sie
in die Arme genommen und die Augen geschlossen und dann... waren sie einfach weg
gewesen. Immer wenn er die Augen geöffnet hatte, war er allein gewesen. Sehr häufig
wachte er dann weinend auf und Dana oder seine Mom kamen ihn trösten, Dana
erzählte ihm dann immer eine gute Nacht Geschichte und blieb solange bei ihm und
streichelte sein Haar, bis er eingeschlafen war.
Was wäre, wenn er jetzt die Augen öffnen und sie nicht da sein würde?
Ängstlich öffnete er zuerst das Linke und als er den Stoff ihres T-Shirts sah, öffnete er
auch das Rechte und konnte ein Stück von ihrem Hals sehen, der sich mit jedem
Atemzug weitete und wieder zusammenzog. Sie war noch da! Noch, denn bald würde
sein Alptraum Wirklichkeit werden.
„Essen!“ hörte er die Stimme seiner Mutter von unter heraufrufen. Hoffnungsvoll sah
er sie an.
„Kommst du mit?“
„Nein ich habe eigentlich keinen Hunger“ lehnte sie leicht lächelnd ab.
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„Dann will ich auch nicht“ sagte er ebenfalls lächelnd.
„Du mußt aber gehen, du willst doch groß und stark werden. Außerdem hast du heute
bestimmt noch nichts anderes außer Süßigkeiten gegessen“ sagte sie gespielt streng und
piekte in seinen Bauch. Er quiekte wie ein kleines Schweinchen und lachte, da er
furchtbar kitzlich war.
„Aber ich will nicht“ sprach er trotzig, als er sich wieder beruhigt hatte.
„Charles!“
„Ist ja schon gut“ er wich ihrem Blick aus. „Aber ich werde dir etwas mit hoch bringen
und wenn du nachher Hunger haben solltest, dann mußt du nicht erst runter gehen,
außerdem kommt Bill heute zu Besuch und dann ist wahrscheinlich sowieso nichts mehr
übrig“ erklärte er während er aufstand und zur Tür ging. Noch einmal drehte er sich
hoffnungsvoll um, aber Dana sah schon wieder aus dem Fenster, als er die Tür öffnete,
ertönte ihre Stimme.
„Ich hab dich lieb, Charlie“ sagte sie leise und er hatte schon wieder Tränen in den
Augen, da sie genauso klang, wenn sie sich von ihm verabschiedete.
„Ich habe dich auch lieb“ antworte er tapfer mit seinem Arm die Tränen wegwischend
und aus der Tür tretend.
Kaum war er aus der Tür, stand Dana auf und drehte den Schlüssel herum. Warum
mußte auch noch Bill kommen, auch wenn sie ihren großen Bruder liebte, so konnte sie
ihn im Moment überhaupt nicht gebrauchen. Es war schon so schwer genug gegen ihre
Eltern anzukommen, aber mit Bills Unterstützung hatte sie überhaupt keine Chance
auch nur den Mund aufzumachen.
Sie drehte sich um und überlegte, was sie tun konnte, als ihr schweifender Blick auf das
Telefon fiel. William! Sie mußte seine Stimme hören, fast wie ein Alkoholiker auf
Entzug lief sie auf das Telefon und griff mit zittrigen Fingern danach. Zwei Mal
verwählte sie sich, bis es am anderen Ende schließlich verheißungsvoll klingelte.
„Hallo Dana“ ertönte seine Stimme.
„Woher-?“ wollte sie zu einer Frage ansetzen, verstummte aber.
„Ich habe nur auf deinen Anruf gewartet, seit du aus der Tür bist“ gestand er und
zauberte ein kleines Lächeln auf ihre Lippen. „Ist bei dir alles in Ordnung, oder hattest
du Ärger?“
„Ich hatte zwar keinen Ärger, aber in Ordnung bin ich deswegen noch lange nicht. Ich
habe Charlie gerade vom Internat erzählt“ begann sie.
„Was hat er gesagt?“
„>Ich will nicht, dass du gehst.< Es hat mir fast das Herz gebrochen, kannst du das
verstehen?“ Sie setzte sich mit dem Telefon in der Hand auf ihr Bett und streckte die
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Beine von sich, ihre Gelenke knackten unangenehm, als sie ihre verspannte Haltung
lockerte.
„Es trifft ihn sehr hart. Natürlich kann ich das verstehen“ es folgte eine lange Pause in
denen jeder nachdachte, was er als nächstes sagen sollte, bis sie die Stille brach.
„Ich will auch nicht aufs Internat! Hast du über meinen Vorschlag nachgedacht?“
Hoffnung war die überwiegende Emution in ihrer Stimme, tatsächlich waren ihre
gesamten Gedanken von dieser Hoffnung eingenommen. Wie einfach könnte alles sein,
wenn sie nur zusammen waren.
„Ich habe die ganze Zeit an nichts anderes gedacht. Obwohl ich wirklich versucht habe
eine andere Möglichkeit zu finden, ist es mit nicht gelungen. Aber wir sollten nichts
überstürzen“ er klang völlig ruhig und das brachte sie zu Weißglut.
„Oh Gott, wie kannst du nur so verdammt ruhig daherreden, so als würden wir uns
über die Farbe von Bettwäsche unterhalten“ sagte sie ungehalten.
„Ich bin kein bißchen ruhig“ widersprach er. „Tatsächlich bin ich alles andere als das,
weil das einzige an das ich denken konnte, seit du aus der Tür bist, dass ich dich nie
wieder sehen werde. Aber wenn wir jetzt anfangen hysterisch drauf los zu gehen, dann
kannst du aber wetten, dass wir keine zwei Meter weit kommen“ antwortete er und sie
wurde sauer, sauer, weil sein Vorschlag so verdammt vernünftig klang und weil es sie
beruhigte, wobei alles was sie wollte war, ihren ganzen Gefühlen Luft zu machen und
einfach drauf los zu brüllen.
„Was willst du schon groß planen, wir haben sowieso keinen Ort, wo wir hinkönnten.
Zu Verwandten können wir ja wohl schlecht gehen. <Hey, Hallo entschuldigt, dass wir
stören, aber wir sind gerade von zu Hause ausgerissen, können wir vielleicht eine Weile
bei euch wohnen, aber bitte sagt unseren Eltern nichts davon> ich denke ja wohl kaum“
stellte sie sarkastisch fest.
„Nun ich habe einen Freund, der billige Wohnungn verkauft, er hat Kontakte in seiner
näheren Umgebung, allerdings ist die in Washington D.C.“ bemerkte William und ihre
Augen wurden groß. Da war doch verdammt nochmal tatsächlich eine Möglichkeit.
Wenn auch keine besonders gute, aber es war immerhin eine!
„Hast du noch Kontakt zu ihm?“
„Nicht viel, aber er schuldet mir noch einen Gefallen und den könnte ich in Anspruch
nehmen, aber Dana, Washington D.C. liegt nicht gerade um die Ecke, dieses Vorhaben
erfordert erst recht einen Plan und das weißt du“ segelte er weiter auf seinem ruhigen
Boot.
„Okay, es tut mir leid. Ich weiß, dass du recht hast. Ich war nur so verdammt sauer, der
angestaute Druck ist einfach zu viel geworden. Natürlich brauchen wir einen Plan, aber
jetzt haben wir wenigstens etwas worauf wir einen Plan aufbauen können und tappen
nicht mehr völlig im Dunkeln“ sie war unheimlich euphorisch und das wußte sie.
Obwohl ihr genau bewußt war, dass sie sich bremsen mußte, hätte sie am liebsten einen
Salto gemacht. Endlich lag eine Lösung bereit!
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Sie hörte die Türklingel und zuckte erschrocken zusammen, seit wann war sie denn so
schreckhaft geworden?
„Was war das?“ fragte er, um das Thema zu wechseln.
„Die Türklingel, mein Bruder Bill hat von der Marine einen freien Tag bekommen und
kommt uns besuchen“ erklärte sie ohne ihr Missgunst darüber zu verstecken. Es gefiel
ihr überhaupt nicht, dass ihr Bruder gerade jetzt auftauchte, aber er hatte schon immer
ein perfektes Timing für den falschen Zeitpunkt.
„Ich glaube, mit ihm hatte ich das Vergnügen noch nicht“ stellte er fest.
„Nein und hoffe bloß nicht, dass du ihm so schnell begegnest, denn ein Vergnügen wird
das sicher nicht“ blaffte sie.
„Warum?“
„Nun er ist das typische Produkt meiner Eltern, er hat all ihre verbohrten Ansichten
angenommen und zu seinen Leitsätzen gemacht, ehrlich gesagt, kann ich es nicht
verstehen, wie Tara es mit ihm aushalten kann“ er spürte, dass er scheinbar einen
wunden Punkt bei ihr getroffen hatte, denn auf einmal hörte sie gar nicht wieder auf zu
erzählen.
„Wenn ich Streit mit ihnen hatte, dann hat er sich immer auf ihre Seite gestellt und er
wird sich wie ein Geier auf mich stürzen, wenn er erst alles erfahren hat. Zu oft kommt
sein Großer-Bruder-Komplex durch, natürlich immer unter dem Vorwand, dass er nur
das Beste für mich will. Ich kann es nicht beweisen, aber Chris ist zusammengeschlagen
worden, nachdem herausgekommen war, dass ich schwanger war und obwohl ihn
niemand gesehen hat, glaube ich nicht, dass Bill daran ganz unbeteilig gewesen ist, aber
das hat er nicht für mich gemacht. Oh nein, dabei ging es einzig und allein um seinen
Willen, weil er es nicht ertragen konnte, dass jemand anders es geschafft hat mir so nah
zu kommen, wie er es niemals schaffen wird“ sie war völlig außer Atem, so sehr hatte sie
sich hineingesteigert und ausgepowert.
„Dana, er wird sich nicht zwischen uns stellen!“ sprach er energisch. Es war ihm egal,
ob so ein dahergelaufener Bruder ihn nicht mochte, schließlich hatte der ja gar nichts
mit der Sache zu tun.
„Nein das wird er nicht“ stimmte sie zu und es klang für ihn wie eine Kampfansage und
ein Versprechen zugleich.
„Wann sehen wir uns wieder?“ fragte sie nach einer weiteren kleinen Pause. Keine
Zeitspanne konnte klein genug sein, dass sie sie ohne Probleme überstehen konnte, ohne
ihn zu sehen.
„Morgen. Irgendwie schaffe ich es schon deinen Vater zu überzeugen“ sagte er
zuversichtlicher, als er sich fühlte. Aber er mußte sie sehen, ihm wäre Heute noch lieber
gewesen, aber wenn es stimmte – und daran zweifelte er keine Sekunde – was Dana
erzählte, dann war es besser ihrem Bruder aus dem Weg zu gehen, wenn er damit eine
unnötige Prügelei vermeiden konnte.
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„Was machst du heute noch“ sie wußte, dass sich ihr Gespräch dem Ende näherte, aber
sie wollte um keinen Preis den Klang seiner Stimme in ihrem Ohr verlieren, der alles
besser zu machen schien.
„Ich weiß nicht, wahrscheinlich ein langes Bad nehmen, ein Buch lesen und sehr viel an
dich denken. Und du?“
„Dasselbe schätze ich, soweit ich mich überhaupt aus meinem Zimmer trauen kann, um
ein Bad zu nehmen. Am besten ich schnapp mir das Telefon und ruf dich dann nochmal
an, wenn ich ihm Schaum versunken bin, okay?“
„Sicher. Bis nachher, Kleines ich liebe dich“ sagte er und sie lächelte wieder.
„Ich liebe dich auch“ antwortete sie und ließ schweren Herzens den Hörer sinken. Bald
würde sie seine Stimme ja wieder hören und es gab keinen Grund sich wie diese
pubertierenden Gören zu benehmen, die sie überhaupt nicht leiden konnte. Immerhin
war sie in der Lage auch ohne ihn auszukommen. Wenigstens eine Zeit lang.
Ein Bad war eigentlich eine gute Idee, aber wie sollte sie überhaupt ungesehen ins
Badezimmer kommen? Außerdem verspürte sie langsam ein nagendes Gefühl in ihrem
Bauch, das sich stark nach Hunger anfühlte. Vielleicht hätte sie doch etwas essen gehen
sollen. Wie auf Befehl klopfte es an der Tür und sie hörte Charlies Stimme.
„Dana, ich hab dir ein Tablett mit Essen vor die Tür gestellt, wenn du Hunger hast,
dann iß was, okay?“ Er schien gar nicht auf eine Antwort zu warten, denn gerade als sie
den Mund aufmachte, hörte sie ihn schon wieder die Treppen nach unten gehen. Schnell
stand sie auf ging zur Tür und öffnete sie ein Stück, den Kopf durch den Schlitz
steckend, stellte sie fest, dass glücklicherweise niemand weiter nach oben gekommen
war. Blitzschnell zog sie das Tablett in ihr Zimmer und schloss die Tür wieder, jedoch
nicht schnell genug. Eine Hand stobte die Tür.
„Hey, ist das eine Art, seinen Bruder zu begrüßen“ hörte sie Bills Stimme und ließ ihn
die Tür widerwillig öffnen. Bill kam hinein, während sie sich zusammen mit dem Tablett
an ihren Schreibtisch setzte und begann das Essen heißhungrig in ihren Körper zu
schlingen. Hhhmmm, lecker ihre Mom hatte Hühnerfricasse gekocht, aber es war
immer noch sehr heiß und ihr Gaumen beschwerte sich über das schnelle essen.
„Wow, haben sie dich die letzten 24 Stunden nicht gefüttert?“ fragte Bill grinsend. Dana
warf ihm einen bösen Blick zu, schluckte runter und sah ihn abwartend an.
„Was willst du?“ fragte sie, um dann sofort wieder anzufangen ein paar Kartoffeln in
ihren Mund zu stopfen.
„Ich wollte bloß sehen wie es dir geht. Beim Essen warst du das Gesprächsthema
Nummer eins“ begann er, während er sich in ihrem Zimmer umsah, als wäre er schon
eine Ewigkeit nicht mehr hier gewesen, dabei waren es noch nicht mal ganz drei
Monate. Bill fand etwas, dass seine Aufmerksamkeit erregte. Ein Foto auf ihrem
Nachtisch, dass sie und William auf dem Jahrmarkt hatten machen lassen.
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„Das ist dann also der berühmte William. Ich hab ja schon eine ganze Menge über ihn
gehört“ sagte er abwertend. Dana ließ die Gabel sinken, auf einmal war ihr der Hunger
vergangen.
„Was willst du“ wiederholte sie ihre Frage nachdrücklicher.
„Ich will dich davon abhalten einen schweren Fehler zu begehen, schon wieder. Es ist ja
okay, wenn du dich mit gleichaltrigen triffst, um mal einen schönen Nachmittag zu
verbringen, aber dieser Typ ist 21 und ist wahrscheinlich nur auf das eine aus und
sobald er es hat, wird er dich fallen lassen“ Bill benutzte die Stimme, die Dana früher
immer Lehrerstimme genannt hatte, die ewigen Belehrungen machten sie langsam aber
sich verrückt.
„Das stimmt überhaupt nicht er verlässt mich nicht, nur weil ich mit ihm schlafe“
rechtfertigte sie sich.
„Oh, also schläfst du schon mit ihm?“ Die Frage war harsch und traf sie völlig
unvorbereitet, sie hatte nicht erwartet, dass er es so auslegen würde.
„Das habe ich nicht gesagt“ widersprach sie.
„Es hat sich aber so angehört. Verdammt Dana, du bist 17 Jahre alt, warum kannst du
nicht so normal sein, wie alle siebzehn jährigen Mädchen. Warum mußt du immer
gerade das tun, was du nicht tun sollst? Macht er dir Spaß den Verboten von Mom und
Dad zu strotzen, fühlt sich das für dich irgendwie cool an? Kannst du Sex denn nur
genießen, wenn er verboten ist?“ Sie war kurz davor ihn zu schlagen, woher nahm er
sich überhaupt das Recht so mit ihr zu sprechen, Bruder hin oder her.
„Mein Sexualleben geht dich ein Scheißdreck an, genau wie alles andere, das ich mache.
Das ist eine Sache zwischen mir und Mom und Dad, du hast damit überhaupt nichts zu
tun und ich wäre dir dankbar, wenn du dich nicht länger in mein Leben einmischen
würdest, ich kann sehr gut auf mich selbst aufpassen“ schrie sie ihm entgegen und für
kurze Zeit sah er auch schockiert aus, das legte sich aber recht schnell wieder.
„Du spinnst wohl? Du kannst auf dich selber aufpassen, das ich nicht lache, dass haben
wir ja alle letztes Jahr erfahren dürfen, wie gut du das kannst“ schrie er ihr hart
entgegen.
„Raus hier“ brüllt sie, doch er rührte sich keinen Zentimeter von dem Fleck an dem er
stand. „Ich sagte du sollst verschwinden!“
„Das sehe ich überhaupt nicht ein, wer bist du denn?“ Sie schlug ihn, so plötzlich kam
der Drang, dass sie ihm nicht widerstehen konnte und ein unheimlich befriedigendes
Gefühl durchfuhr sie, als sie ihren Handabdruck auf seiner Wange sah.
„Und jetzt geh“ schrie sie nocheinmal und dieses Mal bewegte er sich Richtung Tür.
„Ich werde alles in meiner Macht stehende tun, um ihn von dir fernzuhalten“ er warf
das Bild achtlos auf den Boden und sowohl der Rahmen, den William ihr geschenkt
hatte, als auch die Scheibe zersplitterte, wie vom Schicksal geführt blieb eine Scherbe
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direkt zwischen ihnen stecken und teilte das Foto. Als er die Tür hinter sich geschlossen
hatte, kamen die Tränen erneut.
Zitternd kniete sie neben dem Scherbenhaufen nieder und nahm das Foto in ihre Hände,
die scharfen Kanten zerschnitten ihre Finger und Handflächen, aber das war ihr im
Moment egal mit blutigen Fingern zog sie die große Scherbe aus dem Foto, woraufhin
die Hälfte, auf der sie zu sehen war zu Boden segelte. Nun hielt sie in der einen Hand die
Hälfte von ihm und in der anderen die Glasscherbe. Ihr Blick heftete sich auf das frische
Blut an der scharfen Kante.
Nur ein Schnitt und alles ist vorbei, sie erschrack vor ihren Gedanken. Aber das wäre so
einfach, die Scherbe einfach an ihr Handgelenk zu setzen und diesem verdammten
Ärger ein Ende zu machen. Aber hätte sie überhaupt die Kraft dazu. Mit zitternden
Fingern setzte sie die Scherbe auf ihre Pulsschlagader und schloss die Augen, in diesem
Moment klingelte das Telefon.
Sie schlug die Augen auf und schien erst jetzt richtig zu bemerken, was sie gerade im
Begriff war zu tun. Sie warf die Scherbe an die Wand, wo sie in weitere kleine Splitter
zerfiel und ein hässlichen roten Fleck an ihrer Tapete zurückließ. Mit vor Schock
schwachen Beinen stand sie auf und stolperte zum Bett.
„Ja?“ sagte sie außer Atem, sie war völlig fertig.
„Dana?“ fragte sein Stimme irritiert.
„Ja, William ist etwas passiert?“ sie war mehr als besorgt, was ihr ziemlich merkwürdig
vorkam, denn immerhin war sie dabei gewesen ihr Leben zu beenden und machte sich
trotzdem mehr Sorgen um ihn, als um sich selbst.
„Ähm, nun ich denke, ich habe mich tatsächlich verwählt. Eigentlich wollte ich bei
meiner Mom anrufen, aber ich sitze gerade im Auto und war wohl irgendwie nicht ganz
bei der Sache und hab wahrscheinlich aus Reflex deine Nummer gewählt, er tut mir leid,
ich wollte dich nicht stören“ entschuldigte er sich.
„Du hast mich nicht gestört, William, ich glaube, du hast mir gerade das Leben
gerettet“ sagte sie und das letzte Wort kam nur noch gehaucht heraus, weil sie gerade in
einen tiefen Schock verfiel. Was wäre, wenn er sich nicht verwählt hätte, was hätte sie
dann getan. Nun ihr war schon klar, was sie getan hätte und das erschreckte sie
fürchterlich.
„Wie meinst du das“ seine Stimme klang jetzt nicht minder besorgt als ihre noch vor ein
paar Sekunden. Sie atmete immer noch schwer, konnte nicht fassen, wie nah sie gerade
der schlimmsten Sünde gewesen war.
„Ich.... ich- ich“ stottert sie, war aber nicht in der Lage ihre Gedanken zu ordnen, sie
war noch nie in ihrem Leben so erschrocken und desorientiert gewesen, wie genau in
diesem Moment. „Bill war gerade in meinem Zimmer“ brachte sie schließlich heraus
und je mehr sie sich auf die Worte konzentrierte, desto mehr ließ ihr Zittern nach. „Wir
hatten einen furchtbaren Streit und er hat das Foto, das du mir geschenkt hast auf den
Boden geworfen“ schließlich flossen wieder Tränen über ihre Wangen, als die
Erinnerung durch ihren Körper schoss, wie ein ungebetener Gast.
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„Als er die Tür hinter sich zugeknallt hatte, ich glaube jedenfalls, dass er sie zugeknallt
hat, ich meine... ich weiß es nicht genau, er könnte sie auch einfach nur so zugemacht
haben-“
„Dana, beruhige dich, es ist egal, ob er die Tür geknallt oder normal zu gemacht hat“
versuchte er sie zu beruhigen, obwohl er sich nicht sicher war, ob er tatsächlich wollte,
dass sie weitersprach.
„Okay, also nachdem er weg war, habe ich mich neben das Bild gekniet, die Scherben
haben mich in die Hände geschnitten, sie sind total blutig“ sie geriet langsam in Panik.
Eine Hupe ertönte auf Williams Seite, aber Dana hörte sie kaum. „Eine große Scherbe,
die größte, steckte noch in dem Bild, sie hat uns beide getrennt und ich hab sie
genommen und muß damit an mein Blut gekommen sein, jedenfalls hat hat... hat sie
einladend geglitzert und ich dachte, warum soll ich nicht den einfachen Weg gehen und
dem allen ein Ende machen? Verstehst du, wenn du nicht angerufen hä“ sie konnte
nicht weitersprechen, als ihr die Tränen den Atem zum weiterreden raubten, aber das
brauchte sie auch nicht. Sie hörte die Türklingel, aber etwas war merkwürdig daran. Sie
hörte sie doppelt, sowohl bei sich, als auch aus dem Telefon. Sofort sprang sie auf und
riß die Tür auf, ohne das Telefon aus den Fingern zu lassen, tatsächlich verkrampften
sie sich so sehr darum, dass die Knöcheln weiß hervortraten.
Unten öffnete Bill die Tür und sie konnte ihn schon auf dem oberen Treppenabsatz
schnauben hören.
„Was wollen sie den hier?“
„Bitte, ich muß zu Dana“ versuchte William an ihm vorbeizukommen, doch Bill hatte
nicht vor, ihn überhaupt in das Haus zu lassen.
„Sie müssen gar nichts, außer vielleicht gehen-“
„William“ ihre Stimme brach bei seinem Namen, sie war total verheult, Strähnen roten
Haares hingen an ihren Seiten herunter wie Tentakeln, sie hielt immer noch das Telefon
in ihrer verkrampften Hand, auf dem weißen Gehäuse bildeten sich blutige Abdrücke
ihrer Finger. Bill war perplex, als er sie sah und das nutzte William aus, um an ihm
vorbei zu schlüpfen, die Augen auf Dana geheftet. Sie ging die Treppen langsam und auf
wackeligen Beinen hinunter. Bei der vorletzten Stufe gaben ihre Beine schließlich nach
und er fing sie auf, als sie stolperte.
„Oh Gott, William“ schluchzte sie und ließ das Telefon endlich aus ihrer Hand gleiten.
So sehr sie sich eben noch an den weißen Apperat gekrallt hatten, mit derselben Kraft,
drückte sie ihren Körper an seinen. Er drückte sie mit der gleichen Intensität.
„Sshhhhtt, es ist gut, es ist ja nichts passiert und ich bin hier“ er streichelte ihr durch
die Haare und schloss die Augen. Hätte er nicht aus Versehen bei ihr angerufen, dass
hätte er sie wahrscheinlich nie wieder so in den Armen halten können.
„Was ist denn hier los“ ertönte die Stimme von Danas Vater, der von dem Tumult
angelockt den Flur betrat. Hinter ihm betrat auch der Rest der Familie neugierig den
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kleinen Flur und drängten sich eng aneinander. William und Dana bemerkten sie kaum
zu tief saß der Schock.
Ihr Körper schien selbst der einfachen Belastung normal auf den Beinen zu bleiben,
kaum noch gewachsen zu sein und sie wurde immer schwerer in seinen Armen.
Hoffnung auf eine Ohnmacht überkamen sie, doch das Leben war nicht so gnädig, ihr
wurde lediglich schwindlig und es legte sich ein grauer Schleier über ihren Blick, doch
sie war immer noch bei allen Sinnen.
Endlich verstummte ihr Schluchzen und sie löste sich von seiner Schulter, um ihn
anzusehen. Auch er hatte rote Augen, schien ebenfalls geweint zu haben. Alles was in
seinem Blick lag, war Dankbarkeit und Dana hatte ihn noch nie so geliebt, wie genau in
diesem Moment.
„Denkst du, ich kann dich loslassen, ohne das du umfällst?“ fragte er unsicher und sie
nickte tapfer, löste sich völlig von ihm, um ihre Feststellung zu untermauern. Plötzlich
wurde sie sich bewußt, dass sie nicht allein waren.
„Es gibt nichts zu sehen“ kommentierte sie heiser und warf der umstehenden Familie
vielsagende Blicke zu.
„Missy geh mit Charlie in die Wohnstube“ befahl ihr Vater und Missy gehorchte,
Charlie blieb kurz stehen, warf einen besorgten Blick auf seine Schwester und folgte ihr
schließlich widerwillig.
„Dana, was ist denn bloß passiert?“ fragte Margaret und ging zu ihrer jüngsten
Tochter, um die Schnittwunden an ihren Fingern und Handflächen zu betrachten. Sorge
zeichnete sich auf ihrem Gesicht ab, Dana mit aufgeschnittenen Fingern und dazu hatte
sie noch geweint, vor ihrer Familie, etwas das sehr selten vorkam.
„Warum fragst du nicht ihn?“ zischte sie und sah dabei böse auf Bill jr. Margaret sah
ihren Sohn fragend an, doch der fühlte sich keiner Schuld bewußt und zuckte mit den
Schultern.
„Er hat ein Bild von mir auf den Boden geworfen, woraufhin der Ramen und die
Scheibe zersprungen sind“ sagte sie garstig und warf ihm einen Blick zu, der ihn
eigentlich auf der Stelle hätte tot umfallen lassen müssen. „Als ich sie aufheben wollte,
habe ich mich eben geschnitten, das ist alles“ sie stoppte. Mehr mußten ihre Eltern
wirklich nicht wissen.
„Wir sollten deine Wunden versorgen. Über den Rest reden wir später“ meinte
Margaret.
„Das machen wir schon“ schoss es aus Dana heraus, sie drehte sich um, griff Williams
Hand mit ihrer blutigen, der gerade noch Zeit hatte das Telefon aufzuheben, bevor sie
ihn ohne große Stärke die Treppen raufzog. Teils fragend, teils wütend sahen ihre
Familienmitglieder ihnen hinterher, aber ließen sie gewähren. Alle wußten, dass da noch
wesentlich mehr geschehen war, als Dana erzählt hatte, doch niemand traute sich sie zu
drängen, denn dann würden sie es sicher niemals erfahren.
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Oben führte sie William geradewegs ins Badezimmer schloss die Tür hinter sich und
brach letztendlich zusammen. Sie lehnte sich schwerfällig gegen die Tür und sank zu
Boden, den Blick starr auf ihre Hände gerichtet.
„Das war verdammt knapp“ stöhnte sie und vergrub das Gesicht in ihren Händen, es
kamen keine Tränen mehr, aber sie tat es eigentlich auch mehr, um seinem Blick zu
entgehen. William griff sich einen Waschlappen, feuchtete ihn an und kniete sich neben
sie nieder. Zärtlich zog er die Hände von ihrem Gesicht weg und begann die blutigen
Schnitte abzutupfen.
Sie schloss die Augen und lehnte ihren Kopf zurück gegen das harte Holz der Tür.
Irgendwie glaubte sie, dass sie Fieber bekommen würde und das ihre Stirn sicher mehr
als nur heiß war. Die Wangen gerötet und die Augen glasig, die typischen Anzeichen
eines Schwächeanfalls.
„Warum?“ Es war eine einfache Frage, die er in den Raum stellte, aber sie war alles
andere als leicht zu beantworten. Hatte sie sich das nicht innerhalb der letzten, wieviel
Zeit auch immer vergangen war, die gesamte Zeit über gefragt ohne eine Anwort zu
finden, also warum sollte ihr gerade jetzt eine einfallen.
„Ich weiß es nicht. Es war, als würde ich nicht mehr bestimmen, was ich tun würde“
antwortete sie leise und öffnete ihre Augen, um ihn anzusehen. Er hatte aufgehört ihre
Hände abzuwischen und sah auf den Lappen in seinen Händen. Sie sah auf ihre Hände,
es schien kein wirklich tiefer Schnitt dabei zu sein. Trotzdem stand sie auf, ging an das
kleine Medizinschränkchen und holte eine kleine Flasche Jod hervor. Obwohl das Jod
höllisch brannte, fühlte sich der Schmerz doch gut an. Zum ersten Mal seit sie die
Scherbe in ihren Händen gehalten hatte, hatte sie nicht dieses tranceartige Gefühl in
sich, das langsam begann ihr Angst zu machen.
„Wir haben deiner Familie mit Sicherheit einen furchtbaren Schrecken eingejagt“
bemerkte er nach einer langen Pause, sie hatte die Flasche inzwischen wieder in dem
kleinen Schränkchen schräg über dem Waschbecken verstaut und betrachtete sich im
Spiegel. Genau wie sie erwartet hatte, ihre Wangen hatten die leichte Rotfärbung von
Schamesröte angenommen, ihre Augen glänzten und Schweißtropfen standen auf ihrer
Stirn, obwohl sie fror. Sie wandte den Blick ab, wollte nicht mehr in das Gesicht sehen,
dass ihr Schuld praktisch entgegenschrie. Schuld, beinahe das kostbarste aufs Spiel zu
setzen.
„Dana, rede mit mir“ hörte sie ihn ungeduldig hinter ihr, dann das Rascheln, als seine
Kleidung an der Tür langfuhr, als er aufstand und zu ihr kam.
„Was soll ich denn sagen“ sie begann schon wieder zu schluchzen. Seine Hand griff
unter ihr Kinn und brachte sie mit sanfter Gewalt dazu ihn anzusehen.
„Sag mir, dass das etwas einmaliges war und das ich keine Angst haben muß, wenn du
in die Nähe von etwas scharfen kommst, dass du dir etwas antust“ er klang so
verletzlich, so furchtbar ängstlich.
„Ich wollte das nicht“ flüsterte sie und umarmte ihn und schmiegte sich eng an ihn.
Alles was sie wollte, war diesen Alptraum zu vergessen und einfach hier in seinen
Armen zu stehen. Wie konnte sie ihm versprechen, dass es nicht wieder vorkommen
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würde, sie hatte schon dieses Mal keinen Einfluss auf ihre Handlung gehabt, wie sollte
sie da glauben, dass es das nächste Mal anders sein würde?
„Bleib einfach bei mir und es kann gar nichts passieren“ sagte sie leise und blickte
wieder zu ihm auf, er war wirklich sehr viel größer als sie. Zum ersten Mal, seit er
hergekommen war, lächelte er. Doch es war ein humor – und glückloses Lächeln, da sie
beide wußten, dass es nicht gehen würde, egal, was sie beide wollten oder nicht, denn
hier ging es nicht nur allein um sie.
„Wir werden sehen“ antwortete er und strich ihre Haare zurück. Sie entfernte sich von
ihm, zog den Zopfhalter, der sowieso nicht mehr als die Hälfte ihrer Haare hielt völlig
heraus und band ihre Haare zu einem Knoten zusammen.
„Du siehst müde aus, wahrscheinlich war das genug Aufregung für heute“ er sah sie
wieder mit diesem besorgten Blick an.
„Ich denke nicht, dass ich jetzt schlafen kann“ merkte sie trocken an, obwohl sie sich
fühlte, als hätte sie ewig nicht geschlafen und was die Aufregung anbetraf, so hatte er
definitiv recht. Sie nahm seine Hand, drückte sie ein Mal kurz und öffnete dann die Tür.
Im Obergeschoss war glücklicherweise niemand weit und breit zu sehen.
Schnell zog sie ihn zu ihrem Zimmer öffnete die Tür und trat zusammen mit ihm ein. Sie
mußten aufpassen, um nicht auf die Scherben zu treten, die noch immer kurz hinter der
Tür auf dem Boden lagen und spitz und scharf nur darauf zu warten schienen, dass sich
jemand an ihnen verletzte.
Dana ließ seine Hand los ging zu ihrem Schreibtisch und holte einen Handfeger und eine
Müllschippe hervor. Dann kehrte sie zurück und fegte langsam die Splitter und
scherben weg, sie würde saugen müssen, damit wirklich keine Verletzungsgefahr mehr
bestand, aber dazu war sie jetzt zu müde. William hockte neben ihr nieder und hob die
beiden Fotohälften vom Boden auf. Er pustete jegliche kleineren Ablagerung herunter
und betrachtete sie dann stumm.
„Hast du Klebeband?“ fragte er nach kurzer Zeit sie nickte Richtung Schreibtisch. Er
folgte ihrem stummen Wegweiser und fand es in der ersten Schublade, sorgfältig klebte
er die beiden Hälften wieder zusammen, aber der Riß war noch immer zu sehen,
allerdings war das besser als gar nichts. Er verstaute das Klebeband wieder an seinem
alten Platz und legte das Foto auf den Schreibtisch.
Sie stand inzwischen neben ihm und legte die Müllschippe ebenfalls auf den
Schreibtisch, den Handfeger ließ sie achtlos fallen. Es war nicht die Zeit, um ihrem
Ordnungswahn nachzugeben.
Erschöpft fiel sie aufs Bett und er folgte ihr, die Decke über sie beide ziehend. Ihr Kopf
legte sich auf seine Brust und seine Arme schlangen sich schützend und etwas
besitzergreifend um ihren kleinen Körper und drückten sie fest an sich, obwohl sie es
nicht gedacht hatte, war sie schon nach kurzer Zeit eingeschlafen.
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„Hähem“ räusperte sich jemand neben ihnen und sie schreckten beide sofort hoch. Noch
völlig verschlafen sah Dana ihren Bruder an.
„Was willst du Bill?“ fragte sie böse, konnte aber ein Gähnen nicht unterdrücken, was
die Stärke aus ihrer Stimme nahm. William legte beruhigend eine Hand auf ihre
Schulter, die sie aber gleichzeitig ermahnte nicht überzureagieren.
„Ich denke, dass es langsam Zeit wird für ihn nach Hause zu fahren, wo immer das auch
sein mag und du wirst unten im Wohnzimmer verlangt“ erklärte Bill gelassen, während
Dana ihm schon wieder hätte an die Gurgel springen können.
„Sie wird gleich unten sein“ antwortete William für sie und sie warf ihm einen
fragenden Blick zu. Vorhin hatte er sich auf die Seite ihres Vater gestellt und nun stellte
er sich schon wieder auf die Seite ihres Bruders, ihr stellte sich langsam die Frage, mit
wem er zusammen war, mit ihr oder ihrer Familie.
„Das will ich auch stark hoffen“ Bill fühlte sich durch Williams Worte nur noch mehr in
seiner Autorithät bestätigt und schritt mit hochgehobenen Kopf durch die Tür,
allerdings schloss er sie nicht.
„So und was bringt dich auf die Idee, dass ich gleich unten sein werde?“ fragte sie bissig
und sah ihn wütend an. Bis eben hatte nur sie gesessen, während er mit den Armen
verschränkt hinter seinem Kopf neben ihr gelegen hatte, jetzt setzt auch er sich auf und
kam gefährlich nah an ihre Wange, als würde er sie küssen wollen, doch stattdessen
flüsterte er ihr etwas zu.
„Weil ich genau weiß, dass du niemals auf die Idee kommen würdest unseren Plan
unbrauchbar zu machen durch noch mehr Hausarest“ seine Atem streichelte sanft ihr
Ohr und sie bekam eine Geänsehaut, sie wünschte sich jetzt in seinem Haus zu sein und
sich auf ihn stürzen zu können.
„Du hast natürlich recht“ stimmte sie ihm schnell zu, drehte ihr Gesicht und bedeckte
seine Lippen mit ihren. Ihrem Widerstand nachgebend, legte er sich wieder hin und sie
lehnte sich auf seine Brust ohne, dass sie ihren Kuss auch nur einmal unterbrachen.
„Ähm“ ertönte hinter ihnen eine zarte Stimme und Dana stöhnte enttäuscht. In einem
Haus mit fünf weiteren Menschen hatte man auch keinen Moment seine Ruhe.
Niedergeschlagen beendete sie den Kuss und wandte sich der Tür zu in der Charlie
stand und betreten zu Boden sah.
„Was ist denn?“ fragte Dana und niemand hätte ihr angemerkt, dass sie wirklich
schlechte Laune hatte, denn für ihren kleinen Bruder schluckte sie auch die größten
Brocken herunter. Er hatte wahrhaftig schon genug durchgemacht, immerhin traf es
ihn als einzigen aus ihrer Familie genauso hart wie sie, dass sie in dieses Internat musste.
„Du sollst endlich runterkommen“ sagte er mit entschuldigender Stimme, dann hob er
einmal kurz die Hand. „Hallo Will.“
„Hi Großer“ grüßte William zurück und Charlie lächelte angesichts dieser Begrüßung
und machte sich dann schleunigst wieder auf den Weg nach unten. Dana wunderte sich,
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warum sie ihn gar nicht hochkommen gehört hatte, er hatte den typisch lauten Gang
eines elfjährigen, den man einfach nicht überhören konnte. Eigentlich.
„Okay, ich sollte jetzt wirklich ins Allerheiligste“ wandte sie sich an ihn und er nickte.
Sie küsste ihn noch einmal schnell auf die Lippen, bevor sie aus dem Bett sprang. Ihre
Hände schmerzten und brannte noch immer von diesem verdammten Jod, aber
wenigstens bluteten sie nicht wieder. William erhob sich ebenfalls und versuchte seine
Kleidung zu ordnen, vergebens.
Zusammen gingen sie langsam die Treppen hinunter, Dana hätte das Zusammentreffen
mit ihrer Familie gerne noch etwas länger herausgezögert, aber William hatte recht,
immerhin würde sie das nicht mehr lange ertragen müssen. Trotzdem als sie ihm die
Tür öffnete überfiel sie das starke Gefühl einfach rauszurennen sich in sein Auto zu
setzen und einfach mit ihm davon zu fahren, doch auch da hatte er recht, sie brauchten
zu erst einen Plan.
„Wir telefonieren, vergiss nicht, dass du noch Baden wolltest“ lächelte er und gab ihren
einen letzten leidenschaftlichen Kuss, bevor er aus der Tür war und zu seinem Wagen
ging, während Dana an der Tür stand und wartete, bis er völlig aus ihrer Sichtweite
verschwunden war, erst dann schloss sie die Tür und schritt langsam ins Wohnzimmer.
„Hast du es endlich geschafft dich von ihm zu trennen?“ fragte Bill bissig.
„Bill“ ermahnte seine Mutter ihn, doch er sah sie immer noch fragend an.
„Muß schwer sein, für jemanden wie dich, zu sehen, dass es auch Beziehungen gibt, in
denen Beide sich lieben und das ganze nicht nur auf Einseitigkeit besteht“ sie hatte ihn
getroffen. Natürlich, sie wußte genau, wo seine wunden Punkte lagen.
Tara war seine erste richtige Freundin, alle anderen hatte ihn schon nach kurzer Zeit
sitzengelassen und Dana konnte das sehr gut verstehen.
„Dana“ schritt nun ihr Vater ein, jedoch nicht sehr energisch, denn innerlich göhnte er
ihr diesen Kommentar, Bill hatte sich ihr gegenüber alles andere als fair benommen und
sie hatte das recht dazu es ihm heimzuzahlen. „Setz dich“ fügte er dann hinzu.
„Ich würde lieber stehen“ entgegnete sie trotzig.
„Und ich möchte, dass du dich setzt“ sagte er in einem Tonfall, der keinen Widerspruch
duldete und setzte sich widerwillig in einen Sessel, der am meisten von dem Sitzplatz
ihres Bruders entfernt war.
Er saß auf der Couch, neben ihm saß Charlie und daneben saß Missy. Ihre Mom saß auf
dem Sessel ihr gegenüber und ihr Vater stand neben ihrem. Die gesamt Familie war
anwesend, also konnte es nichts sein, was mit ihr zu tun hatte, dachte Dana erleichtert.
Doch sie hatte sich zu früh gefreut.
„Wie ihr alle wisst, wird Dana uns in kürze verlassen, um auf ein Internat in Irland zu
gehen“ sie unterdrückte den Drang aufzuspringen und zu protestieren, stattdessen fiel
ihr Blick auf Chalie, der traurig auf seine Finger sah, in denen er wie üblich das
Kartenspiel hielt.
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„Deshalb und weil euer älterer Bruder er geschafft hat sich für uns Urlaub zu nehmen
haben ich und eure Mutter beschlossen, dass wir heute essen gehen werden, um das zu
feiern“ beendete er seine Ausführungen. Hatte er tatsächlich feiern gesagt? Für sie
brach eine Welt zusammen und ihre Eltern betrachteten das auch noch als Grund zum
feiern.
„Ich habe wirklich keinen Hunger...“ begann Dana.
„Du mußt ja nicht viel essen“ mischte sich ihre Mom ein und sprach dann weiter. „Na
los zieht euch etwas an.“ Bill stand als erster, er schien von der Idee geradezu begeistert
zu sein. Klar er war ja auch der einzige, der darunter nicht zu leiden hatte. So konnte
immer schon weiter den großen Bruder spielen, der dafür gesorgt hatte, dass sie keinen
schweren Fehler beging.
Missy und Charlie schienen alles andere als glücklich über den Lauf der Dinge zu sein,
nur widerwillig standen sie auf und sie half Charlie in seine Jacke, dann verließen sie
zusammen mit Bill bereits das Haus. Dana hatte sich noch kein Stück bewegt.
„Dana, nun trödel nicht rum“ ermahnte ihre Mutter sie und stand ebenfalls auf, um sich
fertig zu machen.
„Ich trödle nicht, ich werde überhaupt nicht mitkommen“ obwohl sie wußte, dass sie
alles gefährdete, konnte sie einfach nicht begreifen, warum sie an einer kleinen Feier
teilnehmen sollte, die ihr bisheriges Leben beerdigte. Das war so, als würde man auf
seinem eigenen Grab Polker tanzen.
„Das steht hier gar nicht zur Debatte, ich habe dieses ständige Widersprechen langsam
satt“ begann ihr Vater und sein Kopf nahm einen gefährlichen rot-Ton an. „Du wirst
dich jetzt anziehen in das Auto setzen und einen schönen Abend mit deiner Familie
verbringen, denn du wirst so oder so auf dieses Internat gehen ob du nun schmollst oder
nicht. Hab ich mich klar ausgedrückt“ sein dominierender Ton ließ keinen Widerpruch
zu und Dana wußte das. Sie stand auf und lief an ihm vorbei in den Flur, während sie
ihn streifte sagte sie nur „Ja, Sir“ ihre Stimme triefe nur so vor Sarkasmus, doch sie
würdigte ihn keines Blickes.
In beiden Autos, sie waren zu viel für einen Wagen, herrschte dicke Luft. Ihr Vater,
Dana und Charles saßen in einem, Bill, Margaret und Missy im anderen. Keiner sagte
ein Wort.
Dana sah abwesend aus dem Fenster. William fehlte ihr. Wie sollte sie nur durchhalten
ganz ohne ihn zu leben? Aber das würde sie ja nicht tun müssen, sie würden beide den
Zeitpunkt finden und ein neues Leben gemeinsam beginnen und darüber wie es
weitergehen sollte, falls sie den Zeitpunkt nicht finden sollten, wollte sie gar nicht
nachdenken.
Zwei geschlagene Stunden später, war sie endlich aus ihrer Hölle befreit und glitt
erschöpft ins warme Badewasser. Schloss die Augen und dachte wie so oft an diesem
Abend an William.
101
Während der Essens hatte sie die gesamte Zeit unparteisch am Tisch gesessen und in
ihrem Chicken Curry herumgestochert, ohne tatsächlich etwas davon zu sich zu
nehmen. Sie war nicht die Stimmungskanone gewesen, die ihre Eltern gern gehabt
hätten, aber sie konnte sich nicht vorstellen, dass das nach dem heutigen Tag wirklich
ernstahft jemand von ihr verlangt hätte.
Allerdings war sie nicht die einzige. Charlie saß mit gesenktem Haupt am Tisch und
sprach nur, wenn man ihn dazu auffordert und auch Missy war ganz entgegen ihrer
selbst sehr zurückhaltend. Nur Bill schien sich prächtig zu amüsieren, er erzählte
seinem Vater stolz, dass er wahrscheinlich bald zum Captain befördert werden würde
und dass er und Tara beschlossen hatten eine Familie zu gründen. Etwas, was Margaret
und ihm sehr behagte.
Dana hatte sich bissig einen Kommentar verkniffen, warum es okay wäre, wenn Tara
mit 19 ein Kind bekam und sie sich noch nichtmal mit ihrem Freund treffen durfte.
Aber sie war sich durchaus bewusst, was dieser Kommentar ausgelöst hätte.
Jetzt, im warmen Schaumbad, schloss sie alle Gedanken aus. Stellte sich nicht vor, wie
es wäre mit William zu verschwinden. Dachte nicht an ihren Bruder und wie sehr sie ihn
im Moment verabscheute. Versperrte allen traurigen Gedanken den Zugang zu ihrem
Verstand und konzentrierte sich nur auf das sanfte Plätschern um sie herum.
Wie von selbst erschien sein lächelndes Gesicht von ihr und sie konnte fühlen, wie die
Anspannung zum ersten Mal wieder aus ihrem Körper wich. Ihr Muskeln entspannten
sich und sie entließ ein leises Stöhnen in die dicke Luft.
So lag sie, bis Missy sie auf ihre bekannt höfliche Art bat sich endlich aus diesem
verdammten Badezimmer zu machen. Schnell wusch sie ihr Haare und konnte nicht
umhin zu grinsen, als sie sich erinnterte, dass damit alles angefangen hatte. Vor fast vier
Monaten. Dann erlosch das Grinsen als sie bemerkte, wie sehr sich ihr Leben seit
damals verändert hatte. Zum Guten, aber auch sehr zum Schlechten.
Schließlich verließ sie, mit einem Handtuch um den Kopf und eines um ihren Körper,
das Badezimmer und lief vorsichtig barfuß in ihr Zimmer. Die Schnitte an ihren
Händen reichten ihr vollkommen, es mussten sich nicht noch welche an ihren Füßen
dazu gesellen.
Leise schloss sie hinter sich die Tür und setzte sich erschöpft auf ihr Bett, aber sie
wusste, dass sie nicht schon wieder schlafen konnte. Doch was sollte sie tun? Lesen? Sie
würde sich wohl kaum auf die Wörter konzentrieren können. Musik hören? Zu groß
war die Chance, dass er langsames Lied gespielt werden könnte und sie wieder an ihre
Lage denken musste, nun und weinen war das letzte, was sie im Moment machen wollte,
zu oft hatte sie in den letzten zwei Tagen geweint.
„Dana?“ ertönte die Stimme ihrer Mutter vor ihrer Tür, bevor sie sie öffnete und
eintrat. Aus einem ihr unerfindlichen Grund zog Dana das Handtuch noch ein Stück
enger um ihren Körper.
102
„Hmm“ sie sah ihre Mutter nicht direkt an, ihr war nicht nach einer Blickkonfrontation
zumute, zu viele Emotionen standen seit neustem in den Augen ihrer Mutter, aber am
schlimmsten war die Enttäuschung.
Es hatte lange Zeit gebraucht diesen Ausdruck nach ihrer verlorenen Schwangerschaft
wieder aus dem Gesicht ihrer Mom zu bekommen und seit sie William kennengelernt
hatte, was er wieder da. Öffentlich und für jeden sichtbar und am meisten für Danas
von Gewissensbissen geplagten Blick.
„Du solltest jetzt schlafen gehen, es ist schon spät und du musst morgen zur Schule“ sie
klang nicht wirklich um ihre Tochter bemüht, sondern als würde sie nur den Zwängen
der Ordnung gehorchen. Als Mom musste man seine Kinder eben daraufhinweise, dass
es Zeit zu schlafen war. Sie stand noch immer in der Tür, war nicht einen Schritt näher
gekommen, um eine Hand auf Danas Schulter zu legen oder ihr einmal zärtlich übers
Haar zu streicheln. Wahrscheinlich würde sie heute auch zum ersten Mal seit ihrer
entsetzlichen Vergangenheit wieder keinen Gute – Nacht – Kuss von ihr bekommen und
obwohl Dana wusste, dass sie 17 war und dass es ihr eigentlich gar nichts mehr
ausmachen sollte, war sie trotzdem traurig darüber.
„Gute Nacht“ wünschte Margaret Scully ihrer jüngsten Tochter und wollte gerade ihre
Tür hinter sich schließen, als Danas Stimme ertönte.
„Nacht Mom“ sie klang so traurig, dass es Margaret fast das Herz brach. Sie öffnete die
Tür noch schnell ein Stück und schenkte ihrer Tochter ein kleines Lächeln. Eigentlich
wollte sie zu ihr gehen und ihr einen Gute – Nacht – Kuss geben, aber dann wurde sie
sich bewusst, dass ihre jüngste Tochter zusehens immer erwachsener wurde und das es
sie wahrscheinlich nur in Verlegenheit bringen würde, also lächelte sie noch einmal
kurz, bevor sie die Tür schloss.
Mit dem Klicken der Tür, die ins Schloss sprang, zersprang Danas Hoffnung. Für einen
kurzen Moment, wirklich nur ein paar Sekunden, hatte ihre Mutter tatsächlich so
ausgesehen, als würde sie zu ihr kommen um sie zu küssen. Doch dann war der
Ausdruck wieder verschwunden und sie hatte die Tür hinter sich geschlossen.
Schon wieder wollte sie einfach anfangen zu heueln, ein Gefühl, dass langsam wirklich
lästig zu werden begann. Sie war ja früher nie so gewesen, aber seit Massachusetts hatte
sich wirklich alls geändert, auch ihre Gemütsverfassung. Schnell zog sie ihre Knie eng
an ihren Körper, stützte ihre Kopf auf und atmete heftig um die aufkommenden Tränen
zu unterdrücken. Mit Erfolg.
Während sie langsam ihre Kontrolle wiederfand wurde ihr klar, was ihr Mom gesagt
hatte. Schule. Schmerzlich wurde sie daraufhingewiesen, dass das Leben weiterging.
Auch wenn für sie ihre ganze Welt drohte zusammenzubrechen, gab es immer noch so
banale Dinge wie Schule. Warum sollte sie eigentlich nochmal dorthin gehen, in vier
Wochen würde sie ja sowieso ein Leben im Internat führen. Zumindest war das so
vorgesehen.
Vielleicht sollte sie den morgigen Tag einfach schwänzen und ihn mit William
verbringen, dann wurde ihr allerdings klar, dass er ja ebenfalls zu seinem Unterricht
musste und gar nicht da wäre. Außerdem würde das das Fass mit Sicherheit zum
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Überlaufen bringen und sie würde sich schneller im Flieger nach Irland wiederfinden,
als ihr lieb war.
Plötzlich schrie etwas in ihrem Kopf, sie sollte sofort aufstehen. Erschrocken sprang sie
vom Bett auf, der Gedanke war mit solch eine Kraft durch ihren Geist geschossen, dass
ihr Atem begonnen hatte zu rasen, vor Schock. Mit der selben Intensität, als hätte man
etwas unheimlich wichtiges Vergessen, etwas lebenswichtiges, schrie ihr Verstand, sie
solle zu ihrem Kleiderschrank gehen.
Mit wackeligen Beine tat sie, wie ihr befohlen und öffnete die Türen ihres
Kleiderschrankes. Packe!, schrie die Stimme in ihrem Kopf und erst wusste Dana
überthaupt nicht, was sie tun sollte.
Pack sofort ein paar Sachen zusammen!, folgte auch sofort die genaue Anweisung und
langsam wurde sie sich bewusst, was ihr Unterbewusstsein ihr klar zu machen
versuchte. Wenn sie und William wirlich vorhatten von hier zu verschwinden, dann
mussten sie die erste Gelegenheit nutzen, die sich ihnen bot. Wenn es soweit war, konnte
sie nicht erst anfangen zu packen.
Sie zog ihre Reisetasche aus dem obersten Fach und begann dann gewissenhaft allerlei
Klamotten zusammen zu suchen. T – Shirts, Jeans, normale Hosen, Röcke, Jacken,
Unterwäsche, Socken, Pullover, Strumpfhosen, Kleider, Schlafanzüge, Nachthemden
und einige andere Hemden, die sie gerne trug. Als ihre Sachen alle verstaut waren und
ihre Tasche drohte auseinanderzuplatzen, schob sie sie ganz nach hinten in ihren
Schrank und deckte sie mit einer alten Decke zu, davor legte sie einen Stapel Pullover,
die sie nicht eingepackt hatte, sie konnte ja unmöglich alles mitnehmen. Schließlich war
die Tasche nur noch zu erkennen, wenn man nach ihr suchen würde, etwas, dass ihre
Eltern hoffentlich nicht taten.
Nachdem das getan hatte, verschloss sie ihren Schrank und ging zu ihrem Bett. Zog sich
ihr Schlafzeug an, kämmte sich kurz die Haare und ließ sich dann zu Tode erschöpft in
ihre Kissen fallen, um kurz darauf einzuschlafen
Sie schlief nicht gut in dieser Nacht, genau wie die nächsten. Tagsüber war sie
verschlossen, redete kaum mit jemandem. Klagte lediglich Trish ihr Leid und saß
ansonsten stumm auf ihrem Platz in der Schule oder in ihrem Zimmer. Würdigte ihren
gorßen Bruder keines Blickes und spielte nicht mehr mit ihrem kleinen. Ließ Melissa oft
mitten bei dem Versuch sie aufzumuntern stehen, um sich ins Badezimmer oder in ihr
eigenes zurückzuziehen.
Nachts kamen die grausigen Gedanken und schlichen sie in ihre Träume, so dass sie oft
wach wurde, wenn alle Welt schlief. Dann saß sie einsam in ihrem Bett und weinte,
dachte an William und weinte wieder. Häufig schreckte sie auf, weil sie sich absolut
sicher war ihre Eltern an ihrem Kleiderschrank zu hören, wie sie die Tasche fanden und
eins und eins zusammenzählten. Aber sie waren nie da, wenn sie die Augen öffnete.
Bis zu sechs mal am Tag telefonierte sie mit William, schloss sich in ihr Zimmer ein und
war, ohne die Präzens der anderen, glücklich. Seine Stimme munterte sie auf, auch
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wenn er die gesamte Zeit bis zum Wochenende nicht vorbeikommen konnte, was sowohl
sie als auch ihn große Mühe kostete.
Meistens vermieden sie über ihre Flucht zu reden, aber manchmal kam es doch vor,
dass sie ihn daraufhinwies, dass sie bereits gepackt hatte, oder er sagte, er hätte alles
Geld von seinem Konto abgehoben, damit sie jeder Zeit aufbrechen konnten. Ihr Konto
allerdings stellte ein Problem da. Obwohl ihre Großmutter es für sie eröffnet hatte und
sie seit sie 16 war, jederzeit Geld abheben konnte, galt das nur bis zu eines Summe von
500 Dollar. Alles was darüber war, konnte nur mit Vollmacht ihrer Eltern ausgezahlt
werden.
Da sie eine sehr sparsame Person war und ihre Eltern und Großeltern öfter was
dazugaben, hatte sich ein kleines Vermögen von beinahe 6000 $ angehäuft. Sie müsste zu
zwölf verschiedenen Bänken um alles Geld abhzuheben. Dazu kam, dass es in ihrer
näheren Umgebung gerade mal vier gab und ihr Hausarest verbot es ihr über ihre
nähere Umgebung hinauszugehen.
Das wiederum würde bedeuten, dass sie zu jeder Bank drei mal hätte gehen müssen,
innerhalb von vier Wochen. Es war logisch, dass das Aufmerksamkeit auf sich ziehen
würde, etwas denkbar schlechtes in ihrer Situation. Was also sollte sie tun?
Letztendlich schrieb sie auf dem Computer, ein Ding mit dem sie sich sonst selten
beschäftigte, ein Erlaubnisschreiben und fälschte die Unterschrift ihrer Mutter. Damit
war sie berechtigt alles Geld auf einmal abzuheben. Dann allerdings zerriss sie das
Schreiben und schrieb stattdessen zwei, die sie jeweils berechtigten 3000 $ abzuheben,
sicher war sicher.
Zwei Wochen, nachdem sie von ihrem baldigen Internatsaufenthalt erfahren hatte,
machte sie sich mit William zusammen Samstagsvormittags auf den Weg, das Geld zu
holen. Es war eine heiden Überredungsabreit gewesen ihre Eltern zu überzeugen, dass
sie im Haus noch verrückt werden würde und dass sie auch nicht lange wegbleiben
würden und schließlich hatten ihre Eltern zugestimmt und sie gehen lassen.
Ihr erstes Ziel war die First National Bank in der Trorylane. Als sie mit dem Wagen vor
dem großen Gebäude hielten, machten sich in ihrem Gewissen langsam Zweifel breit, ob
sie es wirklich schaffen konnten? Dann fühlte sie seine Hand auf ihrem Knie und sah ihn
fragend an, er lächelte kurz und nickte dann.
„Bereit?“
„Nein, aber ich werde es wohl auch nicht werden, also lass uns reingehen“ lächelte sie
unsicher und gemeinsam stiegen sie aus, um ihr Glück das erste von vielen Malen auf
die Probe zu stellen.
Hand in Hand betraten sie die Bank. An den Schaltern herrschte reges treiben. Geld
wurde ein- und ausgezahlt, Überweisungen wurden getätigt und Konten neu eröffnet
oder aufgelöst. Eigentlich vielen sie nicht wirklich auf, bis auf das eine Bankangestellte
später aussagen würde, dass das Mädchen ein wenig nervös gewirkt hatte. Allerdings
sollte das für sie beide dann schon keine Rolle mehr spielen.
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Sie stellten sich an einen der Schalter an und er legte beschwichtigend eine Hand auf
ihren Arm und sie dankte ihm innerlich dafür. Schnell waren sie an der Reihe und Dana
gab dem Beamten den gefälschten Zettel. Dieser sah ihn sich lange an, räusperte sich
dann kurz und wendete sich letzendlich an sie.
„Es tut mir leid“ bei diesen Worten brachen Danas Hoffnungen zusammen, aber sie
schalt sich einmal jetzt nicht schwach zu werden. „Aber sie müssen sich an einen dieser
Schatler“ er lehnte sich ein Stück nach vorne und deutete auf eine Reihe von
Schreibtischen „dort wenden, das wir so große Mengen nicht auszahlen dürfen“ schloss
er und lächelte höfflich. Etwas verkrampft erwiederte sie es, nahm ihren Zettel und
entfernte sich vom Bankschalter.
„Entspann dich, bleib ganz locker, es wird schon alles gut gehen“ konnte sie seinen
Atem an ihrem Ohr fühlen, während sie sich zu einem der Tisch begaben, an die sie sich
wenden sollten. Sie betete, dass er recht behalten würde.
„Guten Tag, kann ich ihnen behilflich sein?“ Die Dame, entweder in den späten
dreißigern oder in den frühen vierzigern, lächelte ihnen freundlich entgegen und beide
setzten sich auf die Stühle, die vor dem Tisch für die Kunden bereitstanden, unbequeme
Holzstühle.
„Na das will ich doch hoffen“ antwortete William locker und amüsiert und das Lächeln
der Frau wurde noch ein bisschen breiter. Sie machte einen netten Eindruck. Die
braunen Haare kurz und gelockt, zu einer aufwendigen Frisur zusammengewürfelt und
von einer kleinen Spange gehalten. Das Gesicht aufgeschlossen, mit freundlichen Augen
und perfektem Make – up. Ihr rotes Kostüm spannte ein wenig über ihren Brüsten und
sie sah aus, als hätte sie in den letzten Jahren langsam den halt an ihrer guten Figur
verloren, die allerdings noch immer zu erkennen war. Alles in allem, war sie eine
durchaus angenehme Person. Dana hoffte, dass ihre Menschenkenntnis sie in diesem
Fall nicht betrog.
„Ich würde gerne 3000 $ von meinem Konto abheben“ kam sie zur Sache und reichte
der Frau ihren Ausweis und das Stück Papier, dass schwer wie Blei in ihrer Hand
geruht hatte.
„Nun... Miss Scully“ antwortete die Frau, nachdem sie einen Blick in den Ausweis
geworfen hatte. „Ich denke nicht, dass wir das irgendwelche Probleme bekommen
werden, allerdings benötige ich eine Angabe, wozu sie das Geld brauchen. Sie verstehen,
Papierkram“ erklärte sie lächelnd und Dana hatte sich nicht getäuscht, sie war
ausgesprochen nett.
Das änderte jedoch nichts an der Tatsache, dass sie nicht wusste, was sie als Grund
angeben sollte. Mit ihrem Freund das Weite zu suchen schien wohl kaum die richtige
Anwort zu sein.
„Natürlich, ich bin gerade... dabei meinen Führerschein zu machen“ meinte sie
stattdessen und die Dame, deren Namensschild sie als Eran Slay auswies schenkte ich
ein verständnisvolles nicken.
„Meine Tochter macht das ebenfalls gerade, meine Güte, als ich damals in ihrem Alter
war, haben wir uns darum gekümmert, wen wir zum Abschlussball mitnehmen. Ich war
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26 als ich meinen Führerschein machte und da kostete er ungefähr die Hälfte von dem,
was man jetzt bezahlen muss“ erzählte sie, während sie einen Stempel nach dem
anderen auf verschiedene Papiere drückte. „Aber 3000 $?“
„Nun sie hat mir versprochen, dass wir danach nach Las Vegas fahren um ihre
neugewonnene Unabhängigkeit zu feiern“ warf nun William völlig überzeugt ein und
Eran lachte kurz.
„Nein wie niedlich. Wollen sie denn etwa auch heiraten“ sie schien absolut erfreut
darüber zu sein ein so hübsches, junges Paar vor sich zu haben und schien sich vor
selbst an ihre eigene Jugend zu erinnern, was Dana nur recht war, solange sie dadurch
nicht auf dumme Fragen kam.
„Wenn sie ’ja’ sagt“ grinste William und auf einmal war sich Dana gar nicht mehr
sicher, wieviel er hiervon tatsächlich spielte und was er ernst meinte. Der Gedanke an
eine Heirat jagte ihr einen wohligen Schauer über den Rücken, aber merkwürdiger
Weise erschreckte er sie nicht, wie sie glaubte, dass er es eigentlich tun müsste.
„Ach herje, na da will ich dem jungen Glück natürlich nicht im Wege stehen, wenn sie
bitte hier unterschreiben würden, dann ich geh ich solange das Geld holen“ Eran schob
ihr ein paar Bläter über dem Schreibtisch zu und stand dann auf um eiligst im hinteren
Bereich der Dank zu verschwinden.
„Wenn sie ja sagt?“ sie sah ihn fragend an, während sie sich eine Stift nahm und begann
auf jede gestrichelte Linie ein Dana Scully zu setzen. Er grinste nur einmal
geheimnisvoll und widmete sich dann der schönen Baukunst der Decke des Gebäudes
und sie nahm sich vor ihn nochmal daraufanzusprechen, wenn sie hier alles erledigt
hatten.
Kaum hatte sie alles unterschrieben kehrte Eran auch schon zu ihrem Tisch zurück und
setzte sich ihnen gegenüber. Nahm die Papiere und war einen schnellen Blick drauf,
bevor sie einige Geldbündel auf dem Tisch ausbreitete und begann sie ihnen
vorzuzählen.
Schließlich steckte Dana das Geld in ihre Handtasche und beide verabschiedeten sich
herzlichst von Eran Slay, die ihnen noch viel Glück wünschte, was sie auch gut
gebrauchen konnten. Dann verließen sie so langsam wie sie die Bank betreten hatten das
große Gebäude auch wieder und setzten sich ins Auto, wo Dana einen Seufzer der
Erleichterung von sich gab, bevor sie sich zu ihm drehte.
„Wenn sie ja sagt?“ wiederholte sie ihre Frage und er lächelte wieder.
„Es sollte immerhin überzeugend klingen und was klingt überzeugender ein frisch
verliebtes Pärchen, das Geld für ihre Zukunft abhebt, was ja nichtmal so weit entfernt
ist“ bemerkte er.
„Du klangst allerdings überzeugend“ meinte sie und sein Gesicht nahm einen ernsten
Ausdruck an.
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„Erschreckt dich der Gedanke?“ Es war schon erstaunlich, dass er genau das gleiche
dachte, wie sie gerade eben in der Bank und er verdiente und sie selbe Antwort, die sie
für sich gefunden hatte.
„Komischer Weise, nein“ damit schloss sie die Unterhaltung und nachdem er noch einen
schnellen Blick zu ihr geworfen hatte, startete er den Wagen, um den zweiten Teil ihrer
Tagesplanung in Angriff zu nehmen. Die Jersey Bank. Dort wiederholten sie ihr
Programm, mit Ausnahme der Heirat und verließen auch dort erfolgreich, mit weiteren
3000 $ in ihrer Tasche das Haus, um sich letztendlich wieder auf den Weg zum Haus der
Scullys zu machen.
„Dana“ hörte sie ihre Schwester von der Treppe aus rufen. Was konnte Missy denn nun
schon wieder wollen? Erschöpft ließ Dana das Buch in ihren Händen sinken, sie hatte
volle 2 Seiten gelesen, ohne überhaupt zu wissen, was sie las und warum.
„Dana“ näher kurz vor ihrer Tür. Im nächsten Moment schwang die Tür zurück und
ihre Schwester stand im Rahmen und sah sie neugierig an. „Ich werde Charlie schnell
zu Mike fahren und in ungefähr einer Stunde wieder zurück sein, wenn Mom und Dad
in der Zwischenzeit wiederkommen, sagst du ihnen bescheid?“
„Mach ich“ antwortete sie niedergeschlagen und erntete einen besorgten Blick von
Missy. Langsam wurde ihr das ein wenig unheimlich. Dana aß seit sie vom Internat
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erfahren hatte nicht mehr richtig, gab nur noch halbherzige Antworten und schien
immer depressiv zu sein ohne einen Funken Hoffnung in sich. Es gefiel Melissa ganz und
gar nicht ihre jüngere Schwester so verzweifelt zu sehen, aber was sie sollte sie schon
tun, damit es ihr besser ging? Gott wusste, sie hatte es versucht.
„Charlie!“ rief Missy über den Flur und nach kurzer Zeit kam ihr Bruder mit einer
großen Tasche beladen zu ihr gelaufen. „Sag Dana Tschüss“ erinnerte ihn Melissa, als
würde er das vergessen können. Er ließ die Tasche fallen und lief zu Dana ans Bett um
sie zu umarmen. Bereitwillig schloss sie ihre Arme um seinen Körper, der schon in ein
paar Jahren wesentlich größer als ihrer sein würde. Es sei denn, sie würde im letzten
Atemzug der Pubertät noch einen richtigen Wachsschub bekommen und doch noch die
1.70 erreichen, aber sie glaubte nicht dran und konnte sich wahrscheinlich schon
glücklich schätzen, wenn sie 1.60 wurde.
„Das du dich bei Mike auch anständig verhältst“ ermahnte sie ihn, als sie sich von ihm
löste und er nickte bestätigend.
„Hab dich lieb“ meinte er während er zurück zu Missy ging und die große Tasche
wieder aufnahm.
„Ich hab dich auch lieb“ antwortete sie und wartete bis er die Tür geschlossen hatte,
bevor sie ermattet zurück in die Kissen sank. Plötzlich, schien eine Explosion in ihrem
Geist stattzufinden, sie glaubte sogar einen Knall zu hören, wobei es sich tatsächlich nur
um die Haustür handelte, die ins Schloss fiel, als Missy und Charlie das Haus verließen.
Sie war allein. Das erste Mal seit, sie ihren Plan gefasst hatten, war sie allein. Ihnen blieb
überhaupt keine andere Chance als die Gelegenheit jetzt zu nutzen, wenn sie ihr
Vorhaben wirklich in die Tat umsetzen wollten, dann mussten sie das jetzt tun. Ihr Griff
ging geradewegs Richtung Telefon, mit fliegenden Fingern wählte sie seine Nummer,
während sie sich von ihrem Bett erhob und aufgeregt in ihrem Zimmer auf und ab lief.
Nach einer kleinen Ewigkeit nahm er ab.
„Mulder“ seine Stimme schürte das Feuer in ihrem Inneren nur noch mehr an. Das
Glück lag so nah in ihrer Reichweite, es durfte jetzt seinfach nichts dazwischen
kommen.
„William, ich bins“ versuchte sie mit ruhiger Stimme zu sagen, doch ihre Stimme
erbebte in ihrem Körper.
„Dana, alles in Ordnung?“ er hörte sich schon wieder besorgt an. Jedes Mal wenn sie
ihn anrief, fragte er, ob alles in Ordnung sei, als würde sie ihn nur anrufen, wenn etwas
nicht stimmte.
„Bestens, bestens“ antwortete sie kurz angebunden. „William, du hast selbst festgestellt,
dass wenn sich uns die Gelegenheit bietet, wir sie am Schopf packen müssen und einfach
los sollen. Was soll ich noch groß sagen, die Gelegeheit ist da. Meine Eltern sind
einkaufen und meine Schwester bringt meinen Bruder zu einem Freund. Wir haben
ungefähr eine Stunde Zeit, also wenn wir das wirklich durchziehen wollen, dann müssen
wir uns beeilen“ ihre Stimme überschlug sich und sie mußte husten, als sie sich
verschluckte.
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„Bist du dir ganz sicher?“
„William, wenn ich mir nicht ganz sicher wäre, dann hätte ich diese Idee niemals gehabt
oder sofort wieder verworfen. Ich bin mir so sicher, wie ich mir noch nie im Leben
gewesen bin, ich will mit dir zusammen sein“ erklärte sie, während sie die fertig
gepackte Tasche, die seit dem Tag ihres Entschlusses hinten in ihrem Kleiderschrank
lag, nahm und trotzdem noch einmal nachsah, ob auch wirklich alles darin war.
„Gut, wenn es dein Wille ist, so werde ich in einer viertel Stunde bei dir sein“ sagte er
und legte auf. Eine viertel Stunde, er würde jedes Geschwindigkeitsgebot brechen
müssen, um das zu schaffen, aber sie glaubte, dass er das sowieso machen würde.
Erleichtert stellte sie fest, dass sie sämtlichen Klamotten eingepackt hatte, die sie
brauchen würde. Von warmen Jeans über Pullis und T-Shirts bis zu kurzen Kleidern,
Blusen und Röcken war alles vorhanden. Sie nahm die und lief im Laufschritt die
Treppen hinunter und stellte die Tasche neben der Tür ab. Dann hob sie sie erneut hoch
und nahm sie mit in die Küche.
Es war nicht auszudenken, wie ihre Eltern reagieren würden, falls sie unverhofft früher
zurückkommen sollten und eine gepackte Reisetasche neben der Tür vorfinden würden
und Dana schob den Gedanken weit weit weg.
In der Küche durchsuchte sie die Schränke nach etwas Eßbarem, dass sie auf der Fahrt
essen könnten. Schließlich machte sie die schnellsten Sandwiches, die sie je in ihrem
Leben gemacht hatte und nahm noch ein paar Kekse und frische Brownies mit, die ihre
Mutter gebacken hatte. Dann krallte sie sich aus der Vorratskammer noch vier Flaschen
Limonade und packte sie in eine kleineren Rucksack, in der sich bereits ein paar Fotos
ihrer Familie und allerlei Wertgegenständen befanden unter anderem das geklebte Foto
von ihr und William auf dem Jahrmarkt.
Als sie zufällig noch einen Blick in den Rucksack warf, wurde ihr bewusst, dass sie noch
gar kein Geld eingesteckt hatte. Schnell lief sie in ihre Zimmer hoch und holte die
Schachtel mit ihrem Sparbuch und dem Geld hervor, die hinter ihrem Bett in einem
Loch in der Wand gelegen hatte. Sie nahm sowohl das Sparbuch als auch das Geld
heraus. Plötzlich erstarrte sie, als es klingelte. Erschrocken stand sie wie gelähmt in
ihrem Zimmer und ging die schrecklichsten Möglichkeiten durch.
Als sie sich endlich wieder bewegen konnte, lief sie langsam die Treppen hinunter. Ihre
Familie hatte einen Schlüssel und würden nicht klingen, sie konnte nur hoffen, dass sich
nicht ein Verwandter gerade diesen Moment ausgesucht hatte, um sie zu besuchen.
Schließlich öffnete sie nicht ganz so fest entschlossen die Tür und wäre beinahe in einen
Jubelschrei ausgebrochen, als sie in das Gesicht von William sah, der sie anlächelte. Sie
öffnete die Tür ganz und ließ ihn eintreten.
„Ich bin gleich fertig, ich muß nur noch das Geld einpacken“ erklärte sie und
verschwand in der Küche.
„Hast du dich von Trish verabschiedet?“ fragte ihr nachrufend.
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„Wir haben uns jedesmal verabschiedet, weil wir ja nicht wussten, wann das letzte Mal
sein würde“ antwortete sie und kam zusammen mit ihrer Tasche und ihrem Rucksack
aus der Küche. Er nahm ihr die Tasche ab und trat nach draußen, Dana sah sich noch
ein letztes Mal in ihrem Zuhause um, wer weiß, wann sie das nächste Mal hier sein
würde. Dann folgte sie ihm nach draußen und schloss die Tür. Sie schloss absichtlich
nicht ab, obwohl sie nicht genau wußte, warum.
Auf halbem Weg blieb sie stehen, stellte den Rucksack ab und rannte zurück, schloss auf
und lief geradewegs nach ob. Oben holte sie aus der obersten Schublade ihres
Schreibtisches den Brief an ihre Eltern, den sie vorsorglich schon vor drei Tagen
geschrieben hatte. Unten legte sie ihn auf den Wohnzimmertisch und eilte nun
letztendlich nach draußen.
„Brief“ erklärte sie, während sie sich zu ihm ins Auto setze, er hatte ihre Tasche und
den Rucksack bereits in den Kofferraum gepackt.
„Kanns losgehen?“ fragte er sich nocheinmal vergewissernd, dass es ihr auch wirklich
ernst war und sie das hier nicht schon nach den ersten 100 Meilen bereuen würde und
vor allem, dass sie ihn nicht hassen würde, weil er sie nicht mit mehr Nachdruck
aufgehalten hatte.
„Yap, von mir aus kanns losgehen“ antwortete sie und schenkte ihm ein zuversichtliches
Lächeln, dass ihn beruhigte und er fuhr los. Genau in diesem Moment begannen die
ersten Regentropfen auf den Boden zu fallen.
III Flucht
Bill Scully schüttelte den Regenschirm aus und folgte dann leicht durchgenässt seiner
Frau in sein trautes Heim. Ungewohnte Stille umfing ihn. Wahrscheinlich saß Dana
oben und las in einem ihrer Bücher, wo Missy und Charlie sich schon wieder
rumtrieben wollte er gar nicht wissen.
„Dana wir sind wieder da“ rief er nach oben.
„Bill, komm schnell her“ rief seine Frau aus dem Wohnzimmer. An ihrer Stimme
erkannte er, dass irgendetwas passiert sein mußte. Er hoffte nur nicht, seine Tochter in
den Armen dieses Williams auf der Couch vorzufinden, doch als er das Wohnzimmer
betrat, stand dort nur Margaret mit einem weißen Blatt Papier vor dem Couchtisch.
Sie hatte die Hand vor den Mund geschlagen und sah aus, alsob sie jeden Moment in
Tränen ausbrechen würde. Stumm und mit zitternder Hand reichte sie ihm das Stück
Papier, von dem er feststelen mußte, dass es sich um das Briefpapier handelt, dass er
Dana zum letzten Geburtstag geschenkt hatte.
Still las er die Zeilen, die seine jüngste Tochter ihm hinterlassen hatte, wobei seine
Augen immer größer wurden.
Liebe Mom, Lieber Ahab,
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wenn ihr diesen Brief lest, bin ich wahrscheinlich schon nicht mehr in dieser Stadt,
wahrscheinlich nichtmal mehr in diesem Staat. Ich bin mir sicher, dass ihr niemals
erwartet habt, dass ich weglaufen würde. So etwas hättet ihr von Melissa
erwartet, aber nicht, von der gewissenhaften Dana, doch ich habe es getan.
Ich habe nicht vor, euch damit zu verletzen, auch wenn ich weiß, dass ich es
ohnehin tue. Es tut mir Leid, ich möchte euch keinen Kummer bereiten, aber ihr
müsst meine Gründe verstehen.
Es kann so nicht weitergehen. Ich bin verzweifelt und in meiner Situation habe ich
etwas verzweifeltes getan, ich bin gegangen. Habe euch allein zurückgelassen,
jedoch nicht aus böser Absicht, es liegt mir fern euch Schaden zuzufügen. Doch
ich kann nicht bleiben! Wie könnte ich?
Ein Grund, der mich an meiner Handlung zweifeln ließ war: Du kannst nicht von
ihnen getrennt sein, so dass sie dich nicht sehen können. Doch schnell wurde mir
klar, dass das kein wirklicher Grund ist. Ihr wollt mich nach Irland schicken, so
viele Kilometer von euch entfernt, also wäre ich auch so von euch getrennt, durch
euren eigenen Willen. Ich gebe euch nicht die Schuld, dass es soweit gekommen
ist. Wahrscheinlich hätte ich wissen müssen, dass es nicht so werden kann, wie es
vor der Schwangerschaft war.
Ich habe nicht unüberlegt gehandelt, falls ihr das befürchten solltet. Tatsächlich
lag ich nächtelang wach und habe mir den Kopf zerbrochen, um eine andere Lösung
zu finden, aber ich bin gescheitert.
Versteht doch, ich kann nicht von ihm getrennt sein.
Ich kann mir eure Gesichter vorstellen, wie sie sich in Sorge und Zorn über meine
Naivität verziehen, doch ich bin nicht naiv. Sicher weiß ich nicht, ob es die wahre
Liebe ist, doch ich kann die Chance nicht einfach vorbeiziehen lassen. Was ist,
wenn sie es ist?
Was hättet ihr getan, wenn man euch hätte trennen wollen? Sagt nicht, dass ihr
niemals etwas so unüberlegtes getan hättet. Mom war damals kaum zwei Jahre
älter als ich, also hätte sie nicht mehr darüber nachdenken können, als ich es
getan habe. Außerdem, wie kann man sich schon sicher sein? Ihr wurdet ja nicht
getrennt.
Und doch wollt ihr mir den wichtigsten Menschen in meinem Leben nehmen. Obwohl
ich ihn erst seit so kurzer Zeit kenne, ist der Gedanke nicht bei ihm sein zu
können, der schlimmste, den ich mir vorstellen kann.
In nicht ganz 3 Monaten werde ich meinen 18. Geburtstag feiern. Ohne euch. Ich
bitte euch mich nicht suchen zu lassen, auch wenn ich weiß, dass diese Bitte
sowieso nichts bringt und ihr sofort, wenn ihr diesen Brief gelesen habt die Polizei
verständigen werdet. Doch sie werden mich nicht finden und sollten sie es doch,
dann werde ich wieder davonlaufen, sollte sich eure Einstellung nicht ändern. Ihr
könnt mich nicht in einen Käfig sperren um mich von ihm fernzuhalten. Spätestens
wenn ich volljährig bin, habt ihr keinen Einfluss mehr, ob ich ausziehe oder nicht.
Sollte mich die Polizei, wie ich hoffe, nicht finden, so werde ich euch nach meinem
Geburtstag wieder kontaktieren. Es fällt mir nicht leicht nicht bei euch sein zu
können, doch es ist leichter, als von ihm getrennt zu sein.
Ich will euch nur wissen lassen, dass es mir gut gehen wird. Mein Sparbuch habe
ich geplündert, doch wenn ihr es verlangt, werde ich euch alles zurückbezahlen. Ich
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versichere euch, dass ich mein Leben nicht wegschmeiße. William will sich einen Job
suchen und ich werde studieren, glaubt einfach daran, dass ich es schaffe. Er hat
mich nicht gezwungen mit ihm zu gehen. Tatsächlich war er dagegen, doch ich habe
einen starken Einfluss auf ihn, er würde alles für mich tun. Aus welchem anderen
Grund, als Liebe, sollte er das wohl tun?
Ihr habt mir beigebracht, dass ich Gott vertrauen soll, so bitte ich euch, tut das
auch. Er wird mich beschützen, denn er lässt uns nie im Stich. Alles geschieht aus
einem Grund, das habt ihr mir beigebracht und wir wurden von ihm
zusammengeführt, nur den Grund dafür müssen wir noch finden.
Ich liebe euch beide sehr, grüßt Missy und Charlie von mir und sagt ihnen, dass ich
sie lieb habe und mich bald bei euch melden werde.
In Liebe
Dana
Er sah zu Margaret, Tränen schimmerten in ihren Augen und einige begannen ihren
Weg über ihre Wangen zurückzulegen. Denn Brief achtlos auf den Boden fallen lassend,
rannte er die Treppen zum Kinderzimmer seiner jüngsten hinauf. Wild entschlossen
und von Zorn entbrannt riß er die Tür auf und riß sie dabei fast aus den Angeln.
Seinen Erwartungen zu Folge, lag ihr Zimmer in trügerischer Stille vor ihm. Die Türen
des Kleiderschrankes standen offen und er stellte ohne richtig hinsehen zu müssen fest,
dass viele ihrer Hosen, ihrer Pullover und T-Shirts fehlten, genau wie Teile ihrer
Unterwäsche und Socken. Ebenso fehlte ihre große Reisetasche, die sie erst letztes Jahr
gemeinsam gekauft hatten.
„Das glaube ich nicht“ schrie er mit rotem Kopf in die Leere des Zimmers. Eine Träne,
die einzige Träne, die er seit er ein kleiner Junge gewesen war, vergoss rollte über seine
Wange und er wischte sie widerwillig bei Seite.
Unten konnte er hören, wie sich die Tür öffnete.
„Mom, ihr seid schon zu Hause?“ hörte er die Stimme von Melissa, die er im ersten
Moment für die Stimme von Dana gehalten hatte. Hatten sie sich schon immer so
ähnlich angehört.
„Mom, was ist denn?“ konnte er seine Tochter fragen hören, doch seine Frau antwortete
nicht. Sollte er hinuntergehen und seiner Familie Gesellschaft leiste, immerhin war er
das Familienoberhaupt und immer derjenige, der sagte, wie es weiterging. Doch genau
in diesem Moment stellte Bill Scully fest, dass er zum ersten Mal in seinem Leben nicht
wußte, wie es weitergehen sollte.
Zur selben Zeit, als ihre Eltern den Brief entdeckten, saß Dana am Fenster einer kleinen
Raststätte und sah auf die Straße. Sie hatten Bridgeton schon seit ungefähr zwei
Stunden hinter sich gelassen und hielten jetzt geradewegs auf Salem zu von dort aus,
wollten sie noch heute nach Wilmington.
113
Obwohl sie eigentlich nicht wollte, dass er solange fuhr, hatte er sie überzeugt, dass es
sicherer wäre noch Heute nach Delaware überzufahren, da sie noch einen Vorsprung
vor der Polizei und ihren Eltern hatten.
„So in Gedanken?“ fragte er sanft und setzte sich gegenüber von ihr in die Nische.
„Meinst du, sie haben den Brief schon gefunden?“
„Ich weiß nicht. Dana, wenn du Zweifel hast, noch können wir umkehren und es ihnen
erklären“ bot er ihr an, doch sie winkte ab.
„Nein, ich habe keine Zweifel“ sie griff über den Tisch nach seiner Hand. „Ich wollte
das und ich will das auch immer noch“ bekräftigte sie ihre Aussage und er nickte
verständnisvoll. „Ich bin lediglich ein wenig unsicher“ gestand sie nach kurzer Zeit.
„Das kann ich gut verstehen, wir reißen ja schließlich nicht jeden Tag von zu Hause
aus.“ Sie schenkte ihm ein verhaltenes Lächeln und sah dann wieder auf die Straße. Er
betrachtete, wie sich ihre Stirn in Falten legte, während sie überlegte, dann drehte sie
sich wieder zu ihm um.
„Wie wollen wir von Wilmington weiter?“
„Zu erst werden wir uns dort irgendwo ein Motel oder sowas suchen. Morgen werden
wir früh aufbrechen und dann die Grenze nach Maryland passieren, hoffen wir einfach,
dass deine Eltern sich noch nicht an die Grenzbeamten gewandt habe, sonst könnten wir
ein Problem bekommen“ er lächelte ihr zuversichtlich zu. „In Maryland werden wir
über Elkton nach Aberdeen fahren. Dort werden wir wieder halten. Übermorgen fahren
wir lediglich nach Baltimore, da der nächste sichere Halt erst in Laurel ist und das
können wir unmöglich an einem Tag schaffen, also werden wir uns ins Nachtleben von
Baltimore mischen und uns ein bißchen die Stadt ansehen.“
„Ist das nicht gefährlich?“
„Nein, solang wir in großen Mengen bleiben und die Augen offen halten, dürften wir in
den Großstädten sicher sein. Leider müssen wir auch in Laurel anhalten, dass nicht
ganz so groß wie Baltimore ist, aber ich glaube, oder besser gesagt ich hoffe, dass sie sich
dort nicht mehr auf uns konzentrieren. Eigentlich suchen sie in den ersten Tagen nur im
näheren Bereich und deshalb dürften wir dort noch halbwegs sicher sein. In fünf Tagen
sollten wir dann in Washington ankommen -“
„Das ist der 1. Dezember“ stellte sie nebenbei fest.
„Yap, du hast recht. Wir feiern unseren eigenen 4. July einfach am 1. Dezember“ seine
Bemerkung entlockte ihr ein breites Lachen und sie drückte einen Moment seine Hand
noch ein wenig fester, dann zog sie sie zu ihrem Mund und küsste ihn sanft auf die
Finger.
„Wir sollten jetzt los, wir haben noch eine lange Fahrt bis zur Grenze“ sagte er leise und
erhob sich. Er bezahlte den Kaffee, den sie beide getrunken hatten und zusammen
verließen sie die schützende Wärme der Raststätte und hechteten in der Kälte, es war
inzwischen empfindlich kalt geworden, zu ihrem Auto.
114
„Wird unser Geld reichen?“ fragte sie sich die Hände reibend, als sie im Auto saßen.
„Vorausgesetzt, dass die Motels nicht zu teuer sind, sollten wir eigentlich bis Februar
über die Runden kommen und dann werde ich mir einen Job suchen und dir suchen wir
ein College.“
„Wir haben doch gar nicht das Geld dafür“ sie sah ihn ernst an.
„Irgendwie schaffen wir das schon, ich will, dass du studierst“ dann wandte er seinen
Blick ab und startete den Wagen. Dana sah aus dem Fenster und hing ihren Gedanken
nach.
War das wirklich dir richtige Entscheidung gewesen? Sie würden ihr gesamtes Leben
umkrempeltn müssen. Er hatte sein Studium abgebrochen und sie hatten ihr ganzen
Geld bei sich und so viel war das nicht. Knapp 14000 $. Im ersten Moment klang das
nach viel Geld, aber sie mußten sich davon eine völlig neue Existenz aufbauen und
beinahe drei Monate überleben.
Ihr Blick viel auf ihn, er saß entspannt hinter dem Steuer, hatte einen Ellenbogen auf
die Tür gestüzt und sah konzentriert auf die Straße. Sein Haar war etwas länger, als es
gewesen war, als sie ihn kennengelernt hatte. Sie hatte einmal erwähnt, dass es ihr
besser gefallen würde und er hatte es nicht wieder abgeschnitten. Es sah auch wirklich
besser aus. Machte ihn sexy und wenn er seine Brille trug, hatte er etwas von einem
Collegeprofessor.
Seine Augen wanderten zu ihr hinüber und trafen ihren Blick. Sie sahen sich kurz an
und lächelten dann beide.
In diesem Moment wußte sie, auch wenn es nicht hundertprozentig richtig war, so
waren es mehr als die Hälfte. Immerhin war sie mit ihm zusammen und gemeinsam
würden sie ihre neue Situation schon meistern.
Sie lehnte sich in ihrem Sitz zurück und schloss die Augen. Kurze Zeit später war sie
eingeschlafen. In ihren Träumen spiegelte sich ihre Unsicherheit und das hin und her
gerissen sein, zwischen zwei Wegen wieder.
Als sie erwachte – scheinbar erwachte – befand sie sich genau an der Stelle, an der sie
eingeschlafen war, im Auto. Doch sie wußte, dass sie träumte, in der Art, wie man eben
weiß, wenn man träumt. Ihr Blick wanderte zu ihm, er saß noch immer gelassen hinter
dem Steuer und seine Finger tromelten im Takt der Musik (wann hatten sie das Radio
eingeschaltet?) auf dem Lenkrad. Doch sie spürte Angst, fremde unbegründete Angst,
aber sie konnte nicht leugnen, dass sie sie spürte. Aber warum?
Vor ihren Augen tauchte die Grenze auf ( hatten sie Salem schon durchquert?) und in
diesem Moment war sie sich sicher, dass sie träumen mußte, zumindest hoffte sie, dass
es ein Traum war. Links und rechts von ihrem Wagen flankierten sie plötzlich zwei
Limousinen des Grenzschutzes.
Ängstlich sah sie in das Auto, welches neben ihrem Fenster fuhr. Vier Männer ( Berge
von Männern) saßen in diesem und, so merkwürdig das auch klang, sie trugen
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Armeeanzüge, wie im Krieg. Einer, der auf dem Beifahrersitz saß sprach in ein Handy
und obwohl sowohl ihrs als auch das Fenster der Limousine geschlossen war, konnte sie
genau verstehen, was er sagte.
„Jawohl Mr. Scully, wir bringen sie ihnen zurück, notfalls mit Gewalt!“
Fast schon panisch ( es war zwar nur ein Traum, aber die Gefühle waren echt) drehte
sie sich zu William um, doch der saß noch immer gelassen hinter dem Steuer, als hätte
er ihre Lage noch gar nicht registriert.
Da tauchte ein Dritter Wagen direkt vor ihnen auf. Doch dieser fuhr ihnen entgegen.
Ein furchtbarer Gedanke hallte in ihrem Kopf wieder: Wenn du im Traum stirbst, bist du
dann auch in der Realität tot? Natürlich war das ein idotischer Gedanke, aber sie hatte
keine Lust es herauszufinden.
Ein Blick auf William verriet ihr, dass er auch das dritte Auto nicht bemerkt hatte, dass
mit rund 80 Meilen auf sie zu raste. Zu Tode erschreckt griff sie über die Seite und
wollte das Lenkrad wegdrehen, doch sein Arm stoppte sie.
„Hab keine Angst Steuermann, dir kann nichts passieren“ das war nicht seine Stimme.
Das war zwar sein Gesicht, doch weder sein Mund bewegte sich, noch hatte er sich ihr
zugewandt. Lediglich seine Hand hielt sie davon ab, ins Steuer zu greifen, in einem
unrealistischen Moment spürte sie seine Finger, die noch immer im Takt ( sie konnte
keine Musik hören) auf ihrem Arm mitwippten. Doch es war die Stimme ihres Vaters,
die zu ihr sprach und versuchte sie zu beruhigen. Mit wenig Erfolg.
Der Wagen wurde immer schneller und kam immer noch auf sie zu. Der Aufprall
konnte nur noch Sekunden entfernt sein. Ihr Blick an das engegenkommende Auto
geheftet begann sie zu schreien. Dann kam der Aufprall und sie wurde unsanft in die
Wirklichkeit katapulltiert.
„Dana... Dana, ist alles in Ordnung“ das war seine Stimme, die voll Sorge zu ihr sprach.
Sie schlug die Augen auf und sah seine ängstlichen Augen, die auf ihr ruhten. Die
Straße! Warum sah er sie an und nicht auf die Straße. Doch sofort bemerkte sie, dass sie
standen, das Auto stand still auf einem Fleck. Gott sei dank!
„Alptraum“ japste sie und stellte fest, dass ihr Herz und ihr Puls rasten.
„Du hast auf einmal angefangen zu schreien. Ich hätte uns fast in einen Graben
gefahren, so sehr hast du mich erschreckt. Ist jetzt alles wieder okay?“ Sie nickte und
atmete tief ein und aus, bis sich ihr Atem wieder halbwegs beruhigt hatte. Sein Blick lag
noch immer auf ihr. Doch sein Ausdruck hatte sich geändert, von besorgt zu fragend.
„Wir waren an der Grenze und ich hatte dieses merkwürdige Angstgefühl. Ich meine,
ich wußte, dass ich träumte, aber es war einfach so... so“
„realistisch?“
„Nein, nur so präsent. Dann tauchten wie aus dem Nichts diese Grenzwagen neben uns
auf und einer kam uns entgegen, doch als ich zu dir gesehen habe, schienst du sie noch
nicht mal bemerkt zu haben. Wir rasten auf diesen Wagen zu und ich wollte das
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Lenkrad drehen, doch du hast mich nicht gelassen, dann war da die Stimme meines
Vaters, die sagte, dass mir gar nichts passieren könnte, aber ich habe es nicht geglaubt
und dann prallten wir in das andere Auto“ ihr Atem hatte sich wieder extrem
beschleunigt, während sie an den Traum zurückdachte.
„Was meinst du, hat das zu bedeuten?“ nun klang er wieder aufrichtig besorgt. Sie
zuckte mit den Schultern.
„Ich weiß nicht, wahrscheinlich gar nichts, nur das ich Angst habe, dass etwas schief
geht“ sie nickte, um ihr Worte zu bekräftigen, obwohl sie sich nicht wirklich sicher war.
„Du weißt, dass ich dich niemals“ er mußte den Satz nicht beenden, sie wußte auch so,
was er meinte.
„Ich weiß! Lass uns weiterfahren. Wo sind wir?“ fragte sie, um das Thema zu wechseln.
Obwohl er nicht wollte, ging er auf den Wechsel ein.
„Wir erreichen gleich Salem, dort werden wir eine kurze Pause einlegen und dann
machen wir uns auf nach Wilmington. Es sei denn, du willst nicht, dass wir heute über
die Grenze fahren“ sie schüttlete abwertend den Kopf.
„Wir lassen uns doch nicht von einem dummen Traum, der wahrscheinlich sowieso
nichts zu bedeuten hat abschrecken. Nein, ich will, dass wir über die Grenze fahren!“
„Okay“ sagte er und startete mit einem letzten Blick zu ihr das Auto und fuhr los. Es
war inzwischen dunkel geworden und Dana hatte absichtlich ausgelassen, dass sie lieber
im dunkeln über die Grenze wollte, als bei Tageslicht. Denn in ihrem Traum, war es hell
gewesen.
Im Moment, als Dana schreiend aus ihrem Traum erwachte saß ihre Familie einem
Polizeibeamten gegenüber, der Danas Brief las und warteten auf seine Reaktion.
Endlich legte der Mann den Brief zur Seite und räusperte sich.
„Nun, wir haben nicht selten mit Ausreißern zu tun-“
„Ich möchte nicht, dass sie mein Kind so nennen“ unterbrach Bill Scully ihn wüst und
der Polizeibeamte nickte sofort.
„Allerdings können wir eine Suche die erste Zeit nur auf den näheren Umkreis
beschränken, da ihre Tochter mindestens 5 Tage verschwunden sein muß, um das
Suchgebiet zu vergrößern.“
„Aber in ihrem Brief steht eindeutig, dass sie den Staat verlassen will“ meldete sich
Margaret zu Wort.
„Das könnte der Versuch eines Ablenkungsmanövers sein, aber in fünf Tagen werden
wir die Grenzen überwachen“ erklärte der Polizist geduldig.
117
„In fünf Tagen?“ wetterte Bill. „Man braucht nicht ganz vier Stunden um über die
Grenze nach Pennsylvania zu kommen, was glauben sie, wohin sie in fünf Tagen
verschwinden können?“
„Das genau ist ja der Punkt. Wir geben im Laufe des Abends eine Meldung an die
umliegenden Staaten aus. Außerdem sagten sie, dass sie gegen 10 Uhr das Haus
verlassen hätten und jetzt haben wir es kurz nach 5. Was bedeutet, dass sie schon über
die Grenze sein könnten und dann wäre das nicht mehr unser Aufgabenbereich-“ der
Polizist stoppte, als Bill Scully nach Luft schnappend aufstand.
„Nicht ihr Aufgabenbereich?“ schrie er. „Meine Tochter ist ein lebendiges Wesen und
nicht irgendein Aufgabenbereich, sie haben gefälligst alles in ihrer Macht stehende zu
tun, um sie wiederzufinden“ während er sprach, erhob sich der Beamte nickend. „Und
zwar sofort!“ Als der Beamte das hörte nickte er noch heftiger und ging so schnell wie
möglich zur Tür um hier zu verschwinden. Er hatte diesen Job erst seit ein paar
Monaten und man hatte ihm gesagt, dass es Eltern gäbe, die extrem autoritär wären,
aber von so einer Reaktion hatte ihm niemand erzählt. Sich wünschend unsichtbar zu
sein, glitt er aus der Tür.
Während sich der Polizist eingeschüchtert auf den Weg zu seinem Revier machte, ließen
Dana und William gerade Salem hinter sich. Sie hatten nur eine kurze Pause eingelegt,
da sie etwas in Verzug geraten waren, warum auch immer, und bis Willmington war es
noch ein ganzes Stück.
Dana wurde mit der untergehenden Sonne zusehends nervöser, sie konnte ihren
schneller werdenden Herzschlag in ihren Schläfen pochen fühlen, kurz hinter ihrer
Stirn, wo sich langsam Kopfschmerzen bemerkbar machten. Er bemerkte die
Veränderung, sprach sie aber nicht darauf an, weil er fühlte, dass sie erst ihre Stärke
wiederfinden mußte, bevor sie mit ihm darüber sprach.
Endlich tauchte die Grenze nach Delaware vor ihnen auf, die Sonne war nun endgültig
am Horizont verschwunden. Eine merkwürdige Spannung begann sich im Auto zu
entwickeln. Schweiß lief von seiner Stirn und brannte in seinen Augen, er fuhr sich
einmal kurz mit dem Arm über die Augen und als er den Arm wieder wegnahm, konnte
im Rückspiegel zwei Scheinwerfer sehen.
Nur ein anderes Auto, kein Grund zur Panik, nur ein anderes Auto, das eben auch über die
Grenze will. Doch er wußte es besser, spürte es besser. Er wußte breits, das an den Seiten
des Auto in großen gelben Buchstaben >Zollkontrolle< dranstehen würde, noch bevor
das Auto genug beschleunigt hatte, um mit ihnen auf der gleichen Höhe zu fahren.
Sein Blick viel auf Dana und sie wirkte sehr klein in ihrem Sitz. Hatte er wirklich
geglaubt, dass sie das Auto nicht gesehen hatte? Nicht geglaubt, gehofft.
„Aller in Ordnung?“ fragte er, während er einen Blick in das Fahrzeug neben ihnen
warf. Es saßen vier Leute in der typischen Grenzbkleidung darin und der, der auf dem
Beifahrersitz saß winkte ihm zu. Natürlich wußte er, was das zu bedeuten hatte, er hatte
seinen Führerschein schließlich nicht erst seit einem Tag, er sollte rechts ran fahren.
118
Einen Moment wurde er geradezu von dem Gefühl überschwemmt einfach das
Gaspedal bis zum Anschlag durchzutreten, dann setzt er den Blinker in Gang und fuhr
rechts ran.
„Müßten die sich nicht längst gemeldet haben?“ fragte Charlie, seine Melissa hatte ihn
bereits nach zwei Stunden von Mike wieder abgeholt und ihm erzählt, dass Dana
gegangen war. Es war schwer für ihn zu verstehen, dass seine Schwester einfach weg
war. Heute morgen hatten sie noch miteinander gesprochen und nun war sie einfach
verschwunden. Getürmt, mit jemanden, den sie kaum kannte. Doch im Gegensatz zu
seinen Eltern, verstand er Dana.
Er hatte mal ein Kaninchen, dass er wirklich geliebt hatte und Bill hatte gesagt, dass er
es töten würde, wenn er es fand. Dana hatte ihm erzählt, dass Bill das mit ihrem auch
machen wollte, bevor er geboren war und sie hatte ihm auch erzählt, was passiert war,
als sie es vor ihm versteckt hatte. Doch er wußte nicht, was er tun sollte, damit seinem
Kaninchen nicht dasselbe passierte. Da hatte er kurze Zeit wirklich den Gedanken
gehabt, einfach wegzulaufen und sich und das Kaninchen in Sicherheit zu bringen, so
mußte es Dana gehen. Sie wollte einfach nicht, das William etwas passierte.
Obwohl Charlie erst 11 Jahre alt war, hatte er sehr wohl mitbekommen, das Dana und
ihr Vater in letzter Zeit sehr viel Streit hatten und das Dana auf ein Internat sollte. Er
wusste, dass das für sie etwas sehr schlimmes war.
„Das dauert eine Weile“ sagte seine Mutter traurig und strich ihm durch sein Haar. Er
hasste es, wenn sie das tat, schließlich war er schon ein großer Junge, jedenfalls sagte
sein Vater das. Aber heute würde er es zulasssen, wenn sie sich dadurch besser fühlte,
dann könnte er das ertragen.
„Werden sie Dana finden?“
„Klar doch“ antwortete Melissa. „Lass uns nach oben gehen, okay? Ich Spiel auch
dieses dämliche Spiel mit dir“ fügte sie hinzu und er sprang ohne besseres Wissen
erfreut auf. Für gewöhnlich spielte Missy nie mit ihm. Sie nannte ihn immer ihre
Pestbeule und eigentlich spielte er lieber mit Dana, aber er freute sich trotzdem darüber.
Er sah, wie ihr Vater Missy einen Blick zuwarf, den Charlie nicht einordnen konnte.
Für gewöhnlich war ihr Vater immer böse auf Missy, aus irgendwelchen Gründen. Aber
jetzt sah er sie gar nicht böse an, eher.... dankbar. Das war es, er sah sie an, als hätte sie
ihnen eine Last abgenommen. Für kurze Zeit war er wütend, dass sie ihn als Last
betrachteten, aber dann dachte er, dass das wahrscheinlich – wenigstens im
Augenblick – sogar stimmte.
Schnell verschwand er zusammen mit Missy im Obergeschoss. Ihn überlief plötzlich ein
kalter Schauer und er spürte, dass etwas mit seiner Schwester nicht stimmte, doch da
nicht sagen konnte was es war, tat er es als unwichtig ab, etwas das Dana im Moment
gar nicht tat.
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„Was machen wir den jetzt?“ flüsterte Dana und ihre Stimme zitterte, obwohl sie es
versuchte zu verbergen. Ihr ganzes Körper schien verspannt und kurz vor einer
Explosion zu stehen, es war ähnlich wie bei einem Orgasmus, mußte sie feststellen,
allerdings waren die Gefühle jetzt nicht mal in der Nähe von gut.
„Ruhig bleiben“ beschwichtigte er sie, obwohl er inzwischen erbenfalls Kopfschmerzen
hatten, die zu einem monotonen Klopfen geworden waren und sein eigenes Herz den
Anschein erweckte, als würde es seinen Dienst jeden Moment wegen Überanstrengung
aufgeben.
Der Wagen des Grenzschutzes fuhr vor ihnen an die Seite und die beiden Männer, die
auf dem Rücksitz gesessen hatten, stiegen aus.
Vielleicht ist das nur die Ruhe vor dem Sturm und sobald wir auch nur eine falsche
Bewegung machen, werden die anderen beiden hierher gestürmt kommen, dachte William
besorgt. Die beiden Männer waren bewaffnet und er spürte, wie sein T-Shirt
unerträglich naß zu werden schien. Hatte er jemals in seinem Leben ohne Sport schon
so geschwitzt?
Einer der Männer blieb vor ihrem Auto stehen, während der zweite zu Williams Tür
kam und ans Fenster klopfte. So schnell wie möglich, ohne auffallend zu wirken,
kurbelte William das Fenster herunter und versuchte entspannt auszusehen, obwohl
sowohl seine Nerven, als auch sämtliche Sehnen in seinem Körper bis zum Zerreißen
gespannt waren.
„Guten Abend, Sir“ er sah ins Auto zu Dana „Ma’am.“ Prüfend sah er in das Auto und
hatte anscheinend alle Zeit der Welt, denn es dauerte fast eine Ewigkeit, bis er
weitersprach.
„Es tut uns wirklich sehr leid, aber sie werden uns folgen müssen“ sprach er, als würde
das alles erklären.
„Ist irgendetwas nicht in Ordnung?“ fragte William und versuchte es beiläufig klingen
zu lassen, erstaunlicherweise gelang ihm das sogar recht gut. Er warf einen flüchtigen
Blick zu Dana, die immer noch kein bißchen besser aussah, aber er wußte, dass sie
tapfer sein würde.
„Wir haben einige technische Probleme, der Strom ist völlig weg. Die Schranken
bewegen sich keinen Milimeter, aber wir werden ihre Papiere überprüfen und ihnen
einen Weg um die Grenze zeigen“ sagte der Mann in einem netten Tonfall und stutzte
kruz, als sowohl William als auch Dana hörbar ausatmeten.
„Wenn ich sie nun bitten dürfte, uns zu folgen“ fügte er hinzu. William nickte ihm
freundlich lächelnd zu und wartete, bis der Grenzbeamte mit seinem Kollegen wieder
im Wagen saß, bevor er sich zu Dana umdrehte.
„Bei dir alles in Ordnung?“ fragte er, denn obwohl sich ihre Haltung im allgemeinen
wieder entspannt hatte, sah sie immer noch wie der lebendige Tod aus.
„Geht schon wieder, Gott ich habe wirklich gedacht, dass.... Ich weiß nicht, was ich
gedacht habe, auf alle Fälle hat es mir nicht besonders gefallen“ was noch stark
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untertrieben war. „Du solltest ihm jetzt lieber nachfahren“ sie lächelte matt und sank
völlig in ihrem Sitz zusammen. Sie sah nicht mehr wie er nickte, fühlte nur, wie er
anfuhr, als sie ihre Augen schloss und entgegen ihren Erwartungen sofort einschlief.
Als sie wieder erwachte waren die Kopfschmerzen ein wenig abgeflaut und pochten nur
noch leicht hinter ihrer Schläfen, allerdings schmerze ihr Nacken und sie schwitzte
unangenehm. Träge öffnete sie ihre Augen und sah hinüber zu William, er machte
ebenfalls keinen sehr taufirschen Eindruck mehr auf sie.
„Wo sind wir?“ fragte sie leise, um ihn nicht zu erschrecken.
„Hey, na wieder wach? Noch ungefähr eine Stunde von unserem Bestimmungsort
entfernt“ er lächelte müde und sie wünschte sich nichts sehnlicher, als dass sie ihm ein
wenig Last abnehmen könnte. Warum hatte sie nicht wieder jeder amerikanische
Teenager schon ihren Führerschein gemacht?
„Suchen wir uns spontan ein Hotel aus oder hast du bereits eins ins Auge gefasst?“ Sie
gähnte einmal ausgiebig und sah ihn dann fragend an. Eigentlich war die Frage unnötig,
aber sie fühlte sich nicht so besonders und wollte nicht sofort wieder einschlafen.
„Spontan übt auf mich einen schönen Reiz aus“ meinte er und sah gerade wegs auf die
nicht gerade viel befahrene Straße. Okay, so viel zum Thema Gesprächsstoff, dachte
Dana. Plötzlich ertönte ein lautes Grummeln aus ihrem Magen und sie kicherte
verlegen, als er sie grinsend ansah.
„Scheint so, als hätte dort jemand hunger“ kommentierte er kurz und sie griff mit einer
gekonnten Drehung den Rucksack vom Rücksitz, um ein ziemlich platt gedrücktes
Sandwich hervor zu zaubern.
„Du auch?“ fragte sie und hielt ihm das Sandwich verführerisch unter die Nase, mit
einem schnell Haps hatte er einmal abgebissen, um es ihr dann aus der Hand zu
nehmen.
„Hmm, die sind gut“ meinte sie, nachdem aus in eines gebissen hatte. Eigentlich
schmeckten sie ganuso wie jedes andere Sandwich auch, aber ihr hungriger Magen
nahm es wie eine Gourmetmahlzeit zu sich. Er nickte zustimmend und sie aßen
schweigend jeder zwei Sandwiches.
Schon bald hatten sie Wilmington erreicht, was für beide eine enorme Erleichterun war,
den ersten Teil ihrer Stecke hatten sie hinter sich, blieben nur noch vier weitere. Dana
rutschte angespannt auf ihrem Sitz herum. Langsam aber sicher konnte sie nicht mehr
sitzen. Ihr Hintern tat ihr weh und ihre Knie beschwerten sich über die gezwängte
Haltung, zudem waren ihre Kopfschmerzen wieder stärker zurückgekehrt und
dröhnten in ihrem Schädel.
„Was hällst du von dem?“ fragte er auf einen Bungalowplatz deutend. Davor stand ein
großes blinkendes Neonschild, auf dem einige Buchstaben ausgefallen waren (waren bei
diesen Schildern nicht immer irgendwelche Buchstaben ausgefallen?). Smitty’s Sweet
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Dreams Motel, sollte es heißen, stattdessen leuchtete ihnen nur Smitt ’s Swe t D ams
Mot l rot entgegen.
„Für mich sieht heute alles gut aus“ gab sie ihm müde zu verstehen und er fuhr auf dem
Parkplatz, auf dem nur zwei weitere Autos standen. Das eine, ein brauner Pick Up
Track, hatte einen großen Stoßstangenaufkleber hinten drauf kleben, der die gesamte
Atmosphäre vor dem Motel prima zusammenfasste: Hupe, wenn du geil bist.
Sie stiegen aus und liefen händchenhaltend zum Bungalow, welches mit REZEPTION
beschrifftet war. Als William die Tür öffnete, erklang ein leises Glöckchen, das man
vielleicht in einer Bäckerei erwartet hätte, aber nicht in so einem billigen Motel. Obwohl
er noch nicht wusste, ob es tatsächlich billig war.
Gleich aufs Leuten trat ein älterer Mann mit einem Zigarrenstummel im Mundwinkel
aus einem Hinterzimmer, das kurz hinter dem Tresen, auf dem dringend mal Staub
gewischt werden musste, lag. Dana konnte die undeutliche Übertragung eines
Baseballspiels aus einem alten Fernsehr warnehmen. Der Mann trug eine zerschließene
Korthose, deren Hosenträger neben seinen Beinen hingen und dazu ein gelbes
Unterhemd, welches zu seinem besten Tag, der schon lange her sein musste, sicher mal
weis gewesen war. Kurz gesagt, er füllte das Image eines billigen Motelbesitzer bis ins
kleinste Detail zufriedenstellend aus.
„Was kann ich für sie tun?“ fragte er und versuchte höflich zu klingen, was man ihm
jedoch keine Sekunde lang abkaufte. Er konnte nicht verstecken, dass er lieber zwei
zahlende Gäste vorbeiziehen lassen hätte, als seinen Hintern von seinem geliebten Sessel,
der mit der eingesessenen Beule im Polster, zu erheben und das dazu laufende
Baseballspiel aufgeben zu müssen.
„Was kostet ein Doppelzimmer bei ihnen?“ fragte William mit echter Höflichkeit in
seiner Stimme.
„75$ die Nacht, Frühstück inklusive“ gab die Witzfigur von einem Portier zur Antwort.
„Gut, dann hätten wir gerne eins.“ William war noch immer die Nettigkeit in Person
und Dana bewunderte ihn für seine ausgeglichene Haltung. Sie selbst war so müde, dass
sie ihr Mundwerk mit Sicherheit nicht mehr unter Kontrolle hätte halten können, wenn
sie die Verhandlungen geführt hätte.
„Für wie lange?“ Jetzt schien der Portier ebenfalls etwas netter zu werden, als er
Williams junge, aufreizende Gesellschaft bemerkte. „Wir vermieten die Zimmer auch
nach Stunden“ fügte er höflich nach einem ausgiebig gierigen Blick auf Dana hinzu.
„Die ganze Nacht, bitte.“ So langsam schmolz auch Williams Willenskraft dahin, er war
müde und sah es überhaupt nicht gerne, wie der alte Sack Dana anschmachtete und
dabei auf seinem Zigarrenstummel herumkaute.
„Zahlen sie bar oder mit Kreditkarte?“ Der alte Mann verfiel wieder in seine
Unhöflichkeit zurück, starrte Dana jedoch weiterhin an, die sich zunehmend unwohler
fühlte.
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„Ich warte draußen“ sagte sie leise zu William und drehte dem gaffenden Portier ihre
Rückansicht zu und verließ das Bungalow. Draußen schlang sie ihre Arme um ihren nur
mit einem Pullover bedeckten Kröper, der innerlich zu kochen und äußerlich zu
erfrieren schien.
„Das ist okay, alles was du brauchst ist etwas Schlaf, dann geht es dir bald wieder
besser“ redete sie leise zu sich selbst, obwohl sie es besser wusste. Die Erkältung, die sie
vor zwei Wochen verfehlt hatte, war nun zurückgekehrt, um sie doch noch zu
erwischen. Sie hoffte nur, dass es noch ein paar Tage dauern würde, sie wäre eine noch
geringe Hilfe für ihn, wenn sie krank war, als sie es ohnehin schon war.
„Können wir?“ ertönte seine Stimme hinter ihr und als sie sich ihm zuwand, hielt er
lächelnd einen baumelnden Schlüssel zwischen seinem Zeigefinger und Daumen in die
Höhe.
„Sicher“ erwiederte sie matt.
„Bist du in Ordnung?“ er sah sie besorgt an, während sie sich auf den Rückweg zu
ihrem Auto machten, um die Taschen zu holen.
„Ich bin nur müde, dass ist alles“ sie hoffte, dass sie überzeugend genug für ihn klang,
er warf ihr einen abschätzenden Blick zu, bis er schließlich nickte. Gemeinsam trugen
sie ihre Taschen ins Bungalow Nr. 9, die Honeymoonsweet, wie William ihr stolz auf
dem Weg berichtet.
„Falls wir jemals heiraten sollten, werde ich mich sofort wieder scheiden lassen, sollten
wir unsere Flitterwochen in so etwas verbringen“ meinte sie ernst, nachdem er die Tür
geöffnet hatte und ein absolutes Kitsch-Chaos freilegte.
Das gesamte Bungalow bestand aus einem Raum und einem dazugehörigen
Badezimmer, der großteil des Raumes wurde von einem überdimensionalen Bett in
Herzform eingenommen. Es war alles strikt in rot, rosa und pink Tönen gehalten, bei
deren Anblick Danas Magen eine gefährliche Wendung vollführte.
„Für eine Nacht werden wir das schon durchhalten, oder?“ er sah sie prüfend an. Sie
nickte, hob ihre Tasche, die sie als erste Schockreaktion hatte fallen lassen, auf und
stapfte todesmutig ins Zimmer hinein. Er folge ihr lächelnd und schloss die Tür hinter
sich. Wobei er sofort überprüfte, ob die Klinke auch einen sicheren Eindruck machte
und war positiv überrascht, als sie sich als äußerst standhaft erwies.
„Ich denke, ich werde erst einmal duschen gehen“ stellte sie fest, nachdem sie einen
Fleck für ihre Tasche gefunden hatte und begann bereits ihren Pullover auszuziehen.
„Tu das“ meinte er nur und sah, wie sie bewaffnet mit ihrer Waschtasche im
Badezimmer verschwand. Kurz darauf hörte er das Rauschen von Wasser, dicht gefolgt
von einem Schrei. Er wollte gerade ins Badezimmer stürzen, als sich die Tür öffnete und
Dana mit einem angewiederten Gesichtsausdruck heraustrat.
„William“ jammerte sie wehleidig. „Das Wasser ist braun.“ Im ersten Moment konnte
er nicht anders als hoffnungslos zu lachen. Wie sie dort in der Tür stand nur mit einem
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Handtuch bekleidet und diesem unheimlich süßen Ausdruck auf ihrem Gesicht sah sie
einfach zum Anbeißen aus.
„Das ist nicht lustig“ stellte sie ernst fest und er bemühte sich sehr sein unkontrolliertes
Lachen wieder einzudemmen. Dann ging er zusammen mit ihr zurück ins Badezimmer,
auf dessen Boden ihre sämtlichen Klamotten verteilt waren. Er drehte die Dusche an
und es gab ein lautes Knattern aus den Rohren und schließlich ergoss sich etwas
braunes schleimiges auf den Boden der Dusche.
„Als wir das erste mal in unserem neuen Haus duschen wollten, sah das Ganze genauso
aus, du musst es einfach nur eine Weile laufen lassen, dann kommt irgendwann klares
Wasser“ stellte er lächelnd fest.
„Schön und woher soll ein einfaches kleines Stadtmädchen so etwas wissen?“ fragte sie
schmollend.
„Niemand hat das von dir verlangt und so ein einfaches kleines Stadtmädchen bist du
gar nicht“ sein Lächeln hatte sich in ein erfreutes Grinsen verwandelt. Es viel ihm
schwer seine Hände von ihr zu lassen, aber er war einfach zu müde.
„Na gut, Supermann. Was hällst du davon, wenn wir zusammen duschen und du mir
den Rücken wäscht, als quasi Wiedergutmachung“ schlug sie nun ebenfalls lächelnd vor
und sah dann kritisch auf die Dusche. Die braune Schleimsubstanz sah inzwischen nur
noch wie Suppe aus und wurde immer dünner, glücklicherweise.
„Ich wüsste nicht, was ich wieder gut zu machen hätte, aber das Angebot nehme ich
trotzdem gerne an“ er beugte sich zu ihr herunter und gab ihr einen flüchtigen Kuss auf
den Mund, bevor er das Badezimmer verließ, um sich seiner Sachen zu entledigen und
mit ihr unter die Dusche zu hüpfen.
Mit langsamen massiereden Bewegungen seiften sie sich gegenseitig ein, zu erschöpft um
es als Vorspiel zu betrachten, genossen sie einfach nur die Nähe des anderen. Nachdem
das warme Wasser ihre Haut schon langsam schrumpeln ließ, entschieden sie der
angenehmen Wärme auf Wiedersehen zu sagen und drehten die Dusche aus. Vor der
Kabine wickelten sie sich in zwei große Handtücher ein und verließen dann das
Badezimmer.
Wenigstens war das Zimmer gut geheizt, so dass ihre überhitzten Körper nicht gleich zu
schlottern begannen. Sie suchte aus seiner und ihrer Tasche die Schlafanzüge hervor
und reichte ihm seinen. Kaum waren sie angezogen vielen sie todmüde ins Bett.
Allerdings musste Dana noch einmal aufstehen, um ihre Haarbürste aus ihrem kleinen
Rucksack zu kramen, dann kehrte sie in Bett neben ihn zurück, setzte sich mit ihrem
Rücken gegen die Wand und begann träge ihre Haare durchzukämmen.
„Ist Aberdeen auch so eine Kleinstadt?“ fragte sie, um die Stille zu unterbrechen.
„Es ist ein bisschen größer, aber noch sicher genug“ gab er mit geschlossenen Augen zur
Antwort. Schließlich waren sämtliche Haare gekämmt und sie legte die Haarbürste auf
ihren Nachttisch, löschte das Licht und kuschelte sich dann eng an ihn. Er schlang seine
um sie, zum einen, weil er ihre Nähe fühlen wollte, zum anderen, weil er verhindern
wollte, dass er heute Nacht aus dem Bett fallen würde, denn in einem herzförmigen Bett
124
zu schlafen stellte sich als schwerer heraus, als sie gedacht hatten, was beide am
nächsten morgen feststellen sollte.
In ihrem Kopf hatte eine Abrissbirne beschlossen ihren Schädel von innen heraus zu
zerschlagen, das war das erste, was sie bemerkte, als sie erwachte. Obwohl man wirklich
nicht sagen konnte, dass sie erwachte. Tatsächlich öffnete sie nur kurz ihre Augen, um
dann ein undefinierbares Wimmern von sich zu geben und die Augen sofort wieder fest
zuzukneifen.
Die Decke und ihr Pyjama klebten extrem an ihrer schweißbedeckten Haut, ihr Hals
brüllte vor Schmerzen und sie spürte dieses fiese, nagende Kitzeln in ihrem Rachen,
welches sie wissen ließ, dass sie husten musste. Alle Kraft die sie aufbringen konnte
einsetzend wehrte sie sich dagegen, doch als ihre Augen bereits vor Anstrengung zu
tränen begannen und ihr Kopf zu platzen drohte, ließ sie schließlich nach, etwas, dass
sie besser nicht getan hätte.
Wie ein Kanonenschlag brach ein Hustenanfall aus ihr heraus, sie war sich sicher, dass
ihr Kopf geplatzt wäre, zumindestens fühlte sie für kurze Zeit absoult gar nichts mehr.
Dann stellte sich der Schmerz in ihrem Hals erneut ein und ließ sie fast weinen.
„Dana?“ fragte seine besorgte Stimme nahe neben ihrem Bett, in einem abgelegenen
Teil ihres Gehirns hatte sie eine Tür gehört und schloss, dass er vermutlich gerade im
Badezimmer gewesen war, im nächsten Moment spürte sie etwas angenehm feuchtes auf
ihrer Stirn. Der kühle Lappen, T-Shirt, Handtuch oder was auch immer es war,
dämpfte das Feuer, das hinter ihrer Stirn wie ein Vulkanausbruch loderte, wenigstens so
weit, dass sie sich kurz entspannen konnte.
In ihrem Rachen begann bereits das Kitzeln von neuem und sie wollte einfach nur
losheulen. Sie hasste es krank zu sein und ganz besonders, hasste sie es zu diesem
wichtigen Zeitpunkt.
„Wir müssen dich zu einem Arzt bringen“ sagte er leise. Sie schüttelte entschieden den
Kopf, was sie sofort darauf bereute, als der Vulkan wieder ausbrach. Während sie damit
beschäftigt war, dem Schmerzen einhalt zu gebieten, kämpfte sich das Kitzeln an die
Luft und sie musste sich aufsetzen, als ein erneuter Hustenanfall, schlimmer als der
erste, ihren durchschwitzen Körper zum aufgeben zwang. Erschöpft viel sie zurück in
die völlig durchnässten Kissen. Ihre Arme und Beine kribbelten merkwürdig und in
ihren Zehen hatte sie absolut kein Gefühl mehr. In ihren Handgelenken pulsierte das
Blut und sie hätte schwören können, dass ihre Pulsadern groß und blau hervorstachen
und nur darauf warteten zu zerspringen.
„Kein Arzt“ krächzte sie.
„Aber du bist wirklich krank“ widersprach er. Er klang aufrichtig besorgt und sie liebte
ihn dafür, aber sie konnten nicht einfach zu einem Arzt gehen, verstand er das nicht?
Ein Anruf und ihre Eltern würden sofort wissen, wo sie waren und dann wäre alle zu
Ende, was gerade erst begonnen hatte.
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„Nur eine leichte Grippe“ beim Wort Grippe versagte ihre Stimme ganz und gar und er
konnte es nur daran erkennen, wie sie ihre Lippen formte.
„Das ist keine Grippe, ich hatte Grippe“ sprudelte es überschwenglich aus ihm heraus.
„Ich habe Menschen gesehen mit einem wirklich schlimmen Fall von Grippe, aber
keiner von denen hat so ausgesehen wie du, Dana das ist keine Grippe“ versuchte er
verzweifelt sie zu überzeugen, dass sie zu einem Arzt musste. Aber sie stoppte seine
Versuche mit einer abrupten Handbewegung und er verstummte. Sicherlich hätte er sie
auch gegen ihren Willen zu einem Arzt schleppen können, sie machte nicht den
Eindruck als könne sie starken Widerstand leisten, aber Tatsache war, dass sie danach
vermutlich nie wieder ein Wort mit ihm sprechen würde, geschweige denn könnte, da
ihre Eltern sie wahrscheinlich nichtmal mehr aus ihrem Zimmer lassen würden.
„Okay, also was dann?“ fragte er schließlich resignierend und ein ganz winzig kleines
Lächeln erschien kurz auf ihrem Mund.
„Hilf mir unter die Dusche“ presste sie unter großer Anstrengung hervor, eigentlich
fühlte sie sich, als würde sie nicht einen Meter gehen können ohne zusammen zu
brechen, aber das dürfte sie ihm auf gar keinen Fall sagen. Sie würde sich schneller im
nächsten Krankenhaus wiederfinden, als sie widersprechen konnte. Also setzte sie sich
auf, unterdrückte das Gefühl einfach in Ohnmacht zu fallen und legte einen schlaffen
Arm um seine Schultern. Bevor sie aufstehen konnte, hatte er bereits die Decke
zurückgeschlagen und einen Arm um ihren Rücken geschlungen und den anderen unter
ihre Knie, so hob er sie vorsichtig hoch. Ihr fehlte jegliche Kraft Widerstand zu leisten
und das verängstigte ihn mehr als alles andere.
Im Badezimmer setzte er sie sachte auf die Toilette, achtete darauf, dass sie nicht
herunterrutschte und ihr Kopf ruhig auf den Fliesen ruhte, dann hielt er sie mit einem
Arm fest gegen den Spülkasten gedrückt, während er mit der anderen die Dusche in
Gang setzte und die Temperatur regelte. Dann wandte er sich wieder ihr zu und begann
ihr Pyjamaoberteil aufzuknöpfen. Ihre Haut war vollkommen mit Schweiß überzogen,
ihre Augen immer noch geschlossen saß sie wie ein Marionette, deren Schnüre gerissen
waren, auf der Toilette dieses billigen Motels.
Nachdem er sie ihres Oberteils befreit hatte, wurde sein Griff stärker um sie und es
erweckte fast den Eindruck, als würde er sie umarmen, aber das lag ihm fern. Er zog sie
auf die Beine, darauf bedacht, nicht zu sehr an ihren Haaren zu ziehen, die bei jeder
Bewegung an seinen Armen kleben blieben, hielt sie eng mit einem Arm umschlungen,
während er verzweifelt versuchte, die Hose über ihre Hüfte zu ziehen. Nach einiger Zeit
gelang es ihm schließlich und die Hose rutschte über ihre Knie und kam an ihren Füßen
zur Ruhe. Schnell hob er sie heraus und setzte sie in die Duschkabine.
Ein leiser Seufzer entkam ihren Lippen, als das kühle Wasser auf ihre heiße Haut traf.
Fieber, entschied sie, war immer das Schlimmste an einer Krankheit, es ließ einen
frieren, während man schwitzte und raubte einem jede Kraft.
Er verbrachte eine Weile damit, ihren schlaffen Körper mit einem Schwamm zu
waschen, während sie erschöpft an der Wand lehnte. Zu schwach, um ihm irgendeine
Hilfe zu sein. Letztendlich drehte er das Wasser ab und hob sie aus der Dusche, zu
diesem Zeitpunkt bemerkte er, dass sie ohnmächtig geworden war. Schneller als ihm
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lieb war, entschied der rationale Teil, ein sehr kleiner Teil zugegebener Maßen, in ihm
dass das vermutlich sogar besser so war.
Ingesamt vierzig Minuten vergingen, bis er sie abgetrocknet, angezogen, ihre Haare
halbwegs gekämmt und zusammengebunden, ihre Sachen gepackt und zusammen mit
seinen ins Auto geschafft hatte. Dann trug er sie sanft zum Auto und legte sie auf den
Rücksitz, den er zuvor mit einer Decke und einem aus dem Hotel geklauten Kissen
ausgepolstert hatte.
Wenn er ehrlich war, war er schon völlig kaputt, als er ins Auto stieg und sich
schmerzlich vor Augen hielt, dass er jetzt noch 7 Stunden fahrt bis nach Aberdeen vor
sich hatte.
Es waren bereits mehr als 24 Stunden vergangen und noch immer hatte Familie Scully
kein Lebenszeichen ihrer Tochter oder ihres Entführers, so war es wie Bill jr. ihn
liebevoll nannte, erhalten. Langsam aber sicher, begann es zwischen den einzelnen
Familienmitgliedern zu brodeln, unausgesprochene Schuldzuweisungen wurden in
Gedanken getätigt.
Natürlich war es Charles, der als Jüngster darunter zu leiden hatte. Seine Mutter
bekam die Hände nicht mehr von ihm los, ständig musste sie ihn betuddeln, dabei hatte
er gar nicht vor wegzulaufen. Sein Vater missachtete jeden von ihnen und schrie jede
Person an, die nur in seine Nähe kam, sein Bruder ließ keine Gelegenheit aus ihm zu
sagen, dass er im Weg stand und seine Schwester, naja seine Schwester war schon
immer eigenartig gewesen, schon bevor Dana verschwunden war. Sie versuchte ständig
mit ihm zusammen Kontakt zu Dana aufzunehmen, mit einem Stein. Was
wahrscheinlich die dümmste Methode im Zeitalter des Telefons und der Computer war,
die er sich vorstellen konnte.
Ab und zu kam ein Polizist vorbei stellte die selben Fragen immer und immer wieder,
trank eine Menge Kaffee, aß eine riesen Menge Kekse und verschwand dann wieder. So
ging es seit gerstern stündlich.
Schon allein deshalb wünschte er sich nichts sehnlicher, als das die Tür aufgehen würde
und Dana hereinkam, sich alle weinend und verzeihend in den Armen lagen und alles so
werden würde wie früher. Bis auf einen kleinen Unterschied, seine Eltern sollten endlich
William akzeptieren, immerhin war er der erste von Danas Freunden, der ihn Großer
nannte und den sie wirklich gern zu haben schien.
Aber er wusste, dass nicht alles im Leben so einfach war.
Ihm war klar, dass sie begonnen hatte zu fantasieren, spätestens da, wo sie eine Meile
vor einer Tankstelle aufgewacht war ihn Elvis genannt hatte und ihn gefragt hatte, ob
ihr Gesicht schmilzen würde. Wenn die ganze Sache nicht so furchtbar gewesen wäre,
dann hätte er mit Sicherheit einen Lachkrampf bekommen, stattdessen hatte er sie
lediglich erschrocken angesehen, als sie sofort wieder in Ohnmacht viel. Seitdem wachte
127
sie alle halbe Stunde auf, brabbelte etwas unverständliches und wurde wieder
bewusstlos.
Er fuhr gerade in ein kleines Dorf hinein, das letzte bevor es wieder über die Grenze
ging, als sie das nächste Mal erwachte. Ein leises Stöhnen kündigte es an, dann richtete
sie sich auf und sah ihn mit großen fiebrigen Augen an.
„Bist du der Weihnachtsmann?“ nuschelte sie krächzend und eigentlich erwartete er,
wenn er sich umdrehte, dass er sah, wie sie wieder auf die Rückbank sank, doch sie blieb
mit aufgestützten Armen sitzen und sah ihn abwartend an, was sollte er darauf sagen?
Sie wollte augenscheinlich eine Antwort haben.
„Ja“ antwortete er schließlich, bevor er sich überhaupt darüber bewusst wurde.
„Oh“ ertönte es von der Rückbank, dann ein plums und er wusste, dass sie erneut
ohnmächtig geworden war. Das war zu viel, so konnte das unmöglich weitergehen, er
würde sie mit absoluter Gewissheit nicht über die Grenze bekommen, nicht in ihrem
Zustand. Jeder vernünftige Grenzbeamte würde sie sofort in ein Krankenhaus schaffen
lassen und jeder unvernünftige würde glauben, dass sie mit Drogen vollgepumpt wäre,
was ebenfalls im Krankenhaus enden würde. So gesehen, hatte er eigentlich gar keine
Wahl.
Sein Blick schweifte durch das Dorf, bis er schließlich das erspähte, was er suchte. Ein
Haus an dessen Vorderseite ein weißes Schild prangte mit der Aufschrift:
Allgemeinmediziner Dr.-med. Daniel Corliss praktizierend seit Mai 1962. William hoffte
nur, dass er sich nicht ausgerechnet heute am 27. November 1981 entschlossen hatte,
einen freien Freitag zu genießen.
Er parkte das Auto aufmerksam am Bordstein und warf nochmal prüfend einen Blick
nach hinten, um sicher zu gehen, dass sie auch wirklich weggetreten war. Als er
befriedigt feststellte, dass sie so schnell nicht aufwachen würde und ihm einen
Mordschrecken einjagen konnte, indem sie fiebrig durch das Dorf taumelte drehte er
sich um und stiefelte die mit Kies gepflasterte Einfahrt hinauf, unter seinen Schuhen
klang es, als würde er auf Schnee laufen.
Noch einmal warf er einen Blick zum Auto, überlegend, ob er das wirklich tun sollte,
dann dachte er daran, wie schlecht sie ausgesehen hatte und öffnete die Tür.
Glücklicherweise war sie unverschlossen. Sofort schlug ihm der typische Geruch einer in
die Jahre gekommenen Arztpraxis entgegen.
Einen langen Flur entlanglaufend, kam er in ein kleines Vorzimmer, in dem ein mit
einer Blumenvase, einer Schreibmaschine, Papier und Stiften belegter Tisch stand
Dahinter saß eine ungefähr drei Zenter schwere Frau auf einem viel zu kleinen
Bürostuhl, wie William fand und tippte auf der Maschine herum. Sie sah auf, als er den
Raum betrat, ihre dicken Brillengläser funkelten ihn neugierig an. Die Arbeitskleidung
spannte sich definitiv zu doll über ihrem mächtigen Vorbau, für Williams Geschmack
und der Zopf war ein wenig zu streng geknotet. Aber er war ja auch nicht hier, um Miss
Universum kennen zu lernen.
„Sie wünschen?“ fragte ihre tiefe Stimme in seinen Ohren widerhallend. Oh ja, wenn
diese Dame laut wurde, konnte man sein Gehör getrost einsargen lassen. Er sah sich
128
kurz in dem kleinen Raum um, an der Wand gegenüber dem Schreibtisch standen drei
leere Stühle und er musste sich fragen, ob dieser Doktor immer so überaus viel zu tun
hatte.
„Meine Name ist“ schöner Anfang, aber wie sollte er ihn beenden. Es war ja klar, dass
er ihr auf gar keinen Fall seinen richtigen Namen nennen konnte. „Mike Strangler“
Guter Gott, er war schon immer so schlecht im Namen aussuchen gewesen. Das war
schon früher so gewesen, wenn er und seine wenigen Freunde Cowboy und Indianer
gespielt hatten und alle sich überlegen durften, wie sie heißen wollten. Die meisten
nannten sich flinkes Wiesel, oder schleichender Wolf, er dagegen hatte sich für
stinkender Bär entschieden, was später dann noch zu stinkender, großnasiger Fuchs
umgewandelt wurde, das allerdings nicht von ihm.
„So Mike Strangler, kann ich irgendetwas für Sie tun?“ fragte der schlanke Dreitonner
vor ihm.
„Ja, meine“ er stockte erneut, seine was, Freundin? „Meine Cousine ist sehr krank und
ich weiß nicht, was sie hat“ log er weiter und die Dame, die sich laut ihres
Namensschildes Schwester Ruth nannte schien nicht sehr überzeugt davon zu sein.
Jedenfalls nicht von den Namen, die er ihr aufgebrummt hatte, aber sie entschied wohl
an der aufgelösten Art, wie er vor ihr stand, dass seine „Cousine“ wirlklich krank war
und schon allein dafür dankte er ihr aufrichtig.
„Dann holen Sie ihre Cousine mal bitte herein Mike Strangler, ich werde dem Doc
bescheid geben“ antwortet sie und erhob sich erstaunlich leichtfüßig aus ihrem Stuhl,
der allerdings unter ihrem Gewicht quitschte und knarrte. Obwohl es eigentlich mehr
wie ein erleichtertes Seufzen klang, was William gut nachvollziehen konnte.
Während er hinauslief um Dana zu holen, fragte er sich, ob eigentlich alle
Kleinstadtärzte Doc genannt wurden. Doch er schob den Gedanken sofort beiseite, als er
am Auto ankam und sah, wie sich Dana schweißüberstöhmt auf dem Rücksitz wand.
Schnell riss er die Tür auf und hob sie heraus. Die Tür mit dem Fuss zuschlagend
balancierte er sie sicher durch den dünnen Flur und in das Vorzimmer. Die Tür mit
dem Aufdruck: Behandlung war weit geöffnet und ohne zu fragen trug er sie einfach
hinein.
„Legen Sie sie dahin“ befahl ein nettwirkender, älterer Mann und William gehorchte,
Dana auf die zugewiesene Liege legend.
„Ich bin Dr. Daniel“ stellte er sich kurz vor und William wollte schon etwas erwiedern,
doch der Arzt winkte ab. „Ich weiß, wer Sie sind Mike, aber wer ist sie?“ fragte er auf
Dana deutend.
„Sie ist meine Cousine“ ähm Name, Name, Name! Er musste sich unbedingt einen
Namen einfallen lassen. „Katherine“ gab er ihren Zweitnamen an. Warum war er nicht
gleich darauf gekommen? Er hätte sich genausogut Fox nennen können, aber
vermutlich hätte sie ihm das noch weniger als Mike abgekauft. Ja, es war wirklich nicht
einfach mit diesem Namen zu leben.
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„Also Katherine, wie lange befindet sie sich schon in diesem Stadium?“ er sah ihn nicht
an, sein Blick nur auf Dana gerichtet. Seine Hände an ihrem Hals tastend, dann nahm er
sein Stetuskop und zog das T-Shirt hoch, um ihre Brust abzuhören.
„Seit heute morgen, also seit ca. 2 Stunden“ antwortete er kurz überlegend. Dann fiel
sein Blick wieder besorgt auf Dana, warum rückte der Typ nicht endlich raus mit der
Sprache?
„Hat sie husten?“ mischte sich jetzt Schwester Ruth ein, während sie dem Doc dabei
half Dana aufzusetzen und erneut ihre Lunge und ihr Herz abzuhören.
„Ja, sogar ziemlich schlimm und sie ähm“ er war unheimlich nevös, wie lange brauchten
die denn noch? „Hat diese Fantasien oder Wahnvostellung“ er gestikulierte wild mit
seinen Armen herum, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen. Allerdings sahen ihn
weder Dr. Daniel noch Schwester Ruth an oder schenktem ihm überhaupt mehr Gehör
als nötig.
„Das ist normal“ gab sexy Ruth darauf kurz zurück, während sie Dana wieder
hinlegten.
„Okay“ er kam sich völlig überflüssig vor und dabei wollte er unbedingt etwas für sie
tun, wollte ihr helfen. „Also, was hat sie“ platzte es aus ihm heraus. Jedoch bekam er
natürlich wieder keinerlei Reaktion. Was sollte er tun? Sich in den Raum stellen und
Polka tanzen, aber eigentlich wollte er gar nicht, dass sie ihm zu viel Aufmerksamkeit
schenkten, denn er war ja weitesgehend gesund, aber sie sollten ihm wenigstens
antworten.
„Mike, würden Sie vielleicht im Wartezimmer warten?“ Schwester Ruth sah nicht so
aus, als würde sie jegliche Art von Widerstand dulden und dennoch entschied sich
William es mit ihr aufzunehmen.
„Nein, das würde ich nicht, ich will jetzt wissen, was mit ihr los ist“ widersprach er und
Ruth warf ihm einen ernsten Blick zu, den er so gut zu erwiedern versuchte wie er
konnte. Anscheinend war er gut genug, denn auf einmal erschien auf ihren Lippen ein
kleines Lächeln, so wie es aussah, war sie es nicht gewohnt, dass sich ihr jemand
widersetzte, was er durchaus verstehen konnte. Würde es hier nicht um die Liebe seines
Lebens gehen, dann hätte er es wahrscheinlich auch nicht getan.
„Schön Mike“, schaltete sich nun Dr. Daniel wieder ein. Er schien mit seiner
Untersuchung fertig zu sein, allerdings keines Falls befriedigt. „Ihre Cousine hat eine
schwere Lungenentzündung und befindet sich bereits völlig im Fieberwahn“ er hatte
noch nicht ausgesprochen, da setzte sich Dana neben ihm auf der Liege auf und sah
zwischen den drei Personen hin und her.
„Dich kenn ich“ sie deutete auf William. „Du bist mein süßer Weihnachtsmann, aber
der Osterhase und der Pfingstochse sind mir neu“ sie sah kurz zu Schwester Ruth,
verdrehte die Augen und fiel zurück, um dann bewegungslos liegen zu bleiben.
William bis sich auf die Innenseite seiner Wange, um nicht laut loszuprusten. Er begann
sich zu fragen, ob sie sich daran erinnerte, wenn sie wieder normal bei Sinnen war.
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Schwester Ruth und Dr. Daniel sahen sich schockiert an, so etwas hatten sie wohl selbst
noch nicht erlebt.
„Tun Sie jetzt etwas, damit es ihr besser geht?“ forderte William energisch.
„Hörn Sie zu Mike und hören Sie mir gut zu. Ich bin wahrscheinlich genauso lange in
dieser Praxis tätig, wie Sie auf der Welt sind und ich versichere Ihnen, dass ich weiß,
was ich tue. Doch Sie müssen verstehen, dass Katherines Lage sehr schlimm ist sie
gehört eigentlich umgehend in ein Krankenhaus“ William wollte gerade etwas sagen,
doch Dr. Daniel kam ihm mit einer abschneidenden Handbewegung zuvor. „Aber wir
sind nicht blind, nur weil wir in einem Dorf leben, man sieht Ihnen an, dass Sie nicht in
ein Krankenhaus können. Deshalb werden wir Ihnen helfen so gut wir können, dazu
müssen Sie aber mit uns zusammenarbeiten und ganz besonders müssen Sie das tun,
was wir von Ihnen verlangen, egal wie komisch oder merkwürdig Ihnen das vorkommt,
haben Sie mich verstanden?“ William hatte das brennende Verlangen etwas wie „Ja
Sir“ zu erwiedern, aber er verkniff es sich und nickte stattdessen.
„Wie lange haben Sie Zeit?“ fragte nun Schwester Ruth und er kam nicht umhin sich zu
fragen, ob die beiden damit nicht mehr Erfahrung hatten, als ihm lieb war.
„Eigentlich gar nicht, wir müssen heute noch nach Aberdeen“ erklärte er bereitwillig, er
war dazu bereit ihnen seine ganze Lebensgeschichte zu erzählen, so lange sie Dana
helfen würden. „Aber ich denke, wir haben ungefähr drei bis vier Stunden, bevor wir
wirklich in die Breduille kommen“ räumte er ein und seine gegenüber nickten
nachdenklich.
„Ruthy wir hängen sie zu erst mal an einen Tropf, um ihre Abwehrkräfte aufzufrischen,
währenddessen schließen wir sie an den Inhalator an, das müsste ihre Lungen erstmal
freipusten und dazu bekommt sie Penecilien, davon werden wir Mike auch etwas
mitgeben“ schloss er sein Instruktionen und William fühlte sich verpflichtete ihm die
Wahrheit zu sagen.
„Ich heiße nicht wirklich Mike“ begann er, wurde aber wiedermal von einer harschen
Handbewegung unterbrochen.
„Das ist uns schon klar, aber für uns sind Sie Mike und das“ er deutete auf Dana „ist
ihre Cousine Katherine und das ist alles, was wir wissen müssen, denn je weniger wir
wissen, desto besser ist das, sowohl für Sie als auch für uns“ endete er und verließ den
Raum, Schwester Ruth folgend, die sich bereits daran machte die ihr aufgetragenen
Instruktionen zu erfüllen.
„Danke“ rief William ihm hinterher, bekam aber keine Antwort. Endlich hatten sie die
Hilfe, die sie brauchten, dachte er, während er ihre Hand in seine Name und liebevoll
auf sie hinab sah. „Verzeih mir, aber ich konnte dich das nicht durchmachen lassen“
flüsterte er leise, seine Hand durch ihr Haar streichen lassend. Es war noch immer
feucht, allerdings vermochte er nicht zu sagen, ob es von der Dusche heute morgen war
und ob es von ihrem Schweiß durchnässt war.
Ihre Wangen waren leicht gerötet und sie atmete schwer. Die Augen tanzten wild unter
ihren Lidern und sie schniefte ab und zu. Er streichelte ihr blasses Gesicht, bis
Schwester Ruth zurück kam und ihn zur Seite drängte. Mit Adleraugen sah er zu, wie
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sie Dana einen Tropf anlegte und begann zu beten – zu einem Gott, an den er nie
geglaubt hatte – , dass sie das hier überstehen würde.
Nachdem sie an den Inhalator angeschlossen war, verließ auch Ruth das
Krankenzimmer und ließ ihn allein. Erschöpft sank er auf einen Stuhl, den sie im
großzügiger Weise zur Verfügung gestellt hatte und nahm Danas kalte, fast lebloße
Hand.
Er konnte sich lebhaft vorstellen, wie sie ihm die Hölle heiß machen würde, sobald sie
erst wieder zu sich gekommen war, aber in diesem Moment hoffte er, dass sie das tun
würde, könnte. Jedes Argument würde er stumm über sich ergehen lassen und einfach
überglücklich sein, dass sie überhaupt noch dazu in der Lage war ihn anzuschreien, dass
die Wände wackelten. Nachdem wie sich der Doktor und sexy Ruthy verhalten hatten,
war Dana in keiner guten Verfassung, wahrscheinlich sogar noch schlechter, als er
geglaubt hatte und innerlich gratulierte er sich, dass er ihren Körper letztendlich doch
zu einem Arzt geschafft hatte. Wer weiß, wie das Ganze sonst geendet hätte.
Langsam legte er seinen Kopf auf ihre kleine Hand und schloss die Augen. Keine zwei
Sekunden später war er eingeschlafen.
Nach einiger Zeit erwachte er, als er fühlte, wie sich ihre Hand an seiner Wange
bewegte, zärtlich darüber streichelte. Wie vom Blitz getroffen saß er innerhalb von
Millisekunden aufrecht auf seinem Stuhl und sah sie an. Ihr Augen waren nur ganz
leicht geöffnet, aber ihr Blick wirkte das erste Mal seit sie in den Fieberwahn gefallen
war wieder klar.
„Hi“ es klang furchtbar kindisch, aber ihm viel nichts besseres ein, außer vielleicht: Du
bist wach? was noch schlimmer war. Die Maske über ihrem Mund hielt sie vom
sprechen ab, aber sie lächelte kaum merklich. Zaghaft nahm er ihre Hand und drückte
sie und bekam eine schwache Erwiederung.
Im Moment schien sie ihm nicht böse zu sein, dass er sie zum einem Arzt gebracht hatte,
eher dankbar. Allerdings war sie im Moment auch viel zu geschwächt, um wütend zu
sein, das würde sich aber mit Sicherheit ändern, wenn sie erstmal wieder richtig auf
dem Damm war.
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Sie fuhren der untergehenden Sonne entgegen und mit ihr ihrem Schicksal.
IV Schicksal
Endlich, endlich war vor ihnen die Skyline von Washington D.C. zu erkennen, was auch
langsam Zeit wurde, denn ihre beiden Kräfte waren so gut wie aufgebraucht.
Übernachtungen in billigen Motels, tagsüber lange Strecken zurücklegen und kein
richtiges Essen hatte ihre Körper schließlich doch nachgeben lassen.
Sie hatten viel mehr Pausen einlegen müssen, weil William einfach nicht mehr sitzen
konnte, oder weil er drohte einzuschlafen. Aber jetzt im dunklen Schwarz der Nacht
blinkten endlich die erlösenden Lichter vor ihnen auf.
„Werden wir uns in Washington heute noch ein Zimmer nehmen müssen?“ fragte sie
und konnte ein Gähnen nicht mehr unterdrücken. Was würde sie für ein schönes, gut
riechendes Bett geben. Nicht diese harten Dinger mit den gelbbefleckten Bettlaken, auf
denen sie die letzten Nächte verbracht hatten. Außerdem wünschte sie sich, dass er und
sie endlich wieder genug Kraft hätten, dass sie mal etwas anderes machen konnten, als
einfach nur todmüde und erschöpft ins Bett zu fallen. Sie wünschte sich die kleinen
Zärtlichkeiten, die sie früher (wie lange schien das schon her zu sein) immer geteilt
hatten.
„Ich werde versuchen Anthony gleich zu erreichen, sobald wie dort sind, aber ich weiß
nicht, ob er so spät noch bereit ist uns unsere neue Behausung zu zeigen, wird es denn
noch eine Nacht ohne gehen?“ fragte er, wenn sie die Motels nur halb so satt hatte, wie
er, dann wahrscheinlich nicht. Aber sie nickte bekräftigend, sie war eben in solchen
Sachen doch willensstärker als er. Alles was er wollte, war ein einfaches, schlichtes,
sauberes Bett um drei Tage lang durchzuschlafen.
Wie am Tag davor waren sie den Rest der Fahrt über still, es gab nichts, was man hätte
bereden können, obwohl ihnen ein völlig neues Leben bevorstand. Aber sie wußten
nicht, was sie erwartete, also warum sollten sie über Spekulationen diskutieren?
Außerdem drohte die ganze Anstrengung der letzten Tage eine Spannung zwischen
ihnen entstehen zu lassen und indem sie nicht miteinander sprachen entgingen sie der
Möglichkeit etwas zu sagen, was sie später bereuen würden.
Nach weiteren anderhalb Stunden hatten sie ihr Ziel schließlich erreicht. William parkte
den Wagen am Rand eines Parks und gemeinsam stiegen sie aus. Frische, kühle
Nachtluft empfing sie und blies ihre Müdigkeit für kurze Zeit hinfort. Nur in einigen
Fenstern in den Häusern gegenüber des Park brannte noch Licht, die meisten aber
waren bereits dunkel und Dana stellte sich vor, wie kleine Kinder, Erwachsene und
ältere hinter ihnen in ihren Betten lagen und träumten. Bald würden sie das auch
können, bald hatten sie alles, was sie sich wünschten.
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„Setzen wir uns auf eine Bank“ schlug William vor und sie folgte ihm bereitwillig, als er
den kleinen Park betrat. Er erinnerte Dana stark an den Forest T Marshen Park, der
Park indem alles begonnen hatte. Gemeinsam setzten sie sich auf eine Bank und William
zog sein Handy aus seiner Hosentasche und lehnte sich zurück, während er Anthonys
Nummer wählte.
Dana schloss die Augen und spürte auf einmal, dass es ziemlich kalt um sie herum
geworden war, im Dezember nicht weiter verwunderlich sicher würde bald der erste
Schnee kommen, aber sie trug keine Jacke und konnte die Gänsehaut spüren. Ein
kurzes Frösteln ging durch ihren Körper, aber sie fühlte sich viel zu erschöpft um
jemals wieder aufzustehen, geschweige denn um ihre Jacke zu holen. Sie hoffte einfach,
dass die Antobiotika ihre Abwehrkräfte stark genug gemacht hatten, dass sie nicht
sofort wieder einen Rückfall erleiden würde. William hatte ihr nicht einmal gesagt, dass
sie sich etwas anziehen sollte, der wohl eindeutigste Beweis für seine Müdigkeit.
Sie konnte ihn neben sich telefonieren höhren, anscheinend hatten sie wenigstens ein
wenig Glück, denn wie es schien war Anthony noch heute bereit ihnen die Wohnung zu
geben. Nach eineiger Zeit legte William auf und Dana öffnete die Augen um ihn
abwartend anzusehen.
„Wir sollen in die Backerslonestreet 42 fahren, die ist gleich ein paar Blocks von hier
entfernt“ Dana grinste. „Was ist?“
„Nun ist in Washington D.C. nicht alles nur ein paar Blocks entfernt?“ Ihr Vater hatte
ihr das mal erzählt, als er zu einem Marinekongress hier gewesen war. Egal, wo man in
Washington D.C. hinwollte, wen man auch fragte, er sagte immer, dass es nur ein paar
Blocks entfernt sein würde.
„Das kann schon sein, jedenfalls sollten wir uns so schnell wie möglich auf den Weg
machen, damit wir endlich in ein schönes Bett kommen“ erwiederte er und stand bereits
auf. Ihr Körper leistete heftigen Widerstand, als sie seinem Beispiel folgte. Ihr Rücken
schmerzte, ihre Gelenke schienen all das zu machen, was sie nicht machen sollten und
ihre Muskeln schrien bei jeder Bewegung.
„Alles okay?“ fragte er, als er ihr erschwertes Aufstehen mitansah.
„Yap, mein Körper ist nur nicht dafür gedacht, fast fünf Tage im Auto zu sitzen“
antwortete sie und lächelte erschöpft.
„Dann sehen wir zu, dass wir dich in eine liegene Position bringen“ er lächelte ebenfalls
und griff nach ihrer Hand. Gemeinsam gingen sie zum Auto zurück, um den letzten Rest
ihrer Fahrt zu beginnen.
Ihr Ziel war wirklich nur ein paar Blocks weiter entfernt und schon nach einer viertel
Stunde, wobei sich William einmal verfahren hatte standen sie Hand in Hand vor einem
weißen (in Washington waren so ziemlich alle Gebäude weiß) alten Gebäude, dass
trotzdem einen gemütlichen Eindruck machte. Kurz nach ihnen hielt ein weiteres Auto
vor dem Haus und ein Mann in Williams Alter stieg aus und kam auf sie zu.
„Hallo William“ er reichte ihm die Hand.
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„Hi Anthony“ er erwiederte den Händedruck.
„Du bist sicher Dana, freut mich dich kennenzulernen“ wandte er sich an sie und reichte
ihr ebenfalls die Hand. Er hatte einen festen Händedruck, was ein gutes Zeichen war.
Ihr Vater hatte ihr immer erzählt, wer einen festen Händedruck hat, ist ein ehrlicher
Mensch und hat nichts zu verbergen, sie hoffte, dass er recht behielt.
„Mich auch.“
„Okay, also ihr habt die gesamte obere Etage. Am besten ich erzähle euch alles, wenn
wir es uns ansehen“ meinte Anthony und ging bereits zur Haustür. William lächelte ihr
zuversichtlich entgegen und sie lächlte zurück, seine Hand nicht loslassend folgten sie
Anthony in ihr neues Haus.
„Gut, also das hier ist die Eingangshalle. Diese Treppe führt direkt zu euch und am
oberen Absatz, seht ihr die Tür, die von nun an eure Haustür sein wird. Hier unten“ er
deutete auf die einzige Tür, die sich unten befand. „wohnen Sarah und Jim, sie sind
etwas älter als ihr, aber sind vor zwei Jahren aus fast demselben Grund hier
angekommen, wie ihr auch. Allerdings mit einem Unterschied Sarah war damals im
vierten Monat schwanger, also wenn ihr ab und zu mal ein Kleinkind weinen hört,
macht euch darüber keine Sorgen. Ihr dürftet mit ihnen eigentlich keine Probleme
haben, sie sind wirklich sehr nett“ erklärte er und schritt dann die Treppen hinauf.
Obwohl das Haus von außen älter ausgesehen hatte, war es innen auf den neusten Stand
gebracht. Weder die Treppe noch das Geländer machten einen unsicheren Eindruck.
Anthony schloss die Tür auf und ließ sie teatralisch zurückschwingen, als würde er ein
Wunder präsentieren. Für William und Dana war es das fast. Die Wände waren in
einem einladend hellen beige-Ton gestrichen und es roch nach frischem Pakett.
Langsam traten sie ein, um sich umzusehen.
Von der Tür kam man direkt in ein großes Zimmer, welches gegenüber der Tür zwei
weite Fenster hatte, von denen man auf einen kleinen Spielplatz sehen konnte. Das
Zimmer war sparsam möbeliert.
„Zu mehr hat es in der kurzen Zeit nicht gereicht, aber ich verspreche euch, dass die
restlichen Möbel bald geliefert werden. William sagte ja schon, dass ihr euch um sowas
nicht auch noch kümmern könnt, also habe ich das in die Hand genommen“ erklärte er
immer noch lächelnd. „Na kommt schon weiter, es gibt noch mehr zu sehen“ meinte er
dann und schritt endlich in die Wohnung.
„Also dieses Zimmer in dem wir uns momentan aufhalten ist das Wohnzimmer, von
euch aus gesehen links“ er deutete auf eine weiteren Türrrahmen in dem die Tür fehlte.
„Dort ist das Schlafzimmer“ mit diesen Worten ging er durch die Tür und William
schloss die Haustür und sie folgten ihm.
Das Schlafzimmer war etwas kleiner als das Wohnzimmer und direkt links neben dem
Türrrahmen befand sich ein großes Bett, dass sie verführerisch zu locken schien.
William ließ ihre Hand los und testete mit einem schwachen Druck, ob es gut federte. Es
schien völlig neu zu sein.
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Rechts von der Tür befand sich ein kleiner Tisch mit einem Fernsehr und daneben ein
tiefes Fenster, mit einer Fensterbank, der Blick viel ebenfalls auf den kleinen Spielplatz
hinterm Haus. Gegenüber von ihrem Standort befand sich ein großer Schrank, der wohl
den Kleiderschrank darstellen sollte. Links daneben stand ein Korb, der Dana stark an
ihren früheren Wäschekorb erinnerte.
„Neben das Bett kommt noch ein Nachttisch und ein Telefon, deshalb steht die Lampe
dort auch erstmal auf dem Boden“ beeilte sich Tony zu erklären, als William fragend
auf die kleine Lampe neben dem Bett deutete.
„Was ist hinter der Tür?“ fragte Dana und deutete auf die Tür, die sich rechts vom Bett
befand.
„Das ist das Badezimmer, aber wir werden uns nicht alles ansehen, ich weiß, dass ihr
bestimmt müde seit.“
„Das kann man sagen“ antwortete William und lächelte trotzdem. Die Wohnung war
einfach zu schön und Anthony hatte nicht übertrieben, sie war ihr Geld wirklich wert,
zumindest der Teil, den sie bis jetzt gesehen hatten.
„Okay, also gegenüber von hier befindet sich die Küche“ begann Tony erneut und lief
zurück ins Wohnzimmer, um von dort aus gleich durch einen weiteren Türrrahmen
ohne Tür zu gehen, der parallel zum Türrahmen des Schlafzimmers war.
„Die Küche ist leider noch am wenigsten ausgestattet, ihr habt fließend Wasser für den
Geschirrspüler, Strom für den Herd und den Kühlschrank und leider war es das schon.
Geschirr, Tisch, Stühle, Mikrowelle und alles was man sonst noch so braucht kommt
erst in ein paar Tagen. Ich habe gehofft, dass ihr euch vielleicht solange etwas von Sarah
und Jim leit“ er klang ein wenig eingeschüchtert. Wieder erweckte es auf Dana den
Eindruck, als würde er Angst vor William haben, was schuldete er ihm bloß für einen
Gefallen?
„Das wird schon gehen, oder?“ William sah sie abwartend an und sie nickte sofort.
„Klar“ sie war immer noch total überrumpelt. Obwohl alles so furchtbar ausgesehen
hatte, waren sie tatsächlich hier, gemeinsam und in einem Traum von einer Wohnung.
„Gut also dahinten sind noch ein Arbeitszimmer und eine Kammer, aber die könnt ihr
morgen ja selbst erkunden. Ich werde mich jetzt auch auf den Weg nach Hause machen
und ihr könnt euch hier schon gemütlich einrichten, ist alles zu deiner Zufriedenheit
William?“ fragte er wieder in diesem eingeschüchterten Ton.
„Es ist perfekt, wieviel?“
„Ich hab doch gesagt, für 10000 gehört sie euch“ antwortete Tony und setzte ein
typisches Verkaufslächeln auf.
„Gekauft“ grinste William und Dana fiel ihm um den Hals, endlich schien alles gut zu
werden.
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„Wir holen das Gepäck und das Geld“ sagte sie dann, als sie sich von ihm löste und wie
ein Wirbelwind ins Wohnzimmer und zur Tür hinausstürmte. Ihre Müdigkeit war
immer noch da, aber gerade in diesem Moment wurde sie von einem unheimlichen
Glücksgefühl durchflutet. Jetzt konnte einfach nichts mehr schief gehen.
Kurz nach ihr kamen auch William und Anthony zum Auto und gemeinsam trugen sie
die Taschen nach oben, bis das Auto völlig leer war. William zahlte Tony das Bargeld
aus und verbaschiedete sich dann von ihm, kaum hatte er die Tür geschlossen und sich
mit dem Rücken dagegengelehnt, umarmte ihn Dana erneut und küsste ihn stürmisch,
sie schien wieder hell wach zu sein.
„Ich kann es noch gar nicht glauben, wir haben es tatsächlich geschafft“ grinste sie
überglücklich.
„Hast du etwas anderes erwartet?“ fragte er gespielt entrüstet.
„Nein, natürlich nicht oh großer Meister, wie könnte ich an dir zweifeln?“ sie war viel
zu glücklich um sich über seinen Kommentar aufzuregen. Ihr ganzes Gesicht strahlte
und wären nicht die dunklen Augenringe und der müde Blick in ihren Augen, könnte
man fast glauben, dass sie niemals Probleme gehabt hätte.
„Gut Weib, so lass uns endlich zu Bett gehen“ sagte er, während er sich von der Tür
löste und sie mit sich ins Schlafzimmer zog. Dort ließen sie sich gemeinsam aufs Bett
fallen und sie kuschelte sich an ihn, noch völlig bekleidet schliefen sie in ihrem neuen
Zuhause übersprudelnt vor Glück ein und alle Sorgen schienen vergessen, wenigstens
für kurze Zeit.
Die Sonne schien unbarmherzig durch das Fenster und weckte Dana schließlich um
kurz nach vier Uhr nachmittags. Ihr Augen schienen immer noch schwer wie blei zu
sein und es war für sie kaum denkbar sie tatsächlich öffnen zu müssen. Die leichten
Kopfschmerzen hinter ihrer Stirn trugen dazu auch nicht gerade positiv bei.
Als sie sich doch dazu durchrang erwachte sie nicht wie erwartet in ihrem Zimmer und
plötzlich kamen die Erinnerung und mit ihnen das Lächeln, das sehr schnell zu einem
breiten Grinsen anwuchs. Dana Scully lag in einer Wohnung im zweiten Stock in
Washington D.C., ihre Muskeln schmerzten bei jeder noch so kleinen Bewegung und sie
grinste still und unheimlich zufrieden in den Tag hinein.
Williams Arm lag schützend um ihre Taille und sie konnte ihn noch immer ruhig hinter
sich Atmen hören, er schlief also noch. Der Muskelkater in ihrem Rücken stach sie, als
sie aufstand und sie konnte ein leises Keuchen nicht unterdrücken. Auch als sie ihre
Glieder mit Gewalt streckte, ließ der Schmerz nicht nach.
Sie öffnete die Tür zum Badezimmer und schloss sie leise hinter sich. Ihre Augen
schmerzten beim wenigen Licht im Badezimmer glücklicherweise nicht mehr ganz so
sehr. Sie fühlte sich, als hätte sie einen grauenvollen Kater und es ärgerte sie, dass sie
nichtmal etwas getrunken hatte, was die Schmerzen vielleicht rechtfertigen würde, aber
sich trotzdem mit den Folgen herumschlagen musste.
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Das Badezimmer hatte nur ein kleines Fenster gegenüber der Tür, das aus Milchglas
bestand, aber Dana vermutete von der Lage her, dass es einen Blick auf die Straße vor
dem Haus bot. Eigentlich war das Zimmer nicht besonders groß, aber wunderschön mit
hellen Fliesen durchzogen. Auf dem Boden war ebenfalls Linoleum ausgelegt, wie in den
anderen Räumen auch.
Schräg links von ihr befand sich die Toilette, die sie auch sogleich mal benutzte. Ihre
Knochen fühlten sich extrem schwach an, obwohl sie innerlich hätte jubeln können, so
glücklich war sie, doch ihr Körper war da wohl anderer Meinung.
Nachdem sie ihre Blase erleichtert hatte, sah sie sich etwas genauer um. Rechts von ihr
stand eine wundervolle, alte Porzellanbadewanne, solche, wie sie in den alten SchwarzWeiß-Filmen noch exsistierte, die einen extrem teuren Eindruck auf sie machte. Sie ließ
ihre Hand über die glatte, kalte Oberfläche wandern, es war ein sehr schönes Gefühl
und sie konnte es kaum erwarten ganz darin zu liegen.
Gegenüber der Badewanne, von der Tür aus gesehen links, stand eine Duschekabine, die
ebenfalls völlig neu zu sein schien. Mehr war in dem kleinen Raum, bis auf einen
Schrank und einen Spiegel rechts neben der Tür, nicht vorhanden. Aber mehr hätte
wahrscheinlich auch nicht reingepasst.
Ein Gähnen ließ sie in ihrer Bewegung inne halten, sie schloss die Augen und überlegte
sich wieder zurück neben William ins Bett zu legen. Nein, es gab immerhin noch viel zu
entdecken und sie konnten ja nicht den ganzen Tag verschlafen.
Leise öffnete sie die Tür wieder und prüfte vorsichtig, ob William tatsächlich noch
schlief, aber der schnarchte schwach vor sich hin und ließ sich durch nichts stören.
Einen Moment stand sie in der Badezimmertür und betrachtete die Muster, die die
Sonnestrahlen auf seinen weichen Zügen formten. Eine große Welle Liebe überflutete
ihren Körper und sie wünschte sich diesen Augenblick einfach fest zu halten und nie
wieder loszulassen.
Schließlich riss sie sich von seinem Anblick los und durchquerte das Schlafzimmer, das
Wohnzimmer und lief schnurstracks in die Küche, denn ein nagendes Gefühl breitete
sich langsam in ihrem Magen aus. Vielleicht war noch etwas Essbares von gestern übrig,
was noch nicht lebte.
Die Küche hatte nach links raus, ein wunderschönes großes Fenster, von dem man
ebenfalls, wie hätte es anders sein können, auf den Spielplatz sehen konnte. An sich sah
die Küche noch ziemlich kahl aus, eine große Schrankwand säumte die gesamte Seite
gegenüber der Tür. Dana öffnete erst die oberen Schranktüren und als sie dort nicht
fündig wurde auch alle unteren, leider waren alle samt leer. Anthony hatte ja schon
gesagt, das noch eine Menge fehlte, was noch ganz schön untertrieben war. Ihr Magen
knurrte einmal fordernd.
„Ich such ja schon was“ ermahnte sie ihn, was ihn aber absolut gar nicht beeindruckte,
denn er knurrte noch ein zweites Mal und viel lauter und hartnäckiger.
Ihr Blick viel auf den Kühlschrank, der in der Ecke zwischen den beiden Türen stand.
Die eine führte ins Wohnzimmer, die andere ins Arbeitszimmer, so glaubte sich Dana zu
erinnern. Sie öffnete erwartungsvoll die Tür und ein klares Leuchten der
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Kühlschranklampe schlug ihr entgegen und enthüllte den Blick auf... absolut gar nichts.
Der Kühlschrank war so leer wie alles andere in diesem Zimmer und Dana stöhnte
frustriert auf, worauf ihr Magen mit einem lauten Knurren, das sich schon fast
gefährlich anhörte, antwortete.
„Hungrig?“ sie fuhr erschrocken herum und erblickte William, der sich verschlafen an
den Türrahmen lehnte.
„Ja, aber wir haben rein gar nichts hier“ maulte sie. Irgendwie wurde sie immer
schlecht gelaunt sobald sie Hunger hatte, aus welchen Gründen auch immer.
„Ich denke, dann sollten wir vielleicht etwas zu Essen für die Dame suchen gehen“
lächelte er ihr entgegen und gähnte einmal herzhaft. Sie schloss die Kühlschranktür
ging schnell auf ihn zu und schlang ihre Arme um ihn, dann küsste sie ihn einmal leicht
auf die Lippen.
„Guten Morgen, erstmal“ holte sie das Versäumte nach.
„Ebenfalls, gut geschlafen?“
„Wie ein Toter“ erwiederte sie grinsend.
„So hast du dich auch angefühlt. Du hast dich heute Nacht nicht ein Stück bewegt, wie
ein Stein hast du gelegen“ er grinste ebenfalls.
„Aber jetzt habe ich trotzdem Hunger“ sagte sie, als ihr Magen schon wieder anfing zu
protestieren. So verhungert konnte sie doch gar nicht sein, oder? Wenn es nach ihrem
Bauch ging, dann schon.
„Dann schlage ich vor, dass wir jetzt duschen gehen, sofern wir eine Dusche haben-“
„Haben wir, ich habe mir das Badezimmer schon angesehen und es ist einfach grandios“
viel sie ihm überschwenglich ins Wort und schob ihn bereits rückwärts durchs
Wohnzimmer.
„Okay, also dann gehen wir jetzt duschen, ziehen uns etwas sauberes an und erkunden
mal unsere neue Heimat“ schlug er vor und sie nickte akzeptierend. Löste sich von ihm
und begann bereits ihre Klamotten von sich zu pellen und einfach auf den Boden fallen
zu lassen. Obwohl sie Ordnung liebte, reizte es sie gerade im Moment einfach einmal
unordentlich zu sein, wenn es ihr passte, ohne das sich jemand beschwerte. Plötzlich
hielt sie inne.
„Was denkst du, wielange wir Zeit haben, bis sie hier nach uns suchen?“ fragte sie
nachdenklich, auch wenn sie sich selbst dafür hätte treten können, aber sie konnte die
Gedanken nicht einfach verbannen. Auch wenn jetzt alles den Anschein erweckte, als
wäre alles bestens, so waren sie sich beide bewußt, dass sich das sehr schnell ändern
konnte.
„Ich denke schon, dass wir zwei bis drei Wochen Ruhe haben dürften, aber wir sollten
trotzdem vorsichtig sein und uns nicht so oft in der Öffentlichkeit sehen lassen“ er klang
gelassen.
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„Meinst du, ob es hier auch sowas wie einen Waschsalong gibt? Unsere sauberen Sachen
neigen sich nämlich langsam dem Ende zu.“
„Da bin ich mir ziemich sicher, wir werden einfach einen schönen Rundgang machen
und uns alles ansehen und sollten wir was nicht finden, können wir immer noch später,
wenn wir das Auto haben danach suchen oder einfach Sarah oder Jim fragen. Nachdem
was Anthony gesagt hat, dürften die beiden wohl am ehesten verstehen, wie es uns geht.“
„Nun gut, dann lass uns duschen gehen“ meinte sie geradezu euphorisch und unheimlich
gut gelaunt und schob ihn weiter Richtung Badezimmer.
Nach etwas über einer Stunde waren sie sauber, neu gekleidet und frisch frisiert. Dana
hatte ihre Haare zu einem losen Zopf geflochten, welcher wie ein Seil an ihr herunter
baumelte, während sie den Bürgersteig fast auf und ab hüpfte. Soviel zum Thema
unauffällig, dachte William konnte sich aber ein Lächeln nicht verkneifen, sie schien so
glücklich zu sein, das erste Mal seit sie ihren Entschluss gefasst hatten, war sie wirklich
und aufrichtig glücklich.
Sie blieb einige Meter vor ihm stehen drehte sich lächelnd zu ihm um und wartete, bis er
zu ihr aufgeschlossen hatte, dann hackte sie sich bei ihm ein und lehnte ihren Kopf an
seine Schulter.
„Weißt du, ich hätte nicht gedacht, dass wir es wirklich schaffen würden“ meinte sie
nach einiger Zeit nachdenklich. Sie waren gerade an einer Kreuzung angekommen, die
ihre Straße mit einer Hauptstraße verband. Bis jetzt hatten sie schon ein kleines
Lebensmittelgeschäft entdeckt und einen Frisör, allerdings war es das.
„Ehrlich gesagt, ich hatte auch so meine Zweifel, aber sie uns jetzt an“ entgegnete er mit
viel Erleichterung in seiner Stimme.
„Ja, wie haben es geschafft.“
„Naja, noch nicht ganz, noch sind wir nicht völlig am Ziel“ holte er sie sanft wieder auf
den Boden der Tatsachen zurück, noch konnten sie sich nicht in Sicherheit wiegen, denn
sobald man das tat, wurde man grundsätzlich geschnappt.
„Ich weiß, aber wir sind schon ein gehöriges Stück näher dran“ sagte sie und löste sich
von ihm, um ihre Hände in ihren Taschen zu vergraben und eine Zeit lang still neben
ihm zu laufen.
„Sieh mal“ riss er sie aus ihren Gedanken. Er deutete über eine weitere Straße, auf der
anderen Seite war ein Waschsalon. Dana hatte jedoch keine Ahnung, wie lange sie
überhaupt schon gegangen waren oder wie weit.
„William?“
„Ja?“
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„Ich habe Hunger“ quengelte sie plötzlich los. Ihr Magen begann bereits ein paar
Purzelbäume in ihrem Inneren zu machen. So ausgehungert hatte sie sich schon lange
nicht mehr gefühlt.
„Okay, okay“ lachte er. „Wir suchen dir was zu essen.“ Doch das war leichter gesagt als
getan, sie liefen noch erfolglos einige Querstraßen entlang, bis Dana schließlich
missmutig stehen blieb. Es konnte doch nicht sein, dass es in einer kultuerellen Stadt wie
D.C. kein einziges Café oder ein Restaurant gab. Ihr hätte ja sogar ein Imbiß gereicht,
die Hauptsache war, dass es ein Laden war, indem man etwas zu Essen bekam.
„Das ist doch nicht wahr. Wir gehen jetzt zurück in diesen kleinen Laden kaufen
meinetwegen irgendetwas und borgen uns einen Topf von Sarah und Jim, ansonsten
werde ich noch ohnmächtig“ befahl sie, schnappte sich seine Hand und zog ihn in die
Richtung ihres neuen Heims.
Wie sie feststellen mußte, waren sie doch ein ganzes Stück gelaufen und als sie
schließlich wieder vor dem kleinen Laden waren, ging der kleine Zeiger ihrer Uhr schon
auf die 7 zu. Natürlich hatte der Laden geschlossen, keiner von beiden hatte daran
gedacht, dass die Läden vielleicht nur Vormittags geöffnet haben könnten, aber genau
das war der Fall. Inzwischen hatte auch Williams Magen begonnen häftige
Knurrgeräusche von sich zu geben.
„Und was machen wir jetzt?“ fragte Dana missgestimmt.
„Keine Ahnung, vielleicht wissen Sarah oder Jim, wo es hier ein Restaurant gibt“ schlug
er vor.
„Was, wenn nicht?“ Ihre Stimmung war nun endgültig umgeschlagen. Sie hasste dieses
Gefühl, dass sich in ihrem Bauch eingenistet hatte und nicht den Anschein machte, dass
es je wieder weg gehen würde.
„Dana, vergiss nicht, dass ich auch erst seit ein paar Stunden hier wohne.“
„Entschuldige, aber wenn ich hunger habe, werde ich immer unausstehlich. Sicher hast
du recht, also lass uns machen, das wir nach Hause kommen“ sie schnappte sich erneut
seinen Arm und zog ihn bis zu ihrem Haus, wenn sich nicht so furchtbar schlapp vor
Hunger gewesen wäre, wäre sie wahrscheinlich sogar gerannt.
In ihrem Haus standen sie in der unteren Etage vor der Tür, hinter der sich Jim und
Sarahs Wohnung befand. Ihre Hand schloss sich um seine, sie fühlte sich auf einmal gar
nicht wohl in ihrer Haut, abgesehen, dass sie sich sowieso nicht wohlfühlte, weil sie
hunger hatte. Angst beschlich sie, was wäre, wenn sich Anthony getäuscht hatte und
Sarah und Jim sich nur hier einquatiert hatten, weil sie für die Polizei Ausreißer
aufspüren sollten.
Reiß dich gefälligst zusammen Dana, wie kommst du nur immer auf solche Ideen? Du
wirst noch genauso paranoid wie William, ermahnte sie sich und musste im selben
Moment anfangen zu grinsen.
„Bereit?“ fragte er neben ihr, ihm war ihr Grinsen natürlich nicht entgangen, aber
daran, wie sie zusammenfuhr, konnnte er sich schon vorstellen, dass er sie jetzt besser
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nicht danach fragen sollte. Sie sah ihn an und nickte, ermutigt hob er seine Hand und
klopfte einmal kräftig.
Zuerst geschah gar nichts und sie begann bereits sich auszumalen, wie sie oben in ihrer
Wohnung verhungern würden, weil sich Jim und Sarah kurzfristig dazu entschieden
hatten mit ihrem Kind einen Ausflug zu machen, als plötzlich die Geräusche von
Schlössern zu hören waren, die geöffnet wurden. Eine Menge Schlösser.
Dann öffnete sich die Tür und ein hübsches weibliches Gesicht schob sich in den Spalt,
mehr hatte sie die Tür nicht geöffnet.
„Ja?“ fragte sie etwas unsicher. William setzte fast automatisch ein höfliches Lächeln
auf, immerhin wollte er die Frau nicht verschrecken indem er wie König Grisgram vor
ihrer Tür stand.
„Hi, ich bin William und das ist Dana“ stellte er sich und Dana vor, die seine Hand ein
bisschen zu fest hielt, nicht, dass er ihr das gesagt hätte. Dana setzte ebenfalls ein kleines
Lächeln auf und versuchte ihren Handgriff ein wenig zu lockenr, sie musste William ja
die Blutzufuhr abquetschen, allerdings hatte er sich noch nicht beschwert.
„Wir sind gestern in die obere Wohnung gezogen“ beeilte sich Dana hinzu zu fügen, um
vielleicht ein bisschen Vertrauen in der ihr gegenüberstehenden Frau zu wecken und so
wie es aussah hatte sie damit Erfolg. Denn Sarah lächelte und öffnete die Tür ein
Stückchen weiter, so dass sie beide eintreten konnten.
„Anthony hat uns erzählt, dass ihr über uns einziehen würdet, ich wusste ja nur nicht,
wer ihr seid“ beeilte sie sich zu erklären. „Ich meine, obwohl wir schon ziemlich lange
hier wohnen kann man nie vorsichtig genug sein.“
„Ja“ stimme ihr William lächelnd zu und Sarah erwiederte er. Sie wirkte jetzt fast völlig
entpsannt, zumindest entspannter als eben an der Tür.
„Oh, ich bin übrigens Sarah“ sie hielt Dana ihr Hand hin, die Williams los ließ und sie
bereitwillig ergriff, auch ihre Nervosität legte sich allmählich. Sarah schien sehr nett zu
sein und sehr symphatisch und das nicht nur, weil sie das gleiche Schicksal teilte. Ihr
ganze Art schien aufgeschlossen, wenn auch sehr überlegt zu sein. Allerdings konnte
Dana das sehr gut verstehen, es war alles andere als einfach von zu Hause zu
verschwinden und sich ein völlig neues Leben aufzubauen.
Kaum hatte sie auch Williams Hand geschüttelt ertönte ein lautes Geschrei in der
gesamten Wohnung, die der von ihm und Dana bis ins Datail glich. Sarah setze ein
scheues Lächeln auf und verschwand in Richtung Küche.
Kurze Zeit später kam sie mit einem schreinden Bündel auf dem Arm wieder in den
Raum und wiegte es sanft hin und her.
„Entschuldigt, aber sie ist seit zwei Tagen ein wenig kränklich und schreit seit dem sehr
oft. Das ist wahrscheinlich der Hauptgrund, warum Jim ständig irgendwelche nutzlosen
Dinge besorgen geht, um wenigstens für einige Zeit zu entkommen“ sie lächelte
schüchtern. „Obwohl er Bobby Lynn über alles liebt kann sie manchmal wirklich
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nervtötend sein, besonders nachts, ich meine, nichtmal als Baby hat sie soviel geweint“
erklärte sie schnell.
„Naja, wenn wir uns nicht wohlfühlen, wollen wir ja auch auf uns aufmerksam machen“
antwortete Dana lächelnd und völlig auf das Mädchen in Sarahs Armen fixiert. William
bemerkte wie sehr die Kleine ihre Aufmerksamkeit auf sich zog, dieser warme liebevolle
Blick und er wusste sehr genau, woran sie dachte. Sie hätte auch ein kleines Mädchen
oder ein kleinen Jungen haben können. Auch wenn sie wusste, dass sie es aus Vernunft
nicht durfte, so wusste William, dass das nichts an der Tatsache ändern konnte, dass sie
es trotzdem behalten hätte. Nicht ihres Verstandes sondern ihres Herzens wegen.
„Ja, vermutlich hast du recht. Gott, was bin ich eigentlich für eine Gastgebererin?
Möchtet ihr etwas trinken oder essen? Ich war gerade dabei Spagetthie zu machen, als
ihr geklopft habt, wenn ihr wollt, dann könnt ihr gerne mitessen. Wie haben nicht
gerade oft Gäste“ Sarah lächelte übers ganze Gesicht.
„Gerne“ gab William zu Antwort und konnte seinen eigenen Magen beim Gedanken an
warme, weiche Spagetthie hüpfen fühlen. Sicher war das keine Gourmetmahlzeit, aber
er konnte sich im Moment nichts besseres vorstellen, als mit Dana und Sarah Nudeln zu
schlürfen.
„Gut.... dann.... werde ich“ sie sah sich absolut überfordert um, mit einem Kleinkind auf
dem Arm, William und Dana gegenüber und dann noch die Küche. Sie warf einen
hilfesuchenden Blick auf Dana, auch ihr schien die Wirkung die Bobby Lynn auf sie
hatte nicht entgangen zu sein. „Dana würdes du?“ Sofort nickte Dana und nahm das
kleine wimmernde Bündel aus Sarahs Armen.
Das Kind, aus welchem Grund auch immer, nestelte sich an ihre Schulter und schniefte
leise vor sich ihn. Die Augen vor Erschöpfung geschlossen, versiegten nach und nach die
Tränen. Sarah überzeugte sich ein letzes Mal, dass ihr Kind gut aufgehoben war und
verschwand dann in der Küche.
William sah Dana lange Zeit völlig fasziniert an, bis diese sich von Bobby Lynn abwand,
in ansah und leicht rötlich anlief. Es war ihr peinlich, dass ihr Liebe für Kinder so in
ihrem Handeln und ihrem Blick verankert war. Eigentlich war sie mit siebzehn Jahren
noch viel zu jung überhaupt an soetwas zu denken, so war sie jedenfalls erzogen worden.
Aber seitdem sie erfahren hatte, dass sie schwanger gewesen war, schien der Gedanke
an ein Kind immer bei ihr zu sein, egal was sie tat.
„Erinnerungen?“ fragte er sanft, er wusste, dass er ihr sehr weh tun konnte, wenn er
nicht achtsam war, deshalb beschloss er es so vorsichtig wie möglich zu versuchen.
„Ein paar“ gab sie zu, den Blick abwendend. Bobby Lynn lag ruhig an ihren Körper
gekuschelt und gurrte leise vor sich hin, ihr Atem ruhig und langsam, die Äuglein
immer wieder zufallend. Es war unübersehbar, dass sie dabei einzuschlafen, jedoch
nicht ohnen kräftig dagegen anzukämpfen.
„Schlimm?“
„Es tut weh“ begann Dana zögerlich, die Kleine sanft auf ihrem Arm hin und her
schaukelnd. „Ich meine, ich sehe Bobby Lynn an und sehe dieses kleine absolut perfekte
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Wesen, zehn Zehen, zehn Finger, weiche rosa Wängchen und alles scheint so einfach zu
sein. Als wüsste nur ich allein, dass es nicht so ist“ sie sah zu ihm auf und kleine Tränen
glitzerten in ihren Augenwinkeln. William war völlig unbeholfen, er wusste nicht, was er
sagen sollte oder besser nicht.
„Du bist nicht allein.“ Sie schlug ihre Augen nieder und lächelte leicht, als wüsste sie
ganz genau, dass er unrecht hatte. Er trat einen Schritt näher an sie heran und berührte
sanft ihre Wange, forderte sie stumm auf ihn anzusehen. „Das bist du wirklich nicht“
wiederholte er. Diesmal schenkte sie ihm ein ehrliches Lächeln, wenn auch nicht größer
als ihr erstes, schon ein kleine Verbesserung.
In diesem Moment ertönte ein Schlüssel in der Tür und kurz darauf flog die Tür zurück
und ein Mann, vermutlich Jim, kam mit Tüten bepackt hineingestolpert. Die Tüten
balanzierend schloss er die Tür langsam wieder, dann viel sein Blick auf William und
Dana und die Tüten segelten mißachtet zu Boden, als er auf sie zugestürmt kam.
„Wer zu Hölle sind sie?“ schrie er, Dana seine Tochter aus den Armen reißend, das
Kind erwachte und meldete sich laut protestierend zu Wort. Sie war es ganz und gar
nicht gewöhnt so behandelt zu werden, schon gar nicht, wenn sie schlief.
„Jim“ rief nun Sarah, die völlig fassungslos in der Küchentür stand und ihren Freund
böse anblitzte. „Was ist eigentlich in dich gefahren?“ verlangte sie laut zu wissen.
„In mich? Dasselbe könnte ich dich fragen, warum gibst du fremden Menschen unser
Kind? Lernst du denn niemals aus deinen Fehlern?“ rief er verärgert, sein Kopf war
gefährlich rot geworden.
„Ähm, ich glaube, sie haben da etwas missverstanden“ meldete sich William schlichtend
zu Wort. Allerdings war das ein fataler Fehler, denn Jim, zwar genauso groß, aber
mindestens zehn Pfund schwerer, fuhr in an.
„Was geht sie das an, wer sind sie überhaupt?“ schrie er, während er versuchte seine
Tochter so komfortabel wie möglich auf einem Arm zu balanzieren und die andere
bedrohlich gegen William zu richten. Dieser hob beruhigend seine Hände und wich
einen Schritt zurück.
„Jim“ Sarah kam aus der Küche gelaufen, nahm ihm das schreiende Mädchen ab, die
aussah, als würde sie jeden Moment explodieren und stellte sich dann schützend neben
Dana und William. „Jetzt reiß dich endlich zusammen. Das sind William und Dana und
sie sind gestern in die Wohnung über uns gezogen, falls du es vergessen haben solltest,
was mich ehrlich gesagt nicht wundern würde, Anthony hat uns vorgestern davon
erzählt“ erklärte sie mit anklagender Stimme.
Jim sah sie überrumpelt an, dann sah er die zwei an, die er fälschlicherweise für... für
was eigentlich? Feinde? gehalten hatte? Seine Wut legte sich und machte augenblicklich
seiner Scham platz. Er hatte sich wie eine Furie verhalten, aus Angst um Sarah und
Bobby Lynn.
„Es tut mir leid“ sagte er dann leise, sein Kopf war immer noch leicht rötlich, aber Dana
vermochte jetzt nicht mehr zu sagen, ob es noch immer wegen der Wut war oder ob
inzwischen die Peinlichkeit deren Platz eingenommen hatte.
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„Schon okay?“ grinste William, anscheinend schien er in diesem kleinen Ausbruch
wesentlich mehr Bedeutung wiederzufinden als Sarah und Dana, eben Mann. In Sarahs
Armen schrie Bobby Lynn noch immer wie am Spieß. Sie zapelte und wollte sich gar
nicht wieder beruhigen, egal wie gut Sarah ihr zusprach oder sie schaukelte. Ihr kleiner
Kopf war schon gefährlich rot angelaufen und langsam wurde das Geschrei geradezu
ohrenbetäubend.
„Hey Bobby“ versuchte Sarah weiter erfolglos sie zu beruhigen. Dana warf einen kurzen
Blick zu Jim, der allerdings nicht den Eindruck machte, als würde er sofort wieder auf
sie losgehen, sobald sie sich dem Kind näherte. Mit entschiedenen Schritten ging sie auf
die hilflose Sarah zu und zog Bobby Lynns Hemdchen über ihren Bauch. Sie war
aufgeregt, wenn das nicht funktionieren würde, würde sie eine Menge zu erkären haben,
was sie vermutlich auch so haben würde.
Sanft streichelte sie einmal über den kleinen Babybauch und küsste ihn dann einmal
schnell, um dann mit einem gemächlichen Streicheln in Kreisform zu beginnen. Wie ein
Wunder beruhigte sich das Baby fast augenblicklich. Nach ein paar Minuten
schlummerte sie wieder selenruhig. Lächelnd beendete Dana ihr Programm und wandte
sich ein wenig schüchtern an die völlig erstaunten Personen, die um sie herum standen.
Mit offen Mündern, nicht fassen könnend, wie sie das gerade getan hatte. Schnell strich
sie sich eine Haarsträhne hinters Ohr, die sich aus ihrem Knoten gelöst hatte.
„Wie hast du das gemacht?“ durchbrach als erstes Sarah die Mauer des Staunens.
„Als mein Bruder noch klein war, war das der einzige Weg, wie Mom ihn beruhigen
konnte. Später hat er immer absichtlich so lange geweint, auch wenn er keinen Grund
hatte, bis einer von uns das mit ihm tat. Naja, ich war mir zwar nicht sicher, das es
funtkionieren würde, aber einen Versuch war es wert“ erklärte Dana ihr Handeln und
Sarah nickte zustimmend.
„Du musst mir unbedingt zeigen wie das geht. Aber ich fürchte, jetzt brennen unsere
Spagetthie an, Dana hilfst du mir?“ Nicht auf eine Antwort oder auf ein Nicken
wartend, verschwand sie breits wieder in der Küche. Dana warf noch schnell einen Blick
auf William, bevor sie ihr folgte.
„Oh Mann, da hatten wir ja einen schönen Start“ meldete sich nun Jim zu Wort, der
immer noch peinlich berührt von seinem Ausbruch zu sein schien. „Ich heiße Jim“ er
reichte William die Hand, die er gerne nahm.
„Angenehm, William“ sie warfen sich einen kurzen Blick zu, der sofort regelte, dass
William Jim voll und ganz verstand. Tatsächlich war er sich völlig sicher, dass er
genauso reagiert hätte. Nach Hause zu kommen und in seiner Wohnung fremde Leute
vorzufinden, die seine Tochter im Arm hielten, konnte schon sehr beängstigend sein,
besonders wenn man bedachte, warum sie alle hier waren.
„Nun dann, werde ich das dort mal wieder in Ordnung bringen“ Jim deutete auf einige
Lebensmittel die aus den Tüten gefallen waren, als er sie achtlos zu Boden gehen lassen
hatte. William kniete sich neben ihn und gemeinsam sammelten sie Dosen, allerlei
Früchte und Pappschachteln ein.
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„Wenn ich was fragen darf“ begann William auf die Lebensmittel schauend. „Woher
hast du das? Ich meine, Dana und ich sind gerade eine halbe Ewigkeit nach
Lebensmitteln auf der Suche gewesen, aber alle Läden hatten geschlossen. Wobei alle
Läden ein wenig übertrieben ist, da wir nur einen gefunden haben“ sie standen mit den
Tüten in der Hand auf.
„Ja, wir sind hier ziemlich abgelegen, nur zwei Restaurants und den kleinen Laden an
der Ecke. Wir kaufen unsere Sachen immer im Megastore ein, der allerdings eine
Stunde mit dem Auto von hier entfernt ist, aber er ist billig und bietet alles, was man
zum Leben braucht“ antwortete Jim und sah William dann fragend an. „Ihr habt noch
kein neues Auto, oder?“
„Nein, Anthony wollte neue Nummernschlider heute oder morgen vorbeibringen“
meinte William und begab sich dann mit Jim zusammen in die Küche.
„Naja, heute könnt ihr bei uns mitessen und morgen früh wird das denke ich auch noch
gehen, oder Sarah?“ er stellte die Einkaufstüten auf den Küchentisch und sah sie
fragend an.
„Ähm, klar“ meinte sie, während sie mi einem Kochlöffel die Tomatensoße umrührte.
Dana lächelte William glücklich zu und fühlte sich endlich richtig wohl. Auch wenn es
zu Beginn nicht den Eindruck gemacht hatte, waren sie auf dem besten Wege ihre erste
richtige Freundschaft in D.C. zu schließen.
„Und wenn ihr dann morgen die neuen Nummernschilder habt, dann werde ich euch
den Weg zum Megastore zeigen. Habt ihr schon eine Ahnung, was ihr hier machen
wollt, ich meine beruflich gesehen?“ fragte er, während er begann die Tüten wieder zu
leeren und den Inhalt in Kühlschrank und Regale zu verteilen.
„Ich werde mir irgendeinen Job suchen und für Dana suchen wir eine Schule an der sie
ihren Abschluss machen wird und dann wird sie Medizin studieren“ erklärte William
ruhig und gelassen, dabei ignorierte er wissentlich den ungläubigen Blick, den Dana ihm
zu warf.
„So stellen wir es uns wenigstens vor“ warf sie beschwichtigend ein. Warum musste er
nur so entsetzlich stur sein? Sicher, sie wollte gerne studieren und hatte bis jetzt auch
noch gar nicht darüber nachgedacht, was sie tun würde, wenn sie nicht Ärztin werden
würde. Aber bis jetzt war das auch noch nie nötig gewesen. Sie hatte immer die volle
Unterstüzung ihrer Eltern gehabt, finanziell genauso wie moralisch. Jetzt hatte sie
keines von beiden und sie beide konnte es sich weiß Gott nicht leisten, dass sie studierte.
Zudem wollte sie etwas zu ihrem neuen Leben beitragen, sie wollte, dass ihre Beziehung
nicht nur aus seinem Geben und ihrem Nehmen bestand, vermutlich würden sie sich
dann bald wieder trennen und schon der Gedanke daran machte ihr wahnsinnige Angst.
„Ihr habt das ziemlich gut durchorganisiert, oder?“ fragte Sarah neugierig, wenn sie
daran dachte, wie sie und Jim hierhergekommen waren.
„Wir hatten viel Zeit“ kommentierte Dana und nahm die Teller, die sie von Sarah
gereicht bekam und begann den Tisch zu decken. William nahm das Besteck und half
ihr. Kurz darauf saßen sie gemeinsam und aßen.
146
„Wie lange habt ihr das geplant?“ mischte sich Jim ein und schlürfte genüsslich eine
Nudel in sich hinein.
„6 Wochen?“ Dana sah William fragend an. „Ja, ich glaube ungefähr so viel“ fügte der
nickend hinzu. Sarah und Jim sahen sich lächelnd an und etwas überrascht an. Den
anderen beiden entging dieser Blick natürlich nicht. „Ist das merkwürdig?“ fragte Dana
unsicher.
„Nein, ich weiß nicht“ gestand Sarah. „Es ist ja nicht so, dass es dafür eine
vorgeschriebene Zeitspanne gibt oder so was. Aber als ich erfuhr, dass ich schwanger
bin oder besser gesagt, als meine Eltern es erfuhren, da waren wir zwei Tage später
schon ziellos auf dem Weg, naja und dann sind wir hier gelandet und geblieben. Ich war
nicht mehr wirklich dazu in der Lage noch weiter zu reisen.“
„War das der Grund, deine Schwangerschaft?“ jetzt war es an Dana neugierig zu sein.
Sie hatte schon geglaubt, dass sie und William viel durchgemacht hatten, aber im
Gegensatz zu den beiden hatten sie das große Los gezogen. Immerhin wussten sie sofort,
wo sie hin wollten und hatten auch die nötigen Kontakte um das Ganze durchführen zu
können.
„Naja, meine Eltern waren nicht gerade sehr begeistert, dass ich mit 16 schwanger
geworden bin und wollten, dass ich das Kind abtreibe. Wir wollten das nicht, also blieb
uns nur ein Ausweg. Dana ist bei dir alles in Ordnung?“ Sämtliche Farbe war aus Danas
Gesicht gewichen und Sarah betrachtete sie besorgt.
„Es geht mir gut“ antwortete diese sofort. Ihr war gerade verdammt schwindlig
geworden, anscheindend hatten sie viel mehr gemeinsam als sie glaubten.
Der Rest des Essens verlief recht ruhig, sie tauschten nur noch kleine
Nebensächlichkeiten aus, um sich besser kennenzulernen. Allerdings verstanden sie sich
prächtig und die Unterhaltung wurde schon bald lockerer, sie erzählten von den Dingen,
die ihnen auf ihrer Reise passiert, beispielsweise das braune Wasser in ihrem ersten
Motel und Sarah und Jim lachten herzhaft.
So kam der Abend und Dana und William verabschiedeten sich, nachdem sie den Rest
Nudeln und etwas Brot und Butter mitbekommen hatten, damit sie auch den morgigen
Tag bis zu ihrem Einkauf überstehen würden.
Oben in ihrer neuen Wohnung ließ sich Dana erschöpft in einen Sessel fallen, lehnte den
Kopf zurück und schloss die Augen.
„Müde?“ fragte er und gesellte sich an ihre Seite.
„Müde ist gar kein Ausdruck“ stellte sie lächelnd fest.
147
„Hey Kleines“ rief seine Stimme erst aus dem Wohnzimmer, dann näher aus dem
Schlafzimmer. Sie sah von ihrem Buch auf, als er um die Ecke bog und sie in der
Badewanne sah, da sie die Tür zum Schlafzimmer nicht geschlossen hatte. Während er
langsam auf sie zukam legte sie das Buch auf den Hocker neben der Wanne und grinste
ihm entgegen. Er schien wirklich gute Laune zu haben, was entweder daran lag, dass sie
nackt vor ihm in einer Wanne mit wenig Schaum saß oder...
„Du wirst es nicht glauben, aber ich habe einen Job“ ...oder er einen Job gefunden hatte.
Ihr Lächeln wurde noch breiter, das schien ein wirklich guter Tag für sie beide gewesen
zu sein. Er kniete neben der Wanne nieder.
„Was für ein Job?“ fragte sie ihn neugierig betrachtend.
„Du weißt, dass ich mich heute bei dieser komischen Buchfirma beworben habe, die
haben mich abgelehnt. Doch während ich auf den Typen gewartet habe, habe ich
zufällig ein Gespräch zwischen zwei weiteren Bewerbern mitangehört. Der eine sprach
davon, dass wenn er den Job nicht kriegen würde, würde er sich beim FBI bewerben, da
die immer fähige Agenten gebrauchen könnten. Naja, also habe ich mir gedacht was
solls und bin ins FBI Gebäude gefahren. Dort mußte ich mich einem Test unterziehen,
den ich wohl mit Bravour bestanden habe, denn der Tester meinte, ich sei wie
geschaffen für sie. Was ist?“ unterbrach er seine Ausführung, als er sah, wie sich ihre
Miene verdunkelte.
„Beim FBI? Das ist doch sicher sehr gefährlich?“ sie hatte keine Lust ihn erschossen in
einem Leicheschauhaus zu identifizieren. „Du wirst doch sicher etwas besseres finden,
oder?“
„Nicht im Moment, Dana, ich habe kein abgeschlossenes Studium, wir müssen nehmen,
was wir kriegen können. Oder wir müssen wieder zurück zu deinen Eltern und ihnen
erzählen, dass wir es allein nicht schaffen, willst du das?“ Sie schüttelte nachdenklich
den Kopf.
148
„Na siehst du, ich muß sowieso durch eine sechs monatige Ausbildung, also haben wir
noch etwas Aufschubzeit. Vielleicht habe ich bis dahin schon etwas besseres gefunden“
es war immer besser einen Kompromis zu schließen, das wusste er. Er lehnte sein Kinn
auf seinen Arm auf den Beckenrand, während er mit der anderen Hand sanft ihren
hinauf und hinab streichelte.
Sie sah ihm in die Augen und ihr war klar, was er vor hatte. Lernen war für heute wohl
erstmal gestrichen. So wie er sie ansah, würde sie heute wahrscheinlich keine Sekunde
Ruhe haben, nicht das es ihr etwas ausmachen würde. Ganz im Gegenteil.
Seine Hand wanderte von ihrem Arm zu ihrem aufgestellten Knie und vollführte dort
die selbe Prozedur. Die Härchen in ihrem Nacken stellten sich auf und sie bekam trotz
des warmen Wassers eine Gänsehaut. Langsam glitt seine Hand an ihrem Oberschenkel
im Wasser hinunter. Er ließ sie nicht aus den Augen, als ihr Kopf zurücksank und ein
leises behagliches Stöhnen den Raum erfüllte.
Fasziniert betrachte er jede Regung in ihrem Gesicht, während seine Finger das
Zentrum ihrer Lust erreichten. Ein hartes Stöhnen kam von ihren Lippen. Es fühlte sich
so verdammt gut an. Sanft ließ er seinen Zeigefinger in sie gleiten und massierte mit
seinem Daumen ihre Klitoris.
Das Wasser um seinen Oberarm begann zu plätschern und durchnässte seinen
hochgekrämpelten Ärmel, als er begann seinen Arm zu bewegen. Sie hatte ihre Augen
geschlossen und stöhnte sachte. Ihre Stirn lag in Falten und ihr gesamter Körper war
angespannt.
Plötzlich zog sich ihre Beckenmuskelatur zusammen und ihr Mund öffnete sich zu
einem stummen Schrei. Ihre Hände schloss sich um seinen Arm, ihre Nägel gruben sich
in sein Fleisch und sie hielt ihn nah bei sich. Der Höhepunkt erfasste jeden noch so
kleinen Nerv und sensibilisierte ihren gesamten Körper. Sie spürte das Wasser um sich
herum abkühlen, spürte den Schaum ihre Haut kitzeln, doch am meisten und
intensivsten fühlte sie seine Finger in und auf sich, die sich noch immer bewegten und
ihr die Wellen so lange wie möglich gönnten.
Er war gefesselt von ihrem Anblick. Wilde struppige Haare standen von ihrem Kopf ab,
während die anderen über den Rand der Wanne baumelten. Eine Strähne hing ihr im
Gesicht und tauchte bis zur Hälfte ins Wasser. Sanft strich er sie zu den anderen hinter
die Wanne.
„Oh Gott“ ihre Stimme zitterte. Seine Hand streichelte ihre Wange, während die andere
sich zurückzog. Doch als er aufstehen wollte, krampfte sich ihre Hand wieder um seine
und er sah sie fragend an.
„Lass und jetzt nicht aufhören, nicht dieses Mal“ bat sie. Es war an der Zeit auch die
letzte Grenze zu überwinden. Sie hatten sich schon so oft gegenseitig mit ihren Händen
und Mündern zum Höhepunkt gebracht, sie brauchte mehr.
Er nickte und stand auf, um sich von seinen Klamotten zu befreien. Nackt bis auf die
Haut stieg er zu ihr in die Wanne und zog sie an sich, auf seinen Schoß. Endlich waren
sie zusammen gemeinsam, ohne Eltern oder Freunde die sie stören konnten oder ihnen
Verbote erteilten.
149
Ihr Hand tastete nach seine Erregung und sie war wenig überrascht, als sie ihn schon
völlig erregt und bereit vorfand. Auch für ihn war die Zeit des Wartens eine lange Zeit
gewesen.
„Bist du sicher, dass du das willst?“ fragte er unsicher.
„Ich weiß was ich will und im Moment, will ich dich mehr als alles andere“ flüsterte sie
ihm sanft ins Ohr und presste ihren Körper eng an seinen.
Seine Unsicherheit verschwand mit ihren Worten und er legte seine Hände zärtlich auf
ihre Hüften und brachte sie vorsichtig in die richtige Position. Langsam, lautete die
Devise. Auch wenn sie keine Jungfrau mehr war, so hatte sie erst ein einziges Mal mit
einem Jungen geschlafen und selbst das war schon eine Weile her. Gerade als er ihr
Hüften auf seine senken wollte, verhaarte er in seiner Bewegung.
„Was ist, du brauchst dir keine Sorgen zu machen, ich will das. Ich will dich“ bestätigte
sie ihn.
„Dana, das ist es nicht“ sagte er und streckte seinen Arm über den Rand der Wanne
nach seiner Hose aus. Misstrauisch betrachtete sie ihn, als etwas aus seiner Gesäßtasche
fischte. Er zeigte ihr das kleine Päckchen, eine Kondom.
„Oh mein Gott, ich habe aus meinen Fehlern wirklich nicht gelernt“ stellte sie
erschrocken fest und Tränen schossen ihr in die Augen, sie hätte beinahe alles
verdorben. Wie hätten sie den mit einem Kind leben sollen, wo sie nichtmal genug Geld
für sie beide hatten und eine weitere Abtreibung kam für sie gar nicht mehr in Frage, zu
sehr hatte die erste ihre Nerven und ihren Körper beansprucht.
„Keine Angst, diesmal hast du mich an deiner Seite und wenn du etwas vergisst, hast du
mich, um daran zu denken“ er lächelte ihr aufmunternd zu. Ihre Miene hellte sich auf
und sie schlang ihr Arme um seinen Hals und drückte ihn ganz fest an sich.
„Es ist okay Kleines, ich werde nicht zulassen, dass dir soetwas noch einmal passiert“
sagte er und erwiederte ihre Umarmung. Ihre Haare kitzelten seinen Körper, als sie wie
rote Fäden im Wasser schwammen. Langsam trennte er sich von ihr und öffnete das
Päckchen mit dem Kondom.
„Lass mich“ bat sie und nahm es ihm aus der Hand. Sie warf die Verpackung achtlos
bei Seite und tauchte ihre Hände ins Wasser. Blind fand sie seine Errektion und rollte
das Kondom sanft über seinen Penis.
„Okay, ich denke nun sind wir bereit“ ihre Stimme zitterte etwas. Sie konnte sich noch
zu gut an ihr erstes Mal erinnern und es hatte weh getan. Aber sie wollte das hier, sie
wollte William. Ganz. Er würde vorsichtig sein und ihr niemals wehtun, dass wusste sie
und so presste sie ihren Körper eng an seinen.
Seine Hände legten sich erneut auf ihre Hüften und dirigierten sie sanft in die richtige
Position. Ihre Knie entspannten sich und sie ließ sich langsam auf ihn sinken. Er dehnte
sie und sie biss sich auf die Lippen, als ein heftiger Schmerz sie überkam.
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„Dana, geht es dir gut?“ Schweiß stand auf seiner Stirn und er betrachtete sie kritisch.
Sie nickte und sank noch tiefer. Als sie dachte, sie könnte nicht mehr ertragen, ließ der
Schmerz nach. Sie hatte ihn völlig in sich aufgenommen und ihre harten Muskeln
entspannten sich.
Er sah sie wartend an und sie schenkte ihm ein entwaffnendes Lächeln und er
entspannte sich unter ihr. Sie verhielten noch einige Zeit in ihrer Position und mit der
Zeit fühlte er sich immer besser in ihr an. Jedenfalls so gut es sich eben anfühlen konnte.
Ihr Blick ruhte auf ihm, als sie ihre Knie anspannte und sich hinaufhob. Das dehnende
Gefühl verschwand für einen kurzen Augenblick und kehrte schwächer zurück, als sie
sich wieder auf ihn niedersinken ließ.
Schließlich verschwand der Druck ganz und machte einem weichen, wärmenden Gefühl
platz. Ihr Körper hatte sich genug an ihn gewöhnt, damit sie es wenigstens genießen
konnte. Ihre Hüften bewegten sich immer schneller auf ihm und um sie herum begann
das Wasser Wellen zu schlagen und gegen die Wannenränder zu plätschern.
In seinem Gesicht konnte sie erkennen, dass er seinem Höhepunkt schon gefährlich nah
war und es ihn eine große Anstrengung kostete auf sie zu warten. Aber sie wußte, dass
sie noch keinen Orgasmus erwarten konnte. Es war noch viel zu früh und viel zu neu für
sie.
„William, ich will, dass du kommst“ brachte sie während der Stöße zu stande.
„Aber... ich will“ sie legte ihre Lippen auf seine und stoppte jeden weiteren Einwand. Sie
zog ihre inneren Muskeln um ihn zusammen und ritt ihn mit schnellen Stößen, bis sein
Widerstand endlich brach und er kam. Stark kam. Sie fühlte ihn kurz noch größer in
sich werden, was einen erneuten schwachen Druck in ihr auslöste.
Sein Körper zitterte seine Augen rißen auf, seine Pupillen wurden zu großen schwarzen
Löchern, die in die Luft starrten. Sein Mund öffnete sich, als würde er etwas sagen
wollen, doch es kam kein Laut heraus. Die Arme um sie verkrampften sich und
drückten sie fast ein wenig zu eng an ihn. Dann verschwand die Kraft aus seinem
Körper und er sank schwer atmend zusammen.
Sie hatte noch nie etwas so schönes gesehen, wie ihn in genau diesem Moment.
„Dana, ich liebe dich“ flüsterte er, als er wieder bei Kräften war. Er küsste sie und sie
wurde von einem unbeschreiblichen Glücksgefühl überflutet und küsste ihm mit einem
starken Verlangen zurück.
Es war okay, wenn er den Job annahm, bis sie fertig mit studieren war, oder er einen
besseren fand. Es war ja schließlich nicht für immer und was sollte so ein Job beim FBI
schon für Auswirkungen auf ihr Leben haben?
Epilog
New Jersey Life 24.02.82
151
Lebenszeichen
Nach drei langen Monaten ist nun endlich ein Lebenszeichen der beiden vermissten
Teenager Dana Scully (18) und Fox Mulder (21) aus Bridgeton eingegangen. Ein Zeichen,
dass nicht nur ihre Eltern erleichtert, sondern alle Familien, da nun doch endlich klar zu
sein scheint, dass sich keine Sekte hinter dem Verschwinden der Teenager befindet.
Sie gaben beide bekannt aus freien Stücken gegangen zu sein und sie haben gemeinsam
den beachtlichen Weg bis nach Washington D.C. zurückgelegt und leben dort zur Zeit in
einem Appartment. Von den anderen ebenfalls vermissten Jugendlichen fehlt jede Spur.
Doch die Hoffnung ist wieder zurückgekehrt, dass man auch diese beiden sicher finden
wird.
Uni In & Out ’86
Abschluss
Wie viele andere hat es auch ein Großteil der Redaktion geschafft seinen Abschluss zu
machen, ich gehöre glücklicher Weise mit dazu. Doch keine Angst ich habe bereits eine
würdige Nachfolgerin gefunden, die euch im nächsten Jahr mit Rat und Tat in Sachen
Mode zur Seite stehen wird.
Nun aber zum Abschlussjahrgang. Die Rede wird in diesem Jahr keine geringere als Dana
Scully halten die euch allen sicher noch Dank ihrer Abschlussarbeit („Einstein’s Twin
Paradox: A New Interpretation“) im Gedächtnis ist, nur jemand, der sich mit Einstein
vergleichen kann, ist würdig unsere Abschlussrede zu halten.
Mehr bleibt mir nicht zu sagen, außer vielleicht noch: VERMEIDET RÜSCHEN um jeden
Preis, die sind OUT.
Auf Wiedersehen eure Liss
FBI News ’91
Jeder kann sich mit Sicherheit noch an sie erinnern, obwohl wir uns sicher alle bemüht
haben sie zu vergessen – die X-Akten. Bis jetzt haben sie ruhig und unberührt im Archiv
gelagert, bis jetzt! Denn Fox Mulder, ein Agent aus der Abteilung für Gewaltverbrechen
hat nun sein Interesse an diesen Akten bekundet. Vielleicht sollte einer unserem jungen,
aufstrebenden Talent mitteilen, dass diese Akten das Ende seiner noch frischen Karriere
bedeuten können. Das merkwürdigste daran ist, dass er wohl darauf bestanden haben soll
diese Fälle zu untersuchen, dass sie „großen Wahrheitsgehalt“ hätten. Schon irgendwie
Spooky!
Quantico Journal ’92
Abschied
Und wieder müssen wir uns von einer Professorin verabschieden, die in die große, weite
Welt des FBI hinausziehen will. Dr. Dana Scully, erklärte Lieblingsdozentin, ist ab 6. März
in einer Abteilung anzufinden, die sich die X-Akten nennen und sich mit paranomalen
Phänomenen beschäftigen. Wer hätte gedacht, dass unsere wissenschaftliche Dr. Scully
sich dazu hinreißen lassen würde? Wünschen wir ihr Glück und hoffen wir, dass sie ihrem
zukünftigen Partner Fox – Spooky – Mulder ordentlich in den Hintern tritt, sollte er es
denn verdient haben.
Allgemeiner Interneteintrag
Eine Seuche ist ausgebrochen, eine Seuche, wie sie nicht zu bekämpfen ist. Die
sogenannten X-Akten sind Kult geworden. Millionen von Teenagern sitzen Tag für Tag vor
ihren Computern um sich über diese Spezialabteilung des FBI zu informieren, über das
Internet eine leichte Sache.
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Diese Akten, die sich mit dem Paranormalen und Übersinnlichen befassen und von den
Agenten Mulder und Scully bearbeitet werden sind vermutlich das Letzte, das gestresste
Eltern gebrauchen können. Auch meine Tochter sitzt wie besessen vor dem Bildschirm und
liest gespannt jeden Bericht der veröffentlicht wird. Es geht sogar noch weiter, sie und viele
andere schreiben sogar selbst erdachte Fälle, sogenannte FanFiction. Können Eltern
diesem Fetisch überhaupt etwas entgegensetzt? Ist das FBI die neue Barbie; FanFiction
die neuen Bravo’s? Hoffen wir, dass sich das Interesse bald verliert, auch wenn ich im
Moment nicht sehr viel Hoffnung habe...
Ende
So hier müssen wir uns wohl von unserem Pärchen verabschieden. Das hier ist bis jetzt das
längste, was ich jemals an einer Story (abgesehen von den Romanen) geschrieben habe
und ich denke, ich kann mit Recht stolz darauf sein. Obwohl ich eigentlich geplant hatte,
die Story etwas authentischer zu gestalten, gefällt sie mir auch so ganz gut. Ich weiß, dass
ich den Charkteren nicht im geringsten treu geblieben bin, aber wer weiß schon, wie die
beiden früher waren? Sicher nicht so, wie ich sie beschrieben habe, aber vielleicht waren
sie ja so ähnlich, immerhin ist das hier alles nur Fiction.
Wonderful tonight von Eric Clapton, so wie alle anderen Lieder wurden ohne
Genehmigung benutzt, jedoch erhoffe ich mir keinen Geldsegen, also werden sie mir wohl
vergeben, oder?
Wir sehen uns wieder bei meiner nächsten Story, Netty!
Kommentare der Autorin:
- Okay, also ich habe nicht die geringste Ahnung vom amerikanischen Schulsystem, ich
nehme an, das hat man erkannt, oder?
- Ich habe geschrieben, das Dana eine Abtreibung aufgrund ihrer Eileiterschwangerschaft
hatte, aber nach weiteren Nachforschungen habe ich festgestellt, dass eine Abtreibung gar
nicht möglich ist, sondern das eine komplexe Operation nötig ist. Als ich die
Nachforschungen aber hatte, hatte ich schon 20 Seiten weiter geschrieben und da war die
Abtreibung schon fest verankert, seit mir nicht böse.
- Die Stellung, die William und Dana nach dem Jahrmarkt praktizieren ist nicht zum
Nachmachen geeignet, zumal das leider gar nicht möglich ist. In meiner Fanatasie passte
das alles perfekt zusammen, bis Markus mit netterweise mitteilte, dass es unmöglich ist und
mir leider sogar noch Beweise dafür lieferte (nicht so, wie ihr jetzt schon wieder denkt.).
Naja, sie gefiel mir aber trotzdem so gut, dass ich sie beibehielt.
- Ich habe tatsächlich keine Ahnung, ob man Geld so leicht abheben kann, wie beide es vor
ihrer Flucht tun, aber ich hatte schon genug Stress mit den anderen Textstellen, da hab ich
es mir einfach mal leicht gemacht.
- Die Art, wie Dana Bobby Lynn beruhigt kann ich als wahr bestätigen. Mein kleiner
Cousin hat das ständig so gemacht. Zweijährige Jungs können ganz schön nervend sein,
wenn sie etwas wollen.
- Ihr sollt jetzt nicht glauben, dass ich keine Ahnung von Akte-X habe. Ich weiß sehrwohl,
dass Scully ihren Abschluss an der Uni von Maryland gemacht hat und dass Mulder in
Oxford studiert hat und vor allem, dass er erst 86 ins FBI eingetreten ist, aber mal ehrlich
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wie hätte die Story denn so ausgehen können, wenn ich darauf Rücksicht genommen
hätte?
- Ich wollte auch wirklich nicht das FBI beleidigen in dem ich ein lächerliches Klatsch
Magazin (FBI News) erfunden habe, aber wie sollte Mulders Wechsel zu den X-Akten sonst
beschreiben?
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