Syrien - 18.11.11

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Unzureichende Bemerkungen zur lenin'schen
Imperialismustheorie & ihren Modernisierungen
von TomGard Pro @ 2011-11-02 – 13:27:01
Sepp Aigner veröffentlichte eine Besprechung, die unter dem jede Menge Popularität
versprechenden Titel
"ETH Zürich: Weltwirtschaft wird von 147 Firmen beherrscht"
auf der Plattform kommunisten.ch erschien.
Inhalt und Verweise siehe dort.
Die besprochene Studie wäre eine belanglose Fleißarbeit, gäbe es nicht die reißerischen
Bebilderungen. Es ist wahrlich kein Geheimnis, daß der globale Kapitalismus, betrachtet man
ihn im buchstäblichen Sinne "oberflächlich", im konkurrierenden Zusammenwirken
hochgradig zentralisierter, vernetzter Kapitalgesellschaften und anderen Korporationen
erscheint und politische Agitation für "Deregulierung", Privatisierung und Abwicklung
sozialstaatlicher Betreuung kommt kaum ohne entsprechende Verweise und Berufung auf
vorgebliche "Sachzwänge" dieses Zustandes aus, die periodisch von politischen Maulhelden
mit populistischem Getobere über "Heuschrecken"- und "Casino"kapitalismus" gekontert
wird.
Doch die Quelle und Sepp Aigner nehmen die Studie her, für ein Revival einer sog.
"Imperialismustheorie Lenins" zu werben (1).
Ich hab da rasch einen Kommentar 'drunter gesetzt, der Leuten, die ein wenig marxistische
Theorie kennen, immerhin Ansatzpunkte der Kritik liefern mögen.
Ich zitiere (mit grammatischen und stilistischen Korrekturen des allzu eilig abgefassten
Originals):
"Das manichäische Weltbild von den satanischen "Wenigen" als bösen Geistern einer
Herrschaft über die "Vielen" wird durch "Mathematisierung" nicht klüger, im Gegenteil, wie
ich gleich genauer begründen werde.
Doch zunächst zu einem Einwand, der auf (Aigners Blog)vermutlich sofort kommen wird. Es
handele sich ja nur um eine "Seite" der Kapitalismus- und Imperialismuskritik, wird man
sagen, welche die andere Seite, die Kritik der Ausbeutung der Arbeitskraft, enthalte.
Nur leider enthält sie sie nicht, im Gegenteil. Der vorgestellten "modernisierten" Form liegt
die Kritik der Ausbeutung technisch völlig fern - deshalb kommt sie und kann von einer ETH
Zürich kommen - und inhaltlich steht sie polemisch dagegen, anders, als in der lenin'schen
Fassung.
Letztere hielt mit dem "Trick" des "Übergangs" zum Monopol und dem daraus gewonnenen
Wolpertinger "monopolistisches Kapital" Verbindung mit der sachlichen Kritik der
Ausbeutung, welche integral eine Kritik der Konkurrenz ist, weil sie die moralistische,
frühsozialistische Kritik am Verstoß gegen so niedliche Trümmer wie "Menschlichkeit",
"Gerechtigkeit", "Brüderlichkeit" in der ökonomischen Kritik des Privateigentums überwand.
Allerdings hielt Lenins Imperialismuskritik diese Verbindung nur noch formell. Schon die
von Marx geschichtsphilosophischen Schwachheiten und Engels Ontologisierungen derselben
übernommene Rede vom "Stadium des Kapitalismus" bemißt die Kritik des Kapitals an einer
Apologetik, welche "die Geschichte" als mehr oder minder gedeihliche "Menschheits-" oder
Produktivkraftentwicklung vorstellen und abfeiern will - und vernichtet sie darin.
"Technisch" geschieht die Vernichtung vermittels Attributen wie "bösartig", "verrottet" etx.
und ganz allgemein in der Formel vom "letzten Stadium des Kapitalismus", ganz so, als
obläge seine praktische Kritik der herrschenden Klasse selbst! (zumindest hinsichtlich der
Schaffungen von Voraussetzungen für sie)
Nach der im strengen Sinn ökonomischen Seite bestand der "Trick" bei Lenin darin, das
marx'sche Wissen über die Reproduktion des Kapitals und der Widersprüche und Gegensätze,
welche sie birgt, mithilfe der substanzialistischen (theologischen!) Quatschformel vom
"Umschlag von Quantität in Qualität" im Monopolbegriff "tendentiell aufzuheben".
In der ETH - Studie bleiben solche Widersprüche und Gegensätze, ja, JEDER Inhalt, in der
mathematischen Formalisierung außen vor, die in einen abergläubischen Fetisch von
"Vernetzung" mündet. Der Aberglaube dieses Bildes steht dem mittelalterlichen
satanistischen Hexenglauben, bzw. - ein wenig "aufgeklärter" - dem Geraune über
weltenbeherrschende satanistischen Geheimgesellschaften (am besten gleich die Kirche
selbst!) in nichts, gar nichts nach. Alle realen Vorgänge, die dem konkurrierenden
Zusammenwirken der in der Studie genannten Gesellschaften und Körperschaften
zugrundeliegen, einschließlich ihrer Gegensätze und Widersprüche, nämlich auf elementarer
Ebene die Gegensätze zwischen Käufern und Verkäufern, von Schuldnern und Gläubigern,
von Industrie- und Handelskapital, überhaupt der verschiedenen stofflich bestimmten
Abteilungen im widersprüchlichen Prozess der Reproduktion der Kapitale ALS einer
Reproduktion des Gesamtkapitals und der Eigentumsordnung, all dies fällt außer Betracht.
Und zwar vermittels eines bloß nominellen Deutens auf Kredit und Kreditkapital, das keine
Spur zu einem Begriff des Kredits legt, wie er aus der Kritik des Geldes und Geldfetischs zu
gewinnen wäre. Das Deuten gilt nurmehr einer Verteufelung des Fetischs (2).
Anstelle einer erforderlichen näheren Begründung - ich kann ja hier nur Anknüpfungspunkte
der Kritik liefern - will ich die rationelle Seite des Bildes benennen.
Selbstverständlich ist den Phänomenen, welche in der ETH-Studie erfasst sind, ein von der
gegenwärtigen Weltordnung abweichender Bedarf nach Gewaltausübung und
Gewaltverhältnissen zu entnehmen! Nämlich, schlecht zusammengefasst, der nach einer
Weltregierung, welche die bisherige Territorialität der dem Kapitalismus zugehörigen
politischen Souveränität aufhebt und dem Ideal folgt, diese Souveränität könnte eine der
korporativ verknüpften Kapitale selbst werden, statt die einer ihnen übergeordneten Macht.
Das geht nicht. Aber das vom atomaren Vernichtungsmonopol der USA geführte IMPERIUM
ist die "beste" Realisierung dieses Ideals, die erhältlich ist.
(1) Übrigens - als eine Imperialismustheorie hat Lenin seine im besten Sinne polemische
Schrift unter dem sprechenden Titel "Der Imperialismus als höchstes Stadium des
Kapitalismus" - welch Ehrfurcht! - bei der Abfassung gewiß nicht verstehen wollen, wenn er
sich auch die opportune partei- und bewegungspolitische Verkennung nicht nur gefallen ließ,
sondern sie förderte. Das "als" kündigte zu seiner Zeit einer noch nicht pluralistisch
verkommenen Intelligenzia ganz brav eine essayistische Abhandlung an - keine Theorie.
(2) Im lenin'schen Original war das mindestens zum Teil eine agitatorisch wohlmeinende
Lüge bzw. Irreführung der Leser, wie der Akademiker den in Exzerptheften niedergelegten
Marx- und Hegellektüren Lenins und seiner Auseinandersetzung mit Kautsky entnehmen
kann, wenn er seine Zeit mit sowas vergeuden will.
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UN ehrt Colonel Muammar Gaddafis Einsatz für
Menschenrechte
von TomGard Pro @ 2011-11-02 – 18:48:13
Wie? Kann gar nicht sein?
Richtig.
Es kam nicht mehr dazu.
Aber die 16. Sitzung des UNHRC beschloß am 4. Januar dieses Jahres, der libyschen
arabischen Jamahiriya für den vorbildlichen Einsatz für bzw. Umsetzung von
Menschenrechten auszuzeichnen. Im März sollte die Ehrung feierlich zugestellt
werden. Zu den Unterzeichnern zählten Dänemark, Schweden, Italien, Niederlande,
Spanien, Schweden, Norwegen, Australien und Deutschland.
Daß wir uns nicht mißverstehen ...
Menschenrechte - in Unterschied zu Viehrechten, die es wohl früher gab - erscheinen
zum ersten Mal in Persien auf der geschichtlichen Bühne (soweit man weiß), nämlich
als königliches Dekret, daß sich gegen die Zerrüttungen richtete, welche die Sklaverei
anrichtete. Ich habe die verantwortliche Dynastie vergessen.
Später erscheinen sie dann in den einschlägigen römischen und mittelalterlichen
Gesetzestexten, die der Mißhandlung von Sklaven und Leibeigenen gewisse Grenzen
des guten Geschmacks setzten. Bei Strafe einer Geldbuße an Hof oder Bistum.
Aber egal, die Jamahiriya verdiente im christlichen Sinne die Ehrung wohl mehr, als
jeder andere Staat dieser Erde, zieht man die Realisierung von "Recht auf Bildung",
"Frauenrechten" und vor allem das Recht auf ausreichende und gesunde Ernährung,
Wohnung, Mobilität und Gründung einer Familie in Betracht.
Und wenn man Kindern und Jugendlichen was über die Ermordung Colonel Gaddafis
erzählen will, dann mag dieser kleine Treppenwitz der Geschichte taugen.
(Quelle, Courtesy nsnbc)
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10 Kommentare zu "UN ehrt Colonel Muammar Gaddafis
Einsatz für Menschenrechte"
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gkb (Besucher)
2011-11-04 @ 16:00:05
Das ist ja ein bisschen verdrechselt geschrieben, aber wo im christlichen Schriftgut ist
davon die Rede, dass es selig macht, sich um Recht auf Bildung, Frauenrechte, Recht
auf ausreichende und gesunde Ernährung und all son Heidenkram zu bemühen?
S o werde ich meinen Kindern bestimmt nicht erklären, was mit dem bösen Onkel
Gaddafi passiert ist, der sich erst mit den mächtigen Staaten eingelassen hat, die
Negerlein von ihnen abgehalten, u.a. dafür bei ihren Chefs zelten durfte und später
von ihren Agenten über die Straße geschleift wurde - s o nämlich, dass ich die ganze
demokratische "Recht auf ..."-Sch. samt ihrer stinkenden Preise hochleben lasse.
Derlei Treppenwitze und alle persischen Dynastien ignoriert nicht einmal
gkb - mit Grüßen
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TomGard Pro
2011-11-04 @ 21:00:43
Hallo gkb,
ein wenig Grundlagen:
Vereinfacht gesagt stellten die Christen eine in der Wolle jüdisch eingefärbte
Nachhut der Heerscharen römischer Statthalter dar, welche den traditionellen
gesellschaftlichen Ordungen eine imperiale Reichsordnung überstülpten, die
sich sogleich daran machte, gewissermaßen Wurzeln in ihr zu schlagen: Mit
der römischen Geld- und Handelsökonomie. Unter der Saugwirkung dieser
Wurzeln wurde - da das alte Judentum guten Boden dafür bot - aus dem
"konkreten" (jüdischen) Menschen der "abstrakte" (christliche) Mensch, ein
Glied in einem Gemeinwesen, das zunehmend eines des Geldes wurde. Dieser
abstrakte Mensch braucht im selben Maße "Rechte", wie er weder über
privates Eigentum, noch über tauglichen Anteil an einem gesellschaftlichen
Eigentum verfügt, dem er an- und zugehört. Je weniger er Glied einer sozialen
Körperschaft ist, die etwas anderes darstellt, als einen "Knotenpunkt" in den
periodischen Metamorphosen der Wertformen, desto mehr wird er bloß
"Insasse" eines Territoriums, dessen Herrschaftspersonal im fettesten dieser
Knotenpunkte hockt und die Netze spinnt, dem Staatswesen. Einem
Staatswesen, das in derselben Bewegung zur "Nation" wird, zur Gesamtheit
der vom Staatswesen ausgehenden Netze. Formell auf die gleiche Weise, wie
der Christ sich zum Bewohner eines irdischen Teils des Himmelreiches erklärt.
Der Jude hingegen erklärte sich zum Gefolgsmann seines Gottes auf
EIGENEM Territorium.
Religion ist = Nationalismus und das Christentum ist diejenige Form, in
welcher die Untertanen dem Herrschaftspersonal den Begriff und das Gesetz
seines eigenen Handelns aufzuherrschen suchen. Daher sein Erfolg, auch in der
islamischen Variante.
Gaddafis "Regime" war zu beträchtlichen Teilen ein christlich inspirierter
Despotismus gegen die patriarchalische, islamische Stände- und
Stammesgesellschaften. Die Benevolenz dieses Despotismus eignete seinem
Mittel - Petrodollars!
Ich denke schon, diese Verhältnisse bieten gerade Kindern - die aus obigem
leicht erklärlichen Gründen mehrheitlich irgend eine christlich religiös gefärbte
geistig-intellektuelle Entwicklungsphase durchlaufen - bestes Lehrmaterial.
Für die meisten Erwachsenen kommt es zu spät, schon deshalb, weil die zu
einer tauglichen Patriarchatskritik am allerwenigsten noch imstande sind.
Freilich ist die Vermittlung ein wenig trickig.
Gruß
TG
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gkb (Besucher)
2011-11-04 @ 21:42:12
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gkb (Besucher)
http://gkb.blogsport.de
2011-11-05 @ 15:03:23
Hallo Tom Gard.
Auch noch mal ausführlicher: Den historischen ideologischen Übergang vom
pragmatischen jüdischen zum abstrakten christlichen Glaubensprofil gebe ich dir zu.
Wo du mit diesen - idealiter gefassten - Profilen ins Mogeln (bzw. Eiern) kommst:
"Religion = Nationalismus" geht nicht auf und wird weiter unten geständig. Nämlich,
wenn du "mehrheitlich irgend eine christlich religiös gefärbte geistig-intellektuelle
Entwicklungsphase" nennst, wo das Konkurrenzindividuum auf seiner ständigen
Sinnsuche (um seine Interessen geht es ja in der Nation/Schule/Arbeit nicht) auch
immer wieder auf allerlei Religiöses oder Esoterisches verfällt.
Was du im von mir Zitierten ansprichst, gibts bei Jugendlichen und Ausgewachsenen
(wenn auch in unterschiedlichen Ausprägungen), hat aber beides nur mittelbar mit
dem von dir auf den - richtigen - Begriff gebrachten Christentum zu tun. Diese
indirekte Verbindung drückst du einfach durch ein Gleichheitszeichen aus und bist
damit - bestenfalls - sehr ungenau, deinem gewünschten Ergebnis zuliebe.
Kurz: Es taugt nicht, um Richtiges zu Gaddafis Herrschaft und seinem Ende
irgendwem zu erklären; am schlechten Ende setzt es eher noch blödsinnige/n Moral
und Aberglauben ins Recht.
Ite missa est
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TomGard Pro
2011-11-05 @ 18:35:32
Hallo gkb,
folgenden Deiner Sätze:
"das Konkurrenzindividuum (verfällt) auf seiner ständigen Sinnsuche ...auch
immer wieder auf allerlei Religiöses oder Esoterisches" und
"...am schlechten Ende setzt es eher noch blödsinnige/n Moral und
Aberglauben ins Recht."
entnehme ich ein Mißverständnis.
Sinnproduktion und Moral halte ich weder für "Blödsinn" noch für
vorsätzliche Dummheiten; mit Letzterem würd ich etwas salopp
"Aberglauben" charakterisieren, der zwar in Verbindung mit ersteren auftritt,
dort aber für die Hilfskonstruktionen, gewissermaßen die "Epizyklen"
zuständig ist.
Nein, das sind die mächtigsten Produktivkräfte berechnender Unterwerfung
gerade deshalb, weil sie Grenzen der Berechnung und Berechenbarkeit sozial
codieren und für sie werben.
In dieser Eigenschaft sind Sinnproduktion und Moral allerdings gewaltig
unterbestimmt.
Religiöses Bewußt-Sein trachtet leicht kenntlich danach, dieser
Unterbestimmung abzuhelfen, und zwar mit einer Art himmlischer /
spiritueller Parallelwelt, in der jedes Moment mit allen anderen hübsch
säuberlich verknüpft zu sein beansprucht.
Daran ist schon allgemein zu erkennen, Religion ist ein spezifischeres
Phänomen, und wenn Du die Skizze meines Begriffs vom Christentum
"richtig" nennst, hast Du diese Unterscheidung eigentlich mit"gekauft".
Zumal ich sie mit dem Bild von den Netzen und Knotenpunkten der
Metamorphosen der Wertformen im gesellschaftlichen Verkehr und der
Territorialität der ihm übergeordneten Herrschaft genauer zu zeichnen versucht
hab.
Denn dann ist das Spezifikum, das Judentum und Christentum im allgemeinen
Religionsbegriff zusammen faßt: Monotheismus . Mit ihm beginnt Religio
i.e.S., der "Rückbezug" von allem und jedem auf EINE Quelle, DER Macht in
abstraktester Gestalt, welcher die weltliche Macht der Väter und Patrone
ebenso unterworfen sein soll, wie der Gläubige selbst. Diese EINHEIT stand
im Zentrum meines Satzes, das Christentum (sei) diejenige Form des
NATIONALISMUS, in welcher die Untertanen dem Herrschaftspersonal den
Begriff und das Gesetz seines eigenen Handelns aufzuherrschen suchen. Diese
Form gibt es NUR in Gestalt einer Religion, die das Ideal herrschaftlicher
Souveränität in den Himmel hebt und dort final alle Gegensätze und
Kollisionen vernichtet, an denen sich weltliche Herrschaft, die ihnen ja ihr
Dasein verdankt, abarbeitet.
Was sonst noch unter Religion firmiert, ist (Volks)Mythologie, und die zähle
ich ohne Abstriche zur Wissen-Schaft. Mehr noch, Mythologie bildet bis auf
den Tag das Kompendium allen menschliches Wissens, so lang man Wissen
nicht mit "know how" übersetzt, weil es sich um eine reinrassig
gesellschaftliche Kategorie handelt.
Was ich weiß oder Du weißt wird "Wissen" erst, wenn es Bestandteil der
geistigen Formenwelt geworden ist, unter deren Gestaltungen bestimmende
und maßgebliche gesellschaftliche Handlungen abgewickelt werden.
Wird es das nicht, geht es unter, wird allenfalls irgendwann aus vermodernden
Bibliotheken gefördert, in denen es so begriffslos wie ehrfürchtig von ....
Mönchen monotheistischer Religionen aufbewahrt wird.
Ite missa est
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TomGard Pro
2011-11-05 @ 19:01:33
Übrigens: Wenn nicht das religiöse Bedürfnis junger Christen cum grano salis
heute dasselbe , wie vor zweitausend Jahren wäre, gäbe es keine (mehr). Nur
gegenwärtige Notwendigkeiten entreißen die Trümmer und die Toten ihrer Zeit
und machen sie zu "Ghulen" der Gegenwart.
Und ein weiterer Punkt ist in meinem Kommentar zu vermissen:
Das Christentum fällt nicht mit dem Namen des Allmächtigen. Er wird heute
gewöhnlich durch "I", Ich ersetzt, in der verbreitetsten Volksreligion, der
niemand, wirklich niemand entkommt, der Psychologie. Aber deren
"Substanz" ist lupenrein christlich.
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gkb (Besucher)
2011-11-05 @ 18:54:08
Mein Einwand bleibt (und ich sehe ihn durch Teile deiner Entgegnung ins Recht
gesetzt): "Religion ist ein spezifischeres Phänomen" schreibst du. Das wollte ich
gesagt haben gegen dein "Religion = Nationalismus". "
Moral und Sinnproduktion endet nicht immer bei Religion (habe ich auch nicht
geschrieben). "Produktivkräfte berechnender Unterwerfung" mag nicht falsch gemeint
sein, ist mir aber zu stilverliebt für eine Erklärung. Die Suche nach "Sinn" steht
anyway feindlich zum Erkennen und Wahrnehmen eigener Interessen, will ich
nochmal unterstreichen. Schön dokumentiert wirds durch allerlei Milliarden
Facebook-Einträge und ein knappes halbes Dutzend "Facebook-Revolutionen".
Machs gut, c
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TomGard Pro
2011-11-06 @ 13:40:08
gkb: "Die Suche nach "Sinn" steht anyway feindlich zum Erkennen und Wahrnehmen
eigener Interessen, will ich nochmal unterstreichen."
Schade, das wäre eine Debatte - grad auch am gegebenen Gegenstand - wert gewesen.
Was sind z.b. "eigene Interessen"? Inwieweit sollen sie nicht dasselbe sein, wie das
"Eigeninteresse", dessen Verfolgung Staat und Kapital gebieten? Wieso muß sowas
überhaupt geboten werden?! Und welche Rolle spielt eben darin die Sinnproduktion?
Den Gegenstand dieser Debatte nannten die Redakteure des "Gegenstandpunkt", die
von gkb offenbar geschätzt werden, einst "moralischen Materialismus".
Das Thema Religion könnte kaum weniger ergibig sein.
k.A., warum gkb es vorzieht, meine Kurzform "Religion = Nationalismus" als eine
einidentische Beziehung festhalten zu wollen, obwohl ich Nationalismus kenntlich
zum Oberbegriff deklarierte, sodaß die Umkehrung falsch ist. "Patriotismus" hat wohl
unbestritten ebenfalls "Nationalismus" zum Obergegriff, doch wird man Patriotismus
nicht mit Religion gleichsetzen können. Umgekehrt weiß aber jedes Kind, daß
patriotische Staatsgündungs- und Sezessionskriege, wie auch diejenigen, mit denen in
Europa ausgangs des Mittelalters die Nationenbildung überhaupt erst von Neuem
anhob, überwiegend die Gestalt von Religionskriegen annehmen, bis auf den heutigen
Tag. In den Auseinandersetzugen um den Islam und mit islamischen Patrioten ist das
Thema essentiell.
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gkb (Besucher)
http://gkb.blogsport.de
2011-11-13 @ 23:03:25
@TomGard
Ich habe zu Unrecht deine Gleichsetzung "Religion = Nationalismus" kritisiert.
In dem von dir beschriebenen (und von mir missverstandenen) Sinn, dass es
dort, wo es um Religion geht, immer auch um Nation geht stimmt sie.
Bei den eigenen Interessen war ich zumindest unpräzise und will die Frage
beantworten, worin sie sich denn von den in der bürgerlichen Welt gebotenen
Eigeninteressen unterscheiden. Das ist jetzt nicht als großer Widerspruch zu
deinen bisherigen Ausführungen gedacht.
Ich meinte nicht die Interessen, die ein Mensch im Auge haben muss, um in
der Konkurrenzgesellschaft über die Runden zu kommen wie z.B.
Gerechtigkeit oder seine eigene Durchsetzungsfähigkeit gegen andere etc. Mir
ging es um die nackten Grundbedürfnisse des Menschen wie essen, wohnen,
kleiden, gepflegt werden.
Kapitalismus ist, dass alle diese Bedürfnisse/Interessen vom Standpunkt des
Geldes aus betrachtet werden - sie sind das Mittel/der Stachel, um Menschen
für fremden Geldreichtum erpresserisch auszunutzen bzw. an ihren
Geldreichtum heranzukommen. Da fällt das Interesse, das meinetwegen ein
BMW-Arbeiter als BMW-Arbeiter hat, wenn er sich für sein Unternehmen z.B.
staatliche Unterstützung beim Exportieren in die USA erhofft und sein
objektives Interesse, als Mensch bestmöglich an bestmögliche Lebensmittel zu
kommen, radikal auseinander.
Wie wir alle wissen, haben die meisten BMW-Arbeiter davon nicht den
richtigen Begriff und lassen sich auf ihre objektiven Interessen wie gutes
Essen, gute Luft, schöne Umgebung im Namen ihres vom Standpunkt als
BMW-Arbeiter gegebenen Interesses an guten Konkurrenzbedingungen hetzen
"wie die Kampfhunde" (wie Gremliza in einem lichten Moment mal
geschrieben hat).
Die den erfolgreichen Kapitalismus kennzeichnende Konkurrenz bis in jede
noch so private Pore des Lebens sagt den darunter unterworfenen Menschen
ständig, dass es nur in einer sehr zynischen Weise um sie und ihre objektiven
Interessen geht, nämlich insofern, als sie daran ausgenutzt werden können. Der
konstruktive Übergang, den - leider - die meisten Menschen mit Blick auf das
geistige "Zurechtkommen" in solcher Welt machen, ist, den einzelnen
Instanzen der Welt einen positiven Sinn zuzuweisen, bzw. danach zu suchen,
wo sie ihn nicht entdecken können.
Sie stellen also - salopp gesagt - nicht die Frage "Warum ist es so, wie es ist?"
sondern "Warum ist es gut so, wie es ist?". Da fangen Religion, Psychologie
und der ganze Kram an, die ja alle folgerichtig ihren Lämmlein immer den
ähnlich lautenden Rat erteilen, um gut zurechtzukommen dürfe er "sich selber
nicht so viele Probleme" aufmachen.
Die Art, wie "Interessen" buchstabiert werden, sind eine extrem
"praxisorientierte" Frage. Wenn sich - und das meiste weist darauf hin - die
Lohnabhängigen mit der Euro-Krise vom Standpunkt "Ich bin deutscher
Steuerzahler und mein Konzern auch" aus befassen, gehören sie halt kritisiert.
Weil aus diesem "Eigeninteresse" kommt, egal wie "kämpferisch" er
vorgetragen wird, immer nur das Gegenteil des Interesses deutscher
Lohnabhängiger als "Menschen" heraus und eine weitere Zuspitzung ihres
Schadens.
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gkb (Besucher)
2011-11-06 @ 14:27:45
Ich muss mir das alles überlegen.
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"Stop NATO" (2) - 5.11.11
von TomGard Pro @ 2011-11-05 – 17:15:50
Mancher wird diese Notiz, in der ich behauptete, auch rechtschaffene Verteidiger der
"Rechte" Julien Assanges sähen sich einer US-Morddrohung gegenüber, für eine
groteske Übertreibung gehalten haben.
Das Groteske sei eine Idealisierung des Häßlichen, hat, wie ich eben lernte, Hegel
gelehrt. Stimmt mal wieder, was der Alte sagte, wenn wir seine Erkenntnis hinzu
nehmen, Abstraktionen in der Wirklichkeit durchzusetzen - und Idealismen sind
diejenigen Abstraktionen, die mit denkbar erbittertster, deliröser Gewalttätigkeit
geltend gemacht werden - heiße, Wirklichkeit vernichten. Die Umstände der
Ermordung Muammar Gaddafis und die Weise, wie sie der demokratischen
Öffentlichkeit präsentiert und in ihr aufgenommen wurde, bestätigen diese Lehre.
Zwei Marker im Übergangsfeld von Kultur und Politik zeugen davon und spannen ein
Feld(1) für programmatische Um- und Durchsetzungen des Gewaltideals auf. Der
erste ist das Video einer Hillary Clinton, buchstäblich von Sinnen sagend: "We came,
we saw, he died". Der zweite sind die vielfach zitierten, trunkenen(2) Granteleien des
ehemaligen Neocon - Kandidaten John McCain, an die ich hier mit Rick-Rozoffs
letztem "Stop NATO"-Artikel erinnere. Gewisse Leute, zitiert eine Quelle McCain,
hätten nach Gaddafis Tod "allen Grund, sich unbehaglich" zu fühlen ("got a reason to
be uneasy", ich erinnere an die Konnotation "bang(e)" im Wort uneasy). Gegenüber
der BBC spezifizierte McCain die Adressaten: Bashar al Assad, Wladimir Putin und
"einige Chinesen".
Rozoff stellt im genannten Artikel im engeren Sinne politische Implikationen aus
russischer Sicht vor(3).
Rick Rozoff ist ein Diplomat, muß ich voran schicken, sein Blog und sein MailVerteiler ist das Werk eines Teams, das nicht von Luft und Liebe lebt. Also haben wir
diplomatischen Code auf den Text anzuwenden.
Und da ist gleich zu bemerken, der feuilletonissch anmutende Vergleich zwischen
dem NATO-Chef Rasmussen und dem römischen Konsul Scipius Africanus, der die
römischen Standarten im dem Erdboden gleich gemachten Cartago aufpflanzen ließ,
zum Zeichen dessen, was ihm den Beinahmen "Eroberer Afrikas" eintrug, ist als eine
Botschaft aus dem Kreml zu nehmen, wenn auch unbestimmt bleibt, welcher Rang ihr
zuzuschreiben sei: Russland gibt Afrika auf(4). Das ist durchaus nicht
selbstverständlich. Die russische Militärindustrie hat, um ein Beispiel zu nennen, ein
paar nicht ganz unbedeutende Stakes in der ägyptischen Armee, jedenfalls bis vor
etwa 2 Jahren. Aber unabhängig von materiellen oder materiell unterfütterten
Gegebenheiten, zu denen russische Assets in Libyen zu zählen sind, enthält der
Vergleich mit dem historischen Erfolg Roms die Botschaft, "Russland" werde der
NATO auf der in Libyen aufgespannten Ebene eher nicht zu begegnen suchen.
Insoweit gibt der Vergleich Rasmussens Prahlerei vom "größten Erfolg der NATO in
ihrer Geschichte" Recht, und zwar gleich noch stellvertretend mit Blick auf
chinesische Interessen, die in den Grenzländern Libyens und Somalias unmittelbar in
Bedrängnis gebracht sind.
Im Anschluß nennt Rozoff Rasmussen einen "Häuptling" und bringt die von McCain
eingeforderte östliche Reichweite seiner afrikanischen Siegesfeier ins Spiel. Der
"zweihundertsiebenundzwanzig Tage dauernde Krieg gegen Libyen" werde von
Rasmussen als ein "klares Signal" Richtung Syrien beansprucht, obwohl er zugleich
kategorisch zurück wies, die NATO habe die Absicht, in Syrien militärisch
einzugreifen. Was haben wir nun von Rozoffs Kommentar zu halten, Rassmusens
Worte stellten eine "kärgliche" Zu- und Versicherung dar, sowohl für die die syrische
Regierung, "als auch die breite Volksmasse" (populace).
Erstens. Rozoff weiß natürlich - und der blog dokumentiert es - was der Mossad in
Debkafile mit beträchtlichem Hohn hinschreibt: Die NATO ist längst dort!
Namentlich an drei Fronten.
a) Der publizistischen Front, an der die Redaktion der "Nachrichten aus dem
Führerhauptquartier" bei Al Jazeera eine Armee von PR-Agenturen befehligen.
b) An drei militärischen Fronten, der bewaffneten Infiltration Syriens von
libanesischem und türkischem Territorium (Muslimbrüder und FSA), sowie von
Saudi-Arabien aus über jordanisches Territorium.
c) Die Steuerung und Finanzierung des sog. "Nationalrats" der "Opposition" durch
NED-Affiliates und langgediente CIA-Agenten.
Rozoffs Bemerkung gilt daher nicht der nominellen Intervention, von der er spricht,
sondern den Mitteln, die zum Einsatz kommen sollen. Er spricht sie in der Scheidung
zwischen syrischer Führung und Bevölkerung stellvertretend an:
- Mordkampagnen und Massenexekutionen am Herrschaftspersonal, einschließlich der
Armee, einerseits, und
- terroristische, abschnittsweise genozidale und ruinöse Angriffe auf die
Zivilbevölkerung andererseits
Deren auf Dauer jeden Widerstand zerrüttende Kombination hatte der NATO endlich
doch den "Erfolg" gebracht, der ebenso wenig ein "Sieg" ist, wie die römischen
Strafexpeditionen in aufrührerischen Provinzen, die in jeder Generation zu
wiederholen waren.
Im obigen Sinn sind zweitens mit "assurance", Zu- und Versicherung, Rasmussens
Worte mehr oder minder absichtsvoll in eine falsche Kategorie gestellt. Die Emirate,
Quatar und Jordanien, die in Libyen mitbombten, sind keine NATO-Staaten, auch
nicht Saudi-Arabien und Israel. Der NATO-Staat Türkei exekutiert seit Jahr und Tag
eine NATO-Lizenz zur militärischen "Verteidigung" von "Eigen"interessen im
kurdischen Irak. Die "Assurance" von der Rozoff spricht, gilt daher auswärtigen
Interessenten, denen es nicht um den Bestand Syriens und das Wohl und Wehe seiner
Bevölkerung geht, sondern um Ziele und Umfang der Neuordnung, welche die NATO
in und um Syrien derzeit anstrebt. Hier geht es also um Russland, seine Marinebasis in
Tartus und russische Waffenlieferungen an Syrien.
Diese zwei Punkte sind in Rozoffs Artikel ein "Vorwort" zur Besprechung der
genannten Äußerungen McCains und Clintons, nebst dem Feld, das sie aufspannen.
Rozoff qualifiziert dieses Feld aus russischer Sicht so präzise, wie ein abermalig ins
Feld geführter historischer Vergleich das leisten kann. Er schreibt:
"Wäre Rasmussen jemand anderes, als er ist, wäre er ein ehrlicher Mann, hätten seine
Worte in der libyschen Hauptstadt sich auf das Fazit beschränkt, mit dem der
Historiker Tacitus die römische Eroberung Nordafrikas im Gefolge des dritten
punischen Krieges beschrieb: Auferre, trucidare, rapere, falsis nominibus imperium;
atque, ubi solitudinem faciunt, pacem appellant. (Sie plündern, morden, schlachten
und stehlen, nennen es fälschlich ein Imperium und die Wüstenei, die sie hinterlassen,
nennen sie befriedet.)"
Rozoff nimmt den späten Hofschriftsteller Caesars und bitteren Chronisten des
imperialen Verfalls nach dessen Tod, zur Referenz für die Stellung, die Russland zum
Vorgehen des US-Imperiums in Afrika und darüber hinaus einnehmen könnte oder
sollte. Vulgo: Rozoff spricht von Syrien nur als einem Anwendungsfall verbliebener
Optionen russischer Diplomatie und Einflußnahme.
Doch dann diskutiert Rozoff nicht solche Optionen, sondern nimmt den Übergang zur
Quantifizierung der Kräfte, denen sich russische Politik gegenüber sieht:
"Die NATO vereinigt nach einem Zuwachs an Vollmitgliedern um 75% zwischen
1999-2009 nun die militärischen Kräfte von 28 Vollmitglieder und weiteren 40
angegliederten Partnerländern, also ein Drittel der Nationen der Welt, in Kriegen und
Besatzungen auf dem Balkan und im Süden Asiens. Afrika ist nun die nächste
Station."
Mit dieser Berufung reletiver russischer Ohnmacht wendet sich Rozoff erneut
Implikationen der in Libyen vorgeführten NATO-Kriegskultur zu:
"Die letzte Trophäe der NATO-Staaten ist der zerschlagene, blutverschmierte und
geschundene Leib Muammar Gaddafis... Die westlichen Regierungen und die Völker,
die sie sich verdient haben (um ein Wort ... Joseph de Maistres umzukehren), haben
sich elementarer Wertmaßstäbe und Begriffe von Anstand, Moral und gutem
Geschmack derart beraubt, daß ihre übersättigten und entmenschlichten Sinne nach
den Stimulanzien und Inszenierungen nekrophilen und satanistischen Schwulstes(5)
im Stile der Farcen des Grand Guignol verlangen."
Es folgt eine Tirade über die einschlägigen Abteilungen der US-Volkskultur und der
"freudlosen menschlichen Wracks" (jaded ennuyés), die von ihr angespochen werden.
Sie bildet einen erneuten Übergang zu politischer Wertung der libyschen
Mordkampagne:
"Der stellvertretende Sprecher der Staatsduma Ivan Melnikov kennzeichnete die
Bilder und Videos als "schlagende illustration der Vorgehensweise der Vereinigten
Staaten und ihrer Alliierten (in Libyen)" und empfahl sie der übrigen Welt als
Lehrmaterial “(Gaddafis Leiche) symbolisiert die von den Amerikanern in Fetzen
gerissene unabhängige libysche Staatssouveränität."
Woran sich in der Tat die Frage schließt, who's next.
Rozoffs Antwort ist eine Liste, die er im vergangenen Jahr zur Nachbereitung des
Lissaboner NATO-Gipfels erstellt hatte:
Algeria, Belarus, Bolivia, Central African Republic, Chad, Cuba, Democratic
Republic of Congo, Cyprus, Ecuador, Eritrea, Iran, Lebanon, Madagascar, Mali,
Moldova-Transdniester, Myanmar, Nicaragua, Niger, Nigeria, North Korea, Pakistan,
Palestine, Somalia, the South Caucasus (Abkhazia, Nagorno-Karabakh, South
Ossetia), Sudan-South Sudan, Suriname, Syria, Uganda, Venezuela, Western Sahara,
Yemen and Zimbabwe.
Zweierlei ist an dieser Antwort von diplomatischem Belang.
Erstens beschränkt Rozoff die Antwort nicht auf diejenigen Ziele, die für einen
aufmerksamen Zeitungsleser nachvollziehbar kurz- bis mittelfristig anvisiert wurden,
etwa Syrien, Iran, Pakistan, Sudan, Eritrea und Südossetien, wie es politischer
Pragmatismus nahe legen würde.
Zweitens. Wenn Rozoff sich schon entschloß, die Liste, die er "gleichwohl
unvollständig" nennt, in diesem Umfang zu präsentieren, wieso fehlen dann Ziele, die
jeder westliche Dödel kennt, nämlich die russische und chinesische Souveränität
selbst?
Es fehlen auch Brasilien, ein weiterer, zumindest bedingter Opponent der
amerikanischen Globalstrategie von nennenswerter strategischer Bedeutung, sowie
Kasachstan und die übrigen zentralasiatische Staaten und kaspische Anrainer, die das
Imperium erklärtermaßen russischer Einflußnahme zu entwinden und chinesischem
Einfluß vorzuenthalten trachten. In Zentralasien verrichtet übrigens Deutschland eine
Menge, vielleicht die wichtigste, wenn auch unspektakuläre Wühlarbeit dazu.
Dergestalt, behaupte ich, deutet Rozoff die "Zone" und ihr Umfeld an, die Russland
gegen die NATO-Kriegspolitik zu behaupten beabsichtigt. Syrien gehört eben nicht
dazu und auch nicht - füge ich hier mit Blick auf noch ausstehende Argumente hinzu der Iran in seiner gegenwärtigen politischen Verfassung(6).
In diesem Sinne darf man Rozoffs Liste als eine der "Verdammten dieser Erde" lesen.
Nimmt man hinzu, daß seine "kulturkritischen" Auslassungen über die Bevölkerungen
der NATO-Metropolen und die Bemerkung über "Regierungen, die ihr Volk
verdienen", wenig Zweifel lassen, daß aus Rozoffs Sicht in keiner Weise auf
Widerstandskräfte aus diesen Bevölkerungen zu rechnen ist, ergibt sich ein Bild
russischer Behauptungsabsichten gegen das Imperium. Das US-Imperium wird an sich
selbst zerfallen, an Überdehnung wie innerer Zerrüttung, so die Skizze, aber
"Russland", also die Elite russischer Kultur- und Herrschaftstraditionen, sowie die
Länder des kontinentalen Asien, die sich mit Russland zusammen tun, gedenken die
globale Katastrophe dieses Zusammenbruches zu überstehen.
In Rozoffs Worten:
"Daß die Länder der Welt nahezu täglich nach einer Zusicherung verlangen, von der
mächtigsten multinationalen Militärbündnis der Geschichte nicht angegriffen zu
werden, wie unglaubwürdig sie immer sei, stellt an sich eine Anklage gegen ein
Zeitalter dar, welches unter solch beständigen und allgegenwärtigen Drohnungen zu
leben zwingt."
Man beachte, die Mitglieder und Partner der NATO rechnet Rozoff nicht länger unter
"Länder dieser Erde".
Sein abschließendes Plädoyer für eine weltweite Initiative, die einen UN-Aufruf zur
Auflösug der NATO erwirken solle, ist dann wohl kaum noch mißzuverstehen. Es ist
ein Plädoyer oder eine Ankündigung für einen Abschied russischer Politik von den
Bühnen außerhalb seiner bilateralen Beziehungen und der Organisationen, die es
selbst ins Leben rief, namentlich der GUS, der SCO und der Assoziation kaspischer
Anrainer.
Der "russische Bär" besinnt sich auf seine historischen Tugenden. Gutmütigkeit gehört
nur der Legende nach dazu (1) Natürlich ist meine (oder eines anderen) Wahl dieser Marker willkürlich! Das ist
sachgerecht, weil es um Willkür als Prinzip geht, notwendigerweise. Hat das
Herrschaftspersonal keinen Begriff von seinem Handeln, stellen Übergänge das
Analogon einer naturgeschichtlichen Bifurkation dar. Der Erscheinung nach
"emanieren" sie aus einem Chaos der Bewegung gekoppelter Vektoren, und diese
Erscheinung ist eben die Wirk-Lichkeit dessen, was die Vektoren auf die Welt
gebracht und in die Spur gesetzt hat.
(2) A "less than eloquent admonition" nennt Rick Rozoff vornehm McCains
Einlassungen.
(3) Es ist eine Vorstellung, nach dem in Anm.1 vorgestellten Muster.
(4) Ich äußerte mich in dem Punkt wohl weniger apodiktisch, gäbe es nicht noch
"Anzeichen". Der Wichtigste ist das wenige Tage alte, vom "Commersant"
vorgestellte und von Rick Rozoff dem geneigten internationalen Publikum vorgestellte
"Wohlwollen", mit dem Russland einen türkischen Antrag auf diplomatische
Akkreditierung bei der SCO entgegen nahm und zu behandeln gedenke. In einem in
Arbeit befindlichen Syrien Artikel komme ich auf den Punkt genauer.
(5) "... that the only stimulants left to awaken their satiated and dehumanized
sensibilities are – as they are inured to violence, even on a mass scale – necrophilia
and fiendish, ghoulish Grand Guignol."
(6) In dieser Verfassung ist der Iran für Russland mehr eine Last, als von Nutzen.
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1 Kommentar zu ""Stop NATO" (2) - 5.11.11"
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TomGard Pro
2011-11-17 @ 17:54:24
Ich war mit dem Eintrag in Zeitdruck geraten und schloß ihn am Ende nicht mehr mit
der Einleitung kurz.
Im Maße, wie sich Russland auf seine vitalen Interessen zurück zieht (Was für China
sowieso gilt, für China ist jeder Dollar Kapitalexport vital), konzentrieren sich die
Erpressungsmittel und -titel in der Hand seiner Gegener und "Partner". Indem
Russland der Türkei gleichsam zum "Lohn" für die Kriegserklärungen gegen Syrien
die Annäherung an die SCO andient, gibt es sein Placet für den Krieg. Und mit jedem
Feld, das Russland in Europa und im Nahen Osten zu räumen beginnt, sei es
ökonomisch, politisch oder diplomatisch, entfallen dort Optionen zur Kooperation mit
Russland gegen die Handlungsfreiheit der westlichen Führungsmächte, die vielleicht
noch den einen oder anderen Herren bewegen könnten, auf Rücksichtnahmen zu
drängen, sodaß militärische Optionen der USA weiteren Spielraum bekommen.
Gestern hat Lavrow die Entsendung von "Beobachtern" der AL nach Syrien begrüßt,
und im selben Atemzug bekannt gegeben, an seinem Wissen und Urteil über die
Parteilichkeit der AL ändere dies nichts. Die "Vorschläge", die er der AL obendrein
noch machte, hat er auf diese Weise einer diplomatischen Beachtung und sachlichen
Nichtbeachtung empfohlen. Dergestalt hat er allen, die es wissen wollen, bedeutet,
Russland sei entschlossen, mit den künftigen Herren Syriens, wer immer es sei, auf
Anfrage kooperieren zu wollen, sodaß eine Schädigung russischer Interessen über das
durch den Kriegsfall unvermeidliche Maß hinaus für die Angreifer überflüssig bis
schädlich wäre.
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"Die Berliner Regierung unternimmt den
abenteuerlichen Versuch, die Systemkrise ihrer
Währung als Chance für ein deutscheres Europa zu
nutzen"
von TomGard Pro @ 2011-11-06 – 12:57:08
Peter Decker, Redakteur des "Gegenstandpunkt", hat einen Artikel geschrieben, der
Hintergrund und Verlauf der sogenannten Euro-Krise schnörkellos zusammenfaßt.
In einer Leseprobe zitiere ich, was ich den "Anker" seiner Argumentation nennen
wollte, anschließend eine Anmerkung von mir.
"Die Bankenrettung macht aber auch kenntlich, was in normalen Zeiten gerne
übersehen wird: Die Kreditwürdigkeit der Banken, ihre Geschäftsfähigkeit als
allgemeiner Kreditgeber und Schuldner der Gesellschaft ist das Werk der politischen
Macht. Sie können ihr Geschäft mit Schulden bei der staatlichen Notenbank
»refinanzieren«, d.h. Schulden, die sie besitzen, bei ihr gegen frisches Geld, liquide
Mittel tauschen. Nicht erst im Krisenfall garantiert die Zentralbank den
Geschäftsbanken die entscheidende Gleichung von Schulden und Geld – und stiftet
damit ihre Macht.
Das Geld, mit dem die Staaten die bankrotten Banken stützen und ihnen verlorenes
Kapital ersetzen, nehmen sie kapitalistisch korrekt in Form neuer Staatsschulden auf
Kapitalmärkten auf. Sie machen diese Schulden endgültig nicht, um
Wirtschaftswachstum anzustoßen, sondern einzig, um von den Märkten selbst schon
entwertete Finanzwerte in Kurs zu halten. Sie vermehren ihre Schulden und
Schuldbedingungspflichten – aber nicht die Quellen, aus denen diese Pflichten zu
erfüllen wären. Genau das nehmen die Banken ihren Rettern übel: Sie glauben immer
mehr staatlichen Schuldnern nicht mehr, daß sie ihnen auf Dauer den Zinsdienst für
ihre wachsende Schuldenlast leisten können. Sie stoßen deren Anleihen ab,
verweigern den Ankauf neuer und treiben die betreffenden Staaten in den Bankrott.
Damit rührt das Finanzkapital an die zirkulären Grundfesten seiner eigenen Macht: ..."
in voller Länge auf "kominform.at"
Meine Anmerkung:
Peter Decker meidet den Begriff "fiktives Kapital", obwohl er dessen Quelle
beschreibt, wie sie im allgemeinen Verhältnis zwischen Finanzkapitalisten einerseits,
und staatlichen Garanten des Geldes andererseits erscheint. Letztere stehen mit ihrer
militärischen Macht dafür ein, daß ihre Kreditzettel als Geld fungieren und "folglich"
welches ist. Dies kann, aus Gründen, die Decker nennt, nur eine nominelle Garantie
sein. Sie erstreckt sich nicht auf Leistungen des Geldes, also die Zugriffsmacht und
Erträge von Geldsummen.
Daß in diesem Sinne ein Großteil der zirkuierenden Schulden, die als Geld be- und
gehandelt werden, keines ist, sondern fiktives Kapital, ist den Geschäftsleuten seit
langem bekannt und Voraussetzung ihres Handelns. Der sog. "Kasinokapitalismus",
von anderen "neue Finanzökonomie" genannt, basiert auf dem Wissen, daß die
"Profitmaschine", wie Decker es nennt, nurmehr eine abstrakte Grundlage der
Plusmacherei der Finanzkapitale darstellt, die in ihrer Hauptmasse durch
wechselseitige Enteignung von Zinsversprechen zustande kommt, auf die zuschüssiger
Kredit, eben auch zuschüssiger Staatskredit gezogen wird. Das Resultat ist die
schwindelerregende Geschwindigkeit, in der in den vergangenen zwei Jahrzehnten die
"Expropriation der Expropriateure", die Konzentrationsprozesse aller Kapitalarten
vonstatten ging, deren "Speerspitze" die Konzentration der Bankkapitale darstellt. Die
Konkurrenz der Finanzkapitale trennt sich in dieser Bewegung von den übrigen
Abteilungen der Konkurrenz, wird eine eigene "Domäne", obwohl sie mehr denn je
alle anderen Domänen durchwirkt. Kein Großkonzern kommt ohne eine
Finanzabteilung aus, die auf den Kapitalmärkten mitmischt, weil er enteignet zu
werden droht, falls es ihm nicht gelingt, einen gewissen Anteil seiner Erträge auf dem
Kapitalmarkt zu erzielen, dessen Maß sich aus seiner Größe und "organischen"
Zusammensetzung ergibt.
Decker spricht oben von "zirkulären Grundfesten der Macht des Finanzkapitals".
Solch Zirkularität bedarf einer "ursprünglichen Akkumulation", deren Quelle
außerhalb der Zugriffsmacht des Finanzkapitals liegt, und dies sind eben die
Staatsschulden, welche die Konkurrenz um fiktives Kapital, also um nominelle
Eigentumstitel, buchstäblich "anzetteln". Die "ursprüngliche Akkumulation" dieser
Staatsschulden war die alte Kriegsökonomie der NATO-Staaten, insbesondere die USStaatsschuld, mit der die Reagan-Administration die gewaltige Rüstungsindustrie in
die westliche Staatenwelt setzte, mit deren Hilfe die SU endlich in die Knie gewungen
werden sollte.
Diese Schulden zirkulierten zu beträchtlichen Teilen in der Warenökonomie - nur
handelte es sich nichtsdestotrotz um Staatskonsum, dessen materielle
Hinterlassenschaft nicht nur keine Akkumulation - Aneignung des Surplusprodukts
lebendiger Arbeitskraft - stiften konnte, sondern Akkumulationsmittel verschlang. Im
Bereich des Staatskonsums ist Ausbeutung direkt und nominell. Lohnarbeit bleibt die
Form, in der sie abgewickelt wird, der ökonomische Gehalt ist wenig verschieden von
antiker Sklaverei, die Pyramiden in die Wüsten setzte, um welche dynastische Kriege
geführt wurden.
Der Umgang der deutschen Regierung mit der eingetretenen Situation, so
"abenteuerlich" man ihn vom Standpunkt darin verwickelter Interessen finden mag, ist
nichts weiter als sachgerecht, es ist u.a. Teil einer "friedlichen" Antwort auf das
französische und niederländische "Libyenabenteuer" und die Sozialisation der aus ihm
zu erwartenden Lasten.
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6 Kommentare zu ""Die Berliner Regierung unternimmt
den abenteuerlichen Versuch, die Systemkrise ihrer
Währung als Chance für ein deutscheres Europa zu
nutzen""
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gkb (Besucher)
2011-11-06 @ 14:48:25
Zu folgendem Teil deines Textes nur mal als Versuch/Hinweis oder dergleichen (icht
als Entgegnung zur gesamten Anmerkung gedacht):
"Diese Schulden zirkulierten zu beträchtlichen Teilen in der Warenökonomie - nur
handelte es sich nichtsdestotrotz um Staatskonsum, dessen materielle
Hinterlassenschaft nicht nur keine Akkumulation - Aneignung des Surplusprodukts
lebendiger Arbeitskraft - stiften konnte, sondern Akkumulationsmittel verschlang."
Ich würde dem einmal das gegenüber stellen, was allgemein das "Computerzeitalter"
heißt: Eine technische Innovation, seit Jahrzehnten da, nimmt ab Mitte der 70er Jahre
plötzlich weltweit als Umstürzer und Vervollkommner aller bisherigen
kapitalistischen Produktion Fahrt auf? Warum? Doch nicht, weil sie endlich
"technisch reif" dafür war. Sondern, weil völlig ungekannte Volumina von Kredit durch die infolge der Vietnam-Kosten von den USA gekündigten Goldbindung des $
sowie später der Reaganschen Spezial-Bondangebote zur Finanzierung des
Rüstungswettlaufs - plötzlich Anlagen suchten.
Die Suche nach Anlage macht sich die technischen Bedingungen zurecht und
radikalisiert ihre Produktivität bis in alle Poren. Ausgangspunkt aller Akkumulation
dabei: das, was heute Staatsschuld heißt - und nicht von dem sachgemäßen Reichtum
der Finanzwelt zu trennen ist. Das ist, wenn du so willst, der Ursprung der
Akkumulation des heutigen Finanzkapitals.
Diesem Szenario steht in vielen linken und KPistischen Veröffentlichungen eine
Auffassung der Krise gegenüber, die mit dem "Scheitern des fordistischen
Akkumulationsmodell" Ende der 60er anfängt und daraus eine Fluchtbewegung des
Kapitals in die Finanzmärkte ableitet - bis zum späteren "Highspeed-Casino" oder wie
sie es immer nennen. Die Auffassung halte ich für falsch und wollte ich mit dem oben
Angedeuteten widerlegen.
Bon Courage!
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gkb (Besucher)
2011-11-06 @ 15:36:29
Zu deiner Kritik am Begriff "abenteuerlich" für Merkels Politik und dem letzten
Absatz deiner Anmerkung:
"Der Umgang der deutschen Regierung mit der eingetretenen Situation, so
"abenteuerlich" man ihn vom Standpunkt darin verwickelter Interessen finden mag, ist
nichts weiter als sachgerecht, es ist u.a. Teil einer "friedlichen" Antwort auf das
französische und niederländische "Libyenabenteuer" und die Sozialisation der aus ihm
zu erwartenden Lasten."
Ich würde mir nicht Merkels Vorgehen nicht als "Antwort" auf irgend etwas denken.
Eher schon Sarkozys Kriegsinitiative gegen Libyen als Reaktion auf einen drohenden
Machtverlust Frankreichs durch die Krisenkonkurrenz der Euro-Länder und
Deutschlands Ambition, seine Interessen unter der Parole "Haushaltsdisziplin" zu
institutionalisieren.
Und beim Libyen-Krieg geht es nicht um die Kosten, und wer sie alles mittragen
muss. Da gehts darum, wer wem was vorschreiben kann. Es stehen gegenwärtig alle
Bündnisse auf dem Prüfstand, und da muss man ganz "sachgerecht" oder
"abenteuerlich" als Staatsführer teilweise ins gesunde Fleisch "bilateraler
Beziehungen" schneiden.
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TomGard Pro
2011-11-06 @ 16:36:01
Yes, gute Hinweise. Das Venture - Kapital, das die Rationalisierungen mittels
Datenverarbeitung beschleunigte ist gewiß ein Faktor, wenn auch zu bedenken ist, daß
dies nicht allein Akkumulation von Titeln beschleunigte. Neben die Verschlankung
resp. Effektivierung der Verwaltungen und die Brachlegung von Arbeitskraft trat
branchenweite Kapitalvernichtung mittels Veralterung des Anlagekapitals.
Dein zweiter Kommentar präzisiert, was ich sagen wollte, aber mißverständlich und
undeutlich ausdrückte.
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gkb (Besucher)
http://gkb.blogsport.de
2011-11-13 @ 23:29:15
@ TomGard
Die beschleunigte Rationalisierung durch EDV ist nur der bezüglich der
Staatsverschuldung langweiligere Teil dessen, was ich mit "Computerzeitalter"
ansprechen wollte.
Mir ging es darum, dass diese ganze EDV-Industrie ihren Ausgang bei einem
enormen Berg von US-Staatsschulden genommen hat, die sich auf die Suche
nach Anlage gemacht hat, als die Dollar-Gold-Bindung von Washington wegen Zweifeln bspw. Frankreichs am Gegenwert des US-Geldes - storniert
wurde (Anfang der 70er, "Zusammenbruch von Bretton Woods"), Konzerne
wie Apple, Microsoft, HP oder dergl. sind die Schöpfung von USSchuldpapieren.
Die meinetwegen für den Vietnam-Krieg oder die Pershings in großem
Umfang aufgelegte US-Staatsschuld ist also hier nicht "unproduktiver
Staatskonsum". Sie ist bis heute weltweit akzeptierte Verschuldungsmacht
jedes Investors, der sie in Händen hält, Kommandomacht über das
Wirtschaften wie jedes richtige andere Geld. Also auf Marx: Die ursprüngliche
Akkumulation des Computerzeitalters war der Vietnam-Krieg.
Dass die besprochene Computerbranche eine Revolutionierung der Produktion
in jeder anderen Industrie unter dem Gesichtspunkt des so-viel-kapitalistischnützliche-Arbeit-einsaugen-wie-möglich bewirkt hat, kommt da 'nur' hinzu.
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TomGard Pro
2011-11-14 @ 07:43:10
@gkb
"Dogmatische"
Einsprüche.
I. ("Die ... US-Staatsschuld ist also hier nicht "unproduktiver
Staatskonsum". Sie ist ... akzeptierte Verschuldungsmacht jedes
Investors, der sie in Händen hält, Kommandomacht über das
Wirtschaften wie jedes richtige andere Geld. Also auf Marx: Die
ursprüngliche Akkumulation des Computerzeitalters war der VietnamKrieg.")
1.Bug: "... wie ...richtiges Geld"
a) Jeder Kredit (Wechsel) ist so und genau so lang Geld "sans phrase",
wie er im Umlauf anfallende Geldfunktionen erfüllt.
b)Doch es gibt eine trickige Ausnahme von dieser Aussage: Kredit
ersetzt Schatzgeld (nebst Wucherkapital), ohne welches zu sein. Ihm
fehlt die "letzte Ressource", die Wareneigenschaft wieder annehmen zu
können, die im Dasein bzw. in der Vorstellung von einem "allgemeinen
Äquivalent" hegelsch aufgehoben ist, indem das Gebrauchswertdasein
in die gesellschaftliche Tauschwertfunktion übergeht. Im Falle des
Kredits ist dieser Übergang eine Antizipation, die sich auf etwas
Immaterielles stützt, auf ein Zinsversprechen, also historisch auf eine
erst mit corporativer, dann polizeilicher Gewaltausübung unterfütterte
Absichtserklärung, daß der Kredit nicht verfressen, also der Zirkulation
nur Ware entzogen, sondern kapitalisiert wird, also Ausbeutung
stattfindet.
Im Falle eines Goldschatzes ist diese Antizipation (bedingt) materiell
gedeckt, weil alle Kapitalzirkulation, mithin bei durchgesetzter
Kapitalisierung gesellschaftlicher Arbeit auch alle Geldzirkulation, eine
Aufschatzungsphase einschließt. Das sind die berüchtigten "Poren" des
Wucherkapitals in der Kapitalzirkulation, deren Zahl und Umfang
historisch mal abnehmen, mal zunehmen, aber nicht verschwinden
kann, da ist die militärische Gewalt der Klassenherrschaft davor. Bricht
aller Kredit zusammen, bleiben immer noch die Geldwaren und so
zehrt der Wucherer in letzter Instanz von dem historischen Vertrauen,
daß Gold, und nicht nur Zigaretten und Kartoffeln, dazu gehören wird.
Es ist ein Vertrauen darauf, daß es immer wieder eine besitzende
Klasse von Ausbeutern geben wird , und seien es Sklavenhalter!
c) Damit sollte klar sein, inwieweit Staatskredit Schatz- und
Wucherkapital simulieren kann, und inwieweit nicht.
Die Vertrauensdeckung des Wucherkapitals erstreckt sich auf eine
beliebige Herrschaft und Souveränität, die des Staatskredits auf die
spezifische Reichweite seiner militärischen Souveränität, die stets
sowohl ökonomisch wie militärisch bestritten bleibt, solange das
Bewegungsgesetz der Konkurrenz in Kraft, und das heißt zugleich
unerfüllt bleibt:
Es kann nur einen geben .
Auch aus Zeitgründen unterbreche ich hier erstmal, aber dieser Punkt
ist ja auch schon ein eigenes Thema.
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TomGard Pro
2011-11-16 @ 10:28:52
Fortsetzung.
Mit Punkt c wurde ich voreilig abstrakt (es ist erstmal festzuhalten,
welche tat-sächlichen Trennungen vorliegen), also nochmal zurück zu
b.
Das "historische Vertrauen", das ich da berief, wird tätig im Falle von
Geldkrisen aka Geldklemmen, die entstehen, wenn wachsende Anzahl
und Größe der vorerwähnten "Poren" des Kapitalumlaufs das Schatzund Wucherkapital absorbieren. Kapitalumlauf ist in dieser
Abstraktion gemittelt über die "organische Zusammensetzung",
andernfalls handelt es sich um keine Geldklemme, sondern es erscheint
eine Akkumulationskrise in Gestalt einer Geldklemme, dazu gleich
mehr. Zunächst ist die Natur dieser Tätigkeit festzuhalten: Es wird der
Akkumulation Kapital entzogen und in die Produktion von Geldwaren
gelenkt.
"Akkumulation", ist hier zu erinnern, ist AUSSCHLIESSLICH ein
Begriff der STOFFLICHEN Seite des Kapitalumlaufs: Nachdem
Mehrwert - Kapitalinkrement (G') - Gewinn - Profit nur der
Geldausdruck für dem Kapital angeeignetes Produkt bezahlter
Arbeitskraft ist, ist Akkumulation die zweckmäßige Verwendung
solchen Produktes, zuschüssiges Produkt zu gewinnen bzw. - vom
Standpunkt des Einzelkapitals - an sich zu ziehen.
Damit haben wir zwei Bestimmungen des Schatz- und Wucherkapitals:
1) Es repräsentiert jenseits und vor aller Staatstätigkeit das
Gesamtkapital , in dem es tätig wird! Das Schatz- und Wucherkapital
IST ("real", weil tätig) der Gesamtkapitalist, als welcher ein Staat nur
ideell handelt.
2) In dieser praktischen Repräsentation stellt es zugleich eine "falsche
Kost" (faux frais) des Gesamtkapitals dar, ein Abzug von Gewinn und
ggf Akkumulation. Es geht nicht, nämlich nur dem Schein nach, in die
Kapitalzirkulation ein, die es doch zugleich im fortgeschrittenen
Kapitalismus vollständig usurpiert, es realisiert vielmehr eine
technische Voraussetzung der Plusmacherei.
Nebenher können wir 3) festhalten, daß das Ökonomengequatsche von
einer Abschaffung des Goldstandards Unfug ist. Stattgefunden hat eine
Emanzipation vom Goldumlauf, die begrifflich nichts anderes ist, als
die entsprechende Leistung des Bankkapitals. Nach dieser Seite ist
Staatskredit = Bankkredit. Doch "darunter" liegt nach wie vor die
Geldzirkulation in Gestalt der Warenzirkulation, die zugleich das genau
Umgekehrte und Entgegengesetzte ist, eine Warenzirkulation in Gestalt
der Geldzirkulation. Daher gibt es und wird es immer geben: Eine
Hierarchie von Geldwaren und der historische Standard dieser
Geldware ist, frag die Schweizer , tatsächlich noch immer der gelbe
Stoff.
Es ist vom theoretischen Standpunkt eine ziemlich üble Geschichte,
daß es heut bei Strafe des Ausschlusses aus allen Diskursen, bis auf
zwei mehr oder weniger geheimgesellschaftliche, verboten ist, diese
Wahrheit auszusprechen, die die Kleinbürger, die Faschos und
Gesellianer für sich haben, wenn sie theoretisch werden.
Der zweite "bug" Deines Kommentars, gkb, ist damit schon fast(!)
gefixt, nämlich: "US-Staatsschuld ist also hier nicht "unproduktiver
Staatskonsum"."
Doch, das ist und bleibt Staatsschuld immer, sobald sie (mindestens)
zweimal als Zahlungsmittel fungiert, einmal in der Hand staatlicher
Einkäufer und Lohnempfänger, ein anderes Mal in der Hand des
Wucherkapitals.
Mehr im nächsten Teil
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 Fragment zu "Lügen 2.0"
von TomGard Pro @ 2011-11-12 – 12:51:34
Die Wege der Erkenntnis sind mit Lügen und Wahrheiten gepflastert, zusammen erlauben sie,
das innere Band fraglicher Geschehnisse, Zustände und Verhältnisse zu ermitteln, in Gestalt
des Zusammenwirkens geltend gemachter Zwecke und wirksam werdender Mittel.
Mit Lügen kann man sich dagegen aufhalten, wie ein Straßenbauer, der sich schon im
Steinbruch verschleißt.
Strategen im Geschäft veröffentlichter Meinung wissen das.
"If they can get you asking the wrong questions, they don't have to worry about answers",
sagt Thomas Pynchon Jr. dazu.
Jeder politisierte Mensch weiß (vgl. Anm.), derjenige Teil des politischen Geschäfts, in dem
es um den Gewinn und Erhalt von Gefolgschaften innerhalb wie außerhalb der politischen
Klasse geht, besteht in nichts anderem, als dem Gegen- und Miteinander von Lügen,
Fälschungen und Verdrehungen. Es ist der eigentümliche Modus einer Konkurrenz, die um
die Teilhabe an gesellschaftlicher Macht gerade so ausgetragen wird, daß alle gemeinsam sie
gegen Aspiranten und Nachfolger aus dem Kreis der Unterworfenen verteidigen.
Anmerkung: Mein Begriff "Modus der Konkurrenz" deutet schon an, es handelt sich um ein
Wissen, das ohne Kenntnis der Gründe auskommt, warum das "so läuft". Es hat seine
Grundlage im Anwendungswissen eines Bürgers, das er von Kindheit an auf den Feldern der
Konkurrenz lernt, der er ausgesetzt wird, gehört nach dieser Seite also in die Klasse der
Fertigkeiten, neudeutsch "know-how". In der Welt durch und durch verrechteten und daher
moralischen Bewußt - Seins gehört dies "know-how" zum "Selbstbewußtsein" eines Bürgers,
zu seiner neben und in seinem handelnden Da-Sein gepflegten "Identität". Insofern enthält
dies Know-How in allen Bestandteilen einen Übergang zum Angriff auf diese Identität und
das macht Aufklärung und Kritik auf diesem Feld bis zur Aussichtslosigkeit schwierig.
Zur politischen Konkurrenz habe ich ausführlich geschrieben: Berufsnationalisten .
Jederman kennt daher hinreichende Gründe, sich nicht mit dem Zeug und Affentheater zu
befassen und rein quantitativ besehen tut die Mehrheit genau das, egal, ob sie Tagesschau
anwirft, Bild liest, oder sich die Zeit für ein oder zwei Spiegel-Artikel in der Woche nimmt.
Doch natürlich ist jeder, dessen Lebensvoraussetzungen, -zwecke und -mittel Gegenstand
militärischer und polizeilicher Verfügung sind, über die politisch entschieden wird, insofern
gezwungen, sich mit dem politischen Geschäft und seinen Lügen zu befassen, als er Gründe
hat, auf Veränderungen und Wandlungen der Voraussetzungen seines Lebens vorbereitet sein
zu wollen. Und sei es nur den Grund, Zeit genug zu finden, um sich mit Verlusten zu
arrangieren, statt über ihnen an Konkurrenzfähigkeit einzubüßen.
Läßt sich ein Bürger auf diesem Wege auf seine Politisierung in einer Weise ein, die ihn
praktisch oder theoretisch zur Partei in den echten wie vorgespiegelten politischen Händeln
werden läßt, kooperiert er mit einer politischen Unterwerfung, die neben die polizeiliche tritt,
der er alltäglich gehorcht.
Kommunisten, die theoretisch am Ziel festhalten, die Herrschaft der in Staat und Kapital
verfaßten Institute gesellschaftlichen Lebens zu beenden, rufen daher ihre Adressaten immer
mal auf, sich von den öffentlich ausgetragenen politischen und imperialen Händeln nicht von
dem ablenken zu lassen, was sie die "eigentlichen" Interessen ihres Publikums, oder gleich in
geschichtsphilosophischer Abstraktion ihr "Klasseninteresse" heißen.
Hinsichtlich der imperialen Politik Deutschlands hieße das, sie sollen sich nicht von den
Lügen übertölpeln lassen, mit denen die Aufwendungen ihrer Herrschaften in internationalen
Kriegs- und Finanzgeschäften als geboten und Folge von "Sachzwängen" ausgegeben werden.
Mit Pynchon gesprochen lieferte demnach eine Befassung mit diesen Lügen Anworten auf
"falsche Fragestellungen", mit denen die Herrschaft die Unterworfenen düpiert
Die "Macke" dieses Standpunktes liegt darin, daß er einen Angriff auf Meinungen und Urteile
der Adressaten, den er selbst fällig stellt, zu umgehen sucht, nämlich den Angriff auf
Urteilskriterien und Überzeugungen, die politisch mit Lügen bedient werden, und folglich
nicht nur unschädlich für die Akzeptanz von Herrschaft und politischer Verfügung, sondern
mindestens nützlich für die selbstbewußte Unterwerfung eines Bürgers.
"Mindestens", weil immerhin der Verdacht zu hegen ist, es handelt sich um ideelle
Grundlagen der Unterwerfung.
Der "Verdacht" ist wohl zu begründen, für mich selbst handelt es sich um eine Gewißheit.
Welcher Art müssen denn wohl Urteile und Überzeugungen sein, die von Tat-Sachen,
Ereignissen, Geschehnissen und einer wahrhaftigen Darstellung von Handlungsgründen, zwecken und -motiven angegriffen oder gar umgestoßen werden können? Fehlurteile und
gegenstandslose Überzeugungen, gewiß, aber darüber hinaus ist fest zu halten, daß es sich um
ideelle Urteile handeln muß, also solche, deren Kriterien und Maßstäbe gegenstandslos sind,
weil sie im Beurteilten nicht den Platz haben, der ihnen zugemessen wird, also: nicht gelten.
Und ungültige Maßstäbe und Kriterien in Urteilen über gesellschaftliches Zusammenwirken,
die gleichwohl in ihm Platz und Funktion haben, sind ein untrügliches Zeichen, daß eine
gesellschaftliche Partei, die in vitalem Gegensatz zu einer oder mehreren anderen Parteien
derselben Gesellschaft handelt, imstande ist, die Kriterien ihres Handelns den anderen
Parteien "unter falscher Flagge" aufzuherrschen.
So gut gemeint also der politische Aufruf sein mag, die Leut mögen sich in erster Instanz
gegen die Zumutungen der Dienste an Kapital und Staat wenden, arbeitet er der o.g.
Politisierung der Unterworfenen, dem vornehmsten Geschäft der Herrschaft, zu. Die
Angesprochenen kennen doch mehrheitlich ihre Zwecke und Interessen auf den Feldern der
Konkurrenz, auf denen sich zu bewegen sie gezwungen werden. So lange historisch der
Syndikalismus - die Aufhebung individueller Konkurrenzinteressen im korporativen Interesse
von Organisationen, die gleichgerichtete Ziele und Zwecke der ihnen Angeschlossenen gegen
einen Klassenfeind vertraten - militärischer Bekämpfung unterlag und den militärischen
Kampf ihrerseits annahm, konnten Kommunisten darauf rechnen, die "Fallen", die ihre
Verwicklung ins Geschäft der Herrschaft ihren Anliegen und denen ihrer Klientel stellte,
umgehen zu können. Dennoch waren und blieben ihre Anliegen in der agitatorischen Phase
eben das: Klientel- also Kundeninteressen, die sie in Konkurrenz zur syndikalistischen
Interessenvertretung setzten und zu vertreten hatten.
Mehrheitlich haben die Kommunisten diese Konkurrenz im selben Atemzug angenommen,
wie verleugnet, indem sie sich auf verschiedene Weise als "eigentliche", eingeborene, aus
irgend einer höheren Quelle, ultimat "der Geschichte" liziensierte Vertreter ihrer Klasse
hinstellten.
Die Quittung bekamen sie von ihren Kunden wie vom politischen Feind, in paradoxer
Kooperation. Wurden die Kommunisten selbst militant, sei es im syndikalistischen Rahmen,
sei es in eigener Sache, gerieten sie über ihrer Konkurrenzlage und der Weigerung, sie sich
korrekt vorzulegen, allzu leicht in den Focus von Gegnern und Feinden zugleich. Sie wurden
für syndikalistische Interessen stellvertretend verheizt. In D. ließen die Nationalsozialisten
diese Falle, in welche die deutsche Sozialdemokratie die Kommunisten mittels politischer
Kooperation mit der militaristischen Junkerherrschaft manövriert hatte, vernichtend
zuschnappen.
Die militärische Austragung des Klassengegensatzes entfiel im Maße, wie eine politische
Klasse das eigene Geschäft von ökonomischen Geschäftsinteressen zu emanzipieren
vermochte und es ihr gelang, deren Gegensätze in einem allen Beteiligten gemeinsamen
Interesse an Gewaltausübung aufzuheben.
Das Institut dieses gemeinsamen Interesses heißt seitdem "Rechtsstaat".
If they can get you asking the wrong questions, they don't have to worry about answers - Ist
das rechtsstaatliche Interesse historisch - das heißt also: JETZT! - polizeilich, militärisch und
ideologisch in einem Umfang durchgesetzt, daß es unwidersprechlich erscheint, weil es
ohnmächtige Feinde hat oder kennt, erfüllt die Offenlegung von Täuschung, Lug und Trug im
politischen Geschäft denselben Zweck, wie das Lügengeschäft selbst, von einer
komplementären Seite:
Sind nämlich Hoffnungen der Unterworfenen, es möge ihnen geschehen und gelingen, von
Zumutungen und vitalem Schaden an ihrem Besitz und Leib teilweise, oder wenigstens so
lang wie möglich verschont zu bleiben, ist also genau dies erst einmal als Konkurrenzziel
etabliert, wirft sie das gleichsam in das mentale Gefängnis, den Botschaften und Ansagen
ihrer Herren unentwegt ihr "Das kann doch euer Ernst nicht sein" und "Es kann nicht sein,
was nicht sein darf" entgegen zu setzen.
Diese vergebliche Mühe, die sich als solche durchaus kennt, wird zu einem Lebensmittel!
(vgl. dazu meinen Eintrag zu 9/11)
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unterwerfung
 Verstaatlichung der Leiber (Neufassung)
von TomGard Pro @ 2011-11-11 – 16:54:02
(13.11.: Präzisierung zur Sexualität erkennender Subjekte)
(Der gleichnamige, frühere Eintrag war derart unpräzise, daß ich ihn gekillt habe, aber ich
übernehme ihn zur Einleitung)
Es begann mit einer Sexualstrafregelung, die deutschen Richtern die Option gibt, sexuellen
Verkehr Jugendlicher als "Mißbrauch" zu ahnden, wenn ein Beteiligter volljährig ist, als
folge die Rechtsprechung noch dem religiösen Begriff von "Unzucht", der dem
Vorgängergesetz zugrunde lag. Die Schweden setzten eins 'drauf, indem sie ungeschützten
Geschlechtsverkehr kriminalisierten.
Den nächsten Schritt wird man in Frankreich gehen, wo voraussichtlich eine
Zwangsbehandlung für Patienten mit einer psychiatrischen Diagnose legalisiert werden wird
und auch ein Gesetz zur Kriminalisierung von Freiern alle Aussichten auf Erfolg hat.
Unscheinbarer, aber noch unzweideutiger, als die psychiatrische Zwangsbehandlung, weist
ein Gesetzentwurf in Österreich die Richtung:
Das Verbot kosmetischer Eingriffe an unter 14-Jährigen ohne medizinische Indikation.
Es wird kaum jemanden geben, der das Gesetz nicht begrüßen wird, das, wenn es die Form
einer standesrechtlichen Vorschrift hätte, erst recht niemand öffentlich in Frage stellen
wollte. Doch in Gestalt eines Gesetzes handelt es sich um eine Verstaatlichung des kindlichen
Leibes, gerade weil ein Regelungsbedarf empfunden wird. Denn hier geht es nicht mehr um
für "mißbräuchlich" erachtete Zwecke Dritter, sondern um die Einhegung eines Kindern wie
Eltern selbst gebotenen Zweckes, nämlich den staatlichen Auftrag zur Instrumentalisierung
des sexualisierten Leibes in der Konkurrenz.
Das in Schweden seit 1999 geltende Gesetz zum Verbot des "käuflichen Erwerbs sexueller
Dienstleistungen" hatte ich glatt vergessen.
Das war insofern sachgerecht, als es in engem Zusammenhang mit den Debatten stand,
welche die auch in Schweden sozialdemokratisch zum "Umbau" erklärte Demontage des
Sozialstaats begleiteten. Das Motto "Fordern" statt "Fördern", das in Deutschland irreführend
unter dem Motto "Fördern und Fordern" die sukzessive Einrichtung einer paradoxen
Sklavenökonomie begleitete, wurde in Schweden anhand der Sklaverei importierter Frauen,
Mädchen und Jungen im Sexgeschäft hoch metaphorisch behandelt, was auf dem
ausgelagerten Feld einen Handstreich erlaubte: Den Übergang von sozialstaatlicher
Prävention zu strafrechtlicher Bekämpfung.
Die politische Übernahme bzw. Usurpation frauenrechtlicher Titel spielte auch eine
gewichtige Rolle, aber natürlich ändern beide historischen Einbettungen nichts an den guten
oder schlechten Gründen, die ich habe, um die Sache unter "Verstaatlichung der Leiber" zu
fassen.
Genau anzugeben, was ich damit meine, ist ungemein schwierig, weil es elementar in der
Kritik des Privateigentums und der Warenökonomie wurzelt, und damit zugleich in der Kritik
des Christentums und seiner modernen Nachfolger, besonders der Psychologie.
Ich fürchte, eine große Zahl jüngerer Leser wird nicht mehr wissen, welche zentrale Rolle der
Versündigung des sexuellen Leibes in der jüdischen Religion zukommt, bzw. nachfolgend in
der Ideologie der christlichen Kirchen, und wird das Phänomen nun womöglich bevorzugt
und irrtümlich dem Islam zurechnen.
Der Antwort auf die Frage, woher die fleischliche Sünde diese Rolle bekam, kann man sich in
erster Instanz nähern, indem man sich vorlegt, was die Versündigung leistet.
Da ist erstens fest zu halten, daß ihre praktische Durchsetzung in der Sittlichkeit der
Individuen (1)
(2) einen Markstein in der gewalttätigen Verwandlung eines sozialen Lebens in Mühe und
Plackerei setzt.
Selbstverständlich erschöpft sich gesellschaftliche Lebenslust nicht in (sexueller) Liebeslust.
Doch
a) folgt man den allgemeinen Bestimmungen, die ich hier skizzierte, ist und bleibt
(gesellschaftliche) Lebenslust in jeder Phase in der Organik sexuellen Lustempfindens
verankert und mit ihr verschränkt(vgl. Anmerkung). Und:
b) Für alle anderen Abteilungen gesellschaftlichen Verkehrs stehen einer Herrschaft
spezifische Mittel zur Verfügung, sie anzugreifen und sich zu unterwerfen. Der sexuelle
Verkehr bleibt davon ausgenommen, weil er, sofern es nur irgendeinen gesellschaftlichen
Verkehr gibt, ausschließlich sittliches Produkt der beteiligten Individuen ist. (Vgl. abermals
den letzten link)
Anmerkung:
Und was ist mit "frigiden" oder "asexuellen" Individuen? wird mancher fragen. Kurze
Antwort: Gibt es nicht. Die Verschränkung liegt so tief in der Physiologie der Nervensysteme,
wie die sexuelle Fortpflanzung alt ist, und sie wurzelt noch elementarer in der
physiologischen Ausstattung, die noch vor der Bifurkation sexueller Fortpflanzung den
Transfer von Erwerbungen der Stoffwechselphysiologie zwischen Organismen zum
Bestandteil der Artentwicklung machte.
Das Leid und die Eigenarten autistisch geborener Kinder rühren m.E. zu erheblichen Teilen
daher, daß irgend eine vermutlich kleine, aber zentrale "Schaltstelle" in der "höheren"
Nervenphysiologie der Sexualität unzureichend arbeitet oder unzureichend vernetzt blieb.
Zweitens (und dies ist teilweise, aber nicht ausschließlich ein Folgeprodukt des ersten
Punktes) leistet die Versündigung des sexuellen Leibes im Maße ihrer sittlichen Durchsetzung
eine Entsubjektivierung des Leibes an sich selbst.
Auch dieser Punkt zerfällt phänomenologisch in zwei Seiten, nämlich von dem Moment an,
da eine gewalttätig durchgesetzte Sittlichkeit einen Keil zwischen gesellschaftliche und
individualphysiologische Bestandteile(vgl. Anmerkung) des sexuellen Empfindens treibt.
a) Der (sexuelle) Leib wird zum Dämon des sittlichen Empfindens und
b) Das (sittliche) Gender wird zum höheren Wesen des dämonisierten Leibes.
Anmerkung:
Gemäß den Voraussetzungen, die ich vorstellte, wäre die Formulierung "eine gewalttätig
durchgesetzte Sittlichkeit treibt einen Keil zwischen gesellschaftliche und
individualphysiologische estandteile des sexuellen Empfindens", unsauber bis falsch.
Doch die Leistung einer in der Wirk-lichkeit geltend gemachten Abstraktion (Abstraktion =
(Auf-)Trennung) ist es, Wirk-lichkeit (also menschliches Tun) zu vernichten. An der Stelle,
die ich am Wickel habe, handelt es sich um eine bis zur Unterbrechung reichende
Behinderung des Kreislaufes der Begierde (Hingabe und Aneignung), welche den sittlich
Unterworfenen vorschreibt, individuelle Momente der Lust ("SEX") um gesellschaftliche
Bestandteile, und gesellschaftliche Momente der Lust ("LIEBE") um individuelle Begierden
einzukürzen, um hernach daran zu gehen, die aufgetrennten Bestandteile sekundär, bedingt
durch gewalttätige Ein- und Zugriffe, wieder zusammen zu fügen.
Die abendländische Kultur legte vermittels der vernichtenden Aufhebung der antiken
Sittlichkeit und Sexualethik ins Christentum die gewiß maßgeblichste Grundlage (2) für die
Durchsetzung des Geist-Leib Dualismus sowohl im sittlichen Empfinden der Unterworfenen
WIE in allen anderen Abteilungen des Kultur- und Geisteslebens, das sog. "wissenschaftliche
Denken" inclusive.
Ich teile dazu noch meine Ansicht mit, daß die Folgeerscheinungen des Umstandes, daß diese
spezielle Geschichte in orientalischen Kulturen entweder fehlt, oder mittels Aufherrschung
des Islam nachgeholt wurde, dazu beigetragen haben, daß orientalische Herrschaften nicht
imstande waren, die Schranken des Despotismus mit dem Erfolg zu sprengen, wie das in den
christlichen Gesellschaften zu beobachten ist (3).
À bas das Sexualobjekt!
Nicht nur von historischem Interesse sind einige Notizen des noch sehr jungen Marx' in der
Auseinandersetzung mit Ideologen seiner Zeit, mit der "kritischen Kritik", die heutzutage
"emanzipatorisch" hieße und sich - wie heut auch noch zumeist - als Kritik der Theologie
gebärdete.
(Marx/Engels, "Die heilige Familie oder Kritik der kritischen Kritik", p21-23)
"Um sich zur "Ruhe des Erkennens" zu vollenden, muß die kritische Kritik vor allem sich der
Liebe zu entledigen suchen. Die Liebe ist eine Leidenschaft, und nichts gefährlicher für die
Ruhe des Erkennens als die Leidenschaft.
"Die Liebe ... ist eine grausame Göttin, welche, wie jede Gottheit, den ganzen Menschen
besitzen will und nicht eher zufrieden ist, als bis er ihr nicht bloß seine Seele, sondern auch
sein physisches Selbst dargebracht hat. Ihr Kultus ist das Leiden, der Gipfel dieses Kultus ist
die Selbstaufopferung, der Selbstmord."
Um die Liebe in den "Moloch", in den leibhaftigen Teufel zu verwandeln, verwandelt Herr
Edgar sie vorher in eine Göttin ...und zwar in eine "grausame Göttin", indem er aus dem
liebenden Menschen, aus der Liebe des Menschen den Menschen der Liebe macht, indem er
die "Liebe" als ein apartes Wesen vom Menschen lostrennt und als solches verselbständigt.
Durch diesen einfachen Prozeß, durch diese Verwandlung des Prädikats in das Subjekt,
kann man alle Wesensbestimmungen und Wesensäußerungen des Menschen in Unwesen
und Wesensentäußerungen kritisch umformen. (...)
"Gegenstand", ruft die 'Ruhe des Erkennens' aus, "Gegenstand, das ist der richtige Ausdruck,
denn der Geliebte ist dem Liebenden - (das Femininum fehlt) - nur wichtig als dieses äußere
Objekt seiner Gemütsaffektion, als Objekt, in welchem es sein selbstsüchtiges Gefühl
befriedigt sehn will."
Gegenstand! Entsetzlich! Es gibt nichts Verwerflicheres, Profaneres, Massenhafteres als ein
Gegenstand - à bas der Gegenstand! Wie sollte die absolute Subjektivität, der actus purus ...
nicht in der Liebe ihre bête noire, den leibhaftigen Satan erblicken, in der Liebe, die den
Menschen erst wahrhaft an die gegenständliche Welt außer ihm glauben lehrt, die nicht
nur den Menschen zum Gegenstand, sondern sogar den Gegenstand zum Menschen
macht!" (Herv. v.m., TG)
That's it! Der Gegenstand, das ist und bleibt für den selbstbewußten Geist - d.i. der Intellekt,
der sich in seinem Produkt anschaut - sein Produkt (modern: Konstrukt) und folglich auch die
Gegenständlichkeit selbst eine Form, die er setzt, nicht einem Gegenstand "an sich selbst"
eignet. Dies beschränkte Selbstbewußtsein wird aufgehoben im Verkehr mit einem
Gegenüber, einem anderen "selbstbewußten Geist". Der verdient ein Verkehr genannt zu
werden, wenn ihm eine "theory of mind" zugrunde liegt, ein "Ich bin Du", ver-gegenständlicht
in Antizipationen, die jedem kommunikativen Verkehr merklich zugrunde liegen und gelegt
werden.
Solche Antizipationen schaffen eine Kopplung nicht nur in den Bestätigungen, die sie finden,
sondern ebenso in ihrem Scheitern, denn erst dies Scheitern konkretisiert die Allgemeinheit
und Selbstgenügsamkeit ("-referentialität"!), von der eine "theory of mind" ausgeht.
Doch ist auch in solchem Verkehr eine "folie à deux", ein gemeinsamer Wahn, nicht
auszuschließen. Sexueller Verkehr ist demgegenüber geeignet, Zweifel an einer "äußeren
Welt" zureichend zu beseitigen, die scheinbare Hermetik der geistigen gegen die materielle
Welt zu öffnen, indem das sexuelle Individuum er-fährt, daß und wie das Subjekt-ObjektVerhältnis, das er zu einem außerleiblicher Bestandteil seines Empfindens und seiner
Begierde eingeht, reziprok werden kann.
Aber - und das ist hier besonders festzuhalten - die ganze "Malaise" und die im Nachvollzug
kompliziert erscheinende (theoretische) Überwindung setzen einen selbstbewußten Geist
voraus, der sich iwie kulturell auf "Intellekt" zu reduzieren geneigt ist, pflegt und daher dazu
genötigt scheint. Andernfalls käme er zu einer analogen "Erfahrung", indem er von einer
Muck gestochen wird, die er erschlägt und sein Blut wiederfindet.
Eine Voraussetzung der Überwindung des Geist-Leib Dualismus ist freilich das intellektuelle
Selbstbewußtsein der Begierde, also der Umstand, daß sie sich als kulturell erworben kennt.
Sexuelle Repression und aufgenötigte Versagung, in der modernen Form ist das ihr Verweis
auf Erfahrungsmuster der Selbstbefriedigung, stört diese Kenntlichkeit bis hin zum
Totalausfall. Das ist die gesellschaftliche Tat-Sache, deren hochgesinnte Reflexion Marx bei
Edgar vorfindet.
Folgen wir Marx noch ein wenig:
"Die Liebe, fährt die Ruhe des Erkennens, außer sich, fort, beruhigt sich nicht mal dabei, den
Menschen in die Kategorie "Objekt" für den andern Menschen zu verwandeln, sie macht ihn
sogar zu einem bestimmten, wirklichen Objekt, zu diesem, schlecht-individuellen (siehe
Hegel, "Phänomenologie", über das Diese und das Jene, wo auch gegen das schlechte
"Dieses" polemisiert wird), äußerlichen, nicht nur innerlichen, in dem Gehirn
steckenbleibenden, sondern sinnlich offenbaren Objekt. (...)
Die Liebe aber ist ein unkritischer, unchristlicher Materialist.
Endlich macht (nach Edgar) die Liebe gar den einen Menschen zu "diesem äußern Objekt der
Gemütsaffektion" des andern Menschen, zum Objekt, worin sich das selbstsüchtige Gefühl
des andern Menschen befriedige, ein selbstsüchtiges Gefühl, weil es sein eignes Wesen im
andern Menschen suche, und das soll doch nicht sein. Die kritische Kritik ist so frei von
aller Selbstsucht, daß sie den ganzen Umfang des menschlichen Wesens in ihrem eignen
Selbst erschöpft findet." (Herv. v. m., da ist das fromme Programm des Christenmenschen
angesprochen, die Abstreifung des Leibes und der Eingang des gläubigen Geistes in höhere
Wahrheit ... seiner selbst!)
"Herr Edgar sagt uns natürlich nicht, wodurch sich die Geliebte unterscheidet von den übrigen
"äußerlichen Objekten der Gemütsaffektion, worin sich die selbstsüchtigen Gefühle der
Menschen befriedigen". Der geistreiche, vielsinnige, vielsagende Gegenstand der Liebe sagt
der Ruhe des Erkennens nur das kategorische Schema: "dieses äußere Objekt der
Gemütsaffektion" ... Indem der Mensch den Menschen zum äußeren Objekt seiner
Gemütsaffektion macht, legt er ihm zwar nach dem eignen Geständnis der kritischen Kritik
"Wichtigkeit" bei, aber eine sozusagen gegenständliche Wichtigkeit, während die
Wichtigkeit, welche die Kritik den Gegenständen beilegt, nichts anders ist als die Wichtigkeit,
die sie sich selbst beilegt ...
Wenn die Ruhe des Erkennens in dem wirklichen Menschen keinen Gegenstand besitzt,
besitzt sie dagegen in der Menschheit eine Sache. Die kritische Liebe "hütet sich vor allem,
über der Person die Sache zu vergessen, welche nichts anders ist als die Sache der
Menschheit"."
So aktuell ist der olle Edgar! In einem, trockenen Satz faßt er das ganze Getobere, Gejaule, all
das Drohen und Verdammen, Loben und Feiern des modernen Rechtsbewußtseins
zusammen, das sich in seinen Parolen - die allesamt versubjektivierten Prädikate darstellen,
wie Marx oben gleichsam vorher sagte - so ungemein "kritisch" und "humanitär",
"emanzipativ" etx vorkommt. Vor allem das moralistische Emanzipationsgeschwätz, das sich
lange Zeit auf Marx zu berufen beliebte, bevor es, zu Bestallungen in Erziehungs- und
Justizwesen gekommen, sich seinem eigentümlichen Geschäft im Gefüge der Herrschaft
widmete.
Marx darauf einfach: "Die unkritische Liebe trennt die Menschheit nicht von dem
persönlichen individuellen Menschen."
und weiter:
"Die (nach Edgar "abstrakte", TG) Leidenschaft der Liebe ist des "Interesses einer innern
Entwickelung" (Edgar) unfähig, weil sie nicht a priori konstruiert werden kann, weil ihre
Entwicklung eine wirkliche ist, die in der Sinnenwelt und zwischen wirklichen Individuen
vorgeht. Das Hauptinteresse der spekulativen Konstruktion ist aber das "Woher" und das
"Wohin". (...)
Was die kritische Kritik hier bekämpft, ist nicht nur die Liebe, sondern alles Lebendige, alles
Unmittelbare, alle sinnliche Erfahrung, alle wirkliche Erfahrung überhaupt, von der man nie
vorher weiß, "woher" und "wohin"."
Womit das theologische Bedürfnis (und auch das philosophische, das Marx in den
Bemerkungen, die ich ausließ, nur als das "spekulative" anspricht) auf einfachste Weise als
Herrschaftswille und Kontrollbedürfnis kenntlich wird.
(work in progress, wird fortgesetzt)
(1) Also banal mittels Gewalttätigkeit gegen die (Ent-)Äußerungen kindlicher Sexualität.
(2) Die Aussage gibt einfach eine Zusammenschau all dessen, was ich zum Themenkreis
erfahren, gelesen und reflektiert habe, einschließlich der naturwissenschaftlichen Studien.
(3) Zur den theoretischen Grundlagen dieser Ansicht zählt auch Marx treffliche Luther-Kritik,
die auf knappstem Raum die Leistung des Protestantismus - v.a. auch die Leistungen, die dem
religiösen Schisma voraus gegangen sein müssen, damit es stattfindet - umreißt.
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geist
gender
herrschaft
leib
seele
sexualität
 Sex, Gender & Patriarchat
von TomGard Pro @ 2011-11-11 – 13:52:36
(Ein alter Forumsbeitrag von mir, den ich hier mal zwecks Wiederaufnahme und Bearbeitung
der gegebenen Bestimmungen sichere)
"Die Debatte in diesem Thread drehte sich u.a. um das Verhältnis "geschlechtlicher Identität"
zu dem Bündel an Kategorien und Kriterien, unter dem "Mensch-Sein" gewöhnlich gefaßt
wird, wobei (Username) die geschlechtliche Identität in Form einer "Eigenschaft" oder
"Eigenart" dem Mensch-Sein nachstellen und subsummieren wollte.
Ich hatte mit der Formulierung (des Users), "Hinzugehen und sagen; ich bin kein Mensch,
weil ich weiblich oder männlich bin, sondern ich bin einer und habe diese Eigenschaften."
meine liebe Not (...) aber es gelang mir nicht auf den Begriff zu bringen, was an ihr korrekt
und was daneben sei, das versuch ich jetzt nachzuholen.
Geschlechtlichkeit ist das obligatorische Organ des Gattungslebens eines jeden Lebewesens,
das sich ausschließlich sexuell fortpflanzt "Obligatorisch" ist sie freilich nur im (streng)
biologischen Sinn, nicht in einem iwie "existentiell" gedachten Lebensprozess.
Ändert die Emanzipation der Sexualität von der Fortpflanzung, ihre Aufhebung in neue und
weitere Bereiche eines Gattungslebens etwas daran?
Im Falle des Menschen lautet die Antwort: Ja, weil das Kulturleben für ein einzelnes
menschliches Tier obligatorisch ist.
Das sexuelle Organ eines kulturlebenden Individuums erhält die Eigenschaft, in allen seinen
Bestandteilen doppelt da, und also vervielfacht zu sein. Das beginnt bei dem biologischen
Geschlecht, dessen Identität nur in Bezug auf einen außerleiblichen Gegenpol existiert, also
sowohl leiblich, wie außerleiblich. Der Kulturprozess vergegenständlicht das Gattungsleben
eines jeden Individuums in Sprache, Tradition, Gebräuchen, Sitten, Riten u.v.m.. Die
theoretische Schwierigkeit besteht darin, daran festzuhalten, daß all diese scheinbar neben den
Individuen da seienden Vergegenständlichungen dennoch in jeder Phase ihrer Betätigung
Eigentum und Organ jedes einzelnen Angehörigen eines Kulturzusammenhanges sind und
bleiben. Auch und gerade dann, wenn der Einzelne sie geistig-seelisch vor sich hin stellt, sie
auf sich als etwas ihm Äußerliches und "Fremdes" bezieht, bleiben sie integrale Bestandteile
seiner Existenzweise, trivialerweise vermittels seiner biologischen Funktionen, solange die
arbeiten.
Diese Organik unter "Eigenschaft" oder auch "Eigenart" zu fassen, ist offenbar daneben.
Nicht nur, weil in diesen Namen der Subjektcharakter des Organischen untergeht, sondern
weil jedes Individuum in der Betätigung seiner sexuellen Organik (nun im erweiterten Sinne
genommen) einen Bezug zur Gesamtheit sozialer Geschlechtlichkeit herstellt, vermittels des
Teilbereiches, der in seiner Handlung angesprochen ist (1).
Gewöhnlich geschieht das im kommunikativen (auch im weiten Sinne, f:cken gehört dazu!)
Verhältnis zur Geschlechtlichkeit eines gegengeschlechtlichen Individuums, das einen
eigenen, polarischen Bezug auf die Gesamtheit herstellt, als welche die Geschlechtlichkeit des
sozialen Zusammenhangs in seinen kulturellen Komponenten für dies zweite Individuum, d.h.
als Bestandteil von dessen sexueller Organik existiert. Sexualität ist in diesem tätigen Sinne
ein System und Kreislauf von Staffelläufen, welche die Mitglieder einer Sozietät zwecks
Herstellung ihres sexuellen Kulturzusammenhangs mit den Bestimmungen der
Geschlechtlichkeit veranstalten.
Erst im abstrakten Bezug auf diese Gesamtheit des Prozesses kann die polarisch festgehaltene
Geschlechtlichkeit eines Individuums als ein Bündel von Eigenschaften erscheinen, das ihm
zugeschrieben wird, bzw. die es sich selbst in Bezug auf die Gesamtheit zuschreibt und
anmißt.
Das geschieht trivial, wenn Individuen ihr Geschlecht als Privateigentum behandeln, obwohl
es das wg. der genannten Verdopplung und Vervielfachung in der kulturellen Betätigung nicht
sein kann. Normierungen werden dann zur "Waffe" der Individuen, sich im geschlechtlichen
Zusammenhang ihrer Sozietät zu behaupten, sprich: sich ALS Mitglieder zu behaupten.
Insofern dies Verfahren institutionell (geworden) IST, wird es daher korrekt, von dem
individuellen Geschlecht als "Eigenschaft" zu sprechen, weil die Individuen selbst es als diese
generieren - herstellen in Bezug zu einer Sittlichkeit, der sie alle zusammen eine
NORMATIVITÄT verleihen und zuschreiben.
Ich bin jetzt mit meinen Formulierungen nicht zufrieden, ich würd das gern alles
schlagkräftiger auf den Punkt bringen, aber ich wollte, bevor ich die Sache wohlmöglicher
erstmal wieder aus den Augen verlöre, sie wenigstens in unzureichender Form mitteilen.
PS: Ich bekam grad ein Beispiel zugesteckt, wie ich das hier auch angesprochene
Mißverständnis zahlreicher Biologen schlaglichtartig darstellen kann:
Sie behandeln, ähnlich wie (Username) das mit den Menschen hält, den "Erpel" als
Erscheinungsform der (Gattung) "Ente", in Wahrheit ist umgekehrt das erscheinende
Gattungsleben der "Ente(n)" Produkt und Daseinsweise jedes einzelnen Erpels und jeder
einzelnen Ente einer Population.
(1) Anmerkung. Hier fehlt die allgemeine Bestimmung des Folgeargumentes, mit dem ich
etwas unvermittelt fortsetzte:
Der Charakter der "Eigenheit", den die individuelle Geschlechtlichkeit nach der vorgestellten
Argumentation hat, steht polemisch gegen die bürgerliche (psychologische, neureligiöse)
Ideologie der "Identität" und der damit verknüpften, bzw. untermauerten Vorstellung von
"Individualität". Ganz grob zusammen gefaßt: Die Individualgeschichte ist nicht bedingt
durch "gesellschaftliche Entwicklung" und "Geschichte", tat-sächlich ist das Verhältnis abermals! - genau anders herum. Die gesellschaftliche Entwicklung ist noch immer, ganz, wie
in der Affenhorde - und durch all das hindurch, was Marx einst "Verdinglichung" nannte - das
Gemeinschaftsprodukt zusammen wirkender Individuen. Sie wissen es nicht - und wollen
zumeist das Gegenteil, in derselben Weise, die Marx beim Warentausch analysierte - aber sie
tun es.
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biologie
gender
gesellschaft
individualität
individuum
patriarchat
sexualität
 Wer sind die Schlächter in Libyen und anderswo?
von TomGard Pro @ 2011-11-11 – 11:42:42
(Entwurf - veröffentlicht wider Willen, um ihn abspeichern zu können)
Einige Leser werden spontan antworten: Soziopathen!
Stimmt! sage ich, was manchen überraschen mag. Liegen dem Begriff doch
waldursprüngliche oder theologische(1) Bebilderungen der Ideale zugrunde, in welche sich
Interessen - Bedürfnisse wie Zwecksetzungen - an pädagogischer oder polizeilicher
Zurichtung des Menschenmaterials einer Herrschaft zu kleiden haben, und gegen die hetze ich
auf diesem Blog ein ums andere Mal.
Die obige Formulierung des Widerspruches enthält auf allgemeiner Ebene eine Aufhebung.
Mein "stimmt" enthält das verbreitete Urteil, die herrschaftliche Verfassung gesellschaftlichen
Zusammenwirkens sei an sich selbst die Pathologie, deren Symptome in Gestalt handelnder
Subjekte erscheine.
Marxistische Kritiker des Bürgertums, die etwas taugen, haben sich gegen theologisch
inspirierte Utopien von Gesellschaftskritik, die dem Modell von Krankheit und Genesung
nachempfunden sind, und die J. J. Rousseau am ausführlichsten ausformuliert haben dürfte,
mit gutem Grund polemisch gestellt.
Sind nämlich die Begriffe der Zwecke gefunden, welche die gemeinsame Grundlage des
antagonistischen Handelns der Subjekte bilden, welches unter "Herrschaft" subsummiert ist,
kurz:
Hat man den Begriff der historisch aktuellen Herrschaft gefunden - und dies war der
Anspruch der Marx'schen "Kritik der politischen Ökonomie", der seine unvollständige Arbeit
selbst begrifflich leitete! - so überführen sie die pathologischen Erscheinungsformen, welche
Ausgangspunkte der Kritik darstellen und das Bild von Krankheit und Genesung inspirieren,
in die Kenntnis der ihnen zugrunde liegenden funktionellen gesellschaftlichen "Physiologie"
und "Biochemie" der Herrschaft, leiten sie aus letzterer ab.
Doch dieser theoretische Anspruch leidet (buchstäblich) unter einer einbegriffenen
Uneinlösbarkeit. Die lebendige Arbeit, die ihn selbst hervorgebracht hat, weiter hervor bringt
und leitet, zählt ja nach dem eigenen Begriff nicht weniger zu den theoretisch und praktisch
zu überwindenden Erscheinungsformen der Herrschaft, deren Kritik sie zu leisten
unternimmt, als all ihre anderen Gegenstände!
(1) Was im Kern dasselbe ist, siehe meine Einträge zu "Natur"
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libyen
 Kriegsrhetorik gegen den Iran
von TomGard Pro @ 2011-11-10 – 11:38:29
Am Dienstag stützte Präsident Medwedev meine gestern gepostete Ansicht über das Iran
Szenario, indem er "warnte", die "anti-iranische Rhetorik" könne in eine "Katastrophe im
Mittleren Osten" führen. Die diplomatischen Ohren sollen sich hier bei "Mittlerer Osten"
aufstellen. Ein israelischer Überfall auf den Iran mit "logistischer" US-Unterstützung noch
vor Weihnachten oder kurz danach, wie er von der "Daily Mail" und dem "Guardian" unter
Berufung auf "militärische Quellen" angekündigt wurde, bekräftigt von einem beifälligen
Nicken auf "Debkafile", hätte beim Stand der Dinge weitaus unangenehmere Folgen
anderswo. Z.B für kaspische Anrainer, bes. Azerbeidschan und seine Öl- und Gasfelder, daher
mittelbar für die Türkei, und weiter im Af-Pak Szenario. Das Mindeste, was die bedingten
Verbündeten Russlands verlangen würden, wäre eine Unterbrechung der Nachschublinien der
ISAF. Dies, zusammen mit den gegensätzlichen Loyalitäten der über Iran und Pakistan
verteilten Belutschen-Bevölkerung, zöge auch Pakistan auf schwer absehbare Weise in
Mitleidenschaft.
Folglich sagt auch Medwedev: Fake, Zielland ist Libanon / Syrien.
Leser, die an den IAEA -Report nicht nolens volens verwerfen mögen, seien erinnert, daß er
zum militärpolitischen Argument dient, bevor er veröffentlicht wurde - was noch immer nicht
geschah.
Das russische Außenministerium veröffentlichte daher nur auf seiner Website ein Urteil über
die ihm vorab zugestellte Version. Darin heißt es:
"(The report) does not contain any new data but is “a compilation of known facts that have
been purposely twisted and given a political slant,” the Russian Foreign Ministry said in a
statement posted on its website.
“The authors juggle the facts to create the impression that Iran’s nuclear program has a
military component,” the statement said.
“This approach can hardly be called professional and unbiased.”
The report “a priori delivers a guilty verdict” on Iran, it said."
(Ria Novosti)
PS: Jeder Menge Dislozierungen und Übungen des US-Militärs und der NATO im östlichen
Mittelmeer und auf dem Boden Israels steht langweiliger Alltag im Pazifik und im persischen
Golf gegenüber, nach allem was meine Military-Lesezeichen hergeben. Iranische Waffen
bedrohen in erster Linie mal die Golfstaaten und ihre Ölfelder, nicht Israel. Also.
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 Schauplatz Syrien - Iran
von TomGard Pro @ 2011-11-09 – 18:22:00
Vor kaum neun Monaten schrieb ich in dies Journal:
"An einem syrischen Bürgerkrieg, oder auch nur einer politischen Instabilität des Landes hat
folglich außerhalb Israels (und Saudi - Arabiens, aber das ist ein anderes Thema) kaum
jemand Interesse, sehen wir von den zionistischen Lobbyisten aller Länder ab.
Nicht einmal die Lobby der Waffenproduzenten, die israelischen eingeschlossen, denn die
Folgen eines Bürgerkrieges in Syrien wären wesentlich unkalkulierbarer, als im Falle
Libyens.
Ganz bestimmt kein Interesse hat der politische Stand in den USA daran - zumindest im
Mittel, man hat hier auch einen gewissen verbreiteten Kretinismus einzubeziehen. Doch auch
einem dieser Kretins dürfte klar zu machen sein, daß man in Syrien die blutig prekäre
Stabilität im Irak riskieren würde."
Wie konnte ich mich derart irren?
Im Hintergrund, will ich anmerken, stand ungenannt die Überzeugung, Bashar al Assad sei
ein selbstbewußter Mitarbeiter des State Departement und des CIA. Etliche Vorgänge der
letzten drei Monate haben mich darin bestärkt, aber es erforderte einen eigenen Eintrag, das
darzulegen. Für den Moment mag es reichen, daran zu erinnern, daß für Colonel Gaddafi und
zahlreiche Getreue dasselbe galt, wie heute jeder wissen darf.
Ich habe damals nicht begriffen, daß "Destabilisierung der Region" für die Pentagonisten, ihre
Marionette Clinton und den militärische - industriellen Komplex Ziel und Zweck zugleich ist,
woran man angesichts des Verlaufes in und um Libyen heute nicht mehr zu zweifeln braucht.
Zugleich überschätzte ich - aus einer verbreiteten, abendländischen Arroganz heraus, wie ich
zugeben muß - den islamischen Patriotismus und die darauf fußenden Loyalitäten der
Untertanen, auf die Rücksicht zu nehmen und nehmen zu müssen sich Politiker und
Herrscherhäuser der Region - "König" Bashar eingeschlossen - so gern berufen, und die von
den "Experten" der Unis und Think-Tanks, auf deren Informationen auch ich mittelbar
angewiesen bin, schon aus professionellen Gründen stets beschworen worden ist. Doch, auch
das hat der Libyenkrieg bewiesen, die macht rein gar nichts (mehr) her. Ich hätte das besser
wissen können - wie jeder andere auch - weil der Libanonkrieg und die Errichtung des GazaKZ schon dieselbe Lehre erteilten. Wie wohl viele andere, buchte ich die überwiegend
gleichgültigen und symbolischen Reaktionen der "islamischen Welt" auf das Konto der
vorgeblichen "militärischen Ohnmacht" der Anrainer, die in den vorangegangenen
Waffengängen Israels und den Irakkriegen zur abschließend durchgesetzten Größe der
"Weltordnung" wurde.
Andererseits ist die relative "Stabilität", deren drohenden Verlust Assad bis auf den Tag
beschwört, nicht ausschließlich ein Pappkamerad. Kriegsschauplätze bedürfen zudem eines
gewissen Minimums an Durch- und Übersichtlichkeit der Fronten. Daß die in Libyen nicht
gewährleistet war, hat die Operation an den Rand einer Niederlage gebracht, die mit
exessivem Bombardement und gewiß nicht in diesem Umfang geplanter Einfuhr von
vermutlich mehr als 12.000 Söldnern abgewendet wurde.
Aber die Schlächter lernen schnell!
In der veröffentlichten Meinung ist eine Revision unterwegs, ein Schwenk um nahezu 180
Grad hinsichtlich der Rolle, die der syrischen Bevölkerung im bevorstehenden Krieg
zugedacht ist.
Bis vor zwei Wochen "gab" es keine Demonstrationen "für" Assad, für die anvisierten
Regierungsreformen, für die Antiterroroperationen der syrischen Armee und
Sicherheitsdienste, gegen die Extremisten im eigenen Land und die Infiltration von
ausländischen Interessenten bewaffneter Banden und Guerillas, höchstens bezahlte Jubelchöre
mit geringer Teilnahme. Diese Position wurde ohne Not geräumt. Man leugnet nicht mehr,
daß die Mehrheit der Syrer den Verbleib Assads wünscht. Stattdessen werden dieselben,
wenigen Berichte, die sich mit Berufung auf das Leid der zwischen den Fronten stehenden
Bevölkerung "kritisch" zur türkischen, saudischen und NATO-Infiltration äußerten, für
dieselbe beansprucht. Ein ziviler Rückhalt für die Usurpation der syrischen Herrschaft wird
auch offiziell nicht mehr in Anspruch genommen. Vielmehr werden "Deserteure", von denen
amerikanische Medien vor zwei Wochen noch abwiegelnd bekannten, es handele sich um
einen unbedeutenden Faktor, zur Hauptmacht und zunehmend einzigen Ressource und
Berufungsinstanz eines Eroberungskrieges von türkischem Boden aus aufgebaut. Mit
freundlicher Assistenz der arabischen Liga, welche jedem Menschen, der in Syrien
Sicherheitskräfte angreift und tötet, die Souveränität über das Land zugesprochen hat.
Plötzlich soll der Obermufti der Kameradschaft, die als "FSA" oder "SFA" figuriert, 15.000
Kämpfer in und außerhalb Syriens "kommandieren". Ins Gefecht führt er sie, wie viele es
immer sein mögen, bekennend und offiziell zu tödlichem Bandenterror gegen syrische
Armee- und Polizeikräfte.
Aber - und das ist von entscheidender Bedeutung - auch gegen Zivilisten.
Gegen - wiederum - "Banden"! "Regierungstreue" nämlich, angeblich privat organisierte
Alaviten und "Sicherheitskräfte".
Damit ist jeder Widerstand gegen die ausländischen Proxys zum Terrorismus deklariert und
die syrische Bevölkerung für vogelfrei erklärt worden. (Quelle)
Systematisch wird der Boden bereitet, der syrischen Bevölkerung den Status eines Störfaktors
der Eroberung des Landes für die NATO zuzusprechen.
Die "FSA" bedarf der "völkerrechtlichen Anerkennung" nicht, um die sie kokett auch noch
buhlt. Ihre bis zur Stunde von keiner diplomatisch relevanten Kraft angefochtene Aufstellung
und Bewaffnung auf türkischem Boden, unter dme Schutz der türkischen Armee, ist die
hinreichende Legitimation. Türkei ist NATO - oder etwa nicht? Also!
Libysche Ernte.
Wir sind Zeugen des letzten Stadiums der Vorbereitungen eines Vernichtungskrieges gegen
die syrische Nation, gegen sein Volk, wie seine Führung. In Libyen geschah nichts anderes nur läßt man unterdessen die Etikettenschwindeleien fallen. Das mag in erster, aktueller
Instanz, eine Ernte der publizistischen Erfolge im Libyenkrieg sein, welche die nicht
unerhebliche Gegenpropaganda aus Moskau und Peking wirkungslos machte und an den
Heimatfronten alle Stimmen, die iwie noch rechtschaffen unterwegs waren, deckelten und
demoralisierten. Aber es läßt auch befürchten, daß das Ausmaß der Gewaltanwendung und
die schiere Masse der Leute, die in Syrien zur Schlachtung vorgesehen sind, das libysche Maß
noch einmal deutlich übertreffen soll.
Ein Teil dieses Vernichtungskrieges wird genau denjenigen Teilen der örtlichen Bevölkerung
gelten, die bis dato Anlaß zu Fragen waren, welche unliebsamen Wirkungen ein syrisches
Schlachtfest außerhalb haben könnte. Da ist, wie jeder weiß, sowieso fast ausschließlich
"Israel" angesprochen.
Aber, so nebenbei, auch der Rückhalt der einen oder anderen Regierung in seiner
Bevölkerung.
Auf diesem Feld bestand der erste Teil der Vorbereitung in der Show, die Erdogan mit
Assistenz der ägyptischen Generalität gegenüber Israel abzog.
Der zweite Teil findet tagtäglich im Westjordanland und im Gaza statt: Eine Welle von
Provokationen und Repressionen, die in ihrer schieren Anzahl alles bisher dagewesene zu
sprengen scheint.
Der dritte, den man für besonders widerlich und abscheulich halten mag, ist eine
Koproduktion zwischen den USA, Russland, dem Iran und Israel, mit freundlicher
Unterstützung der IAEA. Ein Scheinriese wird aufgebaut, das Schreckgespenst eines
Nuklearkrieges, neben dem die schiitische Bevölkerung des Libanon und Syriens die Größe
und Bedeutung des Staubes bekommen soll, zu dem sie möglicherweise verbrannt oder
verweht werden wird. Die Show gilt besonders der rechtgläubigen iranischen Bevölkerung,
die keine unerfüllbaren Forderungen an ihre weltlichen und religiösen Führer stellen soll.
Wie schon im eingangs verlinkten Artikel zitiere ich Verlautbarungen Generalmajor
Eisenkots, Kommandeur der Nordabteilung der IDF und des Starjournalisten und gefeierten
Sokolov-Preisträgers Yaron London ausdem Jahr 2008:
"Was Dahiya (dem 2006 dem Erdboden gleich gemachten schiitischen Viertel Beiruts), wird
jedem libanesischen Ort geschehen, aus dem heraus in einem künftigen Konflikt auf uns
gefeuert wird. Wir werden unverhältnismäßige Gewalt (disproportionate force) anwenden und
große Schäden und Zerstörungen anrichten. Aus unserer Sicht handelt es sich nicht um zivile
Orte, sondern um feindliche Stellungen. Dies ist keine Absichtserklärung, sondern ein
feststehender, abgesegneter Plan. " (Eisenkot)
"Beim nächsten Feldzug gegen die Hizbollah werden wir uns nicht die Mühe machen,
zehntausenden Leuten mit Raketenabschußvorrichtungen hinterher zu hetzen und werden das
Blut unserer Soldaten nicht an befestigten Stellungen vergießen. Wir werden den Libanon
zerstören, und uns von keinem Protest der Weltöffentlichkeit davon abhalten lassen.”
(London, "The Dahiya Strategy", links entnehmt bitte dem eingangs verlinkten Eintrag)
Ob und inwieweit diese Option gewählt wird, oder es auch hier zumindest teilweise beim
Auftritt des Schreckgespenstes bleibt, hängt von Umständen ab, in die ich keinen Einblick
habe. Es handelt sich jedenfalls um einen maßgeblichen Bestandteil der Vorbereitungen, den
in Syrien lebenden Menschen alternativlos Tod und bedingungslose Unterwerfung unter das
Diktat der Usurpateure zu gebieten.
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Hugh Roberts: "Who said, Gaddafi had to go?" - oder
Lüge und Wahrheit 2.0
von TomGard Pro @ 2011-11-12 – 17:30:02
Ausschnitte aus einem Essay von Prof. Hugh Roberts, bis zum Juli Leiter des
"Nordafrika-Projekts" der "International Crisis Group", einer NGO für politisches
Consulting und Public Relation.
Den vollen Text gibt's hier.
Die Ausschnitte heben aus meiner Sicht bemerkenswerte Abschnitte des langen
Essays hervor. Textauszeichnungen sind von mir.
Kommentierende Bearbeitung ist beabsichtigt.
Es hat eine eigene Ästhetik, wie der Prof. ca. 60.000 Zeichen lang, ohne sie beim
Namen zu nennen, die Tatsache paraphrasiert, daß Gaddafi 1969 ein paar
Wüstenvölker nebst urbane Habenichtse einer üppigen Kolonialverwaltung als ein
monopolistisch verwaltetes Zubehör an einige Löcher anschloß, aus denen ein
Hilfsstoff kapitalistischer Ausbeutung zu gewinnen ist. Und daß, rein technisch
gesehen, ohne weitere Umgebungsvariablen, der Mord an Gaddafi als DAS Mittel
erscheint , diesem Monopol ein Ende zu setzen.
Doch die Weise, wie das geschieht, zeigt auch was.
...
The overthrow of Gaddafi & Co was far from being a straightforward revolution
against tyranny ... the Libyan drama is rather an addition to the list of Western or
Western-backed wars against hostile, ‘defiant’, insufficiently ‘compliant’, or ‘rogue’
regimes
(Es folgt eine unvollständige Liste der US-Interventionen seit der Niederlage in der
Schweinebucht (Cuba))
...
With the massive increase in oil revenues in the early 1970s, Libya became a
‘hydrocarbon society’ that resembled the states of the Gulf more than its North
African neighbours. Libya’s oil revenues were distributed very widely, the new regime
laying on a welfare state from which virtually all Libyans benefited, while also relying
on oil wealth, as the Gulf States do, to buy in whatever it lacked in terms of
technology and consumer goods, not to mention hundreds of thousands of foreign
workers. For Gaddafi and his colleagues the state’s distributive role quickly became
the central element in their strategy for governing the country.
The 1969 coup belonged to the series of upheavals that challenged the arrangements
made by Britain and France to dominate the Arab world after the First World War ...
These took on a new vigour in the wake of the defeats of the Second World War and
the supersession of British by American hegemony in the Middle East. These
arrangements entailed the sponsoring, safeguarding and manipulation of newly
confected monarchies in Saudi Arabia, Jordan, Iraq, Egypt, Libya and the Gulf
statelets, and in most cases the challenges were precipitated by catastrophic
developments in the Arab-Israeli conflict.
(...)
However, beyond closing the US base at Wheelus Field and nationalising the oil,
they didn’t really know what to do next.
(...)
The new regime’s inner circle was drawn from a small number of tribes, above all the
Gadadfa in central Libya, the Magarha from the Fezzan in the south-west and the
Warfalla from south-eastern Tripolitania. This background did not dispose Gaddafi
and his associates to identify with the political and cultural traditions of the Tripoli
elites or those of Benghazi and the other towns of coastal Cyrenaica. As the elites saw
it, the 1969 coup had been carried out by ‘Bedouin’ – that is, country bumpkins. For
Gaddafi & Co, the traditions of the urban elites offered no recipe for governing Libya:
they would only perpetuate its disunity.
...
Pre-empted in the religious sphere by both the Sanussiyya in the east and the panIslamic tradition of the Tripolitanian ’ulama, which dated from the Ottoman era, they
were desperate to find a doctrinal source for the kind of ideological enthusiasm they
needed to stir in order to reorder Libyan society. At the outset, they thought they had
one in pan-Arabism, which, especially in its Nasserite version, had inspired
enthusiasm across North Africa from 1952 onwards, putting the champions of Islam
on the back foot. But ... little more than a year after their seizure of power Nasser was
dead. For some time Gaddafi persisted with the idea of a strategic relationship with
Egypt, which would have helped to solve several of the new Libya’s problems,
providing it with an ally and shoring up the regime’s efforts to deal with refractory
currents in Cyrenaica. But Egypt under Sadat veered away from pan-Arabism and
plans for an Egyptian-Libyan union, announced in August 1972, led nowhere.
Gaddafi now tried to contract an alliance with his western neighbour, declaring a new
‘Arab-Islamic Republic’ with Tunisia’s Habib Bourguiba in January 1974. This too
proved stillborn. ... Houari Boumediène, Algeria’s president, weighed in to remind
Tunis that there could be no shift in the geopolitical balance of the Maghreb without
Algeria’s agreement. Following this logic, Gaddafi secured an alliance with Algeria,
and in 1975 Boumediène and Gaddafi signed a treaty of mutual friendship. It appeared
that Libya had at last entered an alliance it could rely on. ... Libya joined Algeria,
Syria, South Yemen and the PLO in the Steadfastness Front, which was opposed to
any rapprochement with Israel. But Boumediène died unexpectedly in late 1978. His
successor, Chadli Bendjedid, emulating Sadat, abandoned Algeria’s revolutionary
commitments and the protective alliance with Tripoli; Libya was alone again.
Gaddafi’s desperation is evident in the short-lived treaty he signed with Morocco’s
King Hassan in 1984. It was his last attempt to fit in with fellow North African and
Arab states. Instead, he looked to sub-Saharan Africa, where the Jamahiriyya could
play the benevolent patron.
(...)In pursuing their African policies, all North African states often compete with one
another, but they have also been in competition with Western powers keen to preserve
or, in the case of the US, to contract patron-client relations with these states. What
distinguished Gaddafi’s Libya from its North African neighbours was the extent of its
investment in this southern strategy, which became central to the regime’s conception
of Libya’s mission in the world.
The Jamahiriyya’s African policy had a darker side. Gaddafi’s support for Idi Amin is
the outstanding example, though even that seems less grotesque when weighed against
the support of various Western governments for Mobutu Sese Seko. There was also
Libya’s involvement in Chad’s civil war (and attempted annexation of the Aouzou
Strip) and its sustained involvement in the Tuareg question in Niger and Mali. At the
same time, it gave strong financial and practical support to the African Union, opposed
the installation of the US military’s ‘Africom’ on the soil of any African country and
funded a wide range of development projects in sub-Saharan countries. Gaddafi
planned to exploit the immense water reserves under Libya’s Sahara, and to provide
water to the Sahel countries, which could have transformed their economic prospects,
but this possibility has now almost certainly been killed off by Nato’s intervention,
since Western (and perhaps particularly French) water companies are lining up
alongside Western oil firms for their slice of the Libyan action.
Gaddafi’s African policy gave Libya a firm geopolitical position and consolidated its
strategic hinterland while also benefiting Africa. That many African countries
appreciated Libya’s contribution to the continent’s affairs was made clear by the AU’s
opposition to Nato’s intervention and its ... efforts to broker a ceasefire and
negotiations between the two sides of the civil war. These efforts were dismissed with
scorn by Western governments and press, with African opposition to the military
intervention cynically derided as Libya’s clients doing their duty to their patron ...
That the Arab League, whose support for a no-fly zone was invoked by London, Paris
and Washington ... had a membership almost entirely confined to Western powers’
client states was never mentioned.
The problem for Gaddafi & Co was that the African perspective they had diligently
pursued as a solution de rechange for defunct pan-Arabism consistent with their
original anti-imperialist worldview meant little to the many Libyans who wanted
Libya to approximate to Dubai, or, worse, stirred virulent resentment against the
regime and black Africans alike. And so, in taking Libya into Africa while tending to
remove it from Arab regional affairs, the Jamahiriyya’s foreign policy ... cut the
Libyans off from other Arabs ...But there was another reason for (Libyas)
vulnerability.
The authors of the 1969 coup initially took Nasser’s Egypt for their model, imitating
its institutions and terminology – Free Officers, Revolutionary Command Council –
and equipping themselves with a single ‘party’, the Arab Socialist Union (ASU), like
Nasser’s prototype essentially a state apparatus providing a façade for the new regime.
But within two years, Sadat’s de-Nasserisation purges were underway and he was
mending fences with the Muslim Brothers, while the beginning of infitah – his policy
of opening up the economy – announced the retreat from ‘Arab socialism’ and the rift
with Moscow presaged the turn to America. Thus the Egyptian model evolved rapidly
into an anti-model, while the experiment with the ASU proved an instructive failure.
The idea of a single party seemed to make sense in Libya as it had originally made
sense in Egypt and also Algeria. Leaders of military regimes needed to set up a
civilian façade so that they could offer a degree of controlled representation and bring
the politically ambitious into the new dispensation. But in Egypt and Algeria the
architects of the new single party were dealing with comparatively politicised
populations. Gaddafi & Co confronted a politically inert society, with little in the way
of a state tradition, pulverised by a brutal colonial conquest and reduced to onlookers
as the country became a battleground in World War Two, then liberated from colonial
rule by external forces and finally tranquillised by the Sanussi monarchy. In trying to
launch the ASU, the new regime found little to work with in terms of political
talent or energy in the wider population; instead it was the old elites of Tripoli
and Benghazi who invested in the party, which not only failed to mobilise popular
enthusiasm but became a focus of resistance to the revolution Gaddafi had in
mind.
Gaddafi accordingly began to develop an idea he voiced within weeks of seizing
power in 1969: that representative democracy was unsuited to Libya. Other leaders in
North Africa and the Middle East felt the same about their own countries. But in
pretending to allow for representation they were acknowledging their vice in tacitly
paying homage to virtue. In his Green Book, however, Gaddafi scandalised people by
his refusal to be a hypocrite: he elevated his rejection of representation into an explicit
constitutive principle which he called the State of the Masses. But the real problem
was that his new course led Libya to a historic impasse.
He dispensed with the ASU and the idea of a single ruling party, promoting instead
People’s Congresses and Revolutionary Committees as the key political institutions of
the Jamahiriyya, which was proclaimed in 1977. The former were to assume
responsibility for public administration and secure popular participation, the latter to
keep the flame of the Revolution alive. The members of the People’s Congresses were
elected, and these elections were taken seriously, at least at the local level and for a
while. But voters were not, in theory, electing representatives, merely deciding who
among the candidates on offer they wished to assume the mainly administrative
responsibilities of the bodies in question. The system encouraged political and
ideological unanimity, allowing no voice for dissident opinion except on trivial
matters. It drew many ordinary Libyans into a sort of participation in public affairs,
although this was waning by the mid-1990s, but it did not educate them in other
aspects of politics, and did not work well on its own terms either.
Gaddafi’s State of the Masses drew on ideas developed elsewhere. The championing
of direct over representative democracy was a prominent feature of the utopian
outlook of young Western leftists in the 1960s. And the strategic decision to mobilise
the ‘revolutionary’ energies of the young to outflank conservative party apparatuses
was central to Mao’s Cultural Revolution and a feature of Boumediène’s ‘Révolution
socialiste’. Where Gaddafi went further was in abolishing the ASU and outlawing
parties altogether, but in this he could claim a doctrinal warrant: the notion that
there should be no political parties in a Muslim country has long been advocated
by some currents of Sunni Islamism, on the grounds that ‘party’ connotes fitna,
or a division of the community of the faithful... (Gaddafi’s rule always had a more
pronounced Islamic aspect than that of the regimes in Cairo and Algiers; his
intolerance of Islamists owed a lot to the fact that he was intent on remaining the
source of radicalism and unwilling to allow rivals.) Finally, the idea of direct
popular participation in public administration could claim a local origin in the
tradition of the Bedouin tribes known as hukumat ‘arabiyya (meaning here
‘people’s government’), in which every adult male can have his say.
The Jamahiriyya ... did not work for foreign businessmen, diplomats and journalists ...
But the regime was not designed to work for foreigners and seems to have worked
fairly well for many Libyans much of the time. (Es folgen die Indices des Libyschen
Sozialstaats)
But the point about these indices ...is that they are in one crucial sense beside the
point.
The socio-economic achievements of the regime can be attributed essentially to
the distributive state: that is, the success of the hydrocarbons sector and of the
mechanisms put in place early on to distribute petrodollars. But the central institutions
of the Jamahiriyya, the tandem of People’s Congresses and Revolutionary
Committees, did not make for effective government at all, in part because they
involved a tension between two distinct notions and sources of legitimacy. The
Congresses embodied the idea of the people as the source of legitimacy and the agent
of legitimation. But the Committees embodied the very different idea of the
Revolution as possessing a legitimacy that trumped all others. At the apex of the
Revolution was Gaddafi himself, which is why it made sense for him to position
himself outside the structure of Congresses and hence of the formal institutions of
government ... simply Murshid, Guide, Brother Leader. The position enabled him to
mediate in free-wheeling fashion between the various components of the system and
broader public opinion, critisising the government (and thereby articulating public
restiveness) or deploring the ineffectiveness and correcting the mistakes of People’s
Congresses and doing so always from the standpoint of the Revolution. The tradition
of an Arab ruler making a virtue of siding with public opinion against his own
ministers goes back to Haroun al-Rashid. But the way revolutionary legitimacy could
override popular legitimacy in Gaddafi’s system also resembles Khomeini’s insistence
that the interests of Iran’s revolution could override the precepts of the Sharia – i.e.
that political considerations could trump Islamic dogma – and that he was the arbiter
of when this was necessary. It is striking that Gaddafi considered that the interest of
the Revolution required the hydrocarbons sector to be spared the ministrations of
People’s Congresses and Revolutionary Committees alike.
Words such as ‘authoritarianism’, ‘tyranny’ (a favourite bugbear of the British) and
‘dictatorship’ have never really captured the particular character of this set-up but
have instead relentlessly caricatured it. Gaddafi, unlike any other head of state, stood
at the apex not of the pyramid of governing institutions but of the informal sector of
the polity, which enjoyed a degree of hegemony over the formal sector that has no
modern counterpart. It meant that the Jamahiriyya’s formal institutions were extremely
weak, and that included the army, which Gaddafi mistrusted and marginalised.
One is tempted to say of Gaddafi, ‘L’état, c’était lui.’ But it was the more and more
mystical idea of the Revolution ... that legitimated his power. And the intangible
content of this Revolution, what Ruth First called its elusiveness, was closely
connected to the fact that the Revolution was never over.
(...)
The effective historical function of the revolutionary government in Libya was to
ensure that, while the country was modernised in important respects, it did not and
could not become a republic. The Libyan Revolution turned out to be permanent
because its objects were imprecise, its architects had no form of law-bound,
constitutional government in view as a final destination and no conception of a
political role for themselves or anyone else after the Revolution. The State of the
Masses, al-jamahiriyya, was presented as far superior to a mere republic – jumhuriyya
– but in fact fell far short of one. And, in contrast to states that call themselves
republics but fail to live up to the name, its pretensions signalled that there was never
an intention to establish a real republic in which government would truly be the affair
of the people. The State of the Masses was in reality little more than a game to
occupy and contain ordinary Libyans while the grown-up business of politics was
conducted behind the scenes, the affair of a mysterious and unaccountable elite.
...the political inertia of Libyan society meant that its Revolution had one and only one
leader. ... And so Gaddafi’s rule can be seen as an extreme instance of what Rosa
Luxemburg called ‘substitutionism’: the informal government that was the real
government of Libya was a one-man show. Incarnating the nebulous Revolution, the
imprecise interest of the nation and the inarticulate will of the people at the same time,
Gaddafi clearly believed he needed to make the show interesting. His flamboyance
had a political purpose. But how long can colourfulness command consent, let alone
loyalty? A Pied Piper leading Libyans – mostly well fed, housed and schooled, but
maintained in perpetual political infancy – to no destination in particular.
Gaddafi seems to have realised years ago what he had done – the quasi-utopian dead
end he had got Libya and himself into – and tried to escape its implications. As early
as 1987 he was experimenting with liberalisation: allowing private trading, reining in
the Revolutionary Committees and reducing their powers, allowing Libyans to travel
to neighbouring countries, returning confiscated passports, releasing hundreds of
political prisoners, inviting exiles to return with assurances that they would not be
persecuted, and even meeting opposition leaders to explore the possibility of
reconciliation while acknowledging that serious abuses had occurred and that Libya
lacked the rule of law. These reforms implied a shift towards constitutional
government, the most notable elements being Gaddafi’s proposals for the codification
of citizens’ rights and punishable crimes... This line of development was cut short by
the imposition of international sanctions in 1992 in the wake of the Lockerbie
bombing: a national emergency that reinforced the regime’s conservative wing and
ruled out risky reform for more than a decade. It was only in 2003-4 that ... sanctions
were lifted, at which point a new reforming current headed by Gaddafi’s son Saif alIslam emerged within the regime.
(...)
Saif al-Islam had begun to play a ... constructive role in Libyan affairs of state,
persuading the Libyan Islamic Fighting Group to end its terrorist campaign in return
for the release of LIFG prisoners in 2008, promoting a range of practical reforms and
broaching the idea that the regime should formally recognise the country’s Berbers. ...
he certainly recognised the problems of the Jamahiriyya and the need for substantial
reform. The prospect of a reformist path under Saif was ruled out by this spring’s
events. Is there a parallel with the way international sanctions in the wake of
Lockerbie put paid to the earlier reform initiative?
Since February, it has been relentlessly asserted that the Libyan government was
responsible both for the bombing of a Berlin disco on 5 April 1986 and the Lockerbie
bombing on 21 December 1988. ... But many informed observers have long wondered
about these two stories, especially Lockerbie. ... Hans Köchler, an Austrian jurist
appointed by the UN as an independent observer at the trial ... described al-Megrahi’s
conviction as ‘a spectacular miscarriage of justice’. ... In a resumé of Gaddafi’s career
shown on BBC World Service Television on the night of 20 October, John Simpson
stopped well short of endorsing either charge, noting of the Berlin bombing that ‘it
may or may not have been Colonel Gaddafi’s work,’ an honest formula ...
The standards of proof underpinning Western judgments of Gaddafi’s Libya have not
been high. The doubt over the Lockerbie trial verdict has encouraged rival theories
about who really ordered the bombing, which have predictably been dubbed
‘conspiracy theories’. But the prosecution case in the Lockerbie trial was itself a
conspiracy theory. ...
The hypothesis that Libya and Gaddafi and al-Megrahi were framed is to be taken
very seriously indeed. And if it were the case, it would follow that the greatly
diminished prospect of reform from 1989 onwards as the regime battened down the
hatches to weather international sanctions, the material suffering of the Libyan people
during this period, and the aggravation of internal conflict (notably the Islamist
terrorist campaign waged by the LIFG between 1995 and 1998) can all in some
measure be laid at the West’s door.
.. the Jamahiriyya survived up to 2011 fundamentally unchanged in its key political
features, (including) weakness of civil society, the dysfunctional character of the
formal institutions of government, the weakness of the armed forces and the
indispensability of Gaddafi himself... After 42 years of Gaddafi’s rule, the people of
Libya were, politically speaking, not much further forward than they were on 31
August 1969...
The tragic irony is that the features of the Jamahiriyya ... completely ruled out any
emulation of the Tunisian and Egyptian scenarios. ... In both Tunisia and Egypt, the
population’s greater experience of political action gave the protests a degree of
sophistication, coherence and organisational flair. ... in both cases the role of the
armed forces was crucial: being loyal to the state and the nation rather than to a
particular leader, they were disposed to act as arbiters and facilitate a resolution
without the existence of the state being put in jeopardy.
None of this applied to Libya. Gaddafi was the founder of the Jamahiriyya and the
guarantor of its continued existence. The armed forces were incapable of playing an
independent political role. The absence of any tradition of non-violent opposition and
independent organisation ensured that the revolt at the popular level was a raw affair,
incapable of formulating any demands that the regime might be able to negotiate. On
the contrary, the revolt was a challenge to Gaddafi and to the Jamahiriyya as a whole
(and thus to what existed in the way of a state).
The claim that the ‘international community’ had no choice but to intervene militarily
and that the alternative was to do nothing is false.
...
The International Crisis Group, for instance, where I worked at the time, published a
statement on 10 March arguing for a two-point initiative: (i) the formation of a contact
group or committee drawn from Libya’s North African neighbours and other African
states with a mandate to broker an immediate ceasefire; (ii) negotiations between the
protagonists to be initiated by the contact group and aimed at replacing the current
regime with a more accountable, representative and law-abiding government. This
proposal was echoed by the African Union and was consistent with the views of many
major non-African states – Russia, China, Brazil and India, not to mention Germany
and Turkey.
In short, before the Security Council voted to approve the military intervention, a
worked-out proposal had been put forward which addressed the need to protect
civilians by seeking a rapid end to the fighting, and set out the main elements of an
orderly transition to a more legitimate form of government, one that would avoid the
danger of an abrupt collapse into anarchy ... The imposition of a no-fly zone would be
an act of war: as the US defense secretary, Robert Gates, told Congress on 2 March, it
required the disabling of Libya’s air defences as an indispensable preliminary. In
authorising this and ‘all necessary measures’, the Security Council was choosing war
when no other policy had even been tried. Why?
...And regime change was tacitly covered by the phrase (In resolution 1973) ‘all
necessary measures’. That this was the right way to read the resolution had already
been made clear by the stentorian rhetoric of Cameron and Hague, Sarkozy and Juppé,
and Obama and Clinton in advance of the Security Council vote.
...Since the issue was defined from the outset as protecting civilians from Gaddafi’s
murderous onslaught ‘on his own people’, it followed that effective protection
required the elimination of the threat, which was Gaddafi himself for as long as he was
in power (subsequently revised to ‘for as long as he is in Libya’ before finally
becoming ‘for as long as he is alive’).
Resolution 1973 was passed in New York late in the evening of 17 March. The next
day, Gaddafi, whose forces were camped on the southern edge of Benghazi,
announced a ceasefire in conformity with Article 1 and proposed a political dialogue
in line with Article 2. What the Security Council demanded and suggested, he
provided in a matter of hours. His ceasefire was immediately rejected on behalf of the
NTC by a senior rebel commander, Khalifa Haftar, and dismissed by Western
governments. ‘We will judge him by his actions not his words,’ David Cameron
declared, implying that Gaddafi was expected to deliver a complete ceasefire by
himself: that is, not only order his troops to cease fire but ensure this ceasefire was
maintained indefinitely despite the fact that the NTC was refusing to reciprocate. ...
No sooner had Cameron covered for the NTC’s unmistakable violation of Resolution
1973 than Obama weighed in, insisting that for Gaddafi’s ceasefire to count for
anything he would (in addition to sustaining it indefinitely, single-handed, irrespective
of the NTC) have to withdraw his forces not only from Benghazi but also from
Misrata and from the most important towns his troops had retaken from the rebellion,
Ajdabiya in the east and Zawiya in the west – in other words, he had to accept
strategic defeat in advance. These conditions, which were impossible for Gaddafi to
accept, were absent from Article 1.
Cameron and Obama had made clear that the last thing they wanted was a ceasefire,
that the NTC could violate Article 1 of the resolution with impunity and that in doing
so it would be acting with the agreement of its Security Council sponsors. (Every of
the following offers to ceasefire and negotiations, TG) (were) rejected out of hand by
the NTC, which demanded Gaddafi’s resignation as a condition of any ceasefire ... a
demand that made a ceasefire impossible, since securing a ceasefire requires
commanders with decisive authority over their armies, and removing Gaddafi would
have meant that no one any longer had overall authority over the regime’s forces.
London, Paris and Washington could not allow a ceasefire because it would have
involved negotiations, first about peace lines, peacekeepers and so forth, and then
about fundamental political differences. And all this would have subverted the
possibility of the kind of regime change that interested the Western powers. The sight
of representatives of the rebellion sitting down to talks with representatives of
Gaddafi’s regime, Libyans talking to Libyans, would have called the demonisation of
Gaddafi into question. The moment he became once more someone people talked to
and negotiated with, he would in effect have been rehabilitated. And that would have
ruled out violent ... regime change and so denied the Western powers their chance of a
major intervention in North Africa’s Spring, and the whole interventionist scheme
would have flopped...
Gaddafi was banished for ever from the realm of international political discourse,
never to be negotiated with, not even about the surrender of Tripoli when in August he
offered to talk terms to spare the city further destruction, an offer once more dismissed
with contempt. ... The mission was always regime change...
Gaddafi dealt with many revolts over the years. He invariably quashed them by force
and usually executed the ringleaders. The NTC and other rebel leaders had good
reason to fear that once Benghazi had fallen to government troops they would be
rounded up and made to pay the price. So it was natural that they should try to
convince the ‘international community’ that it was not only their lives that were at
stake, but those of thousands of ordinary civilians. But in retaking the towns that the
uprising had briefly wrested from the government’s control, Gaddafi’s forces had
committed no massacres at all; the fighting had been bitter and bloody, but there had
been nothing remotely resembling the slaughter at Srebrenica, let alone in Rwanda.
The only known massacre carried out during Gaddafi’s rule was the killing of some
1200 Islamist prisoners at Abu Salim prison in 1996. This was a very dark affair, and
whether or not Gaddafi ordered it, it is fair to hold him responsible for it. It was
therefore reasonable to be concerned about what the regime might do and how its
forces would behave in Benghazi once they had retaken it, and to deter Gaddafi from
ordering or allowing any excesses. But that is not what was decided. What was
decided was to declare Gaddafi guilty in advance of a massacre of defenceless
civilians and instigate the process of destroying his regime and him (and his family)
by way of punishment of a crime he was yet to commit, and actually unlikely to
commit...
There was no question of anything that could properly be described as ethnic cleansing
or genocide in the Libyan context. All Libyans are Muslims, the majority of ArabBerber descent, and while the small Berber-speaking minority had a grievance
concerning recognition of its language and identity (its members are Ibadi, not Sunni,
Muslims), this was not what the conflict was about. ... whichever side won could be
expected to deal roughly with its adversaries, but the premises for a large-scale
massacre of civilians on grounds of their ethnic or racial identity were absent. All the
talk about another Srebrenica or Rwanda was extreme hyperbole clearly intended ... to
save the rebellion from imminent defeat.
But I don’t find it hard to understand that Gaddafi and his son should suddenly have
resorted to fierce rhetoric. They clearly believed that, far from confronting merely
‘innocent demonstrators’ as the Canadians had it, they were being destabilised by
forces acting to a plan with international ramifications. It is possible that they were
mistaken and that everything was spontaneous and accidental and a chaotic muddle; I
do not pretend to know for sure. But there had been plans to destabilise their regime
before, and they had grounds for thinking that they were being destabilised again. The
slanted coverage in the British media in particular ... was consistent with the
destabilisation theory. And on the evidence I have since been able to collect, I am
inclined to think that destabilisation is exactly what was happening.
The intervention tarnished every one of the principles the war party invoked to justify
it. It occasioned the deaths of thousands of civilians, debased the idea of democracy,
debased the idea of law and passed off a counterfeit revolution as the real thing. Two
assertions that were endlessly reiterated – they were fundamental to the Western
powers’ case for war – were that Gaddafi was engaged in ‘killing his own people’ and
that he had ‘lost all legitimacy’, the latter presented as the corollary of the former.
Both assertions involved mystifications.
... We are all free to prefer the rebels to the government in any given case. But the
relative merits of the two sides aren’t the issue in such situations: the issue is the right
of a state to defend itself against violent subversion. That right, once taken for granted
as the corollary of sovereignty, is now compromised. ... if a state thinks it can take this
informal authorisation to defend itself as read because it is on good terms with
London, Paris and Washington and is honouring all its agreements with them, as Libya
was, it had better beware. Terms can change without warning from one day to the
next. The matter is now arbitrary, and arbitrariness is the opposite of law.
The idea that Gaddafi represented nothing in Libyan society, that he was taking on his
entire people and his people were all against him was another distortion of the facts. ...
Gaddafi’s regime enjoyed a substantial measure of support, as the NTC did. Libyan
society was divided and political division was in itself a hopeful development since it
signified the end of the old political unanimity enjoined and maintained by the
Jamahiriyya. In this light, the Western governments’ portrayal of ‘the Libyan people’
as uniformly ranged against Gaddafi had a sinister implication, precisely because it
insinuated a new Western-sponsored unanimity back into Libyan life. This profoundly
undemocratic idea followed naturally from the equally undemocratic idea that, in the
absence of electoral consultation or even an opinion poll to ascertain the Libyans’
actual views, the British, French and American governments had the right and
authority to determine who was part of the Libyan people and who wasn’t. No one
supporting the Gaddafi regime counted. Because they were not part of ‘the Libyan
people’ they could not be among the civilians to be protected, even if they were
civilians as a matter of mere fact. And they were not protected; they were killed by
Nato air strikes as well as by uncontrolled rebel units. The number of such civilian
victims on the wrong side of the war must be many times the total death toll as of 21
February. But they don’t count, any more than the thousands of young men in
Gaddafi’s army who innocently imagined that they too were part of ‘the Libyan
people’ and were only doing their duty to the state counted when they were
incinerated by Nato’s planes or extra-judicially executed en masse after capture, as in
Sirte.
The same contempt for democratic principle characterised the repeated declarations in
the West that Gaddafi had ‘lost all legitimacy’. Every state needs international
recognition and to that extent depends on external sources of legitimation. But the
democratic idea gives priority to national over international legitimacy. With their
claim of lost legitimacy the Western powers were not only pre-empting an eventual
election in Libya which would ascertain the true balance of public opinion, they were
mimicking the Gaddafi regime: in the Jamahiriyya the people were liable to be
trumped by the Revolution as a source of superior legitimacy.
‘If you break it, you own it,’ Colin Powell famously remarked ... to the risks of a
renewed war against Iraq. The lesson of the mess in Iraq has been learned, at least to
the extent that the Western powers and Nato have repeatedly insisted that the Libyan
people – the NTC and the revolutionary militias – own their revolution. So, not
owning Libya after the fall of Gaddafi, Nato and London and Paris and Washington
cannot be accused of breaking it or be held responsible for the debris. ... since
February every key decision has been made in the Western capitals in consultation
with the other, especially Arab, members of the ‘contact group’... It is unlikely that the
structure of power and the system of decision-making which have guided the
‘revolution’ since March are going to change radically. ... what will probably emerge
is a system of dual power in some ways analogous to that of the Jamahiriyya ... a
system of formal decision-making about secondary matters acting as a façade for a ...
offshore, system of decision-making about everything that really counts (oil, gas,
water, finance, trade, security, geopolitics) behind the scenes.
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1 Kommentar zu "Hugh Roberts: "Who said, Gaddafi had
to go?" - oder Lüge und Wahrheit 2.0"
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TomGard Pro
2011-11-19 @ 10:11:55
"It was France and the UK who initially led the effort to topple Colonel Muammar
Gaddafi. Britain, together with France, sent their navy and fighter jets to establish a
sea blockade and assault military targets on Libyan territory.
Now the National Transitional Council (NTC) of Libya says its friends will be
rewarded – and these are not just words.
In the last two weeks, the UK Department for Trade and Industry led a working party
to Libya to look around at what needed rebuilding. The British government
department estimates that Libyan contracts, in sectors from oil and gas to education
and construction, could be worth some $315 billion over the next decade.
Oil firms Shell and BP have already held talks with the Libyan transitional
government, which pledged to honor the Gaddafi-era contracts with them.
Now the NTC delegation is in London to hold talks with top business executives on
the "massive opportunity to rebuild Libya."
All this directly correlates between efforts to oust Gaddafi and contracts that are
rewarded afterwards, reports RT's Laura Smith from London.
Earlier it was the turn of German companies that expressed interest in taking part in
effort to re-build Libya, but the NTC said "no" to them. It was sort of "You did not
participate in bombing and the no-fly zone, and since you did not take part in that, you
will have no business opportunities either."
Exactly the same picture was seen in post-war Iraq, where French companies
attempted to get into business, but were bluntly rejected. And that served to the French
as a very illustrative example of how they should act the next time such "opportunity"
arose. In Iraq the majority of contracts were granted to the US and the UK companies.
It was quite transparent from the very beginning of the "humanitarian operation" that
since it has the biggest proven oil reserves in Africa, Libya would have money to fund
a rebuilding by the winner.
Even before the operation started there were rumors that the NTC had promised
French oil firm Total up to 35 per cent of all oil contracts if Paris sent warplanes to
Libya and supported the Council.
French officials later denied that such an arrangement ever existed, but the oil giant is
now well on track to launching onshore extraction early next year. The company
confirmed that it did not need to renegotiate its contracts signed under Gaddafi.
For the UK, which looks to be one of the major players in the operation, it looks like
an excellent business, too. The estimates vary as to how much the war in Libya cost
the UK – something about $500 million – but the sum of the contracts are already
known and they exceed the expenditures by far.
With hundreds of billions dollars in contracts up for grabs, Libya’s bombardment
looks like an excellent investment from any perspective. With the exception of those
who count in the moral cost of thousands of Libyans killed in the bloody civil war
with NATO’s direct support.
Sukant Chandan – a spokesman for British Civilians For Peace in Libya however is
convinced the fighting will not stop. There are tribes within the country who are
strongly against selling the natural resources of Libya to the former colonial powers.
"What we are going to see is an increase in the inter-tribal warfare which has a
political content," he told RT. "It is not just inter-tribal, it represents forces which want
Libya to return to independence and what "The Financial Times" called "the resource
nationalism of Gaddafi’s government" "
(russia today)
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 Zur politischen Ökonomie der Sexualität - Steinbruch 2
von TomGard Pro @ 2011-11-13 – 22:25:47
(In diesen Fragmenten wechseln Licht und Schatten ziemlich extrem...)
Tugend
a) (Ich greife auf einen alten Text zurück
Ethik ist in Abgrenzung zur Moral so zu charakterisieren: Ethik definiert kein Sollen, ihre
Basis ist nicht ein Gesetz, ungeachtet
dessen, daß ein Gesetz moralisch auf ein Ethos bezogen sein mag und umgekehrt Ethiken sich
den Nationalkulturen, insbes. den Religionen, assimilieren. Ethik ist ein gemeinschaftliches
Wollen, das nur in der Form individuellen Willens erscheint und erscheinen kann.
So kannst du etwa einem Soldaten Feigheit verbieten und Standhaftigkeit gebieten wie
aufzwingen. Aber du kannst keinem Krieger, Soldat oder nicht, Tapferkeit gebieten. Über
diese Tugend gebietet nur er selbst und gesellschaftlich
an dieser Tugend ist nichts als die Ehre, die der Tugendhafte sich erwirbt - und zu nicht
geringem Teil stets selbst auszahlt. Wenn er auch der Selbstehre folgt, ist er nicht einfach Ich,
Subjekt des tätigen Willens, sondern Ich in Gestalt eines ausführenden Organs
gesellschaftlicher Zwecke und Motive, mit und von denen er lebt und die daher in ihm
existieren.
Der ethische Wille ist das unmittelbar, ohne Dazwischentreten von Zwang oder
Moral/Gesetz, vergesellschaftete Ich wie es Bestandteil und nicht zuletzt /Eigentümer/
eines Gemeinschaftslebens ist.
Die gesellschaftliche Daseinsweise einer Tugend ist ein korrespondierender Kultus aus dem
sie sich individuell nährt.
a1) Die Zusammenfassung im letzten Satz zeigt schon, wo in der bürgerlichen Gesellschaft
die Heimstatt der "reinen", von Moral
nicht zernierten Tugend bzw. ihrer Ehrung ist: Die Kinderseele, so lang sie halt außerstande
bleibt, moralische Kategorien zu begreifen und sie sich ihrer gesellschaftlichen Funktion
gemäß zu eigen zu machen.
Zuvörderst heißt das banal: Der Erwachsene ist in den Augen des Kindes tugendhaft, INDEM
er - erwachsen ist! Womit ich meinem Thema schon ein Stück näher wäre.
Privater Zusatz: Zum absolut Hinreißenden und Entzückenden an dir, J., zählt für mich, daß
du in einem Umfang, den ich nicht für möglich gehalten hätte, den kindlichen Tugendmaßstab
bewahrt hast, was zum Beispiel heißt, daß du Menschen nicht /über/ ihre Tugenden magst
bzw. bewunderst - d.h. Tugend ist nicht /Grund/, nicht /Argument/, nicht Verweis und
Berufung - sondern IN den Tugenden, die du an ihnen wahrnimmst; d.h.: was sie darüber
hinaus als "Person", gar als "Psyche" sind, spielt dafür keine Rolle! Ausgerechnet im
Verhältnis zum "Du" nimmst du also Abstand von deinem obersten Wert, Drangsal und
Umtrieb:
dem ICH. (Aber das ist ja auch nur logisch ...)
Familie
1)
Macht euch klar, daß jede "Beziehung", an der Leut sage über ein Wochenendvergnügen oder
bestenfalls einen Urlaub hinaus festhalten, ein EIGENTUMSVERHÄLTNIS darstellt!
a) Was euch als Eigentumsverhältnis eines besitzenden Mannes an einer besitzlosen Frau
wohl bekannt ist, gilt selbstverständlich auch für die postmoderne "Normalform", in der
Zweie ihren Besitz, nämlich ihr Eigentum an der eigenen Arbeitskraft zusammenlegen - sei es
bedingt oder unbedingt!
a1) Da ist first and last das /Geld/, denn dies ist nun mal das Zugriffsmittel sowohl auf
geteilte, wie ungeteilte Genüsse. Der Wille zur Gemeinsamkeit, zum Ausgleich, zur
Verständigung verdeckt hier notorisch die Unvermeidlichkeit der Konkurrenz um die Früchte
des gemeinsamen Einkommens, was bereits die Konkurrenz um die dafür /außerhalb/ der
Beziehungen zu erbringenden /Leistungen/ einschließt.
a2) Womit wir beim "Zeitbudget" wären. Ich erspare mir weitere Kommentare zu diesem
Punkt - nun ja, denkt auch an die Rolle, die das notwendig /Ausschließende/ des
Liebesverhältnisses dabei spielt, und zwar rücksichtslos gegen "polyamouröse" Neigungen
und Projekte, weil die nun mal - von glücklichen Einzelfällen abgesehen - /unentrinnbar/
gegen
die Vereinzelung der Individuen in der Konkurrenz ganz allgemein, in den Jobs insbesondere,
gegen die allen gemeinsame Unterwerfung unter die gültigen Zwecke von Ökonomie und
Kultur, und über allem 'drüber gegen
den psychisch erzwungenen /Kult der Individualität/ stehen!
a3) Womit wir bei dem /Gehalt/ und der /Funktion/ der Genüsse wären, die in beträchtlichem
Umfang auch /gegen/ den Willen der Beteiligten unteilbar /bleiben/ - siehe oben. Der
allgemeine Grund dafür:
Die /Trennung/ von Arbeits- und Privatleben. Das gibt den "privaten" Beziehungen ganz
generell einen /abstrakten/ Charakter. (Abstraktion = Trennung!) Oder, anders gesagt: so wie
der Bürger als Bourgeois ein gänzlich anderes Wesen, denn als Citoyen ist, ist das
/Verhältnis/ dieser beider seiner Seiten im /Privatleben/ ein völlig anderes, als im Berufs- oder
auch sonstigen /öffentlichen/ Leben. Also: Insofern jede Beziehung ein Eigentumsverhältnis
ist, folgt, daß der Bürger als "Familien-" oder "Beziehungsmensch" eine eigene, selbständige
IDENTITÄT anzunehmen hat! Aber diese Identität steht halt /neben/ den anderen, die
Mensch auch noch /braucht/ und hat - incl. des berüchtigten "Selbstbewußtseins". Alle
"Identitäten" des abstrakt freien Willens stehen in funktionellem Verhältnis zu den jeweils
anderen! Der "Familienmensch" steht für den "Berufsmenschen" ein, der "Tüchtige" für den
"Untüchtigen", der "Erfolgreiche" für den "Scheiternden", der "potente Hengst" für den
"müden Krieger" usw. usw.
a4) Denkt insbesondere an die /Kompensationsbedürfnisse/, die den Leuten aus den Jobs oder auch aus der Arbeitslosigkeit entstehen! Die stehen grundlegend /gegen/ Liebe, weil
selbst in gemeinsam befriedeten Kompensationsbedürfnissen das Maß dafür das Individuelle
bleibt und daher das Gemeinsame des Treibens das Maß und die Grenzen wechselseitigen
Gefallens nur allzu leicht /sprengt/.
Das erzwingt eine Liebeskonkurrenz - es ist ebenfalls /Liebesarbeit/ im weiter oben
beschriebenen Sinne, aber eine, die beständig an der Grenze der Zerstörung der Liebe entlang
geleistet werden muß - in der bestenfalls beide Beteiligte sich redlich bemühen, einem
"Nebeneinander" möglichst zwangslos auch ein "Miteinander" abzugewinnen und umgekehrt
das "Miteinander" harmonisch in's unvermeidliche "Nebeneinander" übergehen zu lassen.
a4) Die allgemeine Form dieser Konkurrenz: Die Beteiligten bedienen einander und erwerben
voneinander Dienste wechselseitig und abwechselnd /in/ allen angedeuteten /Abteilungen/
ihres Verhältnisses, und zwar nicht nur /zugleich/ in einer Abteilung (Abspannen, Vergnügen,
leibliche Genüsse, Bewegung, Kultur usw.) - einschließlich der sexuellen, versteht
sich - sondern (dies ist das besonders Zerrüttende) /kompensatorisch quer über die
Abteilungen/, sodaß eine Überforderung, /Überziehung/ des Gefallens aneinander nahezu
/garantiert/ scheint.
Daher das verbreitete Phänomen, daß in Beziehungen, in denen die Beteiligten einander
gefühlsreichste, verständnisvollste und hingebungsvollste Gefühlswelten wirksam machen,
immer wieder mit elementarer Wucht /Haß/, Abwehr und Verzweiflung sich Bahn bricht.
Moralische oder auch rationale Auswege aus diesen Dilemmata sind nicht erhältlich! Die
Sklaverei des abstrakten, sich in seiner Betätigung dienend aufgebenden Willens vereinzelt
die Indivieuen mit einer Hermetik, die, - ich schrieb es schon einmal - allein im Moment der
Extase aufgehoben wird. Darüber hinaus mag es mehr oder weniger gelingen, sich einander
/anzuschmiegen/ und zu einer immer mal wieder quasi osmotischen Durchlässigkeit dieser
Trennung zu kommen. Aber die
Unwahrheit und Gewaltsamkeit der bürgerlichen Individualität ist gewöhnlich
unüberwindlich, dafür sorgt ihr /Bildungsprozeß/, zu dem ich später einige Anmerkungen
machen werde.
Sexualität in der Familie
2.
a) Die Gründe des wechselseitigen Eigentumsverhältnisses einer Beziehung zusammengefaßt:
Sie liegen in den Zwecken, die bürgerliche Individuen zu erfüllen haben, und auf die sie ihre
Freiheit selbstbewußt beschränken.
b) Das Reich des Privaten ist das "eigentliche" Reich der Freiheit, in dessen /äußeren/
Schranken für jederman/frau die /Autonomie/ des Wünschens und Wollens Platz finden soll.
Der "Partner" wird darin Eigentum in dem allgemeinen Sinne, den ich unter Teil I skizziert
habe: "Dasein als Glied des GEmeinwesens", aber eben in der Form einer Autonomie,
Ausschließlichkeit und gewünschter Konkurrenzfreiheit, die sich die Beteiligten wechselseitig
einzuräumen suchen.
c) Daß diese Ausschließlichkeit ein Ideal ist, weil die Leut halt neben ihrer Identität als
Privat- und Beziehungsmensch auch noch andere haben, hebt die Sache ebensowenig auf, wie
die Versuche, dies Privatleben auf mehrere Beziehungen /auszudehnen/. Im Einzelfall mag
dies die Friktionen der untauglichen Versuche, die Konkurrenz in der Beziehung zu
suspendieren, entlasten, aber gewöhnlich wird, zumindest auf Dauer, das Gegenteil der Fall
sein. Denn da die Bezugsgröße und das Maß solcher Aufhebung der Exclusivität die
/Autonomie/ der Subjekte bleibt, sind sowohl die geschiedenen Abteilungen des bürgerlichen
Lebens, wie zusätzliche Beziehungen /kompensatorisch/ aufeinander bezogen.
3.
Macht euch klar, daß die "Beziehungen", d. h. im Grenzbereich auch solche, die von den
Beteiligten noch als "Freundschaft" definiert werden, /ohne Wenn und Aber/ sexueller Natur
sind!
a) Das liegt schlicht an der in Teil I genannten /Abstraktheit/ des gesellschaftlichen Daseins
eines Privateigentümers: sein Eigentum (gewöhnlich also: sein sklavisches Verhältnis zum
Eigentum anderer!) ist eine /Sonderung/ seines /allgemeinen/ gesellschaftlichen Daseins (er
ist halt immer und überall /zugleich/ bourgeois und citoyen!), und weil die
Geschlechtsbeziehungen, die Vermehrung, die "1. Ökonomie", nämlich biologische
Reproduktion der Ökonomie des Privateigentums /unterworfen/ ist, ist sie in der /Sonderung/
des ausschließenden Eigentums einer Person /nicht enthalten/.
(NB: implizit liegt diesem Argument ein sehr allgemeiner, aber nichtsdestoweniger rein
konkreter Begriff von /Erotik/ zugrunde: Erotik = das Selbstgefühl der /Sozialwirksamkeit/
der individuellen Kräfte, sie umfaßt also alles, worin ein Individuum sich als Teil des
Gemeinwesens empfindet, und das schließt auch die scheinbar rein dinglichen Bestandteile
dieses Gemeinwesens ein: Naturerleben ist Selbsterleben des sozialen Wesens "Mensch" /in/
der Weise, wie diese Natur, seine
/individuellen/ Sinne reizt und fordert! Der /Kult/ des einsamen Naturerlebens beruht auf der
/Bewegung/ der Abkehr vom, und /Rückkehr in/ das GEmeinwesen. Das Kind erprobt das
schon bei seinen Ausflügen weg vom mütterlichen ROckzipfel!)
b) Folglich hält das bürgerliche Dasein für jederman eine "Leerstelle" seiner geschlechtlichen
Bedürftigkeit bereit, die einen /Sog/ darstellt und daher /ausgefüllt/ wird mit dem, was gerade
erhältlich ist. Also notfalls /auch/ mit "Kumpel"beziehungen,
mit "WG"s, mit der "Familie", die mancher im Sportverein, in der Kirche usw, usw, findet.
Die kulturell vielfach ironisch besungene Dynamik von Mänerbeziehungen ("ein verrücktes
Paar") thematisiert das.
c) Sexualität im engen Sinne ist daher kein /zwingender/ Bestandteil - der bürgerlichen
Sexualität! Dies ist eine /Formbestimmung/ der in Teil I abstrakt benannten bürgerlichen
Sexualfeindlichkeit!
c1) Die erste Abteilung davon umfasst die Rolle der Onanie in der sexuellen Sozialisation. Ich
nenne das hier nur - das wird noch eigenes Thema.
c2) Die zweite Abteilung ist selbstverständlich das kompensatorische Gegeneinander der
Bedürfnisse innerhalb der Beziehungen. Gewährung und Verzicht auf Sex wird zur Ware in
der Beziehungskonkurrenz.
c3) Die dritte und wirksamste Abteilung ist die unter der Wirkung von (c1 + c2) von den
Individuen gegen sich selbst durchgesetzte Bescheidung, Beschneidung und
/Bewirtschaftung/ ihrer sexuellen Bedürfnisse: der Einbruch der bürgerlichen
Sexualfeindlichkeit ins Zentrum des sexuellen Empfindens!
c3.1) Frigidität ist folglich nicht /an sich/ zwingend ein "Abstrich" vom sexuellen Leben einer
Frau. Umkekehrt ist die vielgescholtene "typisch männliche" Sexualität nichts anderes, als das
soziale und emotionelle /Pendant/ und /Komplement/ weiblicher Frigidität.
c3.2) Die "Schuld" dieser spezifischen männlichen Impotenz, die als Potenz daher kommt,
liegt darin, daß Männer dazu "gebaut" sind, ihren Samen in die Bäuche zu verstreuen,
während Weiber dazu gebaut sind, ihn /gezielt/ zu empfangen, d. h. gemäß ihrer
intellektuellen und emotionellen /Hoheit/ über die Vermehrung des Menschengeschlechtes.
Das ist die /elementarste/ Weise, wie die Weiber das menschliche Leitgeschlecht sind - /ihre/
Vermehrung ist sozialbiologisch die /Voraussetzung/ für die Vermehrung der Männer in dem
Sinne, das es an ihrem Selbstgefühl, an ihrem Urteil über ihre Kraft und die äußeren
Bedingungen und Rescourcen hing, wie erfolgreich sie war. (Hier gehörte eigentlich eine
Reflexion über die frühgeschichtlichen Bedingungen der menschlichen Vermehrung hin ). In
der bürgerlichen Konkurrenz nutzen die Männer diese Eigenart, sich einen
spezifischen Vorteil in der sexuellen Konkurrenz zu verschaffen: mittels
emotioneller/kultureller Übertragung wird die sexuell belanglose Abspritzerei zum KULT,
sowohl in- wie außerhalb der Beziehungen.
Das bürgerliche Individuum ist Familienkind!
4.) Kinder = Eigentum der Eltern und des Staates
Vorbemerkung: Auf die Eigentümlichkeiten der kindlichen Staatssubjektivität werde ich im
folgenden (ausschnittsweise) so Bezug nehmen, wie sie für die Kinder vermittelt über das
Familienverhältnis zur Geltung kommen. Diese Verkürzung ist schwerwiegend (Schule!),
aber m.E. zumutbar. Über "Erziehung", also die Schnittstelle staatlich/familiären
Kindereigentums haben die Genossen reichlich geschrieben (Freerk Huisken, Johannes Gröll
u.a.). Was sie ideologisch ausgeblendet haben, ist z.b. bei Piaget nachzulesen. Zur Ergänzung
hänge ich eine alte Notiz von mir an.
Mit den Begleiterscheinungen und Folgen des Eigentums am Kinde könnte man Bibliotheken
füllen. Der Rahmen davon lautet: Das Besitzverhältnis wird ALS Liebesverhältnis
ausgestattet und ausgestaltet.
Eltern lieben ihre Kinder unweigerlich, so lange sie sie nicht verlassen oder umbringen. Diese
Liebe ist extremstenfalls ein
tiefsitzender, feucht-schwammiger sentimentaler Kloß in der Elternbrust, der nur noch als
Last an die Oberfläche und dann in Gewalttätigkeit, gelegentlich bestialischer Grausamkeit
zum Ausdruck kommt. Das Pendant der Elternliebe ist in solchen Fällen eine seelenzerfessend
hilflose, hasserfüllte Anhänglichkeit der Kinder. Weniger extrem gesagt: Das einseitige
Besitzverhältnis wird, soweit ALS Liebesverhältnis ausgestaltet, zur Last im Lustverhältnis
und zur Lust im Lastverhältnis.
Darum wird es im folgenden an erster Stelle gehen.
a) Die strafrechtlichen Grenzen des Kindereigentums verraten einiges über seine Natur. Vor
allem aber zeugt die Art der /Vorbehalte/, den der Staat dem privaten Kindereigentum zur
Seite stellt davon, daß die Kinder eben /nicht/, wie in archaischen Verhältnissen, Eigentum
des /Gemeinwesens/ sind.
Es stimmt zwar, daß Bürger "Staatssklaven" sind - Nationalität ist ein Eigentumsverhältnis
("Insassenschaft"). Aber dies Eigentumsverhältnis /soll/ ein Willensverhältnis des Bürgers
zum Staat sein und /ist/ dies auch /automatisch/, sobald ein Staatssubjekt /ökonomisch/ tätig
wird.
Dies Willensverhältnis ist zweitens im /Strafrecht/ gefordert sowie nicht zum Geringsten in
demjenigen Teil des Zivilrechtes, dessen Regelungen über das Strafrecht hinaus die
"öffentliche Ordnung" betreffen. Erziehung ist folglich:
1. Erziehung zum "Familienmenschen" und
2. Erziehung zum /Rechtssubjekt/, für deren GElingen die Eltern /haften/.
a2) Die Folge lautet kurz und knapp:
"Wer sein Kind liebt, der schlägt es!"
Das inzwischen in D in Kraft getretene Verbot körperlicher Züchtigung /bestätigt/ diese
Diagnose absolut!
Der Eigentumsvorbehalt des Staates, weit entfernt das Kindereigentum einzuschränken, macht
die Familie im GEgenteil zum Zuchtinstitut für Rechtsubjekte und die Kinder zu dessen
Inventar.
Dafür wird eine staatliche /Aufsicht/ über das Familienverhältnis eingerichtet, die erst mal
ganz lang und breit als /Zuchtrute/ wirkt, bevor sie als eine Art "Pensionsverhältnis" wirksam
wird in Fällen, da die Mißhandlung der Subjekte in spe dem /öffentlichen Rechtsempfinden/
zu weit geht. Denn /dies/ ist weitgehend allein zuständig für die Aufsicht.
Macht euch klar, daß für diese Zustände einzig und allein das Privateigentum verantwortlich
ist! Keinem Indianer fiele es ein, für
Unarten eines Kindes und Schäden, die es verursacht, die Eltern /haftbar/ zu machen. Das
Kind /ist/ für ihn "Rechtssubjekt", nämlich /Angehöriger/ des Stammes gemäß dem Stande
seines Wissens und seiner Denkfähigkeit, bzw. (infolgedessen) gemäß dem Anteil am
Stammesleben, das ihm zugänglich gemacht, gesondert eingerichtet, resp. /verschlossen/ wird.
Allenfalls träfe seine Mißbilligung und ggf. Verachtung den Clan, zu dem derart mißratene
Sprößlinge, die nicht wissen, was sich für sie ziehmt, gehören bzw. den Zustand von Bildung
und Ausbildung in ihnen.
Die Doppelnatur von Bildung und Erziehung und die /Trennung/ zwischen ihnen, von der
unten noch genauer zu handeln ist, entspringt der doppelten Identität der Bürger als
"Familienmenschen" und "Rechtssubjekte": Erziehung ist eben /nicht/ Bildung, so wenig, wie
die Juristerei eine Wissenschaft ist!
a2.1) /Züchtigung/ ist überhaupt nur /wirksam/, weil sie den /Familienmenschen/ Kind für
sein Dasein als /Rechtssubjekt/ in Anspruch nimmt und mobilisiert! Sie ist ein /virtueller/
Ausschluß von der Familie und auf dieser /Virtualität/ allein beruht die Strafe: Das
Besitzverhältnis der Elternschaft aushalten zu müssen, /ohne daß/ es als Liebesverhältnis
abgewickelt wird, ist der buchstäblich bestialische Akt, dem Kind seine soziale, also
eigentlich "menschliche" Identität und Natur weg zu nehmen (bzw. dies anzudrohen), die es
eben nur als Eigentum der Eltern hat! Das ist - behaupte ich frech - schon fast das ganze
"tiefe" Geheimnis der "menschlichen Abgründe".
a2.2) Eine Leitlinie "moderner" Erziehung ist ihre virtuelle/moralische /Verrechtung/: den
lieben Kleinen soll innerhalb des
Familienzusammenhangs jede Menge /Berücksichtigung/ ihrer Bedürfnisse und Drangsale
ganz abstrakt als ein /Rechtsanspruch/ zugestanden werden und eine verbreitete Durchführung
geht so, daß den Würmern schon im
frühesten Alter die /Wahrung/ ihrer Rechte angetragen, zum Auftrag, und daher rasch auch
zur /Pflicht/ gemacht wird. Dem Grundsatz nach ist das eine virtuelle Aufhebung der
/Einseitigkeit/ des Besitzverhältnisses und das ist auch schon gleich der erste Grund für die
Grausamkeit solcher Behandlung: sie ist ausschließlich und vollständig verlogen, weil
natürlich die Eltern selbst zugleich die Rechtsverfügenden und Rechtsaspiranten und appellanten bleiben - das Kind dient da, krass gesagt, nur als Sprechpuppe für die teils
selbstherrliche, teils verquälte Rechtspusseligkeit der Eltern, die ihre GEwalt damit so lange
bemänteln, bis die kindliche SCHULD am Übergang zu autoritativer GEwalt bombenfest
steht: "Habe ich dir nicht gesagt, du sollst /selbst/..!!?? - Jetzt eben SO!!!"
Diese Grausamkeit ist zielbewußt und /zielführend/! Denn über sie wird den Kleinen, so lang
sie der Schlichen und GEmeinheiten der Erziehung intellektuell und geistig nicht gewachsen
sind, der "Ausweg" aus ihrer Not versperrt, ihre Eltern einfach zu hassen. Oder eben für
schlechte Eltern und ggf schlechte Menschen zu halten, die sie auszuhalten haben, mit denen
sie GEduld haben und für die sie Nachsicht aufzubringen haben, bis sie erwachsen sind. Die
Verrechtung der Erziehung macht die Kinder sehr grundsätzlich zu /untüchtigen/ und darin
/schuldigen/ Menschen.
b) Die lieben Kleinen müssen nicht nur erzogen werden, in erster Linie steht ihre Versorgung
und Ausstattung an, und hier wird für das Eigentum der Eltern am Kind die Trennung von
Privat- und Erwerbsleben sehr wirksam. Ich greife nur /einen/ Punkt heraus.
Das Privatleben ist das "eigentliche" Reich der bürgerlichen Freiheit, das Reich der
Autonomie. Das heißt nichts Geringeres, als daß die Kleinen /unweigerlich/ in dem Maße, wie
sie selbst Autonomie ALS Familienmenschen erwerben und beanspruchen, in ihrem /Wollen/
und der Weise, wie sie ihr /Gefühl/ zur Geltung bringen, /integraler Bestandteil der elterlichen
Autonomie/ werden. Dieser Umstand ist das /familiäre/ Motiv für die Verrechtung der
Erziehung, auf die ich oben deutete und es mündet im nachsichtigsten und rationellsten Falle
in der Schaffung von Familien/statuten/, die nach Maßgabe elterlicher Belastbarkeit auch
/einklagbar/ gemacht werden können.
b1) Um das kurz zu schließen: hier liegt die elementare Quelle der Prostitution im weiten
Sinne! Nach b. ist halt Kinderliebe integraler Bestandteil der /ehelichen/ Liebe bzw. der
Selbstliebe eines Elternteiles ALS eines Familienmenschen und des entsprechenden
/Selbstverständnisses/ - alleinerziehend oder nicht. Folglich hat das liebe Kleine sich mit dem
Nachlassen des psychophysich und hormonell bedingten Entzückens, das die Eltern in den
ersten Babystadien an ihm nehmen, die Liebe, mit der das Eigentumsverhältnis ausgestaltet
werden soll, /persönlich zu erwerben/ - soweit sie eben persönlich sein soll
und auch /muß/. Sie /muß/ es, weil das Baby buchstäblich mit jedem "Schritt" in die
Selbständigkeit seinen Willen in die elterliche Autonomie /einzufügen/ hat, und an diesem
/Zwang/ ändert nichts, daß und wenn die Eltern ihn mit aller erdenklichen Liebe und aller
Rücksicht, die sie zu nehmen Zeit haben und imstande sind, abwickeln. Im Gegenteil:
"Komm mal her, MAMA will dich mal drücken ...", "Gib Küßchen ..." "Mamahat dich sehr
lieb ..." und eben auch (/zusätzlich/ zum erzieherisch verheuchelten, berechnenden Lob) das
ehrliche: "OOOahh, das hast du aber GANZ, GANZ TOLL gemacht!"
Die Verrechtung der Liebe ist hier das TAUSCHVERHÄLTNIS, in dem das Elterneigentum
Kind sich seine Subjektivität ALS Familienmensch von den Eltern zu erwerben hat.
(.......)
c) Machen wir jetzt den Sprung zurück in die "Phänomenologie der Seele", so finden wir den
klarsten Ausdruck erotischen Empfindens - beim Kleinkind.
Ich kenne den Stand der Literatur nicht - ist mir auch wurscht, denn ich rede NICHT von der
Sexualforschung, von Autoerorik,
Analphasen und diesem Mist, sondern von der erlebbaren kindlichen Erotik in der Entfaltung
seiner Motorik im Raum, und zwar dem sozialen Raum nicht weniger, als dem
physikalischen. Noch bevor das reflektierte Ich und damit der zwecksetzende Wille und also
auch die Seele im humanen Sinne voll entwickelt ist, entsteht die Vorform davon in durchaus
tiernaher Weise in der Entfaltung der motorischen Kräfte. Und hier ist Erotik schlicht das
Selbstgefühl der Seele, die spielerische Ausbreitung der Kräfte der Wahrnehmung,
Anschauung und Bewegungsföhigkeit an der Selbstwahrnehmung entlang in eine vom
Subjekt noch gar nicht abgelöste "Objektwelt", zu der auch das menschliche Inventar gehört.
Die morotische Erotik entwickelt das Kleinkind in der Ablösung vom Körperkontakt und
Schutz der Mutter und zugleich in der Rückkehr zu ihr - gestärkt um eine neue Erfahrung des
Selbstgefühls. Die Mutter ist das erste DU, das sensomotorische Gegenbild zum sich
erlebenden ICH und also das erste Sexualobjekt. Nur: diese Sexualität liegt in der
Entwicklung des Kindes zunächst absolut JENSEITS der Geschlechterbeziehung. Die Frage
ist nur: bleibt dies so auch in der Ausdehnung derselben Erotik im Verhältnis eines Kindes,
gleich welchen Geschlechtes zum Vater und darauf, in der nächsten (noch immer
kleinkindlichen) Phase der Einsortierung des Kindes in das Spannungsfeld zwischen den
Eltern? Und welche Rolle spielt darin
die Ökonomie der bürgerlichen Familie?
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 Zur politischen Ökonomie der Sexualität - Steinbruch
von TomGard Pro @ 2011-11-13 – 19:35:07
(Sehr) alte Notizen, die ich zu überarbeiten gedenke, doch erst einmal so roh herein nehme,
wie sie einst 'runtergeschrieben waren. Hier gegebene Bestimmungen werden Teil der
Fortsetzung in "Verstaatlichung der Leiber"
Politische Ökonomie der Prostitution
I.
In den Debatten wird gern auf eine angebliche Genealogie des modernen Patriarchats in den
Formen urtümlicher Patrarchate verwiesen, incl. auf urtümliche Formen des Frauenkaufes ein paar nicht ganz systematische Bemerkungen hierzu:
Es gibt eine archaische Vorform des "abstrakten Individuums", nämlich die noch nicht
mannbaren Mädchen und die noch nicht freibaren Burschen. Denn die sind NOCH NiCHT
Glieder ihrer GEmeinwesen, sie gehören ihm nur
mittelbar an über ihre Zugehörigkeit zum väterlichen (bei Matriarchaten: mütterlichen)
Haushalt, bzw. Sippe, bzw. Clan, bzw. Gens. Daher die nahezu universelle "Initiation" von
Mädchen und Jungen, einschließlich deren oft "unmenschlicher" Härten, als
Eintrittszeremonie in die Stammes- bzw. Dorfgemeinschaft. Sie spricht den
Kinder/Jugendlichen zeremoniell ihre Identität als vollgültige Glieder des GEmeinwsens zu,
unabhängig davon, ob die Initiation direkt in eine "Verheiratung"
einmündet. D.h.: vorher haben sie lediglich ihre persönliche Herkunftsidentität als
Sohn/Tochter/Enkel von xy, sie sind ZUBEHÖR ihrer Herkunftsgemeinschaft. Ihre Identität
als WIRKLICHE Individuen, nämlich AKTIVE Glieder ihrer Gemeinwesen erhalten sie erst
mit ihrem Eintritt in die (Re)produktion des Gemeinwesens, die hier noch unmittelbar
identisch ist mit der biologischen Reproduktion, incl. des dazugehörigen Vermögens, zum
Erhalt des GEmeinwesens als Ganzem beizutragen.
Das Identische und das absolut Gegensätzliche dieser Bestimmungen mit denen des
bürgerlichen abstrakten Individuum, des STAATSBÜRgERS, zu dieser archaischen
Vorformüberlegt euch selbst.
2) In allen -chaten, von denen ich gelesen habe, blieb der eingeheiratete Mensch Mitglied
seines Clans bzw. seiner Gens. Mit
anderen Worten (fürs Patriarchat): Der Ehemann UND sein Clan hatten die für
EHEVERHÄLTnisse geltende "Rechts"hoheit über die eingeheiratete Frau, NICHT aber für
ihre STAMMESRECHTE - dafür blieb der Herkunftsclan der Frau zuständig.
So konnte es einerseits zur Schande des Herkunftsclans werden, wenn die Frau gegen die
Eheethik verstieß, andererseits wurde es ebenso zu seiner Schande, wenn er die Frau nicht
gegen Mißhandlung und "grundlose" Verstoßung SCHÜTZTE - denn welcher Clan wollte
seine Töchter in so was noch einheiraten lassen? Der Schutz ging bis hin zu Blutfehden
zwischen selbständigen Abteilungen der Stammeswesen.
Für die Sexualethik war die vielfach beobachtete "weiche" Polygamie BEIDER Geschlechter
unter Verhältnissen, die äußerlich monogam bzw. Polygamie der Männer oder Weiber
darstellten, eine Folge davon. Man arrangierte sich mehr oder weniger lustvoll. Es machte
einfach keinen Sinn, der verdammten Fickerei wegen das Clansgeflecht des GEmeinwesens
zu stören. AUCH nicht durch grobe sexuelle Vernachlässigung alternder Ehefrauen, die sich
dafür allemal zu "rächen" wußten, wenn es ihnen das wert war.
Denn bei alledem ist zu beachten: die hypertrophe Rolle der Sexualität für die INDIVIDUEN,
wie sie unter späteren Verhältnissen zu beobachten ist, gab's schlicht nicht. Woher auch! Für
den Rest der Bedürfnisse gab es in zahlreichen Stämmen zu jeder Saison eine Anzahl Feste
und Riten, zu deren Verlauf oder Abschluß das fröhliche Durcheinanderficken - falls
gewünscht - selbstverständlich gehörte. Mit oder ohne zusätzliche Hilfsmittel des Frohsinns
und der Extase war das allemal spaßiger, als der Quickie in der Hütte. In den "zivilisierteren"
Indianerstämmen, denen diese Bräuche fehlten, galt vielfach das sexuelle Gastrecht: Freunde
und freundschaftliche Gäste bedienten sich der Frauen und mannbaren Töchter des
Gastgebers zu DESSEN Ehre, und inwieweit dabei das Einverständnis der Weiber und
Mädchen gefragt war, ist für diese zweifellos eine andere Fragestellung gewesen, als das für
ein bürgerliches Individuum vorstellbar ist. Warum sollte mangelde Anziehung des Gastes
schwer wiegen gegen die Betätigung weiblichen TUGENDEN als Liebhaberin, Ehefrau und
Tochter?
Jedenfalls waren die Liebesdienste der Squaws der nördlichen Stämme berühmt und haben
manchen Franzosen überfordert .
3.) Die Initiationsriten zeugen in ihrer Feierlichkeit, Festlichkeit aber auch Glückhaftigkeit
einerseits, sowie in ihrem Ernst, ihren Härten und ihrer Brutalität andererseits von etwas, was
sich - der Hinweis sei vorweg gestattet - strukturell in modernen Familien wieder findet: Es
liegt ein zweiseitiges "Schuldverhältnis" vor. Das Gemeinwesen "schuldet" dem initiierten
Mitglied einen Platz in der Reproduktions - GEMEINSCHAFT, den es einnehmen KANN,
während die Initiierten dem Gemeinwesen "schulden", einen solchen Platz nach Kräften
einnehmen zu WOLLEN.
Das zugrunde liegende Verhältnis hat Marx etwa so charakterisiert:
Das archaische Individuum (insoweit an ihm sichtbar wird, was in verwickelter Form auch für
das bürgerliche Individuum gilt) ist
gleichsam doppelt da, nämlich einerseits in seinem physischen Selbst und andererseits in den
dinglichen Voraussetzungen seiner Existenz, d.h. in den Savannen, Wäldern, Flüssen, Küsten,
Quellen, Bergen, dem Wild und den Früchen in und von denen das Gemeinwesen, dem das
Individuum entspringt und in dem es sein Dasein führt, lebt. Aber dieses zweite, dingliche
Dasein, hat es VERMITTELS des GEmeinwesens, dessen Glied es ist. Eigentum, schließt
Marx, sei also "ursprünglich" nichts als das
DASEIN des Menschen ALS Glied eines Gemeinwesens, vermittels dessen er lebt. Die
Gemeinwesen sind als gesamtes Geflecht sozialer und ökonomischer Bezieungen der Glieder
EIGENTUM derselben.
(Nebenbei ist damit sofort klar, worin das moderne GEmeinwesen besteht: GELD! Das, was
wir für das GEmeinwesen zu halten gewohnt sind, ist die Vergegenständlichung und
Verlebendigung dieses ABSTRAKTEN Gemeinwesens.)
4) Mit der Auftrennung der Gemeinwesen, in einen ökonomischen Zusammenhang von
BESITZERN, die Teile des Gesamteigentums EXCLUSIV nutzen bzw. dann ebenso
EXCLUSIV ERSTELLEN, also in eine Gesellschaft PRIVATER Eigentümer wird das
EINZELNE Eigentum zum buchstäblich "eigentlichen", aber ebenso GESONDERTEN
Gemeinwesen NEBEN den übrigen sozialen, also auch sexuellen Beziehungen der Leute.
Genau genommen wird die doppelte Existenz der Individuen abermals verdoppelt: Sie sind
nun einmal als Personen und ein weiteres Mal als Eigentümer Glieder des
GEmeinwesens und sie sind Personen in ihrem physischen Dasein, wie zugleich als
Eigentümer, d.h. recht eigentlich im "LEBEN" ihres Eigentums, nämlich dessen Funktion in
der Arbeitsteilung.
5) Für den Reproduktionszusammenhang folgt sofort:
die biologische Reproduktion, die unterm GEmeineigentum vermittels der Haushaltungen,
Sippen, Clans, Gentes sowohl Basis wie ZWECK der ökonomischen Produktion war, wird
nun ABHÄNGIGE VARIABLE des ökonomischen Produktionszusammenhanges in dem
Maße, wie das FUNKRIONELLE Zusammenwirken der Eigentümer, ihre Arbeitsteilung, also
der SACHLICHE ZUSAMMENHANG ihres EIFENTUMS, die herrschende DaseinsWEISE
des GEmeinwesens wird.
Unterm Patriarchat hebt die Sklaverei der Weiber und Kinder an, die ihre Identität zum
GEmeinwesen zunehmend oder nur noch in einer MITTELBAREN Zugehörigkeit zu ihm
haben, nämlich über ihre persönliche Stellung zum Eigentümer.
6) Diese Sklaverei ist im Grundsatz auch eine "Emanzipation" ihrer Sexualität aus den
unmittelbaren Banden des GEmeinwesens (an erster Stelle für die Männer aber nachgeordnet
auch für die Weiber).
Die Individualität der Eigentümer kann sich nun anders als zuvor in ihrem sexuellen Begehren
entfalten. Aber der "Preis" ist eine ABTRENNUNG der Sexualität aus dem GEmeinwesen,
indem sie dem Dasein der Eigentümer zuund nachgeordnet wird. Folglich ist das auch eine Abtrennung von den Individuen selbst,
indem sie ja als Privateigentümer Glieder des GEmeinwesens sind und bleiben. Die
persönlichen Beziehungen werden in derselben Bewegung zum Inventar des privaten
Eigentums, wie dieses Eigentum Inventar privaten Daseins wird. Das Leben der Eigentümer
geht über in das "Leben" ihres Eigentums.
7) Aber diese Abtrennung ist zugleich Verdoppelung, denn die Unterwerfung der Sexualität
unter die Arbeitsteilung ist bleibend
sachfremd. Die Begierden rebellieren gegen die Schranken der ökonomische Unterwerfung was die Sexualethik ins Spiel bringt.
a) Auch die Bindung der Arbeitsteilung an den Zweck der biologischen Reproduktion, wie sie
im Gemeineigentum vorliegt, bringt Kollisionen hervor. Der simpelste Ausdruck davon sind
Ehetabus, die es notorisch zwischen Clans und Gentes gab, sobald deren Formierung
arbeitsteilige Funktionen erfüllte - beispielsweise Spezialisierung auf Fischfang oder Jagd,
oder auch nur die Einnahme spezifischer Lebensräume im Revier eines Stammes.
Aber unter solchen Verhältnissen ist SOZIALETHIK unmittelbar INDIVIDUALETHIK - was
nichts über die psychische Verfassung
und Übereinstimmung sagt, sondern vielmehr die Struktur der möglichen Konflikte nennt. Im
Grundsatz ist und bleibt es das wechselseitige Schuldverhältnis zwischen dem Gemeinwesen
und seinen Gliedern, wie es unter 3. skizziert ist.
b) Anders, wenn das Gemeinwesen nun doppelt vorliegt (vgl.4.), einerseits als es selbst und
andererseits in den Instituten des
Privateigentums. Dabei wird die bisherige Symmetrie gebrochen:
Nun wird das Individuum Schuldner des Gemeinwesens IN GESTALT SEINER SELBST als
EIGENTÜMER! Und, härter noch, was das GEmeinwesen dem Individuum schuldet, tritt
diesem als die ANSPRÜCHE entgegen, die sein privates Eigentum AN IHN als PERSON
stellt.
c) Für die Sexualethik folgt: sie wird ebenfalls verdoppelt in SOZIALMORAL und
INDIVIDUALMORAL.
Nichts kann dies treffender charakterisieren als "Du sollst nicht begehren deines Nächsten
Weib, Kind, Magd ---usw." Für einen Indianer zum Totlachen! Und zwar auch und GERADE
dann, wenn die Sexualethik seines Stammes vergleichsweise rigide war, folglich ein
ANSTÖSSiges Begehren nicht selten vorkam. Denn sich für solch ein Begehren zu schämen,
wäre dem guten Krieger nicht eingefallen, im Gegenteil, er hätte das als Mitglied eines
Jägerpatriarchates absolut WEIBISCH gefunden. VERÄCHTLICH war ihm nicht das
BEgehren, sondern eine mangelnde BEHERRSCHUNG desselben - und sei es in der Form,
daß er zu dumm oder ungeschickt gewesen wäre, sich entweder nicht erwischen zu lassen,
oder sich das Einvernehmen des Ehemannes/Vaters zu verschaffen und deswegen der
Verachtung des Stammes und/oder der Rache des Ehemannes/Vaters zu
entgehen.
By the way: physische Strafen für ehebrechende etc. Frauen und Mädchen waren bei den
nördlichen Indianern undenkbar - ausgenommen einige Abteilungen der Kiowas und
Commanchen, die frühzeitig das private Pferdeherdeneigentum zur Grundlage ihrer
Ökonomie gemacht hatten.
Aber was genau liegt in der sexuellen Individualmoral vor?
d) Wie das Gebot einfach sagt, ist das sexuelle Begehren selbst zum SCHULDVERHÄLTNIS
geworden. Für einen Mann unter der Herrschaft des Privateigentums stellt sein Begehren
praktisch und mehrfach ein Schuldverhältnis dar, das er als Person in dessen nun doppelter
Natur als Glied des Gemeinwesens und als Individuum, sowohl gegen sein eigenes, wie
fremdes Eigentum eingeht:
d1) Das Weib, das vordem der Stamm dem initiierten jungen Mann schuldete, sofern der sich
entsprechend führte und anstellte, wird nun zur Schuld seines Begehrens gegen das Eigentum,
das er sich zu erwerben oder vom Vater zu übernehmen hat. Zugleich ist das fremde
Eigentum, einschließlich der dazugehörigen Weiber und Mädchen die Schranke und darin
Schuldigkeit seiner Begierde.
Der Witz ist, daß NICHT das Gemeinwesen ihm GEGENÜBER dies Schuldverhältnis setzt das könnte es gar nicht, siehe den vor Lachen verreckten Indianer - sondern das
Gemeinwesem IN IHM SELBST, in seinem Dasein als (zukünftiger) Eigentümer.
d2) Für den patriarchalischen Eigentümer aber ist die Schranke fremden Eigentums zugleich
die Schuld, die er an das eigene hat: sprengt sein Begehren die Grenzen seines Eigentums, ist
es schuldig im doppelten Sinn, denn er schuldet es seinem Weib!
d3) Allgemein gilt: Die Unterordnung der biologischen Reproduktion unter die REproduktion
des Privateigentums mach die Begierde zur doppelten Schuld des Individuums. Er schuldet
ihre Betätigung/BEfriedigung ALS ein Eigentümer SICH SELBST als Person, und er wird
ALS Person in seiner Begierde schuldig gegen sich selbst als Eigentümer.
Während das einfache und wechselseitige Schuldverhältnis zwischen Gemeinwesen und
seinen Gliedern TUGENDEN setzt - im Beispiel die Tugend der Männlichkeit SOWOHL in
der Begierde WIE AUCH in dessen Beherrschung - setzt die Verdoppelung dieses
Schuldverhältnisses an und in den Eigentümern eine DOPPELTE UNTUGEND: die Begierde
selbst und obendrein
noch die MANGELNDE Befriedigung der Geschlechtlichkeit in den Grenzen des Eigentums.
Nachträge zu I
(Verzeiht die Schludrigkeit, aber ich habe einfach das Gefühl, die Sachen jetzt schnellstens
'raushauen zu müssen)
ad 6.
Philosophisch, nämlich ETHIsch (vgl.7), und daher halt auch "psychologisch" ist das die
GEburtsstunde "des Lebens" - also der
Herausbildung eines abstrakten LebensBEGRIFFES neben dem lebendigen WISSEN und des
daraus entspringenden LebensGEFÜHLes.
"DAS LEBEN" wird zur psychischen Instanz in den Individuen mit der Konsequenz (Nur
scheinbar sprenge ich hier den Anlaß der überlegung, ein wenig Geduld!), daß die
Geburtsstunde der PROPHETEN schlägt: Die Natur- und Stammesgötter werden
personalisiert. In den Himmeln erwacht ein GottVATER - nicht allein als Gegenbild des
weltlichen Patriarchen.
Der Gottvater ist vielmehr die vorgestellte Entäußerung des Privateigentums, wie es in der
oben dargestellten Weise zur PSYCHISCHEN Instanz im Dasein der Individuen geworden
war, zu einer halb mythischen, halb modern religiösen (= "Kult des abstrakten Menschen")
PRIVATEN (!!) sittlichen Instanz. Die "Apokalypse" und das "Jüngste Gericht" sind der
mythische
Reflex dieser Privatisierung Gottes, deren notwendige AUFHEBUNG - denn GOTT bleibt ja
in der "Privatisierung" GESELLSCHAFTLICHE Instanz - an das Ende der Geschichte
phantasiert wird: Im Himmel werden die "guten"
Privateigentümer wieder zur Stammesgemeinschaft vereint, aus der sie die Konkurrenz
ebenso heraus trennt, wie sie sie auf diese verpflichtet.
Dies ist die Schnittstelle zwischen Ökonomie und Seele. (Zum Seelenbegriff habe ich an
anderer STelle geschrieben)
Die gewöhnlichste rezente Form davon, von der MG sattsam analysiert, ist die Verwandlung
der Bedürfnisse in Ansprüche an "das Leben" - praktisch also an die Gesellschaft und die
lieben Mitmenschen auf dem Wege der Konkurrenz UM "Leben". Im vorliegenden Falle geht
es um den oben "hypertroph" genannten Anspruch auf sexuelle Befriedigung - der
GEschlechtsTRIEB, diese alberne psychologische Konstruktion, hat in diesem Anspruch
seine Realität. Die Indianer haben notorisch Kinder
geraubt und zu Stammesgliedern erzogen. GEFICKT haben sie sie nicht. Dies Vorrecht
gebührte, wie an den einschlägigen Stellen nachzulesen, seit alters her dem gottesfürchtigen
Weißen. Politökonomisch ist also die Hure nur EINERseits eine halb tragische, halb
verworfene Grenzgängerin in den patriarchalischen Gesellschaften, die ihr Dasein allerlei Zuund Unfällen darin verdankt. DASS ihr dies Dasein überhaupt OFFEN steht, setzt die
angedeutete Verwandlung sexueller Begierde in einen TRIEB voraus, der seine Energie aus
der Konkurrenz um "LEBEN" ganz allgemein bezieht. In Gestalt der Hure bekommt der Trieb
in all seiner Abstraktheit nun ein gesellschaftliches wie zugleich persönliches Dasein: dies
"zugleich gesellschaftlich wie persönlich" liefert die Energie für die Mythologisierung der
Hure zur Heiligen und umgekehrt.
(Seele; Sexualität - Erotik; Ethik - Tugend)
Zu Teil I werdet ihr wohl bestenfalls gesagt haben: "passt" schon irgendwie, ist hübsch
symmetrisch - aber wie kommt der Privateigentümer in die "Seele"? Obendrein kennen wir
Sexualethik/moral doch ganz anders, eben nicht in der grundsätzlich verheuchelten,
allgemeinen Form, wie etwa in der Bibel thematisiert, sondern als ein Bündel von Konflikten,
die schon die Kinder ergreifen und das sie in der Pubertät im vollen Unwesen umtreibt.
Darum geht es im Folgenden. Nur - das Thema umfaßt mindestens fünf, sex
Forschungsbereiche, es ist überhaupt ein Feld induktiver Forschung und ich kann daher nur
versuchen, wenigstens die zentralen Leitlinien für sie zu skizzieren.
1. "Seele" ist die TÄTIGE Einheit von Körper, Intelligenz, Geist (=
WElt, wir haben keine andere) und Wille.
a) J. wird oben das "Gefühl" fehlen. Voila! Gefühl ist die Form, wie ein Wille psychisch
UNMITTELBAR auftritt, d.h. er ist nicht länger in seine Momente (Empfinden, speichern,
Wahrnehmen, Anschauen, Begreifen, Wissen, Berechnen, Zweck bestimmen und setzen)
reflektiert. Es ist also ein BESONDERER und GESONDERTER Wille, ein RESULTAT
vorangegangener Tätigkeit der Momente der Seele.
b) In diesem Resultat ist das Verhältnis SuBjekt /Objekt in einem spezifischen Sinne gegen
den Ausgangspunkt umgekehrt:
Die oben in der Klammer aufgezählten Momente des Willens umfassen die HINGEBENDE
Arbeit der subjektiven Kräfte an das Objekt. Im Gefühl ist diese Hingabe abgeschlossen und
aufgehoben: sie ist die psychische Form der ANEIGNUNG der Objekte. Daher ist "Fühlen"
eine TÄTIGKEIT, entgegen der passiven Gestalt, als die es im "Selbstgefühl" (also abermals
reflektiert) erscheint. Doch diese Passivität hat die "Wahrheit", daß die hingebende Arbeit die
subjektiven Kräfte an ihrem Objekt VERSAMMELT und nun, im Resultat, das OBJEKT die
GEGENSTÄNDLICHKEIT dieser versammelten Kräfte IST.
(NB: Diese Erkenntnis ist der revolutionäre Fortschritt der Feuerbach'schen Hegelkritik
gewesen und Marx hat es sich schlicht zu
"genialisch" leicht gemacht (vom didaktischen Standpunkt), als er von ihr aus sofort zur
Kritik der GEschichte und der Ökonomie überging)
c) Das Gefühl enthält seinen besonderen Willenszweck, aber in der Passivität des Fühlens ist
dieser Zweck noch vereint mit der Trennung des Willens vom Objekt. Das Subjekt fühlt
"sich" (d. h. seine Kräfte) sowohl IM Objekt, wie in der absoluten TRENNUNG vom Objekt.
Das Gefühl ist (er)LEIDEN.
d) der Übergang vom Gefühl zum tätigen Willen, wie er IM Gefühl SELBST vollzogen wird,
heißt: BEGIERDE. Der Übergang vom Gefühl zur Tat heißt: LEIDENSCHAFT.
Zusätze:
1) Die "zirkulierende Bewegung des Begehrens", wie sie oben angedeutet ist (so, wie sie
VOR seiner PRAKTISCHEN Tätigkeit als GEfühl auftritt) heißt bezogen auf ein spezifisches
Objekt: LIEBE.
a) Liebe ist eine ARBEIT. Sie ist es allerdings nur schlecht in der Weise, wie ein Bürger das
gewöhnlich versteht, nämlich so, daß das Liebesgefühl der Auftakt zu etwas ANdereM ist,
was dann zwar auch wieder ins Liebesgefühl mündet, aber Anderes bleibt: Ich rede von der
WERTEwelt der Liebe und ihrer Ideale. Da werden "Verständigung", "Verständnis",
"Zärtlichkeit", "Leidenschaftlichkeit", "Respekt", "Achtung", "Treue" etx etx GETRENNT
vom Lieben selbst als Eigentschaften und Leistungen gefordert - von sich und anderen.
b) Eines deiner "Probleme", J., ist, daß du zwar einerseits die Liebesarbeit wie jeder Hansel
unter BERUFUNG auf das Gefühl zurückweist, dir aber andererseits die unter a. angedeutete
wertende, berechnende, konkurrierende, kämpfende! Arbeit des Liebesidealismus schwer
zuwider ist. So wirst du unter Berufung auf dein ICH im Widerstand gegen die Werte der
Liebe einerseits auch RADIKAL gegen dein Fühlen, auf das du dich eben noch berufen
hattest und andererseits versuchst du, um
möglichst viel dieses Fühlens auch zu erhalten, dich SELBST bezüglich des GEfühls wie
bezüglich seines Objekts immer wieder neu zu erfinden und zu erschaffen. Du ziehst deine
Kräfte von den "Objekten" ab, um sie in DIR zu versammeln (NB: das ist ein original ein
Durchgangsstadium der Pubertät)
2) Schaut mal ins Tierreich, da seht ihr unschwer, vermutlich alle Säuger und
überraschenderweise auch die Vögel sind mehr oder minder "Seelentiere" - ich werde darauf
später noch zurück kommen. Unter Fischen findet man wahrscheinlich keine; insbesondere
Haie, wohl als die höchstentwickelten Fische anzusehen, sind es nicht, es scheint aber so, als
hätten die sesshaften Oktopoden so etwas entwickelt. Reptilien scheint sie absolut zu fehlen.
Ich erwähne das, weil an dieser Stelle zu erahnen ist: Jenseits reflexhaften Empfindens zu
"fühlen", ist offenbar Voraussetzung und, je nach hinzutretenden Bedingungen,
Ausgangspunkt der Intelligenzentwicklung, und zwar aus einem banalen Grunde: Es ist die
elementare Weise, wie ein Gehirn seine Objektwelt "vergesellschaftet", d. h. ihr mit den
Mitteln von Wahrnehmung, Gedäcntnis und Anschauung eine eigenständige SUBJEKTIVE
Form und Gestalt zur Seite stellt. Das ist ja das Resultat jenes "Versammelns der Kräfte", was
im Gefühl vorliegt, es geht über eine Abbildung (=Funktion!) hinaus, weil es Aneignung ist das Gefühl macht das Objekt zum theoretischen Bestandteil des Subjektes, das damit nicht
länger ein "Anhängsel" der Objektwelt ist.
Diese Vergesellschaftung hat evolutiv nur den einen "Vorteil": sie ermöglicht Antizipation,
die erste und die praktisch höchste Leistung der Intelligenz.
Note zu (1):
Den Arbeitscharakter der Liebe könnt ihr euch vielleicht deutlicher machen, wenn ihr euch
"Ärger" und "Wut" anschaut. Die Form ist ja keine andere, als "Liebe" in Gestalt des "(Lieb) Reizes", des "Verlangens" (im weiteren Sinne) oder auch einfach der "Attraktion". "Ärger"
und "Wut" wird erst über die Reflexion in die "Sache", um die es geht, einerseits und in den
anstößigen, entgegenstehenden Zweck bzw. Hinderungsgrund des eigenen Willens zum
"Zorn" oder gar zum "Haß". Erst darin aber bemächtigt sich einer geistig sowohl des eigenen
Gefühls, wie des Objektes oder Sachverhaltes.
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Syrien - 14.11.11
von TomGard Pro @ 2011-11-14 – 20:39:33
Ich empfehle, erst diesen Eintrag zu lesen, eine Art Vorwort zu Einträgen zum
Zeitgeschehen.
Einen Artikel vom 28. April dieses Jahres leitete der "Economist" mit einem Satz ein,
der einen Umsturz in Syrien zum unverzichtbaren Bestandteil eines Projektes erklärte,
das von höherer Stelle beschlossen und dazu unstrittig sei. Das Projekt nannte er
"Arabischer Frühling":
THE frightening spiral of violence in Syria and the determination of its ruler, Bashar
Assad, to crush peaceful opposition are a bleak reminder of how far the Arab spring
still has to go before summer arrives—and how easily the region’s hopeful mood
could turn wintry again
Die "höhere Instanz" bekam natürlich auch einen Namen:
Unfortunately, the West has no simple way to ensure that the forces of good will
prevail.
GOTT!
Oh ja, natürlich hat der "Economist" auch eine Formel parat, die seine Klientel in
deren eigener Tradition anspricht:
If (Syria) were to embrace a democratic future, the beneficial regional impact would
be enormous.
Doch, glaubt's nur, solch ein Verweis auf (irgendwelche) segensreiche Wirkungen
findet sich praktisch wortgleich in bischöflichen Anträgen an die europäische
Kriegerkaste des Mittelalters, ihre Macht gefälligst in den Dienst der Christianisierung
und der Kirche zu stellen. Beute fällt immer ab - und sei es ein paar frische Jungfrauen
- aber welche, und wieviel, das liegt bitteschön in der Hand Gottes - und des
Tüchtigen.
Die päpstliche Kirche verfügte über ausreichend Mittel und Gefolgschaften, Macht,
Einfluß und Ressourcen jedes einzelnen Herrscherhauses zu beschädigen, und so
empfahl sich zumeist, als ein Köter über den Schafen des Herrn zu wachen, statt sich
in wölfischer Wildbahn blutige Nasen zu holen. Ähnliche Lage, neues Personal.
Es gibt eine weitere Wiederholung, deren Vorbild ich allerdings nicht gut kenne: Das
Netz spätmittelalterlicher und frühneuzeitlicher Handelshäuser und -kompagnien, das
Kirchen und Königshäusern Kredite, Verbindungen, Sachmittel und Know-How für
Eroberungs- und Kolonialprojekte zur Verfügung stellte.
Klar kennt ein halbwegs informierter Economist-Leser letztere Größen! Beo
Geschäftsessen und in Seminaren erhält er Gelegenheit, sie kennen zu lernen, wenn
auch vielleicht nicht persönlich. Zum Ersatz der Intimität gibt's virtuelle Teilnahme an
gesellschaftlichen Ereignissen wie diesem:
Nov 8, 2011
News
Clinton emphasizes important role played by NDI and NED
Secretary of State Hillary Clinton praised the work of the National Democratic
Institute (NDI) and the rest of the NED family when she talked about the challenge of
supporting democracy’s advance in the Arab world during her keynote address at
NDI’s annual dinner on November 7.
Watch the video!
Einige Klicks weiter kennt der Aspirant mindestens zwei Dutzend Partner im
Geschäft, aus dem Kreis der roughly 147, welche die ETH Zürich neulich vorstellte:
Stanley Morgan, Deutsche Bank, Chevron ... usw.
Überzeugt ihn das noch immer nicht, weil er ein Angsthase ist, der sich vor politischen
Unwägbarkeiten fürchtet, kann er noch ein wenig weiter klicken und ihm werden stets
dieselben Namen präsentiert. Im gegebenen Falle gehören dazu immer Soros, McCain
und - allgegenwärtig! - Zbignew Brzinsky ...
Doch täuschen wir uns nicht, der Economist spricht in seiner Überschrift mehr oder
weniger "Eingeweihte" an!
"NOT SO EASY"
nebst:
The uprising against Bashar Assad presents a trickier conundrum than previous Arab
upheavals
Für den Gebrauch von "conundrum" in der Buisiness-Sprache kenne ich keine
deutsche Entsprechung. Im Schach könnte man die taktische und/oder strategische
Herausforderung zweischneidigen Spiels, einer zweischneidigen Position ein
"conundrum" nennen, das gibt wohl einen Eindruck, welcher "Geist" da berufen wird.
Allerdings sollt man sich unter der "Weihe" der Eingeweihten auch nichts falsches
vorstellen: Es handelt sich um den uralten Hut aller Hofberichterstattung, von der
"Times" und dem "Speigel" stets besonders gepflegt, den eilfertigen subalternen
Dummköpfen, die über die Auspizien aus den Hallen der Macht an ihr teilzuhaben
wünschen, den Eindruck zu erwecken, alles, was da berichtet und dargelegt werde
gehöre zum selbst- und einverständigen Fundus herrschaftlicher Diskurse.
Doch gesagt wird dem Economist-Leser schon auch noch, warum Syrien als ein
vielversprechendes Ziel gelten soll.
Die Punkte sprechen für sich.
Syria is a hub of influence by virtue of its geography, history and the canniness—
plainly on the wane—of its leaders. ... Its army, though crucial to Mr Assad’s survival,
is not powerful in global terms, having been serially swatted over the years by its
Israeli neighbour.
Yet Syria can put spokes in just about every wheel in the Middle East.
"Canniness of its leaders", ist das nicht herzig?! Hey, Leute, das ist ein Staat, ein
Land, mit einer übersichtlichen regierenden und ökonomisch bestimmenden Klasse, in
dem die Schalthebel der Macht leicht zu ergreifen und zu monopolisieren sind, ein
Dorado! Sagt der Economist!
Es folgt ein Sündenregister Syriens, das in die vernichtende Aussage mündet:
In short, Syria has been a regional nuisance but one that can rarely be ignored or kept
down for long.
Das beigefügte Sündenregister kann er sofort wieder vergessen, bis auf zwei Worte:
"dirigistic" und "terrorist" (1)
Zu den Voraussetzungen, auf die ein fälliger Eingriff in der syrischen Bevölkerung
trifft, gibt es auch drei Sätz:
Many Syrians seemed willing to trade stability for freedom in a turbulent region. The
Assads ... have mostly managed to keep a sectarian peace between various religions
and denominations, with Christians, among others, enjoying security. But this stability
has always been underpinned by coercion and the threat of force. (...) Few forget that
when an Islamist revolt erupted in 1982 in the town of Hama, Assad père killed some
20,000 people. In the son’s ruling circle the same old security apparatus remains
paramount and the same grim logic seems to prevail.
Muß ich dazu noch was sagen? Meine Auslassung im Zitat bezieht sich auf die
"Arbeit", die türkische, saudische und andere Provokateure im April bereits geleistet
hatten, erst unter falscher Flagge mit Heckenschützen und Bandenterror gegen die
Bevölkerung, dann mit offenen Angriffen auf Polizei und Armee.
Am Ende wird's strategisch und aus dem Rückblick doch fast ein wenig gespenstisch:
If the West deems it right to bomb Libya in an effort to force the murderous Muammar
Qaddafi from power, why not do the same to Syria? The answer is entirely pragmatic.
Most Libyans inhabit a thin coastal strip connected by one big road that can be policed
from the air; Syria’s geography is complex. Moreover, Colonel Qaddafi is far more
isolated and derided by his fellow Arabs than Mr Assad is. The Arab League, the UN
Security Council and countless Libyans have all endorsed the Western assault on
Libya. No such constellation has come together over Syria, and it is unthinkable at
present for Western leaders to intervene militarily in the face of widespread local
objections.
The mood in the region may change. Turkey, vaunting itself as a rising power, has the
most clout ... If the Arab spring is to flourish, the Arabs must lead the way.
Sechs Monate später: It's all done! Am Schnürchen, wie bei der Reichsbahn vom
Herrn Hitler. Ja, echt, wie ein anderer Artikel Auskunft gibt.
Astrid Frefel aus Kairo, 13. November 2011 20:01
"Mit Großdemonstrationen und wütenden Attacken auf diplomatische
Vertretungen reagierte das syrische Regime auf die Beschlüsse der Arabischen
Liga, die Mitgliedschaft des Gründungsstaates zu suspendieren"
Ja, "ein Frevel", ich weiß. Mit diesem eintönigen Witz stellen sich viele "Standard"Leser mit dem Phänomen "Frefel" zufrieden. Unter dem weiblichen Namen werden
seit einem halben Jahr die offensichtlichsten aber auch mörderisch zynischen Lügen
und Verdrehungen verbreitet, aufgebrezelt mit dem "Flair" köstlicher Naivität und
Unschuld und dem Stil einer altklugen Dreizehnjährigen.
Auch hier ist wieder sie zuständig, den etwas "langsameren" Lesern zu verklickern, es
müsse nun klar sein, wer der Feind im kommenden Krieg ist: Die Syrer!
Ich übertreibe?
Weiter mit dem Frevel:
Damaskus - Als Reaktion auf die Suspendierung der Mitgliedschaft Syriens in der
Arabischen Liga demonstrierten zehntausende Anhänger des Assad-Regimes am
Sonntag in Damaskus. Assad-Getreue griffen auch die Botschaften von SaudiArabien, Katar und der Türkei an. Die USA, Großbritannien, Deutschland und die
Uno begrüßten hingegen den Schritt der Arabischen Liga.
Die Gewalt gegen Regime-Gegner ging weiter. Aktivisten zufolge erschossen
Sicherheitskräfte in Hama am Sonntag vier Menschen, weil sie Parolen gegen Assad
riefen. ... Mit den Vereinten Nationen werden Maßnahmen zum Schutz der
Zivilbevölkerung koordiniert. Wie AL-Generalsekretär Nabil al-Arabi betonte, sei
diese Zusammenarbeit aber vorerst auf die Durchsetzung von Menschenrechten
beschränkt; man wolle eine arabische Lösung. ... Die syrische Armee wird angehalten,
sich herauszuhalten ...Die AL lädt zudem die gesamte syrische Opposition dieser Tage
nach Kairo ein, um eine gemeinsamen Vision für die Übergangsperiode auszuarbeiten.
...In Kairo hatten am Samstag Hunderte von Demonstranten bei einer Kundgebung vor
dem AL-Sitz am Rande des Tahrir-Platzes lautstark ihre Forderungen kundgetan. Es
waren Syrer aus allen Ecken des Landes darunter...Großen Applaus erhielt ein Redner
der syrischen Muslimbrüder, der offen zur Unterstützung der Freien Syrischen Armee
aufrief ...
So liest sich der "völkische Beobachter" von heute! Er kokettiert höhnisch mit
seinem Vorbild, habe ich den Eindruck.
Aber das folgt nur der Vorgabe des "Economist"! Das syrische Terrain, im wörtlichen
wie übertragenen Sinne, sei zu unübersichtlich und entschieden zu viele Syrer in
Syrien, als daß dem "Westen" ein "einfacher Weg" zur Verfügung stünde, den
"Kräften des Guten" den Sieg zu "gewährleisten". Die "Zehntausende", die sich nun
für das Böse stark machen und gar Fenster einwerfen, lassen ahnen, daß sie nicht
willens sind, die Sendboten des Guten im Auftrag der genannten und ungenannten
Herren über ihr Geschick verfügen zu lassen. Und sofern sie sich angesichts der
Heerscharen des Herrn weder entleiben, noch ihr Fegefeuer suchen, sind sie der Feind
höchstselbst. Auch das hatte der "Economist" schon vorweg genommen, erinnert ihr
euch? Im wesentlichen nur eine Straße gäbe es in Libyen, auf der die Leut aus der Luft
polizeilich zu behandeln seien, in Syrien gebe es (leider) derer arg viele! (2).
Und auch dieses Vorkommnis in der US-Presse korrespondiert mit den Geschehnissen
in Syrien, behaupte ich (und habe einige Argumente in Syrien-Artikeln vorgetragen,
vgl. aber auch Fußnote 2)
Eine Zicke aus einer berüchtigten Neocon-Familie, eine Rachel Abrams, postete auf
ihrem Blog folgende nette Tirade:
Then round up [Gilad Shalit's] captors, the slaughtering, death-worshiping, innocentbutchering, child-sacrificing savages who dip their hands in blood and use women—
those who aren’t strapping bombs to their own devils’ spawn and sending them out to
meet their seventy-two virgins by taking the lives of the school-bus-riding, heartdrawing, Transformer-doodling, homework-losing children of Others—and their
offspring—those who haven’t already been pimped out by their mothers to the murder
god—as shields, hiding behind their burkas and cradles like the unmanned animals
they are, and throw them not into your prisons, where they can bide until they’re
traded by the thousands for another child of Israel, but into the sea, to float there, food
for sharks, stargazers, and whatever other oceanic carnivores God has put there for the
purpose.
Nun, das soll vorkommen, und Feinde sind eben Feinde, warum sollten sie sich nicht
als solche aufführen. Keine Sache (3). Doch wenn die bei der Washington Post
akkreditierte Bloggerin Jennifer Rubin dieses feine Stück beifällig re-postet, ist es eine
andere Nummer, zumal Abrams keinen Zweifel ließ, wie sie's gemeint hat: Alle
Palästinenser sollten auf die vorgeschlagene Weise vom Elend ihres Blutes erlöst
werden ("there are no fine points of distinction in what they’re after"), und diejenigen,
welche etwas dagegen haben, wie etwa ein Ali Gharib — ein Amerikaner iranischer
Herkunft, der ihr in die Parade fuhr - auch "ihn und seine Freunde" sähe sie gern an
die Haie verfüttert.
Daß Jennifer Rubin weiterhin unter dem Label und Angebot der Washington Post
schreibselt, wogegen ich ganz bestimmt nichts habe, ist dann allerdings eine
Kampagne zu nennen.
Rassismus "vom Feinsten" eben.
(1) "Indeed, (Syria) has cosied up to a variety of Arab terrorist groups over the years"
heißt es über den vom CIA vielfach gelobten, wenn auch freilich etwas widerwillig
gezwungenen Partner bei der "Befriedung" des Irak aber das kann man AUCH noch
übertreffen: " ...and has condoned and connived at the assassination of people who
seek to cross it."
(2) Übrigens - wer meint, säkularer gesinnte Herren in den USA seien ... naja,
irgendwie anders 'drauf, der werfe einen Blick in diesen Artikel, den der illustre
Harvard-Professor Stephen M. Walt seinen nicht weniger illustren Fellow Mark
Sheetz in "Foreign Policy" schreiben ließ.
Der schreibt (gegen die US-Beteiligung am Libyen-Krieg):
"The French and British ... have the largest defense budgets and the most advanced
military capabilities in Europe and can field forces that can pummel any African
army, including Libya's, into submission."
Warum fällt dem Sheetz hier völlig gegenstandslos die Formulierung "any African
army" ein?
Richtig.
Rassismus pur.
Und der ist die ganze Wahrheit hinter der religiös angehauchten Rhetorik anderer
Fraktionen!
(3) Ich hab selbst schon Leut virtuell an die Fisch gefüttert (nicht Haie, die find ich zu
edel), DARUM geht's mir nicht!
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2 Kommentare zu "Syrien - 14.11.11"
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TomGard Pro
2011-11-16 @ 11:05:18
Wenn ihr Lust habt, schaut euch diesen Standard-Artikel MIT den Kommentaren an.
Mein galliger Kommentar dazu (Kommentare sind auf 750 Z beschränkt:
Iwie fast "witzig", wie das Wort "Deserteure" einschlägt.
Vorab ist es eine *doppelte* Lüge. "Deserteure" schießen nicht auf ihre ehemaligen
Kollegen, und bilden auch keine Armee, sie verweigern ihrem Herrn den Dienst.
Zweitens gibt es kaum welche, weder im einen noch anderen Sinn, aber dieser Teil der
Lüge ist wohl auch mit einschlägigen NYT-, WP und WSJ-Artikeln nicht mehr zu
zerstören, wie an Gudrun Harrer zu sehen, die *beide* Lügen enthüllt und zur
*höheren* Wahrheit erklärt.
Der "Deserteur" ist folglich auf die Karriereleiter eines *Gotteskriegers* ("Kräfte des
Guten") vs. die *Satansbrut* (Kräfte des Bösen) gesetzt.
Menschen sind, das sieht man daran *auch*, tatsächlich in erster Linie noch Affen.
Und werden in dieser Verfassung deren Schicksal in künftigen Zoos teilen.
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TomGard Pro
2011-11-16 @ 15:27:38
"Es geht los!" heißt ein Standard-Poster das bevorstehende Schlachtfest willkommen.
Er wird wohl recht haben. Die angekündigte Einstellung der türkischen
Stromlieferungen (Teil der einst Syrien unter Kriegsdrohung abgepressten
Wasserhaushalts-Verträge) wird wohl nicht die erwünschte militärische Antwort
erfahren, aber für diesen Fall ist die "Schutzzone (der syrischen Opposition) im
Grenzgebiet auf türkischem Territorium" vorgesehen, zum gewählten Zeitpunkt
"zurück zu schießen". Saudi-Arabien wird ohne Verzug mit seiner Luftwaffe
einsteigen, wie König Feisal auf die unmißverständlichste Weise ankündigte, die
diplomatisch unterhalb der Schwelle der Androhung eines Überfalls möglich ist:
"Saudi-Arabiens Außenminister Prinz Saud al-Faisal begrüßte in Rabat die Rolle, die
die Türkei in der Region zu spielen berufen sei."
Für mich wie wohl für fast? alle Leser ist es ein Novum, derart einem öffentlich
minutiös angekündigten und vorbereiteten Massenmord, in den vermutlich auch
Piloten der Bundeswehr einsteigen werden, entgegen zu sehen.
Soldaten, wie diese
(Quelle)
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 The far side of the moon
von TomGard Pro @ 2011-11-17 – 11:17:46
Ganz eilig, weil keine Zeit, ein paar Ausschnitte zu einer anderen Seite der Imperiumspolitik die nicht so ganz eine ist ...
Hier gehts um Amos Gilad, ehemaliger Chef aller israelischen Geheimdienste und
gegenwärtig Sicherheits- und Militärberater Netanyahus.
Wir beginnen im Oktober 2003:
Middle East Correspondent Mark Willacy reports from Jerusalem.
MARK WILLACY: Amos Gilad reckons Bashar al-Asad is a bit of a slow learner. About a
month ago, Israeli war planes buzzed the Syrian President at his coastal holiday palace. And
despite Israel's bombing raid near Damascus, Major General Gilad believes Bashar al-Asad
probably still won't get the message.
AMOS GILAD: The Syrians, with the long experience I have with them, will consider their
policy but they will not change their policy of supporting terror. And that's why I don't see
any fundamental change – unless, unless they will be convinced that Israel is very serious to
continue its effort to prevent any kind of act of terror, and we are serious.
MARK WILLACY: So serious, in fact, that the Israeli military has released a map of
Damascus pinpointing ten sites which it says are the homes and offices of senior Palestinian
militant leaders. The message to Hamas and Islamic Jihad bosses in Syria is clear – we know
where you live.
But the Chief Advisor to Israel's Defence Minister says Bashar al-Asad isn't just harbouring
Palestinian militants.
AMOS GILAD: The Syrians are supporting indirectly terror in Iraq against the Americans.
How are they doing it? They are supporting the terror by letting the terrorists penetrate from
Syria to Iraq and to smuggle out. Why is it so important? Because they are claiming, "we
don't know anything about it".
MARK WILLACY: Major General Amos Gilad says 120 of the foreign fighters captured by
US forces in Iraq are Syrian. And he says the Bush Administration is well aware of
Damascus's role in supporting the resistance to the US occupation.
AMOS GILAD: Syria is supporting this terror. I would like to emphasise it. It is known
everywhere. I mean, technically it's a secret, but everybody, if you ask in the State
Department, in Europe, or Arab countries – everywhere. It's known that Syria is supporting,
it's a known pattern of support.
http://www.abc.net.au/worldtoday/content/2003/s963619.htm
Anmerkungen
Amos Gilad wußte natürlich, Syrien beherbergte 100 Tausende Flüchtlinge, viele seit Jahren
im Land, für deren Vertreibung nahezu ausschließlich Israel verantwortlich war. Angefangen
von den Vertriebenen der Staatsgründung, der die Vertreibung zahlreicher Familien militanter
wie nicht militanter Palästinenser folgte, die zunächst über den Jordan und in den Libanon
gehetzt wurden, von wo aus sie weiter vertrieben wurden, unter maßgeblicher Anstiftung und
tatkräftiger Mitarbeit der IDF.
Hinzu kamen Familien der Muslimbrüder, die im Gefolge der israelisch - ägyptischen Entente
über Jordanien nach Syrien vertrieben worden waren, dort ihr Asyl zu einem Aufstand gegen
die säkulare Baath-Herrschaft zu nutzen versuchten, der blutig niedergeschlagen wurde - was
noch lange nicht geheilte Wunden hinterlassen hatte.
Weiter waren im libanesischen Bürgerkrieg, an dem Israel ebenfalls beteiligt war, viele
Shiiten entwurzelt worden, die nach Syrien einwanderten.
Bashar al Assad und die Baath-Regierung waren unter den gegebenen Umständen
außerstande, die Grenzen zu kontrollieren und eine entschlossene Repression gegen Teile der
Flüchtlingsbevölkerung sowie sunnitischer Traditionalisten in der eigenen Landbevölkerung
hätte eben das Staatswesen zerrissen, dem Amos Gilad ausdrücklich KEIN EIGENinteresse
an einer Feindschaft zu Israel unterstellt, wie wir später noch genauer sehen werden.
Deswegen betont er am Ende, daß Syrien von allen maßgeblichen Gewalten
unwidersprechlich der Unterstützung von Terror bezichtigt sei, was Israel eine Lizenz zum
Töten und Kriegführen gebe - wann immer Israel das für zweckmäßig befinde, für welchen
Zweck auch immer ...
Jetzt machen wir einen Sprung:
Oktober 2008:
Hamas could have pretended it wanted a political solution and the whole world would have
recognized this. The Quartet posed to Hamas only three conditions: recognize your neighbor,
recognize the peace agreements, and avoid terror. But Hamas said, no, Israel has no right to
exist. They have a dream - to join the other Islamic forces, to revolutionize the whole Middle
East.
Anmerkung: Das ist einfach eine Lüge, die Gilad weiter unten auch teilweise einräumt.
The Palestinian Authority is doing better at maintaining law and order in its territory in the
West Bank. However, it has far from demonstrated any level of performance in dealing with
terror.
Die nächste Lüge, spielt aber eine untergeordnete Rolle, wie wir gleich sehen werden.
In the north we have the phenomenon of Syria under Bashar Assad. On the one hand, Assad
supports all kinds of evil forces, like Hizbullah. Today there is unprecedented military and
intelligence cooperation between Hizbullah, Syria, and Iran. There is no "smuggling" of
weapons from Iran through Syria to Lebanon, because it is not done in secret. Weapons of all
kinds are being pushed toward Hizbullah, including tens of thousands of rockets.
Hizbullah has turned Lebanon into a "banana republic." The president of Lebanon, who is a
general and a former commander of the Lebanese army, does not know when his country will
be involved in a confrontation with Israel. The one who decides this is Hizbullah leader
Hassan Nasrallah, who has no official standing in the Lebanese government.
Amos Gilad "vergißt" zu erwähnen, daß für diese Wendung, deren Halbwahrheiten wir
passieren lassen können, Israels Feldzug 2006 verantwortlich war: Erst der brachte die
Hezbollah in die faktisch unangreifbare Position, die libanesische Armee in der Verteidigung
des Territoriums zu entsetzen.
There are indirect peace talks between Syria and Israel and the price being asked by Syria is
known. The price Israel is asking in any peace agreement is security, but the definition of
security is now different from a decade ago because there are now longer-range rockets and
terror. Syria is sheltering all kinds of terrorist organizations. In any peace agreement, Syria
must drop this support for terror.
(nochmal zu Hamas
Hamas is also seeking to take over the Palestine Liberation Organization (PLO) because
control of the PLO means taking control of the Palestinian national movement. According to
Hamas, the Palestinian Authority is due to hold elections in January 2009. Whenever elections
are held, Hamas will present its own candidate for the presidency of the Palestinian Authority
in an effort to take over the PLO.
This is not a matter of moderates or extremists. There are more violent military types and
terrorists, and there are the political types, those involved in the social welfare infrastructure,
the daawa, but for all of them, the moment you belong to Hamas, you adopt a worldview that
envisions the extermination of Israel and joining up with the Muslim Brotherhood to change
the whole Middle East. Otherwise, you are not Hamas.
So as individuals, Hamas may include many who seem nice, like Ahmed Yousef writing in
the New York Times. Hamas includes many educated people: doctors and professors. But it is
not a matter of individuals, it is a matter of ideology. In the 1930s in Germany, the Nazis also
enlisted professors and doctors. This is the nature of the enemy with whom we are dealing.
Threats from the North
Iran is trying to convince some states in the Middle East that this is the era of the Iranian
Empire. It is not only Israel who is threatened. Iran has global ambitions to become a
superpower that is recognized by the whole world, like the empire of Cyrus the Great.
This is the main challenge to the entire world and I hope we will be united against it. I am not
sure that the diplomatic option will be effective enough to prevent it, and we have to measure
success based on results. There are other options, but I am against boasting and declarations.
All options are on the table and, at the end of the day, Israel will make its own decision.
http://www.jcpa.org/JCPA/Templates/ShowPage.asp?DBID=1&TMID=111&LNGID=1&FI
D=283&PID=0&IID=2671
Februar 2009
With all eyes on Gaza it seems as though the threat from the North has been moved to the
back burner. But Defense Ministry official Amos Gilad warns Israel is 'on a collision course
with Syria,' says only peace with Damascus can drastically change security situation.
"We're on a collision course with Syria, a high probability of a confrontation with (Syria). We
were nearly at that point in the summer of 2006," Amos Gilad, head of the Defense Ministry's
Diplomatic-Security Bureau, said on Tuesday at the annual Herzliya Conference.
Gilad said he believed Israel would have no choice but try to reach an agreement with Syria in
the near future. Failing to achieve such a peace would create a far more dangerous front for
Israel, which in two years would include a nuclear Iran, Syria's rocket array and a wellequipped Hizbullah. Gilad made the comments during a panel debate of former IDF major
generals. "The way to prevent this is to try and achieve peace," he added.
"We're on a collision course – on the one hand there's been quiet since the Yom Kippur War
and an almost peace, but on the other hand in the space of two years we can find ourselves
facing a hostile entity on our eastern border – from a nuclear Iran through Syria and down to
Hizbullah and Hamas. I'm warning now that if we reach a confrontation with Syria, (President
Bashar) Assad's regime may fall and then we'll get a Sunni regime that will join other radical
regimes in the region and put us in a far more difficult situation."
Gilad said that he believed it was possible to reach an agreement with Damascus. "I say
there's a chance to progress towards peace, and during that process to put our problems on the
table – like the demand to sever military ties to Iran, which we won't have peace with. That
way we can stop the delivery of arms to Hizbullah, that way we can expel the terror
headquarters from Damascus, we can weaken the entire hostile coalition in the region.
However Maj. Gen. (res) Giora Eiland, the former head of the National Security Council,
rejected Gilad's estimate. Eiland said that without clear security arrangements, an extremely
serious situation will be created in the region. He ruled out the possibility of negotiations with
Syria, warning that doing so may lead to the outbreak of a third intifada by Palestinians
frustrated that their own process is stagnated.
Eiland was joined by Maj. Gen. (res) Yaakov Amidror, former chief of IDF Intelligence.
Amidror slammed the promise of peace with Syria as "the peddling of an illusion. No one in
the world thinks that if Syria has peace with us it will cut off its ties to Iran. They're throwing
sand in our eyes. Ever since Oslo people in Israel have loved illusions."
The latter's position was also backed by Dr. Dan Shiftan from Haifa University, who said that
under no conditions would Syria disengage from the radical axis headed by Iran after 30 years
of isolation. In fact, he said, "its wishes appear to be coming true – Iran is becoming nuclear,
its relations with France and the United States are improving, the US is growing weaker and
Israel is confused."
http://reformsyria.org/opinions/middle-eastern/2584-amos-gilad-only-peace-can-avertcollision-with-syria.html
September 2009:
Top defense official: Syria losing clout over 'Hezbollahstan'
Hezbollah is an entity more powerful than Lebanon itself, Amos Gilad tells security summit
in Herzliya.
Syria may not be able to curb Lebanon's Hezbollah guerrillas, a senior Israeli defense official
said on Tuesday, casting doubt on the feasibility of a long-standing Israeli condition for a
peace deal with Damascus.
Syria, which pursued indirect negotiations with Israel last year, rejected the demand that it
distance itself from Hezbollah and Iran. Syria, for its part, wants an Israeli undertaking to
return the Golan Heights. Israel has balked at this.
Amos Gilad, a top adviser to Defense Minister Ehud Barak, told an international security
conference at the Herzliya Interdisciplinary Center that Iran's influence over Shi'ite Hezbollah
appeared to be far greater than that of neighboring Syria.
"In the past, we could have packaged [a] deal with Syria that could include the terror in
Lebanon, because the Syrians had their ways of convincing the Hezbollah to give up
terror if they had the intention to do it," Gilad said.
"Now 'Hezbollahstan' is so powerful, I'm not sure Syria could deliver this."
http://www.haaretz.com/news/top-defense-official-syria-losing-clout-over-hezbollahstan1.8239
Und Heute:
Israel warns of Islamic Empire in Middle East
CAIRO: The head of Israel’s defense ministry’s diplomatic-security bureau warned of a
possible “Islamic empire” if Syria’s President Bashar al-Assad were to be ousted. Amos Gilad
said that the removal of the Syrian leader would lead to a “devastating crisis for Israel.”
His comments come as violence in Syria reached new heights this week, with over 70 people
being killed in one day alone. The Arab League has suspended Damascus over the violence,
which the United Nations estimates to have left over 3,500 people dead, while other rights
groups say the number is much higher.
If Assad is ousted by the popular revolt, Gilad said that the Middle East would be facing an
Islamic empire led by the Muslim Brotherhood in Egypt, Jordan and Syria.
His fearmongering continued, when he said that wars could arise and Israel would be
threatened by “wars with the Muslim Brotherhood in Egypt, Syria and Jordan if the Syrian
Revolution succeeds in overthrowing al-Assad’s regime.”
He argued that the Brotherhood, one of Egypt’s largest political organizations, with branches
in Jordan and Syria, “aims to eliminate Israel and build an Islamic empire controlling” the
entire region and destroy Israel.
“Israel feels the dangers coming from Egypt, so it decided to develop relations with Turkey so
it will not have to fight Muslims, which would certainly cause the end of Israel,” Gilad added.
http://bikyamasr.com/48585/israel-warns-of-islamic-empire-in-middle-east/
Ein Stratege des Armageddon.
Und die gibts nicht nur in Israel.
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 Anmerkung zum salafitischen Islamismus
von TomGard Pro @ 2011-11-17 – 10:54:59
Es lohnt nicht, gewisse Bemühungen des saudischen Königs Abdullah um Reformen zu
bezweifeln, welche die Gesellschaft des Königreiches ein wenig den Fängen und
Beharrungskräften des ständischen Patriarchats entwinden sollen, dessen Oberhaupt der
König zugleich ist - in erster Linie natürlich als Familienvorstand der weit über 7000
"Prinzen". Die Machtbasis des Königs ist nicht ein "Volk", sondern die Ölquellen des Landes
und die aus ihnen gezogenen Revenuen, das hatte Abdullah mit Gaddafi gemein - und das
schafft nicht wenig Parallelen.
Einer der wesentlichsten Unterschiede liegt darin, daß die saudische Dynastie unter der
"süßen" Last des eigenen Auslandsvermögens augenblicklich desintegrierte, verlöre sie ihre
territoriale Basis. Sie zerfiele in eine lose verbundene Mafia, die über kurz oder lang von den
Gravitationskräften des transnationalen imperialistischen Kapitals zerlegt würde und in deren
Strukturen aufginge.
Eine enge Parallele ist die Statik der saudischen Gesellschaft, die für Libyen Hugh Roberts,
gemessen an seinem korrupten Begriffssystem, recht treffend beschrieben hat.
Doch stellt diese Statik der Herrschaft über Saudi Arabien ganz andere Probleme.
Denn im Unterschied zum libyschen Sozialstaat, in dem Reformbemühungen seit 2003 auf
zuvor geschaffenen Grundelementen einer sogenannten "Zivilgesellschaft", also einer
Republik von Citoyens, aufbauen konnten, namentlich auf der Gleichstellung der Frau und
einem verbesserungsbedürftigen aber soliden Bildungssektor, gibt es in Saudi Arabien wenig
der gleichen, und was es gibt, beruht auf lokalen Bemühungen entsprechend gesinnter
Mitglieder des Herrscherhauses und seiner Gefolgsleute.
Zugleich und deshalb versiegt die saudische Reichtumsquelle ersatzlos. Die Lasten dieser
Lage wurden in beträchtlichem Maße auf die Ständegesellschaft abgewälzt, soziale
Spannungen haben sehr merklich zugenommen. Es besteht also vom dynastischen Standpunkt
des Königshauses ein dringender Handlungsbedarf für eine mindestens bedingte
Säkularisierung der saudischen Gesellschaft und ihre ökonomische, nicht bloß politische und
militärische Angliederung an die Metropolen des Imerialismus.
Doch das trifft begreiflicherweise auf den entschiedenen Widerstand der konservativen Kräfte
im Land, die darüber zu "natürlichen" Verbündeten islamischer Extremisten werden, ohne
unbedingt selbst welche zu sein.
Der letztens ernannte Kronprinz Nayef steht in gewisser Weise hierfür. Innenpolitisch zählt er
zu den traditionalistischen Opponenten König Abdullahs, obgleich ihm wohl kaum Nähe zu
radikalen Islamisten nach gesagt werden kann.
Stasis eben!
Das war nur die lange Vorrede, um folgende Notiz hier unter zu bringen:
Saudi moral committee threatens to cover “tempting” women’s eyes
Women with sexy eyes in Saudi Arabia may be forced to cover them up, according to the
spokesperson of the Committee for the Promotion of Virtue and the Prevention of Vice
(CPVPV) in the conservative Gulf kingdom.
Spokesman of the Ha’eal district, Sheikh Motlab al-Nabet said the committee has the right to
stop a women whose eyes seem “tempting” and order her to cover them immediately.
Saudi women are already forced to wear a loose black dress and to cover their hair and in
some areas, their face, while in public or face fines or sometimes worse, including public
lashings.
The announcement came days after the Saudi newspaper al-Watan reported that a Saudi man
was admitted to a hospital after a fight with a member of the committee when he ordered his
wife to cover her eyes. The husband was then stabbed twice in the hand.
The CPVPV is Saudi’s Sharia, Islamic law, executive arm and was founded in 1940 to ensure
Islamic laws are not broken in public, yet over the years, the committee has been largely
criticized over its human rights violations.
(Quelle)
Warum ich das poste?
Weil es auch für wenig trainierte Augen unterdessen offensichtlich geworden sein mag, daß
die Schwächung der arabischen / islamischen Gesellschaften, mit dem Ziel, eine
zivilgesellschaftliche Entwicklung in ihnen zu verhindern, eine zielbewußte Strategie des
Imperiums darstellt. Das Imperium tut das Seine, den islamischen Extremismus auf einen
regionalen Erfolgsweg zu setzen. Warum?
Ganz einfach: Das zählt zu den sozialen Grundlegungen einer Militarisierung des
Weltmarktes, welche dem Imperium auch nach der in Vorbereitung befindlichen Abwicklung
des globalen Finanzsystems den Zugriff auf Rohstoffe und Arbeitsprodukt aus der Peripherie
sichern soll. Es verfolgt dasselbe Ziel, wie die teils schleichende, teils usurpatorische
Installation faschistischer Kriegswirtschaften in den NATO-Partnerländern. Die solcherart
geschwächten bzw. verhinderten Zivilgesellschaften werden nach dem Entfall der Weltgelder
Dollar und Euro erst recht am Tropf des Imperiums hängen. Es sei denn, es gelänge China,
dem nach der stofflichen Seite des Kapitalumlaufes einzig potenten Konkurrenten des USgeführten Imperiums, sich in der Ökonomie der Handelspartner festzusetzen, was es seit
Jahren mit schwindelerregenden Auslandsinvestitionen versucht.
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 Was ist und wie kommt es zu „braunem Terror“?
von TomGard Pro @ 2011-11-16 – 14:28:11
"gkb", der hier einige Male kommentiert hat, ließ mir einen Artikel dieses Titels zukommen,
den ich gekürzt - hoffentlich unwesentlich - übernehmen und ein wenig ergänzen möchte:
"1) „Brauner Terror“, heißt es, liegt dann vor, wenn deutsche Rechtsextremisten aus dem
Untergrund heraus über mehr als ein Jahrzehnt lang in ihrem fanatischen Ausländerhass
türkische Dönerbuden oder Kioskbesitzer gezielt töten und wieder abtauchen, ohne in
Bekennerschreiben extra darauf hinzuweisen, dass für sie jeder in Deutschland lebende Türke
oder Grieche einer zu viel ist.
Von Terror, zumal von „braunem Terror“ kann deshalb da nicht die Rede sein, wo im Zuge
demokratisch legalisierter Ausländerpolitik um Europa eine „Mauer“ gezogen wird, die den
Zuzug von unerwünschten Ausländern verhindern soll und an der jährlich Hunderte von
Ausländern jämmerlich verrecken – zu Lande, aber vor allem im Wasser des Mittelmeers.
Auch dort kann von „braunem Terror“ nicht die Rede sein, wo Menschen mit fremder
Staatszugehörigkeit auf der Grundlage des Ausländergesetzes hierzulande das Leben so
schwer gemacht wird, dass sie entweder freiwillig wieder in jene Regionen zurückkehren, in
denen sie um ihr Leben fürchten mussten, oder sich hier umbringen.
Schließlich fällt es nicht unter „braunen Terror“, wenn Menschen, die sich hier illegal
aufhalten, erst in Ausländerbaracken konzentriert, dann in Abschiebegefängnisse überführt
und schließlich gefesselt per Flieger wieder dorthin zurück verfrachtet werden, wo sie ihres
Lebens nicht sicher waren.
Es handelt sich in diesen Fällen deswegen nicht um „braunen Terror“, weil all diese,
rücksichtslos gegenüber Leib und Leben von Ausländern durchgeführten Maßnahmen erstens
nicht von fanatischem Ausländerhass, sondern von politisch kalkulierter Ausländerfeindschaft
zeugen, weil sie zweitens nach Recht und Gesetz verfügt werden, weil sie drittens nicht aus
dem Untergrund, sondern in aller Öffentlichkeit im polizeilichen Obergrund passieren und
weil sie viertens regelmäßig mit „Bekennerschreiben“ versehen sind, die sich in allen
deutschen Tageszeitungen als Informationen der Innenminister über neue Maßnahmen zum
Schutz der Heimat vor illegalen Ausländern und als Statistiken über deren erfolgreiche
Durchsetzung lesen lassen."
(Nach einigen Sätzen zu den Themen und den Charakter der öffentlichen Debatten, die sich
an den letzten Vorkommnissen entzündeten, heißt es unter 2. weiter:)
2) Was (die veröffentlichte Meinung) weniger bis gar nicht interessiert ist die Frage nach dem
Grund für derart fanatische Ausländerfeindschaft jener inländischen Bürger, die doch weder
zum Greifen noch zum Kasernieren oder Abschieben von Ausländern und erst recht nicht zur
Ausübung von Gewalt gegen sie befugt sind?
Deswegen kommt den Protagonisten der angelaufenen öffentlichen Debatten auch nicht in
den Sinn, dass hier vielleicht gut erzogene Deutsche, die von ihren Regierungen gelernt
haben, dass „das Boot voll ist“, dass zu viele Ausländer „das deutsche Volk durchrassen“, die
deswegen die Parole „Lieber Kinder statt Inder“ für angesagt halten und die schließlich jenen
Vertretern demokratischer Parteien zustimmen, die nicht nur Bedenken gegen eine doppelte
Staatsbürgerschaft anmelden, sondern allen Integrationsbemühungen am liebsten eine Absage
erteilen würden usw., dass also diese gut erzogenen Deutschen in ihrer nationalistischen
Enttäuschung über den ihrer Auffassung zufolge unzureichenden Schutz des deutschen
Volkstums vor Ausländern durch die deutsche Politik vielleicht diese Sache selbst in Hand
genommen haben; dem Vorbild jener Deutschen folgend, die einst in Hoyerswerda, Mölln
oder Solingen Ausländerwohnheime und Wohnungen abgefackelt haben. Nur eben geplant
und organisiert aus dem Untergrund heraus, wohl wissend, dass zur Tötung von Ausländern
Privatmenschen nicht befugt sind.
Im Recht fühlen sie sich allemal: als Deutsche eben, die jahrelang mit dem Urteil konfrontiert
worden sind, dass Ausländer hier eigentlich nichts zu suchen haben und dass deswegen über
jede Ausnahme lange debattiert werden muss, ehe sie penibel in Paragraphen umgesetzt wird.
Und deswegen teilen sie auch den Standpunkt so vieler deutscher Vaterlandsfreunde, die sich
diese Verdachtshaltung gegenüber allem Ausländischen in eine Schuldfrage übersetzt haben:
Schuld an Arbeitslosigkeit und Verarmung, an Drogenkriminalität und
„Parallelgesellschaften“, die in Deutschland Unordnung, Verwahrlosung und Volkszerrüttung
anrichten, haben dann eben erstens die Ausländer und zweitens deutsche Politiker mit ihrer
verfehlten Ausländerpolitik."
An der Stelle hake ich mal ein.
Den Grund für den fremdenfeindlichen Fanatismus identifiziert der Text in einem
Rechtsbewußtsein von Bürgern, welche sich die tätliche Ausländerfeindschaft, zu der sich das
deutsche Staatswesen befugt, in unsachgemäße Schuldzuweisungen übersetzen, vermittels
derer sie sich zur unbefugten Gewalttätigkeit ermächtigen.
Ihr werdet vielleicht bemerkt haben, daß ich in den Ausdruck "unsachgemäße
Schuldzuweisungen" das Attribut eingeschmuggelt habe, das im Text nicht vorkommt, dort
nur umschrieben erscheint. Doch es ist der Angelpunkt der Argumentation, es nennt das
Motiv wie den Grund dafür, daß Leute den Übergang von einer staatsfreundlichen und
staatstreuen ("gut erzogenen") Gesinnung zu einer staatsfeindlichen Ermächtigung hinkriegen,
ohne erstere aufzugeben.
Aber an dem Punkt werden auch die Schranken der Argumentation ziemlich deutlich. Sie
sagt, sinngemäß:
Da sind Leut am Werk, die an einem Rechtsstandpunkt, also an einer Parteinahme für rechtschaffende Gewalt, bis zum theoretisch oder gar praktisch bitteren Ende festhalten, nämlich
über den Punkt hinaus, da sie merken, er taugt und gilt nicht, jedenfalls nicht so, wie sie sich
das einbilden.
Der Text sagt damit viel über die Form, aber wenig über den Inhalt des Fanatismus des
Rechtes, den er korrekt benennt.
Umgekehrt: Genau an den Stellen, an denen es um den Inhalt gehen müßte, wird der Text
vage, und schlimmer, denunziatorisch. Das vielleicht deutlichste Beispiel:
Die "nationalistische Enttäuschung" über den nach rechter Gesinnung "unzureichenden
Schutz des deutschen Volkstums vor Ausländern".
Der Verfasser hatte doch im Text hinreichend Parolen zitiert, mit denen sich Politiker an dies
Mißverständnis von Ausländerpolitik und staatlich bestellter Ausländerfeindlichkeit
anwanzen. Jetzt gibt er dies Mißverständnis, das jeder Deutsche als solches kennt, auch der
"braune Terrorist", weil es ihm als Titel dessen verkauft wird, was wirk-lich geschieht, als
Realität der Sache, der Ausländerfeindlichkeit nämlich, aus.
Es weiß doch bitteschön ein Jeder, auch der rechte Schläger, daß die staatlich verfügte
Ausländerfeindlichkeit in Wahrheit eine Inländerfeindlichkeit ist, und als solche in
Erscheinung tritt, sobald die fremden Untertanen im Land sind. Um das notorische Beispiel zu
nennen: Die Feindschaft der deutschen Behörden gegen einen deutschen Arbeitslosen ist
doch dieselbe, wie gegen den Arbeitslosen "mit Migrationshintergrund". Das ist es doch, was
der rechte Schläger (unter anderem) beklagt!
Was leistet denn das beschriebene Manöver im Text?
Na, einerseits beschreibt er die Gesinnungstäter als Gefolgsleute ihrer staatlichen Herren, aber
just an dem Punkt, da sie die Gefolgschaft kündigen, sollen sie andererseits Idioten sein, die
nicht raffen, wozu die Parolen ausgegeben werden. Beides ist falsch, wie ich jetzt allerdings
nicht näher erkläre - es steckt im oben Gesagten aber 'drin. Und mit dieser Schrägheit stellt
der Verfasser des Textes sich den politischen Gegner zurecht. Er soll einerseits jemand sein,
der "Klarstellungen" der Kapitalismuskritik dringend bedürfe, und andererseits jemand, der
entschieden zu dämlich für sie sei. An diesem Bild sollen sich nun die eigentlichen
Adressaten des Textes scheiden, der ja nicht berechnet ist, einen "braunen Terroristen" zu
überzeugen. Also die Alltagsnationalisten und Ausländerfeinde, Parteigänger des Rechts, die
nicht den fanatischen Übergang zur Staatsfeindschaft machen.
Und solch eine Agitation ist doof. Warum? Weil die inhaltliche Schwäche der Kritik ihr kaum
mehr, als die Ressource läßt, vermittels der Widersprüche des Rechtsbewußtseins, die
außerhalb des Fanatismus an seinem Ideal der Gewaltfreiheit in Erscheinung treten .... an das
Rechtsbewußtsein und das Ideal zu appellieren!
Nämlich so:
Anhand von Plädoyers des SZ-Scheffkommentators Prantl und des "Grünen" Cem Özedmir
für ein NPD-Verbot, jedenfalls verschärfte Verfolgung von und Repression gegen Leute aus
dem "rechten Sumpf" heißt es:
"3) ... Ob sich dieser Freund der gerechten Gerechtigkeit (gemeint ist Prantl) im Klaren
darüber ist, dass er mit der Parteinahme für ein Verbot all jener politischen Parteiungen, die
nicht mit einer tiefen Verbeugung vor der Demokratie antreten, einen staatlichen Umgang mit
dem politischen Gegner empfiehlt, der in jenem System an der Tagesordnung war, dessen
neue Vertreter ihn gerade so in Rage bringen? Und hat er einmal darüber nach gedacht, wen
es alles zu verbieten gälte, wenn er sein eigenes Diktum ernst nähme, demzufolge ein Verbot
all jene Parteien zu treffen habe, die „Gewalttaten befördern“? Aber wahrscheinlich hat ihn
nur sein Juristenverstand in die Irre geführt. Er wollte sagen, dass ein solches Verbot nur jene
Parteien treffen möge, die unbefugt Gewalttaten befördern.
Befugte Gewalttäter sind natürlich keine, sondern heißen Verteidiger von Freiheit bis zum
Hindukusch, Schützer der Heimat vor den Feinden des Staates, Sicherer der (europäischen)
Grenzen vor unerwünschten Ausländern, Bewahrer der inneren Ordnung gegenüber allen
ihren Kritikern,
Wächter über das Privateigentum an Kapital, Anwälte der Rechtsordnung, Kämpfer gegen
Unrechtsstaaten usw."
Daß wir uns nicht falsch verstehen! Wenn Punkt 3 am Anfang gestanden hätte, und der
Auftakt gewesen wäre, zu einer Erklärung wenigstens anzusetzen, wie es denn zugeht und
zugehen kann, daß Leut sich die staatlich bestellte Ausländerfeindschaft in eine staatliche
Parteinahme für sie selbst ALS INLÄNDER zurecht fälschen und umlügen, obwohl sie dabei
noch zur Kenntnis geben, daß sie's besser wissen, dann hätte ich nüscht gesagt.
Und ich hoffe, mit dieser Präsentation und Kritik einen sachgerechten Gebrauch vom Text +
seiner Zusendung gemacht zu haben
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Blognachricht und ein Wort zum Begriff des heutigen
Imperialismus und der NATO
von TomGard Pro @ 2011-11-18 – 18:33:38
Viel, sehr viel ist hier liegen geblieben, auch zwei unveröffentlichte Entwürfe, in
denen ich die Vorgänge um Libyen, Syrien und "Afpak" von der politökonomischen
Basis her aufgreife. Das Hauptmoment darin knüpft an die Frage an: Welche Folgen
hat es für die Territorialität von Herrschaft, wenn eine militärische Hegemonialmacht
ihren feindlichen Brüdern aufzwingt, ihr die transnationale Gewaltausübung als ein
monopolistisch verwaltetes Geschäft zu übertragen.
Denn das ist der neue Begriff der NATO, auf den sie sich anhand Libyens gebracht
hat: Sie ist die militärische Agentur des Weltmarktes in den Schranken der USHegemonie, und folglich geht es in NATO-Kriegen und deren Vorbereitung auch stets
um eine Konkurrenz und einen Kampf um Grenzen, welche die Verbündeten den
autonomen militärpolitischen Zwecksetzungen der USA zu setzen gewillt und
imstande sind.
Die Hauptgrenzen sind natürlich die nationalen Grenzen Chinas und Russlands, aber
dabei ist wohl zu beachten, daß beide Atommächte kapitalistische Staaten mit
imperialistischer Interessenlage sind, durch deren Bestimmungen sie nicht allein
Konkurrenten und Feinde, sondern auch mehr oder minder widerspenstige Verbündete
und Kollaborateure werden.
Nebenlinien der Fronten verlaufen nicht zuletzt deshalb auch innerhalb des NATOLagers, u.a. zwischen Deutschland und den USA, und z.b. zwischen der traditionellen
französischen Elite und den USA.
Eine Seite der Sache - und wirklich nur so wenig - spricht ein etwas älteres Papier von
Jerry Harris zum Militärisch Industriellen Komplex (MIC) an, das ich zur Lektüre
empfehle.
Der letzte Blogeintrag - the far side of the moon - gilt einer Erscheinung, der zu
Unrecht in der veröffentlichten Meinung ein Reservat eingerichtet wurde, in dem
angeblich nur Verrückte, ganz böse Antisemiten und durchknallende Kleinbürger
wohnen. Die "jüdisch-amerikanische Weltverschwörung" ist nicht mehr ausschließlich
eine die imperialistische Konkurenz begleitende Folklore, wie ich sie nebenher einmal
nannte, nicht mehr nur ein Name für ein quasireligiöses Weltbild, das von einer
Minderheit Unterworfener wie Herrschender gehegt und gepflegt wird. Es ist, wenn
auch etwas anders, als die Allegorien erzählen wollen, eine Wirk-Lichkeit, ein Factum.
Ich weiß, mit dieser Aussage schließe ich mich aus allen intellektuellen Diskursen aus,
entsprechend lange zögerte ich, sie hinzuschreiben. Doch der Stand der Formierung,
den die demokratischen Öffentlichkeit im Verlauf der Operation Odyssey Dawn, die
doch kaum aus Jux und Dollerei diesen Namen erhielt, nach meiner Wahrnehmung
erreichte, ist die Zurückhaltung zweckfrei.
Ariel Scharon hat sein zionistischen Glaubensbekenntnis oftmals paraphrasiert. Der
Aussagekern lautete stets: Der letzte Mensch, der auf diesem Globus seinem Gott
gegenübersteht, soll und wird ein Jude sein.
Anhand des gestrigen Eintrags sind die Umrisse der militärpolitischen Strategie
auszumachen, die Amos Gilad verfolgt, diese religiöse Vision Wirklichkeit werden zu
lassen.
Komplementär dazu gibt es ein amerikanisches Glaubensbekenntnis, das Oberst Ralph
Peters 1997 prägnant vorstellte. So prägnant, daß kenntlich wird, daß es einen Kern
der US-Politik nach innen wie außen darstellt.
Daß dieser Kern tatsächlich ihr gravitives Zentrum ist und not-wendig sein muß, ergibt
sich freilich erst aus einer Imperialismuskritik, die ich schuldig geblieben bin.
An dieser Stelle tut dieser Mangel nichts, denn ich rede auf der Ebene der
Erscheinungen. Überaus tödlichen Erscheinungen.
Und auf dieser Ebene kann allemal jeder Leser, der Peters Text eingehend zur
Kenntnis nimmt, die Identität festhalten, die er mit folgendem hat:
1. Es zittern die morschen Knochen
Der Welt vor dem roten Krieg,
Wir haben den Schrecken gebrochen,
Für uns war's ein großer Sieg.
Refrain:
Wir werden weiter marschieren
Wenn alles in Scherben fällt,
Denn heute da hört uns (bla bla)
Und morgen die ganze Welt.
2. Und liegt vom Kampfe in Trümmern
Die ganze Welt zuhauf,
Das soll uns den Teufel kümmern,
Wir bauen sie wieder auf.
Refrain:
3. Und mögen die Alten auch schelten,
So laßt sie nur toben und schrei'n,
Und stemmen sich gegen uns Welten,
Wir werden doch Sieger sein.
Refrain:
4. Sie wollen das Lied nicht begreifen,
Sie denken an Knechtschaft und Krieg
Derweil unsre Äcker reifen,
Du Fahne der Freiheit, flieg!
Wir werden weiter marschieren,
Wenn alles in Scherben fällt;
Die Freiheit stand auf in (bla bla)
Und morgen gehört ihr die Welt.
------------Und das kann auch nicht anders sein. Denn dies Lied von Hans Baumann ist eine
Hymne an die Unsterblichkeit, mit welcher sich ein Christ belohnen kann, der "die
Botschaft" eines sterblichen Gottes wahr - nimmt: Der in seiner Trennung vom Leib
ausgeweidete, mit der Beförderung ins Jenseits ideeller Welten tot geschlagene Geist
lebe, lautet sie. Das monströse, ghulische Leben der Untoten unter der Herrschaft des
Privateigentums sei das wahre, eigent-liche Leben, sagt sie. Es sei hier, "in mir".
Der "Witz" an den Zionisten - ich meine die Handvoll Leut, welche die zionistische
Politik Israels bestimmen - ist, daß diese Juden den Antrag wirklicher wie
eingebildeter Feinde, Christen zu werden, und sei es am Tage des jüngsten Gerichts,
angenommen haben. Im globalstrategischen Kontext bestimmt diese "Häresie" sie zu
einem elitären Stoßtrupp der Armeen des amerikanischen "weißen Mannes".
---------------Ich muß mich für etwa 5 Wochen weitgehend vom Blog verabschieden, Schichtarbeit
verträgt sich nicht gut mit theoretischen Bemühungen. Auf Kommentare werde ich
eingehen, so gut ich kann.
TG
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2 Kommentare zu "Blognachricht und ein Wort zum
Begriff des heutigen Imperialismus und der NATO"
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TomGard Pro
2011-11-19 @ 09:49:13
Im letzten Absatz des Eintrags Anmerkung zum salafitischen Islamismus schrieb ich:
"Weil es auch für wenig trainierte Augen unterdessen offensichtlich geworden sein
mag, daß die Schwächung der arabischen / islamischen Gesellschaften, mit dem Ziel,
eine zivilgesellschaftliche Entwicklung in ihnen zu verhindern, eine zielbewußte
Strategie des Imperiums darstellt. Das Imperium tut das Seine, den islamischen
Extremismus auf einen regionalen Erfolgsweg zu setzen. Warum?
Ganz einfach: Das zählt zu den sozialen Grundlegungen einer Militarisierung des
Weltmarktes, welche dem Imperium auch nach der in Vorbereitung befindlichen
Abwicklung des globalen Finanzsystems den Zugriff auf Rohstoffe und
Arbeitsprodukt aus der Peripherie sichern soll. Es verfolgt dasselbe Ziel, wie die teils
schleichende, teils usurpatorische Installation faschistischer Kriegswirtschaften in den
NATO-Partnerländern. Die solcherart geschwächten bzw. verhinderten
Zivilgesellschaften werden nach dem Entfall der Weltgelder Dollar und Euro erst recht
am Tropf des Imperiums hängen."
In der NATO wird dies Ziel fast im Klartext formuliert, z.b. hier:
"Energy security in the Black Sea Region: National and regional approaches," was the
theme of the international meeting in the Bulgarian city of Plovdiv. The participants
discussed the role of NATO in energy security in Europe and, in particular, in the
Black Sea region.
The event was organized by the Centre for Black Sea Security Studies (Sofia) and the
Centre for National and International Studies (Baku) with financial support from the
NATO Department of Science.
n particular, they touched on the military and political security components and the
possible assistance of NATO in their provision.
"The ability of NATO"s involvement in energy security of Europe and the United
States in the region was announced by Senator Lugar in 2006," said the head of the
Center for National and International Studies, Leila Aliyeva.
Subsequently, the idea has been reflected and developed in several official documents,
including the last three NATO summits. The problem crystalised after the gas crisis
between Russia and Ukraine.
In view of the controversial idea of NATO involvement in energy security (France and
Germany do not support it), specific development proposals are delayed. The seminar
in Plovdiv is an attempt to study the specific possible role of NATO in energy security
and the definition of its scope. Thus, the participants discussed the understanding of
energy security producing countries, transit countries and consumers of oil and gas.
...
At the same time, a member of the NATO Defense College, Andrew Monaghan said
that, if variety is always a positive characteristic, diversification is not always
positive, as it is often directed against someone else, which leads to the
militarization of energy security.
In her presentation, Leila Aliyeva stressed Azerbaijan"s role in the regional and
international energy security, including the Black Sea region, Europe and the USA.
She discussed the relationship of energy security with the general security of
Azerbaijan and the Karabakh conflict.
Referring to the political implications of energy security, it was proposed to include
political risks, as well as the influence of oil revenues for democracy and social
processes in the producing countries."
Deutlicher kann man das Ziel, Europa, insbesondere Deutschland, von der Gefahr
russischer - zentralasiatischer Öl- und Gaslieferungen und ihren Implikationen für den
Handelsverkehr zu "befreien" nicht mehr formulieren, ohne offen zur Sabotage
aufzurufen, gelle?
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TomGard Pro
2011-11-22 @ 10:51:08
Da gerade die Atomwaffen Israels wieder im Gespräch sind ...
Jeder, der sich ein klein wenig militärtaktische Kenntnisse angeeignet hat, kann
wissen, daß für Israel die Schranke, jenseits derer die Schlachten eines regionalen
Krieges in eine Selbstvernichtung münden, selbst wenn sie gewonnen werden, schon
im Rahmen konventioneller Kriegführung liegen. Die atomare Bewaffnung ändert
nichts an diesem Zustand.
Sie änderte bis auf den Tag sehr viel an den "Kollateralschäden" solch eines Szenarios
für die anderen Aufsichtsmächte über die Ölquellen der Region.
Im selben Maße, wie diese Quellen an relativer Bedeutung verloren und weiter
verlieren - die saudischen Quellen z.b. versiegen zusehens - weitete Israel seine
atomare Drohung überregional aus: Unter anderem nach Europa, aber
selbstverständlich auch nach Zentralasien.
Die hauptsächlich unter dem Titel "Raketenschild" firmierenden Bemühungen der
NATO sind in der ersten Entwicklungsstufe gegen die israelische Atommacht
gerichtet, gegen niemanden sonst. Das erklärt zwanglos den bedingten Willen
russischer Führungen zur Kooperation auf diesem Feld.
Die Regionalmacht Frankreich hatte gewiß nicht eine solche Entwicklung im Sinn, als
sie mit Israel gegen die europäische Hegemonialmacht USA konspirierte, um dem
Zionistenstaat Atomwaffen zu verschaffen.
Ich vermute, man hat in Frankreich nicht einen Gedanken daran verschwendet, daß
man vielleicht gar nicht "die Juden", oder "Israel", ja nicht einmal "den Zionismus"
atomar bewaffnete, sondern eine zionistische Militäraristokratie in den Stand setzte,
den USA die Garantie ihres gesellschaftlichen Status atomar abzupressen.
Jeder israelische Staatsbürger weiß bestens, das Brot, das er täglich zu brechen hat,
verschafft ihm allein die strategische Allianz mit den USA, und die Militäraristokratie
hat alles, wirklich alles getan, damit das bis ans Ende aller Tage - zumindest aus Sicht
der israelischen Staatssouveränität - so bleiben MUSS.
Das schuf in Israel einen "Zusammenschluß von Volk und Staat", der reinblütig
faschistisch ist, aber tatsächlich die meisten folkloristischen Erscheinungsformen des
Faschismus fehlen läßt. Weil es eben in Wahrheit ein Zusammenschluß mit einer
Kriegeraristokratie und ökonomischen Mafia ist.
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Syrien - 18.11.11
von TomGard Pro @ 2011-11-18 – 21:28:57
Kleine Presseschau nebst einer Bemerkung:
"Wednesday's potential game-changing attack was undoubtedly part of a well-laid
plan to topple Assad laid by the coalition formed by Turkey, the Persian Gulf states
led by Saudi Arabia, Qatar and Jordan. debkafile's military and intelligence sources
report this would be the first concerted effort from inside the region to oust Iran's
closest ally.
From Wednesday, four threats are closing in on Assad:
1. The Arab League, under the leadership of Egypt's Supreme Military Council in
conjunction with Saudi Arabia, is planning to submit a motion to the UN Security
Council on the Syrian crisis that would open the door to outside military intervention
in the Syrian crisis. If the motion is defeated by Russia or China, the Arab League will
act on its own as the paramount Arab authority in the region.
The AL took the first step in this direction Tuesday, Oct. 15, with the announcement
of plans to create a force of 500 monitors for sending into Syria. The next step would
be a joint Arab force to safeguard the monitors.
2. The Security Council and/or the Arab League will expand economic sanctions
against Syria. Assad is already strapped for cash to sustain the military crackdown on
the spreading challenge to his rule..
3. Turkey is leading the way for a pan-Arab offensive by reiterating its threat to invade
Syria and establish a military buffer zone as a haven for Syrian rebels and refugees unless the massacre of civilians stops. The Syrian opposition would then have its first
territorial base inside the country under Turkish protection.
Until now, Saudi Arabia and Qatar, on behalf of the Gulf Cooperation Council, have
limited their intervention in Syria to weapons and funding. Now they have begun
paying Iran back for its subversive troublemaking in Bahrain, Yemen, Iraq and
Lebanon."
http://www.debka.com/article/21486/
BEIRUT: Hezbollah leader Sayyed Hasan Nasrallah warned the United States and
Israel Friday that any war on Iran or Syria will engulf the entire region, in a clear
signal that his party will join the fight against the Jewish state by opening the south
Lebanon front which has been dormant since the devastating 2006 conflict .
Read more: http://www.dailystar.com.lb/News/Politics/2011/Nov-12/153852hezbollah-warns-attacks-on-iran-syria-would-engulf-region.ashx#ixzz1e5gicNf3
(The Daily Star :: Lebanon News :: http://www.dailystar.com.lb)
(Eine platte Lüge. Von Israel war nicht die Rede - wie auch, die feindlichen Akteure,
die Debka halbwegs korrekt aufzählt, sind: Türkei, Jordanien und die Golfstaaten.
Ägypten wurde fälschlich nicht erwähnt. Soweit eine Drohung vorliegt, ist sie also an
diese Akteure und an die Schutzmacht USA gerichtet. Und natürlich an die
libanesische Armee, die in den von ihr kontrollierten Grenzregionen den Waffen- und
Geldschmuggel passieren läßt oder gar aktiv mitträgt. Dem interessierten
Mißverständnis, Israel sei gemeint, hatte Nasrallah mit der absurden, aber
diplomatisch deutlichen Wendung den Boden entzogen, er "erwarte keinen
israelischen Angriff im Libanon in naher Zukunft". Deutlicher kann er nicht werden,
denn - so viel stimmt wieder an der zionistischen Interpretation - Nasrallah kann sich
nicht gegen Leute aus den eigenen Reihen stellen, die den Krieg in Syrien auf eigene
Rechnung zum Anlaß nehmen wollen, eine Front gegen Israel aufzumachen - das
würde seine Autorität untergraben.)
“Hizbullah has canceled leaves and is preparing for war, according to the Kuwaiti
newspaper As-Seyassah.
‘Hizbullah cancelled the vacations of all its militants, summoned thousands of its
members and gave orders to its prominent officials to remain unseen in case a war
broke out,’ the daily said.
It added that the terrorist army and political party put its combat units, including
missile units, on extreme alert. The newspaper also reported that the IDF is aware of
Hizbullah’s preparations and has increased reconnaissance flights over southern
Lebanon.
Hizbullah’s general mobilization also includes orders for senior officials to find a
place to hide in the event that war breaks out.
Although similar alerts occur often, sources told that the new preparations follow a
televised speech, via a video link, by Hizbullah leader Hassan Nasrallah on Friday. He
warned that a war against Iran and Syria would spread to the entire Middle East, but
he added that an Israeli attack on Lebanon is unlikely in the near future.” Read more.
Hezbollah warns of regional war if Iran, Syria attacked – “Hezbollah SecretaryGeneral Hassan Nasrallah on Friday warned Israel and the US that a war against Iran
and Syria would lead to an all-out regional conflict. ‘They should understand that a
war on Iran and Syria will not remain in Iran and Syrian territory, but it will engulf the
whole region and there is no escaping this reality,’ Nasrallah said during a televised
speech honoring ‘Martyrs’ Day.’” Read more.
Flashback: Nasrallah: Next War with Israel Will Start in Tel Aviv, Says Hezbollah
Has ‘Many Surprises’ That Will Change the Face of the Region in a Future War –
“The next war with Israel will start in Tel Aviv, not on the northern border, Hezbollah
chief Hassan Nasrallah warned on Friday, the Lebanese Al-Akhbar newspaper
reported. ‘If Israel decided to wage a war against Lebanon, we will not only break the
Israeli soldiers’ bones, we will smash them,’ Nasrallah was quoted as saying during a
meeting with Hezbollah members. ‘The war would be waged without any red lines,
and [Hezbollah] would in return commit to the new equations,’ Nasrallah said.
‘[Hezbollah] has many surprises that will change the face of the region,’ he added.”
Read more.
Flashback: Hezbollah may be receiving weapons of mass destruction from Syria –
“French newspaper Le Figaro reported on Saturday that Israel has asked Western
countries to stop their diplomatic campaign against the Syrian regime for fear that the
weapons of mass destruction of the Syrian regime will fall in the hands of Hezbollah
and Hamas. The newspaper said the chief of military intelligence in the Israeli army,
Major-General Aviv Kochavi has relayed the Israeli position during his visit to the
United Nations headquarters in New York a few weeks ago. According to a French
diplomat Kochavi warned that the Syrian arsenal of weapons will be directed at Israel
if the regime of Bashar al-Assad falls.” Read more.
http://midnightwatcher.wordpress.com/2011/11/15/kuwaiti-newspaper-hizbullahcancels-vacations-for-all-militants-summons-thousands-of-members-preps-for-warwith-israel/
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1 Kommentar zu "Syrien - 18.11.11"
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TomGard Pro
2011-12-01 @ 16:22:09
Zu einer möglichen "libanesischen Karte" Israels in der Vorbereitung des
Syrienkrieges schrieb Sami Moubayed, a university professor, historian and editor-inchief of Forward Magazine in Syria am 2.12. in der AT, anläßlich vierer von
libanesischem Territorium abgefeuerter Grad-Raketen einige Tage zuvor, die eine
sofortige Antwort der israelischen Luftwaffe erfuhren. Das taktische Repertoire der
Hezbollah hätte bisdato nie Anschläge enthalten, die man verleugnet habe, schreibt er,
und weiter:
( http://www.atimes.com/atimes/Middle_East/ML02Ak02.html )
"During his numerous appearances in recent months, Hezbollah chief Hasan Nasrallah
has warned that Israel might try to provoke Hezbollah into another confrontation.
Many in the Arab world argue the exact opposite, claiming that Hezbollah wants to
spark off a regional war to divert the world's attention from Syria. A regional war,
they believe, would occupy the entire Middle East, putting a strong break on the Arab
Spring.
But, if Nasrallah's group did not fire the rockets, then who else did? Hezbollah might
be the most powerful player in South Lebanon but is it slowly becoming not the only
player? The group that officially claimed responsibility was the Abdullah Azzam
Brigade, a controversial militia, affiliiated with al-Qaeda, that emerged in 2003 after
the US invasion of Iraq.
The brigade's first operation was on Egypt's Red Sea resort of Taba in 2004. In April
2010, a splinter group emerged from it, called the Marwan Hadid division. They
claimed responsibility for firing a Grad missile at the Israeli port city of Asqalan. In
July 2010, the group boasted of an attack on the Japanese oil tanker in the Straits of
Hormuz. Hardliners within the radical jihadist community give little attention to the
group, claiming that it has little influence on the ground and takes credit for operations
it has not carried out.
Others argue that the Azzam Brigade is nothing but "a name of convenience" used by
al-Qaeda cells in different parts of the world, more so than an actual organization.
Abdullah Azzam, after all, was a highly influential Sunni Muslim Palestinian scholar
who helped train Afghan jihadists against the Soviet invasion of 1989. His name
inspires young jihadists of today, just as it did with his protege, Osama bin Laden, in
the 1970s, when he convinced him to leave his contracting career in Saudi Arabia for a
life dedicated to jihad in Afghanistan.
Three possible scenarios
We don't know for sure if the Abdullah Azzam Brigade was behind the attack, and
whether it will be launching similar raids in the near future. Some on the Arab street
have written off the Azzam Brigade story completely, claiming that Israel fabricated
the entire scene in order to justify an upcoming attack against Hezbollah. They feel
that Israeli Prime Minister Benjamin Netanyahu has been waiting for a moment in
time when he can strike back to right the wrongs done to Israel's psyche and reputation
after the 2006 war in Lebanon, where for the first time since 1948, "it did not win a
war with the Arabs".
Seemingly laying the ground to pointing the finger at Hezbollah, Israeli Home Front
Defense Minister Matan Vilnai said, "The Lebanese government is responsible for
everything that happens in Lebanon and everything that exits from its border."
That argument, however, is hard to believe since the IDF would not, especially in
chaotic times like these, risk a confrontation with the Lebanese. It is way more
preoccupied with monitoring the borders with Syria and Egypt, which have been quiet
since 1973, fearing that chaos in both countries might eventually reach the border with
Israel."
(Das ist Quatsch! Die ägyptischen und saudischen Fraktionen der Muslimbrüder, die rein abstrakt - in Frage kämen, Israel zu beunruhigen, sind seit Beginn des Jahres in
US-Auftrag unterwegs, in Saudi-Arabien u.a. deutlich im Rahmen der Bekämpfung
von Unruhen in der shiitischen Bevölkerung, wie im Falle Bahreins. Sie würden ihre
"Lizenz zum Mitregieren" in Kairo gewiß nicht mit Aktionen gegen Israel verspielen,
die über symbolische Akte - wie der Angriff auf die israelische Botschaft in Ägypten,
oder auch Angriffe auf die ägyptisch Pipeline nach Israel - hinaus ginge.
Im Übrigen wären die Zionisten zur "Vorwärtsverteidigung" auch dann verdammt,
wenn sie sie nicht herzlich liebten ...
"Some observers argue that Iran plotted the attack, through other proxies in South
Lebanon, to remind the world of how chaotic the region would look like "if the Arab
Spring continues, or if Syria and Hezbollah no longer control South Lebanon".
A third argument is that certain Gulf countries with strong influence in South Lebanon
were behind it, completely over passing Hezbollah, to make it look as if Hezbollah
were behind it and to provoke Israel into striking the Islamic group.
Two years ago, the Arab Islamic Resistance emerged, an outfit believed to have links
to Gulf countries. It was founded by Sayyed Mohammad Husseini, a Shi'ite who
boasts of being an Arab (ostensibly opposed to Hezbollah's Iranian connections)
committed to fighting Israel "with an Arab agenda", rather than a Persian one. The
new organization, which marketed itself as an alternative toHezbollah, claims to have
3,000 fighters. The organization's launch was first announced on the Saudi channel alArabiya and Sayyed Husseini claimed to have received 1,500 membership
applications "from the Arab Gulf".
He even founded a TV channel to challenge Hezbollah's official al-Manar, called alOurouba (Arabism), appealing to Arab Shi'ites who do not take their cue from Iran.
Strangely, Arab media showed some interest in the border incident then quickly
returned to covering developments in Syria and elections in Egypt, underlining how
tense the situtation in the Middle East is. Normally news like this would have grip the
Arab World at large. Today, it is brushed underneath the rug, because no harm was
done and nobody was killed on either side of the border. Somebody, however, must
have fired those missiles."
o
o
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 Wertform - A) einfache Wertform
von TomGard Pro @ 2011-11-23 – 11:55:35
Die Abstraktion der 'Wertsubstanz' nahm eine Trennung auf, die im Tauschwertverhältnis an
den Waren erschien, aber wir kennen keine Form, in der sie getrennt existiert. Die Reflexion
der beiden Momente der Ware in die warenproduzierende Arbeit ergab, daß der private
Charakter der gesellschaftlichen Arbeiten Grund der Trennung ist und daß ihre Vermittlung
daher außerhalb der Sphäre der Arbeitsprozesse fallen muß.
Dies Ergebnis reflektiert Marx nun in das Warenverhältnis. Sein Übergang zur Wertform
lautet:
"...(da) ihre Wertgegenständlichkeit also rein gesellschaftlich ist, so versteht sich auch von
selbst, daß sie nur im gesellschaftlichen Verhältnis von Ware zu Ware erscheinen kann." (S.
62)
Das ist wiederum theoretische Konsequenz, nicht Hinwendung zur "Empirie"! Der Ausdruck
x Ware A = y Ware B
oder:
x Ware A ist y Ware B wert.
steht nicht länger für die Proportion von Gebrauchswerten, die am Anfang stand, er ist
Wertausdruck.
Doch das ist noch nicht der Wertausdruck, den wir aus der Erfahrung kennen. Man sieht es
daran, daß der Warenwert, dessen Objektivität wir schon kennen, noch ebenso willkürlich
gesetzt erscheint, wie die Tauschwertproportion. Es geht Marx nach wie vor darum, zu
zeigen, daß und wie der Wert den Austausch setzt, und nicht darum, den Wertbegriff an
bekannten Phänomenen des Austausches zu "überprüfen".
Marx wußte, der Abschnitt werde den Lesern überwiegend deshalb
Verständnisschwierigkeiten bereiten, weil unter der Vorherrschaft der Warenproduktion jede
Auskunft darüber, was der Wert sei, den Hunger nach Auskunft über die Bestimmung bzw.
das Zustandekommen von Wertgrößen füttert.
Um herauszufinden, wie der einfache Wertausdruck einer Ware im Wertverhältnis zweier
Waren steckt, muß man letzteres zunächst ganz unabhängig von seiner quantitativen Seite
betrachten. Man verfährt meist grade umgekehrt und sieht im Wertverhältnis nur die
Proportion, worin bestimmte Quanta zweier Warensorten einander gleichgelten. (S. 64)
Das ist der Blickwinkel, unter dem die Pole des obigen Ausdrucks, die Marx relative
Wertform (A) und Äquivalentform (B) nennt, nicht als Umsetzung der widersprüchlichen
Momente der warenproduzierenden Arbeit in die Darstellung des Wertverhältnisses, sondern
schon als abstrakte Beschreibung des Austauschverhältnisses erscheinen müssen, wie er im
Erwerb einer Ware stattfindet.
Analytisch haut das jedoch "nicht hin", was einfach daran zu sehen ist, daß in der
Warenzirkulation, die sich aus einfachen Kauf- und Verkaufsakten zusammen setzt, die Pole
ineinander über gehen, indem sie beidseitig gelten.
Deshalb will ich in meiner Darstellung Marx Argumentation auf dies Problem hin
akzentuieren, setze aber eine genaue Lektüre des Textes voraus.
Der Rock kann (der Leinwand) gegenüber jedoch nicht Wert darstellen, ohne daß für sie
gleichzeitig der Wert die Form eines Rockes annimmt. So kann sich das Individuum A nicht
zum Individuum B als einer Majestät verhalten, ohne daß für A die Majestät zugleich die
Leibesgestalt von B annimmt und daher Gesichtszüge, Haare und manches andre noch mit
dem jedesmaligen Landesvater wechselt. (S. 66)
Weil Gebrauchswert und Wert in ihrem Gegensatz an jeder einzelnen Ware zusammen
gehören, ist das Verhältnis nach beiden Seiten des Wertverhältnisses komplementär. Die
Majestät existiert nur in der Unterwürfigkeit der Untertanen, wie das Gleichnis von des
Kaisers neuen Kleidern erzählt. Hier: Der Rock drückt nur Wert aus im (materialen)Umfang
der Leinwand, deren Wertausdruck er ist. Man mag die Proportion ausdehnen oder verkürzen,
schließlich auch nach allen Richtungen verändern, ein Wert der Leinwand kommt dabei nicht
heraus, allenfalls inkarniert die Leinwand in der "Fadenscheinigkeit" der Röcke. Der
Vergleich
Ihr Wertsein erscheint in ihrer Gleichheit mit dem Rock wie die Schafsnatur des Christen in
seiner Gleichheit mit dem Lamm Gottes. (S. 66)
ist, ebenso wie der Vergleich zur Majestät, kein Ornament, er ist ernst zu nehmen.
Man muß diese Schafsnatur kennen lernen, um zu wissen, was sie ist. Im Lamm Gottes ist sie
nur vorgestellt, und einen analog ideellen Charakter hat auch der Wertausdruck. Er zählt zur
Semantik der Ware, wie der schafsköpfige Vergleich zur Semantik des Christentums zählt.
Für sich sind Rock wie Leinwand - beispielsweise - je eigenartig geformtes Leinen. Aber auf
die Form kommt es gerade an, sie ist die Materialität ihres Gebrauchswertes. Demgegenüber
ist die atomare Zusammensetzung und chemische Struktur nur äußere Substanzialität, die in
den technischen Wissenschaften "Substrat" heißen. Das ist das Trägermaterial der
Eigenschaften, die man mittels Bearbeitung zweckmäßiger Verwendung zuführt. Geht es z.b.
um einen Vergleich verschiedener Materialien abseits der Prüfung, inwieweit sie sich für
einen bestimmten Zweck eignen, würde man sprachlich sauber nicht von Eigenschaften,
sondern Eigenarten sprechen und damit immerhin äußerlich das Bewußtsein reflektieren, daß
technische Eigenschaften nur Gedankenform (und in diesem Sinne: "ideelle" Form) einer
Dinglichkeit des Bedarfes sind.
Analog zum formverändernden Arbeitsprozeß bringt auch der Wertschöpfungsprozeß in den
Köpfen eine ideelle Substanzialität hervor, die im Wertausdruck erscheint:
Es ist, als ob neben und außer Tigern, Löwen, Hasen und allen anderen wirklichen Tieren ...
auch noch das Tier existierte, die individuelle Inkarnation des ganzen Tierreichs.(Erste Aufl.
des KI, Marx-Engels Studienausgabe Bd.2, Frankf/M 1966, S. 234)
Dieses Tier gibt es nicht, oder vielmehr, es gibt es in der Weise, wie es "das Holz" in der
Vorstellung eines Tischlers gibt, der mit ihm arbeitet. Nämlich als Vielfalt der Eigenarten des
Materials, wie sie in Eigenarten der Darstellung des Holzes in der Gestalt eines Tisches,
einer Schiffsplanke, einer Täfelung, eines Bilderrahmens etc. zur Erscheinung zu bringen
sind. Dieser Erscheinung ist nicht selbst anzusehen, was sie darstellt. Man muß die
verschiedene Elastizität, Faserstruktur und -dichte etc.pp. der Hölzer kennen, um zu erkennen,
wie sie in der Auswahl des Materials und seiner Formung zur nützlichen und ästhetischen
Erscheinung gebracht sind.
Ebenso beim Wertausdruck des Rockes und bei der christlichen Allegorie.
Obwohl nun dem Ausdruck der Wert"natur" des Rockes wie der Schafs"natur" des
Gotteslammes für sich nicht zu entnehmen ist, was er ausdrückt, wird er in beiden Fällen
sachliche Gestalt des Ausgedrückten, wie die Schiffsplanke sachlicher Ausdruck der
zweckmäßig genutzten elastischen Formstabilität des Holzes.
Die geistreichste Theologie, die kunstreichste Metaphorik, die höchsten Werte des
Christentums stellen ausschließlich eines dar: die Schafsnatur der Christen, wie sie gehen und
stehen. Das Christentum gibt dieser Schafsnatur eine kulturelle Wirklichkeit, die ihr
praktisches Dasein aufnimmt.
Mit dem Wertausdruck verhält es sich ganz ähnlich, er ist eine "Realabstraktion", ein
Kristallisationspunkt einer Vielfalt von Verhältnissen und Zuständen, die er vermittelt und
denen er in dieser Vermittlung einen gemeinsamen Gehalt gibt.
Der Übergang zur entfalteten Wertform ist daher ebenfalls ein logischer, kein formeller
Schritt.
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 Gebrauchswert - Reichtumsmythen
von TomGard Pro @ 2011-11-20 – 19:30:21
Editorische Anmerkung:
Das ist der älteste Teil meiner Notizen und Entwürfe, heute würde ich vielleicht viel
allgemeiner ansetzen, indem ich vorstelle, wie die Entgegenständlichung der Bedürfnisse, die
dem Privateigentum eigentümlich ist, also dem juristischen Besitz, von welchem sich
gesellschaftliche Eigentümer wechselseitig ausschließen, um vermittels des Auschlusses die
gesellschaftliche Kooperation möglichst zu ihren Gunsten zu erzwingen, wie diese
Entgegenständlichung zugleich eine Entsubjektivierung der Bedürfnisse leistet, indem die
Bedürftigkeit an eine äußerliche Dinglichkeit geheftet wird. Dem jungen Marx galt diese
"Verdinglichung", der humanistischen Tradition folgend, als "Entmenschlichung".
Kulturkritisch wird sie oft als "Entseelung" verstanden. Solche negativen "Bestimmungen",
nämlich Abweichungen von irgendwelchen abstrakt oder auch ästhetisch konkret
vorgestellten Idealen, sind theologischer Unfug. Doch wie jeder Unfug haben sie auch ihre
Wahrheit, eine positive Bestimmung, und die liegt, ganz allgemein gesprochen, darin, daß
Bedürfnisbefriedigung abseits existentieller Not zu einem psychischen Konstrukt auf der
Ebene von Zeichen wird, von Symbolen und Fetischen.
Solche Symbole und Fetische haben eine dem Privateigentum vorangehende Geschichte,
indem sie außerhalb des unmittelbarsten gesellschaftlichen Verkehrs der Individuen, der
Kopulation, den Genuß des gesellschaftlichen Lebens kultisch vermitteln. Doch eben deshalb
gehören
diese Kulte integral dem jeweiligen Gesellschaftskörper an, sodaß alle individuellen Bezüge
zu ihnen keine Trennungen setzten. Priesterkulte und -herrschaften sind folgerichtig die
archaischsten Formen der Herrschaft.
Heute, um diese Vorbemerkung rasch kurz zu schließen, ist im Grundsatz jedes Individuum
sein eigener - Schweinepriester. Herr und Knecht in einem.
Egal, meine alte Herangehensweise hat wahrscheinlich einiges für sich.
Gebrauchswerte der Waren
Mißverständnisse des Ausgangspunktes
Die klassische Ökonomie hatte die Bedürfnisse noch nicht zu einer zentralen Kategorie in
ihren Lehren gemacht. Deshalb vermutlich macht Marx macht im "Kapital" (anders, als in den
Grundrissen) von ihrer Rolle wenig Aufhebens:
Die Ware ist zunächst ein äußerer Gegenstand, ein Ding, das durch seine Eigenschaften
menschliche Bedürfnisse irgendeiner Art befriedigt.
Der Modus der Aussage ist zu beachten: Marx sagt nicht "befriedigen kann", sondern
"befriedigt". Das macht sehr wohl einen Unterschied.
Der Leser ist es gewohnt, den Wert, den eine Ware für ihn hat, mit ihrer Dinglichkeit in Eins
zu setzen, weil er über seine Käufe entscheidet, indem er Waren vergleicht, die ihm nicht
gehören. Deshalb hält sich hier mancher Leser an die "Äußerlichkeit" der Ware, folglich an
die Möglichkeit der Befriedigung eines Bedürfnisses und versteht bzw. problematisiert auch
die folgenden Bestimmungen in diesem Sinne.
Die Natur dieser Bedürfnisse, ob sie z.B. dem Magen oder der Phantasie entspringen, ändert
nichts an der Sache.
Marx redet von erfüllten Bedürfnissen, nicht von einer theoretischen Größe. Er bleibt auf dem
Felde der Ökonomie, wechselt nicht ins Reich der Philosophie, er spricht von dem
vorfindlichen praktischen Verhältnis von Gegenständen und Personen, nicht von einem
allgemeinen bzw. abstrakten Verhältnis von "Natur und Gesellschaft". Dies ist der nächste
Gegensatz zu bürgerlichen ökonomischen Lehren.
Erster polemischer Exkurs zu Mythologien des Reichtumsbegriffes
"Mangelbehebung"
Marx wird im ersten Satz von "Reichtum" in Anspielung auf Adam Smith' Hauptwerk - 'The
Wealth of Nations' - gesprochen haben. Das Bedürfnis der Theoretiker der alten
Nationalökonomie nach ideologischer Legitimation ihrer Begriffe war noch wenig
ausgebildet. Sowas gehörte ins Reich der Religion oder Staats- und Rechtsphilosophie,
während die Ökonomen sich schamlos auf das ständische Interesse eines Herrschaftspersonals
bezogen, das im Auftrag des bürgerlichen Zusammenschlusses der herrschenden Stände in der
englischen Monarchie zu einem mächtigen Kolonialstaat bestrebt war, die Mehrung
staatlicher Zugriffsmacht auf ökonomische und militärische Machtmittel möglichst ohne
Schaden für die Auftraggeber zu erfüllen.
Heutzutage hingegen mag kaum ein Lehrbuch oder Grundkurs darauf verzichten, das
Wirtschaften existentiell, im Rahmen eines bürgerlichen Menschenbildes zu legitimieren.
Dafür kommt zumeist die biblische Vorstellung eines ewigen Mangels, den das Strafgericht
Gottes über die Menschen verhängt habe, gerade recht: Zweck und Notwendigkeit des
Wirtschaftens soll abstrakt-allgemein in der Bewältigung von Mangelzuständen liegen.
Eine ökonomische Untersuchung befaßt sich mit dem Lebensprozeß von Menschen, ob er
denen nun armselig vorkommt, oder nicht. Dieser Lebensprozeß hat zwei Seiten. Erstens ist er
Naturprozeß, "Stoffwechsel mit der Natur", der in erster Linie biologische Reproduktion,
Vermehrung nebst ihren Voraussetzungen ist.
Zweitens ist er über's Kopulieren hinaus ein Zusammenwirken der Menschen, die diesen
Stoffwechsel bewältigen, und dieses Zusammenwirken ist nicht weniger Naturprozess, es tritt
allerdings gegenüber dem Reproduktionsprozess anderer Tiergattungen etwas hinzu.
Ein Reichtum, der Menschen instand setzt, ihr Gattungsleben zu reproduzieren, ist der
ökonomischen Untersuchung also vorausgesetzt und nicht das Problem, um das es in ihr geht.
Die Sentenz vom existentiellen Mangel, was immer man sonst von ihr halten mag, ist in der
Ökonomie ein Unfug.
Ginge es in der Ökonomie um die geschichtlichen Techniken der Reproduktion, dann wäre sie
eine Lehre von und über Produktionstechnologien. Doch schon aufgrund der
geschlechtlichen Natur der Menschen ist jede produktive Tätigkeit Bestandteil und Mittel
eines gesellschaftlichen Zusammenhangs, der mehr umfaßt, als ein technisches (und
kommunikatives) Zusammenwirken von Individuen. Die gesellschaftliche Form des
Produzierens ist daher der eigent-liche Gegenstand der Ökonomie. Die gesellschaftliche und
technische Seite der Lebensprozesse gehören zusammen, ob ich es mit homo erectus,
römischen Bürgern, feudalen Gottesknechten oder bürgerlichen Individuen zu tun habe.
Folglich ist der Reichtum einerseits für jeden gesellschaftlichen Zustand spezifisch, dann für
die gesonderte Stellung der Individuen in ihr und schließlich auch für jede Generation. Was
zu irgendeiner Zeit vom Standpunkt individueller Bedürfnisse als Reichtum oder Armut, als
Mangel oder Sättigung beurteilt wird, ist nicht Gegenstand der ökonomischen Untersuchung,
die sich vielmehr mit den Voraussetzungen solcher Urteile befaßt.
Freilich beseitigt ökonomische Tätigkeit Mangelzustände. Doch die existenzielle
Bedürftigkeit, die Mensch und Tier gemeinsam ist, kann sie nicht befriedigen. Sie beseitigt
nicht die Selbständigkeit jedes Organismus gegen außerleibliche Bestandteile seines
Lebensprozesses, sondern gibt ihr Form. Nicht der Hunger wird gesättigt, sondern jeweils
ein Hunger. Bedürftigkeit ist alles andere, als ein ewiger Mangelzustand - oder, anders herum,
der Mangelzustand wäre im selben Sinne ewiger Reichtum, beständige Sättigung. Die
biblische Allegorie ist da klüger, denn der Glaube an ein Paradies, aus dem sie den Menschen
vertrieben sah, enthält die Wahrheit, daß etwas da gewesen sein muß, wenn ein Mangel
empfunden wird. Habe ich Durst oder Hunger, war ich zuvor gesättigt. Will ich schnellstens
von A nach B gelangen, bin entweder ich selbst, oder jemand, der Kunde brachte, von B nach
A gekommen. Die Rede vom ewigen Mangel ist kindisch, sie verwechselt die Vorstellung von
Bedürfnisbefriedigung mit deren Wirk-lich-keit.
Zweiter Exkurs: "Materialismus"
Aber diese Nützlichkeit schwebt nicht in der Luft. Durch die Eigenschaften des Warenkörpers
bedingt, existiert sie nicht ohne denselben.
Semantisch offenkundig spricht Marx mit seiner Formulierung Leser an, die nicht
"Materialisten" waren, sondern die geistigen Bestimmungen des Nutzens, die "Idee" der
Gebrauchsweisen für das hielten, was zählt.
Zahlreiche Freunde von Marx meinten hingegen, eine bekennender Materialist habe die
stoffliche Seite des Verhältnisses zwischen Ding und Mensch zur allein seelig machenden zu
erklären. In diesem Sinne wollten sie die Fußnote 3 verstehen, in der Marx gegen die
Vorstellung eines den Dingen stofflich innewohnenen Gebrauchswertes polemisierte, der
gleichsam aufzufinden wäre, und darauf bestand, daß die Nützlichkeit der Dinge durch die
Subjekte bestimmt werden, die sie zum Material ihrer Bedürfnisse machen. Dazu
buchstabierte Engels mit Marx Duldung vor, daß dieser Vorgang als "geschichtliche Tat"
"materialistisch" zu interpretieren sei. Bald wurde nicht mehr von "Entwicklung" - eine
(autonome) geistige Leistung - sondern von "Entdeckung" von Gebrauchsweisen des
Naturstoffes geredet. Philosophische Materialisten haben die "Stelle" notorisch in einen Beleg
ihres Credo vom "Primat" der Materie gegenüber dem Geist im Begriff der Praxis verwandeln
wollen und dazu eine "Dialektik" von Natur und Gesellschaft erfunden.
Eine Tat ist die Entwicklung von Gebrauchsweisen schon, aber was soll das Attribut
"geschichtlich" dazu aussagen? Gemeint ist wohl kaum, daß etwa die Art, wie ein
Zimmermann früherer Tage Axt und Beil zu handhaben wußte, für den modernen
Handwerker "Geschichte" ist! Noch weniger, daß z.b. Austernliebhaber hilflos vor den
lebenden Objekten ihrer Begierde hocken, wenn sie nicht in ihrer privaten "Geschichte"
gelernt haben, wie sie zu öffnen sind. Vorstellen soll sich der philosophische Materialist
vielmehr, daß die Entwicklung und Verbreitung von Gebrauchsweisen eine Art Eigenleben
habe, das in der Geschichte wirke. Ich werde später noch darauf eingehen, wozu diese
Idolatrie der Geschichte getaugt hat.
Das letzten Zitat ist dagegen sehr einfach zu verstehen. Marx weist seine Leser darauf hin,
daß Bedürfnisse im Nutzen von Gegenständen zur Geltung kommen und daher, obwohl
Bedürfnis wie Nutzen ganz und gar den Subjekten angehört, beides eine dingliche Natur hat,
weil, bitteschön, auch ein Mensch ein "Naturding" sei. Diese Erinnerung nebst dem gleich
folgenden Schluß daraus ist fast der ganze marxsche Materialismus, nämlich das, was in der
Analyse der kapitalistischen Gesellschaft von dieser Philosophie mit Fug übrig bleibt.
Die philosophischen Materialisten haben daraus etwas anderes gemacht. Nicht in der
dinglichen Natur der Bedürfnisse, sondern in einer abstrakt gegen sie festgehaltenen
Bedingtheit durch den Naturstoff wollten sie das Wesen des Verhältnisses von Bedürfnis und
Gegenstand ausgesprochen sehen. Sie hielten auf ihre Weise an der theologischen Trennung
von Geist und Materie fest, statt sie aufzuheben.
Daher noch einmal:
Ein Gegenstand eines Bedürfnisses ist dessen Gegenständlichkeit. Deshalb bestimmen nicht
Eigenarten der Gegenstände ihre Nützlichkeit. Eßbarkeit etwa ist keine Eigenart, die Nahrung
an sich hätte, sondern eine sprachliche Projektion der Eigenarten des Stoffwechsels eines
Menschen in seine Nahrung.
"(Die Menschen) geben dem Ding diesen Nützlichkeitscharakter als von ihm besessen,
obgleich es einem Schaf schwerlich als eine seiner nützlichen Eigenschaften vorkäme, daß es
.. eßbar ist." (MEW19, 363)
Das Bedürfnis bestimmt umgekehrt über die Gegenständlichkeit der Sachen, über
Eigenheiten, die sie entweder von Natur aus haben, oder die an ihnen herzustellen sind.
Folglich ist es der Akt des Ge- bzw. Verbrauchs, der die Sachen nützlich bzw. zu
Reichtum macht. Sie werden dadurch zum Inventar menschlicher Lebensprozesse. Oder:
Der Gebrauchswert verwirklicht sich nur im Gebrauch oder der Konsumtion.
Naturstoff wird im Gebrauch zur materiellen Form der geistigen Bestimmungen der
Nützlichkeit, also zum materiellen Dasein der Zwecke, die verfolgt werden, ein Bedürfnis
zu befriedigen. Dies ist die rationelle Antwort auf die falsche Frage, was Reichtum
"eigentlich" sei: der Inhalt dessen, was wir Reichtum nennen, liegt allein in den Bedürfnissen
selbst. Reichtum besteht in vergegenständlichten Bedürfnissen. Oder, vom Standpunkt der
bereits als vergegenständlicht unterstellten Bedürfnisse aus betrachtet:
Gebrauchswerte bilden den stofflichen Inhalt des Reichtums, welches immer seine
gesellschaftliche Form sei.
Schon daran, daß jene geistigen Bestimmungen - d.h. einfach die Zwecke und
Gebrauchsweisen - historisch wie aktual verschieden für die gleichen Gegenstände sein
können, sieht man, daß in der Einheit von geistiger und natürlicher Bestimmung der
Gebrauchswerte beide Momente zugleich auch selbständig sind. Ein Melkschemel, der sein
Lebtag als Hutablage dient, ist recht eigentlich eine Hutablage und kein Melkschemel. Die
Einheit und das Auseinanderfallen der natürlichen und geistigen Momente im Inventar
gesellschaftlichen Lebens ist der abstrakte Grund dafür, daß Tradierung sowohl ein
Kontinuum, wie eine Abfolge von Brüchen zu bilden scheint, soviel sei zur Rolle der
Geschichte in diesem Zusammenhang angemerkt.
Die im engeren Sinne subjektive Seite eines Gebrauchswerts, seine besondere Nützlichkeit für
das besondere Bedürfnis seines Konsumenten oder Anwenders, ist ökonomisch kein Thema.
Meine vielleicht haarspalterisch erscheinende Auseinanderlegung der dinglichen und
geistigen Momente des Gebrauchswertes, die für ein Individuum um so selbstverständlicher
zusammen gehören, als er, etwa als Bastler, mit ihrer Trennung auch spielt, ist aus einem
präzisen Grund notwendig, den ich hier vorweg nenne. Wir werden sehen, daß die
Warenproduktion die beiden Momente nicht nur auseinander reißt, sondern sie feindlich
gegeneinander stellt. Und daß ein Trumm, das wir unter dem Namen "Wert" kennen lernen
werden, in seiner Bewegung die auseinander gerissenen Momente des Produktionsprozesses
und daher ganz allgemein die Trennung von Bedarf und Bedarfsgegenstand wieder zusammen
führt. Das geschieht allerdings alles andere als bedingungs- und spurenlos. Daß es sich so
verhält, kennt jedermann als das verlogene Lob der Marktwirtschaft dafür, daß sie angeblich
fürchterlich unterschiedliche und schwer gegensätzliche Bedürfnisse der "Marktteilnehmer"
auf konkurrenzlos harmonische Weise vermittle und zusammen führe.
Zudem ist die wertbildende Eigenschaft des Arbeitsprozesses ohne die oben vorgeführte
Haarspalterei nicht zu begreifen.
Von der Käuferphilosophie bis zum Irresein
-----Anmerkung:
Aus meinem heutigen Verständnis heraus versäumte ich nicht, zum Auftakt des folgenden
Abschnittes darzustellen, welcher Stellenwert den sexuellen Verhältnissen bürgerlicher
Individuen in Reichtumsmythen zukommt, nämlich, um es platt zusammen zu fassen: Sie
spielen eine initiale Rolle. Bevor ein Kind es mit den Preis- und Lohnfetischen bürgerlicher
Konsumtion direkt zu tun bekommt, lernt es sie indirekt über den Umgang mit seinem
Gender, seinem sexuellen Reiz und seinen sexuellen Bedürfnissen kennen.
------Die Leser des "Kapital" sind genötigt und gewohnt, das Wort Reichtum als Oberbegriff für
Bedarfs- und Luxusgegenstände zu verstehen, die sie ausschließlich entweder als Waren oder
Nicht-Waren, nämlich Geschenke "Glücksgriffe", "Schnäppchen" etc. kennen.
Der Grund ist die Knappheit in ihren Geldbeuteln - ersatzweise die Moral des Geizes - die
ihnen vorschreibt, die Dinge zuerst ins Verhältnis zu ihrem Preis (im buchstäblichen oder
weiteren Sinne) zu setzen, bevor ihr Verhältnis zum Bedürfnis zur Geltung kommen darf. Ein
Käufer hat zu entscheiden, ob er sich den Erwerb einer Ware leisten kann und will.
Zwangsweise bestimmt er den Reichtum, den er erwerben kann und will, indem er Waren
über das berüchtigte Preis/Leistungsverhältnis vergleicht, was nichts anderes heißt, als daß er
über Art und Umfang des Verzichtes entscheidet, den sein Beutel (oder seine
gesellschaftliche Stellung etx.)ihm auferlegt.
Werden ihm also die Güter über ihren Preis entzogen und versauert, nimmt er der Logik des
Verzichtes folgend Zuflucht zum komplementären Gedanken, Reichtum bestimme sich über
die Bedürfnisse wesentlich subjektiv, nämlich vermittels eines abstrakten - d.h. von den
Gegenständen abgelösten - Begriffs des Nutzens bzw. der Bedürftigkeit.
Beide Gedanken sind fehlerhaft, wie im vorangegangenen Abschnitt gezeigt. Doch die
vorgestellte logische Dekonstruktion vermag nach meiner Erfahrung schon bei Jugendlichen
und jungen Erwachsenen Lesern des "Kapital" zunächst, d.h. bis zur Vorstellung des 2.
Kapitels, wenig gegen den gewohnheitsmäßigen Umgang mit den bürgerlichen Fetischen.
Eine beträchtliche Rolle spielt dabei, daß demjenigen, der "Reichtum" als einen
Sammelbegriff für einen Haufen Gebrauchswerte (also Waren oder Nicht-Waren!) versteht,
das Wörtchen „erscheint" im ersten Satz der Ableitung, unwiderstehlich die Erfahrung und
das Rechtsbewußtsein beruft, daß - praktisch genommen - der Zugang zur Warenwelt der im
Kapitalismus gültige gemachte Reichtum ist.
Und folglich das praktische Maß des verfügbaren Reichtums und seiner Verteilung halt - ein
Geld ist.
So erscheint der erste Satz des "Kapital" manchem ebenso plausibel wie falsch. Verwirrung
kommt auf, und die Frage, was denn nun Reichtum „in Wahrheit" sei. Eine falsche, weil eine
"Verdinglichung" und folgende Fetischisierung schon enthaltene Frage, wie ich im letzten
Abschnitt immerhin andeuten konnte, obwohl eine vollständige Erklärung anhand des
Marxschen Textes noch aufzuschieben ist. Mancher Leser nimmt ob dieser zunächst
unabänderlichen Unklarheit eine Fundamentalopposition zum Text ein - nicht selten kommt
es vor, daß er sich dieser Opposition gar nicht bewußt ist, sie ihm vielmehr als
"Verständnisschwierigkeit" erscheint.
Daher nehme ich generalisiert vorweg:
Marx wird zeigen warum Geld tatsächlich der einzig gültige Reichtum im Kapitalismus ist
und wie das zugehen kann, obwohl doch, wie jederman weiß, diese mehr oder minder
gewaltsam geschaffene Gültigkeit ein Schein ist - Geld kann man nicht essen, wie der
Volksmund trefflich sagt.
Der Leser hat die Doppeldeutigkeit des Ausdrucks "Erscheinung", mit der Marx anhebt,
stehen zu lassen und in der weiteren Lektüre festzuhalten.
Reichumsmythen B
"Irrationalität" der Bedürfnisse
Die Albernheit des Konzepts der "Mangelbehebung" (siehe Teil 1 des Abschnittes) bleibt
auch seinen Urhebern nicht ganz verborgen und rückt ihnen, zusammen mit der oben
skizzierten Käuferphilosophie, eine Psychologie der Bedürfnisse ins Blickfeld.
Die Empfindung eines Mangels erscheint allerdings subjektiv gegen die Beurteilung der
Tauglichkeit von Dingen und Umständen für die Deckung eines Bedarfes. Doch selbst das
Bedürfnis nach etwas Neuem, nie Dagewesenen, ein unbestimmtes Sehnen, ist vorgestellte
Wirklichkeit. Es kennt neben dem subjektiven Zustand, den es erstrebt, wirkliche Mittel, oder
eine seiner Erfahrung und seinem Wissen entlehnte Fiktion von Mitteln, ihn zu erreichen.
Praktisch weiß der bürgerliche Mensch sehr wohl zwischen herstellbarer und bloß
vorgestellter Bedürfnisbefriedigung zu unterscheiden. Niemand beklagt einen Mangel an
Aalen in bayrischen Bergbächen, schon eher beim Unterhachinger Fischhändler ...
Eine beträchtliche Zahl von Theoretikern aber dichtet den menschlichen Bedürfnissen eine
Maßlosigkeit an, die immerdar zu beschränken sei. Ihnen will die Verrücktheit ihres
Menschenbildes nicht auffallen - Maßlose, die sich immerzu bescheiden - die sie vielmehr
erleichtert (weil ein Schuldiger, nicht etwa ein Grund ihres Gedankenknotens gefunden ist)
auf die "böse" Natur abwälzen: menschliche Irrationalität.
Bedürfnisse sind an sich - d.h. wenn sie nicht mittels einer Vorstellung von ihnen verrückt
werden - weder maßlos noch bescheiden, weil sie sowohl ihren Zweck wie ihren Gegenstand
enthalten. In ihrem Zweck haben sie ihr Maß und die Tauglichkeit ihrer Gegenstände dafür
bleibt ihr Maßstab, auch wenn die Phantasie sie auszudehnen sucht. Bedürfnisse können, weil
sie die vorstehenden Urteile enthalten, irrig sein. Die Maßlosigkeit, die ihnen die Psychologie
zu- und die Urteilsfähigkeit folglich abspricht, unterwirft sie theoretisch einer Herrschaft, um
diese zu legitimieren.
Ein Bedürfnis, dem gewissermaßen eine Irrationalität gegenständlich eingebaut ist, kennen
wir allerdings alle: das Bedürfnis nach Geld. Der Stellvertreter aller käuflichen Genüsse fällt
notwendigerweise im Mangel auf. Hier liegt ein Übergang zu den elaborierteren
Verrücktheiten der Kulturkritik, die sich über die bürgerliche Gesellschaft spannt.
"Privater" und "gesellschaftlicher" Reichtum - vom Übergang zur Kulturkritik
Bei Intellektuellen sind kulturkritische Varianten der Reichtumsmythen besonders beliebt.
Das könnte etwa anfangen bei der Entdeckung des kindlichen Futterneides incl. der
"Aggressivität" als des Grundübels der (patriarchalischen) Kultur, fortschreiten zur Klage
über die Manipulierbarkeit der Massen und endete vielleicht damit, daß manch einer bei der
Betrachtung des alltäglichen Konkurrenz- , Herrschafts- und Unterwerfungsgebarens in der
bürgerlichen Gesellschaft nur immer den Affen wiederfinden will, oder in zeitgemäß heiligem
Aberglauben: das Gen.
Eine seltener gewordene Variante geht so:
Freunde von Marx waren und sind von einer sogenannten "gesellschaftlichen Natur" des
Menscher schwer begeistert. Diese weitläufige Abstraktion läßt sich prima mit der Neidkultur
und Konkurrenzmoral versöhnen und spricht dabei mächtig gegen eine "Herrschaft der
Wenigen über die Massen", die darüber zum Verstoß gegen die guten Sitten mutiert.
Der berüchtigte "Widerspruch zwischen gesellschaftlicher Produktion und privater
Aneignung" zielte beim Urheber dieses Spruches ursprünglich auf einen halb
geschichtsphilosophischen halb krisentheoretischen Befund, der diskutabel ist.
Doch in zahlreichen Debatten innerhalb, vor allem aber außerhalb "marxistisch" gesinnter
Kreise blieb von diesem Befund nur der Verstoß gegen eine zum Ideal verklärte
"Gesellschaftlichkeit" der Produktion. Ein Nebenwitz dieser Variante ist, daß sie auf etwas
verweist, was den meisten Kulturkritiken zur Illustration dient:
Private Formen gesellschaftlichen Reichtums gibt es allerdings und diese wucherten fröhlich
auch in den sozialistischen Gesellschaften, wenn auch sehr sichtbar anders, als bei den
kapitalistischen Nachbarn.
Wenn jemand seinen privaten Reichtum, incl. seiner Stellung im gesellschaftlichen Leben,
einer gesellschaftlichen Funktion verdankt, ihn aber privatim verdienen soll und will, dann
erscheint ihm eben auch das Verhältnis zwischen privatem und gesellschaftlichem Reichtum
als Auszeichnung. Privater Reichtum ist Bestandteil des gesellschaftlichen, obwohl er für
sich etwas anderes ist. Sein Maßstab ist das individuelle Bedürfnis, für dessen Sättigung die
gesellschaftliche Verteilung unerheblich ist.
Wird aber ein Vergleich der Bedürfnisbefriedigung gezogen, verdoppelt diese geistige
Operation den spezifische bürgerlichen Reichtum in eine private und eine gesellschaftliche
Seite. Dabei erscheint die Funktion, die gesellschaftlicher Reichtum in privater Form hat, in
der Gestalt dieses Vergleiches, einfach weil die privaten Unterschiede im Zugang und
Kommando über gesellschaftlichen Reichtum eine Erscheinungsweise der funktionellen
Zusammenhänge ist.
Das Resultat einer unterschiedlichen gesellschaftlichen Stellung der Privaten in und zum
gesellschaftlichen Zusammenhang erscheint dann als diese Unterschiede selbst: Reiche und
Arme werden zu verschiedenen Rassen innerhalb der Gesellschaft mit diversen Untergruppen
und weiteren Differenzierungen. (Das ist einer der zwei Kerne des Rassismus in bürgerlichen
Gesellschaften, der andere steckt im erzwungenen Umgang mit der Konkurrenz)
Diesem bloß vorgestellten Reichtum - er läßt sich ja nur ideell genießen - wird Körperlichkeit
verliehen. Folglich wird eine Art gesellschaftliche Natur eines Wohlstandes zum Attribut
privaten Reichtums in Stilen, Moden, Status- und Machtsymbolen gemacht. So lange es
überlieferte Texte gibt, so lange gibt es auch die Klage der Freigeister über
Spießbürgerlichkeit, Standesdünkel, Putzsucht und Angeberei mit weltlichem Gut. Mit der
unter Menschen universell zu beobachtenden Methode des Sich-hervor-Tun-wollens - von der
zu behaupten, sie sei ein selbständiges Bedürfnis, allemal verwegen ist - hat das gerade so viel
zu tun, daß sie für die Erfüllung gesellschaftlicher Funktionen in Dienst genommen wird.
Nur dieser Funktion halber gibt sie Anlaß zur Klage - Gecken wurden und werden allzeit
entweder bewundert oder verlacht.
Fassen wir zusammen.
Marx mahnt die Käufer, daß ihre Bedürfnisse allein in der Gegenständlichkeit der Waren
selbst gegenständlich sind. Das ist eine bittere Pille! Es heißt umgekehrt, daß all die
Bedürfnisse, die ein bürgerlicher Mensch neben denen pflegt, die er befriedigt oder deren
Befriedigung unmittelbar in Aussicht steht - und die ihm Werbung und Kultur unentwegt
pflegen - gegenstandslos sind. Die Warenmasse steht der Mehrheit der Käufer als
Vergegenständlichung ihrer Armut entgegen. Und ihre individuellen Bedürfnisse kommen
schon als beschiedene auf die Welt, noch bevor sie sie selbst bescheiden.
Ich erlaube mir schon den Hinweis, daß die vorgebliche "Irrationalität" der Bedürfnisse
durchaus keine reine Fiktion ist. Sie ist in der Psychologie nicht "des" Menschen, aber
lebender Menschen eine manchmal unschädliche, manchmal katastrophale Realität.
Die systematische Trennung der Bedürfnisse von ihren Gegenständen, folglich ihrer
Gegenständlichkeit, hatte in geschichtlicher Zeit auch andere Verlaufsformen, als in der
Warenproduktion, aber das tut hier nichts zur Sache.
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 Archiv - "The Palace of Eternity", Bob Shaw
von TomGard Pro @ 2011-11-19 – 21:06:36
(Buchbesprechung v. 9/2007)
"Palace of Eternity", ein klassischer ("technisch-wissenschaftlicher") SF-Roman des
irischstämmigen Autors, erschien 1969 und wurde unter dem Titel "Die blendend weiße
Sonne" 1971 in Deutschland veröffentlicht.
Die Flut von SF, "Cyber-Punk" etc. mit Umfängen von 400-600 Seiten, die ich hier
besprochen fand, hat mich an dieses schmale Büchlein von damals standardmäßigen 180 S.
erinnert, das ohne Nebenhandlungen und Rückblenden erzählt ist und an dem mich weder
beim Erscheinen noch heute gestört hat, daß es in einer mittels überlichtschneller Raumfahrt
über einen großen stellaren Sektor verteilten Menschheit noch Taxifahrer gibt ...
Es herrscht ein stummer Krieg zwischen Menschen und "Syccoten", in dem keine Gefangenen
gemacht werden und den die Menschen zu verlieren drohen. Berichtet wird aus der Sicht
Mack Tavernors, einem jung demissionierten Oberst, der sich nach "Mnemosyne" zurück
zieht, ein Planet, der vorwiegend eine Künstlerkolonie ist und aus rätselhaften Gründen bis
dahin von Angriffen verschont blieb. Dies zieht nun auch das Oberkommando der Flotte nach
Mnemosyne. Es kommt zu Konflikten mit der Kolonie, einem Aufstand, in dem sich Tavernor
im Gefolge persönlicher Verwicklungen nahezu widerwillig auf Seiten einer aufständischen
Guerilla wiederfindet, die grausam aufgerieben wird. Er gerät in Gefangenschaft und
provoziert seine Erschießung, bevor er gezwungen wird, seine Kameraden zu verraten.
Und jetzt - nach etwa einem Drittel des Romans - beginnt die eigentliche Geschichte!
Das Thema in "Palace of Eternity" ist nämlich Panspermie (universelle Gemeinschaft des
Lebens) und eine auf genial simple Weise in "Wissenschaft" übersetzte Wiedergeburtslehre.
Zwanzig Jahre später kehrt der Geist Tavernors ausgerechnet in den Körper des Sohnes seiner
ehemaligen Geliebten und in das Haus seines ärgsten Feindes, der nunmehr sein Stiefvater ist,
zurück. Und er begegnet Bethia wieder, seinerzeit ein Kind von 6 Jahren, in das sich der
"geborene Handwerker" und zartfühlende Macho Mack auf eine ihm völlig unbegreifliche
Weise verliebt hatte. Es zeigt sich, daß Bethia und er auserwählt sind, auserwählt, den Krieg
gegen die Syccoten zu wenden - indem sie in einer kurzen, abenteuerlichen Odyssee den
Anstoß für die Beendigung des Krieges der Menschen gegen ihre eigene Natur geben.
Bevor Tavernor demissionierte, war er beteiligt, eine Sonne in eine Bombe zu verwandeln.
Sieben Jahre später, zum Auftakt des Romans, erwartet er auf Mnemosyne das Resultat.
"Tavernors Zähne bissen in das Mundstück der Pfeife, als mit der Plötzlichkeit einer
eingeschalteten Lampe das Haus, der Wald, die fernen Bergketten, der ganze Himmel in
blendend weißes Licht gebadet waren ...
Vergib uns, dachte er, bitte, vergib uns.
Der Wald lag einen Augenblick ungläubig still, gleichsam betäubt vom körperlosen
Hammerschlag der Nova, dann brach sein Widerspruch gegen diesen unnatürlichsten aller
Vorgänge hervor. Milliarden Flügel peitschten die Luft. Die vom verwandelten Himmel herab
stürzende Lichtflut wurde vorübergehend verdunkelt, als alle des Fliegens mächtige Wesen
sich in die Luft erhoben, eine Schwenkung vollführten und davonschossen, um irgendwo
Zuflucht zu suchen. Die Tatsache, daß sich alle über die Schwerkraft hinweg setzten, ließ es
Tavernor einen Augenblick lang erscheinen, er versinke - und dann erreichte ihn der Lärm.
Schreie, Pfiffe, Klagen, Brüllen, Schnalzen, Zischen, verbunden mit dem Schlagen von
Flügeln, Flirren trockener Blätter, Trippeln von Füßen, gefolgt von ...
Totenstille.
Tavernor hatte den Eindruck, der Wald selbst warte und beobachte."
"Palace of Eternity" ist altertümlich, auch Shaws auf anrührend keltische Weise katholischheidnische Frauenverehrung, die man auch bei seinem berühmten Namensvetter findet, ist es.
So gibt es für den Macho und das erwachsene, wissende Kind auch kein Happy-End, das
verrate ich einfach mal. Aber ...
"...die Zukunft erstreckte sich vor ihm bis in die Unendlichkeit. Eine Zukunft, die die
wildesten Träume der Menschheit übertreffen würde."
Was soll ich sagen. Ich habe geweint, als ich dies wieder las. Sicher, ich beweinte auch den
Sechzehnjährigen, der ich einmal war - wie könnte es anders sein?
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bob shaw
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mythisch
 Archiv - "... jetzt gewinnt den Frieden!"
von TomGard Pro @ 2011-11-19 – 21:02:46
Buchbesprechung zu Eberhand Panitz, Die unheilige Sophia (1974)
(Text 9/2007)
Neuauflage einer 1974 in der DDR erschienenen großen Novelle (ca. 200 S.). Eine
Annäherung an eine 25 Jahre nach Ende des WK II noch lebendige Legende. Die "rote
Sophia", eine fiktive Gestalt mit realen Vorbildern, ist eine 21jährige deutschstämmige
Partisanin aus der Ukraine, die 1945 von der Roten Armee als Bürgermeisterin eines kleinen
märkischen Dorfes eingesetzt wird, nachdem sich eingesessene Antifaschisten weigerten, den
"Job" zu übernehmen. Nach drei Jahren, in denen die junge Frau teils eigenwillig, teils
genötigt von der Passivität der Einwohner, weitgehend selbstherrlich Entscheidungen über
Enteignungen, Landverteilungen und Wiederaufbaumaßnahmen trifft und nach zahlreichen
privaten wie öffentlichen Verwicklungen, verschwindet sie spurlos.
Der Schauplatz:
"Sandberg", ein (fiktives) Dorf von knapp 1000 Seelen in der Mark Brandenburg, an einer
Anhöhe gebettet in Urstromsand und zwischen Kiefernwäldern, ehemals eine letzte Zuflucht
für wohlhabende Berliner, SS-Schergen und Nazi-Mitläufer auf der Flucht vor der Roten
Armee.
Die Zeit:
Der personale Erzähler nimmt die Fährte der Erzählungen und Legenden um die "rote Sophia"
zeitnah, also etwa 1972 auf. Im Kern bleibt die Erzählung auf dieser Zeitebene.
Der Autor:
Eberhard Panitz ist Jg. '32, proletarischer Herkunft und mehrfach ausgezeichneter
"Kulturschaffender" der DDR gewesen ohne sich je einen dissidentischen Passierschein in die
gesamtdeutsche Nationalkultur erworben zu haben. Auch nachträgliche Wiederrufungen oder
Ergebenheitsadressen sind mir von ihm nicht bekannt.
Also ein Roman für Nostalgiker und "Unverbesserliche"?
Ich will gut begründet andeuten, warum ich nicht dieser Meinung bin und dazu mute ich euch
einen elend langen Artikel mit einigen Exkursen zu.
Zum geschichtlichen Hintergrund
----------------------------------------------1) Die Schuld der Deutschen
Die "rote Sophia" herrscht nach Kriegsende bevollmächtigt vom örtlichen
Militärkommandanten und kontrolliert nur von einem schwächlich besetzten, nahezu
handlungsunfähigen Landratsamt unumschränkt in dem kleinen Dorf. Sie nutzt dies zunächst
zu einem Rundumschlag gegen das Eigentum und die gesellschaftliche Stellung aller, die ihr
als Parteigänger, Mitläufer oder Profiteure des faschistischen Krieges bekannt oder stark
verdächtig sind. Auf einer Gemeindeversammlung im zweiten Jahr ihrer "Regentschaft" droht
ihr der Unmut über ihr vergangenes Handeln und ihre hochfahrenden Pläne für die Zukunft
das Heft des Handelns aus der Hand zu winden. Textstelle:
"Dann eben anders, wenn ihr mich so nicht versteht!"
Sie ließ die Türen schließen, keiner durfte den Saal verlassen. Der alte Levke fragte: "Was
soll das? Willst du wieder Kriegsrecht einführen?"
"Friedensrecht!" antwortete sie und beauftragte ihn, zusammen mit dem Schlosser Triebel
dafür zu sorgen, daß niemand aus dem Fenster stieg....sie setzte sich, mitten im Saal, auf einen
Tisch, ohne auf Proteste und Zurufe zu reagieren. Als man sich etwas beruhigt hatte, erklärte
sie schwungvoll:
"Es gibt in Nürnberg einen Nürnberger Prozeß, jetzt machen wir einen Sandberger Prozess.
Los geht's."
Sie verschränkte die Arme, blickte in die Runde, von einem zum anderen, ihre wirren oder
trägen Lebensläufe kannte sie allesamt.
"Ihr beklagt euch, also zählt auf. Punkt für Punkt, möglichst bezeugt und bewiesen, was ihr
uns vorzuwerfen habt. (...) Ich werde euch dann aufzählen, was ich euch vorzuwerfen habe.
Ehe hier einer den Saal verläßt, wird klar gestellt sein, auf wen die Schandtaten kommen."
Noch einmal erhob sich Tumult. Stimmen schrien durcheinander, einige Männer eilten zur
Tür und verlangten, hinaus gelassen zu werden; sie hätten sich nie etwas zuschulden kommen
lassen, nie etwas mit Politik zu tun gehabt. "Ruhe", rief der alte Levke und brachte einen alten
Bauern zur Raison, der mit seinen Fäusten umher fuchtelte, tobte, schimpfte, aufschluchzte
und schließlich wie ein reuiger Sünder vor die rote Sophia trat und um Verzeihung bat.
"Weshalb?" fragte sie.
Der Alte neigte seinen schlohweißen Kopf und flüsterte:
"Mein Sohn war bei der SS. Er liegt in Rußland begraben."
Da war es atemlos still.
Die rote Sophia rutschte vom Tisch herunter, ihre verschlungenen Arme lösten sich, ein
Geldschein flatterte aus ihrer Hand.
"Fünf Mark Schmerzensgeld, falls ich hier mal jemandem weh getan habe."
Sie ging zur Tür, ließ sie öffnen, verschwand ohne sich umzusehen. Verdutzt blieben alle
sitzen, bis der alte Triebel hundert Mark zu dem Fünfmarkschein legte und erklärte: "Ich habe
auch Fehler gemacht. Größere."
Nun ging ein aufatmen durch den Saal, Geraune; ......
Insgesamt, mit den Schuldscheinen, war es eine Summe von siebeneinhalbtausend Mark, die
Levke zusammen rechnete, nachdem fast alle gezahlt und eilig den Saal verlassen hatten.
"Geiziges Pack", sagte die rote Sophia, die plötzlich wieder hinter ihm stand und nach dem
Geld griff.
"Ich hab gedacht, für ihr schlechtes Gewissen zahlen sie mindestens so viel, daß wir ein neues
Dorf bauen können."
Wem diese Textstelle schon genug ist, braucht nicht weiter zu lesen ;-)
Kollektivschuld! Ein grausiger Unfug - und nichts desto weniger eine heute unvorstellbar
gewaltige Last in den Seelen. Nichts Gutes ist daran! Sie taugte, wie alle Schuld, vor allem
zur Ent-schuldung - selten einmal zu tätiger Reue, aber auch tätige Reue verlängert
gewöhnlich die Schulden und Lasten in die Zukunft, das ist ein Gesetz der Sozialisation
moralischer Individuen.
Ein paar Worte zu den Quellen dieser Kollektivschuld.
"Was haben die Deutschen gewußt?" lautet eine bis in jüngste Vergangenheit kolportierte,
idiotische bis schweinische Frage. Sie haben gewußt, was sie wissen wollten!
Wie bis auf den heutigen Tag jedermann, der unter einer Herrschaft sein Leben einrichtet und
fristet! Der Sohn, den ein Vater den Herren und Mächten opfert, indem er ihn in den Krieg
ziehen läßt und zuläßt oder gar dazu ermutigt, daß er nach Kräften mit den Wölfen heult, ist
nur ein Beispiel, aber die Übertragung, die der Alte sich buchstäblich zu Schulden kommen
läßt (Sophia erscheint ihm plötzlich als Stellvertreterin der Generation seines Sohnes),
kennzeichnet sowohl die Methode, wie das echte Leid solch moralischen Empfindens.
Was die "Schuld" begründet, war und ist nicht, was die Menschen wußten oder nicht wußten,
sondern was ein jeder fühlen und wollen mußte, der Geisel dieses Krieges war. Geisel in der
Hand der Faschisten, wie der späteren Sieger, welche die Städte zu Gräberschluchten
bombten und deren Vergeltung Jahr für Jahr, Monat für Monat, Tag für Tag näher rückte. Die
einzige Flucht aus dieser Geiselhaft war und ist tätiger Widerstand, und zwar nach Kräften!
Nicht symbolische Akte, vorauseilende Entschuldung.
"Genießen wir den Krieg, der Frieden wird fürchterlich", hieß damals eine stehende
Redensart. Seit dem ersten Kriegswinter des Russlandfeldzuges hat unweigerlich eine
Mehrheit der Soldaten und eine Vielzahl ihrer Angehörigen gewußt, daß der Krieg verloren
war. Mit Eintritt der USA in den Krieg wußten es alle.
Viele Millionen Menschen haben seither mehr oder weniger ehrlich fassungslos vor den
Zeugnissen schier unvorstellbarer Brutalität deutscher Soldaten wie Zivilisten gestanden.
Kaum einer hat sich Rechenschaft gelegt, daß die initiale und bleibende Energiequelle dieser
Brutalität die nationale "Identität" war - und auf allen Kriegsschauplätzen weiterhin ist. Wer
sich nicht tätig befreit von der Nötigung, sich das Dasein als Insasse eines Herrschaftsgebietes
und Systems in Zwecke und Gesetze seines Handelns und Wollens zu übersetzen, für den
wird *seelisch* die Bauernregel wahr, mitgehangen zu sein, bevor sie evtl. praktisch wirksam
wird.
Hundertfach ist dies in zynischen "Experimenten" nachgestellt worden, die autoritäts- und
moralgläubige Menschen in ein beliebiges, nach außen abgeschlossenes und geordnetes
soziales Bezugssystem versetzten. Freilich stets mit dem "Beweis"-Zweck, aus einer
angeblichen Schlechtigkeit, Verführbarkeit, iwie äffisch rudelig vorgestellten, bestialischen
Menschennatur umso nachdrücklicher die Notwendigkeit einer wohlverstandenen Herrschaft
abzuleiten.
Schon die bisherigen Bemerkungen reichen für eine Empfehlung dieses Buches aus. Denn
Panitz stilisiert die "rote Sophia" keineswegs zu einem "Engel der Geschichte". Er gibt ihr
eine eigene. Sie ist eine von den Frauen, die, im Grunde noch Kinder, ihre Schöße dem
Widerstand weihten. Die in sicher nicht wenigen Fällen ihre "Opfer" gar halbwegs lieb
gewannen, falls die lediglich zu schwach oder zu dumm waren, die Seiten zu wechseln, nicht
schwächer oder dümmer, als die Kollaborateure in den eigenen Reihen. Eine, die selbst
gefangen blieb in den Kreisläufen von Schuld und Sühne, von Haß und Sentimentalität,
Lebensgier und Selbstaufgabe. Nicht zuletzt - aber nicht allein - deshalb, weil sie allein
gelassen wurde; auch von denen, die sie mochten oder liebten und so das ihre taten, aus ihr
die widersprüchliche, zwielichtige Legende werden zu lassen, die der Erzähler 25 Jahre später
vorfindet.
2) Zur Illusion und Wirklichkeit einer historischen "Chance" auf "Volksherrschaft"
Ich schätze mal, aus den heutigen Schulbüchern ist die Lüge, die deutsche Teilung sei das
Werk der Sowjetunion gewesen, getilgt (seht mir nach, daß ich keine Lust habe, das zu
recherchieren). Dennoch wird sie in vielen Köpfen stecken und wer ihr glaubt, kann die Zeit,
von der Eberhard Panitz Buch handelt, nicht begreifen.
Wer mag, soll die Sache selbst überprüfen, ich will lediglich ein paar Hinweise geben, die für
die Wahrnehmung der Lage aller, die sich damals ein klein wenig Mühe gaben zu verstehen,
von genereller Bedeutung war. Wer diesen Exkurs übergehen will, mag dies getrost tun.
Exkurs
Man kann Stalin und auch seinem Marshall Shukov einiges nachsagen, kriegspielende Kinder
waren sie nicht. Der militärische Status Quo in Europa war 1945 offenkundig auf viele Jahre
von keiner Seite ernstlich zu brechen und eben deshalb war er in Jalta festgeschrieben
worden.
Folglich war der Viermächtestatus Deutschlands inklusive die Einhaltung der Vereinbarungen
über die Entnazifizierung und dauerhafte Demilitatisierung Deutschlands, besonders auch die
Einhaltung der darin eingeschlossenen industriellen Beschränkungen und
Kontingentierungen, die einzige Möglichkeit der Sowjetmacht, auf den zukünftigen Status
*Gesamt*deutschlands Einfluß zu nehmen und zu behalten. Die Verantwortliche wären
dümmer als Schulkinder gewesen, hätten sie sich dieser Option beraubt.
Bleibt folglich nur zu erklären, warum sie und andere nicht voraussahen, daß die Amerikaner
und Briten den Viermächtestatus brechen würden.
Erste Antwort: Die Amerikaner hatten das im ersten Nachkriegsjahr selbst nicht auf der
Agenda. Churchill stand mit seiner noch vor Kriegsende formulierten Absicht, einen "Iron
Curtain" gegen den kommunistischen Einfluß zu errichten, anfangs allein. Den Amerikanern
erschien das angesichts der Schwäche der englischen Truppen zunächst viel zu teuer politisch, wie finanziell - und angesichts der Schwäche der verwüsteten Sowjetunion völlig
unnötig. Das änderte sich erst, als den Stäben Truman's im Verlauf der politischen
Durchsetzung von Mrd.- Krediten für die alliierten Freunde aufging, welche Hebelkraft dem
Nationalkredit der USA als der weltweit einzig ungeschorenen kapitalistischen Ökonomie
zugewachsen war. Plötzlich merkten sie, daß ihr Kredit taugte, auf Kosten der arbeitenden
Bevölkerung der gesamten Welt *sowohl* den Wiederaufbau der Ökonomien zu finanzieren,
*als auch* die Sahnehäubchen dieser Ökonomien selbst abzuschöpfen *und obendrein* noch
die politischen Schranken amerikanischer Kredit- und Handelsmacht in den alten imperialen
Einflußsphären Englands und Frankreichs zu unterlaufen bzw. zu brechen.
Daß Stalins Strategen dies NICHT voraussahen, ist ein übler Treppenwitz der Geschichte.
Das lag nämlich schlicht daran, daß alle, die es kraft ihrer Kenntnisse hätten voraussehen und
an geeigneter Stelle vorbringen können, entweder tot oder in sibirischen Lagern kaltgestellt
waren. Es waren ja erst wenige Jahre vergangen, seit die Säuberungen gegen jeden
Kommunisten, der den 2. und 3. Band des "Kapital" gelesen, halbwegs verstanden hatte, und
dies iwie in der SU politisch zur Geltung zu bringen suchte, ihre Wirkungen getan hatten.
Umgekehrt umgekehrt. So wenig man im sowjetischen Politbüro über Weltgeld und
Nationalkredit wußte, so lebendig waren die Erfahrungen mit den Folgen und Einbußen
gewaltsamer Kollektivierung und Nationalisierung. Die simple Konsequenz der beiden
genannten Voraussetzungen: In der sowjetischen Führung dachte man nicht im Traum daran,
sich etwa eine zukünftige ökonomische Kraft Gesamt- oder auch nur Ostdeutschlands (auf der
Basis der vorhandenen Infrastruktur) *zunutze* zu machen, stattdessen transportierte man
unter gewaltigen Zerstörungen ab, was nicht niet- und nagelfest war.
Die Kehrtwende dieser Politik, zögerlich eingeleitet nach der Gründung der britischamerikanischen "Bizone" und des Hinauswurfes der SU aus den Viermächtekomissionen (aus
ihnen wurden 6-Mächte Kommissionen unter Einbeziehung der Benelux-Staaten), nach der
Währungsreform der Westzonen in der SED mit Macht vorbereitet, verfolgte in erster Linie
einen politischen, keinen ökonomischen Zweck.
Denn so leidvoll die Erfahrungen in der SU mit Stalins Radikalkurs in den 30ger Jahren
gewesen waren, so erfolgreich waren sie im Hinblick auf die Festigung der politischen Macht
der der KPDSU gewesen, und das beruhte bei weitem nicht auf der Macht der Waffen. Die
durchgreifend rücksichtslose Nationalisierung der gesamten Ökonomie etablierte nahezu
blitzartig eine neue Qualität der Herrschaft der Städte über das Land! Der Hunger,
paradigmatisch für die neuinstallierten Abhängigkeiten, wurde zum ebenso zweifelhaften wie
mächtigen Verbündeten der Roten Armee.
Diese Radikalkur verordnete die Sowjetmacht nun auch Ostdeutschland, um die politische
Vormacht der KPD unwidersprechlich gegen die zuvor noch geduldeten, ja in linken Kreise
*geförderten* völkischen Tendenzen zu machen. Erst Ende 1948 hatte die SED die "Linie"
eines "eigenen deutschen Weges zum Sozialismus" zu widerrufen. Umgekehrt zur Kenntnis
genommen: Da *wurde* sie widerrufen! Es wurde nicht etwa taktiert!
Was hat das nun mit Panitz Erzählung zu tun?
Soweit die Vergangenheit ihr Thema ist - wir werden sehen, sie ist es nicht im
dokumentarischen Sinne - befasst sie sich ausschließlich mit den drei Jahren, in denen von
Seiten der SU wie der KPD und später der SED summa summarum gerade so viel an
politischen und ökonomischen Grundsatzentscheidungen gefällt wurde, wie für die
Wiederherstellung der überlebensnotwendigen Funktionszusammenhänge und der
Beseitigung der allergröbsten Kriegsschäden notwendig war. Die einzige Ausnahme von
dieser Regel ging mit dem Viermächtestatus konform, denn dabei handelte es sich um die
gesellschaftliche Entmachtung der Nationalsozialisten nebst ihrer politischen und
ökonomischen Seilschaften. Dazu gehörte übrigens auch die Nationalisierung von
Schlüsselindustrien, denn die in Jalta und Potsdam beschlossenen Kontingentierungen der
zukünftigen deutschen Industrien ließen eine "freie Wirtschaft" nicht zu - auch nicht in den
Westzonen, in denen die westlichen Alliierten eine bürokratische Aufsicht über die
Wiederaufbaumaßnahmen einrichteten.
Dieser Zustand schuf in der SBZ ein eigenartiges Gemenge an "Terror" und politik- bzw.
rechtsfreien Räumen. "Terror" versteht bitte im rationellen Sinne. Der Kern jeder Herrschaft,
ob gewählt oder nicht, besteht aus dem Terror bewaffneter Einheiten und den Maßstäben ihres
Handelns. "Politikfrei" bitte ich wie folgt zu verstehen. Die rote Armee gebot der
Bevölkerung eine antifaschistische Gesinnung - soweit man dies halt gebieten kann - und das
schloß für sie aus guten Grund die Abkehr vom *Antikommunismus* ein. Darüber hinaus
förderte sie die KPD, aber gerade mit der Maßgabe - die manchem Kommunisten überhaupt
nicht schmeckte - NICHT das Sowjet- also Räte(!)system zu propagieren, sondern die
TEILHABE der Kommunisten an der Macht einer repräsentativen Demokratie. Daß diese
Demokratie unter massivem Einfluß von Sozialisten und Kommunsisten stehen würde, und
zwar im Zweifel im VEREINIGTEN DEUTSCHLAND war jedem politisch denkenden
Menschen klar. So klar, daß die christlichen Parteien im Osten WIE im Westen die
Sozialverpflichtung des Eigentums und weitere sozialistische Häppchen in ihre
Parteiprogramme schrieben.
(Zusatz: Die Kehrtwende dieser sowjetischen Politik nach 1949 wurde so ausgelegt, daß sie
zuvor nur taktisch motiviert gewesen sei. Natürlich war taktisch motiviert! Nur völlig anders,
als die Antikommunisten annehmen wollten. Die Taktik ist der Tatsache zu entnehmen, daß
die KPDSU den zunächst überhaupt nicht willigen italienischen und französischen Genossen
dieselbe politische Linie vorschrieb. Die Folge war nichts Geringeres, als ein entscheidender
Beitrag der SU zur Stabilisierung der italienischen und französischen Demokratien!
Insbesondere de Gaulle verdankte seine Macht Stalin, denn dieser im Exil durchgewärmte
"Befreier" und seine Exilregierung von englischen Gnaden hätte ohne Stillhalten der
Kommunisten und mit ihnen sympathisierender Kräfte der Resistance nie regieren können.
Kurzum, wer zu dieser Zeit politisch und nicht antikommunistisch dachte, der wußte, die SU
hatte ein militärisches Regime über die in Jalta ausgehandelte osteuropäische Einflußsphäre,
Deutschland EXKLUSIVE im Sinn, mit einem politisch minimalen Sicherungsprogramm, das
die Verfolgung der Faschisten, den Schutz der Kommunisten, den maßgeblichen Einfluß auf
die nationalen Milizen und die Nationalisierung der Schlüsselindustrien vorsah. Nicht
weniger, aber auch nicht mehr. In Gesamtdeutschland strebte Stalin im Bündnis mit den
Franzosen eine Blockademacht gegen den Wiederaufbau einer imperialen deutschen
Industrie- und Handelsmacht an.)
Deshalb gab es in der SBZ eine Menge, und zahlreiche blutjunge Menschen, die eine
historisch einmalige Gelegenheit witterten, mit Aussicht auf Erfolg zur Errichtung einer
"echten" Volksdemokratie beitragen zu können. Mit einiger Sicherheit ist bis zum
Zusammenfließen verschiedenartiger Jugendrevolten in den späten 60ger Jahren nirgendwo
anders in Deutschland derart breit gefächert diskutiert und gestritten worden, wie in den
ersten ca. 6 Nachkriegsjahren in der SBZ. Wie wenig davon übrig blieb, davon handelt
Eberhard Panitz Novelle auch, allerdings auf eine seinerzeit geboten indirekte Art.
Zweites geschichtliches Moment:
Wie nutzten Frauen in der Nachkriegszeit die Risse und Lücken im Patriarchat des
geschlagenen Faschismus?
-------------------------------------------------------------Erste Antwort: Erbärmlich wenig, wozu die unangetastete patriarchale Struktur der
russisch/sowjetischen Gesellschaft sicher einiges beitrug.
Zweite Antwort: Soweit die erste nicht stimmt, wissen wir kaum etwas darüber. Das ist Stoff
nur für individuelle Erzählungen und Legenden. Er bildet den zweiten Hauptstrang in Panitz'
Erzählung, allerdings mit der Bedingung, daß sie ausschließlich dörfliche Szenerien
aufnimmt.
Der Legende nach, die das erzählerische Ich zu Beginn vorfindet, soll die "rote Sophia" eine
eher klein gewachsene, dralle Person gewesen sein, der eine lange Reihe unvereinbarer
Merkmale zugeschrieben werden. Es ist von Klugkeit wie von Einfalt die Rede, von
Willensstärke, wie von Unrast und Sprunghaftigkeit, von Zorn und Haß wie von Groß- und
Warmherzigkeit, von Genußsucht wie von Arbeitswut und immer wieder von
"Liederlichkeit", Schamlosigkeit, Hurerei. Sie soll sich berauscht von Festen, auf denen sie
soff, sang und tanzte, jedem zart besaiteten Jüngling hingegeben haben, der sie wollte, und
anderntags jeden Mann gefickt haben, von dessen Gunst sie sich einen Vorteil versprach. Mit
Ausnahme des einzigen Parteigängers, der sie ernstlich liebte - der bekam sie nicht. Die
Quintessenz des Bildes: die rote Sophia soll eine Frau gewesen sein, die ihr soziales
Geschlecht nahezu rückstandslos aufgegeben hatte, und dabei - wenn man von gewissen
Nachwirkungen ihrer Vergangenheit absieht - nichts von ihrer Weiblichkeit aufgegeben oder
eingebüßt habe. Folgerichtig wird ihr radikal subjektives Handeln zugeschrieben. Sie
rebelliert nicht gegen die Schranken, welche Umstände und Machtverhältnisse ihren
Bedürfnissen und Zwecken setzen, sie reizt sie aus, mißachtet sie bedenkenlos, sofern sie
glaubt, damit durchzukommen und versucht sie zu versetzen, wann immer sie Aussicht auf
Erfolg hat, uns sei's, indem sie den Landrat fickt.
An der Stelle will ich meinen Bericht ein wenig überziehen, denn einem heutigen Leser geht
es zwangsweise um seine Gegenwart, nicht um die Vergangenheit des erzählenden Ich in den
frühen 70ger Jahren.
Wie wirkt eine Frau, die nur annähernd das ist, was die Legende der "roten Sophia" erzählt,
auf Männer?
Furchterregend!
Der Grund ist banal. Eine Frau, die ungefesselt, abseits monogamer Ansprüche und
Sehnsüchte, sinnlich und zugleich intellektuell und sozial fordernd ist, führt einem jeden
Mann unwidersprechlich vor, daß er ihr nie, niemals wird genügen können. Und selbst dann,
wenn ein Mann sich so gut das sozial nur geht, von eigenen Ansprüchen, einer Frau genügen
zu wollen, löst, wird es in seiner Seele zumeist einen Restbestand monogamen Verlangens
nach Genüge geben, dem seiner Mutter nämlich..
Panitz thematisiert diesen Konflikt nicht sehr direkt, aber dennoch ist er ein Angelpunkt der
Novelle. Denn was sie schließlich in die Katastrophe kippt, ist der Umstand, daß ein junger
Rebell, den die rote Sophia sich als Kindsvater und Gefährten auserkoren hat, sich nicht
entscheiden kann, an ihrer Seite und in ihrem Schatten zu leben. Panitz illustriert dies mit der
Gestalt einer Künstlerin, nicht eigentlich Rivalin, aber Gegenpol der roten Sophia, die - wie
sie - ein Dreiecksverhältnis zunächst hinnimmt. Die "Fee", wie Panitz sie unverstellt benennt,
ist eine beruflich wie sexuell "emanzipierte" Frau - halt das, was gewöhnlich darunter
verstanden wird - die dennoch in keiner Weise ihr patriarchalisch verbildetes und gefesseltes
Gefühlsleben zu überwinden vermag.
Die Erzählung. Legende und Geschichte.
-------------------------------------------------------------Das wirklich Großartige dieser stilistisch eher unscheinbaren Novelle anzudeuten, steht
immer noch aus!
Der Erzähler, obgleich Geschichtslehrer, nimmt die Bruchstücke der Legende zunächst
durchaus widerwillig auf, er ist mit ganz anderem beschäftigt. Sie werden an ihn heran
getragen, weil sein Haus ein Zentrum der damaligen Geschehnisse gewesen ist und eine
Besucherin aus dem Westen einiges davon wieder aufrührt. Auch nachdem er dem Leser
bedeutet hat, daß ihn die Geschichte zu packen begonnen hat, retardiert er die erwartete
Aufklärung. Er fährt fort, die Legende zunächst in der Schilderung weiterer Beteiligter und
ihrer Geschichte einzukreisen. Ein Geflecht von Verwicklungen zeichnet sich ab, aus dem der
Erzähler gleichsam Proben entnimmt, immer neuen Fäden nachgeht, Berichten, verbürgtem
Handeln und Geschehen, von Reaktionen, die sein zunehmendes Interesse bei den Zeitzeugen
findet. Fast unmerklich beginnt er diese Bruchstücke aus eigener Phantasie, aus eigenem
Urteil zu ergänzen, ein eigenes Gewebe vorzulegen, um es dann doch immer wieder zu
verlassen und in die Gegenwart zurück zu kehren.
Bis ihm der Bürgermeister von Sandberg die noch verfügbaren Dokumente und Zeugnisse des
Wirkens der roten Sophia geradezu aufdrängt.
Von diesem Moment an verdichtet der Erzähler all die Bruchstücke und Erzählungen. Aber
nicht etwa zu einer "Rekonstruktion" geschweige "Dekonstruktion" der Vergangenheit, nein,
zu einem eigenen, dem Erzähler gemäßen - MYTHOS von der unheiligen Sophia!
Und dazu gibt ihm Panitz listig einen ver- wie enthüllenden persönlichen Grund mit, denn es
erweist sich, daß der Zugereiste kein Unbeteiligter ist ...
Diese zugleich hinterhältige wie offensive Abkehr von einem aufklärerischen,
historisierenden, einer übergeordneten oder gar "objektiven" geschichtlichen Wahrheit
verpflichteten Geschichtsbild gestaltete Panitz derart geschickt, daß ich darauf wette, nur
wenige aus der Riege der Kulturbürokraten werden bemerkt haben, was in der Novelle
steckte. Denn die Eckpunkte einer "realen" Geschichte, welche paradigmatisch für eine
Vielzahl von Ereignissen der Nachkriegszeit zu nehmen sind, gibt sie durchaus. Doch alles,
was über diese Eckpunkte hinaus ging, was der Legende wie der Geschichte des Erzählers
Leben einhauchte, ihre mythischen Qualitäten also, entstammten der Gegenwart der frühen
70ger Jahre!
Doch das kommt alles recht brav unscheinbar daher. Und wer die Botschaft bemerkt hat, hielt
offenbar wohlweislich den Mund! Denn die "Waffe" des kritischen Literaten war es, daß ein
allzu gründliches Verständnis des kritischen Potentials eines Werkes denjenigen ins Zwielicht
stellte, der es offenbarte ...
Die Botschaft:
Geschichte, das ist das, was wir heute, jetzt, präzise in diesem Augenblick denken, empfinden
und tun. Alles, was zuvor gedacht, empfunden und geschaffen wurde, ist tot. Das gilt auch und
gerade, wenn wir Vergangenes aufnehmen und fortführen. Denn in dem Maße, wie wir das
nicht aus eignem Begreifen, mit ureigner Leidenschaft und vor allem selbst gefassten
Zwecken tun, verurteilen wir uns zu einem entliehenen, gespenstigen Leben. Wir fallen
zurück hinter die Ahnenkulte ferner Vorfahren, die mit Hilfe ihrer Mythen und Riten das in
ihrer Macht stehende taten, das Wissen und die Erfahrungen ihrer Vorfahren zu bewahren, sie
selbst aber entschieden in die Gräber und Haine verwiesen, wo sie hin gehören. Der
"Moderne" aber folgt sklavisch dem in Stein und Metall, vor allem aber in digitalen Euro- und
Dollarbeträgen geronnenen Willen und Leben einer kaum noch zählbaren Anzahl von
Vorfahren!
Das ist die Botschaft, die Eberhard Panitz seinen Lesern gleichsam doppelt eingenäht
überbringt, einmal in der Gestalt der "roten Sophia", einmal in der Konstruktion und
Ausgestaltung seiner Erzählung. Revolutionär auch gegen die Geschichtsontologie des
"historischen Materialismus", der mit den Erkenntnissen von Marx nichts, und dem Wirken
von Engels und selbst Lenin wenig zu tun hatte.
Wie aktuell das noch ist?
Was für eine Frage! Darüber ist kein Befinden. Darüber entscheidet ihr - JETZT.
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 Archiv - zu Huiskens Analyse des Schul-Amoks
von TomGard Pro @ 2011-11-19 – 18:26:02
2009 hielt Freerk Huisken ein paar Vorträge zu dem Thema.
Zusätzlich gab es einen Text mit seinen wesentlichen Aussagen.
Ergänzend dazu schrieb ich zwei Diskussionsbeiträge auf einer anderen Plattform, die ich hier
ablege:
Huisken nennt im ersten Teil den Befund - der noch keine Erklärung und also keine Kritik
enthält - Amokläufe dieser Art seien Extrempunkte einer ganzen Reihe von Phänomenen und
Verhaltensweisen, die zeigen, eine wachsende Zahl von Jugendlichen hält die Konkurrenz
und ihre Resultate nicht mehr aus.
Diesen Befund will ich für das folgende und evtl. Kommentare außer Streit stellen, er soll
gelten.
Dann folgt daraus - das füge ich Huisken hinzu - , daß dieselbe Konkurrenz alle Kinder und
Jugendlichen zugleich anhält, sich von der Bewährung in ihr nicht eben wenig für ihr Leben
zu versprechen.
Die Folgerung ist nicht ganz so trivial, wie sie sich anhört, doch bevor ich darauf eingehe, will
ich betonen, daß diese Versprechungen und ihre Wirkungen, vor allem die Wirkung leerer
und haltloser Versprechen, NICHT direkter Bestandteil des Gewaltsystems der Konkurrenz
sind. Für die Versprechen sind die Akteure ausschließlich selbst zuständig.
Immerhin brauchen wir uns wohl nicht darüber zu streiten, daß den Leuten dazu jede Menge
Angebote gemacht werden. Die Angebote bleiben nicht bei der schlichten Beschreibung der
Preise stehen, die denjenigen winken, die sich in der Konkurrenz an verschiedenen Positionen
behaupten und bewähren.
Ein Blick auf die Natur dieser Preise wird dazu also wohl etwas erhellen.
Und da stellen wir fest, daß diese Preise bis in ein hohes Alter der Akteure zunächst
ausschließlich und dann lange, lange Zeit vornehmlich darin bestehen, zu neuer Konkurrenz
auf anderen Ebenen überhaupt zugelassen zu werden.
Sicherlich bis zum Abitur, doch inzwischen meist auch bis zum Abschluß des Studiums, droht
jedes Scheitern auf der nächstfolgenden Ebene in der Pyramide der Konkurrenz den gesamten
bis dahin erzielten "Erfolg" zu vernichten . Ein nie sitzengebliebener Hauptschulabgänger mit
einem guten Abschlußzeugnis wird in vielen Fällen einem auf einer höheren Schule
Gescheiterten vorgezogen werden. Ein Studienabbrecher fällt bei vielen Entscheidungen
hinter einen Abiturienten zurück, so einer hat neu zu beweisen, daß er kein "Versager" ist.
Dasselbe System gilt nicht nur in der Ausbildung, auch in der beruflichen Karriere und bis in
hohe Ebenen der staatlichen und ökonomischen Kommandostruktur.
Kurzum: Der Preis, der einem Konkurrenzgewinner winkt, besteht in beträchtlichem und
bestimmendem Umfang in der Androhung neuer Konkurrenz und der Schaden, den man bei
einem Versagen in ihr zu gewärtigen hat, übertrifft unter Umständen denjenigen, den man auf
der vorangegangenen Ebene einzukalkulieren hat.
"Eigentlich" verflucht demotivierend, sollte man denken, nicht? Warum machen die Leut
dann mit?
Liefern vielleicht andere Zugänge, als die zu weiterer und härterer Konkurrenz, die einem
Konkurrenzgewinner winken, die Lösung dieses Rätsels?
Da gibt es genau zwei Gewinne, Ansehen und Geldverdienst.
Schon das Wort "Verdienst" gibt einen Hinweis darauf, daß es sich nur in wohlbestimmten
Ausnahmen um verschiedene Formen des Gewinns handelt, im allgemeinen laufen sie auf
dasselbe hinaus. Ich greife nur einen der für die Abteilung Schulkonkurrenz dabei
wesentlichen Punkte dazu heraus. Da mag ein Junge, ein Mädchen bei anderen, an deren
Urteil und Gesellschaft, womöglich auch Zuneigung ihm/ihr liegt, noch so als klug, nett,
angenehm, liebenswert oder sexy gelten, wenn er oder sie den Erfolg in der Konkurrenz nicht
schafft, der sie/ihn auf der gesellschaftlichen Ebene der betreffenden Personen hält, so kann
er/sie - um das hübsche Paradox hier zu benutzen - sich für solche Wertschätzung nix kaufen.
Man mag sich gelegentlich noch in derselben Kneipe treffen, man gehört vielleicht demselben
Verein an oder trifft sich ein paarmal im Jahr bei Veranstaltungen von gemeinsamem
Interesse, aber darüber hinaus wird die Wertschätzung mangels sozialen Zusammenhang und
Verbindung, Koppelung dessen, was die Beteiligten auf ihren verschiedenen Wegen umtreibt,
zur fiktiven Größe, zu etwas, auf das sich der Geschätzte vielleicht selbst etwas zugute halten
kann, aber darüber hinaus kaum etwas davon hat.
Schon mit diesem einen Beispiel, das sei als Teilresultat festgehalten, kommt man dahin, daß
eine buchstäblich ver-rückte Rolle von Wertschätzung und Anerkennung, die sie von ihren
Anlässen, Gründen und selbst noch ihrem praktischen Verlauf trennen, ein naheliegendes
Resultat der Konkurrenz ist.
Der Befund, der eigentlich einfach zu haben ist, wird gern und in 99,9999% der Fälle damit
verschleiert, daß es selbstverständlich auch noch eine Reihe anderer Quellen von
Ehrpusseligkeit gibt, sowohl historisch, , als auch aktual. Doch da die Konkurrenz ja
bitteschön anerkanntermaßen - weil gewollt - der alles andere umgreifende soziale
Zusammenhang ist, laufen logischerweise auch alle Quellen der Ehrpusseligkeit, die es
daneben noch geben mag - Familie, Sexualität - oder die vielfach auch nur erfunden werden,
ohne daß ich sie jetzt kritisieren könnte - im Verlauf der Konkurrenz und ihrer Bewältigung
zusammen.
Der Rassismus der Konkurrenz, den Freerk Huisken in Teil 2 seines Vortrages darstellt, wie
er im Erziehungswesen im Grundsatz durch das praktische Urteil "der da taugt (zu) weniger,
als der andere" exekutiert wird, hat in den ideellen, also ideologischen Formen, in denen die
Beteiligten ihn gegeneinander und gegen sich selbst geltend machen, eine Seite, bei der man das kann ich daraufhin zumindest eine machtvolle Hypothese nennen - von Notwendigkeit zu
reden hat. Gerade den Konkurrenzverlierern bleibt kaum etwas anderes übrig, als sich mit
rassistischen Urteilen über ihre Person zu bescheiden, um einer zwecklos gemachten
Anstrengung zum Konkurrenzerfolg oder seelisch vernichtenden Folgen einer Niederlage - ZU ENTGEHEN!! Denn soviel können wir nach dem vorangegangenen doch
unwidersprechlich festhalten:
Der Rassismus des Erfolges ist in der Konkurrenz zu einem unverzichtbaren Mittel, seine
Anwendung zu einer Methode gemacht, am Willen zur Bewährung in ihr auch in und nach
einer Niederlage festzuhalten, nach der sich einer erzwungenermaßen neu und anders in ihr zu
orientieren hat.
"Wenn ich schon nicht da und dazu tauge, dann - vielleicht, wenigstens, immerhin - zu etwas
anderem."
Und nicht zuletzt im Vergleich zu anderen , als zuvor. Ein Wechsel der "peer-group"
beispielsweise ist, wie oben dargestellt, oft erzwungen. Oder, wenn es nicht gleich ein
Wechsel ist, so doch eine Neuorientierung in ihr. Vielleicht - dieser Übergang liegt nahe,
obwohl er nicht ganz einfach zu erklären wäre - gar die Erfindung eines neuen "Image", gar
eines "Imago", einer neuen Selbstdarstellung ... einer, an die der Betreffende in irgend einem
Umfang gar selbst zu glauben hat, um die Rolle zu spielen.
Damit habe ich nun eine Freerk Huisken ergänzende Argumentationslinie zum
Zusammenhang bzw. Übergang vom Rassismus der Konkurrenz zu den Formen des
Selbstbewußtseins im Umriß vorgelegt.
Es gibt noch eine weitere, kulturtheoretische, die unverzichtbar für die Erklärung des
Phänomens ist. Beispielsweise hätte sie zu erklären, warum Amokläufe in der vorliegenden
Form relativ selten außerhalb der kapitalistischen Metropolen vorkommen, obwohl doch
außerhalb der imperialistisch erfolgreichen Nationen die Konkurrenzbedingungen oft
wesentlich härter sind. Werbung für die Welt der Konkurrenz spielt dabei eine Rolle, und in
ihr liegen mindestens die wesentlichen Formen der Unterschiede, die es da gibt. Das Thema
Verdienst, auch als Geldverdienst (was leisten die Unterschiede, die es da gibt, für die
Betreffenden), wäre dazu im Lichte des Vorangegangenen wieder aufzunehmen. Patriarchat
ist dabei ein Datum, seine Überlieferung einerseits, das "doing gender" andererseits; also auch
die unterschiedlichen Formen, in denen "Auto"- und "Fremd"aggression auftreten bzw.
verknüpft werden und ihre Verteilung in der Bevölkerung.
-------------(Anwort auf einen Aufruf zu "mehr Menschlichkeit" und "weniger Anonymität" an den
Schulen):
a) Mehr Raum für "Menschlichkeit" - wie sähe die denn aus, unter der Voraussetzung, daß
unter den Pädagogen das Konkurrenzsystem nicht wenigstens theoretisch, intellektuell, und in
der Folge ansatzweise auch emotional angegriffen ist?
a1) Die Voraussetzung dürfen wir machen. Einer wie Freerk Huisken ist ein weißes Einhorn
in Bremen gewesen und emeritiert. Die neuen Generationen von Pädagogen, soweit sie nicht,
wie Huisken auch, an der Uni bleiben, neigen mehr denn je zuvor seit der Pensionierung der
faschismusnahen Kohorte von Pädagogen zu biologistischen und volkshygienischen
Erklärungs- und Handlungsmustern, unterstützt von machtvollen Lobbies aus den USA und
England, nicht zum mindesten gesponsort von der Pharmaindustrie.
Ein Lehrer, der noch bei Huisken oder einem kongenialen Kollegen gelernt hat, und sich
idiotischerweise (rein persönlich gesehen) vornimmt, etwas davon "im Feld" unzusetzen, wird
nicht nur auf aktiven wie passiven Widerstand seitens der Mehrzahl der Kollegen treffen,
nein, anders und viel machtvoller, als je in der Geschichte, wird er auf die stumme oder offene
Feindschaft der Eltern treffen. Die füttern die lieben Kleinen doch mit Pillen, daß es kracht buchstäblich! Ich hab jetzt keine Lust, das zu recherchieren, aber ein Freund, den ich für
vertrauenswürdig halte, sagte mir neulich, daß bei den Krankenkassen inzwischen ein gutes
Fünftel der deutschen Bevölkerung als medikamenten- resp. rauschmittelabhängig gilt - die
fassen das vernünftigerweis zusammen. Nur noch mit Schnaps, Prozac und dgl. hält dies
Fünftel seine Existenz aus und die Chose beginnt mit dem ersten Schuljahr, und beileibe nicht
allein mit Ritalin.
Ich geh' in das Thema nicht weiter rein, weil es mir hier ja nur als Index für den Druck seitens
der Eltern gilt, ihre Kinder zu Konkurrenzgewinnern zu machen bzw. machen zu lassen. Und
bitte, das ist ihnen nicht mal arg vorzuwerfen, woher sollen sie denn andere Maßstäbe
nehmen? Sie sind doch gezwungene Erfüllungsgehilfen. Das persönliche Risiko eines Kindes,
dem Eltern sehenden Auges zugestehen, in der Schule mehr oder weniger zu scheitern, um
den Preis, ihm vielleicht gegen die machtvollen Institute und den Druck der Gleichaltrigen
eine kritische Stellung zu der ganzen Scheibe, so etwas wie persönliche Stärke und Macht
über sich selbst zu vermitteln, ist schlicht untragbar!
a2) Das alles vorausgesetzt - was macht denn ein Pädagoge völlig zwangsläufig - spätestens
nach etlichen Dienstjahren - der persönlich etwas von einer theoretischen Feindschaft gegen
das Konkurrenzsystem umsetzen will?
Antwort: Er erwählt sich Lieblingsschüler, stündlich, täglich, jedes Schuljahr und ggf über die
gesamte Schullaufbahn der Erwählten!
Sie versucht er zu schützen, ihnen den Rücken zu stärken etx. Das ist unauskömmlich, weil
gerade so ein Lehrer weniger "Funktionsträger"ist, also bei allem theoretischen Verständnis
emotionaler handelt, als ein Kollege, der Dienst nach Vorschrift und Herkommen schiebt.
Selbst wenn er der Gefahr ins Auge sieht, und die Folgen zu vermeiden trachtet, werden ausgerechnet - die Schüler, um die er sich bemüht, das nicht zulassen! Sie spüren, wollen und
brauchen das persönliche und emotionale Engagement "ihres" Lehrers, das ist ja auch Dein
impliziter Ausgangspunkt, grafp! Solche Pädagogen ergänzen folglich die Schulhierarchie im
"Erfolgs"fall um eine alternative, aber nichtsdestoweniger zusätzliche Elite. Um den Preis,
einzelne Schüler dabei zu stützen, die Schäden der Konkurrenz halbwegs bei psychischer,
intellektueller und seelischer Gesundheit zu überstehen, verschärfen solche Pädagogen die
Konkurrenz, wenn auch gewöhnlich mit anderen Mitteln, als dem Zensurensystem. Das folgt,
ich wiederhole, einer doppelten Logik des Konkurrenzsystems, nämlich auf beiden Seiten Schülern wie Lehrern
Drei Mitschüler von mir haben sich im Laufe meiner Schulkarriere getötet, einer erschoß sich
mit der väterlichen Jagdflinte, einer hing sich auf, der dritte vergiftete sich mit irgend einem
Horrorcocktail aus Drogen, Alkohol und sonstwas; ihnen allen war gemein, daß die
dreieinhalb Lehrer, die an den verschiedenen Schulen was in meinem Sinne getaugt haben,
sich lieber um mich und ein paar andere gekümmert haben - und wir das auch einforderten während die Selbstmörder unauffällig vor sich hin krepelten.
Ich hab selbst pädagogisch gearbeitet, wenn auch nur peripher, und mir ging es
selbstverständlich genauso!
b) Sowas wie (Mit)"Menschlichkeit" ist natürlich ein reichlich verwaschenes Konzept, aber
auf allen denkbaren Ebenen handelt es sich wegen Punkt a und aus weiteren Gründen, auf die
ich nicht eingehen will, um etwas, das vor allem Schüler (und Studenten) füreinander
herstellen, neben den Pädagogen und gegen sie.
b1) Und da behaupte ich aus Platzgründen auch einfach mal mit Berufung auf Erfahrung, daß
dabei die Zahl der Schüler und Lehrer an einem Institut eine völlig marginale Rolle spielt.
Bezugspunkt ist doch, um mit dem Elementaren zu beginnen, nicht die Gesamtschülerschaft,
sondern in erster Linie mal die Jahrgangsstufen. In kaum einer deutschen Schule sind die
ernstlich unübersehbar, an sehr großen Schulkomplexen mag das gegen 200 gehen, in den
Oberstufen dann gegen fünfhunder, aber ich kann mir kaum vorstellen, daß der
Rekrutierungskreis für die Peergroups der Schüler derart unübersichtlich wird, daß sich
diejenigen, die sich zusammenfinden wollen und "können" nicht zusammenfinden.
Nein, auf die "Qualität", die Funktion und Leistung der Peer-Groups kommt es an, und da
greifen Kit's Argumente: wenn die nichts taugen, ja vielmehr den Druck in einem System
"kommunizierender Röhren" in der Schülerschaft aufgliedern und verteilen, dann sind sie
eher "Teil des Problems", als mögliche Lösungen oder auch nur Entlastungen.
b2) Spätestens an dem Punkt hat man doch gegen die "Kritik" an "Anonymität", "Untergehen
in der Masse" und so zu, just und gerade, wenn sie von Schülern oder (selbst)ernannten
Schülersprechern kommt, außerordentlich kritisch zu werden!
Da kann man doch 'drauf wetten, daß der Anspruch auf Berücksichtigung der werten
Individualität umwegslos ein moralisch vorgestelltes und entsprechend verheucheltes
Konkurrenzinteresse darstellt!
Ich erinnere an Punkt 1a2. Ergänzung der Konkurrenz um eine neue Elite, oder, wenn man
das hier jetzt allgemein formuliert, um eine neue EBENE, nämlich persönlicher Geltung
ABSEITS, der GÜLTIG gemachten, gültig bleibenden, und im Anspruch auf persönliche
Berücksichtigung aller doch untermauerter und gerade NICHT angegriffener Maßstäbe der
Konkurrenz.
2)
a) In Summe muß man zu dem Schluß kommen, daß die beklagte "Anonymität" eine
verschleiernde und den tatsächlichen Zusammenhang geradezu verdrehende Bebilderung des
Grades darstellt, in welchem die Konkurrenzinteressen und das Konkurrenzverhalten in der
Schülerschaft bereits mehr oder minder hermetisch verankert scheinen, kaum haben die
Kinder den Elementarunterricht der ersten beiden Klassen verlassen!
In erster Linie handelt es sich, nüchtern betrachtet, um eine Selbstanklage der Schüler bzw.
um eine Form, eine Anklage gegen sie dem System anzulasten. Warum?
Na, weil es sich halt - und bei Dir, grafp, explizit - um einen methodischen Versuch handelt,
die Fundamentalkritik an der Auslese zu umgehen.
b) Mit anderen Worten: Nur MIT einem wenigstens halbwegs trefflichen Ansatz einer Kritik
und auch schon Feindschaft gegen Kapitalismus und Konkurrenzsystem sind Peer-Groups
imstande, etwas anderes zu leisten, als den Druck der Konkurrenz aufzunehmen, zu gliedern
und zu differenzieren und dann voll gegen alle Beteiligten durchschlagen zu lassen!
Und das haben viele Mitglieder meiner Generation bzw. die etwas älteren, heute um die
60jährigen, seinerzeit an vielen Schulen bewiesen. Natürlich nur mit begrenzter Wirkung und
folglich mit Geltung abermals für einen alternativen Nebenzweig der Eliten und wiederum
logischerweise sind die Resultate vermittels der Gesamtentwicklung des Kapitalismus auf den
folgenden Ebenen der Konkurrenz systematisch abgewickelt worden.
3) Auf diese Weise kritischer gewendet wäre ein pädagogisch / kulturkritisches ANSETZEN
an der Klage über "Anonymität" also durchaus produktiv zu machen, deshalb meine
Eingangsbemerkung, daß ich Deine Einlassung nicht ausschließlich zurückweise. Nein, aber
die Klage über Anonymität muß halt erstmal verstanden sein, bevor sie ggf. wenigstens
entlastend wirksam werden könnte.
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konkurrenz
pädagogik
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 (Archiv) Die geheime Geschichte - Roman / Donna Tartt
von TomGard Pro @ 2011-11-19 – 18:19:17
TomGard hat auch mal Buchkritiken geschrieben - eine davon stell ich mal ein:
(9/2007)
Bin ich abgewrackt? Hochnäsig? Alt?
Das Buch fiel mir in die Hände, die Empfehlung von Ruth Rendell weckte mein Interesse und
die Rezension von Dahmane überzeugte mich. Die anderen Rezensionen waren 'eh
enthusiastisch.
Dann las ich "Die geheime Geschichte" angestrengt zu Ende.
Nun schreibe ich einen Verriß und bin gespannt auf Kommentare, die mir vielleicht
Antworten auf obige, gar nicht so rhetorisch gemeinte Fragen erlauben. Dieser Beitrag ist also
ein
SPOILER
--------------Der PLOT
An einem "Elite-College" in Vermont, das sich bei näherem Besehen als "last ressort" für
begüterte Sprösslinge erweist, die es anderswo zu nichts brachten noch bringen würden,
unterrichtet ein spinnerter Professor für alte Philologie, der von Zinsen auf sein Kapital und
seinen vergangenen Ruf lebt, genau 5 Studenten, vier Jungen, ein Mädchen. Diese Früchtchen
setzen sich eines Tages in den Kopf, in einem Bacchanal die "dionysische" Extase erleben zu
wollen, von der sich seit Generationen griechisch bzw. griechische Philosophie lernende
Gymnasiasten erzählen lassen müssen, daß im Zusammenwirken der orphischen Riten, in
denen sie gefeiert wurde, sowie deren späteren kulturellen Spuren, mit der strengen,
gewissenhaften und selbstbeherrschten Natur des zivilisierten Lebens wohlmöglich die
Quellen der Schönheiten, der geistigen wie sinnlichen Reichtümer des Hellenismus zu suchen
seien.
Nun, im Falle unserer 5 Freunde handelt es sich um mit allerlei Firlefanz - Fasten und
Bettuch-Togen eingeschlossen - kindisch angereicherte Drogenexperimente und
Kampfbesäufnisse in freier Natur, von denen "Bun", der Underdog der Truppe, wegen
Spielverderberei ausgeschlossen wird, bevor es zu einem im Roman nicht näher aufgeklärten
"Unfall" kommt, in dessen Verlauf ein nichtsahnender Farmer auf unklar schauerliche Weise
zu Tode gebracht wird.
Der Erzähler, ein von den Feinheiten der neuenglischen Kultur unbeleckter, obendrein
bettelarmer Stipendiat aus Kalifornien - von Herkunft wie von "Natur", wie er dem Leser
eingangs versichert - hat sich derweil als sechster Student der Truppe locker zugesellt. Halb
widerwillig fasziniert vom Gehabe wie den vermeintlichen intellektuellen Qualitäten der
verschworenen Viere, läßt er sich als neuer Fünfter einbinden, während der fortschreitend
ausgeschlossene Bun, der inzwischen 1+1 zusammen gezählt hat, zunehmend zur Last und
Gefahr für seine ehemaligen Freunde wird. Also bringen die Vier ihn unter Mitwisserschaft
des Erzählers auf banale, wenn auch schlaue Weise um die Ecke.
Nun sind wir in der Mitte des nahezu 600seitigen Romans und von da an passiert nix mehr,
nicht wirklich.
Die Leiche wird umständehalber spät gefunden, das FBI taucht zähnefletschend auf um
binnen kurzem zahnlos zu verschwinden, denn das College und seine vermögenden Mäzene
wollen, kaum ist Bun unter der Erde, den Schandfleck schleunigst ergrünen lassen.
Allerlei selbst- und wechselseitiges Zerfleischen im Fünferpack, angereichert mit zwei toten
Heringen, sprich falschen Fährten für die Leser, halten nun her, die Sache in ein läppisches
Ende zu dehnen. Henry, der Obergrieche, gibt sich unstandesgemäß die Kugel, Charles wird
sich mit einem Flittchen in Newmexico zu Tode saufen, Camilla, der Zankapfel zwischen
beiden, wird dem schmachtenden Erzähler das Happy-End verweigern und bis an ihr Ende
Henrys trauernde Witwe bleiben. Francis Selbsttötungsmethode bleibt unbekannt und der
Erzähler, nun, der Erzähler wird von schlechten Träumen geplagt, die er nunmehr
niederschreibt.
Das SETTING
Um Freundschaft soll es hier gehen?
Henry bleibt für Richard, den Erzähler, unnahbar. Francis geht nach einer mißglückten
sexuellen Avance auf Distanz zu ihm. Charles ist ewig sturzbesoffen und Camilla, Richards
heimliche Göttin, spielt die Sphinx.
Und untereinander?
Da mußte ein Gimmick her, die Konstellation aufzuladen: Camilla unterhält ein mehr oder
minder vorpubertär geartetes sexuelles Verhältnis zu ihrem Zwillingsbruder Charles, was ihr
im Energiefeld der Fünfe einerseits Immunität verschafft, ihr andererseits die Rolle eines
Gegengewichtes zu Henry, dem Anführer, gibt. Der hält mit Ausnahme zum ansonsten
unnahbaren Professor, dessen Musterschüler und Geliebter er ist, zu jedem vornehmen bis
geheimnistuerischen Abstand, ist das stellvertretende Idol. Formell gesehen liegt seine Rolle
irgendwo zwischen Exeget des Propheten, mißratenem Zögling und Ministranten. Francis gibt
sich damit zufrieden, Charles zu bedienen, wenn dessen Schwester ihm nicht zur Verfügung
steht und in der Endphase des Zerfalls der Gruppe folgt Henry den stummen Rufen der
Sphinx, indem er sie dem pathologisch eifersüchtigen Charles in die albernste Parodie einer
geldgepolsterten Bohème-Ehe entführt. Ein Konflikt, der - Charles ein neuer Bun? - im letzten
Drittel die Spannung halten soll. Zitatenreich aufgeplustertes Uta Danella Niveau?
Intellektuell jedenfalls geschieht nach einer aufgedonnerten Einführung in die altphilologisch
verklemmte Dionysos-Mythe nichts, was über ein paar mehrdeutig verwitzte Latinismen
hinaus ginge. Schon deshalb nicht, weil die Protagonisten abwechselnd knülle und bedröhnt
sind. Dafür dürfen noch drei College-Häschen in der Geschichte rumhüpfen, damit Richards
und Bun's Heterosexualität außer Frage steht und der notorische Dealer in der "unheiligen"
Berkeley- Tradition fehlt auch nicht.
Weil all dies nun auch für Uta Danella keine 600 Seiten her gäbe, füllt Donna Tartt diese mit
viel Nabelschau, bebildert mit Nebenhandlungen, in denen ausschließlich das Winden und
Wuseln der Gewissenswürmer der Protagonisten zu beobachten ist. Denn das Personal dieser
Nebenhandlungen ist vollständig den Wachsfigurenkabinetten und Faksimilearchiven der
Trivialliteratur entnommen. Sie mögen als launige Karikaturen in einem 200 Seiten StandardRoman durchgehen, hier empfand ich sie als Zumutung.
Freundschaft?
Richard bleibt weitgehend Außenseiter der In-Group, über deren intimere Kommunikation der
Leser allenfalls spekulieren kann. Jedenfalls weiß notorisch in kritischen Momenten keiner
vom anderen, wo er steckt. Nichts wurde für mich spürbar vom Abenteuer der Jugend, dem
unverschleierten Blick, der Offenheit, mit der ein junger Mensch die Blicke seiner Freunde
erwidert, den Lüsten der Erlebnisse und des Erlebens im Spiegel der anderen, dem
schwindelerregenden Tuning, das die Emphatie eines jungen Menschen auf geistigen
Eroberungszügen erfährt. Stattdessen das tausendfach sattsam beschriebene Versteckspiel um
Konventionen und Attitüden, vorgeblichen Tugenden und Laster, wie es 13-15 jährigen
Kindern wohl ansteht, an jungen Erwachsenen nurmehr nervt.
Ich will an dieser Stelle einschieben, daß ich aus einer Fülle von Gründen - obwohl ich nur
die Übersetzung kenne - nicht glauben kann, es mit einem Autorenprodukt zu tun zu haben.
Hier war eher eine Fa. Donna Tartt am Werke, und zwar, wie es scheint, eine katholische.
Denn die notorische Kolportage studentischen Sittenverfalls hat nicht den üblichen "seltsamen
Attraktor" einer kulturkritischen oder patriotischen Zivilisationsklage, in der gewöhnlich recht
eigentlich nur Intelligenz, Moral, und Ethos des Autors zur Debatte stehen. Ihr Angelpunkt ist
und bleibt bis zum Schluß der "falsche Prophet", dem die Fünfe indirekt folgen. Die schon
genannten Nebenzentren sind katholisch genug: Das isolierte, unmotivierte Inzestmotiv im
Setting, die penetrant mittelbare Agitation gegen den verderblichen Einfluß "unverdienten"
Reichtums und vor allem der als dekadent bis mißbräuchlich charakterisierte, durchgängig
homophil eingefärbte Umgang mit der Aufnahme griechisch-römischen Überlieferung. Dabei
folgt der Roman nicht einfach den gängigen Vorurteilen, er beklagt vielmehr auf indirekte
Weise den Umfang, in dem sie treffen könnten. Mit einer Ausnahme. Dieser Roman ist auf
empörend alttestamentarische Weise frauenfeindlich, wobei hin und wieder in der Gestaltung
Camillas sowie der Verehrung Richards für sie ein barockes Bild ästhetisierter Weiblichkeit
durchscheint.
Zur Illustration will ich die Konstellation mit "ES" von Stephen King vergleichen, auf das
Tartt & Co gelegentlich verweisen. Auch da ist am End die handelnde Truppe ein Fünferpack
von Halbwüchsigen (Henry und Co sind nur nominell älter) mit einem Mädchen. King stellt
es am Schluß als das energetische Zentrum der Gruppe heraus und läßt dies folgerichtig in
eine mythische Szene münden, in der die Halbwüchsige die Jungen in eine rituelle
Vereinigung mir ihr halb beruft halb nötigt, um sie alle zusammen zu einer wirksamen,
unverbrüchlichen Macht gegen das "Böse" zu schmieden, das in "ES" unmißverständlich die
im Reich'schen Sinne verstandene anglikanische Lebens- = Sexualfeindlichkeit ist. Auch Tartt
& Co spielen in der zweiten Hälfte in zweieinhalb Szenen mit dem energetischen Potential
Camillas in der Gruppe. Sicher nicht nur ich werde darauf erwartet haben, daß Camilla sich
am End aktiv oder passiv als Ursprung der zerstörerischen Energie erweisen wird, die beim
ersten Mord freigesetzt worden ist. Aber es scheint, als hätten die Autoren nur methodisch mit
diesem Motiv gespielt - es wird nicht etwa konterkarriert, sondern versickert in der Dröge der
Ergebenheit Camillas gegen Henry.
STIL und SPRACHMACHT
In dieser Abteilung vermute ich das Rätsel der gnädigen bis enthusiastischen Aufnahme
dieses Machwerkes.
Aber nehmen wir doch mal den Einleitungssatz:
"Gibt es - außer in der Literatur - wirklich (~) so etwas wie den (?) 'Keim des Verderbens',
diesen (?) auffälligen (?!), dunklen (??) Riß (???), der sich mitten (was ..!) durch ein Leben (!)
zieht?"
Ein Weniges an Unfug ist hier sicherlich der Übersetzung geschuldet.
Oh ja, Perlen gibt es auch. Zum Beispiel diese Beschreibung eines Friedhofes:
"Ich konnte ihn mit Mühe zwischen den Fichten erkennen - eine flache, unebene Reihe von
Grabsteinen, rachitisch und kariös, in einer derart verwinkelten Weise schief, daß der
gespenstische Effekt von Bewegung entstand, als habe eine ungestüme Kraft, ein Poltergeist
vielleicht, sie erst vor wenigen Augenblicken dort verstreut."
Zwischen diesen Extremen etwa bewegt sich das, dazwischen elend weite, flache
Dialogwüsten. Das kann man den Autoren nicht einmal vorwerfen. Auf einem mager trockenen Mutterboden wächst nun mal keine üppige Wiesenblumenpracht.
SEXUS
Das ist, meine Damen und Herren, ein Extra-Punkt, denn SÄKULAR bleibt vom versickerten
Plot nun mal nichts weiter übrig, als das im weiten Sinne erotische Verhältnis der
Protagonisten.
Das ist mehr als paradox! Denn deren erotische Präsenz liegt für mein Empfinden so etwa
zwischen schwülen Teestunden, verdrängten Doktorspielen und zerquälter Handarbeit. Ruth
Rendell, die diesen Roman besang und selbst nicht gerade für sinnenfrohe erotische
Stilisierung berüchtigt ist, schuf Gestalten, die dagegen vor Vitalität zu sprühen scheinen.
Gerade im Verein mit den vielen, mehr oder minder gelungenen sprachlichen Miniaturen,
empfinde ich die Asexualität, letztlich Sexualfeindlichkeit des Romans geradezu bedrückend.
Ich bekam die Vision eines Menschen, dessen heimische Wände mit kleinen, feinen und
gefälligen Ölbildchen am Rande des Kitsches bepflastert sind, und dessen Erotik sich
zwischen einer befriedigend regelmäßigen Verdauung, dem Gießen von Topfpflanzen und
dem Verfassen sorgfältig zensierter Tagebucheinträge bewegt.
FAZIT
-------Ich habe in den letzten Jahren nicht eben viel Unterhaltungsliteratur konsumiert. Doch den
"Schwarm" las ich mit lächelndem Vergnügen, grad wegen Schätzings post-postmodernen
Freiheiten und Lässigkeit und ungeachtet des kapitalen Logikfehlers der Story. Durch
"Sakrileg" ließ ich mich trotz der pulpigen sprachlichen Unzulänglichkeiten willig führen.
Einen Mankell nahm ich mit gebührender Achtung vor dem soliden Handwerk zur Kenntnis.
Warum finde ich "Die geheime Geschichte" so grottenschlecht? Habe ich eine
Zeitgeistallergie? Ist es der Instinkt, der mich gegen ein antiliberales Pamphlet aufbringt?
Wie immer, die sprachlichen Qualitäten des Romans verdienten angesichts dessen, was es
unterhalb davon gibt, eine mittlere Bewertung. Aber ich mag nicht über die Mittellinie gehen,
daher zwei Sterne, keinen mehr.
PS. Ein kurzes, unsystematisches Schweifen durch die Flut von Internetveröffentlichungen zu
Donna Tartt nach Erstellung dieses Verrisses ergab folgende, schwer überprüfbare Hinweise.
Tartt hat den Roman allein begonnen, möglicherweise aber in engster Zusammenarbeit mit
einem Studienkollegen (Bret Easton Ellis) und/oder einem älteren Mentor aus ihrem College
(Paul Edward McGloin) vollendet. (Ihnen gilt die besonders nachdrückliche Danksagung des
Buches).
Es heißt, sie sei zum Katholizismus konvertiert und für die Frauen- und Sexualfeindlichkeit
des Romans ist möglicherweise der Überdruß gegen die Vorstadt-Liberalität blondgelockter
Zuchtkühe im Südstaatenmilieu ihrer Herkunft der biographische Schlüssel.
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buchkritik
tart
 Likud an Araber: Ihr seid so gut wie tot!
von TomGard Pro @ 2011-11-19 – 11:00:19
'Wir versklaven euch, wir verhaustieren euch, wir bestialisieren euch in KZ's, anschließend
werden wir ein Ende mit euch machen und euch entsorgen'
Das ist das Programm, das die Likud - Partei den Palästinensern offiziell für ihr Dasein in
einem "aufblühenden zionistischen und jüdischen Staat" ankündigt.
Glaubt ihr nicht? "Pallywood"?
Vieleicht mag der eine oder andere dennoch dies aufmerksam und vollständig lesen.
Just "in case" kopiere ich die wichtigsten Aussagen:
Settlements
The Jewish communities in Judea, Samaria and Gaza are the realization of Zionist
values. Settlement of the land is a clear expression of the unassailable* of the Jewish
people to the Land of Israel and constitutes an important asset in the defense of the vital
interests of the State of Israel. The Likud will continue to strengthen and develop these
communities and will prevent their uprooting.
*=unveräußerlich, d.h jeder (auch z.b. vom Imperium gestützter) andere, als zionistischer
Anspruch wird eine militärische Antwort erfahren! (TG)
The Partition of the Negev
Israel rejects out of hand ideas raised by Labor Party leaders concerning the relinquishment of
parts of the Negev to the Palestinians. The practical meaning of this plan is that the "Green
Line" should no longer be viewed as a "Red Line", which draws us closer to the partition plan
of 1947 as it opens the door to the principle that the fate of the Galilee, the Triangle and
additional areas within Israel is negotiable. The Likud asserts that such proposals by the
Labor Party leadership may literally cause the dismemberment of the State of Israel.
Oslo & Wye River Accords
The Government of Israel will safeguard the state's vital interests in the negotiations with the
Palestinian Authority. Having established and meticulously adhered to the principle of
reciprocity in the negotiations and implementation of agreements, including the Wye River
Memorandum, the government will continue to condition implementation on the fulfillment
of Palestinian commitments. The government will continue to insist on the fulfillment of the
following Palestinian obligations:
The War on Terror
The Palestinian Authority must wage a systematic war on the terror organizations and their
infrastructure. The PA must not only intensify its efforts to prevent attacks, but act with
determination to prevent potential terrorist acts by dismantling the terrorist infrastructure that
has developed and expanded in PA areas since the Oslo accords.
Halting Incitement
Halting incitement against Israel in the Palestinian media, educational system and all other
Palestinian institutions, and turning the Palestinian media and educational system from their
current anti-Israel mode to recognition of Israel and developing peaceful and good neighborly
relations between Jews and Arabs.
(...palästinensische Polizei und Bewaffnung...)
The Permanent Status
The overall objectives for the final status with the Palestinians are: to end the conflict between
Israel and the Palestinians on the basis of a stable, sustainable agreement and replace
confrontation with cooperation and good neighborliness, while safeguarding Israel's vital
interests as a secure and prosperous Zionist and Jewish state.
The Likud government will honor all the international agreements signed by its predecessors
and strive to achieve a final status arrangement with the Palestinians. The only way to reach a
final status arrangement is via dialogue and political negotiations.
The permanent status arrangement will minimize the security dangers implicit in the Oslo
accords. The primary such danger is the presence and the possible expansion of the
Palestinian security forces within close range of Israel's population centers, government
offices, emergency warehouses and staging areas of the Israel Defense Forces.
The permanent status arrangement shall be based on the following principles:
Self-Rule
The Government of Israel flatly rejects the establishment of a Palestinian Arab state west of
the Jordan river.
The Palestinians can run their lives freely in the framework of self-rule, but not as an
independent and sovereign state. Thus, for example, in matters of foreign affairs, security,
immigration and ecology, their activity shall be limited in accordance with imperatives of
Israel's existence, security and national needs.
Jerusalem
Jerusalem is the eternal, united capital of the State of Israel and only of Israel. The
government will flatly reject Palestinian proposals to divide Jerusalem, including the plan to
divide the city presented to the Knesset by the Arab factions and supported by many members
of Labor and Meretz. The government firmly rejects attempts of various sources in the world,
some anti-Semitic in origin, to question Jerusalem's status as Israel's capital, and the 3,000year-old special connection between the Jewish people and its capital. To ensure this, the
government will continue the firm policies it has adopted until now:
No diplomatic activity will be permitted at Orient House. The government stopped the stream
of visits by heads of state and ministers at Orient House, begun under the left-wing
government.
The presence of the Israeli police in eastern Jerusalem will be increased. This in addition to
the new police posts and reinforcements in the neighborhoods.
The Likud government will act with vigor to continue Jewish habitation and strengthen Israeli
sovereignty in the eastern parts of the city, while emphasizing improvements in the welfare
and security of the Arab residents. Despite protests from the left, the Likud government
consistently approved the continuation of Jewish living within the Old City and in 'City of
David'.
The Jordan River as a Permanent Border
The Jordan Valley and the territories that dominate it shall be under Israeli sovereignty. The
Jordan river will be the permanent eastern border of the State of Israel. The Kingdom of
Jordan is a desirable partner in the permanent status arrangement between Israel and the
Palestinians in matters that will be agreed upon.
Security Areas
The government succeeded in significantly reducing the extent of territory that the
Palestinians expected to receive in the interim arrangement. The government will insist that
security areas essential to Israel's defense, including the western security area and the Jewish
settlements, shall remain under Israeli rule.
---Dieser genozidale Anspruch erstreckt sich nicht nur auf die heute von Israel beanspruchten
Gebiete, und ist nicht einmal auf das mythische "Eretz Israel", das gottgegebene Land
begrenzt.
Die nicht nur in der Likud - Partei, sondern auch in weiten Teilen der israelischen "Linken"
gültig gemachte Doktrin von der Gefahr eines "demographischen Genozid" am jüdischen
Volk enthält das Programm, die nicht-jüdische Bevölkerung mindestens der Region, wenn
nicht weltweit, mit dem Ziel zu reduzieren und zu entmachten, daß das "Volk von Judäa" bis
zum "jüngsten Gericht" außer Gefahr steht, in der übrigen Bevölkerung auf- und
unterzugehen.
Dies ist der Kern des "Projekt Armageddon" nach israelischer Auslegung.
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apartheid
israel
jüdischer faschismus
zionismus
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Wovon erzählt die Sprachregelung "syrischer
Bürgerkrieg"?
von TomGard Pro @ 2011-11-24 – 10:54:32
Sie ist zweifelsohne gelogen. Sogar die frei erfundenen "Meldungen" der Londoner
Briefkastenfirma, die als NATO-Propagandabüro fungiert, widersprechen der
Diagnose: 33 Tote soll es gestern gegeben haben. Selbst wenn die Zahl stimmte - sie
stimmt, so oder so, auf keinen Fall - zeugte sie allenfalls von verstreuten
Unruheherden.
Zweifellos gibt es in Syrien Symptome religiöser Unruhen, in deren Horizont ein
vollgültiger Religionskrieg stehen könnte, wie ich vor Wochen auf diesem Blog
begründet habe (bitte Suchfunktion benutzen). Die Hauptlinie der Front verläuft
zwischen den Ständen einer säkularisierten, bürgerlich urbanen Bevölkerung und einer
traditionalistischen Landbevölkerung, mit jeweiligen Überlappungszonen, unter denen
eine ständische Revolte von Teilen des urbanen Präkariats, das in den vergangenen 5
Jahren stark angeschwollen ist, die größte Bedeutung haben dürfte.
Die Verarmung hat ein ganzes Bündel von Ursachen, die wirksamsten dürften die
Kriege im Irak und im Libanon sein, die generationenalte Handels- und Verkehrslinien
unterbrochen haben, und 100 Tausende Flüchtlinge ins Land brachten, verstärkt durch
eine lang anhaltende Dürre, sowie die Sanktionspolitik des Westens gegen Syrien
selbst wie den Iran.
Diese Symptome hat die laufende und bereits weit über ein Jahr andauernde
Subversion aus der Türkei, Saudi-Arabien und Jordanien angeheizt und unter dem
Druck syrischer Abwehrmaßnahmen sind örtlich gewiß hier und da Geschwüre
aufgebrochen.
Die Strategie und Taktik der Auslandsintervention seitens der überwiegend aus
Söldnern bestehenden "Freien Syrischen Armee" besteht darin, solche Herde zu
befeuern und möglichst zu verbinden. Doch schon diejenige Berichterstattung des
WSJ, der NYT etx., die - etwas versteckt auf hinteren Seiten und in längeren Artikeln
- die Irreführung der Öffentlichkeit auf etwas "rationellerem" Boden halten soll, läßt
klar erkennen, daß dies voraussichtlich nicht zu einer echten Destabilisierung der
syrischen Ständeherrschaft unter Führung der Armee reichen wird.
Sofern es stimmt, daß die NATO das libysche Szenario nicht einfach wiederholen
will, muß also ein weiteres strategisches Element hinzu kommen. Daß´die Kampfkraft
eines von der Türkei, den Emiraten und Saudi-Arabien unter israelischer Assistenz
geführten Luftkrieges gegen die syrische Armee und die Bevölkerungen der stabilen
syrischen Städte (bes. Damaskus, Latakia, Aleppo) hinreicht, eine Art libysches
"endgame" zu erzielen, halte ich für ausgeschlossen. Für dieses Urteil reicht es schon
aus, zu wissen, welch zentrale Rolle in der Luftkriegseröffnung gegen Lybien das
Feuer hunderter, wenn nicht gar über tausend mariner cruise missiles gespielt hat, und
die libysche Armee war winzig gegen die syrische. Hinzu kam in der letzten Phase des
Libyenkrieges die unverzichtbare Rolle der von kriegserfahrenen britischen und
amerikanischen Besatzungen geflogenen Kampfhubschrauber. Die Türken setzten im
Kurdenkrieg - in freiem Gelände - überwiegend auf Bomber und Panzer.
Aber die Lösung des taktischen Puzzles ist ziemlich einfach. Denn Bashar al Assad ist
keine Führerfigur in der Position und vom Format Muammar Gaddafis. Gaddafi hatte
Königszelte überall im Lande stehen, und die meisten Stammesoberhäupter führten
eines mit. Assads "Palast" besteht noch immer überwiegend in den Gebäuden und
Positionen der Baath- Bürokratie, die ihm sein Vater hinterlassen hat, dessen Bild in
zahlreichen, wenn nicht sogar den meisten Amtsstuben aushängt blieb.
Bashar muß nur beseitigt werden, um die Bruchlinien der Diadochenkämpfe
aufklaffen zu lassen, die geschlossen zu halten der wichtigste herrschaftliche Konsens
in Syrien ist. Es war das einzige Motiv, Bashar zu berufen, und vermutlich das
wichtigste persönliche Motiv, den Ruf anzunehmen.
Und die Bruchlinien künftiger Diadochenkämpfe sind unter dem Druck der NATOund ihrer Proxyarmeen dazu verdammt, sich entlang der von außen befeuerten
Hauptkampflinie zu sortieren. Dann ist nur noch dafür zu sorgen, daß der syrischen
Armee ein paar vernichtende Niederlagen beigebracht werden, damit sie nicht zur
einigenden ständischen Hauptkraft des Widerstandes gegen die Zerlegung des Landes
werden kann.
Frankreich kam nun abermals eine Vorreiterrolle zu, indem Alain Juppe den
türkischen "Ball" einer "humanitären Schutzzone" auf syrischem Territorium
aufnahm.
Die Art der Phantasien, die hinter dem Szenario stehen, möge der Leser z.b. dieser
Grafik von einem Blog entnehmen dessen Autorenschaft das "national council of
syria" beansprucht, das Juppe, nach libyschem Muster, soeben zur diplomatischen
Anerkennung vorgeschlagen hat.
Daß die historischen Bezüge, an die das Blog so freundlich freizügig erinnert, das
Herz vieler französischer Patrioten erwärmen und höher schlagen lassen dürften, ist
gewiß kein zu vernachlässigender Faktor. Schließlich stehen in Frankreich theoretisch zumindest - noch einmal Wahlen an.
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7 Kommentare zu "Wovon erzählt die Sprachregelung
"syrischer Bürgerkrieg"?"
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TomGard Pro
2011-11-25 @ 11:27:14
Das Szenario wird verdichtet - Lehrstück orientalischer Diplomatie
Vorab: Hätte ich mehr Zeit und Ruhe, schriebe ich gern einen gesonderten Eintrag. So
kann ich das Thema nur kurz anreißen.
Ein Auftritt des stellvertretenden Ministerpräsidenten und Regierungssprechers Bülent
Arinc im TV wird zahlreiche Skeptiker der türkischen Syrienpolitik besänftigen und
dürfte geeignet sein, lästige, möglicherweise gar hier und da gefährlich erscheinede
Unruhe in Kreisen der türkischen Armee zu beruhigen.
Arinc schloß ein militärisches Eingreifen mit dem Ziel, die syrische Regierung zu
beseitigen, kategorisch aus, und jedes andere militärische Eingreifen nahezu
kategorisch:
"We won’t send soldiers [to Syria], won’t intervene and won’t allow and create
conditions for others to intervene," Bülent Arınç, Turkey’s deputy prime minister told
a local TV network in Bursa. Arınç, who is also the government’s spokesman, said
any foreign intervention will create divisions not only in Syria but also across the
region. He added that incidents in Syria are developing along ethnic lines and
sectarianism is also playing a role.
Die Begründung zielt einerseits auf jene Skeptiker, die Assads Warnungen, ein
Angriff auf Syrien werde die "ganze Region" destabilisieren, zumindest teilweise recht
geben, sowie auf diejenigen, die sich in der säkularen, nationalrevolutionären
Tradition der Armee gegen die Unterstützung religiöser Unruhestifter und
Aufstandsbewegungen wenden.
Arinc Trick besteht darin, erstens über die längst stattgehabte türkische Intervention ich habe einige Eckpunkte berichtet - zu lügen, und zweitens den Streitpunkt, um den
es überhaupt geht, aus der "internen Angelegenheit Syriens" auszunehmen: Daß die
syrische Armee und Regierung mit den ausländischen Söldnern und aufständischen
Banden fertig werden und sich auf der Basis der bereits initiierten Reformen neu
konsolidieren könnte, schließt Arinc, wie sein Autraggeber Erdogan, einfach aus. Das
ist nicht vorgesehen.
Das Szenario, in dem die längst auch logistisch auf den Weg gebrachte türkische
Invasion in Nordsyrien zu einer "reaktiven" Aktion, zu einem Verteidigungsakt
stilisiert werden wird, erfordert freilich noch einige Aktionen und Ereignisse in Syrien
selbst. Wie in meinem Beitrag angedeutet.
(Quelle: http://www.uruknet.info/?new=83381 )
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wolfsmilch Pro
http://wolfsmilch.blog.de/
2011-11-25 @ 19:26:02
der standard hat die meldung tatsächlich rausgenommen, also:
http://www.morgenpost.de/politik/ausland/article1835552/Erdogan-bedauertKurdenmassaker-in-den-30er-Jahren.html#reqRSS
(die andren -spiegel usw- habens auch online, ka, warum der standard
zurückzog...daß den lesern dort denkfähigkeit zugesprochen wird, wär neu ;-) )
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TomGard Pro
2011-11-26 @ 19:58:06
Wer mag, schaue sich an, wie das State Department in der Person des Assistant
Secretary, Bureau of Near Eastern Affairs am 9.November den amerikanischen
Congress verkackeierte. Jede Wendung des Memorandums
( http://www.state.gov/p/nea/rls/rm/176948.htm )
ist ein logischer Irrwitz. Man wolle das syrische "Regime" (!) ökonomisch und
diplomatisch "strangulieren", entmutige aber ausdrücklich eine "Militarisierung" und
einen bewaffneten Aufstand, um den "unausweichlichen" regime change ins Werk zu
setzen.
Aber man täusche sich nicht - auch ein US-Kongressabgeordneter bekommt notfalls
gesagt, where the heck Syria and Turkey are. Und sich einen Reim darauf zu machen,
daß der NATO-Staat Türkei eine "Free Syrian Armee" nicht nur beherbergt, sondern
mit Gefechtsfeldwaffen ausstattet, das schafft selbst die dümmste Nuß unter ihnen.
Das ist beabsichtigt. So kommt noch ein jeder auf die Kost der "corporate identity",
der geheimbündlerischen Nähe zu wirklicher Macht, eben da, wo es um so kuschlig
geiler ist, je gesättigter die Atmosphäre der Folter, der Agonie und der "frommen"
Lüge.
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TomGard Pro
2011-11-30 @ 20:17:19
The Libyan government ... has sent 600 of its troops to support local militants against
the Assad regime, according to media reports.
The fighters have joined the Free Syria Army, the militant group carrying out attacks
on government forces in Syria, reports the Egyptian news website Al-Ray Al-Arabi
citing its sources. The report says the troops entered Syria through Turkish territory.
The alleged incursion happened with the consent of the chairman of the Libyan
National Transitional Council (NTC) Mustafa Abdul Jalil. The NTC allegedly
welcomed volunteers to join the surge.
Last Friday British media reported a secret meeting between NTC envoys and Syrian
rebels had been held in Istanbul. The Libyan governing body reportedly pledged to
supply arms, money and fighters to the Syrians.
...
The NTC has difficulties in disarming the ex-rebels, who want to keep their firearms,
either for personal protection or as means to make their living. In November, the
Libyan capital, Tripoli, saw a mass protest by the rebels, who demanded that the NTC
pay their wages. Some even threatened to overthrow the new government the way they
did with the previous one, unless their demands are met. Funneling armed,
underemployed and eager-to-fight youngsters to another country could be a
convenient move for the NTC. ...
(Russia Today)
Anführer der libyschen Söldner soll der geschaßte Belhadj sein, wollen Gerüchte
wissen.
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TomGard Pro
2011-12-01 @ 15:58:41
http://www.atimes.com/atimes/Middle_East/ML02Ak01.html
Weitere Informationen von Pepe Escobar:
"Diplomats in Brussels confirmed to Asia Times Online that NATOGCC operatives
have set up a command center in Iskenderun, in Hatay province in Turkey. Crucial
Aleppo, in northwest Syria, is very close to the Turkish-Syrian border. The cover story
for this command center is to engineer ''humanitarian corridors'' to Syria.
Although these ''humanitarians'' come from NATO members US, Canada and France,
and GCC members Saudi Arabia, Qatar and the UAE ...Needless to say these
humanitarians consist of ground, naval, air force and engineering specialists. Their
mission: infiltrate northern Syria, especially Idlib, Rastan, Homs but most of all the
big prize, Aleppo, the largest city in Syria, with at least 2.5 million people, the
majority of which are Sunni and Kurdish.
... Le Canard Enchaine - as well as the Turkish daily Milliyet - had already
revealed that commandos from French intelligence and the British MI6 are
training the FSA in urban guerrilla techniques, in Hatay in southern Turkey and
in Tripoli, in northern Lebanon. Weapons - from shotguns to Israeli machine guns
and RPGs - have been smuggled en masse.
"t's no secret in Syria that armed gangs - from Salafis to petty criminals - have been
attacking regular soldiers, the police and even civilians since the early stages of the
protest movement.... And then there are the deserters. So when the Assad regime
insists the current Syrian tragedy is to a great extent incited by well-paid and wellarmed elements - not to mention mercenaries - at the service of foreign powers, it is
essentially correct.
In Homs, a local source tells Asia Times online that as far as the FSA is concerned,
''it's clear that they are just a nice media cover for criminals. They had a video of
themselves in Baba Amr in which they appeared like complete idiots (here it is:
http://www.youtube.com/watch?v=5tC3RebQ2hc ). But whoever these kids or guys
are, they have lots of support amongst the Sunni population. Also, they are connected
within the community, whether rich or poor. A Christian woman who teaches at a
private school just outside Homs which has largely Sunni students had her car stopped
and stolen by some gang. When she came to Homs she made some phone calls and her
car was returned. So whoever stole her car outside city limits had connections to
middle to high class people in the city and they were able to return the car....
.. the name of the game in a ''new'' Syria will be the House of Saud. The House of
Saud is the crucial link between the Muslim Brotherhood in Egypt (which is getting
closer and closer to taking power); the AKP party in Turkey (which is essentially a
Muslim Brotherhood lite); and the Muslim Brotherhood in Syria. The Saudis are
crucial investors in Turkey. They are positioning themselves as major investors in
Egypt. And they're dying to become a major investor in ''new'' Syria.
Then there's the key question of Turkey's game. .. Davutoglu insists a military buffer
zone inside Syria, along the border with Turkey, is ''not on the agenda'' - but that's
exactly what those shady NATOGCC ''humanitarian monitors'' are up to. Since midNovember Turkish media has been ablaze detailing plans for a no-fly zone in northern
Syria and the aforementioned buffer zone stretching as far as Aleppo.
The motive? Ask ''prophet'' Hillary Clinton - to foment civil war. ...
It's fair to argue that masses of Syrians want something other than the Assad regime but certainly not some variant of humanitarian bombing, not to mention civil war.
They saw NATO's legacy in Libya - virtually the whole infrastructure of the country
destroyed, cities bombed to dust, tens of thousands of dead and wounded, al-Qaedalinked fanatics wielding power in Tripoli, widespread ethnic hatred. They don't want a
brand new massacre. But NATOGCC does. "
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TomGard Pro
2011-12-01 @ 17:05:40
"More than 400 terrorist have been freed from US prisons in Iraq to help fuel unrest in
Syria, Islam Times quoted Lebanese political analyst Anis al-Naqqash as saying. He
added that they have entered Syria illegally via Turkey."
(Quelle: das iranische Press TV via Sibel Edmonds Boiling Frogs Post)
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TomGard Pro
2011-12-02 @ 17:46:41
debkafile military sources report exclusively that the Western-Arab intervention in the
Syrian crisis is in an advanced state of operational planning. It entails a buffer zone in
northern Syria encompassing beleaguered towns, primarily Idlib, Rastan and Homs but also Aleppo, Syria's largest city (2.5 million mostly Sunni and Kurdish
inhabitants).
The protest movement never caught on in Aleppo, home to the moneyed classes who
run the country's financial and trading sectors, and it was confined to the highway
network feeding the city. Therefore, for the Assad regime, bringing Aleppo into the
"humanitarian corridor" system under foreign military control will round of the
damage caused by the economic sanctions approved this week by the Arab League.
Losing Aleppo will fatally hammer the economy into the ground and rob the Syrian
ruler of funding for sustaining his military crackdown to wipe out the unrest in the
areas remaining under his control.
Aware of this threat, Foreign Minister al-Moallem accused the Arab League of
declaring economic war on Syria.
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Syrien - aus der Sicht der trotzkistischen IV.
Internationale
von TomGard Pro @ 2011-11-26 – 13:36:50
Da ich kaum noch Zeit habe, selbst zu recherchieren und darzulegen, werde ich mich in den
kommenden Wochen vermehrt auf Veröffentlichungen der WSWS.org beziehen, die ich
global empfehle, es sind ausgezeichnete Artikel darunter.
Über die ideologischen Schranken, die sich in ihnen bemerkbar machen, werde ich besonders
in diesem Eintrag ein paar Worte verlieren.
The civil war in Syria and the fate of the Middle Eastern revolution
(Chris Marsden)
Der Lagebeschreibung Chris Marsdens wäre kaum etwas hinzu zu fügen, ließe er sie nicht
unter dem Titel "Bürgerkrieg" firmieren. Zu dieser Sprachregelung habe ich schon ein paar
Bemerkungen verloren.
Eine sprechende Ergänzung kann man dem Artikel Patrick Seales in der Gulf News
entnehmen, mit dem Marsden seine Wortwahl rechtfertigt, indem er zitiert:
Syria is heading for a bloody sectarian civil war. The mutual kidnappings, torture, beheadings
and displacement of populations taking place between the Sunni and Alawite communities in
the central city of Homs — often described as ‘the capital of the revolution' — send a
fearsome signal of what might be in store for the rest of the country.
Patrick Seale will seine Leser glauben machen, Konflikte entlang ethnisch-religiöser
Spaltungen flammten erst neuerlich auf und drohten erst jetzt die syrische Nation zu zerlegen.
Das ist aus dem Mund eines "Experten" eine bewußte Lüge! Die Sektionierung der
levantischen Gesellschaften ist erst von osmanischen Herrschern und in ihrer Nachfolge von
britischen und französischen Kolonialherren zielbewußt ausgenutzt, teilweise vertieft und, u.a.
mit Umsiedlungen, neu geschaffen worden, um die Fremdherrschaft als unumgehbare
Appellations- und Schiedsinstanz zu etablieren. Die syrische Nation und insbesondere die
Diktatur der Baath-Partei beruhte in erster Instanz auf der Notwendigkeit und einem
vereinigten Willen, dieses Joch abzuschütteln, ohne einen anschließenden Zerfall des heutigen
syrischen Staatsgebietes in einander bekämpfende arabische Emirate und christlich-jüdischsäkular dominierte Fürstentümer zuzulassen. Daß dies über fast drei Generationen
gelegentlich blutig, aber überwiegend zivil und bürokratisch gelang, unter Schaffung eines
regional beachtlichen Bruttosozialproduktes bis etwa 1995 und eines urbanen
Modernisierungsgrades, der pi mal Daumen dem der sozialistischen Staatswesen Osteuropas
entsprach, zeugt von einem tragfähigen nationalen Konsens, der erst mit der Verarmung der
Bevölkerung in den vergangenen knapp 20 Jahren gleichsam an den Rändern zu bröckeln
begann.
Zu dieser Verarmung trugen sowohl die Neue Weltordnung des Imperiums und seine
regionale Kriegführung bei, wie die unter diesen Umständen unvermeidlichen Erosionen in
den staatstragenden Eliten und ihrer Bürokratie. Korruption, Vetternwirtschaft und mafiöser
"Crony"kapitalismus begleiteten die "Öffnung zum Westen", die während des Niedergangs
und der Ausplünderung Russlands und der osteuropäischen Staaten notwendig wurde. Hinzu
kamen der türkische Angriff auf die syrischen Wasserressourcen und die langanhaltende
Dürre, die möglicherweise eine Begleiterscheinung des globalen Klimawandels ist.
Doch dieselben Ursachen, welche den nationalen Konsens in seiner überkommenen Gestalt,
der Herrschaft der Baath-Bürokratie, angriffen, stärkten eine urbane nationale
Erneuerungsbewegung, die bis vor etwa einem Jahr gar nichts mit religiösem Sektierertum
und ethnischen Spaltungen zu schaffen hatte. Von allem Anfang an spielten allerdings private
Bereicherungs- und Rachemotive einer Reihe ihrer exilierten Führungsfiguren eine
beträchtliche Rolle, denen die Allianz mit britischen und amerikanischen Geheimdiensten und
ihren PR-Unternehmen zupaß kamen.
Allerdings wirkte die imperiale Instrumentalisierung zunächst überwiegend an
propagandistischen Fronten im Ausland.
Diese äußere Front ist dennoch von Bedeutung, tragen doch zwischen 5 und 10 Mio
Auslandssyrer zum Sozialprodukt ihres Landes direkt und indirekt bei. Entsprechend
empfindlich und unter Einsatz exemplarischer Brutalität reagierten die syrischen
Sicherheitsbehörden auf die Subversion.
Diese Repression wurde dennoch nicht zu einer selbständigen Ursache und Quelle nationaler
Unruhe und Empörung.
Der überwiegend vom amerikanischen NED und seinen Affiliates vorbereitete und finanzierte
Versuch, im letzten Quartal des vergangenen Jahres, unter dem Rückenwind der
wohlvorbereiteten tunesischen Revolte, auch in Syrien eine "farbige Revolution" nach
osteuropäischem Muster anzuzetteln bzw. zu importieren, scheiterte kläglich.
Dies braucht man übrigens nicht nachzuweisen! Seinerzeit hieß es, die Allgegenwart und alle
Grenzen sprengende "Grausamkeit" der syrischen Repression habe eine
Demonstrationsbewegung nach ägyptischem Muster verhindert. Jetzt, nachdem die
Sicherheitsbehörden mitsamt der Armee, von hohen eigenen Verlusten erbittert, örtlich
tatsächlich mit äußerster Brutalität zuschlagen und durchgreifen, soll sich die abschreckende
Wirkung von einst - ins Nichts verflüchtigt haben ...
Kehren wir nun zu Patrick Seale und seiner Lüge zurück. Ihren Zweck nennt er ohne
Umstand:
Syria needs the intervention of a high-powered, neutral, contact group to stop the killing on
both sides. There must be a pause in which tempers are cooled, demonstrations and counterdemonstrations are halted, and a climate created in which a real dialogue can take place and
real reforms agreed and implemented. The aim must be a peaceful transition to a different sort
of regime, with effective guarantees for all sides.
Allerdings ist Seales Job nicht bellizistische Scharfmacherei. Er ist einer jener "liberalen"
Abwiegler und Bedenkenträger, die den Ein-Ge-Bildeten der demokratischen Öffentlichkeit
das hergebrachte Bild politischer Verantwortung und, v.a., Verantwortlichkeit vorhalten
dürfen, bis die Militärs zum Zuge kommen. Dann dürfen sie ihre Pinselei mit einem
Gejammer über den Lauf und die Schlechtigkeit der Welt und ihrer Menschen ergänzen, das
vom Professor bis zum Proleten die beständige Begleitmusik lammfrommer Unterwerfung ist.
Also:
The Arab states and the western powers are ill-suited for this task.
Nach einer hochgradig albernen Begründung für dies freilich leicht zu habende Urteil fährt er
fort:
Who then could form the necessary contact group? My choice would be the Brics: Brazil,
Russia, India and China — countries with real economic and political clout and a strong
interest in the region.
Die BRICS-Staaten solln's richten! Absurder geht's nimmer, oder?! Muß ich das begründen?
Jedenfalls hat das absurde riddle natürlich eine "Lösung"!
Welcher nicht arabische und nicht "westliche" Staat hat denn regional sowohl eine
ökonomisch und politisch machtvolle Statur wie ein starkes Ordnungsinteresse?
Richtig.
Die Türkei.
Und auf dies plumpe Propagandamanöver fällt Chris Marsden von der IV. Internationale
herein?
Nö. Nicht wirklich.
Marsden versucht nur Seale auf analoge Weise zu benutzen, wie Seale den westlichen
Konsens der demokratischen Öffentlichkeit zu benutzen und zu formieren trachtet. Das
politische Glaubensbekenntnis dazu hatte Marsden voran gestellt:
From the beginning, Saudi Arabia, Qatar, Jordan, and Turkey, as well as Washington, have
tried to use the social movement against Assad ...
und etwas darunter:
The Syrian regime, no less than those of Zine El Abidine Ben Ali in Tunisia, Hosni Mubarak
in Egypt and Muammar Gaddafi in Libya, deserves to perish. It has been built on decades of
repression and the impoverishment of its people, with fully 32 percent of the population living
on $2 a day or less.
Als ob an dieser Lage und Funktion einer subalternen, imperial lizensierten Herrschaft an der
Peripherie des Weltmarktes auch nur ein Jota zu ändern wäre! Das einzige Mittel, das bis zum
Beginn dieses Jahres einem solchen politischen Willen verfügbar war, ist in Libyen
exemplarisch allen Aspirationen aus der Hand genommen worden, Ölreichtum nämlich, oder,
richtiger gesagt: Solchem politischen Ansinnen wurden symbolisch mindestens einhundert
tausend Köpfe vom Rumpf getrennt, an erster und letzter Stelle der Kopf Muammar Gaddafis!
Okay, eine atomare Bewaffnung vom Format der israelischen, die taugte vielleicht noch ein
Weilchen für solch ein Projekt. Nur verschenken die Russen ihre Eierchen leider nicht.
Selbest wenn sie's täten, die NATO treibt die Technologie ballistischer Raketenabwehr
fieberhaft voran, so wird auch Israels Waffe wird binnen kurzem, vielleicht schon bis zum
Mai kommenden Jahres, entschärft sein.
Weder die eine noch die andere Realität haben im trotzkistischen Glaubensbekenntnis Platz!
All the Western imperialists’ calculations have been predicated upon the exclusion of the
working class from political life and the dominant role of its various regional agencies—both
national governments and political forces such as the Muslim Brotherhood. For this reason,
the re-eruption of revolutionary struggle in Egypt is a threat not only to the US-backed
military junta in Cairo, but all the carefully laid plans to replicate the installation of pliant
regimes modeled upon Libya’s National Transitional Council.
Ausgerechnet das elende ägyptische Prekariat, das schon kaum mehr eine Alternative zum
Aufstand hat, aber eben 'drum rücksichtslos gequält und geschlachtet wird, so bestialisch, wie
kaum einmal außerhalb des somalischen, irakischen und libyschen Dauerkriegsgebietes,
ausgerechnet diese armen Schweine sollen kraft ihrer "Klassenzugehörigkeit" - die sie nicht
einmal recht haben - den "historischen" Sieg der ... Trotzkisten richten!
This requires building a new leadership advancing a strategy of world socialist revolution,
sections of the International Committee of the Fourth International throughout the Middle
East.
Workers’ governments must be established, tasked with carrying through the socialist
transformation of the region’s economy—placing its vast resources at the disposal of the
people. In this struggle for the United Socialist States of the Middle East and North Africa,
the key ally of the Arab, Farsi, Kurdish and Jewish workers is the working class in the United
States and Europe, who have already been inspired in their own struggles by the revolutionary
events in the Middle East.
Halt! Ich will die IV.Internationale nicht zu einem iwie relevanten Faktor hochsprechen.
Andererseits ist es durchaus schade, daß sie keiner ist! Glaubensbekenntnisse kann man
ablegen, Irrtümer korrigieren.
Whatsoever, hier ging es mir, wie eingangs angekündigt, darum, exemplarisch eine der
wichtigsten Schranken trotzkistischer Analyse und Kritik vorzuführen, damit die aller Ehren
werte Arbeit dieser Leute nutzbar gemacht werden kann.
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Obama’s aggressive turn to Asia - WSWS
von TomGard Pro @ 2011-11-26 – 13:51:50
(Der Artikel von Peter Symonds in Ausschnitten. Quelle)
"Obama’s tour through Asia last week marked a turning point in geopolitics. On every
front—diplomatic, economic and strategic—the US president set course for a
confrontation with China as he sought to reassert untrammelled American dominance
in the fastest growing region of the globe.
...
In his keynote speech to the Australian parliament, Obama made explicit his foreign
policy shift to Asia. After a decade of fighting wars in Iraq and Afghanistan, he
explained, “the United States is turning our attention to the vast potential of the Asia
Pacific region.” Obama announced he had made “a deliberate and strategic decision—
as a Pacific nation, the United States will play a larger and long-term role in shaping
this region and its future.”
The turn to Asia is not a recent policy decision by Obama but stems from profound
shifts in the global economy that were reflected in deep dissatisfaction in American
ruling circles with the strategic orientation of the George W. Bush administration.
Under the guise of a “war on terror,” Bush had plunged the US into two disastrous
wars that had sapped the American military, undermined US diplomacy and generated
immense opposition at home.
Bipartisan backing for the wars reflected broad support in Washington for the
underlying strategy—to secure US hegemony in the Middle East and Central Asia
over the world’s largest energy reserves so as to be able to hold Washington’s Asian
and European rivals to ransom. What had been touted as easy victories, however,
turned into quagmires. Criticism mounted, especially of Bush’s failure to stem China’s
growing influence in Asia.
China’s economic expansion over the past decade has been bound up with a major
restructuring of manufacturing processes following the 1997-98 Asian financial crisis.
Increasingly the East Asian and South East Asian economies became integrated into
supply chains centred on production in China. Between 2000 and 2010, annual
Chinese trade with the Association of South East Asian Nations (ASEAN) jumped
from $39.4 billion to $292.8 billion. These economic processes found their reflection
in regional free trade deals and in China’s growing clout in regional forums such as
ASEAN, ASEAN+3 and the East Asian Summit—gatherings either to which the US
did not belong or which it did not attend.
...
The Obama administration signed ASEAN’s Treaty of Amity and Cooperation—
something Bush refused to countenance—and gained admittance to the ASEAN-based
forums. In July 2009, US Secretary of State Hillary Clinton declared at the ASEAN
summit that the US was “back in South East Asia.” At an ASEAN gathering a year
later, she asserted that the US had a “national interest” in the regional disputes in the
South China Sea, prompting China’s foreign minister Yang Jiechi to declare her
remarks to be “virtually an attack on China.” US diplomatic efforts have been directed
not just toward established allies, but to prising countries like Burma from China’s
sphere of influence.
As in the Middle East, the Obama administration’s overwhelming focus in Asia has
been on strengthening the US military posture. Over the past two years, it has
upgraded strategic and military ties throughout the region, particularly with Japan,
India and Australia.
...
The Pentagon’s strategy remains centred on controlling energy supplies. However,
rather than seeking to bring the Middle East completely under its political sway, the
US is counting on its military muscle to dominate China’s vital shipping routes for
energy and raw materials from the Middle East and Africa through key choke points—
above all the Malacca Strait—to the South China Sea. These plans recall the way in
which the US exploited its naval power to impose an oil blockade on Japan in 1941,
triggering a chain of events that led to the Pacific War.
...
The driving force behind this dangerous confrontation is the relative economic decline
of US imperialism and the rise of China. The US is recklessly wielding its military
power to compensate for its economic weakness as it seeks to retain global
dominance. Despite the staggering indices of its economic growth, China is wracked
by economic and social contradictions—above all, the explosive development of the
Chinese working class. Beijing can no more afford to make concessions to
Washington, than the US can cede an Asian sphere of influence to China. These
tensions have been magnified by the worsening global economic crisis, as each power
seeks to shore up its position at the other’s expense.
..."
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1 Kommentar zu "Obama’s aggressive turn to Asia WSWS"
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TomGard Pro
2011-12-07 @ 09:32:48
(Besser als der Titel anzuzeigen scheint: )
http://www.tomdispatch.com/post/175476/tomgram:_michael_klare,_a_new_cold_war
_in_asia/#more
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Inge Viett: Wortlaut ihrer Erklärung vor dem Berliner
Amtsgericht
von TomGard Pro @ 2011-11-27 – 10:48:46
(Das Amtsgericht Tiergarten sprach die 67-jährige Viett am Mittwoch schuldig, auf einer
Podiumsdiskussion im Januar dieses Jahres vor etwa 1200 Zuhörern Brandanschläge auf
Bundeswehrfahrzeuge als "legitime Aktion" gebilligt zu haben. Viett habe mit ihren
Äußerungen im Rahmen der Rosa-Luxemburg-Konferenz in der Urania die Bereitschaft von
Gleichgesinnten zur Begehung derartiger Taten gefördert und geweckt. SPON)
Inge Vietts Redetext:
"Der Staatsanwalt behauptet ja tatsächlich, ich hätte mit meinem Vortrag auf der RosaLuxemburg-Konferenz den öffentlichen Frieden gestört. Und zwar deshalb, weil ich Sabotage
an Militär- und Kriegsgütern für legitim halte, wenn Deutschland Krieg führt. Dann zählt der
Herr Staatsanwalt wahllos neun Brandanschläge gegen Kriegsgerät auf, auf die ich mich
bewußt bezogen haben soll. Mich überrascht, wie der Staatsanwalt sich in meinem
Bewußtsein oder gar Unterbewußtsein auszukennen glaubt. Aber tatsächlich projiziert er nur
ins Blaue hinein, um mich anklagen zu können. Wer stört eigentlich wirklich den öffentlichen
Frieden hier im Land, in Europa und weltweit? Und welcher Frieden ist gemeint? Das
Verstummen und sich Abfinden mit der Politik einer profitgetriebenen Klasse, die schon
wieder, wie auch in der Vergangenheit, Raubkriege und eine Militärpolitik in vielen Teilen
der Welt betreibt, um sich Ressourcen und Macht für eine maßlose Ökonomie der
Verschwendung und Zerstörung zu sichern?
Das Abfinden mit einer Angriffsarmee, die sich immer noch Bundeswehr nennt, aber längst
eine Kriegsarmee ist, die in heimtückischer Weise die gesellschaftlichen Institutionen
okkupiert, um eine kriegsunwillige Bevölkerung zu manipulieren und fügsam zu
machen?Sollen wir ganz friedlich zusehen, wie sich die Vertreter des Militarismus vor allem
an die Schwächsten heranmachen, die noch kein reales Weltbild haben, an die Kinder, an die
Schülerinnen und Schüler, Studentinnen und Studenten und an die Arbeitslosen und
Perspektivlosen? Sollen wir hinnehmen, daß sie den Krieg als Abenteuer auf Spielplätzen
inszenieren, daß sie das Mörderhandwerk der Soldaten als normalen Beruf verkaufen, und
ihre Kriegspolitik als alternativlose „Sicherheitspolitik“ in die Universitäten tragen? Dient das
etwa dem Frieden?
Ich hab‘ mal ins Strafgesetzbuch geschaut, was denn der hier in der Anklage aufgeführte
Paragraph 306 für Straftaten erfaßt, die zu billigen und belohnen ich mich strafbar gemacht
haben soll. Ich zitiere aus Paragraph 306:
„(1) Wer fremde1. Gebäude oder Hütten,2. Betriebsstätten oder technische Einrichtungen,
namentlich Maschinen,3. Warenlager oder -vorräte,4. Kraftfahrzeuge, Schienen-, Luft- oder
Wasserfahrzeuge,5. Wälder, Heiden oder Moore oder6. land-, ernährungs- oder
forstwirtschaftliche Anlagen oder Erzeugnissein Brand setzt oder durch eine Brandlegung
ganz oder teilweise zerstört, wird mit Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu zehn Jahren
bestraft.“
Mir scheinen das alles zivile Ziele zu sein. Die Rede ist nicht von Kriegsmaterial. Und um
solches handelt es sich doch eindeutig bei den von der Staatsanwaltschaft aufgezählten
Anschlägen.
Ich habe den Eindruck, der Paragraph 306 trifft eher auf das zu, was die Bundeswehr in
Afghanistan treibt, wenn sie, wie in Kundus, Tanklastwagen bombardiert und dabei über 100
Menschen umbringt, oder wenn sie Dörfer und Zivilfahrzeuge in Brand schießt, weil sie dort
sogenannte Terroristen vermutet. Oder wenn sie Zivilisten zusammenschießt, die gegen ihre
Besatzung demonstrieren, wie im Mai 2011 in Talokan. Ich kann mich des Eindrucks nicht
erwehren, daß die Mehrheit der hier sitzenden Medienvertreter und auch die
Staatsanwaltschaft dies alles billigen.
Aber ich will mich mit der juristischen Seite der Anklage gar nicht wirklich befassen, weil sie
im Grunde subaltern ist, denn die meisten bürgerlichen Gesetze sind lediglich die Instrumente
mit denen der Staat versucht, gesellschaftliche Konflikte zu seinen Gunsten zu beeinflussen,
durch Kriminalisierung seiner Kontrahenten, und durch die Verschleierung der politischen
Dimension, die hinter der Anklage liegt.
Sind der Krieg gegen Afghanistan und die anderen weltweiten deutschen Militäreinsätze etwa
kein gesellschaftlicher Konflikt, wenn mehr als zwei Drittel der Bevölkerung dagegen sind?
Wenn gigantische Summen in den Krieg und die Kriegsrüstung fließen und die Bildung, das
Gesundheitswesen, die Kultur, der Wohnungsbau, die Renten angeblich nicht mehr finanziert
werden können? Wenn die Löhne immer geringer werden, Arbeitsplätze immer unsicherer
und viele ihr Leben auf Hartz-IV-Bettelniveau fristen müssen? Ist es kein gesellschaftliches
Problem, wenn eine kleine besitzende Minderheit und ihre Trabantenpresse die
Profitwirtschaft und die Kriegspolitik zur Ultima ratio des Fortschritts erklärt, obwohl dieser
sogenannte Fortschritt verheerende Folgen für die Mehrheit der Menschen und ihre Umwelt
hat? Nur damit diese Minderheit reich und mächtig bleibt?Das Gesetz ist also ein politisches
Instrument dort wo es um einen politischen Sachverhalt wie in diesem Prozeß geht. Hier geht
es um die Meinungsfreiheit, um die Pressefreiheit, um das Recht auf öffentliche Debatten
über Strategien zur Abschaffung des Kapitalismus, um das Recht auf öffentliche
fundamentale Systemkritik, um das Recht, gegen diese Zustände Widerstandsmöglichkeiten
zu diskutieren und zu organisieren.
Der Staatsanwalt vertritt hier auch nicht das Recht, sondern den Staat, der mich als politische
Aktivistin gegen das kapitalistische System und seine immer wiederkehrenden Kriege
mundtot machen will.
Aber es geht der Staatsgewalt mit ihrer Anklage noch um mehr: Die ansteigenden sozialen
und politischen Verwerfungen des Kapitalismus, seine Krisenpolitik zu Lasten der
lohnabhängigen Klasse, der Kinder, der Rentnerinnen und Rentner, der Alten und Schwachen,
seine Kriegspolitik um Ressourcen und Einfluß, die Entwicklung immer mörderischerer
Waffensysteme, stoßen überall auf Proteste. Selbst in den reichen europäischen Staaten
bersten die Widersprüche, und Widerstand in allen möglichen Formen beginnt sich zu
organisieren. Die Propaganda, daß es keine Alternative zu diesem kaputten und aggressiven
System gibt, verfängt bei immer weniger Menschen. Die Wut wächst und auch die Pläne, wie
die Befreiung von diesem Moloch möglich werden kann. Die herrschende Elite reagiert mit
Rhetorik und Propaganda, mit Unterdrückung und Repression. Immer schärfere Gesetze,
immer mehr Überwachung, größere und härtere Polizeieinsätze, immer mehr Prozesse. Ja sie
arbeitet schon wieder daran, die Verfassung zurechtzustutzen, um den Einsatz von Militär
auch im Innern zu ermöglichen. Sie ist taub und tumb gegen die Ursachen von Protest und
Widerstand.
Ich bin über vierzig Jahre im Widerstand gegen das kapitalistische System, und ich habe mich
früher dabei auch bewaffneter Mittel bedient, wie viele andere in der langen Geschichte
revolutionärer Kämpfe gegen den Kapitalismus. Das macht mich zum beliebten Haßobjekt
der reaktionären Boulevardblätter und der antikommunistischen Medien. So ist auch dieses
Verfahren gegen mich maßgeblich durch die Zuarbeit eines Lohnschreibers des Springer-
Konzerns zustande gekommen. Sie glauben, über mich sei es leicht, die Kriminalisierung und
Denunzierung aller linken revolutionären Kräfte voranzutreiben, und die demokratischen
Standards wie Meinungsfreiheit und Pressefreiheit ihrem politischen Belieben zu unterwerfen.
(Herv.TG) Beziehungsweise das Niveau dieser Standards juristisch nach unten zu
drücken.Schon 1968 auf dem Internationalen Vietnam-Kongreß in Berlin, als die deutsche
Propaganda für den grausamen Krieg der USA gegen Vietnam und gegen die
Antikriegsbewegung auf ihrem Gipfel von Haß und Lüge war, erklärte Rudi Dutschke vor
dem Hintergrund des eskalierenden Krieges gegen die vietnamesische Bevölkerung, daß
militante Aktionen gegen die Lügenmaschinerie der Manipulationszentren und militante
Aktionen zur Zerstörung der unmenschlichen Kriegsmaschinerie legitim seien.Heute wissen
alle, wie verbrecherisch auch jener Krieg war.
Den bürgerlichen Medien mangelt es allerdings an kritischem historischem Gedächtnis, und
ihre Affinität zur Kriegspolitik ist die Affinität zur kapitalistischen Herrschaft. Sie bestimmt
nun mal den Grundton der Medien. Die Journalisten sind damals wie heute so unabhängig wie
Hunde an der Laufleine.
Debatten wie auf der Rosa-Luxemburg-Konferenz über mögliche Strategien zur Überwindung
des Kapitalismus und um Wege zum Kommunismus werden seit Jahrhunderten auf der
ganzen Welt geführt. Nur der brutale und strohdumme Antikommunismus in Deutschland
wird darüber hysterisch. Das Demokratieverständnis der herrschenden Elite und ihrer
medialen Publikatoren erweist sich immer wieder als armselig. Es ist nicht mehr als ein
Synonym für Staatsräson.
Die Alternative zum Kapitalismus ist nun mal der Kommunismus. Das weiß doch jeder
kapitalismuskritische Mensch. Wie verschieden auch immer die Vorstellungen vom
Kommunismus sein mögen, es wird eine nachkapitalistische Welt geben, wenn wir überleben
wollen und sie wird gekennzeichnet sein durch die Vergesellschaftung der Produktionsmittel
und die Emanzipation der produzierenden Klasse. Das sind nun mal die Grundlagen des
Kommunismus, auf die der vernünftige Teil der Welt hinarbeitet. Der derzeitige Zustand der
Welt treibt diesen Prozeß voran. Nicht abstrakt, nicht von alleine, sondern durch den
konkreten politischen und teilweise auch militanten Kampf von vielen konkreten Menschen
auf der Welt.
Repressive Gesetze, juristische Schikanen, mediale Hetze, selbst Folter, Gefängnis und Tod
werden nicht den Frieden bringen, wie Sie ihn verstehen und den ich gestört haben soll.
Chancen für Frieden wird es erst geben, wenn die Hightech-Armeen der kapitalistischen
Staaten verschrottet sind und die Konzerne in deren Windschatten nicht mehr die Welt
ausplündern können, weil die Ausbeutung abgeschafft ist. Es wird nur Frieden geben, wenn
der Reichtum der Welt allen Bedürftigen zugute kommt. Diesen Frieden müssen wir uns
erkämpfen, und wenn es noch hundert Jahre dauert.
Ich schließe meine Erklärung hier vor Gericht mit dem Aufruf des Revolutionärs Georg
Büchner:
Friede den Hütten! Krieg den Palästen!"
(Text übernommen von Sepp Aigner)
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26.11.2011, Der NATO - Krieg gegen Pakistan hat
begonnen
von TomGard Pro @ 2011-11-27 – 17:32:05
"Tödliches Versehen: Ein Nato-Hubschrauber hat bei einem Einsatz im Grenzgebiet
zu Afghanistan mehrere pakistanische Soldaten getötet. Das Bündnis will eine
Erklärung liefern." (Welt)
"Nach den bisherigen Informationen der Isaf ging dem Helikopter-Angriff ein Gefecht
auf dem Boden voraus. Demnach war eine afghanisch-amerikanische Einheit nahe der
Grenze, die in der Region Mohmand weder klar markiert noch eindeutig definiert ist,
unter Feuer geraten und hatte per Funk Luftunterstützung angefordert. Wenig später
dann feuerten Kampfhubschrauber auf eine Stellung, von der das Feuer gekommen
sein soll. Dabei handelte es sich offenbar um den Grenzposten.
Kenner der Terrains im Isaf-Hauptquartier betonten, dass diese Posten in den
Grenzregion in keiner Weise markiert oder mit einer Funkstation versehen seien.
Meist würden sie von nicht-uniformierten Milizionären bewacht, die man rein
äußerlich nicht von Taliban-Kämpfern unterscheiden könne. Bereits in der
Vergangenheit hatte es Vorfälle gegeben, bei denen diese Milizionäre auf IsafSoldaten oder deren Hubschrauber geschossen haben. Formale Absprachen der Isaf
mit diesen Posten gibt es meist nicht." (SPON)
NATO helicopters and fighter jets attacked two military outposts in northwest
Pakistan on Saturday, killing as many as 24 troops ...
Two military officials said that up to 28 troops had been killed and 11 wounded in the
attack on the outposts, about 2.5 km from the Afghan border. The Pakistani military
said 24 troops were killed and 13 wounded. The attack took place around 2am in the
Baizai area of Mohmand. “Pakistani troops effectively responded immediately in selfdefence to NATO/ISAF’s aggression with all available weapons,” the Pakistani
military statement said. About 40 Pakistani army troops were stationed at the
outposts, military sources said. Two officers were reported among the dead.
“The latest attack by NATO forces on our post will have serious repercussions as they
without any reasons attacked on our post and killed soldiers asleep,” said a senior
Pakistani military officer, requesting anonymity. An Afghan border police official said
joint Afghan-NATO troops near the outpost on Saturday morning had detained several
militants. ..." (Reuters, nach der pakistanischen - "liberalen" - Daily Times.)
Nach Angaben aus der Provinzverwaltung wurden die zwei Armeeposten vollständig
zerstört.
Was soll man da noch schreiben, frag ich mich oft. Soll, ja muß ich etwa die Frage
stellen, wozu die Erklärung, es sei "ein Versehen" geschehen, noch eine "Erklärung"
benötigen soll? ("Welt") Ist es meine Aufgabe geworden, Leser daran zu mahnen, daß
ein Grenzverlauf entweder markiert, oder nicht markiert sein kann, aber allenfalls
quantenphysikalisch "weder klar markiert noch eindeutig definiert" sein kann? Muß
ich erinnern, daß ein Grenzposten (es waren zwei, aber das spielt für das Argument
keine Rolle), der mindestens 38 Soldaten und Offiziere faßt, kein Feldlager ist?
Ist ein Deutschlehrer dieser Tage noch imstande, Sätze wie:
"Wenig später dann feuerten Kampfhubschrauber auf eine Stellung, von der das Feuer
gekommen sein soll. Dabei handelte es sich offenbar um den Grenzposten"
anzumahnen, zu korrigieren und den Autoren im Wiederholungsfall an die
Sonderschule zu empfehlen?
Daß gelogen wird, macht mich nicht "fettich", aber wie gelogen wird, nämlich, ich
wiederhole mich, auf eine Weise, die ich ähnlich nur aus dem Studium von
inquisitorischen Hexereianklagen kenne, das "schafft" mich - beinahe.
Beinahe. Aber daß ich nicht verstumme, ändert nichts an meiner Überzeugung, daß die
zitierten Akteure eine und genau eine Anwort erfordern. Ebenso, wie die im
klassischen Sinne "handelnden" Akteure, und zwar bis in die unteren
Verwaltungsränge hinein. Es ist unvermeidlich, daß die Bevölkerung - ja, selbst in D.!
- wahr zu haben gezwungen wird, daß sie inmitten eines Krieges lebt und selbst
Kriegsgegner ist, nachdem sie es sich spätestens seit dem Kosovo - Krieg, und seit
9/11 mit aller verfügbaren mentalen Energie verleugnet.
Ein Mißverständnis habe ich noch auszuräumen, bevor ich zur Sache selbst schreibe.
Mir geht es abermals nicht um "Opfer" und nicht um "Humanität" oder dergleichen
schädlichen bis bösartigen Schmarrn, schon gar nicht um eine Parteinahme für
"Pakistan" oder auch nur "Pakistani".
Von einem iwie humanitären Standpunkt aus gesehen wären die aktuellen Reaktionen
in Pakistan - siehe weiter unten - schon seit vielen Jahren fällig gewesen. Spätestens könnte man symbolisch sagen - nachdem vor kurzem ein 16jähriger Junge, dem, weil
er Erfahrungen mit dem Internet hatte, sein Großvater den Auftrag erteilte, eine
formatierte Opferstatistik zu den US-Drohnenangriffen in seiner Region ins Netz zu
stellen, und der diesen Auftrag selbstverständlich stolz annahm, von einer auf ihn
persönlich gezielten Hellfire - Rakete zerrissen wurde - nebst einem zufällig
mitfahrenden 12jährigen Cousin.
Damit zur Sache selbst.
Zwei Karten sind zu studieren:
Die aktuellen Grenzen Pakistans und seiner Regierungsbezirke.
Die wünschenswerten Grenzverläufe im mittleren & zentralen Asien nach einem
Entwurf im Auftrag des Pentagon von 2006 (1)(2).
Pakistan soll demnach auf die heutigen Provinzen Punjab und Sindh geschrumpft
werden. Die geostrategisch wichtigsten Bestandteile des Plans sind die Abspaltung
Belutistans und seine Ausweitung auf iranisches Territorium, sowie die Vergrößerung
Afghanistans um die heutigen pakistanischen Stammesgebiete plus die Grenzprovinz
zum heutigen China (Xinjiang). Die Abspaltung Xinjiangs ist nicht eingezeichnet,
aber unverzichtbarer eines Plans, China den Zugang zu zentralasiatischen Ressourcen
sowie deren Vermarktung über Golf und arabisches Meer (Iran, Gwadar) nicht allein
streitig zu machen, sondern zu versperren, indem er unter militärische Kontrolle,
bedarfsweise Bedingungen des Imperiums gestellt werden soll.
Die Gründe, in der Sichtweise großer Teile des US-Militärs, die ich an dieser Stelle
weder darstellen noch analytisch richtig stellen kann, sind zum Beispiel einer
100seitigen Studie zu entnehmen, die wenige Monate vor 9/11 von der Federation of
American Scientists veröffentlicht wurde, der Titel: "Long Term Global Demographic
Trends: Reshaping the Geopolitical Landscape". Selbst wenn man sie nur querliest,
könnte man darauf kommen, daß ihre Schlußfolgerungen für die US-Militärpolitik
nahezu auf dasselbe urtümlich faschistische Weltherrschaftsprogramm hinaus laufen,
das ein gewisser Oberst Ralph Peters schon drei Jahre zuvor vorgestellt hatte (3).
Die strategischen und taktischen Probleme der Schrumpfung Pakistans hatte ich schon
im Jahr 2009 grob umrissen. Die Analyse halte ich weiterhin für gültig.
Den Hauptteil der ökonomischen Vision hinter dem Projekt hatte ich, maßgeblich
unter Berufung auf Robert Kaplan, hier vorgestellt.
Die Schürung von Unruhen in der Provinz Belutschistan, die den US-Luftstützpunkt
beherbergt, von dem aus die Mehrzahl, wahrscheinlich alle örtlich eingesetzten
Drohnen starten, und deren Schließung binnen 15 Tagen die pakistanische Regierung
gestern (angeblich) anwies, ist Thema dieses Artikels.
Die Propaganda gegen die pakistanische Nation, Kultur und Bevölkerung, nämlich
sowohl die Eliten wie die Hungerleider, sowie - in diesem Zusammenhang - gegen den
Islam ganz allgemein, sind Schwerpunkt zweier Einträge von mir. Einer bezieht sich
auf einen Artikel des Guardian - Autoren (und Schlapphutes, das ist unabdingbar)
Declan Walsh, der eine "Revolution" in Pakistan zugleich für unabdingbar und
unmöglich erklärt.
Konsequenzen dieses "Befundes", wie sie von "Foreign Policy" besprochen wurden,
kommentiere ich hier. Die Kernaussage: kategorisch ist jede denkbare pakistanische
Staatsraison für prinzipiell antiamerikanisch (= "terroristisch" oder Terrorismus
brütend) ausgegeben. Die pakistanischen Eliten, "whose singular focus is the
accumulation of wealth", zu hofieren, sei ein Fehler, heißt es da, wie schon bei Declan
Walsh, aber die zivile Alternative wird ebenfalls ausgeschlossen: "This duplicity (of
pakistani narratives about the US, TG) helped keep the West sufficiently interested in
the myth of "engaging the elite" -- because of course engaging the people would mean
courting savagery." Die Pakistani sind "Wilde" und ihre Elite nicht besser, sondern
vielmehr verworfener, als Barbarenhäuptlinge, lernen wir da. Also wech mit dem
Viehzeuch, zugunsten der "legitimen Interessen des Westens und der USA", soll der
Leser schließen.
Meine Aussagen zum Thema laufen bis ins Detail denen Sibel Edmonds parallel, die
im Zusammenhang mit ihrer Tätigkeit für das FBI Informationen aus erster Hand hatte
(vor allem hinsichtlich der atomaren Bewaffnung Pakistans, bei der eine
amerikanisch-türkisch-israelische Mafia maßgeblich die Hand im Spiel hatte) und
vermutlich privat weiter hat. Hier die Zusammenfassung.
Zum aktuellen Handlungsbedarf, oder vielmehr dem, was gewisse Kreise dafür halten
müssen, schrieb ich Ende Mai ein update zur Rolle des belutschischen Hafens
Gwadar.
Eine gleichzeitige strategische Ansage von Stratfor dazu besprach ich hier.
In diesem Szenario fehlt das jüngste Gezerre um die iranisch-pakistanische
Gaspipeline. Ich habe gottverdammt keine Zeit und muß morgen um 4:30 aufstehen
um zur Schicht zu gehen, daher nur hingeworfen:
Es gibt offenkundig eine unüberbrückbare Spaltung in der derzeitigen pakistanischen
Regierung. Der Ölminister (!) will den Vertrag suspendieren, das Außenministerium
(!)(so scheint es zumindest) drängt, mit China im Rücken, auf eine vorzeitige
Fertigstellung der Pipeline bis 2013. Ziel, neben der Vermeidung von Engpässen in
der pakistanischen Stromversorgung, die bislang industrielle Produktion auf
Weltmarktniveau zuverlässig verhindern, ist die Versorgung des zukünftigen Handelsund Industriestandortes Gwadar und - da die Inder mit ihrem US-Atomdeal im
Rücken, abgewunken haben - ein Ausbau der Pipeline in die chinesische Provinz
Xinjiang.
Übrigens enthalten viele Eigenkommentare unter den links Zusatzinformationen bzw.
Quellen.
Nun zur aktuellen Lage.
Die bereits zitierte "Daily Times" nimmt die offenkundige Kriegshandlung der USArmee als das, was bis zur Stunde ähnliche Attacken sicherlich gewesen sind: Eine
"nachdrückliche" Aufforderung zum Gehorsam. Zur Sperrung der USNachschublinien (auch über Belutistan) schreibt sie einfach und deutlich:
One must remember that 70 percent of NATO’s supplies pass through Pakistan* and if
we continue this blockage, what is to stop the US from stopping the much-needed aid
it gives to this country? Can Pakistan afford to cut itself off from vital finances that
breath life into our ailing economy?
(* Die CBS-News wollen nur von 30% des Nachschubs wissen, doch falls die Zahl
nicht aus der Luft gegriffen sein sollte, ist sie wohl wörtlich zu nehmen, nämlich
bezöglich des US-Nachschubs, nicht des Bedarfs der ISAF-Truppen insgesamt.)
"Economy", das sind überwiegend die Pfründe der pakistanischen Eliten, die zu einem
großen Prozentsatz einfach aus privaten Bankkonten bestehen, auf die amerikanische
Gelder ohne irgendwelche produktiven oder unproduktiven Umwege überwiesen und
dergestalt in die Ökonomie des Kreditgeldes recycled werden, natürlich mit
Zinsabschlägen für die pakistanischen Kontenhalter.
Aber ein anderer Teil geht an die höheren und mittleren Offiziersränge und schließlich
hängt auch die Existenz vieler Unteroffiziere und die Hungerleiderei der Familien
vieler Gefreiter an solcher Kohle.
Allein, nachdem die ISAF pakistanische Soldaten derart unzweideutig absichtlich und
vernichtend unter Feuer genommen hat, dürfte der Gehorsam, den die Daily Times
empfielt - "It seems the only way to prevent cross border attacks is to tackle the
militants as promised" - nicht mehr erhältlich sein.
Indem die pakistanische Regierung die Räumung des US-Luftwaffenstützpunktes
Shamsi binnen 15 Tagen verlangte, überschritt sie selbst eine "rote Linie", an der
zumindest die unteren bis mittleren Ränge der Armee, zusammen mit dem
patriotischen Teil der Bevölkerung, sie messen werden. Da weder sie noch die
Armeeführung den Befehl zum Angriff auf den Stützpunkt erteilen können und
werden, muß sie darüber fallen und wird ihre Armeeführung mitreissen. Der
Bürgerkrieg muß darob nicht sofort in voller Stärke entbrennen, das ist eher
unwahrscheinlich. Es wird eine längere Orientierungsphase geben, in der unter
zahlreichen blutigen "Zwischenfällen" die Fronten klargestellt werden. Aber die
Weiche ist überfahren, denke ich, ein Zurück gibt es nicht mehr.
Die inneramerikanische Front, die, wie schon im Falle Libyen, mit dem ISAF Angriff
auf fremdem Territorium aufgemacht wurde, ist ebenfalls zu beachten.
Erst kürzlich waren die Freiheiten des CIA, über Anlässe und Ziele von
Drohnenangriffen zu entscheiden, deutlich beschnitten worden, wenn man einem
Bericht des WSJ glaubt. Immerhin hatte sich Tom Donilon, ein "sicherheitspolitischer
Sprecher" der Regierung, öffentlich in diese Richtung geäußert, und das oben schon
einmal zitierte "Bureau of investigative journalism", das über die Angriffe Buch führt,
hat bestätigt, daß wahllos erscheinende Angriffe auf Zivilisten seltener geworden
seien.
Wer gab also den Befehl zu dieser offenen Kriegshandlung?
Vergesst dazu nicht, daß die Befehlshaber des Angriffes die gesamte ISAF mindestens
indirekt in einen Pakistan-Krieg gezogen hat, und also auch die NATO! Die
Unterbrechung der Nachschublinien durch Pakistan trifft nicht die Amerikaner allein,
und die Folgen sind kriegswirksam in Afghanistan.
-----------Als einen Anhang empfehle ich euch diesen Artikel von Zaid Hamid, einem hoch
umstrittenen pakistanischen Publizisten und Führer einer Jugendbewegung, den man
wohl auch ohne intime Kenntnis seiner "Lehren" und der politischen Kultur Pakistans
als "islamischen Ultranationalisten" labeln darf.
Es ist sehr zu wägen, inwieweit seine Argumentation der CIA, die er u.a. anklagt,
nicht direkt in die Hände spielt ...
Sprechende Ausschnitte:
"Af-Pak designed to implode Pakistan
As the 21st century unfolds, the contemporary times are witnessing an epic struggle
within the Muslim heartland. The Muslim world is desperately fighting an existential
war, this time against two violent ideologies which have invaded from opposing
prongs. The entire Muslim heartland – from the Arabian Peninsula to the greater
Middle East including Pakistan - is the battle ground, and the ultimate prize. Not just
that the heart and soul of the Muslim world is at stake, even the geography is once
again threatened to be altered radically. In terms of phenomenon and scale, the threat
is so severe and unique that it has baffled even the finest Muslim thinkers,
philosophers, Generals and analysts...
The Muslim political leadership, despite hanging on to power, has crumbled in totality
to rise to the challenges, hence giving a free run to the invaders, leaving the hapless
Muslim population to the wolves. Once again it seems sharply clear that the colonial
and anarchic invading forces – operating on external and internal axis — will further
attempt to divide, conquer and dismember the Muslim countries into smaller
territories. Now the American wars are being waged right into the Muslim heartland,
with genuine threats of re-drawing of greater Middle Eastern Maps as well. After
bringing death and destruction to Afghanistan and Iraq, violent regime change and
dismemberment plans are being deployed in Sudan, Egypt, Libya, Syria and Yemen
with Saudi Arabia and Iran next in line. Pakistan is already staggering under the sheer
scale of violence, war, chaos as well as political and economic anarchy.
What Pakistan faces today is the deployment of the axis of the 4th GW designed to
implode the country on the Yugoslavia model. However, the threat is still manageable,
downslide can be checked and rock solid responses can be built but this remarkable
turnaround would need a genuinely great leadership with vision, courage and spiritual
prowess to dream and then achieve the seemingly impossible under these desperate
conditions. The 4th GW relies upon imploding the target state through a failed, corrupt
and dysfunctional government, economic collapse, support to insurgencies, stoking
provincial, ethnic, religious and sectarian warfare, collapse of critical national power
and energy infrastructure and deployment of hostile disinformation and propaganda
war. Today, Pakistan finds itself between the Drones and the Suicide bombers – the
two proverbial jaws of the same alligator, invading from the following opposing axis:
The Western Crusaders, US, NATO, Neo-Cons and the Zionists....Pakistan is well and
truly in a state of war, fighting an asymmetric high intensity war within its own
borders against an Indian backed terrorist insurgency with a religious facade, which is
based in the remote tribal regions bordering Afghanistan, but is waging a ruthless,
decentralized war against the State as well as the civilian population in the mainland,
urban environment....
On another axis, on a lesser intensity, CIA, RAW and Afghan RAMA have stirred up
another insurgency in Baluchistan by supporting the Secular Marxist Pakistani Baluch
Separatists, seeking to break Baluchistan away from Pakistan. ...
Af-Pak is a hostile doctrine for Pakistan and means that US is now waging an active
war within Pakistan through all covert and overt means and would also force Pakistan
to get involved in the US war in Afghanistan to crush the Afghan resistance. So far,
Mullah Umar, Jalaluddin Haqqani and Hekmatyar have remained neutral towards
Pakistan and have neither joined nor approved of the TTP’s war against the Pakistani
state and the armed forces. The Afghan resistance represents the ten million Pashtuns
of Afghanistan. There is absolutely no reason why Pakistan should wage a war against
the Pashtuns of Afghanistan. Pakistan is definitely not supporting the Pashtun Afghan
resistance but it does not have to wage a war against them also especially under the
Af-Pak diktats.
-------------(1) Die Karten erschienen im "ArmedForcesJournal", sind allerdings aus den Archiven
gelöscht. Kopien und Varieanten zirkulieren seit einigen Jahren in diversen privaten
Veröffentlichungen amerikanischer und europäischer "ThinkTank"-Mitarbeiter.
Ralph Peters, dem die ursprüngliche Autorenschaft zugesprochen wird, rief übrigens
in einem FOXnews Interview 2010 zur Ermordung von Julien Assange auf.
(2) Werft bei der Gelegenheit einen Blick auf den Nahen Osten: Auch das saudische
Königshaus steht aus Sicht der Militärs zur Abwicklung an. Wie wäre das zu
erreichen?
Richtig.
Indem das Imperium zuließe, daß der kommende Krieg gegen den Iran ein
vernichtender Sieg für das saudische Königshaus wird. Dieses Szenario setzte
allerdings eine Ersetzlichkeit der saudischen Ölproduktion für das Imperium - nicht
unbedingt für den Weltmarkt - voraus.
Das israelische Territorium soll auf die Grenzen vor 1967 gestutzt werden, das
Westjordanland ein FreiluftKZ zur Palästinenservernichtung bleiben.
Syrien soll der Zugang zum Mittelmeer genommen werden!
Das steht schon im kommenden Jahr an!
Hier deutet sich auch der mögliche Grund für die russische Schmierenkomödie im
Syrienkonflikt an: Die russische Basis Tartus könnte in einem türkisch-libanesischen
Protektorat, das mittelfristig an den Libanon fallen soll, verbleiben.
Der Verlierer wäre die urbane Bevölkerung Syriens, der die ökonomische Basis
nahezu vollständig entzogen würde. Der Löwenanteil der Revenuen aus dem
Außenhandel, einschließlich des Transithandels aus iranisch-irakisch - kurdischen
Gebieten fiele in türkische, libanesische, und, nachdem Jordanien ein Zugang zum
roten Meer verschafft wurde, in jordanische Hände.
Auch für die Türkei sollen die Siege im kommenden großen Nahostkrieg Phyrrussiege
werden - zwar nicht vernichtend, aber verkrüppelnd. Der Türkei soll die strategische
Bedeutung für den Transit aus dem kaspischen Raum genommen werden, um sie in
die Hände eines schwachen und von allem Anfang unter Spaltungstendenzen
leidenden, neu geschaffenen Kurdistan zu legen.
(3) Ein paar beschreibende Bemerkungen dazu hier.
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6 Kommentare zu "26.11.2011, Der NATO - Krieg gegen
Pakistan hat begonnen"
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TomGard Pro
2011-11-30 @ 20:29:26
http://en.apa.az/news.php?id=160494
Azeri Press Agency
November 29, 2011
Baku: A total of 72 Pakistani troops were killed and over 250 others injured by NATO
cross-border attacks in Pakistan over the last three years, said an army spokesman on
Monday, APA reports quoting Xinhua.
In an interview with local media Geo TV, Major General Athar Abbas, spokesman of
Inter-Services Public Relations (ISPR), a Pakistani army mouthpiece, said ...that when
the attack was initiated, the Pakistani soldiers deployed on the checkposts immediately
informed senior officers at the regional headquarters of Peshawar and main
headquarters at GHQ Rawalpindi. The senior officials in army headquarters took up
the issue with ISAF headquarters that an attack was being launched at Pakistani Army
checkposts. They asked them to stop the firing immediately, but the NATO officials
concerned did not halt the attack.
He said that after the attack reports came that 24 soldiers have been killed in the attack
that continued around two hours even after the Pakistan Army informed NATO.
...
He said that to ensure safety and to rule out the presence of terrorists in the Mohmand
Agency a large number of military checkposts were set up in the area and NATO was
well aware of the presence of these posts and ISAF officials were informed whenever
a new post was created so that they could have map references of these posts.
====
Sustained NATO Attack Was Deliberate: Pakistan Army
http://www.dailytimes.com.pk/default.asp?page=2011\11\30\story_30-11-2011_pg1_4
Associated Press of Pakistan
November 30, 2011
RAWALPINDI: The NATO attacks on border checkposts in Mohmand Agency were
deliberate and were carried out in violation of coordination procedures, Director
General Military Operations (DG MO), Maj Gen Ishfaq Nadeem, said on Tuesday.
Terming the strikes as unprovoked act of blatant aggression during a briefing to
newsmen and defence analysts at the GHQ, Gen Nadeem said, “The positions of the
posts were already conveyed to the ISAF through map references and it was
impossible that they did not know these to be our posts.” Chief of General Staff, Lt
General Waheed Arshad, was also present during the briefing.
The DG MO said that there were four border communication centres to coordinate
operations against militants but, unfortunately, all standard operating procedures were
violated by ISAF and NATO forces on the night of attack. The area where the attacks
were carried out was already cleared of the militants by Pakistani forces and there was
no cross-border movement of terrorists from Pakistan to Afghanistan, he added.
Prior to the incident, there had been three attacks which were carried out from across
the border in 2008, 2010 and 2011, killing 14 Pakistani soldiers and injuring another
13, the senior military officer said. “No information regarding inquiry of these attacks
was shared or provided to us despite our repeated requests, and when provided, it was
inaccurate and incomplete,” he added.
Giving details of the incident, Gen Nadeem said after midnight on November 26, two
to three helicopters arrived in the area and engaged the border post named Volcano,
breaking down all communication systems there. In response, another post, Boulder,
engaged the intruding helicopters with anti-aircraft guns and other weapons. The
helicopters then attacked this post.
He said all channels of coordination methods were immediately activated. “We
informed them about the attack. But, the helicopters reappeared and also engaged the
Boulder post.” ... When asked why did the ISAF and NATO attacked the Pakistani
posts and what type of advantage they wanted to gain, Gen Nadeem said that people
could better analyse the situation in the backdrop of the post-May 2 operation.
=====
http://www.dailytimes.com.pk/default.asp?page=2011\11\30\story_30-11-2011_pg1_9
Associated Press of Pakistan
November 30, 2011
Notice sent to US for vacating Shamsi: FM
ISLAMABAD: Foreign Minister Hina Rabbani Khar said on Tuesday that in line with
the decisions of the Defence Committee of the Cabinet, a notice has been sent to the
US for vacating the Shamsi airbase within 15 days.
Talking to the state television channel, the foreign minister said ... Pakistan’s
sovereignty and territorial integrity must be respected at all cost.
She categorically stated that the nation and the government would not tolerate such
incidents in future. “We don’t want any aid or assistance, but we want to live with
dignity and honour.”
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TomGard Pro
2011-12-01 @ 16:45:15
http://www.atimes.com/atimes/South_Asia/MK29Df02.html
Ambassador M K Bhadrakumar was a career diplomat in the Indian Foreign Service.
"Within hours of the incident, Pakistan's relations with the US began nose-diving and
it continues to plunge. NATO breached the ''red line''.
What is absolutely stunning about the statement issued by Pakistan's Defence
Committee of the Cabinet (DDC), which met Saturday at Islamabad under the
chairmanship of Prime Minister Yousuf Gilani is that it did not bother to call for an
inquiry by the US or NATO into the air strike that resulted in the death of 28 Pakistani
soldiers. ...
At any rate, the DDC simply proceeded on the basis that this was a calculated air
strike - and by no means an accidental occurrence. Again, the DDC statement implies
that in the Pakistan military's estimation, the NATO attack emanated from a US
decision. Pakistan lodged a strong protest at the NATO Headquarters in Brussels but
that was more for purpose of 'record', while the "operative" part is directed at
Washington.
The GHQ in Rawalpindi would have made the assessment within hours of the Salala
incident that the US is directly culpable. The GHQ obviously advised the DDC
accordingly and recommended the range of measures Pakistan should take by way of
what Chief of Army Staff General Ashfaq Parvez Kiani publicly called an "effective
response."
...
The Pakistani military leadership is traditionally cautious and it is not going to give a
military response to the US's provocation. (Indeed, the Taliban are always there to
keep bleeding the US and NATO troops.)
Washington may have seriously erred if the intention Friday night was to draw out the
Pakistani military into a retaliatory mode and then to hit it with a sledgehammer and
make it crawl on its knees pleading mercy. Things aren't going to work that way.
Pakistan is going to give a "Persian" response.
The regional situation works in Pakistan's favor. The recent Istanbul conference
(November 2) showed up Russia, China, Pakistan and Iran sharing a platform of
opposition to the US bases in Afghanistan in the post-2014 period.
The Obama administration's grandiose scheme to transform the 89-year period ahead
as 'America's Pacific Century' makes Pakistan a hugely important partner for China.
At the very minimum, Russia has stakes in encouraging Pakistan's strategic autonomy.
So does Iran.
None of these major regional powers wants the deployment of the US missile defense
system in the Hindu Kush and Pakistan is bent on exorcising the region of the military
presence of the US and its allies. That is also the real meaning of Pakistan's induction
as a full member of the Shanghai Cooperation Organization, which is on the cards. "
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TomGard Pro
2011-12-04 @ 14:11:33
Nicht erst seit der Affäre um den Agenten Raymond Davis, in dessen Besitz nach
Angaben der pakistanischen Polizei Beweise für enge Kontakte mit militanten
pakistanischen Taliban (TTP) gefunden wurden, zirkulieren Gerüchte, untermauert
von Aussagen pakistanischer Militärs und Geheimdienstler, der CIA unterstütze diese
Gruppe bei der Destabilisierung Pakistans durch zahlreiche blutige Anschläge,
zumindest, indem sie ihre Kämpfer im Falle eines Rückzuges hinter die afghanische
Grenze in Ruhe ließen.
Der ehemalige pakistanische Armeechef Mirza Aslam Beg stärkt diese Version nun
neuerlich, indem er behauptet, der Angriff der ISAF nahe Salala habe der Entlastung
einer Gruppe von 50 TTP-Kämpfern gegolten, die "in einer Falle" der Besatzung der
angegriffenen Posten gesteckt habe.
http://www.uruknet.info/?new=83627
Von dem Wahrheitsgehalt dieser Aussage mag man halten, was man will, sie drückt
Begs Überzeugung aus, die USA wollten Pakistan mit Hilfe der pashtunischen
Stämme von den zentralasiatischen Szenarien abklemmen.
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TomGard Pro
2011-12-06 @ 12:00:44
Mehr als 300.000 Soldaten und andere Sicherheitskräfte sollen ab 2014 unter Aufsicht
der US-Besatzung den Krieg um Zentralasien in eigener Regie weiter führen. Da ist
noch eine Menge Ausbildung zu leisten.
Nicht nur NATO-Staaten - einschließlich Deutschland - stellen Ressourcen für diese
Ausbildung bereit. Auch Russland, das ein kurzfristiges und vitales Interesse an
Fortschritten in der Bekämpfung des Drogenimportes aus Afghanistan hat, gibt eine
Menge Rubel für die Ausbildung afghanischer Piloten an russischen
Kampfhubschraubern aus.
Auch Pakistan wurde beteiligt - allerdings nur multilateral! Wie die BBC berichtete,
ist das pakistanische Ausbildungs- und Trainingsprogamm, das in erster Linie
Polizeikräften gilt, ein Joint Venture - Unternehmen, das sie an türkische Mitwirkung
bindet. (Honi soit qui mal y pense - angesichts der notorischen Verwicklung türkischer
Geheimdienste und Militärs in den afghanischen Drogenhandel mag man darin ein
"Gegengewicht" zu russischen Bemühungen sehen)
Insofern könnte man denken, die neuerlich beschlossene Erweiterung indischer
Beteiligung an diesem Geschäft - das es ja in nicht unbeträchtlichem Maße ist - sei
politisch nicht sonderlich "verdächtig", trotz der "Erbfeindschaft" zwischen Indien und
Pakistan, das sich gewissermaßen "in die Zange" genommen sehen mag.
Gegen diese "Unschuldsvermutung" sprechen jedoch die Details.
1) Quantität: Die Ausbildung von 20. - 30.ooo Afghanen, fast 10 % des geplanten
Umfangs, soll bis 2014 in Indien stattfinden.
2) Qualität 1: Der Schwerpunkt des indischen Trainingsprogramms gilt Soldaten, im
Unterschied zum pakistanischen Programm, das überwiegend Polizei- und anderes
Sicherheitspersonal ausbilden soll.
3) Qualität 2.: Ein weiterer Schwerpunkt ist Ausbildung afghanischer Piloten in
Indien.
4) Als ein Argument für diese Schwerpunktsetzung wird zirkuliert, die USA wollten
verhindern, daß die Erweiterung afghanischer Armeekräfte ihre "Islamisierung" voran
treibe. Gemeint ist damit etwas anderes. Bis heute sind die Pashtunen, die realen - im
Unterschied zu den medialen - "Taliban", in der Armee absolut unterrepräsentiert. Die
US-Intervention ist bis auf den Tag eine Parteinahme für die Kräfte der ehemaligen
"Nordallianz", überwiegend sog. "Tadjikische" Volksteile - darunter zählt alle
Bevölkerung mit historischen Wurzeln nördich Afghanistan - sowie Hazara.
5) Der Beteiligung Indiens wird ein großer öffentlicher Raum und viel diplomatische
Feier und Gesundsprecherei zuteil.
Zusammenfassend könnte man Kamran Bokhari, dem Vize-Präsidenten der Abteilung
für Angelegenheiten des Mittleren Ostens und Südasiens bei STRATFOR folgen.
Der bedeutenste ("biggest"), wiewohl kaum einmal angesprochene Bestandteil der
"afghanisch-indischen Partnerschaft" werde die Zusammenarbeit auf der Ebene
geheimdienstlicher und militärischer Aufklärung ("intelligence sharing"), behauptete
er. Militärische Kooperation zwischen diesen Staaten werde dadurch beschränkt, daß
es keine gemeinsame Grenze gäbe und das "feindselige" Pakistan zwischen den
Ländern liege.
"But intelligence is something that doesn't require borders and they can do quite a lot
in that area," sagte Bokhari.
Ist das eine logische Argumentation?
Gewiß!
Nämlich dann und einzig dann, wenn es bei dieser Zusammenarbeit zumindest auch
um einen gemeinsamen Feind Pakistan geht, sowie zumindest gemäß einer Vision um
die Beseitigung der angemeckerten Umstände. Also etwa um die Abtrennung
Belutschistans, dessen politische Kräfte die pakistansichen Nationalisten seit je mit
einigen guten Gründen verdächtigen, insgeheim mit Indien zu paktieren.
http://tribune.com.pk/story/288768/addressing-concerns-pakistan-army-to-trainafghan-troops/
http://www.stratpost.com/afghan-army-to-train-in-india
http://articles.economictimes.indiatimes.com/2011-11-09/news/30377776_1_afghanarmy-india-afghan-ansf
http://articles.economictimes.indiatimes.com/2011-10-08/news/30258067_1_afghannational-security-forces-ansf-afghanistan
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TomGard Pro
2011-12-09 @ 09:21:27
Der pakistanische Generalmajor Ashfaq Nadeem, operationeller Chef der
pakistanischen Einsatztruppen, sagt öffentlich, der Angriff auf die pakistanischen
Außenposten erwecke den Eindruck einer sorgfältig geplanten und vorbereiteten
Aktion von CIA und US-Special Forces an der Kommandostruktur der ISAF vorbei.
Eine ausführliche Nachzeichnung der Ereignisse:
http://www.uruknet.info/?new=83743
http://tribune.com.pk/story/302114/other-side-of-salala/
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TomGard Pro
2011-12-18 @ 10:43:48
M K Bhadrakumar beschrieb den Kriegsbeginn aus der Sicht des Diplomaten:
http://www.atimes.com/atimes/South_Asia/ML13Df03.html
Sehr "hübsch", wie darin die Schranke der diplomatischen Sichtweise zur Geltung
kommt: B. will den Kriegseintritt besonders deshalb nicht "offiziell" gemacht sehen,
weil er aus Sicht des Weißen Hauses mindestens verfrüht kommt und vom Pentagon
via CIA (unter Duldung des State Department unter der Chesire Cat "Ich kam - er
starb" - Clinton) an Obama vorbei lanciert wurde.
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Far side of the moon 2
von TomGard Pro @ 2011-11-28 – 17:26:44
David Paul Goldman alias "Spengler"
"The Morality of Self-Interest"; First Things, June/July 2010
(Eine Bemerkung vorab.
Goldmans Texte sind einerseits "Folklore"; verrückte, idiotische, maßlose Anbetung
irdischer Mächte im Namen Überirdischer, die halt die Gewalttätigkeit des unseligen,
aber leider immens fruchtbaren Paares Patriarchat & Privateigentum immer begleitet
hat, und je selbstzerstörerischer die wird, desto irrationaler werden die Fetische und
Apotheosen.
Doch andererseits wissen wir z.b. aus der römischen Geschichte oder aus der
GEschichte der Inquisition bestens, daß diese Irrationalität eine gewalttätige Kraft
wird, sobald der Zerfall einer Klassenherrschaft die ihr eigentümlichen "Rationalen"
erodiert.
Gemessen an diesen Beispielen ist das "Dritte Reich" eine Episode vergleichbarer
Genealogie. Und wir sehen in Israel, in Libyen, in Syrien und zunehmend in Pakistan,
daß der "Wahnsinn" nicht "Methode" ist oder hat, wie so viele Kommentatoren jetzt
voneinander abschreiben, er IST auf weiten Handlungsebenen das politische Geschäft
des Imperiums, liefert mehr, als nur Begleitmusike.
Das führt der Apokalyptiker Spengler alias Goldman, der in Proselytenforen schon
mal den Genozid an der gesamten arabischen Bevölkerung propagiert, einfordert und
prophezeit (aber natürlich immer behaupten wird, da habe einer seinen Namen
mißbraucht) - bestens vor.
Ach - übrigens Wenn der "Spengler" das lesen sollte - deutsch ist eine seiner Muttersprachen - wird er
mich vermutlich milde auslachen. Der gewitzte Jud glaubt nur an seinen eigenen
Verstand, und den vergöttert er "realistisch" - nämlich zweckmäßig. Ich "darf" das
sagen, bin selbst einer, und mein Name, Thomas, steht allegorisch dafür. Der
Goldjunge hat mit diesem Verstand das Pseudonym "Spengler" gewählt. Er dürfte
wissen, er zimmert handliche Fäßchen für den groben Genuß des (Zeit)Geistes, für
den Suff der Kleingeister, zieht keine "edle Tropfen" auf Flaschen. Was könnte dies
besser illustrieren, als Goldmans berechnende, zynische und - beides grundierend höhnische Verbeugung vor den apokalyptischen Reitern Reagan und Bush, die er
gleichsam mit Hegel zu Weltgeistern erhebt, nebst den Watschen für die
"Intellektuellen" Carter und Obama; sein (unausgesprochenes) Lob für Kissinger und
seine Prügel für Brzeziński.)
Excerpte
"Nations fail, Augustine argued, because peoples fail, and peoples fail because they
love the wrong things. A people defines itself by what it loves, and false love produces
a frail and fragile nation. America’s exceptional history as the only nation in the world
with two centuries of political continuity stems from its people’s love for individual
rights, which they hold to be inalienable because they are granted by a power that no
human agency dare oppose.
(The US) succeeded because it is “a country with the soul of a church,” as G.K.
Chesterton observed. Individualism founded on God-given rights has triumphed over
the alternative—the collectivist premise for the state in its various manifestations:
Rousseau’s “will of the people,” for example, or Marx’s proletarian dictatorship, or
the blood-and-soil nationalism ... The only form of collectivism still embraced by a
large part of the world’s population is integralist Islam, which dominates most
Muslim-majority countries. ...
What the fall of Communism showed to be true remains true: States that suppress
individual rights on behalf of some expression of the collective will fail, ... Those that
support individual rights have some chance of succeeding.
What we might call “Augustinian realism” is this premise, borne out in the world
around us. To the extent that other nations share the American love for the sanctity of
the individual, they are likely to succeed. To the extent they reject it, they are likely to
fail. Our actions in the world can proceed from American interest—precisely because
American interest consists of allying with success and containing failure.
Augustinian realism begins with the observation that civil society precedes the
character of a nation. The American state can ally with, cajole, or even crush other
states, but it cannot change the character of their civil society, except in a very slow,
gradual, and indirect fashion—for example, through the more than 100,000 American
Christian missionaries now working overseas. This realism insists that the state should
not try to do what it cannot do.
It is not necessary to hold Augustine’s evangelical purpose to grasp the instrumental
value of his observation. To take America as the measure of an Augustinian state,
moreover, does not necessitate triumphalism, for America cannot take for granted that
it will remain the only, or even the most important, instantiation of its own founding
idea. Realism, though, requires a gauge by which to separate prospective success from
incipient failure.
This is the instrumental dimension of Augustinian realism. It has a moral dimension as
well. America has a moral obligation toward citizens of other nations who share our
civic love, for the same political friendship that binds together our civil society must
include prospective friends in other countries. America has a moral obligation to allies
and a moral interest in the welfare of people who are linked to our civil society—
Christians in the global South, for example. But we have no obligation toward states
and peoples who have no part in our civic love. We wish everyone well and prefer that
all succeed and none fail, but realism demands that we ration our attention.
Israel is the example par excellence of a state with a moral claim on American
friendship. ....
Consider the winning policy of the Reagan administration during the Cold War, which
overcame the most prominent collectivist alternative to American democracy.
America did not set out to persuade the Soviet Union to emulate us. We set out to ruin
it, and ruin it we did. ...
The value of Augustinian realism might be more easily seen in its absence. In the
tenure of two administrations, our foreign policy has passed from adolescence—the
Wilsonian fancy that America could remake the world in its own image—to senile
renunciation of world leadership, without ever having passed through maturity.
Instead of the uncertain, meticulous work of containing failed states, nurturing
prospective allies, and deterring prospective enemies, Washington has swung from a
utopian effort to fix the world, to the baffling pretense that the world somehow will fix
itself if only America leaves it alone. The result is a self-inflicted wound to America’s
world standing—to the anguish of our allies and the undisguised contempt of our
adversaries.
Instead of a president determined to use American hegemony to rid the world of evil,
America has a president determined to rid the world of hegemony. ....
American foreign policy baffles the rest of the world. Look, for example, at the
damage to America’s world position during March and April of this year. First came
the Obama administration’s staged quarrel with Israel over a routine zoning decision
for homes in northeast Jerusalem, which is a neighborhood where Arabs had never
lived and an area which every proposal for the division of Jerusalem has assigned to
the Israeli side. Over thirty years, American administrations have avoided making an
issue of Israel’s claim to an undivided Jerusalem; Obama broke with that precedent in
a staged crisis. The White House threatened Israel with an imposed solution,
something no previous administration had undertaken, and threatened to demand that
Israel abandon nuclear weapons.
Then came the United States’ cosmetic nuclear-arms reduction agreement with Russia,
after canceling the Bush administration’s promise to base antimissile systems in
Poland and the Czech Republic. On receiving this diplomatic reward, Russia staged a
coup in Kyrgyzstan that erased the American-sponsored “Tulip Revolution” of 2005
and left the air resupply of American forces in Afghanistan subject to Russian good
will. There were valid objections to the Bush proposal, but Obama removed it without
exacting anything in return from Russia, and he did so in a way that undercut the
position of American allies....
Some of this ... has been defended in the name of realism—for, in common parlance,
realism in foreign policy denotes the amoral acceptance of the way things are. But the
way things are is not necessarily the way they will remain ... During the Cold War, the
“realist position” accepted the Soviet Union as a permanent feature of the world scene
and sought a long-term accommodation with its interests—while Ronald Reagan was
regarded as a reckless visionary for his dangerously “unrealistic belief” that the
Soviets could be defeated.
Yet the Soviet economy turned out to be a Potemkin village worth less than its scrap
value after the fall of Communism, unable to support Russian military power when
forced to compete with an American build-up. The Soviets loved the wrong things,
and that false love made them weaker than anyone, except Reagan and his allies, could
see. Reagan, Margaret Thatcher, and John Paul II were the “realists.”
Realism today centers its attention on placating the Muslim world as it is, in
opposition to the Bush administration’s “idealist” project of exporting democracy. Yet
this form of “realism” has no more to do with reality than the “realism” of the early
1980s. There are nearly a billion and a half Muslims, but their footprint on world
events is small. Globalization and technological advance have given us a world which
multiplies the power of innovative individuals. Mass armies have no more military
relevance today than horse cavalry in World War I, as Saddam Hussein learned during
the First Gulf War. ...
This great transformation has left Muslim countries almost untouched. ... Not one
scientific discovery of note, innovative firm of international importance, or
contribution to universal culture has come from the Muslim world in the past century.
In 2008, only 133 patents were filed in Muslim-majority lands, about a tenth of the
number in Israel, while the Israeli total exceeded that of India, Russia, and Singapore
combined.
Except for hydrocarbons the Muslim world is of small interest to America. Only the
multicultural conceit that all cultures deserve equal esteem and should enjoy equal
success contravenes the obvious facts...
Why have the past two administrations put the Muslim world at the top of their
foreign-policy agenda? Part of the answer, of course, is oil ...
But there is a more significant reason. The paradoxical answer is that the claim of
Muslim states on American attention rests on their propensity to fail. Many were
contrived from Ottoman, British, or Dutch imperial detritus and rest on the uneasy
cohabitation of a welter of contending tongues and tribes. None of them foster the kind
of entrepreneurial and scientific innovation that success in the global economy
demands; most establish a religion hostile not only to individual initiative but to
religious freedom, the education of women, and other indispensable aspects of modern
society.
For these and other reasons, Iraq, Afghanistan, Lebanon, and Pakistan are at near-term
risk of state failure. ...
Pakistani intelligence helps the Taliban, Iran, and Syria support Hezbollah and Hamas,
and the Saudis pay protection to al-Qaeda. This implies state failure....
To use force against governments that support terrorists surely lies within the proper
scope of American policy as well as the definition of just war. But there has been no
greater folly in American diplomacy ... than the conceit that American intervention
could make modern democracies out of states with a premodern civil society. The
Bush administration acted properly ... in Afghanistan and ... in Iraq but overreached
when it occupied both countries in order to foster democracy. We cannot do that, and
American troops must leave some day, and then Iran or Pakistan will step in to assert
influence ...
America has neither the means to transform failing Muslim states into entities
compatible with our civil love nor the moral obligation to do so. The attempt to do so
can be disastrous. ...
( Es folgt ein Wutausbruch gegen den Aufschub eines Vernichtungsangriffes auf den
Iran. Darauf die folgende "Mahnung": )
America should look to the founding principles of the West, which proceed from the
character of the society rather than the political form it adopts. A republic, Augustine
argued against Cicero, cannot endure unless it is founded on a common love made
manifest in a congregation. Something deeper than Cicero’s notion of commonality of
interest defines a people, Augustine writes in The City of God:
If we discard this definition of a people, and, assuming another, say that a people is an
assemblage of reasonable beings bound together by a common agreement as to the
objects of their love, then, in order to discover the character of any people, we have
only to observe what they love . . . it will be a superior people in proportion as it is
bound together by higher interests, inferior in proportion as it is bound together by
lower.
Rome, he continues, “declined into sanguinary seditions and then to social and civil
wars, and so burst asunder or rotted off the bond of concord in which the health of a
people consists.”
(Absatzformatierung n. Original)
It did not seem strange to him to consign his own polity to the dustheap of history
along with the pagan empires of the past. This seems harsh to us today, yet it is likely
that many more nations will disappear during the next two hundred years than during
the decline and fall of Rome.
(Warum? "Sie werden austerben, weil their peoples are failing of their desire to live")
People are failing of their desire to live, fastest of all in the Muslim world. ... A
generation ago ...the average Iranian woman had six children; her daughters will bear
one or two. The Iranian womb has closed shut ... Never on record has observed
fertility fallen ... from extreme fecundity to predictable extinction.
(Nachdem nun fast alle aussterben, außer den Amerikanern und Juden natürlich, und
vielleicht ein paar Asiaten in China, Singapore, Malaisia etx - das ist kein Witz!, oder
vielmehr, es ist ein grauslicher Witz! folgt "messerscharf":
"What, then, is America’s fundamental interest in foreign policy? It is not to remake
the world but to manage America’s leading global position in a world made unstable
by the sharp juxtaposition of winners and losers. ..."
Nämlich: Nur Okkupationstruppen, keine kämpfenden Truppen mehr in z.b.
Afghanistan, aber den Iran angreifen, möglichst augenblicklich, und:
"Third, America should contain security threats from failed states through the direct
use of force where required, through limited intervention by Special Forces and
similar units when possible..."
Wenn möglich mit Alliierten, wenn nötig, allein.
"Fourth, America should abandon balance-of-power politics in southern Asia in favor
of alliance with our natural ally India, a democratic nation with little divergence of
interest from American goals. American policy seeks to maintain a balance of power
between India and Pakistan, but to what end? India ranks fourth in availability of
scientists and engineers in the World Economic Forum Survey for 2010, whereas
Pakistan ranks eighty-third, after Cameroon and Benin."
"Fifth, what of China, which attempts to combine elements of economic freedom with
political dictatorship? Its paradoxes are too complex for America to attempt to resolve.
...
America’s economic interdependence with China requires no explanation here;
recently in this journal, Reuven Brenner and I proposed a currency agreement between
the United States and China that would help free the semi-closed Chinese capital
market and expand the market for American exports. ... Opening China’s capital
markets and unlocking pent-up import demand is in America’s urgent economic
interest."
Jetzt folgen, nachdem der Text bis dahin, von dem "demographischen" Argument
abgesehen, ausgesprochen ehrlich daher kam - nur noch Lügen!
"China’s chief political concern is territorial integrity. China has always been a multiethnic, multi-lingual empire rather than a nation-state. Its regimes historically have
been undone by provincial rebellions. Beijing understandably displays extreme
sensitivity to the prospect of a “breakaway province,” which is how it views Taiwan,
and what it fears for Tibet and its largely Muslim far west. The Bush administration
accomplished a great deal in winning Chinese trust for the proposition that Taiwan
will be considered part of China, although its prospective incorporation into the
mainland will remain a matter for the indefinite future. America has no interest in
Tibetan or Uyghur independence movements and should reassure China of its support
for Chinese territorial integrity."
(und in diesem Stile weiter ... bis G. militärpolitisch wieder Klartext redet: )
Despite its prosperity, Asia remains unstable. America has squandered its resources in
the pursuit of a balance of power in the small. But America is the only power capable
of maintaining a balance of power in the large—between India, China, and Japan. If
America makes clear its intent to lead, other powers in the region will grudgingly
acknowledge its role. If America renounces leadership, the potential for mishaps will
become unacceptably high.
....
Finally, what of Russia? It is a more difficult case: a spoiler, but a rational spoiler, that
suffered a catastrophic blow to its world position with the fall of Communism and is
in rapid demographic decline but remains a world power. Relations with Russia offer a
crucial test case for Augustinian realism. America has limited interests in the so-called
Russian “near abroad,” but it has deep civil ties and consequent moral obligations to
countries formerly in the Soviet sphere. Under the Bush administration the United
States treated the former Soviet sphere as a geopolitical Monopoly board on which to
acquire real estate, without, however, distinguishing between vital American interests
and the opportunistic exercise of power.
The expansion of American influence has proven ephemeral. The 2004 Orange
Revolution in Ukraine, half of whose inhabitants are native Russian speakers,
persuaded Moscow that America would ignore perceived Russian interests. RussianAmerican relations reached a nadir as a result. Ukrainian voters elected a pro-Russian
government this year, effectively burying the Orange Revolution. As noted earlier,
Russia reversed the 2005 “Tulip Revolution” in Kyrgyzstan by supporting a coup
against the American-sponsored government. America’s attempt to build up Georgia
as a toehold in the Caucasus came to grief after Russia’s military intervention in 2008.
Whereas America has limited interests in Ukraine, it has a profound interest in Poland.
Poland freed itself from Soviet rule through the resurgence of Christian civil society,
and the heroism of its people was a crucial factor in the West’s winning the Cold War.
The strength of Poland’s civil society manifests itself equally in economic success:
Poland was the only country in Europe to sustain economic growth through the present
world recession.
...
Augustinian realism draws a bright line between friendship based on shared
foundations in civil society and the opportunistic exercise of state power. It attempts
instrumentally to distinguish successful states from failing states and morally to
distinguish those who share our loves from those who do not—whose love of other
things is often the source of their incipient failure. America can and must compromise
on many issues, but we cannot abandon alliances with nations founded on the
principles that define our unique character as a people. Countries with whom we share
a common love in Augustine’s understanding we draw near to us. Others should
respect us, and if need be, fear us."
David P. Goldman is senior editor of First Things.
An diesen Text werde ich heute oder morgen Exzerpte eines Essays "zur Weltlage"
vom März anschließen.
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1 Kommentar zu "Far side of the moon 2"
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TomGard Pro
2011-12-03 @ 11:38:27
Eine militärpolitisch gepflegte Parabel und ein Fanal für die "far side" des neueren
US-Imperialismus begann 1967 mit einem religiösen Stoßtruppunternehmen seiner
zionistischen Avantgarde in Hebron.
"David's kingdom was a model for the Messianic Kingdom. David began in Hebron,
so settling Hebron would lead to final redemption." (Gorenberg 2007, zit. nach
Wikipedia)
Der "jüdische" Übermensch baute sich eine Festung in der Stadt, deren Boden, den er
als Heiligtum beansprucht, von ungläubigen und häretischen Untermenschen verpestet
sei.
Den heutigen Status der jüdischen Siedlung in Hebron beschrieb neuerlich ein
britischer Doktorand, der Hebron auf Einladung der Israeli NGO Breaking the Silence
besuchte, einer "veterans organisation which collects and publishes testimonies of
Israeli soldiers about the abuses they have committed in the occupied Palestinian
territories", mit außerordentlich zurückhaltenden Worten, Metaphern und Beispielen
(Wer drastischere Berichte über die das bestialische Wüten der IDF in Hebron
wünscht, google halt danach).
Unter der Überschrift Occupation and Sterilization wird Markus Balázs Göransson
dennoch ziemlich deutlich:
"Shaul’s central message was that the occupation, despite the lofty rhetoric
surrounding it, carries a dark underside, and it is this underside that Breaking the
Silence wants to expose and bring to the attention of the Israeli public."
Mit historischen Vergleichen verpasst man jedoch das Wesentliche. Gewiß, Hebron,
auf eine subtilere Art, als das für Gaza gilt, ist mit Fug als ein "Auschwitz 3.0" zu
beschreiben, gerade weil dort keine "Endlösung" betrieben wird, wie sie nach
Ausschwitz auch südamerikanische und indigene Aufstandsbewegungen durchlitten.
Auch der Vergleich mit dem Geist und System der südafrikanischen Apartheit ist
treffend, die palästinensische Bevölkerung hat, je nach sozialer Lage, den Status von
Metöken, Sklaven, Haussklaven und lästigen, teils geduldeten, teils periodischen
Dezimierungsattacken ausgesetzten verwilderten Haustieren, nebst einer Unterklasse
von Aufsehern, denen zwar nicht der Wohlstand, aber der Status von Landesherren
verweigert wird.
Doch das unzutreffende solcher Vergleiche und ihre Differenzsumme ergibt ein
ganz anderes Bild, für das ich einen neuen Vergleich herbei zitiere: Die urbanen Gated
Communities, deren Tradition in den USA mit der juristischen Abschaffung der
Sklaverei begann, später im Rahmen der Ghettoisierung der Städte auf eine weiße
Mittelschichtelite ausgedehnt wurde, und nun in Europa zusehens um sich greift, wie
ich von englischen und französischen Beispielen weiß.
Nimmt man die Scheidung und Entflechtung der nationalen Ökonomien der
Metropolen hinzu, in deren Verlauf die Kapitalisierung der Reproduktion der
einheimischen Sklavenbevölkerung sinkt, während sie in den Peripherien des
Weltmarktes um den Preis der Vernichtung unbrauchbar werdenden menschlichen
"Ungeziefers" steigt, ergibt sich der Umriß einer Kastengesellschaft, die nicht mehr
auf ständischer Scheidung ruht, sondern auf der Basis des kapitalistischen
Gemeinwesens des Geldes verbleibt, und dennoch auf eine neue rassistische
Sortierung nach Stand und Geburt hinaus läuft. Warum? Ganz einfach, weil ihr
Horizont nach Vollendung des Weltmarktes "über den Rand der Welt hinaus" reichen
muß und wird, er ist dem Begriff nach genozidal. Er läuft auf ein höchst irdisches
Armageddon, die Scheidung in ein Reich Gottes und Satans hinaus, zwischen denen,
die auch künftig der Menschheit zugerechnet werden, und jenen, die nach dem Muster
der sündflutlichen Reinigung geringer als Vieh zählen, und wie das Schädlichste aller
tierischen Ungeziefer behandelt werden wird.
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