Fragenkatalog

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Grundkurs Ökumenische Theologie WS 2011/12 – Frageliste für schriftliche Prüfung
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
9.
Wie verstehen Sie Ökumene und Ökumenismus? ......................................................................... 3
Ökumene als Mission...................................................................................................................... 3
Warum Ökumene und Ökumenismus?........................................................................................... 4
Das Geheimnis der Kirche .............................................................................................................. 4
Welche ist die Bedeutung des Begriffs Mysterion? ........................................................................ 4
Die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche ................................................................... 5
Trinitarische Dimension der Kirche ................................................................................................. 6
Selbstverständnis der Katholischen Kirche .................................................................................... 7
Struktur der Katholischen Kirche .................................................................................................... 8
9.1.
Geschichtliches ..................................................................................................................................................... 8
9.2.
Hierachie ............................................................................................................................................................... 8
10. Theologische Entwicklungen innerhalb der Katholischen Kirche ................................................... 9
11. Spiritualität in der Katholischen Kirche ......................................................................................... 10
12. Sakramente und Liturgie in der Katholischen Kirche .................................................................... 11
13. Papst und Primat in der Katholischen Kirche: historische und theologische Entwicklung. . 12
14. Haltung(en) der Katholischen Kirche gegenüber den Ökumenismus .......................................... 12
15. Dekret Unitatis Redintegratio des 2. Vatikanischen Konzils über den Ökumenismus ................. 13
16. Die Altkatholische Kirche .............................................................................................................. 14
17. Ursachen der Reformation ............................................................................................................ 17
17.1.
Geistesgeschichtliche Faktoren .......................................................................................................................... 17
17.2.
Soziale und wirtschaftliche Faktoren ................................................................................................................... 17
17.3.
Politische Faktoren .............................................................................................................................................. 17
17.4.
Religiöse Faktoren .............................................................................................................................................. 18
18. Martin Luther und der Anfang der Reformation ............................................................................ 19
19. Theologie Luthers in ihrer historischen Entwicklung .................................................................... 19
20. Entwicklung der Reformation ........................................................................................................ 19
21. Geschichte des Luthertums: Theologie, Verfassung und Beziehung zum Staat ......................... 20
21.1.
Theologie............................................................................................................................................................. 20
21.2.
Staat und Verfassung .......................................................................................................................................... 21
22. Huldrych Zwingli ............................................................................................................................ 22
23. Calvin ............................................................................................................................................ 23
24. Die reformierte Kirche nach Calvin ............................................................................................... 24
25. Der Presbyterianismus.................................................................................................................. 25
26. Der Kongregationalismus ............................................................................................................. 26
27. Entwicklungen im Protestantismus: Pietismus, Aufklärung, Erweckungsbewegung ................... 27
28. Der Protestantismus im 20. Jh. ..................................................................................................... 28
29. Entstehung und Entwicklung des Anglikanismus ......................................................................... 29
30. Was haben die Freikirchen gemeinsam? ..................................................................................... 31
31. Welche sind die Freikirchen? Beschreiben Sie sie. ...................................................................... 32
31.1.
Methodisten ......................................................................................................................................................... 32
31.2.
Mennoniten.......................................................................................................................................................... 32
31.3.
Ammish People ................................................................................................................................................... 33
31.4.
Baptisten ............................................................................................................................................................. 33
31.5.
Social Gospels .................................................................................................................................................... 33
31.6.
Quakers: deutsch Quäker ................................................................................................................................... 34
31.7.
Heilsarme – Salvation army ................................................................................................................................ 34
31.8.
Pfingstkirchen ...................................................................................................................................................... 35
32. Was sind die christlichen Sekten? ................................................................................................ 37
32.1.
Merkmale............................................................................................................................................................. 37
32.2.
Mormonen ........................................................................................................................................................... 38
32.3.
Zeugen Jehovas .................................................................................................................................................. 38
32.4.
Adventisten .......................................................................................................................................................... 38
33. Die orthodoxe(n) Kirche(n): Entstehung, Struktur und Leben ...................................................... 38
34. Beschreiben Sie den Trennungsprozess von der Katholischen Kirche ........................................ 39
35. Unionsversuche mit den orthodoxen Kirchen ............................................................................... 40
36. Welche ist die Stellung der orthodoxen Kirchen gegenüber der Mission? Beschreiben Sie die
verschiedenen Versuche. ...................................................................................................................... 40
37. Bedeutung der Liturgie für die orthodoxen Kirchen ...................................................................... 41
38. Beschreiben sie die göttliche Liturgie (Messe) der orthodoxen – und Ostkirchen ....................... 41
39. Sakramente, die Heiligen und die Spiritualität in den orthodoxen Kirchen................................... 42
40. Das Mönchtum in den orthodoxen Kirchen................................................................................... 44
41. Stellung der Orthodoxen – und Ostkirchen gegenüber dem Primatsanspruch Roms ................. 44
1
42. Theologie der Orthodoxen Kirchen ............................................................................................... 44
43. Welche sind die Ostkirchen? ........................................................................................................ 45
44. Was ist der Uniatismus? ............................................................................................................... 46
45. Vorgeschichte der Ökumenischen Bewegung .............................................................................. 46
46. Entstehung und Vollversammlungen des Ökumenischen Rats der Kirchen (ÖRK) ..................... 47
47. Ökumenischer Beitrag der orthodoxen Kirchen ............................................................................ 49
48. Ökumenischer Beitrag der katholischen Kirche ............................................................................ 50
49. Ökumenischer Beitrag der Kirchen der Reformation .................................................................... 51
50. Ziel und Einheitsverständnisse der Ökumenischen Bewegung ................................................... 53
51. Nennen Sie und beschreiben kurz die theologischen Hauptprobleme im Ökumenismus ............ 54
52. Schrift und Tradition in ökumenischer Perspektive ...................................................................... 56
53. Sakramente in ökumenischer Perspektive ................................................................................... 57
54. Amt in der Kirche in ökumenischer Perspektive ........................................................................... 58
55. Die Lehre von der Ehe in ökumenischer Perspektive ................................................................... 59
56. TODO: Rechtfertigung in ökumenischer Perspektive ................................................................... 60
57. Ethik und Ökumene ...................................................................................................................... 60
58. Gelebter Ökumenismus oder Ökumene am Ort ........................................................................... 62
59. Welche sind die Quellentexte des Ökumenismus? ...................................................................... 62
60. Ziele der Ökumene und die verschiedenen Modelle der Kircheneinheit ...................................... 62
60.1.
Kirche als Koinonia .............................................................................................................................................. 62
60.2.
Teilkirchen-Modell ............................................................................................................................................... 63
60.3.
Kirche als Gemeinschaft der Heiligen ................................................................................................................. 64
60.4.
Versöhnte Verschiedenheit ................................................................................................................................. 64
60.5.
Kirchengemeinschaft nach der Leuneberger Konkordie ..................................................................................... 65
60.6.
Einheit und Kirchengemeinschaft ........................................................................................................................ 65
60.7.
Andere Antwort: ..................................................................................................... Error! Bookmark not defined.
61. Weitere Fragen ............................................................................................................................. 67
2
1. Wie verstehen Sie Ökumene und Ökumenismus?
Heute versteht man unter Ökumene hauptsächlich die Suche nach der Einheit innerhalb der
Christen (nicht den interreligiösen Dialog).
Ökumene ist heute meist positiv besetzt, nicht so vor 50, 60 Jahren. Nicht selten wird die
Ökumene in orthodoxen Gruppen nach wie vor negativ gesehen. Im 2. Vatikanischen Konzil
öffnete sich die katholische Kirche für ökumenische Anliegen.
Ökumenismus ist nun Hauptanliegen der katholischen Kirche (katholisch = allumfassend)
und die röm. Kath. Kirche erkennt auch ihre Mitschuld an der Trennung an.
Geschichtlich hatte der Ausdruck Ökumene verschiedene Bedeutungen:
–
die ganze bewohnte Erde
–
zum römischen Reich gehörend
–
zur Kirche gehörend
–
allgemeine Gültigkeit besitzend
–
weltweite missionarische Aufgabe betreffend
–
Beziehung zwischen Kirchen bzw. Christen mit verschiedenen Konfessionen
–
Wissen um die weltweite Gemeinschaft der Christen und die Bereitschaft der Christen
für die Einheit der Kirche zu arbeiten
Geistlicher Ökumenismus: Paul Couturier: Wahrer Ökumenismus durch Gebet – Glauben
widerspiegeln.
–
communio in spritualibus
–
communio in sacris
–
communio in eucharistia
2. Ökumene als Mission
In der Mission wurde die Trennung als Problem erkannt: Das Evangelium gehört nicht einer
Konfession.

1910: Weltmissionskonferenz – Beginn der Ökumenischen Bewegung. Dogmatische
Lehren werden nicht betrachtet, es geht um das Leben und Handeln in der Welt
(Bewegungen zum praktischen Christentum – 1925: Konferenz dazu).

1927: Konferenz der Bewegung für Glauben und Kirchenverfassung.

1937: 2. Konferenz der Bewegung für praktisches Christentum

193?: 2. Konferenz der Bewegung für Glauben und Kirchenverfassung.

1948: Gründung des Ökumenischen Rats der Kirche
3
3. Warum Ökumene und Ökumenismus?

Ökumenismus ab 1937 in der Kath. Kirche.

Es geht um die Einheit der Christen und somit auch um die Einheit der Kirchen. Der
Große Ökumenismus bezieht den Dialog mit Judentum und Islam mit ein.

Die Einheit ist eine Gabe Gottes und daher Aufgabe der Kirche.

Spaltung widerspricht dem Geheimnis der Kirche; erzeugt praktische und
theologische Probleme.

Es geht darum die Einheit in der Vielfalt zu verwirklichen.

Einheit ist nicht zur Ziel, sie existiert bereits in der Kirche (2. Vat). In der Kath. Kirche
verwirklicht…
4. Das Geheimnis der Kirche

Kirche ist eine einzige komplexe Wirklichkeit

Kirche ist auf der einen Seite die sichtbare, irdische Kirche, die zur Erfüllung ihrer
Sendung auch rechtlicher Ordnungen und Strukturen bedarf.

Auf der anderen Seite ist sie eine geistliche, d.h. vom Geist Christi erfüllte
Wirklichkeit, die nur im Glauben voll erfasst werden kann.

ln ihr ist das Heilsgeheimnis Gottes bleibend in konkreter Weise präsent

Kirche ist Mittel zur Vergegenwärtigung und Weitergabe des Heils. Sie ist aber
zugleich Frucht des Heilswerks.

Sie ist das öffentlich gewordene Geheimnis des Heils
5. Welche ist die Bedeutung des Begriffs Mysterion?
Das Wort wird gewöhnlich mit Geheimnis übersetzt. Gemeint ist ewas das nicht eindeutig
ausgesagt oder erklärt werden kann (nicht eine verschwiegene Information).
Neues Testament

das Wort mysterion wird für sonst nicht zugängliche Offenbarung verwendet, die aber
allgemein mitgeteilt werden sollen

bei Paulus und im Epheserbrief vor allem bezogen auf dessen errettenden
Kreuzestod

daneben auch bezogen auf prophetische Überlieferung

im synoptischen Corpus nur einmal, mit Bezug auf das Gottesreich welches
Nichtchristen unverständlich bleibe.

Im 1. Brief an Timotheus wird bereits von einem „Geheimnis des Glaubens“
gesprochen.
4
Patristik
o
Christliche Theologen aus Alexandrien knüpfen an die Terminologie der
Mysterienreligionen an und bezeichnen auch Inhalte christlichen Glaubens als Mysterien;
ansonsten wird vor allem das Christusgeschehen so bezeichnet.[15]
o
Im vierten nachchristlichen Jahrhundert werden dann auch christliche Riten als
Mysterium oder - in lateinischer Entsprechung dazu - als sacramentum bezeichnet. Der
lateinische Ausdruck wird zunehmend stärker im Sinne von Zeichen aufgefasst.
Mittelalter
Während Gott an sich selbst für viele Theologen dem Verstand (ratio), jedenfalls dem
natürlichen Verstand, unzugänglich bleibt, ist das göttliche Mysterium, wie einige Theologen
lehren, einer Vernunft (intellectus, intelligentia) zugänglich, welche ein Denken in
Unterscheidungen und andere Modalitäten des Verstandesgebrauchs überschreitet und ihr
Streben nicht auf bestimmte endliche Güter bzw. nicht auf sich selbst orientiert.
6. Die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche
Einheit der Kirche

Einheit und Einzigkeit der Kirche ist tief im Geheimnis der Kirche begründet. Aus dem
Glauben an den einen Gott, zum einen Mittler Jesus Christus, zum einen, alles
durchwaltenden Geist, folgt notwendigerweise die eine Kirche in dem doppelten Sinn,
dass es nach dem Willen Jesu Christi nur eine einzige Kirche gibt (Einzigkeit) und
dass diese Kirche in sich eins ist (Einheit).

Einheit der Kirche ist nicht etwas, das erst künstlich geschaffen werden muss. Sie ist
in Christus als Frucht des Geistes bereits Wirklichkeit.

Innerhalb der umgreifenden Einheit ist eine Vielheit der Verkündigungsweisen,
Gottesdienst- und Frömmigkeitsformen möglich, denn anders könnte die Kirche nicht
Menschen aus verschiedenen Völkern Rassen, Kulturen vereinigen  Vielfalt der
Einheit

Die Gabe der Einheit ist zugleich eine Aufgabe.

Einheit der Kirche muss eine Einheit der Wahrheit sein!
Heiligkeit der Kirche

Dies bedeutet ausgesondert sein aus dem Bereich des weltlichen und der
Zugehörigkeit zu Gott. Sie ist heilig, weil sie von Gott her und auf ihn hin gerichtet ist.

Sie ist heilig weil Jesus unauflöslich mit ihr verbunden ist.

sie ist heilig, weil ihr die Güter des Heils bleibend gegeben und zum Weitergeben
aufgegeben sind.

Heiligkeit ist Frucht des Heiligen Geistes und seiner Gaben. Sie besteht in Treue,
Liebe, Geduld im alltäglichen Leben und in der Verherrlichung Gottes und im Dienst
an den Nächsten.
5
Katholizität der Kirche
Begriff ,,katholisch" wurde erstmals von Ignatius von Antiochien begründet und wendet ihn
auf die Kirche an

Ursprünglich meint dies: ,,was dem Ganzen entspricht”

Gemeint ist Doppeltes:

o
die ganze, weltweite und universale Kirche, welche den ganzen, wahren und
echten Glauben verkündet.
o
Die wahre Kirche ist also katholisch im Unterschied zu den Gemeinschaften,
die nur einen Teil der Wahrheit herausschneiden oder nur für ein bestimmtes
Volk, eine bestimmte Kultur und dergleichen Kirche sein wollen.
Die Kirche ist katholisch heißt: sie verkündet den ganzen Glauben und das ganze
Heil für den ganzen Menschen und die ganze Menschheit; alle Heilswahrheiten und
alle Heils mittel habe in ihr ihre Heimat.
Apostolizität der Kirche

Es bedeutet der lebendigen und vollmächtigen apostolischen Bezeugung, das in die
Schrift eingegangenen apostolischen Glaubens.

Jesus gab die Sendung, welche er von seinem Vater erhielt, an die Apostel weiter
und beauftragte sie an seiner Stelle in der Kraft des Hl. Geistes das Evangelium
allen Völkern zu verkünden bis zur Vollendung der Welt.

Das ll. Vatikanische Konzil fasst die Lehre von Schrift und Tradition zusammen, wenn
es lehrt, dass die Bischöfe aufgrund göttlicher Einsetzung an die Stelle der Apostel
als Hirten der Kirche getreten sind. In ihnen ist die den Aposteln verliehene Sendung,
ja Jesus Christus selbst, bleibend in der Kirche anwesend.

Die Kirche ist also apostolisch, wenn in ihr der Glaube der Apostel dadurch lebendig
und zu fruchtbar ist, dass die apostolische Sendung, die dauern soll bis zur
Vollendung der Tage, weitergeführt wird.

Die Apostolizität bedarf der lebendigen und vollmächtigen apostolischen Bezeugung
des in die Schrift eingegangenen apostolischen Glaubens.
7. Trinitarische Dimension der Kirche
In Jesus Christus ist ein für allemal offenbar geworden wer Gott ist und wer der Mensch ist.
Der Vater lebt in Bezug auf den Sohn, im Sich-Selbst-Verschenken an den Sohn. Ebenso
lebt der Sohn in Bezug auf den Vater in dem er sich vom Vater empfängt und liebend auf
den Vater zurück bezieht. Der Sohn besitzt aber das Gottsein als vom Vater geschenktes.
Deshalb ist er eines Wesens mit dem Vater. Er ist daher nicht wie die Geschöpfe aus dem
Nichts hervorgegangen, nicht geschaffen, sondern gezeugt, ohne zeitlichen Anfang, im
ewigen Jetzt der Ewigkeit Gottes. (KEK S75ff)
Der Hl. Geist ist die Dritte Person in der Heiligsten Dreifaltigkeit. Er ist ein und derselbe Gott
mit dem Vater und dem Sohn. Er >>geht vom Vater aus<< (Joh 15,26), der als Anfang ohne
6
Anfang der Ursprung des gesamten Lebens der Dreifaltigkeit ist. Er geht auch aus dem Sohn
hervor (Filioque), weil der Vater ihn dem Sohn als ewiges Geschenk mitteilt. Vom Vater und
vom Mensch gewordenen Sohn gesandt, führt der Hl. Geist die Kirche >>in die ganze
Wahrheit<< (Joh 16,13) (KKK, No 47)
Der heilige Geist ist die Gabe des neuen Lebens. Er ist aber nicht nur Gabe sondern auch
Geber. Er ist Person. Wenn der Hl. Geist nicht göttlichen Wesens ist, dann kann er auch
nicht die Gemeinschaft mit Gott und die Teilhabe am ewigen Leben Gottes schenken. (KEK,
S 81)
Ökumenische Probleme:
Das Filioque, sprich die Frage ob der Hl. Geist aus dem Vater (orthodoxe Position) oder aus
dem Vater und dem Sohn (katholische Position) hervor geht, ist einer der wichtigsten
Streitpunkte im Ökumenischen Dialog zwischen Katholischer und Orthodoxer Kirche.
8. Selbstverständnis der Katholischen Kirche
http://www.glauben-und-bekennen.de/besinnung/begriffe-k/kathol.htm
"Katholisch" meint (nach dem griechischen Wortsinn) eigentlich "allgemein, allumfassend,
über die ganze Erde".
Die Katholische Kirche sieht sich als die "allgemeine, allumfassende Kirche" an. Dies gilt
auch geographisch, d.h. sie ist die weltumfassende Kirche (Weltkirche).
Als die Kirchenspaltungen in der Reformationszeit einsetzten, wurde der Begriff "katholisch"
zur Bezeichnung der katholischen Konfession, d.h. zum Namen für die Papstkirche in Rom.
Die volle Bezeichnung lautet: "römisch-katholisch", im Unterschied zur "griechischkatholischen" Kirche (Orthodoxe Kirchen).
Das theologische Selbstverständnis der Katholischen Kirche ist klar und eindeutig:

Sie sieht sich in direkter Nachfolge der Apostel

Der Papst ist der Stellvertreter Christi auf Erden

Nur in ihr ist die „Fülle der Wahrheit“ zu finden (Absolutheitsanspruch)

Sie ist nicht nur ein Zweig oder Teil, sondern die eine, heilige, katholische und
apostolische Kirche.

Andere Konfessionen sind auf diese katholische Kirche zugeordnet, sie sind nicht im
gleichen Sinne Kirche wie die katholische Kirche, sondern
„Glaubensgemeinschaften“.
Nach katholischem Verständnis sind andere Konfessionen auf diese eine katholische Kirche
zugeordnet. Sie sind nicht im gleichen Sinn Kirche wie die katholische Kirche, sondern
"Glaubensgemeinschaften". Das macht das ökumenische Gespräch zwischen der
katholischen Weltkirche und den protestantischen Regionalkirchen sehr schwer.
Dieses Selbstverständnis steht gegen die protestantische „Theorie der Zweige" („branch
theory"), nach der die Kirche ein „Baum" ist, wobei alle christlichen Konfessionen dessen
„Zweige" bilden und jede von ihnen nur einen Teil der Wahrheit enthält.
7
9. Struktur der Katholischen Kirche
9.1. Geschichtliches
Christus hat die Kirchliche Hierarchie eingesetzt um das Volk Gottes zu weiden. Aufgrund
des Weihesakramentes handeln die Bischöfe und Priester bei der Ausübung ihres Amtes im
Namen und in der Person Christi.
Nach dem Beispiel der 12 Apostel, die von Christus miteinander erwählt und gesandt
wurden, steht die Einheit der Mitglieder der kirchlichen Hierarchie im Dienst der
Gemeinschaft der Gläubigen. Jeder Bischof übt seinen Dienst als Glied des
Bischofskollegiums in Gemeinschaft mit dem Papst aus und hat mit ihm teil an der Sorge für
die Gesamtkirche. Die Priester üben ihren Dienst im Presbyterium der Teilkirche in
Gemeinschaft mit ihrem Bischof unter seiner Leitung aus.
Der Paps, Bischof von Rom und Nachfolger des Hl. Petrus, ist das immerwährende und
sichtbare Prinzip und Fundament für die Einheit der Kirche. Er ist der Stellvertreter Christi,
das Haupt des Bischofskollegiums und der Hirte der Gesamtkirche. Aufgrund göttlicher
Einsetzung hat er über die ganze Kirche die höchste, volle, unmittelbare und allgemeine
Vollmacht.
9.2. Hierachie
http://www.kathwahrheit.de/index.php?option=com_content&view=article&id=61&Itemid=69
Papst und Kardinäle
An der Spitze der katholischen Kirche steht der Papst. Er ist die höchste Autorität in Fragen
der Lehre und der Kirchenordnung. Nach kirchlicher Lehre sind lehramtliche Aussagen des
Papstes in Fragen des Glaubens und der Moral unter bestimmten, eng gesetzten,
Bedingungen als unfehlbar anzusehen (päpstliche Unfehlbarke
Erzbischöfe, Bischöfe und Metropoliten
Alle Bischöfe wie auch der Papst haben von der Weihe her die gleiche Stufe. Von der
Leitungsgewalt steht der Papst an der Spitze, gefolgt von den Metropoliten, den Vorstehern
der Kirchenprovinzen; und den Diözesanbischöfen, meist kurz Bischöfe genannt. Ein
Metropolit ist selbst ein Diözesanbischof und hat nur wenige Vorrechte. Ein Diözesanbischof
ist Leiter einer Ortskirche, in der Regel einer Diözese (Bistum). Ein Erzbischof ist ein
Diözesanbischof eines Erzbistums oder ein Ehrentitel eines Bischofs.
Nuntien, Weihbischöfe, Titularbischöfe
Der Heilige Stuhl unterhält als originäres Völkerrechtssubjekt diplomatische Vertretungen bei
den Staaten. Diese werden jeweils durch einen Apostolischen Nuntius geleitet, welchem
zudem die Aufrechterhaltung der Verbindung zu den Ortskirchen übertragen ist. Ein Nuntius
ist stets ein Titularerzbischof, d. h. ein Bischof geweiht auf den Namen eines
untergegangenen antiken Erzbistums
Weihbischöfe – im Ausland Auxiliarbischöfe genannt – können den Diözesanbischof einer
Diözese unterstützen. Sie sind von der Weihe her vollwertige Bischöfe, d. h. sie dürfen wie
8
ein Diözesanbischof alle sakramentalen Handlungen ausführen; sie haben aber keine
Leitungsgewalt in der Diözese und sind daher dem Diözesanbischof unterstellt.
Dekan (Dechant) und Dekanat – Priester und Pfarreien
Mitarbeiter der Bischöfe sind die Priester und für den nicht priesterlichen Dienst die Diakone.
Die Kirchenmitglieder selbst sind lokal zu Pfarreien – regional auch Pfarren genannt –
zusammengeschlossen, denen ein Priester als Pfarrer vorsteht.
Katholische Studentengemeinden
Katholische Studentengemeinden sind eine spezielle Seelsorgeeinheit. Sie sind meist nicht
selbstständig, sondern einer bestehenden Pfarrei angegliedert, sie unterstehen aber direkt
dem Bistum.
Gemeinschaften
Daneben gibt es zahlreiche katholische Laiengemeinschaften. In Deutschland sind viele
katholische Jugendverbände im Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ)
organisiert.
Orden und andere Formen des religiösen Lebens
Ebenfalls vertreten sind die verschiedenen kirchenrechtlich anerkannten Formen des
religiösen Lebens, von Ordensgemeinschaften und Säkularinstituten bis zu den so
genannten anderen Formen des religiösen Lebens, nämlich Eremiten und Anachoreten (CIC,
Can. 603) und Jungfrauen (Can. 604). Abgesehen von Priester-Mönchen gehören die
Mitglieder der verschiedenen Formen des religiösen Lebens nicht der Hierarchie an und
werden trotz häufiger gegensätzlicher Behauptung in keiner Weise von der Kirche finanziell
unterhalten.
Gottesvolk
Alle Stände und Gemeinschaften der Kirche bilden gemeinsam das Gottesvolk. Jeder
Katholik hat durch Taufe, Beichte, Kommunion und Firmung Anteil an der Sendung der
Kirche in die Welt (Laienapostolat, vgl. Zweites Vatikanisches Konzil).
10. Theologische Entwicklungen innerhalb der Katholischen
Kirche
o
7 ökumenische Konzilien
o
o
Zu Beginn kam Rom eine Ehrenrolle zu, gewann erst im 5/6. Jh. an
Bedeutung
Augustinus hatte großen Einfluss auf die Trinitätslehre
o
Im Osten Einheit des göttlichen Wesens
o
Im Westen Betonung der Verschiedenheit der göttlichen Personen
o
Augustinische Geschichtstheologie
o
o
o
Hl. Geist = Wand aus Liebe
Staatslehre
Gnaden- und Sakramente- Lehre
9
o
Ab 10. Jh. Scholastik
o
Höhepunkt mit Thomas von Aquin
o
Wissenschaft Rückt in den Mittelpunkt
o
Theologie als akademische Disziplin, Ziel ist die Systematisierung der Hl
Schrift
o
11 Jh. gregorianische Reform
o
Bonaventura
o
14. Jh. Nominalismus: Harmonie zwischen Glaube und Vernunft gebrochen
o
Der Akzent liegt auf dem Individuum -> individuelle Frömmigkeit
o
15. Jh. Schisma
o
Konzil von Trient 16 Jh. (1545-1563)
o Hauptanlass war die Notwendigkeit, auf die Forderungen und Lehren der
Reformation zu reagieren
o Einberufen von Papst Paul III
o
18. Jh. Aufklärung und französische Revolution -> Probleme
o
19. Jh. Restauration in der katholischen Kirche -> Neuscholastik
o
o
neg. Haltung der Kirche gegenüber Welt
Pascendi (Pius X)
 alle Kleriker sollen antimodernistischen Eid ablegen
o
1920: Eid der Kleriker gegen Modernismus
o
1943: das Benutzen exegetischer Methoden wird erlaubt
o
1943: Enzyklika Mystici Corporis
 Kirche versteht sich als mystischer Leib Christi
o
ab 2. Vat.: Heilsgeschichte der Kirche wird betont
o
60er: Neue Theologie: „“Volk Gottes“, patristische und liturgische Bewegungen
o
Frage nach Engagement der Christen in der Welt
o
80er: konservative Linie „Reform der Reform“; soll Latein wieder eingeführt werden?
11.
Spiritualität in der Katholischen Kirche
Die Spiritualität wird in der Kath. Kirche als etwas Lebendiges/Konkretes angesehen (nichts
„Vergeistlichtes“). Mailänder Kardinal Carlo Martini: „Spiritualität ist Leben aus dem Geist“ ->
Verweis auf Röm 12,9-21) „Der Geist ist das in uns, was uns nach vorne treibt.“ Spiritualität
ist eine geistliche Lebensform. Das besondere Kennzeichen christlicher Spiritualität ist, dass
sie sich auf den Geist Gottes, den Geist Jesu Christi bezieht. Christliche Spiritualität steht in
Beziehung zu Gott, zu den Menschen und zur Welt. Sie will eine Antwort geben auf das
„Suchen“ des Menschen.
"Spiritualität ist die fortwährende Umformung des Menschen, der antwortet auf den Ruf
Gottes." (Institut für Spiritualität in Münster)
(Quelle: Internet. Kath. Kirche Vorarlberg und Steiermark)
10
12.
Sakramente und Liturgie in der Katholischen Kirche
7 Sakramente
Taufe, Eucharistie, Firmung, Ehe, Weihe, Buße, Krankensalbung
Bedeutung: Jede Art von Begegnung von Gott und Mensch. Sakramente setzen den
Glauben voraus und fördern und stärken zugleich den Glauben. Zu jedem Sakrament gehört
ein äußeres Zeichen, dass eine innere Gnade andeutet. Sie sind direkt von Christus
eingesetzt. Taufe, Firmung und Weihe sind unauslöschlich und können daher nur einmal
empfangen werden. Voraussetzung zum Sakramenteempfang: Taufe (Mitgliedschaft in der
Gemeinschaft)
(Quelle Wikipedia)
Liturgie
Vat II (Sacrosanctum Concilium):
In der Liturgie, besonders im heiligen Opfer der Eucharistie, vollzieht sich das Werk unserer
Erlösung, und so trägt sie in höchstem Maße dazu bei, dass das Leben der Gläubigen
Ausdruck und Offenbarung des Mysteriums Christi und des eigentlichen Wesens der wahren
Kirche wird.
Im Symbolum bekennt die Kirche das Mysterium der heiligsten Dreifaltigkeit und deren
„gnädigen Ratschluss" für die ganze Schöpfung: Der Vater erfüllt das „Geheimnis seines
Willens" (Eph 1,9), indem er zum Heil der Welt und zur Ehre seines Namens seinen
geliebten Sohn und seinen Heiligen Geist schenkt. Dieses ist das Mysterium Christi(1). Es
wird in der Geschichte geoffenbart und verwirklicht nach einem Plan, das heißt einer weise
ausgedachten „Ordnung", die vom hl. Paulus „Ökonomie des Mysteriums" (Eph 3,9), von der
Vätertradition „Ökonomie des fleischgewordenen Wortes" oder „Heilsökonomie" genannt
wird.“ (Katechismus 1066)
Ablauf:

ERÖFFNUNG (Einzug, Begrüßung, Schuldbekenntnis, Kyrie, Gloria, Tagesgebet)

WORTGOTTESDIENST (Lesungen, Halleluja, Evangelium, Predigt, Credo, Fürbitten )

EUCHARISTIEFEIER (Gabenbereitung, Präfation, Sanktus, Hochgebet, Vater unser,
Friedensgruß, Agnus Die, Kommunion, Schlussgebet)

ABSCHLUSS (Segen, Entlassung)
11
13. Papst und Primat in der Katholischen Kirche: historische
und theologische Entwicklung.
Der Bischof von Rom hatte schon von Anfang an große Bedeutung für die katholische
Kirche. Die Rolle des Papstes hat sich im Laufe der Jahrhunderte entwickelt.
Petrus war erster Bischof von Rom (Mt 16, 18f): Petrus = Fels. Bis ins 3. Jahrhundert war
Papst eine Ehrenbezeichnung für Bischöfe, Patriarchen und Äbte. Der Papst trägt zahlreiche
Titel (Pontifex Maximus, Servus Servorum Die, Episcopus Romanus, siehe Kirchenrecht).
Primat: Primatialgewalt = „höchste, volle, unmittelbare und universale ordentliche Gewalt“,
die der Papst immer und überall ausüben kann. Das Papst-Primat (lat. Vorrang) bezeichnet
den von der röm-kath. Kirche beanspruchten Vorrang als Führer des gesamten
Christentums. Dieser Anspruch beruht auf einem im 3. Jahrhundert vermuteten Bischofsamt
des Apostels Simon Petrus in Rom und eine davon ausgehende ununterbrochene
Apostolische Sukzession. Erst im 6. Jahrhundert setzt sich das Primat in der kath. Kirche
durch, in der Gesamtkirche nie.
Die frühe Kirche hat dem Patriarchat von Rom gegenüber den anderen Patriarchaten ein
Ehrenprimat oder „Primat der Liebe“ zugestanden – eine Ehrenstellung im Sinne eines
Primus inter Pares („Erster unter Gleichen“), die aber weder einen qualitativ höheren Rang
beinhaltete noch das Recht, ungefragt in die inneren Angelegenheiten anderer Patriarchate
einzugreifen. Im Konzil von Chalcedon 451 wurde dem Patriarchat von Konstantinopel der
gleiche Primat wie dem röm. Bischof zuerkannt
Erst im Frühmittelalter kommt es zum Schisma lateinische Kirche vs. griechische Kirche.
Der Papst in Rom sowie der Patriarch von Konstantinopel exkommunizierten einander.
Papstprimat = höchste Rechtsgewalt und höchste Lehrgewalt (Untermauerung 1870 –
Dogma der Unfehlbarkeit)
14. Haltung(en) der Katholischen Kirche gegenüber den
Ökumenismus
Ökumenismus = kath. Bezeichnung für Ökumene in kirchl. Dokumenten
Nach Eigendefinition der kath. Kirche verkörpert diese schon die Ökumene, da sie auf der
ganzen Welt die real präsente Kirche Christi verkörpert. (z.B.: kath. Bischofsversammlungen
heißen daher ökumenische Konzile. Seit dem zweiten Vatikanischen Konzil wird den übrigen
Konfessionen eine Teilhabe an der authentischen Kirche Christi nicht mehr gänzlich
abgesprochen. Zur Kirchlichkeit fehlt aber die Existenz des Bischofsamtes in apostolischer
Sukzession = Papst).
Vor dem Vat II hat die kath. Kirche die Ökumene negativ betrachtet.
Ein Wegbereiter der Ökumene auf kath. Seite ist der deutsche Bischof Max Josef Metzger
mit seiner Bewegung Una Sancta (die eine heilige…Kirche)
12
15. Dekret Unitatis Redintegratio des 2. Vatikanischen Konzils
über den Ökumenismus
21. November 1964 verabschiedetes Ökumenismusdekret, das auch als „Magna Charta“
des Ökumenismus bezeichnet wird. Ökumenisches Konzil, einberufen von Johannes XIII,
der in seiner Ansprache deutlich machte, dass er die Entwicklung des kath. Glaubens
fördern, das Leben der Gläubigen erneuern und die kirchliche Disziplin der Zeit anpassen
wolle. Zugleich sprach er aber auch eine Einladung an die getrennten Gemeinschaften aus,
an der Suche nach der Einheit mitzuwirken.
Gleich zu Beginn steht geschrieben: „Die Einheit aller Christen wiederherstellen zu helfen ist
eine der Hauptaufgaben des Heiligen Ökumenischen Zweiten Vatikanischen Konzils. Denn
Christus der Herr hat eine einige und einzige Kirche gegründet, und doch erheben mehrere
christliche Gemeinschaften vor den Menschen den Anspruch, das wahre Erbe Jesu Christi
darzustellen“
Inhaltlich ist das Dekret von der Kirchenkonstitution Lumen gentium des Konzils abhängig.
Es bringt eine Neuausrichtung der römisch-katholischen Kirche gegenüber den anderen
christlichen Konfessionen, die nun positiver gewürdigt werden als in vorkonziliarer Zeit.
Entsprechend wurde es von Theologen und Kirchenvertretern anderer Konfessionen
wohlwollend aufgenommen.
„Unitatis redintergratio inter universos Christianos“ – „ Wiederherstellung der Einheit
der Christen“
Erstmals wird das Verhältnis zu den von Rom getrennten Kirchen einzig unter einer positiven
Perspektive dargestellt.  keine Aufforderung mehr zur Rückkehr zur kath. Kirche und keine
Verurteilung mehr.
Damit ist eine Rückkehr-Ökumene (in Richtung Vereinigung aller in das Gefüge der kath.
Kirche) unmöglich geworden
Inhalt (3 Teile):
a. Die katholischen Prinzipien des Ökumenismus
Es gibt keinen kath. Ökumenismus sehr wohl aber eine Beteiligung der kath. Kirche am
Ökumenismus
b. Die praktische Verwirklichung des Ökumenismus
Konzil und Ökumenismusdekret haben aber nicht wirklich einen direkten Weg zur Einheit
gewiesen.
c. Die vom Römischen Apostolischen Stuhl getrennten Kirchen und kirchlichen
Gemeinschaften. (Hier wird besonders auf die Beziehungen zu den orthodoxen
Kirchen eingegangen).
13
16.
Die Altkatholische Kirche
Die altkatholische Kirche spaltete sich 1870 ab, als Protest gegen das Dogma der
Päpstlichen Unfehlbarkeit, das auf dem 1. Vatikanischen Konzil verkündet wurde.
Das Erzbistum Utrecht (Niederlande) ist die älteste altkatholische Kirche (seit 1723 von Rom
unabhängig), von der alle anderen altkatholischen Kirchen die Bischofsweihe in
apostolischer Sukzession empfingen, so dass nach (römisch-katholischem) kanonischem
Recht die Ordinationen, die von altkatholischen Bischöfen vorgenommen werden, gültig,
aber im Falle von Bischofsweihen unerlaubt sind, da ihnen die päpstliche Bestätigung fehlt.
Ebenso erkennen die orthodoxen Kirchen die Gültigkeit der altkatholischen Weihen dem
Grunde nach an, sofern sie nicht an oder durch eine Frau gespendet werden.
Glaubensverständnis

Bibel und Tradition gelten als Grundlage und Richtschnur des Glaubens (Regula fidei)

Zum Depositum fidei gehören die dogmatischen Entscheidungen der sieben
Ökumenischen Konzilien. Dazu zählen insbesondere:


o
das Nicäno-Konstantinopolitanum ohne filioque als authentischer
Zusammenfassung des Glaubens
o
der Glaube an die Dreifaltigkeit: es gibt nur einen einzigen Gott, der in drei
wesensgleichen Personen (Vater, Sohn und Heiliger Geist) existiert
o
Jesus Christus ist wahrer Mensch seiner Menschheit nach und wahrer Gott seiner
Gottheit nach; in der unvermischten Einheit seiner zwei Naturen (der göttlichen
und der menschlichen) ist er eine einzige Person.
o
Maria trägt aufgrund ihrer zentralen Stellung im Heilswerk Gottes das Prädikat
Gottesgebärerin (in der Westkirche: Gottesmutter), da sie die zweite göttliche
Person, den Sohn Gottes, in jungfräulicher Unversehrtheit durch das Wirken des
Heiligen Geistes empfangen und geboren hat
Als im Widerspruch zur Lehre der Alten Kirche stehend werden folgende Lehrsätze
verworfen bzw. abgelehnt:
o
die Unfehlbarkeit des Papstes in Fragen des Glaubens und der Moral
o
die Universaljurisdiktion des Papstes über die Gesamtkirche
o
die Unbefleckte Empfängnis Mariens
o
die Leibliche Aufnahme Mariens
o
die Transsubstantiationslehre
Gelehrt wird hingegen, dass
o
dem Papst als Bischof von Rom und Patriarch des Abendlandes eine
Ehrenstellung zukommt
o
die Eucharistie ein geheiligtes Opfermahl ist, in welchem die den Leib und das
Blut des Herrn empfangenden Gläubigen Gemeinschaft miteinander haben.
14
Kirchenverständnis
„Mit anderen katholischen Kirchen hat die Utrechter Kirche Folgendes gemein:
–
die Diözese ist die zentrale Größe der Kirchenstruktur. An ihrer Spitze steht der
Diözesanbischof, der sowohl der erste Vorsteher der Eucharistie ist als auch
derjenige, der im Einvernehmen mit seiner Geistlichkeit die Diözese leitet;
–
das kirchliche Leben jeder Diözese vollzieht sich in den Gemeinden;
–
Bischöfe von Nachbarbistümern schließen sich zur Bischofssynode einer
Kirchenprovinz zusammen, in der einer von ihnen als Vorsitzender fungiert;
–
die Verbundenheit zwischen verschiedenen Kirchenprovinzen stellt sich in der Kirche
des Westens in der besonderen Sorge und Verantwortlichkeit des Bischofs von Rom
für das Wohl der Kirche und das Bewahren der Einheit dar;
–
die Universalität der Kirche zeigt sich im Allgemeinen oder Ökumenischen Konzil
„Wir halten fest an der alten bischöflich-synodalen Verfassung der Kirche. Danach leitet der
Bischof unmittelbar und selbständig die Ortskirche unter Mitwirkung und Mitentscheidung der
Gemeinschaft der Ordinierten und des ganzen Gottesvolkes.“
„Die Katholizität der Kirche aufrechtzuerhalten, ist Inhalt und Ziel der apostolischen
Sukzession. Sie wird dadurch vollzogen, dass der Bischof mit den Priestern und Diakonen
einerseits und die Laienschaft andererseits sich gegenseitig verpflichten, den Glauben der
Apostel sowie die Liturgie und die Struktur der Alten Kirche zu bewahren, in der Gegenwart
zu entfalten und in die Zukunft hinein und in alle Welt hinaus weiterzupflanzen. Das zeigt
sich betont in der Ordination; darum erfolgen Weihen zu apostolischen Ämtern nur im
ausdrücklichen Zusammenhang der apostolischen Sukzession, in der die ganze Kirche
steht.“
Kirchenordnung

Die Verfassung der altkatholischen Kirchen ist bischöflich-synodal und beruht auf
demokratischen Prinzipien (Mehrheitsentscheid; Gewaltenteilung):
o Volljährige Gemeindemitglieder haben Mitbestimmungsrechte, die vor allem
auf den halbjährlichen Gemeindeversammlungen wahrgenommen werden.
 Dazu zählen u.a. die Wahl des Kirchenvorstandes, der
Synodalabgeordneten und i.d.R. des Pfarrers.
o Der Bischof wird auf einer Synode gewählt, der aus den Gemeinden
entsandte Laien und Geistliche angehören.
o Der Bischof leitet zusammen mit dem Synodalrat (in Deutschland: mit der
Synodalvertretung) das Bistum.
o Die Rechtsprechung im Bistum obliegt unabhängigen Synodalgerichten.

Zwang in der Religionsausübung wird abgelehnt:
o Die Verpflichtung der Gläubigen zur Ohrenbeichte wurde in Deutschland nach
1873 aufgehoben.
o Die Geistlichen sind vom Zölibat grundsätzlich dispensiert; es bleibt ihnen
jedoch unbenommen, freiwillig ehelos zu leben.
15
o
o
Die Stolgebühren für geistliche Amtshandlungen und das Ablasswesen
wurden in Deutschland 1873 abgeschafft.
Es gibt kein verpflichtendes Sonntagsgebot.

Rolle von Frauen, Homosexuellen und Geschiedenen in den westeuropäischen
altkatholischen Kirchen:
o Alle getauften Christen, die den Glauben an die Realpräsenz teilen, sind zum
Empfang der Eucharistie eingeladen (dies gilt auch für wiederverheiratete
Geschiedene).
o Frauen sind zum ordinierten Amt zugelassen, siehe Hauptartikel
Frauenordination.
o Eine zweite kirchliche Trauung Geschiedener ist bei Vorliegen bestimmter
Voraussetzungen möglich.
o Die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare ist in Absprache mit dem
zuständigen Pfarrer möglich.

Liturgische Reformen:
o Die Heilige Messe und andere Gottesdienste werden in Deutschland seit
1877, in der Schweiz seit 1885, in Österreich seit 1879 und in den
Niederlanden seit 1908 in der Landessprache gefeiert.
o Anstelle der Einzelbeichte kann die sakramentale Lossprechung auch
gemeinschaftlich empfangen werden.
o Die Kelchkommunion gehört zur liturgischen Praxis.
Liturgie
Die Heilige Eucharistie mit Wortgottesdienst und Homilie wird gewöhnlich an jedem Sonntag
sowie an Hochfesten gefeiert. Der Leib des Herrn wird in einem Tabernakel aufbewahrt,
neben dem zumeist ein ewiges Licht brennt.
Der Grad der Feierlichkeit der Liturgie variiert je nach Gemeinde und Priester. In manchen
Gemeinden ähneln die Sonntagsgottesdienste römisch-katholischen Werktagsmessen, in
anderen werden regelmäßig oder gelegentlich Hochämter mit Diakon, Altardienst und
Weihrauch gefeiert. Außerhalb Deutschlands wird während der Konsekration und zur
Kommunion gekniet. Die liturgischen Dienste des Kantors, des Organisten und des Lektors
werden von Laien ausgeübt, während Kinder, Jugendliche und mancherorts auch
Erwachsene als Ministranten tätig sind.
Ökumenische Beziehungen
Seit den 1870er Jahren suchten vor allem Altkatholiken aus Deutschland und der Schweiz
den Dialog mit Vertretern anderer Kirchen. So wurden bereits 1874/75 in Bonn auf Initiative
der Synodalvertretung und auf Einladung Ignaz von Döllinger „Unionskonferenzen“
abgehalten, an denen neben altkatholischen auch namhafte orthodoxe, anglikanische und
evangelische Theologen und Kirchenführer teilnahmen.
Seit 1931 steht die altkatholische Kirche, die sich bereits in der Utrechter Erklärung von 1889
zur Ökumene bekannte, durch das Bonn Agreement in voller Kirchengemeinschaft mit der
Anglikanischen Kirche, seit 1965 auch mit der Unabhängigen Philippinischen Kirche.
Sie ist Gründungsmitglied des Ökumenischen Rates der Kirchen und in zahlreichen
anderen ökumenischen Gremien, z. B. der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in
16
Deutschland (ACK), vertreten. Unionsversuche mit der Orthodoxen Kirche kamen 1987 zu
einer weitgehenden Übereinkunft in allen wesentlichen Glaubensfragen.[9] Neuer
Diskussionsbedarf kam durch die Einführung der Frauenordination auf, die für die meisten
Orthodoxen nicht nachvollziehbar ist. Dennoch wurde der Dialog, auch über diese Frage,
2004 neu aufgenommen.
Mit der römisch-katholischen Kirche wurde 2004 erneut eine Dialogkommission gebildet, die
ihren Abschlussbericht am 12. Mai 2009 vorlegte.[10] Die bereits 1972 in der „Zürcher Nota“
vorgelegten Ergebnisse eines vorangegangenen Dialogs mit weit reichenden Ergebnissen
wie beispielsweise sakramentaler Aushilfe in Notfällen waren seinerzeit von Rom nicht
ratifiziert worden. Zwischen dem deutschen alt-katholischen Bistum und der Deutschen
Bischofskonferenz gibt es jedoch seit 1999 eine Vereinbarung, die die Übernahme von
Geistlichen in den Dienst der jeweiligen Kirche nach einem Übertritt regelt.
17.
Ursachen der Reformation
17.1.


Geistesgeschichtliche Faktoren
Humanismus
o
Wiederbelebung der antiken Gelehrsamkeit
o
Zurück zu den Quellen
o
Intensives Studium der Bibel und Kirchenväter
o
Kritische Haltung gegenüber Gegenwart
Buchdruck
17.2.
o
Rasche Verbreitung von Informationen
o
Bücher wurden erschwinglich
Soziale und wirtschaftliche Faktoren

tiefe Gesellschaftliche Umwandlungsprozesse

Aufsteigende Bürgerschicht, die durch Handel finanzkräftig wurde

Bauern bildeten Großteil der Bevölkerung und lebten am Existenzminimum (Steuern,
Abgaben, Frondienste, Leibeigenschaft)

Edelmetalle aus Kolonien in Amerika führten zu Inflation (Kaufkraft der Bevölkerung
sank dramatisch)

Bevölkerungswachtum  Billigere Arbeitskräfte, knappere Nahung

Bauernkriege 1525
17.3.
Politische Faktoren

Das Heilige Römische Reich deutscher Nation bestand aus vielen Einzelterritorien,
war also kein zentralisierter Staat

Kaiser wurde von Kurfürsten gewählt

Es fehlte eine Zentralinstanz, so entschied sich Reformation auf territorialer Ebene
17

Aufgrund der zahlreichen Verpflichtungen außerhalb des Reichs befand sich Karl V.
1521–1530 und 1532–1541 nicht im Reich, was der Reformation Zeit ließ, um sich
unbehelligt auszubreiten.
17.4.
Religiöse Faktoren
Mystik
Wandte sich gegen die Scholastik, welche die Welt zerlegen und rational durchdringen
wollte. Zentrale Vorstellungen der Mystik sind die Leerwerdung, das Loslassen von
Begierden und Leidenschaften, damit sich der Geist Gottes im Menschen ausbreiten kann.
Nicht die theologische Spekulation, sondern die individuelle praktische Erfahrung.
Devotio moderna
Die Reformbewegung Devotio moderna („moderne Frömmigkeit“) verband mystische
Einflüsse mit einer stark ethisch und praktisch ausgerichteten Frömmigkeit. Das Idealbild der
Brüder vom gemeinsamen Leben, die in klosterähnlichen Gemeinschaften ohne
Ordensgelübde zusammenlebten, war die christliche Urgemeinde.
Spätmittelalterliche Frömmigkeit
Der Tod war durch Pest, hohe Säuglingssterblichkeit usw. allgegenwärtig. Die Menschen
sehnten sich nach Sicherheit des Jenseitigen Heils.
Stiftungen, Seelenmessen, Wallfahrten, Prozessionen, Ablasshandel konnte man für Geld
von der Kirche kaufen.
Man spricht daher auch von der "Fiskalisierung" der Religion. Die starke Verinnerlichung der
Frömmigkeit ging einher mit einer starken Veräußerlichung. So ist die spätmittelalterliche
Frömmigkeit im Wesentlichen eine Sakramentsfrömmigkeit, die zum Teil magische Elemente
beinhaltete.
Antiklerikalismus
Der Durst nach Heil der Menschen kontrastierte scharf mit der kirchlichen Wirklichkeit. Durch
das Abendländische Schisma, während dessen mehrere Päpste Anspruch auf die Nachfolge
Petri erhoben und sich gegenseitig exkommuniziert hatten, war die Bedeutung des
Papsttums für die Gläubigen relativiert worden.
Dieses Auseinanderklaffen von Anspruch und Wirklichkeit der "Heilsanstalt" Kirche sowie die
weitgehende Verweltlichung des Klerus förderten die antikirchliche Stimmung im Volk.
Reformbewegungen
Der Pfarrer John Wyclif, der im 14. Jahrhundert in England wirkte, gilt als "Vorläufer der
Reformation". Wyclif vertrat unter Berufung auf die Bibel ein kirchliches Reformprogramm
und kritisierte offen die Missstände im Klerus. Er lehnte Bilder-, Heiligen- und Reliquienkult
sowie Zölibat und Transsubstantiationslehre ab. Für seine Reformvorschläge erhielt er
18
zunächst Unterstützung vom englischen König, der um eine größere Autonomie der Kirche in
England bemüht war.
18.
Martin Luther und der Anfang der Reformation
Martin Luther Ruf zu:

Abschaffung der Privatmessen, Ablasshandel, etc.

Beseitigung der Nebenaltäre

Mäßigung

Martin Luther heiratete Zisterzienserin  6 Kinder
19.
Theologie Luthers in ihrer historischen Entwicklung
20.
Entwicklung der Reformation
Martin Luther 1483 – 1546

1505 in den Orden der Augustiner-Eremiten eingetreten (studierte zuvor Jura)

1507 Weihe zum Diakon und Priester

1508 Theologiestudium in Wittenberg

1512 promoviert als „Doctor theologiae“, danach Professor an der Universität
Wittenberg

1517 Thesenanschlag

1518 Prozess gegen ML in Rom

1520 Papst Leo X. ordnet Verbrennung der Schriften Luthers an, Martin Luther
verbrennt daraufhin die Bulle des Papstes und antwortet mit 2 Schriften, wird vom
sächsischen Kurfürst unterstützt
o
1) An den christlichen Adel deutscher Nation von des christlichen Stands
Besserung
o
2) Babylonische Gefangenschaft der Kirche

Jan. 1521 Exkommunikation

Apr 1521 Reichstag zu Worms, letzte Aufforderung an Martin Luther zu widerrufen:
o
„[Da] … mein Gewissen in den Worten Gottes gefangen ist, ich kann und will
nichts widerrufen, weil es gefährlich und unmöglich ist, etwas gegen das
Gewissen zu tun. Gott helfe mir. Amen.“

1522 Übersetzung NT ins Deutsche

1525 Bauernkriege: nach ersten Plünderungen unterstützt ML Fürsten

1534 Täuferreich von Münster (Theokaratischer Terror)

1529 Reichstag von Speyer: Lutheranhänger werden geduldet
19

1530 Reichstag von Augsburg: Spaltung zementiert, „Confessio Augustana“
o
Konvitatio
o
Apologiea

1537: Papst Paul III. Konzil – Protestanten wollen nicht mitmachen

1555: Augsburger Religionsfriede:
o
cuius regio, illius religio – Religion der Untertanen von Fürsten abhängig

1866: Reich wird Protestantisch – Kulturprotestantismus A. v. Harad

1918: Ende der Monarchie

1933: Landesbischöfe – Macht wird von Synode relativiert

Hitler versucht Deutschreichskirche zu machen.

Spaltung zwischen : Deutschen Christen / Bekenner Kirche

1948 Evangelische Kirche in Deutschland

Vereinigte evangelisch lutheranische Kirche in Deutschland

Heute: 26 Mio Protestanten in Deutschland

Lutherischer Weltbund 1947 (Gemeinschaft von Kirchen -> vertritt nach außen,
besonders im ökumenischen Dialog)
21. Geschichte des Luthertums: Theologie, Verfassung und
Beziehung zum Staat
21.1.
Theologie
Grundlagen

sola gratia - allein durch die Gnade Gottes wird der glaubende Mensch errettet, nicht
durch seine Werke

sola fide - allein durch den Glauben wird der Mensch gerechtfertigt, nicht durch gute
Werke

sola scriptura - allein die Schrift ist die Grundlage des christlichen Glaubens, nicht
die kirchliche Tradition

solus Christus - allein die Person, das Wirken und die Lehre Jesu Christi können
Grundlage für den Glauben und die Errettung des Menschen sein
Rechtfertigung

Auslegung des Römerbriefs und die intensive Beschäftigung mit der paulinischen
Theologie beeinflussten sein Denken zutiefst
20

Luther hatte bis dahin immer am Bewusstsein seiner Sündhaftigkeit und des
drohenden Gerichts gelitten.

Durch die Beschäftigung mit der paulinischen Rechtfertigunglehre erschloss sich
Luther ein neues Verständnis der Gerechtigkeit Gottes, die er nun als iustitia passiva
verstand
o
„Denn darin wird offenbart die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, welche kommt
aus Glauben in Glauben; wie geschrieben steht: ‚Der Gerechte wird aus
Glauben leben.‘“ (Röm 1,17 LUT). Gott ist gerecht, indem er gerecht macht.
Der Sünder kann seine Rechtfertigung also nicht durch Werke verdienen,
sondern nur im Glauben von Gott gerechtfertigt werden.
Theologie des Kreuzes
Theologia crucis (lat. „Theologie des Kreuzes“) ist die von Martin Luther geprägte
Bezeichnung für eine Theologie, die das Kreuz Christi in den Mittelpunkt stellt.
Wird als Gegensatz zu einer scholastisch-spekulativen Theologia gloriae („Theologie der
Herrlichkeit“) verstanden, welche lebensfern über Gottes Sein spekuliere und der Kirche
einen sakramentalen Heilsbesitz zuerkenne, während die Theologia crucis auf dem Weg der
Sündenerkenntnis zur Annahme der Erlösungsgnade Christi anleite und die Kirche lediglich
als Geschöpf und Werkzeug der Botschaft vom Kreuz verstehe.
Im ökumenischen Dialog besteht heute weitgehende Übereinstimmung darin, dass Kreuz
und Herrlichkeit im christlichen Glaubensvollzug untrennbar zusammengehören.
21.2.
Staat und Verfassung
Wichtig war für Martin Luther Beziehung zum Staat  großer Autonomie
Zum theologischen Ringen um die richtige Auslegung der Bibel traten auch bald politische
Aspekte hinzu. Die neuen Gedanken gaben den Reichsfürsten eine theologische
Begründung, die von Rom auferlegte Abgabenlast reduzieren zu können. Das Entstehen der
protestantischen Landeskirchen stärkte ebenfalls die Autonomie der Fürstentümer.
An den christlichen Adel deutscher Nation von des christlichen Standes Besserung
Mit dieser Adelsschrift wendet sich Luther auf Deutsch an die weltlichen Fürsten, denen er
die Durchführung der reformatorischen Maßnahmen übertragen will, da die Bischöfe darin
nach seiner Meinung versagt haben. Luther argumentiert, dass sich das römische
Papsttum – Luther spricht von „Romanisten“ – vor der Reformation hinter drei Mauern
verstecke:

Sie stellen die kirchliche Obrigkeit über die weltliche.

Wenn die Reformation mit Hilfe der Bibel begründet wird, verweisen sie darauf, dass
nur der Papst das Recht habe, die Bibel auszulegen.

Solle ein Konzil einberufen werden, wird darauf verwiesen, dass nur der Papst das
Recht dazu besitze.
Außerdem schlägt Luther in der Schrift ein politisches Reformprogramm vor. So soll Bildung
allen zugänglich sein, nicht nur dem Klerus. Der Zölibat und der Kirchenstaat sollen
21
abgeschafft, das Zinsnehmen eingeschränkt und das Betteln verboten werden. Dafür soll es
eine geregelte Armenfürsorge geben.
Luther verwarf das Papsttum, das (katholische) Bischofsamt und das Sakrament der
Priesterweihe. Nach seiner Auffassung des Neuen Testaments kommt „allen Gläubigen das
allgemeine Priestertum“ zu.
Damit stellte sich das Problem, welche Verfassung (Kirchenordnung) die evangelische
Kirche haben sollte. Für Luther haben die Geistlichen keinen sakramentalen
Sonderstatus. Ihre theologische Ausbildung befähigt sie, die Gemeinde zu leiten,
insbesondere im Gottesdienst, und sie sind im Unterricht und in der Seelsorge tätig. Jede
Kirchengemeinde hat das Recht, ihre theologischen Lehrer (Pfarrer) durch eine Wahl
selbst zu bestimmen und gegebenenfalls wieder abzuwählen (Die Schrift Daß eine
christliche Versammlung oder Gemeine Recht und Macht habe, alle Lehre zu beurteilen und
Lehrer zu berufen, ein- und abzusetzen. 1523). Dieser Grundsatz konnte aber in den
deutschen Gemeinden wegen der Unselbständigkeit der Laien und vor allem wegen der
Bedrohung durch die katholischen Mächte unter Führung Kaiser Karls V. nicht verwirklicht
werden.
Deshalb musste Luther trotz seiner grundsätzlichen Trennung von Kirche und Staat (ZweiReiche-Lehre) die evangelisch gewordenen Landesherren bitten, als kirchliche
Ordnungskräfte tätig zu werden. Das war von ihm als zeitlich beschränkter Notbehelf
(Luther: "Notbischöfe") gedacht. Er konnte nicht vorhersehen, dass die Landesherren auf
diesen Machtzuwachs nicht mehr verzichten würden, so dass das landesherrliche
Kirchenregiment bis 1918 Bestand hatte.
Nach diesem Zeitpunkt übernahmen die deutschen lutherischen Landeskirchen das im
Calvinismus entwickelte Synodalsystem.
22.
Huldrych Zwingli 1484-1531

1518: Zwingli kam als Prediger nach Zürich

Großer Einfluss des Humanismus

Predigte nur Bibel und Kirchenväter

Eucharistie ist bei Zwingli symbolisch

1529: Disposition mit Luther über Eucharistie (Luther betont realen Charakter)  kein
Abkommen

Wichtig Rolle der Pneumatologie: Christus wird durch Hl. Geist in der Kirche
gegenwärtig

o
Pneumatologie: Lehre über Hl. Geist
o
Es ist nur durch die Aktion des Hl. Geistes, dass Christus in der Kirche
präsent sein kann.
Epiklese: Rufung des Geistes
22

Ostkirche: Verwandlung in Eucharistie geschieht vor allem durch Epiklese

67 Thesen:


o
verstand die Kirche vor allem als unsichtbare und geistliche Kirche ( 
Ablehnung von Strukturen)
o
Bedeutung des Kontext: Mittelalterliche Entwicklung zur Überstruktur 
deshalb Betonung der geistlichen Kirche
o
Ablehnung von Priesterweihe und Ordensgelüpte
o
Kath: Betonung von Opfer, Zwingli lehnt das ab
o
Ablehnung der Bilderverehrung
o
Zwingli sprach Städtischer Obrigkeit Hoheit über Kirchenwesen zu
Messe besteht vor allem in der Wortverkündigung (Gegensatz zu Sakrament)
o
Nur 4x im Jahr Abendmahl, nicht nur Brot sondern auch Wein
o
Reaktion gegen extrem entwickelten Ritualismus im Mittelalter
o
Heute: Erkennen an, dass Tiefe Wahrheiten nur mit Riten vermittelt werden
können. Nur mit Riten können wir in Kontakt mit transzendenten Realitäten
kommen
Anders als ML: Objektive Wahrheit maßgebend.
o
ML: Wie erfahre ich Gott

Bruch mit kath. Tradition bei Zwingli stärker als bei ML

Ämter, Sakramente (begrenzt ausnahmsweise zelebriert), andere Politische Ethik,
Liturgie(wird zu Wortgottesdienst)
23.
Johannes Calvin 1509-1564

Beeinflusst vom französischen Evangelismus

1536 schrieb er die „Institutio Christianae Religionis“  Versuch die Theorien der
verschiedenen Reformatoren zu systematisieren

ordnet den Staat der Kirche unter

Wichtig für Calvin ist nicht nur die persönliche Heiligung sondern die kollektive
Heiligung der Gesellschaft  führte zu moralischen Rigorismus

Seine Bewegung hatte in Genf das Zentrum
23

Anhänger der Prädestinationslehre  entweder ist man für ewiges Heil oder für die
ewige Verdammung prädestiniert
o
Max Weber: Prädestinationslehre trug zum wirtschaftlichen Erfolg der
calvinistisch geprägten Länder bei.
o
Geld ist Zeichen für gute Vorherbestimmung, reich sein ist Zeichen Gottes

Glaubensbekenntnisse spielen eine weniger große Rolle, als im Luthertum

Wichtig ist die Eigenständigkeit der Gemeinden  Vorbild die Urgemeinde

Gemeinden werden von Ältesten geleitet – kein zentrales Lehramt

Calvinismus verbreitete sich besser als Luthertum

Hugenotten mussten Frankreich verlassen  gingen dann nach Holland, wo der
Calvinismus zur Staatsreligion wurde.

1648 Westfälischer Frieden  Calvinisten wurden neben kath. Kirche und Luthertum als
dritte Konfession anerkannt.
24.
Die reformierte Kirche nach Calvin

Schweiz

1536: Institutio Christianae Religionis (Einsetzung der Christlichen Religion)
 Systematisierung der Lehre der Reformation
 Brot und Wein sind Werkzeuge mit denen Mensch an Christus teil hat

1541 – 1564: Genf wird Zentrum der Reformation
 Calvin etabliert ein Theokratisches System
 Politisierung des religiösen Anliegens der Reformation

ML: Kirche unter Fürsten

Calvin: Religion bestimmt Politik
 Funktion des Staates ist die Durchsetzung des Wortes Gottes
 Wichtig für Calvin ist nicht nur die persönliche Heiligung sondern die kollektive
Heiligung der Gesellschaft  führte zu moralischen Rigorismus

Prädestinations- Lehre: Vorherbestimmung zum Gut oder Übel von Geburt her
 Max Weber: Prädestinationslehre trug zum wirtschaftlichen Erfolg der
calvinistisch geprägten Länder bei.
 Geld ist Zeichen für gute Vorherbestimmung, reich sein ist Zeichen Gottes

Die Ehre Gottes spielt als Ziel des Lebens eine große Rolle

Entwicklung und Verbreitung stärker als bei ML

Glaubenbekenntnisse spielen geringere Rolle.
24

Wichtig ist die Eigenständigkeit der Gemeinden. Vorbild ist Urgemeinde.
 Die Gemeinden werden von Ältesten geleitet. Kein zentrales Lehramt.

Rapide Verbreitung, besonders in Schweiz und Schottland, Ungarn, England

Frankreich blieb Kath. aber es kamen die Hugenotten (Calvinisten)

1572: Massaker der Hugenotten

1598: Edikt von Nantes
 Gibt den calvinistischen Protestanten (Hugenotten) im katholischen
Frankreich religiöse Toleranz und volle Bürgerrechte,
 fixierte andererseits aber den Katholizismus als Staatsreligion.

1685: Hugenotten sollen Frankreich verlassen -> die meisten gingen nach Holland

Prägten Land, polemische Toleranz
Deutschland:
Erst mit westfälischer Frieden 1648 wurden Calvinisten neben Kath. und Luth. als dritte
Konfession anerkannt.
25.
Der Presbyterianismus
Presbyterianismus (von griechisch πρεσβύτερος presbyteros, der Ältere) ist eine Form von
Kirchenverfassung, bei der die Kirche auf mehreren Ebenen durch Gremien von Ältesten und
Pastoren geleitet wird. Die presbyterianische Kirchenverfassung ist besonders bei
reformierten Kirchen gebräuchlich. Presbyterianismus steht zwischen dem hierarchischen
Episkopalismus (Leitung durch Bischöfe) und dem Kongregationalismus, bei dem die
Gemeinden völlig selbstständig sind.
Der Presbyterianismus geht auf die Kirchenordnung der Hugenotten zurück, die 1559 von
der Nationalsynode in Paris eingeführt wurde. Der Reformator John Knox legte die spezielle
schottische Ausprägung 1560 im First Book of Discipline fest, das gemeinsam mit dem
Second Book of Discipline von 1578 für die Church of Scotland leitend wurde. Von
Schottland aus breitete sich der Presbyterianismus (im engeren Sinne) in andere Teile des
Vereinigten Königreichs und schließlich in die gesamte angelsächsische Welt aus.
Die presbyterianischen Kirchen sind in die Ökumenische Bewegung eingebunden. Wie die
übrigen reformierten Kirchen gehören sie der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen an. Die
meisten presbyterianischen Kirchen sind auch Mitglieder des Ökumenischen Rats der
Kirchen.
Viele presbyterianische Kirchen stehen mit anderen Kirchen lutherischer oder reformierter
Richtung in voller Kirchengemeinschaft. Eine solche Entscheidung wird jedoch jeweils von
der einzelnen Kirche getroffen.
25
26.
Der Kongregationalismus
Der Kongregationalismus ist eine Form der christlichen Gemeindeverfassung, in der die
Autonomie der einzelnen Kirchengemeinde oberste Priorität hat. Nach diesem System
sind die Täuferbewegung, die Pfingstbewegung, die Baptistengemeinden und die
eigentlichen kongregationalistischen Kirchen organisiert. Kongregationalistische
Gemeindeverfassungen müssen unterschieden werden vom Presbyterianismus, in dem die
Gemeinde von Ältesten unter der Aufsicht einer meist nationalen Vorstandsversammlung
(Synode) geführt wird, und vom Episkopalismus, wo dies durch ein hierarchisches
Bischofssystem geschieht.
Ein Grundprinzip liegt in de theokratisch-christokratisch gemeinten kirchlichen
Vollmacht und Selbständigkeit der Einzelgemeinde, ihrer Unabhängigkeit von weltlicher
Obrigkeit, Bischofsamt und Synode. Dahinter steht der Wille, die urchristliche
Gemeindegestalt wiederzugewinnen. Infolgedessen ist das ökumenische Bewusstsein
lebendig ausgeprägt: christliche Gemeinschaft besteht überall da, wo sich Jünger Jesu im
Gehorsam gegen sein Wort unter Leitung seines Geistes zusammenfinden.

entstand ursprünglich innerhalb der Anglikanischen Kirche durch Einflüsse der
reformierten Tradition Johannes Calvins und Ulrich Zwinglis.

Entstand Innerhalb der puritanischen Bewegung im England des 16. und 17. Jh.

Die Puritaner lehnten den Episkopat ab, da sie dieses Konzept der Heilsvermittlung nicht
in der Bibel überliefert fanden und so gemäß der Lutherschen Doktrin der sola scriptura
verwarfen.

Vorstellung vom Gottesbund zur Grundlage ihres Organisationsprinzips; auf diese Weise
glaubten sie der Verfassung der Urkirche entsprechen zu können.

Kirchenmitgliedschaft auf Gemeinde beschränk

Seit 1925 sind in Kanada Kongregationalisten, Presbyterianer und Methodisten in der
United Church of Canada vereinigt.

USA: Congregational Christian Churches 1957 bilden gemeinsam mit der Evangelical
and Reformed Church die United Church of Christ.

1972 schlossen sich in Großbritannien die englischen Kongregationalisten mit der
Presbyterian Church of England zur United Reformed Church zusammen; seit 1981
gehören dazu auch die Re-formed Churches of Christ und seit 2000 die Congregational
Union of Scotland.

Die australischen Kongregationalisten fusionierten 1977 mit den Methodisten und den
Presbyterianern zur Uniting Church of Australia.
26
27. Entwicklungen im Protestantismus: Pietismus, Aufklärung,
Erweckungsbewegung
27.1.
Pietismus

betont eine starke Bibelbeziehung

im Zentrum steht Heiligung des Einzelnen  Reaktion auf strukturierte Lehre des
Protestantismus;
Der Pietismus nach der Reformation die wichtigste Reformbewegung im
kontinentaleuropäischen Protestantismus. Ursprünglich ein Spottname, abgeleitet vom
lateinischen Pietas, Frömmigkeit. Der Pietismus entsprang einem Gefühl der mangelhaften
Frömmigkeit, unzureichender christlicher Lebensführung und dem Drang zur Verifizierbarkeit
des persönlichen Glaubens.
Er versteht sich als eine Bibel-, Laien- und Heiligungsbewegung. Er betonte die subjektive
Seite des Glaubens, entwickelte aber auch einen starken missionarischen und sozialen
Grundzug. Theologisch reagiert er auf die Spannung und das Trauma des Dreißigjährigen
Krieges durch Neuorientierung auf die Bibel bzw. die christlichen Traditionen. Pietismus
heute bekennt sich in vielen seiner Ausprägungen zur Irrtumslosigkeit (Bibeltreue) bzw.
gemäßigter zur Widerspruchsfreiheit oder zum für Heilsfragen hinreichenden Charakter der
Heiligen Schrift und lehrt hieraus resultierend seit dem Spätpietismus eine konservative
Theologie. Außerdem betont er das Priestertum aller Gläubigen.
27.2.
Aufklärung

bewirkte eine Skepsis ggü. der verkündeten Offenbarung;

in der Aufklärung entwickelte sich der Deismus (Gott ist der Schöpfer, aber die Welt
ist ganz rational)
Durch die im 18. Jahrhundert aufkommende Aufklärung gerieten die Vertreter des Pietismus
ebenso wie die der altprotestantischen Orthodoxie sukzessive in die Defensive und verloren
zunehmend an Einfluss. Die Aufklärer erschütterten das traditionelle Weltbild durch neue
Erkenntnisse der Naturwissenschaft und stellten die traditionelle Theologie infrage.
Aufklärung (Zeitgeist der Epoche 18Jh)
 Wissen rückt in Zentrum
 Französische Revolution
o Anti-klärikal, Anti-Kirche
o Elemente werden auch in der Kirche pos. angenommen
 kritischer Umgang mit Bibel (gewisse Skepsis)
 Gott als Urherber der Realität
o Deismus: Gott = Urheber (nicht mehr)
 Alles was Übernatürlich ist bleibt ausgeschlossen
 Keine Beziehung zu Gott
27
27.3.
Erweckungsbewegung (eher in England und USA sind „die Erben“
des Pietismus)

Im 18. Jhdt.

Im Zentrum steht das persönliche Erfahren

Vertreter: Jonathan Edwards  setzte sich für die Erneuerung der rel. Praxis ein
Als Erweckungsbewegung werden Strömungen im Christentum bezeichnet, die die
Bekehrung des Einzelnen und praktische christliche Lebensweise besonders betonen.
Haben Verständnis eines direkt aus der Bibel entnommenen Evangeliums.
 Eph 5,14 LUT: „Wach auf, der du schläfst, und steh auf von den Toten, so wird dich
Christus erleuchten.“!!
Die ersten Erweckungen werden schon im 16. Jahrhundert in England und Schottland
berichtet, wo puritanische Prediger unter dem Einfluss von Calvin um die Erneuerung der
Staatskirche bemüht waren. In England war im 17. Jahrhundert die Universität von
Cambridge zeitweilig in fester Hand der Puritaner, welche eine Schule von Predigern
ausbildete, die in den kommenden Jahrzehnten in England, Schottland und Irland zahlreiche
regionale Erweckungen auslösten.
18. Jh.von GB in die USA… Great Awakening in den amerikanischen Kolonien.
19. Jh. USA: im Norden die Methodisten im Süden die Baptisten mit unabhängigen
kongregationalistischen Gemeinden: Heilsarmee, daneben die Siebenten-Tags-Adventisten,
Mormonen
20. Jh.: überkonfessionellen Strömung konservativer Christen, die insbesondere ihre Sicht
der biblischen Lehre betonten: In den Erweckungen der Pfingstbewegung wurde der Heilige
Geist, die Erfüllung eines Gläubigen mit dem Heiligen Geist und die Gaben des Heiligen
Geistes wiederentdeckt.
Info: Ein wesentlicher Faktor bei vielen Erweckungsbewegungen ist die Predigt, die im 18.
und 19. Jahrhundert oft auf freiem Feld stattfand und Massen von Kirchenfernen anzog.
Manche amerikanische Fernsehprediger sehen sich in der Tradition der alten
Erweckungsprediger. Das 19. Jahrhundert begann in den Vereinigten Staaten mit 7 Prozent
der Bevölkerung als Mitglied einer Kirche – hundert Jahre später waren es über 40 Prozent.
Die Pfingstbewegung in Brasilien war 1960 praktisch bedeutungslos, heute umfasst sie 15
Prozent der Bevölkerung.
28.
Der Protestantismus im 20. Jh.

Neue Wege der Theologie  kritische Reflexion von Martin Luther;

Protestantismus des 20. Jhdts. vor allem von Karl Barth geprägt  seine Theologie
ist eine dialektische  Gegenüberstellung von Gott und der Welt, wobei Gott immer
28
der Andere, Transzendente bleibt  im Zentrum steht Gottes Wort  hohe
Bedeutung des Geheimnisses des Kreuzes;

Hans Küng & Hans Urs v. Balthasar beschäftigten sich mit der Theologie von Karl
Barth;

Schüler von Barth ist Emil Brunner;
29.
Entstehung und Entwicklung des Anglikanismus
Land kommt im Namen der Konfession vor, jetzt in ganzer Welt präsent
Im frühen Mittelalter => Irische Mönche: Wieder-Evangelisierung Europas
Bruch mit Rom im 16Jh aus politischen Motiven
Zuerst wendete sich Heinrich VIII gegen Reformation
Wollte sich scheiden lassen, da er keinen Sohn hatte
1533: Primat in England verlieh Anolierung der Ehe von Heinrich und Katarina
1534: Subrimatsakte: Obrigkeit des Königs über die Kirche
-> Kirchenoberhaupt nicht Rom, sondern König von England
Papst hatte zu der Zeit sogar Armee, war nicht nur spiritueller sondern auch politischer
Führer
Thomas More, Bischof John Fischer hingerichtet
Rolle des Erzbischof von Cuntonburry (Thomas Cranmer)

Cranmer wandelt in den nächsten 20 Jahren englische Kirche in reformatorische
Kirche
Book of common prayer





Erste Edition 1549
Verschidene Überarbeitete Ausgaben (1594-1662)
Elemente von Katechismus
Entwicklung des Anglikanismus in verschieden Ausgaben ersichtlich
Calvinistischer einfluss ersichtlich
Politische Konflikte
Restaurationsphase von Königen Maria, der Katholischen 1553-1558
Elisabeth I: 1558-1603


Englische Kirche erhielt Gesicht, das sie in Grundzügen bis heute bewahrt hat
1559: Komprmiss zwischen katholischen und calvinistischen Glaubensformen
 Acts of supremacy and uniformity
Zentrale Bedeutung der Rechtfertigungslehre (reformatorischer Einfluss)
Viele Katholische Elemente blieben erhalten
Anglikanismus => via media (Mittelweg) zwischen Katholizismus und Reformatismus
29
Seit 19Jh: 2 Hauptrichtungen  geraten oft in Konflikt
1) anglikanisch-refomatorisch
2) anglikanisch-katholisch
o John Harry Newman (Oxford Bewegung) 1801-1890
 1854 konvertiert er zum Katholizismus
 1879 Kardinal der Katholischen Kirche

Verwirklichung der Kirche Christi auf Englischem Boden
44 Diazösen
in 2 Bezirken
Durch Britisch Empire verbreitete Sich diese Kirche in der Ganzen Welt
in GB immer wieder Konflikte mit Katholiken
1824: Nur in diesem Jahr wurde Katholisches Bekenntnis von der Krone zugelassen
1785: Lösten sich die Anglikaner in der USA  presterbytianische Kirche
1867: Lambeth Konverenz alle 10 Jahre stadt (Art von Konziel)

Anglikanische Kirche diskutiert unter Leitung von Erzbischof von Cuntonburry
Orientierungen innerhalb der Einheit der anglikanischen Kirche



Low Church: ganz Protestantisch geprägt, sozial stark angachiert
High Church: konservativ, steht katholischer Kirche nahe
o theologisch liberal, politisch konservativ
Broad Church: gemäßigt
Anglikanische Kirche nahm von Anfang an, an Ökumenischer Bewegung teil
Heute: Tiefe Krise, sogar Schisma
 Spannungen innerhalb der Hauptrichtungen
 Frage der Frauenordination
 2006 Weihe eines öffentlich homosexuellen Presbyter
 Afrika erkennen diese Ordinationen nicht an
 Gruppe wieder zum Katholismus konvertiert
Weihe Problematisch: Papst Leo XIII erklärte Ordinationen der Anglikanischen Kirche für
ungültig
Als die Probleme benahe gelöst waren kam die Frauenordination in der anglikanischen
Kirche
29.1.
Freikirchen
Heutzutage sehr bedeutend! Wachstum viel starker als kath. oder ev. Kirche
Elemente die in anderen Kirchen fehlen



Freiheit vom Staat (kein Kompromiss mit Staat)
Glaubens- und Gewissenfreiheit steht im Mittelpunkt
Individuum steht mehr im Vordergrund als Gemeinde
30





Religiöse Toleranz wichtig
Christentum ist individuelle freie, religiöse ERFAHRUNG
Es geht nicht um Lehren, sondern um Erfahrung
o Rolle der Kirche begrenzt
o Verhältnis zwischen mir und Gott bzw. Jesus
 Hl. Geist spielt in Beziehung zu Jesus wichtige Rolle (im täglichen
Leben)
Individuum und Gemeinde wird vom Hl. Geist geleitet (wie in frühen Chr. Gemeinden)
o Deswegen Lehren untergeordnet
o Erfahrung von Jesu Christus wird im Heiligen Geist gemacht
Bibel ist die einzige Quelle des Glaubens
o bei Interpretation -> Hl Geist
o einzige Quelle für religiöse Erfahrung
Es sieht so aus, als ob klassische Kirche eher ein Hindernis für das Gotteserlebnis ist.
Nicht das es so ist, aber es erscheint vielen Leuten so. Mann kann zu Jesus und Gott
ohne die Kirche (katholisch, evangelisch, …) kommen.

In Freikirchen große Bedeutung der (kleinen) Gemeinde
o Nicht anonyme Gesellschaft, sondern man kennt alle Leute der Gemeinde
o Diskussion wie die Bibel mein Leben betrifft
o Hilfe und Beistand nicht nur geistlich sondern auch praktisch
Freikirchen sind keine Sekten
Sekten haben andere Quellen neben Bibel (z.B. Mormonen)
Zeugen Jehovas sind eigentlich keine Christen, weil bei ihnen Jesus kein Gott ist
30.
Was haben die Freikirchen gemeinsam?
Freikirchen sind heutzutage sehr bedeutend. Ihr Zustrom bzw. Wachstum ist viel stärker als
bei kath. & ev. Kirche. Folgende Elemente sind charakteristisch:

Freiheit vom Staat

Glaubens - & Gewissensfreiheit stehen im Mittelpunkt

Individuum steht mehr im Vordergrund als Gemeinde

religiöse Toleranz ist wichtig

Christentum ist individuelle, freie & rel. Erfahrung

Es geht nicht um die Lehre, sondern um die Erfahrung

o
Verhältnis zw. mir und Gott/Jesus
o
hl. Geist spielt in dieser Beziehung eine wichtige Rolle (leitet Gemeinde und
Individuum)
o
Erfahrung von Jesus wird im hl. Geist gemacht.
Die Bibel ist die einzige Quelle des Glaubens (Tradition gibt es nicht).
31

klass. Kirche ist Hindernis für Glaubenserfahrung/Gotterlebnis.

kleine Gemeinde hat große Bedeutung
o
man kennt sich
o
Bibelrunden, Diskussionen
o
Hilfe und Beistand sowohl geistlich als auch praktisch (Gemeinde hilft
zusammen)
Freikirchen dürfen nicht mit Sekten verwechselt werden.
31.
Welche sind die Freikirchen? Beschreiben Sie sie.
31.1.
Methodisten
Teil der Erweckungsbewegung des 18 Jh
Gründer: John Wesley 1703-1781
Verlangen nach persönlicher Heiligung
Zentrum Rechtfertigungslehre (Was muss geschehen, damit das Verhältnis zw. Gott und
dem mit Erbsünde vorbelasteten Menschen wieder in Ordnung kommt)
Persönliche Heiligung
Das Heil – Erfahrungschristentum
Meine Erfahrung geheilt zu werden
Hohe Moralische Standards – Puritanitusmus
Rolle der Lieder
Vermitteln Spiritualität
Wollten keine neue Kirche stiften, sonder anglikanische Kirche erneuern
Trennung erfolgt in USA und England im 18 Jahrhundert
Drittstärkste Konfession - Weltweit 17 Millionen
Zentralmissionsorientierung
„Die ganze Welt ist meine Pfarre“
Keine automatische Mitgliedschaft
Sondern durch Glaubensentscheidung des Einzelnen (oft durch Geisttaufe)
Annahme durch Gemeinde muss erfolgen
Sehr engagiert in Sozialem und in Ökomene
Kanzel und Abendmahlgemeinschaft mit EKD (ev. Kirche Deutschland)
31.2.
Mennoniten
Stark pazifistisch (radikal)
32
Alttäufer oder Altevangelische Taufgesinden
von Menno Simons 1496-1561begründet (friesländischer Theologie)
Ethik im Zentrum – Besonders Bergpredigt
Wurden verfolgt
Lehnen Kindertaufe ab
Abendmahl reines Gedächtnismahl
1,5 Mil Weltweit (Holland, Süd- und Nordamerika)
1693 spaltete sich Jakob Amman (Schweizer Prediger) ab
31.3.
Ammish People
Sehr puritanisch, kein Fernsehen etc.
31.4.
Baptisten
Ein wesentliches Merkmal ist die Taufe von Gläubigen. Die Baptisten lehnen die Kindertaufe
ab. Ab einem entscheidungsfähigen Alter wird getauft. Es existiert kein einheitliches
Glaubensbekenntnis. Die Bibel ist alleinige Richtschnur für Glaube, Leben und Lehre. Nicht
die Taufe sondern der Glaube an Gott ist heilsentscheidend. Die Baptisten praktizieren das
Priestertum aller Gläubigen. Grundsätzlich können alle Gemeindemitglieder Taufe,
Eucharistie und Predigt zelebrieren. Das Abendmahl wird vorwiegend als Gedächtnismahl
verstanden. Das Kreuz wird ohne Korpus dargestellt (Christus ist schon auferstanden). Der
Missionarsgedanke ist integraler Bestandteil (Jedes Gemeindemitglied ist Missionar). Sie
treten für strikte Trennung von Kirche und Staat ein.
seit Reformation gab es Täufergruppen
erste Gemeinden in England im 17. Jhdt.
2005: ca 48 Mio Mitglieder weltweit
Unterscheidung allgemein und besondere Baptisten ???????
31.5.
Social Gospels
Social Gospel ist eine freikirchliche Bewegungung, die christliche Prinzipien auf soziale
Themen anwendet. Schon im späten 19. Jahrhundert aufgekommen – Blütezeit im frühen 20
Jahdt. (Arbeiterghettos, etc.)
Theologie: Die Anhänger der Bewegung glauben, dass die Wiederkunft des Herren erst dann
geschehe, wenn die Menschheit ihre sozialen Probleme beseitig hat (= postmillenaristische
Ansicht…).
Anfang des 20. Jahrhunderts waren viele US-Amerikaner über die Armut und den niedrigen
Lebensstandard in den Slums entsetzt. Die Social-Gospel-Bewegung lieferte für sie eine
religiöse Begründung für Aktionen, die das Ziel hatten, dieses Übel zu beseitigen. Aktivisten
der Social-Gospel-Bewegung hofften, Maßnahmen zur Verbesserung der Volksgesundheit
33
sowie die Einführung einer Schulpflicht (Fähigkeiten und Talente werden gefördert) würden
auch zur Verbesserung der moralischen Standards von benachteiligten Schichten der
Gesellschaft beitragen.
Martin Luther King , Jimmy Carter (soziale Missstände innerhalb der USA sollen beseitigt
werden, Außenpolitik vernachlässigt)
Kein Verbindliches Glaubensbekenntnis
Schrift + Hl. Geist
Sakramente sind bloße Zeichen
Wichtig ist eigene Erfahrung, Wiedergeburt durch Taufe
Start in der Mission (z.B.: Willi Graham)
Sehr stark im Süden der USA vertreten
Ökumenisch problematischer Aspekt: Wiederholung der Taufe (sollte nicht sein)
31.6.
Quakers: deutsch Quäker
3 versch. Strömungen: frühe, konservative und liberale Quäkertum
Name kommt von quake (eifriges/zittriges Gebet)
„Religiöse Gesellschaft der Freunde“ von George Fox gegründet, 17 JH
Das innere Licht: Jeder Mensch hat in sich eine anklagende Stimme – Jesus. Diese Innere
Stimme zeigt die eigenen Sünden auf und zeigt den Weg aus der Sünde. Weiters gibt sie
Kraft zur Überwindung.
Darüber hinaus benötigt man weder Hierarchie noch Sakramente
Kult reine Wortgottesdienst – Eucharistie hat keine Bedeutung
Innere Heiligung
Nicht Lehren oder Dogmen, sondern Leben
Frieden
31.7.
Heilsarme – Salvation army
Gegründet von W. Booth, 1865
Methodistischer Prediger
Setze sich für Mission in England ein
Großes Elend in England aufgrund Industrialisierung
Marzialische Dimension (militärisches Bild)
34
Geistlicher Kampf
Ober wird General genannt
Christen sind Soldaten
Tragen Uniform
Keine Sakramente
Reiner Wortgottesdienst
Kein Mitglied im Ökumenischen Rat der Kirchen
31.8.
Pfingstkirchen
Komplexes Phänomen (nicht nur theologisch bzw. kirchlich zu erklären)
Rasantes Wachstum im Kontext eines zurückgehenden Christentum
Charles Fox Parham + sein Schüler Seymour
Heiliger Geist u. seine Gaben stehen im Zentrum
Berufung auf das Pfingstereignis und die aktuelle Wirkung des Hl Geist innerhalb der
Gemeinde
Gaben des Geistes ganz wichtig (besonders Zungengaben)
Nicht nur spirituelle, sondern auch körperliche Heilung wichtig
Holistischer Ansatz: Ganzheitslehre, Ganzer Mensch soll Heil werden
Lehre nicht so wichtig
im Zentrum steht die Erfahrung Gottes innerhalb der Gemeinde
Kult = Erlebnis des Geistes
Lobpreis und Anbetung
Persönliche Bekehrung
Geisttaufe




Problematisch
o Gewisser Fundamentalismus
o Konvertive Stellungen
o Benutzung der Massenmedien
Viele Mitglieder gehören auch zu trad. Kirchen
Große Anziehungskraft bei anderen Konfessionen, besonders Katholiken
Ökumene:
o Besonders auf Grund Konservativ und Fundamentalistisch
o Keine Bedeutung
o Eher exklusivistisch
 Wir sind vollkommen…
35
- Methodisten:
- John & Charles Wesley
- Erweckungsbewegung im 18. Jhdt.; Suche nach Heiligung, Rechtfertigung; Relevanz der
Soteriologie;
- Gesang wichtig; wollten keine neue Kirche gründen;
- 1784 Trennung in USA zwischen Methodisten und Anglikan. Kirche
- starke Missionsorientierung „Die ganze Welt ist meine Pfarre“
- Abendmahlsgemeinschaft seit 1987
-Mitgliedschaft durch persönl. Glaubensentscheidung und Annahme durch Gemeinde
- Mennoniten:
- starker Pazifismus
- Menno Simons (1561) holll. Priester
- Alttäufer, Altevang. Taufgesinnten
- Ethische Dimension zentral (Bergpredigt)
- Verfolgungen
- Ablehnung der Kindertaufen
- Abendmahl nur symbolisch
- 1693 spaltete sich mit Jakob Amman eine Gruppierung ab (Amish)
- Baptisten:
- spiritualistisches Verständnis; Pazifismus; Distanzierte Haltung zum Staat
- erste Gemeinde in England entstanden
- 1689 anerkannt
- Roger Williams (1600-1683) gründete Kolonie
- Social Gospel: wichtige Rolle d. Sozialen
3 Mitglieder mit Nobelpreis: Martin L. King, Jimmy Carter, Al Gore
- Widergeburt durch Wiedertaufe
- 2 Organisationen: Southern Baptist Convention & Weltallianz
- Sakramente sind nur Zeichen
- Quaker
- „Rel Gemeinschaft der Freunde“
36
- Gründer: George Fox
- Zentral ist inneres Licht (Joh-Prolog!) und tägliche Heiligung;
man benötigt weder Hierarchie noch Sakramente;
- Leben mit strenger Ethik; Bekenntnis zum Frieden;
- William Penn gründete Staat in USA
- Konzilien spielen keine Rolle
- Heilsarmee:
- W. Booth 1865
Elend bewegte Booth zu Evangelismus;
- kriegerische Rhetorik; Männer und Frauen tragen Uniformen
- keine Sakramente, nur Wortgottesdienst
- kein Mitglied des Ökum. Rates;
- Soziales Engagement für Arme;
- Pfingstkirchen:
- Charles Fox Parham (1873-1929)
Method. Pfarrer; erlebte eine innere Geisterfahrung;
- Berufung auf Pfingstereignis;
- geistige und körperliche Heiligung - Wort Gottes
- Kult als Erlebnis des Geistes und seine Offenbarung in der Mitte der Gemeinde
- Spirituell-extatische Dimension; Tanz, Lobpreis, Anbetung;
- Persönl. Bekehrung und Geisttaufe zentral;
- oft Fundamentalismus!!!! Große Anziehungskraft!!!
exklusivistische Ansprüche;
32.
Was sind die christlichen Sekten?
Hauptvertreter: Mormonen und Zeugen Jehovas
32.1.
Merkmale
Die Bibel ist nicht die einzige Quelle der Offenbarung (z.B.: Book of Mormon)
Es gibt andere Wege außer Christus die zum Heil führen.
37
Die Gemeinschaft der Kirchen wird abgelehnt.
 Nicht mit protestantischen Freikirchen verwechseln!
32.2.
Mormonen
1830 von Joseph Smith gegründet
Book of Mormon: Synkretisches Werk (d.h. versch. Ideologien und Philosophien werden zu
einem neuen Weltbild vermischt)
Tempelkult, Taufe und Abendmahl spielen eine große Rolle
Stark vertreten in Utah (Salt Lake City)
Die Mormonen müssen mind. 2 Jahre auf Mission ins Ausland gehen.
(amerikan. Präsidentschaftskandidat der Republikaner Mitt Romney ist Mormone)
32.3.
Zeugen Jehovas
1878 von Charles Russell gegründet; ging aus Bibelforscherbewegung hervor
bekannt durch: Kriegsdienstverweigerung, polit. Wahlenthaltung, ausgeprägte
Missionstätigkeit
Sie sind geprägt von der Naherwartung (ab 1914 Endzeit angebrochen…) Russel
prophezeite den Beginn des Reich Gottes mit 1914 – leider nicht eingetroffen….
Die ZJ gehen strengen ethischen Normen nach. Ihr Propagandablatt Wachturm bzw.
Erwachet wird millionenfach verteilt (Auflage 82 Mio Stk)
Jesus Christus ist nach den ZJs kein Gott sondern nur bester Mensch – daher eigentlich
keine Christen (göttl. Natur Christi fehlt). Die ZJs konzentrieren sich auf das Bibelstudium,
Gebet und Gesang.
32.4.
Adventisten
1831 von William Miller gegründet
ebenso Naherwartung, wann?
eine prägende Persönlichkeit war die Prophetin Ellen White
heute 12 Mio Mitglieder
Adventisten sind mancherorts auch als freikirchliche Gemeinde eingetragen (Deutschland)
Der Samstag, der 7. Tag der Woche wird als Feiertag angesehen (Sabbat).
Taufpraxis: Glaubenstaufe durch Untertauchen
Tod: Zustand des Schlafes – endet mit der Auferstehung (Guten) die bei der Wiederkunft
Christi geschieht.
33.
Die orthodoxe(n) Kirche(n): Entstehung, Struktur und Leben
Nach einem längeren Prozess der Entfremdung mit der Westkirche trennt sich 1054 die
Orthodoxie von Rom (röm. Bischof wird exkommuniziert). Ein fixes Datum zu nennen ist
schwierig, da dies ein langer Prozess mit vielen Nadelstichen (z.B.Plünderung von
Konstantinopel) war. Schon im 4. Jahrhundert wird die Reichshauptstadt von Konstantinopel
38
nach Rom verlegt, was zugleich auch der Beginn dieses Prozesses darstellt. Grundsätzlich
ist aber festzuhalten, dass die Gestaltung der Kirche im Osten begann und somit der Westen
vom Osten abhängig war. Es gab zwei Zentren, in Antiochien (semitisch geprägt) und
Alexandrien (hellenistisch geprägt). Dort spielte sich das gesellschaftliche und kulturelle
Leben im Osten ab. Im 4. Jhdt wird Konstantinopel zur Hauptstadt des Reiches und
bekommt eine immer wichtigere Rolle. Eine wichtige Metropole war schon immer Jerusalem,
die aelia capitolina (unter röm. Herrschaft trug Jerusalem diesen Namen). Seit im 4. Jhdt,
das wahre Kreuz in Jerusalem gefunden wurde, entwickelte sich die Stadt zum einem
wichtigen religiösen Zentrum für die Christenheit. Politisches Machtzentrum war sie aber nie.
Mit der Krönung von Karl dem Großen durch den Papst zum Kaiser (800) folgte ein weiterer
Bruch mit dem Osten. Dies wurde nämlich als Beleidigung angesehen.
34. Beschreiben Sie den Trennungsprozess von der Katholischen
Kirche
Die Trennung von orthodoxer und katholischer Kirche wird morgenländisches Schisma
genannt. Datum 1054 - gegenseitige Exkommunikation.
Dieser Trennung ist ein langer Prozess vorausgegangen. Schlussendlich war es eine
politische Entscheidung.
Anfangs war die Sprache ein erster Grund. Im Westen verdrängte Latein die griechische
Sprache daher war weniger Austausch möglich.
Kultur: Griechen sahen die Römer als Barbaren an, die Römer wiederum fanden die
Griechen als hochnäsig und spitzfindig. Der Westen setzte auf fundierte juristische &
politische Bildung (Ekklesiologie, Rechtfertigungslehre)- der Osten stark auf Philosophie
(Christologie).
Weiters spielten im Osten Laien eine bedeutendere Rolle (Westen Klerus dominiert).
Manche schafften es sogar bis zum Patriarchen.
Politik: Im Osten waren viele Patriarchen gleichberechtigt, im Westen gab es nur einen
Papst, der für Stabilität sorgte (kirchlicher Bereich). Im profanen Bereich wurde der Osten
von einem Kaiser regiert währenddessen im Westen zahlreiche Fürsten über ihre Ländereien
herrschten. Mit der Krönung von Karl dem Großen durch den Papst zum Kaiser (800) folgte
ein weiterer Bruch mit dem Osten. Dies wurde nämlich als Beleidigung angesehen.
Entsetzung darüber, dass ein Barbar eigenmächtig vom römischen Bischof gekrönt wurde.
Theologie:
Dreifaltigkeit: Osten Betonung auf drei Personen, Westen auf die Einheit
Erbsünde - unbefleckte Empfängnis (Augustinus) im Westen, Erbsünde als Schuld Adams im
Osten
Glaubensbekenntnis: Westen mit filioque, Osten ohne
Bischofamt: Osten eher demokratisch geprägt, Konzil war Entscheidungsträger, Westen:
Bischof von Rom wollte seine Herrschaft auch in den Osten ausdehnen
Zölibat: Osten nein, Westen ja
39
Trennungsprozess:
9. Jahrhundert: Photiosschisma: Photius wurde Patriarch von Konstantinopel, Rom war
dagegen und erkannt ihn nicht an.
Schisma von 1054: gegenseitige Exkommunikation.
Plünderung von Konstantinopel: Auf dem Vierten Kreuzzug (sog. Venezianischen Kreuzzug)
wurde Konstantinopel im Jahre 1204 erobert und während dreier Tage geplündert – sogar
die Kirchen. Die meisten der zahlreichen Reliquien wurden in den Westen verschifft. Der
byzantinische Kaiser wurde vertrieben und für einige Jahrzehnte durch eine Familie von
deutschstämmigen Kleinfürsten als Kaiser von Papstes und Venedigs Gnaden ersetzt, die
griechische kirchliche Hierarchie durch eine parallel strukturierte lateinische. Griechische
Geistliche wurden zu einem Gehorsamseid gegenüber Rom gezwungen. Die byzantinische
Kultur formierte sich allmählich in mehreren kleinasiatischen Exilreichen neu.
Ab diesem Zeitpunkt war die Trennung zwischen Ostkirche und Westkirche nicht mehr nur
eine Frage von Theologen und Kirchenpolitikern, sondern für das gesamte Volk der östlichen
Kirche eine nur allzu greifbare Realität.
35.
Unionsversuche mit den orthodoxen Kirchen
Die Ökumenische Bewegung (von Ökumene, griech. oikoumene, „Erdkreis, die ganze
bewohnte Erde“) ist eine Bewegung von Christen, die eine weltweite Einigung und
Zusammenarbeit der verschiedenen christlichen Kirchen anstrebt.
Die Bewegung begann, nach verschiedenen Ansätzen schon seit der frühen Neuzeit, zu
Anfang des 20. Jahrhunderts. Sie fand ihre institutionelle Gestalt vor allem im Ökumenischen
Rat der Kirchen sowie den lokalen Arbeitsgemeinschaften Christlicher Kirchen.
Bis heute sind das Filoque und der Primat des Papstes die beiden wichtigsten Punkte die
eine Wiedervereinigung der orthodoxen und der katholischen Kirche nach einer fast
tausendjährigen Trennungsphase seit dem morgenländischen Schisma verhindern.
Somit erkennen sie den Primatsanspruch Roms nicht an.
36. Welche ist die Stellung der orthodoxen Kirchen gegenüber der
Mission? Beschreiben Sie die verschiedenen Versuche.

Mission
o
Vor allem mit Kyrill und Mythorius im 9. jhdt zu verbinden

haben missioniert
o
Alphabeth und Liturgie kreiert
o
Kyrillische Alphabet
o
Es ging um eine ekklesiologische Konzeption w
40
o
Katholizität widerspiegel musste
o
Gab keine Uniformität sondern

o
37.
Einheit in der Vielfalt
Mission Bulgarien, Afrika, Alaska
Bedeutung der Liturgie für die orthodoxen Kirchen

Sehr zentrale Rolle – ist Höhepunkt des Glaubens

Riten und Symbole sind wichtig

Rechter Glaube UND rechte Verehrung

Vergegenwärtigung wichtiger Begriffe (anamnesis) in der Liturgie

Auch eschatologische Dimension

Liturgie ist Erlebnis des Ankommens des Reich Gottes

2 Zeitunterscheidungen: Chronos (kein qualitativer Unterschied, jede Sekunde gleicht
der anderen) und Kairos (Fülle der Zeit, Zeit der Liturgie)

Sprache der L. sehr poetisch und symbolisch

Viel Anbetung

Präsenz der Herrlichkeit Gottes

Liturgie = Höhepunkt des Glaubens und der Theologie und der Kirche

Theologie =Ist Auslegung des Liturgie

Liturgie = Repräsentierung der Bibel zugleich ist

Culmen et fons
38. Beschreiben sie die göttliche Liturgie (Messe) der orthodoxen
Kirchen und Ostkirchen
Göttliche Liturgie (Messe)


2 Teile
o
Katechumenliturgie (Wortliturgie)
o
Liturgie der Gläubigen (Eucharistische Liturgie)
o
Struktur
3 Formulare
o
Göttliche Liturgie nach Chrysostomus (Meistbenutzte Liturgie)
o
Liturgie des Basilius
o
Liturgie des Jakobus
Die göttliche Liturgie = Gottesdienst
41
Die „göttliche Liturgie“ ist der wichtigste Gottesdienst in der orthodoxen Kirche Liturgischkonservative Ausprägungen:
Alle Vollzüge sind Teil des Gottesdienstes!
Vollzüge werden begangen nicht umgangen.
a) Im evangelischen wird das Abendmahl im Voraus vor dem Gottesdienst schon vorbereitet.
Im orthodoxen wird das Abendmahl erst feierlich im Gottesdienst vorbereitet.
b) andere Beispiele: Evangeliumbringung, Lichtanmachung
extrem wichtig!
Einzüge sind generell
Ein orthodoxer Gottesdienst der reibungslos klappt wirkt chaotisch, gehört aber gewollt
vollkommen so.
4. Wiederholungen = Umkreisungen, meditatives Denken ist wichtig.
dass zweimal ein „Vater Unser“ gesprochen wird ist gar kein Problem
5. Bewusste Einbeziehung aller Sinne  Gottesdienst soll schön sein!
7. Alle praktischen Vollzüge haben symbolische Bedeutungen bekommen
Abendmahl, ...
Evangelium,
8. Eschatologie = Lehre von den letzten Dingen Endgericht, Jesus Wiederkehr hier
anders gemeint: „etwas das schon jetzt geschieht, obwohl man es erste am Ende
der Zeit erwartet.
9. Starke Betonung dessen, das der Gottesdienst nicht harmlos ist.
- Begegnung mit Gott kann auch furchtbar sein.
- Eigentlich ist Gott zum fürchten
Unfaßbarkeit Gottes
Ehrfurcht vor Gott.
6. Völlig andere Art der Beteiligung der Gemeinde:
- Gemeinde singt nicht . Dafür gibt’s einen Chor.
- Bekreuzigen ist fast das wichtigste! [Im katholischen von Links nach Rechts] Im
orthodoxen von Rechts nach Links (zum Herzen hin).
39. Sakramente, die Heiligen und die Spiritualität in den
orthodoxen Kirchen

Sakramente = Mysteria (sing. Mysterion)
o
Initationssakrament


Taufe

Salbung (Myronsalbung)

Eucharistie
Kinder empfangen die drei Sakramente als drei Teile von einem
einzigen Sakrament nach der Taufe  Salbung und Eucharestie
42

o
Eheschließung wird Krönung genannt, wegen der Krönung von zwei
Eheleuten
o
Formeln sind Basilisch geprägt  wird der Knecht oder die Magd Gottes
getauft
o
Rolle des Priesters tritt in Hintergrund
o
Bußsakrament (auch hier im Hintergrund)
Priester steht neben Beichtenten

Beichte vor Gott, Priester ist Zeuge der Gnade Gottes

Priester legt seine Stola auf den Kopf der Beichtenden
o
Christus ist das Ursakrament
o
Kirche ist auch Sakrament weil sie Christus enthält
o
Verschiedene Riten vor allem die Eucharistie bringen Kirche zum Ausdruck

Keine Kirche ohne Eucharistie hier besteht eine Wechselwirkung

Eucharistie konstituiert Kirche
Heilige werden verehrt
o
o


besonders Maria = Gottesgebererin (Theodokus) die Allerheiligste

Maria immer in Bezug auf Christus  Sieht man auch auf den Ikonen

Keine selbständige Marialogie

Maria hat eine ganz klare Eschatologische Dimension

Maria bezeichnet als „der Ort von dem der keinen Ort haben kann“ von
jemanden der über den Orten ist

Nicht aufgenommene Dogmen der des 19. 20 Jhdt,

Unbefleckte Empfängnis (1854)  weil es eine Problematische
Beziehung zur Inkarnation zum Ausdruck bringt: Maria wird von
der Schöpfung ausgenommen

1950: Leibliche Aufnahme in den Himmel
Heilige sind als Ikonen anzusehen, als Symbol als Präsenz, als Sakramen.
Mysterium der Gegenwart Gottes innerhalb der Welt  Theologie ist eine
dynamische
Spiritualität
o
Theosis (vergöttlichung) natürlich kein Pantheismus

o
Gestaltung mit Christus
Vergleich zumindest von außen her westl. und östl. Konfession in östlicher

Ganz klarer Optimismus für Heil

Kreuz wird nicht verleugnet, aber am Ende ist immer die Auferstehung

Spürt dies vor allem wenn man eine östl. Liturgie besucht

Freude der Auferstehung
43

Sprache der Liturgie und der Orthodoxie ist Symbolisch, Dichtung,
Sakramental

Wichtig ist das Mysterium (Geheimnis) Kirche, Sakramente, Christus,

Gott ist vor allem ein Mysterium

Das am Ende der Zeit offenbart wird
Gegenüber den westlichen Theologien kommt der Epiklese (= Herabrufung d. Heiligen
Geistes) eine große Bedeutung zu. Anders als bei der Scholastik versucht man in der Orth.
den Moment der Konsekration nicht zu identifizieren. Das eucheristisches Gebet ist
konsekratorisch.
40.
Das Mönchtum in den orthodoxen Kirchen
Für die Entstehung und Entwicklung des ersten Mönchstum waren Antonius (erster Eremit)
und Pachomius (4Jhd. organisierte das Koinobitentum) besonders wichtig.
Der Hl. Basilius (Systematiker des monastischen Lebens war für den Osten aufgrund seiner
Regeln besonders wichtig.
In den östlichen Gemeinschaften gab es keine starke Organisation und keine Orden.
Bischöfe sollten Mönche sein. (Geron = Greise , weise). Nur unverheiratete Priester können
Bischof werden
Startzy: Erwürdige alte Mönche in russ. Tradition habe Zentrale Rolle in der Spiritualität
Berg Athos, die mehr als 1000 Jahre, 963 Kloster gegründet heute mehr als 20 Klöster in
Griechenland
41. Stellung der Orthodoxen – und Ostkirchen gegenüber dem
Primatsanspruch Roms
Rom wird als Ehrenprimat betrachtet
42.










Theologie der Orthodoxen Kirchen
7 Ökumenische Konzilien
o Keine Konzilien mehr, da die Kirche geteilt
 Kath. haben 21
o Nizea II: 787
Rom wird als Ehrenprimat betrachtet
Dogma der Trinität zentral
Akzent liegt auf Verschiedenheit der Personen
Gegensatz: Augustinus betont Einheit so stark, das Vielfalt verloren gehen könnte
Vorwurf: Vater und Hl Geist haben keine besondere Rolle
Heiliger Geist und Sohn gehen aus dem Vater hervor
Klare Betonung der Gottheit Christi
Einheit Christi, Gottheit Christi
Tradition spielt Zentrale Rolle, Bibel, Liturgie, Kirchenväter
44


43.
Betonung der Transzendenz Gottes
Apophatische Theologie
o Am Ende können wir über Gott nichts sagen
o Gott bleibt der total andere, das Geheimnis
o Angemessenste Haltung ist Schweigen und Anbetung
o Besser als Akademische Theologie
Welche sind die Ostkirchen?
Der Begriff geht zurück auf die politische Geographie des römischen Reiches das sich in ein
weströmisches und ein oströmisches Reich aufspaltete. Die im östlichen Teil des Imperiums
gegründeten Kirchen, deren Tochterkirchen in Missionsgebieten und die Nachfolgekirchen
beider bilden heute die Ostkirchen.
Die Ostkirchen der Gegenwart bestehen drei Hauptgruppen.
Orthodoxe Kirchen








Die orthodoxen Kirchen bilden mit ca. 300 Millionen Angehörigen die drittgrößte
christliche Gemeinschaft der Welt
Sie erheben den Anspruch, sich im Unterschied zu den westlichen Kirchen
dogmatisch ausschließlich an den Beschlüssen der sieben ökumenischen Konzile
zwischen 325 und 787 zu orientieren
Trennung von der katholischen Kirche: 1054
2 Zentren: Alexandrien (helenistisch geprägt) und Antiochien (semitisch geprägt)
4Jh bekommt Konstantinopel eine wichtige Rolle – neue Hauptstadt des Reiches,
Fast Identifizierung zwischen Kirche und Staat
Kirche National geprägt
Eklesiologie der Orthodoxie
o Einheit in der Vielfalt
o Einheit NICHT Uniformität
Orthodoxie = Sammelbegriff für verschiedene Kirchen, die in der Tradition des
östlichen byzantinischen Christentums stehen und die in der Anerkennung des
Konzils von Chalzedon (451) geeint sind.
Altorientalische Kirchen
Die im Deutschen verbreitete Bezeichnung altorientalische Kirchen ist nicht vom Begriff
Alter Orient abzuleiten, sondern eine Übersetzung von englisch Ancient Oriental Churches,
bezeichnet also eigentlich alte Ostkirchen (vgl. spanisch antiguas iglesias orientales). In
jüngerer Zeit wird die Benennung Orientalisch-Orthodoxe Kirchen bevorzugt.
Als „altorientalische Kirchen“ werden im Wesentlichen jene Ostkirchen bezeichnet, die sich
nach dem Konzil von Ephesos (431) oder nach dem Konzil von Chalcedon (451) von der
Römischen Reichskirche trennten. Bei den „Altorientalen“ handelte es sich zum einen um
Landeskirchen außerhalb der Grenzen des Oströmischen Reichs („Nationalkirchen“), zum
anderen um gegen den konstantinopolitanischen Zentralismus gerichtete regionale
Bewegungen im byzantinisch beherrschten Ägypten und Syrien, die dort sowohl Griechen
wie Kopten oder Syrer vereinten („Oppositionskirchen“). Die Trennung hatte neben
dogmatischen auch politische Gründe.
45
Unierte Kirchenschiff
44.
Was ist der Uniatismus?
Die mit Rom unierten Ostkirchen werden oft auch als katholische Ostkirchen bezeichnet. Sie
stellen für die Beziehungen zwischen Katholischer und Orthodoxer Kirche ein belastendes
Erbe dar.
Man versteht darunter Ostkirchen die als Teilkirchen der römisch- katholischen Kirche unter
den Papst von Rom mit der lateinischen Kirche in Glaubens- Gebets und
Sakramentengemeinschaft stehen. Sie feiern den Gottesdienst nach östlichen Riten und
stehen in ihrer Tradition und hirachischen Verfasstheit den anderen Ostkirchen nahe,
erkennen jedoch den Papst als Oberhaupt der Weltkirche an.
Unter dem Uniatismus versteht man eine Politik der Katholischen Kirche die durch aktive
Mission und das Abwerben von Gläubigen gekennzeichnet war. War die Gesamtunion mit
der orthodoxen Kirche erklärtes Ziel, so begnügte man sich im historischen Uniatismus auch
mit einer Teilunion, das heißt mit der Gründung einer Katholischen "Gegen- Kirche" mit der
man die Spaltung der Orthodoxen Kirche in Kauf nahm oder herbeiführen wollte.
45.
Vorgeschichte der Ökumenischen Bewegung
Ende 19. bis Anfang 20.
3 Störmungen waren wichtig für Ökumene
1. Mission
o Mission Empfand das Problem der Trennung der Kirche
 das Evangelium gehört nicht einer bestimmten Kirche
o 1910 Weltmissionskonverenz
o => Anfang der Ökumenischen Bewegung
2. Bewegung für praktischen Christentum (aus Friedensbewegung)
 Nathan Sönderblon (luth. Bischof)
 1925 Konferenz dieser Bewegung
 Ansatz
o Dogmatische Lehren werden nicht betrachtet
o Es ging ums Leben, ums Handeln in der Welt
3. 1927 Konferenz der Bewegung für Glauben und Kirchenverfassung
o Wollte Explizit Dogmen und verschiedene Lehren untersuchen
1937: 2. Konferenz der Bewegung für Praktischen Christentum
193XX: 2. Konferenz der Bewegung für Glauben und Kirchenverfassung
Gleich nach Krieg 1948 wurde Ökumenischer Rat der Kirche gegründet
Damals waren 147 Kirchen daran Beteiligt
Heute sind es fast doppelt so viel.
46
Kath. noch kein Volles Mitglied
Weltgebetswoche: Auf der ganzen Welt betet man für die Einheit der christen
46. Entstehung und Vollversammlungen des Ökumenischen Rats
der Kirchen (ÖRK)
auch: Weltkirchenrat; engl. World Council of Churches / WCC) wurde am 23. August
1948 in Amsterdam gegründet und gilt seitdem als zentrales Organ der ökumenischen
Bewegung. Er ist ein weltweiter Zusammenschluss von derzeit 349 Mitgliedskirchen in mehr
als 120 Ländern auf allen Kontinenten.
Die Römisch-Katholische Kirche, die größte Konfession innerhalb des Christentums, gehört
dem ÖRK nicht an. Sie arbeitet aber in mehreren Bereichen mit dem ÖRK zusammen und ist
Vollmitglied zweier seiner Kommissionen: Glauben und Kirchenverfassung sowie
Weltmission und Evangelisation. Das Hauptforum für das gemeinsame Studium und den
Dialog zwischen dem ÖRK und der römisch-katholischen Kirche ist ein 1965 eingerichtetes
Beratungsorgan, die Gemeinsame Arbeitsgruppe (Joint Working Group).
Der ÖRK besteht aus Kirchen, Konventionen oder Vereinigungen von Kirchen, die mit der
Basiserklärung übereinstimmen, formell als Mitglieder aufgenommen wurden und die
Mitgliedschaft fortsetzen.
Theologische Voraussetzungen

Bekenntnis zum Glauben an den dreieinigen Gott wie er in der Bibel und im NicänoKonstantinopolitanum ausgedrückt ist.

Die Kirche verkündet das Evangelium und feiert die Sakramente nach ihrer Lehre

Die Kirche praktiziert die Taufe „im Namen des Vaters, des Sohns und des Heiligen
Geists“ und erkennt an, dass gegenseitige Anerkennung der Taufe angestrebt
werden soll

Die Kirche erkennt die Gegenwart und das Wirken von Jesus Christus und dem
Heiligen Geist auch außerhalb ihrer eigenen Grenzen an

Die Kirche erkennt in den anderen Mitgliedskirchen Elemente der wahren Kirche (was
nicht zwingend heißt, sie als Kirchen voll anzuerkennen)
Organisatorische Voraussetzungen

Die Kirche kann autonom über ihre Lehre und Organisation bestimmen

Die Kirche kann ohne Zustimmung einer dritten Organisation oder Person
Mitgliedschaft im ÖRK beantragen und fortsetzen

Die Kirche (oder Gruppe von Kirchen) hat 50.000 Mitglieder (Ausnahmen sind
möglich). Kleinere Kirchen, die sonst alle Voraussetzungen erfüllen, können ohne
Stimmrecht aufgenommen werden.
47

Die Kirche soll alles in ihren Kräften stehende tun, um konstruktive ökumenische
Beziehungen zu anderen Kirchen ihres Landes oder ihrer Region zu pflegen (z.B.
auch Mitgliedschaft in einer nationalen und regionalen ökumenischen Organisation)
Mitglieder sind die meisten großen Kirchen der evangelischen Traditionen (Lutheraner,
Reformierte, Methodisten, Baptisten etc.), die anglikanischen Kirchen, die altkatholischen
Kirchen und die meisten orthodoxen und altorientalischen Kirchen.
Geschichte:

Die erste Weltmissionskonferenz, die 1910 in Edinburgh unter dem Motto
„Evangelisation der Welt in dieser Generation“ stattfand, gilt als symbolischer
Ausgangspunkt der modernen ökumenischen Bewegung. Entscheidende Anstöße
gab dann 1920 das Ökumenische Patriarchat Konstantinopel mit dem öffentlichen
Aufruf, eine ständige gemeinsame Vertretung aller Kirchen zu schaffen, einen
Kirchenbund in Anlehnung an den nach dem Ersten Weltkrieg geschaffenen
Völkerbund. Ähnliche Anstöße gaben der schwedische Erzbischof Söderblom und
J.H. Oldham aus Großbritannien.

Zwei Strömungen des Ökumenischen Lebens waren für das Entstehen des ÖRK von
besonderer Bedeutung: die Bewegung für Praktisches Christentum (Life and Work),
die Internationale Konferenzen 1925 in Stockholm, 1937 in Oxford abhielt und die
Bewegung Glauben und Kirchenverfassung (Faith and Order), deren Internationale
Konferenzen 1927 in Lausanne und 1937 in Edinburgh stattfanden. 1938 vereinigten
sich die beiden Bewegungen in Utrecht.

Nach dem Zweiten Weltkrieg, im Jahr 1948, wurde schließlich der Ökumenische Rat
der Kirchen in Amsterdam gegründet. Damit hatten die beiden Bewegungen eine
gemeinsame Plattform, zu der 1961 auch der 1921 gegründete Internationale
Missionsrat (IMR) stieß. 1971 schließlich integrierte der ÖRK eine vierte Bewegung,
den Weltrat für Christliche Erziehung, der sich von der Sonntagsschulbewegung im
18. Jahrhundert herleitet.
Infos:
Als Meilenstein auf dem Weg der ökumenischen Bewegung kann die Lima-Erklärung zu
Taufe, Eucharistie und Amtsverständnis von 1982 betrachtet werden.
Sitz: Genf
In der Regel werden Beschlüsse des ÖRK im Konsensverfahren gefasst, also nicht durch
Mehrheitsabstimmungen.
Der Ökumenische Rat der Kirchen besteht im Wesentlichen aus Kirchen der evangelischen
und der orthodoxen Tradition. Diese unterscheiden sich sehr stark in ihrem
Selbstverständnis als Kirche und in ihrer Theologie, was von Anfang an zu Spannungen
geführt hat. Während der ÖRK sich ursprünglich als Bewegung in Richtung auf die
Wiederherstellung der Einheit der christlichen Kirchen verstand, hat er sich in den letzten
Jahrzehnten mehr bemüht, der Pluralität der Bewegungen, Aktionen und Probleme in der
48
Welt gerecht zu werden. In dieser Richtungsänderung folgen die Kirchen nicht, die sich
besonders der Einheitsbewegung verpflichtet sehen – insbesondere die orthodoxen Kirchen.
Die Orthodoxen Kirchen haben den ÖRK u.a. wegen der von ihnen empfundenen Dominanz
von liberal-protestantischen Themen wie Frauenordination und positive Bewertung der
Homosexualität in den letzten Jahren mehrmals scharf kritisiert, haben sich aber zunächst
zur Fortführung ihrer Mitgliedschaft entschieden. Nur die georgische und die bulgarische
Kirche traten aus.
47.
Ökumenischer Beitrag der orthodoxen Kirchen
http://de.wikipedia.org/wiki/Orthodoxe_Kirchen#.C3.96kumene
Bei den für die Orthodoxen Kirchen sehr wichtigen Bemühungen um die Einheit der
christlichen Kirchen muss man zwischen den Beziehungen zur römisch-katholischen und
jenen zu den Kirchen der Reformation unterscheiden. Während der Dialog mit Rom vor allem
im eher politischen Bereich des kirchlichen Selbstverständnisses auf Differenzen stößt, sind
es gegenüber den reformatorischen Kirchen vor allem theologische Unstimmigkeiten, etwa
um das Verständnis der Sakramente.
Gegenüber der Römischen Kirche gibt es auf den ersten Blick viele Gemeinsamkeiten:
Orthodoxe und Römisch-katholische haben dieselben apostolischen Glaubensbekenntnisse,
dieselben Sakramente und dieselben geweihten Ämter.
Kulturelle und theologische Unterschiede zwischen Ostkirche und Westkirche gab es
praktisch von Anfang an, aber ab der Mitte des ersten Jahrtausends führte ein immer
geringerer theologischer und kultureller Austausch zu einer getrennten Entwicklung. Die in
der katholischen Theologie seit dem Mittelalter eingeführten kirchlichen Lehren, beginnend
mit dem Filioque und dem päpstlichen Primat, wurden von der Orthodoxie als einseitige
Neuerungen angesehen, die zu einem Bruch der Kommunion führten, als die römischkatholische Kirche verlangte, dass diese auch in den orthodoxen Kirchen eingeführt wurden.
Insbesondere auch die Dogmen des 19. und 20. Jahrhunderts – Unbefleckte Empfängnis,
leibliche Aufnahme Marias in den Himmel, und Unfehlbarkeit des Papstes gemäß
Vatikanum I – haben die Kluft noch vergrößert, wohingegen sich die römische Kirche mit den
Beschlüssen des II. Vatikanums der orthodoxen Kirche wieder angenähert hat. Papst
Johannes Paul II. hat der katholisch-orthodoxen Ökumene oft Vorrang gegenüber der
katholisch-protestantischen eingeräumt und viel zu einer Klimaverbesserung beigetragen,
andererseits aber die katholischen Dogmen stets klar verteidigt.
Weiter fortgeschritten ist die Annäherung zwischen den Orthodoxen Kirchen, der
Anglikanischen Kommunion und den Altkatholischen Kirchen, sie wurde in den letzten
Jahrzehnten allerdings belastet durch die Priesterweihe von Frauen in diesen westlichen
Kirchen und andere Tendenzen, während die Orthodoxen an der Tradition der Priesterweihe
nur für Männer festhalten.
Die orthodoxen Kirchen gehören mit wenigen Ausnahmen dem Ökumenischen Rat der
Kirchen (ÖRK) an; in den (relativen) Entspannungsphasen des Kalten Krieges sah man darin
49
eine Möglichkeit zu stärkerem ost-westlichem Austausch auf nichtstaatlicher Ebene, weshalb
die sozialistischen Staaten diese Mitgliedschaft befürworteten. In diesem Rahmen besteht
die Möglichkeit zum Austausch mit den Kirchen der Reformation und deren Abspaltungen.
Die Römische Kirche gehört dem Rat aufgrund ihres Selbstverständnisses nicht an, sondern
nimmt eine Beobachterrolle ein. Unterdessen fühlten sich die verhältnismäßig wenigen
orthodoxen Kirchen gegenüber den zahlreichen protestantischen Kirchen in diesem
Gremium oft an den Rand gedrängt und haben daher nach dem Ende des Kommunismus
eine bessere Abstimmung und ein einheitlicheres Auftreten im Rat beschlossen. Nur die
georgische Kirche trat aus Protest gegen die massive protestantische Mission in Georgien
ganz aus dem Rat aus.
Obwohl sich die orthodoxen Kirchen als einzige Bewahrer der vollständigen apostolischen
Lehre betrachten, können sie sich ausdrücklich dazu bekennen, dass die Einheit der
weltweiten christlichen Kirche die Vielfalt eigenständiger Kirchen umfasst — was ja gerade
den zentralen Konflikt gegenüber dem Dialog mit Rom darstellt. Trotzdem nehmen die
orthodoxen Kirchen innerhalb des ÖRK eine Sonderstellung ein, was auch in einem
Sonderarbeitsbereich innerhalb des ÖRK Ausdruck findet.
48.
Ökumenischer Beitrag der katholischen Kirche
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts stand die römisch-katholische Kirche der entstehenden
ökumenischen Bewegung ablehnend gegenüber, so etwa in der Enzyklika Mortalium animos
von Papst Pius XI. aus dem Jahr 1928. Kirchliche Einheit wurde im Sinne einer RückkehrÖkumene als Konversion der anderskonfessionellen Menschen zur römisch-katholischen
Mutterkirche verstanden. Vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil gab es sowohl
Bestrebungen, diese Haltung weiter zu stärken − so etwa die Enzyklika Mystici corporis von
Papst Pius XII. aus dem Jahr 1943 -, als auch Tendenzen zur ökumenischen Öffnung. Mit
der Errichtung des Sekretariates zur Förderung der Einheit der Christen und der Berufung
von Augustin Kardinal Bea zu dessen Präsidenten erreichte Papst Johannes XXIII., dass das
ökumenische Anliegen auf dem Vatikanum II zu einem wichtigen Thema wurde. Das
Ökumenismusdekret Unitatis redintegratio des Konzils bildet eine Abkehr von der RückkehrÖkumene und schafft die Grundlage für eine Beteiligung der römisch-katholischen Kirche an
der ökumenischen Bewegung.
Heute wird die Verständigung und der Austausch mit anderen christlichen
Glaubensgemeinschaften gesucht und gepflegt, insbesondere mit den östlich-orthodoxen
Kirchen, den anglikanischen und alt-katholischen Kirchen sowie den evangelischen Kirchen
und Gemeinschaften. Die römisch-katholische Kirche ist zwar nicht Mitglied im
Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK), seit 1965 gibt es aber eine gemeinsame
Arbeitsgruppe. Außerdem arbeitet sie in der Kommission für Glauben und Kirchenverfassung
als Vollmitglied mit und steht der Kommission für Weltmission und Evangelisation beratend
zur Seite. Auf regionaler, nationaler und lokaler Ebene ist die römisch-katholische Kirche
Mitglied in zahlreichen ökumenischen Organisationen.
Die katholische Kirche setzt auf den Dialog mit anderen Religionen, wie weltweite religiöse
Treffen zeigen, die auf Initiativen des Vatikans zurückgehen.
50
Info:
Aufgrund ihres Kirchen-, Amts- und insbesondere Eucharistieverständnisses ist die römischkatholische Kirche gegen Interzelebration und Interkommunion (siehe auch: Lima-Erklärung
des ÖRK und Transsubstantiation). Nach katholischer Lehre ist im gewandelten Brot und
Wein Jesus Christus mit seinem Leib und Blut wahrhaft gegenwärtig. Diese Auffassung
vertreten in unterschiedlicher Ausprägung Orthodoxe, Anglikaner, Altkatholiken, Lutheraner
und Methodisten. Die Reformierten lehnen die Realpräsenz ab und sehen im Abendmahl
ausschließlich einen symbolischen Erinnerungsakt. Während sich einige dieser Kirchen trotz
dieser unterschiedlichen Auffassungen gegenseitig zum Abendmahl einladen
beziehungsweise die Eucharistie an alle Getauften, die an seine Gegenwart in den
konsekrierten Gaben glauben, austeilen, verpflichtet die römisch-katholische Kirche ihre
Mitglieder dazu, die Eucharistie nur innerhalb der eigenen Kirche zu empfangen und erlaubt
den Kommunionsempfang von Angehörigen getrennter Konfessionen nur unter besonderen
Umständen. Bei bestehender Lebensgefahr darf ein katholischer Priester die
Sterbesakramente Mitgliedern anderer Denominationen spenden. Orthodoxen Gläubigen
dürfen hingegen die Sakramente der Buße, der Eucharistie und der Krankensalbung stets
gespendet werden, wenn diese von sich aus darum bitten und in rechter Weise disponiert
sind. 2004 hob Papst Johannes Paul II. in der Enzyklika Ecclesia de Eucharistia noch einmal
die Bedeutung der Eucharistie als zentrales Glaubensgeheimnis der römisch-katholischen
Kirche und für die mit ihr in Glaubens-, Gebets- und Sakramentengemeinschaft stehenden
katholischen Kirchen hervor und rief dazu auf, jedem Missbrauch vorzubeugen.
49.
Ökumenischer Beitrag der Kirchen der Reformation
http://www.refbejuso.ch/grundlagen/oekumene.html
Die moderne Ökumene wurde Anfang des 20. Jahrhunderts insbesondere von
protestantischen Kirchen initiiert. Sie wurden gleichzeitig zur treibenden Kraft in dieser
Bewegung!!
Ökumenisches „Leitbild“ einer schweizer reformierten Kirche: (muss da noch mehr bzw.
definierter suchen)
Grundsätze
Die Reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn achten das Selbstverständnis anderer
Kirchen und Konfessionen. Sie arbeiten in ökumenischem Geist mit andern Kirchen und
Gemeinschaften zusammen, soweit das gemeinsame Zeugnis der beteiligten Kirchen und
Gemeinschaften dem Auftrag der Kirche entspricht. Es verbindet sie mit anderen Kirchen
und Gemeinschaften das gemeinsame Hören auf Gottes Wort, das Bekenntnis zu Jesus
Christus, das gemeinsame Gebet und die handelnde Zusammenarbeit.
Die Reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn nehmen Teil an den ökumenischen
Bemühungen, alles ihnen Mögliche zu tun, die noch bestehenden kirchentrennenden
Probleme und Hindernisse zu überwinden. Gleichzeitig sind sie sich bewusst, dass es
niemandem zusteht, über andere Glaubensgemeinschaften ein Urteil zu fällen. Sie sind offen
51
dafür, dass Kirchen, Konfessionen und Religionen untereinander Wahrheit entdecken, teilen,
weitergeben und empfangen. Entsprechend setzen sie sich als Kirche der Freiheit ein für die
Achtung der Glaubens- und Gewissensfreiheit und wissen sich solidarisch mit Kirchen, und
Christen und Christinnen, die um ihres Zeugnisses willen bedrängt oder verfolgt werden.
Das Verständnis von Ökumene
Unter den Kirchen, Konfessionen und Gemeinschaften bestehen unterschiedliche
Vorstellungen, welches der Weg und die Ziele der Ökumene seien. Betont die römischkatholische Kirche insbesondere, dass es ohne die Einheit im Glauben keine
Kirchengemeinschaft gebe, setzt die reformierte Kirche auf die Einheit in der Vielfalt und
damit auf den ökumenischen Dialog. Man ist sich zwar einig, dass es zum Dialog
untereinander keine Alternative geben soll. In diesem Sinn ist die ökumenische Bewegung
unumkehrbar. Betonen die einen indessen, der Dialog als solcher sei bereits die
Gemeinschaft der Kirche in der gegenseitigen Verständigung, so betonen die anderen, erst
das Ergebnis des Dialogs erbringe den Erweis, wie weit die Kirchengemeinschaft
vorangekommen sei.
Kirchen, Konfessionen und Ökumenische Institutionen
Die Reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn partizipieren an allen ihnen zugänglichen
ökumenischen Institutionen. Als Mitgliedkirche des Schweizerischen Evangelischen
Kirchenbundes (SEK) sind sie Mitglied des Reformierten Weltbundes, des Ökumenischen
Rates der Kirchen und der Arbeitsgemeinschaft christlichen Kirchen in der Schweiz (AGCKCH). Als einer Mitgliedkirche des SEK gelten auch für sie die gegenseitige Anerkennung der
Taufe zwischen der Römisch-katholischen und der Christkatholischen Kirchen der Schweiz
und den Mitgliedkirchen des SEK von 1973, die Leuenberger Konkordie der Evangelischen
Kirchen in Europa (1973) sowie die Charta oecumenica.
Kantonal arbeitet die reformierte Kirche in der Arbeitsgemeinschaft der Kirchen im Kanton
Bern (AKB) mit. Insbesondere besteht eine enge Zusammenarbeit unter den öffentlichrechtlich anerkannten Kirchen und Religionen in der Interkonfessionellen Konferenz (IKK), in
der die reformierte, die römisch-katholische und die christkatholische Kirche sowie die
jüdischen Gemeinden zusammen arbeiten. Die IKK ist zwar kein Gremium des theologischen
Dialogs, wohl aber eine Plattform konkreter Trägerschaften. Sie ist im Gegenüber zum Staat
verantwortlich für die Notfallseelsorge, die kirchlichen Anlaufstellen für Flüchtlingsfragen, für
die Fragen im Zusammenhang mit den Zwangsmassnahmen im Ausländerrecht sowie für die
Thematik der Sans Papiers.
Ökumene in den Gemeinden
Mag in den Kirchenleitungen bei den theologischen Fragen erfahrungsgemäss die
Unterschiedlichkeit der Konfessionen und Kirchen empfunden werden, so leben die
Gemeinden eine eindrückliche Ökumene vor Ort. Dies gilt insbesondere für
konfessionsverschiedene Familien sowie gemeinsame Gottesdienste. Synodalrat und
Synode empfehlen entsprechend, dass die Möglichkeiten ökumenischer Begegnungen
wahrgenommen und dass im Zeichen ökumenischer Verbundenheit von Zeit zu Zeit
Gottesdienste gemeinsam mit anderen in der Region tätigen Kirchen und christlichen
52
Gemeinschaften gefeiert werden. Durch solche gemeinsam mit den auf ihrem Gebiet tätigen,
anderen christlichen Kirchen und Gemeinschaften bezeugen die Kirchgemeinden, dass sie,
unbeschadet konfessioneller Eigenarten, zusammen mit anderen Kirchen und
Gemeinschaften zur Einheit der einen Kirche Jesu Christi berufen sind.
Das Verhältnis zur römisch-katholischen Kirche
Bestärkt durch die vielen positiven ökumenischen Erfahrungen in den Gemeinden und durch
die erfreuliche institutionelle ökumenische Zusammenarbeit in der Interkonfessionellen
Konferenz betonen die Leitungsgremien der Reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn, dass
im Verhältnis zur römisch-katholischen Kirche die Verbundenheit grösser ist, als dies das
jeweilige ökumenische Klima vermuten lässt. Vieles, was die eine Seite als theologisch
bedenklich und für das Leben der Gemeinden als belastend bezeichnet, empfindet die
andere Seite als befreiend.
Wir respektieren theologisch, dass die römisch-katholische Kirche in der Spannung steht
zwischen den Herausforderungen der heutigen Zeit und der Kontinuität ihrer Lehre.
Umgekehrt wird auf reformierter Seite gelegentlich zu wenig erkannt, dass die Ökumene
immer auch eine eigene Identität voraussetzt. Die reformierte Kirche muss entschieden
daran arbeiten, was reformierte Theologie heute bedeutet und welches die spezifischen
Kennzeichen der reformierten Kirche sind, um erkennbar und eine glaubwürdige
Gesprächspartnerin zu sein. Dies gilt insbesondere im Kirchen-, Amts- und
Sakramentsverständnis.
50.
Ziel und Einheitsverständnisse der Ökumenischen Bewegung
Als Beginn der modernen ökumenischen Bewegung wird die Weltmissionskonferenz in
Edinburgh im Jahre 1910 angesehen. Drei Grundziele waren bestimmend:

Gemeinsames Handeln in der Mission

Einheit in der Verkündigung von Jesus Christus

Gemeinsamer Dienst an der Welt
Die ökumenische Bewegung hat vieles selbstverständlich werden lassen, was um die Mitte
des 20. Jahrhunderts undenkbar war. Dazu gehören konfessionsübergreifende
Gottesdienste, Bibel-, Gebets- und Gesprächskreise, Begegnungen und Gemeindefeste, auf
Kirchenleitungsebene theologische Konsultationen, gemeinsame Erklärungen zu
gesellschaftlichen Themen und gemeinsames diakonisches Handeln.
Es gibt aber auch einige weitere ökumenische Bemühungen, die ebenfalls zu einer Institution
gefunden haben. So ist etwa die Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) ein
Zusammenschluss von 105 Kirchen auf der Grundlage der Leuenberger Konkordie mit
gegenseitiger Kanzel- und Abendmahlsgemeinschaft. Grundlage der Konkordie ist die
Einsicht, dass Bekenntnisverschiedenheit nicht notwendigerweise eine Kirchentrennung
bedeuten muss.
53
Ziel:
Das Ziel der ökumenischen Bewegung zu formulieren, ist selbst Teil des Prozesses. Es setzt
einen gemeinsamen Kirchenbegriff voraus, der nicht einfach gegeben ist. Gewöhnlich wird
als Leitbild eine organisatorische Zusammenführung der Kirchen, die gegenseitige
Anerkennung ihrer rechten Lehre und die gemeinsame Feier des Herrenmahls angesehen.[4]
Doch das ist ein umstrittenes Ziel. Auch innerhalb der ökumenischen Bewegung werden
immer wieder Stimmen laut, die eine Ökumene des Konsenses ablehnen und eine Ökumene
des wechselseitigen Einspruchs fordern, da jede Kirche notwendigerweise das Recht haben
muss, ihre eigenen Positionen zu vertreten. Dieses Umdenken basiert einerseits auf einem
protestantischen Kirchenbegriff, der kirchliche Einheit wesentlich, nicht nur vorübergehend,
als eine geistliche Zielvorstellung begreift, andererseits auf dem römisch-katholischen
Kirchenbegriff, demzufolge die eine Kirche des Glaubensbekenntnisses in der römischkatholischen Kirche, wenn auch durch Spaltungen geschwächt und verdunkelt, fortbesteht,
so dass der Heilige Stuhl den Anspruch erhebt, die Stimme der Kirche zu repräsentieren.
Weitere Schwierigkeiten bestehen u.a. darin, dass der Papst auch Oberhaupt eines
weltlichen Staates ist, was seine Amtsführung beeinflusst.
Hauptziel von ÖRK hp:
Die Verwirklichung sichtbarer Einheit der Kirchen ist das Hauptziel der ökumenischen
Bewegung. Wenn "sichtbare Einheit" auch unterschiedlich verstanden werden kann, setzt sie
doch auf jeden Fall Beziehungen zwischen den Kirchen voraus.
51. Nennen Sie und beschreiben kurz die theologischen
Hauptprobleme im Ökumenismus
Das Morgenländische Schisma (auch: Großes oder Griechisches Schisma) ist das Schisma zwischen
der orthodoxen Kirche und der römisch-katholischen Kirche.
Die Bezeichnung ist historisch betrachtet irreführend, weil sich nicht die östliche Seite abspaltete,
sondern es zu einem Bruch zwischen der Westkirche und der östlichen Orthodoxie kam; als
Konsequenz hieraus entstand ein bis zum II. Vaticanum anhaltendes
gegenseitiges Anathema (Kirchenbann).
Als Datum für das Schisma wird das Jahr 1054 angegeben, als Humbert de Silva Candida, der
Gesandte Papst Leos IX., und Patriarch Michael I. Kerularios von Konstantinopel sich nach
gescheiterten Unionsverhandlungen gegenseitig exkommunizierten. Tatsächlich handelte es sich
aber um einen Prozess, der sich etwa vom 5. bis ins 15. Jahrhundert hinzog. Heute stimmen
Historiker darin überein, dass Ost- und Westkirche sich aufgrund einer fortschreitenden Entfremdung
trennten, die mit dem Wachstum der päpstlichen Autorität zusammenfiel. Entscheidend für die
Trennung waren nicht theologische Differenzen, sondern kirchenpolitische Faktoren.

Ost und West entfremdeten sich (sprachlich, kulturell und politisch)

Theologie hatte schon bald unterschiedliche Schwerpunkte entwickelt
54

Bei der Dreifaltigkeit betonte der Osten mehr die drei Personen – einschließlich des
Heiligen Geistes – während der Westen mehr die Einheit betonte und den Heiligen
Geist eher in den zweiten Rang einordnete.

Im Westen entwickelte Augustinus das Dogma der Erbsünde, wonach jeder Mensch
von der Zeugung an durch die Schuld Adams angesteckt und juristisch schuldig ist
(was in der Folge die unbefleckte Empfängnis Marias nötig macht) – der Osten sieht
die Erbsünde in den Konsequenzen der Schuld Adams: Tod, Begierde und die
menschlichen Neigung zur Sünde

Daraus folgt auch eine unterschiedliche Sicht der Erlösung

Bedeutung des Bischofsamts: Im Osten gab es viele lokale Kirchen, die sich auf die
Gründung durch einen Apostel berufen konnten – von daher wurden alle Bischöfe
prinzipiell als gleichberechtigt angesehen. Allgemein gültige Entscheide konnten nur
durch ein ökumenisches Konzil getroffen werden, das zudem allgemeine Zustimmung
im Volk finden musste. Im Westen dagegen konnte sich nur die römische Kirche auf
Apostel berufen, und dadurch hatte der Bischof von Rom eine monarchische
Sonderstellung.
Schisma von 1054
Zum nächsten ernsthaften Konflikt kam es, als die Normannen über einen Zeitraum von
mehreren Jahrzehnten im 11. Jahrhundert das bisher byzantinische und großteils
griechischsprachige Süditalieneroberten. Papst Leo IX. versprach dem byzantinischen
Gouverneur der Provinz Hilfe, unter der Bedingung, dass die bisher östlichen Kirchen dieses
Gebiets den westlichen Ritus übernehmen sollten (um so die Jurisdiktion von Rom de facto
dort durchzusetzen), also ungesäuertes Brot in der Eucharistie, lateinische Sprache in der
Liturgie und das Glaubensbekenntnis mit Filioque. Der Gouverneur war einverstanden, der
Klerus in keiner Weise. Michael Kerullarios, der Patriarch von Konstantinopel, ordnete
seinerseits den byzantinischen Ritus für die lateinischen Kirchen in Konstantinopel an (die
hauptsächlich von den dort ansässigen westlichen Gesandten, Händlern etc. besucht
wurden), und als diese sich ebenfalls wehrten, ließ er die Kirchen schließen.
Der herrisch auftretende Kardinal Humbert von Silva Candida, führender Theoretiker einer
absoluten Papstherrschaft, wurde als Gesandter nach Konstantinopel geschickt, um den
Konflikt beizulegen. Humbert brachte einen (in Wahrheit von ihm selbst verfassten) Brief als
Legitimation, in dem „der Papst“ erklärte, Jurisdiktion über den Patriarchen von
Konstantinopel zu haben. Er bestritt den Titel des ökumenischen Patriarchen, bezweifelte die
Gültigkeit seiner Weihe, beschimpfte einen Mönch, der die östlichen Bräuche verteidigte, er
sei wohl einem Bordell entsprungen, verlangte die Korrektur mehrerer „Irrtümer“ in der
östlichen Kirche, die von Rom schon zu lange vernachlässigt worden seien – und als er
verständlicherweise mit den Verhandlungen nicht vorankam, legte Humbert am 16.
Juli1054 in einem Anfall von „gerechtem Zorn“ eine Bulle mit der Exkommunikation von
Kerullarios und weiteren orthodoxen Klerikern auf den Altar der Hagia Sophia. In dieser Bulle
wird die orthodoxe Kirche als „Quelle aller Häresien“ bezeichnet und Kerullarios wurde
ironischerweise unter anderem angeklagt, das Filioque aus
dem Glaubensbekenntnis gestrichen zu haben (die östliche Kirche wurde also angeklagt,
55
das Glaubensbekenntnis verändert zu haben, das tatsächlich von der westlichen Kirche
verändert worden war). In der Folge verlangte Humbert noch, dass der Kaiser und Klerus die
aufgeführten „Irrtümer“ sofort beseitigen sollten, was dazu führte, dass er von der
Bevölkerung beinahe gelyncht wurde und vom Kaiser in Schutzhaft genommen werden
musste.
Nach der schnellen Abreise Humberts wurden dieser und seine Begleiter seinerseits von
Kerullarios und einem Konzil exkommuniziert (Humbert und Begleiter, nicht der Papst). Die
übrigen östlichen Patriarchen stellten sich klar auf die Seite von Konstantinopel und wiesen
die Ansprüche Roms ebenfalls zurück.
Verschiedene Einschätzungen über das Ereignis von 1054 prägen in der historischen
Forschung das Bild:
a) Heute wird der Bruch von 1054 oft möglichst heruntergespielt und gesagt, es hätten sich
ja nicht die Kirchen gegenseitig, sondern nur Einzelpersonen exkommuniziert. Damals war
es ein Bruch: der Name des Papstes wurde von da an in der byzantinischen Liturgie nicht
mehr genannt und die Kirchen in Konstantinopel blieben für lateinische Riten geschlossen.
b) Das Ereignis von 1054 war nur ein Mosaikstein in einer Jahrzehnte bis
jahrhundertelangen Entwicklung. Schon vor 1054 hatte es Zäsuren zwischen Ost- und
Westkirche gegeben:


angeblich bei der Begründung des ostfränkisch-deutschen Kaisertums durch Otto
I. (962),
dann beim „Schisma der beiden Sergioi“ (Papst Sergius IV. (1009–1012) und
Patriarch Sergios II. (1001–1019)) in den Jahren 1011/1012.
Die Kirchen standen sich in den folgenden Jahrzehnten ohne nähere Beziehungen
gegenüber, während sich in den Jahrzehnten nach 1054 die Entfremdung zwischen beiden
christlichen Kirchen verstärkte. Einigungsbemühungen scheiterten nicht zuletzt
am Primatsanspruch des Reformpapsttums, an der normannischen Politik in Süditalien und
gegen Byzanz, am Ersten Kreuzzug (1096–1099) und dem politisch-militärischen Eindringen
der westlichen Christenheit in den Orient, aber auch an der Opposition der
konstantinopolitanischen Kirche. Die kirchlichen, dogmatischen und liturgischen
Unterschiede (Filioque, Azymon), die schon 1054 in der machtpolitischen
Auseinandersetzung zwischen Papst und Patriarch eine Rolle spielten, traten nun vollends
zutage, das Ereignis von 1054 bekam nun im Nachhinein eine andere, größere Bedeutung.
52.
Schrift und Tradition in ökumenischer Perspektive
Auch diese Problemstellung hat mit der trinitarischen Verhältnisbestimmung von Christologie
und Pneumatologie zu tun: Wie Christus im Prozeß der vom Geist vollzogenen Begleitung
der Kirche das sichtbare Maß der Kirche bleibt und gleichzeitig auf die Vergegenwärtigung
durch den Geist angewiesen ist, so bedarf die Schrift des kirchlichen Traditionsprozesses,
deren Maßstab (Kanon) sie aber bleibt. Daran wird erneut die Notwendigkeit einer
differenzierten ökumenischen Auseinandersetzung mit der Trinitätslehre ersichtlich. Diese
Notwendigkeit, die sich aus der jüngsten theologiegeschichtlichen und ökumenischen
Entwicklung ergibt, hat sich durch den Verlauf der Konsultation bestätigt. Denn hier erwies
sich die Trinitätslehre als Grundlage für den integralen Zusammenhang von Kirche und
Mission, insofern die Kirche ihrem Wesen nach missionarisch ist, weil »sie selbst ihren
56
Ursprung aus der Sendung des Sohnes und der Sendung des Heiligen Geistes herleitet
gemäß dem Plan Gottes des Vaters« (Ad gentes, Vatikanum U).
Lässt sich der Wille Gottes aus der Schrift allein (sola scriptura) oder nur durch Einbezug
auch der Traditionszeugnisse erkennen? Vielfältig sind die Antworten auf diese Frage in der
Geschichte der Ökumene. Der Themenbereich "Schrift und Tradition" ist von den ersten
Jahrzehnten der Ökumenischen Bewegung im 20. Jahrhundert an insbesondere von der
"Bewegung für Glauben und Kirchenverfassung" ("Faith and Order") intensiv bedacht
worden. Deutlich wurde dabei sehr früh bereits, dass eine konkurrenzhaft alternative
Gegenüberstellung dieser beiden Größen dem komplexen Befund in der Frage der
Überlieferung des Willens Gottes nicht gerecht wird. Bereits vor der schriftlichen Bezeugung
des Willens Gottes in den biblischen Texten fand ein umfassender Überlieferungsprozess
statt, an dem Israel und die nachösterliche Christusgemeinde auf je eigene Weise beteiligt
waren. So lässt sich sagen: Die Tradition ist (zeitlich) vor der Schrift. Bei der Entstehung und
bei der Bewahrung der Überlieferung des Willens Gottes ist die Gemeinschaft der Zeuginnen
und Zeugen beteiligt. Dem römisch-katholischen Verständnis des Prozesses der Erkenntnis
des Willens Gottes ist ein hohes Zutrauen zur gemeinschaftlichen Sichtung der sich dabei
stellenden offenen Fragen eigen
Der reformatorische Ruf, "sola scriptura" ("allein durch die Schrift") sei die kirchliche Lehre zu
begründen, findet in den Texten des 2. Vatikanischen Konzils zugleich Anerkennung und
kritische Weiterführung: Allein die Heilige Schrift gilt als "innovativ" wirksam, die kirchliche
Tradition hat rein "konservative" Bedeutung: Die Tradition der Kirche bewahrt das
Gotteszeugnis der biblischen Schriften im Wechsel der Zeiten durch die geformte Gestalt
autorisierter amtlicher Auslegung und Verkündigung.
Mit einer neuen Bestimmung des Verhältnisses von Schrift und Tradition unter der Losung ,,
Sola scriptura machte Martin Luther auf ein eminentes theologisches Problem aufmerksam,
dessen sich die Theologie bis dahin in dieser Weise nicht bewußt war. Zugleich gewann er
ein Kriterium für Glauben, Lehre und Leben der Kirche, das seitdem nicht nur zwischen den
Kirchen, sondern auch innerhalb der Kirchen und Konfessionen heftig diskutiert wird.
Fine Folge von Luthers paradigmatischer Betonung der Schrift war die bewußte
Auseinandersetzung mit dem Verhältnis von Schrift und Tradition zum Beispiel in der
römisch-katholischen Kirche. Diese Verhältnisbestimmung trug also wesentlich zur
Profilierung der Konfessionen nach der Reformationszeit bei und bestimmt ökumenische
Dialoge und Zusammenarbeit bis heute
53.
Sakramente in ökumenischer Perspektive
Ökumene - Sakramente Zusammenfassung
Die christlichen Glaubensgemeinschaften feiern das Gedächtnis Jesu auch in Gestalt von
Sakramenten.
Im ökumenischen Gespräch ist vor allem die Zahl der Sakramente umstritten. (ev.-luth.:
Taufe, Abendmahl / röm.-kath. sowie orthodox: Taufe, Firmung bzw. Myron-Salbung,
Eucharistie, Bußsakrament, Krankensalbung, Sakrament der Weihe, Ehe)
Die christlichen Traditionen lassen erkennen, dass es jenseits der offenen Fragen in der
Zählung der Sakramente ein hohes Maß an Übereinstimmung in der Gestaltung von
57
gottesdienstlichen Feiern gibt, in denen die christliche Gemeinschaft an den Grund und die
Mitte ihres Glaubens in den Anfechtungen des Lebens durch Sünde und Tod erinnert.
Grundlage der ökumenischen Sakramentenlehre ist gegenwärtig die einmütige Erkenntnis,
dass es im Neuen Testament keinen Begriff gibt, der die später als Sakramente
bezeichneten gottesdienstlichen Feiern zusammenfasst
Das lateinische Wort sacramentum wurde stattdessen in frühen Bibelübersetzungen
verwendet, wenn das in Jesus Christus offenbare Geheimnis Gottes verkündigt wurde
(Kolosser 1,27 und 2,2). Dieser Textbefund festigte im ökumenischen Gespräch die
Bereitschaft, ein Grundverständnis des Sakramentalen gemeinsam anzunehmen: Gottes
Gegenwart in geschöpflich vermittelter Gestalt.
Die Zahl der Sakramente wurde in der Geschichte der Theologie unterschiedlich bestimmt.
Schon früh war die Frage, ob das Neue Testament die Stiftung einer sakramentalen
Handlung durch Jesus selbst bezeugt, ein wichtiges Kriterium
Die Feier der Taufe (Matthäus 28,19) und der Eucharistie - angesichts des Auftrags Jesu in
der Abendmahlsüberlieferung - galten seit dem Altertum als bedeutendste Sakramente.
Daneben gab es immer wieder Überlegungen, die Feier der Buße (Matthäus 16,19 und
18,15-18 sowie Johannes 20,22f), die Nachfolge Jesu in der Jüngergemeinschaft (Lukas
10,16) und auch die Feier der Fußwaschung (Johannes 13,15) den Sakramenten
zuzurechnen.
54.
Amt in der Kirche in ökumenischer Perspektive
Priesteramt
In der gegenwärtigen ökumenischen Diskussion ist die Ämterfrage einer der Differenzpunkte.
Es wird deutlich, dass allgemeines Priestertum aufgrund der Taufe und besonderes
Priestertum aufgrund von Ordination bzw. Weihe nicht nur konträr, sondern
auch komplementär verstanden werden können und dass „allgemeines Priestertum“ nicht die
Abschaffung von, sondern Auftrag zu einer priesterlichen Lebensweise bedeutet.
Ökumenische Perspektiven
Der Gegensatz in der Sicht der kirchlichen Ämter und in der Frage ihrer Legitimität ist heute
eines der größten Hindernisse der kirchlichen Einheit. Im Verständnis des priesterlichen
Dienstes gibt es jedoch auch Annäherungen. Die meisten Kirchen stimmen inzwischen darin
überein, dass es ein besonderes Amt in der Kirche gibt, das auch das Gegenüber Christi zur
Gemeinde repräsentiert. Dieses Amt wird evangelischerseits im Pfarramt, katholischerseits
im Bischofsamt gesehen.
Im Katholizismus wird eine allein rechtlich festgesetzte Untergliederung priesterlicher Dienste
ohne Anbindung an die sakramental verstandene apostolische Sukzession nicht zugelassen.
Man geht vom einen Weiheamt aus, das in der Bischofsweihe seine Fülle hat. Das Kollegium
der Bischöfe verbürgt mit der Sukzession im Ritus der Handauflegung das Bleiben der
gesamten Kirche in der Nachfolge der der Lehre der Apostel. Somit kann als Priester die
58
Gemeinde nur der lehren und leiten, der von einem Bischof dazu bestellt ist. Auch
die Evangelische Kirche kennt die Sukzession im Sinne eines Festhaltens an der wahren
apostolischen Lehre. Hier gibt es, wenn katholischerseits nicht einseitig rechtlich und
evangelischerseits nicht einseitig pneumatologisch gedacht wird, durchaus ökumenische
Anknüpfungspunkte.
Bischöfe, Presbyter und Diakone
Das Neue Testament beschreibt nicht eine einheitliche Amtsstruktur, die als Modell oder
bleibende Norm für jedes zukünftige Amt in der Kirche dienen könnte. Im Neuen Testament
findet sich vielmehr eine Vielfalt von Formen, die an verschiedenen Orten und zu
verschiedenen Zeiten bestanden haben. Indem der Heilige Geist weiterhin die Kirche in
Leben, Gottesdienst und Sendung leitete, wurden bestimmte Elemente aus dieser frühen
Vielfalt weiter entwickelt und bildeten schließlich eine mehr universale Struktur des Amtes.
Im 2. und 3. Jahrhundert setzte sich eine dreigliedrige Struktur aus Bischof, Presbyter und
Diakon als Struktur für das ordinierte Amt in der ganzen Kirche durch. In den folgenden
Jahrhunderten hat das Amt des Bischofs, Presbyters und Diakons in seiner praktischen
Ausübung beträchtliche Veränderungen durchgemacht. In manchen Krisenzeiten der
Geschichte der Kirche waren die bleibenden Funktionen des Amtes an manchen Orten und
in manchen Gemeinschaften gemäß anderen Strukturen als der der vorherrschenden
dreiteiligen Struktur verteilt. Manchmal wurde auf das Neue Testament zur Rechtfertigung
dieser anderen Strukturen verwiesen. In anderen Fällen wurde die Auffassung vertreten,
dass es in der Kompetenz der Kirche liege, das Amt je nach den veränderten Umständen zu
strukturieren.
55.
Die Lehre von der Ehe in ökumenischer Perspektive
Die theologische Thematik der Ehe gehört nach katholischem und evangelischem
Verständnis in den größeren Zusammenhang von Schöpfungslehre und Anthropologie
(Lehre über den Menschen), da der Bund von Mann und Frau auf den Schöpfungs- und
Erhaltungswillen Gottes zurückzuführen ist
Darüber hinaus stellt katholische Theologie die Ehe in eine enge zeichen- und
werkzeughafte (sakramentale) Beziehung zum Verhältnis Christus-Kirche. Damit findet die
Ehe auch Eingang in die Lehre über Christus (Christologie), sein Heil (Soteriologie) und in
die Sakramentenlehre.
Evangelische Theologie lehnt keineswegs den Zeichencharakter der Ehe gegenüber dem
Verhältnis Christus-Kirche ab, spricht allerdings nicht von einem Sakrament, da keine
neutestamentliche Einsetzung durch Jesus Christus verbürgt ist und die Ehe die Gnade der
Rechtfertigung nicht vergewissern kann
Eine katholische Besonderheit ist die Aufnahme der Eheproblematik in das Kirchenrecht.
Dies lässt sich nur aufgrund der theologischen Voraussetzungen erklären.
Im Alten Testament hat die Ehe hat einen ausgesprochen profanen Charakter. Verbunden
mit der Ehe ist die Sorge um Nachkommenschaft. Zärtlichkeit, Erotik und
Zweigeschlechtlichkeit ist dabei als Gaben des Schöpfers zu verstehen. Die Ehe wird
59
bisweilen als Bild für die Geschichte Gottes mit Israel (meist in anklagender Funktion durch
die Propheten) verwendet
Im Neuen Testament ist überliefert, dass Jesus das überlieferte patriarchalisch geprägte
Eherecht verwirft (Scheidungsbrief des Mannes an die Frau). Zur Schöpfungsordnung Gottes
gehört für ihn die unbedingte Treue, die es verbietet, einen Partner wegzuschicken („Was
Gott verbunden hat, das darf der Mensch nicht trennen“, Mk 10,9; Mt 19,6).
Beide Kirchen räumen der Ehe einen eminent hohen Stellenwert ein, im evangelischen
Bereich gilt sie als von Gott gewollter und gesegneter Stand, geheiligt und mit hohen
(wenngleich irdischen) Verheißungen verbunden (ein sanctum), im katholischen Bereich
darüber hinaus als ein Zeichen göttlicher Gnade, verbunden mit Verheißungen, die das
irdische Dasein transzendieren (ein sacramentum)
Beide Kirchen sind darin einig, daß die Ehe nicht nur der Normalfall der Verwirklichung des
geschlechtlichen Miteinanders von Mann und Frau ist, sondern ihr auch eine normative
Funktion zukommt. Vor allem evangelischerseits sind jedoch massive Bestrebungen im
Gange, diesen zweiten Aspekt zwar nicht aufzuheben, so doch zu relativieren.
56.
TODO: Rechtfertigung in ökumenischer Perspektive
Kann sich der Mensch vor Gott rechtfertigen? In der katholischen Kirche Akzent auf gute
Werke. Heute sieht man es ist kein großer Unterschied. Mensch kann sich am Ende nicht
aus sich selbst rechtfertigen, immer Geschenk der Gnade.
 versöhnte Verschiedenheit - differenzierter Konsens
Martin Luther
Luther hatte bis dahin immer am Bewusstsein seiner Sündhaftigkeit und des drohenden
Gerichts gelitten. Der Begriff der „Gerechtigkeit Gottes“ war ihm zutiefst verhasst. Seinem
damaligen Gerechtigkeitsbegriff lag die Vorstellung der iusititia distributiva („der verteilenden
Gerechtigkeit“) zugrunde. Nach dieser Gerechtigkeitskonzeption bekommt jeder das, was
ihm zusteht (suum cuique - jedem das Seine). Durch die Beschäftigung mit der paulinischen
Rechtfertigunglehre erschloss sich Luther ein neues Verständnis der Gerechtigkeit Gottes,
die er nun als iustitia passiva verstand: „Denn darin wird offenbart die Gerechtigkeit, die vor
Gott gilt, welche kommt aus Glauben in Glauben; wie geschrieben steht: ‚Der Gerechte wird
aus Glauben leben.‘“ (Röm 1,17 LUT). Gott ist gerecht, indem er gerecht macht. Der Sünder
kann seine Rechtfertigung also nicht durch Werke verdienen, sondern nur im Glauben von
Gott gerechtfertigt werden. (Wiki)
57.
Ethik und Ökumene
Dialog über ethische Fragen
 nach 2. Weltkrieg eine wechselvolle Geschichte erlebt
60
 zuvor Konzentration auf Fragen den Glauben und die Lehre betreffend  da bleib für
ethische Fragen wenig Raum (dogmatische Fragen wurden für fundamentaler gehalten als
ethische)
 Evangelische und katholische Ethiker und Moraltheologen lange Zeit nur
kontroverstheologisch verständigt ABER durch die Herausforderungen der Modernen
Gesellschaft (Fragen betreffend Bioethik, medizinische Ethik und biopolitische Fragen)
stellen die Kirche vor eine gemeinsame Antwort.
 Gibt trennendes aber auch Gemeinsamkeiten wie: die Heilige Schrift als Grundlage
ethisch-moralischer Entscheidungsfindung ABER dann eben die verschiedenen Traditionen,
die unterschiedliche Werte und Prinzipen entwickelt haben, die miteinander in Konkurrenz
stehen  z.B. Fragen die menschliche Natur oder die Fähigkeit der Vernunft betreffend,
sowie unterschiedliches Sündenverständnis
 Die erste gemeinsame Antwort: „Die Christen stimmen darin überein, dass es ein ethischmoralisches Universum gibt, das im Willen und in der Weisheit Gottes begründet ist, aber sie
haben ein unterschiedliches Verständnis von dem Ausmaß, in dem die Menschenberufen
sind, es gemeinsam mit Gott zu gestalten“
Gibt die Bewegung für Praktisches Christentum (=Grundpfeiler der modernen ökumenischen
Bewegung)  geht um die Suche der Einheit der Christen durch gemeinsame Bemühungen
um sozialethische Fragen in praktischer Zusammenarbeit voranzutreiben.
In den Neunziger kamen die Stichworte: Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der
Schöpfung“

Gerechtigkeit = Ursachen der weltweiten Ungerechtigkeit zu analysieren und
Konzepte für internationale Solidarität zu entwickeln

Frieden = Bekämpfung der Kriegsursachen du den Aufbau einer internationalen
Friedensordnung

Schöpfung = verantwortlicher Umgang mit der Umwelt
Ökumenische Sozialethik
Seit Achtziger mehr ethischen Pluralismus  neue Herausforderung für Kirche 
Menschheitsfragen fordern Kirchen zu gemeinsamen Handeln auf.
 Gibt gemeinsame Bestrebungen zw. ev. und kath. Kirche auf dem Gebiet des
Lebensschutzes sowie dieses Anstrengungen auf dem gesamten sozialethischen Feld zu
intensivieren
61
 Gibt gemeinsam formulierte Position  zeigt Konvergenzen im christlichen Verständnis
vom Menschen erkennen  allerdings noch weit entfernt von einem auf einem Dialog
beruhenden Konsens, der die bestehenden Divergenzen behebt
 dennoch Bestrebungen von ev. und kath. Sozialethikern gemeinsame die Tragweite
ökumenisch zu verantwortender Sozialethik auszuloten.  Ausgehend von den
kontroverstheologischen Ansätzen, will man zu einer ökumenischen Sozialethik vorstoßen
58.
Gelebter Ökumenismus oder Ökumene am Ort
Wurde gestrichen.
59.
Welche sind die Quellentexte des Ökumenismus?
Lumen Gentium (II. Vat.) – Verhältnis Kath. K. und kirchl. Gemeinschaften; - Verständnis
der Kirche als Geheimnis und Sakrament
Ökumenismusdekret UNITATIS RENIGRATIO: Ökumene bedeutet nicht, dass andere
Kirchen zu Rom zurückkehren müssen; auch nicht, dass Kath. K. sich am Ökumenismus
beteiligt
Ökumenisches Direktorium: (1967/ 79?) überarbeitet 1993- Durchführungsbestimmungen
für Praxis werden angeboten,
UT UNUM SINT (Enzyklika) 1995 Unumkehrbarkeit des Ökumenischen Weges dargestellt.
(Ökumenischer Dialog, Taufe als Band der Einheit, Rolle des Primats- Papst)
60. Ziele der Ökumene und die verschiedenen Modelle der
Kircheneinheit
60.1.

Kirche als Koinonia
1948 Ökumenische Rat der Kirchen (ÖKR) gegründet. Ziel: Die Kirchen aufzurufen zu
dem Ziel der sichtbaren Einheit in einem Glauben und einer eucharistischen
Gemeinschaft

1991 Beitrag der Kommission für Glauben und Kirchenverfassung bei der 7.
Vollversammlung des ÖKR zusammengefasst unter: „Die Kirche als Koinonia:
Gabe und Berufung“

Begriff Koinonia (Gemeinschaft durch Teilhabe) ist für ein gemeinsames Verständnis
vom Wesen der Kirche und ihrer sichtbaren Einheit grundlegend.

Kerntext: „ Die Einheit der Kirche, zu der wir berufen sind, ist eine Koinonia, die …
zum Ausdruck kommt im gemeinsamen Bekenntnis des apostolische Glaubens,
62
in einem gemeinsamen sakramentalen Leben, in das wir durch die eine Taufe
eintreten und das in der einen eucharistischen Gemeinschaft gefeiert wird, in einem
gemeinsamen Leben, in dem Glieder und Ämter gegenseitig anerkannt werden
und versöhnt sind, und in einer gemeinsamen Sendung, in der alle Menschen das
Evangelium von Gottes Gnade bezeugen und der ganzen Schöpfung gedient wird.
Das Ziel der Suche ist erreicht, wenn alle Kirchen in den anderen die eine heilige,
katholische und apostolische Kirche in ihrer Fülle erkennen können.

Kommission ist bemüht, eine gemeinsame Auffassung über Wesen und die
Bestimmung der Kirche voranzutreiben.
60.2.

Teilkirchen-Modell
Nach zweitem Vatikanischem Konzil hat Jesus Christus nur eine einzige Kirche
gewollt, die in der kath. Kirche verwirklicht ist.

Auch hier ist das „Substitut“ von Lumen gentium anzuwenden. Es begründet auch die
Vielheit in der Kirche als Gemeinschaft von Teilkirchen

Konzil hat Einheit als Communio verstanden  d.h. Die eine Kirche Jesu Christi
besteht in und aus den Orts- oder Teilkirchen.

einträchtige Vielfalt der Ortskirchen  Bischof von Rom ist das immerwährende,
sichtbare Prinzip und Fundament für die Einheit der Vielfalt von Bischöfen und
Gläubigen. Die Einzelbischöfen sind wiederum das sichtbare Prinzip und Fundament
der Einheit ihrer Teilkirchen, die nach dem Bild der Gesamtkirche gestaltet sind.  In
ihnen und aus ihnen besteht die eine und einzige katholische Kirche

Von der kollegialen Struktur des Bischofskollegiums her betrachtet erscheint die
Gesamtkirche als Gemeinschaft von Teilkirchen

Nach Lehre des Vat.II entspricht die „Einheit der Kirche“ eine Vielfalt von Orts- und
Teilkirchen. Mit der „katholischen Einheit des Gottesvolkes“ ist also eine
Gemeinschaft von Teilkirchen vereinbar
 Dieses Modell geht von einem Ineinander von Teilen und Ganzheit aus.
Auf das ökumenische Problem angewandt: Einheit ist nicht Uniformität,
Einheitlichkeit, Gleichförmigkeit. Verschiedenheit, Unterschiede und Differenz
sind legitim. Vielfalt ist eine Dimension der Katholizität der Kirche
63
60.3.

Kirche als Gemeinschaft der Heiligen
Begriff Communio  Gemeinschaft der Heiligen (Communio Sanctorum) „Ich glaube
an….., Gemeinschaft der Heiligen“
 nach Apostel ´Paulus  Diese Formel will in erster Linie die Gemeinschaft am
Heiligen, nämlich an den heiligen Gaben, Brot und Wein zum Ausdruck
bringen. = Die Teilnahme am Sakrament der Eucharistie

Aus der Teilnahme (koinonia/communio) am Heiligen (sancta = Heilige Gaben) folgt
die Gemeinschaft (koinonia, communio) der Heiligen (sancti = geheiligte Person, d.h.
die Glaubenden)  Theologisch will die Formel sagen: Teilhabe ist die Gemeinschaft mit
Christus
 Aus der Gemeinschaft mit Christus folgt die Gemeinschaft in Christus
 Die Eucharistie ist hierbei das von Christus selbst gewählte Zeichen und sein Instrument
 Sinn von Kirche als Gemeinschaft: Die Eucharistie ist Quellort der Kirche als Gemeinschaft.
Die Teilnahme an der Eucharistie ist daher nur im Rahmen einer Gemeinschaft, in der
Kirche, der man angehört, möglich.  Aus diesem Verständnis ergibt sich der unauflösliche
Zusammenhang von Eucharistie, Kirche und Kirchengemeinschaft
60.4.
Versöhnte Verschiedenheit
Im 20. Jhdt. gibt es unterschiedliche Einheitsvorstellungen

Der ökumenische Dialog führte zu der grundlegenden Erkenntnis, dass die Einheit
der Kirche im Leben und Wirken, in Tod und Auferstehung Jesu Christi
vorgegeben ist. Dennoch bleibt das eigene konfessionelle Erbe legitim. In ihm
äußert sich nämlich die Wahrheit des eigenen Glaubens in der Geschichte in
vielfältiger Weise.

So öffnet sich durch den Dialog der Raum für die Verschiedenheit der
Überzeugungen und Traditionen.

Einheit der Christen bedeutet keine Vereinheitlichung, keine unterschiedslose Einheit.
Verschiedenheiten werden nicht eingeebnet.

Die gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre hält nämlich fest, dass in
einigen schwierigen, bisher ungeklärten Fragen ein weiterer Dialog erforderlich sei
um zu einer Einheit in Verschiedenheit zu gelangen
64
60.5.
Kirchengemeinschaft nach der Leuneberger Konkordie
1973 Leuneberger Konkordie  Ziel: Wiederherstellung der zerbrochenen Gemeinschaft
unter Kirchen
Die an der Konkordie beteiligten Kirchen verschiedenen Bekenntnisstands gewähren
einander auf der Grundlage der Übereinstimmung im Evangelium Gemeinschaft an Wort und
Sakrament.
Wesensmerkmal dieses Modells ist die Beibehaltung der institutionellen
Eigenständigkeit der Kirchen und der Verzicht auf organische Union, die eine
körperschaftliche Vereinigung zweier oder mehrer bisher eigenständiger Kirchen nach sich
ziehen würde.
Die „Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre“ von 1999 hat nebenbei als Ziel des
lutherisch-katholischen Dialogs volle Kirchengemeinschaft festgehalten.
60.6.
Einheit und Kirchengemeinschaft
Die kath. Kirche tut sich mit dem Konzept von Kirchengemeinschaft derzeit noch schwer 
Inzwischen half aber der ökum. Dialog einiges zu klären. Daher ergibt sich aus kath. Sicht
folgendes Bild:
1. Schlüsselbergiff ist „Gemeinschaft“ im Sinne der Koinonia oder CommunioVorstellung
 Eucharistie als Sakrament der Einheit
 Wein und Brot = Blut und Leib
 Wir alle haben teil an dem einen Brot
 Gemeinschaft entsteht durch Teilhabe an Jesus Christus
2.
Kirchengemeinschaft entfaltet sich im gemeinsamen Bekenntnis das apostolische
glaubens, in der sakralen Gemeinschaft, in der Wort und Sakrament zugeordneten
Gemeinschaft im kirchlichen Amt
3. Vorstellung der Wort und Altar versammelten Gemeinde der Gläubigen erfordert und
setzt das Verständnis der universalen Gemeinschaft der beschöflich verfassten
Kirchen voraus.
4. Kirchengemeinschaft erfordert eine Erklärung über die gegenseitige Anerkennung der
Kirche als Kirchen.
 das Vat. II hat mit der Vorstellung von Elementen der Heiligung und der Wahrheit,
die außerhalb der kath. Kirche existieren, die notwenigen Grundlagen für die Klärung
dieser Frage gelegt (die Problematik des „substituts“)
65
5. Voraussetzung für die Wiederherstellung der vollen Kirchengemeinschaft bildet die
Überprüfung und Bearbeitung der bestehenden Lehrdifferenzen in Fragen des
Glaubens, der Sakramente und des Amts
6. Danach erscheint die Erklärung und Verwirklichung von Kirchengemeinschaft
möglich, die volle Eucharistiegemeinschaft einschließt.
Für ein solches Modell spricht das vom Vat II entwickelte Teilkirchen-Modell: Darin
besteht die eine und einzige Kirche in und aus Teilkirchen.
Nach der Lehre das Vat. II schließt also die in Christus gegebene Einheit der Kirche eine
Vielfalt von Orts- oder Teilkirchen nicht aus.
60.7.
Worauf auf es in nächster Zeit ankommt
In der gegenwärtigen Situation muss der Dialog der Liebe dem Dialog der Wahrheit neu den
Weg bereiten. Denn der Dialog der Wahrheit setzt eine Atmosphäre des Vertrauens voraus.
Welche neuen vertrauensbildenden Maßnahmen und welche konkreten Zeichen und Gesten
sind nötig, welche wünschenswert?
Ökumene ist Ökumene in der Wahrheit. Dabei müssen wir zurück zu den Quellen, vor
allem zur Heiligen Schrift und zur Liturgie. Wir müssen das, was die gemeinsame Basis ist,
neu vermitteln und die Unterschiede vom gemeinsamen Grund her neu verständlich machen.
Spirituelle Ökumene ist das Herz der Ökumene.
Die ökumenische Situation ist durch neue Fragmentierungen und zugleich durch neue
konfessionsübergreifende Gruppierungen und Netzwerke gekennzeichnet.
Praktische Zusammenarbeit ist schon heute auf vielen Gebieten möglich und als
gemeinsames Zeugnis auch nötig: im sozialen und karitativen Bereich, in ethischen
Fragen, im Bereich der Kultur, in der Friedensarbeit und vor allem in der Ökumene des
alltäglichen Lebens.
Dies sind Fragen, die für die ökumenische Arbeit der nächsten Jahre und für die Zukunft der
Ökumene von entscheidender Bedeutung sein. Dabei sind wir uns bewusst, dass man die
Einheit der Kirche nicht „machen" und nicht organisieren kann. Sie ist ein Geschenk des
Geistes Gottes; er ist der eigentliche Akteur der ökumenischen Bewegung. Wann, wo und
wie dies geschieht, ist seine und nicht unsere Sache. Doch hier und heute müssen wir das
Unsrige tun.
66
61.
Weitere Fragen
61.1.
Wie verhalten sich Kirche und Staat in den reformierten
Lutherkirchen?
61.2.
Wie ist die Stellung des ökumenischen Patriarchen von
Konstantinopel/Istanbul innerhalb der orthodoxen Kirche?







Hat eine Ehrenrolle
Reduzierte Jurisdiktion
Soll immer Türke sein – Problem
versteht sich als spiritueller Führer der Weltorthodoxie
ist damit Oberhaupt über etwa 300 Millionen Christen
Das Patriarchat ist als Primus inter pares (Erster unter Gleichen) zu verstehen.
Der Sitz des Patriarchats ist in Phanar in Istanbul
61.3.
Merkmale der byzantinischen Liturgie?
Der Byzantinische Ritus (auch Griechischer Ritus genannt) wird in den meisten
katholischen und orthodoxen Ostkirchen gefeiert. Die heilige Messe wird meist nach der
Form des Chrysostomus-Kanons („Göttliche Liturgie des hl. Johannes Chrysostomus“)
zelebriert, daneben gibt es auch die Form des Basilius-Kanons („Göttliche Liturgie unseres
hl. Vaters Basilius“), die vor allem in der Fastenzeit an den Sonntagen und Festtagen
zelebriert wird. An den Wochentagen der Fastenzeit wird die Präsanktifikaten-Messe
(„Liturgie der vorgeweihten Gaben“) gefeiert, die ein Wortgottesdienst mit
Kommunionspendung ist, der Missa Sicca des römischem Ritus vergleichbar. Eine weitere,
vierte Form nach dem Jakobs-Kanon wird inzwischen recht selten (heute nur noch am Fest
des hl. Jakobs) verwendet. Neben der ursprünglichen Liturgiesprache, Altgriechisch, werden
je nach Land auch viele andere Sprachen (Altslawisch, Rumänisch usw.) verwendet.
Zum Byzantinischen Ritus gehören sämtliche Gottesdienste der Kirchen byzantinischer
Tradition. Insbesondere werden so die Eucharistiefeiern der unierten Kirchen bezeichnet, die
der Heiligen und Göttlichen Liturgie folgen.
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